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Der Schatten in mir

von

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Erkenntnisse

Jeden der nächsten Morgen wurde Chandra von den sanften Klängen einer Melodie geweckt, deren Ursprung vor dem Fenster lag. Wie schon die Male zuvor, schritt sie auch an diesem Morgen, dem fünften in Folge, zum Fenster, zog den Vorhang zur Seite und erspähte außerhalb des Glases den kleinen, himmelblauen Störenfried.

Das Wablu hatte umgehend mit dem Gesang aufgehört, als es bemerkt hatte, dass es entdeckt worden war. Regungslos hockte es auf dem Vorsprung, seine wolkenartigen Flügel bauschten sich dabei um seinen Körper und rundeten sein unschuldiges Erscheinungsbild ab.

Ein Seufzen entfuhr Chandra, doch sie kam nicht um ein Lächeln umhin. „Ach, was machst du denn schon wieder hier, hm?“, fragte sie den Vogel, nachdem sie das Fenster geöffnet hatte.

Nicht nur hier war sie dem Pokémon seit ihrer ersten Begegnung wiederholt begegnet. Sie hatte nämlich noch einige der vergangenen Tage genutzt, um mit Lunel im Garten seine neue Attacke zu üben und jedes Mal war früher oder später dieses Wablu aufgetaucht. Meist hatte es sich dann auf einen Ast der umstehenden Bäume gesetzt und aufmerksam die Bemühungen des Nachtaras verfolgt, die sich allmählich auch auszahlten. Chandra hatte sich nicht an dem Beobachter gestört, denn solange sich das Wablu nicht wieder auf ihrem Kopf niederlassen wollte, kamen sie sich ja nicht in die Quere. Sie konnte sich allerdings nicht erklären, wie das Pokémon schon nach der zweiten Begegnung herausgefunden hatte, hinter welchem der etlichen Fenster ihr Zimmer lag. Tatsächlich war es ihr noch einige Male hinterhergeflogen, doch mit hineingekommen war es nie.

Bis jetzt. Es trällerte fröhlich vor sich hin und machte sich Chandras Überraschung zunutze, als es seine Flügel öffnete und ins Zimmer flog. Es drehte eine Runde, flatterte einmal über die Köpfe von Sunny und Lunel hinweg, die neugierig am Bettende lagen, um anschließend auf dem Schreibtisch zu landen.

„Hey, du kannst doch nicht einfach hier reinfliegen“, protestierte Chandra – weniger erbost als vielmehr ergeben.

Hemmungslos stieß Wablu mit seinem Schnabel die auf dem Tisch liegenden Pokébälle von Sunny und Lunel an, woraufhin einer auf den Boden fiel.

„Was machst du denn da?“ Irritiert schritt Chandra zu dem Pokémon. Sie gedachte eigentlich, es wieder zum Fenster zu bringen, war sich aber unsicher, ob sie es einfach so anfassen konnte. Also beobachtete sie Wablu, wie es mit seinem Schnabel den verbliebenen Pokéball anstieß, genau dort, wo der Knopf zum Vergrößern und Öffnen war. Natürlich passierte nichts, der Ball war ja schon in Benutzung.

Als Chandra so langsam dahinter stieg, was das Pokémon ihr zu vermitteln versuchte, musste sie schmunzeln. Nun verstand sie auch, weshalb Wablu sie die letzten Tage immer wieder beobachtete hatte.

Sie hob den heruntergefallenen Pokéball auf und hielt diesen vor Wablu. „Wablu, möchtest du vielleicht – ähm, wie sagt man das am besten? – bei mir bleiben?“

Das kleine Geschöpf schien nur auf diese Worte gewartet zu haben. Es schlug die Flügel auf und ab und gab eine zustimmende Melodie zum Besten. Chandra kam sich ein wenig albern vor, dass sie hier in Schlafkleidung stand und mit einem Pokémon sprach, aber andererseits führte sie auch ständig Gespräche mit Sunny und Lunel und erzählte ihnen vor ihren Gedanken.

„Na schön.“ Sie holte einen unbenutzten Pokéball und hielt ihn vor das Wablu. Es zögerte keinen Augenblick, sondern stupste nun auch diesen Ball an, der sich öffnete und das Wesen in sein Inneres zog. Die Kapsel wackelte dabei nur wenige Sekunden, ehe sie sich wieder beruhigte und der eigentliche Fangprozess abgeschlossen war.

„Teammitglied Nummer Vier“, sprach Chandra an ihre beiden Gefährten gewandt und zuckte nur mit den Schultern. Manchmal konnte das Fangen von neuen Pokémon wirklich einfach sein.

 

******

 

Wenig später hatte Chandra sich hergerichtet und war auf den Flur hinausgetreten, das Wablu thronend auf ihrem Kopf wie eine besonders flauschige Kopfbedeckung. Wie es so plötzlich dazu gekommen war, konnte sie sich auch nicht genau erklären.

Wablu war ihr längst nicht mehr so fremd wie noch bei der ersten Begegnung, denn nach einer Weile hatte sie sich an die Anwesenheit des kleinen Wattebauschs gewöhnt, wenn dieser im Garten all ihre Bewegungen mit aufmerksamen Augen verfolgt hatte. Von den morgendlichen Gesangseinlagen ganz zu schweigen. Gewissermaßen schmeichelte es Chandra auch schlicht, dass Wablu ihre Nähe suchte und sich in dieser offenbar auch sehr wohl fühlte. Nachdem sie es vorhin nämlich wieder aus dem Ball gelassen hatte, war es, ergriffen von Begeisterung, durch ihr Zimmer geflogen, Saltos vollführend und fröhlich vor sich hinsingend. Der kleine Vogel war eine willkommene Abwechslung zu dem störrischen Flunkifer, mit dem sich noch immer jede Annäherung äußerst schwierig gestaltete.

Außerdem war Chandra erpicht darauf, Zayns Gesicht zu sehen, wenn sie ihm Wablu präsentierte. Er war im Garten nicht immer dabei gewesen und von Wablus morgendlichen Gesangeinlagen hatte sie ihm auch nichts erzählt. Zu diesem Zweck gestattete sie es dem Vogel also nun, es sich auf ihrem Kopf gemütlich zu machen.

„Aber wir müssen noch ein wenig daran arbeiten, dass du mich nicht piekst“, meinte sie zu Wablu und griff nach oben, um die Position des Pokémons etwas zu korrigieren, wofür sie ein Piepen zur Antwort bekam. Es erstaunte sie immer wieder, wie weich die Flügel des Wablus waren. Griff sie nur vorsichtig hinein, gaben sie samtweich nach, doch fanden sofort ihre ursprüngliche Form, wenn sie sie wieder losließ.

