Bloody Eternity 2 von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 15: Bodyguard --------------------- "Gaspard also...", murmelte Jane und lehnte sich ein wenig auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer zurück. Sie hielt den Steckbrief des Vampirs in der Hand, während die anderen Unterlagen auf dem Couchtisch verstreut waren. Gabriel machte es sich wie immer neben ihr bequem, während Aiden mit verschränkten Armen stehenblieb. "Wie es aussieht, ist das nicht der erste angekündigte Angriff. Er hat das in den letzten sechs Monaten schon zwei Mal gemacht. Das erste Mal war er auf einer Versteigerung und danach auf einem Klavierkonzert. Beide Male gab es nur Verletzte, aber keine Toten." Sie legte die Kurzzusammenfassung wieder auf den Tisch und griff nach dem Blatt, auf dem der Auftrag stand. Sie las ihn und besah sich das Bild des ausländischen Politikers, dessen Bodyguard sie fungieren sollten. Außerdem lag das Programm des Gala-Dinners dabei, auf dem der Täter erscheinen wollte. "Wir werden am Wochenende wohl auf eine Benefizveranstaltung gehen", meinte die Jägerin und händigte den Männern einen Flyer der Veranstaltung aus. "Ihr solltet also schon mal eure Anzüge rausholen. Wir wollen ja nicht gleich komplett mit dem Zaunpfahl winken." Bei diesen Worten blickte sie zu Aiden, da sie sich nicht sicher war, ob er noch die Garderobe besaß, die sie damals gekauft hatten. Ansonsten würden sie wohl wieder einen kleinen Abstecher in die Stadt machen müssen. Der Vampir hatte im Stehen gelesen, und lehnte sich jetzt etwas vor, um sie direkt angrinsen zu können. "Dann hab ich endlich mal Gelegenheit, den Anzug zu tragen, den du für mich ausgesucht hast.“ Das sparte ihnen einige Zeit, sodass sie nickte. „Hoffen wir nur, dass er noch keinen Motten zum Opfer gefallen ist“, erwiderte sie. „Ich achte darauf wie auf meinen Augapfel.“ Jane öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als Gabriel sich räusperte und mit den Fallakten wedelte. „Ich unterbreche euer Schwelgen in Erinnerungen nur ungern, aber wir jagen hier einen Psycho, falls ihr euch erinnern wollt.“ „Ja. Natürlich“, räusperte Jane sich und fuhr sich durch die Haare, bevor sie nach den nächstbesten Dokumenten griff, die sie bekommen konnte. Sie stellten sich als die Fernsehzeitung heraus, die sie dann doch wieder weglegte. Aiden ignorierte den Fauxpas und verdrehte lediglich die Augen, als hielte er Gabriel für einen Spielverderber. Gabe unterdessen hatte die Unterlagen mit den bisherigen Fällen in der Hand und tippte darauf herum. "Es ist nur merkwürdig, dass man immer noch kein Motiv für diese Anschläge hat. Irgendetwas muss er dabei doch erreichen wollen, sonst würde er sich nicht so direkt an den Zirkel wenden", überlegte er. "Möglicherweise ist es so, wie wir es vorhin besprochen haben. Ich meine, es wäre doch logisch, wenn er einen bestimmten Jäger sucht, aber nicht an ihn rankommt", vermutete Jane und ließ ihren Blick erneut über die Berichte der beiden vergangenen Tatorte schweifen. Dabei stellte sie fest, dass sie sowohl die Versteigerungshalle, als auch das Konzerthaus bereits besucht hatte. Es handelte sich um bekannte Adressen, die für eine breite Masse zugänglich waren. "Vermutlich hast du Recht.“ Aiden kam um das Sofa und nahm den Raumplan vom Couchtisch. „Wir sollten uns vorher auf jeden Fall den Veranstaltungsort ansehen. Und meinst du, wir könnten mit den Überlebenden sprechen? Vielleicht erinnert sich der eine oder andere ja an eine Auffälligkeit oder dergleichen." "Gute Idee", stimmte Jane zu. "Was die Überlebenden angeht... da denke ich nicht, dass es uns etwas bringen wird. Immerhin sind die besten Zeugen dieser Fälle die beauftragten Jäger und diese haben ihr Wissen haargenau in den Akten beigefügt", fuhr sie fort, wobei sie ihren Blick zu Gabriel schweifen ließ, der ebenfalls die Papiere durchging, um sich die wichtigsten Stichpunkte zu merken. „Dann können wir eigentlich loslegen, oder?