Under the Mistletoe von Goetterspeise (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtsmütze -------------------------- Es war nicht so, als wäre es Sasuke unangenehm, dass er die rote Weihnachtsmütze in aller Öffentlichkeit tragen musste. Nein, so fühlte es sich ganz und gar nicht an. Außerordentlich peinlich traf es da schon um einiges besser. Viel, viel besser. Mit leicht geröteten Wangen, die er auf den kalten und beißenden Wind schieben würde, sollte jemand ihn darauf ansprechen, ging er durch die Schülermasse und versuchte vergebens die von verwundert, über irritierten bis hin zu höchst belustigten Blicke zu ignorieren. Was ihm zumindest nach außen hin auch hervorragend gelang, innerlich leider überhaupt nicht. Er hatte sich tatsächlich überlegt, ob er heute nicht lieber krank machen sollte, anstatt mit diesem blöden Ding auf dem Kopf das Haus zu verlassen, aber sein Stolz hatte ihm einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Also war er nach dem Frühstück noch einmal in sein Zimmer gegangen und hatte die Mütze geholt, nur um sie kurz vor dem Schultor aus seiner Tasche zu kramen und aufzusetzen. Zumindest hatte er den halben Weg bis ins Klassenzimmer geschafft und war bisher ohne größere Zwischenfälle hindurch gekommen. Was durchaus positiv war, aber Sasuke verspürte nicht den geringsten Drang es positiv zu sehen. Vor allem nicht, als hinter ihm das Getuschel losging und ein paar Mädchen leise kichernd mit den Fingern auf ihn zeigten. Manieren hatten sie zuhause keine gelernt, oder? Und ganz sicher auch nicht beim Anblick seines Mathelehrers, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen ausgiebig musterte und Sasuke nur zu gut erahnen konnte, was er ihn am liebsten gefragt hätte. Das Schlimmste kam allerdings erst noch. Denn im Gang, in dem sich sein Klassenzimmer befand, lagen selbstverständlich noch mehr Räume, die um diese Uhrzeit bereits gut mit Schülern gefüllt waren oder vor deren Türen sich einige von diesen tummelten, um sich mit Freunden aus anderen Stufen und Klassen zu unterhalten. Er hörte, wie jemand vor ihm lachte und wusste keine Sekunde später, dass es ihm und seinem schrecklichen Accessoire galt, weil sich ihre Blicke für einen Augenblick trafen, als er an ihm vorbeilief. Und dieses Lachen war kein belustigtes oder amüsiertes, nein, dieses hier war durch und durch spöttisch und von oben herab. Und auch, wenn Sasuke als ein geborener Uchiha immer die Kontrolle über seine Gefühle behielt und nie aus der Haut fuhr oder zuließ, dass jemand erkannte, was gerade in ihm vorging, musste er doch bei diesem spöttischen Lachen seine Zähne fest aufeinanderpressen, um dem Wunsch sich umzudrehen und diesem Vollidioten eine reinzuhauen, zu widerstehen. Stattdessen ballte er seine Hände in seinen Hosentaschen zu Fäusten und lief augenscheinlich unberührt davon, weiter zu seinem eigenen Klassenzimmer. Sasuke betrat dieses mit einer ausdruckslosen Miene und ein kollektives Aufstöhnen ging durch den Raum. Er kommentierte dies nur mit einem Augenverdrehen, bevor er zu seinem Platz ging, seine Tasche auf den Boden stellte und sich auf dem Stuhl niederließ. Zeit zum Durchatmen blieb ihm allerdings keine, denn kaum hatte er sich gesetzt, stand plötzlich Naruto mit einem breiten Grinsen vor ihm und wackelte vielsagend mit seinen Augenbrauen. »Ich wusste, dass du nicht kneifen würdest. Sakura, hab ich doch gesagt, oder?