Nun lief sie also mit dem Vogel auf ihrem Haupt durch die Gänge des Hauses. Zayn war nicht mehr in seinem Zimmer, aber da es noch nicht Mittag war und überdies ihr eigener Magen unangenehm grummelte, vermutete sie ihn beim Frühstück. Es war Samstag und dementsprechend ruhig im Labor, denn der Großteil der Menschen, die hier arbeiteten, war am Wochenende natürlich nicht da. Chandra hatte auch erfahren, dass die meisten der Zimmer tatsächlich leer standen und nur als Schlaf- und Aufenthaltsräume genutzt wurden, wenn unter anderem Fortbildungen oder diverse Kongresse im Labor stattfanden, was immer zur Folge hatte, dass hier etliche Menschen ein und ausgingen. Umso froher war Chandra, dass sie dies bisher nicht miterlebt hatte und sie auf ihrem Weg in die Küche niemandem begegnete.

Im entsprechenden Teil des Gebäudes angekommen, drangen ihr auf dem Gang bereits einige vertraute Stimmen entgegen.

„Ach, komm schon, sei nicht wieder so ein Langweiler.“

„Was machst du überhaupt schon wieder hier? Hast du nicht irgendwie Uni, oder so?“

„Samstags ist keine Uni, du Scherzkeks.“

„Ach ja, sorry, da war was. Na ja, anders wär’s jetzt auch nicht verwunderlich gewesen“, kommentierte Zayn unbeeindruckt, an den Besitzer der ersten Stimme, Vince, gewandt.

Chandra war nah an die Glastür herangetreten, die in die Küche führte, und spähte durch den offenen Spalt. Wie erwartet saßen Zayn und Vince am Tisch und vor ihnen Alyssa, welche die Diskussion der beiden jedoch bisher schweigend verfolgt hatte.

Nun war sie sich unsicher, ob sie hinzustoßen sollte. Immerhin fühlte sie sich nach wie vor nicht zugehörig und wollte dementsprechend nur ungerne in diese Gruppe dreier Freunde platzen. Wablu auf ihrem Kopf stimmte einen fragenden Ton an, der aber in den Stimmen der anderen unterging.

„Gib dir einen Ruck, Zayn.“ Das war Alyssa. „Du kannst dich nicht die ganze Zeit nur mit den Problemen anderer befassen.“

Bei diesen Worten erwachte Chandra aus ihrer Starre. Die Probleme anderer? War damit etwa sie gemeint?

Genug gezögert. Sie war an der Reihe, sich einen Ruck zu geben, beendete somit den Moment ihres Zögerns und stieß die Tür schwungvoll genug auf, um sich sogleich die vollständige Aufmerksamkeit der Anwesenden zu holen.

„Hi“, begrüßte sie die drei so lässig, als hätte sie nicht eben noch zögernd vor der Tür geklebt.

Zayn weitete bei ihrem Anblick die Augen und schien die Diskussion mit seinem Freund augenblicklich vergessen zu haben. „Ist das …?“, sprach er überrumpelt.

Alles, was Chandra erwiderte, war: „Ja.“

„Das von neulich?“

„Ja.“

„Aber wie? Und wann?“ Zayn erhob sich, als sie zu ihm getreten war, und warf einen argwöhnischen Blick auf das Wablu, welches nun freudig mit den Flügeln schlug und vor sich hin summte.

„Vorhin. Ich habe einen herkömmlichen Pokéball genommen und ihn geöffnet. Wablu sprang sozusagen hinein und war kurz darauf gefangen“, erläuterte Chandra und kämpfte mit einem aufkommenden Grinsen.

„Ich weiß, wie man ein Pokémon fängt, danke“, knirschte Zayn verdrießlich. „Ich meinte, wie es dazu gekommen ist. Ich erinnere mich noch daran, wie du gequietscht hast und dieses Wablu schnellstmöglich von deinem Kopf entfernt haben wolltest.“

„Tja.“ Chandra zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das wüsstest du jetzt gerne. Aber ich will mal nicht so sein.“ Also erzählte sie ihm und somit auch den anderen in einem Schnelldurchlauf von den vergangenen Begegnungen mit Wablu und wie das kleine Vögelchen sie seither jeden Morgen aus dem Schlaf gesungen hatte. Als sie geendet hatte, lag ein undefinierbarer Ausdruck in Zayns Gesicht, wohingegen sich Alyssa interessiert an Chandra wandte.

„Ich glaube, ich habe Wablu morgens auch gehört! Da war manchmal diese sanfte Melodie, aber ich konnte sie nicht zuordnen“, sagte sie und lächelte sanft ob Wablus geschmeichelten Piepens.

„Mensch, wie machst du das nur?“, fuhr Zayn auf, ehe Chandra antworten konnte. „Schon wieder hast du dir ein Pokémon gefangen, das aus dem Nichts zu dir gekommen ist, und jedes Mal fängst du sie, wenn ich nicht dabei bin. Wie machst du das?“ Er schüttelte den Kopf und ließ sich in seiner Fassungslosigkeit wieder auf seinen Stuhl stinken.

Vince neben ihm brach in Gelächter aus und musste sich den Bauch halten, als er sich zurücklehnte. „Oh man, nicht schlecht“, japste er nach dem ersten Anfall. „Mach dir nichts draus, Chandra. Zayn ist nur sauer, weil er sich fast alle seine Pokémon mühselig zusammensuchen musste und sie dir einfach zulaufen.“ Auch nach der Erläuterung rang er noch eine Weile lachend nach Luft, wofür Zayn ihn mit jeder verstrichenen Sekunde mit einem böseren Blick strafte.

„Pass lieber auf“, Vince wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel und stieß Zayn an der Schulter an, „sonst macht sie dir bald noch Konkurrenz.“

 „Ha-ha-ha. Mann, bist du heute wieder witzig. Siehst du, wie ich lache?“ Zayn schenkte ihm nicht länger Aufmerksamkeit, stattdessen richtete er die Augen wieder auf Chandra. „Hör nicht auf ihn, bei ihm sind einige Schrauben locker. Es freut mich, dass Wablu bei dir bleiben wollte. Auch wenn ich gern schon eher von euch beiden erfahren hätte.“

„Entschuldige“, meinte sie und nahm die Situation gespielt gelassen hin. „Wablu ist übrigens eine Sie. Vielleicht solltest du dich noch bei ihr entschuldigen.“

„Oh. Ja, klar, sofort.“

Nach einem kleinen Austausch von Begrüßungen und einer Entschuldigung klinkte Vince sich wieder in das Geschehen ein. „Also zurück zu heute Abend. Seid ihr nun dabei?“

„Bei was?“, fragte Chandra.

„In einen Club gehen, feiern, ein bisschen Spaß haben – etwas, das Zayn nicht kennt.“

Also da hab ich ihn anders in Erinnerung, bemerkte sie in Gedanken.

„Hast du keine anderen Leute, mit denen du Spaß haben kannst? Irgendwelche Mädchen zum Beispiel?“, seufzte Zayn.

„Vielleicht nach heute Abend“, konterte Vince.

