Oneshot NaruHina von shino-girl ================================================================================ Kapitel 6: Mutprobe ------------------- „Entschuldigt die Verspätung.“ Mit zurückhaltendem Lächeln ziehe ich schnell meine Jeansjacke aus und setze mich zu meinen Freunden auf die gemütliche und weich gepolsterte Eckbank. Im Kanon werde ich ebenfalls begrüßt. Wie jeden Freitag haben wir uns alle hier, in unserem Lieblings-Burger-Restaurant, eingefunden um die Woche ausklingen zu lassen. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ Kiba, mein bester Freund sitzt mir gegenüber und zieht mich neckend auf. Grinst frech dabei. Er weiß genau, dass ich verschlafen hatte. Schließlich hatte ich ihn in einer kurzen, knappen Nachricht darüber informiert. Nach der Uni hatte ich mich vor den Fernseher gesetzt um die wenigen Stunden bis zu unserem Treffen zu überbrücken. Völlig k.o. von der Woche war ich währenddessen eingeschlafen und viel zu spät wieder aufgewacht. Aber viel scheine ich nicht verpasst zu haben. Neben Kiba sitzen Shino und Choji. Die Beiden verhalten sich meist ebenso passiv wie ich selbst. Wir sind eben bessere Zuhörer, als Erzähler. Dafür sind andere umso aktiver und sind die ganze Zeit am Reden. Sie machen ihren Stammtisch unterhaltsam und zu dem was er ist. Insgesamt sind wir zu zwölft, doch meistens fehlen ein paar. Müssen arbeiten oder haben einfach etwas anderes vor. So sind wir heute nur zu Acht. Lee, Kankuro, Ino und Sakura sind noch da und unterhalten gemeinsam den gesamten Tisch. Auch Kiba schließt sich wieder an, nachdem er mir ein Glas zugeschoben hat. Er hatte direkt für mich mitbestellt und als mein bester Freund weiß er natürlich genau, was ich mag. Dankbar lächele ich ihm zu und nippe an dem hausgemachten Eistee. Pfirsichgeschmack, mein Lieblingsgetränk von hier. Er ist wirklich der Beste. Aufmerksam verfolge ich das laufende Gespräch, damit ich verstehe, worüber sie aktuell sprechen. Natürlich bringen sie gerade mal wieder Gerüchte in Umlauf. Es geht dabei um Neji und TenTen. Die Beiden gehören ebenfalls zu ihrer Clique und hängen in letzter Zeit häufig zusammen ab. Und sind mysteriöser Weiße auch immer zusammen dabei oder zusammen abwesend. „Gai hat die Beiden gesehen!“ Lee hat gerade das Wort. Er ist ein Schüler in TenTen’s Kampfsportschule und über sie in ihre Runde gekommen. Gai ist sein Trainer und in der Schule angestellt, aber zum Glück nicht an ihrem Stammtisch dabei. Er ist ziemlich speziell, mehr will ich dazu gar nicht sagen. „Sie haben `trainiert´.“ Der Schwarzhaarige formt mit seinen Fingern Anführungszeichen und macht damit deutlich, dass dieses Wort nicht das aussagt, was es eigentlich sagen soll. „Die Zwei sind zusammen, da wette ich mit euch!“ Alle, die am Tisch sitzen, stimmen zu oder nicken einfach nur. Irgendwie ist es jedem von uns klar. Nur nicht, warum sie es verheimlichen. Es ist doch etwas Schönes und wir freuen uns für sie. Das Gespräch wird unterbrochen. Zwei Kellnerinnen kommen an den Tisch und bringen das Essen. Selbst das hat Kiba für mich mitbestellt. Einen Salat mit Hähnchenbruststreifen und Joghurtdressing. Wie gut er mich doch kennt. Genussvoll mach ich mich über das schmackhafte Grünzeug her, höre dabei nur noch nebensächlich dem Tischgespräch zu. Sollen sie doch über Neji und TenTen reden, daran brauche ich mich nicht zu beteiligen. Neji ist mein Cousin, ich möchte am liebsten gar nicht über sein Liebesleben reden. Ich schalte daher vollkommen ab. Überrumpelt schaue ich daher in die Runde, als ich angestupst werde. Irgendetwas muss ich gerade verpasst haben, nur was? „Wie schaut es bei dir aus?“, fragt Kankuro. Wohl zum zweiten Mal, seinem auffordernden Tonfall nach zu urteilen. Dennoch weiß ich nicht, wonach er fragt. „Männertechnisch?“, hilft er mir auf die Sprünge. „Ich, ähm…“ Sofort ziert ein leichter Rotschimmer meine Wangen und hilflos blicke ich in die verschiedenen Gesichter, die mich neugierig ansehen. Seit meinem kleinen Techtelmechtel mit Kiba, von dem die anderen übrigens nichts wissen, hatte ich nicht einmal mit einem anderen geflirtet. „So schlimm also?“, folgert Kankuro sofort und macht ein besorgtes Gesicht. Doch das verschwindet, zu meiner Befürchtung, viel zu schnell. „Wie wäre es mit einem kleinen Anreiz?“ Aus meiner Befürchtung wird eine schlimme Vorahnung, weshalb ich vorsorglich schon mein Besteck ablege, damit es mir im nächsten Moment nicht aus der Hand fällt. Gerade Kankuro habe ich gelernt nicht zu unterschätzen. Er ist zwar ein guter Freund, nur leider mit ziemlich verrückten Einfällen. Zu meinem Leidwesen wettet er auch sehr gerne. Von daher wundert es mich nicht, dass er jetzt genau das vorschlägt und auch schon seinen Geldbeutel in der Hand hält. „Ich wette, du traust dich nicht hier und jetzt jemanden anzusprechen.“ Er grinst frech, wie ich es von ihm kenne und legt währenddessen einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch. „Ich bin dabei!“ Lee meldet sich zu Wort und legt ebenfalls einen Schein auf den Tisch. Die anderen machen es ihm gleich. Selbst Kiba, obwohl er doch genau weiß, wie schüchtern ich bin und dass ich diese Wette höchstwahrscheinlich verlieren werden. Unwohl knete ich meine Hände. „Das ist unfair, Leute.“, murmele ich leise. Wie stellen sie sich das denn bitte vor? Ich kann doch nicht einfach jemanden ansprechen. Was wird derjenige sich denn denken? Wahrscheinlich, dass ich vollkommen verrückt bin. Selbst wenn ich das mache, es wird einfach nur peinlich. Natürlich reden sie jetzt alle auf mich ein und versuchen mir etwas Mut zuzusprechen. Unsicher lasse ich meinen Blick durchs gesamte Restaurant gleiten. In der Hoffnung, es gibt gar keinen, den in ansprechen kann. Doch was mache ich mir vor? Es ist Freitagabend und fast jeder Tisch ist besetzt. Es wird auf jeden Fall jemanden geben. „Wen soll ich denn ansprechen?“ Auch wenn ich überhaupt nicht will, lasse ich mich vorerst darauf ein. Schließlich kann ich noch immer einen Rückzieher machen. „Das überlass ich dir.“ Wie großzügig von ihm, denke ich mir sarkastisch. Das macht es für mich allerdings nicht einfacher. Erneut sehe ich mich um, dieses Mal etwas genauer. Mein Blick fällt auf einen Tisch, an dem drei junge Männer, wahrscheinlich mein Alter, sitzen. Sie unterhalten sich angeregt. Bestimmt geht es um Fußball oder irgendeinen anderen Sport. Damit kann ich nichts anfangen. Ich bin so unsportlich, wie es eine Frau nur sein kann. Kann schon froh sein, dass ich beim Laufen nicht über meine eigenen Füße stolpere. Mein Blick wandert weiter über die Gäste. Ein etwas älteres Ehepaar, ein junges Pärchen, eine größere Gruppe, ähnlich wie wir auch. Ziemlich weit hinten bleibt mein Blick an jemandem hängen. Er sitzt alleine an einem kleinen Tisch und liest sich die Speisekarte durch, was mir den Eindruck verschafft, dass er nicht auf eine weitere Person, eine Begleitung, wartet. So muss ich mich wenigstens nur vor einem zum Deppen machen. Ich beobachte ihn noch einen Moment, bevor ich mich wieder zu meinen Freunden drehe. Mal sehen, ob ich sie morgen auch noch so nenne. „Muss ich wirklich?“ Noch einmal versuche ich aus dieser Wette heraus zu kommen. Aber ich habe heute einfach kein Glück. Stattdessen beschließt Kankuro es mir noch schwerer zu machen. „Ich leg noch einen Zehner oben drauf, wenn du ihn küsst.“, stockt er den Gewinn auf, als ich schon dabei bin aufzustehen. Entgeistert starre ich ihn an. Als ob es nicht schon schwer genug für mich ist, einen wildfremden Menschen anzusprechen. Jetzt soll ich ihn auch noch küssen. Was zur Hölle hat er sich denn bitte eingeworfen um auf solche Ideen zu kommen? Ich versuche mich davon jetzt nicht noch nervöser machen zu lassen, als ich sowieso schon bin. Seinem zweiten Einwurf muss ich ja nicht nachkommen und werde ich wahrscheinlich auch nicht. Doch damit kann ich ganz gut leben. Aber ich möchte nicht als Feigling dastehen. Weshalb ich nun wirklich meinen ganzen Mut zusammen nehme und langsam aufstehe. Ihre Augen verfolgen mich gespannt und wollen natürlich alles verfolgen. Angespannt laufe ich zwischen den Tischen hindurch, mein Ziel fest im Blick. Je näher ich ihm jedoch komme, desto langsamer werden meine Schritte. Ich kann das nicht. Ich kann nicht einfach jemanden ansprechen. Mache mir viel zu große Gedanken darum, was er darüber denkt und was er von mir hält. Nur noch zögerlich tragen mich meine Füße und ich beiße aufgeregt auf meiner Lippe herum. Es sind nur noch zwei Meter zu dem jungen Mann, den ich mir ausgesucht habe um meine Wette zu gewinnen, da bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich kann das wirklich nicht. Ich starre auf die blonden Haare. Wenn ich mich jetzt umdrehe und gehe, wird er mich gar nicht bemerkt haben und ich komme ohne peinlichen Zwischenfall aus dieser Nummer wieder raus. Die spärliche Haushaltskasse wird darunter ziemlich leiden und meine angeblichen Freunde werden mich dann zwar für eine sehr, sehr lange Zeit damit aufziehen, aber das wird vorbei gehen. Ich sehe zu ihnen zurück. Sie beobachten mich mit Adleraugen. Irgendwie hatte ich gehofft, sie haben Erbarmen mit mir und geben mir ein Zeichen, dass ich abbrechen kann. Stattdessen versuchen sie mich an diesem Punkt erneut zu ermutigen, dass ich es doch durchziehe. Verzweifelt schüttele ich meinen Kopf, um ihnen mitzuteilen, dass ich kurz davor bin aufzugeben. Erneut atme ich tief durch und drehe mich wieder zu meinem Ziel um. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben. Zum Glück. Ich zwinge mich zu den letzten zwei Schritten. Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Er hat mich bemerkt und hebt seinen Blick von der Speisekarte, wirkt überrascht. Bestimmt hat er mit einer Bedienung gerechnet und nicht mit einem schüchternen, jungen Mädchen mit einem hochroten Kopf und verstummter Stimme. „Hallo.“, bringe ich krächzend hervor, spiele nervös mit dem Saum meines Oberteils. „Hi?!“ Ich kann es ihm nicht verübeln, dass er mich misstrauisch mustert. „I-ich bin Hinata.“ Am liebsten würde ich auf der Stelle im Erdboden versinken, mir ist das alles so unendlich peinlich. Ich kann ihm nicht einmal in die Augen schauen. Kann nicht mit ansehen, wie er mich als eine vollkommene Spinnerin abstempelt. „Freut mich dich kennen zu lernen, Hinata.“ Er lehnt sich lässig zurück und zeigt mir ein strahlendes Lächeln. Es löscht alles, was mir gerade durch den Kopf schwirrt. Leider auch meinen gesamten Wortschatz. Mir fällt absolut nichts ein, was ich sagen könnte. Ihm fällt das wohl auch auf. Sein Blick huscht kurz zur Menükarte, welche noch immer in seiner Hand verweilt. „Bist du oft hier? Kannst du mir etwas empfehlen?“ Für seinen Rettungsversuch, es nicht noch peinlicher zu machen, bin ich ihm unendlich dankbar. „Ähm, sicher…“, stammele ich. „Cool, setz dich.“ Er strahlt mich weiter an und deutet auf den Platz neben sich. Zuerst stehe ich weiter unbeweglich da, irgendwie schaffen es meine Muskeln sich ohne ausdrücklichen Befehl meines Gehirns in Bewegung zu setzen und ich lasse mich neben ihm nieder. Der Blonde hält die Karte weiterhin in der Hand, hält sie allerdings so, dass ich mit rein schauen kann. Zögernd hebe ich eine Hand und blättere um. „Den Salat esse ich immer am liebsten, wenn ich hier bin.“ Ich deute auf den Menüpunkt damit er selbst lesen kann um was es sich handelt, sehe ihn mir währenddessen von der Seite an. Mir sind sie gleich bei unserem ersten Blickkontakt aufgefallen. Diese meerblauen Augen, die vor Lebensfreude nur so strahlen und glitzern. Dazu dieser offene und freche Ausdruck in ihnen und auf dem ganzen Gesicht. Er fasziniert mich. „Klingt ja ganz gut, aber ich würde heute eher zu einem saftigen Burger tendieren.“ Noch während er sich durchliest, aus was der Salat besteht, meldet er schon seine Bedenken an. Er wendet seinen Kopf und ich bin mit diesen Augen konfrontiert. Sie bringen mich völlig aus dem Konzept. Falls ich denn überhaupt eines hatte. Wieder grinst er mich an. Mit Sicherheit weiß er genau, wie leer es in meinem Kopf ist. „Ich, ähm…“ Schnell reiße ich mich von diesem hypnotisierenden Blick los und blättere ein weiteres Mal um. Schlage die gewünschte Seite auf und suche den Burger, den ich esse, wenn ich mal keinen Salat nehme. Ein Cheeseburger, ergänzt mit ein paar knusprig gebratenen Bacon-Streifen. „Das klingt schon besser!“ Er legt die Karte beiseite. Jetzt hat er nichts anderes mehr zu tun und besieht sich stattdessen mich. Mustert mich, lässt damit erneut die Röte in mein Gesicht steigen. Und er macht wirklich nichts weiter. Er schaut mich einfach nur an, mit einem mysteriösen Lächeln. Ich senke meine Lider, ein verzweifelter Versuch seinen Blicken zu entkommen. Und zucke zusammen, als er plötzlich die Stimme erhebt. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass das so weiter geht und er darauf wartet, bis ich etwas sage. Ich merke jedoch schnell, dass er das Wort gar nicht an mich gerichtet hat. Eine Bedienung ist an den Tisch getreten und nimmt seine Bestellung auf. Tatsächlich nimmt er den von mir empfohlenen Burger. Ohje, hoffentlich schmeckt er ihm dann auch. Als ob die ganze Situation nicht schon peinlich genug ist. Wie peinlich ist es bitte, wenn es ihm dann überhaupt nicht schmeckt? Oh Herr, bitte tu endlich ein Loch auf, in dem ich versinken kann. „Und diesen Salat für die junge Dame hier.“ Er hält der hübschen Frau die Karte hin, damit sie diese mitnehmen kann und zwinkert mir dabei zu. „Bitte nur eine kleine Portion.“ Geistesgegenwärtig melde ich mich zu Wort. Ich hatte doch bereits einen Salat. Mit einem Nicken bestätigt sie und lässt uns alleine. „Also, Hinata…“ Was habe ich mir da nur angetan? Ich drehe mich ihm wieder zu, er hat mich bereits wieder ins Visier genommen. „Wieviel zahlen dir deine Freunde dafür, dass du mich ansprichst?“ Ertappt halte ich für einen kurzen Moment die Luft an. Wie hat er das so schnell herausgefunden? Seit wann weiß er es? „Woher…“ – „Woher ich es weiß? Ich habe dich beim rein kommen gesehen. So eine hübsche, junge Frau übersehe ich nicht.“ Er schmeichelt mir, was ich überhaupt nicht vertragen kann. „Und deine schüchterne, unbeholfene Art sagt mir, dass du das noch nie gemacht hast und es damit höchstwahrscheinlich auch nicht freiwillig tust.“ Seine Schlussfolgerung ist völlig schlüssig und trifft absolut ins Schwarze. Wieder senke ich meinen Blick. Ob er jetzt sauer ist? „Entschuldige…“ Ich wollte ihn wirklich nicht verärgern. Besser gesagt wollte ich das alles hier nicht. „Schon gut. Ich freue mich sehr über diese unerwartete Unterhaltung.“ Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich darüber bin. Er ist also nicht böse auf mich und ich scheine seinen Abend nicht zu ruinieren. Das sind doch gute Nachrichten, welche mir sogar ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zaubern. „Also? Wieviel bekommst du?“ Trotzdem bleibt er weiterhin neugierig. „Zehn Euro, von jedem.“, rücke ich kleinlaut mit der Sprache raus. Verheimliche ihm allerdings, dass es eine zweite Wette gibt. Unauffällig wandert sein Blick zu unserem Tisch. „70 Euro, gute Ausbeute!“, lobt er mich und grinst schon wieder dabei. Oder immer noch. Selbst ich kann daraufhin ein stolzes Grinsen nicht unterdrücken. „Erzähl mir etwas über dich!“ Er positioniert sich etwas anders, um mich gut im Blick zu haben und sich trotzdem entspannt anzulehnen. Seine blauen Augen ruhen dabei ununterbrochen auf mir. „Was willst du denn wissen?“ So bei ihm im Mittelpunkt zu stehen fühlt sich weiterhin komisch an, auch wenn ich über seine lockere Art wirklich extrem froh bin. Sie gibt mir das Gefühl, dass es gar nicht so peinlich ist, wie ich die ganze Zeit annehme und lässt auch mich etwas lockerer werden. „Was gibt es denn über dich zu wissen?“ Diese Gegenfrage auf meine Frage hilft mir nicht wirklich weiter. Sie bringt mich nur zum Nachdenken. Viel fällt mir daraufhin nicht ein. Was gibt es denn schon großartiges über mich zu wissen? „Ich bin Studentin.“ Es ist das Erste und Einzige, was mir überhaupt einfällt. „Was studierst du?“ Er hält das Gespräch am Laufen, indem er nachfragt. „Kindheitspädagogik. Ich liebe Kinder und will unbedingt mit ihnen arbeiten.“ Er fängt an zu schmunzeln, habe ich etwas Falsches gesagt? „Du hast gerade zum ersten Mal, seitdem ich dich kenne, selbstbewusst gewirkt. Das ist wirklich dein Traum, nicht wahr?“ Jetzt weiß ich, warum er so reagiert hat. Verändere ich mich wirklich so sehr, wenn ich darüber spreche? Gut möglich. Ich weiß gar nicht, wann ich mich dafür entschieden habe, beruflich etwas mit Kindern zu machen, doch es war schon sehr früh. Während meiner Schulzeit war ich Babysitten, um mein Taschengeld etwas aufzubessern. Irgendwann habe ich mich um die neuen Schüler gekümmert, mich in den Ferien als Aufsichtsperson gemeldet und so ging es immer weiter. Von da an war ich sicher, dass es das Richtige für mich ist und habe mich deshalb für diesen Studiengang entschieden. Ich habe sogar schon eine Anstellung in Aussicht. Denn in wenigen Wochen werde ich meinen Abschluss machen und dann in den Beruf starten. Dank meiner hervorragenden Noten habe ich gute Chancen darauf in einer renommierten Kinderklinik anfangen zu können. Dort werde ich mich um die Kinder kümmern, ihnen psychologisch zur Seite stehen in diesen schweren Zeiten und ihren Aufenthalt im Krankenhaus verschönern. Wenn ich diesen Job bekomme, würde ein Traum für mich in Erfüllung gehen. „Woran denkst du?“ Er reißt mich aus meinen Gedanken, beißt danach genüsslich von einer Pommes ab. Ich war so vertieft, ich habe nicht einmal mitbekommen, wie das Essen gebracht worden ist. Kann es denn eigentlich noch peinlicher werden? Sofort spüre ich, wie mir erneut das Blut in den Kopf schießt. Ich habe aufgehört zu zählen. Es wird bestimmt noch öfter passieren heute Abend. Ich erkläre ihm, was mir durch den Kopf gegangen ist und er hört mir aufmerksam zu. Wieder stellt er daraufhin fest, wie ich mich zum positiven verändere, wenn ich darüber rede. Natürlich ist mir das super unangenehm, weshalb ich beschließe endlich von mir abzulenken. „Was ist mit dir?“, stelle ich schnell die Frage. Dabei fällt mir auf, ich kenne noch nicht einmal seinen Namen. „Wie heißt du eigentlich?“ Mittlerweile stochere ich in dem Salat herum. Ich bin immer noch viel zu aufgeregt, um auch nur einen Bissen hinunter zu bringen. Wie schade um das Essen. „Ich heiße Naruto.“ Genüsslich nimmt er einen großen Bissen von seinem überdimensionalen Burger. Bevor er weiterspricht leert er allerdings ganz wohlerzogen seinen Mund. „Ich bin ein weltbekannter Sänger und habe ziemlich großen Spaß dabei!“ Wieder macht er sich über sein Essen her, während ich ihn nachdenklich ansehe. Hat er das ernst gemeint? Würde man ihn nicht erkennen, wenn es so wäre? Gut, ich würde nicht einmal Justin Bieber erkennen, sollte er vor mir stehen. Ich kann mich da also nicht als Maßstab nehmen. Doch es wird hier bestimmt Leute geben, die nicht so weltfremd sind, wie ich. Ino und Sakura zum Beispiel. Die Beiden kennen gefühlt jeden Promi, der auf dieser Welt existiert. Sie wären mit Sicherheit schon hier und würden ihn ausquetschen, wäre er wirklich das, was er sagt. Ich beschließe daher, seine Aussage aus Lüge zu strafen. Nehme es ihm jedoch nicht übel. Wieso auch? Ich kann verstehen, warum er mir nicht die Wahrheit sagt. Ich bin eine Wildfremde und woher soll er wissen, dass ich nichts im Schilde führe. „Was macht eine so berühmte Person an einem Freitagabend alleine im Restaurant?