Kizuna II von Salada (Verdammung) ================================================================================ Kapitel 22: Schmerz ------------------- Meine Hände zittern, als ich den kleinen Gegenstand an mich nehme. Es braucht nur dieses Bild, diese mit Blut verschmierte Kette, um mich sämtliche Schreckensszenarien vor meinem inneren Auge erleben zu lassen.     Aber wie…?    „Woher hast du die?“, bringe ich nur leise über die Lippen, nicht sicher, ob ich die Antwort dahinter verkraften kann. Die Furcht hat mich mit einem Mal so sehr ihm Schraubstock, dass ich das Gefühl habe, nicht atmen zu können. Doch bevor mich sämtliche Vorstellungen in den Wahnsinn treiben, brauche ich Gewissheit. Allein für mein Vorhaben, welches sich unweigerlich in meinen Kopf gepflanzt hat, in dem Moment, in dem ich das schwarze Stück erkannt hatte.    Als seine Antwort auf sich warten lässt, blicke ich auf und kurz glaube ich, ihn mit zerknirscht Mime ertappt zu haben.    „Ich bin eurem Hanyou-Freund gefolgt. Als ich ihn eingeholt hatte, war er in einem kleinen Dorf gegen Dämonen am Kämpfen.“        Er zögert kurz, was mich flehend die Augen schließen lässt.    Bitte    „Dein Halbblut ist stark, aber selbst ihm fehlt die Kraft, jeden zu beschützen.“    Nein    Ich schlucke den tiefsitzenden Klos hinunter, verbiete es mir, vor den Beiden zu weinen. Doch das Schlottern meiner Schultern verrät meinen nahen Zusammenbruch.   Verrät meine Menschlichkeit.    Und das erste Mal in meinem Leben wünschte ich mir so eine kalte Maske zu bewahren wie Sesshoumaru.    Sesshoumaru     Schlagartig schwingen Ayakas Worte in meinen Kopf.    „Er hat euch nichts gesagt?“    Er hat davon gewusst.   Er hat davon gewusst und es nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen.   Nicht einmal nachdem wir beide…    Und mit einem Mal macht die tiefe Trauer und der beißende Schmerz Platz für mehr: Wut  Mechanisch erhebe ich mich, drücke das Kleinod an meine Brust, während ich zurück in meine Gemächer gehe. Mir fällt es leicht die Tränen in meinen Augenwinkel weg zu blinzeln.     „Kagome-sama“    Die Youkai wagen es nicht mir hinein zu folgen, doch spüre ich ihre starren, zutiefst analysierenden Blicke in meinem Rücken.   Ich ignoriere es.   Stattdessen fange ich an wahllos das Nötigste in eine Tasche zu stopfen.     „Hältst du das für klug.“, spricht der Vogel resigniert und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnt.     „Ich kann nicht hier rumsitzen und einfach tatenlos bleiben.“, spreche ich, ohne mein Handeln zu unterbrechen.     Zu guter Letzt greife ich nach dem Langbogen und den Pfeilen, während ich innerlich bete, sie nicht einsetzten zu müssen.    „Ich werde gehen.“    Koste es, was es wolle.     Damit trete ich an den Dämonen vorbei, schenke ihnen keines Blickes mehr und richte allein meine ganze Aufmerksamkeit auf die Umsetzung meines Vorhabens.     „Er wird Euch das niemals gestatten.“, höre ich nun den Vampir mit leicht bebender Stimme hinter mir. Was denn? Ist das etwa ein Anflug von Panik?    „Soll er doch versuchen, mich auf zu halten.“    Ich weiß, wie töricht ich mich anhören muss, doch gibt mir jeder einzelne Gedanke, der sich in meinem Inneren gerade auf tut Kraft, mich dem Daiyoukai entgegen zu stellen, sollte dies nötig sein. Ich habe keinen Plan und wenn ich es genau betrachte, brauche ich auch keinen. Niemand hätte die Möglichkeit, egal wie gut er es durchdacht hätte, sich gegen einen Daiyoukai zu behaupten. Mein einziger Vorteil ist Kizuna und gleichzeitig auch mein gröchster Nachteil, ausgenommen natürlich von meiner körperlichen Unterlegenheit. Ich kann nur beten, dass ihm mein Verschwinden erst auffällt, wenn es zu spät ist. Er wird sein Anwesen nicht verlassen können, aufgrund des Daishos. Ich muss es nur hier raus schaffen.   