So far away | YoonMin von GreenKuro ================================================================================ Kapitel 29: Purple ------------------ „Ich...“, begann sie, doch brach ab und ich hörte direkt, wie sie schluchzte. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. „Sunhi? Was ist los?“, fragte ich sie und kam ihr näher, doch sie deutete mir an ihr fern zu bleiben. So langsam aber sicher begann ich mir Sorgen zu machen. Sie verheimlichte mir irgendetwas. „Bist du... etwa seine Cousine?“ sie nickte nur, ehe sie mit Tränen in den Augen wohl in ihrem Schlafzimmer verschwand. Gut gemacht Jimin. Du hast eine Frau, die du gerade mal ein bis zwei Stunden kennst, ungewollt zum Weinen gebracht. Und sie ist vor dir geflüchtet. Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack und ging in das Gästezimmer, nachdem ich den Bilderrahmen an seinen ursprünglichen Platz gestellt hatte. Ich schmiss meine Tasche auf den Boden neben dem Bett und zog mich um. Ich sah mir meinen Oberkörper im Spiegel an. Sah, das ich noch ein paar kleine blaue Flecke von Yoongi hatte. Ich fuhr mit meinem Finger leicht über sie und seufzte. Wann genau hatte es nochmal angefangen kompliziert zu werden? Warum konnten wir nicht einfach immer noch zusammen sein? Es wäre so schön genau jetzt bei ihm zu sein. Doch stattdessen irrte ich den ganzen Tag durch Daegu auf der Suche nach ihm mur um zufällig in seine Cousine reinzulaufen und einen Hinweis auf seinen eventuellen Aufenthaltsort zu finden. Ich zog mich wieder an und legte mich auf das Bett. Allerdings störte mich etwas im Rücken, doch ich konnte nicht sagen was. Mein Handy hatte ich eingesteckt und sah haufenweise Nachrichten. Diese kamen entweder von Tae oder waren von unserer Gruppe. Ich scrollte etwas nach unten und wollte Yoongi anschreiben, doch etwas hielt mich zurück, sagte mir, dass dies keine gute Idee wäre. Seufzend legte ich es weg, nachdem ich den anderen schrieb, dass es mir gut ging und Alles in Ordnung sei, was natürlich gelogen war. Nichts war in Ordnung. Ich schrieb Tae kurz, dass ich meinen Eltern erzählt habe, dass ich bei ihm sei. Er fragte zwar nach meinem Aufenthaltsort, doch diesen würde ich ihm nicht verraten. Ich gähnte kurz und wälzte mich daraufhin im Bett hin und her und war irgendwann einfach eingeschlafen. Am nächsten Morgen machten mich die Geräusche eines Akkuschraubers wach. Ich wälzte mich wieder hin und her und zog mir die Decke über den Kopf. Es war Samstag und gerade einmal vielleicht 08:00 Uhr morgens. Da wird einem doch noch etwas Schlaf gegönnt sein, oder? Ich spürte wieder etwas im Rücken und dieses mal würde ich nicht aufgeben herauszufinden, was es war. Es war auf jeden Fall nicht sehr groß und dazu noch quadratisch. Ich hatte eine Vermutung, doch sowas sollte nicht in einem leeren Gästezimmer liegen. Ich setzte mich auf und tastete die Matratze ab. Siehe da, ich habe ein Handy gefunden. Ich ließ dieses aber fast auf die Matratze fallen, als ich es mir genauer ansah. Es hatte eine kleine Delle oben links am Gehäuse... Genau wie Yoongis. Ich wollte die Hintergrundbeleuchtung einschalten, doch es war abgeschaltet worden. Also hätte ich ihm so viel schreiben können wie ich wollte. Er hätte meine Nachrichten eh nicht gelesen. Ich beschloss kurzerhand es einzuschalten, um auf Nummer sicher zu gehen, dass es auch wirklich Yoongis Handy war. Ich kam allerdings nicht sehr weit, da ich seine PIN nicht kannte. Sein Hintergrundbild hatte mir allerdings gereicht. Es war wirklich seins... Das bedeutete aber auch, dass er hier war. Ich musste Sunhi dringend zur Rede stellen! Ich brauchte Antworten. Dringend. Ich stand auf und ging mit Yoongis Handy in der Hand zu ihr. Sie hatte gerade ihre Badezimmertür ersetzt. Daher also auch der Lärm. Wir sahen uns kurz an, ehe ich in die Küche ging, ihr aber vorher mit einem Blick andeutete mir zu folgen. Ich ließ mich wieder auf denselben Platz wie gestern Abend nieder. Sie ließ mich kurz warten, bis sie sich mir gegenüber setzte und mich ansah. Wenn ich mich nicht täuschte waren ihre Augenringe sogar noch dunkler geworden. Sie sah Alles andere als gesund aus. „Wo ist Yoongi? Ich muss mit ihm reden. An sein Handy kann er ja leider nicht gehen...“, begann ich und schob ihr sein Handy rüber, schaltete vorher aber die Hintergrundbeleuchtung an. Sie sah es sich mehrmals an, bis sie mich mit großen Augen ansah und tief seufzte. „Du bist ein Freund von ihm? Komisch... Er hat dich nicht einmal erwähnt, bevor er-“ Sie brach ab und ich sah erneut Tränen in ihren Augen. Meine Sorgen wurden immer größer und ich brauchte eine Antwort. Ich wollte sie unterstützen, ihr zeigen, dass was auch immer passiert war, sie nicht alleine damit war. „Wie viel bedeutet er dir? Sein Vater meinte zu mir es gäbe außer ihm Niemanden, der ihn in Seoul vermissen würde...“ „Er ist mein bester Freund... Ich wohne gegenüber...“ Ich sah, wie eine einzelne Träne sich einen Weg über ihr Gesicht bahnte, die sie aber schnell wegwischte. „Yoongi... Er hat versucht sich... Er wollte für immer schlafen...“ Für immer schlafen? Meinte sie etwa- Nein! Das durfte nicht wahr sein! Mir schossen förmlich die Tränen in die Augen und ich kämpfte mit mir, jetzt nicht direkt loszuheulen. Das... War Alles meine Schuld! Ich hätte ihn nicht verlassen dürfen! „Du weißt nicht zufällig, warum er das getan hat, oder? Mit mir spricht er nicht mehr... Er spricht mit Niemanden mehr... Nicht einmal mehr mit den Psychologen...“ Psychologen? Das bedeutete, dass Yoongi in einer Klinik war... Wenigstens hatte er es überlebt! Und das war die Hauptsache. Ich wischte mir die Tränen weg und verschwand im Gästezimmer. Ich brauchte Zeit für mich. Yoongi hatte Sunhi gar nichts erzählt. Weder von seinem Alkoholproblem, noch von der Schule, noch von unserer Beziehung! Ich malte mir die verschiedensten Theorien aus, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie wüsste, dass ich mit ihm zusammen war. Würde sie mich hassen oder mir gar die Schuld für seinen Suizidversuch geben? Ich würde es nie wissen, wenn ich hier erst noch Trübsal blasen würde. Deshalb zog ich mich um und beschloss dabei, erst Yoongi zu besuchen, bevor ich es ihr erzählen würde. Er sollte es immer noch selbst entscheiden können, ob seine Familie Bescheid wissen sollte oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)