Bloody Eternity 2 von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 12: Heartbreak Hotel ---------------------------- Es war komisch für Aiden gewesen, plötzlich auf seine beiden Mitbewohnerinnen verzichten zu müssen. Es hatte ihm, nach all der Zeit, gefallen, nicht immer alleine zu sein, wenn er nach Hause kam, und jetzt musste er sich erst wieder damit arrangieren. Wie zu erwarten gewesen war, schaffte er das aber ziemlich gut – genug Erfahrung hatte er ja. Hin und wieder sah er Jane zwar, ließ sie aber größtenteils in Ruhe, wenn es nicht gerade um Recherchen bezüglich des Einbrechers ging; diesen zu fassen, hatte er nach wie vor fest vor. Ansonsten kam er gut mit seinen neuen Kollegen zurecht und beschäftigte sich viel mit der Überlegung, war er denn nun studieren sollte. Er führte Kontrollgänge bei den McCollins durch, entspannte sich aber mit der Zeit deutlich, als er nichts finden konnte. Anscheinend hatte sich weder der Antiquitäten Vampir noch sonst eine seiner Artgenossen in der Nähe des Anwesens aufgehalten. So vergingen zwei weitere Wochen, bis zu dem Vormittag, an dem Aiden vor dem Haus der beiden Damen stand, ohne die Tür geöffnet zu bekommen. Er war ein wenig verwirrt, weil das noch nie passiert war. Elizabeth war nicht da, das sah er an ihrem fehlenden Wagen, aber erstens war Janes Auto da und zweitens konnte er riechen, dass sie sich im Haus aufhielt. Wäre Logan bei ihr gewesen, hätte er ja verstanden, dass sie ihre Zweisamkeit genießen wollte, aber das war scheinbar nicht der Fall. Vielmehr bildete er sich ein, den Geruch ihres Blutes wahrzunehmen – seine Reißzähne, die gegen die Lippen pressten, sprachen sehr für diese Einschätzung. Alarmiert versuchte er, Jane auf dem Handy und am Festnetztelefon zu erreichen, bekam aber auf beiden Wegen keine Antwort. Er zögerte kurz, weil er ihr ja versprochen hatte, ‚das Stalking herunterzufahren‘, betrat dann aber den Garten und lief zu der Stelle, an der er ihr Zimmer wusste. Ein kurzer Seitenblick, schon war er die Wand empor geklettert und stand auf der kleinen Terrasse. Ihm war bewusst, dass er hier eigentlich nichts zu suchen hatte, weshalb er etwas zögerte, bevor er näher trat. Der Anblick, der sich ihm bot, schockierte Aiden über alle Maßen. Sie weinte. Jane weinte. Er hatte sie noch nie so gesehen, nicht mal, als sie herausgefunden hatte, dass sie sich in Richards Identität getäuscht hatte. In dem Moment war ihm vollkommen egal, was sie von ihm dachte, er wollte nur zu ihr, sie in den Arm nehmen und trösten. "Jane", rief er sie und klopfte gegen das Fenster. Sie war natürlich alles andere als begeistert, ihn zu sehen, doch das war ihm gleich. Ihm fielen ihre Verletzungen auf und seine Züge verhärteten sich abrupt. "Was ist passiert? Wer hat das getan? Ist Liz ok?", fragte er entsetzt weiter, da das für ihn ein schlüssiger Grund war, warum sie so aufgelöst war. "Bitte." "Meiner Mutter geht es gut", stellte sie sofort klar und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei vermied sie es, ihn anzusehen und blickte zum Fenster hinaus. "Ich konnte den verrückten Kunstliebhaber ausfindig machen und beseitigen. Der Fall ist somit abgeschlossen und erfordert keine weiteren Recherchen. Du brauchst dich also nicht weiter damit auseinanderzusetzen", fuhr sie in einer ungewöhnlich monotoner Art und Weise fort. Aiden starrte Jane ärgerlich an. Wie hatte sie vergessen können, dass sie gleich zwei Partner hatte, die ihr liebend gerne geholfen hätten, Logan zu befreien? Dass Gabriel nicht bei ihr gewesen war, konnte der Vampir riechen. Jane machte eine schwache, wegwerfende Handbewegung. "Dein Besuch heute ist demnach unnötig. Du kannst wieder gehen." Kaum hatte sie die Worte gesprochen, wandte sich wieder von ihm ab und schritt zur Tür, um ihre Worte zu unterstreichen Wäre sie einfach schlecht gelaunt und hätte ihn angeschnauzt, wäre das viel typischer für sie, aber dieser apathische Gesichtsausdruck, unterstrichen von tiefen Ringen unter den Augen und mangelnder Körperspannung, war ganz und gar nicht die Jane, die er kannte. "Was ist passiert? Und wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich dachte…" Er stockte, weil es ihn ihrer Meinung nach ja immer noch nichts anging, also wechselte er die Taktik. „Du hast nicht mal Gabriel eingeweiht“ – das konnte er riechen – „Er hätte bestimmt verhindern können, dass du so schwer verletzt wurdest. Was war gestern los? Du hast den Dieb doch, oder?" "Ich habe es vergessen", kam es brüchig, beinahe schon hauchend über ihre Lippen. Ihr Blick war dabei weiterhin leer und fixierte keinen klar ersichtlichen Punkt vor sich, was sie apathischer wirken ließ, als sie ohnehin schon aussah. Einzig allein die Tränen, die stumm ihre Wangen runterrannten, zeugten davon, dass sie momentan tatsächlich trauerte oder Schmerz verspürte. Aidens irritiert zusammengezogenen Brauen wanderten erschrocken in die Höhe, als er sah, dass ihre Augen wieder ganz glasig wurden, und sein vorwurfsvoller Kommentar blieb ihm im Halse stecken. Würde sie ihn doch lieber anschreien... Hätte er sie nur nicht derart bedrängt... "... Er hat Logan entführt und ich ... bin allein losgezogen, um ihn zur Strecke zu bringen", fuhr Jane leise fort und wandte sich langsam von ihm ab, um zum Bett zu schreiten und sich hinzusetzen. Allerdings zitterten ihre Beine bereits schon viel zu sehr und waren schwach, so dass sie über ihre eigenen Füße stolperte und auf die Knie fiel. "Ich habe ihn in Gefahr gebracht. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er so etwas nie durchmachen müssen... Nur wegen mir...", sprach sie halberstickt weiter, wobei sie eine Hand auf ihre Lippen legte und versuchte, den aufkommenden Schluchzer zu unterdrücken. "... ich kann ... ich konnte ihm das nicht weiter antun. Er sollte ein normales Leben führen und nicht eines mit mir - mit ... diesen Gefahren." Mitleid ertränkte seinen anfänglichen Ärger. Er hätte sie gerne beschwichtigt, ihr gesagt, dass das alles nicht stimmte und sie weiterhin mit Logan zusammen sein konnte. Er hätte alles gesagt, alles getan, nur, damit sie nicht mehr weinte. Aber Tatsache war, dass Jane sich diesen Weg ausgesucht hatte, und egal, wer ihn mit ihr gehen würde, wäre immer in Gefahr. Und das alles wegen Aiden selbst. Der Vampir zog die junge Frau in seine Arme und streichelte ihr behutsam über den Kopf. Wäre Jane nicht so sehr vom Schmerz und ihrem Kummer betäubt, hätte sie es niemals zugelassen, das wusste er. Da sie momentan allerdings völlig neben der Spur war, kaum noch etwas richtig registrierte und am Boden zerstört