„Ha! Das will ich sehen.“

„Wirst du – wenn die Mädels ausnahmsweise mal nicht immer nur dich angraben würden, was im Übrigen verdammt ungerecht ist, du schaust ja sowieso nie eine länger als zwei Sekunden an. Fast nie. Aber gut, deine Worte nehme ich als verbindliche Zustimmung. Aly, du fährst und du, Chandra, kommst auch mit. Damit wäre das ja dann endlich geklärt.“

Chandra bekam gar nicht mehr die Gelegenheit dazu, etwas einzuwenden, da stand Vince schon auf, klopfte Zayn auf die Schulter, wobei er ihm etwas zuflüsterte, und verabschiedete sich: „Na dann, bis heute Abend, meine Freunde.“

Sie sah ihm noch kurz hinterher, wie er die Küche verlassen hatte, dann wandte sie sich wieder Zayn und Alyssa zu. Ersterer wirkte etwas genervt über das Verhalten seines Freundes und Letztere war auffällig still und starrte auf die Tischplatte.

„Na ja, warum eigentlich nicht?“, meinte Zayn schließlich und Chandra konnte daraufhin nur unsicher lächeln.

 

******

 

In Pyritus war Chandra gerne in Clubs gegangen – meistens in immer dieselben, nämlich in die, die noch am wenigsten schäbig und fast schon anständig waren, zumindest nach den Verhältnissen der Stadt, und fast immer mit Devin, selten alleine. Das hatte ihr ein Gefühl von Sicherheit gegeben, wenngleich sie sich ohnehin nie großartige Sorgen hatte machen müssen. Sie war immer sehr aufmerksam gewesen und dank ihrer besonderen Situation hatte sie nie ernsthaft etwas zu befürchten.

Meist war sie auch nur aus einem Grund dorthin gegangen: um sich abzulenken. Alkohol konnte durchaus ein hervorragendes Mittel sein, um die Kläglichkeit des eigenen Lebens zu vergessen, aber sie hatte dabei nie über die Stränge geschlagen, denn es hatte ihr nicht danach gestanden, schwarze Löcher in ihre Erinnerung zu reißen und sich einen Höllenkater zu bescheren. Ganz im Gegenteil war sie sich immer sehr bewusst gewesen, wie viel dieser süßen Droge notwendig war, um nicht länger über all das nachdenken zu müssen, das sie belastet hatte.

Nun aber einen Club in Veralia zu besuchen, mit gänzlich anderen Menschen, das verunsicherte sie dann doch etwas. Es stand ihr nicht danach, in Zayns Gegenwart allzu viel zu trinken; sie konnte nicht riskieren, sich zu blamieren oder am Ende sogar noch über ihre Gefühle zu sprechen. Bloß nicht. Aber was sollte sie dann tun? In Pyritus hatte sie sich nicht jedes Mal, aber doch regelmäßig einen Kerl rausgepickt, aber danach stand ihr gar nicht mehr der Sinn.

Obwohl sie nur mäßig Begeisterung über den Clubbesuch empfand, hatte sie sich dennoch schickgemacht. Ihre Wahl war auf ein figurbetontes, schwarzes Kleid gefallen, das bis zur Mitte der Oberschenkel ging und dreiviertellange Ärmel hatte. Es war recht schlicht, wies nur im Bereich der Schultern und Oberarme und auf Höhe der Taille Raffungen auf. Der V-Ausschnitt war noch das Einladenste an dem Kleid, denn darunter trug sie noch eine schwarze Strumpfhose und würde so wohl weniger Haut zeigen als die meisten. Aber nach etwas anderem stand es ihr nicht. Sie hatte keine passenden Schuhe gehabt, aber Alyssa hatte praktischerweise dieselbe Schuhgröße wie sie und ihr ein schwarzes Paar Halbstiefel mit Absatz geliehen.

Das blonde Haar fiel ihr offen über die Schultern und geschminkt war sie wie immer – sichtbar, aber nicht zu sehr.

Eigentlich hatte sie sich ganz attraktiv gefunden, doch dann hatte sie Alyssa gesehen und ihr Selbstbewusstsein war auf einen Schlag gesunken, was sie insgeheim verärgerte. Doch sie konnte nichts dagegen tun. Dabei trug Alyssa doch bloß eine schwarze, hohe Röhrenjeans, ebenso schwarze Halbstiefel, und obenrum ein tiefrotes, schulterfreies Top, das schon knapp unterhalb der Rippen endete.

Chandra konnte nicht genau sagen, was sie sich unsicher fühlen ließ. Es war einfach das Gesamtbild. Neben Alyssas graziler und doch wohlgeformter Figur fühlte sie sich einmal mehr wie ein unförmiges Etwas und so gar nicht attraktiv. Selbst deren honigblondes Haar, zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, kam ihr seidiger und prachtvoller vor und Alyssas Gesicht strahlte bereits bei einer geringen Menge Make-up. Daran trug ihr roter Lippenstift sicherlich einen nicht unwesentlichen Anteil.

Die Fahrt über hatte Chandra nur deprimiert aus dem Fenster gestarrt. Sie war nicht sauer auf Alyssa, sondern auf sich selbst. Noch nie hatte sie derartige Komplexe wegen ihres Äußeren verspürt, was nicht hieß, dass sie sonst eingebildet war. Aber wann hätte es schon mal einen Grund geben sollen, sich um das Aussehen eines anderen Mädchens zu sorgen, wenn nicht jetzt?

Als sie realisierte, was sie da gerade in Gedanken offenbart hatte, dachte sie bloß noch: Scheiße.

Sie holten Vince von zu Hause ab, fuhren zu einem von diesem ausgewählten Club und kaum, dass sie es durch die lange Schlange vor dem Club geschafft hatten, teilte sich die Vierergruppe auch schon auf. Vince zog Zayn mit sich und Chandra blieb mit Alyssa zurück.

Sie ließ sich ihre Nervosität darüber aber nicht anmerken, sondern kämpfte sich gemeinsam mit ihr durch die Masse an Menschen, die von den Auswirkungen des Alkohols und der lauten Musik bereits ausgelassen genug waren, um unter den zuckenden Lichtreflexen der Deckenbeleuchtung zu tanzen. An der Bar besorgten sie sich etwas zu trinken und suchten sich dann einen freien Tisch. An den Wänden der großen Räumlichkeit standen viele runde, kleine wie größere Tische, die die Tanzfläche umschlossen. Sie fanden schließlich einen kleinen Tisch in einer recht abgelegenen Ecke, was Chandra nur recht war. Der ohnehin gedimmte Lichtschein war hier nur mäßig vorhanden, weshalb sie und Alyssa teilweise im Schatten verschwanden, und auch die Musik war immer noch laut, aber man konnte sich unterhalten, ohne sich anzuschreien.

„Also“, setzte sie an, nahm aber erst einmal einen Schluck ihres Cocktails, „seid ihr öfters hier?“ Sie hatte sich für einen Cocktail entschieden, der hauptsächlich fruchtig schmeckte und nur wenig Alkohol enthielt. Alyssa hingegen nippte an einem alkoholfreien Cocktail; schließlich war sie von Vince zum Fahren verdonnert worden.

Sie lachte nach dieser Frage. „Na ja, Vince mit Sicherheit, Zayn und ich eher nicht. Du hast ja sicher mitbekommen, wie begeistert er über diesen Vorschlag war.“

„Oh ja, er hat Freudensprünge gemacht“, erwiderte Chandra und musste grinsen. Sie hätte sich Zayn auch nicht als Clubgänger vorstellen können.

