Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 14: Neuigkeiten ----------------------- Den gesamten Dienstag verbrachte Izayoi über Akten und mit dem Lesen eines Buches, das sie von Takeshi-sama, ihrer letzten Erzieherin, erhalten hatte, über die Feinheiten der Teezeremonie. Sie ging davon aus, das sie als Teemeister fungieren sollte. Letzteres brachte ihr sogar eine anerkennende Bemerkung ihrer manchmal so strengen Zofe ein. Sie lächelte daher. „Danke, Misako. Aber meine Mutter sagte mir immer, es sei die Pflicht einer Ehefrau für ihren Gatten zu repräsentieren. Und gerade, weil mir Youkai und ihre Sitten oft noch fremd sind, möchte ich bei so etwas menschlichem wie der Teezeremonie keinen Fehler begehen.“ „Das ist verständlich. Ich vermute übrigens, dass doch zwei Lagen Kimono reichen, wenn Sie die Teezeremonie durchführen. - Ihr Mobilphon klingelt.“ Da das privat war, nahm Izayoi es rasch auf. „Oh, mein Bruder.- Hallo, Naraku?“ Warum nur hatte sie für einen Augenblick gedacht, es könnte ihr Ehemann sein? Der rief immer offiziell über die Hausleitung an und richtete seine Wünsche an ihre Hofdamen. Vermutlich war das so altmodisch-korrekt. Naraku war froh seine sogenannte Halbschwester direkt zu erreichen. „Wie geht es dir? Schon wieder fleißig?“ „Ja, das muss ich ja sein.“ Hm. Bestrafte sie der Taishou doch? „Wann kommst du denn mal in die Stadt, dass wir uns sehen können?“ „Morgen bin ich in Tokyo, im Konzern. Mir werden dort meine Mitarbeiter vorgestellt. Ich soll die gesamten Sozialprojekte der Holding leiten. Das sind eine Menge.“ „Dann bist du öfter in der Stadt, in Zukunft?“ Sie lachte. „Oh nein, es gibt so etwas wie Computer, Naraku. Und Videokonferenzen. Das reicht ja für das Meiste.“ „Vermutlich, ja. Du bist wohl ganz schön eingespannt.“ Das war natürlich auch eine raffinierte Methode des strategisch erfahrenen alten Hundes seine Gemahlin standesgemäß zu beschäftigen und gleichzeitig abseits zu halten. Immerhin hatte der sie noch nicht wie ihre Vorgängerin in irgendein Schloss inmitten des Nichts verfrachtet. Nun ja, sie waren erst eine Woche verheiratet. Womöglich wahrte der Taishou nur eine gewisse Anstandsfrist. Oder das Schwesterchen hatte ihn doch irgendwie bezirzt. „Können wir uns nach deiner Arbeit im Konzern nicht treffen?“ „Nein, da habe ich mich morgen schon mit meinen Freundinnen verabredet, du kennst die Drei ja...?“ „Ja, ich habe sie schon gesehen.“ Wenngleich sich für keine von denen interessiert. Inzwischen waren sie auch alle verheiratet, mit wohlhabenden Menschen aus guten Familien. „Keine Zeit also für deinen großen Bruder?“ „Nun, morgen nicht. Ich rufe dich vorher an, wenn ich das nächste Mal in die Holding fahre, ja? Dann nehme ich mir den ganzen Nachmittag frei für dich.“ Sehr schön, sie schien ihm die Sache mit ihrer Heirat nicht persönlich nachzutragen. „Das klingt gut, Schwesterchen. Sag mal, über das Geschäft wird mit dir wohl nicht geredet?“ „Nein.“ Zögernd, wie das wirken würde, ergänzte sie doch der Wahrheit gemäß: „Ich soll auch nicht fragen.