Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 22: Trauerfeier ----------------------- Naraku war mehr als verblüfft vor dem Schrein neben seiner so genannten Halbschwester auch den Inu no Taishou zu sehen, aber er ging beiden höflich entgegen. „Schwesterchen – verehrter Schwager.“ „Naraku, wie geht es dir? Du siehst blass aus.“ Izayoi nahm nicht an, dass sie viel besser aussah. „Musstest du jetzt alles allein regeln?“ Sie bedauerte ihn. „Es ging. Es gibt da Bestattungsunternehmen, die einem viel abnehmen können. Komm, Sie auch, Taishou, ich möchte Ihnen den Priester vorstellen, der das leiten soll. Ich meine, das macht Ihnen doch nichts aus, werter Schwager?“ „Genauso wenig wie Ihnen, Naraku.“ Der Daiyoukai betrachtete den jungen Mann. Hanyou hin oder her, der wirkte etwas fahrig, nervös. Was wusste der von den Geschäften seines Vaters? Und, was von der Sache mit Izayoi? Oder war das nur die gewöhnliche, menschliche, Trauer? Er persönlich hatte nicht um seinen Vater getrauert, dazu war der Kampf zu schwer gewesen. Und – ebenso wie für Sesshoumaru gegenüber ihm selbst galt die Regel des bedingungslosen Gehorsams, solange der Erzeuger lebte. Und, natürlich, stark genug war, sich durchzusetzen. Forderte man seinen Vater heraus und verlor, galt das immerhin als Hochverrat. Für den Erben kam dann zwar nicht die Todesstrafe, aber etwas, dass man sich danach sehnen konnte. Man sollte also seinen Vater nie unbedacht fordern. „Oh, ehe ich es vergesse – das hier ist Kobayashi-san von der Polizei. Er begleitet mich seit gestern dauernd.“ Izayoi starrte ihn an. „Sie verdächtigen dich doch nicht?“ „Äh, nein, es ist eher umgedreht. Es war mein Auto, in dem Vater der Unfall passierte. Er soll tatsächlich auf mich aufpassen. - Bitte, reg dich nicht auf. Das wird alles wieder. Wirklich.“ Wunderbar, dachte der Hanyou. So eine Aussage einer besorgten Schwester hatten sowohl Kobayashi als auch der Taishou natürlich gehört, der sich auffälligerweise HINTER seiner Frau hielt – das war nicht protokollgerecht, aber es war ihr Tag, ihre Familie. Tatsächlich, wenn es sich Naraku so überlegte, wirkte der Herr der Youkai eher wie ein Leibwächter seiner Angetrauten. Oder wie ein Gefangenenwärter. Vielleicht sollte er später einmal mit Izayoi allein sprechen …   In der Grünanlage, die den Schrein umgab, erwartete ein großer Mann die Gruppe. Unter seinem schwarzen Umhang blitzte eine gelbe Kutte hervor. „Das ist Miyatsu, der Hoshi, der sich bereit erklärt hat, die Zeremonien für Vater zu leiten. Hoshi-sama, meine Schwester Izayoi und der Inu no Taishou.“ Der Priester neigte sich höflich. „Mein Beileid, Izayoi-sama,“ ergänzte dann aber mehr ehrlich als taktisch klug: „Ich kenne Sie natürlich aus den Medien, werter Taishou. Dennoch muss ich zugeben, dass ich nie erwartet hätte einen Daiyoukai in meinem bescheidenen Schrein begrüßen zu dürfen. Sind Sie sicher, dass das für Sie nicht unbequem wird?“ Der Taishou wollte schon ungehalten werden, ehe er die Bannkreise um den Schrein bemerkte. Dieser Miyatsu war ein mächtiger Priester. Und der konnte vermutlich, falls er es darauf anlegte, einige Youkai läutern, die er selbst kannte. Was natürlich auch laut den Verträgen verboten war. Das hier war nur quasi eine Diebstahlssicherung. Die Formulierung war auch höflich gewesen, wenngleich eine Warnung. So meinte er nur: „Es erscheint mir passend meiner Gemahlin bei der Totenfeier ihres Vaters beizustehen. Überdies war ich bereits in einigen menschlichen Schreinen. - Sehr schön, übrigens. Sie verstehen Ihr Handwerk.