Spirit of Dragon von Proinos ================================================================================ Kapitel 4: – Die Verfolgung – ----------------------------- Ich sah hoch zu den Wolken, es hatte schon wieder angefangen zu schneien. Vielleicht hätten wir uns doch lieber bei Jack getroffen, aber jetzt ist das ja auch egal. Die anderen treffen nun nach und nach an unserem Treffpunkt am Springbrunnen in der Ladenstraße ein. Einen Springbrunnen konnte man das eigentlich nicht nennen, es war eine kleine Faunenstaute in einem Wasserbecken, wo jetzt im Winter allerdings kein Wasser drin ist. Der Erste unserer Truppe, der mich erreichte, ist der laute, etwas aufdringliche, aber lebensfrohe Jack. Er ist ein Junge der sehr viel auf seine Frisur hält und wahrscheinlich stundenlang dafür beim Friseur sitzt. Sein bester Freund kommt nur wenig später dazu. Zak ist das genaue Gegenteil von Jack, er ist eher ruhig und besonnen und schafft es immer seinen besten Freund in die richtige Bahn zu lenken, wenn dieser mal wieder droht übers Ziel hinauszuschießen. Bevor der asiatisch aussehende Marcus, von uns nur Marc genannt, und der Riese Matt am Treffpunkt ankommen, der eigentlich Matthieu heißt, es aber hasst so genannt zu werden, aktiviere ich meine Aurensicht und auf einmal fangen meine Freunde an in allen Farben des Regenbogens zu schillern, Jack in violett-weiß, Zak in blau-grau, Marc in rot-schwarz und Matt in grün-braun. Ich weiß, dass ich, wenn ich jetzt in mein Spiegelbild schauen würde, ich eine orange-beige Aura sehen würde. Es war ein ganz schöner Schock als es vor fast drei Wochen angefangen hat. Mittlerweile kann ich das schon ziemlich gut kontrollieren, somit muss ich nicht die ganze Zeit Auren sehen, zum Beispiel schalte ich es in der Schule aus, um nicht davon abgelenkt zu werden. „Dan! Du träumst schon wieder! Wolltest du uns nicht deine Theorien bezüglich unserer Fähigkeiten erklären?“ Jack spricht so laut, dass es bestimmt die ganze Ladenstraße hört, und reißt mich somit aus meinen Überlegungen. Das bin ich Daniel, häufiger Dan gerufen, der merkwürdige Typ mit dem Silberhaar und den grauen Augen, der meist träumend in der Gegend rumsitzt und seinen Gedanken nachgeht. Dabei kann ich noch nicht einmal etwas für meine Haarfarbe, ich bin damit geboren wurden. „Warum denn so laut, ich bin doch direkt neben dir.“ Jack sieht mich daraufhin frech an und bevor er zu einer Antwort ansetzen kann, spreche ich schnell weiter. „Soweit wir bis jetzt wissen, hat jeder von uns eine Fähigkeit, die der andere nicht hat. Matt ist wie ein riesiger Magnet, besitzt also die Fähigkeit des Magnetismus...“ „Das wissen wir doch schon alles!“ „Lass ihn doch ausreden.“ Der Rotblonde sieht mich auffordernd an, fortzufahren. Ich entscheide mich für die Kurzversion, um kein weiteres Mal von dem Hitzkopf unterbrochen zu werden. „Marc hat Elektrizität, Zak Telekinese, Jack Schall, was man nicht überhören kann und ich besitze die Fähigkeit Auren zu sehen.“ Ich schaue den Schreihals warnend an, der schon wieder Anstalten macht, etwas dazu sagen zu wollen. „Daher weiß ich, dass jeder von uns unterschiedliche Aurenfarben besitzt und das, soweit ich bis jetzt sagen kann, auch nur wir. Deshalb denke ich, dass die Auren mit unseren Fähigkeiten im Zusammenhang stehen. Heute möchte ich herausfinden, ob es noch andere Menschen mit Auren gibt und ob deren Farben ebenfalls mit besonderen Fähigkeiten zusammen hängen.“ „Willst du damit sagen, dass eine bestimmte Farbe eine bestimmte Fähigkeit bedeutet?“ Der sonst so stille Marc meldet sich zu Word. „Genau.“ „Und warum mussten wir dann kommen?“ Langsam geht mir der Typ wirklich auf die Nerven! Ein lauter Aufschrei in der Nähe unterbricht Jack und lässt mich auf sehen, sodass ich gerade noch mitbekomme wie eine ältere Dame hinfällt, bevor mich eine andere Bewegung ablenkt. Während der älteren Dame von ihrem Begleiter aufgeholfen wird, beobachte ich zwei Gestalten die sich auffällig schnell von der ihr entfernen. Als mir bewusst wird, dass diese Flüchtenden farbige Auren besitzen, fängt der männliche Begleiter der Dame an zu rufen. „Haltet die Diebe!