Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 17: Familiärer Zwischenfall ----------------------------------- Naraku kam nach einem kleinen Umweg am Freitag Morgen in das Büro. Auf die Nachricht, dass sein Vater ihn unverzüglich zu sprechen wünsche, erwiderte er: „Ich komme sofort.“ Da war doch schon wieder etwas schief gelaufen? Nur, was? Er nahm zur Vorsorge jedoch die Packung mit den Schlaftabletten aus seinem Schreibtisch, ehe er sich auf den Weg machte. „Vater?“ „Wo zur Hölle warst du?“ knurrte Onigumo und warf Blätter Papier verächtlich auf seinen Schreibtisch. „Hier. Er muss verrückt geworden sein!“ „Ich war beim Arzt, Vater.“ Naraku nahm Platz. „Mir machen meine dauernden Kopfschmerzen Sorgen. - Er? Der Taishou?“ Überflüssige Frage, dachte er, schließlich trug jedes der Papiere das Logo der Taishou-Holding – ein stilisierter Hund. Aber er sollte ja auf seinen Vater eingehen. So nahm er das oberste Blatt. „Zehn Millionen?“ Das war mehr als eine Menge Geld, die da zurückgefordert wurden. „Und das ist legal?“ „Das ist es. Dieser Misthund!“ Onigumo knirschte förmlich mit den Zähnen. „Und das ist noch nicht alles!“ Naraku griff nach den nächsten Blättern, ein mehr als unangenehmes Gefühl im Magen. Hatte er sich nicht schon gedacht, dass der Taishou es absolut nicht schätzte erpresst zu werden und auf eine Revanche lauerte? Ein Kaufangebot für die alte Kette ... „Das Angebot ist nachgerade lächerlich. Er muss doch wissen, was das wert ist.“ „Oh, er weiß es. Nur zu gut. - Und er weiß, dass ich niemandem die Bücher der neuen Kette zeigen kann. Er hat verdammt gute Informationen.“ Onigumo atmete tief durch. „Zwei Millionen bringt dein riskanter Plan, sagtest du?“ „Sicher, womöglich mehr, aber das kann ich nicht garantieren.“ Je nachdem, wie sehr die Versicherung ermittelte. „Man könnte Izayoi bitten ...“ „Bist du verrückt? Ein Mann, der solch ein Angebot schicken lässt, wird sich doch nicht von einem hübschen Gesicht ablenken lassen. Der Hund will uns fertig machen!“ Sie, Vater, dachte Naraku prompt. Aber es stimmte natürlich. Dieser Doppelschlag war wohl kalkuliert. Und immerhin hatte sich der Herr der Hunde dieses Vergnügen einige Millionen kosten lassen. Davon würde der sich nie ablenken lassen. „Die zwei Millionen werden kaum reichen.“ „Nein, ein Tropfen auf den heißen Stein, das ist mir bewusst. Aber wenn ich sie ihm zahle, sofort, kommen vielleicht andere, vernünftigere, Angebote. Dann gelte ich ja als zahlungsfähig.“ Naraku dachte an die Versicherungspolice. „Ja, wohl. - Zehn. Wieso genau dieser Betrag?“ „Keine Ahnung. Ich habe die Finanzabteilung auf die Suche geschickt, was er noch alles hat. Bei dem Wirrwarr an Firmen, die die Taishou-Holding kontrolliert, kann das so ziemlich jeder Gläubiger sein.“ Onigumo atmete tief durch. „Wenn er so aggressiv ist, hätte er das doch an Izayoi auslassen können.