Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 58: Flo versucht es... ------------------------------ Miyavi wollte sich mit ihm treffen. Es fühlte sich komisch an wieder hier zu sein, denn alles erinnerte ihn an Kami. Flo wartete in einem Café im Zentrum, in dem er früher auch oft mit ihm gefrühstückt hatte. Der Schmerz brannte in seiner Brust und er biss sich auf die Unterlippe. Etwas abgehetzt nahm Miyavi auf dem Stuhl ihm gegenüber platz und bestellte einen Kaffee. „Schön dich zu sehen.“ Flo rang sich ein gezwungenes Lächeln ab. „Find ich auch.“ „Willst du heute zu Kamis Familie?“ Er nickte und zündete sich eine Zigarette an. „Hast du später Lust auf Konzert und dann Party?“ Flo seufzte. „Weiß noch nich…vielleicht. Kann ich eigentlich die Tage bei dir schlafen?“ „Klar, hab ich dir ja angeboten…es kann aber auch sein, dass die Jungs heute Abend auch mitkommen.“ „Ich bin nich sicher, ob ich sie sehen will.“ „Überleg es dir. Dann lass uns jetzt deine Sachen in die Wohnung bringen.“ Miyavis Wohnung erreichten sie zu Fuß und sie war nicht besonders groß, doch sehr geschmackvoll eingerichtet. Sehr düster, wie er eben selbst immer auftrat. Flo machte es sich auf dem Sofa bequem und telefonierte mit Kamis Bruder. In einer Stunde konnte er vorbeikommen. Zur Bahnhaltestelle waren es ein paar Meter. Die Sonne schien warm auf sein Gesicht und passte so gar nicht zu seiner Stimmung. Sein Herz war schwer und er hoffte, dass er das überstand. Kamis Mum war überglücklich ihn zu sehen und lud Flo zum Tee ein. Sie erzählte ihm, was die letzten Jahre alles passiert war, doch er hörte nur mit einem Ohr hin. Im Wohnzimmer hing ein überdimensional großes Bild von Kami und seine wunderschönen grünen Augen lächelten auf Flo herab. Bevor er wieder zu Miyavi ging, wollte er noch einen Umweg machen, um Kamis Grab zu besuchen. Sein Herz zog sich zusammen, als er den Friedhof betrat und die Innschriften auf seinem Grabstein las. Erst jetzt wurde ihm wieder schmerzlich bewusst, dass Kami wirklich tot war und nie wieder zurückkam. Flo legte seine Rose, die er zuvor noch gekauft hatte zu ihm und kämpfte mit den Tränen. Er sank vor dem Grabstein auf die Knie.   Nachdem ihn Miyavi letztendlich doch überredet hatte, kam Flo mit zu dem Konzert und ebenso zur Party danach. Die Band war nicht übel und er hatte schon einiges von denen gehört, eine dieser coolen angesagten J-rock Szene Bands eben. Aber hätte schlimmer kommen können. Lustigerweise kannte Miyavi die Band persönlich und sie nahmen die Jungs mit zur Aftershowparty. Irgendwann unterhielt sich Flo sehr angeregt mit Tatsuro, dem Sänger der Band. Über seinen langen schwarzen Haaren trug er einen Hut und auch sonst war er sehr stilvoll gekleidet. Er spendierte Flo einen Wodka, genau das, was er jetzt brauchte. Er erzählte ihm von seiner Band und er wollte unbedingt was von Nocturna hören, deshalb zogen sie sich in einem kleineren Raum zurück, der fast einem Aufnahmestudio glich. Flo fragte Tatsuro danach. „Ja richtig, das ist unser Studio. Wir haben beides ein bisschen verbunden, echt praktisch. Hier steht ein Laptop.“ Flo suchte nach einem passablen Lifevideo von der letzten Tour und der andere Sänger war sehr beeindruckt. „Wir waren auch die letzten Monate auf Tour, aber nur in Deutschland.“ „Vielleicht können wir zusammen was machen. Willst du noch was trinken?“ „Hast du Wodka da? Ich hab gerade das Bedürfnis mich abzuschießen.“ Tatsuro lächelte und verschwand kurz. Wenige Augenblicke kehrte er mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. Die Musik aus dem Club dröhnte im Hintergrund. „Warum, hattest du nen beschissenen Tag?“ „Kann man wohl so sagen. Darf man hier rauchen?“ „Eigentlich nicht, aber bei dir mache ich eine Ausnahme?“ Flo lächelte und war sich nicht sicher, ob das am Alkohol lag oder an etwas anderem, aber so langsam fand er Gefallen an diesem hübschen Sänger. Ob er wohl auf Männer stand? Flo zündete sich eine Zigarette an und Tatsuro tat es ihm gleich. „Übrigens cooles Konzert vorhin.