Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 45: Seelenfrieden? -------------------------- Eine Woche später. Auch mit meiner Mum söhnte ich mich so mehr oder weniger aus. Warum sollte ich es nicht versuchen, immerhin bemühte sie sich sehr und hatte ich mir das nicht immer gewünscht? Sie war jetzt ein halbes Jahr hier und dann wollte sie mit ihrem James wieder zurück nach Schottland. Sie besuchte mich oft und bekochte uns. Jojo und Nina kamen deshalb auch oft zu Besuch. Gerade als wir noch nach dem Essen gemütlich beisammen saßen, klingelte mein Handy, es war Flo, der fragte, ob ich zu Hause sei und dann augenblicklich wieder auflegte. Das war mal komisch. Erstens, weil sich mein Freund gerade eigentlich in Tokio befinden sollte und zweitens, er nicht so wie sonst geklungen hatte. Ich erklärte die Situation kurz und wartete ab. Plötzlich klingelte es und Flo stand mit seinem ganzen Gepäck in der Tür. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen musste etwas Schreckliches passiert sein. „Darf ich reinkommen? Ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen soll", sagte er mit belegter, zittriger Stimme. „Ja natürlich", entgegnete ich. Jetzt bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. So hatte ich meinen besten Freund noch nie zu Gesicht bekommen. Ich warf meinen Gästen, insbesondere Jule einen besorgten Blick zu. Ich nahm Flo seine Tasche ab und führte ihn in mein Zimmer hoch, da ich nicht genau wusste, was er mir vielleicht erzählen wollte, wenn überhaupt. Er ließ sein Gepäck an Ort und Stelle fallen und fiel mir um den Hals. Mir wurde immer mulmiger zumute und ich traute mich kaum ihn zu fragen, was passiert war. „Lukas...ich will sterben...Kami is tot..." Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Ach du scheiße!", entfuhr es mir und mein Puls beschleunigte sich. Wenn ich mit allem gerechnet hätte, nur damit nicht. Gedanklich hatte ich mir schon ausgenmalt, wie ich Kami verprügelte, weil er meinen Flo in den Wind geschossen hatte, doch einen Toten konnte man leider nicht zur Rechenschaft ziehen. Wir setzten uns auf den Balkon, denn ich brauchte jetzt frische Luft. Flo baute sich von meinem Zeug einen Joint. Ich eilte schnell in die Küche und holte meinen Not-Schnaps aus dem Kühlschrank. „Ich erzähl euch später alles, wartet nicht auf mich. Danke fürs Kochen Mama..." Nach einem Moment des Zögerns drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange. Sie warf mir einen skeptischen Blick zu, wahrscheinlich wegen dem Schnaps. „Keine Sorge, der ist dieses Mal nicht für mich...ich muss mich jetzt um Flo kümmern." Im Sprint rannte ich wieder in mein Schlafzimmer, weil ich nicht wusste, zu was mein lieber Flo gerade alles fähig war. Doch er saß noch immer auf dem Balkon und rauchte seinen Joint. Glück gehabt. Ich hielt ihm den Schnaps hin. „Und wäre dieser beschissene Juka nich gewesen...er is so ein verficktes Arschloch!" Oh oh, da war jemand richtig wütend. „Erzähl mir mal was Neues...Juka is erst so geworden...willst du mir verraten, was passiert is." Jetzt kamen Flo die Tränen und er reichte mir den Joint. Seine Hände zitterten. „Ich weiß nich...glaub ich kann nich drüber reden...sei froh, dass ich überhaupt hier angekommen bin. Unterwegs boten sich mir so viele Gelegenheiten mich umzubringen..." Ich atmete tief ein und wieder aus. „Ich bin stolz auf dich, dass du es nich getan hast Süßer...denn wem soll ich sonst blöde Namen geben? Komm mal her." Flo rückte näher zu mir, setzte sich mit dem Rücken vor mich, sodass ich die Arme um ihn legen konnte. „Lukas, Kami ist tot...ich will das nich glauben...aber ich hab's gesehen. Die waren gerade bei nem Videodreh und da wollte er wie ein Engel von der Empore herabschweben...eigentlich war er mit Gurten und nem Seil gesichert...aber irgendein Vollidiot hat den Karabiner nich zugedreht und er ist abgestürzt...das war zu viel für mich", schluchzte Flo. Auch ohne, dass er den Vollidioten beim Namen genannt hatte, wusste ich, dass er nur Juka meinen konnte. Dem ging es wohl genauso schlimm, immerhin war er Schuld am Tod seines besten Freundes. „Das klingt richtig übel." Flo reichte mir den Joint. „Kannst du Sanatorium von Metallica rein machen?" „Kann ich schon, ich hab nur ein bisschen Angst dich allein zu lassen." Flo drehte seinen Kopf und zeigte mir einen Vogel, also kam ich seinem Wunsch nach. „Es war eine gute Idee zu dir zu