“ Naraku schwieg lieber. Zehn Millionen und ein eigentlich zu vernachlässigendes Angebot – und ein kluger Plan. Wenn die Zehn nicht bezahlt werden konnten, würde die finanzielle Schieflage der Gumo-Bank offen liegen. Um das zu verhindern, musste man das erstbeste Angebot zu dem Verkauf der alten Kette annehmen. Und der Taishou bekäme das Sahnestück ihrer … Vaters Firmen, für nicht einmal die Hälfte des Wertes. Es sei denn, in den nächsten Wochen konnte man die zehn Millionen bezahlen oder bekam ein deutlich höheres Angebot für die „alte Kette“. Schön, also die zehn Millionen. Er lächelte verbindlich. „Vater, ich sehe keinen anderen Weg, als zunächst einmal diesen Unfall durchzuziehen. Ich würde darum bitten, dass Sie am Sonntag um neun mit mir in die Berge fahren. Und ein kleines Picknick einnehmen.“ Immerhin konnte er sich auf seinen Sohn verlassen. „Ja, es ist wohl wirklich Zeit.“   Als Sesshoumaru sich im matten Licht der winterlichen Mittagssonne in die Autositze fallen ließ, tat er es mit ungewohntem Nachdruck. Dann erst erkannte er, dass nicht nur Jaken, sondern auch Vaters so genannter Berater ihn vom Flughafen abholten, und fixierte den kleinen Flohgeist neben sich. „Myouga.“ Der hatte doch sicher noch eine Anweisung Vaters für ihn. Hoffentlich keine besondere. Er wollte nur noch nach Hause! „Willkommen in Japan, Sesshoumaru-sama,“ betonte der kleine Flohgeist und warf dem Kappa, der sich auf den Vordersitz hockte, einen giftigen Blick zu. Natürlich hatte dieser Feigling nichts erwähnt! „Äh, oyakata-sama lässt Sie anweisen in die Zentrale zu kommen, er wünscht umgehend Bericht.“ Der jugendliche Inuyoukai seufzte nur innerlich. Das hatte er sich ja denken können. „Der Fahrer weiß Bescheid.“ Der bog ja auch schon entsprechend ab. Aber natürlich würde Vaters Befehl jede seiner eigenen Anweisungen übertrumpfen. „Ja, Sesshoumaru-sama. Äh, Sie sollten, ehe Sie in das Schloss fahren, noch eine Kleinigkeit wissen ...“ Myouga versuchte vergeblich sich mit zwei Händen den Schweiß von der Stirn zu wischen. DAS würde er diesem Kappa heimzahlen. „Äh, ehe ich es vergesse, im Jade-Pavillon wohnt momentan eine junge Dame.“ Sesshoumaru wandte ihm den Blick zu. Vater hatte durchaus ab und an flüchtige Liebschaften, aber eigentlich quartierte der die jeweilige Youkai nicht in seinem Schloss ein. Nun gut, den Pavillon betrat er nicht und würde ihn auch nicht betreten. Immerhin deutete das auf keine ernste Sache hin, wenn Vater sie da draußen ließ. Welche Youkai könnte auch Mutter ersetzen. „Noch etwas?“ Myouga zog sich seiner Meinung nach elegant aus der Affäre. „Ich denke, oyakata-sama wird Sie von allem anderen in Kenntnis setzen, was Sie wissen sollen.“ Hm. Andererseits – was sollte in zwei Wochen schon so Wichtiges passiert sein. „Dieser … Tere ...?“ „Takazen? Er ist gesund.“ Schön, dann war das ja wohl in Ordnung und Vater hatte keinen Grund ihm weiter zu zürnen. Nicht noch einmal vierzehn Tage in diesem Schneepalast mit Väterchen Frost und seiner reizenden Enkeltochter! Väterchen Frost! Ha! Der Kerl war aufbrausend wie ein Schlammvulkan. Das Einzige, das ihn selbst davor bewahrt hatte eingefroren zu werden, war die Zuneigung gewesen, die dieses „Schneeflöckchen“ von ihm haben wollte. Jeder Kuss, jede streichelnde Geste schützte ihn und ließ die Verhandlungen weitergehen. Was für ein Hundeleben! Er wollte nur noch heiß baden und dann ausruhen. Aber natürlich hatte Vater das Recht zuvor seinen Bericht und die Unterlagen zu verlangen.   