war, akzeptierte sie seine Nähe und Gesten ohne Weiteres. Sie schloss die Augen und ließ die Tränen schweigend über ihre Wange laufen, als er sie in seine Arme schloss. "Es tut mir wirklich leid... Für euch beide", sagte Aiden leise, was Jane jedoch kaum zu hören schien. Er machte sich wahnsinnige Vorwürfe. Nicht nur, weil er Janes Leben in eine Richtung gedrängt hatte, die es für sie praktisch unmöglich machte, eine normale Beziehung zu führen. Sondern vor allem, weil er sie in diesem ganz speziellen Fall nicht vor dem Schmerz hatte beschützen können. Hätte er schneller gehandelt, den Einbrecher schneller gefasst, hätte sie das nicht durchmachen müssen. Dass es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis etwas Ähnliches passiert wäre, war ihm klar, aber das betäubte seine Schuldgefühle nicht. Er sagte nichts mehr dazu, weil sowieso keine Worte sie trösten konnten. Schweigend drückte er sie einfach fest an sich. Er wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatten, als er spürte, wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Jane löste sich von ihm, ohne ihn anzusehen. Aiden strich ihr sanft das Haar aus der Stirn, bevor er den entgangenen Anruf ansah. Seine Arbeit. Verdammter Mist, seine Schicht hatte vor einer halben Stunde begonnen. „Entschuldige, ich muss kurz zurückrufen“, erklärte er, woraufhin sie nickte. Aiden ging auf ihren Balkon und tätigte ein paar Anrufe, in denen er eine familiäre Krise als Grund für seine Verspätung vorschob. Danach rief er widerwillig bei Gabriel an, sagte ihm jedoch nur, dass es Jane schlecht ging, sie nicht alleine sein sollte, und fragte, ob der Spanier kommen könne, weil Aiden andere Verpflichtungen hatte. Sie würde ihrem besten Freund zwar sicher von der Trennung erzählen, aber es war nicht Aidens Aufgabe, ihr das vorweg zu nehmen. „Entschuldige… Ich habe dich aufgehalten“, sagte Jane leise, als er ins Zimmer zurückkehrte. Inzwischen hatte sie sich auf den Rand des Bettes gesetzt. Sie sah so klein und zerbrechlich aus, und Aiden wollte sie nur wieder in den Arm nehmen. „Schon gut“, lächelte er schwach. „Ich muss jetzt gehen, aber ich habe Logan gebeten vorbeizukommen. Ich hoffe, das war in Ordnung.“ Zögernd nickte sie und zupfte an ihrer Schlafanzughose herum. Aiden wollte mehr tun, ihr die Trauer abnehmen, für die er verantwortlich war. Doch er konnte lediglich anbieten, ihr einen Tee zu kochen, und Gabriel einlassen, als er wenig später an der Tür klingelte. „Janie! Janie, was ist passiert?!“, verlangte der Spanier aufgebracht, als er seine beste Freundin sah. „Du musst mir sagen, was passiert ist.“ Schweigend schüttelte sie den Kopf, und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Gabriel drang noch ein bisschen auf sie ein, bevor er grummelnd aufgab. Er zögerte, dann verwandelte er sich kurzerhand in den riesigen schwarzen Wolf. Das Bett knarrte, als er sich darauf schob und den Kopf auf Janes Schoß schob. Er winselte leise, und ein schwaches Lächeln erhellte ihre Züge. Sie fing an, ihn zwischen den Ohren zu kraulen und zögerlich von der letzten Nacht zu erzählen. Aiden hatte das Gefühl, hier nichts zu suchen zu haben, und verließ leise das Zimmer. Ziemlich verspätet kam er schließlich in der Arbeit an, doch war er in Gedanken eigentlich wo anders. Aiden konnte einfach nicht vergessen, wie Jane ihn angesehen hatte. Natürlich war die Trennung noch ganz frisch und er wusste, wie sich so etwas anfühlte. Aber er kam nicht um den Gedanken herum, dass es vielleicht doch besser wäre, wenn sie mit Logan zusammen blieb, wenn die Trennung sie so sehr schmerzte. Er überlegte, mit dem Jungen zu sprechen, verwarf das aber schnell wieder. So verschossen, wie Logan in seine Freundin (oder jetzt: Ex-Freundin) war, war die Trennung wohl kaum von ihm ausgegangen, egal, was vorgefallen war. Aiden konnte sich sehr gut vorstellen, wie das ganze abgelaufen war. Logan hatte gesagt, dass er trotzdem bei ihr bleiben wollte, und Jane hatte darauf beharrt, dass sie besser getrennte Wege gehen sollten. Der Vampir seufzte leise, weil ihm dieses Verhaltensmuster so vertraut erschien. In dem Moment war es ihr wohl egal, was Logan wollte, weil sie sich einbildete, es besser zu wissen. Vielleicht würde Aiden mit ihr darüber sprechen, wenn es ihr wieder besser ging. Andererseits ging es ihn natürlich nichts an, und Jane wusste am besten, was sie brauchte. Im Moment jedenfalls wollte er nur für sie da sein, zumindest, wenn sie das zuließ. Zu diesem Zweck kehrte er direkt nach der Arbeit zurück zum Anwesen der McCollins. Gabriel war noch dort, also blieb Aiden draußen. Als der Werwolf ging, teilte er seiner Ablöse mit, dass Jane schlief und Elizabeth ausgegangen war. Mehr sprachen die beiden Männer nicht. Um sie nicht zu stören, setzte Aiden sich ins Wohnzimmer und las eine dort liegende Zeitschrift, um zumindest etwas zu tun zu haben. Derart beschäftigt, zuckte er heftig zusammen, als plötzlich ein Schrei durchs Haus schallte. Mit einem Sprung war er auf den Beinen, die Treppe hoch und in Janes Zimmer. Schnell war er zu ihrem Bett gegangen, wobei er sich angespannt umsah, aber da war nur die junge Frau, die bleich und erschrocken in ihrem Bett saß und ihn ansah wie ein Gespenst. "Ai...den?", hauchte Jane beinahe stumm und blickte mit angsterfüllten Augen in seine Richtung. „Ja, ich bin hier. Keine Angst.“ Behutsam strich er ihr über den Kopf, dann ging er neben dem Bett in die Knie und nahm ihre Hand. "Ist alles ok? Ich hab dich schreien gehört und dachte… Entschuldige", unterbrach er sich, als ihm auffiel, dass er nachts ungefragt in ihr Zimmer gekommen war. "Nein... Es tut mir leid", entgegnete die Brünette auf seine Entschuldigung hin, da sie ja diejenige gewesen war, die ihn mit dem Schrei wohl erschrocken hatte. "Ich... habe lediglich schlecht geträumt..." Aiden rieb sich den verspannten Nacken. Sie so aufgelöst zu sehen, machte ihn eindeutig nervös. "Es ist alles ok, dir kann nichts passieren", versprach er sanft und drückte ihre Hand, bevor er diese losließ und wieder aufstand. "Versuch, weiter zu schlafen, ok?" Er lächelte sie aufmunternd an, dann wollte er das Zimmer schon wieder verlassen. "A-Aiden...!", hielt sie ihn zurück, doch als der Angesprochene sie ansah, schien sie selbst nicht so genau zu wissen, was sie sagen wollte. Folglich schwieg die Brünette einen Augenblick, ehe sie sich ein wenig an das Bettlacken krallte und ihn erneut mit glasigen Augen ansah. "Kannst du... Bleibst du bei mir...?", fragte die Jägerin den Vampir leise und biss sich daraufhin ein wenig auf die Unterlippe. Mehr als