Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 10: Überlegungen ------------------------ Während Izayoi sich in den folgenden Tagen dem strikten Tagesplan unterwarf und fleißig Akten las, bekam sie das Gefühl einen Mann mit zwei Seelen geheiratet zu haben. Nun, ihr gegenüber war er von gleichbleibender Höflichkeit, ja, Freundlichkeit, aber sie hatte nur zu gut bemerkt, dass der Geschäftsführer im schwarzen Anzug und der Youkaifürst in Haori und Hakama auch anders reagierten – obwohl es doch ein und dieselbe Person war. Obwohl, sie musste wohl mit dem zufrieden sein, was sie hatte. Sie hatte ein neues Aufgabengebiet mit ziemlichen Freiheiten, sie bekam ein großzügiges Taschengeld – sie hatte die Höhe ihres Kontostandes wirklich verblüfft -, sie wurde weder eingesperrt noch misshandelt, ja, er verlangte von ihr definitiv nicht einmal das, was ihm nach Recht der Menschen und Youkai als Ehemann zustand. Jetzt, nach einigen Tagen ohne größere Angst, bedachte sie zum ersten Mal, dass das wohl auch daran liegen mochte, dass ein Youkai ebenso ungern einen Menschen umarmte wie umgekehrt. Sollte sie das Akiko fragen? Aber die war ja eindeutig glücklich mit ihrem Fledermausmann. Nein, da sollte sie lieber den Mund halten. Und irgendwann, wenn es sich so ergab, ihren eigenen Gatten fragen. Er hatte bislang jede ihrer Fragen beantwortet. Überdies besaßen sie beide ja gerade diesbezüglich ein gemeinsames Geheimnis.   Onigumo no Gumo saß in seinem Arbeitszimmer in der Bank und tobte nur innerlich vor Zorn. Das würde kein schönes Wochenende werden. Und das, wo sich die Woche mit Izayois Hochzeit am Dienstag doch gut entwickelt hatte. Er sah auf, als sich ohne Ankündigung die Tür öffnete. „Ah, mein Sohn, ich wollte dich sprechen. Setz dich.“ Naraku nahm Platz. Natürlich gab es Ärger, sonst hätte Vater ihn nicht hergerufen. „Wie geht es Izayoi?“ „Ich denke, gut.“ Der Jüngere erlaubte es sich eine Augenbraue zu bemühen. „Ist es möglich, dass Sie nicht angerufen haben, um sich nach der Gesundheit Ihrer Tochter zu erkundigen?“ „Nein, ich hatte keine Zeit. Er wird sie schon nicht umgebracht haben. Diese Briefe hier, das ist interessant.“ Naraku stellte für sich fest, dass er recht hatte. Sein Vater begann sich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren. Das war nicht nur als Bankier fatal. „Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube Sie auf etwas aufmerksam zu machen. Der Taishou könnte uns nützlich sein. Im besten Fall, bei einer glücklichen Ehe, ist er ans Schürzenband gefesselt und wird uns finanziell gute Dienste leisten. Im schlechteren Fall, wenn er Izayoi misshandelt, kann man die Scheidung einreichen und Unterhalt sowie Schadenersatz fordern. Natürlich ist sein Image ramponiert.“ Onigumo stellte fest, dass sein Sohn an alles dachte. Er kam eben nach ihm. „Da hast du recht. Ruf an. Diese Briefe hier ...“ „Neue Zahlungen?“ „Zwei Fälligkeitserklärungen winziger Hypotheken.“ „Ist das legal?“ „Ja, leider.“ „Wie hoch sind die Schulden?“ „Einmal hundert- , einmal fünfhunderttausend.“ „Gehören sie zusammen?“ „Nein, nein, natürlich nicht. Ich war stets vorsichtig. Eine Hypothek läuft auf die Bank, eines auf unser Haus. Es sind kleine Beträge – und zwei kleine Banken in Amerika und Europa. Ich vermute eher, dass sie gegen Ende des Jahres die Bücher bereinigen wollen und annahmen, wir auch. Solche Summen kann normalerweise eine Bank aus der Portokasse zahlen.“ Normalerweise, dachte Naraku. „Die großen Hypotheken sind unberührt.“ „Ja. Aber die Zinsen des nächsten Monats sind am Montag fällig. Wenn ich das hier zahle, können wir das nicht vollständig zahlen.