So far away | YoonMin von GreenKuro ================================================================================ Prolog: Der Anfang vom Ende --------------------------- Nervös setzte ich mich an den kleinen, weißen Tisch, welcher mitten im Raum stand, und umklammerte den Kugelschreiber mit meiner Hand. Ich merkte wie dieser sogenannte Betreuer mich anstarrte. Ich hasste es, wenn man mich ständig beobachtete. Als ob ich mich hier nicht schon unwohl genug fühlte. Und dieser kleine Raum hier, in dem sich nichts außer diesem Tisch und dem Stuhl befand, machte es auch nicht gerade besser... Wie ich hier her gekommen war? Das habe ich nur meiner blöden Cousine zu verdanken. Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sie hätte keinen Krankenwagen rufen müssen. Dann wäre alles besser. Keiner müsste sich mehr mit mir rumschlagen und ich hätte meine geliebte Ruhe zurück, die ich schon seit einigen Wochen nicht mehr hatte. Dazu wurde alles zu stressig, sowohl in der Schule, als auch unter meinem Squad und unter meiner Familie, die sich zerstritten hatte und das nur meinetwegen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich habe es nicht anders verdient. Ich musste jetzt gehen. Doch leider war mir dieses Glück einfach nicht gegönnt. Danke dafür Sunhi... Sie sagten wenn ich alles aufschreibe, was mich bedrückt, würde es mir besser gehen... Doch was blieb mir anderes übrig? Ich langweilte mich sowieso hier den ganzen Tag. Ich brachte sowieso seit einer Woche keinen Ton mehr heraus. Wahrscheinlich hatte ich meine Cousine deshalb die ganze Zeit um mich. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Sorgen, die vollkommen überflüssig waren. Genau wie ich. Ich wollte den Moment ihrer Abwesenheit ausnutzen, doch hatte ich mich zeitlich verschätzt. Niemals hatte ich damit gerechnet, dass sie früher Feierabend machte nur um mit mir Zeit zu verbringen. Wäre sie nur ein bis zwei Stunden später nach Hause gekommen, so hätten die Ärzte mich nicht mehr retten können und ich hätte das alles hinter mir gehabt. Es wäre so viel einfacher, für alle. Doch seit wann steht das Glück auf meiner Seite? Das tat es doch noch nie. Wobei ich in letzter Zeit dachte, mich hätte auch mal die gute Seite des Lebens erwischt und wäre mehr als nur eine Enttäuschung, doch da hatte ich mich wohl getäuscht. Alles fing damit an, dass ich vor ein paar Wochen mit meinem Squad auf diese Geburtstagsfeier von Jin gegangen bin. Versteht mich nicht falsch, ich mochte Jin, doch ich war hauptsächlich wegen dem Essen da. Es ging einfach nichts über seine Kochkünste, wenn er nicht schon das beste Essen in ganz Seoul machte. Die Stimmung war gut. Außer mir und meinem Squad, bestehend aus Taehyung, Hoseok und meinem besten Freund Jimin hatte Jin noch andere aus seiner Uni eingeladen. Ja richtig gehört. Jin war älter als ich, wohnte mit seinem Mitbewohner Namjoon, welcher mittlerweile auch schon irgendwie zu unserem Squad gehörte, zusammen und studierte die Schauspielkunst, wobei ich glaubte, dass er als Koch bessere Chancen hätte. Jin war in manchen Sachen einfach nur über dramatisch, übertrieb es fast schon und war ein ziemlicher Schisser. Ihn zu erschrecken war ein leichtes. Sein Mitbewohner Namjoon... Was genau er machte wusste ich nicht genau. Es hatte mich nie so wirklich interessiert. Ich kam gut mit ihm klar, wir redeten manchmal. Auf mehr kam es also gar nicht an. Und außerdem hatte ich so das Gefühl das er und Jin mehr als nur Mitbewohner und Freunde waren. Wer anderer Meinung ist, soll mir bitte Bescheid sagen und mir Beweise dafür geben! Hoseok hatte letztes Jahr seinen Schulabschluss gemacht und jobbt jetzt als Aushilfe in einer Tanzschule, bis er endlich Solo durchstarten konnte. Auch hier fieberte ich immer mit, sobald er den wieder Post von einer der Agenturen bekam, in denen er bis jetzt leider nur Absagen erhalten hatte. Zwar konnte er so noch Zeit mit uns verbringen, wer weiß wie viel freie Zeit ihm noch blieb sobald die Agenturen sein Talent erkannt haben, doch glaubte ich, dass ihn das doch schon ziemlich fertig machte, auch wenn er das nie zeigte. Er ging immer mit einem Lächeln durchs Leben, versuchte stets glücklich zu sein. Taehyung ging zusammen mit mir und Jimin noch zur Schule. Wir waren im letzten Jahr als das Anfang vom Ende seinen Lauf nahm. Er wollte nach der Schule eine Ausbildung zum Erzieher machen. Kein Wunder, so gut wie er mit Kindern klar kam. Ich dagegen hasste Kinder. Sie machten Lärm und kosteten jede Menge Geld. Warum also setzte man nur welche in die Welt. Kommt mir jetzt bitte nicht damit, dass unsere Menschheit sonst ausstirbt! Wenn ein Mann mal keine Kinder in die Welt setzen würde bedeutete das nicht gleich den Untergang! Und zu guter letzt noch Jimin. Er war mein bester Freund und wollte wie Hoseok Tänzer werden. Er hatte auch echt Talent, ist aber ziemlich schüchtern und ist mutig zu gleich. Das hätte ich nie für möglich gehalten, da er ziemlich starkes Lampenfieber haben kann, bis er mich eines besseren lehrte. Er hatte doch tatsächlich den Mut aufgebracht und sich geoutet. Klar war ich zuerst überrascht, auch weil ich der Erste war, der es wusste, doch störte es mich nicht. Im Gegenteil, das machte ihn mir nur noch sympathischer, auch wenn es im Endeffekt nur alles schlimmer gemacht hatte. Wäre er nicht schwul, wäre das alles eventuell gar nicht passiert und ich würde mit den Anderen jetzt unseren Schulabschluss feiern. Den, auf den ich schon seit drei Jahren wartete. Ja, ich bin bereits zwei mal sitzen geblieben, weshalb ich älter war als Jimin und Taehyung und nur ein Jahr jünger als Jin. Ich war beziehungsweise bin die reinste Enttäuschung für meine Eltern, besonders jetzt da ich jetzt schon zum dritten mal die letzte Klasse nicht geschafft und somit meine Chance auf einen Schulabschluss verstrichen hatte. Jeder wusste was mit seinem Leben anzufangen, nur ich nicht. Noch ein Grund, weshalb ich nicht mehr wollte. Doch der Hauptgrund dafür war Jimin... Kapitel 1: Other half --------------------- Jedenfalls waren wir auf Jins Feier. Es waren schon ein paar Leute da. Die Menge war überschaubar, da Jin auch keine Menschenmassen mochte, so dass er nur die Leute einlud, mit denen er gut klar kam und die ihm wichtig waren. Also nur unseren Squad und ein paar seiner Kommilitonen. Ich hatte mir in der Küche gerade ein paar Lamb Skewers genommen, als Hoseok mich plötzlich mit sich zog. Nicht mal in Ruhe essen konnte ich, wobei das dies mal nicht mein Verdienst war. Schneller als ich schauen konnte wurde ich auf das große, bequeme Sofa neben Jimin gedrückt, nahm jetzt dort Platz. Mein Squad konnte nicht anders und brach im schallenden Gelächter aus, da ich wohl der Erste war, der sich was zu Essen geholt hatte. Kann man mir das verübeln? Ich hatte seit dem Morgen immerhin nichts mehr gegessen. Mein Blick wanderte zu Jimin, welcher auf meinen Teller starrte und bevor ich ihm überhaupt was anbieten hätte können, hatte der Orangehaarige sich schon einen meiner Spieße geschnappt, knabberte daraufhin daran. Wir beide tauschten wieder unsre Blicke aus. Wir verstanden uns auch stumm, war er doch immerhin mein bester Freund, Sitznachbar in der Schule und sein zu Hause war auch nicht weit von meinem Weg. Es war ein Katzensprung. Ich musste immerhin nur über die Straße gehen und schon stand ich bei ihm vor der Haustür. Er war auch der Erste, den ich kennenlernte, als ich mit meinen Eltern von Daegu hierher gezogen bin, da sie dachten, dass ein Schulwechsel mir gut tun und ich so vielleicht endlich meinen Abschluss schaffen würde. Hätten sie gewusst, was stattdessen passieren würde, wären wir vielleicht immer noch in Daegu, doch dann hätte ich Jimin und die Jungs nie kennengelernt… Wobei sie jetzt glaube ich froh wären, hätten sie mich lieber doch links liegen gelassen. 
An meinem ersten Schultag würde ich natürlich klischeehaft von meinem Klassenlehrer der ganzen Klasse vorgestellt, in dem ich mich neben sie stellen musste. Ich wurde sowas von abfällig gemustert, da ich ja schon zwei Jahre älter als der Rest war. Der einzige freie Platz war neben dem damals noch braunhaarigen Jimin gewesen. Er war der Einzige, der mich nicht komisch ansah, sondern sich mit einem Lächeln bei mir vorgestellt hatte. Doch ich hatte abgeblockt, wollte keinen an mich heranlassen. Freundschaften bedeuteten, dass man etwas mit den Leuten unternehmen musste. Das man sich Gedanken um sie machen musste. Dadurch würde meine freie Zeit draufgehen, welche ich eigentlich mit Schlafen verbringen würde. Aber Jimin hatte nicht aufgegeben. Den ganzen Tag über hatte er versucht mich anzusprechen, auch wenn ich jedes Mal keinen Ton von mir gab. Nach der Schule verschwendete ich nicht eine Sekunde. Ruckartig hatte ich den Klassenraum verlassen und spürte die Blicke auf mir, doch es war mir egal gewesen. Ich ignorierte sie und ging, nein rannte schon fast, nach Hause. Das es regnete, störte mich dabei nicht sonderlich. Naja, doch eigentlich schon, aber erst als ich vor meiner Haustür ankam und feststellen musste, dass ich meinen Schlüssel heute morgen auf der Kommode im Flur liegen gelassen haben musste. Seufzend hatte ich meinen Rucksack neben mich auf den Boden gelegt und setzte mich vor die Tür, welche zum Glück etwas überdacht war, so dass ich nicht komplett im Regen warten musste, bis meine Eltern von der Arbeit nach Hause kommen würden. Das hätte zwar noch ein paar Stunden gedauert, doch ich sah gerne dem Regen zu, beruhigte er mich immerhin meistens. Seufzend starrte ich auf die Straße, sah, wie Jemand durch den Regen eilte um nicht noch nasser zu werden, als das er es eh schon wurde. Als er mich erblickte, blieb er allerdings stehen. Erst als er mich anlächelte erkannte ich ihn - Jimin.
„Wohnst du hier?“ „Nein ich sitze gerne vor fremden Häusern du Held… Klar wohn ich hier!“, zischte ich, woraufhin er mich überrascht ansah. Lag eventuell daran, dass ich da das erste Mal mit ihm gesprochen hatte. „Und warum gehst du dann nicht rein? Es ist doch total kalt und nass…“ Gut, von dem Gedanken ihn schnell loszuwerden konnte ich mich wohl verabschieden. Aufgeben würde der auf keinen Fall, denn es waren nicht mal 30 Sekunden seid seiner Frage vergangen und schon saß er neben mir. Ich rückte natürlich ein Stück weg, wollte so viel Abstand wie nur möglich zwischen uns haben. „Hast du dich ausgesperrt? Wenn ja können wir zu mir gehen. Ich wohne direkt gegenüber.“, bekam ich nach einiger Zeit der unangenehmen Stille zwischen uns zu hören. Perplex hatte ich ihn angesehen. War das gerade wirklich sein Ernst? Wir kannten uns gerade mal ein paar Stunden! Wir waren uns noch vollkommen fremd. Doch irgendwie bezweifelte ich, dass ihn das störte… Rasch stand der Orangehaarige wieder auf, schnappte sich mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Aus unserem kleinen Vorgarten heraus, über die Straße bis zu seiner Haustür. Nachdem er aufgeschlossen und mich mit rein gezogen hatte, zog er sich seine Schuhe aus und ließ mich kurz im Flur stehen. Neugierig wie ich nun mal war sah ich mich um. Gut, Schluss mit den Witzen. Ich war überhaupt nicht neugierig. Ich interessierte mich eigentlich nur für mein eigenes Wohlergehen, doch das hieß nicht, dass ich meine Umgebung und meine Mitmenschen nicht im Auge behielt. Ich entdeckte ein paar Bilder, sah sie mir genau an. Auf vielen davon war Jimin zu sehen, glaubte ich jedenfalls, da es ihn, wenn er es denn war, als kleinen Jungen zeigte. Plötzlich räusperte sich Jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah in sein lächelndes Gesicht, wie er mir ein Handtuch hin hielt. Erst da bemerkte ich, dass er sich selbst auch eins genommen hatte, welches nun um seinen Hals lag. Kurz zögerte ich, doch nahm ich ihm schließlich das Handtuch ab, folgte ihm daraufhin in die Küche. Der Orangehaarige schnappte sich zwei Gläser, eine Flasche Wasser und ein paar Snacks, wobei er diese mir in die Hand drückte, und ging dann in sein Zimmer. Unschlüssig darüber was ich jetzt tun sollte folgte ich ihm einfach. Sein Zimmer war hell. Die ganzen Möbel da drin waren weiß und hatten hier und da ein paar schwarze Akzente, jedoch nicht zu viele. Ich blieb erstmal mitten im Raum stehen, bis Jimin neben sich auf sein Bett klopfte um mir zu signalisieren, dass ich mich neben ihn setzen sollte. Doch stattdessen schnappte ich mir seinen Drehstuhl an seinem Schreibtisch, schob diesen in seine Richtung und ließ mich darauf nieder. Perplex starrte er mich mit seinen braunen Augen an. Darauf gab ich allerdings nichts. Es war mir grundsätzlich egal was andere von mir dachten. Wir Beide waren gerade dabei uns mit Blicken zu durchbohren, als auf einmal Jimins Mutter in der Tür stand. Fragend sah sie mich an. Verständlich, da die kleine Frau mich noch nie zuvor gesehen hatte. Kurzerhand erklärte er es seiner Mutter, welche uns kurz darauf wieder allein ließ. „Hast du vielleicht Lust die Hausaufgaben mit mir zu machen?“ Ich und Hausaufgaben machen? Ha! Der war gut. Doch irgendetwas in mir konnte seinem Blick nicht widerstehen. Ich konnte mir einfach nicht erklären warum ich jetzt allen Ernstes meine Schulsachen holte und mit dem Karottenkopf meine Hausaufgaben machte. Da ich bis jetzt immer meine Schwierigkeiten in der Schule hatte und mit dem Stoff nicht zurecht kam, machte ich eigentlich nie meine Hausaufgaben. Warum auch? Es wäre eh falsch, egal was ich aufschreiben würde. Aber da ich gerade Jimin neben mir sitzen hatte, könnte ich rein theoretisch von ihm abschreiben. Er scheint den ganzen Kram wenigstens zu verstehen. Allerdings schien er zu bemerken, was ich vor hatte, denn er sah mich überrascht und gleichzeitig auch leicht schockiert an.
„Warum schreibst du ab? Verstehst du das etwas nicht? Bist du deswegen bei uns in der Klasse?“ Fragen über Fragen. Ich hasste es! Ich konnte es noch nie leiden wenn ich so sehr ausgefragt wurde oder generell im Mittelpunkt stand. Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe und endlich meinen Abschluss schaffen. War das denn zu viel verlangt? Und woher wusste er eigentlich, dass ich älter war als er? Sah ich etwa alt aus? Vorgestellt hatte ich mich ihm immerhin nicht! Jimin schien zu bemerken was in mir vorging, denn er begann auf einmal leicht zu kichern und erklärte mir schließlich, wie er darauf kam. Anschließend zeigte er mir noch, wie man unsere Hausaufgaben zu lösen hatte, bot mir sogar Nachhilfe an. Na toll. Noch mehr freie Zeit die schwinden würde… Nach unseren Hausaufgaben hatte ich meine Zweifel sogar überwunden und mich neben Karottenkopf gesetzt. Ich hatte ihn sogar aus Versehen so genannt. Zwar war er erst kurz beleidigt gewesen, konnte aber nach kurzer Zeit darüber lachen. Wir verbrachten doch wirklich den restlichen Nachmittag zusammen. Mein Fluchtinstinkt hatte auch einen Abflug gemacht. Ich wusste nicht was, doch irgendetwas an Jimin beruhigte mich, so dass ich gerne in seiner Nähe war. So kam es, dass er meine zweite Hälfte wurde. Mein ein und alles. Mein bester Freund. Kapitel 2: Drunk ---------------- Wir Beide hatten viel Zeit miteinander verbracht. Sehr viel sogar, eigentlich sogar fast täglich. Er hatte mich sogar seinen restlichen Freunden vorgestellt. Ich hatte zwar einen Moment gebraucht bis ich auftaute, doch kam ich super mit Ihnen zurecht. Selbst meine Noten litten nicht mehr so stark unter meiner chronischen Faulheit, da mir, sobald ich wieder einmal keine Lust zu irgendwas hatte, Jimin in den Arsch trat und mich förmlich zwang etwas für die Schule zu tun. Ihm hatte ich nach ein paar Wochen erzählt, dass ich bereits zwei mal sitzen geblieben war und dieses Schuljahr meine letzte Chance auf einen Schulabschluss war. Ich durfte hier jetzt auf gar keinen Fall versagen. Meine Eltern waren sowieso schon leicht mit mir auf Kriegsfuß, da sie eigentlich gedacht hatten dass ich, sobald ich meinen Abschluss hatte, auf eigenen Füßen stehen und ausziehen würde. Doch wohnte ich mit meinen 18 Jahren immer noch zu Hause, fiel meinen Eltern zu last, da ich auch nicht wirklich einen einfachen Charakter hatte. Oft trieb ich sie an die Grenzen ihrer Geduld und meist waren sie kurz davor mich auf die Straße zu setzen. Doch in letzter Zeit hatte das nachgelassen. Ich war gut gelaunt, lernte sogar freiwillig, wobei das Wörtchen freiwillig hier Interpretationssache war. Und das nur dank meines besten Freundes. Ich erzählte ihm auch das ich ursprünglich aus Daegu kam und meine Eltern es für besser hielten wenn ich die Schule wechsle. Sie glaubten wirklich das ich mit meinem Verhalten irgendjemanden beeindrucken wollte. Doch da lagen sie falsch - ich war einfach nur faul. Ich hatte so einige Dinge über Jimin erfahren. Zum Beispiel das er eigentlich aus Busan kommt und mit seinen Eltern hierher gezogen war, da sein Vater versetzt wurde. Hauptsächlich bekam ich von ihm ganz normale, alltägliche Dinge erzählt. Das, was mich am Meisten überraschte, bekam ich irgendwann durch Zufall mit. Eine Schülerin in einem Jahrgang unter uns hatte sich nach der Schule gesputet um Jimin und ungewollt auch mich, da wir immer zusammen nach Hause gingen, abzufangen. Sie erklärte ihm, dass sie einen ziemlich starken Crush in ihm gefunden hatte, mit ihm ausgehen wollte und all den ganzen anderen Mist. Karottenkopf hingegen lehnte all das ab, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Gut, er kannte sie nicht wirklich, aber sie war süß und was nicht ist kann ja noch werden, oder etwa nicht? Den restlichen Nachhauseweg gab er keinen Ton mehr von sich und ich hatte bemerkt, dass irgendetwas ihn belasten musste, weshalb ich ihm anbot mit zu mir zu kommen, unsere Hausaufgaben ausnahmsweise mal bei mir zu machen. Er hatte eingewilligt und sich in unserem Wohnzimmer auf die große Couch niedergelassen. Nachdem ich mich mit etwas zu Trinken für uns es neben ihm bequemmachte fragte ich ihn, was denn los sei. Er räusperte sich mehrmals, brauchte wohl einen Moment bis er wusste wie er anfangen konnte, ehe er es dann doch einfach so raushaute. „Ich hab sie abgewiesen, weil ich mich nicht für Frauen interessiere. Yoongi ich bin schwul…“ Meine Reaktion darauf war vielleicht ein bisschen zu klischeehaft. Doch da ich gerade dabei etwas zu trinken und mit dieser Information überhaupt nicht gerechnet hatte, verschluckte ich mich natürlich und röchelte kurz nach Luft. Abwartend sah er mich an. Ich hatte keine Ahnung wie man auf sowas reagierte. Sowas hört man ja immerhin nicht täglich. Der Blick des Karottenkopfes verfinsterte sich immer weiter, wurde immer trauriger. Dachte er wirklich, dass ich ein Problem damit hatte? Ja gut, meine Reaktion könnte darauf deuten, doch dem war nicht so! Ich wusste nur nicht, wie ich darauf reagieren sollte, das war alles. Jimin wendete seinen Blick von mir ab und ich konnte sehen, dass er wohl den Tränen nahe war. Ich musste dringend etwas unternehmen, also stelle ich mein Getränk zur Seite und zog Jimin zu mir, umarmte ihn kurz, obwohl das überhaupt nicht meine Art war. „Es ist alles ok Jiminie. Ich hab damit kein Problem…“, flüsterte ich ihm in sein Ohr und wurde lächelnd angesehen nachdem wir uns wieder voneinander lösten. Falls das überhaupt noch möglich war wurden wir Beide noch engere Freunde, war ich immerhin auch der Erste, der von seiner Orientierung erfahren hatte. Ok, zurück zum Zeitpunkt wo das mit mir und Jimin anfing kompliziert zu werden. Wir waren also auf Jins Party, ich hatte mich gerade neben Jimin auf die Couch gesetzt und wollte anfangen meine Lamb Scewers zu essen nachdem der Karottenkopf sich einen davon geschnappt hatte, als unsere Eomma, wie wir Jin gerne nannten, mit einer Dankesrede begann. Als er dann endlich das Buffet eröffnete konnte ich endlich anfangen mein Abendessen zu verspeisen ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Nach dem Essen verteilten wir uns in der ganzen Wohnung. Jin musste ständig von A nach B. Überall wurde nach ihm gefragt, so dass er keine freie Minute für sich oder für Namjoon hatte. Ob ich zu viel da hinein interpretierte? Vielleicht, but I don’t give a fuck. Die Beiden gehörten einfach zusammen, es passte einfach zu gut, so wie die Faust aufs Auge. Irgendwann hatte man mir eine Flasche Soju in die Hand gedrückt. Ich hatte zwar keine Ahnung, wer genau das war, doch mir sollte es egal sein, da ich gerne mal eine Flasche davon trank, es aber nie übertrieb. Ich wusste wo meine Grenze lag, anders als so manch Anderer. Wie zum Bleistift meine bessere Hälfte aka Jimin. Der vertrug nicht mal einen Tropfen, weshalb er sich etwa eine Stunde, nachdem ich meine erste Flasche Soju trank neben mich niederließ und begann sich an mich zu kuscheln.
„Alles ok bei dir Karottenkopf?“ Ich war jetzt nicht unbedingt so der Mensch, der Gefühle zeigte, aber bei ihm machte ich ab und zu mal eine Ausnahme. Jedoch passierte das so selten, dass er sich daran nicht gewöhnen konnte. Jedenfalls sah man ihm aber gerade an, dass es ihm alles andere als gut geht. Ich stellte meine Flasche Soju auf den kleinen Tisch vor mir und wendete mich daraufhin voll dem Karottenkopf zu. Immer wieder musste ich ihn einen Stück von mir wegdrücken. Ich wusste zwar, dass er nichts von mir wollte. Das hatte er mir damals direkt bei seinem Outing versichert und er meinte auch, dass ich überhaupt nicht sein Typ wäre. Doch irgendwie kam mir das gerade nicht so vor. Könnte aber auch eventuell am Alkohol liegen. Ich dachte mir, dass es wohl besser wäre wenn Jimin nach Hause käme, weshalb ich ihn erneut von mir wegdrückte und aufstand. Ich machte mich auf die Suche nach Jin und wurde dabei stets von Jimin verfolgt. Öfters war er schon irgendwo gegen gelaufen. Gott! Wie schlimm bzw wo würde das heute noch enden? Jin war nirgends auffindbar. Na toll - Wie löste ich das Problem jetzt am besten? Fast schon verzweifelt durchkämmte ich erneut die Wohnung, bis ich auf Hoseok traf. Ich erklärte ihm die Situation und das ich Jimin jetzt nach Hause bringen würde, was er bitte Jin erzählen würde. Ich verabschiedete mich von ihm und den restlichen hier Anwesenden, wünschte ihnen noch einen schönen Abend. Ich schnappt mir Jimin und zog ihn an seinem Handgelenk hinaus aus der Wohnung in die kalte Nachtluft. Es fröstelte mich kurz, bis mir von links her auf einmal warm wurde. Ein Blick in diese Richtung zeigte mir, dass sich der Karottenkopf erneut an mich kuschelte. Da es meiner Meinung nach eh keinen Sinn mehr hatte Abstand zwischen uns zu bringen, ließ ich das Ganze jetzt nun über mich ergehen und machte mich auf den Weg in unsere Straße. Dort angekommen zerrte ich Jimin schon vor seine Haustür und wollte gerade gehen, als er anfing zu kichern. Verwirrt drehte ich mich wieder zu ihm. Er erklärte mir das er seine Schlüssel bei Jin hatte liegen lassen. Kurz überlegte ich und ergriff ihn dann wieder am Handgelenk. Gerade als wir über die Straße gingen passierte das, was ich eigentlich nicht miterleben wollte. Mir war klar, dass das passieren wollte, doch wollte ich bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon in meinem Bett liegen. Auf der Straße lagen nun die Reste von Jimins Abendessen und wenn ich mich nicht verguckt hatte, war ein kleiner Teil davon auf Jimins Pullover gelandet. Das Ganze wurde immer schlimmer und um dies zu vermeiden nahm ich ihn jetzt mit rüber zu mir. Meine Eltern waren das Wochenende über nicht da. War auch besser so, da sie, oder eher gesagt meine Mutter, nicht gerne sahen, wenn ich was trank. Der Grund dafür möchte ich jetzt hier an dieser Stelle nicht erwähnen. Ein andern Mal vielleicht. Auf jeden Fall zwang ich Jimin als erstes sein Oberteil auszuziehen, nachdem wir im Haus waren. Immer wieder hörte ich ihn kichern. Ich hatte genau deshalb etwas Abstand zwischen uns gebracht, gerade weil er vorhin auch so anhänglich war. Ich merkte, wie auch mir so langsam der Alkohol zu Kopf stieg. Schnell suchte ich zwei Aspirin und holte uns Beiden eine Flasche Wasser. Wenn ich jetzt nichts unternahm würde ich das morgen noch bereuen und den ganzen Tag von Kopfschmerzen geplagt werden. Ich suchte das ganze Erdgeschoss ab, konnte Jimin aber nirgends finden, weshalb ich oben weitersuchte. Was ich da sah, ließ mich die Packung mit den Kopfschmerztabletten fallen lassen. Jimin lag in meinem Bett und hatte nichts aus seine Boxer an. Nervös legte ich ihm eine Tablette hin und ließ ihm die Wasserflasche da. Ich würde mir einfach eine neue holen gehen und diese Nacht auf der Couch schlafen. Ja, das wäre das Beste… Auf keinen Fall hätte ich damit gerechnet, dass Karöttchen noch dazu in der Lage ist, doch er ergriff mich an meinem Unterarm und zog mich zu sich aufs Bett. Er drückte mich regelrecht in die Matratze und legte sich halb auf mich. „Möchte nicht allein sein… Lass mich nicht allein…“, nuschelte er und kuschelte sich an mich. Na super… Womit hab ich das nun wieder verdient? Plötzlich merkte ich wie Jimins Hände auf Wanderschaft gingen. Damit, dass er mit mir kuschelte, hatte ich mich ja schon abgefunden, doch das ging überhaupt nicht. Hastig schlug ich ihm auf die Hände, woraufhin er seine Hände wieder zu sich nahm. Er war nur mein bester Freund und dabei sollte es eigentlich bleiben. Naja, irgendwann setzte sich der Karottenkopf auf mich drauf und begann allen ernstes mit einer bestimmten Bewegung. War das hier gerade wirklich sein Ernst? Ich setzte mich rasch auf, bedachte nicht, dass das ein Fehler war. Ein sehr großer sogar. Ich war seinem Gesicht nun sehr nahe… zu nahe! Doch bevor ich irgendwas hätte tun können ergriff er mein Gesicht und zog mich zu sich, legte seine Lippen anschließend auf meine. Ich schmeckte Alkohol und noch etwas Anderes, doch das will ich jetzt hier nicht erwähnen. Fordernd bewegte er seine Lippen gegen meine. Ich wollte abblocken, doch durch meinen Alkoholkonsum vergaß ich irgendwie meine Zweifel und begann den Kuss zu erwidern. Ich drängte meine Zunge schon in seinen Mund, umspielte seine. Wir machten einige Minuten so weiter, bis seine Hände erneut auf Wanderschaft gingen, sogar unter meinem Hoodie verschwanden. Ich ließ es dieses Mal sogar zu, genauso als er begann an meinem Oberteil zu zerren und es mir schließlich auszuziehen. Irgendwann trugen wir nichts Anderes mehr als unsere Boxer. Ich hatte inzwischen bemerkt, dass er und ich einen Harten hatten, obwohl ich eigentlich bis dahin dachte, dass ich A-Sexuell sei. Nie hatte ich mich für so einen bescheuerten Kram wie Liebe und Romantik interessiert, geschweige denn jemals eine Beziehung zu führen. Und nun saß ich hier mit Jimi auf mir, küsste ihn ständig wobei er begann mich zu reiten. Würde ich heute noch mehr verlieren als meinen ersten Kuss? Kapitel 3: Explanation ---------------------- Ich muss sagen ich hatte diese Nacht nicht meine Unschuld verloren… Jimin war allen Ernstes mit einer riesen Latte auf mir eingeschlafen. Als ich das bemerkt hatte konnte ich nicht anders als loszulachen. Das musste ich mir dringend merken. Damit kann ich ihn bestimmt ärgern. Aber natürlich nur wenn wir unter uns waren. Niemand sollte davon wissen, war ich mir immerhin nicht mal über meine eigene Orientierung sicher. War das Ganze jetzt nur wegen dem Alkohol passiert oder stand ich im Heimlichen doch auf Schwänze? Oder vielleicht sogar auf Beides? Ach, keine Ahnung. Ich wollte mir darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Das würde mir nur Kopfschmerzen bereiten und die würde ich morgen wahrscheinlich sowieso haben, hatten wir beide immerhin keine Aspirin genommen.
Vorsichtig schob ich Jimin von mir runter und legte ihn neben mich. Nachdem ich uns Beide zugedeckt und mich von ihm weggedreht hatte, dauerte es nicht lange, bis ich etwas knapp unter meinem Arsch spürte. Karottenkopf hatte sich wirklich im Schlaf an mich gekuschlt. Seufzend gab ich es auf. Mehr Abstand würde ich eh nicht zwischen uns bringen können, also ließ ich es gut sein. Ich brauchte nicht lange, bis ich eingeschlafen war, doch war ich am nächsten morgen hellwach. Jimin lag nicht mehr neben mir… Die Kopfschmerzen ignorierend stand ich auf und suchte das ganze Haus ab. Unten auf dem Wohnzimmertisch wurde ich dann fündig. „Hey Yoongi, Danke für gestern. Wir sehen uns Montag in der Schule ;) ~ Karottenkopf“ Tze. Wagt der es einfach abzuhauen. Wobei er uns Beiden damit nur eine peinliche Situation ersparte. Eine sehr Peinliche sogar. Doch ich war der Meinung das wir darüber hätten reden müssen. Das hätte uns zumindest eine weitere blöde Situation erspart. Die ganze Woche über versuchte ich mit ihm zu reden, doch entweder war Taehyung in unserer Nähe und somit in Hörweite oder er flüchtete vor mir. Irgendwie bekam ich das Gefühl, dass Karottenkopf das Ganze wohl in den falschen Hals bekam und jetzt etwas hinein interpretierte, was da nun mal nicht war. Jetzt musste ich erst recht mit ihm reden, bevor noch unsere Freundschaft daran zerbricht. Also wartete ich bis Freitag Nachmittag. Jimin war nach der Schule direkt nach Hause gegangen, ohne auf mich zu warten. Die ganze Woche schon liefen wir Beide getrennt zur Schule und auch nach Hause. Doch so würde mein Plan wahrscheinlich aufgehen. Ich ging nicht wie sonst auch zu mir, sondern direkt zu ihm nach Hause. Nachdem ich geklingelt hatte, öffnete mir seine Mutter freudenstrahlend, war sie es immerhin gewöhnt, dass ich meist das ganze Wochenende in ihrem Haus verbrachte. Und da sie mich nun hinein und zum Mitessen bat, konnte Jimin schlecht vor mir flüchten. Und selbst wenn, seine Mutter würde es bemerken und ich bezweifle, dass er das möchte. In ihren Augen war er die Unschuld in Person, obwohl er mir letzte Woche das Gegenteil bewiesen hatte. Es gehörte schon einiges dazu, wenn man Jemanden der eigentlich von sich dachte er sei A-Sexuell geil macht. Karottenkopf hatte dafür echt Talent. Naja, zurück zum Thema. Nach dem Essen gingen wir in sein Zimmer. Zwischen uns herrschte eine unangenehme Stille, da ich nicht so wirklich wusste, wie ich damit anfangen sollte und Jimin hatte sowieso schon die ganze Woche mit mir kein Wort gewechselt. „Jimin... Das zwischen uns war-“ „Nein... schon gut. Ich hatte nur gedacht ich würde mein erstes Mal in Erinnerung behalten und das ich es nicht mit dir tun würde...“ Warte, was?! Er dachte also wirklich, dass zwischen uns Beiden was gelaufen wäre... Oh das wird noch lustig. „Dafür, dass du sowas zum ersten Mal gemacht hast warst du gar nicht so schlecht Karottenkopf.“, grinste ich und sah, wie mein Plan aufging. Mit hochrotem Kopf wurde ich schockiert angesehen und musste mich stark zurückhalten nicht laut loszulachen. „Yoongi wirklich, ich wollte nicht, dass ich es mit dir tue. Vor allem nicht unter Alkoholeinfluss...“ Beleidigt drehte er sich weg und schmollte nun. Ich jedoch konnte nicht mehr und fing an laut zu lachen. Ich lachte so stark, dass ich dadurch schon Bauchschmerzen bekam. Jimin kam auf mich zu und schmiss sich schließlich auf mich. Zwischen uns entstand eine kleine Rangelei in der die beleidigte Leberwurst immer wieder wissen wollte, was so lustig sei. Als ich mich wieder beruhigt hatte, versuchte ich ernst zu bleiben, was bei seinem Gesichtsausdruck gar nicht mal so leicht war. Ich wischte mir meine imaginären Tränen weg und setzte mich auf sein Bett. Dieses Bett war himmlisch. So schön bequem, doch ich schweife erneut vom Thema ab. „Jimin zwischen uns Beiden lief nichts. Du bist vorher eingeschlafen. Mehr als knutschen war da nicht.“, erklärte ich ihm noch leicht außer Puste durch meinen Lachanfall, wodurch sein Gesichtsausdruck von finster, was urkomisch aussah, zu erleichtert wurde. „Yoongi, du bist ein Arsch. Aber das erklärt warum du nicht gehinkt hast.“ „Wow wow wow. Wenn hier einer von uns Beiden Bottom wäre, dann du. Als ob ich unten liegen würde. Da muss schon dein Arsch herhalten.“ Wir diskutierten noch ein paar Minuten darüber, wer denn wohl bei uns Zwein unten liegen würde, bis Jimin auf die wohl bescheuerteste Idee des Jahres, nein des Jahrhunderts, kam. „Wieso probieren wir das nicht mal aus? Dann sehen wir ja, wer von uns dominanter ist.“, grinste er und brachte mich damit vollkommen aus meiner wohlgewahrten Fassung. Mein Blick verfinsterte sich, ehe ich ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf verpasste. Ich erklärte ihn gerade offiziell für komplett durchgeknallt, wodurch er nur noch mehr grinsen musste. Mittlerweile warf er mir schon vor, ich sei ein Angsthase. Das konnte und wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Nie im Leben! Also musste ich das wohl versuchen. Doch fragte ich mich, ob wir so dann überhaupt noch Freunde sein könnten. Ich will unsere Freundschaft nicht nur für ein bisschen Spaß oder die eventuelle Chance auf eine Beziehung wegwerfen. Ich war mir nicht sicher, ob er sich das richtig überlegt hatte. Es stand immerhin viel auf dem Spiel. „Wir konnten ganz normal anfangen uns zu daten. So wie zwei, die sich gerade erst kennengelernt haben. Dann sehen wir ja, ob das was zwischen uns wird.“ Kapitel 4: Embarrassed ---------------------- Warum genau ich eingewilligt hatte, konnte ich mir nicht erklären. War ich nun bescheuert geworden? Ich hielt es nach wie vor für eine blöde Idee, mit Karottenkopf auszugehen, aber wir standen jetzt schon vor dem Café und gingen gerade hinein. Seit meinem Aufklärungsgespräch vor knapp einer Woche verhielten wir uns wieder wie früher, mit der Ausnahme, dass ich nicht mehr so oft zu Jimin hinüber ging. Ich wollte ihn nicht meiden. Ok, ja doch irgendwie, aber ich wollte dennoch etwas mit ihm zu tun haben. 
Im Café setzten wir uns auf meinen Wunsch hin in die hinterste Ecke, da wir dort ungestört sein konnten. Würde uns jetzt Jemand aus unserem Squad sehen, würde er wohl denken, dass wir ganz normal freundschaftlich hier wären, doch dem war nicht so. Wir hatten gerade wirklich ein Date. Na ja eigentlich waren wir ja nur hierher gekommen, um unsere Zeit bis zum Start des Films zu überbrücken. Ja richtig, wir werden heute ins Kino gehen. Das alles war die Idee des Karottenkopfes gewesen und ich hatte nur unter einer Bedingung zugestimmt. Ich durfte den Film aussuchen. Auf keinen Fall würde ich mit ihm in irgend so einen Schnulzenfilm mit Angelina Jolie oder Brad Pitt gehen. Nein! Niemals! Ich wusste, dass er solche Filme liebte, besaß er ja zahlreiche von diesen. Ich hatte ihn im ersten Moment dafür ausgelacht. Ich war eher der Mensch, der sich Horror- und Actionfilme reinzog. Dementsprechend sah auch meine DVD-Sammlung aus. Auch wenn ich vielleicht nicht danach aussah, so liebte ich es mich irgendwo mit Knabberkram in der Hand hinzupflanzen und einen meiner Lieblingsfilme zu schauen. Es kombinierte ja auch noch meine zwei Lieblingstätigkeiten - Schlafen und Essen. Ich schlief wirklich fast immer ein, wenn ich einen Film sah. War wohl so eine bescheuerte Angewohnheit von mir. Ich wurde von der Kellnerin aus meinen Gedanken gerissen und bestellte mir daraufhin einen Cappuccino. Jimin hingegen trank keinen Kaffee und bestellte deshalb einen Kakao. Mir persönlich war sowas ja eher zu süß. Ich trank meinen Kaffee auch immer ohne Zucker. Sonst eigentlich auch immer schwarz, doch heute hatte ich ausnahmsweise mal keine Lust darauf. Keine fünf Minuten später hatten wir unsere Getränke. Während ich trank und mir leicht die Zunge dabei verbrannte, da ich Held vergaß, dass das Zeug scheiße heiß ist, beobachtete ich, wie Karottenkopf immer wieder auf die Uhr sah. So nervös war er also. Dabei war eigentlich nichts anders als sonst. Wir waren wie immer. Jedenfalls sah ich das so. Nachdem wir unsere Tassen gelehrt hatten und ich bezahlt hatte, ja ich ließ heute mal den Gentleman raushängen, gingen wir zum Kino und holten unsere Karten, welche ich ebenfalls bezahlt hatte. Ich konnte sehen, dass Jimin das überhaupt nicht gefiel, weshalb ich mich breit schlagen ließ, dass er wenigstens die Snacks bezahlen durfte. Karottenkopf hatte nicht mitbekommen, welchen Film ich ausgesucht hatte und innerlich hoffte ich, dass er nicht all zu schreckhaft sei und sich während des Films nicht an mich kuschelte oder sonst etwas in die Richtung. Ob das Ganze jetzt ein Klischee war? Der, der keine Schnulzen mag, zieht sein „Date“ mit in einen Horrorfilm? Könnte sein, doch mir war es egal. Wir suchten uns unsere Plätze, ließen uns darauf wie ein altes Ehepaar erschöpft fallen. Dadurch, dass es gerade erst mal Nachmittag war, war der Saal schön leer. Hier und da saßen ein paar Leute, doch es war eine überschaubare Menge. Zusätzlich hieß es, dass der Film auch noch nicht ganz so gut sein sollte. Aber das war mir weiterhin lieber als irgendein romantischer Film. Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Werbung endlich zu Ende und der Streifen begann endlich. Jimin starrte gespannt auf die Leinwand, während ich mich gähnend zurücklehnte. Der Film lief gerade mal eine halbe Stunde und ich war kurz davor einzuschlafen, bis plötzlich Jemand meine Hand ergriff. Verwundert sah ich rüber zu ihm. Gut, es überraschte mich nicht, dass er Angst hatte, aber ich war definitiv der Falsche um Trost zu suchen. Im Gegenteil. Ich versetzte Leute lieber weiter in Angst und Schrecken. Doch ich brachte es nicht übers Herz ihm so etwas anzutun. Also ließ ich es über mich ergehen. Es war schon irgendwie süß. Jimin hatte so süße kleine Hände. Würde ich meine Eigenen auf seine legen, so würde man seine nicht mehr sehen. Meine waren größer als seine. Und noch ein Beweis, dass ich zwischen uns derjenige wäre, der Top ist. Aber warum dachte ich eigentlich darüber nach? Zwischen uns war nichts und ich bezweifelte auch, dass da jemals etwas sein würde. Seine kleine Hand verschwand, aber dafür klammerte er sich wenige Sekunden später an meinen Arm. Perplex starrte ich ihn und zog ihn zu mir, damit ich nicht so laut reden musste. „So schlimm ist das jetzt auch nicht. Man sieht, dass es Kunstblut ist. Und außerdem ist das nur Fiktion Karottenkopf.“ „Du sollst mich doch nicht immer so nennen...“, schmollte, lächelte aber kurze Zeit später. Wie es scheint konnte ich ihn etwas beruhigen, dennoch ging er gerade auf Kuschelkurs mit meinem Arm. Seufzend versuchte ich noch etwas Abstand zu halten und mich auf den restlichen Film zu konzentrieren. Gut, dieser Film war weder gut noch schlecht. An den Effekten hätte man meiner Meinung nach noch etwas arbeiten können, da sie ab und zu etwas zu künstlich aussahen. Nun liefen wir Beide nach Hause, Jimin ein kleines Stück vor mir. Es war Still zwischen uns Beiden, doch war es eine angenehme Stille. Jeder von uns Beiden ging seinen eigenen Gedanken nach, bis wir schon in unserer Straße angekommen waren. Hatte ich bereits erwähnt wie praktisch es war, dass wir in derselben wohnten? Wir blieben vor Jimins Haustür stehen. Erneut sagte keiner von uns auch nur ein Wort, doch nun war es mir irgendwie unangenehm, weshalb ich die Stille unterbrach. „Also dann. Man sieht sich.“, verabschiedete ich mich und wollte gerade gehen, als er mich festhielt. „So beendet man kein Date. Das solltest du nochmal üben Hyung.“, grinste er und küsste mich auf die Wange. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesucht stieg und versuchte dies zu unterdrücken. „Ich komm morgen vorbei und dann machen wir die Hausaufgaben zusammen, ja?“ Und somit ließ er mich allein. Er wollte vorbeikommen? Zu mir? Fuck. Kapitel 5: Control ------------------ Nachdenklich schloss ich meine Haustür auf. Wenn Jimin morgen hierher kommen würde, so hatte ich ein dezent kleines Problem. Meine Eltern waren inzwischen zuhause, so dass sie natürlich mitbekamen, wie ich die Tür wieder schloss, nachdem ich eingetreten war. Direkt schoss meine Mutter um die Ecke, ließ mir nicht mal Zeit zum Atmen und bombardierte mich direkt mit Fragen.
„Wo warst du? Warum bist du nicht ans Handy gegangen? Warum sagst du mir nie Bescheid, wenn du weggehst?“, und so weiter. Ich hasste es, wenn sie immer so auf besorgt tat. Ich war immerhin schon 18 und kein kleines Kind mehr.
„Kino. Gehört sich dort nicht. Ich bin alt genug.“, antwortete ich ihr knapp und wollte in mein Zimmer gehen, doch nun kam auch noch mein Vater dazu, wobei ich ihm ansah, dass er wohl schon eine Zeit lang zu Hause war. Ich roch es immerhin und man sah es ihm auch schon leicht an. Er hatte wieder getrunken. Noch ein Grund, warum ich dringend in mein Zimmer sollte. Ich wollte so nicht mit ihm Zeit verbringen. Dafür gab es immerhin genug Gründe. „Mit wem warst du im Kino? Hast du endlich wen für dich gefunden und behauptest nicht mehr, dass du dich für sowas nicht interessierst?“ Damit meinte er natürlich mein Liebesleben und meine Asexualität. Meiner Meinung nach ging ihn das nichts an. Generell ging das keinen was an. Der Einzige, der dafür in Frage käme, wäre Jimin. Doch da wir uns gerade dateten und ich eigentlich nicht wollte, dass zwischen uns was lief, ließ ich auch ihn vorerst im Unwissenden. Ihn gänzlich ignorierend ging ich an ihm vorbei, entkam somit endlich meinen Erzeugern und schloss meine Zimmertür hinter mir ab. Ich wollte jetzt ungestört über die Situation mit dem Karottenkopf gerade nachdenken. Warum war ich eigentlich so rot geworden? So schlimm war ein Kuss auf die Wange jetzt immerhin auch nicht und es ist ja auch nicht so, dass wir uns noch nicht richtig geküsst hatten… Bei der Erinnerung daran konnte ich spüren, wie meine Röte in mein Gesicht zurückkehrte. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, um darüber nachzudenken. Eher musste ich mir etwas wegen morgen überlegen. Ihn einfach ignorieren kam überhaupt nicht in Frage, würde ich es auch gar nicht übers Herz bringen. Ja, auch ich konnte mal nett sein. Auch ich besaß eine softe Seite, die ich aber nicht all zu oft zeigte. Bisher war Jimin auch der Einzige, der diese Seite zu Gesicht bekam. Zu Taehyung oder dem Rest unseres Squads war ich nie so. Eine andere Möglichkeit wäre meine Eltern irgendwie auszuquartieren, doch dafür fehlten mir die Ideen beziehungsweise die Möglichkeiten. Es war zum Haare raufen! Egal, welche Idee mir kam, ich verwarf sie wenige Sekunden später wieder. Jimin sollte nicht mit meinen Eltern reden oder sie sehen. Ich wollte das nicht. Ich mochte meine Eltern zwar, doch konnten diese unerträglich sein wenn sie wollten, besonders mein Vater. Ich weiß, das klingt jetzt so, als ob mein Leben eine billige Seifenoper wäre, doch ich rede hier nicht von irgendeiner TV-Produktion, sondern von der Realität! In meinem Gedanken bekam ich gar nicht mit, wie ich so langsam aber sicher in das Land der Träume abdriftete. Am nächsten morgen, oder eher mittag, sah ich direkt in Jimins Gesicht, nachdem ich aufgewacht war. Ich musste wohl noch träumen. Karottenkopf saß da in Wirklichkeit nicht. Mein Unterbewusstsein wollte mir nur einen Streich spielen. Doch als ich die Augen wieder öffnete, saß er immer noch da. Vorsichtig stupste ich ihn gegen die Stirn, nachdem ich mich in meinem Bett aufgesetzt hatte. „Na Dornröschen? Auch endlich mal wach?“ Hatte er mich gerade wirklich so genannt? Vor meinem inneren Auge sah ich die Story vor mir. Wenn ich mich recht erinnere, so wurde Dornröschen mit einem Kuss von einem Prinzen aus dem Schlaf geweckt. Sollte das heißen, dass er mich geküsst hatte? Ich riss meine Augen auf und schmiss auf Jimin, der ebenfalls auf meinem Bett saß. „Das hast du nicht gemacht!“ „Was meinst du?“, grinste er wissend, wie sehr er mich damit aufzog. Dieser Idiot. Grummelnd schnappte ich mir meine Schulsachen und machte mit ihm jetzt meine Hausaufgaben. Immer wieder wanderte mein Blick von selbst zu dem Orangehaarigen, doch sobald ich dies merkte, wendete ich mich wieder ab. Allerdings schien er das mitzubekommen, da er seine Unterlagen weglegte und mich grinsend ansah. „Ist Dornröschen etwa Jemand nervös?“ Gut, das musste die Rache dafür sein, dass ich ihn dauernd Karottenkopf nannte. Doch bevor ich überhaupt etwas hätte sagen können, stand meine Mutter plötzlich in der Tür. Sie trug mal wieder einen langen Pullover und wusste genau, was das bedeutete. Es hätte mir gestern Abend schon klar sein müssen.
