Spirit of Dragon von Proinos ================================================================================ Kapitel 3: Die Jagd ------------------- Ein dünner Lichtstrahl fällt durch mein Fenster und weckt mich. Ich hatte es anscheinend nicht richtig zugezogen. Mit einem Blick auf den Wecker stelle ich fest, dass der erst in einer halben Stunde klingeln würde. Nun bin ich ja schon wach, dann kann ich auch gleich aufstehen. Also schalte ich mit einem Seufzer den Wecker aus und krieche aus dem bequemen Bett, bevor ich es mir anders überlegen kann. Um richtig wach zu werden, ziehe ich die Vorhänge ganz beiseite und bemerke, dass es über Nacht schon wieder geschneit hatte. Ein Blick in den Himmel genügt um festzustellen, dass heute noch mit viel mehr von dem weißen Zeug zu rechnen ist, denn die Sonne hat sich komplett in gräulich-weiße Watte gehüllt. Das grelle weiße Licht, was mich zuvor geweckt hatte, kommt ganz allein vom Schnee. Kurz darauf laufe ich auch schon ins Bad, um mir noch schnell die Zähne zu putzen. Aus dem Spiegel sieht mir ein Mädchen mit zerzausten blonden Haaren aus müden grünen Augen entgegen. Himmel, die stehen aber auch in alle Richtungen ab! Nach fünfzehn Minuten gebe ich den Kampf mit meinem Haaren auf, vor allem mit meinem Pony. Nun hängen mir meine Haare bis zur Hüfte glatt herunter, nur das Pony steht wie immer weiterhin hartnäckig ab, sodass es auf der linken Seite auseinander fällt und etwas von meiner Stirn preisgibt. Ach, was soll’s! Dann lass ich das halt so. Zum Frühstück schalte ich das Radio ein, um die Stille zu verscheuchen. Meine Eltern schlafen noch und mit einem Gähnen stelle ich fest, dass sie die bessere Entscheidung getroffen haben als sie beschlossen auszuschlafen. Nur wir Teenager können auf die Idee kommen sich an einem Samstag um halb neun zu treffen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch eine halbe Stunde habe. Heute wollen wir austesten was wir alles mit unseren neu entdeckten Fähigkeiten ausrichten können. Seit wir letzten Dienstag bei Isa experimentiert haben, hat jeder für sich selbst geübt und seine Grenzen ausgetestet. „... Und nun zu einer weiteren Nachricht, die mich in Erstaunen versetzt hat. Die Polizei bittet um Mithilfe bei mehreren Fällen von Diebstählen, bei denen es eine Gemeinsamkeit gibt: Die Zeugen behaupten die gestohlenen Gegenstände wären wie durch Zauberhand durch die Luft geflogen. Wer kann etwas zu diesem „magischen“ Dieb oder Diebesbande ...“ Ich schrecke aus meinen eigenen Gedanken hoch. Magischer Dieb? Das ist doch nicht etwa der Typ von neulich? Aber ich kann ja jetzt nicht einfach die Polizei anrufen, oder? Was sollte ich denen denn sagen? Das der Dieb, den sie suchen, die Luft manipulieren kann, das er ein Elementarier ist? Und wenn die mich dann noch nicht für verrückt halten, wollen sie bestimmt wissen woher ich das weiß und ich müsste ihnen antworten, dass dieser mir das selbst gesagt hat. Damit die mich dann nicht ins Irrenhaus stecken, müsste ich ihnen beweisen, dass auch ich ein Elementarier bin in dem ich meine Fähigkeiten demonstriere und wer weiß was dann passiert. Keine gute Idee! Aber vielleicht sollte ich... Nein, der kann ja nicht so blöd... oder vielleicht doch? Dann könnten wir alle... ja, das könnte funktionieren. Mit einem Blick auf die Uhr springe ich auf. Mir bleiben noch etwa zehn Minuten um mich anzuziehen und mein Frühstück wegzuräumen bis die anderen kommen. Ich weiß jetzt wie unser heutiges Trainingsprogramm aussehen wird! Als es dann an der Tür klingelt, stehen sie alle vier in einem Pulk davor. Haben die sich abgesprochen oder war das nur Zufall? Ich lasse alle ins Haus und wir machen es uns im Wohnzimmer bequem. Die beiden Brünetten quetschen sich zusammen mit der Klassenbesten aufs Sofa und die Schwarzhaarige nimmt den Sessel in Beschlag als ich ihnen ins Zimmer folge, also bleiben mir nur noch zwei Optionen übrig. Entweder setze ich mich auf den Fußboden oder ich bleibe stehen. Ich entscheide mich für Letzteres und stelle mich neben den Sessel. „Ich habe mir für heute etwas überlegt, aber ich möchte euch vorher noch eine Frage stellen. Habt ihr das mit der magischen Diebesbande gehört?