“ Immerhin hatte der Taishou ihr gegenüber erklärt, dass er diese erzwungene Hochzeit ihrer Familie nie verzeihen würde. Und „nie“ war bei einem Youkai aller Voraussicht nach wörtlich zu nehmen. „Tja, da werde ich mit meinem lieben Schwager vermutlich direkt reden müssen.“ Da war eine Warnung wohl angebracht. Ihr Halbbruder wusste womöglich gar nicht, dass Vater den Taishou mit seiner Aussage erpresst hatte. „Naraku, er ist wegen Vater nicht so gut auf euch zu sprechen ...“ „Das kann ich mir vorstellen. Aber, so, wie ich ihn einschätze, wird er nicht mich für die … Irrtümer Vaters zahlen lassen.“ Immerhin sah das auch bei ihr nicht danach aus, und da hätte es der Daiyoukai deutlich einfacher gehabt. Kaum jemand würde nachfragen, ob er seine Frau wie strafe. „Danke, Izayoi. Melde dich dann, vielleicht nächste Woche? Ich muss in die Bank. Unser Vater hat eine Pressekonferenz angesetzt, bei der ich erscheinen muss.“ Ha, er hatte das „unser Vater“ nicht vergessen. Jedenfalls ging bei den Finanzen der Umweg über Izayoi anscheinend nicht. Zumindest nicht direkt. „Dann wünsche ich dir viel Glück.“ „Danke, Schwesterchen. Dir dann morgen auch. Und viel Spaß.“   Der Herr der Hunde war in einer eigentlich recht wichtigen Telefonkonferenz mit einem Unternehmen seiner Holding in Amerika, als er drei Nachrichten praktisch gleichzeitig auf seinem Handy entdeckte, alle mit dem Stichwort: Onigumo. So brach er mit einer Entschuldigung keine drei Minuten später ab. Kouga, Kiyoshi und Myouga. Schön. Er rief seinen treuen Berater als erstes an. „Was war bei Onigumo? Die Pressekonferenz?“ Der Flohgeist nahm sich eilig zusammen, da er nicht mit einem derart prompten Rückruf gerechnet hatte. „Äh, ja, oyakata-sama. Kouga und Kiyoshi-sama sind bereits auf dem Weg her.“ Das klang mehr als interessant. Und kurzfristig. „Gut. Sage alle Termine für mich in der nächsten Stunde ab und gib das auch an Suzuki-san weiter. Noch etwas?“ „Eine Nachricht von Sesshoumaru-sama. Er kommt wie geplant zurück, mit Entwürfen für die Verträge. Sonst keine private Nachricht. Er wollte wohl Mitlesen vermeiden.“ „Ja, natürlich.“ Der Taishou legte auf. Entwürfe für die Verträge klangen immerhin so als ob sich sein Sohn mit Väterchen Frost doch irgendwie vertragen hatte. Nun ja. Es würde amüsant sein zu hören, ob der alte Griesgram seinen Sohn einmal mit einem Eispanzer überziehen konnte. Noch hatte Sesshoumaru den Sprung zum Daiyoukai nicht geschafft und würde kaum ein Gegenmittel gefunden haben. Jetzt sollte er sich jedoch auf die Gumos und deren Finanzimperium, beziehungsweise dessen Untergang, konzentrieren.   Keine zehn Minuten später ließen sich der Herr der Füchse und der junge Wolfsyoukai mit höflichen Verneigungen vor dem Konzernherrn auf den Tatamimatten in seiner japanischen Büroecke nieder. Kouga hielt ein Handy in der Hand. Der Taishou blickte fragend darauf. So erklärte der junge Wolf eilig: „Ich bitte um Verzeihung, oyakata-sama, aber der Reporter, der geschickt wurde, hielt es für das Günstigste die gesamte Pressekonferenz zu filmen. Möchten Sie das sehen oder zunächst eine Kurzfassung?“ „Kurzfassung.