Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 19: Onigumo ------------------- Naraku ließ das Fernglas sinken und wandte sich um. Hm. Täuschte er sich oder hatte sein werter Vater noch nicht angefangen was aus den Boxen zu nehmen? Wurde der aus irgendeinem Grund misstrauisch? Nun, umso schneller sollte er das hier erledigen. Er trat zu ihm. „In beiden Boxen sind die gleichen Dinge drin, wenn Sie sich nicht entscheiden können. Aber die Dosen – oh, ich hole rasch die Becher aus dem Auto, ich habe sie mir doch extra mitgeben lassen.“ Onigumo warf einen Blick auf die mitgebrachten Speisen, ehe er zumindest von den beiden Boxen die Plastiktüten abnahm. Sie sahen wirklich gleich aus, unversehrt zugeklebt. Was nur machte ihn genau heute so misstrauisch? Nur der Grund, dass sein Sohn nicht aufgeregt wirkte? Er war ein Hanyou und dem sah man, wie auch seiner Mutter, oft nicht an, was er dachte. Bei einem Spinnenweibchen durchaus eine tödliche Eigenschaft. Nun ja, er hatte sie doch einige Jahre überlebt, nicht zuletzt dank seines genialen Einfalls ihr stets ein Präsent mitzubringen, das sie sorgfältig auspacken musste. Ehe der Instinkt wieder die Oberhand bekam und sie ihn packen und fressen wollte, war er bereits wieder aus ihrem Schlafzimmer. Danach freilich, wenn die Fressgier wieder erloschen war, war sie freundlich und umgänglich, eine perfekte Schneiderin, wie so viele ihres Volkes. Nun ja. Er öffnete eine Dose. Stimmt, ein Becher war nur zu sinnvoll, wenn man nicht wie diese Jugendlichen gleich aus dem Metall trinken wollte. Ein Gumo besaß Anstand. Naraku reichte ihm einen Becher und er goss sich ein. Nachdem sein Sohn sich gesetzt und ebenfalls eingeschenkt hatte, sagte er: „Die beiden Boxen sehen wirklich gleich aus. Nur, leider habe ich momentan keinen Appetit.“ „Ich sollte doch allein aufgeregt sein, verehrter Vater.“ Naraku lächelte und öffnete eine Box, begann zu essen. „Ich habe gerade noch einmal nachgesehen. Der Weg, den Sie hochgefahren sind, hat mich nicht getäuscht. Da gibt es eine überaus günstige Stelle. Ich würde vorschlagen wir fahren dann nach unserem kleinen Picknick zurück, genau diese Strecke. Wenn es geht, werden Sie dort langsam und ich mache mir noch einige Fotos.“ „Wann willst du denn den Unfall haben?“ Onigumo trank, um nicht auch noch als misstrauisch verlacht zu werden. Naraku nahm sich gerade ebenfalls die andere Box vor, offenkundig so heißhungrig, wie es nur ein Hanyou sein konnte. Nein, da war sicher nichts vergiftet worden. Warum auch? Der Junge hatte keine Ahnung vom Geschäft und konnte die Bank ohne ihn nicht einmal im Traum halten. Der Plan war durchaus gut und konnte zwei Millionen bringen. Das Risiko für seinen Sohn sollte sich in Grenzen halten, der war eben nur ein halber Mensch. Die zehn Millionen, die dieser verdammte Hundesohn von ihm forderte, mussten eben auf diese Art und ein bisschen Falschspiel eingebracht werden, um eine Zwangsversteigerung der Grundstücke der neuen Kette wenigstens solange blockieren zu können bis ein besseres Angebot für die alte Kette eingegangen war. Punkt. Izayoi schien ja auch komplett versagt zu haben, wenn sie zulassen konnte, dass ihr Ehemann ihren Vater und ihren Bruder ruinieren wollte. Onigumo unterließ es wohlweislich auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie sie sich bei dieser Heirat gefühlt haben musste – oder auch erst fühlen würde, erführe sie eines Tages, dass sie gar nicht seine Tochter sei.   