überrascht sah er sie einen Moment an, bevor er nickte. "Ja… Ja, natürlich", sagte er, ging zögerlich zu ihr zurück und setzte er sich zu ihr aufs Bett. Noch immer neben sich stehend betrachtete Aiden das Gesicht der jungen Frau neben sich. Es war nicht so, dass er ihr keine Gesellschaft leisten wollte. Er hätte alles gemacht, um ihr zu helfen. Wenn sie ihn gebeten hätte, Logan zu entführen und hierher zu bringen, hätte er das ohne zu zögern getan. Nur hätte er eben nicht gedacht, dass sie ausgerechnet seine Nähe als hilfreich empfinden oder auch nur bewusst zulassen könnte. Logischer wäre ihm noch erschienen, dass sie ihn bat, ihre Mutter anzurufen. Wahrscheinlich war das Ganze nicht wirklich bewusst, machte er sich klar, als er sich gegen die Rückwand des Bettes lehnte. Sie stand wohl immer noch unter Schock und war im Halbschlaf. Aber genau das machte ihre Reaktion so ehrlich und rührte ihn, obwohl es ihn gleichzeitig traurig machte. Als sie sich in seine Richtung drehte, strich er ihr noch mal sanft das Haar aus der Stirn. Mit einem geflüsterten 'Danke' ließ sie die Augen zufallen. "Für dich immer", erwiderte er leise. Er hätte sie gerne wieder in den Arm genommen, hatte aber das Gefühl, das wäre doch sehr unpassend, wo er sowieso schon mitten in der Nacht in ihrem Bett saß. Sie hatte zwar die Augen geschlossen, aber an ihrer Atmung und ihrer Körperhaltung konnte Aiden erkennen, dass sie nicht einschlief. Beunruhigt biss er sich auf die Unterlippe. Er wusste wirklich nicht, wie weit er im Moment mit dem Versuch, ihr zu helfen und sie zu trösten, gehen konnte, ohne die Grenze zu überschreiten, die sie selbst gezogen hatte. Also beschloss er, ihr die Wahl selbst zu überlassen: "Willst du über deinen Traum reden?" Die junge Frau öffnete langsam wieder ihre Augen und kauerte sich ein bisschen zusammen. "Meine Mutter... wurde von dem Verrückten entführt und von ihm gebissen", begann sie nach einem längeren Zögern zu erzählen, wobei ihre Stimme wie bröckelnder Stein klang. "Ich bin sofort zu ihr gerannt, habe versucht ihr zu helfen, doch es war zu spät..." Das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen und sie hielt den Worten immer wieder inne, um zu schlucken. "Und dann...", fuhr sie leise hauchend fort. "Waren meine Hände voller Blut, bevor sich vor mir eine riesige Blutlache und ein Berg mit den Leichen... Meiner Eltern und Freunden bildete." Sie presste die Lippen aufeinander, ehe sie ihren Oberkörper ein wenig aufrichtete und ihren Gegenüber mit traurig und verzweifelt ansah. Ihr Blick löste in ihm den naiven Wunsch aus, ihr die Augen zuzuhalten. Dieser durchgeknallte Bastard hatte sie gebrochen - Und das war indirekt Aidens Schuld. Aber er zwang sich, sie weiter anzusehen, sie zumindest durch seine Anwesenheit zu unterstützten. Im Zusammenhang mit dem, was passiert war, war dieser Traum nur zu verständlich. Ihre Familie, und dazu hatte Logan auch gezählt, solange er ihr Freund war, war ihr so wahnsinnig wichtig. Aiden hatte ja gesehen, wie sie auf Elizabeths Entführung reagiert hatte. Und jetzt wieder ein Mitglied aus diesem Kreis so direkt in Gefahr zu sehen, musste niederschmetternd sein. "Bin ich egoistisch und naiv, weil ich glaube, dass ich ein normales Leben führen kann - obwohl ich meine Mitmenschen durch meine bloße Anwesenheit in Gefahr bringe?", kam es fragend über ihre Lippen, während die erste Träne bereits über ihre Wange rollte. Jedoch kam sie ihm mit einer Antwort zuvor, in dem sie ein humorloses 'Hah!' von sich gab und sich kopfschüttelnd durch die Haare fuhr. "Was frage ich dich eigentlich...? Natürlich bin ich egoistisch und naiv... Wie kann ich daran zweifeln, wenn es doch so offensichtlich ist? Ich bin... wirklich ein schlechter Mensch." Ihr hartes Schnauben ließ ihn wieder zu ihr Blicken. Als er ihre Worte hörte, verdüsterte Aidens Gesicht sich, obwohl er an ihrer dünnen Stimme hörte, dass sie erneut den Tränen nahe war. "Sag so etwas nie wieder, Jane", verlangte er streng. "Du bist ein ganz wundervoller Mensch und es ist absolut nicht deine Schuld, was passiert ist." ‚Es ist meine Schuld‘, dachte er, aber er brachte es immer noch nicht über sich, das zu sagen, damit sie aufhören konnte, zu jagen und in Frieden leben konnte. Wie so oft siegte schlussendlich jedoch seine Feigheit. Nicht unbedingt die Angst zu sterben, sondern eher der Wiederwillen, Jane noch mehr zu verletzen. Egal, was sie sonst für ihn empfand, gerade vertraute sie ihm, und er wollte ihr das nicht auch noch wegnehmen. "Du verdienst es, glücklich zu sein, mehr als viele andere. Nur ist dein Weg eben schwerer als der von vielen anderen. Aber das war nur ein Traum, es geht ihnen allen gut. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen.“ Als Jane nicht antwortete, fuhr Aiden sanfter fort: „Du hast ein normales Leben verdient und das Recht, es dir zu wünschen. Ich wünschte für dich, es könnte einfacher sein... Aber so, wie die Dinge liegen, wirst du immer hart arbeiten müssen, um deine Liebsten zu beschützen. Aber du bist stark, mutig und intelligent. Du schaffst das. Und du solltest wissen, dass du es nicht alleine versuchen musst. Ich bin immer für dich da, egal, was passiert. Und Liz und Gabriel und Eldric und all deine Freunde. Weil du das Risiko wert bist." Sie senkte langsam den Kopf und schloss die Augen, so dass die letzten Tränen direkt auf das Bettlacken fielen, ehe sie einmal tief durchatmete und sich mit zittrigen Fingern die Haare hinters Ohr strich. "Dass du das alles zu mir sagen kannst, obwohl ich dich immer so - ekelhaft behandelt habe ist wirklich erstaunlich", sprach sie leise, wobei ein dünnes, kaum merkliches und mit Trauer benetztes Lächeln auf ihren Lippen lag. "Ich habe das eigentlich gar nicht verdient." "Du musst es dir nicht verdienen, dass man nett zu dir ist", belehrte er sie, jetzt wieder mit einem kleinen, selbstironischen Lächeln. "Und du hast gute Gründe, mich so zu behandeln." Er erwartete keine Gegenleistung für sein hingebungsvolles Verhalten ihr gegenüber, das hatte Aiden ihr ja schon oft zu erklären versucht. Auch jetzt war er nicht bei ihr, weil er hoffte, dass sie dann wieder netter zu ihm war, sondern einfach, damit es ihr besser ging. Eigentlich wäre es ihm sogar ganz recht, wenn sie ihn am nächsten Morgen gehörig anschnauzte, denn das wäre ein deutliches Indiz dafür, dass sie wieder auf dem Damm war. Statt ihn anzumotzen, legte sich die Brünette langsam wieder hin, wobei sie sich diesmal von Aiden wegdrehte und ein wenig zusammenkauerte. "Denkst du... es wäre besser, wenn ich mit dem Jagen