Im Büro erwartete der Herr der Hunde seinen Sprössling in der japanischen Ecke. Als Sesshoumaru sich verneigt und niedergekniet hatte, meinte er nur: „Ich vermute, deine Verhandlungen waren erfolgreich.“ „Ja, verehrter Vater. Hier, die Unterlagen.“ Nein, nur nicht erwähnen wie mühselig das gewesen war. Das würde ja ihm und seinen Fähigkeiten kein gutes Zeugnis ausstellen. Aber an dem kaum wahrnehmbaren Lächeln seines Vaters konnte er sehen, dass der Bescheid wusste. Nun ja, der hatte ja wohl schon einige Telefonate mit diesem Schneemann geführt. „Sie hatten wie immer Recht. Väterchen Frost ist nicht sonderlich langmütig.“ „Du hattest Erfolg. - Es wird dich übrigens freuen, dass sowohl Takazen als auch ein unabhängiger Zeuge bestätigten, dass du ihn im Affekt verletzt hast, nachdem du schwer beleidigt wurdest. Du wirst um eine Anzeige herumkommen, aber selbstverständlich Schmerzensgeld zahlen müssen.“ Ein privatrechtliches Verfahren würde beileibe nicht so viel Staub aufwirbeln wie ein Strafprozess. Einige neue Schlagzeilen auf einer hinteren Seite. Sesshoumaru senkte höflich und in gewisser Weise beruhigt den Kopf. Natürlich hatte Vater das hingebogen, er bog immer alles hin. „Ich vermute, dass du dich etwas entspannen möchtest. Fahre ins Schloss. Oh, hat dir Myouga gesagt ...“ Ach ja, das. „Er erwähnte, dass Ihre derzeitige Bettgenossin im Pavillon wohnt.“ Im nächsten Moment wünschte sich der Jugendliche irgendwohin, zur Not in ein Eisbett mit Schneeflöckchen, denn sein Vater sah ihn ausdruckslos an. Und, das war das Schlimmste, dessen Youki war überhaupt nicht mehr zu spüren. Das bedeutete in aller Regel, dass der Daiyoukai sich nur noch mit Mühe bezähmen konnte mit seiner Energie nicht die Hochhausetage abzureißen. Kurz, er war mehr als erbost. Was war nur los?   Der Taishou hob ein wenig die Rechte und betrachtete einige Sekunden sein Handgelenk, ehe er langsam das weiße Hemd auf den Millimeter korrekt aus dem Anzugärmel zupfte. „Ich möchte dich auf einige Dinge aufmerksam machen, mein Sohn.“ Das klang eisig wie Stahl unter Polarlicht. „Die junge Dame, die es bevorzugt momentan im Pavillon zu leben statt im Schloss, ist meine Gemahlin. Ihr Name ist Izayoi und sie ist ein Mensch. Ich habe sie geheiratet, damit ich die Aussagen zu deinen Gunsten erhielt, auch sie heiratete mich nicht aus freien Stücken. Wir beide gehen mit dieser Tatsache mit gegenseitigem Respekt um. Sollte es irgendeinen Grund geben, dass sie weint, werde ich allerdings jede einzelne ihrer Tränen zählen und den Urheber zur Rechenschaft ziehen. Hast du mich verstanden?“ Myouga war fällig! Wieso hatte der gesagt … Aber Sesshoumaru wusste, was von ihm erwartet wurde. „Ich habe Sie verstanden, verehrter Vater. Sie brauchen mich nicht mehr zu überzeugen.