kommen...ich wüsste echt nich, zu wem ich sonst hätte gehen sollen. Wobei ich mir jetzt auch echt gern das Gehirn wegballern würde." „Flo, hör auf mit dem Mist...das endet nur mit einem Horrortrip und das willst du nich." Er nickte und nahm stattdessen einen kräftigen Schluck aus der Flasche. „Ey, ich glaub ich muss Juka umbringen Lukas...Kami, meinen Kami...ich glaube ich hätte ihm dieses Jahr echt nen Antrag gemacht...fuck, warum passiert so ne Scheiße überhaupt?" Wieder trank er vom Schnaps. Ich kannte Flo gut genug, um zu wissen, dass er sich gerade echt in diese Sache hineinsteigerte. Das würde vermutlich eine lange Nacht werden. „Ich kann's dir nicht sagen, aber es hat auch sein Gutes...du bist wieder hier." Flo löste sich aus meiner Umarmung. Der Wirkung des Schnapses nach zu urteilen, hatte Flo heute entweder noch nichts oder wenig gegessen. „Ja aber unter welchen Umständen? Es ist verdammt beschissen, dass Kami tot is...er is tot Lukas...tot!!" Okay, jetzt war er kurz vorm Ausflippen. Ich nahm ihm die Flasche weg und versuchte ihn wieder aufs Sofa zu bekommen. „Flo, bitte beruhige dich...ich weiß, es is heftig...das mit Kami is furchtbar und ich muss mich auch beherrschen, er war auch mein Freund...aber ich wollte damit nur sagen, dass es das Beste war zu mir zu kommen...du hast mir gefehlt, verstehst du?" Zum Glück, Flo beruhigte sich wieder. „Echt? Ich hab dir gefehlt?" „Klar. Wenn einer noch chaotischer is als ich is, bist du es...deshalb hast du gefehlt Flo...es macht ja keinen Spaß alleine Chaos anzurichten. Und glaub mir, ich weiß, wie schlimm es is jemanden zu verlieren, aber sind Freunde nich dazu da, einen wieder aufzubauen?" Flo kamen erneut die Tränen. „Und du bist der beste von allen Lukas...ich glaub ich muss ein bisschen schlafen." Ich bugsierte ihn in mein Bett, war schließlich nicht das erste Mal. Der Arme musste wirklich am Ende sein, denn es dauerte keine viertel Stunde, bis er einschlief. Leise stahl ich mich aus meinem Zimmer und gesellte mich wieder zu meinen Gästen, ohne jegliches Zeitgefühl. Alle schauten mich erwartungsvoll an, doch auch ich musste erst mal wieder klarkommen. Ich seufzte. „Bevor ihr mich alle nervt, Kami hatte einen Unfall und ist tödlich verunglückt. Es ist wohl besser wir machen Schluss für heute." Die Erwartung in allen Augen verwandelte sich in Entsetzen. Meine Mum fuhr Jojo und Nina nach Hause. Mir schnürte es noch immer die Kehle zu und ich musste das erst einmal verarbeiten.   Ich war mir nicht sicher, wie Flo es schaffte so gute Laune zu haben, denn immerhin war seine größte Liebe gestorben. Er hatte seine Haare abrasiert und nur seinen altbekannten Iro stehen lassen. Den musste ich ihm grün färben, wie früher. Ich befürchtete noch immer, irgendwann würde der Moment kommen, in dem er völlig ausrastete und ihn seine Gefühle überrannten. Deshalb wich ich nicht von seiner Seite. Er zeigte mir zwei neue Songtexte und spielte mir auch die Melodie vor. Unerwarteter Weise war diese recht fröhlich, wenn man den Text außer Acht ließ. Doch ich war beeindruckt. Flo bestand auch darauf seine Lieder dieses Mal selbst zu singen, dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Wenn wir denn mal zusammen saßen und uns unterhielten, verdeutlichte er mir immer wieder, wie gern er mich doch hatte und mehr als froh über meine Gesellschaft war. Das lenkte mich glücklicherweise von meinen eigenen Problemen ab und mehr als einmal juckte es mich in den Fingern, weil ich gern gewusst hätte, wie es Juka ging. Wir tobten uns im Underground aus, stylten uns und zogen los. Flo schien sich richtig die Kante geben zu wollen, was ich ihm irgendwie nicht verübeln konnte. Er trank und tanzte und trank und tanzte und ein paar Leute musterten ihn leicht argwöhnisch, außer ein Mann, etwa in unserem Alter. Wahrscheinlich war er ein großer Fan von Eric Draven, denn er hätte locker sein Doppelgänger sein können. Vielleicht hätte man so Brandon Lees Tod verhindern können.   