« Bei diesen Worten war Sasuke nun doch kurz davor, dass ihm die Gesichtszüge entglitten. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend drehte er seinen Kopf leicht zur Seite, um dem rosahaarigen Mädchen, das neben Naruto stand und ganz offensichtlich ein lautes Lachen unterdrücken musste, in die grasgrünen Augen zu schauen. Sein Herz machte einen verräterischen Hüpfer, doch er überging diese Gefühlsregung, indem er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und sich zwang, den Blick zurück auf seinen besten Freund zu richten. »Ja, das hast du. Und ich kann es immer noch nicht fassen«, erwiderte Sakura, die Belustigung in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Hatte Sasuke sich gerade noch über das spöttische Lachen geärgert, war es nichts im Vergleich zu dem, was er fühlte, als er Sakuras Reaktion auf diese blöde Mütze sah. Es gefiel ihm nämlich ganz und gar nicht, dass er unter ihren Augen wie ein Zirkusclown herumlaufen musste. »Glaub es ruhig. Selbst ein Sasuke Uchiha kann mal verlieren.« Sasuke konnte noch immer nicht glauben, dass er tatsächlich bei so etwas einfachem, wie im Schnee Torwandschießen zu machen gegen Naruto den Kürzeren gezogen und dadurch tatsächlich diese dämliche Wette verloren hatte. Und das auch nur, weil er ihn letzte Woche in einem schwachen Moment erwischt hatte (was so viel hieß, wie die richtigen Knöpfe zu drücken, um an sein Ego zu appellieren) und dass Sakura gemeint hatte, sie wolle das unbedingt sehen, war für eine Verneinung des Vorschlags auch nicht sonderlich förderlich gewesen. »Apropos. Wir hatten ausgemacht, dass du die Mütze den ganzen Tag trägst. Das schließt zuhause auch ein und wie ich von deinem Bruder erfahren musste, bist du heute Morgen ohne zum Frühstück gegangen«, fuhr Naruto mit einem gespielt bedrückten Ton fort. »Wie bitte?«, erwiderte Sasuke säuerlich. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Sein Bruder steckte in dieser ganzen Geschichte mit drinnen? Oh, er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie amüsiert Itachi über die Tatsache war, dass sein kleiner Bruder eine dumme Wette verloren hatte. »Aber ich verzeihe es dir, sofern du die Mütze den restlichen Tag trägst. Auch daheim.« Sasuke merkte Naruto an, dass dieser es richtig genoss am längeren Hebel zu sitzen. Wie gern hätte er seinem besten Freund die Weihnachtsmütze entgegen gepfeffert, nur um dieses blöde Grinsen nicht länger ertragen zu müssen. »Was für ein Blödsinn«, sagte Sasuke stattdessen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Manchmal fragte er sich wirklich, wie es möglich gewesen war, dass er sich ausgerechnet mit Naruto angefreundet hatte. »Komm schon Sasuke«, erwiderte Sakura, bevor Naruto zu einer weiteren provokanten Antwort ansetzten konnte, »immerhin sind Wettschulden Ehrenschulden und außerdem steht dir rot.« Er war sich nicht sicher, ob Sakura ihn weiter aufziehen wollte oder es zumindest zum Teil ehrlich meinte. Dass es ihn nicht interessierte, ob rot ihm stand oder nicht, war ihr mindestens genauso klar wie ihm, aber die Art und Weise wie sie es ausgesprochen hatte, klang fast versöhnlich und deshalb wusste er nicht, was er darauf sagen sollte. Deshalb kam ihm die Schulglocke doch tatsächlich einmal im richtigen Moment zur Hilfe. ❄ Sasukes Stimmung hellte sich den ganzen Tag über nicht auf und weil er sich weigern musste, die Mütze abzunehmen, erhielt er in der dritten Stunde (bei dem wohl humorlosesten Lehrer