“ „Wie lange haben wir Zeit für die Umschuldung?“ „Sechs Wochen.“ „Nun, dann ist die Entscheidung einfach. Sie zahlen mit Izayois Mitgift die Zinsen am Montag. Und in den nächsten Wochen bündeln wir alle Hypotheken in einer großen Umschuldung. Das macht man als Firma so, das wissen Sie so gut wie ich. Reine Routine.“ „Sei kein Narr, Naraku. Eine Umschuldung? Dazu müsste ich alle Bücher offenlegen. Weißt du, was passiert, wenn herauskommt, wie ich in den letzten Monaten geschummelt habe?“ Ja, dann kam Vater wegen betrügerischem Konkurs ins Gefängnis, die Bank würde ihre Lizenz verlieren und er selbst verlor komplett Unterhalt und sein Renommee in der Gesellschaft. Wenn eine große Hypothek gekündigt worden wäre, hätte er vermutet, dass der Taishou als Rache dahinter stecke. Aber hunderttausend? Das war lächerlich, damit konnte man niemanden erpressen. Vermutlich hatte Vater recht und die Banken wollten einfach ihre Kreditbudgets bereinigen und wandten sich bei kleinen Darlehen großer Schuldner eben an die, um selbst bei der Abrechnung im Dezember besser da zu stehen. „Kannst du das nicht im Spiel hereinholen?“ „Sechshunderttausend? Vater, selbst mit Falschspiel, nein. Die Leute, die um derart hohe Summen spielen, die das ermöglichen würden, gibt es nicht. Außer Ryuukossusei. Und, das ist ein mehr wie heißes Pflaster. Die zwanzig neulich konnte ich ihm ja zahlen, aber so, wie der reagiert ….Der ist nicht ganz bei Sinnen. Nein.“ „Die hundert?“ Vater musste verzweifelt sein – und hatte keinerlei Reserven mehr. „Ich habe da noch eine Idee und Geld in der Hinterhand. Ich muss allerdings erst noch mit jemandem reden, Vater.“ Naraku klang nachdenklich. „Es wird aber sehr riskant, das kann ich Ihnen sagen.“ „Wenn wir das Montag nicht zahlen können, das hier in sechs Wochen und in vier die nächsten Zinsen, sind wir erledigt. Die Bank kann sich halten, aber es läuft zu viel über die Familie.“ Fehler, dachte Naraku, bitterer Fehler. Man sollte immer das eigene Geld aus den Geschäften mit anderer Leute Geld heraushalten. Onigumo atmete durch. „Gut, tu, was du meinst, mein Sohn. Oh, und ruf wirklich mal bei deiner Schwester an.“   Naraku erwartete, als er im Schloss des Taishou anrief, nicht die sachliche Frage, ob es geschäftlich oder privat sei für Izayoi-sama. „Privat, ich bin ihr Bruder.“ „Dann lege ich Sie auf das private Telefon. Wenn Izayoi-sama arbeitet, kann sie Sie ja zurückrufen.“ Arbeiten? Izayoi? Was zur Hölle trieb der Taishou da mit ihr? Seine dumme, kleine, Schwester? Nun ja, sie hatte Abitur und sollte ein Haus leiten können, aber ... „Izayoi? Ich bin es, Naraku. Wie geht es dir?“ Er musste sie sich warm halten, wenn doch die Katastrophe eintrat. „Ich hörte, du arbeitest? Hast du jetzt etwa die Schlossverwaltung?“ Er wollte einen Scherz machen. „Ja, die Menschen.“ Izayoi spürte ein warmes Gefühl im Herz, dass er sich doch anscheinend Sorgen um sie machte. Immerhin war er auch bei dem Chrysanthemenball und der Heirat deutlich netter zu ihr gewesen als sonst. „Und auch viel anderes.“ „Geht es dir wirklich gut?“ Er klang besorgt. „Du hast dich nicht gemeldet.“ „Ich hatte genug zu tun. Und, Naraku, ich verstehe ja, dass Vater aus der Klemme wollte, aber ...“ „Schon gut. Du darfst am Telefon sicher nicht reden. Können wir uns nicht einmal in der Stadt treffen? Nur wir zwei?“ „Ich muss fragen. Ich soll immer einen Leibwächter dabei haben, weißt du. Und, nein, oyakata-sama ist sehr gütig zu mir, vor allem in Anbetracht aller Umstände.