Mein Vater hatte etwas getrunken und meine Mutter versuchte wieder die Spuren zu verdecken, damit ich auch ja nichts mitbekam. Doch sie wusste nicht, dass ich dies schon selbst an meinem eigenen Körper erfahren musste. Zwar war es bei mir nicht so schlimm gewesen wie bei ihr immer, dennoch musste auch ich es immer verstecken. Aber zum Glück hatte er bei mir aufgehört. Nur noch meine Mutter litt unter ihm. Meine Mutter erklärte mir, dass sie mit meinem Vater jetzt einkaufen fahren würde. Sie fragte mich, ob ich irgendetwas benötigte. Ja, das tat ich, aber das konnte man nirgends kaufen. Selbstbewusstsein war momentan leider nicht im Sonderangebot. Ich verneinte ihre Frage und schon ließen meine Eltern uns alleine. Ich war alleine. Mit Jimin! „Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?“, grinste er und kam mir näher. Zu nah für meinen Geschmack. Ich versuchte etwas Abstand zu wahren, doch sobald ich mich etwas entfernt hatte, holte er das Stück direkt wieder auf. Da ich immer noch versuchte vor ihm zu flüchten, drängte er mich so lange zurück, bis ich die Wand meines Zimmers an meinem Rücken spürte. „Lass mich bitte kurz etwas ausprobieren…“, flüsterte er und überbrückte meinen wohlgewahrten Abstand. Erst war es nur ganz leicht, doch nach wenigen Sekunden spürte ich seine Lippen richtig auf meinen. Es blieb zum Glück nur bei diesem einen Kuss, da ich ihn direkt von mir stieß. Verwirrt musterte er mich, wobei ich mein Gesicht möglichst zu verstecken versuchte. Mir war das so peinlich, was meine Röte noch weiter verstärkte. Ich stand auf und ließ mich auf meinem Bett nieder. Ich hatte mich eigentlich gefreut, da meine Eltern heute mal keine Probleme machten und dann passierte sowas. Verstand er denn nicht, das ich unsere Freundschaft nicht zerstören wollte? Kapitel 6: Continue ------------------- „Ist alles ok bei dir?“, fragte mich Jimin besorgt und setzte sich neben mich, legte behutsam einen Arm um mich, welchen ich direkt von mir schob. Ich wusste nicht, wie ich ihm noch deutlicher machen konnte, dass ich nichts weiter als Freundschaft von ihm wollte. Die Nacht nach Jins Geburtstag war ein Ausrutscher und wäre ohne den Alkoholeinfluss wahrscheinlich auch gar nicht passiert. Immer wieder sprach er mich an, versuchte Kontakt zu mir aufzunehmen, doch ich blockte immer wieder ab. Jetzt gerade in diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr als meine Ruhe. „Ich glaub es ist besser, wenn ich jetzt gehe…“, murmelte Jimin, stand auf und nahm seine Sachen, ehe er schließlich verschwand, mich allein ließ. Frustriert schmiss ich meine Schulsachen in die nächste Ecke. War es das jetzt? Hatte ich nun dafür gesorgt, dass mein bester Freund nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Ich vergrub mich in meiner Decke, nachdem ich mich auf mein Bett fallen gelassen hatte. Nachdenklich versuchte ich noch etwas zu schlafen, doch daraus wurde nichts, dank eines gewissen Karottenkopfes. Am nächsten Montag dann ließ ich mich hundemüde auf meinen Platz neben Jimin fallen, würdigte ihn aber keines Blickes. Selbst Taehyung ließ mich in Ruhe, obwohl er sonst jeden Montag, beziehungsweise jeden Schultag, versuchte mich zusammen mit Jimin aufzumuntern und wach zu halten, doch heute würde daraus nichts werden. Und als wäre die Tatsache, dass es Montag war, nicht schon schlimm genug, ging unser „liebenswertes“ Klassenmonster durch die Reihen und kontrollierte die Hausaufgaben. Ob ich meine gemacht hatte? Natürlich nicht. Nach der Sache mit Jimin war ich zu sehr durch den Wind gewesen, um auch nur überhaupt an etwas Anderes denken zu können. Er geisterte mir seit dem Wochenende in meinen Gedanken herum. Jedenfalls war das Klassenmonster gerade eine Reihe vor uns als ich zwei Zettel vor mich gelegt bekam. Ich starrte auf die kleine Hand, die dies getan hat, verfolgte sie mit meinem Blick zu ihrem Besitzer, wobei ich genau wusste, wem sie gehörte. Nur eine Person in meiner Klasse hatte so kleine Hände. Bevor ich den Karottenkopf allerdings fragen konnte, warum er das getan hatte, stand unsere Lehrerin schon vor uns. Zuerst kontrollierte sie mich und dann ging sie weiter zu Jimin. Ich sah in erschrocken an, als er sagte, dass er sie nicht gemacht hatte. Das wäre das erste Mal, seit dem ich ihn kenne. Selbst Taehyung sah ihn überrascht an. „Da dass das erste Mal in deiner kompletten Schullaufbahn ist, dass du sie nicht hast Jimin, werde ich nochmal ein Auge zu drücken. Aber lass das bitte nicht zur Gewohnheit werden, ja?“ Jetzt sah die ganze Klasse zu uns, alle genauso überrascht wie ich. Dann hatte er mir gerade also wirklich seine Eigenen gegeben, damit ich keinen Ärger bekam? Oh fuck. In der Pause dann ergriff ich ihn direkt am Handgelenk und zog ihn mit mir mit, raus aus der Menge. Ich konnte noch hören, wie Taehyung uns etwas hinterher rief, doch ich hatte ihm nicht zugehört. Gerade hatte ich etwas wichtigeres zu tun. An meinem Ziel, der hintersten Ecke des Pausenhofs, angekommen, entließ ich ihn aus meinem Griff und stellte ihn sofort zur Rede. „Warum hast du das gemacht? Ich hätte den Ärger bekomme sollen und nicht du!“ Einige Sekunden lang kam gar nichts. Er starrte mich nur mit seinen braunen Augen an, bis er auf einmal begann leicht zu lächeln. „Naja, es ist ja irgendwo meine Schuld, dass du die Hausaufgaben nicht hattest. Und außerdem kann ich mir das eher leisten als du. Sieh es als eine Art Entschuldigung für mein Verhalten am Samstag.“ Es herrschte Stille zwischen uns. Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, überforderte es mich immerhin komplett, dass er sowas für mich tat. Und dann noch aus diesem Grund! „Ich glaube auch, dass du Recht hattest. Wir sollten das mit Uns lassen. Ich will dich nicht als Freund verlieren Yoongi...“, flüsterte er noch, ehe er sich von mir abwendete und ging. Ich könnte schwören, dass ich sah, wie er stark mit sich kämpfte um nicht eine Einzige seiner aufkommenden Tränen freien Lauf zu lassen. Irgendetwas in mir schrie förmlich, dass ich ihn aufhalten sollte, ihn fest an mich drücken sollte. Doch ich kam nicht von der Stelle. Erst das Schulklingeln brachte mich dazu, einen Fuß vor den Anderen zu setzen. Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Ich war gerade auf den Weg nach Hause, ohne Jimin, da er früher nach Hause gegangen ist, weil es ihm nicht gut ging, wobei das mein Verdienst war, als ich eine Nachricht von Namjoon bekam. Er schrieb mir, dass wir uns später bei Hoseok treffen, da er wohl irgendwelche Neuigkeiten für uns hätte. Ich packte mein Handy wieder weg und ging weiter nach Hause. Dort angekommen aß ich kurz etwas und setzte mich anschließend an meine Hausaufgaben. Die, der letzten beiden Stunde machte ich doppelt, aber nicht etwa zum Spaß, nein. Als ich fertig war schnappte ich mir noch eine Tüte meiner und zufälligerweise Jimins Lieblingschips und ging rüber zu ihm. Ich klingelte und es dauerte auch nicht lange bis seine Mutter mir öffnete. Lächelnd ließ sie mich eintreten ohne das ich etwas hätte sagen müssen und ich tappste hoch zu seinem Zimmer. Vorsichtig klopfte ich an und man konnte ein gedämpftes Ja vernehmen. Also trat ich ein und wurde überrascht angesehen. Schweigend ließ ich mich neben ihn auf seinem Bett nieder, öffnete die Tüte Chips und hielt sie ihm hin. Still dankte er mir und nahm sich ein Paar. Wir saßen einige Minuten einfach nur da, bis ich ihm stumm die Blätter mit den von mir gemachten Hausaufgaben hinhielt. „Du hast freiwillig Hausaufgaben gemacht? Wer bist du und was hast du mit Yoongi gemacht?“, scherzte er und begann zu lachen. Da war er wieder. Der gute alte Karottenkopf. Auch ich musste grinsen. Ich war froh, das die Sache mit uns Beiden nicht zwischen uns stand. Irgendwann legte Jimin seinen Kopf auf meine Schulter und begann sich an mich zu kuscheln. Normalerweise würde ich ihn von mir schieben, doch warum auch immer ließ ich ihn einfach machen. Es störte mich nicht sonderlich. Behutsam strich ich seine Seite entlang. Irgendetwas in mir wollte ihn vor all dem Unheil da draußen beschützen. Ok, ich verstand mich gerade selber nicht. Was war nur los mit mir? So war ich doch sonst auch nicht. „Jimin? Weißt du eigentlich, warum ich dich anfangs nicht daten wollte?“ „Weil ich nicht dein Typ bin.“, antwortete er leise, blieb weiterhin nah an meiner Seite. „Nein. Ich hatte nur Angst, dass ich dich als meinen besten Freund verliere, wenn das mit uns nicht klappen sollte...“ Jimin entfernte sich von meiner Schulter und sah mich perplex an. „Soll das etwa heißen wenn wir keine Freunde wären du mich daten würdest?“ Ich antwortete ihm nur mit einem Schulterzucken, so dass er erneut leicht zu lächeln begann. „Wie wäre es, wenn wir das einfach nochmal probieren? Natürlich nur wenn du willst Pfefferminzbonbon.“ Kapitel 7: Moonlight -------------------- Stumm lief ich neben ihm her. Momentan waren wir auf dem Weg zu Hoseok und waren bereits spät dran, weshalb wir einen schnellen Gang hatten. Ich war kurz davor zu klingeln, nachdem wir natürlich angekommen waren, als Jimin meine Hand festhielt, mich daran hinderte. Fragend sah ich ihn an, doch er hatte nur ein Grinsen auf den Lippen. „Danke für heute. Du hast meine Laune echt aus den absoluten Tiefen gerettet.“, erklärte er, ehe er mich auf die Wange küsste und anschließend klingelte. War das gerade wirklich passiert? Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht schoss, wobei die Tür geöffnet wurde und Jin uns fragend ansah, gleich nachdem er uns eine Standpauke darüber gehalten hatte, dass wir zu spät waren. Typisch Jin. Er war und wird auch immer unsere Eomma bleiben. Hoseoks Wohnung war nicht sonderlich groß, jedoch hatte er genug Platz. Doch sobald wir mal bei ihm aufkreuzten wurde es schon ziemlich eng, weshalb wir meistens, wenn wir uns trafen, dies bei Jin und Namjoon taten. Dadurch, dass wir auch so viele Menschen für diese eine Wohnung waren, war die Anzahl der verfügbaren Sitzplätze sehr gering. Und da Jimin und ich nun mal die Letzten waren, die angekommen waren, mussten wir zwischen uns entscheiden, wer den letzten Sitzplatz bekommen würde. Wir lösten das Ganze wie zwei erwachsene Männer. Was? Nein, nicht mit einem epischen Schwertkampf oder sowas. Nein, ganz schlicht mit Schere-Stein-Papier. Jimin entschied sich für die Schere, ich hingegen hatte den Stein genommen und somit gewonnen. Also ließ ich mich auf der Couch neben Taehyung nieder. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte war, dass Karottenkopf sich auf meinen Schoß setzte. Ich war mir nicht sicher, ob meine Röte inzwischen verschwunden war. Wenn sie das war, so war sie spätestens jetzt wieder da, doch zum Glück schien dies keiner zu bemerken. Alle, inklusive mir, sahen gespannt zu Hoseok, der wie ein Honigkuchenpferd grinste und einen Briefumschlag in der Hand hielt. Wir warteten noch auf unsere Eomma, welche gerade noch ein paar Snacks auf den kleinen Wohnzimmertisch stellte und sich anschließend zu Namjoon setzte, sich an ihn lehnte. Und da sage mir einer nochmal, dass da nichts wäre. Gut, bei mir und Jimin könnte man das im Moment auch denken und irgendwo war es ja auch wahr, aber wir Beide waren nicht zusammen. Zusätzlich wusste ich auch nicht, was genau sich Jimin wünschte. Wollte er eher eine Beziehung mit mir oder nur das wir Beide Freunde blieben? Würde er Letzteres wollen, so hätte er nicht vorgeschlagen, dass wir miteinander ausgehen. Doch war es ihm wirklich Ernst? Ich verstand ihn nicht. „Also wie ihr Alle wisst habe ich mich bei verschiedenen Agenturen als Tänzer beworben. Nach zahlreichen Absagen habe ich endlich mal eine Einladung zu einem Casting bekommen!“, verkündete Hoseok freudenstrahlend und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich freute mich für ihn, sehr sogar. Dafür hatte er immerhin sehr lange trainiert und nun war er seinem Traum endlich einen Schritt näher gekommen. Auch wenn es etwas eng war, so verbrachten wir noch einige Zeit bei Hoseok, feierten seinen Erfolg, bis wir nach und nach Alle nach Hause gingen. Jimin und ich liefen dicht beieinander zurück zu unserer Straße. Immer wieder streifte seine Hand, ob unbeabsichtigt oder nicht, meine. Ich unternahm nichts dagegen, da ich ihn nicht vergraulen wollte, doch mit ihm Händchen halten wollte ich jetzt auch nicht unbedingt. Auch wenn es bereits Abend war und die Sonne bereits verschwunden war, so waren immer noch ein paar Menschen unterwegs, die uns sehen könnten und ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Blicke auf mich ziehen. Also entzog ich dem Karottenkopf immer wieder unauffällig meine Hand, bis wir in unserer Straße ankamen. Natürlich begleitete ich ihn noch bis zu seiner Haustür, doch bevor ich er wieder irgendetwas anstellen konnte und ich rüber auf die andere Straßenseite ging, zog ich ihn zu mir und gab ihm diesmal einen Kuss auf die Wange. Grinsend ließ ich einen perplex drein schauenden Jimin zurück und verschwand im Haus meiner Eltern. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte und auf dem Weg in mein Zimmer war, hörte ich meine Eltern mal wieder streiten. Seufzend, da das mittlerweile Standard war, schlich ich die Treppen nach oben, hatten sie mich immerhin noch nicht bemerkt. Ich wollte nicht in ihr Kreuzfeuer geraten! Dafür war der Tag mit Jimin heute einfach zu schön gewesen. Kopf schüttelnd fiel ich in mein Bett. Ich begann so langsam aber wirklich einen Crush auf den Karottenkopf zu haben. Er hatte es wirklich geschafft. Er hatte sich in mein Herz geschlichen. Der Rest der Woche verlief relativ ereignislos. Wir waren fast jeden Abend spazieren gegangen, sei es durch die Innenstadt oder den Park. Momentan war ich gerade dabei zu Jimin hinüber zu gehen, da wir in der nächsten Woche eine Englischklausur schreiben würden und ich eine absolute Niete in diesem Fach war. Also war ich auf seine Hilfe angewiesen. Er war zwar auch nicht gerade der Beste darin, doch war er immer noch besser als ich. Erst nachdem ich bei ihm geklingelt hatte fiel mir auf, dass fast im ganzen Haus kein Licht brannte. Nur sein Zimmer war erhellt gewesen. Er öffnete mir die Tür, so dass ich eintreten konnte. Jetzt wusste ich auch warum überall das Licht aus war. Seine Eltern waren nicht da. „Meine Eltern sind über das Wochenende zu meiner Großmutter gefahren.“, erklärte er mir, so als ob er Gedanken lesen könnte. Ich sah wie er breit anfing zu Grinsen, weshalb ich ihm kurz einen leichten Schlag auf den Hinterkopf gab. „Denk nicht mal dran! Ich bin wegen Englisch hier und nicht aus irgendeinem anderen Grund.“, keifte ich, musste aber selbst anfangen zu grinsen. Jimins Lächeln war einfach ansteckend. Mit Snacks bewaffnet machten wir uns es heute ausnahmsweise mal im Wohnzimmer bequem und nach gefühlt 3.000 Stunden hatte ich das gröbste über die Englischen Zeiten drauf. Englische Grammatik war echt beschissen. Wer hatte sich so einen Müll nur ausgedacht? Seufzend lehnte ich mich auf der Couch zurück und machte es mir bequem. Der Karottenkopf tat es mir gleich, lehnte sich allerdings in meine Richtung. Ich ließ es erneut über mich ergehen, selbst als sein Kopf auf meiner Schulter lag. Wir verweilten ein paar Minuten so, bis mein Magen begann zu knurren. Ich hatte schlagartig irgendwie Hunger. Schlagartig entfernte sich Jimin von mir, schnappt sich meine Hand und zog mich mit sich in die Küche. Er wühlte kurz in der Tiefkühltruhe, ehe er mir eine Pizza entgegenhielt. Zum Glück aßen wir Beide die gleiche Sorte total gerne, weshalb wir uns das Essen ohne großartige Probleme teilen konnten. So kam es auch, dass wir circa eine halbe Stunde später wieder auf der Couch saßen und genüßlich unser Abendessen verspeisten. Anschließend lagen wir einfach nur rum und sahen ein wenig fern, doch nicht ein einziger Sender zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die ganze Zeit über sahen wir uns abwechselnd gegenseitig an, doch unsere Blicke trafen sich nicht ein einziges Mal. Ich hatte schon die ganze Woche lang über etwas nachgedacht. Ob es denn so war und wenn ja, wie ich das machen sollte. „Hey Jiminie. Lust ne Runde spazieren zu gehen?“ Überrascht über meinen plötzlichen Tatendrang, war ich sonst ja eigentlich immer der Faulere von uns Beiden, wurde ich angesehen, doch erhielt ich seine Zustimmung und wenige Minuten später waren wir draußen unterwegs. Dadurch, dass es kein früher Abend mehr war, war es bereits ziemlich kühl und wir Beide hatten die Temperatur unterschätzt. Vorsichtig legte ich einen Arm um Jimin und zog ihn näher an mich. So wurde uns Beiden wenigstens etwas wärmer. Wir gingen gerade durch den Park, als ich mich umsah und feststellte, dass wir die Einzigsten hier waren. Klar, wer sollte denn auch sonst im Dunkeln im Mondschein durch den Park spazieren gehen? Vampire oder sonstige Geschöpfe der Nacht vielleicht, doch das war hier kein verdammter Fantasyroman! Ich blieb stehen und da ich immer noch meinen Arm um den Karottenkopf gelegt hatte, musste er gezwungenermaßen auch stehen bleiben. Nervös sah ich ihn an und er merkte sofort, dass in mir etwas vorging. „Alles ok Yoongi?“, wurde ich direkt besorgt gefragt, doch ich winkte nur lächelnd ab. „Ja, alles in Ordnung. Lass mich nur bitte etwas ausprobieren, ja?“ Zustimmend nickte er und ich machte einfach das, was mein Herz mir gerade sagte. Langsam kam ich seinem Gesicht und damit auch ihm näher und legte zaghaft meine Lippen auf seine, küsste ihn. Kapitel 8: Confess ------------------ Es ist nur bei diesem einen Kuss geblieben. Warum? Weil ich mir meiner Gefühle nicht sicher war. Jimin war danach sprachlos gewesen, brachte keinen Ton heraus. Ich war froh, dass wir die Einzigen im Park waren. So konnte uns keiner sehen und ich wollte mich nicht outen, wenn es noch nichts Festes war. Still schweigend liefen wir also zurück in unsere Straße, da uns echt ziemlich kalt war. Bei ihm angekommen wartete ich allerdings mit dem eintreten, so dass er mich abwartend ansah. Nachdenklich biss er sich auf seine vollen Lippen. Ich konnte nicht anders und starrte wohl zu lange darauf, so dass er anfing zu grinsen. Seine Lippen, sein Lächeln, sein süßes mochihaftes Gesicht! Einfach alles an ihm machte mich verrückt. Fuck, mich hatte es voll erwischt... „Willst du noch länger im Kalten stehen oder leistet du mir noch Gesellschaft? Alleine zu sein ist echt langweilig...“ Gut, ein paar Gegensätze gab es bei uns schon. Ich zum Beispiel genoss es alleine zu sein, er hingegen liebte die Gesellschaft. Aber das konnte mir egal sein. Ich mochte ihn, sehr sogar, dennoch hatte ich meine Zweifel ob das für eine Beziehung reichte. Zudem wusste ich ja auch nicht, was er davon hielt. Einige Zeit später hatten wir es uns in Jimins Zimmer bequem gemacht und genossen still die Zweisamkeit, während wir uns mit Hilfe seines Laptops einen Film ansahen. Dass ich Samstag Abends und die Nacht auf Sonntag bei ihm verbrachte war mittlerweile Gewohnheit geworden. Ich war ganz froh darüber meinen Eltern so wenigstens am Wochenende zu entkommen. Jede Minute, die ich nicht zu Hause war, war für mich wie Urlaub. Auch wenn meine Eltern, besonders mein alter Herr, manchmal sehr schwierig waren, hatte ich sie dennoch gern. Zwar stempelte ich sie manchmal nur als meine Erzeuger ab, dennoch sind sie mir sehr wichtig. Meine Familie war so oder so schon nicht sonderlich groß, weshalb ich zumindest versuchte, jeden aus meiner Familie gern zu haben, auch wenn es mir nicht leicht fiel dies zu zeigen. Am meisten mochte ich meine Cousine Sunhi. Sie war zwei Jahre älter als ich und lebte in meinem ehemaligen Zuhause in Daegu. Sie war dort eingezogen nachdem ich mit meinen Eltern nach Seoul ging und lebte dort nun alleine. Ich bewunderte sie. Sunhi stand mit Zwanzig Jahren schon auf ihren eigenen Beinen, hatte einen Fulltimejob und war ihrem Ziel professionelle Schneiderin zu werden schon ziemlich nah gekommen. Manchmal, wenn ich alleine in meinem Bett lag und nachdachte, so erwischte ich mich selbst dabei, wie ich leicht neidisch auf sie war. Sie hatte im Vergleich zu mir etwas erreicht, während ich noch die Schulbank drückte. Es gab auch nichts, was ich wirklich gut konnte. Ich war überall nur durchschnittlich gut. Irgendwann, der Film musste wohl bald zu Ende sein, fielen mir immer wieder die Augen zu und ich war kurz davor einzuschlafen. Einmal musste ich wohl meine Augen zu lange zugehabt haben, da Jimin den Film beendete, den Laptop beiseite stellte, uns Beide zudeckte und das Licht löschte. Verschlafen und gleichzeitig verwirrt sah ich ihn an, doch sein Grinsen war Antwort genug. Er kannte mich einfach zu gut und wusste, dass man mich lieber schlafen lassen sollte wenn ich dies tun wollte. Das könnte sonst gefährlich für denjenigen werden. Ich schloss meine Augen wieder und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Ich musste wohl in meinem Tiefschlaf Jimin an mich gezogen haben, denn als ich aufwachte lag dieser noch schlafend mit dem Gesicht zu mir gedreht in meinen Armen. Schlafend sah der Karottenkopf einfach so verdammt süß aus. Ich musste grinsen. Vorsichtig strich ich ihm eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und konnte mich schließlich nicht zurückhalten. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, küsste ich ihn auf die Stirn und als er anfing wach zu werden tat ich einfach so als würde ich noch schlafen. Tatsache war, dass Jimin in meinen Armen lag und wir gerade miteinander kuschelten, obwohl wir nicht zusammen waren. Da ich mich übelst in ihn verschossen hatte war das Ganze nicht wirklich einfach für mich. Irgendwie wollte ich in meinem Leben mal etwas erleben und das würde ich gerne mit ihm tun. Auch wenn wir in manchen Punkten verschiedener nicht sein konnten, so passten wir meiner Meinung nach einfach perfekt zusammen. Gut, man könnte jetzt meinen, dass das Jeder sagt, der sich verliebt hat, doch mir war das gerade sowas von egal. Es ist immerhin mein Leben und nicht das eines Anderen. Er kuschelte sich noch weiter an mich, so dass zwischen uns kaum noch Platz war und ich konnte sein Shampoo riechen. Seine Haare rochen so lecker nach Himbeeren. Am Liebsten würde ich jetzt seinen ganzen Körper erkunden, doch ich musste meine Neugier zurückhalten. Ich wollte ihn immerhin nicht verschrecken und er ging ja davon aus das ich schlief. Wir blieben noch eine Zeit lang eng aneinander gekuschelt liegen, bis Jimin irgendwann Hunger bekam. Ich tat einfach so, als ob ich gerade in dem Moment aufwachen würde, in dem er aufstehen wollte. Lächelnd wünschte er mir einen guten Morgen und ging daraufhin ins Bad, ließ mich alleine. Ich machte mir es wieder bequem und zwar so lange, bis der Karottenkopf, inzwischen umgezogen, vor mir stand. „Wenn du liegen bleibst bekommst du nichts zum Essen. Dann es ich alles alleine.“, grinste er und machte einen auf dramatisch. „Wirst halt nur du fett...“, scherzte ich, ehe er sich beleidigt auf mich stürzte und begann mit mir zu ringen. Nach einem kurzen Kampf um die Oberhand, ging es dann soweit, dass Jimin unter mir lag und wir Beide uns tief in die Augen sahen. Ich war gerade dabei mich in seinen Augen zu verlieren, als auch mein Magen zu knurren beging. Ich bemerkte die aufkommende Röte, wodurch er anfingen musste zu Lachen. Peinlich berührt blieb ich in seinem Zimmer und begann mich umzuziehen, während er in der Küche dabei war, uns etwas Essbares zu zubereiten. Kurze Zeit später folgte ich ihm in die Küche, sah, wie er sämtliche Schränke, einschließlich des Kühlschranks, durchwühlte. Nach kurzem Zuschauen meinerseits bemerkte ich, dass er scheinbar keine Lebensmittel im Haus hatte. Wir diskutierten kurz, bis wir uns dazu entschieden zu mir rüber zu gehen. Ob das eine gute Idee war wage ich zu bezweifeln. Das war ja auch immerhin nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern auf dem des Karottenkopfes. Aber gut, wir Beide hatten Hunger und ich auf jeden Fall etwas Essbares zu Hause. Bei mir angekommen stellte ich als Erstes fest, dass meine Erzeuger, ja heute nannte ich sie mal wieder so, nicht zu Hause waren. Zum Glück! Die Beiden konnte ich jetzt auf keinen Fall gebrauchen. Freudenstrahlend ging ich also in unsere Küche und übernahm jetzt das Kochen, während ein verwirrter Jimin sich umsah. Dabei fiel mir auf, dass er bis jetzt fast nie hier war geschweige denn ich ihn jemals rumgeführt habe. Da ich jetzt nicht unbedingt der begabteste Koch unter uns war, setzte ich einfach Wasser auf und machte uns damit Instantnudelsuppe. Da sie noch einen Moment lang ziehen musste, beschloss ich meinen besten Freund zu suchen und ihm Gesellschaft zu leisten. Ich fand ihn schließlich oben in unserem Flur vor der Tür stehen, die ich bewusst mied, besonders wenn mein Vater zu Hause war. Ich wurde von ihm fragend angesehen da mein Blick sich stark verfinsterte. Gerade als er mich fragen wollte, was los war, ergriff ich sein Handgelenk und zog ihn mit mir nach unten. Ich sagte daraufhin kein Wort mehr, brachte diese Sache doch alte, längst verdrängte, Erinnerungen wieder hoch. Wir aßen unsere Suppen und verweilten dann einfach im Wohnzimmer. Jimin schien die Stille zwischen uns nicht wirklich auszuhalten, da er immer wieder versuchte ein Gespräch aufzubauen, doch ich blockte stur ab, sagte kein Wort. In meinen eigenen Gedanken ließ ich ihn einfach sitzen und ging nach oben, schmiss mich auf mein Bett. Es dauerte nicht lange bis er sich zu mir gesellte, aber jedoch keinen Ton von sich gab. Schon wieder herrschte Stille zwischen uns, da ich nicht reden wollte und er wohl nach Worten rang. Nach einiger Zeit, es mussten wohl einige Minuten vergangen sein, legte er sich einfach neben mich und sah mich die ganze Zeit über an. Ich musterte ihn und blieb erneut an seinen Augen hängen, verlor mich darin. Auch Jimin schien es nicht anders zu gehen. Wir lagen einfach nur da und sahen uns an. Unterbewusst suchte ich nach seiner Hand, ergriff diese, nachdem ich sie gefunden hatte. Womit ich nicht gerechnet hätte, war, dass der Karottenkopf unsere Finger miteinander verschränkte. Erneut wurde ich rot. Ich zeigte nicht oft Gefühle, grade nicht solche! „Yoongi… Ich muss dir etwas stecken…“, begann er, wobei ich den Faden verlor, in meiner eigenen Welt hing. Ich meine, er hielt meine Hand. Er! Der, in den ich mich verliebt hatte!
Ok, Schluss mit dem Kitsch. Gespannt hing ich an seinen Lippen, beobachtete sie und bekam dadurch nicht mit, was er mir sagte. Erst als er mich erschrocken ansah, kehrte ich aus meiner Welt zurück. „Sorry, was hast du gesagt?“ „Dein Ernst?! Yoongi verdammt! Ich hab gesagt, dass ich mich, warum auch immer, voll in dich verknallt hab!“, zischte er und ließ meine Hand schlagartig los. Wow, wow, wow… Nochmal langsam zum Mitschreiben bitte! Verarschte er mich gerade? Denn das war zu schön um wahr zu sein. Und auch irgendwo viel zu einfach… Wo war die versteckte Kamera? „Könntest du bitte irgendetwas sagen? Diese Stille macht mich wahnsinnig…“ Ich setzte mich auf und zog Jimin direkt an mich, drückte ihn fest an meine Brust und fuhr durch seine orangenen Haare. Verwirrt drückte er sich von mir weg und sah mich mit großen Augen an. Ich jedoch begann zu grinsen und legte meine Lippen anschließend auf seine. Ob ich mir sicher war, ob ich das Richtige tat? Nein, war ich absolut nicht, doch es war mir gerade egal. Alles, was momentan zählte, waren Jimin und ich. Sonst nichts. „Ich liebe dich auch du Karottenkopf…“ Kapitel 9: Secret ----------------- Ich hatte es wirklich geschafft! Ich war mit Jimin zusammengekommen. Nach meinem Geständnis lagen wir erstmal nur da und sahen uns einige Sekunden lang an, bis er sich an mich kuschelte. Wir genossen die Ruhe, während ich ihm immer wieder behutsam über seinen Rücken strich. Irgendwann drehte ich mich so dass ich ihn ansehen konnte, lag ich bis jetzt ja auf meinem Rücken und starrte meine Zimmerdecke an. Meine Hand wanderte seine Seite hinauf und ruhte anschließend auf seiner Wange. Mit meinem Daumen fuhr ich langsam über diese, behielt dabei stets seine Augen im Blick. Er erwiderte die Geste und tat es mir gleich, kam mir dabei näher. Wir küssten uns erneut, allerdings nur kurz. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir es langsam angehen lassen wollten. Für uns Beide war das jeweils immerhin unsere erste Beziehung und diese wollte wir genießen und nichts überstürzen. Allerdings hatte ich ihn noch nicht um eine Sache gebeten, die mir sehr am Herzen lag. „Jimin... Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Wohlgemerkt spielte ich gerade mit einer seiner Haarsträhnen. Er rutsche ein Stück von mir Weg, um mich richtig ansehen zu können. Dabei lächelte er. „Klar... Schieß los.“ „Können wir das mit dir und mir... erstmal für uns behalten?“ Ich bemerkte wie Jimin mich nun verwirrt ansah, so als ob er mir widersprechen wollte, doch er sagte dazu nichts. Er starrte mich weiterhin an wie als hätte er ein Gespenst oder sowas gesehen. Deshalb sah ich ihn fragend an, jedoch ignorierte er das und schwieg mich an. Also sprach ich ihn darauf an. „Es ist schon in Ordnung Yoongi, denke ich zumindest... Ich hatte nur gedacht, ich könnte meinen Eltern den Mann vorstellen, der mich glücklich macht. Auch wenn wir noch keine 24 Stunden zusammen sind, bin ich froh darüber, dass wir es sind. Ja, ich bin jetzt schnulzig, aber du vervollständigst mich und bringst mich allein schon mit deiner Anwesenheit zum Lächeln.“ Vollkommen überfordert mit der Flut an Wörtern, die so viel Sinn machten, konnte ich nicht anders, als ihn stumm anzusehen. Allerdings lächelte er mich nach wenigen Sekunden an. War ich etwa so leicht zu lesen? „Irgendwann werden wir es ihnen sagen Jiminie...“ Aus dem Irgendwann wurde mittlerweile schon knapp ein Monat. Wir verbrachten jedes Wochenende bei ihm zu Hause, wollte ich so meinen Eltern entkommen. Diese waren in letzter Zeit noch unerträglicher als sonst und da es eigentlich schon normal war, dass ich das Ende der Woche bei der Familie Park verbrachte, suchten sie auch nicht nach mir. Ich verbrachte auch die Nächte von Freitag bis Sonntag jede Woche bei ihm, schlief mit ihm in meinen Armen ein und wurde morgens mit seinem sanften Lächeln begrüßt. Ich fühlte mich gut, einfach so komplett mit ihm. Alles schien perfekt, wäre da nur nicht die Tatsache, dass Jimin immer weiter drängelte uns Beide als Paar zu outen. Versteht mich nicht falsch, ich wollte das wirklich tun, nur nicht jetzt. Ob ich Angst hatte? Vielleicht. Vielleicht hatte ich Angst vor der Reaktion meiner Eltern, war ich eh schon eine Belastung für sie, doch eigentlich sollte mir das doch egal sein, oder nicht? Ich hatte Jimin und das sollte eigentlich genug sein. Doch mir war es eben nicht egal. Ich blockte weiterhin ab, sah, wie es ihn verletzte, aber ich konnte das jetzt nicht machen. Wenn ich zeigen würde, dass ich meinen Karottenkopf liebte, so würde ich mich komplett outen. Bei ihm war das in meinen Augen nicht so ein großes Problem, wusste inzwischen immerhin jeder, dass er nichts für Frauen übrig hatte. Ich war aber einfach noch nicht dazu bereit raus in die Welt zu gehen und jedem Einzelnen zu zeigen, wie sehr ich Jimin doch liebte. Ich war gerade nach Hause gekommen und wärmte mir mein Essen auf, als es an der Tür klingelte. Innerlich wusste ich, wer vor der Tür stand, dennoch war ich überrascht, als er sich in meine Arme schmiss und mich direkt küsste, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Eigentlich hätte ich ihn jetzt von mir gestoßen. Doch zu meinem Glück waren meine Eltern gerade nicht da, also hätten wir es auch rein theoretisch im Flur treiben können und niemand hätte davon etwas mitbekommen. Ja gut, eventuell die Nachbarn, aber sonst niemand. Aber da wir Beide noch nicht soweit waren diesen einen Schritt zu begehen, blieb es momentan nur zwischen Kuscheln und Küssen, hier und da mal mit Zunge, aber da immer Gefahr lauerte, dass seine Eltern uns erwischten, blieb es meist bei den kurzen 08/15 Dingern. „Dein Glück, dass-“ „Deine Eltern nicht da sind? Ja, ich weiß. Ihre Autos fehlen.“ Grinsend ging ich zurück in die Küche, da mein Essen inzwischen warm war. Führsorglich wie ich nun mal war, bot ich Jimin auch etwas von meinem Bibimbap an. Ok, wem machte ich etwas vor? Jeder, der mich einigermaßen gut kannte wusste, dass ich hauptsächlich an mich dachte, gerade beim Essen, doch bei meinem Freund war ich ganz anders als sonst. Karottenkopf als meinen Freund zu bezeichnen war nach wie vor ungewohnt. Ich würde wohl noch etwas brauchen, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Er lehnte dankend ab und sah mir einfach nur beim Essen zu. Anschließend wollten wir hoch in mein Zimmer gehen. Eigentlich. Jedoch blieb sein Blick an dem Zimmer, welches ich bewusst mied, hängen. Fragend sah er mich an und ich beschloss, dass es keinen Sinn machte, ihn diesen Raum weiter vorzuenthalten. Hartnäckig, wie er war, würde er erst damit aufhören mich auszufragen wenn ich ihm davon erzählte. Seufzend öffnete ich die Tür und ließ ihm den Vortritt. Verwirrt sah er mich an, nachdem er sah, dass hier nur ein Klavier zwischen leeren Umzugskartons stand. Hier und da lagen ein paar Notenhefte, doch fast Alle waren zerrissen oder zusammen geknüllt. Ich erinnerte mich. Ich hatte sie zerfetzt, angezündet und sonst was mit ihnen angerichtet. Ich war sogar kurz davor gewesen, den großen dunklen Holzkasten zu zerstören, hätte meine Cousine mich nicht aufgehalten. Seitdem wir hier lebten stand das Klavier zusammen mit Dingen, die wir kaum beziehungsweise gar nicht nutzen hier rum, staubten vor sich rum. Dieser Raum war nichts weiteres als eine Abstellkammer. Warum ich so einen Groll gegen dieses Instrument hegte? Ganz einfach... Wegen meinem Vater. Ich hatte früher eigentlich total gerne Klavier gespielt, bis die Probleme kamen und mein Vater mich auch nur bei einer einzigen falsch gespielten Note meinte mich fertig machen zu müssen. In seinen Augen musste ich wenigstens etwas beherrschen. Überall sonst war ich ja nur durchschnittlich gut, doch auch wenn ich im Mittelfeld war, so fehlte mir meist die Lust dazu, mich einigermaßen anzustrengen. Deswegen war ich ja auch zweimal sitzen geblieben. Ich war einfach zu faul. Es hatte früher eh niemanden außer meiner Eltern interessiert, was ich machte. Ich hatte früher keine Freunde. Alle meine ehemaligen Mitschüler hatten Angst vor mir und mieden mich dementsprechend. Das war einer der Gründe für meine nicht vorhandene Motivation. Doch zum Glück hatte sich das geändert, seitdem ich Jimin und somit auch den Rest kannte, sie glücklicherweise zu meinen Freunden zählen konnte. Ich hatte endlich mal eine gute Zeit in meinem Leben erwischt. „Kannst du Klavier spielen?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Jimin bemerkte sofort, wie sehr er mich gerade aus der Bahn warf, denn er kam mir näher und legte binnen Sekunden seine Arme um meinen Hals. Er drückte mich fest an sich, las mich wie ein Buch. „Du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst. Nur sollst du wissen, dass du mir Alles sagen kannst.“ Um seine Worte zu unterstreichen fuhr er mir beruhigend über den Rücken, ehe er sich von mir etwas entfernte, damit er mich mit seinen braunen Iriden ansehen konnte. Er überbrückte das Letzte Stück und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, bevor ich unten das Geräusch einer sich schließenden Haustür vernahm. Rasch stieß ich meinen Freund von mir. Ich hatte den Kuss zwar genossen, dennoch sollten meine Eltern das hier auf keinen Fall mitbekommen. Jedenfalls noch nicht. Nervös schob ich Jimin auch aus dem Zimmer und schloss die Tür. Allerdings hatte ich nicht daran gedacht, dass meine Mutter bereits oben war um nach mir zu sehen, mir ihre Rückkehr verkünden. Überrascht sah sie erst Jimin an, nur um dann zwischen mir und der gerade eben geschlossenen Tür hin und her zu schauen. „Yoongi? Spielst du wieder? Ich dachte, du hättest es aufgegeben?“, fragte sie mich und ich sah, wie die Verwirrung meines Freundes noch weiter stieg. Wenn sie mich jetzt noch mit Fragen bombardieren sollte, so würde er auf keinen Fall locker lassen und mich weiterhin um Antworten bitten. Also tat ich das einzig Richtige. Ich ließ die Beiden stehen und ging in mein Zimmer, warf die Tür hinter mir zu. Jedoch dauerte es nicht lange, bis der Karottenkopf eben in dieser stand. Er schloß sie und kam auf mich zu. Sein Blick zierte die Sorge um mich, doch ich winkte ab, sagte, dass Alles in Ordnung sei. Kapitel 10: Melody ------------------ Ein weiteres Problem zwischen uns Beiden entwickelte sich innerhalb der zwei Monate, in denen wir nun schon zusammen waren. Irgendwie hatte er kaum noch Zeit für mich. Immer wenn ich nach der Schule etwas mit ihm machen wollte, blockte er ab, sagte, dass er keine Zeit hätte und ließ mich dann stehen. Ich war zwar neugierig warum er dies tat und hatte sogar schon Taehyung gefragt, doch auch er wusste nichts über seinen Aufenthaltsort. Ich spielte ab und zu mal mit dem Gedanken, ihm einfach nach der Schule zu folgen. Jedoch entschied ich mich rasch dagegen. Wie kam das denn rüber wenn ich begann meinen eigenen Freund zu verfolgen? Richtig. Überhaupt nicht gut. Es hätte etwas Verrücktes, gar Paranoides. Außerdem könnte er dann denken, dass ich ihm nicht vertrauen würde, wenn er mich entdeckte, was dank meiner Haarfarbe nicht wirklich schwer. Mintgrüne Haare hatte immerhin nicht Jeder. Ich wollte zusätzlich nicht wie eine Klette erscheinen. So könnte man schon eher meinen, dass wir ein Paar seien und für ein Outing meinerseits war es noch zu früh. Ich hatte sowieso schon Angst, dass Tae etwas ahnte. Jimin und ich hatten mittlerweile verdammt viele Insiderwitze und wir Beiden redeten sehr viel, ließen ihn dabei unterbewusst links liegen. Zum Glück hatte er eine lange Leitung und so würde er ewig brauchen, bis er auch nur ansatzweise auf die Idee kam. Ich würde Jimin einfach das nächste Mal fragen, wo er hinging und ob ich ihn eventuell begleiten könnte. Genau das setzte ich auch den nächsten Freitag in die Tat um. Wir hatte früher Schluss, da unsere Lehrerin sich irgendeinen Virus eingefangen hatte, die Details wollte verständlicherweise Niemand wissen, und unsere Schule es nicht auf die Reihe bekam uns einen Vertretungslehrer zur Verfügung zu stellen. Jimin war gerade dabei mich wieder stehen zu lassen, als ich ihn am Arm ergriff, nachdem ich feststellte, dass unsere restliche Klasse bereits verschwunden war. Fragend sah er mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Bevor du wieder wie vom Erdboden verschluckt bist wollte ich dich fragen, wohin du ständig verschwindest und ob ich vielleicht mitkommen könnte?“ Sofort wurde er knallrot und wollte reflexartig flüchten, was mich ehrlich gesagt schon stutzig machte. „Jimin? Hast du irgendein Problem mit mir? Habe ich etwas falsch gemacht oder dich irgendwie verletzt?“ Schlagartig hielt er inne. „Was- Oh Gott nein! Es ist nur… Naja… Mir ist das irgendwie peinlich.“, gestand er mir schließlich und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte ihm also schon mal nichts getan. Wenigstens schon mal etwas Gutes. Doch was zur Hölle war ihm denn bitte so peinlich?
Nachdenklich ging ich auf ihn zu, wobei er seinen Blick senkte. Seufzend ergriff ich ihn an der Schulter. Er beruhigte sich etwas, ehe er mein Handgelenk griff, oder dies eher mit seinen kleinen, süßen Händen versuchte, und mich mit sich zog. Siehe da, meine Geduld hatte sich ausgezahlt. Was ein Glück hatte ich nichts Dummes angestellt. Nach gut Zwanzig Minuten zu Fuß erreichten wir ein Gebäude, welches sich von außen nicht von den Anderen unterschied. Als ich allerdings einen Fuß in dieses Gebäude setzte erkannte ich direkt, dass hier drin eine Art Sportcenter war. Ugh. Ich hasste Sport. Da musste man sich bewegen und man schwitzte einfach nur. Jimin steuerte eine grüne Tür an. Ich folgte ihm, ging vorbei an den ganzen besetzten Fitnessgeräten. Als ich dann in diesem Raum stand, wurden meine Augen groß. An den Wänden waren riesige Spiegel angebracht. Hier befand sich rein gar nichts. Der Raum war leer, dachte ich zumindest, bis ich in der Ecke meinen altbekannten Feind entdeckte. Ein Klavier. Leicht von meiner Umgebung irritiert sah ich zu meinem Freund, der gerade an der von mir bis dato unbemerkten Anlage stand und gerade Sorry Sorry von Super Junior anmachte. Ich beobachtete ihn gespannt, besonders als er mir mit einer Handbewegung andeutete ein Stück zur Seite zu gehen. Plötzlich begann er sich zur Musik zu bewegen. Dass er sich schon immer für Tanz und Musik interessiert hatte, hatte ich nach kürzester Zeit anhand seines Instagramprofils erkannt. Ich folgte ihm, er mir und ich sah, welche Beiträge er likte. Also war das schon mal nichts Neues für mich. Aber das er selbst tanzte wusste ich nicht. Ich fragte mich, ob überhaupt Jemand davon wusste. Immerhin war er echt talentiert und könnte schon fast Hoseok Konkurrenz machen. Apropos Hoseok. War das hier nicht das Tanzstudio, wo er aushalf? In meinen Gedanken bekam ich nicht mit, wie der Song endete und Jimin mich erwartungsvoll aber auch gleichzeitig peinlich berührt ansah. Erst ein Schnippen seiner Finger ließ mich wieder zurück ins Hier und Jetzt kommen. Allerdings brachte ich nicht mehr als ein Wow aus mir heraus. Ich näherte mich ihm grinsend und küsste ihn schließlich. Zwar in der Öffentlichkeit, aber immerhin war die Tür zu, so dass uns keiner sah. Wir küssten uns schon eine ganze Zeit lang und unser Verlangen stieg mit jeder einzelnen Sekunde. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich schon für diesen einen Schritt bereit war, doch ich hätte nichts dagegen es auszuprobieren, allerdings nur mit Jimin. Wir lösten wieder aufgrund der uns fehlenden Luft und sahen uns lächelnd an. „Und das war dir jetzt peinlich? Ich dachte schon, du hättest wen Anders…“ gestand ich schließlich, ehe Jimin sich an mich drückte, mich umarmte. „Ja… Ich bin doch total schlecht… Aber ich würde dich niemals betrügen. Du hast also keinen Grund eifersüchtig zu sein mein Pfefferminzbonbon…“, flüsterte er mir ins Ohr, bevor er sich wieder von mir löste und nach meiner Hand griff. Allerdings sah ich ihn nicht an. Nicht etwa weil er mich durchschaut hatte, sondern weil der Kasten aus dunklem Holz in der Ecke meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie hypnotisiert starrte ich es an, so dass Jimin meinen Blick folgte. Dadurch, dass er meine Hand hielt, konnte er mich problemlos mit sich ziehen und drückte mich auf den Hocker, welcher vor dem Ungeheuer aka Klavier stand. 
