Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 66: Flitterwochen ------------------------- Meine Schwester wünschte sich, dass wir noch eine Weile blieben und da wir ohnehin unsere Flitterwochen planten, kamen wir ihrer Bitte nach. Außerdem hatte sie für Alice einen Kindergartenplatz gefunden und fragte mich, ob ich sie bei der Besichtigung begleiten könne. Ich kannte den Kindergarten sogar, was heißt kennen ist wohl der falsche Ausdruck, er befand sich in unserer Wohngegend und ich war schon ein paar Mal daran vorbeigelaufen. Vor allem ist mir der große Garten positiv aufgefallen und ich war auf den Innenbereich gespannt. Eine Frau, etwa Mitte vierzig empfing uns. Wir schritten durch einen Flur und bogen dann rechts in einen Raum, der dem Anschein nach als Mitarbeiterzimmer fungierte, weil er mit einem großen Tisch, Stühlen und einem PC ausgestattet war. Die Frau bat uns zu warten. Alice saß auf meinem Schoß und verhielt sich recht schüchtern und auch mein Schwesterchen wirkte etwas angespannt. War sicher nicht einfach sein Kind in die Obhut anderer zu geben, doch Jojo lag viel daran, dass Alice soziale Kontakte knüpfte und ich fand auch, dass das nicht schaden konnte. Dann kam eine andere Frau zu uns, die wahrscheinlich für die Hausführungen verantwortlich war. Als sich unsere Blicke trafen musste ich grinsen. Jojo warf mir einen fragenden Blick zu. „Hallo Nici, freut mich dich zu sehen.“ „Ähm…hey…und ich dachte mir schon, dass mir der Nachname irgendwie Bekannt vorkommt. Aber du oder Johanna?“ Wir begrüßten uns recht neutral und erst jetzt checkte es auch mein Schwesterchen und wirkte auf einmal entspannter. „Nein, ich hab Lukas nur mitgenommen, weil mein Freund verhindert ist. Alice gehört zu mir.“ Nici schüttelte den Kopf und lachte. „Das ist echt verrückt. Wie geht es euch?“ „Gut und dir?“ Nici beugte sich zu Alice und begrüßte auch sie und erstaunlicherweise lächelte das kleine Monster. Das tat sie nicht bei allen neuen Leuten, die sie sah. „Mir auch. Wenn ihr wollt führe ich euch Mal herum.“ Ich nahm Alice an meine Hand und wir folgten Nici. Die Kita war ein bisschen wie ein Marktplatz aufgebaut. In der Mitte des Gebäudes lag die Turnhalle und von dort zweigten verschiedene Räume ab- Bauzimmer, Puppenzimmer, Atelier und Werkstatt. Es gab vier Gruppen, wovon eine Krippe war. Nici erzählte uns alles sehr genau, auch, wenn man sich das unmöglich alles am ersten Tag merken konnte. Alice interessierte sich vor allem für das Puppenzimmer mit Spielküche und Verkleidungseck. Dort durfte sie sich auch ein bisschen näher umschauen und meine Schwester blieb an ihrer Seite. Nici und ich hielten uns im Hintergrund und nutzten die Gelegenheit zum Plaudern. „Echt schön dich mal wiederzusehen. Was hast du in den letzten Jahren so getrieben?“ „Ach so einiges…bin mittlerweile Personalchef in einer Mediengestalterfirma, mache nebenher noch Musik und sonst läuft’s eigentlich auch ganz gut. Und bei dir?“ „Auch…hab halt die Ausbildung gemacht und bin seit kurzem die stellvertretende Leitung hier. Wohne mit Ina in einer Wohnung nicht weit von hier und das wars…du wirkst sehr zufrieden und glücklich.“ Wir schauten uns einen Moment schweigend an und ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, dass ich verheiratet war. Oh Mann, das klang noch immer so komisch. „Ja, das bin ich in der Tat…und was macht die Liebe?“ „Mh, nicht viel…bisher hab ich den Traumprinz auf seinem edlen Ross noch nicht getroffen…oh mein Gott, bist du ernsthaft verheiratet?“, fragte Nici ganz erstaunt. Stimmt, der Ring an meinem Finger. „Ähm ja das bin ich…und das noch gar nich so lange. Überrascht dich das etwa?