Naraku hatte seinen Becher ausgetrunken und stellte ihn fast demonstrativ ab. Eine einfache, geniale, Idee. Die Tabletten so fein mahlen, dass es sich nur um weißen Staub handelte, der in einem weißen Becher nicht weiter auffiel. Durch seinen Selbstversuch wusste er, dass eine einzelne Tablette ihm nicht schadete, für einen Menschen aber wohl schon Einfluss hatte. Es war ihm jedoch gelungen den Becher mit gleich zwei Tabletten seinem Vater zu geben. Und der war zwar misstrauisch genug um nicht zu essen, aber eine verschlossene Getränkedose hatte ihn so beruhigt, dass er an einen Becher nicht dachte. Fehler. Allerdings, das gab Naraku zu, hatte Vater in der letzten Zeit doch deutlich nachgelassen. Das Alter vielleicht? Warum war der Narr dann nicht in Rente gegangen, wie er es ja schon öffentlich angekündigt hatte? Und zwar am Besten schon vor fünf Jahren? Erst da war der ja wohl auch auf die alles andere als brillante Idee gekommen an den Börsen mit Derivaten und noch schwierigeren mathematischen Sachen zu spielen. Natürlich konnte man das – aber doch nur mit dem Geld, was übrig war, und nicht dem Kapital der Familie oder der Bank. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. Die Tablette benötigte zwanzig Minuten um bei einem Menschen zu wirken. Noch zehn Minuten hier sitzen, fünf zum Packen und Abfahren, fünf bis zu der Steilstelle. Ungefähr, denn dieser Plan hatte einige Unwägbarkeiten. Im schlimmsten Fall würde er sich selbst verletzen. Dennoch, es war damals, als er aus der Schule kam und zu studieren begann, neben seiner Arbeit in der Bank, ein ausgesprochen kluger und weit blickender Plan gewesen, diese hohe Unfallversicherung auf Vaters Tod abzuschließen. „Ich habe übrigens mit … Bekannten gesprochen, die in aller Regel recht gut über den Taishou informiert sind. Nichts Geschäftliches, da passt er ja immer auf, aber es scheint einen Zwischenfall gegeben zu haben. Jedenfalls kam Sesshoumaru ins Schloss und keine halbe Stunde später fuhr ein Krankenwagen vor. Ich hoffte ja fast schon, dass er sich an Izayoi vergriffen hatte, rief sie dann zur Nachfrage an. Sie hat ja ein Handy. Sie meinte, ihre Zofe habe sich verletzt. Mag sein oder eben auch, dass der Junior durch die vierzehn Tage in Sibirien nichts gelernt hat.“ Allerdings sollte er seinem Vater nicht erzählen, dass es sich bei diesen Bekannten um Hölleninsekten, Saimyosho, handelte – und wer die ihm zur Verfügung gestellt hatte. Bislang hatte jedenfalls noch kein Youkai, gewöhnlich oder Krieger, diese auf dem Grundstück bemerkt. „Es kann nicht jeder so einen Sohn wie dich haben.“ Onigumo lächelte ein wenig spöttisch und trank sein Cola aus. Nein, der Junge war fähig und ihm treu ergeben. „Andererseits, was ich so über den Bengel weiß – er würde sich kaum an einem Menschen vergreifen, einfach, weil unsereins ihn anekelt. Das mit Takazen war ein für uns glücklicher Umstand. Es war wohl jetzt ein wirklicher Unfall. Ein Skandal wäre es natürlich, da gebe ich dir recht, wenn er gegen seine Stiefmutter etwas unternehmen würde. Allerdings, und diesbezüglich, mein Junge, weiß ich genug von Youkai, dann ist er dran. Sein eigener Vater würde ihn ohne mit der Wimper zu zucken liquidieren lassen. Da geht es um Gehorsam und Autorität und dieses altmodische Denken der Youkai.“ Naraku warf einen Blick auf die Armbanduhr, ehe er an seinem Hemdärmel zupfte. „Wenn es nach mir ginge, und so, wie sich Sesshoumaru mir gegenüber verhält, könnte ihn der Herr der Hunde am Spieß auf kleiner Flamme rösten. Wobei ich zugebe, ich habe ihn nicht gesehen, seit ich der Schwager seines Vaters bin. - Ich denke, wir räumen hier langsam zusammen. Dort ist ein Abfalleimer. Ich darf doch ...“ Er nahm die Boxen und die Becher. Nur die Boxen wanderten freilich in die Mülltonne, die Becher nahm er lieber mit. Nicht, dass irgendein Narr noch die Rückstände der Tabletten darin finden würde. So drückte er sie mit aller Kraft zusammen und schob sie in die Jackentasche. Sein Vater war bereits eingestiegen. Gut. In maximal zehn Minuten müsste der die volle Wirkung zu spüren bekommen. Jetzt noch schön langsam bleiben. „Ich hole nur noch den Fotoapparat aus dem Kofferraum.