„Und wie steht es mit dir? Bist du in Pyritus in Clubs gegangen?“

„Joa, schon.“

„Und sind die großartig anders als das hier?“ Alyssa deutete mit der Hand vage auf das Innenleben des Clubs.

„Ein bisschen. Mehr Menschen, viele davon komisch, regelmäßig Konsum von illegalen Drogen, aber das juckt in Pyritus niemanden. Mehr Haut. Ach, und wenn du die Toilette aufsuchst, kann es schon mal passieren, dass du Leute beim Vögeln erwischst.“

Alyssa blinzelte über Chandras Wortwahl, grinste beschämt und brachte lediglich ein „Oh“ hervor.

„Ja.“ Chandra zuckte mit den Schultern. Sie war eindeutig abgehärtet. „Also mein Tipp an dich, falls du mal in einem Club in Pyritus bist: Trainier dir eine Stahlblase an, such nicht die Toilette auf. Und wenn doch, dann erleichtere dich nur im Stehen.“

„Wow, gut zu wissen. Aber vielleicht wechseln wir lieber das Thema“, schlug Alyssa vor. „Ich krieg gerade ganz schreckliches Kopfkino.“

„Guter Vorschlag.“

Ein Moment verstrich, denn keine der beiden wusste so recht, was sie sagen sollte. Chandra war Alyssas Gegenwart nicht unangenehm, sie konnte bloß nicht aufhören, sie immer, wenn sie gerade nicht zu ihr sah, anzusehen und sich zu fragen, wie sie so makellos aussehen konnte.

„Weißt du, was nun aus dem Waaty wird?“, fand sie endlich ein Thema und dazu noch eines, das ihr ohnehin auf der Seele brannte.

„Nein – du willst es nicht haben, oder?“

„Eher nicht. Es ist wirklich sehr süß und ich weiß besser als jeder andere, dass es nichts kann für das, was es als Cryptopokémon getan hat, aber ich komme nicht mit dem Gedanken klar, ein Pokémon in mein Team zu lassen, das ein anderes meiner Pokémon lebensgefährlich verletzt hat“, erläuterte Chandra matt. Nichtsdestotrotz hoffte sie das Beste für das Waaty.

Alyssa nickte mitfühlend. „Verständlich. Das ginge mir genauso.“

„Gibt es denn sonst niemanden, der sich seiner annehmen möchte?“

„Bislang nicht. Aber vielleicht fühlt es sich ja im Labor auch ganz wohl. Neulich habe ich gesehen, wie es mit Jill und Enton Fangen gespielt hat. Cara ist fast das Herz in die Hose gerutscht. Sie hat Angst, dass Waaty vor Freude versehentlich einen Stromschlag loslässt. Dabei wirkt das Kleine gar nicht so unkontrolliert. Ich glaube, ihre Sorge ist unbegründet. Aber was mag das Waaty wohl für ein Leben geführt haben, bevor es zu so einem Cryptopokémon wurde?“, überlegte Alyssa.

„Schwer zu sagen. Es kann ein Wildes gewesen sein, das extra eingefangen wurde, oder es wurde seinem alten Trainer gestohlen – oder, was ich in seinem Fall aber für unwahrscheinlich halte, sein Trainer fing es als normales Pokémon und wollte, dass es zu so einer grauenvollen, verbesserten Version seiner selbst wurde.“

„Du weißt ziemlich viel darüber“, bemerkte Alyssa mit hochgezogener Augenbraue.

Chandra erstarrte. „Öhm, na ja, ich war ja direkt vor Ort, da kriegt man so einiges mit.“

„Vermutlich.“ Ihre Gesprächspartnerin betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, was bei Chandra für unangenehme Hitzewallungen sorgte, doch dann fand sie plötzlich wieder zu ihrem fröhlichen Gemüt zurück und lachte. „Ach, ich respektiere das, dass du mir nicht mehr sagen möchtest.“

„Ach ja?“ Unsicher nippte Chandra an ihrem Drink.

„Ja! Zayn hat mir gesagt, dass du nicht möchtest, dass wir wissen, weshalb du aus Pyritus hierhergekommen bist und ich kann das vollkommen verstehen. Vermutlich ist es besser so. Auch wenn ich schon ein bisschen neidisch auf ihn bin“, schmollte Alyssa plötzlich. „Ich wüsste auch gerne mehr. Das muss einer der vielen Vorteile sein, wenn man ein Mann ist.“

„Es tut mir leid“, kam es Chandra über die Lippen, ehe sie nachdenken konnte.

„Was? Das muss dir doch nicht leidtun.“

„Ich fühle mich schlecht, weil ich aus meiner Person so ein großes Geheimnis mache, als wäre ich jemand Besonderes. Dabei ist es das gar nicht. Es ist nur nicht so leicht, über all das zu reden, schon wieder …“ Sie stockte, als sie realisierte, was sie soeben gesagt hatte. Wieso hatte sie das so offen ausgesprochen – und dann auch noch vor Alyssa, mit der sie doch bislang nicht mehr als Smalltalk zustande gebracht hatte? Das musste an ihrem Cocktail liegen; womöglich enthielt dieser doch mehr Alkohol, der ihre Gedanken durcheinanderbringen konnte, als angenommen.

Selbst Alyssa konnte sie für einige Sekunden nur überrascht anblinzeln. „Das muss dir wirklich nicht leidtun – alles gut. Außerdem bewundere ich dich ein wenig. Ich würde diesen armen Pokémon auch gerne helfen können, aber ich bin da eher nutzlos. Das, was du getan ist, ist wirklich unglaublich.“

Bei so viel positivem Zuspruch wurde Chandra glatt rot im Gesicht. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand an ihrer Fähigkeit etwas Gutes sah und es ihr nicht untersagte, das jemals noch einmal zu wiederholen.

Sie konnte nicht mehr als ein verlegenes „Danke“ hervorbringen.

Noch eine Weile unterhielten sich die beiden, wobei sich Chandras Glas zunehmend leerte und der Alkohol mehr und mehr seine Wirkung entfaltete. Mittlerweile sprach sie mit Alyssa wieder über unbefangenere Themen und musste sogar feststellen, dass ihr ihre Gesprächspartnerin sympathischer war als ursprünglich gedacht.

Nach einiger Zeit jedoch verkündete diese, dass sie sich noch etwas zu trinken holen gehen und zudem mal nach Zayn sehen wollte. Chandra blieb also alleine an ihrem Tisch zurück und merkte schnell, wie unwohl sie sich fühlte.

Normalerweise war es nie ihre Art gewesen, in einem Club nur am Rand zu sitzen – sie hatte sich viel lieber unter die Menge gemischt und getanzt, doch alleine machte ihr dies keinen Spaß. Leider war ihr aber auch bewusst, dass es, wenn man als Mädchen alleine in einem Club war, nie lange gedauerte, bis jemand einen ansprach und nach Kontakt oder mehr suchte. Darauf hatte sie so gar keine Lust. Wo war Zayn nur? Wieso ließ er sie hier überhaupt alleine? Gut, im Grunde hatte Alyssa sie alleine gelassen, aber was für einen Unterschied machte das schon.