“ „Danke. Wo kommst du eigentlich her?“ Flo leerte sein Glas und schenkte noch mal nach. „Aus Deutschland, bin aber ein paar Freunde besuchen…“ Tatsuro schaute ihn fragend an, als würde er noch mehr erwarten oder er das, was Flo gesagt hatte nicht ganz verstand. „Und warum war dein Tag dann beschissen? Wenn ich fragen darf?“ Er seufzte, warum auch nicht drüber reden. „Du kennst doch sicher Kami, den Schlagzeuger von Jukas und Miyavis Band…er war mein Freund…also Geliebter und ich hab heut seine Eltern besucht und so…“ „Das tut mir leid…war echt übel, für uns alle. Kami ist eine Legende gewesen…ahh dann bist du der Flo…er hat viel von dir erzählt. Wir haben uns zwar nicht so oft gesehen aber wenn, schwärmte Kami immer von dir.“ Flo lächelte traurig und auf einmal legte Tatsuro seinen Arm um seine Schulter. „Aber irgendwann muss ich mal drüber wegkommen…“ „Bestimmt. Du spielst Gitarre oder?“ Er nickte und trank noch mehr. „Dann erspare ich mir die Frage mal, ob du auf Männer stehst.“ Flo schaute zu Tatsuro und er grinste ihn ein bisschen selbstgefällig an. „Vielleicht hab ich ja auch nach Kami beschlossen enthaltsam zu leben“, neckte er den hübschen Sänger. „Das fände ich sehr schade…weißt du…klar hängst du noch an Kami, kann ich dir nich mal verübeln, aber es gibt auch andere schöne Männer, die dich echt interessant finden.“ „Redest du gerade von dir?“ „Mhh. Vielleicht…“ Flo schenkte Tatsuro noch Wodka ein und er zündete sich noch eine Zigarette an. „Du hast Recht…irgendwann muss ich wieder anfangen zu leben. Wie lang seid ihr noch auf Tour.“ „Noch zwei Konzerte, eins hier in Japan und dann Deutschland. Wollt ihr mit einsteigen? Ihr könntet ja als Vorband spielen.“ „Klingt fair. Wo spielt ihr morgen? „Osaka und dann einen Tag Pause. Du kannst morgen mitkommen, wenn du willst und wir fliegen zusammen zurück in deine Heimatstadt.“ „Warum nich. Hab ja noch ein paar Tage frei…ich arbeite nebenher noch in nem Tattoostudio.“ „Cool…bekomm ich eins?“ „Klar, hab mein Zeug zu Hause oder du bezahlst und ich stech es dir im Studio.“ Tatsuro schaute nachdenklich. „Ich kann auch ins Studio kommen, so knapp bin ich ja auch nich bei Kasse. Lust noch ein bisschen feiern zu gehen?“ Flo nickte und folgte Tatsuro in den Club zurück. Irgendwie fühlte er sich seit der Unterhaltung ein bisschen besser. Er schoss sich tatsächlich ganz schön ab und konnte irgendwann nicht mehr stehen. Tatsuro flüsterte ihm irgendetwas zu und Flo nickte nur. Kurz darauf befanden sie sich in einem Taxi und dann mit großer Wahrscheinlichkeit in seiner Wohnung. Na gut, dieser heiße Japaner hatte ihn sicher nicht ohne Grund mitgenommen. Flo verschwand kurz im Badezimmer und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Tatsuro lehnte lässig in dem Sessel im Wohnzimmer. „Alles klar bei dir?“ Flo nickte und er winkte ihn zu sich heran. „Willst du mich verführen?“ Er zog Flo auf seinen Schoß. „Warum nicht…“ Tatsuro nahm sein Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn. Flo genoss es und seine Lippen fühlten sich weich und zärtlich an. Er umkreiste seine Zunge mit seiner und einerseits war es komisch außer Kami einen anderen Mann zu küssen, doch es tat auch gut und Flo fühlte wie sehr er sich danach gesehnt hatte. Tatsuros Hände wanderten unter sein Shirt und er ließ es zu.   Flo schlug die Augen auf und wollte schon aufstehen, da fiel ihm diese fremde Umgebung auf. Er inspizierte das Zimmer. Seine Klamotten lagen auf dem Boden verstreut und auch sonst war es nicht besonders ordentlich. Durch die Vorhänge lugte ein Sonnenstrahl und er fragte sich wie spät es wohl sein mochte? Neben ihm schlief dieser schöne Japaner, Tatsuro und als er an die letzte Nacht zurückdachte lief ein angenehmer Schauer über seinen Körper. Flo stand kurz auf, um sein Handy zu holen. Ein paar verpasste Anrufe von Miyavi. Er schlich ins Wohnzimmer und rief ihn zurück. Sein Freund hatte noch einen Termin und Flo beschloss seine Sachen bei ihm zu holen. Hoffentlich dachte Tatsuro nicht, dass er einfach abgehauen ist. Leise schlüpfte Flo in seine Klamotten und eilte los. Unterwegs kaufte er noch zwei Kaffee und klingelte. „Kaffee?