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Naja…früher hätte ich das sicher nicht für möglich gehalten…aber meinen Glückwunsch.“ „Danke…ich glaub Alice gefällt es hier“, wechselte ich das Thema. Ich ging zu den beiden, schnappte sie und warf sie in die Luft, dabei lachte meine Nichte vergnügt. „Wollen wir langsam wieder gehen oder ziehst du heut schon hier ein?“ „Ja…ich mag das Kleid haben“, sagte Alice und zeigte auf ein violettes Kleid in dem Kinderschrank. „Vielleicht darfst du bald jeden Tag hier her kommen, da kannst du das Kleid immerzu anziehen, aber Mami und ich wollen gehen okay?“ Alice setzte ihren bockigsten Blick auf, den sie zu bieten hatte, doch ich lächelte sie an. „Ich will hierbleiben. Mama, ich will noch spielen!“ Doch Jojo zuckte mit den Schultern. „Du hast gehört, was dein Onkel gesagt hat.“ „Ihr seid gemein.“ „Ja ich weiß, doch es hilft alles nichts. Sag noch Tschüss.“ Alice weigerte sich zuerst, dann nahm ich sie hoch auf meine Schultern und schon bekam sie bessere Laune. „Also ihr drei…der Platz wäre auf jeden Fall da. Ab September eben erst. Wäre schön, ich würde mich freuen und ich kann euch versprechen, dass die kleine hier gut aufgehoben ist.“ „Das bezweifle ich nicht“, erwiderte meine Schwester. „Dann hören wir voneinander. Es wäre schön, wenn du mir bis morgen Bescheid gibst. Ich weiß das ist kein einfacher Schritt, also lass es dir durch den Kopf gehen Johanna. Ich bringe euch noch zur Tür.“ Alice verabschiedete sich doch von Nici und wir liefen nach Hause. Jojo boxte mich vergnügt in die Seite. „Das war ja ein interessantes Wiedersehen.“ Ich zog die Stirn in Falten. „Klar…aber ich denke Nici macht das prima. Besser als so ne Tussi, die Alice dann noch zum Prinzesschen erziehen will.“ „Das sagt der richtige. Du hast Alice doch längst zur Prinzessin erzogen, sie himmelt dich an Lukas.“ Ich lachte. „Ich weiß und ich find‘s voll cool.“ Vor meiner kleinen Nichte hielt ich mich wirklich mit rauchen und trinken zurück, doch jetzt musste ich eine rauchen. Juka war mittlerweile auch auferstanden und lungerte am Pool herum. Ich ließ mich neben ihn in den freien Liegestuhl fallen und zündete mir eine Zigarette an. „Hallo auch und wo bleibt mein Kuss?“, beschwerte er sich. „Sorry Schatz.“ Ich beugte mich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss. „Du wirkst ein bisschen verwirrt.“ „Mhh. Waren doch Alice Kita angucken und Nici, also meine Ex ist dort stellvertretende Leitung…das hat mich durchaus ein bisschen verwirrt, aber war ganz nett. Das kleine Monster is dort in guten Händen.“ „Hat dich Nici erkannt?“ Ich warf Juka einen irritierten Blick zu. „Was soll dir Frage, klar hat sie mich erkannt…schon vergessen, wie sie mich früher immer angehimmelt hat.“ Juka kniff die Augen zusammen und versuchte böse zu schauen, jedoch funktionierte das nicht, weil er lachen musste. „Und du kleiner Charmeur hast es natürlich auch heute genossen von ihr angeschmachtet zu werden.“ Ich schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Zug. „Natürlich nich…was denkst du denn von mir.“ Juka beugte sich zu mir rüber und küsste mich zaghaft auf die Wange. „Und selbst wenn, wäre es mir egal Süßer…ich bin mit dir verheiratet und nicht Nici.“ „Das is wohl wahr…es war trotzdem komisch sie zu sehen. Wir sollten uns langsam Mal um die Flitterwochen kümmern.“ Jukas Grinsen wurde breiter und er zog sein Tablet zu sich. „Wie du mich kennst hab ich da schon Mal Vorarbeit geleistet und entweder Malediven ins Sun Island Resort, wenn du nur Strand, Erholung und Sonne willst. Dann geht’s weiter, das Wina Holiday Villa auf Bali oder zu guter Letzt das South Ari Atoll, was mein Favorit wäre. Hab auch alle drei schon reservieren lassen, es sei denn du findest alle doof.