aufhöre?", flüsterte sie leise. Diese Frage traf Aiden unerwartet, und er überlegte eine Weile, bevor er antwortete. "Ich bin nicht begeistert davon, dass du überhaupt Jägerin bist, aber das weißt du ja", fing er behutsam an. "Allerdings denke ich nicht, dass du wegen jemand anderem aufhören solltest, sondern nur, wenn du wirklich deinen Frieden mit... Mit dem Mörder deines Vater geschlossen hast. Sonst würde es dich wohl nur immer weiter verfolgen, meinst du nicht?" "Kann sein", murmelte sie leise gähnend und wollte eigentlich noch zu einem weiteren Satz ansetzen, der jedoch vollends unterging, da sie in den Schlaf abdriftete. Schnell bemerkte Aiden, dass Jane eingeschlafen war, und ein sanftes, erleichtertes Lächeln umspielte seine Lippen. Im Moment war es wirklich das Beste für sie, wenn sie sich erholte und ihre wirren, ungesunden Gedanken sortierte. Kurze Zeit später wich sein Lächeln jedoch, als er merkte, dass er nicht wusste, was er jetzt machen sollte. Sie hatte nicht gesagt, dass er gehen sollte (was sicher auch daran lag, dass sie einfach eingeschlafen war), aber hier bleiben konnte er ja wohl nicht. Oder etwa doch? Das Haus hätte er sowieso nicht verlassen, denn er wollte auf jeden Fall in der Nähe sein, wenn sie wieder schlecht träumte. Eigentlich hatte er aber geplant, auf der Couch oder dreistesten Falls in seinem alten Zimmer zu schlafen, nicht jedoch in Janes Bett. Die Vorstellung behagte ihm nicht wirklich, aber wenn sie Angst hatte, wollte er nicht, dass sie alleine aufwachte, denn Elizabeth war noch nicht nach Hause gekommen. Er wälzte das ganze so lange hin und her, bis Jane ihm einfach die Entscheidung abnahm. Sie murmelte etwas Unverständliches im Schlaf, rutschte näher zu ihm und schmiegte sich an seine Seite. Völlig verdutzt starrte Aiden dieses ziemlich obskure Schauspiel an. Schlief er vielleicht schon, oder kuschelte sich dasselbe Mädchen, das ihn praktisch mit dem Nudelholz aus dem Land hatte jagen wollen, gerade vertrauensvoll an seine Seite? Vorsichtig unternahm der Vampir einen Fluchtversuch, aber sie runzelte die Stirn und hielt sich an seinem Shirt fest, also seufzte er, gab auf und machte es sich leidlich bequem. Dabei legte er, ein wenig gewagt, seiner Meinung nach, die Hand auf ihre Schulter und streichelte diese abwesend. Sie konnte schon wirklich süß sein... Und er dachte das ziemlich oft, fiel Aiden gerade auf. Es dauerte eine Weile, bis Aiden seine Gedanken und seine Nervosität so weit im Griff hatte, dass er selbst schlafen konnte, aber schließlich fielen ihm die Augen zu. Irgendwann in der Nacht musste er sich aus seiner zum Schlafen doch recht unbequemen Sitzposition in eine bequemere Liegestellung begeben haben, sodass er neben Jane aufwachte, als er einige Stunden später die Augen aufschlug. Sie hatte noch immer recht besitzergreifend den Arm um seine Brust geschlungen und er streichelte ihr verschlafen durch das unordentliche Haar. Als sie sich rührte, zuckte er jedoch ertappt zurück. Verdammt, was machte er denn da? "Entschuldige...", murmelte die junge Frau, die sich sofort von ihm löste, als sie bemerkte, wie nah sie beieinander lagen. "M-macht nichts... Tut mir eher leid, dass ich hier geschlafen habe", erwiderte er, offensichtlich deutlich verlegener als die Frau neben sich. Sobald sie ihn losließ, trat er die Flucht aus ihrem Bett an und stand rasch auf. Dabei fuhr er sich durch die wahrscheinlich chaotischen Haare und sah betont von ihr weg. Janes Blick fiel auf die Uhr, wobei sie realisierte, dass es bereits Morgen war. Sie sah Aiden ein wenig verblüfft an. "Wieso bist du noch hier…?", wollte sie wissen. "Warst du etwa die ganze Nacht hier?" "Ja, ich war die ganze Nacht hier. Du hast..." Er machte eine wage Geste von ihr zu seiner Brust, welche sie noch vor wenigen Sekunden umklammert hatte. "Und ich wollte dich nicht aufwecken. Du konntest den Schlaf wirklich gebrauchen." Als er das sagte, musterte er ihr Gesicht. Sie sah nicht mehr so apathisch aus und sprach nicht mehr ganz so wehleidig und gequält wie am letzten Abend, das hielt er schon mal für ein gutes Zeichen. Auch, dass sie ihm gegenüber nicht mehr so anhänglich war (Obwohl ihn das, wenn er ganz ehrlich war, nicht übermäßig gestört hatte), bedeutete wohl, dass sie wieder etwas mehr bei sich war. „Oh. Entschuldige. Du hättest mich wirklich kurz aufwecken und einfach gehen können." Jane entschuldigte sich überraschend oft, was ihn leicht schmunzeln ließ. Ganz so abgebrüht war sie dann wohl doch nicht. "Solange ich dich nicht gestört habe, ist doch alles ok", lächelte er aufmunternd und möglichst unbefangen. "Wie geht es dir?", wollte er trotzdem wissen, bevor er sie alleine ließ, damit sie sich fertig machen konnte. Von ihrem Blick auf die Uhr wusste er, wie spät es war, und dass er noch etwas Zeit hatte, bis er zur Arbeit musste. "Es geht schon", erwiderte sie, bevor sie sich träge erhob. Allerdings überschätzte sie sich ein wenig, weshalb sie leicht ins Schwanken kam und einen kurzen Moment benötigte, um das Gleichgewicht zu finden. Sein Lächeln erstarb sofort, als er sah, wie sie schwankte. Er war schon fast bei ihr, als sie sich fing und nur die Hand an den Kopf legte. "Bist du dir sicher? Du siehst noch blass aus. Soll ich dir was zu essen bringen? Oder zumindest Tee oder Kaffee?" "Ich habe schon genug von deiner Zeit in Anspruch genommen und du hast bestimmt Besseres zu tun, nicht wahr? Ich kriege das schon irgendwie hin. Du brauchst also nicht weiter hier zu bleiben", fuhr sie fort, ohne ihren typisch schroffen Unterton und blickte ihn sogar mit einem Hauch Dankbarkeit an. "Ich habe noch etwas Zeit, bevor ich in die Arbeit muss. Du hast gestern bestimmt nichts gegessen, oder?" Sie musste gar nicht antworten, er konnte es sich lebhaft vorstellen, und kommentierte diese Tatsache mit einem unzufriedenen Blick, obwohl er es auch irgendwie verstand. "Wenn du duschst und dich umziehst, mache ich dir was zu Essen. Nur ein bisschen was, ok?", versprach er sofort, da er sich vorstellen konnte, dass sie gerade keine Lust auf Rührei mit Speck, Würstchen, Bohnen und all dem anderen Zeug hatte, die er ihr am liebsten vorgesetzt hätte. Außerdem wäre er sich nicht sicher, ob er das überhaupt schmackhaft hinbekommen würde. Da sie sowieso keine Wahl hatte und er sie gar nicht erst zur Wiederrede kommen lassen wollte, drehte er sich um und ging in die Küche, wo er ihr einen Tee kochte und Früchte für einen Obstsalat kleinschnitt. Er wusste nicht, ob er es so hinbekommen hatte, wie sie es ihm damals gezeigt hatte, aber immerhin war er fertig, als sie eine Weile später in die Küche kam. Aiden beobachtete Jane misstrauisch, als sie sich an den Tisch setzte. Nach der Dusche war ihr Haar nicht mehr so zerzaust und die gröbsten Spuren der Tränen waren verschwunden, aber sie sah immer noch blass aus und war schwach auf den Beinen. Doch sie lächelte, als sie den Obstsalat sah, und das war den Aufwand schon wert gewesen. Sie griff zur Gabel und stach in ein Stück Apfel, mit der sie dann auf Aiden deutete, während sie sagte: "Du kannst wirklich ohne Bedenken zur Arbeit gehen, Aiden. Außerdem ist meine Mutter Zuhause.