„Ich habe dir etwas gezeigt, was mir peinlich ist. Also bist du jetzt dran. Deine Mutter meinte, dass du mal gespielt hattest. Jetzt bin ich neugierig und möchte etwas hören. So schlimm wirst du bestimmt nicht spielen.“, lächelte er mich an und versuchte mir Mut zu machen. Wenn du nur wüsstest Jimin, wie viel Überwindung mich das hier kostet. Ich brauchte schon fast Zehn Minuten, bis ich meine Finger auf die Tasten legte. Diese ruhten aber darauf noch weitere Neun Minuten und ich wollte gerade schon aufgeben, als eine kleine Hand ihren Weg auf meine Fand. Ich folgte dieser den Arm entlang zu ihrem Besitzer, auch wenn ich an deren Größe erkennen konnte, dass sie zu meinem Karottenkopf gehörte. „Du musst nicht wenn du nicht willst. Ich möchte dich zu nichts zwingen Yoongi…“ Ich fragte mich immer wieder, wieso er mich so gut kannte. Könnte aber auch daran liegen, dass wir Beide vor unserer Beziehung beste Freunde und unzertrennlich waren. Ich schluckte all meine Zweifel hinunter und drückte schließlich die ersten Tasten mit zittrigen Fingern nach unten. Ich schloss meine Augen und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich hatte eine Idee für eine Melodie. Meine Finger machten sich selbstständig und spielten einfach. Zwar blitzte kurz mein Vater in meinen Gedanken auf, doch ich blendete dies rasch wieder auf und öffnete meine Augen wieder, nachdem ich fertig war. Ich bemerkte, dass Jimin mich wohl gefilmt haben musste, da er mich breit grinsend ansah. „Du bist voll gut. Die Melodie war sehr schön, doch ich kenne sie nicht. Welcher Song war das?“
„Also erstens ist das ein Eigenwerk gewesen und zweitens, wenn ich gut im Klavier spielen bin, dann bist du ein guter Tänzer. Und jetzt lösch bitte das Video Karottenkopf.“ Kopf schüttelnd stand er auf und verlangte jetzt wirklich von mir, dass ich ihn quer durch den ganzen Raum jagte. Leicht lachte ich auf, bewegte mich schließlich langsam auf ihn zu. Natürlich wich er direkt zurück, hielt den Abstand. Wir verfolgten uns einen Moment lang, wobei ich das Ganze langsam anging, bis ich ihn irgendwann soweit hatte, dass er in einer der Ecken gefangen war. Ok gut, ich hatte nicht bedacht, dass er ein Passwort in seinem Handy hatte. Und ich Idiot hätte eigentlich darauf kommen müssen. Es war das Datum, an dem wir zusammengekommen waren. Innerlich ohrfeigte ich mich schon selbst, doch überraschenderweise ging Jimin ganz locker damit um und war mir nicht böse. Der Orangehaarige war gerade dabei die Anlage auszuschalten, als mein Blick auf meine Handyuhr fiel. Es war bereits nach 17 Uhr, also waren meine Eltern bereits auf Geschäftsreise. Heißt also ich hatte unser Haus das Wochenende über allein. Grinsend tapste Jimin auf mich zu und umarmte mich erneut. Irgendwie war er heute sehr kuschelbedürftig. Ich kraulte gerade seinen Nacken, als er mir einen Vorschlag machte. „Ich würde am Liebsten den ganzen Tag in deinen Armen verbringen. Warum gehen wir nicht nach Hause und genießen ein bisschen die Zweisamkeit?“ Kapitel 11: Play ---------------- Wir hatten uns dazu entschieden zu mir zu gehen, nachdem ich ihm davon erzählte, dass meine Eltern nicht da waren. Bei mir angekommen gingen wir direkt nach oben in mein Zimmer und machten es uns auf meinem Bett bequem, wobei er es sich zwischen meinen Beinen und halb auf mir liegend bequem machte, sich an mich kuschelte. Immer wieder fuhr ich durch seine fluffigen Haare und kraulte ihn. Dadurch kuschelte er sich noch mehr an mich, legte seine Hände auf meine Brust. Ich merkte, wie erneut eine gewisse Spannung zwischen uns entstand. Ich war neugierig. Das konnte ich auf keinen Fall abstreiten. Jimin schien es ähnlich zu gehen. Zwischen uns Beide passte nicht mal mehr ein Blatt Papier. Er näherte sich meinem Gesicht und legte seine Lippen auf meine. Immer wieder versuchte er mir seine Zunge in meinen Mund zu schieben, doch ich drängte sie immer wieder zurück. Unser Kampf wurde immer intensiver. Ich wollte genauso wie Jimin die Oberhand haben, doch dadurch wurde es ganz und gar nicht einfach. Sobald ich sie mal hatte, stahl er sie mir gleich wieder. Ich verlagerte unser Gewicht, so dass wir umfielen und ich Jimin unter mir auf die Matratze pinnte. Wir konnten nicht voneinander lassen. Immer wieder küssten wir uns und spielten mit unseren Zungen. Allerdings war mein Freund mit einer Sache etwas unzufrieden. Schlagartig schlang er seine Beine um meine Hüfte und drehte uns. Nun lag er auf mir und setzte sich auf meine erregte Mitte, rieb sich daran. Ich musste mein aufkommendes Verlangen zu Keuchen unterdrücken. So einfach wollte ich es ihm immerhin nicht machen. Ich knabberte gerade an seiner Unterlippe um ihn abzulenken. Zusätzlich fuhr ich noch mit meiner Hand unter sein Shirt, fuhr mit meinen Fingern von seinem Bauchnabel bis hoch zu seinem Nippel, zwickte diesen kurz, so dass er kurz von meinen Lippen abließ und stöhnte. Das verstärkte meine Erregung nur noch mehr und so langsam aber sicher wurde es richtig eng in meiner Hose. Ich überlegte mir fieberhaft, wie ich den Spieß umdrehen und die Überhand zurückbekommen könnte. Mir kam eine Idee, so dass ich in unseren erneuten Kuss grinsen musste. Zuerst stützte ich mich mit meinen Unterarmen ab, bevor ich schließlich seine Hände ergriff, damit er mich nicht aufhalten konnte, und mich aufsetzte, Jimin Platz auf meinem Schoß fand. Ich und Bottom? Niemals. Unsere Lippen klebten förmlich aneinander. Bis jetzt noch unbemerkt spielte ich mit dem Saum von Jimins Shirt, bis ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und es ihm hastig über den Kopf zog. Daran nahm er sich ein Beispiel und tat es mir gleich. Hungrig sah er mich an und leckte sich gierig über die Lippen. Gott verdammt er machte mich so an! Warum nur war er so heiß? Irgendwann saß er nur noch in Boxer auf mir. Auch ich hatte meine Kleidung verloren und Jimin war gerade dabei mich wieder unter sich gefangen zu nehmen, doch das ließ ich auf keinen Fall mit mir machen. Zielstrebig fuhr ich mit meinen Händen in seine Boxer, legte diese dann auf seinen Arsch und begann diesen durchzukneten, entlockte ihm somit ein Keuchen. Immer wieder umkreiste ich mit meinen Fingern seinen Eingang und ich konnte ihn schon protestieren hören, war er ja immer noch der Auffassung mich flachlegen zu müssen. „Oh vergiss es. Du bist sowas von bottom...", hauchte ich ihm entgegen und versenkte anschließend direkt einen Finger in ihm. Sofort krallte er sich in meinen Rücken, da er immer noch auf mir saß, und wimmerte leicht. Da ich ihm nicht wehtun wollte, ging ich vorsichtig mit ihm um, so als ob er aus Glas wäre. Zwar war er derjenige, der unten lag, doch konnte ich mir denken, dass das, was ich gerade mit ihm mache, ihm höllische Schmerzen bereitete. Als ich dann glaubte, dass es ihm nicht mehr so stark weh tat, nahm ich einen zweiten Finger hinzu, bewegte sie leicht scherenartig. Jimin klammerte sich an mir fest, drückte meinen Kopf an seine Halsbeuge. Dies nutzte ich aus um mich an diesem festzusaugen, ihn als mein Eigentum zu markieren. Selbst wenn Taehyung oder sonst wer irgendwelche Fragen stellen sollte, so war mir das gerade sowas von egal. Das Einzige, was momentan zählte, war, dass ich meinen Freund auf mein Vorhaben gut vorbereitete. Woher ich das Wissen dazu hatte? Sagen wir es mal so. In der Buchhandlung haben sie bestimmte Manga. Ich hoffte, dass mich Jimin dazu nicht befragen würde. Es war mir schon peinlich genug gewesen, diesen zu kaufen. Ich entzog ihm meine Finger und löste mich von seinem Hals, bevor ich ihn lustverschleiert ansah. Auch er sah mich so an, war sich bewusst darüber, was jetzt kommen würde. Jimin half mir beim Ausziehen meiner Boxer, ehe wir uns fallen ließen. Nun lag er unter mir und ich positionierte mich schon mal, sah ihn bevor ich anfing nochmal an, um mich zu vergewissern das ich Alles richtig machte. Mit einem sanften Lächeln gab er mir die Gewissheit, so dass ich vorsichtig in ihn eindrang. Wir stöhnten kurz auf, wobei er einmal quer über meinen Rücken kratzte, und ich ließ ihm genügend Zeit sich an mich zu gewöhnen. Ja, Yaoi Manga zahlen sich aus! Sehr lehrreiche Teile. Nach einiger Zeit begann ich mich langsam zu bewegen, jedoch nicht ohne Jimin dabei einmal aus den Augen zu lassen. Wir sahen uns tief in die Augen, bevor ich mich seinem Gesicht näherte und ich ihn in einen sehr langen Kuss verwickelte. Dabei steigerte ich so langsam mein Tempo und meine Stöße wurden immer kraftvoller. Irgendwann unterbrach er den Kuss, da er aufstöhnen musste. Ich hatte wohl irgendeinen Punkt in ihm getroffen, der es ihm gut gehen ließ. Auch ich konnte nicht mehr lange still sein und war momentan sehr froh, dass meine Eltern nicht da waren. Wenn die wüssten, was wir hier trieben... Oh Gott, daran wollte ich nicht mal denken. Ich stöhnte kurz schmerzhaft auf, da mein Freund sich gerade mit seinen Fingern in meinem Rücken krallte, tiefe Striemen hinterließ. Das würde man bestimmt morgen noch sehen, doch das war mir gerade egal. Ich beschleunigte mein Tempo noch einmal und merkte, wie sich Druck in mir aufbaute. Ich würde wohl nicht mehr lange brauchen. Ihm schien es wohl nicht anders zu gehen. Seine Atmung wurde immer unregelmäßiger und nach einigen Minuten ergoß er sich schließlich. Ich verpasste ihm noch ein paar Stöße, ließ ihn weiterhin gut fühlen, bis auch ich kam. Ich ruhte mich anschließend kurz auf ihm aus, ehe ich mich ihm entzog und mich neben ihn legte. Er griff währenddessen nach meiner Decke und legte sie über uns, bevor er sich an mich kuschelte. Manchmal war echt schon ziemlich anhänglich, doch ich genoß das voll und ganz, liebte es. Ich fuhr ihm noch durch seine Haare, bis ich schließlich die Augen schloss und mit ihm in meinen Armen erschöpft einschlief. Kapitel 12: Anger ----------------- Am nächsten Morgen wurde ich durch meinen knurrenden Magen geweckt. Grummelnd, da es noch viel zu früh war, wie mir ein Blick auf meinen Wecker verriet, öffnete ich meine Augen und sah den noch schlafenden Karottenkopf neben mir an. Kurz besah ich mich meines Werkes von gestern Abend. Sein Hals war gezeichnet von einem riesigem blauen Fleck. Auch wenn Eigenlob stank, so musste ich sagen, dass ich gute Arbeite geleistet hatte. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, entließ ich ihn aus meinen Armen und stand auf. Ich suchte mir schnell meine Klamotten zusammen und ging runter in die Küche. Da wir den letzten Abend nichts zu uns genommen hatten, außer ganz viel Liebe natürlich, wollte ich uns Frühstück, was wohl aus Cornflakes mit Milch bestehen würde, machen. Also schnappte ich mir alle nötigen Sachen und ging zurück nach oben in mein Zimmer indem Jimin wohl gerade wach geworden war. Lächelnd sah er mich an und wollte sich aufsetzen, als er vor Schmerz zusammenzuckte und liegen blieb. Besorgt stellte ich unser Frühstück auf Seite und ging zu ihm, kümmerte mich um ihn. Das er Scherzen hatte war wohl meine Schuld, oder eher die meines nicht ganz so kleinen Freundes. Vorsichtig half ich ihm dabei sich aufzusetzen, so dass ich wieder hinter ihm Platz nahm und er sich an meine Brust lehnte. Nach dem Essen verweilten wir so noch kurz, bis ich aufstand, da ich duschen wollte. Fragend wurde ich von ihm angesehen und ich musste grinsen, als ich mein ganzes Selbstbewusstsein zusammenkratzte. „Magst du mitkommen?“ Irgendwie war mir das gerade so peinlich, weshalb ich direkt rot anlief. Das Ganze fand er aber so lustig, dass er leise anfing wie ein pubertierendes Mädchen zu kichern. Gespielt beleidigt wollte ich ihn stehen lassen, doch bevor ich mein Zimmer verlassen hatte, rief er bereits nach mir. Ich half ihm beim Aufstehen, was eigentlich auch ganz gut klappte. Nur das Laufen fiel ihm momentan sehr schwer. Bei jedem Schritt zuckte er schmerzhaft zusammen. Auch wenn ich ihn abstützte, quälte er sich hauptsächlich. Also beschloss ich kurzerhand ihm in die Kniekehlen zu fassen und ihn schließlich ins Bad zu tragen. Dort angekommen setzte ich ihn in der Dusche ab, bevor ich mich meiner Klamotten entledigte und mit einem leichten Rotton zu ihm stieg. Ich versuchte die ganze Zeit über ihm in seine Augen zu sehen, doch sein Körper machte es mir nicht einfach. Vorsichtig legte der Orangehaarige seine Arme um meinen Hals und verwickelte mich in einen Kuss. Mal wieder wollte er mir seine Dominanz und mir seine Zunge in den Hals schieben, doch ich wehrte mich und drängte diese zurück in seinen Mund, drückte ihn an seinen Schultern an die kalte Fliesenwand hinter uns. Wir „duschten“ schon eine Zeit lang. Ich beschloss ihn schließlich einzuseifen, massierte ihn dabei und legte meine Lippen auf seine Schulter, saugte mich daran fest. Jeder sollte sehen, dass Jimin nicht mehr zu haben war! Ob ich eher der eifersüchtige Typ war? Ja, schon... Ich wollte halt das, was mir gehörte, ungern wieder hergeben. Gemerkte hatte ich das ein paar Wochen nach unserem ersten Mal. Unser sechsköpfiger Squad hatte sich mal wieder zum gemeinsamen Pizza- und Spieleabend verabredet, welchen wir natürlich bei unserer Eomma verbringen würden. Ähnlich wie bei Jins Geburtstag war ich nur wegen dem Essen da. Es ging eben nichts über Pizza. Ich war, anders als üblich, ohne Jimin hergekommen. Er war noch im Studio, um seine Tanzfähigkeiten zu verbessern. Eigentlich wollte ich mitgehen, doch er schickte mich schon vor, meinte, dass das nicht nötig sei und ich mich eh nur langweilen würde. So saß ich also neben Hoseok, mit dem ich mich nach Jimin am Besten verstand, auf dem Sofa und wartete auf meinen Freund. Die Anderen wussten im Übrigem nichts von uns. Darauf hatte ich bestanden, bevor wir zugesagt hatten. Wer weiß schon wie sie darauf reagieren würden. Ich meine generell hatten sie ja nichts dagegen, da sie Jimin ja nach wie vor in unserer Truppe akzeptierten, doch wenn plötzlich zwei aus einer Gruppe was miteinander hatten konnte fas schon ziemlich blöd enden, für alle Beteiligten. Immer wieder sah ich auf mein Handy. Jimin war nun schon über Zwanzig Minuten zu spät und geschrieben hatte er mir auch nicht. Ich war schon kurz davor ihn anzurufen, als es plötzlich klingelte und Jin zur Tür ging. Ich musste kurz lächeln, nachdem Jimin zusammen mit dem Ältesten hier das Wohnzimmer betrat. Allerdings verschwand es direkt wieder, als ich den kichernden, braunhaarigen Fremden hinter ihm sah. Jimin drehte sich zu ihm um und stimmte in sein Kichern mit ein. Der Einzige, der ihm zum Lachen brachte sollte ich sein! „Leute das ist Jungkook. Ich hab ihn beim Trainieren kennengelernt.“ Trainieren? Welches Training? Meinte er etwa das Tanzen? Das würde zumindest Sinn ergeben. Der Neue winkte kurz schüchtern, ehe er ein bisschen über sich erzählte. Jungkook war gerade mal 14 und somit der Jüngste hier im Raum, allerdings auch einer der Größten. Seine anfängliche Schüchternheit hatte er schnell überwunden und kam gut mit den Anderen klar. Da zwischen mir und Hoseok noch etwas Platz war, fragte er uns, ob er sich dort hinsetzen könne. Hoseok antwortete einfach für uns Beide und bejahte seine Frage, so dass wir bald zu Dritt auf dem Sofa saßen. Ich ließ mir natürlich nichts anmerken, redete aber auch nicht mit ihm. Ich wusste anfangs nicht wieso, aber ich mochte ihn irgendwie nicht. „Sag mal, bist du nicht Hope on the Street?“, fragte er Hobi, wie wir ihn manchmal liebevoll nannten, urplötzlich aus dem Nichts. Sie kamen sofort ins Gespräch und ich fühlte mich gerade sowas von überflüssig. Mein Blick fiel auf Jimin, der lächelnd mitten im Raum stand. Da wir nun zu Siebt hier waren, hatten wir leider einen Sitzplatz zu wenig. Gerade als ich etwas sagen wollte, kam der Neue mir zuvor und bot ihm seinen Platz an, doch mein Freund lehne dankbar ab. Wenn die Anderen ja nicht da wären, würde ich darauf bestehen, dass er sich auf meinen Schoß setzte, doch jetzt gerade wäre das zu auffällig. Ehe ich mich versah zog der Jüngste den Orangehaarigen zu sich auf seinen Schoß. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte schon etwas sagen, als Jimin meinen Frust zu bemerken schien. Ich sah ihm kurz in seine Augen, ehe ich meinen Blick abwendete und stumm zu Boden sah. Das würde noch ein lustiger Abend werden. Den ganzen Abend über war Jungkook Gesprächsthema Nummer Eins. Ich hatte nach wie vor kein Wort mit ihm gewechselt. Die Anderen, insbesondere Jimin, hatten ihm erklärt, dass ich eine Zeit brauchte, bis ich auftaute. Gut, das war zwar wahr, aber dies war nicht der einzige Grund. Ich hegte Groll gegen ihn, ziemlich großen sogar. Immerhin war es mein Freund, mein Ein und Alles, der immer noch bei ihm auf dem Schoß saß. Ich war kurz davor zu gehen, als Jin noch Kuchen reinbrachte und mich somit überzeugte, noch etwas zu bleiben. Irgendwann gingen alle nach und nach nach Hause. Es wurde offiziell und so gut wie einstimmig beschlossen, dass Jungkook in unserem Squad aufgenommen wurde, so dass wir nun zu Siebt waren. Ich hatte mich aus der Abstimmung enthalten. Jimin und ich waren neben Jungkook noch die Letzten, die hier waren. Auch wir waren gerade dabei zu gehen, als der Älteste beschloss, dass wir Jungkook noch nach Hause bringen sollten, da er sich sonst nur Sorgen um ihn machen würde, war es doch schon relativ spät. So kam es, dass wir nun zu dritt auf dem Weg nach Hause waren. Es hatte sich herausgestellt, dass er nicht weit von mir und Jimin wohnte und wir keinen Umweg machen mussten. Jungkook wohnte mit seinen Eltern und seinem Bruder in einem Wohnblock zur Miete, bis ihr Haus fertig renoviert war. Er erzählte uns gerade, dass er erst vor kurzem hergezogen sei, wobei ich ab da nicht mehr zu hörte, da es mich nicht interessierte. Schneller als erwartet standen wir vor dem Mehrfamilienhaus und ich war dabei mich zu verabschieden. Nachdem ich dies erledigt hatte, wendete er sich Jimin zu. Die Beiden unterhielten sich eine Zeit lang, was mir ja schon leicht auf den Keks ging. Als sie sich aber noch zum Abschied umarmten reichte es mir. Ich machte sofort auf dem Absatz kehrt und ließ Jimin somit stehen, als ich vorging. Den ganzen Abend über hatte ich versucht meine Eifersucht zu überspielen, doch das war zu viel des Guten. Ich war schon weit vorgegangen und auch schon fast in unserer Straße angekommen, als Jimin mich endlich einholte und mich an meinem Handgelenk ergriff. „Warum hast du nicht gewartet?“, fragte er mich völlig außer Atem, ehe ich ihn wütend ansah. Er ließ mich sofort los, starrte mich aber weiterhin ungläubig an. „Es ist wegen Jungkook oder? Du warst den ganzen Abend schon so still… Sag mir jetzt bitte nicht, dass du eifersüchtig bist…“ Ich schwieg, wollte ihn darauf nicht antworten. Er konnte mich ja eh wie ein Buch lesen. Sollte er es doch selbst herausfinden. „Yoongi, bitte rede mit mir…“ Wieder nichts. Ich sah wie er seine Hände langsam zu Fäusten ballte und sich auf die Lippen biss, was er nur tat, wenn er sauer war. „Wenn du wirklich so ein Problem damit hast, dass ich vor ein paar Wochen einen Tanzpartner gefunden habe und mich mit diesem zufälligerweise gut verstehe, und unser Squad das auch tut, warum zeigst du der Welt nicht was du fühlst? Du bist der Einzige, der ein Problem mit ihm hat!“ Wow, Moment mal. Machte er mir gerade Vorwürfe? Und er kannte Jungkook schon ein paar Wochen? Warum hatte er mir nichts von ihm erzählt? „Weißt du… Es wäre so viel einfache wenn du dich outen würdest… Dann müsstest du nicht so eifersüchtig sein…“ Ok, jetzt reichte es! Die Vorwürfe ließ ich mir ja noch Gefallen, aber die Sache mit dem Outing ging mir dann doch zu weit. Ich allein entschied, wann und wie ich das machen werde, wenn ich es denn überhaupt jemals tat. Wütend starrten wir uns gegenseitig an, bis ich mich ihm näherte und etwas unverzeihliches tat. Kapitel 13: Jealousy -------------------- Direkt wanderte seine Hand an seine leicht gerötete Wange. Geschockt wurde ich angesehen, ehe ich mich wegdrehte und ging, ihn einfach stehen ließ. Hasst mich ruhig, doch ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und ehe ich mich versah war mir die Hand ausgerutscht. Ich wollte das überhaupt nicht machen, wollte ich mich doch so sehr von meinem Vater unterscheiden. Früher hatte er mit mir auch immer das Gleiche getan, doch mittlerweile traf es nur noch meine Mutter. Sie versuchte zwar sämtliche Spuren vor mir zu verstecken und das Bild einer guten Familie zu wahren, doch bei mir scheiterte sie damit kläglich. Ich hörte meine Eltern jedes Mal streiten und hatte es ja selbst schon am eigenen Leib erfahren müssen. Meine Familie war Alles andere als perfekt. Doch warum spiegelte ich jetzt sein Verhalten wieder, wenn ich doch ein so viel besserer Mensch sein wollte als er? Nachdenklich, aber gleichzeitig auch wütend auf Jimin, ging ich nach Hause und wollte in mein Zimmer verschwinden, als ich meinem Erzeuger, ja heute wieder diese Bezeichnung, begegnete. „Wo warst du?“ Ich konnte an seiner Stimme deutlich erkennen, dass er etwas getrunken hatte. Zumal roch ich das auch. Ich ignorierte ihn und wollte gerade an ihm vorbeigehen, ihn stehen lassen wie Jimin, als er mich am Arm ergriff und an die Wand drückte. „Antworte mir.“, zischte er bedrohlich, doch damit machte er mir keine Angst mehr. Früher vielleicht, doch ich war es mittlerweile gewöhnt. Ich riss mich also los und stieß ihn von mir weg, bevor ich die Treppen hoch rannte, meine Zimmertür hinter mir zuwarf und diese abschloss. Zwar rannte er mir hinterher, doch da meine Tür verschlossen war kam er nicht an mich ran. Er schrie mich die ganze Zeit über an. Das ich ihm aufmachen soll, das ich eine Enttäuschung für ihn bin und so weiter. Dadurch weckte er meine Mutter auf, die daraufhin zu ihm auf den Flur ging. Großer Fehler, denn nun stritten sich die Beiden. Ich suchte meine Kopfhörer raus und schmiss mich in mein Bett. Ich drehte meine Musik so laut auf, dass ich meine Eltern nicht mehr hören konnte. Ich war eh nicht dazu in der Lage, irgendetwas an der Situation zu ändern. Ich hatte vor einiger Zeit herausgefunden, dass wenn mein Vater mal wieder einen über den Durst getrunken hatte es besser war ihn zu ignorieren. Doch meine Mutter dachte nicht einmal daran so etwas zu tun. Sie konfrontierte ihn lieber und bezahlte dies meist mit blauen Flecken. Vor anderen Leuten konnte sie diese zwar verstecken, doch ich wusste, dass sie da sind. Ich musste wohl irgendwann eingeschlafen sein. Mein Handyakku war leer und ich wurde dennoch wach und das obwohl mein Wecker nicht geklingelt hatte. Ich beschloss schnell eine kalte Dusche zu nehmen. Danach zog ich mich um und ging runter in die Küche um etwas zu frühstücken. Ich sah auf die Uhr. So früh war ich noch nie für die Schule fertig. Ich ließ mein Handy zu Hause, denn ohne Akku war es eh nutzlos, und ging zur Schule, dieses Mal allein. Ich wollte Jimin momentan nicht unter die Augen treten. Wer weiß, wie wir beide momentan miteinander klar kamen. In der Schule angekommen war ich sogar einer der Ersten, die da waren. Immer mehr Klassenkameraden betraten den Raum je später es wurde. Taehyung sah mich fragend an, setzte sich aber schweigend neben mich. Er wusste, dass es sinnlos war mich um diese Uhrzeit etwas zu fragen und eine einigermaßen sinnvolle Antwort zu erwarten. Also beließ er es dabei. Klar war das für ihn ungewohnt, tauchte ich doch sonst immer mit Jimin auf, was ja auch irgendwo sinnvoll war, wohnten wir ja gegenüber. Ich fragte mich schon ob er heute überhaupt noch kommen würde, als er total abgehetzt im Klassenzimmer ankam und sich erschöpft zwischen uns auf seinen Platz setzte. Nach dem Unterricht wollte ich unsere Pause eigentlich dazu nutzen um mich etwas zu entspannen, doch Jimin hatte etwas Anderes mit mir vor. Ehe ich mich versah fand ich mich auf einem der leeren Gänge wieder. Traurig wurde ich angesehen. Allerdings erwiderte ich seinen Blick nur genervt. Ich wollte jetzt nicht mit ihm über gestern Abend sprechen. Generell wollte ich nicht darüber sprechen. Ich würde am liebsten so tun als wäre das nicht passiert. Und wie immer kam es mir so vor, als ob ich ein Buch wäre. Jimin näherte sich mir und schloss mich in seine Arme. Ich stieß ihn zwar nicht von mir, aber die Umarmung erwiderte ich auch nicht. Ich stand einfach nur still da, während er sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckte. Als mir bewusst wurde wie das Ganze hier für Außenstehende aussehen musste, stieß ich ihn leicht von mir. Überrumpelt sah er mich erst an, bis er verstand, warum ich das tat. „Ich verstehe dich ja, dass du es nicht tun willst. Auch wenn es vieles einfacher machen würde… Doch ich muss das jetzt einfach akzeptieren.“ Ok, worauf wollte er hier gerade hinaus? „Yoongi, wegen gestern… Es tut mir leid.“ Ich war völlig überrascht von seiner Entschuldigung, da ich damit nicht gerechnet hätte. Jimin hatte sich gestern Abend noch sehr viele Gedanken über unseren Streit gemacht und eingesehen, dass er Jungkook etwas zu nahe war, wie er mir auf unseren Weg zu Taehyung erzählte. Er hatte beschlossen den Jüngsten unseres Squads nun etwas auf Abstand zu halten, doch leider war dieser da anderer Meinung. Als wir bei Taehyung ankamen, hatte dieser Gesellschaft von ihm. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er auch bei uns auf der Schule war. Innerlich könnte ich mich selbst ohrfeigen. Wie konnte ich daran nicht denken? Als die Beiden uns entdeckten, stand Jungkook auf und ging auf den Karottenkopf zu, umarmte ihn während er mich begrüßte. Grummelnd ignorierte ich ihn und setzte mich neben Taehyung. Gleichzeitig befreite sich Jimin aus seinem Griff, bevor er sich neben mich setzte und wir anfingen über Gott und die Welt zu reden. Die Situation mit Jungkook wurde immer komplizierter. Egal wo wir waren, was wir machten, er war immer bei Jimin. Ich wollte ihn schon von ihm zerren, ihn irgendwo einsperren, nur damit er seine Pfoten von meinem Freund ließ. Dadurch, dass ich mich momentan so sehr darauf fixierte Jimin nicht aus den Augen zu lassen, verlor ich den Überblick über manch andere Sachen. Wichtige Sachen, die für mein weiteres Leben von hoher Bedeutung waren. Kapitel 14: Wrath ----------------- Was ich aus den Augen verloren hatte? Meine folgenden Klausuren zum Beispiel. Selbst Jimin hatte nicht mehr an sie gedacht, doch da er generell gut in der Schule war, kam er noch mit einigermaßen guten Noten davon. Ich hingegen hatte die schlechteste Klausur, in jedem Fach. Und wieder zeigte sich, dass ich nichts ohne die Hilfe Anderer auf die Reihe bekam. Ich war ein Nichts. 
Zusätzlich stritten sich meine Eltern nur noch. Selbst die kleinste Kleinigkeit reichte schon dafür aus, dass sie sich zumindest wörtlich gegenseitig die Köpfe abrissen. Ich versuchte so wenig wie möglich zu Hause zu sein, wollte mir das immerhin nicht anhören und auch die Gewalt meines Vaters an meiner Mutter nicht sehen und diese eventuell sogar noch selbst abbekommen. Also streifte ich nach der Schule ziellos durch die Gegend. Jimin hatte kaum noch Zeit für mich. Er hatte mir erzählt, dass er demnächst irgendeine Aufführung hatte und mich gleichzeitig herzlich dafür eingeladen. Ob ich da hingehen würde? Aber sowas von! So hatte ich ihn wenigstens weiterhin im Blick und konnte im Fall der Fälle Jungkook von ihm Fern halten. Ich versuchte zwar, nicht dauernd eifersüchtig zu sein, doch der Jüngere machte es mir nicht gerade einfach, so sehr wie er an meinem Jimin klebte. Ich wusste nicht, was genau an Jimin ihn so sehr faszinierte. Das klingt zwar jetzt irgendwo falsch, doch Jungkook, oder Kookie wie ihn meine anderen Freunde nannten, könnte Jeden haben. Er sah gut aus, war nett und lustig. Ich sah ständig jede Menge Mädels, die hinter ihm her liefen, doch er ignorierte sie völlig und kam jede verdammte Pause zu uns, beziehungsweise zu Jimin. Wie würde ich ihn nur am besten los werden, ohne dass es die Anderen bemerkten? Nochmal zum Mitschreiben für die Langsamen unter euch. Ich wurde in der Schule immer schlechter, fiel in mein altes Muster zurück, mied meine Eltern unter anderem deswegen so gut es ging und wurde von meinem eigenem Freund alleine gelassen, da er ja Wichtigeres zu tun hatte. Ich ging ziellos durch die Stadt, entdeckte Orte, die ich noch nie gesehen hatte. Unter Anderem auch eine kleine, abgelegene Kneipe, in der sich nicht viele Menschen aufhielten, schon gar nicht Nachmittags. Woher ich das wusste? Nun ja, ich war einer der Wenigen, die sich um diese Zeit hier aufhielten. Ich verbrachte hier viel Zeit, trank nicht sehr viel und hielt mich zurück. Eigentlich wollte ich mir ja öfters die Kante geben um meine Probleme mal für ein paar Stunden zu vergessen, doch dann würde ich mich so wie mein Vater verhalten, oder nicht? Meine Zweifel schluckte ich allerdings mit ein paar Drinks hinuntern. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, als mein Smartphone plötzlich vibrierte. Ich fischte es aus meiner Hosentasche und sah, dass Jimin ihn zur Gruppe unseres Squads hinzugefügt hatte. Direkt danach folgte ein Selfie von den Beiden und ich hätte fast mein Handy weggeschmissen. Zwar hatte Jungkook dies in die Gruppe geschickt, doch standen sie sehr dicht beieinander. Angepisst packte ich mein Handy wieder weg und ging nach Hause, schiss die Tür hinter mir zu. Dadurch, dass meine Mutter da war, bekam sie natürlich meinen kleinen Ausraster mit und kam direkt zu mir. „Sag mal spinnst du? Was fällt dir ein die Tür so zu zuschmeißen?“, meckerte sie mich direkt an, doch ich quittierte dies nur mit einem Augenrollen und wollte gehen, als sie sich vor mich stellte. Wir starrten uns gegenseitig ein paar Sekunden an, bis sie mich schockiert ansah. „Wieso riechst du nach Alkohol? Geh sofort hoch auf dein Zimmer! Ich will dich erst wiedersehen, wenn du nüchtern bist!“, schrie sie und schubste mich in Richtung der Treppe. Gut, im Nachhinein konnte ich verstehen, warum sie so sauer war. Immerhin war ich meinem Vater gerade sehr ähnlich. Doch wie heißt es so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Später am Abend war mein Alkoholpegel schon etwas gesunken, so dass ich beschloss mich raus zu schleichen. Ich musste ja noch mit Jemanden etwas besprechen, hatte ich doch den kompletten Chatverlauf unserer Gruppe verfolgt. Fast Alle, mit Ausnahme von mir logischerweise, hatten geschrieben, wie süß sie doch zusammen aussahen und so weiter. Am Liebsten würde ich jetzt gerade irgendetwas zertrümmern, meiner Wut freien Lauf lassen. Ich wusste nicht wieso, doch dachte ich, dass mir das helfen würde mich zu beruhigen, wurde einem doch immer gesagt, dass man Nichts in sich hinein fressen sollte. Doch wenn ich jetzt etwas zertrümmern sollte, würde ich damit nur die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich ziehen, was ich unbedingt vermeiden wollte. Jungkook hatte mich am Nachmittag angeschrieben, was ich denn für ein Problem mit ihm hätte. Wow. Er war also schon so intelligent zu merken, dass ich ihn nicht leiden konnte. Allerdings bekam er auf seine Frage nicht mehr als ein einfaches „Nichts“ zurück. Er ließ allerdings nicht locker und bombardierte mich mit Fragen. Ich ignorierte ihn daraufhin völlig und versuchte weiterhin mich zu beruhigen. Ich versuchte also so leise wie möglich zu sein und da meine Erzeuger sich wieder einmal lauthals in der Küche stritten, war es ein Kinderspiel unbemerkt die Haustür hinter mir zu zuziehen. Ich eilte über dieStraße rüber zu Jimin, klingelte und ließ mir von seinem freundlichen Vater nichts anmerken, ging hoch zu Jimin in sein Zimmer. Erst sah er mich überrascht an, kam er wohl gerade aus der Dusche, da er noch nasse Haare hatte und oben rum nichts trug, doch als er sah, dass ich ihn zornig anstarrte, wurde sein Blick ängstlich. „Na, wie läuft’s mit Jungkook? Ist er ein guter Liebhaber?“, fragte ich direkt provozierend, wofür er mir einen verwirrten Blick zuwarf, bis er verstand worauf ich hinaus wollte. Vorsichtig kam er auf mich zu, wollte mich beruhigen und mich an sich drücken, doch ich schlug nur seine Hände weg, drängte ihn anschließend an die Wand hinter ihm, bis er diese direkt an seinem Rücken spüren, nicht mehr flüchten konnte. Ich ergriff sein Kinn, behielt ihn stets im Blick. „Ich dachte, du wolltest dich von ihm fern halten und dich nicht an ihn ran schmeißen? Ich dachte du liebst nur mich?“, zischte ich ihm zu. Mein Griff festigte sich immer weiter, so dass er schon versuchte mich von sich zu schieben, doch er hatte keine Chance gegen mich. Irgendwie gefiel mir dieser Anblick. Jetzt nicht in diesem Sinne ihr Perverslinge! Ich sah ihn in diesem Moment nur gerne leiden, sollte er sich fühlen wie ich mich. Verletzt. Ich näherte mich ihm, nachdem ich seinen Kopf etwas zur Seite gedrückt hatte, und legte meine Lippen an seinen Hals, saugte mich daran fest. Ich würde ihn als Meins markieren. „Damit das Ein für Alle mal klar ist! Du gehörst mir, verstanden? Du bist mit mir zusammen, nicht mit Jungkook!.“ Und damit ließ ich endlich von ihm ab und ging wieder nach Hause. Kapitel 15: Oasis ----------------- Ich geriet zum Glück nicht mehr so häufig in solche Situationen, in denen ich liebend gern Jemanden zusammengeschlagen hätte. Wenn es aber dennoch geschah, traf dies meist Jimin, da wir wieder mehr Zeit miteinander verbrachten. Er opferte fast seine komplette Freizeit für mich und hatte mittlerweile auch raus, wie er mich beruhigen konnte. Ich trank auch nicht mehr so viel, was sich posItiv auf mein Gemüt und auch auf meine schulischen Leistungen auswirkte. Ich wurde wieder besser und konnte meine Lehrer davon überzeugen, dass mein Versagen nur ein Ausrutscher war. Mein Freund half mir nun bei sämtlichen Schulfächern und brachte mich somit durch die Zwischenprüfung, so dass ich meinem Ziel endlich einen Schulabschluss zu erhalten einen Schritt näher kam. Dies wollten wir heute mit unserem Squad bei einem gemeinsamen Filmeabend feiern. Diesen würden wir bei Jimin zu Hause veranstalten. Ich war natürlich der Erste, der da war und half ihm mit den Vorbereitungen. Nachdem wir fertig waren, warteten wir in seinem Zimmer auf die Anderen. Wir Beide nutzen die Zeit bis dahin, indem wir miteinander kuschelten. Ich hatte mich gerade mit meinem Kopf an seine Schulter gelehnt, als er mich von dich drückte und mich betrübt ansah. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Zustimmend nickte ich und sah ihn abwartend an. Was würde nun kommen? „Lass dich von Jungkook heute nicht provozieren, in keiner Weise. Ich liebe nur dich und das weißt du auch.“ Verwirrt musterte ich ihn, ehe ich verstand und mit meiner Hand vorsichtig über seine Wange strich, ihn anschließend küsste. Es dauerte einen Moment, bis er schließlich erwiderte, doch ich wusste genau, dass er mir nicht widerstehen konnte. Deshalb entbrannte zwischen uns auch nach wenigen Sekunden ein Zungenkuss. „Ich werde ihn meiden so gut es geht. Ohne, dass die Anderen irgendeinen Verdacht schöpfen werden.“, flüsterte er mir zu, als wir uns voneinander lösten, da es an der Tür geklingelt hatte. Er ging natürlich direkt runter und ich folgte ihm. Wie zu erwarten war Jungkook der Erste, doch glücklicherweise war er nicht alleine her gekommen. Taehyung hatte ihn begleitet und setzte sich nun lächelnd neben mich auf das Sofa. Aus meinem Augenwinkel beobachtete ich die beiden Anderen, versuchte mir stets nichts anmerken zu lassen. Halbherzig unterhielt ich mich mit meinem Klassenkameraden, würdigte ihn dabei ab und zu mal eines Blickes, versuchte allerdings diesen stets auf den Boden zu richten. Zwar wollte ich mir das Ganze nicht ansehen, aber dennoch wissen, was vor sich geht. Nach und nach kam der Rest dazu und nachdem wir unser Essen verdrückt hatten, gingen wir bewaffnet mit Snacks wieder nach oben. Ich machte es mir direkt auf Jimins Bett bequem, wobei sich Hoseok rechts neben mich setzte. Zu meiner linken war noch genug Platz für zwei Leute. Unsere Eomma Jin hatte sich einen der beiden Plätze geschnappt und abwartend sah ich nun zu meinem Freund, der die Wahl hatte, sich entweder zu mir zu setzen oder zu den anderen Drein auf den Boden. Unsere Blicke trafen sich kurz, ehe er sich mit einem leichten Lächeln für mich entschied. Ha! 1:0 für mich Jungkook! Nach Iron Man, dem Lieblingsfilm unseres Nesthäkchens, legte Taehyung einen seiner Favoriten ein und als ich den Titel davon sah, hätte ich Jimin am Liebsten in meine Arme geschlossen. Train to Busan war nun wirklich nicht seine Sorte Film. Meine zwar jetzt auch nicht unbedingt, aber ich konnte mir diesen Film dennoch ansehen, ohne davon Albträume zu bekommen. Da die Anderen aber noch hier waren, konnte ich dies nicht tun. Wie gerne würde ich sie jetzt alle nicht um mich haben oder zumindest einen anderen Film einlegen. Allerdings wollte ich den Rest nicht verärgern. Gelangweilt nippte ich an meiner Flasche Soju, die ich vorhin aus dem Kühlschrank mitgenommen hatte. Ja, mir war bewusst, dass ich es nicht übertreiben sollte und es würde auch definitiv zum Wohle Jimin nur bei dieser einen Flasche bleiben! Ich bemerkte bereits, wie er mich anstarrte, so als ob er mich schon warnen wollte. Ich wuschelte ihm kurz durch sein orangefarbenes Haar, wodurch ich ihn auch leicht von dem Film ablenken konnte, ihn zum Lächeln brachte. Schlagartig in Jungkooks Gesicht, welcher sich kurz umgedreht hatte und mich und Jimin ansah. Ich erwiderte seinen Blick stumm, bis er sich mit leichter Röte im Gesicht wieder wegdrehte, dem Film weiter Beachtung schenkte und sich mein Freund währenddessen an mich lehnte. In ya face! 2:0 für mich! Da es mittlerweile recht spät geworden war und der Film zu Ende war, machten sich alle vereinzelt auf den Weg nach Hause. Alle bis auf Jungkook. Dieser war anscheinend mit purer Absicht so lange geblieben, bis Taehyung zu müde war und schon nach Hause gegangen. Er war wohl darauf aus die Nacht bei Jimin zu verbringen, da ich seiner Meinung nach wohl nach Hause gehen würde. Nicht. Mit. Mir. Grinsend sah ich zwischen den Beiden hin und her, wofür ich nur fragend gemustert wurde. Ich schnappte mir die Sachen des Jüngsten und drückte ihm diese in die Hand, schon ihn in Richtung Tür. Er wollte schon etwas sagen, als ich mir meine Jacke und Schuhe schnappte. „Ich werde dich nach Hause bringen. Dann ist das Nesthäkchen nicht sich selbst überlassen.“ Jimin schien mein Vorhaben zu verstehen, da er mir zustimmte und uns Beide praktisch rausschmiss. Wütend wurde ich angesehen, was mich allerdings nicht kümmerte und ging voraus. Stumm liefen wir nebeneinander her, bis mein Handy vibrierte. Sofort sah ich auf das Display, nur um dann erneut grinsen zu müssen. „Kommst du dann nochmal wieder? Oder gehst du nach Hause?“ Grinsend überlegte ich. Ich würde mir jetzt einen Spaß erlauben. Gerade als ich ihm antworten wollte, bekam ich noch eine Nachricht. „Sei bitte etwas netter zu Jungkook. Ich weiß du magst ihn nicht, aber rede wenigstens ganz normal mit ihm.“ Ok, jetzt würde ich ihn definitiv verarschen. Ich schrieb ihm noch schnell zurück und ehe ich mich versah, waren wir schon bei Kookie angekommen. „Na dann schlaf mal gut Kleiner.“ „Kleiner? Hey! Ich bin größer als du!“ „Interessiert mich nicht.“, grinste ich frech zurück und ging, sah aber noch wie er mich mit einem kleinen Lächeln beobachtete. Wer weiß, vielleicht sollte ich ihm doch eine Chance geben. Wieder in meiner Straße ging ich nicht nach Hause, sondern wieder zu Jimin. Doch anstatt zu klingeln ging ich direkt in den Garten, so dass ich direkt vor seinem Fenster stand. Ich schnappte mir ein paar winzige Steinchen, die ich nach und nach gegen die Glasscheibe warf. Eigentlich war sein Licht schon aus, doch mein Plan ging auf und er schaltete es wieder ein. Überrascht sah er mich an, bis er mit seinen Fingern in Richtung der Straße zeigte, mir andeutete an die Haustür zu kommen. Grinsend ging ich wieder in dieses Haus und auf direktem Wege in Jimins Zimmer, schmiss mich dort aufs Bett. „Wolltest du nicht eigentlich nach Hause gehen?“, fragte er mich verwirrt, während der Orangehaarige sich neben mich legte. „Erstens ist das hier mein zweites Zuhause und zweitens habe ich meine Schlüssel drüben liegen gelassen. Und ich wollte dich die Nacht ungerne alleine lassen.“ Ich wusste ganz genau, dass er jetzt nicht schlafen konnte. Manche Szenen aus dem Film würden sich erst mal für ein paar Tage in sein Gedächtnis brennen. Gerührt von meinen Worten legte er sich halb auf mich, kuschelte mit mir. Ich strich ihm immer wieder ein paar Haarsträhnen hinter sein Ohr, genoß die Zärtlichkeiten. Ich konnte auf keinen Fall abstreiten, dass ich die Nähe nicht gut finden würde. Nach den letzten Wochen tat es einfach nur gut, sich stumm in den Armen zu liegen. Doch mein Verlangen flammte kurzerhand auf und ich wollte mehr, viel mehr. Ich hob vorsichtig sein Kinn an und bemerkte, dass auch er scheinbar Lust empfand. Ich küsste ihn kurz auf die Lippen, um meine Vermutung zu bestätigen. Als er mich dann stürmisch zurück küsste, wusste ich, dass ich mich jetzt nicht mehr zurückhalten können würde. Immer wieder fielen unsere Lippen aufeinander. Ich verschwand währenddessen mit meinen Händen unter seinem Shirt und fuhr seinen Rücken auf und ab. Wir lösten uns kurz voneinander nur um Luft zu holen und dann wieder übereinander herzufallen. Wir trieben dies so lange, bis wir nur noch mit Boxershorts bekleidet waren. Zwischendurch hatte Jimin angefangen sich gezielt gegen meinen Schritt zu bewegen, so dass ich immer wieder aufkeuchen musste, mein Freund mir jedoch den Mind zu hielt. Ach ja, da war ja was. Seine Eltern waren ja auch noch da. Zwar schliefen diese, jedoch würden sie uns hören. Jedenfalls war Jimin gerade dabei mir auch das letzte Kleidungsstück zu entfernen während ich meine Hände auf seinen süßen, vollen Arsch legte und diesen begann zu massieren, bis ich ihn dann schließlich auch komplett auszog. Ich merkte, wie seine Finger auf Wanderschaft gingen, ehe ich realisierte, was er vor hatte. Schnell ergriff ich seine Hände und setzte mich auf. „Keine Chance. Schon vergessen? Du bist bottom...“, grinste ich ihm entgegen und beleidigt blies er seine Backen auf. Ich zögerte nicht lange und verwickelte ihn wieder in einen Kuss, bevor ich mit meinen Fingern seinen Eingang umspielte. Nach kurzer Zeit versenkte ich einen davon in ihm, so dass er sich stark zurückhalten musste, nicht laut aufzustöhnen. Er hielt sich die Hand vor den Mund und ich begann langsam meinen Finger rein und raus zu bewegen. bis nach wenigen Minuten der Zweite folgte, ich sie von nun an scherenartig bewegte. Jimin krallte sich an meinen Schultern fest, besonders als ich ihm meine Finger entzog und bereit war sie durch etwas Anderes zu ersetzen. Ich musste sagen, dass es nicht so schön war, wenn man Fingernägel in die Schulter gerammt bekommt, doch was ich gerade mit meinem Freund anstellte, war auch nicht gerade viel besser. Er musste viel größere Schmerzen haben. Ich sah ihn kurz an, bis ein erneuter Kuss seinerseits folgte und er begann sich zu bewegen. Ich musste zugeben, es hatte was, mal den passiven Part zu übernehmen und Jimin die Arbeit machen zu lassen. Wir strengten uns Beide an, so leise wie nur möglich zu sein. Ungern hätte ich momentan seine Eltern plötzlich neben mir stehen. Immerhin ritt Jimin mich gerade! So langsam aber sich begann sich Druck in mir aufzubauen, weshalb ich beschloss meinem Freund zu helfen, indem ich in ihn stieß. Seine Atmung wurde immer unregelmäßiger und krampfhaft versuchte er still zu sein. Auch ich hatte da so meine Probleme, weshalb ich mich an seinem Schlüsselbein festsaugte. 
Als wir Beide fertig waren reinigte ich uns Beide und half ihm noch sich halbwegs anzuziehen, ehe ich mich, ebenfalls angezogen, zu ihm legte, ihn in meine Arme zog und mit ihm kuschelnd einschlief. Kapitel 16: Unexpected ---------------------- Zu meiner Verwunderung hatte Jimin die Nacht komplett durchgeschlafen. Nicht einmal war er aufgewacht. Musste wohl an meiner Wenigkeit liegen. Ich wurde wach, als sich Jemand auf mich schmiss, mich unter sich begrub. Ich öffnete meine Augen, nur um in die Braunen meines Freundes zu sehen. Er lächelte mich breit an, seine nassen Haare fielen ihm ins Gesicht und ich bemerkte, dass er wohl schon geduscht haben musste. Tze. Ging er einfach ohne mich duschen. So eine Frechheit… Wir sahen uns einen kurzen Augenblick an, bis er sich vorlehnte und mich kurzerhand küsste. Ich tat nichts, sondern lag einfach nur da. Warum? Ganz einfach. Was wäre, wenn wir nicht mehr alleine hier in seinem Zimmer wären? Verwirrt löste sich Jimin von mir und sah mich an. Ich konnte diesem Blick allerdings nicht stand halten und drehte deshalb meinen Kopf weg. Traurig rollte er sich von mir runter, lag nun neben mir und ergriff meine Hand. Allerdings entzog ich sie ihm direkt wieder, so dass ich aufstand und meine Klamotten zusammen suchte. Nachdem ich mich angezogen hatte, stand mein Freund vor mir und drückte sich an mich. Dachte er wirklich gerade, dass ich ihn jetzt verlassen würde?