“ Ich versuche so unschuldig wie möglich zu klingen. Er soll nicht merken, dass ich ihn hinterfrage. „Du solltest dich doch vor Begleitungen kaum retten können.“ Naruto fängt sofort an zu grinsen, er hat es sofort bemerkt. Ich bin eine verdammt schlechte Schauspielerin. „Ich hatte einfach keine Lust mich um eine Begleitung zu kümmern, hatte Hunger und wollte nur schnell etwas essen.“ Er wartet einen Moment, indem er mich einfach nur anschaut und meine Reaktion darauf abwartet. „Zum Glück bin ich alleine gegangen. Ich würde wohl sonst nicht in den Genuss deiner Anwesenheit kommen.“ Verdammt, wie schafft er das immer. Woher weiß er, welche Worte er aussprechen muss, um mich in eine Tomate zu verwandeln. Um nicht etwas erwidern zu müssen, nehme ich doch endlich eine Gabel von meinem Salat. „Wie alt bist du?“ Den plötzlichen Themenwechsel finde ich super. Und es ist etwas Unverfängliches. „Ich bin 24.“ – „27“, teilt der Blonde zwischen zwei Bissen mit. Er ist schon fast fertig, während ich bisher kaum etwas hinunter bekommen habe. Daher beeile ich mich jetzt. Trotzdem hat er die Möglichkeit mich bei den letzten Bissen genauestens zu beobachten. Als ich mein Besteck beiseitelege, nimmt er gerade einen großen Schluck aus der Bierflasche. „Wieso schaust du mich immer so an?“ Merkt er denn nicht, wie unangenehm mir das ist? „Ich versuche nur schlau aus dir zu werden.“, gibt er ohne Umschweife zu, lässt mich weiterhin nicht aus den Augen. „Du bist sehr hübsch, weißt du das?“ Seine direkte Art, auszusprechen was er denkt, bringt mich immer wieder aufs Neue aus dem Konzept. „Ich frage mich nur, warum du so unendlich schüchtern bist. Du bist schön, hast, soweit ich das beurteilen kann, eine tolle Persönlichkeit und bist eine höfliche, kluge Frau. Wo ist dein Selbstvertrauen?“ Wie vorhin schon, kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Das wohl deutlichste Zeichen für meine Unsicherheit. Ich beobachte, wie er sein Bier zur Seite stellt und die frei gewordene Hand dazu nutzt um mich an meiner schlechten Angewohnheit zu hindern. „Du könntest jeden haben!“, offenbart er mir flüsternd, kommt mir näher. Erneut ziehen mich seine Augen in den Bann. Sie sind so ausdrucksstark. Ganz im Gegensatz zu meinen. „Ich will nicht jeden.“, murmele ich. „Ich will den Einen!“ Zum ersten Mal erlebe ich ihn für wenige Sekunden sprachlos. „Du weißt auf jeden Fall, was du willst!“, stellt er amüsiert fest. Wahrscheinlich hat er das von mir nicht erwartet. Zumindest nicht anhand dem Verhalten, was er bisher von mir gesehen hat. „Küss mich!“ Ich habe nicht lange über diese Worte nachgedacht, falls ich überhaupt mein Gehirn in dieser Angelegenheit befragt habe. Einen Rückzieher kann ich jetzt nicht mehr machen. Meine Worte nimmt er vollkommen ernst. Sanft legt er eine Hand an meine Wange und sieht mir nochmal in die Augen. Fragt mich stumm, ob ich es wirklich will. Es ist wundervoll zu wissen, dass es doch die Möglichkeit auf einen Rückzieher gibt. Aber nein, das will ich nicht. Ich will das auch nicht, weil eine Wette läuft. Ich will das, weil er mir gefällt. Weil er der Eine sein könnte. Naruto kommt mir näher und sanft treffen unsere Lippen aufeinander. Ein Kribbeln macht sich sofort in meinem Körper breit, was für ein komisches Gefühl. Komisch, aber auch… gut. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Nicht einmal bei Kiba, von dem ich eigentlich dachte, in ihn verliebt zu sein. „Nochmal!“, fordere ich sofort, als sich unsere Lippen trennen. Ich will das noch einmal spüren. Dieses wunderbare Gefühl im Bauch. Ich sehe in seine Augen, er ist nur wenige Millimeter von mir entfernt. Jedoch kommt er meiner Forderung nicht nach, daher ergreife ich die Initiative. Wieder liegen unsere Lippen aufeinander und ich genieße es ein weiteres Mal. Dieses Mal etwas länger. Glücklich strahle ich ihn danach an. So habe ich mich wirklich noch nie gefühlt. Im nächsten Moment habe ich allerdings ein schlechtes Gewissen. Was wird er denken, wenn er von der Wette erfährt? Bestimmt geht er davon aus, dass ich es nur deswegen getan habe und sauer sein. Vielleicht lässt er mich sogar einfach sitzen und geht. Aber ich kann es ihm nicht verheimlichen. Ich bin eine so schlechte Lügnerin, er wird es sofort bemerken. Er hat es schon bemerkt. „Was ist los?“ Natürlich ist ihm mein Gemütswechsel aufgefallen. „I-ich… bitte sei mir nicht böse.“ Da ist es wieder. Das Stottern, welches immer durchkommt, wenn ich angespannt bin. „Kankuro hatte die Wette erweitert. Ich sollte dich küssen. A-aber ich habe es nicht deswegen getan.“ Auf einmal sprudeln die Wörter nur so aus mir heraus. Er soll einfach nicht die Möglichkeit bekommen, etwas zu sagen oder gar zu gehen. „I-ich mag dich wirklich…“, setze ich noch leise hinzu, verstumme danach. Unwohl erwarte ich nun seine Reaktion. Selbst jetzt grinst er, ich frage mich warum. „Bist du bereit mir das zu beweisen?“ Irgendwie weiß ich nicht, wie ich darauf reagieren soll. Was genau meint er denn damit? Was hat er vor? „Verbring den restlichen Abend mit mir.“ Er hat mich genauestens beobachtet, während ich mir so meine Gedanken gemacht habe. Bevor ich allerdings zu sehr in ihnen versinke, erlöst er mich. Allerdings macht es das auch nicht wirklich besser. Was möchte er heute noch machen? Nimmt er mich mit zu sich? Will er etwa…? Ich bin dazu geneigt, seine Bitte abzulehnen. Es macht mir zu große Angst. Dieses Ungewisse und noch dazu kenne ich ihn kaum. „Wenn du willst können wir auch in der Stadt bleiben, unter Menschen.“ Damit nimmt er mir die Angst vor dem Alleine sein mit ihm. Ich denke nicht länger darüber nach, nicke einfach. Sofort grinst er begeistert und ruft mit einem einfachen Handzeichen die Bedienung. Es geht auf einmal so schnell. Unter leisem Protest lasse ich ihn auch meinen Salat bezahlen und wir stehen auf. Er begleitet mich zu dem Tisch, an dem meine Freunde sitzen und mich mit riesengroßen Augen ansehen. Sie haben alles mitbekommen und erkennen mich wohl kaum wieder. Die sonst so vorlauten unter ihnen bekommen kein Wort mehr heraus, während Naruto mir in meine Jacke hilft. „Du gehst mit ihm mit?“ Kiba ist der Erste, der seine Stimme wieder findet. Ich höre die Sorge in seiner Stimme, aber meine auch einen Hauch von Eifersucht zu hören. Wortlos nicke ich auf seine Frage, sehe unsicher zu Naruto. „Wenn mich so eine hübsche Frau schon anspricht, werde ich es mir nicht entgehen lassen, sie länger um mich zu haben.“ Er hat die Eifersucht von Kiba natürlich auch bemerkt und reizt ihn absichtlich, legt sogar einen Arm um mich. Zieht mich näher an seine Seite. Ein gutes Gefühl. „Bevor wir gehen, solltet ihr allerdings eure Schulden bezahlen.“, wirft Naruto in die Runde und erntet erstaunte Blicke. Hatten sie etwa erwartet, dass ich es ihm nicht sage? Falsch gedacht. Sie händigen Naruto einen kleinen Stapel von Geldscheinen aus, der es zuallererst durchzählt und die Scheine einmal faltet. „Gut gewettet!“, sagt er trocken, während er mir das Bündel überreicht. Irgendwie ist es mir unangenehm es zu nehmen und tatsächlich einzustecken. Dennoch ist es mein gutes Recht. Zurückhaltend lächle ich dabei. „Schönen Abend!“, wirft Naruto in die Runde. Ich winke ihnen zum Abschied und lasse mich von dem Blonden nach draußen führen. „Also? Bleiben wir in der Stadt oder bist du mutig genug mit zu mir zu kommen?“ Wieder grinst er mich so frech an. Wir stehen vor dem Eingang. Das Restaurant liegt nicht direkt in der Innenstadt, doch es sind nur ein paar hundert Meter bis dorthin. Nachdenklich sehe ich ihn an. Einerseits habe ich nicht das Gefühl, dass er irgendetwas Schlimmes machen würde, andererseits traue ich mich einfach nicht. „Gib mir dein Handy.“, verlangt er und hält bereits seine Hand wartend in meine Richtung. Ich bin verwirrt. Was will er denn jetzt damit? Nach kurzem Zögern zücke ich das kleine Ding und lege es in die geöffnete Hand vor mir, entsperre es vorher noch. „Wem von denen vertraust du am meisten?“ Er zeigt mit einem Kopfnicken zurück ins Restaurant und ich weiß, dass er den verrückten Haufen da drin meint. Lange brauche ich für die Antwort nicht überlegen. „Kiba.“, murmele ich und sehe, wie er den Nachrichtenverlauf mit ihm aufruft. Er fängt an zu tippen, was ich sofort versuche zu unterbrechen, doch er dreht sich geschickt weg und verhindert das. Trotzdem erhalte ich es nach wenigen Sekunden zurück. Leicht nervös sehe ich nach, was er meinem besten Freund geschrieben hat. `Ich bin bei ihm. Ruf die Polizei, wenn du bis morgen 10 Uhr nichts von mir gehört hast.´ Direkt im Anschluss hat er seine Adresse eingetippt. Nicht die beste Wohngegend, wenn ich die Straße richtig zugeordnet habe. Ein weiterer Fakt, der seine Aussage von vorhin als Lüge straft. „Bis morgen ist eine lange Zeit.“ Ich weiß nicht warum, aber ich möchte es ihm noch ein letztes Mal schwer machen und sehen wie er darauf reagiert. „Naja, ich dachte 10 Uhr ist eine gute Zeit. Dann können wir morgen früh ausschlafen und haben keine Eile.“ Völlig von sich überzeugt glaubt er sich bereits am Ziel zu wissen. „Ich soll bei dir übernachten? Wer sagt, dass ich das will?“ Auf meine Frage hin lacht er leise auf. „Na du. Gerade eben. Würdest du das absolut nicht wollen, hättest du es gleich gesagt.“ Verdammt, da habe ich mich wohl selbst verraten. „Na komm!