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Der Schatten in mir

von

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Jedes Ende ist ein neuer Anfang

Chandra fühlte sich nicht schlecht, dass sie Zayn hatte überzeugen können, sich auf mehr als nur harmlose Küsse einzulassen. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frau, die einem Mann erst nahe sein wollte und es hinterher dann bereute. Das war weiß Gott noch nie vorgekommen und würde es auch diesmal nicht. Also brauchte Zayn sich auch nicht schlecht oder unsicher fühlen, dass er ihrem Begehren entgegenkam. Die Erzählungen über ihre Vergangenheit hatten sie zwar etwas aus der Bahn geworfen und sie etwas unzurechnungsfähig erscheinen lassen, doch wenn es um Sex ging, war sie bei Sinnen. Und sie brauchte keine romantischen Gefühle, um sich auf etwas rein Körperliches einzulassen. Denn was auch immer sie für Zayn, der ihr ja immer noch reichlich unbekannt war, fühlte – es bestärkte sie weder in ihrem Vorhaben noch hielt es sie davon ab. Gefühle jeglicher Art standen stets auf der einen Seite und körperliche Begierde auf der anderen.

Ihr gefielen Zayns Lippen umso besser, als er sie nicht länger mit dieser nervigen Unsicherheit küsste, sondern ebenfalls erfüllt war von Verlangen. Insgeheim bestätigte sie dies auch ein wenig; es war ihr bislang gelungen, jeden Typen, den sie wollte, für sich zu gewinnen, und da war auch Zayn nunmehr keine Ausnahme. Er fand sie attraktiv, sie fand ihn attraktiv – alles war bestens.

Sie hob sich ihm auf dem Sofa entgegen, wollte ihn dicht an sich spüren. Als er mit einer Hand unter ihr Oberteil glitt und nach oben wanderte, entfuhr ihr ein wohliger Seufzer. Voll Leidenschaft presste sie ihre Lippen auf seine und legte ihre Hände um seinen Nacken, fuhr ihm durch das dichte, schwarze Haar. Chandra spürte, wie seine Finger langsam unter ihren BH glitten und begann nun ihrerseits, sein Hemd aufzuknöpfen. Doch sie hatte gerade mal drei Knöpfe öffnen können, da löste er sich von ihr, zog seine Hand zu sich und erhob sich ein wenig.

Enttäuscht sah sie zu ihm auf. Wollte er jetzt etwa doch noch einen Rückzieher machen?

„Ich will mich ja nur ungerne selbst einladen, aber würde es dir etwas ausmachen, das hier in dein Schlafzimmer zu verlegen?“, fragte Zayn sie mit rauer Stimme.

Grinsend beugte sie sich nach oben, zog ihn am Hemdkragen zu sich und sprach gegen seine Lippen: „Keineswegs.“

Gesagt, getan. Er erhob sich, zog sie mit sich und gemeinsam liefen sie zum Schlafzimmer. Neben dessen Türe allerdings drückte er sie gegen die Wand, zwang sie in einen heißen, atemlosen Kuss, aus dem sie sich nur schwer wieder lösen konnten. „Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich dir sage, dass ich daran schon gedacht habe, als ich dich das erste Mal gesehen habe?

Chandra grinste ungläubig. „Wirklich, schon beim ersten Mal? Als du fast draufgegangen wärst?“

„Na ja, es war nicht der erste Gedanke. Aber einer der ersten.“

„Ich würde sagen, du bist damit ein ziemlich normaler Kerl“, erwiderte sie, schlüpfte ins Schlafzimmer und schaltete dort die kleine Nachttischlampe an.

Das Erste, was danach geschah: Sunny und Lunel sprangen wie vom Blitz getroffen vom Bett auf und flitzten aus dem Raum. Chandra schmunzelte darüber nur; erst hatten sie sie aus dem Wohnzimmer verscheucht und nun aus dem Schlafzimmer. Aber ihre Pokémon waren blitzgescheit und wussten sehr genau, wann sie besser nicht zugegen sein wollten.

Zayn schloss die Tür hinter sich und als er nun vor Chandra stand, fühlte sie sich ein wenig klein gegenüber seiner hohen Statur. Er legte ihr eine Hand in den Nacken und küsste sie abermals, woraufhin sie sich nach hinten aufs Bett fallen ließ und ihn mit sich zog.

Von neuer Leidenschaft erfasst versank sie in diesem Kuss, setzte ihr vorheriges Vorhaben fort und knöpfte sein Hemd auf, was gar nicht so leicht war, so nah, wie sie sich waren. Doch sie schaffte es bis hinunter zum letzten Knopf. Er löste sich von ihr, erhob sich etwas und sie warf ihren Blick auf seine sonnengebräunte, definierte Haut, fuhr mit den Fingerspitzen seine Brust entlang. Anschließend zog sie ihm sein Hemd über die Schultern, woraufhin er es sich abstreifte und zu Boden warf. Chandra setzte sich ihrerseits auf, bis ihre Gesichter sich wieder so nahe waren, dass sie seinen warmen Atem auf der Haut spürte. Mit einem selbstbewussten Grinsen entledigte sie sich nun auch ihres Oberteils. Daraufhin legte Zayn seine Arme um ihren Rücken und drückte sie mit seinem Körper wieder nieder auf das Bett, bedeckte erst ihren Hals und dann ihre Schlüsselbeine mit Küssen, die ihr die Sinne vernebelten. Sie legte ihre Arme wohlig stöhnend nach oben und reckte ihm ihren Oberköper entgegen, als sie seine Lippen auf ihrer einen, dann auf der anderen Brust fühlte.

Für ein paar Sekunden verharrte sie in seinen Liebkosungen. Wenig später öffnete Zayn hinter ihrem Rücken den Verschluss ihres trägerlosen BHs. Bevor er ihr diesen vom Körper ziehen konnte, lenkte sie seine Aufmerksamkeit wieder nach oben, indem sie sein Gesicht zu sich zog. Chandra drückte ihren Mund fordernd auf seinen und schlang anschließend ihre Beine um seine Hüften. Allmählich wallte eine Hitze durch ihren Körper, der sie nachgeben wollte. Sie spürte seine Erektion, die leicht gegen ihren Unterleib drückte, und vernahm nun umso deutlicher ihre eigene Erregung. Ihre Hände fanden ihren Weg hinunter zu seinem Gürtel und mit Leichtigkeit öffnete sie erst diesen und im Anschluss seine Hose. Selbstsicher und keine Zweifel an seiner Reaktion habend, steckte sie ihre rechte Hand in Zayns Hose und glitt quälend langsam nach unten. Er hörte auf, sie zu küssen und ein leises Stöhnen drang über seine Lippen.

„Du lässt echt nichts anbrennen, oder?“ Zayns Stimme klang tief und verführerisch, woraufhin Chandra ihre Hand wieder zu sich zog und vielversprechend lächelte.

„Nein, du etwa?“

In einer fließenden Bewegung stand er vom Bett auf und zog sich endlich die Jeans aus, bis er nur noch in Unterwäsche vor ihr stand. Chandra grinste und biss sich leicht auf die Unterlippe, wobei sie ihm in die Augen sah, dann stand sie ebenso schnell auf, was ihren BH zu Boden segeln ließ.