Seufzend zog sie ihren PDA aus ihrer kleinen Handtasche, in der die nötigsten Damenartikel verstaut waren, und legte ihn auf den Tisch. Sie rief das Bild eines Wablus auf und somit dessen Artikel. Zayn hatte ihr nämlich erzählt, dass Wablu eine ganz interessante Weiterentwicklung besaß und da war sie neugierig geworden.

Altaria also – der Name war mindestens so majestätisch wie das Pokémon, das ihn trug. Es schien viel größer als das zarte Vögelchen, aus dem es sich entwickeln konnte, trug einen längeren Hals mit einem runden Kopf zur Schau und sein kompletter Rumpf wurde von den wolkenartigen, dichten Flügeln umhüllt. Wirklich faszinierend. Sie merkte gar nicht, wie sie mit dem Strohhalm im Mund nur noch am leeren Boden des Glases herumsaugte, so interessiert nahm sie die Informationen auf, die ihr das kleine Gerät vermittelte. Wenn Wablu sich entwickelte, wurde es zu einem Drachenpokémon. Kaum vorzustellen. Zwar wirkte ihr Wablu durchaus kampflustig, doch Drachentypen stellte sie sich viel eher wie Zayns Brutalanda vor. Furchteinflößend und majestätisch – na gut, vielleicht hatte ein Altaria ja doch etwas von einem Drachen an sich.

Nun brannte sie förmlich darauf, mit ihrem neuen Pokémon einen ersten Übungskampf zu bestreiten, aber heute würde sich da wohl nichts mehr ergeben.

„Hey, kann man dir noch was beibringen?“, holte sie eine fremde Stimme aus ihren Überlegungen und dann setzte sich ihr ein junger Mann gegenüber, der auf den PDA deutete.

Chandra hob schweigend eine Augenbraue und musterte den Fremden. Wann hatte sie ihm den Platz angeboten?

„Nein“, erwiderte sie und packte den PDA wieder in ihr Täschchen, „ich habe schon einen sehr guten Lehrer, aber danke für dieses Angebot, das definitiv frei von Hintergedanken ist.“ Mit dieser Ansage erhob sie sich und ließ den Typen zurück, welche ohnehin zu baff war, um etwas zu erwidern.

Sie hatte es ja gewusst. Früher oder später wurde man immer als Option wahrgenommen und angesprochen. Es war wirklich an der Zeit, die anderen zu suchen, bevorzugt Zayn. Sie machte sich also daran, sich durch die vielen Menschen hindurchzuschieben und dabei Ausschau nach ihm zu halten. Tanzende Menschenmassen konnten wirklich anstrengend sein, wenn man nicht dazugehörte und mehr als einmal wäre fast ein Drink auf ihr gelandet.

Zudem gestaltete es sich als alles andere als einfach, eine explizite Person zu finden. Der Laden war doch größer als angenommen und in dem schwachen, flackernden Licht sah fast jeder zweite gleich aus. Es führte sogar noch eine Treppe in einen oberen Stock, der aber nicht abgetrennt war vom Erdgeschoss, sondern nur, abgegrenzt von einem Geländer, über der unteren Etage an den Wänden wie eine Art Balkon entlanglief. Wie es aussah, befanden sich dort oben weitere Sitzgelegenheiten.

Plötzlich erkannte sie Zayn einige Meter von sich entfernt und wollte schon in seine Richtung hechten, als sie Alyssa bei ihm sah und sich bremste. Sie war also auch erfolgreich mit ihrer Suche gewesen.

Was sie davon abhielt, zu ihnen zu gehen, war die Tatsache, dass sie sich so nahe waren. Alyssa lehnte dicht an Zayn und sagte ihm offenbar gerade etwas Amüsantes, denn ein Lachen zeichnete ihr strahlendes Gesicht und er grinste daraufhin. Chandra wollte eigentlich nicht hinsehen, doch sie konnte ihren Blick auch nicht abwenden. Im darauffolgenden Moment zog Alyssa ihn ein Stück mit sich und wollte ihn ganz augenscheinlich zum Tanzen motivieren. Dabei verlor Chandra die beiden kurz aus den Augen, aber als sie sie wiederfand, entging ihr nicht, wie die letzte Distanz zwischen ihnen schwand, denn Alyssa schob ihre Hüften sehr deutlich an seinen Körper.

Sie fühlte ein Stechen in ihrer Brust, das ihr für einen Moment das Wissen darum entriss, wie man atmete. Fassungslos harrte sie aus, ohne sich wirklich gewahr zu sein, was sie so aus der Fassung brachte.

Wenn sie solch eindeutige Bewegungen gemacht hatte, dann immer mit einem deutlichen Hintergedanken. Ihr Brustkorb schien noch weiter von einer unsichtbaren Macht zusammengepresst zu werden, als ihre Augen erfassten, wie Alyssa Zayn eine Hand in den Nacken legte und seinen Kopf zu sich zog, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern – sofern das hier überhaupt möglich war. Oder aber sie küsste ihn. Das war aus Chandras Position schwer auszumachen.

Jemand stieß plötzlich seitlich gegen sie und riss sie somit aus ihren Beobachtungen. Genervt fasste sie sich wieder, konnte Zayn und Alyssa aber bereits nicht mehr sehen. Das war vermutlich auch besser so.

Sie schob sich abermals durch die Menge, doch diesmal nicht in die Richtung, in welcher die beiden zu vermuten waren, und eilte anschließend die Treppe hoch, kein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie wusste lediglich, dass sie sich nicht länger dort unten aufhalten wollte, wo ihre Augen Dinge erspähen konnten, die ihr Kopf so lange verdrehte, bis sie nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Hier oben war es insgesamt etwas ruhiger und sie sah eine Tür, die zu einer beleuchteten Außenterrasse führte.

Draußen angekommen schlug ihr eine kühlere, reine Luft entgegen, die wohl der Grund war, weshalb sich hier nicht allzu viele Menschen aufhielten. Chandra kam dies nur gelegen und überdies reinigte die frische Abendbrise ihre vernebelten Gedanken und verhalf ihr dazu, sich nicht in eine innere Abwärtsspirale zu begeben. Nachdem sie die Terrasse überbrückt hatte, lehnte sie sich an das gegenüberliegende Geländer. Vor ihr breitete sich die Stadt aus, deren Konturen vor dem schwarzen Horizont kaum auszumachen waren. Es funkelten und blinkten lediglich etliche Lichter, die Veralia zu einer Stadt wie jede andere machten. Selbst Pyritus wirkte bei Nacht nicht viel anders, maß man die Stadt an dem, was man von einem erhöhten Aussichtspunkt begutachten konnte, doch dort hatte sie nie so eine klare, sorgenfreie Luft einatmen können wie hier. Ja, sorgenfrei – denn hier war das Leben anders, schien leichter, angenehmer, auch hoffnungsvoller.