“ Naraku strich sein Haar zurück. Hm. Der Taishou schlug sie also nicht, hatte ihr aber offenbar erzählt, dass er zu der Ehe etwas genötigt wurde. Nun gut, das sollte auf Vater, nicht auf ihn, zurückfallen. „Du siehst ja meine Handynummer? Dann rufe mich doch an. Ich kann mich sicher auch spontan ein bisschen frei machen.“ Sekunde. Der Taishou gab ihr Arbeit, behandelte sie aber sonst wie eine Gefangene? Leibwächter oder Aufpasser? Und sie nannte ihn nicht beim Vornamen sondern oyakata-sama? War es möglich, dass die gute Izayoi noch immer Jungfrau war? In diesem Fall, bei nicht vollzogener Ehe, konnte man die doch auflösen. Was für eine Schande für den Taishou und was für eine Chance auf Schmerzensgeld bei Izayoi. Da boten sich neue Aussichten.   Der Daiyoukai erhielt unterdessen einen Anruf, der ihn überraschte. „Kouga?“ Der junge Wolf holte tief Atem, ehe er sagte: „Takazen hat das Krankenhaus verlassen.“ „Ich dachte, er liegt im künstlichen Koma.“ „Lag er, dank eines Ärztefehlers im Bericht. In Wahrheit keineswegs. Er spazierte munter hinaus, braucht nicht einmal eine Kur oder so etwas. Ich hatte jemanden von der Sicherheitsabteilung im Krankenhaus.da stehen.“ Kouga war sehr aufmerksam. Dann brauchte er Narakus Aussage nicht mehr, die Gumos insgesamt nicht mehr. Der Taishou dachte nach. „Schicke ihm doch einen Anwalt, einen Menschen. Er soll ihn dazu bewegen, zuzugeben, dass er Sesshoumaru schwer beleidigt hat. Es sollte jemand sein, der sich im Zivilrecht gut auskennt, und Takazen zunächst das Gefühl vermittelt, er sei gekommen, damit Sesshoumaru Schadensersatz außergerichtlich begleichen kann. Im Notfall kann der Anwalt sagen, dass in meinem Safe eine eidesstattliche Erklärung eines Zeugen darüber liegt.“ „Sie planen vor, oyakata-sama.“ Kouga legte auf. Ja, dachte der erfahrene Feldherr, aber Onigumo war anscheinend ein würdiger Gegner. Das mit dem künstlichen Koma-Fehler war garantiert kein Zufall gewesen. Es würde interessant sein, was dem und Naraku zu den Fälligkeiten einfiel. Hm. Heute war Freitag, Montag waren die Zinszahlungen der Gumobank und der Familie fällig. Mit Hilfe der unterschlagenen Mitgift würde das sicher zu bezahlen sein. Auch die Hypotheken? Das war die Frage und deswegen hatte er diesen kleinen Versuchsballon gestartet. Bis nächsten Freitag würde er mehr wissen – und da kam Sesshoumaru hoffentlich wie geplant aus Sibirien zurück. Sobald die Aussage Takazens neben der Narakus vorlag würde er beide an die ermittelnden Beamten schicken lassen, diesen Kommissar … nun, das würde Frau Suzuki sicher noch wissen. Er schätzte an ihr ihre Intelligenz und Sachlichkeit. Bekam die Polizei die Aussagen, würde die Ermittlung im Strafverfahren bestimmt eingestellt und sein Sohn war unbelastet. Das wäre nur gut. Zivilrechtlich wäre das eine andere Sache, aber das war durchzustehen. Intelligenz und Sachlichkeit – warum musste er gerade an seine neue Gemahlin denken? Es war Wochenende, nächste Woche würde er sie mit in den Konzern nehmen und ihr die Mitarbeiter vorstellen. Aber er sollte sie heute Abend wohl aufsuchen und hören, wie sie sich schlug. Vielleicht war sie nun ruhiger. Jedenfalls hatte sein kleines Schwerttraining bei ihr keine neue Panik ausgelöst, ja, sie ihn angelächelt. Er griff zum Telefon. Da sich Akiko meldete, meinte er nur: „Ich werde um halb neun Izayoi-sama aufsuchen. Sag es ihr.“   Als der Taishou um halb neun den Jade-Pavillon betrat, war er ein wenig überrascht Izayoi allein im Wohnzimmer vorzufinden. Sie musste ihre Dienerinnen bereits weggeschickt haben, eine andere Erklärung gab es nicht. Fürchtete sie ihn mittlerweile so wenig, dass sie es freiwillig wagte mit ihm allein zu sein? In der Tat, Rücksichtnahme schien sich auszuzahlen. Sie trug Kimono und verneigte sich höflich. „Guten Abend, meine Liebe.