„Ups“, flüsterte sie unschuldig, ehe sie ebenfalls ihre Hose und ihre Socken auszog.

Zayn kam nicht umhin, seine eisblauen Augen über ihren Körper wandern zu lassen, was sie mit einem zufriedenen Lächeln quittierte. Sie ergriff seine rechte Hand und zog ihn wieder mit sich aufs Bett. Haut schmiegte sich an Haut, als sie ihn küsste und die Wärme genoss, die von ihm ausging. Sie fühlte seine Finger, wie sie an ihrer Seite hinabfuhren, langsam und reizend, dann glitten sie seitlich unter ihren Slip, als wollten sie diesen herunterziehen, taten es aber nicht. Im nächsten Moment war seine Hand zwischen ihren Beinen, fuhr nach oben und strich über ihre Weiblichkeit. Parallel dazu spürte sie nun erneut seine Lippen an ihrem Hals – sie wusste nicht, ob sie sich lieber auf das Prickeln ihrer Haut oder auf das in ihrem Unterleib konzentrieren sollte. Chandras Finger wanderten über seinen Rücken nach unten, doch gerade als sie an seinen Boxershorts ankamen, hielt er plötzlich inne.

„Ähm“, er klang einen Hauch beschämt und sah in ihr Gesicht, „du hast nicht zufällig Kondome da?“

Chandra entlockten diese Worte ein breites Grinsen; das war nun wirklich ein wenig unerwartet, wenn auch nicht schlimm. „Ein Mann, der nicht allzeit vorbereitet ist. Recht ungewöhnlich“, stellte sie fest.

„Tja, mein Aufenthalt in Pyritus schloss eigentlich keinen Sex mit einer schönen Unbekannten mit ein“, lächelte Zayn.

„Oh, darf ich mich geschmeichelt fühlen?“ Sie beugte sich hinüber zu ihrem Nachtschränkchen, fischte aus dessen Schublade ein verpacktes Kondom und hielt es vor sich.

„Darfst du“, hauchte er an ihre Lippen. Das Kondom noch in der Hand, verschränkte sie die Arme hinter seinem Nacken und ließ sich zum gefühlt hundertsten Mal in einen sehnsüchtigen, heißen Kuss entführen. Als er sie und sich selbst wenig später endlich von dem restlichen, störenden Stoff befreite, bereute sie ihre Entscheidung nicht im Geringsten.

 

******

 

„Hey, sag mal …“ Chandra erhob sich aus ihrer zuvor liegenden Position, stützte sich auf ihrem linken Ellbogen ab und blickte auf Zayn hinab, der neben ihr im Bett lag.

„Hm?“ Mehr kam nicht über seine Lippen und Chandra stellte voll Belustigung fest, dass er doch recht erschöpft wirkte. Verständlich, sie fühlte sich ja selbst müde, aber befriedigt, und hätte innerhalb von ein paar Minuten einschlafen können. Alles andere wäre nach dem, was sie getan hatten, reichlich merkwürdig.

„Ich frage mich schon die ganze Zeit“, fuhr sie fort und griff ungehemmt mit ihrer Hand in seinen dichten, verstrubbelten Haarschopf, „was mit deinen Haaren los ist. Wieso schimmern sie sie Lila?“

Ein leichtes Grinsen legte sich über Zayns Lippen. „Du könntest mich jetzt so viele Dinge fragen, die ich dir beantworten würde, stattdessen fragst du mich etwas zu meinen Haaren?“

„Ich bin ein Mädchen, uns interessieren solche Dinge halt.“

„Na gut“, lachte er. „Ich habe eine Wette verloren, musste mir die Haare färben. Aber der Vorteil an schwarzen Haaren ist, dass kaum eine andere Farbe eine Chance hat. Also sind sie nun schwarz mit Lilastich. Herrlich, nicht wahr?“

„Ich finde es schön, lässt dich besonders aussehen“, meinte Chandra und besah sich noch kurz seiner Haare. Dabei störte es sie nicht, dass sie momentan noch recht dicht beieinander unter ihrer Bettdecke lagen und sich ihre nackten Körper immer wieder streiften. Doch sie würde ihm für die Nacht noch eine eigene Decke geben – Kuscheln war nicht unbedingt ihre Stärke und verkomplizierte solche Dinge wie unverbindlichen Sex unnötig. Darauf hatte sie wirklich keine Lust.

„Wenn du das sagst“, schmunzelte Zayn.

Sie legte sich wieder neben ihn und betrachte sein Profil. Mit leichtem Unmut stellte sie zum wiederholten Male fest, wie gut er doch aussah, und verlor sich im Mustern seiner hervorstechenden Wangenknochen. Hätte sie ihn nicht attraktiv gefunden, hätte sie nicht mit ihm geschlafen, allerdings trug seine Art auch einen nicht unerheblichen Anteil daran. Sie hatte sich wohl in seiner Nähe gefühlt und tat es immer noch. Er war eben der Erste, der ihr zugehört hatte.

Plötzlich wandte er den Kopf zu ihr und beschämt über ihr Starren wurde sie rot.

„Mir ist eine Frage gekommen, Chandra“, sagte er. „Du hast in deinen Erzählungen kein einziges Mal von deinen Pokémon geredet. Aber ich frage mich, woher du zwei solche besonderen Pokémon hast. Du scheinst ja keine Trainerin zu sein, was verständlich ist. In einer Stadt wie Pyritus will man seine Pokémon nicht mit anderen messen.“

Mit dieser Frage hatte Chandra nicht gerechnet, aber sie war froh, dass er ihr keine Frage zu einem unangenehmen Thema stellte. Außerdem dachte sie gerne an ihre Pokémon – an den bisher einzigen Lichtblick in ihrem düsteren Alltag.

„Die beiden sind mittlerweile schon gut drei Jahre bei mir“, fing sie an. „Ich wohnte noch nicht lange hier in dieser Wohnung, als ich eines Abends in einem Park durch Zufall ein Evoliweibchen und seine zwei Jungen fand – ein süßes, kleines weibliches Evoli und ein männliches. Ihre Mutter war verletzt und sehr schwach, weshalb sie die beiden anscheinend schon eine Weile nicht mehr ausreichend hatte versorgen können. Es ging ihnen ebenfalls sehr schlecht. Ich hatte keine richtige Erfahrung mit Pokémon, aber ich wusste, dass ich ihnen helfen musste. Also brachte ich sie zum Pokémon-Center. Pyritus ist eine scheiß Stadt, aber die Ärzte und Schwestern im Pokémon-Center sind immer bemüht, sich um kranke Pokémon zu kümmern. Heute mehr denn je. Leider schaffte es die Mutter nicht, ihre Verletzung hatte sich entzündet und dies letztlich zu einer Blutvergiftung geführt. Sie verstarb, doch ihre Kinder ließen sich schnell wieder aufpäppeln. Als es ihnen schließlich besserging, konnte ich die beiden Evolis nicht einfach wieder draußen aussetzen. Sie waren so hilfsbedürftig und alleine nach dem Tod ihrer Mutter. Sie hatten niemanden und in Pyritus hätten sie nicht lange überlebt. Gewissermaßen teilten sie mein Schicksal.