Der Boden begann zu schwanken, doch das war Flo egal. Er ließ so irgendwie seine Gefühle frei. Da stand auf einmal dieser The Crow Typ vor ihm und wollte ihn auf einen Drink einladen. Flo lehnte natürlich ab, denn Kami war der einzige Mann gewesen, den er je haben wollte. „Das ist wirklich Schade, du bist ein Hübscher." „Sorry is nicht drin heut", verabschiedete er sich von ihm und gesellte sich zum zweitschönsten Mann in diesem Raum. Würde es Lukas nicht geben, hätte er jetzt mit Sicherheit schon eine Überdosis Koks oder sowas intus. Der Gedanke, sich einfach das Gehirn wegzuballern wuchs mit jeder Minute und Lukas wusste das. Aber war vielleicht auch gut so. Immerhin hatte er was zum Kiffen dabei und Flo gab ihm zu verstehen, dass er das jetzt dringend bräuchte. Die beiden gingen an die frische Luft ein bisschen weg vom Eingang und es tat unheimlich gut. Flo erzählte Lukas von dem Typ. „Vielleicht solltest du aber auch mit ihm etwas trinken geh‘n. Was hast du zu verlieren?" Er zuckte mit den Schultern und nahm einen tiefen Zug. „Der will doch eh bloß vögeln und das kann ich nich." Lukas sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ja früher oder später suchst du dir bestimmt jemanden...Flo, versuch doch einfach ein bisschen Spaß zu haben. Früher hast du dich immer beschwert, dass dich in nem Club nie ein Schwuler anmacht. Jetzt is genau das passiert und du lässt ihn abblitzen?" Flo hasste Lukas für seine diplomatischen Aussagen und je higher er war, desto besser wurde er darin. „Mann, das war alles vor Kami, ich bin einfach noch nicht so weit. Ich hab ihn über alles geliebt und tue es noch immer. Ich kann jetzt mit keinem anderen rummachen." Er lehnte sich an Lukas Schulter und dieser nahm seinen Freund in den Arm.   Ich wollte ihm ja nur helfen, aber er war selbst alt genug um zu wissen, was gut für ihn war. „Lass uns wieder rein geh‘n Süßer." Gerade wollten wir wieder in den Club, als Flo von irgendwem gerufen wurde. Wir drehten uns um und irgendwoher kannte ich diesen Jungen. Seine Statur war etwas stämmig und er trug ein weites Shirt über seiner Baggy. Auch Flo starrte den Jungen unverfroren an. Dann schien es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen. „Kevin? Bist du das etwa?" Kevin hieß Flo sein jüngerer Bruder, aber konnte der schon so groß sein? Stürmisch umarmte er seinen großen Bruder und Flo schreckte ein bisschen zurück. Dann war auch ich an der Reihe. „Ey Mann, ich hab immer wieder versucht Kontakt mit dir aufzunehmen, aber du warst wie verschollen. Du hast dich echt nochmal krass gewandelt und voll stoned bist du auch..." Flo stoppte seinen Bruder in seiner Euphorie. „Kev...stopp Mal. Wie hast du mich überhaupt gefunden?" „Vor kurzem hab ich den Inhaber vom Underground kennengelernt und irgendwie sind wir auf eure Band gekommen...er hat mich heute angerufen, als er wusste, dass du da bist." „Schön. Jetzt hast du mich gesehen und du kannst wieder nach Hause gehen." „Was? Freust du dich nicht mich zu sehen. Es ist fast 10 Jahre her...liegt dir denn nicht mal was an mir?" Flo und seine Familie war schon immer ein heikles Thema gewesen und ich würde fast meinen, es war noch schlimmer als bei mir. Auch, was aus Kevin wird, hat ihn nie großartig interessiert. Flo hatte schon immer für seine Freunde und die Musik gelebt. „Warum sollte mir was an so nem Arschkriecher wie dir liegen? Du warst doch immer der kleine Süße, der von allen verhätschelt wurde und ich nur immer der drogenabhängige Versager. Was also hast du hier zu suchen?", fragte Flo sehr energisch und genervt. „Arschkriecher? Wie kannst du sowas nur von mir denken? Nimmst du noch Drogen? Ich hatte schon befürchtet, du könntest an einer Überdosis gestorben sein. Flo, ehrlich, ich bin anders und ich suche dich bestimmt schon seit zwei Jahren." Ich merkte, wie mein Freund etwas entspannter wurde. „Kev, selbst wenn...mein Leben ist nichts für dich...ihr seid mir alle egal." Irgendwie tat mir Kevin leid, denn Flo konnte echt ein Sturkopf sein. „Ich hab Koks dabei...hat mir son Typ neulich verkauft." Flo hielt Kevin den Mund zu. „Bist du bescheuert, sag's halt noch lauter. Hast du das schon mal genommen oder was?" Kevin grinste breit und nickte. Seine Stimme wurde jetzt leise und geheimnisvoll. „Sorry, wir könnten in eine Ecke geh'n oder auf die Toilette." Flo zeigte ihm einen Vogel. „Geh nach Hause und spiel mit deinen Autos oder so, aber lass mich in Ruhe!" Kevin bettelte weiter und schaffte es gerade so, dass mein Freund seine Nummer in seinem Handy speicherte.   