“, meinte der Spanier. „Sieht so aus“, erwiderte Jane ernst. Das Trio hatte sich auf einen Wochentag geeinigt, an dem sie das angesagte Hotel besichtigen konnten, in dem die Benefizveranstaltung stattfinden würde. Sie vermerkten sich die wichtigsten Dinge, sprachen mit dem Personal und trafen sich am Freitag, also am Tag der Veranstaltung, bei Jane. Natürlich hätten sie sich direkt vor Ort treffen können, doch aufgrund der aufwändigen Garderobe war es einfacher, wenn einer der Männer fuhr und sie genug Zeit hatte, um sich vorzubereiten. Wie immer waren die beiden pünktlich vor der Haustür. Jane öffnete ihnen in einem bordeauxfarbenen, bodenlangen Kleid. Während sie ihren cremefarbenen Mantel überzog musterte sie ihre Begleiter. Kurz stutzte sie, als sie Aiden so schick und im Anzug sah. Es war ein eigenartig, ihn so zu sehen. Sonst trug er immer nur Jeans und ein Shirt. Doch war es ein durchaus ansehnlicher Anblick, den er so bot. "Ihr seht... gut aus", sagte Jane. "Und du siehst absolut umwerfend aus", erwiderte Aiden voller ehrlicher Bewunderung. "Und das Kleid zerreißt beim Laufen nicht. Wie praktisch", fügte er, jetzt leicht grinsend, hinzu. Damit bezog er sich auf den Schlitz, der die Seite des Kleides bis zur Mitte ihres Oberschenkels teilte. Ein Schmunzeln legte sich auf Janes Lippen, als sie an ihre erste, sehr kurze gemeinsame Jagd dachte. Damals hatte sie die unpraktischen Schuhe einfach in eine Ecke gepfeffert. Die darauf folgenden Ereignisse hatten sie tief geprägt. Auch Gabriel kam nicht umhin, anerkennend zu pfeifen, als er seine beste Freundin in dem schicken Aufzug sah. Er grinste sie frech an, worauf die Brünette lachte und ihm sanft in die Schulter boxte. Anschließend wandte sie sich an ihre Mutter, um sich mit einem kleinen Kuss auf die Wange zu verabschieden – natürlich mit den obligatorischen Worten, dass sie gut auf sich aufpassen würde. Vor der Haustüre hielt sie kurz inne, als sie sah, dass Aidens Krawatte etwas verkrümmt war. "Warte mal", wies die junge Frau ihn an, während Gabriel sich bereits auf den Beifahrersitz plumpsen ließ. Mit fragendem Blick blieb Aiden vor Jane stehen, sodass sie seinen Schlips richten konnte. Sie strich seinen Anzug an seiner Schulter glatt und lächelte ihn an, ehe sie ihm mit einer kurzen Kopfbewegung andeutete, ihr ins Auto zu folgen. Da Jane mit ihren Absätzen unmöglich fahren konnte, übernahm Aiden den Taxiservice. Vor dem Hotel ließ er Jane und Gabriel raus, um einen Parkplatz in der Tiefgarage zu suchen. Jane sah sich mit ihrem besten Freund ein wenig um, damit sie sich ein gutes Bild von Örtlichkeiten machen und Auffälligkeiten vermerken konnten. Während die Gäste eintrudelten, geschah allerdings nichts Spannendes. Es waren scheinbar allerlei wichtige Gäste anwesend, nicht nur Politiker, sondern auch Reiche, Prominente und solche, die es gerne wären. Irgendwer drückte ihnen Sektgläser in die Hand, die Jane missmutig betrachtete – sie wollte ihre Hände frei haben – während Gabriel der Meinung war, sie könnten sich ruhig ein paar Schlucke genehmigen. Zwischen den Freunden entstand eine kleine Diskussion, bis Aiden zurückkehrte und fragte: "Habt ihr unseren Schützling gesehen?" "Nein, aber man hat uns gesagt, dass man uns abholen wird." Eine Weile später wurden sie von einem Mann im Anzug geholt, der sie in ein Nebenzimmer führte, in dem sie Instruktionen bekamen und sich mit dem Sicherheitsteam des Politikers absprechen sollten. Der schien jedoch alles andere als angetan von der Aussicht, noch mehr Personal um sich herum zu haben. "Das sind fast noch Kinder", wurde er nicht müde zu betonen. Der mit Sicherheit älteste Anwesende auf dieser Party