aller Zeiten) eine Woche lang Putzdienst – zu seiner Genugtuung kippelte Naruto im Laufe des Unterrichts mit dem Stuhl und wurde dazu verdonnert, ihm Gesellschaft zu leisten. Als sie schließlich gehen durften, stand Sasuke so schnell es ging, ohne überhastet zu wirken, auf und verließ das Klassenzimmer als einer der ersten, weil er nicht das Bedürfnis verspürte mit Naruto oder Sakura zu sprechen, die ihm in der Pause schon genug genervt hatten. Obwohl er zumindest seiner besten Freundin zugutehalten musste, dass sie sich Mühe gegeben hatte, die Sticheleien nicht bis ins Unendliche ausschweifen zu lassen, denn Sasuke wusste nicht, wie viel sein Geduldsfaden heute noch ertrug, bevor er doch irgendwann einmal riss. Möglichst jeden ignorierend, der ihm auf seinem Weg ins Freie mit einem komischen Blick oder blöden Kommentaren entgegenkam (zumindest lachte niemand spöttisch), erreichte er den Raum mit den Schuhspinden tatsächlich vor dem großen Andrang und war bereits in seinen Winterstiefeln und durch die Tür hinaus, bevor er auch nur Narutos Stimme im Gang vernehmen konnte. Es hatte während des Schultages heftig geschneit und bis auf einen schmalen Pfad, den der Hausmeister wohl freigeschaufelt haben musste, lag eine dicke, weiße Schicht auf dem Boden. Immerhin tanzten jetzt nur noch vereinzelt Schneeflocken gen Boden, denn auf mehr konnte er an einem solchem Tag wirklich verzichten. Wie gern würde er sich einfach diese Mütze vom Kopf ziehen und irgendwo ins nächste Eck pfeffern, aber Sakura lag schon nicht falsch mit ihrer Aussage, auch wenn Sasuke es anders formuliert hätte als sie. Auf dem Heimweg begegneten ihm einige Menschen, die ähnlich reagierten wie seine Mitschüler es am Morgen getan hatten und er hatte große Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie wütend ihn dieses Getuschel und Gelache hinter vorgehaltener Hand machte. Und anscheinend war es für jeden Stadtbewohner höchst interessant, dass es sich bei dem Schüler, der sich gerade in aller Öffentlichkeit zum Affen machte, um einen Uchihasprössling handelte. Was in Sasuke unweigerlich die Frage weckte, ob er so viel Aufsehen erregen würde, wenn er einen anderen Nachnamen trüge. Mit dem Blick starr geradeaus gerichtet, kam er nach einem nicht enden wollenden Heimweg endlich zuhause an. In der Auffahrt stand nur der Wagen seiner Mutter, was hieß, dass Itachi und sein Vater unterwegs waren. Na, zumindest blieb ihm diese Konfrontation erspart. Und wenn er darauf achten würde, wann Itachi von der Arbeit nachhause kam, konnte er dieses blöde Ding zumindest in seinem Zimmer absetzten, denn da lief er ganz sicher keine Gefahr, dass jemand ihn erwischen würde. Wie das klang. Sasuke verdrehte bei diesem Gedanken die Augen und konnte noch immer nicht fassen, dass er sich in so eine Situation gebracht hatte – vor allem, da er eigentlich sehr gut im Zielen war. »Hallo Liebling«, begrüßte seine Mutter ihn mit einem freundlichen Lächeln, als er die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte und seine Winterstiefel auszog, um in die warmen Pantoffeln zu schlüpfen, die auf dem Schuhschrank unter der Garderobe standen. Sasuke schlüpfte erst aus seiner Jacke und hängte sie auf, bevor er seiner Mutter schließlich antwortete: »Hallo Mutter. Ich geh gleich in mein Zimmer.