Kizuna II von Salada (Verdammung) ================================================================================ Kapitel 19: Bestrafung ----------------------       „Du wirst Inu Yasha nie wieder sehen.“    Seine Worte scheinen sich in einer endlosen Schleife in meinem Kopf zu wiederholen, sodass ich die ersten Sekunden stumm und reglos auf dem Boden starre. Erst als sich die Anwesenden im Raum rühren, blicke ich auf.     „Du kannst doch nicht...“    „Schweig!“    Im ersten Moment weiß ich nicht genau, ob er gesprochen hat oder Kizuna, die bereits sämtliches Adrenalin in meinem Körper frei gesetzt zu haben scheint, da ich deutlich das Blut durch meine Ohren rauschen höre.   Die Lords verlassen den Raum, die Katze dabei deutlich belustigt, während mich der Vogel eher mit einer Mischung von Schadenfreude und Ekel straft.     Kami, sollen die doch denken, was sie wollen.  Die Wärme in meinen Wangen verraten dennoch meine Scham und ich knirsche frustriert mit den Zähnen.     Als die Tür zu geschoben wird, rapple ich mich mühsam auf die Beine, durchbohre den Lord der Hunde mit meinem Blick, doch dieser besitzt doch glatt die Arroganz mir den Rücken zu zukehren.     „Die anderen Herrscher verlangen eine Bestrafung.“    “Es ist mir neu, dass du was von anderen Leuts Meinung hälst.”    “Du bewegst dich auf dünnem Eis.”    Seine Stimme ist leise und bedrohlich und lässt mich unweigerlich schlucken. Zudem schmeckt seine Aura sowohl salzig, als auch immer noch scharf auf meinen Lippen. Das ganze Paket lässt mich nur zu deutlich spüren, wie stark er sich beherrschen muss, nicht die Kontrolle zu verlieren.   Ich kann nicht sagen, dass ich keine Angst habe.   Und ich kann auch nicht behaupten, mir immer noch hundertprozentig sicher zu sein, dass Kizuna mich vor seinen Intensionen schützen wird.   Doch ich lass mich nicht für etwas bestrafen, was nicht falsch ist, mich für etwas bloßstellen, wofür man sich nicht schämen brauch.    „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich Inu Yasha liebe und dass auch Kizuna das nicht ändern wird. Auch wenn ich mich auf dich ein gelassen habe, heißt es nicht, dass ich aufhören werde nach einem Weg zu suchen, der dieses Band kappen kann. Vielleicht ist mein Körper Kizuna erlegen, aber mein Herz...“, ich breche ab, hat es doch keinen Sinn einem eiskalten Daiyoukai etwas von menschlichen Gefühlen zu erzählen. Er wird niemals nachvollziehen können, wie schwer das Ganze für mich ist, in was für einen herben Zwiespalt ich mich befinde.    Irritierenderweise spüre ich einen Klos im Hals und stelle ich fest, dass mir meine Worte auf gewisse Art leidtun. Dieses Gefühl verunsichert mich kurz, ehe ich begreife, dass es nicht das meine ist. Kizuna hat wie immer ihre Schlinge um meinen Hals gelegt. Da bin ich mir sicher.    „Es spielt keine Rolle. Du wirst dich mit Respekt mir gegenüber verhalten. Und das beinhaltet nicht, dich an das Halbblut zu schmeißen.“    Er dreht mir sein seitliches Profil zu. Sein rot leuchtendes Auge lässt mich kurz erschrocken nach Luft schnappen. Langsam, wie ein Raubtier schleicht er auf mich zu, versucht mich ein zu schüchtern, mir meine Position mehr als deutlich klar zu machen. Nur mit der aller größten Mühe schaffe ich es seinem bohrenden Blick Stand zu halten, nicht aber meine Füße zu befehlen, ja nicht vor ihm zurück zu weichen. Dann, als uns nur noch wenige Millimeter voneinander trennen rümpft er in einer Geste des Ekels die Nase, doch seine Gefühlswelt bleibt mit Zorn, Rastlosigkeit und... Enttäuschung gefüllt.     „Ich werde dich waschen lassen. Das wird das letzte Mal sein, dass der Gestand meines Halbbruders an dir kleben wird.