nahm die Beschwerden mit seinem üblichen Schmunzeln zur Kenntnis. Jane dagegen war nicht amüsiert. "Wir mögen in Ihren Augen zwar Kinder sein, doch wissen wir uns besser zu verteidigen, als Sie sich selbst. Sonst würden Sie unsere Dienste nicht in Anspruch nehmen, nicht wahr?", konnte sich die Jägerin nicht zu sagen verkneifen, wobei ein zuckersüßes Lächeln auf ihren Lippen lag. Gabriel, der direkt hinter ihr stand, räusperte sich kurz, um sein Lachen zu überdecken. Zwar war der Schützling alles andere als begeistert, doch sah er ein, dass die Worte der jungen Frau der Wahrheit entsprachen, sodass er sich ergab und mit seinen Bodyguards auf die Veranstaltung ging. Das Jäger-Team hielt einen gewissem Abstand, damit sie dem Herren nicht auf die Pelle rückten und er den Abend doch irgendwie genießen konnten. Dennoch versuchten sie, alles stets im Auge zu behalten. Um nicht allzu auffällig zu wirken, hakte sich Jane sogar bei Aiden ein, um die Fassade eines Paares abzugeben. Aiden sah kurz zu ihr runter, lächelte dann aber nur und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das nicht Geschehen. "Mit dir sollte man sich wirklich nicht anlegen", flüsterte er amüsiert. „Ich versuche, meinen Job zu machen, und kann solche Kommentare nicht gebrauchen“, erklärte sie schlicht, während ihr Blick über die Köpfe der Gäste schweifte. Sie rümpfte die Nase. Es war offensichtlich, wie ekelhaft und gespielt freundlich alle miteinander umgingen oder wie sie untereinander konkurrierten und mit ihrem Ruhm oder Hab und Gut herumprahlten. "Ich habe völlig vergessen, wie ich den Großteil solcher Veranstaltungen hasse.“ "Und das liegt nicht nur daran, dass dir die Füße in diesen Schuhen weh tun?", fragte er sie neckend. Als sie die Augen verdrehte, lachte er und fuhr fort: "Ich fand so etwas auch immer ziemlich langweilig und hab mich weggeschlichen, sobald ich konnte. Zumindest, als ich noch ein Jugendlicher war." „Was für ein arroganter Sack“, beschwerte Gabriel sich halblaut, als er sich den beiden anschloss. Sein genervter Blick lag auf ihrem Schützling. „Er hat mich gerade gefragt, ob ich morgen nicht zur Schule müsste!“ Jane seufzte genervt die Augen, während Aiden ein Lachen nicht unterdrückte. Die beiden kabbelten sich ein wenig, doch die Vampirjägerin behielt den Politiker im Auge. Gerade, als ihr Schützling sich mit einem älteren Ehepaar unterhielt, konnte die Brünette für einen kurzen Augenblick eine vorbeihuschende Gestalt in der Menschenmenge entdecken. Allerdings hatte keine Glatze erkennen können. Hatte sie sich geirrt oder hatte sich Gaspard in der kurzen Zeit womöglich sogar ein Toupet zugelegt? Was immer es war, sie mussten der Sache nachgehen. "Da war etwas", meinte sie leise. Sie wies sie Gabriel – trotz seiner Widerworte und seines Sträubens – an, näher bei dem Politiker zu bleiben, ehe sie sich von Aiden. Sie durchquerte den weitläufigen Saal, um eine gute Beobachtungsposition zu finden. Allerdings konnte sie keine weiteren verdächtigen Bewegungen ausmachen, weshalb sie neben einem hohen Fenster, stehen blieb und die Arme verschränkte. War es bloß Einbildung gewesen? Nein, wohl kaum. Ihr Blick flog auf der Suche nach Aiden, Gabriel und ihrem Schützling über die Menschenmasse. Am anderen Ende des Raumes entdeckte sie ihn, an Gabriels Seite. Ihr bester Freund bemerkte ihren Blick und nickte ihr zu – als er im nächsten Moment von völliger Dunkelheit verschluckt wurde. Ein Schrei ging durch die Menge, unterbrochen von zerberstendem Glas. Einzelne Rufe nach einem Techniker wurden laut, zusammen mit empörten Kommentaren. Jane gehörte zu den Geistesgegenwärtigen, die ihre Handys hervorzogen, um Licht zu erzeugen. In dem diffusen Licht der Displays schien die Menge vor ihr zu einer Masse aus Angst zu erstarren. Sofort war ihr bewusst, dass es dort