“ Ich musste lachen und konnte nich anders als in zu küssen. „Du bist unglaublich, weißt du das eigentlich? Dann das, was dir am besten gefällt. Gibt’s da auch nur Sonne, Strand und Erholung?“ Juka nickte. „Schätze deshalb bist du mit mir zusammen“, witzelte er. Also ging unser Flug in einer Woche auf die Malediven. Wir schauten uns Bilder von dem Hotel und der Umgebung an. Weiße Sandstrände und blaues Meer, sonst nichts. Ich freute mich Unser Flug ging abends und wir würden knapp zehn Stunden in der Luft sein, aber ich konnte ja schlafen. Irgendwann morgens sollten wir landen und dann erwartete uns Strand, Sonne und Meer. Ich war gespannt auf unsere Unterkunft und hoffte, dass es eines der Steghäuschen war, mit einem kleinen Pool auf der Veranda. Ich schlief tatsächlich und erwachte auch erst, als sich unter uns blaues Meer und weißer Sandstrand ersteckte. Vom Flughafen wurden wir zum Strand gefahren und da stiegen wir in ein Boot ein, das uns zu unserer Unterkunft brachte. An der Rezeption wurden wir herzlich willkommen geheißen und zu unserem Zimmer geleitet. Mir fielen die Augen fast aus den Höhlen, ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Etwas so wunderschönes hatte ich noch gesehen. Wir erhielten den Schlüssel und der Page ließ uns alleine. Unser Zimmer war nicht sehr groß, doch es genügte völlig. Ich öffnete die Tür zur Veranda und schaute direkt aufs Meer. Warme salzige Luft wehte mir ins Gesicht und ließ meine Haare in alle Richtungen fliegen. Ich fühlte mich nicht mal müde oder erschöpft und kam mir vor wie am Ende der Welt. Juka grinste mich zufrieden an. „Lass uns was trinken gehen“, schlug ich vor und mein Liebster schien nicht abgeneigt von der Idee zu sein. Ich ließ meine Schuhe im Zimmer, setzte meine Sonnenbrille auf und ergriff Jukas Hand. Gemütlich schlenderten wir über den Holzsteg zur Bar. Das Wasser um uns herum plätscherte beruhigend und von irgendwoher drang Musik, die mein unbeschwingtes, leichtes Gefühl noch untermalte. Wir bestellten uns zwei Bier und ließen uns in einer der Sitzecken nieder. Außer uns waren nicht sehr viele Besucher da oder vielleicht schliefen sie auch noch. Später erkundigten wir uns, was man hier so alles unternehmen konnte. Es gab ein paar Bars, außerdem hatten sie hier ihr Hausriff, wo man schnorcheln oder tauchen konnte. Unser Hotelpage bot uns ein paar Möglichkeiten an und falls wir uns für eine davon entscheiden sollten, könnten wir jederzeit zu ihm kommen. Wir beschlossen jedoch spontan zu sein und erst mal diese kleine Insel näher unter die Lupe zu nehmen. Es gab sogar ein Wäldchen. Dort hielten wir an, ich sprang am Strand herum bespritzte Juka mit Wasser. Dieser ließ sich das natürlich gefallen und versuchte mich zu fangen, doch ich war schneller. Allerdings gab der Sand unter meinen Füßen immer mehr nach und machte mich langsamer. Schließlich breitete ich meine Arme aus und ließ mich fangen. Wir landeten etwas unsanft im nassen Sand und ich musste lachen. Nie hatte ich mich glücklicher gefühlt. „Ich habe dich selten so albern erlebt“, bemerkte Juka. Ich gab ihm einen Kuss und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das ist wohl ein Zeichen, dass es mir gerade echt gut geht.“ „Das freut mich…ich mag es, wenn du glücklich bist…da haben wir vielleicht doch was richtig gemacht.“ Ich legte meinen Kopf schief und stützte mich mit den Ellenbogen im Sand ab. „Ja das haben wir…ich könnt mir auch keinen anderen vorstellen, mit dem ich jetzt lieber hier wäre.