“ „Onigumo erklärte auf der Konferenz seinen Rückzug von den Geschäften. Er sei alt und hoffe auf Enkelkinder, er benötige weniger Stress. So in etwa. Da sich sein Sohn, also, Naraku, mehr für die Bank als die Finanzmakler interessiere, habe er daher beschlossen zur Finanzierung seines Ruhestandes einen Teil dieser Maklerbüros zu verkaufen, die so genannte „alte Kette“. Anbieter wären willkommen, natürlich zu einem fairen Preis.“ Um den Mund des Taishou zuckte etwas Spott. „Er ist wahrlich in Geldnöten, oder, Kiyoshi?“ Der Kitsune nickte. „Wenn man nicht an seinen Rücktritt glaubt, ja, oyakata-sama. Nach unseren Recherchen ist dieser Teil der Firma der, der gutes Geld abwirft und nicht übermäßig verschuldet ist. Also der Teil, der tatsächlich einen Investor finden könnte.“ „Ein Investor würde auch die Bücher überprüfen,“ warf Kouga ein, senkte jedoch eilig den Kopf. Gleich zwei Daiyoukai auf einmal vorzugreifen hätte noch vor einem Jahrhundert nur bewiesen, dass man über keinen Funken Selbsterhaltungstrieb verfügte. Die Zeiten hatten sich zwar geändert, aber manchmal war er mit seinem Mund ebenso schnell wie mit seinen Fingern am PC. Das Youki im Raum stieg auch prompt an, wurde jedoch von Beiden wieder zurückgenommen. Eine der Kleinigkeiten, die er seiner Ayame heute Abend garantiert nicht erzählen würde. Die würde ihn ja für vollkommen bescheuert halten. Der Taishou dachte kurz nach. „Wie viel ist diese alte Kette wert? Nach Abzug aller Schulden?“ Kiyoshi brauchte nicht überlegen. „Vielleicht siebzig Millionen, vor allem die Grundstücke und Kundendaten. Das müsste ich noch genau berechnen lassen. Ich darf Sie allerdings darauf aufmerksam machen, oyakata-sama, dass Ihnen über Ihre diversen Firmen der Holding bereits zwanzig Millionen der Gumos als Schulden gehören.“ „Lassen Sie es berechnen, Kiyoshi. Ich werde Onigumo ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.“ Diese zwanzig Millionen Schulden würden Onigumo teuer zu stehen kommen. Sehr teuer. „Und überprüfen Sie zur Sicherheit auch den Wert der neuen Kette.“ „Buchmäßig liegt sie wohl ebenso hoch, ist aber deutlich höher verschuldet, wenngleich überaus verschachtelt. Aber Sie wünschen es ebenfalls genau.“ Da der Herr der Hunde nur nickte, wagte es Kouga sich erneut zu melden. „Äh, eine Kleinigkeit noch, oyakata-sama. Bei der Pressekonferenz waren die Vertreter verschiedener Medien da, auch des Fernsehens, Menschen und Youkai. Aber auch jemand von der Drachenpost.“ „Danke, Kouga. Ihr könnt erst einmal gehen. Kiyoshi, bis in fünf Stunden brauche ich die Zahlen.“   Alleingelassen setzte sich der Daiyoukai in seinen Bürosessel und schwang sich herum, um aus dem Panoramafenster den Blick über das Hochhausmeer vor sich gleiten zu lassen. So, so, jemand von der Drachenpost. Und Ryuukossusei beglückte ihn gestern im Billionaire ungebeten mit der Information, wo sich sein kleiner Bruder herumtrieb? Seit wann war Ryuukossusei unter die Händler gegangen? Seit geraumer Zeit ließ der Drache Menschen für sich arbeiten, in diversen Minen, vor allem Mangan und Gold, aber auch Kupfer. Da er die Leute anscheinend fair behandelte, hatte er selbst keinen Grund gesehen einzuschreiten. Nun ja, er hatte sogar gehofft, der Drachenherr sei vernünftig geworden. Was also sollte das jetzt mit Gumo? Eigentlich gab es nur einen Grund, warum sich Ryuukossusei plötzlich für