“   Sesshoumaru dachte noch immer mit gewissem Grimm an Myouga, als er in den Badezimmertrakt des Schlosses schritt. Wirklich, wie hatte dieser Narr verschweigen können, dass es sich nicht um eine x-beliebige Youkai, sondern die menschliche Ehefrau des Inu no Taishou handelte? Vater neigte sowieso dazu, den Frauen, die auch nur vorübergehend seine Huld besaßen, einiges durchgehen zu lassen. Gemahlinnen waren aber noch einmal eindeutig eine andere Kategorie. Und zu allem Überfluss sah er selbst sich gezwungen das mehr als zu tolerieren. Vaters Äußerung, dass diese Ehe nur dadurch zustande gekommen war, dass er ihn, seinen Sohn, vor einem Skandal und Ärgerem retten musste … Auweia. Und überhaupt, wieso hatte dieser dämliche Jaken, seines Zeichens sein Sekretär, ihn nicht gewarnt? Vater war allemal wegen der Aktion im Billionaire nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen, die Tatsache, dass der einen Menschen heiraten musste, hatte dessen Laune sicher kaum gehoben – aber, das gab der Jugendliche zu, Vater war konsequent. Er würde seine, wenn auch lästige, Angetraute schützen, gleich, gegen wen. Die Aussage, er würde jeden, der sie kränke, zur Verantwortung ziehen, war keine leere Drohung. Das gab es bei keinem Dämonenfürsten und erst recht nicht bei Vater. Das war ein Versprechen. Myouga oder Jaken sollten ihm nur unter die Finger kommen! Die Narren wussten schon, warum sie seit Stunden unsichtbar waren!   Er zog sich aus. Endlich zuhause, endlich sich aufwärmen. Diese Eiswüste, samt deren Bewohnern, war ihm mehr als auf die Nerven gegangen. Nun gut, Vater hatte sich mehr als bemüht ihm hierzulande alle Probleme vom Hals zu nehmen – der sah das vermutlich höchstens so, dass sie quitt waren. Jedenfalls war er selber Schneeflöckchen los und Vater hatte dieses Menschenweib noch immer. Wie auch immer. Mit gewissem Selbstmitleid ging der junge Inuyoukai einen Raum weiter und wusch sich ab, wunderte sich nur ein wenig über die Tatsache, dass er einen Stoß Handtücher auf den warmen Steinen entdeckte. Hatte da jemand tatsächlich mitgedacht, dass er gleich baden wollte? Hinter ihm ging die Tür auf und er wandte den Kopf, erstaunt, dass zwei menschliche Dienerinnen eintraten. Die Eine starrte ihn förmlich an, die Andere schaffte es gerade noch etikettegerecht den Kopf zu senken und hervor zu pressen: „Sesshoumaru-sama!“ Die alte Schachtel dagegen rannte an ihm vorbei und stellte sich vor die Tür in das eigentliche Bad. „Sie können jetzt nicht baden!“ erklärte sie. Das war zu viel, beschloss der unbekleidete Jugendliche und ging auf sie zu. Nur ein Narr wäre stehen geblieben oder jemand, der auf Schmerzen stand. Diese alte Frau breitete einfach die Arme aus. „Misako!“ kreischte die zweite Frau auf, als eine Handbewegung Sesshoumarus die so Genannte gegen die Seitenwand fliegen ließ. „Oh ihr Götter! Nein, Sesshoumaru-sama, Sie dürfen nicht ...“ Akiko, die auf ihre Kollegin zulief, brach ab, als sie bemerkte, dass der Sohn des Hauses bereits in das dampfende Badezimmer schritt – und den jähen Aufschrei ihrer Herrin hörte.   Izayoi hatte beschlossen sich wirklich ein warmes Bad im Schloss zu genehmigen. Der Pavillon verfügte ja nur über eine Dusche. Der Taishou würde erst abends eintreffen und, obwohl sie wusste, dass Sesshoumaru auch heute wieder zurück käme, vermutete sie doch, dass er, so als Youkai, weder Schlaf noch Bad benötigte und überdies zuerst zu seinem Vater wollte. So hatte sie sich um zwei Uhr in das Becken begeben. Sie rechnete mit allem, als die Tür aufging, aber nicht mit einem jungen, splitterfasernackten, Youkai, mit einer Art Boa um die Schulter, der bei ihrem Anblick erstarrte. Instinktiv quietschte sie förmlich auf, riss die Arme vor die Brust und warf sich herum um ihre Stirn gegen den Beckenrand zu lehnen. „Bitte, gehen Sie!