“ Erneut hält er mir seine Hand entgegen und zum ersten Mal ergreife ich sie ohne zu zögern und schenke ihm ein lächeln. Ohje, wie konnte er mich nur so schnell um den Finger wickeln? „Bist du mit dem Auto da?“, fragt er mich, nachdem wir ein paar Schritte gegangen sind. „Ich habe gar kein Auto.“ Muss mir das jetzt peinlich sein? Eigentlich nicht. Schließlich kenne ich kaum einen Studenten, der eins hat. Gut, die meisten haben eines, wenn man die Tatsache verdrängt, dass es eigentlich den reichen Eltern gehört. „Wunderbar, rein mit dir.“ Neben mir blinken auf einmal die Lichter eines Wagens und im nächsten Moment hält Naruto mir schon die Beifahrertüre von einem Audi A4 auf. Ich schaue ihm nochmal in die Augen und sehe nur die Freude über mein Mitkommen in ihnen. Er wirkt absolut nicht bedrohlich auf mich, weshalb ich mich langsam auf den weich gepolsterten Sitz gleiten lasse. Neben mir geht die Türe zu und ich schaffe es gerade mich anzuschnallen, da sitzt er schon hinterm Lenkrad und startet den Wagen. Das Radio vertreibt die Stille, die zwischen uns eingekehrt ist. „Wie hat dir der Burger geschmeckt?“ Es ist ein lausiger Versuch, wieder ins Gespräch zu kommen. Aber ich höre seine Stimme einfach so gerne. „Sehr gut, wie immer.“ Sofort überlege ich, was er mir damit sagen will und sehe ihn dabei nachdenklich an. „Du weißt mittlerweile, dass ich in der Nähe wohne. Glaubst du noch, ich war zum ersten Mal dort essen? Um ehrlich zu sein, habe ich dich schon einige Male dort gesehen.“ Er amüsiert sich über meine Naivität, schenkt mir sogar einen kurzen belustigten Seitenblick, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentriert. Dann hat er das vorhin also nur als Vorwand genutzt um mit mir ins Gespräch zu kommen. Wie hinterhältig. „Nicht beleidigt sein.“ Wieder sieht er zu mir. Noch immer wirkt er amüsiert über diese Situation. „Stell dir vor, ich hätte das nicht gemacht.“, regt er mich zum Nachdenken an und ich stelle mir sofort vor, wie sich meine Freunde über meinen Rückzieher lustig machen. Eigentlich kann ich ihm wirklich dankbar dafür sein. „Du hast ja Recht.“ Ich murmele diese Wörter in meinen nicht vorhandenen Bart. Irgendwie habe ich die Befürchtung er bekommt dadurch einen Höhenflug. Tatsächlich lacht er leise, aber nur kurz und steuert den Wagen währenddessen langsam in eine Auffahrt. Das ging jetzt aber schnell. Ich tue es ihm gleich und steige aus, folge ihm zur Haustür. „Herzlich willkommen in meinem Zuhause!“ Naruto macht eine einladende Geste, sodass ich vor ihm eintrete. Es ist erstmal dunkel, bis er das Licht einschaltet. Ein länglicher Gang taucht auf, von dem einige Türen abgehen. Direkt rechts neben der Türe geht eine Treppe in den ersten Stock. Ich ziehe meine Schuhe und die Jacke aus, verstaue beides in der bereitstehenden Garderobe. Naruto tut es mir gleich, geht dann voraus. Neugierig schaue ich mich um. Die Bilder an den Wänden sind reine Dekorationselemente, allerdings nicht gerade schön. Innerlich zucke ich mit den Schultern. Es ist schließlich die Wohnung eines Mannes. Da ist es nebensächlich, wie die Bilder aussehen. Fragend sehe ich die Tür zu meiner Rechten an. Der Blonde öffnet sie nicht, sondern führt mich einfach daran vorbei. „Da ist das Gäste-WC.“, gibt er keine Sekunde später kund. Er schaut über seine Schulter zu mir zurück und läuft trotzdem weiter. Er muss seine Wohnung ziemlich gut kennen, wenn er sich das zutraut. Fast direkt gegenüber ist eine weitere Tür. Sie steht etwas offen und ich erkenne eine Couch darin. Das ist offensichtlich das Wohnzimmer. Doch auch daran führt er mich vorbei. Er steuert die nächste und letzte Türe an. Ich schätze es wird die Küche sein. Ich behalte Recht. Eine kleine Küche taucht vor mir auf, kaum der Rede wert. Aber wahrscheinlich kocht er nicht oft, dann macht ihm das nichts aus. „Willst du was trinken? Eine Cola?“ Ich habe noch nicht einmal darauf geantwortet, da holt er aus einem Schrank bereits zwei Gläser hervor. Holt sich jedoch eine Bestätigung von mir, ehe er diese befüllt. „Danke.“, murmele ich, als er es mir hinhält. „Komm!“ Naruto hat selbst ein Glas in der Hand und grinst mich wieder an. Geht durch eine zweite Türe in der Küche. Sie führt ins Wohnzimmer. Es ist gleichzeitig auch das Esszimmer, wie ich auf den ersten Blick feststelle. Auch dieser Raum ist nur spärlich eingerichtet. Die Möbel zusammengewürfelt und allgemein sieht es so aus, wie ich mir eine Junggesellenwohnung vorgestellt habe. Trotzdem gefällt es mir ganz gut. Die kleinen Räume wirken gemütlich und das ist es, was ich an meiner Wohnung liebe. Ich fühle mich dort geborgener, als in großen Räumen. Einfach mal die Türe zu machen und die gesamte Welt aussperren. Meine Wohnung habe ich nach diesen Kriterien ausgesucht und gemütlich eingerichtet. Nachdem ich meinen Blick noch etwas habe schweifen lassen, setze ich mich zu ihm auf die Couch. Er beobachtet mich stumm dabei. Wahrscheinlich auch die Momente davor schon. Wie unangenehm. Schnell, bevor mir noch ein Missgeschick passiert, stelle ich mein noch unangetastetes Glas auf den kleinen Couchtisch. Als ich mich wieder zurücklehne hält er mir eine Decke hin. Erneut bedanke ich mich, lege sie mir über die Beine. Augenblicklich fühle ich mich sicherer. Sogar so sicher, dass ich ihm wieder in die Augen schauen kann. Begegne dabei seinem Lächeln und dem leicht amüsierten Ausdruck in den blauen Iriden. „Geht es dir gut?“ Ganz leicht legt er seine Hand an meine Wange, streicht mit dem Daumen zart über die Haut. Wie ferngesteuert senken sich meine Lider und ich drücke mich leicht der warmen Hand entgegen. Das nächste was ich spüre sind seine Lippen, einen weiteren Kuss zwischen uns. Er ist dabei so sanft, als fürchte er mich zu überfordern. Dabei mag ich es doch, es fühlt sich schön an. Es macht mich sogar etwas traurig, als seine Lippen von meinen verschwinden. Ich beiße mir zurückhaltend auf die Unterlippe, verstecke damit mein Lächeln. Naruto kommentiert nichts. Weder meinen Blick, noch mein Verhalten. „Schauen wir einen Film?“, fragt er stattdessen. Seine Hand verschwindet von meiner Wange und ich vermisse sie bereits in der ersten Sekunde. Trotzdem nicke ich zustimmend. „Such du einen aus, okay?“, erhebe ich dann doch noch meine Stimme. Ich bin gerade nicht in der Lage etwas zu entscheiden. Nicht einmal etwas so banales, wie eine Filmauswahl. Während mein Gastgeber mit der Fernbedienung rumspielt nehme ich einen gierigen Schluck von der Cola. Auch wenn ich bisher noch nicht viel gesagt habe ist mein Mund staubtrocken. Dann mache ich es mir bequem. Ziehe die Beine an und die Decke enger um mich. Die Polsterung ist weich und auch die halbhohe Rückenlehne ist bequem. Ich ertappe mich wirklich dabei, dass ich mich wohl fühle. Und das, obwohl ich mit einem fremden Mann in einer fremden Wohnung bin. Naruto wählt einen Actionfilm aus, zumindest glaube ich mich an den Titel und den Trailer zu erinnern. Er macht es sich jetzt auch bequem, fragt nochmal ob mir seine Auswahl zusagt. Meine Antwort ist wie erwartet. Ein stummes nicken. Anschließend versuche ich mich auf den Film zu konzentrieren. Zwinge mich auf den Bildschirm zu schauen, obwohl ich die Geschichte nicht ansatzweiße verfolge. Mir gehen viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Sie schwirren alle nur um ihn. Um sein Verhalten, seine Taten, seine Worte. Statt mir den Film weiter anzusehen, wandert mein Blick auf sein Profil. Ich werde aus ihm nicht schlau. Verstehe nicht, warum er mir den Gefallen getan und mir geholfen hat, vor meinen Freunden nicht dumm auszusehen. Und verstehe noch weniger, warum er mich weiterhin um sich haben will. Was er wohl in mir sieht? Etwas, das ich selbst nicht sehe. Zumindest kann ich es mir nicht anders erklären. „Hey, du solltest lieber den Film anschauen, als mich.“ Der Blonde reist mich aus meinen Gedanken. Erschrocken klärt sich mein Blick und trifft direkt auf seine blauen Augen. Wie den ganzen Abend schon blitzen sie amüsiert, doch es liegt auch diese Sanftheit und Gutmütigkeit in ihnen. Auf seinem Gesicht erscheint ein Grinsen als ich nicht den Anschein mache, seinem Vorschlag nachzukommen. „Komm her!“ Er positioniert sich neu, legt sich hin und macht sich lang auf dem bequemen Möbelstück. Lässt an seiner Seite genug Platz, damit ich mich dazulegen kann. Bevor ich nur darüber nachdenken kann, lockere ich die Decke und lege mich neben ihn. In seinen angebotenen Arm, der sich auch sofort um mich legt. Ich wollte nicht wieder der Angsthase sein, der ich bisher immer gewesen bin. Ich meine, wir haben uns jetzt schon ein paar Mal geküsst. Was ist denn dann noch dabei sich neben ihn zu legen und ein bisschen zu kuscheln. Trotzdem bin ich angespannter, als ich es eigentlich sein will. Jedoch verfliegt das schnell. Denn er sagt nichts dazu, schaut sogar weiter den Film. So als sei nichts Wichtiges passiert. Das gibt mir die Möglichkeit ungestört meine Gedanken zu sortieren. Ich bekomme dadurch zwar weiterhin nicht viel, oder eher gar nichts, vom Film mit, aber es lässt mich mutiger werden. Entspannt lege ich meine Kopf auf seiner Schulter ab und lege sogar einen Arm auf seinen Bauch. Nach ein paar weiteren Minuten merke ich sogar, wie ich die streichelnde Hand an meinem Rücken zu genießen beginne. Ich fange an zu lächeln. Einfach nur, weil ich glücklich bin. Glücklich über diesen Moment und über die Entscheidungen, die dorthin geführt haben. Der Film interessiert mich mittlerweile gar nicht mehr. Viel mehr konzentriere ich mich auf dieses schöne Gefühl. Ich schließe die Augen, möchte es noch intensiver wahrnehmen. Sein Geruch steigt mir in die Nase. Er riecht gut, herb und männlich. Ich meine sogar, sein Blut in den Adern rauschen zu hören. Ich lausche weiter. „Hinata?