“ „Und ich mag es, wenn du diesen Anflug von Romantik zeigst.“ Meine Arme sanken tiefer in den Sand und ich ließ mich auf den Rücken fallen. Meine Klamotten waren mittlerweile komplett nass, weil ich halb im Wasser lag und jedes Mal, wenn eine Welle kam, spürte ich die Kühle des Meeres unter mir. „Ja, wenn ich will kann ich tatsächlich romantisch sein…kommst du mit schwimmen?“ Ich zog mein Shirt aus und ließ mich ganz ins Wasser gleiten. Juka blieb am Strand sitzen und beobachtete mich. Später kehrten wir zur Bar zurück und genehmigten uns noch einen Drink. Ich entschied mich für Whiskey mit Eis. Wir tranken und redeten. Zwischendurch besuchten wir dann doch mal eines der Restaurants, doch kehrten anschließend wieder in die Bar zurück. Wir nahmen noch was zum Trinken mit auf’s Zimmer, weil mich jetzt so allmählich die Müdigkeit überkam. Den nächsten Tag ließen wir ähnlich entspannt angehen, doch beschlossen wir doch mal Schnorcheln zu gehen. Diese vielen Korallen und all die bunten Fische waren faszinierend und wir brachten einige Stunden im Riff zu. Dann gab es wieder Mal Drinks an der Bar. Für später ließen wir uns Wein auf unser Zimmer kommen und genossen den Rest des Tages am Pool. „Ich hab dich noch gar nicht rauchen gesehen“, bemerkte Juka. „Mhh, irgendwie hab ich auch nich so das Verlangen danach. Aber jetzt, wo du es erwähnst.“ Ich holte meine Zigaretten und zündete mir eine an. Juka reichte mir mein Weinglas und setzte sich zu mir an den Pool. „Hast du mal überlegt aufzuhören?“ „Nee eigentlich nich…es gibt halt Tage, da rauche ich mehr an manchen weniger. Warum, nervt es dich?“ Juka schüttelte den Kopf und trank einen Schluck. „Quatsch…du Luki, mir ist da neulich so eine Idee gekommen.“ „Na wenn du schon so anfängst, kann das nichts Gutes sein“, scherzte ich. „Das liegt wohl im Auge des Betrachters…ich hab keine Lust mehr mit Yoshi zu arbeiten und ich hab bei meinen Kollegen auch mitbekommen, dass er sie tyrannisiert. Vor allem Kim…bei ihr ist er auch schon Mal hangreiflich geworden, aber sie hat Schiss vor ihm. Es gibt ein paar Leute, die zu mir aufschauen und wenn ich den Rest noch auf meine Seite bekomme, geht der Arsch von ganz alleine.“ Ich zog die Augenbrauen hoch und nahm einen genüsslichen Zug. „Schön und gut, aber wie stellst du dir das vor?“ „Ich bräuchte deine Hilfe.“ „Aha…und was soll ich tun? Yoshi kann mich nich leiden, schon vergessen?“ „Ja, das ist mir schon bewusst, aber du müsstest ja nicht mit ihm arbeiten, sondern mit Kim…du schickst ein Demo in die Agentur, ich kümmere mich drum, das Kim das bearbeiten muss und, dass du mit der Band ins Studio zum live vorspielen kommst. Kim wird dir nahe legen dich von Yoshi unter Vertrag nehmen zu lassen, doch du machst ihr mit deinem zuckersüßen Charme klar, dass du nur von mir unter Vertrag genommen werden willst…naja, du musst sie ein bisschen um den Finger wickeln…und den Rest erledige ich dann.“ „Juka, das ist verrückt, er kennt mich doch!“ „Ja, aber Kim nicht. Und wenn ich ihn davon überzeuge, dass das Demo von einer kleinen eher unbekannten Band ist, juckt ihn das eh nicht. Er angelt sich doch nur dir großen Fische. Also…was sagst du?“ Ich schüttelte lachend den Kopf. „Wenn mir das nächste Mal jemand weis machen will, du wärst der Vernünftigere von uns beiden, muss ihn echt vom Gegenteil überzeugen…aber okay…meinetwegen.“ Ich leerte mein Glas und schenkte mir nach. „Ich wirke immer nur so seriös und es muss ja nicht jeder mein wahres Ich kennen…es reicht, wenn du weißt, wie ich wirklich ticke.