“    Seine Augenfarbe wechselt wieder in sein tiefes Gold und er richtet seine leicht vorgelehnte Person wieder stolz auf.     „Danach wirst du dein Gemach nicht mehr verlassen. Weder für ein Bad, noch für die Mahlzeiten.“    Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und hebt die Pergamente auf seinem Schreibtisch hoch, studiert diese, zeigt mir hiermit mehr als deutlich, dass das Gespräch beendet ist.  Ich warte kurz, traue der Situation noch nicht ganz.   Das kann doch nicht alle gewesen sein, oder?  Ich meine, nicht, dass Stubenarrest nicht schlimm sei, doch hatte ich bei dem Herrn der Hunde eine weitaus … brutalere Art erwartet. Weder eine Wunde, noch eine Folter sind die Folge?   Ich dachte, die Herrscher wollen eine Bestrafung.    „Später werde ich zu dir kommen.“, durchbricht er meine Gedanken barsch.    Verdammt, wie ich vermutet hatte.   Kizuna tätschelt mir die Schulter mit der Absicht, dass es sicher nichts Schlimmes zu bedeuten hat, doch ich weiß es besser. Allein sein immer noch zornige Aura verdeckt unter der ausdruckslosen Mimik spricht Bände….        ----------------------        Meine Füße tragen mich so schnell ich kann durch den dicken Schnee. Das ungute Gefühl in meinem Magen wir mit jedem Sprung stärker, doch weiß ich nicht ob es an der Aufregung liegt oder aber an der immer größer werdenden Entfernung zu der Miko. Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass es eine Falle ist. Ich kann es schier riechen und dennoch würde ich es nie wagen der jungen Zeitreisenden einen Wunsch aus zu schlagen. Dafür schulde ich ihr zu viel. All die Jahre in der ich zu sehr an mich gedacht habe, egoistisch war. Und selbst jetzt noch würde ich mich am liebsten umdrehen, sie aus diesem verdammten Palast holen und weit mit mir fortnehmen. Auch, wenn es ihre Seele in tausend Stücke reisen würde. Doch mit fest zusammen gebissenen Zähnen unterdrücke ich den Drang und konzentriere mich eher darauf, mein eigentliches Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Noch während ich im hohen Tempo nach vorne sprinte erkunden zugleich mein Gehör- und Geruchssinn die Umgebung. Doch bisher gibt es absolut keine Anzeichen darauf, dass sich gleichzeitig mit mir mögliche Gefahren dem Dorf nähern. Das zu Beginn ungute Gefühl entwickelt sich allmählich zu einem starken Zwicken und noch ehe ich es verhindern kann entfährt mir ein frustrierter Laut.   Ich kann nur hoffen, dass das hier die richtige Entscheidung war…      -------------------------------      In einer nervösen Gestehe lasse ich meine Daumen umeinanderkreisen, während der Rest meines Körpers vergleichsweise ruhig auf der Veranda verweile. Meine Gedanken schwingen abwechselnd um den Hundedaiyoukai und seinen Halbbruder. Während mich zum einen die Sorgen um mein eigenes Wohlergehen quälen, hoffe ich auf der anderen Seite, dass es meinen Freunden gut geht. Ich weiß nicht, ob der Hanyou bereits zu ihnen stoßen konnte, oder sich auf seiner Reise unerwartete Schwierigkeiten ergeben haben. Nach Misamis Aussage zufolge, würde ich der Dämonin alle zutrauen. Ihre giftgrünen Augen flüsterten mir gerade zu, dass sie bereits lang genug lebt, um sämtliche Folter- und Tötungsmethoden gesehen und selbst ausgeführt zu haben. Allein der Gedanke daran, was sie womöglich für das Dorf geplant haben könnte lässt mich unruhig auf meiner Unterlippe kauen. Es ist selten, dass ich so wenig Hoffnung und Optimismus für eine Situation übrighabe...   Scheinbar färbt die dämonische Aura mittlerweile stark auf mein Gemüht ab.   