« Sodass er baldmöglichst diese blöde Mütze vom Kopf ziehen konnte. »Das ist aber schade«, fuhr sie fort und Sasuke war erstaunt, noch keine Frage über seine ungewöhnliche Kopfbedeckung bekommen zu haben. »Ich hatte wirklich gehofft, du erzählt mir ein bisschen von dieser ominösen Wette, die dein Bruder heute Morgen erwähnt hat.« Er konnte nicht verhindern, dass ihm für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entglitten, was ihm einen entschuldigenden Blick seiner Mutter einbrachte. »Er hat mich darum gebeten darauf achtzugeben, dass du sie Mütze ja nicht absetzt, bis er wieder kommt«, erklärte sie ihm und nun konnte er seine Spur von Neugier in ihren dunklen Augen erkennen. Die Art von Neugier, die Sasuke sicher nicht stillen würde, indem er ihr erklärte, wie es zu diesem Debakel gekommen war. Als könne sie seine Gedanken lesen, zuckte sie schließlich nur gutgelaunt mit den Schultern und ließ zu, dass er an ihr vorbei zur Treppe in den ersten Stock ging. »Ich hab übrigens ein bisschen geschmückt«, rief sie Sasuke noch hinterher und er hörte, wie sie dann in Richtung Küche ging. War auch schwer zu übersehen, wenn er sich die Girlanden am Treppengeländer anschaute. Sasuke war absolut nicht in der Stimmung dazu, die weihnachtliche Dekoration im Haus genauer zu betrachten, mal davon abgesehen, dass er von solchen Dingen allgemein nicht viel hielt, also begab er sich auf direktem Wege in sein Zimmer. Als er die Tür zu diesem öffnete, bemerkte er, wie direkt im Türrahmen über ihm etwas baumelte und starrte es einen Augenblick vollkommen fassungslos an. Das war jetzt nicht ihr ernst, oder? Wie kam seine Mutter bitte darauf, dass er einen verdammten Mistelzweig in seiner Tür hängen haben wollte? Nichts würde er lieber tun, als dieses grüne Unkraut mitsamt seinen weißen Beeren hinunterzureißen und aus dem Fenster in den schneebedeckten Garten zu schmeißen. Aber da es seine Mutter gewesen war, die es aufgehängt hatte, lief er nur seufzend darunter hindurch und nahm sich vor, es einfach die nächsten Tage zu ignorieren. Dann ließ er sich mit dem Rücken zuerst auf sein Bett fallen und starrte an die Decke, einfach froh, endlich seine Ruhe zu haben. ❄ »Der Tag muss ziemlich hart für dich gewesen sein«, sagte jemand hinter ihm und riss Sasuke so aus seinen Gedanken. Er setzte sich auf und erblickte Sakura, die mit einem Lächeln auf den Lippen, den Armen hinter ihrem Rücken und einem zu großen, rosa Pulli, der wohl als Ersatz für eine Winterjacke diente, vor ihm stand. Ihre Wintermütze hatte sie auch noch nicht vom Kopf gezogen und er konnte nicht umhin ihre vom Wind geröteten Wangen wahrzunehmen. Das Erste, was Sasuke bei diesem Anblick durch den Kopf schoss, war, dass sie eine einzigartige Ausstrahlung besaß und wahrscheinlich in allem wundervoll aussehen würde. Das Zweite, er würde sicher niemandem jemals von seinem ersten Gedanken erzählen. »Hn«, antwortete er auf ihre Feststellung, da er es nicht als nötig erachtete, ihr direkt zuzustimmen und wusste, dass eine Verneinung unglaubwürdig klingen würde. »Dachte ich mir schon. Also habe ich dir eine kleine Überraschung mitgebracht. Dafür musst du allerdings herkommen.« Sasuke hob zweifelnd eine Augenbraue, doch Sakura wartete schweigend darauf, dass er aufstand und zu seiner Zimmertür ging, in der noch immer dieser verdammte Mistelzweig hing. »Gut«, sagte er schließlich, als er die Stille nicht länger aushielt, erhob sich und durchquerte den Raum mit großen Schritten. Er konnte sich keine Überraschung vorstellen, durch die seine schlechte Laune aufgebessert werden könnte, aber da sie jetzt schon einmal hier war, sollte sie es ruhig versuchen. »Mach die Augen zu.