“ Dann aß sie den Apfel und legte Gabel auf den Teller, um nach dem Tee zu greifen, den Aiden ihr hingestellt hatte. "Ich werde auch zur Arbeit gehen, aber ich muss noch nicht los", erklärte er, als ihm auffiel, dass sie wohl von seiner ´Stalkermanier` darauf geschlossen hatte, dass er bei ihr bleiben wollte. Grundlegend hatte sie da Recht, aber nachdem er am letzten Tag schon seine Pflichten verletzt hatte und es ihr ein wenig besser zu gehen schien, würde er das heute nicht mehr tun. "Als was arbeitest du denn eigentlich genau?", wollte sie dann von ihm wissen und trank wieder einen kleinen Schluck Tee. "Als Aushilfe in einem Supermarkt. Regale auffüllen, im Lager helfen und so. Heute kommt die Lieferung für morgen, deswegen muss ich hin", erklärte er, immerhin war ja Sonntag. Aiden vermutete, dass sie nicht aus echtem Interesse fragte, sondern um die Stille zu vertreiben und nicht wieder ins Grübeln zu geraten. "Wieso machst du das eigentlich? Ich meine, nach dem Richard-Auftrag müsstest du doch noch genug Geld haben, oder??", wollte sie wissen, was verständlich war, immerhin kannte sie ihn nicht als verschwenderische Person. "Na ja... Was sollte ich sonst den ganzen Tag tun? Du hast klar gemacht, dass du mich nicht den ganzen Tag bespaßen willst, also brauche ich doch eine Beschäftigung", erklärte er in einem vorsichtigen Versuch von Humor. Wenn sie jetzt die Augen verdrehte, würde er das als Fortschritt werten. Dann antwortete er aber ernsthaft: "Erstens sind die Reisen, die ich üblicher Weise unternehme, ziemlich teuer. Außerdem möchte ich möglichst bald eine etwas ansprechendere Unterkunft. Die Wohnung, in der ich gerade bin, ist zwar ok, aber nur eine Übergangslösung. Und London ist eben kostspielig. Aber ich habe die letzten... Sechzig, siebzig Jahre nicht wirklich etwas Nützliches gemacht, und das möchte ich jetzt ändern. Deswegen die Überlegung, zu studieren", klärte er sie auf. "Hast du dich schon für ein Fach an der Universität entschieden?" "Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Vielleicht Sportpädagogik oder Sportpsychologie, mal sehen. Ein bisschen Zeit habe ich ja noch für die Anmeldung." Fast ein wenig missmutig sah Jane ihn an, bevor sie aufstand und begann, den Tisch abzuräumen. Dabei deckte sie den Obstsalat ab und stellte ihn in den Kühlschrank, von dem sie nicht mehr als ein Scheibchen Apfel probiert hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr und beschloss gerade, dass es Zeit war, aufzubrechen - Immerhin sollte er wohl auch noch duschen und sich umziehen - Als Jane ihn ansprach. "Übrigens...", begann sie leise, nachdem sie die Tasse in die Spülmaschine gelegt hatte. Sie zögerte einen Moment und wagte es nicht, Aiden anzusehen, da es ihr ein wenig schwer fiel, das Folgende zu sagen. "Danke für gestern und für gerade eben", fügte sie leise hinzu. "Was immer dir hilft", versprach er sanft lächelnd, dann stand er wirklich auf und streckte sich. "So, ich werde dich jetzt auch alleine lassen. Ist es ok, wenn ich nachher nochmal komme?", fragte er aus Höflichkeit. Falls sie das nicht wollte, würde Elizabeth ihn hoffentlich über den Zustand ihrer Tochter auf dem Laufenden halten. "Ich schätze, es ist okay", antwortete Jane überraschenderweise, sodass diese Informationskette nicht nötig sein würde. Die Erlaubnis freute Aiden, sodass er sich erleichtert verabschiedete. An der Tür bat er Jane, noch ein wenig zu essen, dann machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Da es ihr schon ein wenig besser zu gehen schien, war Aiden nicht mehr so abgelenkt von seinen Gedanken an Jane. Seine Kollegen waren zwar neugierig, aber er blieb bei der vagen Aussage, die er als Erklärung geliefert hatte, und schließlich akzeptierten das. Inzwischen wussten sie ja, dass er äußerst sparsam mit Informationen über sein Privatleben war, was daran lag, dass es auffallen würde, wenn ein so ´junger` Mann von einem Leben berichtete, das schon viel zu lange dauerte. Da sagte er lieber gar nichts. Nach der Arbeit erledigte er noch ein paar Dinge und kehrte für eine Weile in seine Wohnung zurück, bevor er sich zu seinem ´Krankenbesuch` bei den McCollins aufmachte. Ausnahmsweise war Aiden sogar erleichtert, dass Gabriel da war. Im Moment war es besser für Jane, nicht alleine zu sein. Sie hatte am letzten Abend so seltsame Gedanken gehabt, und er war sich sicher, dass die Anwesenheit ihrer Mutter und ihres besten Freundes sie beruhigte. Wie schon erwartet, öffnete Elizabeth ihm, und er unterhielt sich ein wenig mit der Ärztin, jedoch nur ganz kurz über deren Tochter ("Wie geht es ihr?" - "Etwas Besser, denke ich."). Jedoch merkte sie, trotz seiner Zurückhaltung, natürlich sofort, dass ihr Gast eigentlich nur nach Jane sehen wollte, und sagte ihm, dass sie oben mit Gabriel fernsah. Er lächelte entschuldigend, dann ging er hoch und klopfte an der Tür. Seine Züge erhellten sich sofort, als er sah, dass Jane etwas aß. Vielleicht hätte er ihr lieber ein Glas Nutella oder so zum Frühstück hinstellen sollen. "Wie geht es dir?", fragte er, nachdem er sie herzlich und den Werwolf mit einem knappen, aber nicht unfreundlichen Nicken begrüßt hatte. Solange Gabriel Jane nützlich war, konnte er den Jungen an ihrer Seite akzeptieren. "Ich hab einen Kübel voll mit Eis, eine Flasche Schokoladensauce und eine große Schale voller Erdbeeren neben mir. Was denkst du, wie es mir geht?", erwiderte sie etwas sarkastisch auf Aidens Frage hin und schob sich auch gleich einen weiteren Löffel Eis in den Mund. Ihre sarkastische Antwort ließ Aiden die Brauen hochziehen und dann schief grinsen. "Ich schätze, du stehst kurz vor einem Zuckerschock", erwiderte er gelassen. Er sah ihre sarkastische Erwiderung als gutes Zeichen, waren doch solche Worte wesentlich mehr Janes Ding als dieses Betteln nach Bestätigung und Fürsorge, dass sie am letzten Abend gezeigt hatte. Nicht, dass es ihn gestört hätte, ihr zu geben, was sie gebraucht hatte, aber so war er es eben gewöhnt. "Das, oder ich krieg Diabetes oder Karies", erwiderte