Kami, was würde ich für ein Handy tun, mit welchem ich kurz bei Sango durchklingen und fragen könnte, wie es ihr und den anderen ergeht? Einer der seltenen Situationen, in welcher ich meine eigene, fortgeschrittenere Zeit vermisse...  Mit einem zischenden Geräusch, der meine Unzufriedenheit verdeutlich fahre ich mir über die Arme und zucke augenblicklich zusammen, wobei ich ein zweites Zischen gerade noch so unterdrücken kann. Stattdessen streife ich den Stoff nach oben und betrachte leicht niedergeschlagen meine wunde Haut die im Vergleich zum Schnee in einem fast schon satten Rot strahlt. Die kühle Abendluft ist eine wahre Wohltat gegen das Brennen, welches scheinbar meinen gesamten Körper überzieht. Mehr als deutlich hat Sesshoumaru der Dienerschaft zu verstehen gegeben, dass sie mich aufs Gründlichste waschen sollen. Der Vorfall mit Inu Yasha scheint sich laut der angewiderten Gesichter der Dämonen bereits wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben.     Innerlich seufze ich voller Enttäuschung über den Gedanken, dass ich doch gerade erst ein wenigstens Respekt erlangt habe und ich ihn nun, wegen eines unbedachten Momentes, wieder verloren habe.   Es ist zum Haar ausreisen…     Zudem scheint mich bereits dieser eine Tag, eingesperrt, mit nicht mehr, als ein paar Büchern gegen die Langeweile, in den Wahnsinn zu treiben.   Es ist einfach…  Das Geräusch einer beiseitegeschobenen Tür lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Als ich nur wenige Sekunden darauf das starke Youki des Hundes wahrnehme wünsche ich mir augenblicklich die Langeweile zurück, die mich bis dahin gequält hat. Bereits jetzt wird das Rauschen in meine Ohren lauter, wenn ich zurück an seine vor Zorn gefüllte Person denke.   Nachdem er die Tür geschlossen hat, lausche ich angestrengt. Doch auch nach unendlich langen Sekunden des Wartens höre ich nichts.   Den Mut mich nach ihm umzudrehen finde ich jedoch ebenfalls nicht.   Muss ich auch gar nicht. Sein bohrender Blick im Nacken raubt mir bereits jetzt schon genug nerven.   Vielleicht vergnüg er sich an meiner ansteigenden Nervosität und meinen damit verbundenen Leiden. Vielleicht wiegt er auch ab, mit welcher abartigen Bestrafung er beginnen soll. Zumindest fühl ich mich schon jetzt unter seiner stillen Beobachtung zum dahinraffen verurteilt.  Mit zittrigem Atem und den Blick auf die bezaubernde Schneedecke geheftet, belasse ich meine Gefühlswelt möglichst bei mir. Ich werde ihm meine physische Welt nicht auch noch zum Zertrampeln präsentieren. Das würde ihm wohl so passen.     Doch als ich dann seine näherkommenden Schritte wahrnehme, die schließlich neben mir enden, schlucke ich nun doch voller Anspannung. Komischerweise nehme ich in diesem Moment keine Regung war, weder von Kizuna, noch Seitens seiner dämonischen Aura. Unfreiwillig kommt mir der Gedanke blind zu sein in den Sinn. In Kombination mit der anhaltenden Stille macht es mich schier wahnsinnig.     „Würdest du es bitte endlich hinter uns bringen?“, platzt es dann einfach unhöflich aus mir raus und ich bereue es sofort.    Wieso kann ich nicht einfach die Klappe halten?       Der Daiyoukai rührt sich nicht, bis er schließlich ein amüsiertes Schnauben von sich gibt und damit die Atmosphäre um uns herum um 180 Grad dreht.     „Du findet das lustig?“, bin ich nach wie vor verblüfft und skeptisch, ob ich seine Tat wirklich richtig gedeutet habe. Sein Gesicht verrät nach wie vor nichts.    „Hm.“     Er lässt seinen Blick über den schneebedeckten Garten schweifen, während ich innerlich abwiege dankbar für seinen zornfreien Zustand zu sein oder aber es als Beleidung meiner Person betrachte. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer ruhigen Ausstrahlung. Gerade jetzt scheint es mir so, als wenn er selbst sich einen Moment nimmt, um tief durch zu atmen.    Macht ihm etwa der Stress mit den Daiyoukais mehr zu schaffen, als das Belangen sich mit mir zu befassen?    „Inu Yasha ist weg?“, holt mich seine wie immer monotone Stimme aus den Gedanken und ich bin ein weiteres Mal überrascht, dass er, ebenfalls, in einem solch ruhigen Ton von dem Hanyou spricht.     „Ja, ich habe ihn nach Hause geschickt.“     Die Winkel meiner Augen ziehen sich unter dem aufkommenden Stress zusammen, als ich zurück an die Drohungen von Misami denke.     „Selbst sie zu töten geht manchmal so schnell.“    Mir jagt, wie gestern schon ein Schauer über den Rücken. Instinktiv löse ich meinen strammen Sitz, Winkel die Beine an und umschlinge sie mit meinen Armen. Dabei spanne ich den Kiefer an, als der Schmerz meiner zutiefst gereizte Haust in meine Glieder fährt.     „Die Hakuchou hat dir gedroht.“    Mein Blick schnellt ein weiteres Mal innerhalb kürzester Zeit zur Seite und trifft auf seinen intensiven, ernsten Blick während sich mein Mund voller Unglauben einen Spalt breit öffnet.      „Woher…?“    „Was hast sie gesagt?“    Ich zieh die Lippen erst widerwillig zu einer dünnen Linie, ehe ich meine Meinung ändere und die Schultern dabei ergeben sinken lasse. Es hat eh keinen Sinn.   Auch wenn ich ihn eigentlich daraus halten wollte.   Er hat genug mit den Daiyoukais zu tun…    „Sie hat angedeutet, dass meinen Freunden etwas zustoßen könnte.“    Auch wenn ich den Blick wieder von seinem Profil abgewendet habe kann ich nur zu deutlich sein ansteigendes Missfallen über meine Worte fühlen. Kein Wunder, schließlich bedeutet das auch, dass Rin in Gefahr ist. Die Enge in meiner Kehle nimmt zu.     „Ich habe Inu Yasha gebeten, auf sie auf zu passen.“, will ich ihn sogleich beruhigen.    Es ist überflüssig, es weiter zu erläutern, kann er sich doch genau denken, wieso der Hanyou nicht mehr hier ist, nachdem er von der Drohung weiß. Dennoch habe ich das Verlangen mich zu erklären, diese Situation zu bereinigen. Denn mit jeder Sekunde, die er nicht sauer auf mich ist steigt das Maß an Scham in mir, ihn durch meine Tat betrogen zu haben. Auch wenn ich meinen Standpunkt deutlich gemacht habe und eigentlich immer noch daran festhalte…aber, ich kann nicht anders, als Gewissensbisse in mir aufkeimen zu spüren. Und aus irgendeinem Grund glaube ich, dass dieses Mal Kizuna nichts damit zu tun hat…    „Es wäre mir egal gewesen, was du mit dem Halbblut treibst, wären da nicht Umstände, die mich zwingen, zu handeln.“    Seine Aussage lässt offen, ob er damit Kizuna oder aber den Stolz gegenüber den anderen Daiyoukais meint. Seine Stimme ist zwar nicht wütend, aber deutlich angespannt. Es lässt die Reue in meinem Herzen noch etwas mehr ansteigen, während ich mir gleichzeitig wünsche, dass der Herr der Hunde doch lieber zornig sein solle, sodass ich nicht diese bedrückende Enge in meiner Brust zu spüren bekomme. Es ist eine Tatsache, die mich ungemein stört. Denn auch wenn es kein Fehler war Inu Yasha zu küssen, so fühlt es sich jetzt wie einer an. Was vorher durch den leichten Schleier des Alkohols und der erdrückenden Angst über das Wohlergehen meiner Freunde als das einzig Richtige erschien, wirkt jetzt, wie das Dümmste überhaupt.   Ungehalten beiße ich die Zähne zusammen, während ich überlege, was ich nun am besten sagen sollte. Nach einem innerlichen Kopfschütteln über mich selbst entscheide mich für das Leichteste, aber gleichzeitig auch das Schwerste:    „Entschuldige, Sesshoumaru-sama, ich wollte wirklich keine Schwierigkeiten bereiten.