“ „Ach ja, du wirkst seriös? Du glaubst wohl, nur weil du nich tätowiert bist, denken die Leute du seist normal? Jukaschatz, du bist mit mir verheiratet, den Joker gibt’s ab jetzt nich mehr, denn neben mir wirkst du alles andere als seri-ös!“ Juka schwieg eine Weile und strich vorsichtig über meine Narben am Oberkörper. Manchmal wurde ich nicht ganz schlau aus ihm. Eigentlich dachte ich immer ihn zu kennen, doch dann war auf einmal so sentimental wie jetzt und ich wusste nicht, woran das lag. „Luki…kann ich dich was fragen?“ „Alles was du willst.“ „Damals, als du dir die Narben zugefügt hast…was hast du dabei gefühlt…ich hab dich das nie gefragt und es ist auch in Ordnung, wenn du nicht drüber reden willst.“ Jukas Art und Weise, wie er immer wieder den Versuch wagte, mir noch näher zu kommen rührte mich. Und keiner außer ihm hätte mir diese Frage stellen dürfen, ohne dass ich völlig ausgeflippt wäre. Doch mein Juka war nicht irgendjemand. „Um ehrlich zu sein, war das Gefühl ziemlich gut…klar hat’s weh getan, aber es hatte was Befreiendes…und es war das erste Mal seit langem, dass ich meinen Körper überhaupt wieder spürte.“ Juka verflocht seine Hand mit meiner und strich über meinen rechten Arm, der ebenfalls von kleinen Schnittwunden überseht war, die auch die Tätowierungen nicht ganz kaschieren konnten. „Und da? Hattest du keine Angst, dass du dir versehentlich die Pulsadern aufschlitzt?“ „Nee, dazu waren die Einschnitte nich tief genug.“ „Und warum hast du irgendwann aufgehört dir weh zu tun?“ Mein Herz zog sich ruckartig zusammen und ich schnappte kurz nach Luft, denn irgendwie wurde mir erst jetzt das Ausmaß dieser Verletzungen klar. „Ich bin mir nich sicher…vielleicht hat es mir irgendwann genügt meinen Körper mit Tattoos zu schmücken…das is ja auch eine Art von Schmerz, den man aushalten muss…“ „Wow…neben dir fühle ich mich manchmal so…ich weiß nicht…ich habe das Gefühl dich beschützen zu müssen. Ich glaube ich würde es nicht ertragen, wenn du dir noch mehr Verletzungen dieser Art zuzuziehen würdest…und damit meine ich die größeren…nicht die kleinen Kratzer, die dein Ring hinterlässt.“ Ich schwieg eine Weile und zündete mir noch eine Zigarette an. Juka hatte damit angefangen und ich wollte jetzt mehr hören, wollte noch weiter gehen. „Und weshalb würdest du es nich ertragen? Ich meine, was macht das für einen Unterschied, ob wir uns jetzt bei unseren Sexspielchen verletzten oder ich mir mit ner Glasscherbe die Brust aufschlitze.“ Meine Worte bewirkten, das was ich beabsichtigt hatte, denn Jukas Blick war nun ernster, ja schon fast ein bisschen ängstlich. Nici hatte diesen Teil von mir nie stand halten können, doch schaffte es Juka? Gerade war ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Doch er fing sich schnell wieder. „Weil ein Kratzer wieder verheilt, ohne eine Narbe zurückzulassen…wenn du dir allerdings bewusst eine Verletzung zufügst, um die Schmerzen zu spüren und auch jeden, den der dich nackt sieht, wissen lässt, dass das gewollt war…ist das ein weltweiter Unterschied. Und ich würde es aus dem Grund nicht ertragen, weil ich dann versagt hätte. Ich glaube, wenn Nici es geschafft hätte dich emotional zu erreichen, hättest du das nie getan. Doch sie zeigte Angst und Verzweiflung und konnte dir nicht den Halt bieten, den du nötig hattest. Ich kann‘s ihr nicht verübeln, aber ich weiß, dass ich dich halten könnte Luki…auch wenn es oft ein Drahtseilakt ist. Und warum solltest du dir Schmerzen zufügen, wenn du glücklich bist?“ Ich musste grinsen und eben aus diesem Grund würde ich mich immer wieder für Juka entscheiden. „Keine Ahnung…weil ich’s erotisch finde.