Also nahm ich sie mit zu mir und kümmerte mich fortan um sie. Sie fühlten sich schnell wohl hier und lebten sich ein, wir bauten eine Bindung zueinander auf. Doch ich sah sie nie als meine mir gehörenden Pokémon an, sie waren immer Freunde für mich. Als sie nach einigen Monaten schließlich ausgewachsenen waren, geschah das Unfassbare. Das Männchen entwickelte sich nachts bei Vollmond zu einem Nachtara und das Weibchen entwickelte sich am nächsten Tag im Sonnenschein zu Psiana. Ab diesem Moment war mir klar, wie viel Zuneigung und Vertrauen mir diese beiden Geschöpfe entgegenbringen mussten. Wie du ja wahrscheinlich weißt, vollziehen Evolis die Entwicklung in Psiana oder Nachtara in Nähe eines Menschen nur dann, wenn sie diesem viel Liebe entgegenbringen. Deswegen sind diese beide Pokémon viel seltener als jene Evoli-Entwicklungen, die sich bei Kontakt oder Nähe zu bestimmten Steinen oder Felsen entwickeln.

Ab da wuchs unsere Bindung zueinander und ich überlegte mir passende Namen für die beiden. Aber das war nicht alles. Auf einmal verfügten die beiden über diese Fähigkeit, die du ja schon kennengelernt hast. Sie können das Gute oder Böse in einem Menschen und dessen Absichten spüren und haben mich seither immer vor jeder potenziellen Gefahr gewarnt. Doch ebenso spüren sie auch die Dunkelheit der Cryptopokémon und reagieren sehr empfindlich darauf, selbst wenn sie im Pokéball sind. Das ist der Grund, wieso ich sie nie mit in die Stadt nehme, sondern meist nur mit in Parks oder kleinere Wäldchen abgelegen vom Trubel. Es ist besser so für sie, ich möchte ihnen nicht schaden.“

Bevor Chandra wieder zu tief in das leidige Thema „Cryptopokémon“ abtauchte, beendete sie ihre Erzählung lieber. Sie sah, dass Zayn sie leicht anlächelte.

„Du bist ein wundervoller Mensch, der wundervolle Dinge macht und das haben sie gespürt. Und ich bin mir sicher, du wärst auch eine tolle Trainerin. Liebe macht Pokémon stark, nicht das Entsagen jeglicher Gefühle.“ 

„Ja, wahrscheinlich“, nuschelte sie in die Decke. Sie wollte im Moment keine Komplimente hören und nicht über Cryptopokémon reden. Außerdem spürte sie mehr denn je, wie eine schwere Müdigkeit sich über ihren Geist legte, der sie allmählich zum Opfer fiel.

Zayn bemerkte dies und sagte: „Du solltest schlafen, es war ein harter Tag.“

Sie nickte und schloss die Augen. Plötzlich wandte Zayn sich ihr zu und legte einen Arm um sie, was ihr trotz aller vorherigen körperlichen Nähe eine Gänsehaut bescherte. Kommentarlos nahm sie seine Annährung hin und konzentrierte sich auf ihre Erschöpfung, bis sie allmählich einschlief.

 

******

 

Als Chandra nach einem eher leichten Schlaf das nächste Mal die Augen öffnete, fiel ihr auf, dass sie mittlerweile komplett alleine eingewickelt in ihrer Decke im Bett lag. Zayn war nicht länger neben ihr. Sie setzte sich auf und bemerkte, dass es noch immer nachts war. Es fiel kein Licht durch das Rollo ihres Fensters über dem Bett und die kleine Lampe auf ihrem Nachtschränkchen brannte noch.

Doch wo war Zayn? Sie erhob sich aus dem Bett, warf sich ihre große Decke schützend um den Körper und fühlte eine unangenehme Nervosität in ihrem Inneren. War er fort? Eigentlich war das für Chandra nichts Neues. Es war normal, dass Männer gerne mitten in der Nacht verschwanden oder spätestens am frühen Morgen. Sie wachte oft alleine auf und meist kam sie damit klar. Aber Zayn konnte nicht gegangen sein; nicht nach all dem, was am Tage und Abend passiert war.

Sie sah zu Boden, wo noch immer seine Jeans uns sein Hemd neben ihren Sachen lagen, und seufzte erleichtert. Alles war in Ordnung. Aber es ärgerte sie insgeheim, dass sie noch immer von ihm erwartete, dass er jede Sekunde Reißaus nehmen könnte. Das musste aufhören.

Als nächstes trat sie aus dem Schlafzimmer und rief zögerlich: „Zayn?“ Dann hörte sie Geräusche aus dem Badezimmer, das im länglichen Flur gegenüber der Wohnungstüre lag. Gerade als sie vor diesem ankam, öffnete sich die Tür und Zayn stand ihr gegenüber. Er trug wieder seine Boxershorts und ihr fiel auf, dass seine Haare feucht waren und ihm ein Handtuch um die Schultern lag.

„Hey …“, fing er an, „ich war duschen. Hoffe, es ist okay, dass ich mich an deinen Sachen bedient habe?“

„Ehm, klar, wenn du nach Mädchen riechen willst“, entgegnete Chandra zögerlich.

„Ich denke, damit komm ich klar.“

Chandra wusste darauf nichts zu erwidern und so kam es zu einem peinlichen Moment der Stille, in welchem sie sich nicht entscheiden konnte, wohin sie schauen sollte. Die Situation und ihr Verhalten waren ihr nun doch unangenehm.

Zum Glück erlöste Zayn sie, indem er wieder etwas sagte. „Dein Handy hat vorhin geklingelt.“

Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo ihr Handy auf dem Tisch lag.

„Ich habe natürlich keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte. Es ist eigentlich nicht meine Art, die Telefone anderer Leute anzurühren“, meinte er locker und sah unschuldig zur Seite, als sie ihn fixierte.

„Was willst du denn damit sagen?“

„Das weißt du ganz genau“, lachte er, doch sie war schon dabei, zu ihrem Handy zu laufen, die Decke noch um sich drapiert. Die Gefahr, dass Ray sie anrief, bestand zu jeder Zeit, jetzt wahrscheinlich mehr denn je.

Als Chandra ihr Handy in der Hand hatte, war sie erst erleichtert – es war nicht ihr Bruder – und dann ärgerte sie sich über sich selbst. Sie hatte Devin versetzt. Nun hatte sie zwei Nachrichten und einen verpassten Anruf von ihm. Es war mittlerweile kurz nach Mitternacht, die Nachrichten waren schon zwei Stunden her, der Anruf erst eine halbe Stunde. Normalerweise trafen sie sich immer so zwischen 21 und 22 Uhr und eigentlich erschien Chandra immer. Kein Wunder, dass er sich fragte, wo sie abgeblieben war und sich ein wenig Sorgen machte. Doch sie konnte ihn definitiv nicht mit der Wahrheit überrennen, also musste eine schnelle Lüge her. So schrieb sie ihm, dass sie eingeschlafen war und sich nicht wohlfühlte, er sich aber keine Sorgen machen musste – das Übliche eben. Zum Glück wusste Devin, dass Chandra es – eigentlich – hasste, mit irgendetwas bedrängt zu werden, also bestand keine Gefahr, dass er plötzlich vor ihrer Türe stand. Zum Glück.

„Und? Wer war’s?“ Zayn war hinter sie getreten und wollte über ihre Schulter blicken, doch sie drehte sich zu ihm.