“ Mehrere Male hintereinander höre ich meinen Namen. Leise wird er ausgesprochen, während eine sanfte Hand über meine Wange und durch meine Haare fährt. Ich sträube mich, die Augen aufzumachen. Habe sie doch gerade erst geschlossen, um mich auf meine anderen Sinne zu konzentrieren. Mit einem unzufriedenen Murren öffne ich sie dann doch. Nur einen Spalt breit. Es ist so hell, obwohl das Licht bereits gedämmt zu sein scheint. Außerdem merke ich auf einmal, wie müde ich bin. Habe ich vielleicht sogar schon geschlafen? Aber warum werde ich dann geweckt? Ich schließe meine Lider wieder und rücke näher an den wunderbar wärmenden Körper. Naruto lacht leise. „Du kannst im Bett weiterschlafen. Da ist es für den Rest der Nacht viel bequemer.“ Trotz der lockenden Worte fällt es mir weiterhin schwer diese bequeme Position aufzugeben. Ein Kuss auf meinen Schopf weckt mich weiter. Er bringt mich dazu den Kopf zu heben und ihn aus müden Augen anzuschauen. Seinen Kuss erwidere ich nur zu gern. So kann ich wenigstens wieder die Augen zu machen. Anschließend gebe ich mir allerdings doch Mühe und setze mich auf. Gähne dabei herzhaft. Die Vorstellung von einem gemütlichen Bett treibt mich an. Naruto wohl ebenfalls. Er schaltet den Fernseher aus und wartet dann auf mich. Zusammen gehen wir die Treppe hinauf. Und während er ohne zu zögern in sein Schlafzimmer geht, stehe ich unentschlossen in der Tür. Was mache ich hier eigentlich? Ich kann mich doch nicht einfach zu einem Wildfremden ins Bett legen. Was ist nur los mit mir? Ich hätte mich niemals auf diese Mutprobe einlassen dürfen! Hätte ihn nie ansprechen dürfen, nie mit ihm mitgehen sollen. Wieso habe ich nicht einfach meine Haushaltskasse geplündert? Dann wäre es nicht so weit gekommen. „Reicht dir ein langes T-Shirt?“ Seine Frage holt mich aus meinen infrage stellenden Gedanken. Mechanisch nicke ich, danach schweift mein Blick von ihm wieder zu dem Bett, welches so groß und dominant mitten im Raum steht. Solange, bis er sich in mein Blickfeld schiebt. Ich schaue zu ihm auf und ich bin mir ziemlich sicher, er kann alle meine Zweifel und Ängste erkennen. „Du weißt, dass du nichts musst, oder? Es gibt noch andere Optionen.“ Um zumindest eine kleine Verbindung aufzubauen berührt er mich zärtlich und nur mit den Fingerspitzen am Arm. „Optionen?“, frage ich leise, bin mir nicht sicher, was er meint. „Du warst für heute mutig genug, daher würde ich im Wohnzimmer auf der Couch schlafen.“ Naruto macht eine kurze Pause. Will er etwa meine Meinung dazu? „Das wäre die erste Option.“ Wieder hält er inne, schaut mich einfach nur mit weichen Augen an. „Was ist die Zweite?“ Er hat mich neugierig gemacht. „Ich bring dich nach Hause. Das letzte was ich will ist, dass du dich unwohl fühlst.“ Nach seinen Worten schmunzelt er, erklärt sich danach schnell. „Zumindest nicht noch unwohler, als du dich den ganzen Abend über gefühlt hast.“ Ich muss daraufhin selbst leicht lächeln. „Vielleicht gibt es noch eine andere Option.“ Bewusst nutze ich das Wort, welches er ins Gespräch gebracht hat. „Hast du etwa noch eine?“ Schüchtern nicke ich auf seine Frage. „Du könntest nochmal runter gehen und mir ein paar Minuten geben.“ Wie immer, wenn ich unsicher bin, beiße ich mir auf die Unterlippe. „Das klingt für mich sehr gut. Das Badezimmer ist gegenüber. Soll ich dir von unten etwas mitbringen?“ Er drängt sich bereits an mir vorbei und geht Richtung Treppe. „Ein Glas Wasser vielleicht?“ Er schmunzelt aufgrund meiner als Frage gestellten Bitte, nickt jedoch und lässt mich alleine. Ich nutze die Zeit um ins Bad zu gehen. Schlüpfe in das T-Shirt, welches ich von dem Blonden bekommen habe und sehe mich anschließend zweifelnd im Spiegel an. Reiße mich dann zusammen, atme tief durch. Ich schaffe das, rede ich mir mehrfach ein. Suche dabei in dem Spiegelschrank nach einer Zahnbürste. Zum Glück werde ich schnell fündig und mache mich nun endgültig Bettfertig. Ein letzter Blick und ein tiefes Seufzen später tapse ich barfüßig über den Gang und schlüpfe unter die Bettdecke. Setze mich im Schneidersitz hin und starre anschließend zur Türe. Nervös, leicht ängstlich und total verkrampft warte ich, dass der Gastgeber ebenfalls eintritt. Und das dauert gar nicht lange. Er kommt mit einem leichten Lächeln im Gesicht und einem Glas Wasser in der Hand lässig herein. Das Glas stellt er ohne ein Wort auf meinem Nachttisch ab, geht dann um das Bett herum zu der anderen Seite. Zieht sich dabei, wie selbstverständlich das Shirt über den Kopf und lässt es sofort im Wäschekorb verschwinden. Anschließend schlüpft er aus seiner Jeans, die er einfach achtlos auf den Boden wirft. Und auch wenn ich es nicht will, muss ich zugeben, dass ich nicht aufhören kann ihn anzustarren. Er sieht gut aus, das ist mir bereits den ganzen Abend aufgefallen, aber jetzt, wo er halbnackt vor mir steht, mit diesen wahnsinnig gut aussehenden Muskeln, die beinahe seinen ganzen Oberkörper zieren und bei jeder Bewegung herrlich hervortreten, merke ich erst, wie gut er wirklich aussieht. Ich kann mich an ihm gar nicht satt sehen, dennoch merke ich nach kurzer Zeit, wie ungewöhnlich es ist, dass er sich nicht weiter bewegt. Mühevoll reiße ich meinen Blick von seinem durchtrainierten Bauch los, lasse meine Augen nach oben zu seinem Gesicht wandern. Sein freches Grinsen und das amüsierte blitzen in seinen blauen Augen machen mir wortlos klar, dass er nur noch da steht, damit ich ihn bewundern kann. Augenblicklich spüre ich wie sich all mein Blut in meinem Kopf sammelt und ich feuerrot werde. Geht es denn noch peinlicher? Schnell wende ich meinen Blick ab, starre jetzt lieber auf meine Finger, die ich nach der kleinen Pause jetzt wieder nervös knete. Neben mir spüre ich die Matratze leicht nachgeben und weiß, dass Naruto nun ebenfalls im Bett ist. Und das leichte schaukeln verrät mir, dass er es sich bequem macht. Kurz darauf wird es still. Doch nicht für lange. „Willst du im Sitzen schlafen oder legst du dich zu mir?“, fragt er mich und ich höre deutlich den belustigten Unterton heraus. Ich nehme mal wieder meinen Mut zusammen und schaue wieder zu ihm. Er liegt auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schaut mich herausfordernd an. Ich weiß nicht warum, aber es geschieht beinahe automatisch, dass ich mich zu ihm drehe und es mir an seiner Seite ebenfalls bequem mache. Unsere Position ist ähnlich derer, die wir vor kurzem auf der Couch bereits eingenommen hatten. Vielleicht fällt es mir deshalb leichter und vielleicht fühle ich mich deshalb gerade ziemlich wohl und schließe nach all den verwirrenden, ängstlichen Gefühlen und Gedanken ruhig meine Augen. Fühle mich, trotz dem ganzen Widerwillen, an seiner Seite geborgen. Naruto streckt sich ein letztes Mal um das Licht auszumachen und zieht anschließend die Decke über uns. „Schlaf gut, Hinata!“, höre ich ihn noch flüstern und habe auch nichts gegen den zärtlichen Kuss, den er mir auf die Stirn haucht. Gähnend rolle ich mich auf die andere Seite und ziehe die Decke enger um mich. Wehre mich dagegen die Augen aufzumachen und sie dem Tageslicht auszusetzen. Ich habe so gut geschlafen und möchte dieses wohlige Gefühl noch ein bisschen genießen. Erneut drehe ich mich und gähne, strecke mich dabei und auch wenn ich es nicht will, öffnen sich meine Augen. Schon bin ich hellwach. Die Erinnerung an letzte Nacht ist schlagartig zurück. Schnell sitze ich im Bett und sehe mich um. Narutos Seite ist leer, ich liege alleine in dem großen, überaus bequemen Bett. Daher lausche ich. Jedoch dringt kein Laut an meine Ohren. Alles ist still. Ich schlage die Bettdecke zurück und stelle meine nackten Füße auf den weichen Teppich. Auf Zehenspitzen laufe ich auf den Gang hinaus, schaue nach links und rechts, ehe ich langsam die Treppe hinab gehe. Vielleicht ist er unten in der Küche. Ich schaue in jedes Zimmer, kann ihn jedoch nirgends finden. Stattdessen rückt mein Handy in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Auch wenn es rein subjektiv ist, habe ich das Gefühl, dass es schneller als sonst blinkt und mir vorwirft, meine Kontakte zu vernachlässigen. Geschickt entsperre ich es und werde mit unzähligen Nachrichten und verpassten Anrufen konfrontiert. Sakura und Ino haben mir geschrieben. Wollen wissen wie meine Nacht war. Die zwinkernden Smileys verraten mir, dass sie sich genaue Details erhoffen. Ich ignoriere ihre Nachrichten. Dann ist da noch eine von Kankuro, der mir seinen Respekt mitteilt. Es zaubert mir für einige Sekunden ein Grinsen ins Gesicht. Selbst TenTen hat mir geschrieben. Irgendjemand muss ihr gesagt haben, was gestern passiert ist. Ihre Nachricht klingt etwas besorgt. Ich beschließe, sie zu beruhigen und schreibe ihr, dass es mir gut geht und ich sie später anrufen werde. Die letzten Nachrichten sind alle von Kiba. Seit ungefähr sieben Uhr schreibt er mir im 10-Minuten-Takt. Seine Nachrichten klingen nicht nur etwas besorgt, sondern extrem besorgt. Er hat mich zusätzlich mehrmals angerufen und mir einige Sprachnachrichten hinterlassen. Alle mit der Bitte mich dringend bei ihm zu melden. Ich schaue auf die Uhr, es ist halb zehn. Es ist wohl wirklich an der Zeit ihn zu erlösen. Ich tippe auf den grünen Hörer und halte mir anschließend das schmale Mobiltelefon ans Ohr. Bereits nach dem ersten Klingeln nimmt mein bester Freund ab. Wahrscheinlich starrt er seit Stunden sein Handy an und wartet. „Hinata? Geht es dir gut? Hat er dir was getan? Wo bist du? Ist alles okay?