« »Sakura.« »Bitte«, fügte sie mit einem beinah schüchternen Blick hinzu und jetzt war Sasuke sich gar nicht mal mehr so sicher, ob die geröteten Wangen wirklich vom eisigen Wind draußen kamen. »Hn«, erwiderte er wenig begeistert, schloss allerdings seine Lider und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. Im ersten Moment gar nichts. Sasuke wollte bereits seine Augen wieder öffnen, doch da spürte er, wie Sakuras Brüste sich gegen seinen Oberkörper drückten und ihre Arme über seine Schultern hinweg griffen. Was sollte das denn werden? Sein ganzer Körper spannte sich an und er schluckte heftig. Das war eindeutig zu nah für ihn, er konnte sogar das Himbeershampoo riechen, mit dem sie sich die Haare wusch. »So. Fertig.« Langsam und sich nicht im Klaren, was gerade geschehen war, öffnete Sasuke die Augen und sah … nichts. Sakura schien ihm die Verwirrtheit anzusehen und griff kopfschüttelnd nach vorne zu seinem Oberkörper. Doch statt diesen zu berühren, was Sasuke befürchtet (oder gehofft?) hatte, hielt sie plötzlich die Enden eines grauen Schals mit weißen Tupfern in den Händen. »Als Belohnung, dass du den Schultag so gut durchgestanden hast«, erklärte sie ihm, hatte ihren Blick aber starr auf seine Brust gerichtet, obwohl sie den Schal bereits wieder losgelassen hatte. Als Sasuke nichts antwortete, fuhr sie fort: »Natürlich selbstgemacht. Also Mama hat mir etwas geholfen und ich glaube er ist zu lang, weil ich Angst hatte, er würde zu kurz werden und außerdem sind da sicher einige Maschen verloren gegangen, aber er ist selbstgemacht«, schloss sie ihren Monolog wenig kreativ ab. »Danke«, antwortete Sasuke, ohne auf ihre Erklärungen einzugehen und freute sich wirklich über dieses kleine Geschenk, auch wenn es ihm schwerfiel, zu glauben, dass sie als Anfängerin diesen Schal innerhalb von vier Tagen gestrickt hatte. Nur, warum sollte sie lügen? »Ich will auch nicht länger stören«, fuhr sie fort, als die Stille langsam seltsam zu werden schien und blickte nun doch endlich wieder auf. Ihre Augen trafen direkt seinen Blick und plötzlich wünschte sich Sasuke, sie würde nicht schon wieder gehen. Sakura machte aber auch keine Anstalten sich zu bewegen, sondern blieb auf der Türschwelle stehen und schien wie er unfähig dazu zu sein, etwas zu sagen oder zu tun. Das komische Kribbeln, welches er öfter verspürte, wenn er sie ansah, kam wieder in seiner Magengegend auf und er hatte plötzlich Angst davor, Sakura könne seinen Herzschlag hören, so laut und schnell schlug es im Inneren seiner Brust. Er sollte sich räuspern, den Augenkontakt unterbrechen oder zumindest einen Schritt zurücktreten, aber es ging nicht. Ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf und er fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er sie bitten würde, noch ein wenig hier zu bleiben. Sie waren Freunde und verbrachten viel Zeit miteinander, aber er konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem sie beide allein bei ihm zuhause gewesen wären. Meistens war Naruto dabei und machte somit jede Möglichkeit auf ein vernünftiges Gespräch zunichte mit seinen dummen Aussagen und schrecklichen Aktionen. »Netter Mistelzweig«, hauchte Sakura irgendwann, gab seinen Blick mit ihren Augen aber immer noch nicht frei. »Hm?