Kizuna zieht den Strick um mein Herz, bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen. Doch allein die Tatsache, dass er mir den Angriff aufs Dorf verschwiegen hatte, bringt das Fass zum überlaufen, überwiegt die Schwere, die das Band in mir verursacht.       „Ayaka“    „Hai“, schießt es ihm gleich einer Befehlsübergabe raus.    „Was ist mit den Anderen, die mit Inu Yasha gekämpft hatten?“    Er zögert, will sich scheinbar doch weigern mir zu antworten. Ich nehme mir die Zeit, halte in der Bewegung inne und werfe ihm einen Blick zu, der hoffentlich jeden Dämon in die Knie zwingen würde. Gerade in dieser Situtaion darf ich mir keine Schwäche erlauben. Ich brauche jetzt jede Information, die ich kriegen kann. Auch wenn die Gefahr besteht, dass es den Pein in mir weiter anfacht.     Zufriedenerweise stelle ich fest, dass er befangen schluckt.    „Sie… ich weiß es nicht genau. Ich durfte nicht zu lange fortbleiben. Ich musste gehen, bevor der Kampf entschieden war.“    Es ist wahrscheinlich das erste Mal, dass ich den Vampir mit Unsicherheit in der Stimme erlebe. Es erhärtet nur weiterhin meine Überzeugung, dass es schlimm um das Dorf stehen muss.   Ich schultere meine Tasche, verstaue das Objekt des Grauen in meiner Innentasche. Meine viel zu schweren Kimonoschichten habe ich abgelegt und mich hinter der Trennwand schnell und augenscheinlich ungeschickt in meine Mikotracht geschmissen. Es ist, als würde ich mein Prinzessinnen Dasein aufgeben und mich in die aufmüpfige Kriegerin verwandeln.     Jetzt muss ich nur noch hier raus…    „Lord Sesshoumaru-sama wird das nicht gefallen…“, flötet Sora hinter mit in einem scheinbar desinteressierten Ton. Es wundert mich, dass er und Ayaka immer noch nicht von mir ablassen, als ich über die Veranda zum Haupttor marschiere. Die Bediensteten, die mir entgegen kommen reißen voller Überraschung die Augen auf, wollen bereits versuchen mir Einheit zu gebieten, doch bevor nur ein unnützes Wort hinaus kommt lasse ich mein Reiki in einem starken Impuls hinauspressen.   Keuchend gehen sie in die Knie und kurz halte ich inne.   Mist.    Ich bin schon genau, wie er…    Aber die Situation erlaubt es gerade nicht anders…    „Verzeiht, aber bitte versucht nicht, mich auf zu halten…“    Ich lasse mein Reiki bestehen, lasse somit nicht zu, dass sie sich wieder erheben und öffne das erste Tor zur Freiheit. Meine Schritte beschleunigen sich.    Als ich den zweiten Vorhof erreiche blicken mich auch hier einige Inu Youkai fragend an, unterbrechen sogar ihre Arbeit, als sie meine Aura spüren. Mir ist es gleich, was sie denken. Für so etwas habe ich keine Zeit. Zum ersten Mal seitlangem habe ich wieder ein Ziel vor Augen. Ich muss nach Hause, um jeden erdenklichen Preis. In die beiden Youkai sind immer noch an meiner Seite und mittlerweile frage ich mich, ob sie mich aufhalten werden, sollte ich tatsächlich das letzte Tor erreichen. Ihre Beweggründe sind mir nicht klar und das lässt mich unsicher schlucken. Ich weiß, dass auch wenn es sich nicht um Daiyoukais handelt, ich gegen die beiden ebenfalls keine Chance hätte.     Doch als ich, eine mir nur allzu bekannte Aura spüre, werde ich schlagartig aus meinen damit schon lachhaften Sorgen gerissen. Die Schritte der mich immer noch verfolgenden Youkai stoppen und mir bleibt wohl selbst nichts anderes übrig, als mich vorerst diesem Problem zu stellen.     „Sesshoumaru-sama“, höre ich Sora sprechen, ehe ich das Geräusch von schürfendem Kies wahrnehme. Wahrscheinlich kniet er.   Unschöner weise spüre ich das Blut derart schnell durch meine Venen schießen, dass es unangenehm in meinen Ohren rauscht und kurz nehme ich mir einen Moment, um tief durch zu atmen, in der aussichtlosen Hoffnung mich zu beruhigen. Doch auch der Augenblick geht vorbei, sodass ich mich nicht länger vor dieser unlieben Situation drücken kann.   