Dennoch kam ein Seufzen in ihr auf. Was hatte sie da gerade gesehen? Vermutlich wollte sie es gar nicht wissen. Vielleicht spielte ihr Verstand ihr einen Streich, weil der konsumierte Alkohol sich einen Spaß daraus machte, sie sich Dinge einbilden zu lassen.

Alyssa stand also auf Zayn – zumindest, wenn ihre Augen sie nicht trogen. Aber so schmiss man sich doch an niemanden, wenn man nur freundschaftliche Gefühle hatte. Allerdings überraschte es Chandra nicht sonderlich. Nichtsdestotrotz vermochte es die neue Erkenntnis aber, sie ein wenig zu beunruhigen. Unangenehme Fragen sprudelten an die Oberfläche, solche, die sie vorher erfolgreich hatte verdrängen können.

Was für eine Art von Beziehung hatten Zayn und Alyssa zueinander und wieso hatte Chandra davon bisher nichts mitbekommen? Oder hatte sie dies und es lediglich nicht wahrhaben wollen? Die auffällig langen Umarmungen, Alyssas große Besorgnis um Zayns Wohl oder wie sie am Tag von Chandras Ankunft fast umgehend in ihrem Zimmer erschienen war, um ihn mit sich zu nehmen – und nun das. Das konnte doch kein bedeutungsloser Zufall sein. Oder sah Chandra Gespenster und überdramatisierte das Ganze vielleicht doch? Wieso zollte sie dem überhaupt so viel Aufmerksamkeit? Es sollte ihr gleichgültig sein.

Schließlich wusste sie doch kaum etwas über die beiden, hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange sie sich schon kannten – eventuell verhielt man sich langjährigen Freunden gegenüber anders. Woher sollte sie das schon wissen? Ihre Erfahrungen mit Freunden konnte sie an einem Finger abzählen. Allerdings war es ihr nie in den Sinn gekommen, sich derart an Devin ranzuschmeißen, also vielleicht war an ihrer ursprünglichen Überlegung ja doch etwas dran …

„Hey, was machst du denn so mutterseelenallein hier draußen? Ist dir nicht kalt?“

Die Stimme riss sie aus ihren Überlegungen und schon im nächsten Moment landete eine Jacke über ihren Schultern. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie die Tür hinter ihr sich geöffnet hatte, aber nun stand Zayn neben ihr und betrachtete sie mit einem Schmunzeln, denn ihr erschrockener Gesichtsausdruck amüsierte ihn wohl. War er nicht vor fünf Minuten noch bei Alyssa gewesen?

„Mir war’s drinnen zu voll“, erwiderte sie und inspizierte unauffällig sein Gesicht. Keine Spuren von rotem Lippenstift zu sehen und so schnell hätte er sie sich bestimmt nicht restlos wegwischen können.

„Ja, fürchterlich, oder?“, stöhnte Zayn und lehnte sich gegen das Geländer. „Dieser Depp.“

„Wer?“

„Vince – er hat seine Taktik geändert, hat gedacht, wenn er mich abfüllt, dass ich ihm dann endlich verrate, was er wissen will, aber nicht mit mir. Ich durchschaue seine Pläne schon, bevor er sie sich ausgedacht hat“, erläuterte Zayn, wobei er einige Male grinsend den Kopf schüttelte.

Chandra verstand recht wenig. „Wovon redest du?“

„Er will unbedingt wissen, wer du bist und wieso ich dich mit hierhergebracht habe. Es ist seitdem kein Tag vergangen, an dem er mich nicht damit genervt hat. Er hat mir bestimmt schon hunderte – ach, was rede ich da? – tausende Nachrichten nur darüber geschickt! Man, ich kenne niemanden, der so hartnäckig ist.“

„Wieso sagst du es ihm dann nicht einfach?“ So viel Trubel war sie gar nicht wert, fand sie.

Zayn schenkte ihr einen überraschten Blick. „Weil du nicht wolltest, dass es mehr Leute als nötig wissen. Außerdem …“, er kam ihr etwas näher. „behalte ich das mit uns gerne für mich. Ich mag dieses Geheimnis.“

Das mit uns. Eine altbekannte Röte stieg in Chandras Gesicht und nervös zog sie sich seine Jacke enger um die Schultern, wobei sie eine feine Parfumnote roch, die sie auch an ihm schon wahrgenommen hatte.

„Und du machst dir ja keine Vorstellung davon, wie neugierig dieser Junge sein kann. Wenn ich ihm irgendetwas sage, dann wird er jedes Detail wissen wollen. Jedes. Einzelne.“

Sie musste lachen, als er sie unfassbar ernst anfunkelte. „Okay, na gut, ich möchte auch, dass die Details bei uns bleiben.“

„Das wollte ich hören.“

Sie nahm einen leichten, alkoholischen Geruch an ihm wahr, was sie aber nicht überraschte. Er war ebenso wenig nüchtern wie sie.

„Was hast du? Du siehst bedrückt aus.“

„Nichts. Mir ist nur kalt“, murmelte sie.

Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah lächelnd in ihr Gesicht. „Chandra, ich habe es dir doch schon bei unserer ersten Begegnung gesagt. Du kannst nicht gut lügen. Zumindest nicht bei mir.“

Vermutlich hatte er recht. Sie war viel zu nervös, um sich Mühe geben zu können. Sein Gesicht schwebte so nah vor ihrem und je länger sie regungslos verharrte, desto leichter fühlten sich ihre Gedanken. Sollte sie ihn küssen? Es bot sich an, immerhin war außer ihnen niemand sonst auf der Terrasse und seine Lippen waren in küssbarer Nähe. Sie müsste sich nur auf die Zehenspitzen stellen und …

Stopp. Was dachte sie da und – noch viel schlimmer – was war sie gerade fast im Begriff gewesen, zu tun?

Möglichst unauffällig lehnte sie ihren Körper zurück in seine Ausgangsposition. Die ganze Zeit über musste sie ihn völlig idiotisch angestarrt haben. Aber als sie das dachte, realisierte sie, dass Zayns Blick ebenfalls nur auf ihr ruhte. Ob ihm Ähnliches wie ihr durch den Kopf gegangen war? Vielleicht könnte sie einfach abwarten, bis er entschied, wie es weiterging …

Doch so weit sollte es nicht kommen.

„Na, wen haben wir denn da? Ausgerechnet dich hier zu sehen, verdirbt mir den ganzen Abend.“

Chandra zuckte zusammen und merkte, wie sich Zayns Griffe auf ihren Schultern kurz verstärkten. Gleich darauf ließ er sie jedoch los und wandte sich der unbekannten Stimme zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass jemand Neues auf der Terrasse zu ihnen gestoßen war. Ein junger Mann, vielleicht kaum älter als sie oder Zayn, zwar mit in den Hosentaschen versteckten Händen, aber dennoch einer latent streitlustigen Ausstrahlung. Er war kaum größer als sie mit ihren erhöhten Schuhen, hatte recht breite Schultern und ein kantiges Gesicht, das von braunen Haaren umrahmt wurde. Allgemein war er aber eher unauffällig.