“, betone ich es höfflich und aufrichtig.    Nicht mehr, nicht weniger bekommt er von mir zu hören. Ich gebe zu, es war durchaus dämlich, den Halbdämon nicht hinter geschlossenen Türen näher zu kommen. Und vielleicht wäre auch kein Kuss nötig gewesen, aber ich musst sicher gehen, dass er versteht, wie wichtig mir meine Bitte an ihn ist.    Vorsichtig wende ich den Blick wieder hinauf zu dem Hund, welcher mich einen Moment prüfend anblickt. Als sein Wesen in, immer leichteren Welle auf mich eindringt, atme ich innerlich etwas auf.   Er scheint nichtmehr ganz so sauer zu sein.   Mein Blick folgt ihm, sogleich er sich umdreht und sich dann jedoch vor dem Feuer in meinem Zimmer niederlässt. Es ist selten, dass er länger als nötig in meiner Nähe verweilt und ich erhebe mich deswegen neugierig und betrete ebenfalls mein Reich.   Auch wenn er lässig gegen die Wand gelehnt in die Flammen blickt verrät mir seine etwas knisternde Präsens, dass ihn etwas beschäftigt. Es dauert nicht lang, da richtet er das Wort an mich, nachdem ich mich mit etwas Abstand zu ihm an die warme, flackernde Lichterquelle niedergelassen habe:    „Wieso sprichst du die Sprache von Fukutsu?“    Nach meinem erst verwunderten Zögern sehe ich sein deutliches Interesse in seinen bernsteinfarbenen Irden spiegeln. Ich lächle über den plötzlich aufkommenden Wissensdurst. Es ist das erste Mal, das er wirkliches Interesse an mir zeigt und irgendwie schmeichelt es mir gerade ungemein. Anscheinend kann ich selbst den sonst so kühlen Inu einige ungeklärte Fragen aufgeworfen…    „Ich habe sie in meiner Heimat gelernt. Es ist dort Pflicht sich mit ihr zu befassen.“    Ich gieße mir in einer routinierten Angewohnheit etwas zu trinken in meinen Becher, da das Sitzen am Feuer zu einem anhaltenden Durst führt.     „Wo ist diese Heimat?“    Als ich kurz zögere und ihn abschätzend anblicke in der Hoffnung, er würde verstehen, dass ich diese Frage nur ungern beantworten würde blickt er mich mit einem mehr als entschlossenen und drängenden Blick an. Ich kann ein gequältes Stöhnen unter diesem Starren nicht unterdrücken.     „Ich komme aus der Zukunft. Der Brunnen in Kaedes Dorf verband diese und jene Zeit miteinander.“    Mein Herz schlägt einmal in einem mehr als intensiven Takt, als ich innerlich ein Bild meiner Familie vor mir sehe und mich, wie jedes Mal dabei frage, ob es ihnen gut geht.     „Während der Sitzung…“    „Ja“, unterbreche ich ihn untypischerweise und viel zu energisch, aber ich kann nicht riskieren, dass wir auf das Thema näher eingehen. Zu sehr besteht die Gefahr, dass ich ihm mit einer ungewollten Reaktion mehr verrate, als ich sollte. das Risiko ihm irgendetwas über seine Entscheidungen bezüglich seiner Regierung preis zu geben und damit das Gleichgewicht zu zerstören, werde ich nicht eingehen. Ich hoffe, dass nicht nur mein strenger Blick, sondern auch Kizuna ihren Beitrag dazu leistet, ihm in Zaun zu halten.   Als er nichts Weitere sagt, sondern seinen Blick gedankenverloren ins Feuer wirft, dachte ich zuerst, dass sich meine angespannte Haltung nun wieder lockert. Doch als sich nichts ändert, begreife ich, dass nicht ich es bin, der von Spannung erfüllt ist.   Mein Augenlicht wandert über seine Gestalt.   Mir wird abermals klar, dass er zwar ein großer und überaus mächtiger Dämon ist, aber auch er Empfindungen besitzt, wie jedes andere Lebewesen. Gleichermaßen er auch noch so häufig versucht es zu leugnen.     