“, bombardiert er mich sofort mit allen möglichen Fragen. Klingt dabei aufgelöst und krank vor Sorge. „Guten Morgen.“, erwidere ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Hör auf dir Sorgen zu machen, mir geht es gut.“ Mit leisen Worten beruhige ich ihn. Muss das alles mehrere Male wiederholen bis er es mir endlich glaubt. „Was habt ihr gestern noch gemacht?“ Er ist neugierig, das kann ich sogar verstehen. „Ein bisschen geredet und einen Film geschaut.“, kläre ich ihn auf und hoffe ihm damit nochmal mehr die Sorge zu nehmen. „Und ihr? Seid ihr nochmal weitergezogen?“ Ja, natürlich interessiert es mich, wie der Abend meiner Freunde noch so war. Ich würde auch gerne wissen, was sie nach meinem Abschied noch gesagt haben. Um diese Frage auch so zu stellen habe ich allerdings nicht den Mut. „Ein paar der Anderen sind noch weiter. Ich bin nach Hause gegangen und habe mir Sorgen gemacht.“ Kiba macht sich nicht einmal die Mühe seinen Vorwurf an mich zu verbergen. Dabei hat er doch bei dieser idiotischen Wette ebenfalls mitgemacht, die mich erst dazu gebracht hat so etwas Unvernünftiges zu tun. „Es ist alles okay, Kiba, und hör bitte auf mir Vorwürfe zu machen. Du hast auch bei dieser bescheuerten Wette mitgemacht.“ Ich höre ihn am anderen Ende seufzen. „Du hast ja Recht. Entschuldige!“ Es entsteht eine kurze Pause zwischen uns. „Und jetzt? Ist er bei dir und hört zu? Wann bringt er dich nach Hause?“ Wieder kommt seine Sorge durch, die ich einfach überhöre. „Ich bin gerade allein und einen Plan haben wir noch nicht aufgestellt. Ich denke mal, wir frühstücken und dann fährt er mich.“ Ich stehe vom Sofa auf und mache mich wieder auf den Weg nach oben. Hier unten ist Naruto offensichtlich nicht, vielleicht ist er im Bad. Da hatte ich vorhin nicht reingeschaut. Das tue ich aber jetzt, doch auch hier ist er nicht. Nirgendwo im oberen Stockwerk ist Naruto. Weder im Bad noch im Schlafzimmer in welches ich ebenfalls nochmal einen Blick werfe. Währenddessen habe ich mich von Kiba verabschiedet. Das Handy lege ich achtlos auf ein Sideboard, trete danach zurück auf den Gang. Dort stehe ich nun ratlos herum und frage mich wo er sein könnte. Mein Blick fällt auf das Bücherregal am Ende des Ganges, wo ein wenig Licht in das Dunkle dringt. Dabei scheint dort weder ein Fenster noch eine Lampe zu sein. Neugierig wo das herkommt gehe ich darauf zu. Werfe vorsichtig einen Blick durch den Spalt, der zwischen Bücherregal und Wand besteht und dem Licht ermöglicht hindurch zu scheinen. Auf der anderen Seite ist alles weiß. Durch den kleinen Spalt kann ich nicht viel erkennen, doch ich nehme meinen Mut und meine Neugierde zusammen und ziehe das Regal etwas weiter auf. Erhalte mehr Einblick in den Raum, der scheinbar versteckt bleiben sollte. Von der Neugier angetrieben, schiebe ich das Regal so weit auf, dass der Spalt groß genug wird, damit ich hindurch passe. Ich habe das Gefühl in einer anderen Welt aufzutauchen. Die Wohnung von Naruto war so schön klein, gemütlich eingerichtet und ich habe mich dort auf Anhieb wohl gefühlt. Aber hier ist alles weiß, steril und so offen. Nichts was mir gefällt. Ich fühle mich unwohl ab dem allerersten Moment. Trotzdem sehe ich mich weiter um, gehe in den großen, modern eingerichteten Raum hinein. Alles passt zusammen und sieht richtig stylisch aus, wenn ich das beurteilen müsste. Eine riesige Couch steht im Raum, von der aus man auf einen absolut überdimensionalen Flachbildfernseher schaut. Vor der Fensterfront steht ein Klavier, daneben hängen einige Gitarren in Halterungen an der Wand. In der freien Ecke steht sogar eine kleine Bar. An den Wänden hängen auch einige Bilder, die ich mir genauer anschaue. Zum Teil zeigen sie Menschenmassen, die vor einer Bühne stehen und einem Sänger zujubeln. Andere einfach nur einen Sänger, der seine Gitarre in den Händen hält. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, es wird von einer Maske bedeckt. Wo bin ich hier nur gelandet, frage ich mich innerlich. Ein Geräusch hinter mir bringt mich dazu, mich umdrehen und diesem zu folgen. „Naruto?", rufe ich fragend und eher leise in den Raum. Vielleicht ist er es ja doch. Tatsächlich schaut keine zwei Sekunden später ein blonder Wuschelkopf aus einem Raum heraus und ein breites Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit, als er mich mit seinen Augen erfasst. „Guten Morgen, Schlafmütze!", begrüßt er mich mit einem Grinsen und verschwindet dann wieder in den Raum. Ich folge ihm, überwinde die wenigen Meter schnell. Stehe dann bei ihm in der Küche. Auch sie ist groß und weiß eingerichtet mit einer anthrazitfarbenen Arbeitsfläche. Ein freistehendes Kochfeld und die hochmoderne Ausstattung geben auch ihr einen Hotelcharakter. Wie auch im Wohnzimmer fühle ich mich hier unwohl. Frage mich gleichzeitig, warum wir eigentlich hier sind. „Guten Morgen.", murmele ich zurückhaltend. Gerne würde ich sein Lächeln erwidern, doch dafür bin ich gerade einfach zu verwirrt. „Hast du gut geschlafen?" Während er fragt, wendet er das Omelette in der Pfanne, schaut erst danach wieder zu mir. Ich nicke stumm, als er mich ansieht und sehe dabei wohl wieder total verschüchtert aus. Genauso wie gestern Abend. „Komm mal her.“ Er kann nicht weg, sonst würde das Ei wohl verbrennen, daher streckt er mir eine Hand entgegen. Etwas widerwillig gehe ich zu ihm, lege meine Hand in seine. Sofort nutzt er das um mich noch näher heran zu ziehen. „Ich hatte gehofft du schläfst noch ein paar Minuten, dann hätte ich dich mit Frühstück im Bett überrascht.“ Er strahlt mich mit wachen Augen an. „Jetzt kannst du dir allerdings aussuchen, ob wir im Bett oder am Tisch frühstücken.“ Er lässt meine Hand los um nach dem Pfannenwender zu greifen. Leicht hebt er das Omelette an und besieht sich den Garzustand. Lässt es dann wieder in die Pfanne fallen. Es braucht anscheinend noch einen Moment. „Am Tisch wäre mir lieber.“, gebe ich meine Entscheidung leise bekannt, zögere kurz ehe ich weiter rede. „Können wir dafür zurück in deine Wohnung? Ich finde es komisch in der Wohnung von deinem Nachbarn zu sein.“ Schützend verschränke ich meine Arme vor der Brust. Ich habe mich zwar getraut ihm meine Gedanken zu offenbaren, doch schon im nächsten Moment verlässt mich der Mut für weitere Worte. „Können wir machen. Es steht sowieso schon alles auf dem Tablett.“ Naruto geht sofort auf meinen Wunsch ein und ich will schon erleichtert lächeln. „Aber hier hätten wir mehr Platz.“, versucht er mich umzustimmen, woraufhin ich ihn skeptisch anschaue. „Ist das denn für deinen Nachbarn in Ordnung, dass wir hier sind und seine Küche nutzen?“ Mir persönlich wäre das überhaupt nicht Recht, wenn derjenige, dem ich meinen Schlüssel anvertraue, sich einfach in meiner Wohnung zu schaffen macht. Der Blonde schmunzelt daraufhin nur seltsam. „Ja, das macht ihm nichts aus.“ Er lässt das Eigericht von der Pfanne auf einen Teller fallen und stellt diesen direkt auf den Tisch. Im Anschluss verteilt er die restlichen Sachen vom Tablett ebenfalls auf der Holzplatte. Ich bezweifle also, dass wir noch die Wohnung wechseln und helfe ihm deshalb dabei. „Setz dich!“, weist er mich an und fragt sofort danach, was ich trinken möchte. Ich entscheide mich für Kaffee. Die Kanne steht bereits auf dem Tisch und ich mache ihm dadurch keinen zusätzlichen Aufwand. Die zwei Tassen sind schnell gefüllt und Naruto setzt sich kurz darauf mir gegenüber. „So, dann lass mal sehen. Bist du der Omelette-mit-Bacon oder der Brötchen-mit-Marmelade-Typ?“ Gut gelaunt strahlt er mich an und wartet darauf, dass ich mir etwas nehme. Ich muss ihn daraufhin einfach noch ein paar Sekunden auf die Folter spannen. Dann greife ich nach einem Brötchen und schmunzle dabei. „Wie vermutet.“, lacht der Blonde und nimmt sich jetzt auch. Dann wird es ruhig zwischen uns. Völlig in meinen Gedanken versunken, schmiere ich die Hälfte des Brötchens mit der Erdbeermarmelade und beiße anschließend hinein. Den guten Geschmack kann ich gar nicht richtig genießen, während mein Blick neugierig durch den Raum wandert. „Wieso frühstücken wir nicht in deiner Wohnung?“ Es hat ein paar Bissen gebraucht, bis ich genügend Mut für diese Frage gesammelt habe. Dabei weiß ich selbst nicht, warum ich schon wieder so schüchtern bin. „Ich hatte bei mir nichts mehr im Kühlschrank.“ Grinsend nimmt er eine weitere Gabel von dem Ei. „Du siehst allerdings so aus, als würde es dir hier nicht gefallen. Woran liegt das?“ Sein fragender Blick liegt auf mir, dem ich weder standhalten noch entkommen kann. Selbst ein weiterer Bissen und die Zeitschinderei helfen mir dabei nicht. Ich zucke daher mit den Schultern bevor ich leise mit der Sprache rausrücke. „Es ist alles so riesig und unpersönlich. Fast wie in einem Hotel.“ Naruto sieht daraufhin nachdenklich aus, stochert für einen Moment in dem Omelette herum. „Aber das ist doch egal. Wir sind ja nicht lange hier und gehen nach dem Frühstück zurück in deine Wohnung.“ Bei meinen Worten lächle ich freudig, versuche damit die Stimmung zu retten und beiße daraufhin herzhaft von dem Marmeladenbrötchen ab. „Und was ist, wenn ich dir sage, dass es diesen Nachbarn gar nicht gibt?“ Wir mustern uns nun gegenseitig. Ich versuche heraus zu finden, was er mir damit sagen möchte und er scheint meine Reaktion zu beobachten und zu analysieren. „Ich verstehe nicht ganz…“, murmele ich, als ich endlich fertig gekaut habe. „Hast du dich vorhin etwas umgeschaut?“, fragt er mich weiter, worauf ich stumm nicke. „Was glaubst du anhand dessen, wer hier wohnt?