„Niemand, das geht dich nichts an“, sagte sie.

„Ach ja, ist dem so?“ Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Stirn fühlte. „Dabei bist du doch selbst immer so neugierig. Ein bisschen unfair, findest du nicht auch?“

Mist, grummelte sie gedanklich, er muss doch mitgekriegt haben, wie ich an seinen PDA wollte. Sie ließ sich ihre Erkenntnis nicht anmerken, meinte stattdessen: „Soweit ich weiß, weißt du mittlerweile ziemlich viel über mich, während ich gleich gar nichts über dich weiß. Bisschen unfair, findest du nicht auch?“

Zayn grinste. „Stimmt. Über mich gibt es aber auch nicht halb so wie zu sagen wie über dich.“

Sie erwiderte nichts, sah ihn nur an und fühlte, wie ihr das Blut allmählich in die Wangen schoss. Sie konnte nicht normal mit ihm reden, während er halbnackt vor ihr stand. Das war nicht gut für ihren Puls.

„Könntest du dir vielleicht endlich wieder was anziehen?“

Chandra war im Begriff, das Wohnzimmer zu verlassen, da rief er ihr hinterher: „Hey, ich trage im Moment mehr Stoff am Körper als du.“

„Jaja.“ Im Schlafzimmer zog sie sich nun selbst wieder Unterwäsche und Schlafkleidung an, ehe kurz darauf Zayn zu ihr stieß, der sich zumindest ein T-Shirt übergezogen hatte. Sie stellte fest, dass er mit einem Male wieder erheblich ernster schien und jegliches Lächeln von seinem Gesicht verschwunden war.

„Wir müssen reden, Chandra.“

Oh nein, schon wieder?

„Worüber? Doch nicht etwa über das, was vorhin passiert ist? Bitte sag mir nicht, dass du jemand bist, der über so etwas reden muss“, brach es aus ihr heraus.

„Ich, ähm …“ Er schien verdutzt.

„Für mich gibt es da nichts zu bereden, es war nur Sex und es hatte nichts zu bedeuten, in Ordnung?“

Zayn schüttelte den Kopf. „Geht klar, nur Sex. Aber darüber wollte ich auch gar nicht reden.“

Oh. Beschämt strich sie sich blonde Haarsträhnen hinters Ohr und sah zu Boden. „Worüber dann? Kann das nicht bis morgen warten? Es ist schon so spät und …“ Sie war dabei, an ihm vorbei zum Bett zu gehen, als er unvermittelt ihr rechtes Handgelenk ergriff.

„Nein, kann es nicht“, betonte er. „Es ist wichtig und morgen könnte es zu spät sein. Wir hätten vorhin schon darüber sprechen müssen, aber dann hatten wir absolut unbedeutenden Sex, dann habe ich dich schlafen lassen und nun ist es höchste Zeit.“

„Ich habe dich nicht gezwungen, ein Gentleman zu sein“, gab sie bissig zurück, wurde aber neugierig.

„Wie auch immer. Ich habe nachgedacht und denke, dass du schleunigst aus dieser vergifteten Stadt verschwinden solltest.“

Perplex sah Chandra ihn an. Hatte sie ihn gerade richtig verstanden? Verschwinden war eigentlich nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. „Hast du mir vorhin nicht zugehört? Ray killt mich, wenn ich abhaue.“

„Denkst du, er wird netter zu dir sein, wenn du hierbleibst? Er ist ein Arschloch und wahrscheinlich auch ein Lügner, der dir das sagt, was nötig ist, um dich hier zu behalten. Du wirst nichts von ihm bekommen, wenn du deinen Nutzen für ihn erfüllt hast“, entfuhr es Zayn.

„Das wissen wir nicht.“ Angst durchflutete sie bei der Vorstellung, die Stadt zu verlassen und ein Leben in Furcht führen zu müssen. Die Furcht davor, dass Ray sie finden und unsäglich leiden lassen würde.

„Jeder mit einem gesunden Menschenverstand weiß das. Du hast viel zu lange nichts getan, aber das muss dir nicht unangenehm sein. Du warst ein Kind und du warst alleine. Was dein Vater und Bruder getan haben, war falsch und schamlos. Du konntest dich nicht gegen sie wehren, aber das ist jetzt vorbei. Du bist erwachsen und kannst dich entscheiden, nicht länger nach ihrer Pfeife zu tanzen.“

„Du stellst dir das zu einfach vor“, fuhr sie ihn panisch an. „Ray wird überall nach mir suchen, da ich wichtig für ihn bin.“

„Genau das ist es ja; aus irgendeinem Grund braucht er dich. Und ich wette, es hat etwas mit den Cryptopokémon zu tun. Vermutlich hat er allen Grund dazu, dir das vorzuenthalten, denn wenn du es wüsstest, wer weiß, ob du dann noch nach seinen Regeln spielen würdest. Aber es ist höchste Zeit, damit aufzuhören. Er erwartet nicht, dass du abhaust, dafür ist er es viel zu sehr gewohnt, dass du tust, was er verlangt.“ Er pausierte kurz, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern. „Überleg doch mal, er geht felsenfest davon aus, dass du diese Pillen nehmen wirst, weil er das sagt. Er wird aus allen Wolken fallen, wenn du weg bist. Und du musst weg. Sonst zwingt er dich, diese Pillen zu schlucken und das kannst du nicht tun.“

„Aber …“ Chandra fühlte sich innerlich überrannt von seinen Worten. Fortgehen war nie eine Option für sie gewesen. Sie war stets alleine gewesen und hätte nicht gewusst, wohin sie gehen sollte. „Ich weiß, dass du recht hast“, gestand sie. „Aber ich kann das nicht tun …“

„Du bist ja nicht alleine.“ Nun klang Zayn wieder ruhiger. „Du kommst mit mir mit.“

Jetzt war es an ihr, verdutzt zu sein. „Wohin?“ Und wieso schlug er ihr das überhaupt vor? Wieso fühlte er sich verantwortlich für sie? Das war ihr so unbekannt. Er wusste zwar viel über sie, aber eigentlich kannte er sie doch kaum. Warum um alles in der Welt stürzte sich jemand freiwillig für sie in Gefahr?

„Das kann ich dir hier nicht sagen.“

„Wieso tust du das?“

Er lächelte. „Das habe ich dir schon beantwortet. Und nach allem, was ich nun weiß, kann ich dich nicht einfach hier zurücklassen. Ich biete dir das einzig Richtige an und ich hoffe, dass du annimmst.“

Ein Teil von ihr war durchaus hin und hergerissen. Doch noch hatte die Angst sie unter ihrer Kontrolle. „Das ist keine gute Idee, ich hätte dich da gar nicht mit hineinziehen dürfen. Du solltest alleine wieder gehen und mich und alles, was du weißt, vergessen, das ist besser so. Glaub mir.“

Plötzlich erschien Zayn ihr traurig, denn ein betrübtes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er schüttelte den Kopf. „Ich habe da schon viel zu tief dringesteckt, bevor ich dich überhaupt kannte. Glaub du mir.“

„Was meinst du?“

„Ich meine, dass meine Forderung an dich verdammt dringend ist und ich nicht mehr viel Zeit habe. Ich hätte schon längst die Stadt verlassen sollen, aber bin immer noch hier. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dein Bruder von mir erfährt – und wenn er die Gläser wirklich gesehen hat, dann wird es noch weniger lange dauern. Ich muss hier weg und ich hoffe, dass du mitkommen willst.“

Chandra erinnerte sich wieder an den Vortag und an die Situation, aus der sie Zayn herausgeholfen hatte. „Hat es etwas mit gestern zu tun?“

„Unter anderem“, nickte er.