“ Erwartungsvoll sehe ich die Anderen an, die zwar bestätigend nicken, sich aber gleichzeitig auch fragende Blicke zuwerfen. Sie wissen anscheinend nicht worauf ich hinaus will, nur Isa ist mal wieder schneller. „Klar, da ist bestimmt der Typ vom letzten Montag mit dabei.“ „Okay, aber was spielt das für eine Rolle?“ Elly runzelt verwirrt die Stirn. Als ich gerade den Mund aufmache, um ihr zu antworten kommt mir Cath zuvor. Sie scheint nun zu ahnen worauf ich hinaus will. „Na, die Polizei ist völlig überfordert und nur wir wissen wie er es anstellt, aber uns würde keiner glauben wenn wir das jemanden sagen würden.“ „Genau und damit zu meinem Plan.“ Ich grinse die anderen spitzbübisch an. „Wir werden heute diesem magischen Dieb eine Falle stellen.“ Es beginnt gerade zu schneien als wir in der Ladenstraße in unserem kleinen Städtchen ankommen, aber zum Glück ist es heute nicht so kalt wie in den letzten Tagen. Der Schnee wird wahrscheinlich kaum liegen bleiben. „Oh, seht euch diese Jacke an! Die muss ich unbedingt anprobieren!“ Die schwarzhaarige Riesin löst sich von unserer Gruppe und drückt ihre Nase an einem Schaufenster platt. „Also wirklich! Deswegen sind wir aber nicht hier!“ Isa stemmt sich die Hände in die Seiten, doch Cath kann nur über Ellys Reaktion lachen. „Lass sie machen! Besser geht’s doch nicht.“ Mit einem Seitenblick auf die Shoppingvernarrte, die gerade begeistert den Laden betritt, senkt die große Brünette ihre Stimme. „Was ist besser als Tarnung geeignet als eine echte Shoppingtour?“ „Ja, aber wir wollten doch nur so tun als ob...“ Doch wir anderen lassen die Blauhaarige einfach stehen und folgen Elly durch die Eingangstür. Mit einem Seufzer betritt sie dann schließlich auch die Boutique, um nicht völlig einzuschneien. Während Isa ziemlich lustlos irgendeinen Kleiderbügel durchstöbert, sind wir übrigen begeistert bei der Sache und versuchen Elly bei der Jacke zu beraten. Und wie es immer so ist, passiert dann genau in dem Moment das, womit man nicht gerechnet hat. Obwohl das zwar der eigentliche Grund ist, warum wir überhaupt ausgegangen sind, haben wir nicht erwartet so schnell Erfolg zu haben. Denn während wir alle noch um die Shoppingvernarrte herumstehen, hat die Blauhaarige uns den Rücken zu gekehrt und steht Rücken an Rücken mit uns Beratern als ein Typ mit Kapuzenpullover auf uns zukommt. Ich bin immer noch abgelenkt und bekomme erst etwas mit als Elly plötzlich aufsieht und laut durch den ganzen Laden ruft. „Hey! Das ist die Tasche meiner Freundin!“ Der Taschendieb hebt alarmiert den Kopf und rennt mit seiner Beute los. Zum Glück ist Cath so geistesgegenwärtig und drückt mit Hilfe der Luft die Tür zu, so dass der Kapuzenpullover-Typ mit einem lauten Rums dagegen läuft, weil er sie in seiner Hektik nicht aufbekommt. Er hat eine violett-weiße Aura, also ist er genau derjenige, den wir suchen. Der Typ vom letzten Montag ist voll in unsere Falle getappt! Wir anderen sehen Cath bewundernd an, dann setzen wir uns in Bewegung und nehmen die Verfolgung auf, allen voran Elly, dicht gefolgt von Isa, deren Tasche sich der Dieb geschnappt hatte, denn uns bleibt nicht viel Zeit die Luftkontrolleurin zu beglückwünschen, wenn wir den Taschendieb nicht entkommen lassen wollen. Cath war also fleißig gewesen und hatte geübt, das hat sie uns gerade bewiesen. Der Dieb bekommt kurz darauf die Tür auf und stürmt aus dem Laden, doch der kurze Moment der Verzögerung hat ausgereicht, damit wir uns an seine Fersen heften können. Als wir wieder in der Ladenstraße sind, fällt mir auf, dass unsere Größte nicht mehr bei uns ist, dabei war sie doch wie beim letzten Mal als Erste losgerannt. Oder hatte ich mich geirrt? „Wo ist Elly?“ Cath wirft uns anderen einen fragenden Blick zu. „Sie ist zur Kasse gelaufen, um sich noch schnell die Jacke zu kaufen.