“ Ich denke an meine ersten Eindrücke, die vielen Musikinstrumente und die Bilder an den Wänden. Alles hat irgendwie mit Musik zu tun. Trotzdem zucke ich ratlos mit den Schultern, als ich meinen Vermutung äußere: „Wahrscheinlich ein Musiker oder so.“ Mit einem aufmunternden Nicken bestärkt er mich in meiner Meinung und fängt dabei mal wieder das Grinsen an. „Weißt du noch, was ich dir gestern im Restaurant gesagt habe?“ Mit einem fragenden Blick signalisiere ich ihm, dass ich nicht weiß, worauf er hinaus möchte. „Ich habe dir gesagt, dass ich Sänger bin.“, frischt er meine Erinnerungen auf und ich weiß sofort, warum ich mich daran nicht mehr erinnere. Ich hatte es ihm nicht geglaubt, schließlich gab es nichts, was seine Aussage bestärkte. Und auch wenn es jetzt Dinge gibt, die für ihn sprechen, glaube ich es ihm immer noch nicht. Das steht mir auch mal wieder deutlich ins Gesicht geschrieben, was ihn leise auflachen lässt. Er hat wieder Gefallen an seinem Frühstück gefunden und kaut genüsslich. „Du sagst also, du bist der Sänger auf diesen Bildern und dir gehört diese Wohnung?“, frage ich, nur um seine Aussage auf den Punkt zu bringen und um nachzufragen, ob ich ihn richtig verstanden habe. Mit einem Grinsen im Gesicht nickt er auf meine Frage, beobachtet mich weiter. „Dann gehört die andere Wohnung deinem Nachbar?“ Ich bin mittlerweile total verwirrt und weiß nicht mehr, was ich glauben oder denken soll. Sein simples, verneinendes Kopfschütteln bringt mich leider auch nicht weiter. „Mir gehören beide Wohnungen.“, gibt er bekannt, nachdem die Fragezeichen in meinen Augen immer größer geworden sind. „Führst du sowas wie ein Doppelleben?“ Es ist das Erste was mir nun durch den Kopf schießt. Weiß nicht, wie ich mir das sonst alles erklären soll. Aus welchem anderen Grund sollte ein Mensch sonst zwei Wohnungen haben? Das auch noch direkt neben einander und mit einem geheimen Durchgang. „Ja, so kann man es ausdrücken, wenn man will.“ Er schmunzelt über diese passende Feststellung. „Mir ist meine Privatsphäre ziemlich heilig.“, klärt er mich anschließend über seine Beweggründe auf. Ich kann ihn gut verstehen, meine Privatsphäre ist mir auch sehr wichtig. Trotzdem kann ich es nicht glauben. Warum sollte er das tun? Stars wollen doch immer Aufmerksamkeit, wieso also sollte er davor flüchten wollen? „Es ist ganz und gar nicht schön ständig im Rampenlicht zu stehen. Dauerhaft unter Beobachtung der Medien, immer gut aussehen, nie einen Fehler machen. Das nervt!“ Langsam aber sicher wird alles klarer für mich. Ein Promi zu sein hat viele Vorzüge, doch scheinbar auch viele Nachteile. Für ihn sind diese negativen Dinge scheinbar viel schwerwiegender, als die Positiven. „Das heißt, das hier ist die Wohnung von deinem Sänger-Ich und die andere von deinem normalen Ich?“ Immer noch muss ich diese ganzen Informationen verarbeiten, kein Wunder also, dass nur komische Fragen währenddessen heraus kommen. Erneut lacht er leise auf, ehe er bestätigend nickt. „Wie lange machst du das schon?“ Ich stelle mir das ziemlich schwer vor. Zwei verschiedene Leben, immer auf der Hut sein, um sich nicht zu verraten. Irgendwie tut er mir Leid, andererseits hat er sich selbst dazu entschieden und muss nun damit leben. „Mittlerweile sind es sechs oder sieben Jahre.“ Er weiß es gar nicht genau, wahrscheinlich macht es ihm weit weniger aus, als ich vermute. Trotzdem, ich könnte das nicht. Würde es auch nicht wollen. Naruto behält mich einfach nur im Blick und lässt mich meinen Gedanken nachhängen, während er einen Schluck aus seiner Tasse nimmt. Das animiert mich dazu, ebenfalls meinen Kaffee zu beachten. Der musste allerdings noch mit Milch gestreckt werden, bevor er für mich genießbar wurde. „Nur wenn du mir deine Fragen stellst kann ich sie dir beantworten.“ Ich scheine ihn mit meinen fragenden Blicken zu amüsieren, denn das leichte Schmunzeln hat sich nun dauerhaft auf seine Lippen geschlichen. „Wie nennst du dich?“, frage ich daraufhin als Erstes, denn ich würde wirklich gern wissen, ob ich schon irgendwann einmal von ihm gehört habe. „Mein Künstlername ist Kyuubi.“, antwortet er mit einem Lächeln. Sofort fange ich an meine Erinnerungen zu durchforsten und ich meine tatsächlich diesen Namen bei Ino und Sakura schon einmal gehört zu haben. Doch mehr kommt mir dabei nicht ins Gedächtnis. „Zumindest weiß ich jetzt eine Sache ganz genau!“ Er macht eine kurze Pause und wartet darauf meine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Du bist definitiv kein Fangirly!“ Er sieht auf eine gewisse Art und Weise erleichtert aus. „Warum gehst du das Risiko ein, wenn du Angst hast ich könnte ein Fan sein?“ Trotz meiner Verwirrung habe ich scheinbar meinen Mut wiedergefunden. Es fällt mir zumindest nicht mehr schwer meine Fragen zu stellen und ich finde auch endlich Gefallen an dem leckeren Frühstück. Ich traue mich sogar, etwas von seinem Omelette zu stibitzen. „Ich glaube, du hättest mich auf den Bildern erkannt, wenn du ein Fan wärst. Dann hätte ich natürlich geleugnet, dass ich das bin und es auf meinen abwesenden Nachbarn geschoben.“ Er grinst verschmitzt bei seiner Antwort und noch viel frecher, als wir uns ein kleines Gabel-Duell liefern. Ich habe Gefallen an dem gebratenen Ei gefunden und muss nun mit ihm um einen weiteren Bissen kämpfen, lache dabei leise. Freue mich kurz darauf über meinen kleinen Sieg. „Ich mag dein Lachen.“, gesteht er mir, während ich noch kaue. Sein Blick ruht dabei die ganze Zeit auf mir und ich versinke in seinen blauen Augen. Kann mir ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen. Trotzdem ergreife ich seine Hand, die er mir über den Tisch hinweg zu streckt. Im ersten Moment streicht er nur mit dem Daumen über meine Finger, ehe er mich mit einem leichten Zug animiert aufzustehen und zu ihm zu kommen. Mich auf seinem Schoß nieder zu lassen. Ein Arm legt sich daraufhin eng um mich und hält mich fest bei sich. Mit der anderen Hand streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht, lässt sie danach auf meiner Wange liegen. „Auch wenn wir uns schon geküsst haben, habe ich irgendwie das Gefühl es wäre dir angenehmer, wenn ich dich heute um Erlaubnis frage.“ Seine Stimme ist leise geworden und er beobachtet meine Reaktion aufs genaueste. Und während er das tut, bemerke ich erst, wie Recht er hat. Ich hätte einen Kuss von ihm als ziemlich aufdringlich empfunden. Doch jetzt liegt es bei mir ob wir uns küssen oder nicht. Ich habe zwar keine Ahnung was mit mir los ist, doch ich kann mir gerade nichts anderes vorstellen, als genau das zu tun. Allerdings liegt es nun auch an mir den ersten Schritt zu machen und der fällt mir schwerer als erwartet. Dennoch nehme ich all meinen Mut zusammen. Langsam überwinde ich den geringen Abstand zwischen uns, lege nach einem erneuten, kurzen Zögern meine Lippen auf seine. Ein erster, scheuer und zärtlicher Kuss an diesem Morgen. Ein kurzer Blickkontakt im Anschluss entfacht einen weiteren, deutlich intensiveren Kuss. Und der führt zu weiteren und weiteren. Keine Ahnung, wie lange wir so sitzen und uns küssen. Sogar leise miteinander lachen über irgendwelche unbeholfenen Dinge die wir sagen und machen. Er lässt mich die Zeit total vergessen und auch alles um mich herum. Schafft es, selbst in meinem Kopf alles störende beiseite zu schieben. Das Klingeln von seinem Handy reist mich allerdings aus diesem Bann. Schlagartig wird mir bewusst, was ich die letzten Minuten gemacht habe und sofort ist alles beim Alten. Peinlich berührt befreie ich mich aus seinen Armen, während er sein Smartphone aus der Hosentasche zieht und leise seufzt, ehe er das Telefonat annimmt. Lässt mich dadurch mit meinen wirren Gedanken und Gefühlen allein. Im ersten Moment folgen mir noch seine Augen, während er seinen Gesprächspartner begrüßt und anschließend aufmerksam zuhört. Seinem Blick kann ich nicht standhalten und bin auf eine gewisse Weiße froh, dass er aufsteht und den Raum verlässt. Sobald er weg ist, atme ich tief ein und vergrabe mein Gesicht verzweifelt in meinen Händen. Frage mich, was eigentlich in mich gefahren ist. Nicht nur, dass ich gegen jede Vernunft mit ihm nach Hause gegangen bin und bei ihm geschlafen habe. Jetzt knutsche ich auch noch mit ihm beim Frühstück. Und als ob das noch nicht schlimm genug ist, kann ich mich nicht daran erinnern, mich jemals so gut gefühlt zu haben. Selbst Kiba, bei dem ich mich immer wohl gefühlt habe, hat nie das geschafft, was Naruto gerade eben geschafft hat. Er hat mir alle hindernden Gedanken und unsicheren Gefühle genommen. Ich will, dass er das wieder macht. Mich all das, was mich selbst an mir stört, vergessen lassen. Gleichzeitig macht mir dieses starke Verlangen danach so große Angst, dass ich einfach nur weg will. Die Unsicherheit siegt tatsächlich. Ich schleiche mich aus der Küche und schaffe es, ohne von Naruto bemerkt zu werden, durch den Durchgang in die andere Wohnung. Sofort schlüpfe ich ins Bad, schließe die Tür hinter mir ab. Bestimmt bemerkt er mein Fehlen bald und ich möchte in meinem jetzigen Zustand auf keinen Fall von ihm beim Umziehen überrascht werden. In der Hoffnung, dass es meine Gedanken ordnet, spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Als ich anschließend in den Spiegel sehe, rinnen die Wassertropfen langsam hinab und tropfen vom Kinn nach unten. Ein Blick in meine Augen und ich merke, das hat gar nichts gebracht. Ich bin noch genauso verwirrt wie vorher. Leise seufze ich und trockne mir das Gesicht ab. Ziehe im Anschluss meine eigenen Sachen wieder an. Sein Shirt falte ich fein säuberlich zusammen und lege es auf einer kleinen Kommode ab. Jetzt muss ich nur noch mein Handy aus dem Schlafzimmer holen. Die Tür ist schnell entriegelt und ich trete auf den Gang, will nur schnell ins gegenüberliegende Zimmer. Doch ich stoppe in der Bewegung, als ich mit ihm, und damit seinem fragenden und auch leicht verletzen Blick, konfrontiert bin. Ich starre ihn an, während er einfach nur an der Wand lehnt und mich beobachtet. Er sagt keinen Ton. Und auch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie auch, wenn ich nicht einmal mir selbst erklären kann, warum ich das, was ich gerade mache, überhaupt mache. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, erhebt er nach endlosen Sekunden seine Stimme. Sie ist leise und klingt nicht mehr so lebendig, wie noch beim Frühstück. Wahrscheinlich trifft ihn mein Verhalten hart und das verstärkt mein schlechtes Gewissen nur noch weiter. Ich will mich erklären und mein Mund öffnet sich bereits, nur um festzustellen, dass ich absolut keine Worte habe. Und so schließt er sich wortlos wieder. Stattdessen schüttel ich schuldbewusst den Kopf. Es ist wirklich nicht seine Schuld. Seine Mine wird daraufhin weicher und schenkt mir sogar wieder ein leichtes Lächeln. „Gefühlschaos?“, fragt er, nachdem er mich und meine Mimik noch einige Sekunden beobachtet hat. Ich nicke gequält. „Kann ich beim Ordnen behilflich sein?“ Er stößt sich von der Wand ab und kommt zu mir. Vorsichtig hebt er seine Hand, die ich misstrauisch beobachte, streicht mir sacht über die Wange. „Ich weiß nicht, du bist der Grund dafür.“ Angespannt entlasse ich Luft aus meiner Lunge. Seine Nähe macht meine emotionale Lage auch nicht besser. „Ach ja? Wir kennen uns doch noch gar nicht so lange.“ Ein leichtes Grinsen ziert seine Lippen dabei. „Und trotzdem kommst du mir immer so nah und küsst mich schamlos.“ Aus dem Grinsen wird ein amüsiertes Lachen. „Meinst du das?!“, fragt er, während sich seine Hände auf meine Hüfte legen und mich eng an sich ziehen. Im nächsten Moment liegen seine Lippen auf meinen. Ein weiterer Kuss, den ich wider Willen erwidere und auch genieße. Aber genau das ist es ja, was mich so verwirrt. Wie kann ich das genießen, wenn er mich immer so überrumpelt, mich nicht ernst nimmt. Es dauert einen Moment, bis ich mich zusammenreisen kann. Dann lege ich meine Hände auf seine Brust. Ein leichter Druck reicht schon und Naruto beendet diesen Kuss. Trotzdem bleibt er mir so nah. Schnell senke ich meinen Kopf. So muss ich ihm nicht mehr in die Augen sehen und gleichzeitig bringe ich meine Lippen aus seiner Reichweite. „Ja, genau das.“, murmel ich. Kurz darauf spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn. „Entschuldige, ich bin wohl wirklich zu aufdringlich.“ Er geht auf Abstand und ich wage es aufzuschauen. „Ich ziehe mich um, dann bring ich dich nach Hause. Ist das okay für dich?“ Der Blonde steht bereits in der Tür zum Schlafzimmer, als er mich nach meiner Meinung fragt. Ich nicke daraufhin nur. Auch wenn es mir gerade zu schnell auf das Ende zugeht. Was ohne Zweifel mein Verdienst ist. Es dauert nicht allzu lange, dann sitzen wir beide in seinem Auto, wo eine unangenehme Stille herrscht. Ich traue mich nicht, etwas zu sagen. Stattdessen fällt mir sein Handy ins Auge, welches er in der Mittelkonsole abgelegt hat. Ich nehme es auf und habe sofort seine misstrauische Aufmerksamkeit. Nachdem es gesperrt ist, halte ich es ihm stumm hin. Er zögert lange, ehe er kurz seinen Finger auf den Sensor legt. Für einen Moment zucken meine Mundwinkel dankbar nach oben und ich fange sogleich an darauf herum zu tippen. Als ich fertig bin lege ich es an seinen alten Platz zurück. Dabei überrascht es mich wie lange er seine Neugierde in Zaum halten kann. Er nimmt es erst in die Hand, als er vor meinem Wohnhaus parkt. Versucht über den Verlauf herauszufinden, was ich getan habe, doch den habe ich natürlich gelöscht. „Was hast du gemacht?“, fragt er und tippt weiter auf dem Ding herum. „Nichts schlimmes, versprochen.“ Ich glaube in diesem Moment hat er den Eintrag im Adressbuch gefunden, denn ein strahlendes Lächeln ziert ganz plötzlich sein Gesicht. „Darf ich dich noch reinbringen?“ Naruto ist zwar noch etwas zurückhaltend, versucht scheinbar meine Grenzen einzuhalten, aber die unerträgliche Ruhe scheint vorbei zu sein. Vorausgesetzt ich spiele mit. „Gerne!“ Bei mir huscht ein schüchternes Lächeln übers Gesicht. Mein Chauffeur hechtet daraufhin beinahe aus dem Auto, um mir ganz Gentleman-Like die Tür zu öffnen. Selbst mit dieser Geste bringt er mich schon wieder in Verlegenheit. Dennoch greife ich nach seiner Hand, die er mir hinhält. Das ist auch der einzige Körperkontakt, den wir auch aufrecht erhalten, bis wir meine Etage betreten. Schon vom Treppenhaus aus, sehe ich jemanden vor meiner Wohnungstür hocken. Naruto wirft mir einen fragenden Blick zu. „Das ist Kiba.“, bestätige ich leise. „Was macht er hier?“, will er daraufhin wissen. „Sich Sorgen machen.“ Ich seufze leise. Mir stehen einige anstrengende Stunden bevor, da bin ich mir ziemlich sicher. „Willst du ihn mir vorstellen?“ Naruto ist stehen geblieben und ich bleibe an seiner Seite, schüttle dabei leicht den Kopf. „Heute lieber nicht, er mag dich nicht besonders.“ Das konnte ich bereits aus dem kurzen Telefonat entnehmen, welches ich mit Kiba geführt hatte und das wird er mir in meiner Wohnung noch viel ausführlicher erläutern. „Nehme ich ihm etwa seine große Liebe weg?“ Der Blonde weiß gar nicht, wie richtig er mit dieser Aussage liegt, die er so unbedarft einfach ausgesprochen hat. „Von wegnehmen kann noch keine Rede sein, aber so in der Art.“ Er hat es doch tatsächlich geschafft mir ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Nur mit dieser kleinen, entspannten Unterhaltung. „Dann lass ich dich wohl mal mit ihm alleine.“ Er verabschiedet sich mit einem scheuen Kuss auf die Schläfe und einem tiefen Blick in meine Augen. „Ich schreib dir!“, flüstert er mir noch zu, ehe er sich mit einem zwinkern umdreht. Ich sehe ihm kurz nach, schaue dann zu Kiba, der mittlerweile aufgestanden ist und auf mich zu kommt. Seine Mimik zeigt deutlich seine Sorge und die Vorwürfe, die er mir gleich machen wird. Nichts, worauf ich gerade Lust habe. Ich schaue wieder in Narutos Richtung, rufe seinen Namen. Er dreht sich sofort meiner Stimme zu und wartet. Diesmal bin ich es, die ihm nahe kommt. „Küss mich!“, verlange ich leise, kann seine anschließende Verwirrung verstehen. „Ich werde aus dir einfach nicht schlau.“, raunt er mir zu, ehe er mich in den von mir gewünschten Kuss zieht. Es ist nur ein kurzer Kuss. Naruto schaut mir fest in die Augen und fängt an zu grinsen. „Ich weiß, was du vorhast!“ Sein Blick zuckt kurz zur Seite, in Kibas Richtung, während ich mir ertappt auf die Unterlippe beiße. „Ich will eine Gegenleistung dafür.“, raunt er gegen meine Lippen. „Ein zweites Date, nächstes Wochenende!“ Ich schaue ihm nochmal in die Augen, ehe ich leicht nicke. Sofort stahlt er mich mit seinem umwerfenden Lächeln an. „Ich melde mich und jetzt stell dich ihm!“ Er lässt mich los und geht. Ich schaue ihm nach, bis er im Treppenhaus verschwunden ist. Erst dann drehe ich mich zu Kiba um, der mich anschaut, als wäre ich völlig verrückt geworden. Ich begrüße ihn mit einer knappen Umarmung. Noch bevor ich den Schlüssel in meine Wohnungstür stecke, fängt er bereits mit seiner Standpauke an. Ich höre nur halbherzig zu, es interessiert mich nicht wirklich was er zu sagen hat. Naruto ist in Ordnung. Ein bisschen aufdringlich, aber er respektiert mich, meine Grenzen und Gefühle. Und er will mich wiedersehen, trotz meinem mehr als nur komischen Verhaltens. Dennoch lasse ich Kiba reden. Vielleicht muss er es einfach loswerden und dann kann ich vernünftig mit ihm darüber sprechen. Ich stelle ihm wortlos etwas zu trinken auf den Tisch, habe mir selbst einen Tee gemacht und setze mich auf einen Stuhl. Seine Predigt ist immer noch nicht beendet, allerdings fängt er an sich zu wiederholen. Ihm gehen also die Argumente aus. Ein leises Piepsen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Display meines Handys zeigt den Eingang einer Nachricht von einer unbekannten Nummer an. Ich weiß sofort von wem die ist und muss mein dämliches Grinsen zurückhalten, als ich sie lese. Merke nicht einmal, wie Kiba vor mir verstummt. Erst nachdem ich das Mobiltelefon beiseitelege und ihn ansehe. „Die Nachricht da, war die von ihm?“, fragt er angespannt. Ich nicke leicht, bevor ich antworte. „Ja, Kiba, die Nachricht ist von Naruto. Und bevor du mir noch weiter Vorwürfe machen willst, könntest du dir mal anhören, was ich zu sagen habe.“ Zwar antworte ich ihm in normalem Ton, doch die Worte entsprechen nicht meiner sonstigen Wortwahl. Kiba ist meine schüchterne Zurückhaltung gewohnt, reagiert daher mit einer einfachen, gewährenden Geste. „Ich hatte gestern, trotz eurer absolut bescheuerten Wette, einen schönen Abend. Dank Naruto, der mich wie ein Gentleman aus der peinlichsten Situation meines Lebens gerettet hat. Er ist ein toller Kerl und ich mag ihn. Und ja, wir werden uns wieder sehen. Mir egal, was du oder die anderen sagen.“ Tief atme ich durch. Endlich einmal habe ich gesagt, was ich denke und fühle mich dabei richtig gut. Kiba bleibt noch ein bisschen und wir reden. Quatschen über alles, nur nicht über Naruto. Meine Ansprache hat fürs erste gewirkt und ich habe meinen besten Freund zurück. Zwischendrin meldet sich mein Handy immer mal wieder zu Wort und ich muss jedes Mal über seine Nachricht schmunzeln. Und mit jeder weiteren freue ich mich immer mehr auf unser Wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)