Das hatte Flo gerade noch gefehlt, ein pubertierender Teenie, der versuchte ihn von sich zu überzeugen. Zugegeben, am Koks hätte er schon Interesse, aber das wäre ja auch echt mies und er wollte kein Unmensch sein. Dennoch fragte er sich, warum sein Bruder gerade jetzt mit ihm Kontakt aufnahm? Letztendlich rief er ihn doch an und sie verabredeten sich im Café von Bastis Bruder. Jedoch schien sein Gemüt heute etwas ruhiger zu sein. „Eyy Mann, es tut mir voll leid, dass ich dich neulich so überrumpelt hab...ich hab so mega gefreut dich zu sehn." Flo zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Mike kam an ihren Tisch und nahm die Bestellung auf. Flo trank einen Kaffee, schwarz und ohne Zucker. So hatte ihn Kami immer gemocht. Die Erinnerung an ihn ließ einen schmerzhaften Stich in seiner Brust zurück. „Kein Thema. Nur halt dich das nächste Mal mit gewissen Themen bitte zurück." Kevin schaute etwas verlegen zur Seite. „Mach ich. Und wie geht es dir sonst?" Er lächelte traurig und zog teilnahmslos an meiner Zigarette. „Naja, ich leb halt mein Leben und versuche das Beste daraus zu machen. Kev, weshalb wolltest du dich unbedingt mit mir treffen? Hast du nichts Besseres zu tun? Oder haben dich deine Eltern geschickt um mich auszuspionieren?" Kevin sah ihn etwas gekränkt an. „Es sind doch auch deine Eltern." „Ich habe seit zehn Jahre keine Eltern mehr oder haben sie mich etwa irgendwann mal wieder erwähnt oder sich gefragt, wie es mir geht?" „Ab und zu reden sie schon über dich. Mutti meinte sogar, sie hätte dich irgendwo gesehen...in der Stadt mit einem Typ." Flo ballte seine Hände zu Fäusten. „Ach ja? Das war dann wohl mein Freund." „Bist du...schwul?" Er nickte und rauchte noch eine Zigarette. Irgendwie wollte er nur noch zurück zu Lukas. Es nervte ihn hier zu sitzen und mit seinem Bruder zu reden. Außerdem wusste er rein gar nichts über Kevin und irgendwie interessierte es ihn auch nicht. „Ja bin ich und? Ist das jetzt schlimm?" „Nein, ich find es okay. Flo ich wollte dich sehen, weil ich wissen musste, was aus dir geworden ist. Auch, wenn du mich vielleicht nie mochtest, ich mochte dich immer. Nur, als ich noch jünger war, hatte ich ein bisschen Schiss mich gegen Mum und Dad zu stellen. Ich war nie der Rebellische, weißt du ja selbst." Der ältere schwieg einen Weile und diese Worte machten irgendwas mit ihm. Seine Familie hatte nie eine Bedeutung für ihn gehabt und jetzt war da auf einmal sein kleiner Bruder und wollte den Kontakt zu ihm aufrecht erhalten? Und das, obwohl er ihm nie einen Anlass dazu gegeben hatte. „Hör mir mal zu Kevin, ich finde es irgendwie cool, dass du das versuchst, aber ich weiß nich, ob ich dir das geben kann, was du möchtest. Mein Leben ist gerade echt komisch...mein Freund ist gestorben und ich weiß gerade selbst nicht weiter." „Wir könnten uns voll abschießen", schlug Kevin vor. Wieder lächelte Flo traurig. „Lass lieber die Finger von dem Zeug." Wieder sah er ihn mit diesem noch so kindlichen Gesicht an. „Wir können uns ja auch nur betrinken." Diese Idee fand Flo nicht ganz so übel, allerdings sich mit seinem kleinen Bruder einen Absturzabend geben? Er wusste nicht, ob das ein so guter Einfall war. Schließlich schrieb er Lukas dann doch, ob es okay wäre, wenn er Kevin mitbringen würde. Lukas hatte nichts dagegen einzuwenden. Ein paar Tage später schrieb Miyavi, ein guter Freund von Kami, ob er nicht doch ein letztes Mal nach Tokio kommen wolle, um sich von meinem Liebsten zu verabschieden. Flo rang mit sich, weil er nicht wusste, ob er das verkraften würde. Doch irgendwie war er ihm das wenigstens schuldig. Miyavi bot ihm sogar an, dass er den Privatjet der Band schickte. Nach einigem Hin und Her und einem Gespräch mit seinem lieben Lukas willigte Flo dann doch ein. Im Flieger bestellte er Whiskey um den Flug schlafend zu verbringen. Trotz seiner Alkoholfahne empfing ihn Miyavi sehr herzlich, doch dieser unerträgliche Schmerz wieder hier zu sein, war nicht zum Aushalten. Flo wollte alles ganz schnell hinter mich bringen. Sie fuhren gleich zum Haus von Kamis Familie. Auch dort wurde er lieb von all den traurigen Gesichtern empfangen. Doch als er Kami dann aufgebahrt in dem kleinen Tempel liegen sah übermannte ihn eine Gefühlswelle, mit der er nicht gerechnet hatte. Unter Tränen und mit zittrigen Knien trat er zu ihm. Das Leben war aus seinem wunderschönen Körper gewichen, sogar das Rot seiner Haare hatte einen aschfarbenen Ton angenommen. Flo wusste nicht, wie lange er so dastand und seinen toten Freund beweinte, doch es gab etwas oder bessergesagt jemanden, der ihn in die Realität zurückrief. Mit hasserfülltem Blick drehte er sich und traf seinen Blick. Auch Juka sah echt beschissen