eine Bank interessierte – die Heirat seines Lieblingsfeindes mit Izayoi Gumo. Ja, er sollte eindeutig die Wachen verstärken lassen. Und sie auch selbst im Schloss abholen und begleiten. Es wäre eine unglaubliche Schande für ihn, ja, würde seine Macht aufs Spiel setzen, würde es dem Drachen gelingen sie zu entführen, wenn nicht Schlimmeres. Und Ryuukossusei hatte seine letzten Skrupel spätestens bei der Ermordung seines eigenen Vaters aufgegeben. Es würde dem Mistkerl Spaß machen Izayoi zu misshandeln und zu fressen – und ihm selbst ein Video davon zu schicken. Sollte er sie warnen? Lieber nicht. Sie war so nahe schon gekommen – der Beweis, dass er und auch seine Gegner keine Menschen waren, würde sie doch nur wieder verschrecken. Er musste eben sorgfältig sein, sie beschützen. Flüchtig dachte er an seine erste Gemahlin, aber an die Herrin des Schwebenden Schlosses wagte sich auch der mächtigste Drache nicht einfach so heran. Sie besaß, neben ihren Wachen, ein nettes, kleines Spielzeug um den Hals, dass er selbst ihr einst geschenkt hatte – und davor fürchtete sich sogar Ryuukossusei. Und nur er selbst kannte und hatte das Gegenmittel.   Unterdessen tobte in einem kleinen Büro am anderen Ende des Ganges, der die Vorstandräume der Taishou-Holding beherbergte, ein gewisser Kampf. Myouga hatte soeben Jaken, dem Sekretär Sesshoumarus ausgerichtet, dass der den jungen Herrn gleich beim Abholen am Flughafen von der neuen Stiefmutter in Kenntnis setzen sollte. Der Kappa war schlicht entsetzt. „Nein, das kannst gern du machen. Ich hänge an meinem Leben. Ja, genau, wieso nicht du?“ „Weil ich nicht ein Sekretär bin, sondern der Berater des mächtigen Inu no Taishou,“ verkündete der kleine Flohgeist hoheitsvoll, dem soeben dämmerte, dass tatsächlich auch sein Befehl gelautet hatte, den Sohn des Hauses mit abzuholen. „Ich soll nur mitfahren und ihn zu oyakata-sama bringen..“ „Aber du sollst mitfahren!“ triumphierte Jaken. „Dann kannst du Sesshoumaru-sama auch gleich die Neuigkeit überbringen. Immerhin bist du im Auftrag seines Vaters, ich meine, oyakata-samas unterwegs, da wird es schon nicht so schlimm werden. Was glaubst du, was er mit mir macht, wenn ich ihm erzähle, dass er eine Menschenfrau nicht nur im Bett seines Vaters vorfinden wird, sondern die auch noch mit Izayoi-sama ansprechen soll?“ „Sie lebt im Pavillon und er dürfte sie kaum zu Gesicht bekommen.“ Ach du je, in was hatte er sich da mit seiner Wahrheitsliebe hineingeritten? Sesshoumaru dürfte noch von zwei Wochen mit Väterchen Frost angespannt sein, wenn er sich nur an die etwas mühseligen Telefonate des Herrn mit dem überempfindlichen Schneegeist erinnerte, und würde nur nach einer Gelegenheit suchen diese Anspannung loszuwerden. Nun ja, er würde ihn nicht umbringen, aber schmerzhaft konnte das immer werden. „Ja, genau, das erzähle du ihm!“ Jaken rieb sich über die Stirn. „Im schlimmsten Fall bringt er mich nämlich um und ich habe Gerüchte gehört, er können einen dann wiederbeleben, nur um einen ein zweites Mal umzubringen.“ „Glaub doch nicht alles, was du hörst, du dummer Kappa.