Langsam drehe ich mich um.  Mein Blick fest.  Als ich seine seelenruhige, ausdruckslose Mimik erblicke kann ich nicht verhindern, wie Wut durch meinen Körper strömt und mir regelrecht heiß wird.  Es wäre sinnlos und unnötig diese Situation zu erklären, mich rauszureden oder desgleichen. Er wird über Kizuna bereits genug erfahren haben. Also wieso groß ums Thema herumschweifen?    „Hast du davon gewusst?“    Meine Stimme bebt, ist lauter, als ich es beabsichtigt habe.  Auch wenn ich die Antwort in meinem Inneren bereits weiß, will ich mich an der kleinen Hoffung klammer, die mir bleibt. Ich muss es von ihm hören.     Er blickt mich an, sagt nichts.     Auch die beiden knienden Youkai rechts und links neben mir rühren sich nicht, wollen um jeden Preis verhindern jeglichen Groll auf sich zu ziehen.   Ich wollte gerade die Stimme abermals heben, ihn auffordern, endlich den Mund auf zu machen, als mir ein ganz anderer Weg einfällt an Antworten zu kommen.   Stumm mustere ich also weiter seine Gestalt und achte auf die noch so kleinste Regung. Zuerst dachte ich, es würde nicht funktionieren, doch als ich den leichten bläulichen, wissenden Schleier, der ihn träge umgibt sehen kann und dazu den bitteren Geschmack auf meiner Zunge schmecke spannt sich mein Kiffer so stark an, dass meine Wangenmuskeln schmerzen.    „Wieso hast du mir nichts gesagt?“    Der Zorn wandert in meine Glieder, beginnt meine Schultern beben zu lassen und formt meine Hände zu eisernen Fäusten. Lange ist es her, dass ich so eine tiefe Wut, so einen Schmerz empfunden habe. Als Miko undenkbar, aber gerade bin ich nichts weiter, als ein einfacher Mensch, der sich schlicht und ergreifend… verraten fühlt.     Seine Haare werden vom Wind erfasst, als er die Lippen zum Sprechen öffnet:    „Welchen Nutzen hätte das?“    Ich reiße die Augen auf, bin so tief getroffen, als hätte er mir gerade mein Todesurteil verkündet. Es facht die Flammen noch weiter in mir an, bis ich meine Wangen glühen fühle.    Miroku ist tot. Und er tut es ab, als wäre es nichts.    „Mistkerl!“    „Zügel dich, Weib. Vergiss nicht, wo dein Platz ist.“    Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen geformt, lassen nur erahnen, wie kurz davor ich bin die Grenze zu überschreiten. Doch ironischerweise helfen mir seine Worte nicht den Mut zu verlieren.    Ja.  Mein Platz.    In solchen Situationen frage ich mich wirklich, wo er ist. Doch heute bin ich mir hundertprozentig sicher, dass er aktuell nur an einem Ort sein kann.   Verzweifelt kneife ich die Augen zusammen, bete zu den Göttern, dass sie mich irgendwie zu den Anderen bringen.     „Ich werde nicht länger deine Gefangene sein. Sie sind meine Freunde. Inu Yasha…“    Die Luft wird mir mit einem Hieb so stark aus den Lungen gepresst, dass es mir nicht gelingt den Satz zu beenden. Ich reiß die Augen auf und muss ein Röcheln unterdrücken, als ich erkenne, dass er seine leuchtende Energiepeitsche um meinen Rumpf geschlungen hat. Meine Arme sind unnatürlich an meinen Körper gequetscht. Es zischt laut, als das Youki aggressiv auf mein Reiki stößt.      Als ich von dem Folterinstrument zu ihm blicke, erstarre ich.     „Es reicht. Endgültig.“    Seine Erscheinung hat sich komplett geändert. Eine dunkle Aura hat sich um ihn gebildet, lassen sein düsteres Gesicht im starken Kontrast zu seinen leuchtenden, roten Augäpfeln stehen, während mich sein blauer Seelenspiegel hasserfüllt durchbohrt. Meine Nase kräuselt sich, als ich scheinbar den Geruch von verdorbenem Fleisch und Tod, wie aus dem Nichts wahrnehme und damit meine vor Wut bebenden Schultern jetzt nur noch vor Angst und Furcht schlottern lassen.  Das hier ist mehr, als ich je geglaubt habe von ihm zu sehen.    Mehr als Verärgerung, mehr als Wut und noch so viel mehr, als blanker Zorn.    „Sessh…“    Ich geh in die Knie, als mir ein Schwall seines abgrundtief dunklen Youki entgegen schießt. Gefangen in einem Strudel böser Energie fügt es mir derartige Schmerzen zu, dass ich einen stummen, langen Schrei in Richtung Himmel entsende. Was mir sonst in diesen harten Zeiten Trost und Entspannung geschenkt hatte, ergreift mich plötzlich nur noch mit Pein, lässt meinen Körper wild zucken, als wenn mir tausend Volt durch Mark und Bein gehen würden.     Oh, Kami.    Es zischt und blitz sogar um mich herum, als ich nach Ende dieser Höllenquall den Kopf kraftlos hängen lasse. Ein dünner weiße Dunst lässt nur noch darauf schließen, dass zwei mächtige, gegensätzliche Energien die Luft zum Kochen gebracht haben. Ich stöhne, geben mir ein paar tiefe Atemzüge Zeit, mich zu fangen. Schweiß tropft mir vom Kinn, als ich die Augenlider schwach öffne in dem kläglichen Versuch mir die wenige Selbstachtung zu bewahren, die ich noch in mir zusammenkratzen kann.     So leicht mach ich es im nicht.     „Kagome-sama“    Ayaka erhebt sich ruckartig, doch mein Blick trifft ihn augenblicklich, schreit ihn an, sich verdammt nochmal raus zu halten. Das hier muss ich ganz alleine schaffen.    Die Peitsche spannt sich an und ich werde ruckartig nach vorne gerissen. Gerade so ist mein Reflex schnell genug, um den Sturz mit Hilfe meiner Beine zu verhindern. Schwankend erhebe ich mich, immer noch geschwächt von seinem Angriff, immer noch ängstlich vor seiner mörderischen Gestalt, doch all das versuche ich mit erhoben Kinn und festen Blick zu kaschieren.   Jetzt bloß nicht aufgeben…    Doch bereits die nächste unvorhergesehene Aktion des Daiyoukais lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Innerhalb eines Augenaufschlags steht er so dicht vor mir, dass ich in seiner animalischen, energiegeladen Wolke schier ersticke. Als ich den Kopf instinktiv anhebe bereue ich die Tat, noch im gleichen Moment. Sein höchst intensiver Blick könnte Wände durchbohren, bann mich somit an ihn. Dann geht plötzlich alles so schnell, dass ich schlichtweg die Orientierung verliere. Zuerst war es nur ein Flimmern, dann ein immer heller werdendes blaues Licht, welches meine Sichtfeld komplett einnimmt. Mein Körper scheint zu schweben und ich kann nicht mehr sagen, wo oben oder unten ist.     Was zum Teufel?    Dann ergreift mich die Schwerkraft mit solcher Überraschung, dass ich stöhnend hinabsinke, ohne, dass vorher meine Muskeln ihre Dienste wieder aufnehmen können. Erst als ich mich hilfesuchend mit den Armen auf dem Holzboden abstütze, bemerke ich das Fehlen der Energiepeitsche. Den Kopf hebe ich nur langsam an überkommt mich auf einmal so starke Übelkeit,   dass ich mir reflexartig die Hand vor dem Mund halte. Der Drang zu würgen ist so heftig, dass ich mich hilfesuchend nach einem Eimer, oh, wohl eher Schale umschaue. Doch das Ziehen in meinem Magen hat sich so schnell beruhigt, wie es gekommen war.   Nur langsam erkenne ich meine Umgebung, nachdem ich das Gefühl habe mich wieder auf andere Sachen konzentrieren zu können. Die Wände sind mir merkwürdigerweise vertraut und gleichzeitig fühle ich Beklemmung.   Ah.   Mein Zimmer.   Aber wie ist das möglich? Noch vor einer Sekunde befanden wir uns auf dem großen Hofplatz.     Doch mir bleibt keine Zeit über die möglichen Ursachen zu philosophieren, denn mit einem Mal werde ich am Hals gepackt und brutal aufgerichtet. Meine Wirbel knacken bedrohlich in meinen Ohren. Erst als ich die scharfen Krallen an meinen Kehlkopf spüre, weiß ich, dass sich der Lord und weigerlich hinter mich befindet.    „Ah, Sesshoumaru, du tust mir weh.“, stöhne ich unter seinem festen Griff, ungeachtet der Tatsache, dass genau dies seine Intension ist.   