die junge Frau unbekümmert, als sie mit einem völlig seriösen Gesichtsausdruck nach der Schokoladensauce griff und einen kräftigen Schuss davon in den Eiskübel spritzte und einen Löffel davon aß. Die Tatsache, dass sie einen Teil ihrer Kaltschnäuzigkeit wiedererlangt hatte, deutete darauf hin, dass sie im Verlauf des Tages erneut einen Fortschritt gemacht hatte. Aiden lächelte sie liebevoll an, die verwirrten Blicke ignorierend, mit welchen Gabriel die Konversation der beiden anderen bedachte. Vertrauter, als er das noch vorgestern gewagt hätte, schlenderte er in das Zimmer, blieb neben dem Bett stehen und sah interessiert auf den Fernseher, auf dem gerade der Mittelteil eines Films zu sehen war. Als Jane sein Interesse bemerkte, deutete sie dem Spanier an, ein wenig rüber zu rutschen und klopfte neben sich aufs Bett, um zu zeigen, dass Aiden sich setzen konnte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, länger zu bleiben. Aber wenn Jane ihn schon einlud, konnte er es wohl annehmen - Vor allem in Anbetracht des blöden Gesichts, das ihr Schoßhund zog, als er für ihn rüber rücken musste. So setzte er sich auf den Rand des Bettes und sah den Film, den er inzwischen als „Forest Gump“ identifiziert hatte. Während Tom Hanks immer wieder in den Regenwald rannte, um seine Kameraden zu retten, erkundigte Jane sich beiläufig nach Aidens Tag. Während er antwortete, runzelte Gabriel irritiert die Stirn und blickte zwischen den Beiden hin und her, weil ihm das ungewöhnlich vorkam. Es verwirrte ihn sichtlich, sie so 'nett' einem Vampir gegenüber zu sehen – besonders gegenüber diesem speziellen Exemplar, das sie doch so verletzt hatte. Allerdings bestätigte es ihm wiederum, dass ihr momentaner Gemütszustand nicht auf die leichte Schulter genommen werden konnte. Als sie sich dann auch noch für den Obstsalat bedankte, den der Blutsauger ihr am Morgen zubereitet hatte, hielt ihr bester Freund endgültig für geistig nicht zurechnungsfähig. Zuerst saß Aiden etwas da, aber nach einer Weile lehnte er sich ein wenig zurück und gab die Abwehrhaltung auf. Immerhin hatte er die letzte Nacht hier verbracht, also war es jetzt schon zu spät für Galanterie. Wäre das vorher nicht passiert, hätte er sich bei einer ähnlichen Einladung einen Sessel neben das Bett gezogen. Den Rest des Films verfolgte das ungleiche Trio schweigend, bis Gabriels Handy bei der Hälfte der Handlung klingelte. Ihre Gastgeberin hielt den Film an, während der Werwolf auf den Flur ging, um sich in Ruhe zu unterhalten. "Hast du eigentlich nicht noch etwas Anderes oder Wichtigeres vor?", wollte Jane von Aiden wissen, als sie alleine waren. Diese Frage ernüchterte ihn wieder, aber er zuckte nur lächelnd die Schultern. "Nein, ehrlich gesagt habe ich nichts anderes vor. Stört es dich, dass ich gekommen bin?" "Huh? Nein. Ich dachte nur ....", antwortete die Brünette, wobei sie kurz innehielt und scheinbar nachdachte. Im Normalfall wäre ihre Frage ganz offensichtlich ein Versuch gewesen, ihn aus dem Haus zu komplementieren. Doch so, wie sie jetzt dreinschaute, hatte sie scheinbar nicht daran gedacht, sondern tatsächlich nur wissen wollen, ob sie Aiden nicht von irgendetwas abhielt. Die junge Frau kam jedoch nicht dazu, ihre Antwort auszuformulieren, da Gabriel wieder ins Zimmer kam und sich entschuldigte, um anschließend das Anwesen der McCollins zu verlassen. Als der zweite Bett-Besetzter sich dann aus noch aus dem Staub machte, trug das nicht unbedingt zu Aidens Wohlbehagen bei, und er stand ebenfalls auf. Jetzt aber in menschlicher Geschwindigkeit, nicht so rasant wie am Morgen. "Vielleicht sollte ich dann auch gehen. Dir scheint es ja besser zu gehen..." Er wollte sie eigentlich immer noch nicht alleine lassen, aber ihre Mutter war ja da und sie hatte ihn mit ihrer Frage doch sehr verunsichert. Jane sah sie ihn etwas überrascht an und griff, rein instinktiv und unüberlegt, nach seinem Handgelenk - offensichtlich mit dem Ziel, ihn aufzuhalten. Es dauerte einen Augenblick, bis sie realisierte, was sie getan hatte, sodass sie erst blinzelte und dann sofort von ihm abließ und ein wenig zurückwich. "Uhm.. Du brauchst nicht zu gehen, wenn du... nicht willst oder nichts Anderes vorhast oder so...", kam es etwas verlegen und kaum hörbar über ihre Lippen, während sie sich die Haare hinters Ohr strich und wieder zum Fernseher blickte, der jetzt etwa den letzten Viertel des Filmklassikers zeigte. "Aber du kannst natürlich auch gehen. Ich meine... es zwingt dich niemand zu bleiben", fügte sie dann noch schnell hinzu. Es war nicht so, dass er unbedingt gehen wollte. Er war bloß davon ausgegangen, dass ihr aufgefallen war, wie sehr er sie doch nervte, und er wollte sie in ihrem Zustand nicht noch zusätzlich stressen, indem er ihr seine Gesellschaft aufdrängte. Wenn diese ihr aber half, würde er sie ihr sicher nicht entziehen. "Ich würde aber gerne bleiben, wenn ich darf", erwiderte er daher sanft, bevor er fragte, ob er sich wieder auf ihr Bett setzen durfte. Sie fand das wohl albern, aber für ihn war das halt nicht selbstverständlich. Als er wieder Platz genommen hatte, sah er Jane kurz nachdenklich an. Irgendwie... Hätte er sie gerne wieder in den Arm genommen. Da das aber wohl zu viel des Guten gewesen wäre, lehnte er sich einfach zurück und sah den Rest des Films. Jane griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszumachen, bevor sie aufstand und nach dem Essen griff, welches sie vorhin zur Seite gelegt hatte. Mit einer Kopfbewegung deutete sie Aiden an, ihr zu folgen. Ohne etwas zu sagen, begab sie sich runter in die Küche, um die Lebensmittel aufzuräumen und nahm dann ein paar Utensilien heraus, die sie auf der Kücheninsel ausbreitete. "Da ich heute das Abendessen vorbereiten will, kann ich dir ja gleich mal zeigen, wie man ein Hauptgericht zubereite", schlug die Jägerin vor, die sich wohl an das spielerische Interesse des Vampirs am Kochen erinnerte. Sie drückte ihm die Zutaten für Club-Sandwiches in die Hände und begann zu erklären und ihm die Arbeitsschritte aufzuzeigen. Aiden war ein wenig überrascht, doch er hielt das für eine Art Beschäftigungstherapie, der sich Jane gerade unterzog, um nicht ständig an die Trennung zu denken, und er hatte nichts dagegen, ihr zu helfen. Das ausgesuchte Rezept schien nicht allzu anspruchsvoll, trotzdem tat der Kochschüler sein Bestes. Während er Eier in Scheiben schnitt, fragte er beiläufig: "Und…? Hast du darüber nachgedacht, ob du das Jagen wirklich aufgeben willst?" Er wusste, dass es gefährlich war, dieses Thema anzusprechen, aber es interessierte