“ Er legte das Fernglas ab, das er bislang um den Hals getragen hatte, und nahm die Kamera zur Hand, hing sie sich um. Er sollte sie nicht verlieren. Seine Fingerabdrücke auf dem Fernglas konnte er nur zu gut erklären, aber der Apparat und die Bilder darauf waren schwerer zu diskutieren, immerhin war er doch gar nicht hier anwesend. Wurde der in dem Auto gefunden, würde es unnötige Rückfragen geben. Es war schwieriger als gedacht etwas absolut wasserdicht zu planen. Noch ein, zwei Fotos hier, um eine weitere Minute zu erkaufen, dann einsteigen ...   Onigumo fuhr langsam die Bergstrecke, ließ sich sogar auf einer Geraden überholen, was ihm widerstrebte, aber da sein Sohn eifrig Fotos machte, war das wohl nur zu sinnvoll. Komisch. Woher kam dieser Nebel? Oder, hier war ja keiner, erkannte er dann. Was war denn jetzt los? Litt er unter Sehstörungen? „Vater?“ Naraku griff in das Lenkrad und drehte es etwas seitwärts. „Bitte, achten Sie auf die Straße.“ Es ging also los. Er sollte sich vorbereiten und schnallte sich ab. „Ich halte an. Mir ist so eigenartig.“ „Ja, ungefähr tausend Meter weiter unten gibt es einen Parkplatz, ab da übernehme ich, einverstanden? Sie hätten doch etwas essen sollen. Sie haben vermutlich heute noch gar nichts zu sich genommen?“ Ja, da hatte der Junge wohl recht. Aber er war doch noch nie in seinem Leben in Unterzucker gefallen? Zeigte sich doch das Alter? Oder stimmte hier etwas anderes ganz und gar nicht? Mühsam zog er das Lenkrad der Straße nach. Was war nur los? Es war fast, als ob er vergiftet worden wäre ...   Naraku bemerkte das häufigere Blinzeln, das Wischen über die Augen. Schön. Schluss mit dem Versteckspiel. „Vater, die Cola war ein Gnadenakt. So konnte ich Ihnen zwei Schlaftabletten geben. Nur noch diese Kurve, ja, genau. Gut. Leben Sie wohl!“ Jetzt kam das steile Abwärtsstück mit der scharfen Kurve am Ende. Noch zehn Meter, dann musste er selbst aussteigen. Ein rascher Blick nach hinten und vorn verriet ihm, dass es perfekt war, niemand direkt in Sicht. Ohne zu zögern drückte er mit seiner übermenschlichen Kraft die Tür auf und ließ sich hinausfallen. Im Sturz erkannte er noch den entsetzten Blick Onigumos, der ihm galt, anscheinend hatte der begriffen, trotz allem. Als er hart auf den Boden prallte und sich schmerzhaft abrollte, wusste er, dass der Wille des einst so erfolgreichen Bankiers noch einmal die Schatten der Betäubung durchdrungen hatte. Hoffentlich würde alles glatt gehen, Vater gleich bewusstlos werden. Er rannte von der Straße in den Wald, sprang den hier steilen Abhang hinunter. Er blieb jedoch stehen, als er einen lauten Aufprall hörte, metallisch und in der Stille der Berge fast erschütternd. Weiter, dachte er. Er hatte nur wenig Zeit, um hinunter zum Bahnhof zu gelangen und dann zurück nach Tokyo. Sein Alibi musste stehen. Was mit seinem Auto und seinem Vater war, würden ihm die Hölleninsekten noch mitteilen können.   Als er unten den Bahnhof erreichte, war er etwas außer Atem, aber er erwischte den Zug noch. Daran hing sein Alibi. Jetzt nur rasch nach Tokyo, in die Gemäldeausstellung. Die hatte er sich extra ausgesucht, da sie über keinerlei Kameras verfügte und er bereits dort gewesen war, um sich die Bilder einzuprägen. Vor dem Verlassen des Hauses hatte er erwähnt, dass er dorthin gehen würde. Falls ihn die Polizei nun suchen würde, um ihm vom Tod seines Vaters zu berichten, würden sie ihn dort finden. Er nahm doch schwer an, dass sie, auf Grund der Tatsache, dass das Auto auf ihn zugelassen war, doch zunächst einmal ihn als Opfer vermuten würden und etwas Zeit benötigen würden, um herauszufinden, dass der Tote der Vater und der Vermisste der Sohn war. Und tot war Vater, das Bild, das ihm ein Hölleninsekt gebracht hatte, war nur zu deutlich gewesen. Das konnte kein Mensch überlebt haben. Er warf einen Blick auf die Uhr. Dreißig Minuten, dann Umsteigen in die U-Bahn. Das musste doch reichen.   