„Hab ich irgendetwas falsch gemacht? Yoongi, es tut mir leid…“ Also doch…
„Hey… Es ist nicht so wie du denkst.“ Langsam begann ich seine Umarmung zu erwidern und strich ihm dabei über den Rücken, während ich jetzt erst merkte, dass er problemlos stehen konnte. Er schien nun zu wissen, wie er mit den durch mich verursachten Schmerzen umzugehen hatte. Irgendwie war ich gerade Stolz auf ihn. So konnte ich mit ihm schlafen, ohne das es groß auffiel, es sei denn ich markierte ihn wieder. Dann würde man zumindest merken, dass er mit Jemanden was am laufen hatte, wenn er es nicht verstecken sollte. Oder ich müsste es dort machen, wo man es nicht sehen kann. „Warum flüchtest du dann vor mir?“ Gut, die Frage war berechtigt. Ich wollte ihm das eigentlich nicht beantworten, aber wollte ihn nicht verlieren. Also tat ich, was getan werden musste. „Ich flüchte nicht vor dir Jiminie… Doch was ist, wenn deine Eltern plötzlich reinkommen? Was würden sie dann tun? Du weißt doch, dass ich nicht für ein Outing meinerseits bereit bin…“ Enttäuscht sah er mich an, nachdem er mich aus seiner Umarmung entließ und setzte sich auf sein Bett. „Du weißt doch, dass sie damit kein Problem hätten. Ich mein, mich akzeptieren sie doch auch so wie ich bin…“ „Ja, weil du ihr Sohn bist. Was denkst du denn, wie lange es dauern würde, bis die ganze Nachbarschaft, einschließlich meiner Eltern, davon Wind bekommt?“ Ok, ich sollte jetzt meine Klappe halten. Ich regte mich doch schon wieder nur auf. Doch warum konnte Jimin mich einfach nicht verstehen? „Ich gehe jetzt nach Hause duschen. Bis später oder so…“ Und damit ging ich, ließ ihn allein in seinem Zimmer zurück. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Deswegen war das gerade das Beste. Zu Hause wurde ich schon von meiner Mutter erwartet. Da ich klingeln musste, blieb mir ja nichts anderes übrig, als ihr direkt in die Arme zu laufen. „Warum kannst du mir nicht Bescheid sagen, wenn du die Nacht nicht nach Hause kommst? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ Oh diese gespielte Sorge konnte sie sich sparen. Ich wusste genau, dass es eben nicht so war. Ihr war es egal, ob ich nachts zu Hause war. Und außerdem müsste sie eigentlich wissen, wo ich war, war ich doch meistens bei Jimin, wenn ich nicht in der Schule war. Ich antwortete ihr nicht, was ihr gar nicht gefiel. Auch sie versuchte mich aufzuhalten, doch ich riss mich direkt wieder los, flüchtete in mein Zimmer, ehe ich in die Dusche verschwand. Zwar protestierte sie noch einige Zeit, aber das war mir egal. Ja, ich wusste, dass ich nicht gerade das beste Verhältnis mit meiner Mutter hatte, aber unsere Familie war sowieso verkorkst. Die darauffolgende Woche verlief relativ ereignislos. Jimin und ich taten weiterhin so, als ob wir nur Freunde wären. Ich bemerkte, dass es ihm überhaupt nicht gefiel. Ihm schien es die Woche über überhaupt nicht gut zu gehen. Selbst Taehyung schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Doch Jimin blockte ab, verriet ihm nicht, was los war. Also war es an mir. Ich holte ihn Donnerstagabend ab, da ich mich mit ihm verabredet hatte. Ich wollte mit ihm spazieren gehen, damit er auf andere Gedanken kommen würde. Immerhin wusste ich als Einziger, was ihn bedrückte. „Es ist, weil ich mich nicht outen möchte, oder?“, fragte ich ihn, als wir gerade durch die Straßen unseres Viertels gingen. Seinerseits folgte nur ein stummes Nicken, woraufhin ich seufzte. Doch bevor ich ihm in irgendeiner Form hätte antworten können, wurde er plötzlich an seinem Arm in eine Gasse gezogen. Direkt wurde ihm ein Messer an den Hals gehalten und ich wurde wütend von dem Mann hinter meinem Freund angesehen. Dadurch, dass wir Beide nicht unbedingt die Größten war, war er natürlich größer als wir. „Gebt mir euer Geld!“ Ok, war das hier jetzt wirklich ein Überfall. Ich sah, dass sein Messer stumpf war, also stellte er nicht wirklich eine Gefahr da. Auch war der Fremde nicht unbedingt schmächtig, so dass ich mir sicher war, dass ich ihn überwältigen konnte. Also ging ich mit einem breiten Grinsen auf ihn zu und ich glaubte, dass der Typ sowas zum ersten Mal machte. Ängstlich wich er immer weiter zurück und konzentrierte sich nicht mehr auf Jimin. Deswegen konnte ich ihn auch schnurstracks entwaffnen und meinen Freund befreien. Nun war ich es, der den Fremden bedrohte. Allerdings nicht mit dem Messer. Dieses hatte ich hinter mich geworfen. Bedrohlich grinsend kam ich ihm näher und legte einen Arm um seinen Hals, zog ihn zu mir runter. Ich sah, wie sich die Angst in seinen Augen wieder spiegelte. Ich holte aus und ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken schlug ich ihn in den Magen, so dass er vor Schmerz zu Boden sackte. Gefährlich baute ich mich vor ihm auf und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich war noch lange nicht mit ihm fertig! Niemand fasste meinen Freund so an und schon gar nicht sollte er von Irgendjemanden bedroht werden! Ich kniete mich also zu ihm runter und schlug weiterhin auf ihn ein, nachdem ich ihm noch ein paar Tritte verpasst hatte. Aus dem Hintergrund hörte ich, wie Jimin mir etwas zu rief, doch ignorierte ich dies. Als ich fertig war, sah ich endlich herüber zu dem Orangehaarigen, welcher mich geschockt musterte. Ich ergriff ihm am Handgelenk und zog ihn mit mir, weg von diesem Typen. Als ich dann endlich stehen blieb, realisierte ich, dass er Tränen in den Augen hatte. Ich schloss ihn nun in meine Arme und das, obwohl er mich erst von sich stoßen wollte. Hatte er etwa nun Angst vor mir? „Sssh… Es ist Alles gut. Der Typ kann uns gar nichts mehr.“ Es dauerte etwas, bis er sich an meinem Shirt festkrallte und seinen Tränen nun freien Lauf ließ. Wir verweilten einige Zeit so, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte. Ich strich ihm die letzten Tränen weg und wir machten uns auf den Weg nach Hause. „Sollten wir nicht einen Krankenwagen rufen? Oder zumindest die Polizei?“
„Nein. Dann würden sie uns nur blöde Fragen stellen und mich bestrafen. Und das kann ich momentan am wenigsten gebrauchen…“ Klar hätte ich ihn nicht so zurichten sollen, doch ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Jimin schien kurz mit sich zu kämpfen, ehe er es seufzend gut lassen ließ. Ich lieferte ihn bei sich ab und gerade als ich gehen wollte, zog er mich nochmal in eine Umarmung und krallte sich wieder an mir fest. Ich strich ihm wieder beruhigend über den Rücken, doch er schien irgendwie bei meinen Berührungen zusammen zu zucken. Ok. Alles klar. Er hatte nun definitiv Angst vor mir. Aber niemals würde ich ihn so zurichten. Das hatte er nicht verdient. Ich würde nur die Leute fertig machen, die ihm etwas antun würden. „Du solltest dich schlafen legen. Morgen hast du doch deinen Auftritt und ich will mein Ein und Alles glänzen sehen.“, lächelte ich ihn an, ehe ich ihm durch die Haare wuschelte und ich mich lächelnd von ihm verabschiedete. Kapitel 17: Run --------------- Zufrieden sah ich mich im Spiegel an, fuhr mir nochmal durch meine mintfarbenen Haare. Ich trug ein schwarzes Hemd mit einer schwarzen Hose. Ich ging die Treppen hinunter und beobachtete, dass meine Eltern schon wieder stritten. Man, sie konnten es einfach nicht sein lassen. Ich ignorierte das Ganze und verschwand ohne mich von ihnen abzumelden aus dem Haus und machte mich auf den Weg zu der Tanzschule, in der Jungkook und Jimin heute ihren Auftritt haben würden. Unterwegs traf ich auf Taehyung, da wir uns verabredet hatten. Wir wollten zusammen hingehen und auch einer der Ersten sein. Wenn ich genauer darüber nachdachte, würden er und Jungkook kein schlechtes Paar abgeben. Vor allem war ich ihn dann los und hatte Jimin wieder für mich allein. Vielleicht wäre ich dann auch nicht mehr so eifersüchtig. Wir waren ein paar Minuten vor den Anderen da, weshalb wir uns schon mal Plätze suchten. Neben uns waren noch drei Weitere frei und nach kurzer Zeit waren wir vollzählig. Jeder von uns hatte sich herausgeputzt, war das Ganze doch etwas besonderes. Ich sah mich im Saal um, während die Anderen sich miteinander unterhielten und beschloss mir noch etwas die Beine vertreten zu gehen. Ich gab Hoseok neben mir kurz Bescheid, ehe ich die Gänge hier erkundete. Es dauerte nicht lange, da traf ich zufälligerweise auf Jimin. Überrascht sah er mich erst an, ehe er mich anlächelte und mich schließlich umarmte. Ich erwiderte die Geste und sah ihm anschließend an, wie nervös er doch war. „Hey, du wirst das schon meistern. Du bist immerhin Park Jimin. Wenn das hier einer rockt dann du. Du bist derjenige, der Hobi Konkurrenz macht.“ Und damit brachte ich ihn zum Lachen. Da war es wieder. Das Lachen, in das ich mich vor einiger Zeit verliebt hatte. „Danke Yoongi...“ Wir sahen uns einen Augenblick lang in die Augen und es schien, als seindie Zeit stehen geblieben, bis ich Schritte hinter mir vernahm. „Jimin! Hier steckst du.“ Und schon stand ein grinsender Jungkook neben uns. „Ich hab dich schon überall gesucht. Wir müssen los. Gleich gehts los.“ Ja. Er war genauso aufgeregt. Kein Zweifel. Warum musste er eigentlich immer dann auftauchen, wenn es gerade ungünstig war? Skeptisch sah er zwischen Jimin und mir hin und her, hielt einen Moment inne und überlegte. Schlagartig wurden seine Augen groß und er sah wirklich schockiert aus. Hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging, hätte ich ihn auf jeden Fall aufgehalten. "Seid ihr zusammen?" Ok Yoongi. Bleib ruhig. Keep it cool! You got this. "Nein. Wie kommst du darauf?", wollte Jimin nach kurzer Zeit wissen. Gut, dass würde mich auch interessieren. War es mittlerweile so offensichtlich geworden? „Sah kurz so aus und ihr verhaltet euch auch irgendwie so... Beeil dich, nur noch wenige Minuten und dann sind wir dran.“ Und damit verschwand er. Sein Grinsen hatte allerdings weder Jimin noch ich bemerkt. Leider. Als wir wieder allein waren, bekam ich Jimins volle Aufmerksamkeit. Lächelnd ergriff er mit seinen kleinen, süßen Händen die meine und lehnte sich vor. Ich verstand, worauf er aus war, und lehnte mich ebenfalls vor, bis unsere Lippen aufeinander trafen, ein kurzer Kampf zwischen uns entstand. Zum Glück wartete Jeder schon, dass sie endlich mit ihrer Aufführung beginnen würden, so dass wir die Einzigen waren, die nicht dort waren wo sie hingehörten. Ich ging zurück zu meinem Platz und erst bei Beginn der Aufführung bemerkte Hoseok, dass ich wieder da war. Er wollte mich wohl fragen, wo ich so lange gewesen war, jedoch konnte er seine Augen nicht von der Bühne abwenden. Mir ging es nicht anders, klebten meine Augen nur auf Jimin. Ich konnte sie kurz abwenden und sah rüber zu Taehyung, der Kookie mit seinem Blick förmlich zu verschlingen schien. Ja, die Beiden würden echt ein gutes Paar abgeben. Ich wendete mich wieder meinem Freund zu und sah mir die Vorstellung an, bis sie zu Ende war. Wir Fünf beschlossen danach die anderen Beiden unseres Squads aufzusuchen. Backstage wurden wir dann auch fündig. Wir warteten noch kurz, da sie momentan von ihrer Truppe umringt waren, bis sie Zeit für uns hatten, ehe wir zu Ihnen gingen. Wir standen etwas Abseits, so dass wir trotz der Menschenmenge hier im Raum unter uns waren. Ich wurde beinahe von Jimins Mutter umgerannt, als sie, dicht gefolgt von ihrem Mann, zu uns stürmte. Sofort fiel sie ihrem Sohn um den Hals, lobte ihn und tat All das, was eine gute Mutter tun musste. Irgendwie war ich etwas neidisch darauf. Meine Eltern mochten mich zwar, aber ich bezweifelte, dass sie auch so reagieren würden. Um meinen Neid so gut wie es ging zu verstecken, rückte ich etwas in den Hintergrund, konnte es so oder so nicht leiden, in der Menge zu stehen. Ich beobachtete nur noch, wäre aber am Liebsten dazwischen gegangen, als Jungkook urplötzlich meinen Jimin umarmte, ihn für Alles dankte. Dafür, dass er ihn aufgebaut und motiviert hat, als er es eben nicht war. Gut, daran war zwar jetzt nichts schlimmes, dennoch wollte ich der Einzige sein, der ihn in den Armen hielt. Sie lösten sich wieder voneinander und erst da merkte ich, dass ich wohl angespannt die Luft angehalten haben musste. Ich atmete aus und sah mir das Schauspiel weiter an. Jungkook hielt den Kleinsten in der Runde am Unterarm fest, bevor er ihn grinsend an sich zog und ihn schließlich küsste. Meine Welt brach zusammen. Ich verlor den Boden unter den Füßen. Was zur Hölle sollte das?! Wütend drehte ich mich direkt um und ging. Niemand schien mein plötzliches Fehlen zu merken, so dass ich mich alleine in der Stadt wiederfand. Kurzerhand ging ich in einen Kiosk und kam mit ein paar Flaschen Soju raus. Ich hatte mir zwar eigentlich vorgenommen, den Alkohol in den seltensten Fällen anzurühren, doch ich hatte momentan das Bedürfnis etwas zu trinken. Ich ging in den Park und ließ mich dort auf einer Bank nieder. Ich war ganz alleine hier, war es immerhin schon dunkel und die Leute waren entweder zu Hause oder mit Jemanden unterwegs und würden ganz sicher nicht allein durch den Park gehen, war das doch immerhin nicht ganz ungefährlich. Nach einiger Zeit, in der ich schon die meisten Flaschen geleert hatte, vernahm ich Schritte und blickte in die Richtung, aus der sie kamen. Sekunden später stand ein völlig erschöpfter Jimin vor mir, welcher mich traurig ansah. Wollte er mir jetzt Vorwürfe machen? Ich konnte nichts für die momentane Situation! Er hätte auf Abstand gehen müssen. „Yoongi ich-“ „Spar es dir...“, unterbrach ich ihn kalt und sah ihn dabei nicht an. Ich wollte jetzt einfach alleine sein. „Nein... Hör mir zu. Ich wollte das nicht. Ich wusste nicht, was er vorhatte. Ich-“ „Was genau an lass gut sein verstehst du nicht?!“ Bedrohlich baute ich mich vor ihm auf und ich merkte, wie er ängstlich zurückwich. Er hatte also Angst vor mir... Gut, die sollte er auch besser haben. Instinktiv griff er nach meiner Hand und wollte mir die Flasche aus der Hand nehmen. Jedoch entriss sie ihm und wurde diese Nacht zu dem, was ich auf keinen Fall sein wollte. Kapitel 18: Fear ---------------- Alles klar, ihr könnt mich jetzt hassen. Ja, ich hatte zugeschlagen. Das konnte ich nicht leugnen. Jimin hielt sich seinen Magen und sackte zu Boden. Ich konnte es nicht gut sein lassen und zog ihn direkt an seinem Kragen wieder hoch. Er kniff bereits seine Augen zusammen, hatte Angst vor dem darauf folgenden Schmerz. So ging das nun schon knapp zwei Wochen. Er setzte Alles dran, Jungkook, der ihm nach der Sache nur noch mehr am Arsch klebte, von sich fernzuhalten, wusste, was ihm ansonsten blühte. Bei dem einem Mal im Park blieb es nicht. Sein ganzer Oberkörper war von blauen Flecken bedeckt. Er trug nur noch langärmlige Sachen, versteckte sie vor Jedem. Nur ich wusste, dass sie da waren, fügte ich sie ihm schließlich zu. Dennoch, trotz Allem, suchte er meine Nähe und konnte mir einfach nicht lange fern bleiben. Ich versuchte ja, mich zurückzuhalten, aber es gelang mir einfach nicht, da ich nun jeden Tag mindestens eine Flasche meines geliebten Getränks trank. Ich leerte diese Flaschen, da ich mich nicht mal mehr im Spiegel ansehen konnte. Ich war das geworden, was ich am Meisten verabscheut hatte. Ich war ein gewalttätiges Monster, das sich selbst nicht im Griff hatte. Wir verbrachten unsere Zeit weiterhin miteinander, machten weiter wie bisher. Er half mir beim Lernen. Das wars allerdings schon. Wir tauschten kaum noch Zärtlichkeiten miteinander aus, entfernten uns immer weiter voneinander. Keine Küsse, kein Kuscheln, kein Sex. Ich wunderte mich ja schon, warum Jimin noch bei mir blieb. Ich an seiner Stelle wäre schon längst abgehauen. Doch er war, anders als ich, ein Kämpfer, der sich von Nichts und Niemanden unterkriegen ließ. So schnell würde er mich nicht aufgeben. Aber was genau brachte ihn dazu, so viel von mir zu erwarten? Ich war ein Nichts. Meine Freunde hatte ich auch nur dank ihm gefunden. Alles Gute, was mir dieses Jahr passierte, geschah nur dank ihm. Ich war ihm dankbar, auch wenn es durch meine Handlungen nicht so aussah. Ich war ein Monster. Seufzend klappte ich mein Buch zu, so dass Jimin von dem seinen aufsah. Ich ging nach unten in die Küche zum Kühlschrank und anschließend mit einer Flasche bewaffnet wieder nach oben. Ich setzte mich wieder auf mein Bett, öffnete die Glasflasche und trank erst mal einen großen Schluck. Traurig wurde ich angesehen, jedoch ignorierte ich sämtliche Blicke von ihm, kümmerte mich um meinen eigenen Kram. Es herrschte wieder Stille zwischen uns und ich wurde weiterhin beobachtet. Wir sahen uns kurz an, jedoch wich ich seinem Blick rasch wieder aus, da ich ihm einfach nicht in die Augen sehen konnte. Mittlerweile beschäftigte ich mich nicht mehr mit meinen Hausaufgaben. Auch wenn sie nur halb fertig waren, scherte ich mich nicht groß darum. Normalerweise würde Jimin jetzt etwas dagegen unternehmen, doch da unsere Beziehung momentan nicht wirklich gut lief, traute er sich dies nicht. Er machte seine eigenen einfach stumm weiter und nachdem er damit fertig war, schnappte er sich die Meine, erledigte diese auch noch. „Yoongi ich... geh nach Hause...“, meinte Jimin nach einiger Zeit und erst da bemerkte ich, dass er seine Sachen zusammen gepackt hatte. Ich musterte ihn ein paar Sekunden, bis mein Blick sich verfinsterte. „Wozu? Damit du zu Jungkook gehen kannst?“ Schockiert wurde ich angesehen. Diese kleine “Auseinandersetzung“ hatten wir des öfteren, eigentlich fast täglich. Er wusste genau, wie eifersüchtig ich auf den Jüngsten unserer Truppe war. Nicht etwa weil ich irgendwelche Komplexe oder sowas hatte. Nein. Einfach nur weil er so sehr an meinem Jimin klebte. Ich war mit ihm zusammen und nicht er. Ja, es wäre vielleicht besser, wenn wir zumindest den Anderen sagen würden, was zwischen Uns lief. Doch wer konnte mir garantieren, dass sich Kookie dann zurückhielt? Was, wenn er weiterhin an Jimins Arsch klebte? Er setzte bereits an, um sich zu erklären, doch ich winkte nur ab. „Ist sein Schwanz denn so viel besser als meiner? Küsst er besser?“ Er seufzte nur. „Hör bitte auf. Du weißt genau, dass ich Nichts mit ihm habe! Er hatte mich geküsst und nicht ich ihn. Ich liebe dich. Du bist doch mein Pfefferminzbonbon. Du bedeutest mir sehr viel…“ Ich starrte ihn kalt an, riss ihm seine Tasche aus der Hand und stellte mich vor meine Tür. Er sollte jetzt nicht zu Jungkook gehen. Nicht, wenn ich es verhindern konnte. „Ach ja bin ich das?“ Flehend sah er mich an und wollte sich an mir vorbei schieben um vor mir zu flüchten, doch daraus würde nichts werden. Nicht mit mir. Ich schubste ihn von der Tür weg und musste ihn dabei wohl an einer von mir geschundenen Stelle erwischt haben, da er sein Gesicht vor Schmerz verzog. Und natürlich beließ ich es nicht dabei. Ängstlich versuchte Jimin schon sich vor mir zu schützen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, doch das würde mich nicht aufhalten können. Ich griff nach seinen Handgelenken, drückte aus Versehen etwas zu fest zu und drängte sie von seinem Kopf weg. Ich sah, dass sich bereits Tränen in seinen Augen sammelten und drohten, an seinen Wangen hinunter zu laufen. Ich drückte ihn auf den Boden, setzte mich auf ihn und pinnte ihn dort mit meinem Gewicht fest. Hasserfüllt sah ich ihn an, bevor er seine Augen schloss. Ich holte aus und schlug zu. Ich traf ihn erneut mehrfach an seinem Oberkörper und ich konnte ihn schmerzhaft stöhnen hören. Er röchelte bereits nach Luft und ich hatte es sogar geschafft, dass er nun dank mir eine aufgeplatzte Lippe hatte, die auch leicht blutete. Jimin wand sich unter mir, versuchte sich aus seiner momentanen Situation zu befreien, schaffte es allerdings nicht. Ich holte ein letztes Mal aus, traf ihn dabei aber im Gesicht. Er schrie auf und hielt sich direkt eine Hand auf sein rechtes Auge. Ich ließ es nun gut sein und ging zu meinem Bett, schmiss mich darauf. Ich vernahm ein Schluchzen und sofort wanderte mein Blick zu meinem Freund, welcher sich seinen Magen schmerzhaft hielt. Erst da war ich wieder einigermaßen klar im Kopf und realisierte, was ich gerade getan hatte. Ich war definitiv zu weit gegangen. Ich stand wieder auf und ging auf ihn zu, doch mit jedem Meter, den ich mich ihm näherte, wich er zurück. Er schnappte sich seine Tasche und rannte davon. Was hatte ich nur angerichtet? Kapitel 19: Monster ------------------- Am nächsten Morgen lief ich alleine zur Schule. Jimin konnte ich nach dem Vorfall gestern erst recht nicht mehr in die Augen sehen, so dass ich ihn nun meiden würde. Dass ich damit unsere Beziehung, wenn es denn noch eine war, noch weiter zerstören würde, war mir bewusst, doch das wäre besser für ihn. Am Besten wäre es, wenn ich aus seinem Leben verschwinden würde. Nachdem ich an dem großen Gebäude, welches unsere Schule war, angekommen war, machte ich mich auf direktem Weg ins Klassenzimmer, allerdings nicht ohne vorher von Taehyung aufgehalten zu werden. Grinsend hielt er mir einen Muffin hin, welchen ich perplex anstarrte. Das war ungewöhnlich für ihn. Normalerweise aß er solche Köstlichkeiten alleine und teilte sie nicht mit Anderen. Stutzig nahm ich das Gebäck und beschloss, noch etwas bei ihm zu bleiben. Alleine sein war ja immerhin auch irgendwie blöd. Ich lehnte mich an die Wand und nahm einen Bissen, beobachtete den Jüngeren dabei skeptisch, da er nach wie vor blöd grinste. Während ich kaute, kam Jungkook zu uns, begrüßte uns und blieb stehen. Warum konnte er nicht einfach weitergehen? Ich tauschte mit ihm nur kurz einen Blick aus, bis ich Taehyung den Muffin ins Gesicht drückte. Was auch immer es war, aber lecker war es definitiv nicht. Die beiden Jüngeren brachen in Gelächter aus. Kookie schien wohl zu wissen, was hier lief. „April April!“, bekam ich von ihnen zu gerufen und da fiel es mir ein. Stimmt ja, heute war der Erste April. Leicht verärgert wollte ich den Beiden schon eine Standpauke halten, als ihre Blicke auf Jimin fielen, welcher gerade die Schule betreten hatte. Er sah erschöpft aus, überhaupt nicht wach. Man könnte meinen, dass er jede Sekunde zusammenklappen würde. War aber auch kein Wunder, so wie ich ihn zurichtete. 
Besorgt gingen sie direkt zu ihm, so dass er sie bemerkte. Schwach lächelte er sie an, bis sein Blick zu mir hinüber wanderte. Ich hatte mich im Hintergrund gehalten und beobachtete das Ganze. Wir sahen uns kurz an und ich wunderte mich, warum er mich, genau wie die Anderen, einfach anlächelte. Nach all dem, was ich getan hatte, sollte er das nicht tun. Ich könnte es verstehen, wenn er mich nun hasste. „Alles ok bei dir? Du siehst irgendwie fertig aus…“ Besorgt legte Taehyung einen Arm um Jimins Schulter, doch da dieser schmerzhaft zischte, zog er ihn direkt wieder weg. Die Beiden wollten ihn zur Rede stellen. Er blockte allerdings ab, meinte, dass er sich die Schulter gestoßen hatte und setzte sein typisches Grinsen auf. Auf Jungkooks Frage, warum seine Lippe aufgeplatzt war, antwortete er nur, dass er sich aus Versehen selbst darauf gebissen hatte. Für ihn war es wirklich eine Erlösung, als es endlich zum Unterricht klingelte und wenigstens der Jüngste von uns verschwinden musste. Gut, das freute mich natürlich auch. So war wenigstens eins meiner Probleme verschwunden. Jetzt musste Jimin nur noch den neugierigen Taehyung aushalten. „Wie hast du das eigentlich geschafft dir die Schulter zu stoßen? Vor allem so, dass sie so stark weh tut?“ Er konnte es einfach nicht lassen. Auch nicht als wir Unterricht hatten. Er löcherte den Kleinsten von uns weiterhin mit Fragen, die er allerdings alle ins Nichts führen ließ, so dass Tae irgendwann aufgab. Endlich hatten wir Pause und fast Jeder aus unserer Klasse war schon in die Pause gestürmt, wobei ich mir sicher war, dass Einige nicht von irgendwelchen Streichen verschont bleiben würden. Lediglich wir Drei waren noch im Raum. Grinsend packte das Alien etwas aus, wobei er uns erzählte, dass Jungkook nun sein nächstes Opfer werden würde, er dabei aber Hilfe brauchen würde. Fragend sah er uns also an, doch ich passte. Lediglich Jimin schien noch zu überlegen, entschied sich dann aber dagegen, so dass Taehyung den Streich nun alleine spielen musste. Lächelnd sah er mich anschließend an und zog mich an meinem Handgelenk hinter ihm her, als ich realisierte, dass Taehyung schon vorausgegangen war. Wenn ich ehrlich war wollte ich mir Kookies Blick nicht entgehen lassen und ließ es also zu, dass mein Freund mich zu diesem Idioten schleifte. In der Pausenhalle war die Hölle los. Von überall war Gelächter zu vernehmen und ständig wurde irgendwer herein gelegt. Ich hingegen hielt vom Ersten April nicht viel. Für mich war es ein Tag wie jeder Andere auch. Dennoch freute ich mich immer, wenn wieder wer reingelegt wurde. Ich riss mich irgendwann los und hielt mich wieder im Hintergrund. Jimin lächelte mich nur schwach an und wieder bewunderte ich ihn. Es war schon erstaunlich, dass er so ein krasses Durchhaltevermögen hatte. Ich an seiner Stelle hätte wahrscheinlich schon längst aufgegeben. Er war gerade auf dem Weg zu den anderen Beiden, als plötzlich Yuta aus unserer Parallelklasse angerannt kam und ein paar von ihm Ausgewählte mit Wasserbomben bewarf. Leider war unter diesen paar Leuten auch mein Freund. Langsam lief ihm das Wasser sein Gesicht hinunter und spülte etwas fort. Schockiert wurde er von Vielen angesehen, auch von mir. Das Wasser hatte Einiges an Make Up aus seinem Gesicht gespült und Jeder, wirklich Jeder, könnte sein blaues Auge sehen. Sofort kamen unsere beiden Freunde auf ihn zu, bombardierten ihn direkt mit Fragen. Dabei bemerkte Jimin erst, was genau gerade passiert war und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Ich glaubte, ich war der Einzige, der sah, dass er anfing zu zittern. Er wollte hier nicht sein. Nicht, wenn jeder sein Auge sah. Ich tat das einzig Richtige und ergriff ihm am Handgelenk, zog ihn hinter mir aus der Pausenhalle heraus. Natürlich wurde ich von Taehyung mit Jungkook als Anhängsel verfolgt, bis wir an einer ruhigen Ecke ankamen. Eins musste man mir schon lassen, wenn ich austeilte, dann richtig. Nicht nur sein Auge war blau, sondern auch die Haut drum herum, so dass nahe zu ein Drittel seines Gesicht bläulich verfärbt war. Ich sagte überhaupt nichts, da ich genau wusste, wo es herkam. Jungkook war sprachlos und sah meinen Freund nur schockiert an, während Taehyung einmal tief durchatmete. „Was ist passiert Jimin?“, fragte er dieses Mal ruhig und ließ ihm genug Zeit zu antworten. „Ich bin gestürzt…“, murmelte er und erklärte, dass er es abgedeckt hatte, da es ihm peinlich war. Ungläubig wurde er von Beiden angesehen und aufgefordert, die Wahrheit zu sagen. Sie glaubten ihm nicht. „Yoongi jetzt sag du doch auch mal was. Du bist hier immerhin der Älteste von uns.“, forderte Taehyung, da unser Nesthäkchen immer noch kein Wort zu Stande brachte. Nur weil ich der Älteste hier war, hieß es noch lange nichts. Und außerdem wollte ich mich dazu nicht äußern, da die Gefahr zu hoch war, dass ich mich verplapperte. Ich schüttelte bloß meinen Kopf und deutete ihm an, es jetzt gut sein zu lassen. „Wenn er nicht darüber reden will, dann ist es so. Das solltest du als sein Freund akzeptieren.“ „Weißt du etwa, was los ist? Du kannst mir nicht erzählen, dass Jimin momentan nur vomPech verfolgt wird.“ Oh doch. Und wie er verfolgt wurde. Nur das ich sein Pech war und wir Beide etwas gemeinsam hatten. Wir waren Beide schlechte Lügner. Kapitel 20: Lie --------------- Die restlichen Schulstunden des Tages vergingen eigentlich relativ schnell. Auch die Pausen und sogar die Doppelstunde Mathe ging schnell um, obwohl wir dort eine Klausur und geschrieben hatten. Ich war der Erste, der fertig war. Nun gut, wenn man lediglich seinen Namen und das heutige Datum drauf schrieb, war das ja auch kein Wunder. Kritisch wurde ich während meiner Abgabe gemustert, bevor ich den Raum verließ, mich draußen im Flur auf den Boden setzte. Mir kam es nicht lange vor, bis die Tür wieder aufging und der Rest meiner Klasse nach und nach den Raum verließ. Wir hatten nach Mathe eigentlich Schluss. Jedoch wartete ich noch auf Jimin. Er würde heute wieder mit Jungkook trainieren gehen und irgendwie hatte ich es geschafft, dass Taehyung und ich ihnen dabei immer zusehen durften. So konnte ich im Grenzfall immer einschreiten, wenn er meinem Freund wieder zu nahe kam. Jedenfalls hatte es gerade geklingelt und Jimin hielt mir eine Hand hin, zog mich wieder hoch auf die Beine und musterte mich besorgt. „Sie will nochmal mit dir reden. Ich warte auf dich...“ Jimin POV Ich lehnte mich vorsichtig an die Wand gegenüber unseres Klassenraums. Yoongi hatte die Tür geschlossen und zu gern wäre ich bei dem Gespräch dabei. Ich konnte ihm ansehen, dass er sehr schlecht gelaunt war. Kein Wunder. Der heutige Tag war echt zum Kotzen. Reichte ja nicht, dass es im Moment zwischen uns Beiden schon nicht gut lief. Dann muss er noch eine schlechte Klausur schreiben, wobei schreiben hier schon zu viel gesagt ist, und ich genau wusste, wie wichtig es war, dass er dieses Jahr bestand. Es war seine letzte Chance. Ich sah mich um, bemerkte, dass ich der Einzige hier im Gang war. Taehyung war bereits zu Kookie gegangen. Ich hatte ihm Bescheid gegeben, dass ich mit Yoongi nachkommen würde. Allerdings schien das nicht ganz so zu funktionieren, wie ich es gern hätte. „Jimin wo steckst du?“, wurde ich hektisch von Jungkook gefragt, nachdem ich seinen Anruf entgegen genommen hatte. „Ich weiß, dass du noch auf Yoongi warten willst, aber unser Trainer möchte mit uns sprechen. Das Ganze scheint sehr wichtig zu sein und Tae und Yoongi können nicht dabei sein. Er ist auch schon nach Hause-“ „Ist mir egal. Ich warte jetzt auf ihn.“, unterbrach ich ihn und legte einfach auf. Erneut merkte ich, wie sehr Yoongi doch auf mich abfärbte. Ich ähnelte ihm schon auf gewisser Weise, aber dennoch waren wir sehr unterschiedlich. Zwar hatte ich auch kaum für die Klausur gelernt, hatte ich doch momentan ein anderes Problem namens Eifersucht und Jungkook, aber ich hatte zumindest etwas hingeschrieben. Jedoch hatte ich während der Klausur sehr viel getrunken und ich war mir nicht sicher, wie lange ich es noch einhalten konnte. Hoffentlich waren sie schnell fertig. Lange würde ich es bestimmt nicht mehr aushalten. Als sie auch nach weitern Zehn Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, immer noch nicht fertig waren, beschloss ich kurz aufs Klo zu gehen. Sie würden bestimmt noch eine Moment brauchen. Als ich wieder zurück war, musste ich feststellen, dass ich leider falsch lag. Sie waren schon weg. Unsere Klasse war abgeschlossen. Leicht panisch schnappte ich mir mein Handy und rief Yoongi an, der allerdings nicht ran ging. Ich versuchte es noch ein paar Mal, doch auch wie beim ersten Mal meldete er sich nicht. Ich hoffte mal nicht, dass er sauer war und dass er schon voraus zu Jungkook gegangen war. Er wusste immerhin nicht, dass er heute nicht mitkommen konnte. Ich machte mich also schnell auf dem Weg zu dem Tanzstudio, nur um dort Jungkook in die Arme zu laufen. „Da bist du ja endlich.“ 
„Wo ist Yoongi?“ „Der war nie hier… Warum ist er dir eigentlich so wichtig?“
Noch bevor ich ihm antworten konnte, kam unser Trainer auf uns zu und schob uns in die Umkleiden, damit wir uns umziehen konnten. Ich wusste genau, dass ich hier jetzt in der nächsten Stunde nicht wegkommen würde. Aber woran ich nicht dachte, war, dass Kookie meine ganzen blauen Flecke sehen würde, sobald ich mich umziehen würde. Ich realisierte das erst, als er mit seinen Fingern über meinen Rücken strich. Unbewusst begann ich zu zittern, bevor ich seine Hand wegschlug und mir hastig mein Shirt anzog. „Wer war das?“ Stille folgte. Ich wollte ihm nicht antworten. Meine Probleme gingen ihn nichts an! Besorgt sah er mich an und kam immer weiter auf mich zu, so dass ich immer weiter zurückwich, bis ich die Wand an meinem Rücken spüren konnte. Zaghaft strich er über meine Wangen und ich wollte ihn am Liebsten von mir stoßen, doch ich war wie gelähmt, vollkommen handlungsunfähig. Zögernd näherte Jungkook sich mir und wartete kurz, aber da ich keine Einwände erhob, legte er seine Lippen auf die meine. Ich griff nach seinen Oberarmen und versuchte ihn von mir zu schieben, schaffte dies aber nicht und mir blieb nichts anderes übrig, als es über mich ergehen zu lassen, Yoongi somit zu hintergehen. „Wer auch immer dir das antut… Ich werde dich vor ihm beschützen…“ Erschrocken sah ich ihn an. Nein, das durfte er nicht tun! Auf gar keinen Fall! „Wirst du nicht. Das würde Alles nur noch schlimmer machen… Lass mich bitte einfach in Ruhe.“, bedrückt ließ ich Kookie stehen und ging aus der Umkleide in den Trainingsraum. Ich musste jetzt dringend etwas tun um meinen Kopf freizubekommen. Sonst würde ich noch durchdrehen! Das Heute nicht mein Tag war merkte ich daran, dass ich sämtliche Fehler machte. Sei es die Choreo, die Positionen, einfach Alles! Sonst passierte mir sowas auch nicht. Ich war total durch den Wind, so dass ich auch erst nicht bemerkte, dass ich wieder falsch stand und somit angerempelt wurde, zu Boden fiel. Die Musik stoppte und sämtliche Blicke lagen auf mir. Ich hatte mein Gesicht schmerzhaft verzogen. Schneller als ich schauen konnte war Jungkook an meiner Seite und half mir wieder auf, wich mir nicht von der Seite. Ich jedoch stieß ihn von mir und stürmte aus dem Raum, aus dem Gebäude. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Weg von all den Problemen. Zusammen mit Yoongi irgendwo hin, wo wir unter uns sind, uns keiner kennt. Wo wir uns nicht verstecken müssen. Ich ging schnellen Schrittes nach Hause und drehte mich kurz um, was ein Fehler war. Jungkook musste mir natürlich hinterher rennen, so dass auch ich los rannte. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen! Ich empfand nichts für ihn! Mein Herz gehörte Yoongi! Während ich vor ihm flüchtete, bemerkte ich nicht, wo genau ichlang rannte. Daran konnte ich im Moment nicht denken. Mein einziger Gedanke war irgendwie von Kookie wegzukommen. Sonst nichts! Dadurch bemerkte ich allerdings nicht, dass ich in Tehyungs Arme rannte, gestoppt wurde und Kookie aufschloss und mich einholte. „Was ist denn hier los? Kookie hatte mir geschrieben, dass ich zu euch kommen soll und ich hatte ganz ehrlich nicht damit gerechnet, euch auf der Straße zu begegnen…“ Warum konnte das Schicksal es nicht mal gut mit mir meinen? Warum wurde ich so sehr vom Pech verfolgt? „Jimin, was ist los? Du zitterst ja…“, fragte Tae mich besorgt, strich mir besorgt über den Rücken. Die Tatsache, dass Kookie ihm geschrieben hatte, ignorierte ich einfach, da ich wusste das sie es ja nur gut meinten. Ich hatte es satt. Ich wollte nicht mehr lügen, auch für Yoongi nicht, obwohl ich ihn liebte, trotz allem. Doch war es noch eine Lüge, wenn man einfach manche Dinge wegließ und sie Anderen verschwieg? Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Auch nicht, was richtig und was falsch war. Ich war fertig mit den Nerven. Ich merkte auch erst zu spät, dass sich Tränen in meinen Augen sammelten und ich hier gerade allen ernstes in Taes Armen begann zu weinen. Schluchzend krallte ich mich an ihm fest und heulte mich an seinen Schultern aus. Die Beiden dirigierten mich in den Park auf eine der überall stehenden Bänke und sprachen mich erst an, als ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Die Bank auf der wir saßen war genau die Stelle, an der Yoongi und ich uns das erste Mal in der Öffentlichkeit geküsst hatten. Dieser Fakt trieb mir wieder die Tränen in die Augen, doch dieses Mal wischte ich sie weg. Ich wollte keine Schwäche zeigen, obwohl ich das bereits getan hatte. Seufzend atmete ich einmal durch, ehe ich beschloss den Beiden wenigstens die halbe Wahrheit zu erzählen. Vorher würden sie mich eh nicht gehen lassen. Ich erzählte ihnen alles. Vom Beginn unserer Beziehung, bis zu der Sache mit der Eifersucht, dem ersten Schlag und der momentanen Situation. Allerdings erwähnte ich kein einziges Mal, dass Yoongi mein Freund war. Für sie war er ein Fremder und das sollte auch so bleiben. Eigentlich. Taehyung sah mich erschrocken an, ehe sein Blick sich in Trauer umwandelte und er stumm auf den Boden sah. Verwirrt musterten Kookie und ich ihn, bis er uns endlich in seine Gedanken einweihte. „Es ist Yoongi oder? Das würde zumindest erklären, warum er sich in letzter Zeit so komisch verhält, besonders wenn Kookie in der Nähe ist.“ Ich war sprachlos. Er hatte es verstanden und meine halbe Lüge entlarvt. Ich hörte Jungkook schlucken und in seinem Gesicht sah man deutlich den Schock über die Tatsache, dass ich die ganze Zeit über nicht zu haben war. „Das… Ist meine Schuld… Ich hätte dir nicht so nah kommen dürfen…“ „Nein, ist es nicht. Niemand ist daran Schuld….“, versuchte ich Jungkook zu beruhigen. Er sollte sich jetzt auf keinen Fall hier Schuldgefühle machen. Er konnte nun wirklich nichts dafür. Immerhin hatten wir ihn angelogen. Erneut herrschte Stille zwischen uns. Ich wusste nicht, was ich denn dazu noch sagen sollte, geschweige denn was ich überhaupt noch erwähnen konnte. Ich hatte die Beiden ungewollt eingeweiht. Sie wussten nun von mir und Yoongi. Taehyung räusperte sich und sah mich eindringlich an. Das, was er nun sagte, ließ mein Herz einen kurzen Moment lang aussetzen. „Jimin… bitte trenn dich von ihm.“ Kapitel 21: Killer ------------------ Mich von ihm trennen? Das konnte ich nicht tun. Er brauchte mich doch, oder? Erneut kamen mir die Tränen, bevor Taehyung mich tröstend in den Arm nahm. „Ich kann mir vorstellen, was in dir vorgeht. Aber so kann es nicht weitergehen Jimin. Wer weiß wozu Yoongi in der Lage ist...“, begann er und ließ erst von mir ab, nachdem ich aufgehört hatte zu schluchzen. Ich stand vorsichtig auf und wollte mich gerade auf den Weg machen, als ich mich nochmal zu den Beiden umdrehte. „Ihr erzählt bitte keinem davon. Das wäre mir sehr wichtig. Das Letzte, was ich will, ist dass er wegen mir Ärger bekommt. Das hat Yoongi trotz Allem nicht verdient...“ Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Ich wollte noch einmal mit Yoongi reden. Das wäre mein letzter Versuch unsere Beziehung noch zu retten, wenn man es denn noch Beziehung nennen konnte. Wer wusste schon, was in Yoongis Kopf vor ging. Yoongi POV Jimin hatte mich sitzen gelassen. Er hat mich allein gelassen. Eigentlich hätte ich ja hinterher gehen können, wusste ich ja immerhin wo sie waren, aber ich wollte mir das zwischen ihm und Jungkook nicht mitansehen. Mit ihm wäre Jimin meiner Meinung nach auch viel glücklicher. Was hatte ich ihm denn schon zu bieten? Ich war ein Nichts, ein Versager. Ich würde höchstwahrscheinlich nicht einmal meinen Schulabschluss schaffen und somit auch keinen Job finden, geschweige denn Geld verdienen. Es stand zwar nicht sonderlich schlecht, aber wenn ich so wie jetzt weitermachen würde, standen meine Chancen schlecht. Es reichte ja auch noch nicht, dass ich mich selbst nicht mal mehr im Spiegel ansehen konnte. Was war nur aus mir geworden? Ich war genau wie mein Vater, der meine Mutter misshandelte, sobald er etwas getrunken hatte. Ich war nicht viel besser. Oder ich war genau wie er, nur dass ich nicht verheiratet war. Witzig. Ich hatte vor einiger Zeit sogar über meine Zukunft mit Jimin nachgedacht. Und jetzt? Jetzt hatte ich Alles kaputt gemacht. Gott ich musste diese Gedanken loswerden. Sie taten mir nicht gut. Deshalb ging ich ins Badezimmer, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und mich wenigstens einigermaßen zu beruhigen. Ich spürte die Kälte und atmete einmal tief durch, ehe ich hoch in den Spiegel sah. Ich sah mein müdes Ich angewidert an. Ging das überhaupt? Konnte man von sich selbst so angewidert sein? „Du bist ein Monster...“, sagte ich zu mir selbst und betrachtete mich weiter, lehnte irgendwann meinen Kopf gegen die Scheibe. Das Leben konnte manchmal einfach so unfair sein. Ich könnte zwar etwas dagegen tun, aber mir fehlte einfach die Kraft dazu. „Sieh dich nur an! Was ist nur aus dir geworden?! Jimin wird dich verlassen!“, schrie auf einmal Jemand und panisch sah ich mich um. Allerdings war ich allein im Haus. Außer mir war Niemand hier. „Du bist genau wie dein Vater! Ein verdammtes Miststück, das um sich schlägt wie ein Verrückter!“ Ich entdeckte, woher die Stimme kam. Sie kam von mir selbst. Oder eher gesagt von meinem Spiegelbild, welches ich nun entgeistert anstarrte. „Schau nicht so! Du weißt genau, dass ich Recht habe!“, schrie ich weiterhin mich selbst an. Oder auch nicht? Wie konnte das eigene Spiegelbild mit einem sprechen? Das war eigentlich unmöglich. Vielleicht war das hier auch alles nicht echt. 
„Schäm dich! Es wäre besser für Jimin wenn du ihn in Ruhe lassen würdest! Für immer!“ So langsam aber sicher würde ich richtig wütend. Und zwar auf mich selbst. Ich sollte einfach ruhig sein und mir nicht sowas an den Kopf werfen. Doch ich bekam es einfach nicht hin. Genauso wie so vieles Anderes. Ich knirschte mit den Zähnen, stütze mich am Waschbecken ab und ballte dabei meine Hände zu Fäusten. Ich konnte das nicht mehr. Ich wollte mir nicht mehr zuhören. Mir kam schlagartig eine Idee, wie ich mich selbst ruhig stellen konnte. Ich holte aus und schlug auf mich selbst ein. Nicht wirklich auf meinen eigenen Körper, sondern auf mein Spiegelbild. Der Spiegel an sich zersprang natürlich und ich merkte direkt den stechenden Schmerz in meiner Hand. Zusätzlich begann ich auch noch zu zittern und beschloss mich um meine Hand zu kümmern. Vorsichtig zog ich einen Glassplitter aus meiner Hand, die daraufhin natürlich direkt anfing zu bluten. Ich suchte nach dem Verbandszeug und verband sie. Ich brauchte dringend etwas, was den Schmerz stoppte, mich ihn nicht mehr spüren ließ. Also ging ich in die Küche, um mir aus dem Kühlschrank etwas zu trinken zu holen. Ich war jetzt, da der Spiegel im Bad nur noch aus Einzelteilen bestand, endlich wieder alleine zu Hause. Mein zweites Ich war zum Glück wieder verschwunden. Mittlerweile hatte ich schon ein paar Flaschen geleert, als es an der Tür klingelte. Meine Eltern konnten das nicht sein. Die würden nicht klingeln, sondern einfach ihren Schlüssel benutzen. Also musste es Jemand Anderes sein. Ich wollte mich aber nicht von dem Sofa und von dem Alkohol wegbewegen, also blieb ich einfach sitzen. Doch, wer auch immer da klingelte, war penetrant und gab nicht auf. Seufzend ging ich also zur Tür und riss diese genervt auf. Vor mir stand ein ziemlich fertig aussehender Jimin, der mich kurz musterte, bis sein Blick an meiner Hand kleben blieb. 
„Was ist passiert?!“, schoss es direkt panisch aus ihm, da mein Blut den Verband leicht Rot gefärbt hatte, wobei ich ihn ignorierte. Konnte ihm doch egal sein. Überhaupt, was machte er hier? Sollte er nicht bei Jungkook sein und sonst was mit ihm treiben? Jedenfalls schob er sich direkt an mir vorbei und blieb im Wohnzimmer stehen. Ich ging wieder zu ihm und wurde kurz darauf gleichzeitig ängstlich und traurig angesehen. „Was?!“, zischte ich, setzte mich zurück aufs Sofa und öffnete die nächste Flasche. Mir schossen wieder die Wörter meines Spiegelbilds von vorhin durch den Kopf, so dass ich Jimin die ganze Zeit über nur skeptisch anstarrte. Er schien einen inneren Kampf auszutragen und setzte mehrmals an, schaffte es aber erst nach dem gefühlt tausenden Mal es auszusprechen.
„Yoongi… wir müssen reden. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Ich kann nicht mehr…“ Ich wandte meinen Blick ab. Also hatte mein Spiegelbild doch recht. Er würde mich verlassen. „Du musst mit dem Trinken aufhören und dein Leben wieder in den Griff bekommen. Du verbaust dir im Moment deine ganze Zukunft!“ Je länger er sprach, desto lauter wurde er. Ich hatte Kopfschmerzen bekommen, schon vor einigen Minuten und konnte momentan keine lauten Geräusche ertragen. Das verstärkte die Schmerzen nur noch. Ich hatte öfters beim Trinken Kopfscherzen bekommen, doch hatte immer weiter getrunken, da sie dann irgendwann von alleine verschwanden. Doch Jimin hielt mich gerade davon ab, so dass sie nicht verschwinden konnten. Im Gegenteil. Er verstärkte sie nur noch. „Yoongi wenn du so weiter machst seh ich leider keine Zukunft für uns. Die Schläge konnte ich ja noch einigermaßen ertragen. Bis zu einem gewissen Punkt. Das mit meinem Auge war die Grenze… Das Ganze muss-.“ Er stoppte, als er sah, dass ich erneut die Flasche ansetzten wollte und eilte auf mich zu, wollte sie mir aus der Hand reißen. Ich wehrte mich und ließ dabei aus Versehen die Glasflasche fallen. Diese zerschellte natürlich sofort in Tausend Stücke und wir Beide hielten einen Moment inne. Sein wütender Blick wurde sofort zu einem Ängstlichen und er wich schon zurück, als ich ihn an seinem Handgelenk ergriff, fest zudrückte und ihn auf den Boden drückte. Ich pinnte ihn mit meinem Körper fest und dadurch, dass ich ihn schon öfters geschlagen hatte, hatte er gerade wieder Schmerzen und kniff seine Augen zusammen. Teils wegen den Schmerzen, teils wegen dem, was jetzt kommen würde. Ich holte aus und schlug auf ihn ein, mal wieder. Nur dieses Mal konnte ich mich nicht zurück halten. Wollte ich das überhaupt? Er würde mich eh verlassen, egal was ich jetzt machen würde. 
Immer wieder schlug ich auf ihn ein. Teilweise so fest, dass er nach Luft röchelte. Jimin versuchte panisch sich zu wehren, doch scheiterte kläglich, da ich jeden seiner Versuche blockte und weiter machte. „Hör auf… Bitte…“, wimmerte er, als er wieder zu Luft kam. Bevor ich allerdings wieder zuschlagen konnte, wurde ich schlagartig an meinen Schultern nach hinten, von ihm herunter, gezogen. Ich blickte überrascht in das Gesicht meines Vaters, der mir daraufhin eine scheuerte und mich nach oben in mein Zimmer schleifte, mich dort einschloss. Das Jimin durch meine Aktion bewusstlos ins Krankenhaus gebracht wurde, erfuhr ich erst später, als mich mein Vater am nächsten morgen wieder rausgelassen hatten. Erst da realisierte ich, was genau ich getan hatte. Kapitel 22: Disbanded --------------------- Es war vorbei. Ich hatte selbst dafür gesorgt. Jimin hatte sich von mir getrennt. Zwar nicht offiziell, aber ich bezweifelte stark, dass er nach der Sache überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben möchte. Ich hatte in der Nacht überhaupt kein Auge zu bekommen. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei ihm und öfters als ich dachte, hatte ich mein Handy in der Hand, war kurz davor ihn anzurufen, überlegte es mir dann aber doch anders. Mir fehlte einfach der Mut. Es würde bestimmt auch nicht lange dauern, bis die Anderen von der Sache mit mir und Jimin erfahren würden. Auch sie würden nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Da war ich mir sicher. Ich hatte also Alles verloren. Meine Freunde. Meinen Mochi. Und meine Eltern wenn das so weiterging. Diese nahmen sich gerade mit Wörtern auseinander und warfen sich die wildesten Dinge an den Kopf. Sie gaben sich gegenseitig die Schuld an meinem Versagen. Mittlerweile hatte die Schule meine Eltern informiert. Meine Erzeuger glaubten natürlich nicht an mich, hatte ich es ja schon bereits zwei Mal nicht geschafft, und suchten jetzt nach einem Grund, woran es liegen könnte. Oder eher gesagt nach einem Schuldigen. Ging es nach meinem Vater, so war meine Mutter Schuld daran, würde sie ja angeblich nicht genug auf mich aufpassen und mich zu wenig kontrollieren. Ging es aber nach meiner Mutter so traf allein ihn die Schuld. Sie warf ihm vor durch seine Alkoholsucht Alles kaputt gemacht zu haben. Denn erst dadurch hatte er damit angefangen seine Familie, also uns, zu schlagen. Er hatte damals schon bei einem kleinsten Fehler meinerseits zugeschlagen, so dass ich mir immer Mühe gab keinen Einzigen zu machen. Aber wie das Leben nun mal war, war dass nun mal nicht möglich. Jeder Mensch machte mal Fehler. Die Einen Größere, Andere hingegen Kleinere. Am Anfang war Alles noch in Ordnung gewesen. Alles war ok. Ich hätte mich niemals auf die Sache mit Jimin einlassen dürfen. Dann wäre mein Abschluss nicht gefährdet, meine Eltern würden sich nicht zerfleischen und ich könnte ein ganz normales Leben wie jeder Andere auch führen. Aber so einfach war es einfach nicht. 
Jedenfalls flogen unten gerade wortwörtlich die Fetzen und ich saß hier oben in meinem Zimmer fest. Am Liebsten würde ich jetzt von hier verschwinden. Überall war es besser als hier. Egal wo, ich hätte meine Ruhe und könnte sonst wo meinen Frust ablassen. So vergriff ich mich momentan eher an meiner Zimmereinrichtung, zertrümmerte Alles, was mir vor die Nase kam. Es reichte ja nicht, dass ich mich heute von Jimin “getrennt“ hatte. Nein… Meine Eltern mussten sich auch noch trennen. 
Meine Mutter hatte, nachdem sie merkte, dass ich meinen Erzeuger zu ähnlich war, die Schnauze voll und war gerade dabei ihre Sachen zu packen. Recht hatte sie. Es ist das Beste für sie. So würde sie immerhin nicht mehr misshandelt werden. Aber dadurch ließ sie mich mit diesem Penner hier zurück. Ich mochte sie wirklich, aber das würde ich ihr nie verzeihen. Sie sollte mich gefälligst mitnehmen! Ich wollte nicht mit meinem Vater alleine sein. Er war doch kein Stück besser als ich und so wie ich ihn einschätzte würde er jetzt nur noch mehr trinken, jetzt wo meine Mutter abhaute. Was würde nur mit mir sein? Würde ich auch so enden wie mein Vater? Ein trinkender Nichtsnutz, der Schwächere schlägt, wenn er einen sitzen hatte? Ein paar Tage später war meine Mutter spurlos verschwunden. Weder ich noch mein Erzeuger wussten, wo genau sie war. Sie war einfach ohne eine Nachricht zu hinterlassen verschwunden. Mein Vater ging kaum noch aus dem Haus. Eher zog er sich ins Wohnzimmer zurück und verfiel immer weiter dem Alkohol. Ich ging auch nicht mehr zur Schule. Ich hatte es zwar versucht, aber konnte es nicht. Dort würde ich auf Jimin treffen. Aber ich konnte ihn nicht mehr unter die Augen treten. Gut, ob ich ihn treffen würde war nicht ganz klar, da er dank mir im Krankenhaus lag. Ich hatte ihn ernsthaft so stark verletzt, dass er dort ein paar Tage bleiben musste. Meine Eltern hatten vorsichtshalber einen Krankenwagen gerufen, als ich ihn zusammengeschlagen hatte, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Als sie ankamen untersuchten sie ihn erst, reagierten danach aber wie von einer Tarantel gestochen und transportierten ihn so schnell wie möglich in die Klinik. So hatte es mir zumindest mein Erzeuger erzählt. Ich fragte mich immer wieder, ob die Anderen etwas davon wussten. Es musste schon auffällig sein, wenn weder Jimin noch ich zur Schule gingen. Zumindest Taehyung sollte davon etwas merken. Er hatte wenigstens was im Kopf. So würde es mich auch nicht wundern, wenn er denn etwas ahnen würde. Er konnte Eins und Eins zusammenzählen. Ich blieb zu Hause, betrank mich täglich und saß dabei in dem Trümmerhaufen, der mal mein Zimmer war. Ich hatte die Trümmer so zur Seite geschoben, dass ich in meinem Bett noch schlafen konnte. Mein ganzer Tagesablauf bestand also nur noch aus schlafen, trinken und ab und zu mal etwas essen. Mehr tat ich nicht. Taehyung hatte zwar mehrfach versucht mich zu erreichen, doch ich ging nicht ein einziges Mal ran, geschweige denn antwortete auf seine Nachrichten. Ich wettete, dass er Jimin auch angeschrieben hatte. Doch da ich seinen Zustand nicht kannte, wusste ich nicht ob er ihm geantwortet hatte oder nicht. Ich machte mir Sorgen um ihn. Immerhin war das Alles meine Schuld, auch wenn ich das niemals zugeben würde. Ich hatte sogar schon öfters darüber nachgedacht, ihn zu besuchen, doch mein noch vorhandener Verstand hinderte mich daran, sagte mir, dass es keine gute Idee wäre mich dort blicken zu lassen. Ich wusste immerhin nicht, in wie weit Jimins Eltern über den Grund seines Krankenhausaufenthaltes Bescheid wussten. So saß ich hier in meiner persönlichen, von mir selbst erschaffenen Hölle.