„Du musst mir sagen, worum es geht. Hast du irgendetwas getan? Kennt Ray dich etwa?“

„Nein.“ Zayn wirkte ein wenig überfordert mir ihren Fragen. „Stell mir keine Fragen, bitte. Ich sage dir alles, wenn wir weit genug von hier weg sind.“

„Du erwartest von mir, dass ich mal eben von hier türme, meinen kläglichen Haufen von Leben zurücklasse, ohne zu wissen, wohin ich gehe oder was überhaupt los ist. Ach, und mal ganz nebenbei breche ich den Vertrag mit Ray“, fasste sie sarkastisch zusammen.

„Den hast du schon gebrochen, indem du mir alles erzählt hast.“

Das war ein Argument, durchaus, aber … „Das muss er nie erfahren.“

Zayn trat nach hinten, griff sich mit beiden Händen an den Kopf und stöhnte genervt. „Meine Güte! Wie kann man so verdammt stur und uneinsichtig sein?“ Er schlug seitlich mit der Faust gegen die Wand und Chandra zuckte zusammen. Als er wieder zu ihr sah, wirkte er wütend. „Hör zu. Ich garantiere dir, dass Ray herausfinden wird, dass ich hier war. Selbst wenn ich jetzt abhaue, wird er eins und eins zusammenzählen und dahinterkommen, dass ich bei dir war. Und bitte frag mich nicht, woher ich das weiß. Vertrau mir einfach. Es wird dir an den Kragen gehen, wenn er es weiß und dann wird er auch alles andere erfahren. Du hast nur die Option, mit mir mitzukommen, Chandra. Nur diese eine Option.“

Sie sah ihn fassungslos an, damit hatte sie nicht gerechnet. Alles in ihr schrie danach, ihn zu fragen, woher er sich so sicher war, was er verdammt noch mal wusste, aber ihr war klar, dass sie heute keine Antwort bekommen würde. Und vielleicht hatte er recht. Sie war stur und festgefahren. Die Angst durfte sie schlichtweg nicht noch länger in ihrer Gewalt haben. Ihr Bruder durfte dies nicht länger. Es war an der Zeit, dem Mistkerl Einhalt zu gebieten.

„Und was machst du, wenn ich nicht mitkommen will?“, fragte sie.

„Wenn es nötig ist, schlag ich dich auch K.O. und entführe dich. Du solltest es dir also besser gut überlegen.“

Auf seine ernst gesprochenen Worte lachte sie unsicher. „Das würdest du nicht wirklich tun, oder?“

Schulterzuckend sagte er: „Wer weiß, vielleicht schon. Also? Wie lautet deine Entscheidung?“

Erfüllt von innerlicher Verzweiflung griff Chandra sich an die Stirn. „Ach, Zayn“, jammerte sie, „so schnell kann ich das nicht entscheiden. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.“

„Du hast aber nicht mehr viel Zeit“, warf er ein.

Stimmte dies? Gab es für sie nur noch die Möglichkeit der Flucht oder die, hierzubleiben und in ihr Verderben zu rennen? Es fiel ihr so schwer, sich zwischen den Optionen, die ihr beide reichlich Unbehagen bereiteten, zu entscheiden, wo sie doch nichts wusste. Sie wusste noch immer gar nichts von Zayn, wusste nicht, wohin sie gehen würden. Doch was ihr von alledem am wenigsten behagte, war, dass er sich in Schweigen hütete über das, was er hier in der Stadt getan hatte. Und sie wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas sein musste, das ihr auf irgendeine Art nicht gefallen würde. Konnte sie ihm denn dann überhaupt vertrauen? Im Grunde schon, sie hatte ihm den Abend über eindeutig vertraut. Aber mit einem Male ging alles so schnell. Er verlangte von ihre eine Entscheidung zu einer Sache, die niemals zur Debatte gestanden hatte.

Gestern war alles noch so normal gewesen, bis sie dieses merkwürdige Gefühl beschlichen hatte, dass irgendwo irgendetwas nicht in Ordnung war. Und sie ärgerte sich nicht wegen ihrer Entscheidung, geholfen zu haben. Doch nun sank sie immer tiefer in ein Schlamassel, das ihr beinahe mehr Angst bereitete als ihr Bruder.

„Ich habe Angst“, gab sie zu. Nun klang sie wieder unsicher, und das erzürnte sie innerlich. Es gab kein Mittelmaß von Chandra. Es gab sie nur in selbstbewusst und tough oder in schwach und ängstlich.

„Das verstehe ich.“ Zayn trat wieder zu ihr und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. „Aber du musst mir so vertrauen, wie du es vorhin getan hast.“

Seiner Worte zum Trotz sagte sie: „Aber woher soll ich wissen, dass du mich nicht unterwegs im Stich lässt?“

„Vielleicht, weil ich hier stehe und dir dieses Angebot mache? Es war bestimmt nicht mein Plan, als ich hierhergekommen bin, die Stadt nicht wieder alleine zu verlassen. Aber ich habe diesen Entschluss bestimmt nicht mal eben so gefasst, Chandra. Und wenn ich dir sage, dass ich dich nicht im Stich lassen werde, dann kannst du mir das glauben. Ich halte mein Wort.“ Nach einer bedeutungsvollen Pause fügte er an: „Im Gegensatz zu manchen anderen Leuten.“

Bevor Chandra zu einer Antwort kam, stolzierten plötzlich ihre Pokémon in den Raum, die zuvor noch im Wohnzimmer geschlafen hatten. Fast schon unauffällig schmiegten sie sich an ihre Beine und gaben zustimmende Laute von sich – wenn sie Zustimmung ausdrücken konnten. Abgeneigt sahen sie zumindest nicht aus.

Sunny und Lunel hatten Chandra schon einmal an diesem Abend geholfen, eine Entscheidung bezüglich Zayn zu treffen. Tatsächlich gab es doch viel mehr Gründe, mit ihm zu gehen, als hierzubleiben. Denn vermutlich hatte er recht – Ray besaß keinerlei Güte und Gnade war stets nur an Bedingungen geknüpft. Sie würde vermutlich niemals frei sein, bliebe sie hier.

„Wann wolltest du gehen?“

Auf ihre Worte hin erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. „Ich denke, wir sollten noch vor Sonnenaufgang gehen. Allerdings haben wir einen weiten Weg vor uns und brauchen noch etwas Schlaf.“

Sie wollte Zayn fragen, wie er gedachte, zu reisen, doch da er ihr ohnehin keine Antwort geben würde, ließ sie es. „Das heißt, wir schlafen noch ein paar Stunden und brechen dann auf?“

„Exakt.“

Nicht viel später gingen die beiden dann tatsächlich zu Bett. Chandra hatte Zayn noch eine eigene Decke gegeben und sie hütete sich davor, ihm im Bett zu nahe zu kommen. Das half ihr dabei, nicht darüber nachzudenken, wie angetan sie von seiner Hilfsbereitschaft war. Ausnahmsweise durften diesmal sogar Sunny und Lunel mit im Bett schlafen. Alles in allem fühlte sich die letzte Nacht in ihrem Zuhause merkwürdig für Chandra an, doch es war eine gute Art von Merkwürdigkeit. Sie empfand Angst, aber zugleich auch eine irrsinnige Vorfreude. In wenigen Stunden würde sich alles ändern und auch wenn sie keinen Schimmer hatte, wohin sie aufbrechen würden, so hatte sie sich nichtsdestotrotz dazu entschlossen, Zayn einmal mehr ihr Vertrauen zu schenken.