“ Aber der kleine Floh war alles andere als begeistert, dass die Legenden über das Schwert, dass der Herr in ferner Zukunft seinem Erben zugedacht hatte, bereits die Runde machten – ohne, dass dieser Unsinn stimmte. „Es ist deine Aufgabe das zu sagen, meine, ihn zu begleiten.“ „Myouga, lieber Myouga,“ verlegte sich der Kappa jetzt auf Raffinesse. „Wenn wir nun gar nichts sagen, passiert doch auch niemandem etwas, oder? Im schlimmsten Fall erfährt er es eben von oyakata-sama persönlich – und dem kann und wird er nichts tun.“ „Stimmt. Und willst du dann auch wissen, was anschließend mit uns passiert? Nicht ausgeführte Befehle sind eine Beleidigung für den Herrn!“ Ja, das war natürlich auch klar. Jaken seufzte. Im Zweifel bekamen sie es dann mit Vater und Sohn zu tun – es gab unter Garantie angenehmere Momente. „Wir warten einfach einen günstigen Augenblick ab.“ „Ja, das tun wir.“ Ausnahmsweise waren sich die Zwei einig.   Onigumo no Gumo nahm zufrieden in seinem Büro in der Bank Platz. „Komm schon her, Naraku. Es war ein guter Coup. Sogar das Fernsehen war da. Wir werden morgen sicher schon Anfragen erhalten.“ „Danke, Vater.“ Naraku setzte sich ihm gegenüber. „Interessenten werden sich etwas bedeckt halten, zunächst, meiner Meinung nach. Sie erwähnten ja durchaus das als Plan für die Zukunft. - Was mich daran erinnert, dass ich Ihnen meinen etwas riskanten Plan noch vorstellen möchte.“ „Stimmt.“ Onigumo lehnte sich zurück und verschränkte die Hände. „Nun, wie viel würde er bringen und wie riskant ist er.“ „Bringen bis zu zwei Millionen. - Und er ist kalkulierbar riskant, zumal ich ein Hanyou bin. Ich habe, als ich volljährig wurde, eine Lebensversicherung abgeschlossen. Das, was bislang eingezahlt wurde, kann ich zurückverlangen, wenn ein guter Grund besteht, zum Beispiel, wenn ich einen Unfall habe. Das Auto ist nur geleast und somit versichert, aber ich bräuchte dann ein neues. Oder so. Das geht dann die Unfallversicherung nichts an, ich habe dezent nachgefragt.“ „Du willst einen Unfall provozieren?“ Onigumo legte seine Finger gerade auf den Schreibtisch. „Das ist in der Tat riskant.“ „Ich habe einen Automechanikerkurs zum Selbstreparieren besucht. Natürlich verfüge ich über kein großartiges Wissen, aber ich weiß, wie man eine Bremse lockert. Ich habe mir auch eine Straße ausgesucht, deren Haarnadelkurven auf der einen Seite ziemlich in die Tiefe gehen. Ich müsste nur rechtzeitig aus dem Auto gelangen. Das sollte mir als Hanyou gelingen, zumal wenn ich mich nicht anschnalle. Ich hätte dazu nur eine Bitte an Sie. Ich bin diese Straße inzwischen vier Mal gefahren und glaube einen guten Punkt gefunden zu haben. Es ist aber natürlich deutlich schwieriger Ausschau zu halten, wenn man sich gründlich auf die Straße konzentrieren muss. Fahren Sie mich am Wochenende ein oder zwei Mal diese Straße, damit ich sicher gehen kann. Ich möchte mich ja nicht gerade umbringen.“ Zwei Pläne in einem, dachte er zufrieden. Sein bisheriger und sein neuer. Sie passten wunderbar zusammen. „Das ist durchaus eine gute Eigenschaft von dir. Und du kannst dich ja auch kaum von jemandem anderen fahren lassen, ohne dass der später bei der Polizei plaudert, natürlich. Gut. Fahren wir am Sonntag. Hm, welchen Grund gibst du später für diese, deine, Unfallfahrt an?