aus und auch war es für ihn sicher nicht leicht, dennoch konnte Flo seine Wut auf ihn nicht bremsen. Er stürmte in seine Richtung und schlug auf ihn ein. Währenddessen beschimpfte er ihn auf‘s Übelste. „Du bist Schuld, dass Kami nich mehr hier is...du verdammter, egoistischer, selbstverliebter Arsch. Nur, weil bei dir immer alles perfekt sein muss, hat Kami mit seinem Leben büßen müssen...ich hasse dich Juka, ich hasse dich so sehr..." All seine unterdrückten Gefühle schienen jetzt aus ihm heraus zu brechen. Miyavi legte seine Arme um seine Taille und zog ihn von Juka weg und jetzt erst sah er sein Gesicht wieder. Auch ihm liefen die Tränen und er hatte sich nicht Mal gegen seine Attacke gewehrt. „Ich kann es dir nicht verübeln, dass du mich hasst, aber hast du Mal bedacht, dass ich in einer noch viel schlimmeren Lage bin? Ich muss ewig mit dem Wissen leben, meinen besten Freund umgebracht zu haben. Glaubst du etwa das ist schön?", fuhr er Flo an. „Du hast es nich anders verdient...", keuchte er noch immer außer sich vor Wut. Dann näherte sich Kamis Mama auf einmal und nahm behutsam Flos Hand. „Flo...bitte aufhören. Es war schlimmer Unfall und für uns alle nicht leicht..." Der Ausdruck in ihren Augen ließ ihn schaudern. Sie wusste, dass Juka ihren Sohn umgebracht hatte und verzieh ihm dennoch. Dann drückte sie ihren fast Schwiegersohn an sich, doch das war zu viel für Flo. Er fragte Miyavi mit erstickter Stimme, ob sie gehen konnten. Den Rest des Tages vergrub Flo sich auf dem Sofa in der Wohnung seines schwarzgekleideten Freundes und heulte. Miyavi war ein sehr verhaltener Mensch und redete nicht viel, was ihm sehr gelegen kam. So langsam beruhigte er sich wieder und wollte am nächsten Tag die Heimreise antreten. Miyavi wollte ihn zum Flugplatz begleiten, doch vorher hatte er noch eine kleine Überraschung für Flo. Er entführte ihn in den Proberaum, in dem er schon so viele Male gewesen war, um Kami beim Schlagzeug spielen zu lauschen. „Was machen wir hier?", fragte Flo. Sein Freund blieb jedoch geheimnisvoll wie immer. „Flo, ich kann deine Wut auf Juka verstehen, aber es ist nicht gut, wenn man so wütend auf jemanden ist, der nichts dafür kann. Sicher war es ein großer Fehler, aber glaubst du Juka tat dies absichtlich?" Wieder füllten sich meine Augen mit Tränen. „Natürlich hat er es nich mit Absicht getan, aber trotzdem....wäre er nich gewesen..." „Was wäre, wenn dir das passiert wäre? Wem würdest du dann die Schuld zuschieben?" Flo schluckte und begriff so langsam, was Miyavi vorhatte. „Dann würde ich vermutlich nich mehr leben...mit dieser Last könnte ich nich weiterleben." Mitfühlend schaute er ihn aus seinen kunstvoll verzierten Augen an. „Siehst du...jetzt stell dir Jukas Situation vor...du hast allen Grund wütend auf ihn zu sein, jedoch solltest du ihn nicht für seinen Fehler verachten. Er wollte dich noch einmal sehen, wenn auch du ihm diese Ehre erweisen möchtest, geh durch die Tür in den Proberaum." Flos Herz krampfte sich zusammen und er wusste nicht, was er tun sollte. Dem Mörder seines geliebten Kami gegenübertreten? Mit zittrigen Händen drückte er die Türklinke und warf Miyavi noch einen Blick zu. Dieser nickte ihm zu und gab ihm zu verstehen, dass er das Richtige tat. Juka hockte inmitten des kleinen Raumes und rauchte. Die halbleere Wodkaflasche in seiner Hand sah Flo erst, als er sie ihm entgegenhielt. Flo nahm einen Schluck und setzte sich zu ihm auf den Boden. Er konnte nicht sagen, wie viel Juka schon intus hatte oder wann er das letzte Mal geschlafen hatte, doch irgendwie wirkte er sehr verletzlich und zerbrechlich. Wo war der selbstbewusste zwei Meter Japaner, der nie ein Blatt vor den Mund nahm? „Was willst du Juka?", begann Flo das Gespräch, von dem er hoffte, es würde ganz schnell vorbei sein. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen...glaub mir, Kami fehlt mir genauso wie dir. Ich habe bisher keine Nacht durchgeschlafen...immer plagen mich diese Alpträume und weißt du wie oft ich schon überlegt hab all dem einfach ein Ende zu setzen? Doch was hätte ich davon...vielleicht wärst du glücklich...dann hättest du deine Rache, deinen Frieden, deine Genugtuung." Jetzt auf einmal tat ihm Juka leid und er verstand endlich, wie dieser sich fühlte, auch wenn Flo noch immer wütend war. „Nichts von dem würde mich glücklich machen...es tut mir leid, was ich dir gestern an den Kopf geknallt hab...sicher habe ich es in dem Moment so gemeint, aber ich weiß, dass es dir gerade auch nich gut geht. Zumindest siehst du echt beschissen aus." Juka lachte traurig und trank einen Schluck. „Dein Humor erinnert mich an jemanden, den ich mal sehr mochte. Nein, ich mag ihn noch immer." Flo zog die Augenbrauen hoch und zündete sich eine Zigarette an. „Sind wir jetzt hier, um über Lukas zu reden?" „Ich weiß nicht...eigentlich nicht. Ich wollte nur nicht, dass wir im Streit auseinander gehen...zu viele Menschen habe ich in letzter Zeit verloren und Lukas war ebenso einer von ihnen...jetzt Kami....ich weiß nicht was nun wird." Tränen liefen ihm über seine Wangen und zum ersten Mal begriff Flo, warum Lukas ihn so sehr geliebt hatte. Juka schien die Reinkarnation von Sepiroth und Cloud gleichzeitig zu sein. Final Fantasy 7 war Lukas und sein Lieblingsspiel gewesen. Nicht, dass Juka so böse und skrupellos wie Sepiroth ist, aber eben seine Erscheinung, sein Wesen, so sensibel und verletzlich. Lukas hatte dem nie standhalten können, so sehr er Juka auch liebte. Flos zittrige Hand wanderte zu Jukas Gesicht und wischte ihm die Tränen weg. Ein bisschen erschrocken sah er Flo an. Dieser stellte fest, dass er nicht mehr sauer war. Irgendwie verband sie Kami. „Kann ich dir was erzählen?“ Flo schaute Juka fragend an und nickte. „Ich hab Lukas nie betrogen…das hab ich in die Welt gesetzt, weil wir uns damals so auseinander gelebt haben und ich wollte ihn wieder näher bei mir haben…doch genau das Gegenteil hab ich erreicht.“ Flo fielen die Augen fast aus dem Kopf. „Bitte was? Du musst es Lukas sagen Juka…ich glaub er liebt dich noch immer! Du könntest mit zurück fliegen." Juka warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Und mit bei Lukas wohnen oder was? Außerdem weiß er es." „Aber warum hockst du dann hier?" „Weil es vorbei ist…wir haben unsere Beziehung so kaputt gemacht, dass es kein Zurück mehr gibt.“ „Das glaub ich nich…tue es Juka…sonst wirst du es immer bereuen. Ich kann nich mehr zurück…das is bitter, glaub mir.“ „Erst vermöbelst und beschimpfst du mich und jetzt soll ich mit dir mitkommen? Flo, er hasst mich. Es ist zu spät, ich habe das zerstört, was ich am meisten liebe." Das ganze schien irgendwie gerade aus den Rudern zu laufen. Flo wollte nicht hier bleiben, aber irgendwie wollte er auch, dass Juka mitkam. Verdammter Mist, bloß weg hier. „Juka versuch es, bitte...ich muss los...ich vergebe dir. Lass mal was von dir hören." Flo nahm noch einen letzten Schluck aus der Flasche und wand sich zum Gehen. „Flo...danke." Flo warf ihm noch einen letzten Blick zu und lächelte. Miyavi stand noch immer vor dem Proberaum. Dann hielt er dem Freund seinen Arm hin, damit er sich einhaken konnte. Irgendwie war Flo erleichtert, dass Juka nicht mitgekommen war. Jetzt übermannte ihn wieder die Trauer. Im Flugzeug gab er sich Mandragora Sream auf die Ohren und versuchte abzuschalten. Zu seiner Überraschung begleitete ihn Miyavi nach Deutschland. Er meinte, dort hätte er noch ein paar Dinge, die er erledigen müsste. Flo nickte ein und als er wieder erwachte schien Miyavi zu schlafen. Wie er wohl ohne das ganze Make up aussah? Hatte ihn überhaupt schon mal jemand ohne Schminke zu Gesicht bekommen? Irgendwie war er ohnehin ein Mysterium und Flo stellte fest, dass er kaum etwas über ihn wusste. Auf einmal grinste er und öffnete seine Augen. Flo fühlte sich ein bisschen ertappt. „Du wirkst nachdenklich", stellte er mehr fest als das er fragte. Flo merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Ich habe über das Gespräch mit Juka nachgedacht...es war seltsam. Irgendwie war das zwischen uns auf einmal so vertraut..." „Juka kann seinem Gegenüber sehr gut überzeugen...doch er meint es ernst Flo. Es ist gut, dass ihr nochmal gesprochen habt." „Was ist eigentlich mit dir? Du wirkst immer so, als würde dich das kalt lassen...du vermittelst und hältst die Fäden in der Hand." Miyavi lachte. „Ach ja, tue ich das? Korrekt beobachtet...ich mache das mit mir selbst aus. Gefühle sind nicht so mein Ding." Flo fuhr sich durch die Haare und merkte, dass er dringend Mal wieder eine Dusche vertragen konnte. „Aha, nicht dein Ding sagst du...schminken hingegen schon." Wieder lachte Miyavi. „Das schon eher...worauf willst du hinaus Flo?" „Ich weiß nicht, ich habe mich nur vorhin gefragt, was sich hinter deiner Maske verbirgt?" Jetzt erstarb das Lachen auf seinem Gesicht und er schenkte ihnen Whiskey nach. „Das weiß nur ich allein...Juka weiß es auch. Mein Make up gehört zu mir und du wirst mich niemals ohne Schminke sehen. Akzeptiere es einfach." Flo zuckte mit den Schultern, trank sein Glas leer und versuchte wieder zu schlafen. „Wie du meinst."   