Mit den Saimyosho hatte ihm dieser Shishinki eine echte Freude gemacht. Natürlich war der Kerl gefährlich, ein Daiyoukai war das immer, aber jemand, der den Inu no Taishou buchstäblich auf den Tod nicht leiden konnte, war sicher eine gute Hilfe. Er vermutete, dass der Herr der Hunde auch schuld an der Tatsache war, dass Shishinki halbseitig eine Maske über dem Gesicht trug, aber dieser redete nicht darüber – und Naraku fragte nicht. Die Hölleninsekten waren schon einmal eine nette, hilfreiche, Geste gewesen – alles, was er selbst hatte tun müssen, war, Shishinki nicht zu verraten und dafür den Taishou zu Boden zu bekommen. Auf die Frage, warum ein Daiyoukai dem anderen nichts anhaben könnte, hatte Shishinki zuerst nur gefährlich geknurrt, dann jedoch zugegeben, dass ihm der Taishou seine wichtigste Waffe gestohlen habe. Hm, dachte Naraku und dehnte sich im Zugsessel. Gestohlen? Shishinki mochte das so sehen, aber seiner persönlichen Meinung nach war war der alte Hund zu ehrbar. Vermutlich hatte der ach so tolle Daiyoukai einen Kampf verloren und dabei etwas Wertvolles eingebüßt. Verlierer sahen die Welt oft anders, da brauchte er nur an seinen armen, verblichenen Vater denken. Ups. Das sollte er eben nicht. Er konnte ja noch gar nicht wissen, dass der tot war. Da musste er aufpassen. Trotz aller Krimis, die er im Fernsehen gesehen hatte, war die Polizei alles andere als töricht. Redete er von Dingen, von denen er nichts wissen konnte, würden sie ihn festnehmen, das sollte er vermeiden. Immerhin hatte die Nachfrage bei einem Anwalt ergeben, dass Hanyou tatsächlich zwischen den Gesetzen standen. Je nachdem, gegen wen sich das Verbrechen gerichtet hatte, urteilten Menschen oder leider der Taishou. Vater war ein Mensch. Und der Rest … Nun, Sieger schrieben die Geschichte.   Als er in der Gemäldeausstellung eintraf, war er unangenehm überrascht, dass er Shishinki erkannte, der sich langsam abwandte und in einen kleinen Raum ging, sich dort auf eine Bank vor einem großen Gemälde setzte. Natürlich, dachte er dann. Die Hölleninsekten würden auch ihren eigentlichen Herrn informiert haben. Nun ja, unvorsichtig war der Kerl nicht.   Aber er setzte sich neben den Daiyoukai, dessen rechte Gesichtshälfte von einem hellen Metall verdeckt wurde. „Guten Tag, werter Shishinki.“ „Ich vermute, es lief nach Ihrem Plan, Naraku.“ „Bislang. - Darf ich fragen, welche unaufschiebbare Sache Sie hierher führt?“ „Nennen wir es reine Neugier. Wie sieht Ihr weiterer Plan aus? Mir geht es um den Taishou, genauer, um mein Eigentum.“ „Es wird etwas dauern, einige Wochen, schätze ich, bis ich weiter machen kann. Leider sind die gesetzlichen Vorschriften ein wenig mühselig. Dann jedoch, werde ich, mit der unwesentlichen Hilfe eines Drachen, weitergehen. Und mein lieber Schwager wird das Gesicht vor jedem Menschen und Youkai im Lande verlieren. Wäre das in Ihrem Sinn?“ „Ich höre.“ Der Daiyoukai betrachtete das moderne Bild vor sich, scheinbar in den Anblick der bunten Quadrate vertieft. „Sie wissen ebenso gut wie ich, oder eher besser, dass ihm nach solch einer Blamage kein Youkai mehr folgen wird. Wenn Sie mir freundlicherweise sagen, aus was Ihr Eigentum besteht, könnte man es womöglich Ihnen auch so überreichen ...“ „Der Taishou hat zwei Schwerter. Beide will ich.