«, erwiderte er, bevor ihm klar wurde, dass sie direkt unter diesem Unkraut standen, das seine Mutter aufgehängt hatte. »Ich weiß auch nicht, was er hier zu suchen hat«, antwortete er schließlich und Sakuras Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Einem sehr schönen, leichten Lächeln. Schließlich unterbrach sie ihren Blickkontakt doch, um kurz nach oben zuschauen. Sie seufzte und flüsterte dann: »Ach scheiß drauf.« Mit einer plötzlichen Bewegung zu ihm hin, legte sie ihre Lippen auf die seinen. Automatisch versteifte Sasuke sich und es dauerte eine Sekunde bevor er wirklich begriff, dass sie ihn gerade küsste und als er es schließlich tat, war es auch schon wieder vorbei. »Das war wegen dem Mistelzweig«, erklärte sie das Offensichtliche, das für Sasuke gar nicht mehr so offensichtlich war, weil er nichts lieber tun würde als sie ebenfalls zu küssen und nicht daran denken wollte, dass sie es nur getan hatte, weil ein blöder, westlicher Brauch es so vorsah. »Hn.« »Außer ...«, begann sie vorsichtig, sprach aber nicht weiter. »Ja?«, fragte Sasuke, der vergessen hatte, dass sie gerade im Türrahmen seines Zimmers standen und jeden Augenblick jemand aus seiner Familie hier vorbeikommen konnte. War Itachi schon zurück? Und wieso schoss ihm diese Frage ausgerechnet jetzt durch den Kopf? »Außer … Du hältst wahrscheinlich nicht viel von diesem Brauch, oder?«, versuchte sie, in seinen Augen, zu gezwungen das Thema zu wechseln. »Nein«, bestätigte er ihr. »Gott sei Dank«, flüsterte sie mit einem Strahlen und sie griff nach den Enden seines Schals, zog ein wenig an diesen und zwang ihn so sich zu ihr hinunterzubeugen, damit sie ihn erneut küssen konnte. Oh, doch kein Themawechsel. Dieser Kuss dauerte länger und Sasuke hatte genügend Zeit seine Arme um Sakuras Taille zu schlingen und sie dadurch enger an sich zu drücken. Ihre Lippen auf den seinen fühlte sich seltsam befriedigend und weich an. Sasuke hielt sie weiterhin in seinen Armen, selbst als sie sich schließlich lösten und schaute in ein glückstrahlendes Gesicht. Für einen Augenblick brauchte es auch nicht mehr als das und sie schwiegen, in ihrer eigenen, kleinen Blase gefangen. »Ich war mir nicht sicher«, unterbrach Sakura die Stille irgendwann, »ob du dich deshalb versteift hast, weil der Kuss dir zuwider war und du es nur wegen diesem Mistelzweig über dich ergehen lässt, oder ob es … na ja … so ist wie … bei mir.« Sasuke war sich nicht sicher, ob er verstand, was Sakura versuchte ihm mitzuteilen, deshalb flüsterte er: »Und?« »Ich glaube, dass wir Weihnachten wohl gemeinsam verbringen müssen«, erwiderte sie ernst. »Ich hoffe das ist okay für dich.« »Ich werde es überleben«, sagte Sasuke nüchtern, aber er wusste, dass Sakura die eigentliche Bedeutung seiner Worte verstand. Sie lehnte sich vor, legte ihren Kopf auf seinen Oberkörper und schloss ihre Augen. Zum wiederholten Male innerhalb weniger Minuten standen sie schweigend da und Sasuke genoss einfach ihre Nähe, obwohl er es sonst bevorzugte eine gewisse Distanz zwischen sich und anderen zu wahren. Irgendwann begann Sakura gegen seine Brust zu kichern und holte ihn damit zurück in die Gegenwart. Sasuke hob eine Augenbraue und schaute auf ihren Scheitel hinab, bis sie schließlich zu ihm aufsah und ihre Blicke sich trafen. »Weißt du, warum Naruto sich diese Strafe ausgesucht hat?« »Hn?« Wie kam sie denn jetzt darauf? »Weil er der Meinung war, es würde deinem Ego mal guttun«, erklärte sie amüsiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)