“ Daraufhin springe ich auf und hefte mich an die Fersen der beiden jungen Männer. Den überraschten Blick der anderen bekomme ich kaum mit, doch zum Glück überlegen sie nicht lange und folgen mir. Dass ich sie nicht durcheinander gebracht habe durch mein plötzliches Aufspringen, merke ich als eine Schallwelle an mir vorbei fegt und sich die Diebe deswegen die Ohren zuhalten müssen. Der mit der Lederjacke lockert daraufhin seinen Griff um die Handtasche der alten Dame. Jack hat ausnahmsweise mal nicht stundenlang blöde Fragen gestellt und stattdessen gehandelt, genauso wie sein bester Freund. Als sich die Flüchtenden krümmen, nutzt er die Chance und entreißt dem Lederjackentyp seine Beute. Ich kann leider nicht viel machen, nur tatenlos zusehen wie der zweite Dieb, der mit dem grauen Pullover und der blau-grauen Aura, den Ersten in eine Seitengasse zieht und aus meinem Sichtfeld verschwindet. Ich sehe vielleicht Auren, aber aktiv handeln kann ich damit nicht. Matt hat währenddessen dem Bundgefärbten die Handtasche abgenommen und ihrer Besitzerin zurückgebracht. Als wir die Gasse erreichen, in der die Diebe verschwunden sind, ist diese leer. Nicht einmal Fußspuren sind zu sehen, aber egal wie ich es auch drehe und wende, mir fällt keine plausible Erklärung hierfür ein, außer dass der Schneefall dafür verantwortlich ist, da man weder mit Magnetismus noch mit Telekinese das erreichen könnte. Es sei denn man wirbelt mit Letzterem den Schnee auf, was aber bestimmt nicht so schnell geht, dass es uns nicht mehr aufgefallen wäre. Wir durchqueren die Gasse und versuchen auf der anderen Seite herauszufinden wohin die beiden jungen Männer gegangen sind. Dies ist allerdings nicht so einfach, da hier Autos parken dürfen, um die Läden beliefern zu können. Das bedeutet, dass auf der rechten Seite der Gasse ein Kleintransporter und auf der linken sogar ein kleiner LKW stehen und uns die Sicht versperren. „Die können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.“ Nun komme ich zum Einsatz. Ich kann nicht nur die Auren sehen, sondern auch die Spuren die sie hinterlassen, wenn sich ihr Besitzer bewegt. Mit ein wenig Konzentration kann ich Lichtreflexe ausmachen, die wie Glitter in der Luft hängen und mich nach links leiten, wo sich die beiden anscheinend verstecken. „Dort hinter dem LKW.“ Jack sieht mich überrascht an. „Dann hat einer von ihnen also eine farbige Aura?“ „Nein, alle beide haben eine. Eine grün-braune und eine grau-blaue und sie sind hier nach links gegangen. Ihre Spur verliert sich da.“ In dem Moment als wir fünf uns dem LKW nähern, schießen zwei Schatten hervor und rennen von uns weg. Wie fackeln nicht lange und nehmen wieder die Verfolgung auf. Doch außer, dass wir aus der Puste kommen passiert nichts. Ich hatte gehofft, wenn wir sie verfolgen, würden sie ihre Fähigkeiten offenbaren, wenn sie welche haben, aber vielleicht muss man doch noch etwas nachhelfen. Zu demselben Schluss muss auch Matt gekommen sein, denn plötzlich biegt sich eine Straßenlaterne nach unten und versperrt den Dieben den Weg, sodass sie gezwungen sind auszuweichen. Dann taucht auf einmal ein Blitz aus der defekten Straßenlaterne auf und schlägt Funken, wodurch die Diebe einen Haken schlagen, um nicht getroffen zu werden und in eine weitere Gasse abbiegen. Als ich ebenfalls um die Ecke komme, sehe ich lauter gleißend helle Lichtpunkte, die sich langsam auflösen und sich direkt vor den Dieben in der Mitte der Gasse befinden. Sind das nur noch Nachbilder von dem Blitz den Marc heraufbeschworen hat, aber dann würden sie sich ja nicht hinter den Dieben befinden, oder? Vor den beiden jungen Männern steht ein weiterer im selben Alter und mit einem Kapuzenpullover, auf den die beiden, die wir verfolgen, direkt zu rennen und erst im letzten Moment stoppen als sich dieser überrascht umdreht. Erst dann fällt mir etwas auf. Auf der anderen Seite der Gasse stehen fünf Mädchen, von denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie alle in meine Klasse gehen. Allen voran steht eine große Brünette mit einer sehr stark gestuften Frisur und braunen Augen. Direkt daneben steht eine Blondine mit Pony und grünen Augen und eine Schwarzhaarige mit dunklen Augen und einem zum Teil in der Mitte hochgesteckten Haaren. Zwischen der Brünetten und der Blondine steht ein Mädchen mit zwei blauen Zöpfen, die ihr über die Schulter fallen und damit ihre dunkelblauen, beinahe violetten Augen hervorheben. Auf der anderen Seite der Blondine steht die Kleinste der Gruppe. Sie ist ebenfalls eine Brünette mit braunen Augen, allerdings sind ihre Haare nur schulterlang und gelockt. Die fünf Mädchen stehen wie die Orgelpfeifen da, von der großen Schwarzhaarigen bis zur kleinen Braungelockten und sehen uns Neuankömmlinge abwartend entgegen. Ich schaue überrascht zurück und verlangsame mein Tempo. All diese Mädchen haben farbige Auren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sie vor ein paar Wochen noch nicht hatten oder zumindest war es mir vorher nicht aufgefallen, weil ich sie immer nur in der Schule treffe, wo ich ja bewusst meine Aurensicht abschalte. 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