“ Sie hoffte, dass ihre Haare lang genug waren, um selbst so im Wasser ihr wenigstens von hinten einigermaßen Sichtschutz zu gewähren.   DAS. WAR. NICHT. SEIN. TAG. Sesshoumaru war klug genug um zu wissen, wer da als Mensch einfach so im Bad der Familie liegen durfte, jetzt auch zu erkennen, was die zwei menschlichen Dienerinnen bedeuteten und die angewärmten Handtücher. Wie sollte er das seinem verehrten Vater auch nur einigermaßen erklären? Genauer, würde der ihm auch nur noch zuhören, wenn sich dieses offenkundig hysterische Weibsstück bei ihm beschwerte? Wie kam er selbst jetzt wieder hier heraus, ohne … Nein, daran wollte er nicht einmal denken. Seine Mutter hatte zu ihm bei einem seiner, durchaus seltenen, Besuche gesagt, wenngleich auch in Bezug auf sich selbst, Vater sei sehr auf seine Ehre bedacht, weil das auch ein Teil seiner Herrschaft sei. Jemand, der sich an seine Frau heranmache, decke die Blöße des Fürsten auf – das sei praktisch gleich zu setzen mit Hochverrat. Dann konnte der Schuldige von Glück reden, wenn der Kopf sofort auf dem Silbertablett landete und er nicht zuvor jeden Knochen einzeln im Leib gebrochen bekäme oder noch Ärgeres. Irgendwie fand er seine Selbstbeherrschung zurück. „Ich bitte um Entschuldigung, Izayoi-sama, mir sagte niemand, dass Sie Ihr Bad genießen.“ Das sollte doch erst einmal doch reichen. So zog er sich zurück und schloss die Tür. Ohne die beiden Frauen zu beachten, von denen Eine die Andere im Arm hielt, wickelte er sich erst einmal ein Handtuch um, ehe er sagte: „Du solltest Hotaru kommen lassen.“ „Ja, Sesshoumaru-sama.“ Akiko war heilfroh, dass sie beschwören könnte, der junge Herr habe das Bad nicht betreten, sondern sei in der Tür stehen geblieben. Es handelte sich wohl um ein Missverständnis, keine Provokation, aber sie wusste von ihrem Ehemann genug über Youkai, um zu wissen, dass das, Erbprinz hin oder her, mit Strafen bis hin zum Tod geahndet werden konnte. Aber sie kannte auch ihre Pflicht.   So fand der Inu no Taishou, als er in das Schloss kam, vor dem Eingang einen menschlichen Diener vor, der sich tief vor ihm verneigte. „Nachricht von Izayoi-sama?“ fragte er prompt. „Äh, nein, von Akiko, ihrer Hofdame. Wenn oyakata-sama die Güte besitzen würde in den Pavillon zu gelangen ...“ Zur unbedingten Erleichterung des Mannes drehte der Herr des Hauses nur ab und ging besorgt durch den Park. War SIE etwa krank geworden? Akiko neigte sich tief, als der Daiyoukai eintrat und mit einem Blick erkannte, dass sie allein war. „Wo ist die Zofe?“ Nur in die Küche geschickt oder gar zum Arzt? „Wir mussten Misako-san leider in das Krankenhaus bringen lassen,“ murmelte sie mehr als sie berichtete. „Sie hat sich wohl mehrere Rippen gebrochen. Das soll geröntgt werden.“ Wenn sich die alte Dienerin verletzt hatte und seine Ehefrau nicht anwesend war … Sein Youki wallte auf. „Was geschah mit meiner Frau?“ „Nichts, oyakata-sama. Es war nur ein Missverständnis. Dass Sesshoumaru-sama ...