ihn, zu welchen Schlüssen sie diesbezüglich kam. Immerhin betraf ihn das direkt selbst, genauso wie ihre gemeinsame Zukunft und Beziehung. "Hm? Oh...", zögerte Jane, während sie nachdenklich auf das Messer in ihrer Hand und die Tomate auf dem Schneidbrett blickte. "Ich schätze… Ich mache weiter. Einerseits wäre die jahrelange Arbeit für Nichts und andererseits, wäre die... Trennung von Logan umsonst." Ihre Antwort überraschte Aiden nicht, obwohl es für ihn vieles einfacher gemacht hätte, wenn sie ihre Arbeit an den Nagel gehängt hätte. Bisher hatten sie noch nicht direkt über Logan geredet, weshalb er sehr vorsichtig war, als er diesen ansprach: "Na ja, aber wenn du aufhören würdest, könntest du doch zu ihm zurückkehren, oder nicht? Und umsonst würde ich deine Arbeit nicht nennen, immerhin hast du vielen Menschen geholfen und gefährliche Vampire unschädlich gemacht." Er wollte sie weder in die eine, noch in die andere Richtung beeinflussen sondern erstens wissen, wieso sie sich für eine gewisse Handlungsart entschied und zweitens, ihr andere Sichtweisen, die ihr in ihrer momentanen Verfassung vielleicht gar nicht in den Sinn kamen, aufzeigen. Ihm war bewusst, dass sie, wenn sie weiter jagte, früher oder später darauf kommen würde, was er getan hatte. Aber selbst in diesem Bewusstsein wollte er sie nicht dazu drängen, mit dem Jagen aufzuhören. Wenn es ihr Seelenfrieden bringen würde, ihn zu töten, sollte es wohl so sein. Er war zwar nicht scharf auf den Tod, aber so hätte es wohl wenigstens einen Sinn, und er könnte seine Schuld zumindest teilweise begleichen. Es ihr selbst sagen, konnte er aber nicht. Er war einfach nicht mutig genug für einen Selbstmord. "Nun, das ist ein weiterer Grund, weshalb ich mich dazu entschieden habe, weiterzumachen. Wenn ich durch meine Arbeit als Jägerin verhindern kann, dass weitere Menschen umkommen oder solche Erfahrungen durchmachen müssen, wie ich es getan habe, dann lohnt es sich, weiterzumachen. Außerdem ist dieser Job ein Teil von mir, den ich nicht einfach so ablegen kann. Dementsprechend ist eine ... 'normale' Liebesbeziehung, also... eine weiterführende Beziehung mit Logan... nicht möglich", erwiderte die Brünette, wobei sie gegen Ende kurz innehielt und immer leiser wurde. Man konnte es praktisch hinter Janes Stirn rattern sehen, und was dabei am Ende rauskam, gefiel Aiden so gar nicht. Zwar war er selbst der Meinung, dass sie sich einen stärkeren Mann suchen musste, aber das hieß nicht, dass sie keine normale Beziehung führen konnte. Auch glaubte er nicht, dass ihre Persönlichkeit zwangsläufig mit dem Dasein als Jägerin verknüpft war. Sicher, es war ein Teil von ihr, aber einer, den sie zurücklassen konnte, wenn sie es denn wollte. Jedoch sah er davon ab, weiter auf dieses Thema einzugehen, als ihm auffiel, wie schwach Janes Stimme geworden war. Er berührte sie kurz an der Schulter und sah sie entschuldigend an. "Tut mir leid, dass ich damit angefangen habe", sagte er leise. Sie war einfach noch nicht so weit, darüber nüchtern zu sprechen, das hätte ihm klar sein müssen. Statt weiter auf dem Thema herumzureiten, stellte Aiden ihr fast schon ungehörig viele Fragen über die Produktion von Club-Sandwiches, bis sie halb lachend, halb genervt verkündete, dass es jetzt reichte, es würde sich ja nicht um eine Wissenschaft handeln. "Das sieht wirklich nicht schlecht aus", lobte sie ihn mit einem schwachen Lächeln, um anzuzeigen, dass sie nicht wütend war, ehe sie ihm die Zutaten für die Sauce in die Hand drückte und ihm die Anweisungen für die Mengen und Zubereitungen gab. "Gefallen dir Filme wie Forrest Gump?", wechselte Aiden das Thema, um das Gespräch nicht einschlafen zu lassen. "Ich schätze schon. Es ist eine willkommene Abwechslung zu den sinnlosen Ballerfilmen oder 'unlustigen' Comedyfilmen", erwiderte die Brünette und strich sich die Haare hinters Ohr. "Und falls du dich wunderst, weil Forrest Gump irgendwie auch eine Romanze ist: Ja, ich mag teilweise kitschige Romanzen." Die Rechtfertigung bezüglich des Romantik-Anteils ließ Aiden schmunzeln, doch anstatt darauf einzugehen, meinte er schlicht: "Ich finde die Beziehung in diesem Film eher tragisch als romantisch." Er war keineswegs überrascht davon, dass sie Romanzen mochte, immerhin war sie ein Mädchen, und er hatte ja gesehen, wie sie sich verhielt, wenn sie verliebt war. In der Hinsicht war sie wohl doch typisch Frau - Immerhin hatte sie soeben aus Liebeskummer ganz klischeemäßig einen Kübel Eis gegessen - Was absolut nichts Schlechtes war. Meistens freute er sich sogar, wenn er derart ´weibliche` Seiten an ihr entdeckte, etwa ihre Vorliebe fürs Kochen oder für Blumen. "Da gebe ich dir Recht. Selbst wenn Forrests IQ unter dem eines normalen Menschen liegt, so hat er ein großes Herz. Auch wenn er durch die Umstände mit Jenny reich wurde und einiges erlebt hat... Sie hat ihn nicht verdient", meinte die Jägerin, wobei Aiden aufmerksam wurde, als Jane ein wenig ins Stocken geriet. Eigentlich führten sie ja nur ein unverfängliches Gespräch über einen Film, sodass ihr trauriger Gesichtsausdruck ihm ganz und gar nicht gefiel. "Man muss es sich auch nicht verdienen, geliebt zu werden", sagte er ihr zum zweiten Mal, diesmal wesentlich strenger. Sie konnte doch jetzt nicht alles Negative, das in ihrer Umgebung passierte, auf sich projizieren, das war ungesund. "Was ich meinte, war viel mehr, dass er sein ganzes Leben lang sie geliebt hat, und als er sie dann endlich hat, wird sie ihm wieder weggenommen. Aber manchmal muss man wohl einfach die Zeit genießen, die einem gegeben ist, weil das Schicksal einem nicht mehr zugestanden hat... Oder so", beendete er seine kleine Ansprache ungeschickt, wobei er über sich selbst lachte und sich durch die Haare fuhr. Eigentlich hatte er das jetzt weder auf Jane, noch auf sich selbst beziehen wollen, aber irgendwie passte es doch auf ihre jeweiligen Situationen; sie musste lernen, die Zeit mit Logan als vergangen anzusehen und als Erinnerung zu genießen (Immerhin hatte sie es ja selbst beendet) und ihm hatte das Schicksal einfach nicht ´mehr` zugestanden. Nach einer Weile hatten die beiden zwei Club-Sandwiches gezaubert und den Tisch gedeckt, bevor Elizabeth runterkam und sich mit ihrer Tochter an den Tisch setzte. Als die Ärztin hörte, dass Aiden beim Kochen geholfen hatte, sah sie ihn überrascht, aber gleich danach dankbar lächelnd an, nachdem sie ihre positive Meinung zum Essen geäußert hatte. Immerhin half er Jane so, sich abzulenken und ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Ihre gemeinsame Mühe hatte sich gelohnt, denn