Heute war wieder ein Tag wie jeder Andere. Ich machte nicht viel, genau wie mein Vater, welcher neuerdings arbeitslos war. Ich wartete noch darauf, dass man uns den Strom und das Wasser abstellte. Lange würde das nicht mehr auf sich warten lassen. Ich kam gerade mit zwei Flaschen Soju bewaffnet aus der Küche, sah meinen Erzeuger umgeben von lauter leeren Flaschen auf dem Sofa dösen, als es an der Tür klingelte. Kapitel 23: Scrimmage --------------------- Verwundert öffnete ich die Tür, nur um sie direkt wieder zuzuschlagen. Die Beiden wollte ich jetzt auf keinen Fall sehen. Was machten sie hier? Allerdings hatte Taehyung seinen Fuß in die Tür gestellt und drückte sie wieder auf, stand nun mit Jungkook an seiner Seite vor mir. „Wo ist Jimin?“, wurde ich direkt von Tae gefragt, während Kookie nur bei uns stand und sich neugierig umsah. Dachten die Beiden ernsthaft, dass ich ihn hier irgendwo festhielt? Soweit wäre es nie gekommen. Niemals hätte ich Jimin gegen seinen Willen hier festgehalten. Glaubte ich zumindest. So ganz mit Sicherheit behaupten konnte ich das auch nicht. Ich zuckte nur mit den Schultern, während Kookies Blick auf die Flaschen in meiner Hand fiel. Rasch hatte er den Älteren darauf aufmerksam gemacht, so dass die Beiden sich kurz zu nickten. Tae riss mir daraufhin die Flaschen aus der Hand, wobei Jungkook auf mich zu stürmte und mich daraufhin an die Wand pinnte. Ich zischte kurz schmerzhaft auf, da er echt ziemlich stark war. Woher nahm er nur diese Kraft? So trainiert sah er nicht aus. Sie sahen mich an, während mein Blick zu meinem Erzeuger ins Wohnzimmer wanderte. Dieser lag inzwischen leicht schnarchend auf dem Sofa. Auf seine Hilfe konnte man echt nicht zählen. Diese könnte ich hier gerade echt sehr gut gebrauchen! Wer weiß was die mit mir anstellen werden... Taehyung trat vor mich, blickte mich kurz an, bis er seinen Kopf schüttelte. „Was ist nur aus dir geworden? Ich kann immer noch nicht glauben, was du mit Jimin gemacht hast. Wenn ihm wegen dir irgendetwas Schlimmes passiert ist, mach ich dich fertig. Darauf kannst du dich verlassen.“ Oh und wie ich das konnte. Eins war zumindest sicher. Tae hielt immer sein Wort und wenn er wusste, was passiert war, würde er mir das Leben zur Hölle machen. Aber woher wusste er das mit Jimin und mir eigentlich? Hatte Jimin ihm etwa von uns erzählt? Ich hoffte mal nicht! Kookie blickte inzwischen immer wieder zwischen uns Beiden hin und her, ehe er seine Stimme mal erhob. „Wo ist Jimin? Bitte sag es uns! Ich mache mir Sorgen um ihn!“, flehte er mich an, doch davon ließ ich mich nicht beeindrucken. Mir war egal, was er dachte, fühlte, gar spürte. Genau deshalb nutzte ich einen Moment seiner Unaufmerksamkeit und stieß ihn von mir weg, machte mich bereit. Sie sollten von hier verschwinden und mich in Ruhe lassen! Ich holte aus und war dabei auf Jungkook einzuschlagen. Jedoch wich dieser meinen Schlägen aus, so dass ich die Wand hinter ihm mit meiner Faust, mit der ich erst vor kurzem einen Spiegel zerschlagen hatte, traf. Meine Hand schmerzte direkt wieder, doch diesen ignorierte ich und setzte erneut an. Taehyung unterstütze ihn und zusammen versuchten sie mich zu überwältigen, doch ich verteidigte mich durchgehend. Ich hatte sie schon in die Ecke getrieben, bis ich von ihnen weggezogen wurde und meinem Erzeuger daraufhin in die Augen sah. Wütend wurde ich angesehen, ehe ich mich los riss und die Drei Zähne knirschend stehen ließ, in das Wohnzimmer verschwand, aber allerdings noch in Hörweite blieb. „Herr Min... Wissen sie wo Jimin ist?“, wandte sich Jungkook nun an meinen älteren Herr, welcher ihm kurz und knapp antwortete. Der Blick meiner “Freunde“ verfinsterte sich, bevor Taehyung an meinem Vater vorbei auf mich zu stürmte. Er packte mich am Kragen und sah mich hasserfüllt an. „Er liegt im Krankenhaus?! Und ich nehme mal an wegen dir?! Ich dachte du liebst ihn?! Da schlägt man seinen Freund nicht zusammen!“, schrie er mich an, bevor mein Erzeuger ihn von mir wegzog und die Beiden rausschmiss. Abwartend sah er mich an. Ich schuldete ihm zwar eine Erklärung, doch diese würde er nicht erhalten. Ich rannte hoch in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab. Jetzt war es raus. Mein Vater wusste Bescheid. Ich malte mir verschiedene Szenarien aus. Was wäre, wenn er mich nun hasste, wenn er das nicht eh schon tat, und vor die Tür setzte? Oder akzeptierte er es einfach? Wenn, dann hoffentlich kommentarlos. Ein leises Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken. Ich traute mich schließlich nach ein paar Minuten die Tür zu öffnen, stand nun mit gesenktem Kopf vor ihm. Ich hatte Angst, definitiv, und ließ es mal zu, dass man dies sah. Ich zitterte, doch stoppte direkt, als er eine Hand auf meine Schulter legte und mich daraufhin zwang ihn anzusehen. „Warum hast du nichts gesagt? Denkst du wirklich, deine Mutter und ich hätten etwas dagegen? Mir ist es egal, wen du dir aussuchst, solange du damit glücklich bist, aber mich mit so manchen Dingen verschonst, wenn du verstehst?“ Erst jetzt traute ich mich ihn anzusehen. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich nicht ablesen, ob er sauer, enttäuscht oder verzweifelt war. Ich wusste mal wieder nicht was ich tun sollte. „Komm mal mit runter in die Küche. Ich denke mal, wir sollten uns ein bisschen unterhalten.“ Ich brauchte kurz einen Moment, um mich zu sammeln, bevor ich ihn nach unten folgte. Ich setzte mich wieder mit gesenktem Kopf zu ihm an den Küchentisch und zwischen uns herrschte wieder für einen Moment Stille, bis mein Vater seufzend das Wort ergriff. „Ich habe vorhin mit deiner Cousine gesprochen. Ich halte es für besser, wenn du für ein paar Wochen aus Seoul verschwindest. Zumindest so lange, bis es dir wieder besser geht. Sie würde dich bei sich aufnehmen. Und du kannst auch auf jeden Fall ohne einen Abschluss in deinem Leben etwas erreichen.“ Wow. Plante er etwa gerade mein Leben? Ich wollte nicht von hier weg. Ich wollte zu Jimin, doch bezweifelte ich, dass er mich an seiner Seite haben wollte. Dazu war es zu spät. Ich hatte denselben Fehler wie mein Vater gemacht und meine große Liebe verloren. Ich würde ihm nicht zurückbekommen, egal was ich machen würde. Also überlegte ich nicht lange und stimmte ihm zu, ging nach oben, um mein Hab und Gut zusammen zu suchen, damit ich packen konnte. Mein Zug würde am nächsten Morgen gehen. Dann würde ich Seoul für eine Zeit hinter mir lassen und mir ein neues Leben aufbauen. Kapitel 24: Nevermind --------------------- Jimin POV Ich wachte auf, schlug meine Augen auf, schloss sie aber direkt wieder als das grelle Licht mich blendete. Ich öffnete sie wieder und mir gelang es, mich in dem Zimmer, in dem ich lag umzusehen. Alles war relativ schlicht gehalten und es roch so stark nach Desinfektionsmitteln. Neben mir stand ein leeres Krankenhausbett, woraus ich schloss, dass ich mich in einem befinden musste. Nach längerem umsehen entdeckte ich meine Mutter, die dösend neben meinem Bett saß. Ich stöhnte kurz vor Schmerz auf. Mein ganzer Oberkörper, insbesondere meine Magengegend, tat sehr weh. Ich wusste nicht mehr, woher dieser Schmerz kam. Was war passiert? Ich wollte meine Mutter ansprechen, doch ich brachte keinen einzigen Ton zu Stande. Der einzige Laut, der meine Kehle verließ, war ein unverständliches Krächzen, wovon sie aber nicht wach wurde. Zusätzlich war mir auch ziemlich kalt, wobei ich erst jetzt merkte, dass ich kein Shirt trug und an meinem Oberkörper sämtliche Kabel befestigt waren. Ich rollte mit meinen Augen, bevor ich den Knopf drückte und eine Schwester zu mir rief. Es dauerte keine Zwei Minuten, bis sie im Zimmer stand und meine Mutter endlich aufwachte. Sie sah mich direkt glücklich an und fiel mir fast um den Hals, hielt sich allerdings zurück, da sie wohl wusste, was genau ich hatte. Ich hoffte sehr, dass man mich mal aufklären würde. Diese Ahnungslosigkeit machte einen noch wahnsinnig. Wenig später stand ein Arzt bei mir und faselte in irgendeinem Fachchinesisch etwas davon, dass ich Glück gehabt hatte und Alles, doch mir reichte das auch nicht als Erklärung. Hilfesuchend sah ich zu meiner Mutter herüber, die danach wartete, bis wir Beide wieder alleine im Raum waren. Seufzend kam sie mir näher und legte ihre Hände auf meine Linke, fuhr zärtlich mit ihren Fingern über diese. „Yoongi hat dich in einer Seitenstraße gefunden und mit zu sich genommen, um dir zu helfen. Irgendjemand hat dich übel zusammengeschlagen und du hattest echt Glück, dass du ohne OP durchgekommen bist. Normalerweise muss ein Hämatoperitoneum dieser Art operiert werden. Aber bei dir können sie es mit Medikamenten behandeln. Du warst auch ein paar Tage lang nicht wach zu bekommen. Du hast deinem Vater und mir einen ziemlich Schrecken eingejagt, aber du bist Gott sei Dank wieder wach.“, begann sie zu erklären, wobei sie mir ansah, dass ich weiterhin kein Wort verstand. „Du hattest starke innere Blutungen, die durch die Schläge verursacht wurden. Yoongi wusste davon nichts, hat aber die Typen in die Flucht geschlagen. Er hatte den Krankenwagen gerufen, als er merkte, dass er dir nicht helfen konnte.“ Jetzt fiel es mir wieder ein. Ich war nur wegen Yoongi im Krankenhaus. Er hatte mich so zugerichtet und mir das angetan. Ich bekam wieder Tränen in die Augen, konnte sie aber noch gerade so vor meiner Mutter verstecken, die sich wenig später von mir verabschiedete, da ich jetzt erst mal eine Zeit lang alleine sein wollte. Ich brauchte Zeit, um das Alles zu verarbeiten. Ich döste auch relativ schnell wieder ein, zerrten die Medikamente doch an meiner Energie und machten mich schläfrig. Zudem wollte sie mir ein paar von meinen Sachen holen. Ein paar Tage später klopfte es an meiner Zimmertür. Ich war gerade erst aus meinem mittlerweile täglichem Mittagsschlaf wach geworden und dementsprechend verstand ich nicht direkt, was hier geschah. Vor mir standen Namjoon, Jin und Hoseok. Die Drei sahen mich besorgt an, wobei ich mich vorsichtig versuchte aufzusetzen, was mir auch nach einer Minute gelang. Ich spürte ihre Blicke, welche auf den blauen Flecken lagen. Hoseok setzte sich zu mir aufs Bett und nahm mich direkt in den Arm, wobei die Anderen Beiden sich neben uns stellten. Mittlerweile tat es auch nicht mehr weh, wenn man mich in den Arm nahm. Abwartend sahen sie mich an, doch ich schwieg sie nur an. Ich wollte nicht darüber sprechen. Sie würden Yoongi sonst fertig machen und das wollte ich ihm ersparen. Ich liebte ihn nach der ganzen Sache immer noch, auch wenn ich mir schon seit ein paar Tagen einzureden versuchte, dass es nicht so wahr. Aber ich war nun mal ein schlechter Lügner. „Jimin… Was genau ist passiert? Wer hat dir das angetan?“, fragte Jin mich ruhig und ließ mir genügend Zeit. Doch anstatt zu antworten brachte ich nichts anderes als ein Schluchzen hervor. Ich hatte die paar Tage über, die ich schon hier war, versucht, nicht an mich und Yoongi zu denken, hatte es verdrängt. Jedoch kam jetzt Alles hoch und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Dadurch war es mir auch egal, ob die Anderen die ganzen blauen Flecken sahen. Sie wussten ja auch nicht, woher sie kamen. Immerhin war das zwischen mir und Yoongi nun vorbei. „Hey, ganz ruhig… Du musst uns nichts erzählen, wenn du nicht willst…“, versuchte Hoseok mich zu beruhigen, während die Tür nochmal aufging und Kookie und Taehyung das Zimmer betraten. Die Beiden gesellten sich zu uns, leisteten uns stumm Gesellschaft, wodurch sie einen skeptischen Blick von Namjoon zugeworfen bekamen, den sie allerdings nicht bemerkten. Ich beruhigte mich wieder einigermaßen, die beiden Neuankömmlinge wurden begrüßt, so dass ich nur noch stumm Tränen vergoß, als Namjoon seine Zweifel einfach aussprach. „Wieso fragt ihr Beide nicht, was hier los ist? Wisst ihr etwa, wer das war? Und wo ist eigentlich Yoongi?“ Stille. Keiner sagte etwas. Jin und Hoseok sahen zwischen Namjoon und den beiden Jüngsten unserer Truppe hin und her, während sie sich ein Blickduell lieferten. „Was wird hier gespielt?“ Nun wurde auch Hoseok stutzig. Es würde also nicht mehr lange dauern, bis Jin auch noch anfing, sich darüber genauer Gedanken zu machen und das wollte ich verhindern. Die Anderen sollten sich keine Sorgen um mich machen. Ich merkte, wie ich wieder mehr Tränen vergoss. Besorgt wurde ich von Taehyung angesehen, welchem ich kurz zu nickte und mir meine Tränen wegwischte. Es brachte nichts mehr unserem Squad die Wahrheit zu verschweigen. Sie mussten es erfahren. Ich konnte Yoongi nicht länger schützen. Dazu fehlte mir die Kraft. Also schob ich Hoseok von mir ein kleines Stück weg und bat Tae zu mir, welcher nun auf meinem Bett saß. Er sah mich an und ich wusste, dass er an meiner Seite war, auch wenn ich ihm die ganze Zeit über Alles verschwiegen hatte. Er war nun mal ein echter Freund, der einen nie im Stich lassen würde, egal welche Scheiße man auch baute. Kapitel 25: Lucifer ------------------- „Also waren du und Yoongi... wirklich zusammen?“, unterbrach Hoseok die Stille, bevor ich nur stumm nickte. Sie hatten mir Alle zugehört, mich nicht ein einziges Mal unterbrochen, während ich ihnen von ihm erzählte. Auch nicht, als ich erwähnte, dass er sehr stark auf Jungkook eifersüchtig war und ihnen somit klar wurde, warum er so gut wie nie mit ihm gesprochen hatte, ihn so gut es ging ignoriert hatte. Kookie war bei diesem Part rot geworden, doch warum genau das so war, wusste keiner. Erst nachdem der Squad, bis auf meine zwei Schulkameraden, wieder verschwunden war, nachdem sie mir versprachen nichts zu erzählen, wusste ich wieso. „Wir Beide haben was miteinander. Wir wollten es dir als Erstes erzählen.“ Toll. Hätte ich nur ein bisschen länger durchgehalten und wäre nicht auf diese blöde Idee gekommen, mich von Yoongi zu trennen, dann wären wir jetzt eventuell noch zusammen und ich würde nicht hier liegen. Wir hätten ein Problem weniger. Wieso hatte ich nur aufgegeben? Wir hätten das durchgestanden! Seine Eifersucht hätte sich bestimmt gelegt, ich hätte ihn vom Alkohol abhalten können und die Anzahl der Schläge hätte auch abgenommen! Mir kamen erneut Tränen in die Augen und ich bat die Beiden, mich nun alleine zu lassen. Ich wollte meine Gedanken in Ruhe sortieren und mich ausruhen. Ein Besuch von so vielen Leuten auf einmal zog ganz schön an meiner Kraft. Yoongi POV Das erste, was ich tat, als ich in Daegu ankam, war erst mal einen tiefen Atemzug nehmen. Endlich war ich aus diesem bescheuerten, viel zu vollen Zug ausgestiegen. Zwei Stunden mit so vielen Menschen zu verbringen war eine Qual, gerade wenn man damit angefangen hatte einen kalten Entzug zu machen. 
Ich wartete, bis die meisten Leute vom Bahngleis verschwunden waren und sah mich erst dann nach meiner Cousine um. Doch bevor ich sie gefunden hatte, stand sie schon grinsend vor mir und umarmte mich erst mal. Allerdings erwiderte ich diese Geste nicht. Das letzte Mal, wo ich sie gesehen hatte, war sie noch größer als ich gewesen. Doch nun war sie ein kleines Stück kleiner als ich. Auf meine Frage hin, wie sie mich so schnell gefunden hatte, deutete Sunhi nur auf meine minzgrünen Haare. Ich Idiot. Es war so offensichtlich. Ich war mit meiner Haarpracht einfach zu auffällig. Ich sollte sie färben. Dringend. Allerdings war sie mit ihren knallroten Haaren auch nicht gerade viel besser. Wir waren gerade auf den Weg zu ihrer Wohnung in der Innenstadt, als mein Handy mehrmals vibrierte. Ich sah auf meinem Display mehrere Chatbenachrichtigungen und nutzte daraufhin die Zeit an der Ampel, die wir warteten bis es grün wurde, und öffnete den Messenger. *Namjoon hat sie aus der Gruppe #SQUAD entfernt*
Na toll. Sie wussten also Bescheid. Hatte Jimin es ihnen erzählt? Fuck… Mehr Zeit, um darüber nachzudenken, blieb mir nicht, da Sunhi mich an meinem Handgelenk mit sich zog. Wenig später standen wir in ihrer Wohnung. Diese war zwar nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein. Sie hatte immerhin ein Gästezimmer, welches sie erst mal meiner Wenigkeit auf unbestimmte Zeit überließ. Ich breitete mich darin direkt aus und räumte gerade den Schrank ein, als mir einfiel, dass ich ja noch ungelesene Chatnachrichten hatte. Ich öffnete diese, bereute es aber direkt wieder. So gut wie Jeder aus meinem ehemaligen Squad, bis auf Taehyung, Jungkook und Jimin, hatte mir geschrieben. Überall stand das Gleiche. Dinge, wie, „Wie konntest du das nur tun?“ oder „Sowas hätte ich nicht von dir gedacht…“. Zuerst wollte ich die Nachrichten ignorieren und sie mir nicht zu Herzen nehmen, doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bereute ich, was ich Jimin angetan hatte. Wäre ich doch nur nicht so wie mein Vater… Dann würde Jimin jetzt gerade vielleicht in meinen Armen liegen. Oder wir würden zusammen mit dem Squad mal wieder etwas unternehmen. Wer weiß… Am Abend saßen wir Beide auf dem Sofa und sahen uns irgendeinen Müll im Fernseh an. Ich hatte mein Handy ausgeschaltet und in meine Tasche gepfeffert. Ich wollte nicht an die letzten paar Wochen erinnert werden, von keinem. Obwohl Sunhi ein Jahr jünger war als ich, hatte sie im Vergleich zu mir schon Einiges erreicht. Sie hatte eine eigene Wohnung und war somit von zu Hause raus, hatte einen einigermaßen gut bezahlten Job und vor allem, das wofür ich sie am Meisten beneidete, hatte sie ihr Leben im Griff. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Jeder in Allem besser war als ich. Und das war so ziemlich deprimierend. „Ich geh schlafen…“, meinte ich plötzlich aus dem Nichts, wodurch sie aufschreckte, da sie fast eingeschlafen wäre. „Gute… Nacht?“, rief sie mir noch hinterher und ich schmiss mich regelrecht auf das Bett, schlief rasch ein. Ein paar Tage später wachte ich erst mittags auf. Ich hatte die letzte Nacht eine Ewigkeit gebraucht, bis ich geschlafen hatte. Ich hatte zwar nichts geträumt, tat ich das schon länger nicht mehr, aber ich fühlte mich so gerädert. Mein Kreislauf war auch nicht unbedingt auf der Höhe. Ich stützte mich vorsichtig an den Wänden ab und beschloss mir erst mal was zu trinken zu holen. Ob das eine Nebenwirkung eines kalten Entzuges war? Ich hatte mich da mal informiert, zwar nur so halb, aber wenigstens etwas. An Alles erinnerte ich mich zwar nicht mehr, aber ich glaubte etwas von Kreislaufproblemen gelesen zu haben. Zum Glück hatte Sunhi noch ein paar Wasserflaschen kalt gestellt bevor sie zur Arbeit gegangen war. Sie war tagsüber immer weg, brachte Abends aber immerhin etwas leckeres zu Essen mit. Ich schnappte mir gar nicht erst ein Glas, sondern trank direkt aus der Flasche. Ich wollte sie wieder zurück in den Kühlschrank stellen, als ich ein Kichern aus dem Wohnzimmer vernahm. Sunhi war noch nicht zu Hause. Dazu war es noch zu früh. Also ging ich verwirrt nachsehen und hätte am Liebsten direkt irgendetwas in Richtung des Sofas geschmissen. Geschockt sah ich Jungkook in seine braunen Augen, die an mir vorbei starrten. Breit grinsend saß er da und das auch noch oben ohne. Ich musterte ihn schon leicht neidisch. Ich war nicht so gut trainiert. 
„Komm zu mir Hyung…“, flüsterte er und ich dachte erst, dass er mich meinte, doch dem war nicht so. Am liebsten hätte ich ihn aufgehalten, ihn angeschrien und ihn dann an mich gedrückt. Doch stattdessen sah ich tatenlos dabei zu, wie Jimin an mir vorbei auf den Jüngsten zu ging, sich grinsend auf seinem Schoß niederließ und ihn schließlich in einen Kuss verwickelte. Ich begann zu zittern. Jungkook hingegen machte sich an seiner Kleidung zu schaffen. Ich ging ein paar Schritte zurück. Ich konnte und wollte mir das nicht ansehen, wie sie miteinander rummachten und es höchstwahrscheinlich auch noch auf dem Sofa treiben würden. Also flüchtete ich in “mein“ Zimmer, wo mich die nächste Überraschung erwartete. Wie zur Hölle kamen sie so schnell hier hin? Sie waren doch eben noch im Wohnzimmer? Und nun lagen sie auf dem Bett und trieben es. Und zwar richtig. Ich rannte direkt wieder aus dem Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und eilte in Richtung Bad. Bevor ich allerdings dort ankam, wurde Jimin vor mir an die Wand gedrückt. Sein Hals wurde direkt von Jungkooks Lippen bearbeitet, was er nur mit einem Stöhnen quittierte. Ich hielt es nicht mehr aus! Warum sah ich ich sie die ganze Zeit? Sie konnten eigentlich nicht hier sein. Das war nicht möglich! Ich hatte sie nicht einmal hereingelassen. Ich schloss die Badezimmertür hinter mir zu und stützte mich über dem Waschbecken ab. Ich begann zu lachen. Ja, ich lachte, da mir bewusst war, dass ich so langsam aber sicher den Verstand verlor. Mir würde das eh keiner glauben. Doch mir würde sowieso keiner zuhören. Wen hatte ich denn noch groß? Jimin und meine Freunde hatte ich verloren. Meine Mutter war dank mir und meinem Erzeuger abgehauen. Die Einzige wäre Sunhi. Doch sie war gerade nicht hier. Ich fuhr mir immer wieder durch die Haare, raufte sie mir schon, bevor ich den Spiegelschrank über dem Becken öffnete. Ich sollte mich hinlegen. Wer weiß, ob ich nicht noch träumte? Das Ganze hier war bestimmt nur ein schlimmer Albtraum. Ich sah kleine violette Gestalten, die sich alle um eine Tablettenpackung rissen. Sie schienen sie zu vergöttern, da sie sich lauthals beschwerten, nachdem ich mir die Packung genauer ansah, bevor sie um mich herum schwirrten. „Nimm ein paar davon.“, riet mir Eins dieser Wesen. „Dann wirst du die Beiden nicht mehr sehen.“, meinte ein Anderes. „Dir wird es besser gehen.“, meldete sich wieder die erste Gestalt. Die Tabletten in meiner Hand waren Schlaftabletten. Wenn ich wirklich ein paar davon auf einmal nahm würde ich lange schlafen. Sehr lange sogar. Ich hätte für immer die Möglichkeit von den schönen Momenten in meinem Leben zu träumen. Von Jimin, unserem ersten Kuss, unser erstes Mal, sämtliche Kuscheleinheiten... Aber nicht nur Jimin würde darin vorkommen. Auch die glücklichen Zeiten mit meinen Eltern, als ich noch jünger war. Die Treffen unseres Squads... Alles Gute, was mir passiert ist. Erneut lachte ich auf, ehe ich mir einen Becher nahm, ihn mit Wasser füllte und nach und nach einige Tabletten schluckte. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die kalte Fliesenwand. Das würde ein schöner Traum werden. Da war ich mir sicher. Kapitel 26: Purpose ------------------- Mein Kopf dröhnte. Ich hatte höllische Kopfschmerzen und wahrscheinlich noch Wahnvorstellungen, da ich ständig ein Piepsen vernahm. Allerdings wurden die Abstände zwischen den einzelnen Geräuschen immer kürzer. Ich riss meine Augen auf und drehte mich auf die Seite, da mich ein plötzlicher Würgereiz überkam. Ich hatte mehrfach dieses ekelhafte Gefühl und wollte es auch endlich tun, damit es aufhört! Doch es kam Nichts. Als dies nach einigen Minuten endlich aufhörte, sah ich mich um. Alles war in einem Farbton gehalten, bis auf die Bettwäsche. Sie war strahlend weiß. Nachdem ich mich im Zimmer weiter umgesehen hatte, entdeckte ich Sunhi auf einem der Stühle an der Wand. Sie saß dort und schlief. Wieso war sie eigentlich hier? Beziehungsweise wo war ich? Ich müsste eigentlich tot sein… Sagt mir nicht, dass Sunhi früher nach Hause gekommen war und mich gefunden hatte… Verdammt! Warum konnte nicht einmal etwas ohne Probleme funktionieren? Ich besah mich meines Körpers, entdeckte dabei die Kanüle in meinem Handgelenk. Erst jetzt realisierte ich, dass das Piepen von meinem Herzschlag verursacht wurde. Also hatten sie mich wirklich gerettet. Ich war noch am Leben.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade mal kurz nach Drei Uhr nachts war. Das Zimmer war durch die ganzen Geräte, an die ich angeschlossen war, nicht komplett dunkel. Zusätzlich war die Uhr auch noch digital, weshalb ich sie auch bei sehr schwachen Licht lesen konnte. Ich lag hier, hellwach, und wartete einfach nur, dass die Zeit herumgehen würde. Ich wollte hier weg, da ich Krankenhäuser und deren Geruch nicht leiden konnte. Klar hatte ich mir das hier selbst zu zuschreiben, doch ich hatte nicht genau über meine Entscheidung nachgedacht. Genauso wenig, wie ich eingeplant hatte, dass Sunhi früher nach Hause kommt. Ob mein Vater hiervon wusste? Das wäre alles andere als gut… Ein paar Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Mir hatte man den Magen gespült und mich noch ein paar Tage zur Beobachtung da behalten. Zum Glück hatte ich durch die Überdosis keine Folgeschäden erhalten. Sunhi hatte mich, nachdem sie an dem einen Morgen wachgeworden war, direkt mit Fragen bombardiert. Ich jedoch hatte keine Einzige von ihnen beantwortet. Es ging sie nichts an. Keinen ging es etwas an! Deshalb antwortete ich auch auf keine Frage der Ärzte. Momentan befand ich mich auf den Weg in die Geschlossene. Ja, richtig gehört. Sie steckten mich jetzt da rein und wollten mich “heilen“. Ich jedoch war der Auffassung, dass ich dort nicht sein sollte, weshalb ich auch dort mit Niemanden sprach. Jeden Tag hatte ich mit irgendwelchen Psychologen Gespräche über meine Depressionen, welche ich leugnete. Ich war nach wie vor der Auffassung, dass ich kern gesund war. Sunhi besuchte mich jeden einzelnen Tag, doch nicht einmal mit ihr wechselte ich ein Wort, obwohl sie der einzigste Mensch war, der mir noch etwas bedeutete. Ich glaubte auch schon fast, dass sie es mittlerweile aufgegeben hatte. Ich war einfach ein hoffnungsloser Fall. Jimin POV
 Ich war so froh, als ich endlich wieder in meinem Zimmer war. Hier hatte ich zumindest mein Bett und es würde nicht alle paar Stunden eine Krankenschwester das Zimmer betreten. Ich musste zwar noch weiterhin meine Tabletten nehmen, doch würde das nicht mehr lange dauern, bis ich sie absetzen konnte. Ich hatte alles ohne weitere Schäden überstanden, nur dass ich nun leichte Berührungsängste hatte und zudem leicht schreckhaft war. Ich saß unten in der Küche und aß mein Lieblingsessen, welches meine Mutter extra gemacht hatte. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, aber ich konnte mich nicht einmal zu einem gefaktem Lächeln zwingen. Immer wieder sah ich aus dem Fenster hinüber zu Yoongis Haus. Am liebsten würde ich zu ihm gehen, nach ihm sehen, doch im selben Moment, in dem ich das dachte, verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ich wollte ihn und alles, was uns miteinander verband, eigentlich vergessen. Allerdings schaffte er es sich immer wieder in meine Gedanken zu schleichen. Ein paar Tage später zog Hoseok mich mit sich mit, nachdem er mich abgeholt hatte. Mein Squad hatte die ganze Zeit über versucht, so viel Zeit wie nur möglich mit mir zu verbringen, damit ich so gut wie möglich von Yoongi abgelenkt wurde, doch bis heute hatte ich mich immer erfolgreich gewehrt. Nur mittlerweile hatte ich nachgegeben, da es sowieso keinen Sinn mehr hatte. Wir waren eigentlich Alle ziemliche Dickköpfe. Manche mehr, manche weniger. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie heute in diese neu eröffnete Bar in der Innenstadt zu begleiten. Ich hoffte mal nicht, dass sie wollten, dass ich da jemand Neues kennenlernen würde. Dafür war ich noch nicht bereit! Mein Herz gehörte immer noch Yoongi! Hoseok und ich kamen an und ich stellte fest, dass es eine Karaokebar war. Mit gemischten Gefühlen ging ich hinein, sah, dass die Anderen schon da waren und setzte mich zu ihnen. Sie begrüßten mich mit einer Umarmung und verwickelten mich sofort in Gespräche über die belanglosesten Dinge. Ich hörte ihnen nur mit halbem Ohr zu, sah mich stattdessen um, beobachtete die fremden Leute. Allerdings war ich nicht der einzige Beobachter. Ich bekam ständig Blicke von einem Mädchen, welche wohl mit ihren Freundinnen da war, zugeworfen. Sie lächelte mich die ganze Zeit über an, bis sie zu mir, oder eher gesagt uns herüber kam. „Hey…“, meinte sie schüchtern. Von mir hingegen kam nicht ein einziges Wort. Ich wollte nicht mir ihr reden, da ich genau wusste, was sie wollte. Sie wollte mich nur kennenlernen um mal mit mir auszugehen, doch ich wollte nichts von ihr. Immerhin empfand ich für Mädchen generell nichts und sie sah nach der Sorte Mensch aus, die total falsch waren. Trotz meiner Ignoranz setzte sie sich zu mich. „Ich bin Sunny. Darf ich fragen wie du heißt?“ Bevor ich ihr aber sagen konnte, dass sie mich in Ruhe lassen sollte, kam mir Jin zuvor. „Ich denke mal du solltest unseren Jiminie zufrieden lassen. Du hast bei ihm sowieso keine Chance…“ Sie wollte schon ansetzen, als Jin ihr das Wort direkt wieder abschnitt. „Er hat kein Interesse an Mädchen wenn du verstehst… Wenn du nun so freundlich wärst?“ Dankbar sah ich ihn an, wobei er meinen Blick mit einem Grinsen erwiderte. Der Abend war schon ziemlich lustig, aber ich erwischte mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken immer wieder etwas düsterer wurden. Das Ganze wurde auch nicht besser, als Taehyung sich nun das Mikro schnappte, einen Song auswählte und der Erste von uns war, der sich nun an die Karaokemaschine wagte. Für die Songauswahl hätte ich ihm am Liebsten eine geklatscht. Warum gerade Someone like you? Der Text von dem Lied war wirklich schön und versetzte mir einen Stich. Das Lied zog mich nur noch mehr hinunter. Aber eines musste man Tae lassen. Er hatte eine wunderschöne tiefe Stimme, die perfekt zu dem Lied passte. Die komplette Bar applaudierte ihm, als er fertig war. Ich war glaube der Einzige, der merkte, wen er die ganze Zeit über angesehen hatte. Sein Blick galt einzig und allein Jungkook. Man konnte deutlich erkennen, dass er was für den Jüngsten unserer Gruppe empfand. Leugnen konnte er das definitiv nicht. Nun tauschte Kookie mit ihm den Platz und war nun derjenige, der meine Stimmung weiterhin auf dem absoluten Tiefpunkt hielt. Sein Lied war vom Text her noch um einiges schlimmer als das von Tae. Er hatte allen ernstes Purpose von seinem Idol genommen. Ich konnte den Text davon zwar nicht, aber ich wusste worum es ging. Er machte mich fertig ohne es überhaupt zu wissen. 
Sämtliche Blicke lagen auf Kookie, während seine Augen förmlich an Tae klebten. Diese Filterei der Beiden ging mir so auf die Nerven. Ich mochte die Beiden, aber momentan tat mir ihre Nähe nicht gut. „Yeah you give me purpose…“ Seine Stimme passte echt gut zu dem Lied, doch ich konnte mir es nicht mehr anhören. Deshalb stand ich auf und verließ zum Glück unbemerkt die Bar. Mir kamen die Tränen, während ich ziellos durch die Gegend lief. Meine Gedanken schweiften wieder zu Yoongi ab und ehe ich mich versah fand ich mich vor seinem Haus wieder. Kapitel 27: Search ------------------ Was genau mich dazu gebracht hatte, unbedingt hier her zu gehen, wusste ich überhaupt nicht. Ich wischte mir die Tränen weg und beschloss für mich, dass ich tun musste, was getan werden musste. Ich musste mit meiner Vergangenheit dringend abschließen und das ging nur, wenn ich mich von Yoongi verabschieden würde. Also klingelte ich an der Tür und wartete, bis mir Jemand aufmachen würde. Ich sah in das erschöpfte Gesicht von Yoongis Vater, welcher mich verwundert musterte. „Jimin? Was machst du hier?“ „Es tut mir leid wenn ich störe Herr Min... Aber ich muss dringend mit Yoongi sprechen. Persönlich... Es wäre wirklich wichtig für mich...“ „Das tut mir leid, aber Yoongi ist nicht hier. Er ist auch nicht mehr in Seoul, sondern in seiner Heimat bei seiner Cousine... Wenn du mich entschuldigst. Ich würde gerne etwas schlafen.“ Nickend dankte ich ihm für die Information und ließ ihn in Ruhe. Auch wenn er mir nicht sagte, wo genau er war, wusste ich es dennoch. Yoongi hatte mir mal erzählt, dass er ursprünglich aus Daegu kam. Aber was mich dazu ritt, über die Straße zu mir und in mein Zimmer zu sprinten, konnte ich mir nicht erklären. Auch nicht, wieso ich das Nötigste einpackte und mit meinem Rucksack das Haus wieder verließ, nur um zum Bahnhof zu gehen. Meine Eltern waren noch auf Arbeit, weshalb ich ihnen eine Notiz hinterließ, dass ich das Wochenende über bei Taehyung sein werde. Was ich wirklich vor hatte sollten sie nicht wissen. Sie würden mich aufhalten. Am Bahnhof angekommen zog ich am Schalter ein Zugticket und ging zum Gleis. Nach ein paar Minuten kam der Zug und ich stieg ein. Zum Glück war er nicht so voll wie sonst immer und ich fand einen Sitzplatz am Fenster. Die Fahrt würde ungefähr Zwei Stunden dauern, weshalb ich beschloss mit meinem Handy Musik zu hören. Dabei sah ich, dass mir meine ganzen Freunde geschrieben hatten, wo ich denn wäre. Ich wollte sie nicht anlügen. Ich antwortete ihnen also nicht und stellte mein Handy in den Flugmodus, so dass ich weder Nachrichten noch Anrufe erhielt. Für sie war es auch besser, wenn sie erst mal nicht wussten, was ich vor hatte. So einfach würde ich Yoongi jedenfalls nicht davon kommen lassen. So wie es jetzt ist wollte ich nicht mit ihm auseinander gehen. Es war ja nicht einmal offiziell und über eine kurze Nachricht unsere Beziehung zu beenden kam mir nicht in den Sinn. In Daegu angekommen sah ich mir am Bahnhof erst einmal eine Stadtkarte an. Diese Stadt war zwar nicht so groß wie die Hauptstadt des Landes, aber sie war dennoch keine Kleinstadt. Es würde schwierig werden, eine einzelne Person hier zu finden. Ich beschloss mir in einer Telefonzelle ein Telefonbuch anzusehen und hoffte inständig, dass es nicht zu viele Familien mit den Namen Min gab. Zu meinem Pech gab es da so einige und das auch nich in der ganzen Stadt. Ich wusste nicht, wo genau ich denn anfangen sollte. Aber es war besser, einfach irgendwo anzufangen, als überhaupt nichts zu tun. Ich hatte einfach in dem Stadtteil angefangen, in dem ich mich gerade befand. Ich brauchte immer einen kleinen Moment, bis ich das jeweilige Haus fand, da manche etwas versteckt waren. Ich überwand meine anfänglichen Zweifel und klingelte an der Tür. Wenn man mir die Tür aufmachte, begrüßte ich die Leute immer zuerst und fragte dann ob zufällig ein Yoongi bei ihnen wohnen würde. Aber bei Jedem hier in diesem Viertel hatte ich keinen Erfolg. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich nun aufgeben würde. Nein. Das spornte mich nur weiter an. Ich machte mich auf in das nächste Viertel. Genau wie vorher hatte ich auch hier keinen Erfolg gehabt. Manche wollten mich schon mit einem Baseballschläger oder sonstiges verjagen, da es so langsam aber sicher dunkel wurde. Ich konnte das schon irgendwo verstehen, wenn man mich für einen Einbrecher oder sonst was hielt. Ich suchte immerhin in einer fremden Stadt eine Nadel im Heuhaufen. Einmal hätte ich sogar Glück gehabt. Ich hatte bei einer Familie geklingelt und nach Yoongi gefragt. Ich wurde gebeten einen kurzen Moment zu warten, doch leider hatte man mich nicht richtig verstanden. Deshalb sah ich das Mädchen, welches ungefähr in meinem Alter war, vor mir verwirrt an. Es stellte sich heraus, dass sie Yoonji hieß, was genauso klang wie Yoongi. Ich schüttelte meinen Kopf, bedankte mich bei der Familie und verabschiedete mich wieder. Mittlerweile war es dunkel geworden und da ich seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatte, lief mein Magen jetzt Amok. Ich brauchte dringend etwas zu Essen, doch da es schon relativ spät war, hatte fast nichts mehr auf. Wo genau ich hier in Daegu einen Imbiss oder ein bestimmtes Schnellrestaurant finden würde, konnte ich auch nicht sagen, weshalb ich planlos durch die Straßen irrte. Nach knapp einer Stunde, mittlerweile war es fast schon Zehn Uhr, lehnte ich mich erschöpft an die Wand. Ich musste zugeben, dass ich das hier nicht sehr gut durchdacht hatte. Ich hätte einen besseren Plan gebrauchen können. Oder einfach generell mehr Zeit. Erst jetzt merkte ich, wie fahrlässig meine Idee doch war, einfach irgendwo zu klingeln. Mir hätte sonst etwas passieren können. Da hab ich ja nochmal Glück gehabt, dass mir Niemand etwas getan und ich lediglich Hunger hatte und leicht müde war. Ich sah auf mein Handy. Naja, ich wollte es zumindest, doch gerade als ich sah, dass mich fast Jeder, selbst meine Eltern, versucht hatten zu erreichen, verabschiedete sich mein Akku und mein Handy ging aus. Na toll… Jetzt war ich in einer fremden Stadt ohne Handy oder irgendjemanden, den ich kannte. Nicht einmal den genauen Weg zum Bahnhof hatte ich im Kopf. Ich musste ihn wohl auf gut Glück finden… Ich lief schon gefühlt fast Zwanzig Minuten, als ich nicht auf meine Umgebung achtete und in Jemanden hineinlief. Die Person fiel durch den Aufprall zu Boden. Ich kniete mich direkt zu ihr und half ihr auf. Wie sich später noch herausstellte, würde diese Person meine komplette Situation auf den Kopf stellten. Kapitel 28: Picture ------------------- Ich sah zu der jungen Frau. Man sah sofort, dass sie wohl die letzten Tage kaum geschlafen hatte. Ihre Augenringe verrieten sie. „Das tut mir leid... Ich hätte besser aufpassen sollen.“, entschuldigte ich mich, doch sie winkte nur ab. „Ist schon ok...“, erwiderte sie geistesabwesend und ich wusste nicht warum, doch irgendwas in mir schrie förmlich danach, dass ich sie jetzt auf keinen Fall alleine lassen durfte. Also fragte ich sie, ob auch wirklich Alles in Ordnung war. Auch wenn sie mich mit ihrer Antwort abwimmeln wollte, würde ich definitiv nicht locker lassen. Schon oft hatte man mir gesagt, dass meine Fürsorglichkeit mich irgendwann ins Grab bringen würde, jedoch war mir das gerade sowas von egal. Die Frau mit den knallroten Haaren brauchte dringend Hilfe und es kümmerte mich nicht, ob sie mich jetzt für verrückt erklärte. Ich würde ihr definitiv helfen. Ob sie es wollte oder nicht. „Ich weiß, dass sie mich jetzt wahrscheinlich für bescheuert halten werden und ich möchte sie bitten, das jetzt nicht falsch zu verstehen, aber ich möchte sie ungern alleine lassen. Daher werde ich sie nach Hause begleiten.“ Ihr blickt verriet ihre Gedanken. Sie hielt mich für bekloppt, was ich auch irgendwo war. Wer ging schon freiwillig mit einer Fremden mit und verpasste somit den wahrscheinlich letzten Zug nach Hause? „Ich möchte nur nicht, dass Ihnen etwas passiert. Sie sehen alles Andere als fit aus. Und es ist bereits dunkel.“ Jetzt musste sie leicht lächeln. „Ich weiß. Ich besitze einen Spiegel und ein gesundes Augenpaar. Ich weiß, dass ich beschissen aussehe. Aber dieses Kompliment kann ich zurückgeben. Ihre Hose ist immerhin an ihrem Knie leicht rot.“ Ich sah an mir runter, bemerkte erst jetzt, dass mein Knie blutete. Ich musste es mir wohl bei dem Sturz gerade eben aufgeschlagen haben. Ich wurde ungewollt leicht rot und sah peinlich berührt zur Seite, was sie nur leicht zum Lächeln brachte. „Na gut... Du hast gewonnen. Aber nur bis zu meiner Haustür, kapiert?“ Ich nickte eifrig und schon gingen wir los. Sie hatte mir erzählt, dass sie nicht weit von hier wohnen würde. Ansonsten sprach sie kaum ein Wort mit mir, schien wohl ihren eigenen Gedanken nachzugehen. Ich bewunderte die Stadt, während wir nebeneinander herliefen. Vorhin, als ich nach Yoongi gesucht hatte, hatte ich nicht wirklich den Nerv dafür. Ich hatte Anderes im Kopf gehabt. Sie sah mit den ganzen Lichtern einfach wunderschön aus. Ich blieb kurz stehen um die Szenerie zu beobachten, verlor mich in dem Anblick, bis mir eine Hand vor dem Gesicht rumfuchtelte. „Ich dachte, du wolltest mich begleiten... Wie auch immer dein Name ist.“, meinte sie schulterzuckend. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und lief ihr dann wieder hinterher, holte sie ein, da sie schon vorausgegangen war. Eins musste man ihr lassen. Sie hatte einen echt schnellen Schritt. „Jimin... Park Jimin...“ Sie sah mich fragend daraufhin an, was ich nur mit einem stummen Lächeln kommentierte. Ich erklärte ihr kurz darauf, dass dies mein Name sei und fragte sie nach ihrem, doch sie schüttelte nur mit dem Kopf und blieb vor einem Mehrfamilienhaus stehen. Sie bedankte sich bei mir und wollte schon durch di Haustür verschwinden, als ich sie aufhielt. „Warte kurz... Ich könnte kurz deine Hilfe gebrauchen... Und außerdem bist du mir etwas schuldig.“, grinste ich frech, wovon sie sich allerdings nicht beeindrucken ließ. Sie fragte, wie sie mir denn helfen könne und ich erklärte ihr, dass mein Akku leer war und ich wieder zurück nach Seoul müsse. Sie lachte daraufhin nur, womit sie mich verwirrte. Sie sah auf ihr Handy und erklärte mir, dass jetzt um diese Uhrzeit kein Zug mehr fahren würde. Ich seufzte frustriert auf und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun könnte. Hotel fiel raus, da das viel zu teuer sein würde. Ich kam zu keiner sinnvollen Lösung. Mir würde wohl nichts Anderes übrig bleiben als unter einer Brücke zu schlafen! Ich raufte mir schon die Haare, bis sie mit ihren Fingern einmal vor meinem Gesicht schnipste. „Jimin? Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich habe ein Gästezimmer. Wenn du willst... dann kannst du eine Nacht hierbleiben... Ich muss das Zimmer aber vorher noch kurz aufräumen...“ War das gerade ihr Ernst? Sie bot mir einen Schlafplatz in ihrer Wohnung an? Aber mich für verrückt erklären... Ich wollte erst dankend ablehnen, doch als es auch noch begann zu regnen, überlegte ich es mir schnell anders. Ich folgte ihr ins Treppenhaus und wir gingen in den ersten Stock zu ihrer Wohnung. Während sie aufschloss, fiel mein Blick auf das Klingelschild. Sie hieß Min mit Nachnamen? Das könnte bedeuten, dass sie- Nein! Ich sollte mir nicht so große Hoffnungen machen! Ich würde mich sonst nur selbst enttäuschen. Ihre Wohnung war auf den ersten Blick sehr ordentlich. Es gab wirklich nichts, was an einem falschen Platz lag. Sie schien also ein sehr ordentlicher Mensch zu sein. „In der Küche müssten noch ein paar Sandwiches und ein paar Flaschen Wasser sein. Bedien dich wenn du willst. Ich bin übrigens Sunhi.“ Ich nickte kurz zur Bestätigung und wollte in die Küche gehen, als ich am Badezimmer vorbeikam. Woher ich wusste, dass ausgerechnet dieses Zimmer das Bad war? Nun ja... Die Tür fehlte. Sie würde wohl aus den Angeln gerissen und lehnte nun an der Wand neben dem Türrahmen. Ich blinzelte ein paar mal und machte mir meine Gedanken, was wohl passiert war, während ich weiter in die Küche ging, mich dort mit etwas zu Essen an den Tisch setzte. Keine Zehn Minuten später ließ Sunhi sich erschöpft mir gegenüber auf den Stuhl fallen. Ich aß fertig auf und sah sie dann einen Moment lang an. „Darf ich dich etwas fragen?“ Sie sah echt fertig aus, weshalb ich sie erst um Erlaubnis bitten wollte, bevor ich sie etwas mit Fragen löchern würde. Sie nickte kurz zur Bestätigung und ich wollte schon ansetzen, bis mein Blick auf das Regal an der Wand hinter ihr fiel. Dieses Foto darauf... habe ich schon einmal irgendwo gesehen. Ich stand auf und ignorierte ihren fragenden Blick. Ich musste mir dieses Bild ansehen. Also nahm ich den Rahmen in die Hand und sah die Beiden Teenager darauf an. Das Mädchen darauf war definitiv Sunhi und ich hätte fast den Rahmen fallen gelassen, als ich den Jungen und sein Gummilächeln neben ihr sah. „Du... du kennst Yoongi?“ Kapitel 29: Purple ------------------ „Ich...“, begann sie, doch brach ab und ich hörte direkt, wie sie schluchzte. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. „Sunhi? Was ist los?“, fragte ich sie und kam ihr näher, doch sie deutete mir an ihr fern zu bleiben. So langsam aber sicher begann ich mir Sorgen zu machen. Sie verheimlichte mir irgendetwas. „Bist du... etwa seine Cousine?“ sie nickte nur, ehe sie mit Tränen in den Augen wohl in ihrem Schlafzimmer verschwand. Gut gemacht Jimin. Du hast eine Frau, die du gerade mal ein bis zwei Stunden kennst, ungewollt zum Weinen gebracht. Und sie ist vor dir geflüchtet. Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack und ging in das Gästezimmer, nachdem ich den Bilderrahmen an seinen ursprünglichen Platz gestellt hatte. Ich schmiss meine Tasche auf den Boden neben dem Bett und zog mich um. Ich sah mir meinen Oberkörper im Spiegel an. Sah, das ich noch ein paar kleine blaue Flecke von Yoongi hatte. Ich fuhr mit meinem Finger leicht über sie und seufzte. Wann genau hatte es nochmal angefangen kompliziert zu werden? Warum konnten wir nicht einfach immer noch zusammen sein? Es wäre so schön genau jetzt bei ihm zu sein. Doch stattdessen irrte ich den ganzen Tag durch Daegu auf der Suche nach ihm mur um zufällig in seine Cousine reinzulaufen und einen Hinweis auf seinen eventuellen Aufenthaltsort zu finden. Ich zog mich wieder an und legte mich auf das Bett. Allerdings störte mich etwas im Rücken, doch ich konnte nicht sagen was. Mein Handy hatte ich eingesteckt und sah haufenweise Nachrichten. Diese kamen entweder von Tae oder waren von unserer Gruppe. Ich scrollte etwas nach unten und wollte Yoongi anschreiben, doch etwas hielt mich zurück, sagte mir, dass dies keine gute Idee wäre. Seufzend legte ich es weg, nachdem ich den anderen schrieb, dass es mir gut ging und Alles in Ordnung sei, was natürlich gelogen war. Nichts war in Ordnung. Ich schrieb Tae kurz, dass ich meinen Eltern erzählt habe, dass ich bei ihm sei. Er fragte zwar nach meinem Aufenthaltsort, doch diesen würde ich ihm nicht verraten. Ich gähnte kurz und wälzte mich daraufhin im Bett hin und her und war irgendwann einfach eingeschlafen. Am nächsten Morgen machten mich die Geräusche eines Akkuschraubers wach. Ich wälzte mich wieder hin und her und zog mir die Decke über den Kopf. Es war Samstag und gerade einmal vielleicht 08:00 Uhr morgens. Da wird einem doch noch etwas Schlaf gegönnt sein, oder? Ich spürte wieder etwas im Rücken und dieses mal würde ich nicht aufgeben herauszufinden, was es war. Es war auf jeden Fall nicht sehr groß und dazu noch quadratisch. Ich hatte eine Vermutung, doch sowas sollte nicht in einem leeren Gästezimmer liegen. Ich setzte mich auf und tastete die Matratze ab. Siehe da, ich habe ein Handy gefunden. Ich ließ dieses aber fast auf die Matratze fallen, als ich es mir genauer ansah. Es hatte eine kleine Delle oben links am Gehäuse... Genau wie Yoongis. Ich wollte die Hintergrundbeleuchtung einschalten, doch es war abgeschaltet worden. Also hätte ich ihm so viel schreiben können wie ich wollte. Er hätte meine Nachrichten eh nicht gelesen. Ich beschloss kurzerhand es einzuschalten, um auf Nummer sicher zu gehen, dass es auch wirklich Yoongis Handy war. Ich kam allerdings nicht sehr weit, da ich seine PIN nicht kannte. Sein Hintergrundbild hatte mir allerdings gereicht. Es war wirklich seins... Das bedeutete aber auch, dass er hier war. Ich musste Sunhi dringend zur Rede stellen! Ich brauchte Antworten. Dringend. Ich stand auf und ging mit Yoongis Handy in der Hand zu ihr. Sie hatte gerade ihre Badezimmertür ersetzt. Daher also auch der Lärm. Wir sahen uns kurz an, ehe ich in die Küche ging, ihr aber vorher mit einem Blick andeutete mir zu folgen. Ich ließ mich wieder auf denselben Platz wie gestern Abend nieder. Sie ließ mich kurz warten, bis sie sich mir gegenüber setzte und mich ansah. Wenn ich mich nicht täuschte waren ihre Augenringe sogar noch dunkler geworden. Sie sah Alles andere als gesund aus. „Wo ist Yoongi? Ich muss mit ihm reden. An sein Handy kann er ja leider nicht gehen...“, begann ich und schob ihr sein Handy rüber, schaltete vorher aber die Hintergrundbeleuchtung an. Sie sah es sich mehrmals an, bis sie mich mit großen Augen ansah und tief seufzte. „Du bist ein Freund von ihm? Komisch... Er hat dich nicht einmal erwähnt, bevor er-“ Sie brach ab und ich sah erneut Tränen in ihren Augen. Meine Sorgen wurden immer größer und ich brauchte eine Antwort. Ich wollte sie unterstützen, ihr zeigen, dass was auch immer passiert war, sie nicht alleine damit war. „Wie viel bedeutet er dir? Sein Vater meinte zu mir es gäbe außer ihm Niemanden, der ihn in Seoul vermissen würde...“ „Er ist mein bester Freund... Ich wohne gegenüber...“ Ich sah, wie eine einzelne Träne sich einen Weg über ihr Gesicht bahnte, die sie aber schnell wegwischte. „Yoongi... Er hat versucht sich... Er wollte für immer schlafen...“ Für immer schlafen? Meinte sie etwa- Nein! Das durfte nicht wahr sein! Mir schossen förmlich die Tränen in die Augen und ich kämpfte mit mir, jetzt nicht direkt loszuheulen. Das... War Alles meine Schuld! Ich hätte ihn nicht verlassen dürfen! „Du weißt nicht zufällig, warum er das getan hat, oder? Mit mir spricht er nicht mehr... Er spricht mit Niemanden mehr... Nicht einmal mehr mit den Psychologen...“ Psychologen? Das bedeutete, dass Yoongi in einer Klinik war... Wenigstens hatte er es überlebt! Und das war die Hauptsache. Ich wischte mir die Tränen weg und verschwand im Gästezimmer. Ich brauchte Zeit für mich. Yoongi hatte Sunhi gar nichts erzählt. Weder von seinem Alkoholproblem, noch von der Schule, noch von unserer Beziehung! Ich malte mir die verschiedensten Theorien aus, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie wüsste, dass ich mit ihm zusammen war. Würde sie mich hassen oder mir gar die Schuld für seinen Suizidversuch geben? Ich würde es nie wissen, wenn ich hier erst noch Trübsal blasen würde. Deshalb zog ich mich um und beschloss dabei, erst Yoongi zu besuchen, bevor ich es ihr erzählen würde. Er sollte es immer noch selbst entscheiden können, ob seine Familie Bescheid wissen sollte oder nicht. Kapitel 30: Visitor ------------------- „Ich möchte ihn besuchen, wenn es geht. So schnell wie möglich...“, war das Erste, was meine Lippen verließ, als ich wieder bei Sunhi in der Küche stand. Sie musterte mich kurz, ehe sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen legte. „Du bist einer seiner Freunde... Ich bin mir sicher, dass es ihm helfen wird!“ Wenn sie nur wüsste... Knapp eine halbe Stunde später waren wir auf dem Weg in die Klinik, in der Yoongi sich befand. Ich hatte meine Sachen gepackt und sie mitgenommen. Nach dem Besuch wollte ich wieder zurück nach Seoul fahren. Ewig konnte ich nicht bei Sunhi hier in Daegu bleiben. Auch wenn sie sehr nett war, ich hatte eine Familie, die sich wohl bald Sorgen um mich machen würde. Nicht zu vergessen mein Squad. Die wussten immerhin auch nicht wo ich war und vor allem auch nicht wieso. War auch erst einmal besser so... Wir kamen vor dem großen, einstöckigem Gebäude an, welches am Rande der Stadt in einem ruhigen Gebiet lag. Allgemein war es hier in diesem Stadtteil sehr ruhig, fast schon idyllisch wenn man die Skyline im Hintergrund ausblendete. Wäre ich gerade nicht mit Sunhi unterwegs, würde ich mir die Gegend hier genauer ansehen. Sunhi ging mir voraus zu dem Eingangstor und gab ihre Tasche zur Kontrolle ab, ehe sie mich zu sich winkte. Ich hielt inne, zweifelte ob dass hier eine gute Idee war. Was wäre, wenn Yoongi mich überhaupt nicht sehen wollte? Ich wusste nicht einmal, was ich zu ihm sagen sollte, wenn ich ihm gegenüber stehen werde. Ich konnte nicht mit ihm reden, so als ob Nichts gewesen wäre. Dazu hatte er mich zu sehr verletzt und das nicht körperlich. Sunhi kam ein Stück auf mich zu und legte mir ihre Hand beruhigend auf die Schulter, sprach mir Mut zu. Sie schien wohl zu merken, was in meinem Kopf vor ging. Also gab auch ich meine Tasche ab, damit sie diese nach bestimmten Gegenständen wie etwa Scheren oder irgendwelchen anderen spitzen beziehungsweise scharfen Sachen durchsuchen konnten. Bei mir würden sie allerdings nicht fündig werden. Ich hatte Nichts dergleichen gestern eingepackt. Nachdem unsere Taschen und Ausweise kontrolliert wurden konnten wir endlich die Klinik betreten. Während wir auf dem Weg zum Besucherraum waren begutachtete ich das Innere des Gebäudes. Alles war in hellen Farben gehalten. Die Räume hatten große Fenster, die es ermöglichten, dass die Räume noch heller wurden, als sie es eh schon waren. Hier und da hingen fröhliche Bilder, die den Patienten wohl zeigen sollten, dass Alles in Ordnung war, so wie es war, doch Jeder hier wusste, dass es nicht so war. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen. Manche ein Großes, Andere wiederum ein Kleines. Wir kamen schließlich im Besucherraum an. Überall standen Tische mit ein paar Stühlen und fast an jedem Tisch saßen mindestens zwei Leute. Jeweils ein Patient und ein Besucher. Nur an einem Tisch saß Einer ganz alleine. Er schien vollkommen abwesend zu sein, da er nur stumm auf die lavendelfarbene Wand vor sich starrte. Seine Haare hatten eine unverwechselbare Farbe. Klar... Dieses Minzgrün würde man überall wieder erkennen. So viel stand auf jeden Fall fest. Sunhi ging auf ihn zu und ließ sich ihm gegenüber nieder, griff nach seiner Hand. Ich trat näher an sie heran, sagte aber erst einmal Nichts. Ich musste das hier erst einmal verarbeiten. „Yoongi... Ich habe dir Jemanden mitgebracht.“, erklärte sie ihm und streichelte über seine Hand. Er drehte sich langsam um und sah mir geschockt in die Augen, brachte aber kein Wort heraus. Wir sahen uns eine gefühlte Ewigkeit in die Augen, aber etwas in mir war gerade dabei zu zerbrechen. Es brach mir das Herz, Yoongi so zu sehen. Er hatte riesige Augenringe und sah einfach nur fertig aus. Mein Blick wurde traurig, so dass ich ihn abwendete und mich nun neben die fragend schauende Sunhi setzte. Sie wusste nicht, was genau alles zwischen mir und ihrem Cousin passiert war. Und das war besser so... Für uns Beide. Niemand sollte wissen, was Yoongi getan hatte. Damit würde man seine Zukunft nur noch weiter verbauen und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. „Was ist los Jimin? Warum redest du nicht mir ihm?“ „Ich- Es... tut mir leid. Alles...“ Man konnte deutlich ihre Verwirrung sehen. Sie verstand nicht, warum ich es war, der sich entschuldigte, beziehungsweise konnte sie es gar nicht wissen, da ihr die Vorgeschichte fehlte. Ich sah bedrückt auf den Tisch vor mir, traute mich nicht, Yoongi anzusehen. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Und das machte mich wahnsinnig! Ich hasste es, nichts tun zu können. Ich war machtlos und konnte Yoongi nicht aus seinem “Loch“ herausholen, war zum Nichtstun verdammt. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich kämpfte gegen sie an. Sie würden die Situation auch nicht besser machen, wobei sein Schweigen es mir nicht einfacher machte. Allerdings unterbrach er dies nach einigen Minuten, in denen Sunhi wohl versuchte herauszufinden, was hier vor sich ging. „Geh bitte einfach wieder... Lass mich einfach in Ruhe...“, meinte er mit leiser, ruhiger Stimme, so dass es mir einen Stich versetzte. Seine Stimme... Sie klang so kalt, so distanziert. Sie verpasste einem förmlich einen Tritt in die Magengegend. Mir wurde gerade so schlecht. „Yoongi! Sag doch so etwas nicht... Er hat dich gestern den ganzen Tag gesucht. Er hat die ganze Stadt auf den Kopf gestellt, nur um dich zu finden. Ihr beide seid doch Freunde und ihr solltet-“ „Nein, sind wir nicht. Wir waren nur einmal Nachbarn und Klassenkameraden. Mehr nicht.“ Leugnete er etwa gerade unsere Freundschaft und somit auch unsere Beziehung? Das war nicht sein Ernst! Das konnte er mir nicht antun! Nun konnte ich nicht mehr gegen meine Tränen ankämpfen und ließ ihnen stumm freien Lauf. War es das, was er wollte? Er wollte mich nicht mehr sehen? Dann war es das also... Wir würden nie wieder miteinander reden können oder sonst irgendetwas zusammen machen. Ich wischte mir meine bereits vergossenen Tränen weg und stand auf, ging ohne auch nur ein Wort zu sagen. Kapitel 31: Time ---------------- Ich stürmte aus den Gebäude heraus, wollte und konnte nicht mehr hier sein. Ich musste hier weg. Dringend! Ich war bereits wieder draußen an der frischen Luft, als ich Schritte hinter mir hörte. Ich drehte mich aber nicht um und ging stur weiter. Mein Name wurde mehrfach gerufen und die Schritte beschleunigten sich. Warum auch immer sie mir hinterherrannte, sie ließ sich nicht abschütteln. Ich hatte meine Schritte beschleunigt, doch Sunhi hatte mich eingeholt. „Jimin! Jetzt warte doch mal!“ Sie hielt mich am Handgelenk fest und ich drehte mich mit meinem verheultem Gesicht zu ihr um. „Wozu? Er will mich doch nicht sehen... Ich habe ihn verloren... Schon vor über einem Monat! Und ich habe es nicht einmal gemerkt!“, schrie ich sie an und wollte mich losreißen, sie stehen lassen, doch ihr Griff war zu stark. Sie würde mich auf keinen Fall gehen lassen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. „Jimin... Wenn du ihn verloren hast, dann hol ihn dir zurück... Aber warum hast du ihn verloren? Was ist in Seoul passiert?“ Ich mied ihren Blick, konnte ihr nicht in die Augen sehen. Sie ließ mich daraufhin auch einfach los, doch gegen meinen Willen blieb ich einfach stehen. Ich wollte gehen, doch ich schaffte es einfach nicht mich von der Stelle zu bewegen. Ich bekam ein Taschentuch vor die Nase gehalten und nahm es dankbar an. Ich wischte meine Tränen weg und sah Sunhi daraufhin traurig an. „Komm...“ Sie hielt mir ihre Hand hin, doch ich zweifelte. Ich sollte zurück nach Seoul, musste am Montag immerhin wieder in der Schule sein, doch ich sollte Yoongi nicht einfach so zurücklassen. Ich hatte mit dem Ganzen noch nicht abgeschlossen und jetzt nach Hause zu fahren würde keinen Sinn machen. Es würde mich nur noch weiter innerlich zerreißen. Zögernd legte ich meine Hand in die Ihre und folgte ihr zurück in ihre Wohnung, in der sie uns erst einmal eine Tasse heißen Kakao machte, bevor wir uns auf das Sofa setzten. Wir saßen eine Weile stumm so da, bis ich tief durchatmete und einen Entschluss fasste. Ich erzählte ihr das Gröbste von mir und Yoongi. Von unserer Freundschaft, unserer Beziehung, der Eifersucht und den Streitereien. Die Sache mit den Schlägen ließ ich bewusst weg. Das sollte sie nicht wissen. Ich wollte ihre Beziehung mit ihm nicht zerstören. Sie hörte mir aufmerksam zu und nickte verstehend. Als ich mir jedoch die Schuld an seinem Zustand gab, fiel sie mir ins Wort und ich glaubte, dass nicht mehr viel fehlte, bis sie mir eine kleben würde. „Du hast keine Schuld daran. Niemand kann etwas dafür. Er hat es selbst entschieden...“ Sie hatte mich an sich gezogen und fuhr mir nun durch meine inzwischen matten orangenen Haare. Die Farbe war nicht mehr so stark wie am Anfang und in der kurzen Zeit, in der ich Sunhi kannte, hatte ich sie schon in mein Herz geschlossen. Freundschaftlich natürlich. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich Leuten generell zu schnell vertraute und schlichtweg zu naiv war, aber bei ihr hatte ich das Gefühl, dass man mit ihr über Alles reden konnte, egal was es auch war. Sie bot mir auch an, dass ich vorerst hierbleiben konnte. Sie wollte mit mir zusammen um Yoongi kämpfen und ihn wieder aufbauen. Genau wie ich wollte sie ihn nicht aufgeben und für ihn da sein, auch wenn er unsere Hilfe ablehnen würde. Wir würden ihn nicht alleine lassen. Ich blieb noch eine ganze Woche lang bei ihr, half ihr im Haushalt, indem ich die Wohnung auf Vordermann brachte, während sie auf der Arbeit war. Ich lernte sie immer weiter kennen, bemerkte, dass wir uns in einigen Punkten ziemlich ähnlich waren, in Anderen allerdings wieder komplett unterschiedlich. Doch genau das war es, was uns so sehr verband. Wir waren in der kurzen Zeit Freunde geworden. Taehyung hatte mich am Montag mit Nachrichten bombardiert, wo ich denn sei und dass er sich Sorgen mache. Ich winkte nur ab und schrieb ihm, dass ich ihm das irgendwann mal erklären würde. Auch bat ich ihn drum, meinen Eltern zu sagen, dass ich noch bei ihm sei, sollten sie nachfragen. Nachmittags gingen wir dann immer zusammen zu Yoongi. Er blockte weiterhin ab und sprach kein Wort mit mir, sah mich nicht einmal an, wenn ich ihm gegenüber saß. Jedes mal tat es weh, doch ich würde die Hoffnung nicht aufgeben, dass er vielleicht doch irgendwann mal mit mir sprechen würde. Heute waren wir gerade dabei, aufzubrechen, als es an der Wohnungstür klingelte. Sie ging verwirrt zur Tür, da sie keinen Besuch erwartete und man Yoongi unmöglich schon entlassen haben konnte. Sie öffnete sie, während ich auf dem Sofa Platz genommen hatte. Allerdings wurde ich hellhörig, als ich die Stimmen der zwei Besucher hören konnte. Ich sprang vom Sofa und wollte schon flüchten, doch es war zu spät. Meine Eltern hatten mich bereits gesehen. Meine Mutter drängte sich an ihr vorbei und fiel mir um den Hals. „Jimin! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Auch mein Vater betrat nun die Wohnung und Sunhi schloss die Tür hinter ihm, verschwand in der Küche um uns Drei alleine zu lassen. „Woher-“, begann ich, wurde aber direkt von meinem Vater unterbrochen. „Yoongis Vater. Wir haben dich gesucht, nachdem die Schule bei uns angerufen hatte, wo du seist. Wir sind ihm zufällig auf der Straße begegnet, da er wohl das Haus ausmistet und da du und Yoongi immer sehr viel Zeit miteinander verbracht habt, dachten wir, dass wir ihn fragen könnten.“, erklärte mir mein Vater und ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Er war nie Jemand gewesen, der lange böse war und einen anschrie, doch ich hatte meine Eltern belogen und würde dafür sicherlich noch bestraft werden. „Er erzählte uns, dass du ihn nach Yoongis Aufenthaltsort gefragt hast und ihn wohl gesucht hast. Er erklärte uns, dass er hier in Daegu bei seiner Cousine sei und wir sind dann zu Taehyung gefahren, weil wir nachsehen wollten, ob du bei ihm warst. Als uns aber seine verwirrte Mutter die Tür öffnete, konnten wir eins und eins zusammenzählen und sind dann hier her gefahren. Es dauerte etwas, bis wir dich gefunden haben, aber jetzt stehst du vor uns und es geht dir gut! Aber warum hast du uns nicht gesagt, dass du hierher bist?“, fragte mich meine Mutter und ich geriet in Erklärungsnot. Ich stotterte nur noch, bevor mir mein Vater durch die Haare wuschelte. „Du hättest uns ruhig sagen können, dass du zu deinem Freund wolltest. Ich kann das verstehen. Wenn man verliebt ist macht man die verrücktesten Dinge.“ Also hatte Yoongis Vater es ihnen nicht erzählt. Sie wussten nicht, dass er es war, der mich zusammengeschlagen hat. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe und wich ein Stück zurück. Sie erzählten mir, dass ich nun mit ihnen nach Hause kommen sollte, aber ich wollte und konnte es nicht. Ich konnte Yoongi nicht alleine lassen! Er brauchte mich! Sie schienen nicht zu bemerken, was in mir vor ging. Ich war mit den Nerven gerade am Ende und packte gerade meine Tasche. Meine Eltern unterhielten sich gerade mit Sunhi, dankten ihr, dass sie auf mich aufgepasst hatte. Ich hatte also Alles gepackt und stand nun zitternd vor ihnen, sah stumm zu Boden. Fürsorglich kam meine Mutter auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter, fragte was los sei. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf und ging zur Tür, sah Yoongis Cousine flehend an. Sie verstand mich und wendete sich an meine Eltern. „Wir müssen noch etwas erledigen... Warten sie einfach hier. Wir kommen bald wieder.“ Und schon waren wir aus der Tür verschwunden. Ich rannte schon fast zur Klinik, bis sie mir hinterher rief, dass ich auf sie warten sollte. Ich hielt an und sah nach rechts. Ich war vor einem Laden stehengeblieben und begutachtete das mit hellen LED-Lichtern geschmückte Schaufenster. Mir fiel sofort etwas ins Auge und ich wusste nicht warum, aber ich musste es haben. Vielleicht lag es auch daran, dass mir Yoongi mal davon erzählt hatte, dass er an diesem Wesen einen Narren gefressen hatte. 