Es ist eindeutig nicht Kizuna, die mich dazu bringt, dem Drang nach zu geben, seine Nähe zu suchen. Als ich aufstehe und mich direkt neben ihn niederlasse spüre ich nur allzu deutlich, dass wir beide verloren in diesem einzigen Chaos sind und wir genau jetzt jegwilligen Halt brauchen, der verhindert, dass wir unter dieser anhaltenden Lasst zusammenbrechen.   Es wird mir aufgrund seines Sitzes nicht möglich sein ihm seine Schulter zu massieren, die, so denke ich, wieder zum zerreißen angespannt ist. Doch hoffe ich, dass allein unsere Auren, die sich nun aneinander schmiegen, sich liebkosen und streicheln unseren geschundenen Seelen Erholung verschafft. Doch entgegen meiner Erwartungen, dass er meine Person akzeptiert und es einfach dabei belässt packt er mein Handgelenk. In einer Form der Überraschung entweicht mir ein Laut, der sich schnell wandelt zu einem schmerzerfüllten Keuchen, als meine sensible Haut den rauen Stoff meiner Kleidung zu spüren bekommt.   Er realisiert sofort den Ausdruck in meinem Gesicht, hebt meine Hand höher, sodass der Stoff meinen Arm freigibt.     „Du bist wund.“    „…Deine Anweisung, mich zu säubern wurde sehr ernst genommen.“    Meinen Blick stumm auf seine Pranke geheftet, bete ich innerlich, dass er es dabei belässt. Es ist mir schon unangenehm genug, so von der Dienerschaft behandelt worden zu sein. Aber gleichzeitig kann ich es ihnen auch nicht verübeln…  Als sein Youki ansteigt zucke ich unwillkürlich zurück, doch hat meine Hand immer noch fest im Griff. Als mein Mund sich schon zu einem lauten Protest öffnet, spüre ich ein eigenartiges Kribbeln auf meiner Haut. Erst als ich meine Sinne auf mein Handgelenk wende, verstehe ich es. Ein leichter, kaum merkbarer Schimmer zieht sich um meine Haut, an der Stelle wo sein Körper auf meinen trifft. Gänzlich fasziniert betrachte ich das Schauspiel seiner Heilung, während mich gleichzeitig das Erstaunen und die Erkenntnis langsam zu überrollen scheinen.    „Dein dämonische Energie...“, flüstere ich hauchzart, noch zu gebannt von dem Szenario vor mir.    „Aber, wie? … ich bin eine Miko, ein Mensch.“    Er löst den Griff etwas und wandert hauchzart über meinen Unterarm, verspricht sämtlichen Zellen Erlösung, die er mit seinem Wesen schon fast zu liebkosen scheint. So fährt er fort mit seinen Klauen, die mir auf schier fast schon liebevolle Art über den Körper fahren. Erst den kompletten Unterarm, dann hinauf, tief unter den Kimono zu meinem Oberarm, bis der Stoff ihm eine Grenze setzt. Es ist so grotesk, dass diese tödliche Waffe eine solche Wirkung erzielen können. Wenn ich allein darüber nachdenke, was diese scharfen Krallen bereits alles angerichtet haben…  Als er langsam seine Hand aus dem Ärmel zieht treffen sich gleichzeitig unsere Augen in stimmiger Harmonie.     „Sagtest du nicht selbst,“, fängt er an leise zu sprechen, sodass sich mir die Nackenhaare auf prickelnde Weise aufstellen, „dass sich dein Reiki nicht immer negativ auf dämonisches auswirkt?“    Sein Blick ist fesselnd und wissend, als ich im selben Augenblick begreife, dass der Inu Daiyoukai sein heimliches Lauschen von dem Gespräch zwischen mir und dem Vampir offen zugibt.   Wer hätte das gedacht…?    Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinem Mundwinkel, welches ich gar nicht bemerkt hätte, wenn der große Hund nicht kurzweilig seinen Blick zu meinen Lippen gewendet hätte. Gleichzeitig frage ich mich wahrscheinlich zum tausendsten Mal, wie wohl seine Lippen schmecken, als sich unwillkürlich auch mein Blick auf diese richten. Doch mein Starren wird je unterbrochen, als sich seine klauenbesetzte Hand hebt und sich, in gleichzeitig stummer Dominanz um meinen Hals legt, um auch dort mit seiner sanften Heilung fort zu fahren. Ich schluck, als mir der plötzliche, abermalige Wechsel dieser Atmosphäre bewusst wird.   