Elizabeth schmeckte es. Aiden grinste die beiden Damen an und rieb sich etwas verlegen den Nacken. "Vielleicht lass ich das mit dem Studium und fange eine Ausbildung als Koch an. Was meinst du?" "Solange ich nicht dauernd als Vorkoster dienen muss", entgegnete Jane, wobei sein Kommentar es sogar schaffte, ihr ein kleines Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern. Sie aß nur etwa die Hälfte ihres Sandwiches, doch war es mehr als am Vortag und Morgen, weshalb Elizabeth nichts dazu sagte und die gegessene Menge akzeptierte. Außerdem hatte sie Unmengen an Süßem verdrückt, sodass die Kalorienanzahl gedeckt war. "Wo genau ist denn eigentlich deine neue Bleibe? Hast du dich gut eingelebt?", wollte Elizabeth von Aiden wissen. Er nannte die Adresse in Ealing und lud beide Frauen ein, ihn zu besuchen, obwohl er nicht glaubte, dass sie kommen würden. Jane hätte wohl kaum Lust dazu und die elegante, noble Elizabeth in seiner kleinen Single-Bude... Das war irgendwie eine absurde Vorstellung. "Na ja, es ist nicht besonders groß, also geht das mit dem Einleben schnell. Ich bin nicht oft dort, wenn ich ehrlich bin", erzählte er offen weiter. Das hatte er schon so gehalten, als er noch in dem Hostel gewohnt hatte, die meiste Zeit war er unterwegs. Im Haus der McCollins hatte er sich deutlich öfter aufgehalten, als er noch hier Gast gewesen war, was natürlich an den Bewohnerinnen lag, nicht am Komfort ihres Hauses. Er konnte sich schon denken, dass Elizabeth ihn noch länger beherbergt hätte, hätte e darum gebeten, aber er hatte einfach nicht weiter zur Last fallen wollen. Nach dem Abendessen half Aiden Jane beim Abräumen, während ihre Mutter den Abwasch erledigte. Das hieß für ihn, dass es Zeit wurde zu gehen. Bevor er diesen Ansatz (aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei) in die Tat umsetzen konnte, hielt Jane inne und drehte sich zu ihrem Hausgast um. "Uhm... bleibst du noch oder musst du los?", wollte sie von Aiden, wobei ihre Stimme kaum lauter ein Flüstern war. Sofort erhellten sich seine Züge und er fragte: "Darf ich noch bleiben?", weil er wusste dass es einfacher für Jane war, wenn sie ihn nicht direkt bitten musste, nicht zu gehen. "Ich wollte dir ja ohnehin meine DVD-Sammlung zeigen und wir könnten uns... die Harry Potter Filme ansehen?" Strahlend nickte er seine Zustimmung. Sie verabschiedeten sich von Elizabeth und kehrten in Janes Zimmer zurück. Dort öffnete sie einen seitlich aufschiebbaren, in die Wand eingebauten Schrank, sodass ein großes Regal mit unzähligen, sortierten DVDs zum Vorschein kam. "Such dir ein paar aus, die du dir Zuhause ansehen und mitnehmen willst", meinte Jane und pickte die Harry Potter-Filme heraus. "Hast… Du die wirklich alle gesehen?", fragte Aiden, sobald er die Sprache wieder gefunden hatte. "Huh? Ja, klar. Etwas Anderes würde keinen Sinn machen, oder?", erwiderte die Brünette mit einer hochgezogener Augenbraue. "Kein Wunder, dass du dir da keinen Lieblingsfilm aussuchen kannst." Er grinste sie kurz an, dann zog er neugierig die eine oder andere DVD aus dem Regal, während Jane den ersten Film einlegte. Nach einer Weile hatte Aiden drei Actionfilme und eine Komödie ausgesucht, die er sich ausleihen würde. Das würde für ihn wahrscheinlich ewig und drei Tage reichen. In der Zwischenzeit hatte es Jane sich auf dem Bett gemütlich gemacht, und Aiden setzte sich neben sie, sodass sie den ersten Teil der Saga starten konnten. Während der Pause, in der sie die DVD wechselten, diskutierten sie die eine oder andere Stelle der Filme, und die Stunden schienen zu verfliegen. Als die erste Prüfung des vierten Films anstand, spürte Aiden, wie Janes Kopf an seine Schulter sank. Zuerst dachte er, sie wäre wach, und war entsprechend etwas verwirrt, doch als er merkte, dass sie schlief, lächelte er nur und ließ sie in Ruhe. Irgendwie hatte er sich daran wohl schon ein wenig gewöhnt. So sah er sich die restlichen Prüfungen und Voldemorts Wiedergeburt alleine an. In der Zwischenzeit hatte Jane sich an seine Seite gekuschelt und er hatte den Arm um sie gelegt - nur, damit sie sich besser fühlte, natürlich. Als dann der falsche Moody enttarnt war und alle nach Hause fuhren, angelte Aiden nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten. Jetzt stand er wieder vor der Überlegung, ob er gehen sollte (er könnte ja in seinem alten Zimmer schlafen, falls sie wieder schlecht träumte), oder ob er einfach hier blieb. Letzteres erschien ihm wahnsinnig dreist, aber andererseits... Sie schmiegte sich so vertrauensvoll an ihn... Und sie sah immer noch so erschöpft aus, dass er sie wohl eigentlich nicht aufwecken sollte... Seufzend und mit einem leicht schlechten Gewissen legte er sich zum zweiten Mal zurück, um neben Jane zu schlafen. Zuerst wusste Aiden nicht, was ihn geweckt hatte. Verschlafen murmelnd öffnete er die Augen, doch trotz der Müdigkeit war er sich einen Moment später der Situation wieder halbwegs bewusst. "Tschuldige, dass ich... Hey, was ist?", unterbrach er sich mit rauer Stimme, als er merkte, dass Jane an seiner Seite zitterte. Sie blinzelte ein paar Mal, atmete ein wenig flacher und benötigte einen Moment, um ihre verwirrten Gedanken ein wenig zu besänftigen. Allerdings gelang ihr das nicht wirklich, weshalb sie instinktiv ihren Arm fest um Aiden schlang und ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. Seine Hand, die bis dahin auf ihrem Rücken geruht hatte, legte sich jetzt auf ihren Hinterkopf und streichelte diesen. "Wieder ein Traum...? Es ist alles gut. Niemandem passiert etwas. Ich pass auf euch auf, ok?", flüsterte er ihr sanft zu und nahm ihre Hand auf seiner Brust in seine. Ihre Hand, die in seiner lag, übte ein wenig Druck aus und sie flocht ihre Finger zwischen seine, als sie sich noch ein wenig an ihn schmiegte und leicht nickte. Die junge Frau schloss langsam die Augen, während sie keinerlei Anstalten machte, sich von ihm zu entfernen oder ihre Hand aus seiner zu lösen. Vielmehr schmiegte sie sich enger an ihn. Es dauerte nicht lange, bis sich Janes Gesichtszüge entspannt hatten und sie wieder ihren ruhigen Schlaf fand. Voller Mitleid für Janes Zustand senkte Aiden den Kopf, bis er ihr einen Kuss auf ihren Scheitel drückte. "Es wird alles gut", bekräftigte er nochmal leise, den Druck ihrer Finger erwidernd. In diesem Moment schwor Aiden sich, nicht nur sie, sondern auch ihre Liebsten beschützen, solange es in seiner Macht stand. Er wollte sie nie wieder so am Boden zerstört sehen wie vorgestern, egal, was er dafür tun musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)