“ Er ließ sich ihr gegenüber mit un-menschlicher Eleganz auf die Matten nieder. „Ich hoffe, Sie haben sich für die nächsten zwei Tage frei genommen?“ „Ich fürchte, ich muss noch viel lesen, Taishou.“ Sie war unwillkürlich doch erleichtert, dass er keine Andeutungen machte in ihr Schlafzimmer zu wollen. Sie hatte es gehofft, aber auch den Taishou und den Ruf seiner Männlichkeit schützen wollen, indem sie die Frauen wegschickte. So lautete ja ihr kleines, gemeinsames, Geheimnis. Sollten die doch annehmen, was sie wollten. „Aber, natürlich weiß ich, dass Wochenende ist.“ „Sie haben bis Mittwoch noch Zeit – und niemand erwartet, dass Sie sich bei Ihrem ersten Besuch perfekt alles merken konnten.“ „Ich habe einen gewissen Ehrgeiz entwickelt,“ gestand sie. „Sie vertrauen mir so viel an – ich meine, auch Geld, da möchte ich keinen Fehler begehen.“ Um den Mund des Daiyoukai zuckte etwas wie ein Lächeln. „Gut. Das freut mich, dass ich Ihren Verstand richtig eingeschätzt habe.“ „Oh, danke.“ Izayoi sah zu Boden, ehe sie beschloss, dass sie offen sein sollte. Er bemühte sich um Gerechtigkeit für sie – das sollte sie mit Ehrlichkeit und Fleiß ausgleichen. „Naraku rief mich an, wie es mir gehe.“ Er hätte um ein Haar gesagt, dass er das wisse, weil er sie doch überwachen ließ, aber das sollte er ihr verschweigen. „Lassen Sie mich raten: Sie sagten, ich würde Sie in Arbeit ersticken wollen?“ Sie musste doch lachen. „Nein, aber er fragte mich, ob wir uns nicht einmal in der Stadt treffen könnten. Ich meinte, ich habe einen Leibwächter dabei. Und ich müsste Sie fragen. Ja, ich weiß, Sie sagten, die Tore des Schlosses sind nicht mit Ketten versperrt, aber Sie sagten auch, ich solle Ihnen Kontakt zu meinem Vater und Bruder mitteilen.“ Er streckte die Klaue aus. „Geben Sie mir Ihre Hand, Izayoi.“ Da sie ohne merkliches Zögern gehorchte: „Ich danke Ihnen.“ Wie in der Hochzeitsnacht zog er ihr Handgelenk an seine Lippen. „Sie haben meine Hochachtung für Ihre Ehrlichkeit.“ Er gab sie frei. Sie fühlte sich für einen Moment seltsam verlassen, ehe sie hastig die Hände in den Kimonoärmeln verbarg. „Danke.“ Was sollte man darauf schon sagen? Und wieder war sie überrascht, wie warm und weich sich so ein Kuss anfühlte. Sie hatte doch noch nie einen von einem Mann erhalten, geschweige denn von einem Youkai. „Nun, eigentlich kam ich aus einem anderen Grund. Es ist Wochenende, wie Sie zurecht bemerkten, und ich wollte Sie zu einem kleinen Spaziergang einladen. Hinter dem Schloss beginnt ein Naturschutzgebiet, das zufällig seit einigen Jahren mir gehört. Allerdings dürfte ein Kimono, der Ihnen reizend steht, unpraktisch sein. Es gibt keine Wege.“ Sie lächelte etwas, dankbar für das ungewohnte Kompliment. „Ich habe auch Jeans, Taishou. Und Turnschuhe und eine dicke Jacke.“ Er wollte sogar, dass sie westliche Kleidung trug? War er gar nicht so altmodisch, wie sie dachte? Obwohl, er war vermutlich schlicht sachlich. Ein Spaziergang durch den Wald war im Kimono eindeutig schwierig. „Sehr schön. Dann hole ich Sie morgen gegen zehn ab.“ Er erhob sich. „Ehe ich es vergesse – nehmen Sie sich Nahrung mit, Wasser.“ „Für Sie auch?“ fragte sie, bemüht als fürsorgliche Ehefrau dazustehen. „Ich benötige nichts.“ Da er ihren fragenden Blick bemerkte: „Meine Liebe, ich bin ein Daiyoukai.“ „Entschuldigen Sie.“ Was bedeutete das denn jetzt? Für ihn war es wohl selbstverständlich, dass das jeder wusste. Vermutlich hatte das wieder etwas mit Youki zu tun.   