Ich betrat den Laden einfach und kaufte es. Es war nicht gerade teuer, aber auch nicht unbedingt billig. Ich wurde fragend angesehen, doch ich winkte nur ab und setzte mit Sunhi den Weg fort. Wir kamen an und ich stürmte direkt zum Besucherraum. Wer weiß, wie lange mir noch blieb. Ich setzte mich ihm gegenüber und sah ihn an, doch er erwiderte meinen Blick nicht und sah stumm zur Seite. Erst als seine Cousine sich neben mich setzte, sah er sie an. Sie unterhielten sich kurz, wobei Sunhi mich immer wieder ansah. Ich war immer noch leicht am Zittern und hatte mich nicht wirklich beruhigt. „Jimin… Ich warte draußen auf dich. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.“ Und damit stand sie auf und ließ mich mit ihm alleine. Ich nahm seine Hand in meine und hielt sie einfach fest. Es war mir egal ob er das nicht wollte. Ich brauchte es gerade einfach.
„Ich… fahre zurück nach Seoul… Meine Eltern… Sie wollen, dass ich zurückkomme… Aber gib bitte nicht auf Yoongi… Egal was kommt.“ 
Ich ließ seine Hand los und kramte in meinem Rucksack. Ich drückte ihn das kleine Kumamonplüschtier in die Hand, woraufhin er mich das erste Mal seit einer Woche ansah. Ich lächelte ihn nur traurig an, ehe ich aufstand. Bevor ich allerdings ging, drehte ich mich nochmal um, bemerkte, das er mich ansah. „Versprich mir, dass wir uns wiedersehen…“ Kapitel 32: Artificial ---------------------- Sprachlos starrte ich ihm hinterher, sah, wie er mich verließ. Schon wieder. Aber er hatte meine Hand gehalten. Das bedeutete doch, dass er mich noch wollte, oder etwa nicht? Ich war komplett verwirrt, wusste nicht was ich denken sollte. Ich saß noch einen Moment stumm einfach nur so da, bis ich mit dem kleinen Kumamon in meiner Hand aufstand und in mein Zimmer ging. Ich musste den Kopf frei bekommen und mit den ganzen anderen Insassen und ihren Besuchern hier würde das schwer werden. Ich legte mich in mein verdammt unbequemes Bett und drückte das Plüschtier an mich. Wie lange ich genau hier rum lag, konnte ich nicht sagen. Ich dachte nach und das viel zu viel. Ich wusste im Moment nicht was ich wollte. Auf der einen Seite wäre ich ja schon gerne wieder an Jimins Seite, aber auf der Anderen… hatte ich so meine Zweifel, ob das überhaupt funktionieren würde. Wir hatten es schon beim ersten Mal nicht geschafft. Also warum sollten wir es bei dem zweiten Versuch schaffen? Da ich schon die ganze Zeit über mich nur entweder in meinem Zimmer, dem Besucherraum oder im Gesprächszimmer, wie es hier gerne genannt wird, befand, beschloss ich mich mal umzusehen. Das könnte ja nicht schaden, besonders wenn man den Kopf frei bekommen wollte. Außerdem würde etwas Abwechslung meinem trostlos Alltag aufheitern, auch wenn ich das nicht so wirklich wollte. Doch seit eben geisterte mir wieder Jimin durch die Gedanken und ich sollte ihn schleunigst wieder von dort verbannen. Mir wurde geraten nach vorn zu blicken, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Doch keiner der Betreuer hier wusste, wie ich mich fühlte. Woher auch? Ich sprach ja nicht einmal mit Ihnen oder sonst irgendjemandem hier! Nicht einmal mit Sunhi, der ich im Moment am Meisten vertraute. Ich schlenderte durch die Klinik und sah mir jeden Einzelnen hier an, musterte sie von oben bis unten. Schon öfters war mir ein Typ mit knallroten Haaren aufgefallen, der beim Essen immer alleine saß. Keiner der Anderen Patienten hatte sich in der kurzen Zeit, die ich nun schon hier war, zu ihm gesetzt oder auch nur ein Wort mit ihm gewechselt. Ich empfand jetzt zwar kein Mitleid mit diesem Typen, aber irgendetwas an ihm war komisch, vielleicht weil ich mir Sorgen machte. Das war für mich ja schon sonderbar. Das tat ich ja eigentlich bei keinem Einzigen. Nun ja, vor kurzem hab ich das ja noch bei Jimin gemacht. Aber jetzt… Nein, ich sollte nicht so viel darüber nachdenken. Erneut saß er wieder alleine an einem Tisch. Ich ging ein Stück näher, doch ich entschied mich gegen mein eigentliches Vorhaben mich zu ihm zu setzen, da er irgendwie glücklich aussah. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, wobei aber Niemand den Grund dafür kannte. Verwirrt ließ ich ihn also alleine und ging wieder in mein Zimmer. So war zumindest mein Plan, bis mir etwas einfiel, was ich zu erledigen hatte. Am besten machte ich das noch vor Nachtruhe. Dann würde ich hier weniger Zeit verlieren. Mittlerweile waren schon einige Tage vergangen, seitdem Jimin das letzte Mal bei mir war. Ich hatte immer wieder, jetzt da ich so langsam wieder anfing zu reden, Gespräche mit einem Therapeuten. Zwar hatte ich ihm noch nicht Alles erzählt, doch er meinte zu mir, dass ich Fortschritte machte. Ich drückte jede Nacht meinen kleinen Kumamon an mich, war froh darum ein Einzelzimmer zu haben. Zwar war hier im Raum noch ein weiteres Bett, aber alle anderen Insassen hatten ihre Zimmer. Ich hätte die Ehre alleine zu sein, da ich der Neuste hier war. Dementsprechend fand ich auch keinen Anschluss zu den Anderen. Doch das würde ich heute ändern. Es war ungefähr halb Eins mittags und ich war unterwegs in den Speisesaal. Heute würde ich es tun. Heute würde ich mich zu dem Rothaarigen setzen. Ich suchte den ganzen Raum nach ihm ab, doch fand ihn nicht. Also ging ich einfach zu seinem Standardplatz und setzte mich auf den sonst immer freigebliebenem Platz, ignorierte dabei die warnenden Blicke der Anderen. Er war wie wir Alle aus irgendeinem Grund hier, aber er sah jetzt nicht unbedingt nach Jemanden aus, der einen zu Brei verarbeiten würde, wenn man etwas zu seinem Missgefallen tat. „Was genau tust du da?“ Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn ohne einen einzigen Ausdruck von Emotionen an. „Ich dachte mir ich leiste dir Gesellschaft damit du nicht immer so alleine bist.“ „Ich bin aber nie alleine… Und du sitzt auf Baekhyuns Platz. Also steh auf und geh bitte.“ Wer zur Hölle war Baekhyun? Und warum war er nie allein? In den knapp drei Wochen, die ich nun schon hier war, saß er bei jeder Malzeit allein da. Nie saß Jemand bei ihm. „Wer ist- Du sitzt hier immer alleine. Nie ist Jemand bei dir. Ich wollte lediglich, dass du Jemanden zum Reden hast. Aber wenn du nicht willst… Geh ich halt wieder.“ Ich sah ihn kalt an, wobei er hingegen aussah, als ob seine Welt gerade in Tausend Teile zersprang. Er ließ seinen Teller fallen, sackte anschließend zu Boden. Ich sah dem Ganzen nur geschockt zu, während schon zwei Angestellte der Klinik angerannt kamen und ihn wieder auf die Beine zerrten, bevor sie ihn wegbrachten. Was zur- War das mein Verdienst?
Ich sah mich um und sah, dass sämtliche anderen Anwesenden einfach stumm weiter aßen als ob Nichts passiert wäre. Neben mir wurden die Scherben seines Tellers weggefegt und ich würde daraufhin kontrolliert, ob ich nicht irgendein Stück des zerbrochenem Porzellans eingesteckt hatte. Ich beteuerte zwar es nicht getan zu haben, doch die Angestellten gingen lieber auf Nummer sicher. Anschließend versuchte ich den Vorfall von gerade eben zu vergessen und begann zu essen. Ich kam gerade von meiner mittlerweile täglichen Sitzung mit meinem Psychologen wieder und war im Moment auf dem Weg in den Besucherraum zu meiner Cousine, als ich dem Rothaarigen, dessen Name Chanyeol war, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, über den Weg lief. Er lief orientierungslos durch die Gänge und streifte mit seinen Fingern die Wand entlang. Auf dem ersten Blick noch ganz normal aus, doch wenn man genauer hinsah, sah man dass er zitterte. Ziemlich stark sogar. Dabei murmelte er etwas vor sich her, was ich allerdings nicht verstand. Ich blieb stehen und sah ihm einige Sekunden lang hinterher, ehe ich kehrt machte und zu ihm ging. Ich hielt ihn an seiner Schulter fest, wodurch er stehen blieb und ich nun verstand, was er sagte. „Er ist tot. Mein Bacon ist tot… Und das ist Alles meine Schuld…“ Sein Bacon? Machte er sich gerade allen Ernstes Vorwürfe weil er seinen Schinken gegessen hatte? Wobei… Es konnte nicht nur der Schinken sein. Sonst wäre er nicht hier. Da musste mehr dahinter stecken. „Wir hätten nicht abkürzen sollen… Dann wären wir niemals darein geraten… Dann wäre mein Baekhyun noch am Leben… Dann könnte ich mit ihm zu Abend essen…“ Fuck… Was hatte ich heute Mittag nur angerichtet? Er schien Jemand sehr wichtiges in seinem Leben verloren zu haben und schien bis vorhin noch geglaubt zu haben, dass dieser Baekhyun noch bei ihm war. Aber ein Toter konnte nicht neben einem sitzen und mit essen. Das war unmöglich. „Hey… Komm mit… Wir gehen an einen ruhigen Ort…“, sprach ich ihn vorsichtig an und zog ihn leicht mit mir. Ich machte mir irgendwie Sorgen um ihn und das war das erste Mal seit meinem Selbstmordversuch, dass ich nach außen hin offen meine Gefühle zeigte. Kapitel 33: Butterfly --------------------- Wir hatten uns in mein Zimmer auf mein Bett gesetzt, da wir hier unsere Ruhe hatten. Ich hatte schnell noch den Kumamon versteckt, da mir meine Obsession etwas peinlich war. Ich legte vorsichtig eine Decke über Chanyeol, die er sofort um sich schlang. Er zog noch seine Beine an seinen Körper und wippte leicht vor und zurück. Ich setzte mich einfach neben ihn und wartete darauf, dass er zu reden begann. Doch auch nach über Zwanzig Minuten kam nicht ein einziger Ton über die Lippen. „Wegen vorhin… Es tut mir leid. Ich wusste das nicht und ich wollte dich nicht verletzen…“, suchte ich das Gespräch und sah ihn von der Seite an, versuchte kein Mitleid zu zeigen, da ich dachte, dass er das gerade am Wenigsten gebrauchen könnte. „Ist… schon ok. Das sagen mir die Therapeuten auch schon die ganze Zeit.“, begann er dann endlich und ich merkte, wie mir ein kleiner Stein vom Herzen fiel. Ich hatte ihn also nicht komplett zerstört. „Wir waren Essen. Es war unser Jahrestag und wir waren auf dem Nachhauseweg. Es hatte angefangen zu regnen und darum wollten wir abkürzen.“ Ich unterbrach ihn nicht, sondern hörte ihm aufmerksam zu. Ich war ohnehin schon überrascht, dass er es mir überhaupt erzählte. Nachdem ich ihn vorhin so angegangen war hatte ich jetzt eigentlich damit gerechnet, dass er mich nicht leiden konnte. Doch stattdessen saß er in meinem Zimmer neben mir und erklärte mir, warum er hier war. „Wir wurden überfallen. Wir taten zwar was sie sagten, aber sie haben ihn trotzdem erschossen, weil er mich beschützt hatte... Ich hätte das mit der Abkürzung nicht vorschlagen sollen... Das ist Alles meine Schuld!“ „Nein, ist es nicht. Du hast ihn nicht erschossen. Du wusstest nicht, dass euch das passieren würde. Dich trifft keine Schuld Chanyeol.“ Behutsam legte ich eine Hand auf seine Schulter. Er wollte schon damit beginnen, mir zu widersprechen als es an meiner Tür klopfte, bevor sie kurz darauf geöffnet wurde. Wir wurden kurz verwirrt gemustert, ehe mir von dem Angestellten der Klinik mitgeteilt wurde, dass Sunhi auf mich warten würde. Ich sah wieder zu Chanyeol, welcher teilnahmslos zu Boden sah. Ich stand auf und ging zur Tür, sagte zu dem Pfleger, dass der Rothaarige ruhig hier bleiben könne, wenn er denn wolle. Und damit ging ich zu Sunhi, setzte mich ihr wie immer gegenüber. Sie sah erleichtert aus und erklärte mir, dass sie sich schon Sorgen gemacht hatte, da ich so lange gebraucht hatte, bis ich hier war. Ich erzählte ihr den Grund dafür und sie lächelte mich einfach nur an. „Es ist schön, dass du langsam wieder Gefühle zeigst...“, meinte sie auf meinen fragenden Blick. Ich nickte nur stumm, bevor ich sie etwas fragte, was ich mich schon die ganze Zeit fragte. „Wie hat Jimin dich eigentlich gefunden? Und wie viel... was...“ „Wir sind ineinander gelaufen. Und dann hat sich herausgestellt, dass er dich kennt und dich gesucht hatte... Und ich weiß von eurer Beziehung... Von der Eifersucht, den Streitereien und eurer Trennung.“ Er hatte ihr es also erzählt. Sie wusste also, was für eine Scheiße ich gebaut hatte. „Aber ich hab das Gefühl, dass er beziehungsweise du mir noch etwas verschweigt. Nur wegen einem heftigen Streit trennt man sich doch nicht. Vor allem wenn man sich so gut versteht.“ Bedeutete das? Sie wusste nichts von meinen Gewaltausbrüchen... Erleichtert atmete ich aus und fuhr mir durch meine Haare. Anschließend zeigte sie mir ihren Chatverlauf mit Jimin. Die Beiden blieben in Kontakt und er hatte anfangs täglich gefragt, wie es mir ging. Doch wurden die Abstände zwischen seinen Fragen immer länger und er schrieb Sunhi kaum noch. Sie machte sich Sorgen um ihn, da sie kaum noch etwas von ihm hörte. Er antwortete ihr nicht mehr wirklich und wenn er es tat waren es nur kurze, knappe Antworten. Mein Zustand schien ihm richtig zuzusetzen. Am nächsten Morgen hielt ich im Speisesaal Ausschau nach Chanyeol, welchen ich auch nach kurzer Zeit fand. Er saß dieses Mal nicht an seinem üblichen Platz. Ich ging auf ihn zu, wartete aber, bevor ich mich setzte. Ich fragte nach Erlaubnis, die mir erteilt wurde, und setzte mich dann zu ihm. Der Rothaarige sah zwar etwas besser aus als gestern, schaute aber immer noch traurig auf seinen Teller. Ich hatte ihn gestern Abend nicht mehr gesehen und mir Sorgen gemacht, hatte mich die Nacht besorgt an den kleinen Kumamon geklammert. Natürlich hatte ich ihn nach ein paar Minuten gefragt wie es ihm ging. Er bestätigte meine Vermutung, dass er nicht glücklich war, aber er dankte mir auch gleichzeitig für gestern. Ich sah ihn fragend an und brauchte einen Moment, bis ich verstand, worauf er hinaus wollte. 
„Dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast… Ich würde sonst wahrscheinlich immer noch denken, dass Baekhyun mir gegenüber sitzen würde… Auch wenn die Psychologen mir schon seit Monaten das Gegenteil erzählten…“ Ich blinzelte ein paar mal, bis ich stumm nickte. Das ich nicht viel von mir erzählte, hatte Chanyeol schnell gemerkt. Er hatte ein paar mal versucht herauszufinden, warum ich hier war. Aber viel hatte ich ihm darüber nicht erzählt. Er wusste lediglich, dass ich versucht hatte, mich umzubringen. Das genügte auch erst einmal für den Anfang. Vielleicht würde ich ihm irgendwann mal mehr erzählen wenn wir uns besser kennen. Ich glaubte nämlich daran, dass wir Freunde werden könnten. Schon komisch. Durch ihn hatte ich seit langem mal wieder etwas Hoffnung und konnte nach vorne schauen. Und das nur weil ich ihn seelisch zerstört hatte und begann, mich um ihn zu sorgen. Jimin POV Seit ungefähr zwei Wochen war ich wieder in Seoul, ging wieder zur Schule und lebte mein ganz normales Leben. Nur halt ohne Yoongi. Ich schrieb regelmäßig mit Sunhi. Wobei… Was hieß regelmäßig? Am Anfang schon, doch ich reduzierte das mit der Zeit wieder. Ich sah der Tatsache ins Auge. Bis Yoongi aus der Klinik entlassen werden würde, würden Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen. Und wer weiß, ob er dann jemals nach Seoul zurückkommen würde. Was wäre, wenn er in Daegu bei Sunhi bleiben würde? Und wenn er doch zurückkommen würde… Würde er mich dann überhaupt noch lieben? Taehyung und Jungkook hatten mich direkt mit Fragen bombardiert, als ich wieder in der Schule war, doch ich antwortete ihnen nicht. Sie sollten es nicht wissen. Sie würden mich nur für verrückt erklären. Tae wollte es zwar nicht gut lassen, doch sein Freund hielt ihn davon ab und ich war ihm dankbar dafür. Dafür umarmte der Jüngste mich aber, wobei ich zusammen zuckte. Ich hatte immer noch leichte Berührungsängste. Auch mein Vertrauen wurde geschwächt. Ich würde so schnell keinen mehr so nah an mich heran lassen wie Yoongi. „Wir sind froh, dass du wieder da bist… Wir haben uns Sorgen um dich gemacht Jimin…“, meinte Jungkook, nachdem er merkte, dass ich keinen Körperkontakt wollte und sich von mir löste. Ich bedankte mich bei Ihnen und versprach, es ihnen irgendwann zu erzählen. Meine Eltern fragten mich natürlich zu Yoongi aus. Wie wir zusammengekommen waren und all den anderen ganzen Müll. Ich gab ihnen lediglich kurze, knappe Antworten und blockte ab. Auf die Frage, wo er war, als sie mich abholten, musste ich einen Moment lang überlegen. Ich log sie an und sagte ihnen, dass er in dem Moment auf Arbeit gewesen sei, womit sie sich zufrieden gaben. Dafür, dass ich eigentlich nicht gut lügen konnte, kauften sie mir es ganz gut ab. 
Sie fragten mich zusätzlich noch, warum Yoongi nach Daegu gezogen ist und ich war somit ratlos. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte und schwieg einfach. Ja… Schweigen wäre da wohl die beste Lösung für. Vielleicht verstanden meine Eltern so, dass ich nicht darüber reden wollte. Nun saß ich hier zu Hause, eingekuschelt in eine weiche Decke, auf meinem Bett und lernte für die bald anstehenden Abschlussprüfungen. Mir kam die Klausuren ehrlich gesagt ganz gelegen. Ich konnte mich mit dem Lernen von Yoongi ablenken, ihn aus meinen Gedanken verdrängen. Auch wenn ich ziemlich gut in der Schule war und den fehlenden Stoff von meiner Zeit in Daegu problemlos wieder aufholen konnte, setzte ich mich dennoch unter Druck. Ich wollte auf keinen Fall versagen. Ich stürzte mich praktisch in den Schulstoff und verbannte meine Gefühle. Ob ich dadurch abstumpfen würde, war mir herzlich egal. Ich würde nie wieder irgendwelche Gefühle zulassen. Denn Liebe brachte Schmerzen mit sich. In sämtlicher Form. Kapitel 34: Lost ---------------- Yoongi POV „Wie... gehts Jimin?“, traute ich mich nach ein paar Tagen meine Cousine zu fragen. Sie saß mir im Moment wieder, da sie mir gerade ihren täglichen Besuch abstattete, gegenüber. Sie sah mich nur stumm an und ich ahnte schon, dass mich ihre nachfolgenden Worte nicht glücklich machen würden. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Er antwortet mir kaum noch und grenzt sich scheinbar immer weiter ab. Ich mache mir Sorgen um ihn...“ Die machte sie sich nicht allein. Auch ich begann so langsam aber sicher mir welche zu machen, da eine Sache feststand. Je länger mein Heilprozess hier dauern würde, desto unwahrscheinlicher war es, dass Jimin auf mich warten würde. Er würde keine Gefühle mehr für mich haben und diese Tatsache zerriss mich innerlich, doch ich ließ mir das nicht von ihr anmerken. Am Abend stocherte ich nachdenklich in meinem Abendessen rum. Meine Gedanken waren einzig und allein bei Jimin. Ich fragte mich, was er wohl gerade machte und wie es ihm ging. Eigentlich müsste er, rein vom Datum her, momentan in seiner Abschlussprüfungsphase sein, die ich normalerweise ja auch haben würde. Doch ich musste ja unbedingt Scheiße bauen und nun hier sitzen. Ich hoffte mal, dass er sich nicht zu viel Stress machen würde. Er hatte das bei seiner Intelligenz nicht nötig. Er war gut in der Schule. Da ich mich ja laut den Psychologen auf dem Weg der Besserung befand durfte ich an dem Unterricht teilnehmen und meinen Abschluss nachmachen. Meine Krankheit gab mir die Chance dazu, da sie sozusagen als Entschuldigung für mein Versagen angesehen wurde. Glück im Unglück würde ich mal grob behaupten. „Alles ok bei dir?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und sah verwirrt zu dem sich gerade setzenden Rothaarigen. Er hatte mich komplett außer Fassung gebracht, so dass ich nun Luftlöcher starrte. Besorgt fuchtelte Chanyeol vor meinen Gesicht herum und ich schenkte ihm nun meine Aufmerksamkeit. „Ja... Ich hab nur nachgedacht.“ Skeptisch wurde ich angesehen und man konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in seinem Kopf begannen zu arbeiten. Und wie schon erwartet fragte Chanyeol mich erneut, warum genau ich hier war. Ich aß jedoch nur stumm weiter und ging nicht darauf ein. Wir waren gerade dabei Freunde zu werden und ich würde die Beziehung nicht mit meiner Vergangenheit zerstören. „Yoongi... Sorry... Ich sollte aufhören dich ständig zu fra-“ „Schon gut... Ich will da nur nicht drüber reden... Du würdest mich sonst für ein Monster halten...“ Und damit ließ er es zum Glück gut sein. Aber ich dachte mir schon, dass er sich über meine Aussage den Kopf zerbrach. Und ich musste Recht behalten. Am nächsten Morgen klopfte er noch vor dem Frühstück an meiner Tür und setzte sich neben mich auf mein Bett, fragte mich, was genau ich mit meiner Aussage meinte. Ich ließ den Kopf hängen und überlegte fieberhaft, was ich ihm antworten könnte. Ich war mir ziemlich sicher, würde ich ihm die Wahrheit erzählen, würde er nichts mehr mit mir zu tun haben wollen und sich wieder von mir entfernen. Und das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich hatte von selbst endlich mal einen Freund gefunden. Meinen ehemaligen Squad hatte ich nur dank Jimin. Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare. Ich musste es ihm sagen, auch wenn ich riskierte ihn zu verlieren. Ich konnte nicht länger schweigen. „Ich bin ein Monster weil ich meinen Ex krankenhausreif geschlagen habe.“ Der Schock stand Chanyeol förmlich ins Gesicht geschrieben, weshalb ich jeglichen Blickkontakt mied. Ich sah ihn erst wieder an, als er nach meinem Unterarm griff. Er biss sich auf die Unterlippe und nun schien er nach den passenden Wörtern zu suchen. „Warum- Wieso hast du... ihn... geschlagen?“ Er hielt mich also nicht für wahnsinnig? Obwohl, wenn man hier eine Zeit lang war bekam dieses Wort eine völlig neue Bedeutung. „Ich war eifersüchtig auf einen Freund von uns... Ich hab angefangen zu trinken und habe Alles an ihm ausgelassen... Ich war ein Idiot. Ich hab zu spät gemerkt, dass ich unsere Beziehung, von der Niemand etwas wusste, zerstört habe…“ Bedrückt sah er mich an und er wusste nicht wie, aber Chanyeol wollte mir Trost spenden, was mich sehr überraschte. Ich hätte wirklich mit Allem gerechnet, außer einer Umarmung. Ich saß hier in meinem Zimmer, auf dem ziemlich unbequemen Bett und wurde von dem Rothaarigem umarmt. Ich erwiderte nicht, sondern sah stumm an die mir gegenüberliegende Wand. 
„Es wird bestimmt alles wieder gut… Ihr Beide findet bestimmt wieder zusammen.“ Sanft lächelte er mich an, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. „Chanyeol… Je länger ich hier bleiben muss, umso unwahrscheinlicher wird es, dass er noch Gefühle für mich hegt.“ Etwa Zwei Monate später stand ich nun hier, hatte meinen Schulabschluss doch noch bekommen und wurde gerade entlassen. Wie sehr hatte ich diesen Tag nur erwartet? Aber es brach mir schon etwas das Herz, dass ich Chanyeol nun wieder alleine lassen musste. Er stand neben mir und meiner Cousine, während gerade der ganze Papierkram gemacht wurde. Wir Beide wussten, dass wir uns nun voneinander verabschieden mussten. Wir versprachen uns in Kontakt zu bleiben und als er mich dieses mal umarmte, erwiderte ich die Geste sogar. „Wir sehen uns irgendwann draußen. Kämpfe um ihn. Hol ihn dir zurück. Versprich mir das.“, meinte der Rothaarige, bevor er verschwand und mich mit Sunhi allein ließ. Ich wusste zwar nicht warum, aber irgendwie sah sie mich die ganze Zeit schon so komisch an. Freute sie sich denn nicht, dass ich nun endlich wieder auf freiem Fuß war? Wir gingen gerade zu ihrer Wohnung, wobei ich die frische Luft und die Sonnenstrahlen genoß. Ich freute mich schon auf das bequeme Bett in ihrem Gästezimmer. Dann könnte ich meinen Schönheitsschlaf endlich wieder genießen. Endlich bei ihr angekommen stürmte ich direkt in mein “Zimmer“, schmiss die Tasche mit meinen Sachen auf den Boden und legte mich ins Bett. Ich kramte in dem Nachttisch nach meinem Handy und wollte es wieder einschalten, doch der Akku war leer. Schulterzuckend steckte ich es ein, gab meine PIN ein und wurde erst einmal mit Benachrichtigungen überhäuft. Nach und nach ging ich sie alle durch und nach einigen Minuten checkte ich mal meinen Account bei den einem sozialen Netzwerk ab. Ich folgte dort nicht vielen Leuten. Hauptsächlich waren das Leute aus meiner Klasse oder meine ehemaligen Freunde. Dadurch sah ich ihre ganzen Beiträge der letzten paar Wochen, entdeckte, dass Taehyung jetzt mit Jungkook zusammen war. Auch wenn wir keine Freunde mehr waren freute ich mich für sie. Wenigstens dieses Problem waren Jimin und ich nun los. Apropos Jimin… 
Ich suchte meine komplette Timeline nach irgendwelchen Beiträgen von ihm ab, doch ich fand keinen einzigen. Skeptisch wollte ich auf sein Profil gehen, doch ich musste feststellen, dass er es gelöscht hatte. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Normalerweise spamte er sämtliche Timelines seiner Follower mit Selfies zu. Warum also sollte er schlagartig sein Profil löschen? Irgendetwas stimmte hier nicht… Und ich war mir sicher, dass Sunhi wusste, was es war. Ich ging in die Küche und setzte mich zu ihr an den Tisch, wo sie gerade einen Kaffee trank. Sie sah kurz auf, wendete ihren Blick aber rasch ab. Skeptisch sah ich sie an, bis ich ihr vor dem Gesicht rumfuchtelte, da sie mich überhaupt nicht beachtete und sie schließlich aufforderte, mir zu sagen, was hier los war. Sie begann zu zittern, nach den richtigen Worten zu suchen, bis sie mich mit dieser Tatsache einfach wieder in das Loch zurückwarf, aus dem ich wochenlang herausgekrochen war. „Jimin… er hat dich aufgegeben. Er liebt dich nicht mehr.“ Kapitel 35: Restart ------------------- Ich stellte das Wasser ab, schnappte mir ein Handtuch und begann meine Haare trocken zu rubbeln. Sunhi hatte mir dabei geholfen, mir die Haare zu färben, da das ausgewaschene Minzgrün wirklich nicht mehr gut ausgesehen hatte. Mittlerweile war ich bereits schon wieder zwei Wochen auf “freiem“ Fuß, besuchte Chanyeol jedoch täglich. Ihm hatte ich das mit Jimin erzählt und jetzt, da ich wieder in Besitz meines Handys war, konnte ich ihm endlich ein Bild von ihm zeigen. Er riet mir nicht aufzugeben und einfach noch einmal mit ihm zu reden, unsere Probleme aus der Welt zu schaffen. Nur war das leichter gesagt als getan. Ich war in Daegu, er in Seoul. Uns trennten mehrere Hundert Kilometer. Warum ich ihn nicht einfach anrief? Ganz einfach. Mir fehlte der Mut. Und ich bezweifelte auch stark, dass er meinen Anruf überhaupt entgegen nehmen würde. Seufzend sah ich mich im Spiegel an. Meine nun blonden Haare fielen mir ins Gesicht. Ich hatte mich um einige Stellen beworben. Welche Richtung ich genau einschlagen wollte, war mir nicht bewusst. Ich wäre einfach nur froh, wenn ich überhaupt einen Arbeitsplatz bekommen würde. Doch leider hatte ich von allen Stellen hier in ganz Daegu eine Absage erhalten. Das war ziemlich deprimierend, doch ich würde mich davon ganz bestimmt nicht unterkriegen lassen. Ich würde, egal wie oft ich fallen würde, immer wieder aufstehen und weiter machen, solange bis ich zufrieden mit der Situation war. Doch dazu gehörte auch, dass ich mich mit Jimin wieder versöhnen musste. Warum ich nicht studierte? Nun... Ich hatte zwar einen Abschluss, aber meine Noten waren jetzt nicht unbedingt die Besten. Aber ich hatte einen Abschluss und das war Alles, was zählte. Zudem bezweifelte ich, dass ich für ein Studium geeignet war... Am Abend stand ich mit Sunhi in der Küche. Wir machten uns gerade etwas zu Essen und würden es uns anschließend auf dem Sofa vor dem Fernseher bequem machen. Sie verwickelte mich immer wieder in Gespräche, da sie womöglich Angst hatte, dass ich wieder tief in die Depression fallen würde. Aber das wollte ich nicht. Noch einmal in Klinik würde mein Verstand nicht aushalten. Zwar könnte ich Chanyeol dann wieder täglich sehen, aber ich wäre so erst recht nicht in der Lage, Jimin wiederzusehen. Unser Essen war nach ein paar Minuten fertig und nun saßen wir mit jeweils einer Schüssel gebratener Nudeln vor der Flimmerkiste und sahen uns irgendwelche Dramen an. Ich verstand nicht, was Alle so toll an solchen Sendungen fanden. Sie waren zum größten Teil so vorhersehbar. „Yoongi ich hab vorhin vergessen nach der Post zu sehen. Würdest du das bitte machen?“, fragte Sunhi mich, nachdem wir beide unsere Schüsseln geleert hatten und ich stand nickend auf. Ich schnappte mir ihren Schlüsselbund und ging runter zum Briefkasten. Es waren ein paar Flyer und zwei Briefe darin. Ich sah sie mir aber nicht groß an und ging wieder hoch, da es leicht kühl im Hausflur war und ich nur eine Jogginghose und einT-Shirt trug. Ich reichte ihr dann die Post, die sie mir allerdings nach wenigen Sekunden lächelnd wiedergab. „Die sind nicht für mich.“ Ich sah mir die Umschläge an und tatsächlich stand da mein Name drauf. Verwirrt ließ ich mich neben ihr auf dem Sofa nieder und öffnete sie, las sie mir sorgfältig durch, da ich keine Post aus Seoul erwartete. Ungläubig ließ ich sie wieder sinken und starrte Luftlöcher, während meine Cousine ihr Grinsen nicht mehr los wurde. Die beiden Schriftstücke waren Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Man hatte mich tatsächlich in Erwägung für einen Job gezogen. Und dann gleich zweimal! „Hast du etwas damit zu tun? Ich habe keine Bewerbung nach Seoul geschickt...“ Sie brauchte mir gar nicht zu antworten. Ihr Gesichtsausdruck war schon Antwort genug, weshalb ich ihr glücklich in die Arme fiel. Das war echt zu viel für mich. Ich war ihr so unendlich dankbar! Eine Woche später waren wir gerade aus dem Zug ausgestiegen und ich war seid langem wieder in Seoul. Irgendwie hatte ich die Menschenmassen hier vermisst... Und zeitgleich auch wieder nicht. Wir gingen zusammen durch die Innenstadt und suchten das Hotel, dass Sunhi gebucht hatte. Sie hatte sich extra frei genommen um mich zu begleiten. Sie war echt zu gut für diese Welt. Ich hatte sie nicht verdient. In der Eingangshalle des Hotels sah ich mich um, während sie eincheckte. Es war jetzt nicht eines der hochwertigen, teuren gewesen, aber es war auch keine billige Absteige gewesen. Für die paar Tage, die wir Beide hier waren, würde es schon reichen. Warum wir nicht zu meinem Vater sind? Der Gute ist kurz nach meinem Suizidversuch weggezogen, um irgendwo einen Neuanfang zu starten. Meine Eltern würden sich scheiden lassen, doch es berührte mich keines Wegs. Ich hatte wohl mit ihnen abgeschlossen. Kontakt würden wir wohl nie wieder miteinander haben. Aus meiner Familie hatte ich nur noch Sunhi, die mich wohl vorerst nicht im Stich lassen würde. „Kommst du Yoongi?“ Ich folgte ihr über die Treppe nach oben in den zweiten Stock, sah mir das Zimmer genau an. Es war ein Doppelbettzimmer. Ob es mich störte, dass ich mir ein Bett mit ihr teilen musste? Nein. Sie war Familie. Es wäre komisch, wenn es mich stören würde. Und selbst wenn ich nicht mit ihr Verwand wäre, so würde es mich vermutlich auch nicht stören. Vor ein paar Monaten hatte ich noch gedacht, ich würde etwas für Frauen empfinden, wenn ich denn die Richtige finden würde, doch ich hatte mich getäuscht. Dem war definitiv nicht so. Am nächsten Nachmittag waren wir gerade wieder auf dem Weg zum Hotel und ich konnte einfach nicht aufhören zu Grinsen. Zumindest innerlich. Nach Außen hin zeigte ich es wie so meist auch nicht. Die Vorstellungsgespräche waren soweit gut gelaufen und man würde sich bei mir melden. Das war zwar keine feste Zusage, aber dennoch machte es mich so glücklich. Das war einer der ersten Schritte in mein eigenes, richtiges Leben. Würden sie mich allerdings einstellen, würde das bedeuten, dass ich wieder nach Seoul ziehen müsste. Ich würde Sunhi wieder verlassen müssen. 
Wir holten uns unterwegs noch jeweils eine Portion Tteokbokki (Rice Cakes), aßen diese auf und gingen zurück zu unserem Hotelzimmer. Wir verbrachten unseren Abend wie sonst auch und hockten vor dem Fernseher, sahen irgendwelche Dramen. Da ich mich langweilte schnappte ich mir mein Handy und öffnete die App des sozialen Netzwerkes. Ich scrollte die Timeline durch und ein Foto, welches Hoseok heute geposted hatte, zog meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. Nicht etwa, weil er, Jungkook und Taehyung darauf zu sehen waren, sondern weil Jimin im Hintergrund zu sehen war. Und verdammt… Er sah überhaupt nicht gut aus. Auch wenn das Bild etwas unscharf war, so konnte man dennoch seine Augenringe erkennen. Sein Blick wirkte so, als ob er am Liebsten gar nicht anwesend wäre. Er wirkte so teilnahmelos, so unglücklich. Ob ich ihn anschreiben sollte? Ich hielt das für keine gute Idee. Ihm würde es dann bestimmt nur noch viel schlechter gehen, als es ihm eh schon ging. Ich verwarf den Gedanken, sperrte mein Handy und legte es auf den Nachttisch, rollte mich dann auf die Seite. Ich wurde zwar fragend von Sunhi angesehen, doch ich reagierte da nicht drauf. Ich wollte schlafen. Wir würden morgen Abend wieder zurück nach Daegu fahren und ich war schon gespannt darauf, ob sich in der Zwischenzeit nicht in Daegu etwas ergeben hatte und ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde. Vielleicht müsste ich gar nicht nach Seoul ziehen und könnte bei meiner Cousine bleiben. Kapitel 36: Fools ----------------- Jimin POV Genervt sah ich auf. Die drei machten schon gefühlt seit Stunden Selfies und ich war auf fast jedem im Hintergrund zu sehen. Ich wollte da nicht drauf sein. Ich sah schrecklich aus! Ich hatte schon seit Ewigkeiten keine Nacht mehr durchgeschlafen und dementsprechend zierten Augenringe mein Gesicht. Auch Lächeln konnte ich nicht mehr. Wenn ich es denn tat, dann war es ein aufgezwungenes, unechtes Lächeln, wobei das Niemand so wirklich durchschaute. Ich war nicht der Mensch, der offen auf seine Freunde zu gehen und ihnen sagen konnte, dass es einem schlecht ging. Ich hielt dies nicht für richtig und fraß daher meine ganze Trauer und den Frust in mich hinein, obwohl ich wusste, dass das nicht die beste Entscheidung war. „Wir sind dann weg... Bis Montag Jimin.“, gab Tae mir und Hoseok Bescheid, nahm Jungkook an der Hand und die Beiden verschwanden, ließen uns zurück. Stimmt ja. Ich hatte ganz vergessen, dass heute Samstag war und sie dann immer irgendetwas nur zu Zweit unternahmen. Ich sah Ihnen eine Zeit lang hinterher, bis Hoseok vor meinem Gesicht herumfuchtelte. „Lust noch etwas zu tanzen? So wie früher?“ Jedoch schüttelte ich nur mit dem Kopf. Mir war nicht nach tanzen zu Mute. Ich wollte nur nach Hause in mein Bett, mir dort die Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass dieser Tag enden würde. „Dann bring ich dich nach Hause.“ Er lächelte mich an und schaffte es, meine Laune etwas zu heben, jedoch nicht sehr viel. Mir war immer noch nicht danach zu Lächeln. „Ich bin schon so aufgeregt!“, meinte Jungkook, als wir am nächsten Tag zu Viert, also dieselbe Kombination, wie gestern, durch die Stadt gingen. Taehyung und sein Freund freuten sich schon richtig auf unseren Abschlussball. Natürlich gingen die Beiden zusammen dahin. Ich hatte bis jetzt noch Niemanden gefragt, ob er mit mir hingehen würde und wenn ich ehrlich war, wollte ich das auch nicht. Generell hatte ich nicht vor, mich dort blicken zu lassen. Aber das wollten die Jüngsten von uns nicht geschehen lassen. Ich traute ihnen sogar zu, dass sie mich an diesen Abend auch in die Schule tragen würden, wenn ich mich denn groß wehren würde. Also würde ich dennoch hingehen. Namjoon war sogar letzte Woche mit mir beim Friseur gewesen. Wir Beide hatten uns die Haare färben lassen. Meine waren nun schwarz. Das Orange war schon ziemlich ausgewaschen gewesen und es wurde dringend Zeit für eine neue Farbe. Ich wollte was Schlichtes haben, genau wie Namjoon. Er hatte es auch nach seinem missglücktem Färbeversuch bitter nötig gehabt. Nun waren seine nicht mehr knallpink, sondern in einem schönem Hellbraun. Das stand ihm wirklich besser. Wir, oder viel mehr er, hatte mir die verschiedensten Dinge erzählt, womit er versuchte, mich abzulenken, doch ich hatte nicht wirklich zugehört. Ich war dazu momentan auch gar nicht in der Lage, da meine Gedanken immer wieder ins Leere gingen, ich geistlich abwesend war. Ich schob mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und ließ mich von Taehyung einkleiden. Wir waren in der Zwischenzeit in einem Bekleidungsgeschäft angekommen und da Tae derjenige von uns war, der sich am Besten mit Mode auskannte, ließen wir ihn aussuchen. Es dauerte nicht lange bis er mir ein paar Anzüge in die Hand drückte und mich in die Umkleide schob. Ich probierte sie alle an, war aber mit keinem so wirklich zufrieden, was eventuell an meiner fehlenden Motivation lag. Ich wollte wieder zurück nach Hause… Nachdem Taehyung für sich und Jungkook einen gefunden hatte, kam er wieder zu mir und schneller als ich schauen konnte stand er in meiner Kabine.