Wie konnte es denn jetzt hierzu kommen?   Wo ist die Wut, die eigentliche Bestrafung hinter seiner Aktion?   Es ist so etwas von aberwitzig, dass er mich heilt, sollte er doch genau genommen zufrieden mit meinen desolierten Zustand sein und es den Lords womöglich noch stolz schildern. Doch seit dieser Tag begonnen hat, scheine ich nicht wirklich hinter den Kopf des Daiyoukais blicken zu können. Er handelt in einer mir, plötzlich so befremdlichen Art und Weise, dass ich womöglich noch einmal den genauen Charakter dieses Eisklotzes in Frage stellen sollte. Doch momentan werde ich dafür schlecht einen Kopf haben. Ich kann nicht anders, als kurz die Augen zu schließen, um nicht gänzlich diesem Kribbeln, welches sich wie ein Feuer in meinem Körper ausgebreitet hat zu erliegen. Im selben Augenblick spüre ich die Lippen des Hundes auf der anderen Seite meines Halses….und das Prickeln nimmt um ein Vielfaches zu, als seine Hand den Kragen meines Kimonos von meinen Schultern streif.  Die Luft wird mir aus den Lungen gepresst, als er mich ohne Vorwarnung zu Boden drückt. Sogleich ich meine reflexartig geschlossenen Augen wieder öffne verdunkelt seine immense Gestalt meine Sichtfeld. Seine goldenen Augen sind durchzogen von schmalen willkürlich verlaufen, roten Fäden, die mich auf einer Art faszinieren, sogleich ich keine andere Wahl habe, als mich von seinem Blick gefangen zu nehmen. Fast hypnothisch…     „Du wirst hier bleiben…“, er beugt sich tief runter und fährt mit seiner kalten Nase, wie auf einer unsichtbaren Linie von meinem Kehlkopf zu meinem Ausschnitt.    „… in diesem Zimmer.“    Ich stöhne leise. Obwohl er mit jeder seiner Berührungen meine wunde Haut heilt spüre ich nichts als Feuer in mir.     „Wie lange?“, krächze ich    „Solange, wie ich es wünsche.“    Noch bevor mein Protest nach Außen vor dringt spüre ich seine Krallen an der Außenseite meiner Oberschenkel langsam hinauf wandernd zu meinem Po, sogleich er diesen fest packt und ungeniert an seinen erregten Unterleib presst. Ich keuche, anstatt wie vorgenommen ihm lauthals zu widersprechen. Sein kleiner Erfolg zeigt sich kurzzeitig in einem Mundwinkel, der verräterisch zuckt. Doch als er nun gänzlich meinen Kimono öffnet und mich entblößt wandelt sich mein Ärger schlagartig in Scharm. Er ist nicht das erste Mal, und dennoch…  Mein Körper beugt sich auf, versucht mit den Armen die nötigsten Stellen zu verdecken, jedoch gestaltet sich das als durchaus schwierig.    „Warte…“    Meine Stimme zittert vor Befangenheit. Sogleich er den Blick anhebt erkenne ich meine Misere. Aussichtlos.   Er duldet keinen Widerspruch. Typisch.  Beschämt brumme ich, lasse mich zurücksinken und ergebe mich meinen Schicksal. Doch lässt mich mein niedergemachte Stolz nicht so einfach los. Als mir eine Frage durch den Kopf schießt, die sich mir schon öfters dort eingeschlichen hat, kann ich nicht anders, als ihn wenigstens verbal Einhalt zu gebieten.     „Küssen“    Der Daiyoukai stockt abermals und richtet sich dann wieder zu mir auf, sogleich mich seine Aura in einer Form der Verwirrung umkreist.     „Du hast mich bisher kein einziges Mal geküsst. Wieso?“    Kurz scheint er ab zu wiegen, ob ich die Frage ernst meine. Mein starrer Blick scheint ihn schnell zu überzeugen.    „Wieso sollte ich?“    „Naja, das machen alle die,… also, die das hier machen…“    Bei Kami, muss er mich dazu zwingen, es zu erklären?    „Ich sehen keinen Sinn darin.“    Als hätte er damit die Frage beantwortet beugt er sich abermals hinab, doch ich stoppe ihn, worauf mich sein Missfallen zu deutlich in meine Haut bohrt. Der ungemein scharfe Geschmack macht mir klar, dass ich seine Geduld fast gänzlich strapaziert habe.   