Kouga wollte eigentlich gerade Feierabend machen, als seine Bürotür sich öffnete, und er sah, dass dem wohl noch nicht der Fall sei. Kiyoshi, der Herr der Füchse und Finanzchef der Taishou-Holding, war niemand, den man mal eben sitzen lassen konnte. Mit einem Seufzen nahm der junge Wolf wieder Platz. „Kiyoshi-sama?“ Er stammte aus einer alten Wolfsfamilie und besaß einen gewissen Rang unter den Youkai – aber Kiyoshi war ein magisch überaus talentierter Daiyoukai und es hieß, er habe früher Leute, die ihm krumm kamen, in eine, von ihm erschaffene, Parallelwelt geschickt. Nicht notwendig, das auszuprobieren. Der Finanzchef setzte sich vor den Schreibtisch. „Du weißt natürlich, dass sich oyakata-sama für die Gumos interessiert. Ich habe daher meine Leute auf die Finanzen der Bank, der Finanzagenturen und der Familie selbst angesetzt. Dabei stießen sie auf etwas Interessantes. Finanztechnisch kommen wir nicht weiter, das sollte diskret der Informationsdienst versuchen.“ „Klingt wirklich interessant. Was?“ „Onigumo no Gumo hatte von seinem Vater eine Finanzagentur geerbt, die er zu einer ganzen Kette ausbaute. Im Jargon der Gumo-Bank ist das die sogenannte alte Kette. Vor gut dreißig Jahren erhielt er eine Banklizenz, unter engen Auflagen natürlich, wie bei allen neuen Banken. Er hatte zu diesem Zeitpunkt nur Menschen als Kunden, das änderte sich, als er Sachi heiratete, eine Spinnendame aus dem Waldgebirge. Das brachte ihm auch Youkai als Kunden. Sachi starb bei oder kurz nach der Geburt ihres Sohnes Naraku. Jetzt kommen wir zu dem interessanten Punkt.“ Schön, wollte Kouga schon murmeln, nahm sich jedoch zusammen. Der Kitsune kam nicht sinnlos her, aber der junge Wolf sah sein Rendezvous heute Abend in weiter Ferne verschwinden. „Die zweite Ehe?“ „Genau. Er heiratete Prinzessin Miharu Toko. Praktisch gleichzeitig wurde eine neue, erweiterte, Banklizenz beantragt und ebenso im selben Augenblick die Finanzagenturen aufgestockt, die so genannte neue Kette. Es liegt nahe, dass er das mit der Mitgift seiner Ehefrau tat.“ „Eine Fürstentochter bekommt ja wohl einiges mit.“ „Sie wohl besonders viel. Auffallend viel, denn die Tokos sind zwar menschliche Fürsten mit langem Stammbaum und wohlhabend, aber einige Millionen geben sie gewöhnlich ihren Töchtern nicht mit. Es gibt also einen Grund, warum der damalige Fürst Onigumo derart großzügig unterstützte. Ich vermute, er erkaufte sich damit die Ehe.“ „Verzeihen Sie, Kiyoshi-sama, ich stehe wohl etwas auf dem Schlauch. Wenn Onigumo eine Prinzessin mit Mitgift heiratet, profitiert doch nur er davon. Wieso sollte der Fürst Toko daran so interessiert sein, Geld und Verbindungen zu übergeben? Ah. - Sein Ruf. Onigumo hatte sie schon geschwängert und drohte sie sitzen zu lassen.“ „Ja, das wäre für die Familie Toko sehr peinlich gewesen. Aber, das müsste man nachweisen können. Alles, was ich sehen kann, ist, dass Izayoi drei Monate nach der Eheschließung ihrer Eltern geboren wurde. Fürst Toko hat in seinem Testament auch nur Izayoi bedacht, nicht ihren Vater.“ Koga dachte laut nach. „Dann müsste man den Ehevertrag in die Hand bekommen. Oder mit alten Dienstboten reden, die schon damals im Hause Toko waren. Schwierig, solche Leute sind verschwiegen. Gut, Kiyoshi-sama, ich leite es weiter. Aber, wie gesagt, das kann dauern. Soll der Bericht an Sie gehen oder direkt an oyakata-sama?“ „Wenn es um den kleinen Wirtschaftskrieg geht, den oyakata-sama mit Onigumo zu führen gedenkt – Nachricht an mich. Persönliches wohl an ihn persönlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)