 

******

 

Es war noch nicht einmal fünf Uhr in der Früh, als Chandra von Zayn geweckt wurde. Viel zu müde fügte sie sich in ihr neues Schicksal und stand umgehend auf, denn viel Zeit hatten sie nicht. Die Sonne würde ungefähr um halb sieben aufgehen und bis dahin planten sie, fort zu sein. In Windeseile duschte sie und machte sich fertig, geriet aber ins Zögern, als sie sich fragte, was sie mitnehmen sollte. Sie konnte doch schlecht nur mit dem, was sie am Körper trug, in ein neues Leben aufbrechen.

Nervös stand sie vor ihrem Kleiderschrank. „Was soll ich nur tun?“, klagte sie.

„Wir haben nur begrenzt Platz für Gepäck, also nimm nur das Nötigste mit. Der meiste Kram ist sowieso ersetzbar“, warf Zayn beiläufig ein, der im Türrahmen stand und irgendwelche Daten in seinem PDA checkte.

Chandra war sich nicht sicher, ob einige ihrer wertvollsten Kleidungsstücke – natürlich alleine online bestellt, in Pyritus gab es keine guten Läden – ersetzbar waren. „Aber ich brauch doch was zum Anziehen, wenn ich umziehe“, sagte sie und stellte fest, wie seltsam der Schluss des Satzes für sie klang.

„Wir kaufen dir neue Sachen. Im Moment ist die erste Priorität, heil hier wegzukommen. Gut aussehen ist nur die zweite Priorität“, meinte Zayn.

Er hatte ja recht; es gab Wichtigeres. Und viel mitnehmen konnte Chandra nicht, sie besaß nämlich keine riesige Tasche, sondern lediglich eine etwas größere Sporttasche. Diese holte sie vom Schrank und packte in den nächsten Minuten ihre liebsten Klamotten ein – zwischendurch warf Zayn ein, dass es dort, wo sie hingehen würden, kühler sei als in Pyritus und sie daher auch etwas Wärmeres einpacken solle – und überdies alles, was ein Mädchen eben so brauchte. Zu guter Letzt flogen noch ein paar Wertsachen und emotional wichtige Sachen in die Tasche und schon war diese voll. Sie hatte selbst die Tabletten von Ray eingepackt. Nicht, um sie zu nehmen, aber sie wollte sie nicht hierlassen.

„Hast du ein bisschen Bargeld hier?“, fragte Zayn sie.

„Sogar mehr als genug.“ Dass Chandra nicht früher daran gedacht hatte! In der rechten Ecke ihres Schrankes räumte sie Klamotten zur Seite, bis ein dunkelgrauer, kleiner Tresor zum Vorschein kam.

Zayn kniete sich neben sie und wirkte ehrlich überrascht. „Du hast ‘nen Tresor in deinem Schrank versteckt?“

Statt ihm zu antworten, gab sie einen Code im Zahlenfeld des Tresors ein und drehte den Griff, bis die Tür aufschwang. Eine erhebliche Summe an Geldscheinen, ordentlich in Bündel verpackt und übereinandergestapelt, offenbarte sich.

„Wie viel ist das?“

„Keine Ahnung. Irgendwas im vierstelligen Bereich?“, überlegte sie. „Hab seit zwei Jahren gespart. Ray gab mir immer mehr als genug Geld und alles, was ich nicht für die Miete brauche, lasse ich doch nicht in Pyritus‘ schäbigen Banken vergammeln. Die werden viel zu oft überfallen und ausgeraubt. Also habe ich das meiste hier gebunkert.“ Während sie sprach, räumte sie die Bündel Geld aus dem Safe. „Du denkst dir vielleicht, dass das ja total gefährlich sei. Aber ich hatte die ultimativen Bodyguards für diese Wohnung und es würde sowieso keiner wagen, in meine Wohnung einzubrechen. Im Endeffekt würde man ja auch nicht mein Geld stehlen, sondern Rays Geld, und das will keiner.“ Sie lachte nervös bei dem Gedanken, eben jenes Geld nun für ihre Flucht zu benutzen. Insgeheim hatte sie auch immer deshalb Geld angespart, falls sich ihr eines Tages die Möglichkeit geboten hätte, abzuhauen. Und nun war es soweit.

„Na schön“, stimmte er zu. „Damit wirst du dir wohl auch genug neue Kleidung zulegen können.“

„Definitiv.“

Chandra stopfte einen Teil des Geldes in ihre Tasche, der Rest wurde in Zayns Rucksack verstaut. Als weitestgehend alles verpackt war und sie mit ihren wenigen Sachen im Flur standen, überkam Chandra ein Gefühl der Wehmut. Alles Wichtige hatte sie eingepackt und ansonsten gab es nichts mehr, was sie mitnehmen musste. Dennoch fühlte sich dieser Moment werkwürdig an.

Sunny und Lunel standen neben ihr und wussten sehr genau, was los war, ohne dass Chandra viel hatte erklären müssen. Sie waren natürlich absolut bereit für den Aufbruch.

„Ihr beide müsst jetzt in eure Bälle, ja?“, sagte sie und ging in die Hocke, kraulte die beiden hinter den buschigen Ohren. „Aber ich werde euch so bald wie möglich an die Luft lassen und dann werden wir ganz weit von diesem Ort weg sein.“ Ihr Psiana leckte ihr aufmunternd über die Hand und Nachtara stupste fordernd mit der Nase die Pokébälle an. Wenig später waren die beiden mit dem roten Licht in den Bällen verschwunden und Chandra packte diese in ihre kleine Umhängetasche.

„Hast du dein Handy?“, fragte Zayn.

„Ja, wieso?“

„Gut. Das werden wir draußen noch zerstören müssen“, sagte er selbstverständlich.

Sie stockte. „Aber …“

„Handys kann man orten. Also wenn du es nicht hierlassen willst, machen wir es kaputt. Denn ausgeschaltet nützt es dir sowieso nichts.“

Es hierlassen und zulassen, dass Ray in ihren Sachen herumschnüffeln konnte? Das klang nicht besonders toll. Sie wollte nicht länger protestieren, als sich jedoch eine unschöne Erkenntnis in ihr ausbreitete. Sie nahm ihr Handy in die Hand und starrte mit betrübtem Blick auf das Display.

Es gab nichts, was sie hier in Pyritus zurücklassen würde, das sie vermissen könnte. Zumindest nichts Materielles. Doch es gab einen Menschen, bei dem der bloße Gedanke, ihn vielleicht nicht wiedersehen zu können, Traurigkeit in ihr erzeugte. Devin. Er mochte zwar nicht viel über die wirkliche Chandra wissen, doch er war ihr in den letzten zwei Jahren ans Herz gewachsen und ihn nun ohne eine Erklärung zurückzulassen, erschien ihr falsch.