“ Juka zog die Stirn in Falten und nippte an seinem Glas. „Bestimmt…Luki, du weißt was ich meine oder? Ich will nicht, dass du denkst ich finde dich abstoßend…ich möchte dich nur verstehen.“ „Ich weiß und das ist schön…ich werde auch nur mit dir über sowas reden können.“ Ich kippte den letzten Schluck von meinem Wein runter, zog meine Hose aus und hüpfte in den Pool. Auf dem Rücken ließ ich mich treiben und der sanfte Abendwind kitzelte meinen nackten Körper. Auch mit geschlossenen Augen spürte ich Jukas anzüglichen Blick und es erregte mich ungemein. Als ich meine Augen wieder öffnete, stand auch er nackt vor mir und ließ sich ins Wasser gleiten. „Luki…ich liebe dich so sehr.“ „Ich dich doch auch…und du machst mich noch immer völlig willenlos.“ Am oberen Ende des Pools konnten wir beide stehen und ich umschlang Juka mit meinen Beinen. Meine Zunge umkreiste die seine und ich schmeckte den süßen Wein auf seinen Lippen. Langsam drehte ich ihn mit dem Rücken zu mir und drang vorsichtig in mich ein. Er stöhnte auf und krallte sich am Poolrand fest. Ich war nicht stürmisch wie sonst sondern genoss es seinen Körper zu spüren. Immerhin blieb uns alle Zeit der Welt. Wir setzten unser Liebesspiel im Trocknen fort. Juka zog mich auf sich und ich merkte, wie er sich kaum noch zügeln konnte. Dann endlich, seine Finger krallten sich in meinen Hintern und etwas erschöpft sank er zurück in die Kissen. „Du bist der absolute Oberhammer Luki, weißt du das?“ Ich lächelte. „Danke mein Schatz. Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ „Oh Mann, ich bekomm immer noch eine Gänsehaut, wenn du mich Schatz nennst.“ „Warum denn das? Weils nich zu mir passt oder was?“ „Jepp…ich weiß eben, dass ich was ganz besonderes bin…ich glaub ich geh duschen, kommst du mit?“ Ich warf Juka einen belustigten Blick zu und zog dabei meine rechte Augenbraue hoch. „Nur duschen oder bekomm ich noch’n Blowjob?“ „Komm mit du kleines Sexmonster…“ Nach der Dusche fühlte ich mich tatsächlich ein bisschen ausgelaugt. Erschöpft ließ ich mich in die Strandmuschel fallen und betrachtete die untergehende Sonne. „Juka…die Zeit is vorbei…ich hab nich vor meinen Körper noch weiter zu verstümmeln.“ Er seufzte und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. „Ich hoffe nur, dass ich dich nie mehr enttäuschen werde. Du bist der wertvollste Mensch in meinem Leben und seit wir hier sind, wird mir erst richtig bewusst, wie schön es ist dich so glücklich zu sehen.“ Ich verschluckte mich an meinem Wein. „Jetzt hör mal mit diesem Geschmalze auf…du ziehst schon eine Schleimspur hinter dir her.“ Juka funkelte mich an und verschwand Richtung Bett. Na toll. Ich ging kurz ins Bad und dann zu Juka. „Schatz…das war ein Spaß…aber du weißt auch, dass ich mit soviel Liebe nicht umgehen kann.“ Juka drehte sich zu mir und lächelte ein bisschen. „Ich werde trotzdem nicht damit aufhören.“ „Tja dann fürchte ich musst du meine dummen Sprüche manchmal ertragen.“ Ich küsste meinen wunderschönen Japaner und war insgeheim froh, dass er mich mit solch liebenswerten Worten überschüttete. Oft tat ich das nur mit einem blöden Spruch ab, weil mich seine Worte sprachlos machten, doch ich genoss jedes einzelne. Bei meinen Exfreundinnen hatte mich das eher genervt, aber Juka war eben anders. Es war, als würden wir beide uns in diesen zwei Wochen neu kennenlernen. Und das tat uns beiden gut, denn so wuchs das Vertrauen wie ein unsichtbares Band. Juka und ich waren stärker denn je und so traten wir unsere Heimreise nach Tokio an, um dort für Gerechtigkeit zu sorgen. Um ehrlich zu sein, fand ich das ganze irgendwie aufregend und mein Adrenalinschub pushte mich zusätzlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)