Es tat gut nach diesem stressigen Tag wieder zu Hause zu sein. Lukas schloss seinen Freund in die Arme und Flo erzählte ihm alles, auch, dass er Juka verprügelt hatte und sich anschließend mit ihm versöhnte. Lukas sagte nicht viel dazu, schien es aber auch nicht schlimm zu finden. Und irgendwas schien auch ihn zu bedrücken. So sehr er es auch versuchte zu verstecken, Flo kannte seinen besten Freund und irgendetwas schien gerade so gar nicht in Ordnung zu sein. Denn wenn er Lukas mal in einem unbeobachteten erwischte, wirkte er sehr sehr traurig und unglücklich. Flo dröhnte sich das Hirn zu. Ab und zu erinnerte ihn Lukas, dass er doch auch mal etwas essen musste. Miyavi war noch immer da und besuchte die Jungs auch des Öfteren, mit ihm hatte Lukas zum Glück kein Problem. Doch wie immer schien er alles von außen zu beobachten. Sie spielten Munchkin, doch Flo war irgendwann so down, dass er schlafen ging. Er träumte von Kami und es war so wundervoll wieder in seinen Armen zu liegen. Das fehlte Flo am Meisten, berührt und geliebt zu werden. Er merkte, als er aufwachte, dass er geweint hatte. Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen weg.  Dann vernahm er ein Geräusch, als würde jemand atmen und dann sah Flo, dass Miyavi auf seinem Sofa schlief. Er trug noch immer seine Klamotten, bis auf die Schuhe und das Make up saß perfekt, er musste schmunzeln. Flo schlüpfte in seinen Bademantel und kochte Kaffee. Sein Freund war wach, als er ins Zimmer zurückkehrte. Lukas und Selene schienen weg zu sein. Dann ging er ins Bad. Flo schaute solange Fern, doch was er dann sah, brachte ihn völlig aus der Fassung. Wenn er nicht seine Klamotten getragen hätte, würde er Miyavi kaum wiedererkennen, denn er war ungeschminkt und duftete herrlich. Flo warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Hab ich irgendwas gewonnen, dass du mich in den Kreis der Auserwählten aufgenommen hast oder so?" Er lachte. „Ich wollte nur mal dein Gesicht sehn und außerdem hab ich dich gestern nur verarscht. Ja, ich style mich gern, das ist ja kein Geheimnis, aber ohne geht‘s auch." Flo war so überrascht, wie viel männlicher Miyavi aussah, dass es ihn völlig aus der Bahn warf und er musste feststellen, dass es ihm sehr gefiel. Jetzt musste er wieder an Lukas Worte denken, dass er sich doch wieder auf etwas einlassen sollte. Aber ausgerechnet Miyavi? „Was machst du eigentlich so lange noch hier?" „Meine Mode und mein Make up verkaufen. Irgendwie muss ich ja auch zu Geld kommen." Flo nickte. Seine Gefühle zu Kami konnte er nicht leugnen, nur musste er sich auch endlich bewusst machen, dass Kami tot war und es stimmte, er hätte sicher nicht gewollt, dass Flo wie die Jungfrau Maria lebte. „Wie lang bleibst du noch?" „Weiß nicht." Sein anzüglicher Blick machte Flo ganz verlegen und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Und jeh länger wir uns anschauten, desto mehr wummerte sein Herz. „Miyavi, was wird das hier?" „Sag du es mir? Du hast doch neulich gesagt, dass ich so unnahbar wäre." „Naja, jetzt scheinst du irgendwie genau das Gegenteil zu sein. Ich weiß nicht mal, ob du überhaupt auf Männer stehst." Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. „In einer Sache habe ich gestern die Wahrheit gesagt und zwar, dass ich nicht viel von Gefühlen halte, das heißt jedoch nicht, dass ich keine habe. Ich könnte dir das geben, nachdem du dich so sehr sehnst..." Flo wusste nicht, ob er das konnte und wollte. „Warum solltest du das tun?" „Weil du ein hinreißender hübscher Mann bist." „Bist du deswegen hier in der Stadt?" „Möglicherweise." Stille trat zwischen die beiden und plötzlich klingelte Flos Handy. Lukas fragte, ob er was vom Einkaufen mitbringen sollte. Noch immer etwas verwirrt versuchte Flo normal zu klingen und stellte fest, dass das mit Miyavi nicht ging. Er wollte sich wieder verlieben und keine dumme Affäre. Flo musste mit Lukas reden, es war Zeit, denn eine Sache außer Kami hing ihm noch immer nach.   