“, fragte er. Tatsuro empfing ihn nackt. Heilige Scheiße. „Gern. Ich hatte gehofft, dass du wiederkommst.“ „Das sehe ich oder empfängst du alle in dem Aufzug? Was wäre, wenn nicht ich geklingelt hätte?“ Der hübsche Sänger lachte. „Wie gesagt, ich hoffte, dass du es bist. Außerdem hätte es viel zu lange gedauert, bis ich die Klamotten zusammengesucht hätte.“ Flo stellte seine Tasche im Flur ab und Tatsuro zog ihn wieder mit ins Bett. Er grinste. „Ich hatte lange nicht so guten Sex…meinst du wir können das widerholen?“ „Das sagst du jetzt nur so…aber gern.“ „Nein tue ich nicht…“, schmollte er und Flo gab ihm einen Kuss. „Wie du meinst. Ich geh kurz duschen…kommst du mit?“, fragte er, die letzten Worte kamen etwas zögerlich. Tatsuros Augen funkelten ihn an. „Klar.“ Seine langen schwarzen Haare reichten bis zu seinem Hintern. Er schlug sie mit einem Handtuch ein und warf sich seinen Morgenmantel über. Flo zog seine Hose von gestern an und ein frisches Oberteil. Worauf auch immer das hier hinauslief, er beschloss endlich einen Neuanfang zu wagen. Das Frühstück verbrachten die beiden schweigend, weil Flo auch nicht sicher war, was er sagen sollte. Die letzte Nacht war der Hammer, doch konnte er sich auch vorstellen, dass Tatsuro nicht der Beziehungstyp war. Doch solche Dinge redete er sich auch gern ein, damit die Enttäuschung danach nicht so groß war. Später lümmelten sie noch ein bisschen auf dem Sofa und schauten sich Musikvideos an. Flo beschwerte sich bei ein paar der Bands, dass der Drummer nichts drauf hatte, weil er ständig neben dem Takt spielte. Tatsuro warf sich dann in sein Bühnenoutfit und stylte sich. Flo schaute ihm dabei zu und er schien das offensichtlich zu genießen. „Du magst es angehimmelt zu werden oder?“ Er lachte und zog ihn an sich. „Vor allem von dir. So fertig, los geht’s.“ Im Tourbus der Jungs ging es lustig zu und auch jetzt floss der Alkohol wieder. Es schien nichts Unübliches zu sein, wenn einer der Jungs seinen Lover mitbrachte. Flo genoss das Konzert und die Party danach, doch dieses Mal verließen sie die feiernde Meute eher und hatten ihren Spaß miteinander. Einen Tag später ging es dann mit dem Flieger zurück und Flo schlug vor Tatsuro seine Stadt ein bisschen schmackhaft zu machen. Sie brachen in den Seepark ein machten blöde witzige Bilder mit den Dinos und auf den alten Fahrgeschäften, die Mal zu einem Freizeitpark gehört hatten. Tatsuro war beeindruckt. Flo fragte Lukas später, ob er morgen Lust auf ein J-Rock Konzert hatte und sein Freund willigte ein. Auch dieses Mal endete die Aftershowparty mit einem großen Besäufnis bei ihnen im Haus. Jetzt sollte Flo echt über eine Alkoholpause nachdenken. Tatsuro regte sich neben ihm und schaute Flo ziemlich verpeilt an. Er küsste ihn und brachte ihm Kaffee ans Bett, doch er zog den sonnigen Pool vor. „Flo…ich hab jetzt noch‘n paar Tage Zeit.“ Flo glitt ins kühle Wasser und ließ sich treiben. Tatsuro zog ihn an sich und schon umfingen seine Lippen wieder die seinen. „Was schwebt dir denn vor?“ „Wir könnten noch was zusammen unternehmen. Ich hab noch nen Tattoo offen.“ „Stimmt…“ Jeh mehr Zeit Flo mit Tatsuro verbrachte, desto vertrauter wurden sie miteinander und jetzt bahnte sich dieses unschöne Gefühl an. Flo wusste nicht, ob er nur eine seiner Affären war oder doch mehr? Für ihn war er nach Kami der erste Mann, dem er wieder ein bisschen Vertrauen entgegenbrachte, doch fürchtete Flo sich vor seiner Reaktion. Aber irgendwie traute er sich auch nicht danach zu fragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)