“ Der Braungelockten hatte also mitbekommen wo sie hingegangen ist, aber über diese Information regt sich unsere Klassenbeste auf und wirft verzweifelt ihre Hände in die Luft. „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ Na gut dann eben ohne die Feuerkontrolleurin. Durch eine schnelle Reaktion von Tess, die ein paar Pflastersteine als Stolperfalle anhebt verliert der Kapuzenpullover-Typ prompt sein Gleichgewicht und landet schließlich auf allen Vieren genau vor einer Seitengasse ohne Läden. Bevor wir anderen irgendwie reagieren können, streckt die Wassermagierin ihre Hand aus und mit einer wegwerfenden Bewegung zur Seite schiebt ein Schneehaufen vom Straßenrand den jungen Mann in die menschenleere Gasse. „Cool, Isa! Du kannst jetzt auch Schnee kontrollieren?“ Die Erdkontrolleurin schaut die Blauhaarige bewundernd an. „Schnee ist doch auch nur gefrorenes Wasser.“ Wir vier Mädchen bleiben nun vor der Gasse stehen. Mit einem Blick über die Schulter, sehe ich, dass Elly endlich den Laden verlässt. Zum Glück sind wir bis jetzt nur geradeaus gelaufen, so dass sie uns problemlos folgen kann und mit einer Tüte in der Hand auf uns zugelaufen kommt. Damit wir den Luftkontrolleur nicht noch weiter verfolgen müssen und da es diesmal keine Sackgasse wie beim letzten Mal ist, strecke ich meine Hände aus und mit ein wenig Konzentration gelingt es mir in der Mitte der Gasse eine Wand aus Licht zu ziehen. Das ist ein merkwürdiges Gefühl, da meine Hände anfangen zu kribbeln. Gerade als der Dieb seinen nutzlosen Versuch durch die Lichtwand laufen zu wollen aufgibt, trifft unsere Shoppingnärrin ein und stellt sich neben uns anderen. Der Kapuzenpullover-Typ schmeißt Isas Tasche neben sich auf den Boden, woraufhin Tess einen weiteren Pflasterstein anhebt, direkt unter der Tasche, wodurch diese in die Höhe katapultiert wird und mit Caths Hilfe von ihrer Besitzerin aufgefangen wird. Das lässt den Luftkontrolleur zu seiner alten Methode zurückgreifen und schleudert uns eine Windböe entgegen, doch diesmal werden wir nicht zur Seite geweht, denn unsere Freundin lenkt diese ab. Cath wird daraufhin von weiteren Windböen bedrängt, wobei sie kaum hinterher kommt. „Kann mal jemand etwas unternehmen?“ Sie sieht schon ziemlich geschafft und verzweifelt aus. Ich nickte zustimmend, denn auch ich könnte etwas Hilfe gebrauchen, weil meine Finger anfangen taub zu werden. Ich nicht weiß wie lange ich die Lichtwand noch aufrechterhalten kann. Wie wäre es denn mal damit die Polizei zu rufen?! Immerhin stehen gerade drei von uns tatenlos rum! Dann sehe ich aus den Augenwinkeln wie die Schwarzhaarige eine werfende Bewegung macht und einen Feuerball auf den jungen Mann schleudert. Sie verfehlt ihn um einige Handbreit und trifft stattdessen meine nur noch mühsam aufrechterhaltene Barriere, welche sich daraufhin einfach auflöst. „Das war aber keine Hilfe!“ Meinen empörten Blick scheint unsere Größte nicht zu bemerken, dafür sieht sie ihr eigentliches Ziel an. „Ups, nicht getroffen.“ „Wolltest du mich etwa verbrennen?!“ Na wenigsten hat die Aktion den Typen abgelenkt, was Cath eine Atempause verschafft. In diesem Moment tauchen zwei Personen am anderen Ende der Gasse auf und laufen auf uns zu. Derjenige, der vorwegläuft, trägt eine Lederjacke und hat eine Aura in grün-braun. Diesem dicht auf den Fersen ist ein Typ in einem grauen Pullover mit einer blau-grauen Aura. Als diese beiden den Luftkontrolleur erreichen, kommen fünf weitere Jungen um die Ecke. Allen voran ein silbrig-blonder Junge, dessen silbergrauen Augen so hell sind, dass sie fast wie weiß aussehen. Direkt hinter ihm kommen ein Braunäugiger mit eindeutig gefärbten Haaren, denn die kurzen Haare an den Seiten sind dunkelbraun und zur Kopfmitte hin werden sie immer länger und heller bis sie blond sind, und einen kleineren Blauäugigen. Dieser hat rotblondes schulterlanges Haart eine blau-graue Aura, der Bundgefärbte eine violett-weiße und der Silberhaarige eine in orange-beige. Ganz am Ende laufen der Größte und der Kleinste der Gruppe. Der Kleine hat ein asiatisches Aussehen mit glatten, schwarzen, Beatles ähnlichen Haaren, dunklen Augen und einer Aura in schwarz-rot, während der Große seine dunkelbraunen Haare in einem Kurzhaarschnitt trägt und strahlend blaue Augen und eine braun-grüne Aura besitzt. Mit einem Schreck stelle ich fest, dass die Verfolger der beiden jungen Männer alle in unsere Klasse gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)