“ Akiko brach lieber ab, da sie erkannte, dass die rechte Klaue gehoben wurde. „Wo ist meine Gemahlin?“ Was zur Hölle hatte sein Sohn schon wieder angestellt? Ein menschlicher Geschäftspartner hatte ihm in einem uninteressanten Gespräch mal dessen Leid mit Teenager-Söhnen geklagt, aber der seine war schließlich Jahrhunderte alt! Akiko erkannte den sich anbahnenden Irrtum. „In ihrem Schlafzimmer, oyakata-sama. Gesund und munter. Wir hoffen auf einen baldigen Anruf des Krankenhauses, wie es Misako geht.“ Immerhin war Izayoi unversehrt. „Gut. Bericht.“ Auf direkte Fragen bekam man leider immer nur auch direkte Antworten. Akiko tat wie geheißen, wenn auch in dem unsicheren Gefühl zwischen Pest und Cholera zu stecken. Der Erbe des Hauses würde es kaum gut heißen, würde sein Fehler ausgeplaudert – andererseits: das war der Fürst und der Ehemann ihrer Schutzbefohlenen. So beteuerte sie auch ehrlich, dass Sesshoumaru auf der Schwelle stehen geblieben war, so weit sie gehört hatte, sich entschuldigt hatte, und unverzüglich mit der Anweisung Hotaru zu holen gegangen war.   Sesshoumaru wartete unterdessen vor dem Arbeitszimmer des Taishou hier im Schloss. Er hatte sich gesetzt, um nicht zufällig vorbeigehenden Leuten seine Besorgnis zu verraten. Das sah nicht gut aus, und zwar für ihn. Er hatte Vater mit seiner unangemessenen Reaktion im Billionaire bereits verärgert, ja, den praktisch dazu gezwungen, zu seiner Rettung eine menschliche Ehefrau zu nehmen. Das war garantiert nicht dadurch verbessert worden, dass er in Unkenntnis des wahren Status diese zuvor als seine Gespielin bezeichnet hatte. Jetzt ebendiese aber auch noch im Bad zu überfallen, war … Nun ja. Vater milderte seine Urteile meist, wenn ein Geständnis erfolgte, und er hoffte doch schwer, dass das jetzt auch für ihn galt. Irgendetwas würde als Bestrafung kommen, da war er allerdings sicher. Vater! Er verneigte sich eilig, wenngleich mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend, als der Taishou vor ihm stehen blieb. „Du hast mir etwas zu erzählen?“ Ach du je. Er wusste es schon. Und was würde Vater jetzt von seiner Selbstbeherrschung und Fähigkeiten halten? „Es gab einen Zwischenfall, den ich bedauere.“ Hatte er dieses Wort wirklich ausgesprochen? „Ich kam hierher und wollte ins Bad gehen. Leider war niemand vor Ort und so ging ich … zugegeben unbekleidet, in den Waschraum und dann in das Bad. Da erst wollten mich zwei Menschenfrauen belästigen“ Wie sollte er das so sagen, dass es eben KEIN Geständnis wurde? Und doch wieder eins, um die Strafe zu mildern? „In gewisser Missdeutung der Situation schob ich die Frau, die sich vor die Tür stellte, beiseite. Erst dann, als ich die Tür öffnete, erkannte ich, dass das Bad bereits belegt war, und die alte … ich meine, die Hofdame, Grund zu ihrer Reaktion hatte. Ich entschuldigte mich bei Izayoi-sama und zog mich wieder an, nicht, ohne der unverletzten Hofdame zu sagen, sie solle Hotaru rufen.“ Er versuchte aufzusehen, nun ja, zu schielen, aber das Gesicht des erfahrenen Feldherrn war undeutbar wie eh und je. „Nun, dann komm mit.“ Diesem unmissverständlichen Befehl hatte er nichts entgegenzusetzen. „Ja, verehrter Vater.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)