Als hätte er meine Gedanken gelesen bestätigt er diesen, indem sich seine Finger noch etwas fester um meinen Hals schnüren. Ich spüre, wie ein warmer Rinnsal meinen Hals hinab wandert und meine Panik damit ansteigen lässt. Ich weiß nicht genau, ob mir eher dieser körperliche Angriff oder aber seine abgrundtief dämonische Energie die Luft zum Atmen nimmt. Alles scheint sich zu drehen, als meine Sinne komplett überfordert die nötigen Informationen zu filtern versuchen. Doch sein Duft, seine Präsenz, seine Empfindungen prallen so derbe auf mein verkümmertes Selbst, dass jegliche Rettung weit entfernt erscheint.   Ein dumpfes Scheppern hinter mir lässt mich aufhorchen. Als ich daraufhin seine muskulösen Körper an meinen Rücken spüre bin ich mir sicher, dass er die Rüstung abgelegt hat.   Der Grund dafür ließ mich kalten Schweiß im Nacken spüren.  Meine Gedanken werden rücksichtlos unterbrochen, sogleich er mit seiner freien Hand in einem Zug den Knoten meiner Hose öffnet.   Mein Herz fängt hemmungslos an zu schlagen.     „Nein, warte.“, flehe ich röchelnd, als ich im Begriff bin seine Absichten eindeutig zu erkennen.     Doch er scheint wie von Sinnen. Allein ein dunkles Grölen deutet darauf hin, dass er meinen Protest bemerkt hat. Meine Hände beginnen an dem steinernen Gefängnis um meinen Hals zu zerren, doch wie erwartet gibt es kein entkommen. Auch Plan B seine Klaue von meinem Körper fern zu halten ist aussichtlos. Noch während ich krampfhaft versuche einen anderen Ausweg zu finden kündigen die aufkommenden Tränen bereits meine Niederlage an.   Seine Kralle kratz über meine Brust und ich wimmere unter der Kraft, die meine Haut aufreißt.     „Bitte.“    Sinnlos.    Lachhaft.    Meine Hose gleitet unter meinem furiosen Verteidigungsversuchen hinab. Fast augenblicklich lässt er seine Hand zwischen meine Beine wandern und versenkt sich in mir.     „Ah.“     Ich weiß nicht ob Kizuna wirklich ihr Bestes gibt, um statt des Schmerzes Erregung durch meinen Körper schießen zu lassen. Die Mischung daraus ist so grotesk, dass mir zwangsläufig abermals übel wird. Doch die Tränen, die meinen Wangen in Strömen hinab fließen sind Beweis genug, wie abartig die Situation sich plötzlich gewandelt hat. Zärtlichkeit, Hingabe und Leidenschaft scheinen Vergangenheit zu sein.   Wie konnte plötzlich alles in so einem Desaster enden?  Das Geräusch zu Boden gleitender Seide lässt meinen Körper erstarren. Während ich alles in mir darauf vorbereite das Kommende so gut es geht entgegen zu treten löst sich plötzlich die Hand um meinen Hals, nur um mich im nächsten Moment nach links zu reißen, sodass meine Hände mich instinktiv vor dem Aufprall mit der Wand bewahren müssen, welchen meinen Körper unweigerlich erwartet hätte. Meien Knie schmerzen bei der Bewegung. Ich stöhne, bin gefangen zwischen dem splitternden Holz vor mir und der dämonischen Gefahr in meinem Rücken. Einen Wimpernschlag zu spät erkenne ich die fatale Körperhaltung, die ich dem Youkai durch seinen Stoß biete. Mein Hintern, ihm einladen entgegengestreckt, seine Hände umfassen meinen, sich sinnlich biegenden Körper. Ich zische, als ich seine entblößte Erregung hauchzart aber umso bedrohlicher auf meinen Hintern spüren kann. Ich erschaudere unter dem Schrecken, welches sich bei diesem Gefühl in meinem Körper ausbreitet, wie ein gefährlicher Virus.     „Tu das nicht!“    Doch es ist genau, wie beim ersten Mal.   Rücksichtlos dirigiert er sein Glied an meinen Eingang und stößt in mich. Der stumme Schrei, der mich heimsucht ist gefüllt mir Leid, Entsetzten und anderen unterdrückten Gefühlen. Doch als er sich nur eine Sekunde Zeit nimmt, sich nicht rührt, nur um im nächsten Augenblick umso stärker zu zustoßen, ist es, als hätte er seine Gräueltaten von damals, von unserem aller ersten Mal zu Ende geführt. Still laufen mir die Tränen hinab, unterdessen ich versuche den Hieben Einhalt zu bieten, mich nicht von seiner Kraft gegen die Wand brechen zu lassen.   