„Na, dann geh doch wieder rein. Dann tust du uns auch gleich ‘nen Gefallen“, warf Zayn ihm entgegen und Chandra erschrak ob der Kühle, die seine Stimme plötzlich tränkte und seinen Worten einen abfälligen Klang gab. Das war sie von ihm nicht gewöhnt. Unwillkürlich zog sie die Jacke noch dichter um ihren Oberkörper. Erst jetzt schien die abendliche Frische wieder zu ihr durchzudringen.

Der Fremde lachte spöttisch. „Tja, was soll ich sagen? Ich wollte mich einfach nur mal selbst überzeugen, ob du’s wirklich bist. Wundert mich aber. Solltest du nicht eigentlich unterwegs sein und dir drittklassige Trainer raussuchen, deren Pokémon du fertigmachen kannst? Oder gönnst du dir mal eine Pause und reißt stattdessen ein paar Weiber auf?“ Es folgte ein Kopfnicken in Richtung Chandra.

Sie selbst musterte den Typen nur schweigend. Früher hätte sie so jemandem für solche Worte eine schlagfertige Äußerung entgegengeschleudert, aber nun klebte ihr die Zunge förmlich am Gaumen. Ein erneuter Blick hoch zu Zayn zeigte ihr, dass in dessen sonst so kühlen, blauen Augen eine gehörige Portion Zorn funkelte. Aber er schwieg – oder kam zu keiner Erwiderung.

„Hab ich dich drinnen nicht gerade noch mit dieser anderen Tusse gesehen? Wie hieß sie noch gleich? Alison? Alice? Ah, nein, Alyssa war’s.“ Plötzlich grinste der Fremde, als würde er genau wissen, wovon er sprach. „Ernsthaft, schon wieder? Langsam solltest du dich mal entscheiden. Wobei die hier bestimmt auch leicht zu haben ist.“

Die Worte hätten Chandra eiskalt treffen können, aber sie hatte Zayn ja selbst bei Alyssa gesehen – oder sie bei ihm. Sie ließ sich nicht von einem dahergelaufenen Wichtigtuer verunsichern, und außerdem kannte sie solche Psychospielchen. Er versuchte, Zayn zu provozieren, aber diesen schien das nur wenig zu beeindrucken. Dennoch tat sie, was ihr als nächstes in den Sinn kam, und ergriff Zayns rechte Hand mit ihrer linken, drückte sie leicht. Eine stumme Geste, dass sie hinter ihm stand. Ferner bemühte sie sich um einen möglichst herablassenden Blick für den unerwünschten Gast.

„Du solltest aufpassen, dass du nichts sagst, was du hinterher bereust“, sprach Zayn in ruhigem Ton. Chandra spürte, dass er wütend war, aber er hatte sich besser unter Kontrolle als sie, wäre sie in seiner Haut.

„Ist das eine Drohung?“

„Nein. Ich war schon damals um Längen besser als du, und ich bin weder an deinen plumpen Provokationen interessiert noch an einem Kampf mit dir, denn der wäre schnell vorbei.“

Damit schien Zayn einen wunden Punkt getroffen zu haben. Sein Gegenüber verzog das Gesicht vor Zorn und holte endlich die Hände aus seinen Hosentaschen. Chandra ahnte schon das Schlimmste, doch da öffnete sich die Tür ins Clubinnere zum dritten Mal, für einen Moment drang die laute Musik nach draußen, die sonst nur gedämpft zu vernehmen war, und dann schlenderte Vince über die Terrasse.

„Euch kann man echt nicht alleine lassen, verdammt noch mal“, fluchte er. Bei dem Störenfried angekommen, legte er diesem ungefragt den rechten Arm um die Schultern und seufzte: „Mensch, Glenn, lang nicht gesehen. Suchst du schon wieder Stress? Bleib doch mal ‘n bisschen locker.“

Doch besagter Glenn blieb nicht locker, sondern schlug den Arm des dunkelblonden Strubbelkopfes weg. „Fass mich nicht an, du Arsch!“

Vince hob resignierend die Hände und taumelte rückwärts einige Schritte zu den anderen beiden. „Hey, keine Beleidigungen, ja? Aus dem Alter sind wir doch echt raus.“ Er hatte wohl deutlich mehr getrunken als Zayn, aber immerhin konnte er sich noch verständlich artikulieren und war nicht in die Blumentöpfe gestolpert, die dekorativ auf der Terrasse standen.

„Was mischst du dich überhaupt ein? Musst du Zayn etwa immer noch vor der großen, bösen Welt beschützen?“, spottete Glenn.

„Nö. Ich könnte dir jetzt den Begriff Freundschaft erklären, aber das würdest du nicht checken. Außerdem –“

„Lass gut sein, Vince“, bremste Zayn ihn. „Er ist es nicht wert.“

Das schien Glenns Wut nur noch mehr anzuheizen. „Ach ja? Dir ist doch nie jemand gut genug, du hältst dich immer für den Besten.“

„Muss ja was dran sein, so wie er dich damals zerstört hat“, warf Vince lässig ein.

„Und dennoch sind er und seine scheiß Pokémon letztes Jahr im Halbfinale des Colosseums rausgeflogen. Bist wohl doch nicht so gut, wie du denkst.“

„Mit einem Fakt, der mir wohlbekannt ist, kannst du mich nicht aus der Ruhe bringen, Glenn. Du hingegen knabberst nach zwei Jahren immer noch an einer Niederlage, die dir gezeigt hat, dass du nie so gut warst, wie du dachtest“, verteidigte Zayn sich und schien nur mäßig beeindruckt von der aufbrausenden Art des Konkurrenten.

Chandra verstand so gut wie gar nichts, aber es musste wohl um einen vergangenen Kampf gehen – und um ein Turnier oder ähnliches, das letztes Jahr stattgefunden hatte.

Sie schreckte auf, als Zayn nach vorne schritt und sie so an der Hand mit sich zog. Er blieb knapp vor Glenn stehen und da er ein gutes Stück größer war, hatte er den Vorteil, dass er auf ihn herabschauen konnte. „Und du solltest aufpassen, wie du die Menschen, die mir wichtig sind, nennst. Du könntest das Echo nicht vertragen; und ja, das darfst du gerne als Drohung sehen, wenn du willst.“ Er wandte sich ab und zog Chandra sanft, aber bestimmt Richtung Tür. „Wir gehen. Los, Vince.“

Chandra warf einen letzten Blick zu Glenn, in den sie all ihre Abneigung legte, dann tauchte sie mit Zayn und Vince wieder ins Innere des Clubs ein, wo dröhnende Musik und schlechte Luft sie umhüllten. Sie ließ sich von Zayn durch die Menschenmenge manövrieren, Vince ging ihnen voraus und steuerte die lange Bar an, an welcher sie schließlich Alyssa wiederfanden, die etwas einsam an einer Cola nippte. Kaum dass Chandra sie erspäht hatte, entzog sie ihre Hand Zayns Griff und mied Blickkontakt.