“ „Nervosität, verehrter Vater.“ Naraku lächelte sanft. „Sie haben in der Pressekonferenz ja angekündigt, dass ich die Bank allein leiten soll. Ich bin noch jung und fühlte mich dem nicht gewachsen. Entsprechend wollte ich einen Ausflug in die Berge machen, um mich zu beruhigen, bin jedoch so aufgeregt, dass ich einen Lenkfehler begehe. - Sie haben ja nichts davon gesagt, dass Sie mich noch weitere Jahre anleiten wollen.“ „Gut. Du bist wirklich clever.“ Naraku fragte sich unwillkürlich, ob sein Vater das am Sonntag Abend noch immer denken würde. „Oh, fast an der Kuppe, der Höhe, oder wie auch immer man das nennt, gibt es einen Parkplatz mit einem Aussichtspunkt. Halten wir da und ich werde Fotos machen, wenn es geht sogar ein Video, um sicher zu sein. Wie wäre es mit einem zweiten Frühstück? Ich besorge Boxen und … ja, warum nicht Cola. Das dürfte sehr nach einem Familienausflug aussehen. Alles ganz harmlos, selbst, wenn dann schon Leute dort sein sollten oder vorbeifahren.“ „Du bist sicher, dass du die Tür auch bei Fahrt aufbringst?“ „Auch das möchte ich am Sonntag in voller Fahrt versuchen. Meine bisherigen Versuche waren doch ein wenig ... schwierig.“ Allerdings erfolgreich, aber, wozu das erwähnen. Und er schien wirklich übernervös gewesen zu sein. Auf dem Weg zurück hatte er weder das Auto mit den zwei jungen Leuten noch ein anderes permanent hinter sich entdecken können, obwohl er einige Schleifen gefahren war. „Was planen Sie, Vater, wenn jetzt wirklich ein Angebot kommt? Verhandeln, um es hinauszuzögern?“ „Ja natürlich. Unsere Vorräte, ohne deines wirklich interessanten Plans wegen des Unfalls, haben ausgereicht alle Zinsen zu zahlen, ja, selbst die beiden kleinen Hypotheken auszulösen. Niemand kann etwas ahnen. In vier Wochen, wenn die nächsten Zahlungen fällig sind, werden auch einige Hypotheken für diese Bank eingehen, so dass ich erst einmal liquide bin. Man muss die Buchführung etwas kreativ gestalten und ich muss spekulieren. Das ist die Chance schnell über die Hebel eines Derivates an viel Geld zu kommen.“ Oder es zu verlieren, dachte Naraku. Aber die alte Kette war quasi das Tafelsilber – einmal verkauft würde es kein weiteres Geld abwerfen und auch nicht als Sicherheit dienen können. Fast siebzig Millionen, auf die er eigentlich überhaupt nicht verzichten wollte und konnte. Lieber das behalten und die neue Kette dezent auflösen, ohne Skandal, lautlos, dann die Bank sanieren, das wäre der Weg, den er sah. Vaters neue Spekulationen konnten das Unheil nur beschleunigen. Spielen gehörte an den Spieltisch – nicht in das wahre Leben. Nun gut, bis Sonntag konnte er sich jedenfalls noch einmal alles gut überlegen. Immerhin musste er jetzt nicht mehr mit Ryuukossusei spielen – der war zwar gestern auch im Club gewesen, hatte sogar mit dem Taishou geredet, aber sowohl der Drache als auch der Daiyoukai hatten für ihn kaum mehr als ein Kopfnicken übrig gehabt. Ausnahmsweise war Naraku froh um die wenige Beachtung gewesen. Bald schon würde sie ihn wieder kennen müssen, Hanyou hin oder her. Zumindest bei einem von ihnen war Izayoi der Hebel.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)