„Was ist los?“

„Devin. Ich, ähm … Wenn ich einfach verschwinde, wird er sich Sorgen machen“, murmelte sie. „Wenn ich mich wenigstens verabschieden könnte ...“

„Es ist besser so.“ Zayn lächelte leicht. „Du würdest es ihm nicht erklären können und wenn er nichts weiß, ist das besser für uns und für ihn auch.“

Chandra wusste, dass dies stimmte, aber sie konnte nicht mit derselben Pragmatik punkten. Dennoch akzeptierte sie es widerwillig und ignorierte das Gefühl der Trauer in ihrem Inneren. Sie musste daran glauben, dass sie ihn eines Tages wiedersehen würde, wenn ihr Leben nicht länger unter einem Todesstern stehen würde.

Sie packte ihr Handy und auch ihren Schlüssel in die Tasche und strafte die Schultern. „Ich bin bereit. Wir können los.“

„Wir werden nicht noch einmal nach draußen gehen“, erklärte Zayn. „Das ist zu gefährlich. Ich habe einen anderen Plan.“

„Aha? Und welchen? Wie gedenkst du überhaupt zu reisen? Zu Fuß? Und wie sollen wir aus der Stadt kommen, ohne die Wohnung zu verlassen? Sollen wir uns etwa teleportieren?“

Die letzte Frage war nicht ernst gemeint, aber als Zayn zu lachen begann, wusste sie, dass es etwas Derartiges sein musste.

„Jetzt ernsthaft?“

Als Antwort griff er in seinen Rucksack und holte einen Pokéball hervor. „Hey, Galagladi, komm raus!“ Der Ball sprang auf und gab ein schmales, elegantes Pokémon frei.

Chandra trat erschrocken einen Schritt nach hinten – damit hatte sie nicht gerechnet. Das Pokémon war in etwa so groß wie sie, sein Oberkörper war hauptsächlich dunkelgrün gefärbt, an Brust und Rücken ragten zwei nach oben spitz geformte, rote Platten aus seinem Körper. Die schmalen, grünen Oberarme endeten in langen, spitz zulaufenden, an Schwerter erinnernde Unterarme. Der große, runde Kopf war an den Seiten weiß, wies jeweils neben den Schläfen zwei Zacken auf. Der mittlere Teil seines Kopfes wurde von der Nase bis zum Hinterkopf von einer dunkelgrünen, stählernen Platte geschmückt, die zwischen den roten Augen verlief und in deren Mitte sich ein graublauer Streifen von vorne nach hinten entlang zog. Dieser blaue Teil formte sich am Hinterkopf zu einem großen, aufrechten Zacken, der an eine umgedrehte, scharfkantige Rückenflosse erinnerte. Der Unterkörper des Pokémon war weiß, der schlanke Rumpf endete in einem breiten Becken, aus dem zwei gerade Beine ragten.

Zayn stellte sein Pokémon und sie einander vor, dann erklärte er den Plan. Bei seiner Anreise hatte er Galagladi sich einen Ort merken lassen, der sich am Stadtrand vor Pyritus befand, für den Notfall, dass er schnell würde fliehen müssen. Die Aufgabe des Psycho-Kampf-Pokémon würde es nun sein, sie alle an jenen Ort zu teleportieren.

„Klingt nach einem Plan“, meinte Chandra, als Zayn selbstverständlich ihre Tasche nahm, sie sich umhängte und ihr seinen deutlich leichteren Rucksack gab. Augenverdrehend zog sie ihn auf. Als sie aufbruchbereit waren, wandte er sich an Galagladi und erinnerte ihn an den gewünschten Standort. Das Pokémon reckte seinen rechten Arm zustimmend nach oben und rief voll Vorfreude seinen Namen.

In Chandras Magen grummelte es bei der Vorstellung, sich gleich über Raum und Zeit hinwegzusetzen. Zayn bemerkte dies und sagte: „Komm her. Es wird gar nicht so schlimm.“

Sie trat zu ihm, als er sie plötzlich an sich zog und die Arme um sie legte. Dann berührte Galagladi sie beide mit seinen schwertähnlichen Armen und im nächsten Moment fühlte Chandra, wie ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Nach gefühlt wenigen Sekunden setzen sie wieder auf festem Untergrund auf, nur dass es auf einmal merklich kühler um sie herum war.

Mit verkrampfter Haltung und angespannten Schultern öffnete Chandra die Augen und sah Zayn unmittelbar vor sich. Sie hatte die Hände in seine Jacke geklammert und wich peinlich berührt von ihm fort. Als wäre nichts gewesen, sah sie sich um.

Sie waren tatsächlich nicht länger in Pyritus, sondern etwas abgelegen von der Stadtgrenze nahe dem Highway, welcher von außerhalb in die Stadt führte. Das Umland Pyritus‘ war recht trostlos und gekennzeichnet durch trockene, größtenteils unbebaute Felder. Im Sommer war das Klima der Gegend zu warm und zu trocken, um effektiv anbauen zu können, abgesehen davon bestand hier ohnehin keine große Nachfrage nach Früchten. Der Boden unter Chandra bestand aus vereinzelten Grasbüscheln, die nun, im Frühling, wieder an die Oberfläche kamen, und aus Sand.

Am Horizont zeichnete sich allmählich eine minimal rötliche Färbung ab, als Vorbote des baldigen Sonnenaufgangs. Da der Mond nicht mehr am Himmel stand, war es im Moment ziemlich finster. Die Lichter, die von der entfernten Straße herüberleuchteten, spendeten gerade genug Licht, damit Chandra Zayn und Galagladi neben ihm erkennen konnte. Wenn sie dem Highway folgte, sah sie noch immer Pyritus – hauptsächlich schwach erleuchtete Fabrikgebäude mit vereinzelt blinkenden Lichtern.

„Danke dir, Kumpel“, sagte Zayn an sein Pokémon gewandt und rief es in seinen Ball zurück, nur um daraufhin einen anderen Ball hervorzuholen.

„Wäre es nicht möglich, uns einfach mit Galagladi zu dir nach Hause zu teleportieren?“, fragte Chandra ahnungslos.

Zayn lachte daraufhin. „Mit Teleport lassen sich nur Strecken von einigen Kilometern zurücklegen – und meine Heimat ist etwas weiter weg.“

„Ach so.“ Sie nickte, als hätte sie dies bereits gewusst.

„Außerdem habe ich ein anderes Pokémon, mit dem die Reise viel mehr Spaß macht.“

Chandra bemerkte erst, dass es sich bei dem neuen Pokéball um einen schwarzgelben Hyperball handelte, als sich dieser schon öffnete und ein deutlich größeres Pokémon freigab.