Allerdings schien er ohnehin anderes im Kopf zu haben. Missmutig wandte er sich an Vince, wobei er größte Mühe hatte, verstanden zu werden. „War ja echt ‘ne ganz tolle Idee von dir, hierherzukommen.“

„Konnt‘ ja nicht wissen, dass dieser Kotzbrocken ausgerechnet heute hier ist.“ Mit einem fragenden Blick von Alyssa erklärte Vince: „Glenny.“ Ein Moment des Schweigens verging, in dem er an der Bar drei Shots bestellte und sowohl Zayn als auch Chandra einen überreichte. „Hier, spült die Abartigkeit dieser Begegnung einfach runter. Sorry, Aly.“ Er deutete entschuldigend auf Alyssas nicht sehr alkoholische Cola, ehe er die leicht goldene Flüssigkeit hinunterstürzte.

Zayn sah aus, als wäre das die Antwort auf seinen Gedanken und tat es ihm nach, woraufhin auch Chandra folgte. Es war irgendein Whisky. Sie spürte das Brennen, wie es ihre Kehle und Speiseröhre hinabrann und einen wärmenden Impuls durch ihre Glieder schickte.

„Tja, hat noch irgendjemand Lust, hierzubleiben? Wahrscheinlich nicht“, sagte Vince. „Ich auch nicht.“

Da alle seine Ansicht teilten, verließen sie den Club wenig später und als Chandra einen Blick auf ihren PDA warf, stellte sie fest, dass mehr Zeit vergangen war, als sie angenommen hätte. Es war bald Mitternacht. Aber Vince hatte sich den Abend sicherlich länger vorgestellt und auch sie musste zugeben, dass das durchaus ihr merkwürdigster Clubbesuch war. Sie hatte zu viel emotionales Chaos verspürt.

Auf dem Weg zum Auto fragte sie Zayn: „Wer ist dieser Glenn?“

„Jemand, den wir von damals aus der Schule kennen.“

„Ach so.“ Mehr traute sie sich nicht, denn sie verstand zu wenig und fühlte sich ausgeschlossen. Sie wusste nicht, von was dieser Glenn gesprochen hatte, aber es stand außer Frage, dass es Zayn erzürnte, auch wenn er dies kaum zeigte. Doch sie erkannte den ernsten, beinahe versteinerten Gesichtsausdruck, den sie bisher nur einmal an ihm gesehen hatte und das war, als sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählt hatte.

Auch im Auto war er ungewohnt still und auf Vince‘ Worte, dass er doch nichts auf Glenns Behauptungen geben sollte, antwortete er, wenn überhaupt, nur kurz angebunden. Als sie Vince schließlich bei sich abgesetzt hatten und auf dem Weg ins Labor waren, erreichte die Stimmung im Wagen einen neuen Tiefpunkt, keiner sagte ein Wort und Chandra hätte sich liebend gern in Luft aufgelöst. Die angespannte Atmosphäre gründete nicht nur in dem kürzlich Geschehenen, sondern ebenso in Chandras neuester Erkenntnis und dass Zayn ihr auf die Terrasse gefolgt und etwas später zusammen mit ihr wiedergekommen war, musste auch für Alyssa überdeutlich sein, die ebenfalls schwieg.

Chandra hätte fluchen können. Es stand ihr nicht danach, in so eine komische Situation zu geraten. Alles, was sie wollte, war … Ja, was eigentlich? Ein Seitenblick auf Zayn verriet ihr, was sie wollte.

Sie wollte ihn verstehen, mehr über ihn wissen – wissen, was ihn so bedrückte – und es ärgerte sie, dass sie nun, nach immerhin schon zweieinhalb Wochen, noch immer nur so wenig von ihm kannte. Das würde sie ändern.

Aber als sie im Labor angekommen waren, Alyssa sich im Erdgeschoss von ihnen verabschiedete und sie gemeinsam mit Zayn nach oben zu ihren Zimmern lief, klebte ihre Zunge wieder am Gaumen und die Wirkung des Whiskys verlieh ihr auch keinen neuen Mut.

Vor ihrem Zimmer wünschte Zayn ihr eine gute Nacht und schenkte ihr ein schwaches Lächeln, aber es war nicht so aufrichtig wie die, die sie sonst zu sehen bekam. Sie ließ ihre Chance verstreichen, als er zu seinem Zimmer ging. Was hätte sie auch tun sollen? Ihm hinterherstürmen und sich die Klamotten vom Leib reißen, um ihn irgendwie aufzumuntern? Sie war nicht gut im Reden. Sie kannte ihn doch kaum.

Schnell schlüpfte sie in ihr Zimmer, bevor sie auf dumme Gedanken kam. Mit schwirrendem Kopf fiel sie aufs Bett und bemerkte erst jetzt, dass sie seine Jacke noch immer trug. Sie zog den Kragen des zu großen Kleidungsstückes an ihr Gesicht und sog den vertrauten Duft auf. Mit einem zufriedenen Lächeln und einem flatternden Herzen glitt sie ungewöhnlich schnell in einen traumlosen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  True710
2018-07-10T00:05:22+00:00 10.07.2018 02:05
Sehr schönes Kapitel! Hatte nicht jeder schon mal eine ähnliche Situation in seinem Leben? Ich kann mich da irgendwie gut hineinversetzen in diesen Terrassen-Augenblick. Sehr schön beschrieben, auch Vince, wie er dazukommt, die Story von damals kennt und seinen Freund durch ein paar lockere Sprüche, die auf den Störenfried abzielen, zur Seite springt find ich wie aus dem Leben geschnitten. :D
Natürlich auch schön, dass du die Kolossen mit einbaust, die auch zum Charme der gesamten Region Orre beitragen. Da bin ich auch schon gespannt drauf, wie es in dieser Hinsicht weitergeht! :)
Antwort von:  Lucinia
11.07.2018 22:01
Vielen lieben Dank. ^.^
Ja, das kennt wohl jeder, da will man einfach nicht gestört werden und dann kommt doch wieder irgendeine Nervensäge dazwischen. "Schön", wenn du dich da gut hineinversetzen konntest. XD
Ich hatte, was die Kolosseen (gibt's dafür überhaupt 'nen Plural? :D) angeht, tatsächlich 'ne Weile lang ein Brett vorm Kopf. Ich wusste, dass Zayn mal in der Vergangenheit an einem Turnier o.Ä. teilgenommen hat und habe überlegt, wo das gewesen sein könnte, in welcher anderen Region, welche Stadt, welches Turnier ... argh, und ich bin echt schlecht darin, mir so etwas auszudenken. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass Orre doch die Region der Kolosseen ist, also die ideale Voraussetzung. :D Ich bin selbst ganz gespannt, was ich da noch so rausholen werden (besonders bezüglich Pyritus, da gab es ja auch ein sehr "angenehmes" Kolosseum XD (das wiederum hab ich nicht vergessen!)). Das nächste Kapitel wird leider noch ein bisschen auf sich warten müssen, da ich derzeit nicht zum Schreiben komme, aber dafür sind wir ab Kapitel 16 endlich wieder im Plot - es geht voran. ^_^


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