kein Durchkommen gab. Fluchend machte sie sich daran, den Saal am Rand zu umrunden. Sie hielt sich nicht mit Entschuldigungen auf, während sie sich durch die Leiber boxte. Wütendes Gemurmel folgte ihr, doch Jane kannte nur ein Ziel: Gabriel und ihr Schützling. Sie hatte gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als die große Treppe zu den oberen Stockwerken in ihr Gesichtsfeld rückte. Eine Gestalt schob sich aus der Menge auf die Stufen, unter dem Absperrband hindurch. Jane hielt die Person für einen Elektriker und schenkte ihr keine Beachtung – bis sie im fahlen Licht der Handys bemerkte, dass sie sie direkt anstierte. Sie stierte zurück in ein Gesicht, das haarloser nicht hätte sein können: Gaspard! Sofort änderte sie ihre Richtung. Der Vampir beobachtete sie einen Moment lang ausdruckslos bei ihrem Kampf gegen die Massen von ängstlichen Menschen. Dann war er mit der flüchtigsten Bewegung die Treppe hinauf verschwunden. Die Stufen mündeten in einen breiten Flur. Gerade noch sah sie die Tür an dessen Ende zufliegen. Sie fluchte über die verdammten Stöckelschuhe, als sie auf ihr Ziel zu rannte. Die Tür war nur angelehnt und sie spähte durch den Spalt in das Zimmer. Doch die Öffnung war zu klein, um wirklich etwas zu sehen. Fluchend sah sie auf den Flur zurück. Wo zur Hölle blieben Aiden und Gabriel? Sie beschloss, keine Zeit damit zu verschwenden, auf ihre Partner zu warten, und stürmte den Raum. Begrüßt wurde sie von einer verschwommenen Bewegung in dem mondbeschienenen Ballsaal. Sie wich Gaspards Krallen durch eine Hechtrolle aus und riss ihre Clutch empor. Direkt aus dem Täschchen bewarf Jane den Glatzkopf mit vier fingerlangen Messern, um ihn auf Abstand zu halten. Er duckte sich vor dem giftigen Silber, und Jane nutzte en Moment, um einen Sicherheitsabstand zu gewinnen. Gleichzeitig zückte sie ihre Pistole, die sie – mit einem weiteren, großen Messer und einer Packung Munition – an ihrem Oberschenkelband befestigt hatte. Mit festem Griff richtete sie ihre Waffe gegen ihren Kontrahenten, um gleich zweimal abzufeuern, doch war er schnell genug, um auszuweichen und direkt neben ihr zu erscheinen. Eine weitere Hechtrolle über den rutschigen Boden bewahrte sie vor Schlimmerem als dem Verlust einiger Haarspitzen. Allerdings fiel ihr so die Pistole aus der Hand und schlitterte einige Meter von ihr weg, direkt vor den wandhohen Fenstern. Fluchend sprintete Jane zu der Waffe. So sah sie gerade noch aus dem Augenwinkel, wie ein Schatten hinter ihr vorbei raste. Erneut ließ sie sich fallen und rollte in Deckung hinter einem Tisch, um die neue Lage zu sondieren. In der Mitte des mondbeschienenen Saals flogen Schatten umher, so schnell, dass sie kaum erkannte, was geschah. Erst, als eine der Gestalten zu Boden gerissen wurde, realisierte sie atemlos und mit geweiteten Augen realisierte sie, dass es sich um Aiden handelte. Die beiden Männer schlitterten über den polierten Boden und knallten gegen die Wand, gaben sich aber keine Verschnaufpause, als sie sich wieder aufrichteten. Ein verschwimmender Schatten, ein wildes, fast tierisches Knurren und die Vampire waren wieder übereinander. Kurz sah Jane sprachlos zu, bevor sie zu sich kam und sich nach ihrer Waffe umblickte. Sie hechtete hinüber und visierte den Glatzkopf an, doch die beiden bewegten sich zu schnell. Sie konnte nicht sicher sein, Aiden nicht zu erwischen. Bevor sie entscheiden konnte, was sie tun sollte, begegnete sie Gaspards Blick. Seine Augen leuchteten rot, und etwas in seiner Körperhaltung schien sich zu verschieben. Mit einem Ruck sprang er über Aiden hinweg auf sie zu – ihre Gelegenheit, ihm den Gar auszumachen! Sie zielte genau auf die Stelle, wo sein totes Herz ruhte und wusste, dass sie ihn erwischen würde. Doch in dem Moment schoss eine Hand hervor, packte Gaspards Fuß und schleuderte ihn kurzerhand durch eines der Fenster nach draußen. „Spinnst du? Ich hätte ihn geha…“ Jane blieben die Worte im Halse stecken, als sie Aidens Blick sah. Seine Augen schienen zu brennen mit allen Feuern der Hölle – doch sah er nicht sie so an, sondern jemanden an der Tür. Sie entdeckte dort einen völlig unbekannten Vampir und hob erneut die Waffe. „Wer sind Sie?