Ich wusste nicht, was mit Flo in Tokio passiert war, doch irgendwie wirkte er entspannter, ja sogar fast fröhlich. Aber irgendetwas beschäftigte ihn und wir beschlossen Jungsabend im Proberaum zu machen. Spielen, trinken ein bisschen kiffen und reden. Flo erzählte mir von der Sache mit Miyavi und ich wollte mich schon freuen, bis er sagte, dass er das noch immer nicht konnte. „Lukas...ich muss dich was fragen und hoffe du nimmst es mir nicht übel. Ich mein, ich weiß, was mit Juka und dir passiert is…und du weißt, dass er dich nich betrogen hat...?" Ich verdrehte die Augen und zündete den Joint an. „Ja…ich weiß…aber es is trotzdem zu viel passiert." Flo seufzte. „Süßer…auch dein Juka leidet…mehr als du vielleicht glaubst." Das kam unerwartet und traf mich. Außerdem erinnerte ich mich an unsere letzte Begegnung und biss mir heftig auf die Unterlippe. „Hat er dich um den Finger gewickelt?" Mein Freund sah jetzt eher verunsichert, aber auch traurig aus. Ich konnte mir denken, weshalb. „Nein, er hat mir nur erzählt, dass er dich noch liebt und es bitter bereut das zerstört zu haben..." Ich blies den Rauch aus und starrte Löcher in die Luft. Das war irgendwie absurd. Juka, ja ich hasste ihn, doch ich wollte ihn auch wieder. Ziemlich krank und das schien auch mein Freund gerade zu merken, denn dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, als würde er auf einmal merken, dass er mich an einem wunden Punkt getroffen hatte. „Moment mal, du magst Juka auch noch, hab ich Recht?“ „Ziemlich bescheuert was? Ganz ehrlich, ich würde ihn so gern wiedersehen Flo, aber es wird dadurch nich besser, ich muss mit ihm abschließen...sorry, du hast gerade deine eigenen Sorgen und ich sollte dir zuhören..." Mein Freund schüttelte den Kopf. „Lukas...ich will keinesfalls alte Wunden aufreißen...nur der Ausdruck in deinen Augen gerade…es erschreckt mich." Ich konnte nicht mehr, hielt mir die Hände vors Gesicht und schluchzte. Flo nahm mich in die Arme. „Ich würde so gern glauben, dass er mich noch liebt, aber ich kann nich…er treibt mich in den Wahnsinn, Flo. Einerseits zerreißt es mich fast vor Sehnsucht, doch wenn ich an Juka denke und daran, was er mir angetan hat, kommt dieser unerträgliche Schmerz zurück….“ „Es tut mir so leid…und mit wem hast du schon darüber geredet?“ „Mit keinem, denn jeder, dem ich erzählen würde, dass ich Juka noch immer liebe, würde mich wahrscheinlich einweisen lassen.“ Zum ersten Mal seit Jukas und meiner Trennung hatte ich das Gefühl von einem Freund erst richtig verstanden zu werden. Flo wusste, was ich durchgemacht hatte und ihn schien es sehr mitzunehmen, dass er in dieser Zeit nicht für mich hatte da sein können. „Lukasschatz, das is übel. Dennoch sollte keiner entscheiden, was du fühlen sollst, meinst du nich?“ „Keine Ahnung...ja, verdammte Scheiße ich liebe diesen Scheißkerl und ich kann nie aufhören ihn zu lieben...doch er verachtet mich. Das macht mich wahnsinnig Flo...ich bin verrückt." Meine Seele schien sich Luft zu machen. „Vielleicht solltest du dich dann mit ihm treffen...", schlug Flo vor. „Flo…ich weiß nich, ob ich das ertrage. Ich habe neulich geglaubt er könnte mich nich zerstören, doch er kann es und das bringt mich irgendwann noch ins Grab." Scheiße, scheiße, scheiße. Was sollte ich machen? Doch noch einmal mit ihm reden? „Liebling ich habe dich noch nie so leiden sehen...war das die ganze Zeit so, als ich nicht da war?" Unsicher und eher verhalten schob ich den Ärmel meines Pullis hoch, der die Schnitte meiner letzten selbstzerstörerischen Aktion freigab. „Flo…ich weiß…du willst nur das Beste für mich…aber ich weiß nich, ob ich das kann…ob ich es schaffe. Ich hab das Gefühl, tiefer als jetzt kann ich nich mehr sinken. Mein Selbstbewusstsein hat sich irgendwohin verkrochen und weiß, dass ich ein massives Problem hab…nur komm ich zu keiner Lösung.“ Ich schluckte die Tränen runter.   „Möchtest du, dass ich dir helfe?“ Ich zuckte mit den Schultern und kaute auf meiner Unterlippe herum. Flo verschwand kurz und kam grinsend zurück. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. „Ich habe gerade mein Date für morgen klar gemacht und dir ein Treffen mit Juka engagiert." Ich riss die Augen weit auf und ging auf ihn los. „Bist du bescheuert? Florian May, ich verfluche dich." Wir kullerten uns auf dem Boden herum und prügelten uns zum Spaß. „Was denn, ich kann dich nich so deprimiert sehen." „Und wen hast du dir organsiert?" Flo grinste. „Miyavi, den heißen Feger."         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)