„Jimin ist alles-“ Er hielt inne, als er sah, dass ich nur stumm in den Spiegel auf meinen Oberkörper starrte. Inzwischen waren sämtliche blaue Flecke, die mir Yoongi hinzugefügt hatte, verschwunden. Und nicht nur sie waren verschwunden. Er, sowie meine Gefühle für ihn, waren auch aus meinem Leben entwichen. Ich hatte anfangs noch auf ihn gewartet, doch je mehr Zeit verging, desto weniger dachte ich an ihn und bevor ich mich versah empfand ich nichts mehr für ihn. Meine Hoffnung auf ein Wiedersehen schwand immer mehr, bis ich schließlich aufgegeben hatte. In meinen Augen machte es keinen Sinn mehr, mir irgendwelche Hoffnungen zu machen. „Lass dir alle Zeit, die du brauchst...“ Und schon war ich wieder allein in der Kabine. Taehyung schien mich wie ein Buch lesen zu können. Er fragte nicht groß nach und akzeptierte meine Gefühlslage einfach. Ganz gleich ob ihm das passte oder nicht. Und genau deshalb war er inzwischen mein bester Freund geworden. Nach einigen Minuten kam ich aus der Umkleide wieder und sah, dass meine Drei Freunde mich besorgt musterten. Ich senke meinen Blicken und schaute auf den plötzlich so interessanten Boden. Ich fühlte mich unwohl, so fehl am Platz. „Jimin... Komm wir gehen nach Hause...“, meinte Jungkook und ich blickte wieder auf, sah ihm direkt ins Gesicht. Ich nickte nur stumm, so dass Hoseok auf mich zu kam, mir einen Arm um die Schulte legte und wir Alle zusammen den Laden verließen. Wir ginge durch die Straßen und waren auf den Weg zu mir, während ich so langsam aber sicher bezweifelte, dass ich die Drei innerhalb der nächsten halben Stunde loswerden würde. Sie würden mich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erst einmal nicht alleine lassen und irgendwo war ich ihnen auch dankbar dafür, aber ich wollte jetzt eher für mich sein. Ich seufzte und sah nicht richtig auf den Weg vor mir, als ich plötzlich aus Versehen in Jemanden hinein lief. Ich setzte schon zu einer Entschuldigung an, als sich meine Augen weiteten und ich sie ungläubig anstarrte. Auch sie sah mich geschockt an, so dass meine Jungs neben uns standen und uns verwirrt musterten. „Jimin was... Wer ist das?“, fragte Taehyung direkt, doch ich antwortete ihm nicht. Sunhi fing währenddessen an zu lächeln und fiel mir anschließend direkt um den Hals, drückte sich an mich. Ich legte zögernd meine Arme um sie und konnte mir schon denken, was die Anderen jetzt denken mussten. Ich löste mich von ihr und erst dann schien sie zu realisieren, dass ich nicht alleine unterwegs war. „Es ist gut, dass ich dich treffe Jimin... Ich hätte dich wahrscheinlich sowieso in der nächsten Stunde angeschrieben.“ Ihr Blick wurde ernst und ich wusste schon da, warum sie den Kontakt mit mir wieder aufgebaut hätte. Ich hatte aufgehört mit ihr zu schreiben, als meine Gefühle für Yoongi schwanden. „Ich weiß nicht so recht... Ich halte das für keine gute-“ „Das hatten wir bereits. Ich diskutiere mit dir da nicht noch einmal darüber. Wir müssen uns unterhalten. Dringend.“, erklärte sie nur und zog mich an meinem Handgelenk mit sich. Die Anderen wollten schon eingreifen, doch ich winkte ab. Wenn Sunhi genauso stur wie Yoongi war, dann war es hoffnungslos. Sie würde sich nicht davon abbringen lassen. Ich sah entschuldigend zu meinen Freunden und deutete ihnen an, es ihnen später zu erklären. Wenig später saß ich ihr in einem Café gegenüber. Sie erzählte mir Alles, was ich bis dato noch nicht wusste. „Er ist hier... in Seoul?“, fragte ich sie anschließend ungläubig und begann unbewusst zu zittern, woraufhin sie nur stumm nickte. Sie bat mich darum, sie zu ihrem Hotel zu begleiten, um mit ihm reden zu können. Mir schossen die Tränen in die Augen. Ich hatte mich die ganze Zeit so sehr auf den Moment von Yoongis Rückkehr gefreut, doch jetzt, wo er endlich wieder auf freiem Fuß war, konnte ich mich nicht wirklich darüber freuen. Klar war ich glücklich darüber, dass er es geschafft hatte, nur war ich mir nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt nochmal sehen wollte. Er bedeutete mir auf diese Art nichts mehr. „Ich bitte dich darum Jimin... Es wäre Yoongi wirklich wichtig, noch einmal mit dir zu reden...“ „Ich... weiß nicht so recht. Sunhi ich habe keine Gefühle mehr für ihn. Ich würde ihm das Herz brechen.“ „Er weiß es bereits... Ich hab es ihm erzählt, als er entlassen wurde.“ Ich seufzte einmal und wischte mir die aufkommenden Tränen weg. Wir redeten noch eine Zeit lang bis ich mich leicht nervös vor dem Hotelzimmer wiederfand. Kapitel 37: Fairness -------------------- Yoongi POV Seufzend lag ich auf dem Bett und sah an die Decke. Sunhi war in der Innenstadt. Warum genau wusste ich nicht. Sie hatte mir nur einen Zettel hinterlassen, da ich noch geschlafen hatte, als sie losgezogen war. Mir war so langweilig. Selbst das Programm des Flimmerkastens konnte mir nicht helfen. Es war hoffnungslos und es ging sogar schon so weit, dass ich den kleinen Kumamon immer wieder in die Luft warf und wieder fing, dass immer wieder wiederholte. Jedoch klopfte es einmal zaghaft gegen die Hotelzimmertür. Ich blickte zu ihr und vergaß für eine Sekunde das von mir gerade hoch geworfene Plüschtier, welches mir nun zur Strafe genau ins Gesicht fiel. Leise fluchend stand ich also auf. Sunhi hatte ja eigentlich den Schlüssel. Wieso klopfte sie dann? Verwirrt öffnete ich die Tür, sah in das leicht ängstliche Gesicht von Jimin und hielt inne. Was zur Hölle machte er denn hier?! Wie hatte er mich gefunden? Ich begann leicht zu zittern und machte eine Kurschlussreaktion. Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Ich wollte ihn jetzt gerade nicht sehen, wobei, eigentlich ja schon. Aber dafür brauchte ich Zeit! Ich musste mich doch gedanklich darauf vorbereiten, um nicht wie der letzte Idiot da zustehen und unverständliches Zeug vor mich her zu brabbeln! Ich entfernte mich von der Tür, ging rückwärts ein paar Schritte zurück, bis ich wenige Sekunden später das Geräusch eines sich im Türschloss drehenden Schlüssels vernahm. Ich hielt inne und sah auf die Tür, durch die gerade meine Cousine schritt und dabei Jimin hinter sich am Handgelenk herzog. „Sunhi... Was wird das hier?“, meinte ich und sah sie gleiche verwirrt und schockiert an. So wie es aussah, hatte sie Jimin mit hierher genommen. War sie deshalb in der Innenstadt gewesen? Nur weil sie mir “helfen“ wollte, damit ich wieder “glücklich“ sein konnte? Ich weiß, sie meint es ja nur gut, aber damit tat sie mir jetzt im Moment keinen Gefallen. Eher bewirkte sie damit das Gegenteil. „Ihr beide redet jetzt bitte miteinander... Ich kann nicht länger dabei zusehen, wie ihr euch gegenseitig zu Grunde richtet...“ Sie war gerade dabei das Zimmer wieder zu verlassen und ich ging ihr hinterher. Jedoch hielt sie mich auf und drängte mich zurück ins Zimmer, schliss danach die Tür von außen ab. Ich rüttelte an der Tür und klopfte gegen sie. Sie sollte mich hier rauslassen! Sofort! „Vergiss es! Ich lasse euch erst wieder raus, wenn ihr eire Probleme aus der Welt geschafft habt! Redet endlich miteinander! Je länger ihr euch anschweigt, desto schlimmer wird es!“ Das war nicht ihr Ernst! Ich wollte hier weg! Sofort! Seufzend lehnte ich meine Stirn an die Tür und verweilte einige Zeit so, bis ich es nicht mehr aushielt und zu Jimin sah. Dieser schien genauso nervös zu sein wie ich, da er unruhig im Zimmer hin und her sah, sich auf keinen festen Punkt konzentrierte. Hatte er etwa noch Angst vor mir? Ich stellte keine Gefahr mehr für ihn da. Ich war trocken und hatte gelernt meine Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Seufzend ging ich auf das Bett zu und legte mich schweigend darauf. Ich suchte verzweifelt nach Worten, mit denen ich anfangen könnte, Jimin Alles zu erklären, doch mir fielen keine ein. Es war zum Kotzen! Da hatte ich mal die Chance, Alles ins Reine zu bringen und dann bekam ich keinen einzigen Ton über die Lippen. Ich merkte, wie sich die Matratze neben mir senkte und ich sah zur Seite zu Jimin, der sich neben mich gesetzt hatte, allerdings aber auch kein Wort herausbrachte. Das Ganze ging einige Zeit so, bis er nach einer guten halben Stunde endlich seine Stimme erhob, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ansonsten wäre es mindestens noch eine weitere halbe Stunde still gewesen. „Yoongi... Es tut mir so leid... Alles.“ Wofür entschuldigte er sich jetzt bitte? Das hatte er nicht nötig. Ihn traf doch an meiner ganzen Situation keine Schuld. Ich hatte mir das Alles selbst zuzuschreiben. Ich seufzte und drehte mich auf die Seite, so dass ich ihn ansehen konnte. Er jedoch schien einfach nur ins Leere zu starren. Ich schluckte meine Zweifel also runter und räusperte mich, erhob schließlich das Wort. „Du brauchst dich für Nichts zu entschuldigen. Das ist Alles meine Schuld.“ Endlich sah er mich an. Zwar schockiert, aber ich hatte seine Aufmerksamkeit. „Das Scheitern unser Beziehung... die Eifersucht... der Alkoholmissbrauch... Das Alles ist meine Schuld... Und nicht deine.“ „Aber Yoongi... Hätte ich Jungkook mehr auf Abstand gehalten wäre das doch gar nicht passiert... Du wärst bestimmt nicht so stark eifersüchtig gewesen. Und ich hätte dich nicht so früh verlassen dürfen! Ich hätte warten müssen und-“ „Jimin... Hör auf. Sofort!“ Ich fasst mir an die Schläfe. Ich musste ihm die Sache mit meinem Vater erzählen. Dringend. Er würde sonst nie aufhören sich Vorwürfe zu machen. Ich setzte mich auf und sah ihn an. Er fuhr sich gestresst durch die Haare. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie nicht mehr orange waren. Jetzt konnte ich ihn nicht mal mehr Karottenkopf nennen. „Mein Vater hat mich früher geschlagen... Er hat früh angefangen zu trinken und seine Aggressionen an mir und meiner Mutter auszulassen. Irgendwann traf es nur noch meine Mutter und er hatte mich in Ruhe gelassen. Ich will es nicht darauf schieben, aber ich glaube ich habe sein Verhalten dir gegenüber wieder gespiegelt. Es tut mir leid. Ich hätte dich nie schlagen oder gar zusammenschlagen dürfen. Ich habe getrunken und bin genauso wie mein Vater geworden, obwohl ich das nie wollte.“ Stille. Jimin sah mich schockiert an und brauchte wohl einen Moment, um diese Informationen zu verarbeiten. Er war der Erste, dem ich das erzählte. Ich hätte nie mit Jemanden darüber gesprochen. Nicht einmal mit Sunhi. Er setzte bereits an etwas zu sagen, doch ich winkte nur ab. Ich war noch lange nicht fertig. Ich würde ihm Alles erzählen. Von meinem Umzug, meiner Halluzinationen und all das, was zu meinem Versuch geführt hat. Über die Nachrichten der Anderen verlor ich allerdings kein Wort. Das musste er nicht wissen. Er sollte nicht wegen sowas sauer auf sie sein. Sie hatten ja Recht. Ich hätte das nie tun dürfen. Wir hätten zumindest zu ihnen ehrlich über uns sein müssen. Er kam mir näher und ich erwartete schon, dass er mir jetzt eine Klatschen würde. Jedoch war dem nicht so. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Ich folgte seinem Blick, so dass auch ich wusste, warum er denn jetzt lächelte. Vorsichtig legte er seine Arme um meinen Körper, umarmte mich schließlich. Zwar nur kurz, aber immerhin schien das hier schon mal der erste Schritt, in Richtung Freundschaft zu sein. Kapitel 38: Believe ------------------- „… Und genau deshalb habe ich dich vor ein Ultimatum gestellt.“ Jimin hatte mir gerade erzählt, wie er sich fühlte, als ich ihm unbedingt diesen ganzen Scheiß antun musste. Ich fühlte mich gerade so richtig unwohl, wie ein Monster. Es folgte wieder Stille. Mittlerweile saßen wir einfach nur noch nebeneinander und ich war schon versucht, meinen Kopf auf seine Schulter zu legen, doch ich entschied mich dagegen. Ich hielt das für keine gute Idee. Er sollte mir von sich aus zeigen, was für ihn ok war und was nicht. Ich wollte ihn nicht bedrängen. 
„Yoongi… Ich werde einen Moment brauchen…“ Fragend und gleichzeitig verwirrt sah ich ihn an. Was meinte er jetzt damit? 
„Ich werde dir jetzt nicht direkt vertrauen können… Ich… brauche nach all dem Zeit…“ Ich nickte nur verstehend und nahm seine Hand in meine. Erst als er mich überrascht ansah, bemerkte ich, was ich gerade getan hatte. Direkt ließ ich sie wieder los und sah auf den Boden, wurde dabei leicht rot. Er begann leise zu kichern und ich musterte ihn dann verwirrt. Warum lachte er denn jetzt? „Du bist noch genau wie vorher... Dir ist Zärtlichkeit noch immer unangenehm...“, meinte er dann nur lächelnd, wodurch sich so langsam ein Grinsen auf meine Lippen schlich. Ich wusste, warum ich ihn noch immer liebte. Er schaffte es immer, mich, den wohl emotionslosesten Menschen weit und breit zum Lachen zu bringen. Jimin baute mich immer auf, wenn ich es benötigte. Er war immer an meiner Seite gewesen. Zu schade, dass er diese Gefühle nicht mehr erwiderte. „Ich muss langsam los, nicht, dass sich die Anderen noch Sorgen machen...“ Die Anderen? Meinte er etwa unseren, beziehungsweise seinen, Squad? Ich nickte nur verstehend und versuchte dabei, mir meine Enttäuschung über sein Verschwinden nicht anmerken zu lassen. Allerdings war ich immer noch eine Niete darin, mir so etwas nicht anmerken zu lassen. Deshalb schien Jimin auch zu wissen, was genau in mir vor ging. „Hier...“ Der Schwarzhaarige hielt mir mein Handy hin, welches er entsperrt hatte. Er hatte sich mit meinem Smartphone selbst angeschrieben. Er erzählte mir, dass er irgendwann nach unserer Trennung nach seinem Aufenthalt in Daegu meine Nummer gelöscht hatte, um über mich hinweg zu kommen. Irgendwie versetzte mir das einen Stich, aber irgendwie auch doch nicht. Ich hatte ja fest mit sowas gerechnet. Für mich war es sowieso schon ein kleines Wunder gewesen, als er plötzlich in der Klinik mir gegenüber saß. Das zeigte mir, dass er mich scheinbar noch nicht komplett aufgegeben hatte. Ich war mir sicher, dass ich noch irgendwie eine Chance bei ihm haben musste. „Ich werde jetzt nach Hause gehen… Ich werde dir aber auf jeden Fall schreiben. Das verspreche ich dir.“, zwinkerte er und ging zur Tür. Er klopfte an ihn und drehte sich noch einmal um, lächelte mich zum Abschied an und verschwand dann. Sunhi betrat das Hotelzimmer und ging auf mich zu. Sie sah mich abwartend an und konnte es nicht abwarten, mich auszuquetschen. Ich schüttelte nur den Kopf und musste anfangen zu grinsen, was ihr wohl schon als Antwort reichte. „Aber ich weiß nicht, was genau wir jetzt sind. Eine Beziehung ist es auf keinen Fall. Nur weiß ich nicht, ob ich ihn wieder als Freund bezeichnen könnte.“ Eine Woche später waren Sunhi und ich wieder in Daegu. Ich hatte inzwischen noch einmal einen Brief von der einen Firma bekommen. Sie würden mich anstellen! Ich! Min Yoongi hatte einen Job! Es war also beschlossen. Ich würde Kellner in einem Schnellimbiss werden. Das war zwar jetzt nicht unbedingt der beste Job, aber immer noch besser als Nichts. Ich hatte die Woche über immer wieder mal mit Jimin geschrieben. Er meinte zu mir, dass er den Anderen erzählt hatte, dass Sunhi eine Freundin von ihm sei, die er durch Zufall in Daegu kennengelernt hatte und sie sich zufällig getroffen hatten. Gut, das war an sich ja nicht gelogen. Das Einzige, was an der ganzen Sache gelogen war, war, dass sie noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatte. Jedenfalls glaubte ich das. Sie war jetzt nicht gerade der Mensch, der einem lange böse war. Die Anderen glaubten ihm das natürlich. Auch Taehyung, obwohl er zuerst etwas skeptisch war. 
Auch ich hatte Sunhi etwas gefragt. Die ganze Zeit über wollte ich schon wissen, warum sie meine Bewerbungen einfach so hinter meinem Rücken nach Seoul geschickt hatte. So gern ich wieder in Jimins Nähe sein möchte, so sehr wollte ich sie auch nicht missen müssen. „So gern ich dich auch bei mir hab, du bist hier nicht richtig glücklich. Das kannst du nur in Seoul…“ Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Sie hatte Recht. Und genau das war es, was mich so heftig traf. Ich musste hier wieder weg, um es auch nur ansatzweise zurück in mein altes Leben zu schaffen. Sie startete ihren Laptop und ich setzte ich neben sie auf das Sofa. Da ich den Job angenommen hatte, brauchte ich jetzt als nächstes eine Wohnung in Seoul. Mein Vater hatte unser Haus verkauft und war weggezogen, begann irgendwo anders ein neues Leben. Ich war schon etwas überrascht, dass trotz der ganzen Menschenmassen so viele Wohnungen in der Stadt frei waren. Ja gut, die Meisten davon waren auch viel zu teuer für eine einfache Person wie mich. Es gab schon ein paar, die bezahlbar waren, aber die waren entweder am Arsch der Welt oder in einem schäbigen Zustand. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als Sunhi und mir dann doch gleichzeitig eine Wohnung ins Auge stach. Sofort riefen wir dort an, besorgten uns einen Besichtigungstermin, welchen wir auch direkt bekamen. Das hieß für mich also, dass ich wieder in die Hauptstadt des Landes fahren würde. 
Meine Cousine buchte gerade wieder dasselbe Hotel wie letzte Woche, wobei ich Jimin von all dem hier erzählen wollte, als ich sah, dass er mir vor knapp einer Viertel Stunde eine Nachricht geschrieben hatte. „Ich weiß, dass kommt jetzt vielleicht etwas komisch, aber würdest du mit mir auf unseren Abschlussball gehen? Ich kann verstehen, wenn du nein sagst, aber ich würde mich echt freuen, seit langem mal wieder etwas mit dir zu unternehmen.“ Kapitel 39: Dream ----------------- „Yah! Hör auf!“, fuhr ich Sunhi an, als sie mir durch die Haare wuschelte. Ich konnte das nicht leiden, egal wer es machte. Außerdem hatte ich eine gefühlte Ewigkeit damit verbracht, mir die Haare zu machen. Und jetzt war meine Cousine dabei, meine ganze Arbeit zunichte zu machen. Wir waren jetzt schon zwei Tage hier in Seoul. Ich hatte gestern meinen Mietvertrag unterschrieben, heißt also ich hatte also nun eine Wohnung inne und würde bald wieder hierher ziehen. „Nicht so fest!“, fuhr ich sie wieder an. Sie band mir gerade meine Krawatte und zog etwas zu fest an ihr. Ich wollte noch Luft bekommen! „Jetzt bist du fertig... Du siehst zum Anbeißen aus!“, betrachtete Sunhi mich stolz und wollte mir schon wieder durch die Haare fahren, doch ich hielt sie auf indem ich ihre Hand festhielt. Daraufhin lachte sie nur leicht. Sie ging kurz zu ihrer Seite des Bettes und drückte mir, als sie wiederkam, eine rote Rose in die Hand. Auf meinen Blick hin erklärte sie mir, dass ich diese doch Jimin geben sollte. „Viel Spaß... Hab einen schönen Abend.“ Damit schob sie mich aus der Tür raus. Wie jetzt? Keine Fotos oder sowas in der Art? Na gut... Mich störte das ja nicht sonderlich und grinsend ging ich den Gang entlang. Ich war auf dem Weg zu dem von mir und Jimin vereinbarten Treffpunkt. Er hatte den Anderen nicht erzählt, dass er mit mir kommen würde. Sie wussten davon nichts und deshalb kam er mit mir etwas später. Der Abschlussabend wurde schon voll und ganz im Gange sein, wenn wir dort eintreffen würden, so dass wir hoffentlich nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf uns zogen. Mehrmals sah ich auf die Uhr meines Handys. Ich war so nervös, dass ich zu schnell gelaufen war und daher etwas zu früh hier war. Ich schaute mir die Gegend an, versank in Erinnerungen. Ich erkannte den Treffpunkt erst jetzt wieder. Ich stand genau da, wo Jimin und ich uns das erste und einzige Mal in der Öffentlichkeit geküsst hatten. Dort, wo ich ihn das erste Mal von mir aus geküsst hatte. In meinen Gedanken fragte ich mich gerade, ob er mit Absicht diesen Ort gewählt hatte, oder ob das hier bloß Zufall war und bekam somit nicht mit, wie er auf einmal vor mir stand. Erst als er mit den Fingern vor meinem Gesicht schnippte, schreckte ich aus meiner Starre hoch. „Hey... Sorry für die Verspätung... Meine Mutter musste mich noch unbedingt fotografieren... Wartest du schon lange?“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf und sah ihn mir genau an. Er hatte einen klassischen schwarzen Anzug an und lächelte mich sanft. Ich merkte, wie ich leicht rot wurde und kratzte mich deshalb verlegen am Hinterkopf. Ob auch das jetzt Zufall war oder nicht, unsere Anzüge hatten jeweils die selbe Farbe. Beide waren schlicht gehalten und so würden wir nicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Hoffte ich zumindest. „Nein...“, beantwortete ich seine Frage kurz und knapp und hielt ihm dann nervös die Rose, die Sunhi heute gekauft hatte, hin. Erst starrte er sie überrascht an und ich hatte schon Angst, dass das doch zu viel des Guten war. Doch dann nahm er sie lächelnd an und umarmte mich kurz. Ich erstarrte und bewegte mich nicht einen Zentimeter. Auch nicht als er sich wieder von mir löste. „Wollen wir?“ Auffordernd hielt er mir seine Hand hin und ich zögerte kurz, ehe ich meine in seine legte und wir zusammen in Richtung Schule gingen, wobei es mich nicht störte, dass er meine Hand hielt. Im Gegenteil. Ich begrüßte das sogar sehr. Auf dem Weg dorthin brannte mir die ganze Zeit eine Frage auf den Lippen und ich konnte dem Verlangen, sie einfach auszusprechen, nicht ewig widerstehen. Also ging ich das Risiko, mir den ganzen Abend zu versauen, ein. „Sag mal Jimin... Warum hast du mich eigentlich gefragt, ob ich mit dir hingehe?“ „Naja... Ich wüsste nicht, mit wem ich sonst hingehen sollte... Höchstens Hobi noch, aber der is im Moment ziemlich beschäftigt.“ Also war ich doch die letzte Wahl gewesen. Ich seufzte und sah auf den Boden vor mir, ehe Jimin stehen blieb und mich ansah. „Hey... Denk jetzt nicht, dass du meine letzt Wahl warst... Ich hätte mir niemand Besseren dafür vorstellen können...“, versuchte er mich aufzubauen und ich drang mich zu einem leichten Lächeln durch. Ihm konnte ich einfach nichts übel nehmen, egal wie sehr es auch auf meine Kosten ging. Wir kamen vor der Schule an und ich wurde immer nervöser. Sogar so nervös, dass ich mich nicht von der Stelle bewegen konnte. Fragend wurde ich von Jimin angesehen, nachdem er meine Hand losgelassen hatte. Er fragte mich, ob Alles in Ordnung sei, doch ich starrte nur auf die Eingangstür der Schule. „Du hast Angst wegen Taehyung oder?“ Ich war nicht dazu fähig, ihm zu antworten. Deshalb nickte ich nur stumm. „Mach dir keine Sorgen... Er wird es schon irgendwie verstehen... Und ich bin ja bei dir... Sie werden dir nichts tun... Keiner da drin.“ Ich konnte mir nicht erklären warum, aber irgendwie beruhigten mich seine Wort sehr. Meine vorherige Angst war wie weggeblasen und ich wagte den Schritt, legte eine Hand auf die Türklinke. Ich sah noch einmal kurz in Jimins Gesicht, welcher mir zur Bestätigung zu nickte. Ich öffnete die Tür und betrat dicht von ihm gefolgt die Aula. Ich schritt durch die Masse an ehemaligen Schülern. Jimin folgte mir stets dabei. Ich sah viele bekannte Gesichter, welche mich alle überrascht musterten, doch ignorierte ich sie Alle. Ich wollte an den Rand. Dort hatte man Platz und musste nicht aufpassen, wo man hin tritt. Ich kam dort auch nach ein paar endlich an, als ich mich jedoch umdrehte, war Jimin verschwunden. Panisch sah ich mich um, konnte ihn aber nirgends finden. 
Die Musik im Hintergrund änderte sich plötzlich, so dass nun etwas langsames lief. Auf einmal stand Jimin wieder vor mir und lächelte mich sanft an. Das konnte nicht sein Ernst sein! Mit ihm hierher zu gehen und mich somit der Gefahr auszusetzen, Taehyung über den Weg zu laufen war eine Sache. Aber auch noch mit ihm tanzen? Das war zu viel des Guten! Ich wollte gerade schon etwas sagen, als er mich an meiner Hand in die Menge zog und seine Arme um meinen Hals schlang. Ich hielt erst inne und sah ihn unsicher an. Ich konnte eigentlich nicht tanzen, aber Sunhi hatte mir heute morgen noch die Grundschritte gezeigt. Das müsste eigentlich reichen, aber ich war einfach zu unsicher dafür. „Das wird schon… Blende alle Anderen einfach aus… Achte nur auf mich…“, hauchte mir Jimin ins Ohr und jagte mir somit einen Schauer über den Rücken Das würde ich mir nicht zweimal sagen lassen, weshalb ich meine Arme um seine Taille schlang und begann, mit ihm zu tanzen. Kapitel 40: Affection --------------------- „Wer hat dir denn das Tanzen beigebracht? Sunhi?“, wollte Jimin wissen, während wir schon seit knapp Fünfzehn Minuten mindestens zusammen tanzten. War es wirklich so verwunderlich, dass ich mich nicht wie der letzte Idiot anstellte und ihm nicht dauernd auf die Füße trat? Einige hatten uns erst verwirrt gemustert, da aber die Meisten davon wussten, dass Jimin nicht hetero war, ließen sie uns direkt wieder in Ruhe. Für sie musste es wohl eher ein minimaler Schock gewesen sein, dass ich derjenige war, mit dem Jimin tanzte. Ich hatte mich immerhin ja nie geoutet. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich schlagartig von ihm weggedrängt und zum Rande der Halle gezogen wurde. Erschrocken sah ich ihm in die Augen, denn genau das wollte ich vermeiden. Darüber hatte ich mir am meisten den Kopf zerbrochen. „Was machst du hier?!“ Wütend sah Taehyung mich an und baute sich vor mir auf. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, doch ich konnte sehen, dass Jimin, dicht gefolgt von Jungkook, zu uns kam. Er zog an Taes Schulter, doch der dachte gar nicht erst daran, mich loszulassen. „Tae! Lass ihn los! Sofort!“, zischte der Kleinste von uns und erntete dafür einen verwirrten Blick von seinen Freunden. „Warum? Jimin vergiss nicht, was er getan hat! Was er dir angetan hat! Zwingt er dich dazu, mit ihm hier zu sein? Hat er dir irgendetwas getan?“, kam es von Taehyung, wobei ich merkte, wie sich sein Griff immer weiter lockerte, je mehr er sich da reinsteigerte. „Wir wollen dich doch nur vor ihm beschützen...“, meldete sich nun auch der Jüngste, was Jimin nur mit einem Augenrollen quittierte. „Braucht ihr aber nicht. Ich habe ihn darum gebeten mich zu begleiten und jetzt lasst es bitte gut sein. Ich möchte den Abend gemießen...“ Dadurch, dass Jimin mich vor seinen Freunden verteidigte, merkte ich, dass er mir wirklich noch eine Chance hab, die ich auf keinen Fall versauen durfte. Das würde meine letzte Möglichkeit sein, mich ihm wieder anzunähern. Er zog mich von ihnen weg zurück in die Menge und somit auch wieder zurück auf die Tanzfläche. Mir war diese kleine Pause eigentlich ganz recht gewesen. Ich war für körperliche Aktivitäten nicht wirklich geschaffen, doch das hielt ihn nicht davon ab, wieder seine Arme um mich zu schlingen und wieder mit mir zu tanzen. „Ignorier die Beiden... Ich bin froh, dass du mit mir hier bist... Egal was auch zwischen uns war...“ Ich wurde leicht rot, war aber glücklich darum, dass er es so sah. „Also soll ich auch ignorieren, dass Taehyung gerade wahrscheinlich einem der Anderen geschrieben hat und wir eventuell Gesellschaft bekommen?“ Erschrocken hielt er inne und sah zu seinem Freund. Noch bevor ich irgendetwas hätte sagen können, zog er mich an meinem Handgelenk aus der Halle, die Gänge der Schule entlang, bis wir vor unserem ehemaligen Klassenraum zum Stehen kamen. Auch hier konnte man die Musik noch deutlich hören. Nur mit dem Unterschied, dass man sich hier mit normaler Lautstärke unterhalten konnte und seine Ruhe hatte. „Es tut mir leid...“, begann ich urplötzlich, wofür ich fragend angesehen wurde. „Ich errege zu viel Aufsehen. Du kannst wegen mir deinen Abschlussball nicht richtig genießen...“ Auf meine Aussage hin schüttelte er nur den Kopf und umarmte mich zaghaft. Ich legte vorsichtig meine Arme um ihn und flüsterte ihm zu, dass es mir so leid tue. Er bat mich darum, damit aufzuhören so etwas zu sagen, da er den Ball dennoch genießen würde. Und er bestand darauf, dass ich es nicht nur als seinen Abend sehen sollte, sondern auch als meinen. Ich schmunzelte nur und hielt ihm meine Hand hin, bat um den Tanz. Lächelnd kam er mir wieder näher und wir tanzten erneut zusammen, sahen uns tief in die Augen. Mir kam es so vor, als ob die Zeit stehen bleiben würde und es nur noch uns Beide gab. Als ob wir der Mittelpunkt des Universums wären. Meine Gedanken wurden aber je unterbrochen als ich Schritte und dazu noch Namjoons Stimme vernahm. Meine Augen weiteten sich und ich ließ Jimin los, bevor ich automatisch ein Stück zurückwich. Allerdings fing ich mich schnell wieder, schnappte seine Hand und floh mit ihm nach draußen. Sie durften uns nicht finden, gerade Namjoon nicht. Der würde mich fertig machen! Und das wollte ich Jimin heute ersparen. Wir flohen aus dem Gebäude und fanden uns am Rande des Schulgeländes wieder. Ich sah ihn entschuldigend an, doch er nahm nur wieder mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Wir verließen das Gelände und gingen zusammen durch den Park spazieren. „Die Anderen wissen nicht, dass du bei mir in Daegu warst oder? Und auch nichts von meinem Aufenthalt in der...“ Wie ich es mir schon gedacht hatte schüttelte er nur stumm den Kopf, woraufhin ich seufzte. Das erklärte zumindest Taes Ausraster. Sie wussten also nicht, wie es mir letztens ging. Angekommen bei einer Bank blieb ich stehen und setzte mich wenige Sekunden später, was mir Jimin danach auch nachmachte. „Hast du eigentlich schon Pläne, was du jetzt machen wirst?“ Wieder verneinte er und fragte mich dann, was ich nun machen würde. Ich erzählte ihm von den ganzen Bewerbungen und das ich hier in Seoul einen Job gefunden hatte, somit wieder hierher ziehen werde. Seine Augen wurden groß, bis er breit lächelte und mich somit zum Schmunzeln brachte. „Das freut mich für dich. Dann können wir ja wieder mehr Zeit miteinander verbringen.“ „Du willst wieder mehr Zeit mit mir verbringen?“ Überrascht musterte ich ihn. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Es überforderte mich! „Klar… Wie sollen wir sonst wieder Freunde werden?“ Er lächelte mich an und zerstörte damit die sehr kleine Hoffnung in mir, dass wir wieder ein Paar werden würden. Klar sagte man, was nicht ist kann ja noch werden. Aber bei all dem ganzen Mist, denn ich gebaut habe… Bezweifelte ich das. Jimin stand auf und sah mich auffordernd an. Da ich nicht direkt aufstand zog er mich an meinem Handgelenk, welches er heute schon ziemlich oft umfasst hatte, auf die Beine. Er meinte er würde gerne so langsam nach Hause gehen, allerdings nicht ohne noch ein Selfie mit mir zu machen. Ich hasste Bilder von mir. Ich war einfach nicht fotogen und sollte nicht auf Bildern festgehalten werden. Ihm zu Liebe ließ ich mich dennoch mit ihm zusammen ablichten, woraufhin wir uns auf den Weg in mittlerweile nur noch seine Straße machten. 
„Yoongi… Denk bitte nicht mehr an früher… Lass uns bitte von vorne anfangen und All das, was passiert ist, vergessen…“, meinte er und ich blieb kurz stehen, folgte ihm dann aber wieder ohne darüber auch nur ein Wort zu verlieren. Ich musste grinsen. Ich würde meine Chance nutzen und es nicht verkacken. Ich wollte ihm zeigen, wie wichtig er mir war. Egal was ich dafür tun musste. 
Vor seiner Haustür blieben wir dann stehen und sahen uns stumm an. Es war eine bedrückende Stille, da keiner von uns Beiden so recht wusste, was er sagen sollte. „War schön heute…“, brachte ich dann irgendwann heraus, nachdem ich diese Ruhe nicht mehr aushielt und wurde dabei leicht rot, so dass er kichern musste. „Ja war es… Es ist schön, dass du noch ganz der Alte bist…“ Und damit umarmte er mich wieder. Ich zögerte nicht und schloss ihn direkt in meine Arme. Nachdem wir uns nach ein paar Minuten wieder lösten sahen wir uns an, wobei ich als Einziger bemerkte, dass im Flur das Licht anging. „Äh Jimin…“ Ich deutete auf den Lichtschein, was ihn leicht rot werden ließ, bevor er breit grinste. „Danke für heute… Ich schick dir das Bild später noch.“, meinte er, beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe er die Tür öffnete und mich stehen ließ. Perplex starrte ich ihm hinterher und hielt mir dann die gerade von ihm geküsste Wange, ging glücklich zurück zum Hotel. Kapitel 41: Youth ----------------- Zwei Wochen später war es endlich soweit. Ich stand mit meiner Cousine in der noch leeren Zweizimmerwohnung und wir trugen gerade meine paar Sachen hoch. Die Wohnung befand sich im dritten Stock, weshalb ich froh war, noch nicht so viele Möbel zu besitzen, die wir die Treppe hätten hoch tragen müssen. Nachdem wir meine Sachen alle hochgetragen hatten, räumten wir noch die Wohnung um und bauten Alles auf. Ich hatte bis jetzt nur die notwendigsten Sachen, die zum Überleben reichten. Den Rest würde ich mir später irgendwann mal von meinem Lohn kaufen. Aber dazu musste ich erst einmal arbeiten gehen. Meinen ersten Tag würde ich nächste Woche haben und ich war schon etwas nervös deswegen. Ich hoffte mal, ich würde mich nicht all zu blöd anstellen… Jetzt stand erst mal ein Abschied an. Ich war meiner Cousine sehr dankbar für Alles, was sie für mich getan hatte. Sie war für mich da, als ich Niemanden mehr an meiner Seite hatte. Sie hat mich wieder aufgebaut. Doch jetzt musste ich auf eigenen Beinen stehen und mein Leben selbst in den Griff bekommen. Ein paar Tage später war es dann soweit. Etwas unschlüssig stand ich vor dem Schnellrestaurant und sah mich um. Ich war etwas zu früh und überlegte fieberhaft, ob ich schon reingehen sollte. Jimin hatte ich von meiner Nervosität erzählt und er hatte versucht mich zu beruhigen. Er wollte sich noch heute Abend mit mir treffen um mich höchstwahrscheinlich auszuquetschen. Er war nun mal einfach neugierig. Wir hatten uns generell viel zu erzählen. Mich würde interessieren, ob er inzwischen auch schon Pläne für seine Zukunft hatte oder ob er noch im Unwissenden schwelgte. Allerdings musste ich jetzt erst einmal arbeiten gehen, weshalb ich das Gebäude dann doch zu früh betrat. Aber das würde doch einen guten Eindruck machen oder nicht? Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Das Treffen mit Jimin hatte ich abgesagt. Wäre ich hingegangen, hätte ich ihm nicht viel erzählen können. Ich war hundemüde und nicht wirklich in der Lage dazu, etwas von meinem neuen Job zu erzählen. Heute hatte ich zwar noch nicht viel gemacht, aber man hatte mir sämtliche Sachen erklärt und es war schwer, sich alles zu behalten. Am liebsten hätte ich ja mitgeschrieben, doch mein Ausbilder war viel zu schnell. Es war eine Kunst für sich, dass ich Alles auf Anhieb verstanden hatte, was mich ein wenig wunderte. Ich war gespannt, ob ich morgen noch die ganzen Abläufe wusste oder ob mein Kurzzeitgedächtnis dann versagen würde. Nur jetzt hatte ich erst einmal ein anderes Problem. Und zwar meine Cousine. Sunhi spamte mich gerade zu und fragte mich aus. Ich wusste, dass wenn ich sie abblocken würde, sie mich nicht in Ruhe lassen würde, weshalb ich ihr gezwungenermaßen antwortete. „Alles gut. Nur müde wie sonst was. Aber ich bin ja immer müde…“, antwortete ich ihr und musste irgendwie grinsen, besonders als ich ihre Antwort las. „Stimmt. Wo bleibt eigentlich mein tägliches Selfie?“ Bevor sie ohne mich wieder zurück nach Daegu gefahren war, hatten wir noch ausgemacht, dass ich ihr täglich ein Bild von mir schicken musste, damit sie sich keine Sorgen machen musste. Ich würde ihr nämlich zutrauen, dass sie mir sogar die Armee vorbei schicken würde, wenn sie längere Zeit nichts von mir hörte. Das war zwar schon irgendwie lästig, aber auch irgendwie total süß von ihr. Und ja… Ich fand meine Cousine süß. Es gab nur zwei Menschen, die ich süß fand. Den Namen der anderen Person brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Es ist offensichtlich, wen ich meine. Ich schickte Sunhi also ein Selfie von mir und sah es mir dann genauer an. So schlecht sah es gar nicht aus. Warum auch immer lud ich dieses Bild von mir auch noch auf mein Profil bei dem einen sozialen Netzwerk hoch. Ich war zufrieden mit dem Bild und hatte es erstaunlicherweise sogar geschafft auf dem Bild leicht zu lächeln. Nachdem ich es hochgeladen hatte stand ich auf und machte mir was zu essen. Es war zwar nur eine Instantsuppe, aber mehr würde ich heute Abend nicht mehr zu Stande bekommen. Während des Essens scrollte ich durch meinen Feed, sah mir die Beitrage derer an, denen ich folgte. Ich sah dadurch, dass Taehyung und Jungkook noch dazu gehörten, Bilder vom Abschlussball. Mir wurden auf einmal mehrere Benachrichtigungen angezeigt und neugierig sah ich sie mir an. „Carrothead... folgt dir jetzt und hat dich in einem Beitrag markiert?“, sprach ich verwirrt zu mir selbst und sah mir das Profil von diesem Nutzer an, während ich schon eine Vermutung hatte, um wen es sich handelte. Und tatsächlich lag ich vollkommen richtig. Jimin hatte also wieder einen Account und das Selfie vom Abschlussabend gepostet. Natürlich hatte er mich darin markiert und ich konnte gar nicht anders, als es zu liken. Es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen und irgendwie rettete mir das den Abend. Ich hatte wieder etwas Energie. Seine Bildunterschrift war daran nicht ganz unbeteiligt. Sie verstärke das Glücksgefühl in mir nur weiterhin. „After all this time? Always~“ Ich durchforstete gerade sein Profil, merkte, dass der restliche Squad ihm noch nicht folgte und somit auch nicht das Foto von uns sehen konnte, als ich erneut eine Benachrichtigung erhielt. Diese kam allerdings nicht von Jimin. Ich kannte den Nutzernamen jetzt nicht und war etwas verwirrt, als derjenige mir eine Nachricht schickte. Allerdings legte sich dieses Gefühl schnell wieder, nachdem ich sie gelesen hatte. „Hey Chanyeol. Haben sie dich entlassen? Das ist super!“, schrieb ich ihm und seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ja, aber ich muss erst einmal betreut wohnen, nur für den Fall der Fälle. Wir sind gerade unterwegs nach Seoul, da sie mir sagten, dass ich aus meinem gewohnten Umfeld rauskommen sollte. Heißt also ich ziehe nach Seoul.“ Ok, das war eindeutig ein ziemlich großer Zufall, der mir so ziemlich gefiel, so dass ich anfing zu grinsen, was er allerdings nicht sehen konnte. „Dann sollten wir uns mal wieder treffen. Findest du nicht auch? Ich geb dir mal meine Nummer durch.“ Kapitel 42: Kindness -------------------- Nach knapp zwei Wochen hatte ich mich so einigermaßen an mein neues Leben gewöhnt. Inzwischen hatte ich die Abläufe so einigermaßen drauf. Mit meinen Kollegen kam ich gut zurecht. Sie waren am Anfang zwar etwas verwirrt, dass ich selten lächelte. Aber sie hatten es einfach akzeptiert. Mussten sie ja auch irgendwie gezwungenermaßen. Sunhi bekam nach wie vor täglich ein Selfie von mir geschickt. Ich hatte die Tage mit meinem Psychologen telefoniert. Er wollte sich erkundigen, wie es mir so geht und ob Alles in Ordnung sei. Ich bejahte das natürlich und erzählte ihm von meinem Job und so weiter. Irgendwann hatte er zu mir gemeint, dass ich mir Gesellschaft suchen sollte, damit ich nicht so allein war. Eigentlich war ich ja viel lieber allein, da ich so meine Ruhe hatte. Aber gleichzeitig sehnte ich mich irgendwo nach Nähe. Es wäre schon schön, Jemanden an seiner Seite zu haben. Mit viel Glück würde das ja wieder Jimin werden, doch das hielt ich im Moment nicht für sehr wahrscheinlich. Er sollte erst einmal wieder Vertrauen zu mir aufbauen. Ich könnte ihm nicht verübeln, dass er das gerade nicht so wirklich zu mir hatte, auch wenn es nach seiner Bildunterschrift zu urteilen anders war. Mittlerweile folgten die Anderen ihm auch und er hatte mir geschrieben, dass sie ihn direkt ausgefragt haben, warum er mit mir da war und so weiter. Mir tat er in diesem Moment schon etwas leid. Er konnte immer noch selbst entscheiden was er machte und was nicht. Er war ihnen keine Rechenschaft schuldig. Ich setzte mich schon mal an einen Tisch und wartete auf Chanyeol. Wir hatten uns hier verabredet und schafften es endlich einmal, uns zu treffen. Entweder musste ich arbeiten oder er hatte Gespräche mit seinem Psychologen. Im Großen und Ganzen konnte man sagen, dass er sich auf den Weg der Besserung befand, was mich unheimlich glücklich machte. Ich freute mich für ihn und hoffte, dass er irgendwann komplett über Baekhyun hinweg ist. Klar sollte er ihn nie vergessen, aber das Leben geht nun mal weiter. Ich war zwar selbst nicht das beste Beispiel dafür, aber ich versuchte mich seit meinem Klinikaufenthalt stets daran zu halten. Mit Jimin hatte ich es immer noch nicht geschafft mich zu treffen. Entweder musste ich arbeiten oder er war nicht da. Entweder er war zu Hause, was meistens während meiner Schicht war, oder bei seiner neuen Arbeitsstelle. Ja, auch er hatte endlich was gefunden. Nur was es war, wollte er mir nicht verraten. Er meinte nur, dass er es mir irgendwann zeigen wolle, wobei mir irgendwie ganz mulmig zu mute wurde. Jimin traute ich Alles zu, weshalb ich nicht einschätzen konnte, was genau er jetzt beruflich machte. Ich möchte mich gerne wieder mit ihm treffen. Wir hatten uns seit dem Abschlussball immerhin nicht mehr gesehen und ich vermisste ihn. Hauptsächlich wegen ihm hatte ich mich zurück in ein einigermaßen normales Leben gekämpft. Aber was war heutzutage noch normal? Ich seufzte einmal und schwelgt noch eine Zeit lang in meinen Gedanken, als sich die Ladentür öffnete und ein mir bekannter Rothaariger dicht gefolgt von einem Fremden das Café betrat. Ich sah ihn an und musste direkt Lächeln. Er erwiderte es und kam auf mich zu. Ich stand natürlich auf und wir Beide umarmten uns erst einmal, wobei ich wieder einmal merkte, das er fast einen ganzen Kopf größer als ich war. „Es ist schön dich zu sehen Yoongi... Gut siehst du aus.“ „Kann ich zurückgeben Chanyeol. Mit wem hab ich eigentlich die Ehre?“, fragte ich ihn dann und sah den für mich Fremden an, welcher Chanyeol nicht von der Seite wich. Erst jetzt sah ich, dass dieser etwas kleiner war als er und mit viel Glück sogar etwas kleiner als ich. Und wenn es auch nur ein Zentimeter war, so freute es mich, dass ich größer war als er. „Oh das ist Suho. Er ist mein Betreuer, für den Fall der Fälle... Ich hoffe er stört dich nicht...“ Ich schüttelte nur mit dem Kopf, signalisierte ihm somit, dass er mich nicht störte und wir setzten uns hin. Ich ließ ihn zuerst erzählen. Ich hatte ihm ja schon bereits ein bisschen was von mir geschrieben und ich war ziemlich neugierig darauf, was ich verpasst hatte. Er erzählte mir von einer Essensschlacht wobei eine Portion gebratener Reis genau auf seinem Kopf gelandet war. Ich musste bei dieser Vorstellung grinsen. Das sah bestimmt witzig aus. Die richtige Haarfarbe dafür hatte er jedenfalls. „Ich war bei Baekhyuns Grab... Ich habe mich noch einmal richtig von ihm verabschiedet...“ Ich wusste nicht warum, aber ich konnte nicht anders und nahm seine Hand in meine. Damit wollte ich ihm zeigen, dass ich für ihn da war. „Das war bestimmt nicht einfach für dich... Aber du hast es geschafft... Das ist gut...“, versuchte ich ihn aufzubauen und es schien zu funktionieren, obwohl ich nicht die richtigen Worte fand. Er lächelte mich schwach an, bevor er kurz darauf das Thema wechselte und wir nun über mich und Jimin sprachen. Ich erzählte ihm Alles und konnte ihn somit von Baekhyun ablenken. Er lächelte mich nur an, sprach mir gut zu und Suho schmunzelte nur. Er war zwar nur ein stiller Zuhörer, lächelte mir aber auch aufmunternd zu. Beide waren sich sicher, dass Jimin und ich das wieder hinkriegen würden. Nach einiger Zeit ließ ich meinen Blick durchs Café wandern und blieb an einem Braunhaarigen hängen. Ich sah ihn zwar nur von hinten, aber ich wusste dennoch, wer an der Theke stand. Ich fluchte leise vor mich hin und suchte aus meinen Geldbeutel etwas Geld, welches ich dann auf den Tisch legte. Dabei wurde ich von Chanyeol fragend angesehen und ich deutete mit meinem Blick zu dem Typen an der Theke. Er schien mir nicht ganz jedoch nicht ganz folgen zu können, weshalb ich mich zu ihm vorbeugte. „Hoseok… Er darf mich auf keinen Fall sehen… Wir schreiben später miteinander, ja?“ Er nickte und ich gab ihm Geld, bevor ich zum Glück von Hobi unbemerkt aus dem Café verschwand. Mein Magen knurrte und nun bereute ich es, nur einen Kaffee getrunken zu haben. Ich hatte heute noch nicht wirklich was gegessen, was sich jetzt rächte. Da ich mich aber in der Nähe des Parks befand, in dem immer irgendwelche mobilen Essensstände waren, beschloss ich durch eben diesen wieder zurück zu meiner Wohnung zu gehen. Unterwegs blieb ich an einem Stand stehen, welcher Crêpes verkaufte und holte mir einen. Anschließend setzte ich meinen Weg fort, setzte mich aber zum Essen auf eine Bank, da ich während dem Laufen nicht essen konnte. Ich war fast alleine hier im Park. Es war kaum etwas los, das eventuell daran liegen konnte, das Regenwolken die Sonne verdrängten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es von oben her nass werden würde. Ich stand also, trotz das ich noch nicht aufgegessen hatte, wieder auf und machte mich auf den Weg in meine Wohnung. Den restlichen Crêpe würde ich wohl kalt essen müssen. Ich war auch schon fast aus dem Park draußen, als ich ein Winseln vernahm und mich verwirrt umsah. Ich konnte allerdings nichts entdecken und wollte weitergehen, als ich es erneut hörte und nun vor meine Füße sah. Vor mir saß ein kleiner Hund, welcher mich mit großen Augen ansah. Ich sah das Wesen einen Moment lang an, bis ich mich zu ihm hinunter beugte und ihm vorsichtig meine Hand hinhielt, welche direkt beschnuppert wurde, ehe sie abgeleckt wurde. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah dann nach einer Marke oder irgendwas dergleichen um herauszufinden, wem dieser Hund wohl gehörte. Als ich allerdings nichts fand wurde ich etwas stutzig. War das wirklich ein Straßenhund? Dafür war er aber viel zu zutraulich… Ich sah den Hund wieder an, wie er freudig auf meinen restlichen Crêpe starrte. Ich wusste, dass es nicht das Beste für ihn war, aber wer weiß, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Ich überließ ihm also mein restliches Essen und streichelte ihn kurz, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Es fielen bereits winzige Tropfen vom Himmel und wenn ich noch halbwegs trocken zu Hause ankommen wollte, musste ich mich beeilen. Jedoch hielt mich ein Bellen vom Loslaufen ab und ich sah zurück zu dem Hund. Er tappste glücklich auf mich zu und sprang an meinem Bein hoch. Ich wollte wirklich weitergehen, aber ich hatte das Gefühl, dass wenn ich jetzt einfach gehen würde, ich das nicht übers Herz bringen konnte. Das kleine Wesen hatte Niemanden, war allein. Zudem schien es noch nicht sonderlich alt zu sein. Ich wusste nichts über den Hund und nahm ihn trotzdem hoch auf meinem Arm, nur um mit ihm zu mir zu laufen. Mittlerweile regnete es schon ziemlich stark und als ich ankam, war ich klitschnass. Ich setzte den Hund ab und zog mich bis auf meine Boxer aus. Ich füllte eine kleine Schale mit Wasser und stellte sie auf den Boden. Innerlich hoffte ich, dass ich den Hund kurze Zeit alleine lassen und dusche gehen konnte. Als ich wieder kam hatte es sich der Hund auf dem Boden in der Nähe der Wasserschale bequem gemacht. Ich dachte mir, dass ich ihm zumindest ein Kissen oder sowas hinlegen sollte, damit er nicht auf dem kalten Boden liegen musste. Ich würde mich morgen direkt erkundigen, ob er denn wirklich herrenlos oder vielleicht nur entlaufen war. Als ich allerdings nach ein paar Tagen immer noch keinen Besitzer gefunden und ich mich so langsam an die Anwesenheit gewöhnte, sie sogar genoß, beschloss ich schließlich, den, wie sich herausstellte, Rüden zu behalten. Ich gab ihm den Namen Holly und stellte ziemlich schnell fest, dass wir uns ziemlich ähnlich waren. Auch er war nicht gerade der Aktivste und lag viel lieber rum, genoss es dabei von mir gekrault zu werden. Ich hatte somit den Rat meines Psychiaters befolgt. Ich hatte nun Gesellschaft und war nicht mehr allein. Meine Cousine informierte ich darüber mit einem täglichen Selfie, auf dem nur neben dem schlafenden Holly mein Bein zu sehen war. Sie freute sich natürlich für mich und meinte, dass sie sich schon freut, wenn sie mich das nächste Mal besuchen kommen würde. Ich vernahm ein lautes Poltern von nebenan, wodurch auch Holly wach wurde und seinen Kopf hob. Ich kraulte ihn direkt wieder und er senkte seinen Kopf wieder. Die Geräusche hielten aber einen Moment an, wobei mir erst jetzt einfiel, dass ich scheinbar einen neuen Nachbar bekam, da die Wohnung neben meiner die ganze Zeit, in der ich hier wohnte, leer stand. Ich rollte die Augen. Konnte man nicht auch leiser einziehen? Das grenzte ja fast schon an Ruhestörung! Und das nachmittags wenn ich nur rumliegen und schlafen wollte! Ich musste allerdings aufstehen, als es nach knapp einer halben Stunde endlich Ruhe gab und an meiner Tür klingelte. Ich wettete mit mir selbst, dass mein Nachbar sich mir nun vorstellten wollte, was in einer Großstadt, wie Seoul es nun mal war, wirklich selten war. Niemand machte sowas, weshalb ich davon ausging, dass mein Nachbar ein Sonnenschein war, der viel zu freundlich war. Holly blieb in ihrem Korb, den ich die Tage gekauft hatte, liegen, als ich zur Tür ging und sie öffnete, meinen Atem anhielt. Das war ein schlechter Witz! Kapitel 43: Choice ------------------ Da stand er nun mit einem kleinen Törtchen in der Hand und sah mich mit genauso großen Augen an, wie ich ihn. Keiner von uns brachte ein einziges Wort heraus, bis ich ein Stück zur Seite trat, ihn rein ließ. Zögerlich trat Jimin ein und sah sich erst einmal um, stellte das Törtchen ab. Holly hatte sich inzwischen auch mal erhoben und trat freudig auf ihn zu, beschnupperte. Er kniete sich zu ihm hinunter und streichelte ihn. „Jetzt sind wir schon wieder Nachbarn... nehm ich mal an...“, durchbrach ich nach einigen Minuten die Stille und wurde lächelnd angesehen. Er stand wieder auf und reichte mir wieder das Törtchen, woraufhin ich ihn fragte, warum er seinem neuen Nachbarn eins brachte. „Naja... Ich wollte einen guten Eindruck hinterlassen... Du wolltest doch auch wissen, was ich beruflich mache! Ich lerne bei einem Konditor... Ich hab gemerkt wie gerne ich Torten dekoriere... Meine Mutter meinte, es liegt mir sehr und ich habe es einfach mal ausprobiert…“ Nickend nahm ich zwei kleine Teller aus dem Schrank und teilte das Törtchen in zwei Hälften, für jeden von uns eine. Er wollte zwar erst ablehnen, jedoch beharrte ich darauf, dass er auch etwas davon abbekam.