“ „Zwei? Ich hörte, zugegeben, nur von einem, mit dem er seine Siege erfochten haben soll.“ „So´unga, ja. Das kann bedauerlicherweise außer diesem Hundeblut niemand beherrschen und ich würde es daher auch wieder in die Hölle schicken, wo es hingehört. Um das zu tun, und mein Eigentum wieder zu erlangen, benötige ich das andere Schwert. Tenseiga. Damit kann ich dann den anderen Teil meines Eigentums zurückholen.“ Aha, dachte Naraku. Also war dieses Tenseiga irgendwie ein Teil dessen, was Shishinki verloren hatte. Er war nur ein Hanyou und hatte es wirklich nicht so mit Magie, noch dazu Schwertern. „Ich vermute, dann sind Sie einer der Mächtigsten unter den Youkai.“ „Ich bin dann wieder unbesiegbar.“ Da merkte wohl jemand nicht, dass er im Kreis dachte. Als Shishinki sein Eigentum noch komplett besessen hatte, war er vom Inu no Taishou besiegt worden – also war er auch damit nicht unbezwingbar gewesen. Und was den Diebstahl betraf, so vermutete Naraku langsam, dass es sich um eine Kriegslist gehandelt hatte, auf die sein Nachbar eben hereingefallen war. Tja, man sollte einen erfahrenen Strategen nie unterschätzen, wie es ja auch leider Vater getan hatte. Schon darum hatte er selbst gleich mehrere abgestufte Pläne in der Hand. Wenn man gegen den Herrn der Hunde in den Ring stieg, sollte man vorbereitet sein. Aber, nun gut. „Wie kann ich Sie erreichen? Über die Saimyosho?“ „Ich werde mit deren Hilfe wissen, wie Ihr Plan ablief. Bis dahin bin ich, nun, wo ich bislang auch war.“ Shishinki erhob sich. Es war nicht notwendig, dass sein Handlanger wusste, wo er sich aufhielt – noch viel weniger, falls dessen Plan schief ging. Der Taishou hielt ihn selbst für tot, das sollte der ruhig weiterhin tun, bis er seinen gestohlenen Besitz wieder in den Händen hielt. Leider war der klug genug gewesen seine Beute aufzuteilen. Und weder an den Herrn der Hunde noch an dessen Gefährtin im Schwebenden Schloss kam man einfach so heran. Wenn dieser Naraku ihm Tenseiga unverzüglich verschaffen konnte, würde er sich den Meidou-Stein vom Hals der schönen Hündin holen. Aber eben erst dann war das möglich. Sie würde noch vor dem Taishou seine Rache zu spüren bekommen. „Bis dahin, leben Sie wohl.“ Naraku neigte höflich den Kopf. Was für ein Narr. „Sie werden ja erfahren, was geschehen ist.“ „Ohne Zweifel.“ Ein Wink des Daiyoukai ließ ein Hölleninsekt, das bislang, von Naraku unbemerkt, auf einer Lampe gesessen hatte, auffliegen, ehe er aus dem Raum schlenderte. Dieser nahm sich vor sich gründlicher umzusehen, wenn er etwas tat. Jedenfalls war klar, wieso Shishinki auf ihn zugekommen war. Er wollte sein Eigentum zurück und ließ den Taishou behutsam überwachen. Dabei hatte er sicher von der Heirat erfahren und die Familie der Braut überprüft. Tja. Jetzt musste er selbst nur noch herausfinden, wie er sowohl diesen Daiyoukai als auch den Drachen gegeneinander aufhetzen konnte. Natürlich erst, wenn der Taishou und möglichst auch dieser arrogante Schnösel von Sesshoumaru das Zeitliche gesegnet hatten. Alles, was er zunächst tun sollte war, gegenüber der Polizei das Unschuldslamm zu spielen, gegenüber Izayoi den besorgten, trauernden Bruder und Sohn. Sein dummes kleines Schwesterchen war der Schlüssel zum Untergang des Herrn der Hunde. Er betrachtete das Bild vor sich. Nein, moderne Kunst war wirklich nichts für ihn. Nun ja. Noch ein oder zwei Stunden in dieser Ausstellung, irgendwann würde doch die Polizei hier ihn finden. Gab es denn hier kein Bistro? Ach, nein. Also musste er sich stundenlang diese Kleckse ansehen. Ein kleiner Preis für ein riesiges Vermögen, denn schließlich würde er ja auch Izayoi beerben.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)