Auch wenn ich weiß, dass hierbei eindeutig sein dämonisches Ich gesiegt hat, mich der Situation entsprechend bestraft hat mit der einzigen Tat, die ein Hund gegenüber einem Weibchen für richtig erachten würde, ohne es zu töten, macht es die Lage für mich nicht besser. Im Gegenteil.   Ich habe geglaubt einen Punkt mit ihm erreicht zu haben, der ansatzweise etwas mit Harmonie, Geselligkeit, Nähe und Vertrauen zu tun hat.   Doch weit gefehlt.   Er arbeitet sich so kräftig in mich vor, dass ich schon fast das Gefühl habe zu zerbrechen. Körperlich, wie seelisch. Bis auf den festen Griff an meiner Hüfte berührt er mich ansonsten nicht. Keine spitzen Krallen, die meine Haut auf süße Art reizen. Kein Knabbern an meinen, für ihn schnell gefundenen erogenen Zonen. Keine Rücksicht, darauf, ob ich es auch genießen würde.   Als er sich mit einem letzten kräftigen Stoß in mir ergießt erfüllt mich nur ein Gefühl:   Tiefer Schmerz…        Zittrig gleite ich an der Wand entlang, habe nicht den Mut meinen Blick nur etwas auf ihn zu lenken. Scharm und Angst peinigen meinen geschundenen Körper.   Allein der Klang seiner Seide und seiner sich beruhigende Aura verrät, dass er zu sich selbst zurückkehrt, lässt mich beten, dass sein Zorn verraucht ist, er von mir lässt und verschwindet.   Als sich tatsächlich seine Energie ohne die Spur von Bedauern oder Schuld zurück zieht atme ich wimmernd die angehaltene Luft aus. Doch erst als sich seine Person hörbar entfernt und die Tür sich mit einem einzigen Zug schließt befreit sich mein Körper aus seiner Starre und schüttelt mein Wesen mit lautem Geschluchze und Geheule. Es ist, als wären sämtliche Dämme gebrochen.   Ich winde mich zu einem einzigen Knäul zusammen, versuche meinen Hakama schützend um mich zu ziehen, möglichst viel von meiner Blöße zu verstecken. Ich weiß nicht genau ob der körperliche Schmerz der Auslöser meiner Fassungslosigkeit ist, oder aber viel mehr der seelische Pein, der mir zugefügt wurde.     Wieso?    Verdammt, es lief doch so gut.     Was ist passiert?    Ich schlag mit der Faust auf dem Boden versuche meinen Frust mit mehr körperlichen Schmerz auszugleichen.    Wie konnte er nur?     Einige Zeit blieb ich so liegen, ließ das zittrige Beben über mich ergehen, bis sich zumindest mein Körper wiederetwas beruhigt hat.  Stöhnend und noch immer ohne gänzliche Kontrolle über meinen zuckenden Leib, hiefe ich mich auf die Knie, ziehe meine Hose über meine Hüfte, richte mein Hemd und zucke unwillkürlich zusammen, als der Stoff die offenen und leicht blutenden Kratzspuren meiner Brust streift. Doch auch wenn der weiße Stoff bereits das tiefe Rot aufsaugt, ist es besser, als noch länger entblößt auf dem Boden zu liegen, in der Angst jemand könnte diese Situation erfassen und mich, in Pein gehüllt erwischen.     Ich schluchze, wodurch ich erst einen Moment später das leise Scheppern auf den Fußboden wahrnehme. Irritiert drehe ich mich zu der Lärmquelle und erblicke meine Tasche, die während dieser brachialen Strafe in Vergessenheit geriet. Vor ihr liegt ein Gegenstand, der mich die Luft in den Lungen halten lässt.     Dann verliere ich keine Zeit.     Ich haste nach vorne, ignoriere dabei den Schmerz auf meinen Schienbeinen und schnappe nach dem kleine Tonbehälter. Ich gebe nicht mal Kizuna die Chance, diese Umstände in irgendeiner Art zu beeinflussen. Krampfhaft halte ich an dem Schmerz, an der maßlosen Enttäuschung feste, die mir die Kraft gibt diese Aktion endlich in die Tat um zu setzen. Kein falsches Zögern mehr, keine kritischen Überlegungen.   Jetzt oder nie.   Damit öffne ich das Fläschchen mit einem einzigen kleine Plopp und kippe den Inhalt unmittelbar hinunter…    Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)