Voll Respekt schob sie sich hinter Zayn und sah zu dem Drachen, der vor ihnen aufragte – oder zu dem, was sie von ihm erkannte. Schwach schimmerten im leichten Licht blaue Schuppen, die sich über den kräftigen Körper des Wesens zogen und auch die vier muskulösen Beine schmückten, an deren Enden sich scharfe Klauen in den Sandboden gruben. Der Bauch des Pokémon wirkte weiß und gehärteter als der restliche Körper. Ein langer Hals ragte in die Höhe, an dessen Unterseite die Schuppen rot gefärbt waren, selbiges erkannte man auch am langen, dicken Schweif, der sich in langsamen Bewegungen über den Boden schob und Dreck aufwirbelte. Es besaß einen beeindruckenden Kiefer, dem Chandra nicht zu nahekommen wollte, am Kopf standen je drei große Zacken zu den Seiten weg. Zwischen diesen Zacken und den kleinen, grimmigen Augen waren seine Schuppen ebenfalls in zwei nach hinten laufenden Bahnen rot schimmernd. Das Beeindruckendste an dem Drachenpokémon waren jedoch die roten, ledernden Flügel, die an Halbkreise erinnerten und imposant nach oben standen. 

„Was ist das für ein Pokémon?“, fragte Chandra zögerlich. Bevor Zayn antworten konnte, drang ein Grummeln aus dem Maul des Drachen und er neigte den Kopf zu ihnen.

Ohne Hemmungen trat Zayn auf sein Pokémon zu und streckte die Hand nach ihm aus, fuhr über die glänzenden Schuppen der Gesichtszacken, was der Drache mit einem Schnauben begrüßte. „Das ist ein Brutalanda und er wird dich schon nicht auffressen“, lachte er.

Nun ja, Chandra wollte dem … Brutalanda trotzdem nicht unnötig nahekommen. Die scharfen Zähne, die aus seinem Maul ragten, ließen Zayns Worte sehr gewagt wirken. Drachenpokémon gehörten zu den stärksten Pokémon und dieses Exemplar machte nicht gerade den Eindruck, nicht stark zu sein, ganz im Gegenteil.

„Wir werden auf Brutalandas Rücken ein gutes Stück fliegen, bis wir in einer anderen Stadt einen Zug nehmen. Von Pyritus aus ist das die einzige Möglichkeit, unauffällig zu verschwinden. Im Dunkeln sieht uns außerdem niemand“, stellte Zayn den Plan vor und Chandra weitete die Augen.

Fliegen? Auf diesem Wesen? Ja, gut, es schien groß genug zu sein, um zwei Menschen transportieren zu können – aber fliegen? In einer gewissen Höhe?

Zayn erkannte ihren panischen Blick und lächelte. „Brutalanda ist ein Meister im Fliegen und es hat mich schon oft durch die Lüfte getragen. Uns passiert nichts. Ich halte dich auch fest – oder du hältst dich an mir fest. Was dir lieber ist.“ Als wäre das Thema erledigt, senkte der Drache nun seine Flügel und ging vollständig zu Boden. Die schwarzen Augen warfen Chandra einen forschen Blick zu.

Wo bin ich da nur reingeraten?, überlegte Chandra, als sie mit Herzrasen vorsichtig auf den Drachen krabbelte und sich an den Schuppen nach vorne zog. Brutalanda wies nicht dieselbe imposante Größe auf wie die Drachen aus Mythen, aber es war doch groß genug, um sich zwischen seinen Flügeln hinsetzen zu können. Als der Boden plötzlich ein gutes Stück von ihr entfernt war, erklomm Unruhe ihre Brust.

„Sicher, dass das gut geht?“, fragte sie Zayn.

„Klar.“ Mit Leichtigkeit kletterte er auf Brutalandas Rücken und rutschte so dicht hinter Chandra, wie es mit dem Rucksack zwischen ihnen möglich war. „Gib mir dein Handy.“

Kompromisslos überreichte sie es ihm – und er warf es nach vorne über Brutalandas Kopf hinweg auf den Boden. „Einmal kaputtmachen, bitte.“

Der Drache erhob sich, ein Grollen drang aus seiner Kehle, und Chandra krallte sich ängstlich in die Schuppen. Ein kleiner Stoß an Flammen erhellte im nächsten Moment die Dunkelheit und erfasste das Telefon im Sand. Als das Feuer wieder erlosch, trat das Pokémon nach vorne und erstickte nicht nur die Glut unter seinem Fuß, sondern verarbeitete das verkohlte Plastik zu einem plattgestampften Haufen Schrott. Absolut unbrauchbar.

„Wir besorgen dir was Besseres“, meinte Zayn. Damit war es dann wohl besiegelt. Sie würden Pyritus hinter sich lassen und Chandra den größten Schritt wagen, den es je zu wagen gegolten hatte.

„Bereit?“, sprach er mit sanfter Stimme an ihr Ohr.

„Muss ja.“

Er schlang seine Arme um ihren Bauch und zog sie dicht an sich. Eigentlich war ihr der Körperkontakt nun unangenehm, doch es war besser so. Immerhin würde sie gleich das erste Mal in ihrem Leben auf einem Drachen reiten.

Zayn gab seinem Pokémon ein Signal – und die Aufforderung, möglichst leise zu sein – und schon erhob Brutalanda seine Flügel und spannte die Muskeln in seinem Körper an. Der Schweif peitschte noch einmal auf den Boden, dann fingen die Flügel an, ihr Werk zu verrichten und hoben den Drachen mitsamt Begleitern und Gepäck vom Boden, was eine kleine Wolke Staub aufwirbelte. Chandra kniff die Augen zusammen und dachte ein schnelles Gebet, als sie nach und nach die immer gleichmäßigeren Flügelschläge Brutalandas spürte.

Erst nach einigen Minuten traute Chandra sich, ihre Augen wieder zu öffnen. Was sie sah, raubte ihr den Atem. Das Schwarzblau des Nachthimmels wurde vor ihnen nach und nach in sanften Übergangen von einem dunklen Rot abgelöst und dieses Rot wiederum verwandelte sich nahe dem Horizont in ein leuchtendes Orange, das die Finsternis der vergangenen Nacht mehr und mehr schlucken und das Licht eines neuen, hoffnungsvollen Tages auf die Erde schicken würde. Als Chandra den Kopf nach hinten drehte, ließ sich Pyritus nur noch als ein Fleck in den tristen Schatten der ausklingenden Nacht ausmachen.

Sie schloss die Augen, diesmal weniger aus Angst als aus Vorfreude, und ließ sich den kühlen, aber angenehmen Wind durch die blonde Mähne wehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  True710
2018-01-18T22:27:51+00:00 18.01.2018 23:27
Auch in mir breitet sich eine gewisse Vorfreude aus c:
Ich frage mich, woher du all die Worte nimmst. Ich fühle mich wie eine Art Kameramann, der alles sieht und mitbekommt, kann dir dafür nur nochmal ein großes Kompliment machen! :)

Das Verhalten der Beides ist absolut authentisch wie ich finde. Und Zayns Undurchschaubarkeit macht das Ganze noch interessanter. Ich hoffe, deine Kreativität sprudelt weiter und ich darf so schnell wie möglich das nächste Kapitel lesen! :)
Bin sehr gespannt, wohin das kleine Flittchen gebracht wird ;P xD
Antwort von:  Lucinia
19.01.2018 19:59
Dankesehr. :) Ach, die Worte fließen einfach so aus mir heraus und die Ideen entspringen meiner kranken Fantasie und et voilà, da haben wir 'ne FF. ^^ Na ja, ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. xD

Ey, nur ich darf das Flittchen Flittchen nennen. XD Nach dem nächsten Kapitel hast du vielleicht 'ne grobe Ahnung, wohin. ;)


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