„Backen lassen sie mich noch nicht… Dafür ist es noch zu früh… Das mache ich erst im zweiten Lehrjahr. Ich dekoriere auch bis jetzt nur ganz kleine Törtchen… Die werden aber nicht verkauft. Aber ich dachte mir ich könnte das schon mal üben…“ Ich kostete ein Stück und Gott verdammt war das lecker! Wenn Jimin eins konnte, dann war es backen und verdammt süß sein, wenn er wollte. Gut, das Letzte würde ich erst einmal für mich behalten. Ich wollte nicht wissen, was er von mir denken würde, wenn er diese Worte aus meinem Mund kommen hören würde. Wir aßen im Stillen unsere kleinen Stücke auf, wobei Holly es sich bei meinen Füßen bequem gemacht hatte und schon wieder kurz davor war einzuschlafen. Ja… Holly war eindeutig ein Angehöriger der Familie Min… 
„Wie kommt es eigentlich, dass du von zu Hause ausgezogen bist? Du hast doch voll das gute Verhältnis mit deinen Eltern? Oder ist irgendwas vorgefallen?“, fragte ich nach ein paar Minuten und wir sahen uns tief in die Augen, mehr aber auch nicht. Er schüttelte nur den Kopf und erklärte es mir dann. „Nein... Ich musste einfach von Zuhause raus... Ich mag meine Eltern und bin ihnen sehr dankbar, aber ich möchte auf eigenen Beinen stehen…“ Ich nickte wieder nur und wir unterhielten uns noch einige Zeit über dies und jenes, spielten zwischendrin auch mal mit Holly, bis er mir andeutete, dass er mal raus musste. Ich fragte Jimin, ob er mich begleiten möchte, wo er natürlich zustimmte. Also gingen wir, nachdem ich ihn angeleint hatte, zusammen los in den Park. Innerlich hoffte ich ja, dass wir niemanden aus dem Squad begegneten. Das könnte ich jetzt am wenigsten gebrauchen…
Am Abend kam Jimin mit ein paar Sachen rüber zu mir und wir kochten zusammen Abendessen. So verlief eigentlich jeder unserer Abende, wenn ich mal keine Spätschicht hatte. Mein anfängliches Problem mit Holly, was darin bestand, dass ich ihn ungern lange allein lassen wollte, hatte sich geklärt. Wenn ich mal länger arbeiten musste erklärte mein Nachbar sich dazu bereit, auf ihn aufzupassen. Die Beiden verstanden sich sehr gut, was mich glücklich machte. Durch Jimin schaffte ich es auch mal mich von etwas anderem als Instantfutter zu ernähren, was meiner Gesundheit gut tun würde. Zusätzlich fühlte ich mich dank ihm, und Holly natürlich, nicht mehr so einsam. Ich genoss mein Leben momentan in vollen Zügen. 

Heute Abend war Freitag. Jimin und ich hatten beide morgen frei, weshalb wir beschlossen, heute einen Filmabend wie früher zu machen. Ich war für die Filme zuständig und stand nun unschlüssig in der Videothek. Ich hatte absolut keine Idee, welche Filme ich aussuchen sollte, weswegen ich ziellos durch die Gänge wanderte. Während ich dies tat war Jimin in seiner Wohnung und kümmerte sich um das Essen. Holly war bei ihm und ich hatte vorhin schon gesehen, dass er ein Bild von sich und dem Hund gepostet hatte. Kurz war ich gewillt einen Kommentar zu schreiben, entschied mich dann aber doch dagegen, da Namjoon und Taehyung dies bereits getan hatten. Ob ich Angst vor den Beiden hatte? Eventuell ein bisschen… Ich wollte sie nicht verärgern, da ich Angst davor hatte, dass sie Jimin sonst nicht von der Seite weichen und jeglichen Kontakt zu mir unterbinden würden. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nun schon seit Zwanzig Minuten hier war. Ich seufzte und nahm einfach einen Film, von dem ich wusste, dass wir Beide ihn mochten. Er entsprach unserer beiden Geschmäcker, da sowohl Action als Romantik vorhanden war, wobei letzteres eher ihm gefiel. Ich war nicht derjenige, der auf Schnulzenfilme stand. Deswegen nahm ich noch zusätzlich eine Komödie mit und ging damit zur Kasse. Auf dem Nachhauseweg begutachtete ich kurz den Himmel. Da es Sommer war, war es trotz der Uhrzeit noch hell und ziemlich warm draußen. Die Sonne verschwand so langsam hinter den ganzen Hochhäusern und ich beschleunigte meine Schritte, ging wieder nach Hause. Ich klingelte bei Jimin und konnte ein Bellen hören. Mir wurde direkt die Tür geöffnet und ich trat ein. Hier drinnen roch es bereits nach Popcorn was mich grinsen ließ. Ich liebte Popcorn. 
Ich legte die zwei DVDs neben den Fernseher und kniete mich auf dem Boden, um Holly seine tägliche Streicheleinheit zu geben. Jimin stellte derweil die Schüssel mit dem Popcorn und sowohl anderes Knabberzeugs als auch Getränke auf den Tisch, machte es sich dann auf dem Sofa bequem und sah mich abwartend an. Ich lächelte ihn nur leicht an und legte die Komödie ein, setzte mich dann neben ihn und nahm den Hund auf meinen Schoß. Wir beide mussten immer wieder kurz lachen. Der Film war wirklich lustig. Genüßlich aß ich von dem Popcorn, wobei die Schüssel mittlerweile auf meinem Schoß Platz gefunden hatte, da Holly es sich auf Jimins Beinen bequem gemacht hatte und vor sich her döste. 
Irgendwann war der Film zu Ende und das Popcorn hauptsächlich von mir geleert. Ich stand auf und legte den anderen Film ein. Ich trank einen Schluck meines Softgetränkes und setzt mich wieder neben Jimin. Mein Hund war zwischendrin kurz wach geworden und sprang vom Sofa, machte es sich auf dem Hundekissen, welches Jimin extra gekauft hatte gemütlich. Nach ungefähr der Hälfte des Films, gerade lief der extrem romantische Part des Filmes, merkte ich, wie die Müdigkeit an mir zerrte. Auch Jimin ging es nicht anders, da er immer wieder gähnen musste und dem Film scheinbar kaum noch Aufmerksamkeit schenkte. Irgendwann kam es, wie es klischeehafterweise kommen musste und er lehnte sich an meine Schulter. Zuerst wollte ich ihn von mir schieben, entschied mich aber dagegen und ließ ihn einfach machen. Er schmiegte sich immer mehr an mich und war kurz davor einzuschlafen, als ich dann doch meine Stimme erhob.
„Soll ich rüber gehen? Dann kannst du schlafen gehen…“ Auch wenn sein Sofa wirklich bequem war, so glaubte ich, dass sein Bett doch um einiges gemütlicher war. So genau konnte ich das immerhin nicht sagen!
„Ne… Du bist gemütlicher… Und weicher!“ Schlaftrunken kuschelte er sich immer weiter an mich, so dass ich mich auf das Sofa legen musste. Sein Kopf ruhte auf meiner Brust und ich konnte es nicht verhindern, dass ich rot anlief. Ich ging jetzt einfach mal davon aus, dass ich die Nacht wohl hier auf diesem Sofa mit Jimin auf mir verbringen würde, weshalb ich die Decke, die über der Lehne lag, über uns schmiss und er dankbar seine Augen öffnete, mich ansah. 
„Du Yoongi?“
„Was gibts?“ Auch ich wurde langsam müde und konnte nicht leugnen, dass ich mich gerade extremst wohl fühlte. Er machte mich so wahnsinnig glücklich, dass ich es gar nicht in Worte fassen konnte.
„Ich vertraue dir…“ Kapitel 44: Utopia ------------------ „Ich halte das nach wie vor für keine gute Idee…“ Wir beide waren gerade unterwegs zu Jin und ich wurde sichtlich nervöser, je näher wir an die Wohnung kamen. Der Squad hatte sich heute mal wieder für einen gemeinsamen Abend verabredet und selbst Hoseok hatte Zeit für sie gefunden. Davon, dass ich mitkommen würde, wussten sie allerdings nichts. Warum ich das tat, wusste ich selbst nicht einmal. Jimin hatte mich dazu überredet, ihn heute zu begleiten. Er wollte damit bezwecken, dass ich mich mit den Anderen aussprach, die Probleme zwischen uns aus der Welt schaffte. Mir wurde ganz mulmig zu mute und ich blieb des öfteren einfach mal stehen, so dass er auch stehen bleiben musste. Das ging so lange, bis er meine Hand ergriff und mich mit sich zog. Ich lief direkt rot an, ließ ihn aber einfach machen. Immerhin war das ja schon einmal ein Schritt in Richtung Beziehung, oder nicht? Wir kamen irgendwann bei Jins Wohnung an und ich schluckte. Jimin drehte sich zu mir um, lächelte mich aufmunternd an und klingelte. Wenn er richtig lag, waren wir die letzten. Alle Anderen wären schon da. „Hey... Alles wird gut... Ich bin bei dir... Ich beschütze dich vor ihnen und wenns ganz blöd läuft gehen wir wieder nach Hause, ja?“, meinte er zu mir, ehe er meine Hand los ließ und Hoseok uns wenige Sekunden später die Tür öffnete. Ungläubig starrte er uns an, wobei ich zu Boden sah. Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Nicht nach Allem, was passiert war. „Warum bist du hier?“, wurde ich von Hobi gefragt. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Ich überlegte fieberhaft, weshalb ich nicht sah, wie Jimin ihn ansah. Seufzend trat er zur Seite und ließ uns rein. Jimin ging voran und ich schloss die Tür hinter mir. Hoseok sagte nichts mehr zu uns und ging wieder zu den Anderen. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte stand ich etwas unschlüssig im Flur. Ich kannte mich hier zwar noch gut genug aus, aber ich war ja nicht einmal offiziell geladen. „Jimin wo bleibst du denn?“, hörte ich Taehyung und schluckte. Also hatte sich Hoseok nichts anmerken lassen und die Anderen wussten noch nicht, dass ich hier war. Aufmunternd sah Angesprochener zu mir, nickte und ging langsam vor. Ich zögerte erst, folgte ihm dann aber, blieb allerdings im Türrahmen hinter Jimin stehen. Direkt wurde ich von Jedem, bis auf Hoseok, schockiert angesehen. Taehyung wollte sogar schon auf mich zu gehen, wurde aber von Hobi aufgehalten. „Was zur Hölle machst du hier?“, wurde ich von Namjoon gefragt und momentan sah es so aus, als ob sie mir Alle jetzt diverse Dinge an den Kopf werfen wollten. „Yah! Bevor ihr jetzt irgendetwas sagt, hört ihm zu! Ich bin freiwillig mit ihm hier und er hat mir nichts getan! Ich habe ihn gebeten mitzukommen…“, schritt Jimin ein, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich trat hinter ihm hervor und suchte kurz nach den richtigen Worten, bevor ich begann ihnen Alles zu erklären.
„Ich hatte ein Alkoholproblem… Ich hab All meinen Frust an Jimin ausgelassen… Ich war eifersüchtig auf dich Jungkook… Ich hab Scheiße gebaut…“ Bedrückt ließ ich meinen Kopf hängen. Keiner sagte etwas, nicht einmal Jimin. Stattdessen legte er aufmunternd seine Hand auf meine Schulter, wofür ich ihn dankbar ansah. 
„Und das sollen wir dir glauben?“, kam es direkt von niemand Anderem als Taehyung. Ihn zu überzeugen würde schwer werden.
„Tae…“
„Nein Jimin… Er hat sich das sicherlich nur ausgedacht, um uns, genauso wie dich, zu manipulieren…“, machte er weiter, wofür ihn nicht nur ich, sondern auch Jungkook schockiert musterten. Und sowas nennt sich dann Jimins bester Freund…
„Taehyung…“ Ok, Jimin ist angepisst… Er nannte Tae nie bei seinem vollen Namen. 
„Die eine Woche, in der ich nicht da war… Die Frau die ihr letztens gesehen habt… Das ist seine Cousine. Ich war bei ihr in Daegu gewesen. Ich hab Yoongi besucht. Freiwillig!“ Ich schluckte erneut und begann sogar leicht zu zittern. Sie würden dazu noch zusätzliche Infos benötigen, um es zu verstehen und ich war froh darum, dass Jimin mir die Möglichkeit offen hielt, es ihnen selbst zu sagen, sofern ich das denn wollte. „Ich… war eine Zeit lang in einer Klinik…“, begann ich und rang nach den richtigen Worten. „Ich… hab ein paar Schlaftabletten auf einmal genommen… Ich hab Jimin zusammen mit Jungkook gesehen… Überall in der Wohnung und hab es nicht mehr ertragen. Ich hab einen Entzug gemacht und bin aus dieser Phase meines Lebens raus… Ob ihr mir das jetzt glaubt ist eure Sache. Jedenfalls ist das die Wahrheit. Ich habe Jimin nicht gebeten mich zu besuchen. Ich habe ihn stattdessen gebeten mich in Ruhe zu lassen, aus Schutz vor mir, doch er hat mich nicht aufgegeben. Ich hatte keinen Lebensmut mehr. Ich habe ihn aber dank ihm und meiner Cousine wiedergefunden…“ Kurz sah ich zu ihm rüber, bemerkte, dass er mich anlächelte. Es war schön, zumindest eine Person an seiner Seite zu haben, die einem glaubte. „Ich kann verstehen, wenn ihr mich hier nicht haben wollt. Wenn ihr wollt, dann geh ich auch wieder... Mir tut es auf jeden Fall leid. Ich muss mich bei Jedem von euch entschuldigen, besonders bei dir Jungkook... Dafür, dass ich dir von Anfang an die kalte Schulter gezeigt und dich unrecht behandelt habe.“ Es folgte ein paar Minuten lang Stille, wobei ich von Minute zu Minute unruhiger wurde. Ich versuchte jedoch mir nichts anmerken zu lassen und ging dabei ein paar Schritte zurück, drehte mich um. Wenn sie mich wirklich nicht mehr sehen wollten, dann würde ich jetzt auf der Stelle gehen und dafür sorgen, dass Jimin hier blieb. Ich wollte ihn nicht vor die Wahl stellen oder ihn dazu bringen, dass er wegen mir seine anderen Freunde vernachlässigt. Ich war auch schon fast wieder im Flur, als mich Namjoons Stimme aufhielt. „Warte Yoongi... Jimin? Stimmt das Alles? Hat er dir am Abschlussabend nicht ein Haar gekrümmt?“ Angesprochener schüttelte nur den Kopf und ich richtete meinen durchaus verwirrten Blick auf Namjoon. „Yoongi... Wenn das Alles so passiert ist... Und du dich geändert hast...“ „Dann darfst du gerne hier bleiben.“, beendete Jin seinen Satz und lächelte mich an. Und genau deswegen war der Älteste mir damals schon auf Anhieb sympathisch. Er sah das Positive in jeder Situation und konnte scheinbar auch Gedanken lesen. Ungläubig sah ich die Beiden an, bevor Namjoon aufstand und auf mich zu ging. Ich erstarrte und rechnete mit fast Allem. Nur nicht damit, dass er genau vor mir stehen blieb und mir seine Hand hinhielt. Ich reagierte erst nicht, bis Jimin mir leicht in die Seite stieß. Zögernd nahm ich seine Hand in Meine und sah ihn an. Bedeutete das jetzt etwa, dass ich wieder dabei war? „Allerdings… Musst du dir unser Vertrauen erst verdienen…“, hinderte er mich daran, mir weiter Gedanken darüber zu machen, nachdem er meine Hand losgelassen hatte. Ich sah schon, wie Taehyung dagegen protestieren wollte, jedoch funkelte Jin ihn böse an, so dass er dann doch still blieb. Ich hielt es für das Beste, wenn ich die Differenzen zwischen uns persönlich mit ihm klärte, weshalb ich auf ihn zu ging, ihn ansah, während ich mir auf die Lippen biss. Kurz sah er auch mich an, doch rasch hatte er seinen Blick wieder gesenkt. Warum ich ausgerechnet hilfesuchend zu Jungkook sah, wusste ich selbst nicht, jedoch wendete er nicht so schnell seinen Blick ab. „Jungkook… Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie leid es mir tut… Wir hätten euch einweihen sollen…“, fing ich an, doch er winkte nur ab, sah stattdessen zu Taehyung herüber.
„Tae… Hör ihn wenigstens an…“ Er sah mich kalt an und ich könnte schwören, wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt tot. Vor einiger Zeit wäre ich ihm ja dankbar dafür gewesen, aber jetzt konnte und wollte ich nicht sterben. Seit der einen Nacht auf Jimins Sofa war zwischen ihm und mir etwas anders. Irgendwie war es wieder so wie zur Zeit von Jins Feier. Wir waren uns wieder sehr nah und ich wollte nichts falsch machen, nichts kaputt machen. Würde ich den Bogen zu weit überspannen, dann wäre er weg und ich war mir nicht sicher, ob ich das nochmal ertragen könnte. „Taehyung... Es ist ok wenn du mich hasst... Du bist immerhin Jimins bester Freund und ich hab ziemliche Scheiße gebaut...“ „Ich hasse dich nicht... Ich akzeptiere dich gerade einfach nur nicht. Das, was du getan hast, ist unverzeihlich und kann nicht wieder gut gemacht werden. Ich kann da nicht so einfach drüber hinweg sehen wie die Anderen...“ „Machen wir ja auch nicht!“, kam es kurz von Jin, der sich kurz darauf wieder heraushielt. „Jedenfalls werde ich eine ziemliche Zeit brauchen bis ich dir überhaupt wieder auch nur ansatzweise vertraue... Und ich verspreche dir... Solltest du Jimin irgendwas antun... Dann mach ich dich eigenhändig fertig!“ Autsch... Das tat weh, aber was sollte ich auch anderes erwarten? Er hatte ja mit Allem Recht. In meinen Augen war es sowieso schon ein Wunder, dass ich hier inzwischen überhaupt willkommen war. Er senkte seinen Blick wieder, so dass mir das Blut nicht mehr in den Adern gefror, und ich setzte mich leise seufzend auf den letzten freien Platz zwischen Hoseok und Jimin. Allgemein herrschte hier gerade nicht die beste Stimmung, so dass Hoseok, oder auch die gute Laune in Person der Auffassung war, etwas dagegen unternehmen zu müssen. Deshalb kramte er nach einigen Minuten, in denen er durch Jins und Namjoons Wohnung huschte, Brett- und Kartenspiele hervor und schlug vor, dass wir Alle eine Runde zusammen spielen sollten. Jeder stimmte zu, bis auf Taehyung, was Jungkook jedoch schnell ändern konnte. Auch seine Laune hob sich etwas und es war bewundernswert, was der Jüngsten hier für einen Einfluss auf ihn hatte. Wir mussten Alle zugeben, dass sich durch Hobis Idee die Laune tatsächlich etwas hob und wir Alle ab und zu mal lachen mussten. Zwischendrin unterhielt ich mich auch etwas mit Hoseok. Ich fragte ihn, wie es mit seiner Karriere als Tänzer lief. Er erzählte mir, dass es soweit ganz gut lief und erwähnte, wann und wo er demnächst auftreten würde. Ich würde mir das gerne mal ansehen. Vielleicht könnte ich ja mit Jimin mal hingehen? Er interessiert sich doch so fürs Tanzen. Ich vernahm plötzlich ein leichtes Lachen, weshalb Jimin und ich herüber zu Hoseok blickten, der das Geräusch verursachte. Fragend sahen wir ihn an, bevor er sich wieder beruhigte und uns aufklärte. „Denkst du eigentlich wirklich, dass ich dich letztens nicht im Café gesehen hab? War schon lustig, wie du schlagartig wegen mir geflohen bist.“ Ich errötete kurz, während ich von beiden Seiten angegrinst wurde. Stimmt ja... Jimin hatte ich gar nicht erzählt, dass ich mich mit Chanyeol getroffen habe. Ich hoffte nur, er würde mir das nicht übel oder so nehmen. „Wer waren eigentlich diese zwei Typen?“, wollte Hobi nun wissen und ich kam nicht drum herum leicht zu schmunzeln. „Das war Chanyeol... mit seinem Betreuer Suho...“, begann ich und die ganze Aufmerksamkeit lag heute zum wiederholten Male auf mir. „Der Chanyeol? Den du... in der Klinik kennengelernt hast?“ Ich nickte um Jimins Frage zu beantworten, während der Rest uns verwirrt ansah. „Chanyeol hat, beziehungsweise hatte, eine schwere Psychose. Sie haben ihn zwar entlassen, aber er muss erstmal bei seinem Betreuer bleiben. Er kommt ursprünglich auch aus Daegu.“ Überrascht sahen mich Alle, bis auf Jimin, an. Ich war mir nicht sicher, ob ihnen das jetzt dabei half, mir meine Geschichte zu glauben oder nicht. Ich log auf jeden Fall nicht! Warum sollte ich mir sowas ausdenken, nur um ihnen meine schrecklichen Taten schmackhafter zu machen? „So... Diese Stimmung hier ist ja nicht auszuhalten... Ich denke mal ich muss euch mit meinem Essen wieder glücklich machen...“, meinte Jin aus dem Nichts und verschwand schnell in der Küche. Da sich sonst keiner dazu bewegte, beschloss ich ihm zu folgen und zu helfen. Dankbar sah er mich an, während ich das Gemüse wusch und schwieg. Er erzählte mir von seinem Studium und allem drum und dran. „Kann man euch noch helfen?“, ertönte nach einigen Minuten die Stimme des Jüngsten, wodurch er Jin unterbrach und ich ihm sehr dankbar dafür war. Noch mehr von seinen Erzählungen könnte ich glaube nicht ertragen. „Du kannst den Tisch decken Kookie... Wir sind fast fertig.“ Ich wusch mir die Hände und schnappte mir das Besteck, damit ich ihm helfen konnte. Wir sprachen kein einziges Wort miteinander. Das Taehyung und Jungkook am schwierigsten zu knacken waren, hatte ich mir schon gedacht. Einfach werden würde es mit den Beiden auf keinen Fall. „Uh Yoongi... Können wir... nicht einfach von vorne anfangen? So als ob... es nie geschehen wäre?“ „Du willst so tun als ob ich mich nicht wie der letzte Arsch benommen hätte?“ „Ja... Nein... Ich weiß auch nicht. Vergessen kann ich das auf keinen Fall, aber... Ich will noch einmal versuchen mich mit dir anzufreunden. Nur wenn du willst natürlich…“ Ich schenkte ihm ein stummes Lächeln, während Taehyung das Zimmer betrat und sich zu seinem Freund stellte, so als ob er ihn vor mir beschützen wollte. Der Rest kam nach wenigen Sekunden auch dazu. Jin stellte das Essen auf den Tisch und wir nahmen Alle Platz, wobei ich mich zwischen Jimin und Hoseok wiederfand. Ich glaubte, dass sie das zu meinem Schutz taten. Die Beiden waren die Einzigen, die mich anscheinend wieder einigermaßen akzeptiert hatten, deren Vertrauen ich wohl wieder hatte. Gut, bei Jimin war es ja wirklich so. Das war mir ja bewusst. „Lasst es euch schmecken Kinder…“, rief Jin wodurch wir zu essen begannen. Kapitel 45: You and I --------------------- „Hat wer von euch… Lust auf was Lustiges?“, wurden wir Alle von Hoseok gefragt, nachdem wir nach dem Essen wieder im Wohnzimmer Platz genommen hatten. Skeptisch wurde er von den Meisten angesehen, bis auf Jin.
„Ja! Die Stimmung hier ist sowieso im Keller! Dagegen muss etwas getan werden!“ Enthusiastisch kramten die Beiden das nächste Spiel hervor, auf das ich eigentlich überhaupt keine Lust hatte. Spielten das nicht eigentlich nur Kinder? Und genau das fragte ich die Beiden auch. Jungkook, der im Moment mit Taehyung kuschelte, sah mich wohlwissend an. Wusste er etwa etwas, dass ich nicht wusste? „Ja schon… Nur ist das hier eine andere Version von Jenga… Der Verlierer muss etwas machen, was auf einer Karte steht. Die Steine sind durchnummeriert und derjenige, der die Anderen zu Fall bringt entscheidet.“, erklärte der Jüngste, während er weiterhin an der Brust von seinem Freund lehnte, dieser ihm immer wieder durch die Haare strich. Süß die Zwei… Unbewusst fiel mein Blick auf Jimin, welcher sich freudig dazu bereit erklärte mitzuspielen. Ich konnte es definitiv nicht leugnen, dass ich noch, oder wieder, Gefühle für ihn hatte. Da war ich mir ziemlich sicher. Ich hatte sie spätestens nach der Nacht auf dem Sofa wieder. „Machst du auch mit Yoongi?“, lächelte er mich genau mit dem Lächeln an, welches damals die Gefühle in mir verursachte. Ich liebte sein Lächeln, seine angenehme Stimme, seine Augen... Einfach Alles an ihm. In meinen Augen war er perfekt. Ich seufzte und entschied auch mitzumachen, da die beiden Jüngsten mit sich selbst beschäftigt waren und seien wir mal ehrlich. Ich wollte den Beiden auf keinen Fall dabei zusehen und selbst wenn ich wollte, so konnte ich Jimins Welpenblick nicht widerstehen. Wir setzten uns also zu Fünft in einen Kreis und Jin baute mit den Spielsteinen einen Turm. Eigentlich wollte Namjoon das machen, aber da er so ein gewisses Talent hatte, übernahm Jin das lieber. Wir wollten immerhin heute noch spielen und nicht erst in ein paar Stunden. Es kam also, entgegen jeglicher Erwartungen, dazu, dass Jin der Erste war, der den Turm zum Einsturz brachte. Hoseok schnappte sich den Stein, der ihn zum Fall gebracht hatte und las anhand des Symbols darauf ab, was Jin nun machen musste. Der Älteste von uns hatte den Turm mit einem Stein zum Fall gebracht, mit dem Hoseok sich etwas aussuchen durfte. Grinsend sah er ihn an und ich hatte da so eine gewisse Vorahnung. Ich hoffte zwar, dass er es lassen und sich da raus halten würde. Denn Jin und Namjoon sollten selbst entscheiden, was und vor allem wann sie etwas tun. Zwar könnten wir ihnen einen kleinen Schubs in die Richtung geben, mehr aber auch nicht. Bei so einem teilweise zweideutig Denkenden Menschen wie Hoseok hatte ich da meine Zweifel. „Setz dich auf Namjoons Schoß… Für genau 25 Minuten.“, meinte er dann und grinste stumm vor sich her. Wir Alle konnten sehen, wie sie knallrot anliefen. Jin begann erst zu protestieren, hielt aber dann seinen Mund und sah unsicher zu Namjoon. Dieser nickte nur, woraufhin der Älteste sich auf seinem Schoß befand. Ich musste schmunzeln und baute den Turm für die nächste Runde wieder auf. Ich würde wahrscheinlich auch nur noch diese Runde mitspielen und dann nach Hause gehen. Ich konnte Holly ja immerhin nicht so lange allein lassen, wobei ich mir dachte, dass er bestimmt in seinem Korb liegen und schlafen würde. Wäre ich ein Hund, würde ich das wahrscheinlich auch ständig machen. Holly war mir schon sehr ähnlich. Die nächste Runde ging ein bisschen länger. Keiner von uns wollte verlieren, besonders nicht Jin. Er war schon genug gestraft und machte es seinem Mitbewohner schon schwer, wenn er immer wenn er dran war sich kurz von seinem Schoß erhob und dann wieder drauf setzte. Mich würde es ja nicht wundern, wenn ihm das gefiel. Diese Bewegungen sahen schon sehr zweideutig aus und ich glaubte dass es genau das war, worauf Hoseok hinaus wollte. Er konnte schon gemein sein wenn er wollte. Ich hatte gerade meinen Zug beendet und der Turm wackelte ziemlich stark, stürzte zum Glück aber nicht bei mir ein. Entweder er würde jetzt bei Jimin, welcher rechts von mir saß, einstürzen, oder spätestens bei Hoseok, da er nach Jimin dran war. Jeder, selbst Taehyung und Jungkook, beobachteten Jimin bei seinem Zug und es kam wie es kommen musste. Er hatte den falschen Stein gewählt und der Turm fiel zur Seite um. Seufzend, aber lächelnd, hielt er Hobi den Stein hin und er starrte ungläubig auf das Blatt. Neugierig und verwirrt musterte ich ihn. Was musste Jimin denn jetzt machen? Irgendwas schlimmes? Oder gar perverses? „Hobi? Was muss ich machen?“ Er antwortete ihm nicht direkt, so dass ich stutzig wurde, so wie der Rest auch. „Küss den Spieler... links von dir... für mindestens 30 Sekunden.“ Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und begann zu husten. Wow! Warte! Was?! Der Spieler links von ihm... Das war niemand Anderes als meine geringe Wenigkeit. Alle Blicke lagen auf Jimin, selbst meiner. Ich fragte mich, ob er das wirklich machen wird oder nicht. Ich hoffte es ja eigentlich, aber da ich mich gerade erst wieder mit den Anderen verstand, wollte ich nichts überstürzen, selbst wegen eines Spiels nicht. Wer weiß schon wie Ernst ihm das so oder so war. Er drehte sich zu mir und schenkte mir ein wundervolles Lächeln und kam mir etwas näher. Ich wurde sichtlich nervöser und meinte schon, einen warnenden Blick von Taehyung wahrgenommen zu haben, aber was sollte ich denn machen? Würde ich Jimin wegstoßen, so würde ich ihn verletzten und das wollte ich nicht. Ich hatte ihm schon genug angetan. Ich würde nur das machen, was er wollte. Es schien mir, als ob Jimin meine Zweifel bemerkte, da er mich durchdringend ansah und mir zu nickte, mir zeigte, dass es in Ordnung sei, weshalb ich damit aufhörte, vor ihm wegzurutschen. Wann hatte ich damit eigentlich angefangen? Ich hatte das gar nicht bemerkt. Kurz schielte ich rüber zu dem Sofa zu Taehyung, welcher nur mit dem Kopf schüttelte und den Jüngsten hier an sich drückte. War das etwa ein ok von ihm? Ich konnte mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, da Jimin mein Gesicht in seine Hände nahm und mich anlächelte. Wir hatten uns zwar schon öfters geküsst, aber nie waren Andere dabei, was mich unruhig werden ließ. Ich lief deshalb auch leicht rot an und atmete einmal tief durch um mich zu beruhigen. Ich spürte, wie Jimin mit dem Daumen über meine Wange strich, Hoseok ein Zeichen gab und seine Lippen schließlich auf meine legte. Immer wieder überwältigte es mich, wie weich diese doch waren. Ich versank in meinen Gedanken. Dieser Kuss löste viel zu viele schöne Gefühle in mir aus. Er machte mich so wahnsinnig glücklich und mir war es relativ, wie kitschig das jetzt vielleicht klingen mag, doch ich fühlte mich wie auf Wolke Sieben.
Leider löste er sich viel zu schnell wieder von mir, da unsere Lippen sich bereits lange genug berührt hatten. Ich bedauerte das zu tiefst und versuchte meine Enttäuschung zu verstecken, was mir glücklicherweise gelang. Verwundert wurde Jimin von den Anderen angesehen und ich kämpfte gegen meine Röte an. Allerdings machte es das überhaupt nicht besser.
„Ich geh langsam nach Hause… Ich kann da Jemanden nicht so lange alleine lassen…“, meinte ich dann nach ein paar Minuten und stand auf. „Wen denn wenn man fragen darf?“, wurde ich von Hoseok gefragt. „Den besten Freund des Menschen...“, antwortete ich und ging in den Flur, ließ einen verwirrten Hobi zurück. Ich zog mir meine Schuhe an und hörte dabei Jimins Stimme. „Er meint seinen Hund Holly... Ich werde ihn auch begleiten, da ich morgen früh raus muss...“ Ok, das war mir neu. Meines Wissens nach hatte er morgen frei... Oder irrte ich mich da jetzt? Innerhalb von Sekunden kam er zu mir in den Flur, zwinkerte mir zu. Also lag ich doch richtig. Ich schmunzelte, während ich meine Jacke anzog. Anschließend drängte mich Jimin nochmal zu den anderen, damit ich mich auch ja verabschieden konnte. „Bring deinen Hund doch nächstes mal mit Yoongi...“, lächelte Jin mich an und ich nickte stumm. Das bedeutete wohl, dass ich wieder kommen durfte. Auch das war eins der Dinge, die mich heute so verdammt glücklich machten. „Also dann Leute... Man sieht sich!“, verabschiedete Jimin sich einfach für uns Beide und ging zur Tür. Ich nickte den Anderen zu und folgte ihm, ging mit ihm zusammen nach Hause. „Warum hast du sie angelogen? Du hast morgen doch frei...“, fragte ich ihn, während wir auf dem Weg waren. Doch er griff nur nach meiner Hand und lächelte mich an. Erneut wurde ich leicht rot, ließ es aber dennoch zu. „Vielleicht... weil ich einfach noch ein bisschen Zeit nur mit dir verbringen will?“ Mein Mund öffnete sich und ich wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Wie schaffte er es nur, mich immer wieder sprachlos zu machen? „Tae und Kookie haben doch momentan eh nur Augen für sich... Und Namjoon und Jin werden hoffentlich mal miteinander reden... Und Hobi erzählt mir dann nur was von seiner Karriere...“ Stimmt ja... Er wollte ja eigentlich das Gleiche wie Hoseok machen... Warum hatte er das eigentlich aufgegeben? Er war doch so gut... „Yoongi ich... tanze nur noch als Hobby... Nicht mehr, um irgendwie berühmt zu werden. Ich wäre es eh nie. Hobi ist viel besser als ich...“ Ich blieb schlagartig stehen, so dass er wegen unserer Hände auch gezwungenermaßen inne halten musste. „Red nicht so einen Müll. Du bist gut und man sieht dir an, dass du es ernst meintest und viel Arbeit darein gesteckt hast... Ich hab dir gerne dabei zugesehen...“ Ich hatte keine Ahnung, was heute mit ihm los war. Egal wann er mich ansah, er war immer nur am lächeln. Ich schmunzelte und setzte den Weg fort, ließ seine Hand dabei nicht los, wodurch er mir folgte. Irgendwann, so nach der Hälfte des Weges ungefähr, verschränkte er unsere Finger miteinander. Ich zweifelte gerade echt an Allem. Hatte er jetzt noch oder wieder Gefühle für mich oder nicht? Vor meiner Wohnungstür kramte ich in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel, schloss dann auf nachdem ich ihn gefunden hatte und ließ Jimin den Vortritt. Direkt wurde er von Holly begrüßt, welcher, entgegen meiner Erwartung, hellwach war. Wenige Minuten voller Streicheleinheiten kam der Rüde auf mich zugetappst und ich kniete mich zu ihm runter, begrüßte ihn auch und lächelte dabei sogar unbewusst. „Süß...“ „Hm? Meinst du Holly? Ja, er ist süß...“ „Nein, ich meine dich. Deine softe Seite... Die Niemand außer uns Beiden und Sunhi je zu Gesicht bekommen hat...“ „Ich bin nicht süß...“, gab ich von mir, woraufhin er mir lachend widersprach. Wir begannen kurz darüber zu diskutieren, bis ich aufstand, mir ein Kissen vom Sofa schnappte und ihn damit durch meine Wohnung jagte. Auch er schnappte sich eins und wir starteten eine Kissenschlacht, die er gewann. Ich stolperte über meine eigenen Füße und lag am Boden. Jimin kannte keine Gnade, setzte sich auf mich und drosch mit dem Kissen weiter auf mich ein. Als wir dann ziemlich erschöpft waren gab er endlich Ruhe, machte aber keine Anstalten von mir runter zu gehen. „Sieh es ein... Du bist süß!“, grinste er mich an und ich pustete gespielt beleidigt meine Wangen auf, stimmte ihm dann aber zu. Wir Beide fingen an zu lachen, wobei er an Ort und Stelle blieb. Ich versuchte ihn irgendwie von mir zu schieben. Solange ich nicht wusste, wie er zu mir stand, wollte ich nichts in diese Richtung machen. Deswegen sah ich ihn auch nur stumm an. Wieder lächelte er mich an und sah in meine dunkelbraunen, fast schon schwarzen, Iriden. Ich wurde wieder nervös, versteckte das aber und sah ihn weiterhin an. „Yoongi… Wegen vorhin…“
„Sag es nicht… Ich weiß, dass es nur wegen dem Spiel war…“ Ich konnte in seinem Gesicht ganz klar das Fragezeichen erkennen, welches sich in seinem Kopf bildete. „Das… meinte ich nicht…“ Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Allerdings konnte ich mir nicht sehr lange darüber Gedanken machen, da er urplötzlich seine Lippen auf meine legte. Ich riss die Augen auf und legte meine Hände auf seine Schultern, wollte ihn von mir drücken, doch es war einfach zu schön. Ich wollte nicht, dass er damit aufhörte. „Wieso?“, fragte ich ihn, nachdem er sich dann doch von mir löste. „Weil… Ich es wollte. Und ich… will noch mehr… Wenn es dir nichts ausmachen sollte…“ „Nein… Es ist… ok… glaube ich.“ Wir küssten uns erneut, wobei ich dieses mal sein Gesicht näher zu meinem zog. Zwischen uns entbrannte ein kleiner Kampf, indem ich die Oberhand hatte und vorsichtig seine Zunge mit meiner eigenen anstupste. Entgegen meiner Zweifel schien er das gut zu finden, da er sich noch mehr an mich drückte und begann, den Kuss definitiv in die falsche Richtung zu entwickeln. Auch wenn ich mich von ihm lösen wollte, so rebellierte mein Körper und machte bei dem Ganzem auch noch mit. Wir küssten uns immer weiter, bis Holly auf uns zu kam und mein Ohr ableckte. Ich löste mich von Jimin, welcher herzlichst zu lachen begann und sich von mir herunter rollte, und wendete meine Aufmerksamkeit meinem Hund zu. Ich streichelte ihn, bevor er freudig wieder zu seinem Körbchen lief. Das war ein schlechter Witz! Erst unterbrach er uns und will, dass man ihn beachtet und dann haute er einfach ab? Jia gut... Immer noch kichernd stand Jimin auf und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie und ließ mich von ihm wieder auf die Beine ziehen, sah ihn dann fragend an. „Was... hast du vor?“, fragte ich ihn, da er mich wieder anlächelte und meine Hand immer noch festhielt. Unsicher sah ich ihn an, doch das interessierte ihn nicht. Jimin zog mich plötzlich mit sich mit in Richtung meines Schlafzimmers. Ich wurde wieder nervös, da mir gerade klar wurde, auf was der Jüngere aus war. Jetzt rebellierte ich nicht nur in Gedanken dagegen, sondern auch mein Körper kämpfte gegen dieses Verlangen auf, einen Schritt weiter zu gehen. Ich hegte gerade ernsthafte Zweifel, ob es überhaupt richtig war, dass ich das eben zugelassen hatte. Ob ich nicht Alles gerade kompliziert machen würde. Also entzog ich ihm meine Hand und blieb im Türrahmen stehen. „Jimin... Ich kann das nicht...“ „Du zwingst mich zu nichts... Ich will es doch auch...“ „Das meine ich nicht...“ Ich seufzte einmal. Entweder es wurde jetzt Alles besser und meine Hoffnung wurde wahr oder ich würde jetzt Alles zwischen uns wieder zerstören. „Was genau sind wir? Sind wir nur Freunde oder doch mehr? Ich will so ein Zwischending nicht... Wenn, dann musst du die Komplettpackung nehmen...“ Nachdenkend sah er mich an und biss sich auf seine vollen Lippen, schien sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich würde definitiv nicht weiter machen, wenn er es nicht ernst meinte. Das würde ich nicht durchhalten. Er haderte noch ein paar Sekunden mit sich selbst, bevor er mich einfach in seine Arme schloss, seinen Kopf auf meine Schulter legte. Ich zögerte zuerst, legte dann aber doch meine Arme um seine Taille und zog ihn weiter an mich. Jimin spielte mit meinen Haaren und entfernte sich wenige Zentimeter von mir, so dass er mich ansehen konnte. Er nahm danach mein Gesicht in seine Hände und strich über meine Wange. „Ich… würde gerne die Komplettpackung nehmen… Wenn du das willst… Ich möchte das mit uns… noch einmal versuchen. Mir ist in den letzten Tagen bewusst geworden…was ich an dir hatte, was uns so besonders machte…“ Ungläubig sah ich ihn an. War… das sein Ernst? Er wollte mich wieder zurück?
„Aber… Das mit uns funktioniert nur unter einer Bedingung… oder eher gesagt zwei…“ Ich nickte verstehend und hörte ihm genau zu. „Wir verstecken uns nicht mehr… Wir machen die Beziehung öffentlich… Und wenn es irgendwelche Probleme gibt sprichst du sie bitte direkt an… Das wäre mir persönlich sehr wichtig…“ Verstehend nickte ich und sah ihm in die Augen. Wenn das mit uns bei dem zweiten Anlauf wirklich funktionieren sollte, dann musste ich mich outen. Komplett… Nicht nur bei meinen Freunden… „Ok… Ich verspreche es dir… Lass es uns… einfach noch einmal versuchen, ja?“, lächelte ich ihn sanft an und nahm nun seine Hände in meine. Ich wollte es wirklich probieren. Ich war mir sicher, dass wir Beide das schaffen würden. Warum sollten wir das nicht? Wir Beide hatten schon so vieles geschafft… Da sollte das kein Problem darstellen. „Dann ist es offiziell… Wir beide…“, hauchte er mir entgegen, da er meinem Gesicht noch so nahe war, und verschränkte unsere Finger miteinander. 
„Sind wieder zusammen Jimin… Ich liebe dich…“ Daraufhin folgte nur ein leichter, kurzer Kuss. Doch schneller als gedacht wurde daraus mehr und wir begannen wieder einen Kampf um die Oberhand. Unsere Lippen fielen immer wieder aufeinander, bis wir irgendwann den Weg zu meinem Bett gefunden hatten. Jimin schubste mich darauf und stürzte sich dann direkt auf mich, nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen immer wieder auf meine. Wir Beide waren hungrig aufeinander. Viel zu lange hatten wir auf den jeweils Anderen verzichten müssten. Ich setzte mich auf, wobei er immer noch auf meinem Schoß saß. Ich stupste seine Zunge mit meiner an und irgendwann, keine Ahnung wie viel Zeit schon vergangen war, fing er damit an, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu bewegen. Ich hatte ja schon gehört, dass Versöhnungssex der Beste sein soll…aber stimmte das wirklich? Naja… So wie Jimin sich gerade bewegte und meine Hände auf Wanderschaft gingen, würde ich das wohl sehr bald selbst erfahren. Meine Hände fanden Platz an Jimins Taille und hielten ihn dort fest, während er sich weiter provozierend auf meinem Schritt vor und zurück bewegte. Er seufzte wohlig auf und suchte wieder nach meinen Lippen. Ich überbrückte die fehlenden Zentimeter, wobei ich mit meinen Händen unter seinem Shirt verschwand, über seine erhitzte Haut strich. Auch er begann mich zu berühren, zog mein Shirt nach oben. Wir lösten uns voneinander, so dass Jimin mir mein Oberteil über den Kopf ziehen konnte. Auch ich schob seins weiter nach oben, bis ich es in meiner Hand hielt und in die Ecke pfefferte. Ich legte meine Lippen an seinen Hals, saugte mich so lange daran fest, bis ein lilafarbener Fleck seine Haut ziere, was er mit einem Keuchen quittierte. Vorsichtig, um auch ja nicht eine Grenze zu überschreiten, legte ich meine Hände auf seinen Arsch, knetete ihn durch. Jimin wurde immer lauter und rutschte noch näher an mich heran, so dass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passen würde. Ich sah ihm tief in die Augen. Eigentlich müsste er ja bemerkt haben, dass es in meiner Hose ziemlich eng geworden war und ich meinte zu spüren, dass es ihm nicht anders ging, weshalb ich mich den nächsten Schritt traute. Ich öffnete zögerlich seine Hose und sah ihm dabei durchgehend an. Wenn er dies hier nicht wollte, konnte er mir das immer sagen. Ich würde ihn dafür ganz sicher nicht verurteilen. Meine Zweifel verschwanden urplötzlich, als ich eine kleine Hand spürte, die auch meine Hose öffnete, was mir ein leichtes Grinsen auf die Lippen zauberte. Er wollte also wirklich diesen Schritt gehen, weshalb ich ihm die restliche Kleidung nach unten schob. Er hob seinen Körper kurz an und half mir dabei, ihn zu entkleiden. Ich küsste ihn erneut, als sich eine leichte Röte auf seine Wangen legte. Umständlich zog ich auch meine letzte Kleidung aus, hielt ihm dann grinsend zwei Finger vor sein Gesicht. Zuerst küsste er mich, bevor er sie schüchtern ableckte und sie dann in den Mund nahm. Ich wurde knallrot. Seit wann war er bitte so talentiert mit seiner Zunge? Er machte mich gerade so an, so dass auch ich die ersten definitiv nicht jugendfreien Töne meine Lippen verließen. Bevor das allerdings noch ausartete, entzog ich ihm meine Finger und führte sie zu seinem Eingang. „Bereit?“ Mein erster Finger war bereits an seinem Eingang und wartete nur auf seine Bestätigung. Jimin antwortete mir allerdings nicht. Stattdessen küsste er mich verlangend und ich nahm das einfach mal als ein Ok. Langsam drückt ich meinen Finger in ihn, so dass er sich von mir löste und sein Gesicht vor Schmerz leicht verzog. Ich hielt direkt inne und wartete auf ein Zeichen von ihm. „Du… kannst…“ Und schon bewegte ich meinen Finger rein und raus, nahm den zweiten dazu als er anfing, sich mir entgegen zu drücken. Er stöhnte leicht auf, presste seine Lippen auf meine und wollte mir seine Zunge aufdrängen, doch ich ließ das nicht zu. Ich bewegte meine Finger scherenartig in ihm während ich den Kuss dominierte. Als ich das Gefühl hatte, ihn genug auf das noch Bevorstehende vorbereitet zu haben, entzog ich ihm meine Finger, woraufhin Jimin leicht wimmerte. Ich sah ihn an und strich über seine Wange. Ihn küssend positionierte ich ihn so, dass ich in ihn eindringen konnte. Wir Beide keuchten auf und ich wartete wieder einen Moment, bis er sich an das Gefühl gewöhnte. Er sollte sich so viel Zeit nehmen, wie er benötigte. Als er dann aber seine Lippen an meinen Hals legte und langsam anfing, sich zu bewegen, wusste ich, dass ich ihn nicht mehr wie Glas behandeln musste. Jimin schlang seine Arme um mich und wurde etwas schneller. Seine Bewegungen wurden sicherer und er immer lauter. Auch ich blieb nicht mehr still und hielt ihn an seiner Taille fest, legte meine Lippen auf sein Schlüsselbein. Nur noch diese Art von Flecken sollten seinen Körper bedecken. Nichts Anderes mehr! „Yoon… gi…“, stöhnte Jimin meinen Namen und ich fing damit an, von unten in ihn zu stoßen. Ich musste immer öfter stöhnen und suchte deshalb nach Jimins Lippen, damit unsere restlichen Nachbarn nicht all zu aufmerksam auf uns wurden. Das wäre sonst irgendwie peinlich, wenn man ihnen auf dem Flur begegnen würde. Während wir wieder gegenseitig mit unseren Zungen kämpften, verstärkte ich meinen Griff um seine Hüfte. Er hingegen krallte sich in meinen Schultern fest, rutschte aber immer wieder wieder ab und kratzte mir somit den Rücken auf. Ich musste schon ein paar rote Striemen auf meinen Schulterblättern haben, als ich bemerkte, dass ich wahrscheinlich genau wie Jimin nicht mehr lange brauchen würde. Der Raum war gefüllt von unseren Lauten und ich war einfach mal so dreist und legte bei ihm noch zusätzlich Hand an. Ich gab noch mal alles und wenige Minuten kam Jimin dann mit meinem Namen auf den Lippen. Ich verpasste ihm noch ein paar Stöße, tat es ihm dann gleich. Erschöpft sahen wir Beide uns an, küssten uns mal wieder, bevor sich Jimin in mein Bett legte. Ich machte uns noch sauber und legte mich dann neben ihn. Dadurch, dass mein Bett nicht sonderlich groß und eigentlich nicht für zwei Leute ausgelegt war, blieb uns nichts anderes übrig als Arm im Arm zu liegen. „Ich liebe dich Yoongi…“, lächelte mich Jimin, mein Freund, müde an, bevor er sich an mich kuschelte. Endlich konnte ich ihn wieder als meinen Partner bezeichnen! Er machte mich so unglaublich glücklich. Ich würde fast Alles für ihn tun, nur damit er Alles hatte, was er benötigte. „Ich bin so froh, dich an meiner Seite zu haben Jimin… Schlaf gut…“ Ich gähnte einmal herzlich und beobachtete dann den lächelnden Jüngeren neben mir, wie er langsam aber sicher einschlief. Ich tat es ihm nach wenigen Minuten gleich und sank auch in das Land der Träume ab. Am nächsten Morgen wurden wir Beide nicht von der Sonne oder dem Wecker geweckt. Auch nicht von Holly, sondern von meiner Klingel. Grummelnd kletterte ich über Jimin drüber und zog mir schnell eine frische Boxer und meine Jogginghose an, bevor ich zum Türsprecher ging. Wer zur Hölle klingelte um diese Uhrzeit? Es war doch gerade erstmal ungefähr Neun Uhr morgens!
Nachdem ich den Hörer wieder aufgelegt hatte, dämmerte es mir. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich Vollidiot! Fluchend eilte ich also in mein Schlafzimmer und suchte mir frische Klamotten raus, die ich mir nach und nach anzog. Fragend sah Jimin mich an und während ich mir grade mein Hemd zu knöpfte, klärte ich ihn auf. „Willst du mit? Ich denke mal, dass das kein Problem sein sollte und so… können wir das mit uns auch langsam öffentlich machen…“ Dieses Mal würde ich mich nicht verstecken. Ich würde zeigen, dass Jimin zu mir gehörte. Mich interessierte es nicht, ob Andere damit ein Problem hatten oder nicht. „Gerne… Dann musst du mir aber helfen mich anzuziehen…“ Lächelnd ging ich auf ihn zu und machte mich daran, ihm die Hose anzuziehen, als es an meiner Wohnungstür klopfte. „Geh schon hin… Ich denke mal den Rest schaff ich allein…“ Jimin gab mir einen kurzen Kuss, bevor er mich von sich drückte. Ich vergass völlig, dass meine Haare wie jeden Morgen in sämtliche Richtungen abstanden und ging zur Tür, öffnete sie. Chanyeol fing direkt an zu lachen, als er mich sah und betrat, dicht gefolgt von Suho, mit dem ich mich inzwischen eigentlich ganz gut verstand, meine Wohnung. „Bist du gerade erst aufgestanden oder wie?“, fragte der Rothaarige mich belustigt, während Suho mich nur schief angrinste. 
„Ich denke mal, er hat gestern wohl ein bisschen Spaß gehabt…“ Verwirrt sah ich ihn an, bis mir einfiel, wo Jimins Lippen gestern waren. Den Knutschfleck hatte ich ja voll vergessen! Peinlich berührt legte ich meine Hand darauf und passend dazu kam Jimin genau im selben Moment zu uns. Lächelnd sah er die Beiden an, wobei Chanyeol grinsend einen Arm um mich legte. „Hast dus also doch endlich geschafft! Wusst Ichs doch!“ „Chanyeol du Idiot! Lass mich los!“, lachte ich und zwischen uns entstand eine leichte Rangelei. „Du musst Chanyeol sein… Dann bist du Suho! Ich bin-“ „Jimin… Das wissen wir!“, grinste der Größte von uns und ich wusste nicht, ob ich ihn noch mal hauen sollte oder nicht. Gründe hatte ich dafür auf jeden Fall genug! „Habt ihrs dann? Ich habe Hunger und wir müssen noch ein Stück laufen, bis wir da sind. Ich nehm mal an, dass Jimin mit uns kommt?“, meinte Suho irgendwann und unterbrach den kleinen, liebevollen Kampf zwischen mir und seinem Schützling. Chanyeol grinste, bis er seinem Betreuer antwortete. „Ja… Lasst uns frühstücken gehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)