Ich schlucke die Schärfe so gut es geht hinab.     „Du meinst, Dämonen küssen nicht?“    „Nicht die Meinen.“    Lügner, denke ich mir und sehe deutlich in Gedanken seinem Halbbruder vor mir, der diese Aussage mehr als nur einmal wiederlegt hat. Allerdings ist er auch zur Hälfte ein Mensch und ich weiß nicht inwieweit diese Tatsache darauf Einfluss hat...    „und du bist … nicht neugierig?“, versuche ich es nochmal vorsichtig.    Sein Blick wandert kurz aber intensiv auf meine Lippen und dann wieder felsenfest zurück.    „Nein. Nenne mir einen Grund und dann schweig.“, knurrt er jetzt deutlich ungeduldig.    „Naja ein Kuss kann so viel bedeuten, dass es schwer ist nur einen Grund zu nennen.“    Seine Augen mustern mich stumm, doch drängt mich seine Aura weiter zu sprechen, damit er im Anschluss sein Prozedere fort frühen kann.  Ich wende den Blick ab, um seinem Starren zu entgehen und mich mehr auf eine Antwort konzentrieren zu können.    „Nun, ein Kuss kann sagen: „Ich werde dich nie alleine lassen“ oder aber „du bist mir das Wichtigste auf der Welt“. Es können aber auch ganz bescheidene Aussagen dahinter stehen wie „ich habe dich vermisst“ oder „alles ist in Ordnung“.“    Ich grinse leicht bei der Vorstellung, muss ich doch an etliche, kitschige Liebesromane und Filmklassiker denken, die ich im Laufe meiner jungen Jahre verschlungen habe.       „Das häufigste, was natürlich dahinter steht ist die Liebe. Aber auch Hingabe, Verlangen, Lust und Geborgenheit spielen eine Rolle. Es ist halt manchmal so, dass ein Kuss mehr sagen kann, als Worte es tun könnten.“    Ich schaue zu ihm, während seine Mimik sich kein Stück geändert hat.  Langweil ich ihn?    Doch dann umfasst seine Hand unerwartet meine Brust, während sein Kopf zu der anderen hinabsinkt und seine Zähne an meiner Brustwarze zupft.     „Ah“, entweicht es mir überrascht, während Blitze durch meinen Unterleib schießen und meine Lust mit einem Schlag zurück in meine Glieder fährt.    „Also“, unterbricht er seine süße Folter. „all das, was ein Dämon meines Standards nicht empfinden, gar zeigen würde.“    Während er sich wieder ausgiebig meinem Fleisch widmet kann ich nicht anders, als meine Augen in Form reinen Unglaubens zu weiten. Eine Aussage, eigentlich so offensichtlich und vorhersehbar, dass es mir nicht den Boden unter den Füßen wegreißen dürfte. Und dennoch sind seine Worte auf eine beängstigende Art und Weise wie Messerstiche. Die Vorstellung von ihm nie so geliebt zu werden, wie ich es mir als Mensch wünschen würde, ist plötzlich so real und erschrecken, dass unweigerlich meine komplette Zukunft in Frage stelle.  Nie küssen?  Keine fürsorglichen Äußerungen oder liebevollen Gesten?  Ist es das, was mein Leben für mich bereit hält...?    Im gleichen Moment könnte ich über mich selber lachen. Was bitte habe ich auch erwartet?  Schließlich ist das hier keine bescheuerte Liebesromanze. Das hier ist eine Story mit Herzen und Schmetterlingen und wird es nie sein. Ich habe mir nicht ausgesucht, diese Leben zu führen und dementsprechend fühlt es sich auch so an.   Verdammt.  Ich ziehe die Augenbraue in einer niedergeschlagenen Gestik zusammen, ehe sie geleitet werden in der plötzlich wiederkehrenden Erregung, die durch meinen Körper strömt. Kizuna holt mich aus dem Schleier, der düsteren Gedanken, die mich für einen Moment zu verschlingen drohten zurück, erinnert mich, wo ich mich befinde, was ich hier tue und mit wem.  Einen Dämon, der keine Liebe empfindet…   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)