“, blaffte sie den Fremden an. Aiden interessierte das nicht. Er ging bereits auf den Fremden los, mit einer Wut, die Jane selten an ihm gesehen hatte. Der Anblick war wie aus einer Parallelwelt, in der sie sich nicht bewegen, nicht eingreifen konnte. "Hör auf damit! Ich will ihr nichts tun!", brüllte der andere Vampir, als er merkte, dass er gegen den viel älteren Aiden keine Chance hatte. Als hätte seine dreiste Lüge sie aus ihrer Trance erweckt, zückte sie das Messer. Sie musste Aiden helfen. Gerade, als sie auf die beiden Blutsauger zustürmen wollte, ließ ein Geräusch hinter ihr sie herumfahren. Für eine Sekunde sah Jane, wie Gaspards Schatten sich über dem zerbrochenen Fenster vor der Dunkelheit des Nachthimmels erhob. Dann machte sie einen Hechtsprung zur Seite, um seiner Attacke auszuweichen. Zu spät sah sie die Scherben, in die sie gesprungen war. Ein stechender Schmerz färbte ihre Welt für eine Sekunde rot, bevor das Adrenalin sie weitertrieb. Sie drehte sich gerade noch zur Seite, als Gaspards Klauen den Boden spalteten, wo ihr Kopf gerade noch gelegen hatte. Keuchend schmiss sie ein Messer nach ihm, schaffte es diesmal sogar ihn am Hals zu kratzen. Fauchend wich er zurück. Der Schnitt auf seiner Haut zischte und sein Blick flog hektisch durch den Raum. Aiden war von seinem zerschundenen Kontrahenten aufgesprungen und rannte auf sie zu. Gabriel tauchte in dem Moment in der Tür auf und stieß ein tiefes Knurren aus, und Jane zückte ihre Messer. Selbst der fremde Vampir rappelte sich schwerfällig auf die Beine. Gaspard fluchte, zögerte noch eine Sekunde… Doch als Aiden mit einem wilden Fauchen auf ihn zustürzte, verschwand er mit einem Windhauch in der Nacht. Ein Knurren und das leiseste Kitzeln von Fell auf ihrer Wange, und Gabriel hatte ihm nachgesetzt. Jane rappelte sich ebenfalls auf, bereit, den übernatürlichen Wesen zu folgen. Der stechende Schmerz, den sie bisher ignoriert hatte, ließ sie zusammenfahren und ihre Hand zu ihrer Seite fliegen. Schnell klebte ihre zittriger Hand vor feuchtem, lauwarmem Blut. In dem Moment war Aiden an ihrer Seite, seine Hand auf ihrem Rücken. "Bist du verletzt? Du siehst... Mein Gott, Jane!", entfuhr es ihm erschrocken, als er ihre roten Finger sah. "Nein, nein. Mir geht es gut. Wie sieht es bei dir aus? Wie geht es Gabe?", antwortete die junge Frau sofort. "Es... geht schon...", kam es mit gepresst über ihre schmerzverzerrten Lippen. Ihr Atem wurde schwerer und als ihr Blick verklärte, sank sie gegen Aiden. Der Vampir fing sie und brachte sie sanft zu Boden. "Jane!" Schwerfällig ordnete sie die Stimme dem zweiten Vampir zu und beobachtete, wie er näher kam. Irgendetwas an seiner Gestalt, seiner Art zu gehen, rührte etwas in ihr an… Doch ehe sie es zuordnen konnte, spürte sie ein kaltes Prickeln auf ihrer Haut und sah auf. Es war Aidens Gesicht, das über ihr schwebte, und doch war etwas darin falsch. Wie eine schlechte Kopie, die sich von Sekunde zu Sekunde zu verhärten schien. Sein sanfter Griff um sie wurde härter. Spinnengleich wanderte seine Hand zu ihrer Wunde, badete die Finger in ihrem Blut. „Aiden…“, hauchte sie, nur Mitleid in der Stimme. Und im nächsten Moment durchschoss sie ein unglaublicher Schmerz, als sie aus Aidens Armen gerissen wurde. Ihr Blick verschwamm im Rot, und sie hörte noch wie aus sehr tiefem Wasser, dass jemand sie wegbringen sollte. Dann tauchte sie ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)