“ Der Hoshi neigte erneut, diesmal amüsiert, den Kopf. Das bezog sich nicht auf das Gebäude, wie es die Menschen, und wohl der Hanyou auch, dachten, sondern auf seine läuternden Bannkreise. Nun ja, ein Dämonenfürst spürte das sicher. Es war allgemein bekannt, dass der Taishou die Verträge ausgehandelt, ja, begründet hatte, aber das seine Menschenfreundlichkeit gleich so weit ging, auch noch eine Frau der anderen Art zu heiraten? Izayoi sah blass aus, aber das bezog sich wohl eher auf ihren Vater als auf Angst vor dem Daiyoukai, als er sah, wie hilfesuchend sie sich zu diesem umdrehte, auf sein leichtes Nicken erst wieder ihn, den Priester, anguckte. Sie war jedenfalls ein hübscher Anblick. Nun ja. Er sollte das hier jetzt durchziehen. „Äh, Gumo-san, die eigentliche Trauerfeier findet ja in Ihrem Haus statt. Wann erwarten Sie die Gäste?“ „In zwei Stunden, wie vereinbart. Warum? Haben Sie etwa die … die Asche noch nicht bekommen?“ Naraku ärgerte sich,genau an dieser Stelle zu stocken, aber er dachte unwillkürlich an das Bild, das ihm die Saimyosho von dem brennenden Wrack gezeigt hatten. Da war wohl wenig von Vater in der Gerichtsmedizin gelandet und noch viel weniger bei der zeremoniellen Verbrennung. Tatsächlich, er hatte für eine Sekunde ein schlechtes Gewissen bekommen. Unsinn. Das war notwendig gewesen. „Doch, natürlich,“ beeilte sich Miyatsu zu sagen. Der junge Hanyou schien ebenso aus der Fassung wie die Tochter, die bei diesem Satz erstarrt war – und der sich prompt, wie zufällig, kurz eine Klaue auf die Schulter gelegt hatte. Inkorrekt, aber sicher tröstlich. Der Beschützerinstinkt der Inuyoukai war berühmt. „Kommen Sie nur. Ich habe alles vorbereitet, die Urne steht auch bereit.“   Während der Zeremonie hielt sich der Herr der Hunde mehr in Türnähe auf. Diese Räucherstäbchen waren eine Qual für jede Nase, erst recht für eine so empfindliche wie die seine. Nun ja, drüben, bei der eigentlichen Trauerfeier im Haus der Gumos würde es noch einmal so hart werden, ehe ein Essen den Abschluss brachte. Sein einziger Grund an solch einer lästigen Sache teilzunehmen zitterte da vorne, kämpfte gegen Tränen an, und blickte immer wieder zu ihm. Ganz offensichtlich war er der Halt für seine junge Gemahlin in dieser Situation. Er, der Youkai, den sie noch vor gut zwei Wochen voller Panik kaum angesehen hatte. Seine Mühe und Zurückhaltung schien sich auszuzahlen. Wie elegant sie sich trotz allem bewegte … Er versank in angenehmen Tagträumen, aus denen er erst fast zwei Stunden später gerissen wurde, als er feststellen musste, dass Naraku und Izayoi bei dem Essen praktisch als Gastgeber fungierten. Natürlich war das eigentlich klar, sie hatten ja keine Mütter mehr, die die Rolle der Hausherrin übernehmen konnten, aber dennoch packte ihn etwas wie Eifersucht auf seinen Schwager. Vollkommen unsinnig und töricht, aber dennoch … Einen anderen Mann an ihrer Seite zu sehen ließ sein Youki aufwallen. Das Essen war im Garten der Gumos als Stehempfang aufgebaut worden und anscheinend hatte Naraku für einen Cateringservice gesorgt, denn es huschten mehr Angestellte herum, als nach seinem Wissen im Haus arbeiteten. Während der neue Hausherr weiter mit den Gästen plauderte, zog sich Izayoi ein wenig auf die Seite zurück und unterhielt sich mit dem Priester. Der Inu no Taishou ließ sie nicht aus den Augen, obwohl er eigentlich mit Fürst Toko redete. Dieser war über die gewisse Unhöflichkeit eher amüsiert, da das natürlich seiner Familie schmeichelte. So bemerkte der Herr der Hunde, wie sie kurz korrekt den Kopf vor Miyatsu neigte, ehe sie den älteren Mann verließ. Und er sah nur zu gut, wie dessen Rechte vorzuckte und rasch über das Hinterteil SEINER Frau strich.   Im nächsten Moment spürte der Hoshi sein Handgelenk schmerzhaft umspannt. Er erkannte nur zu deutlich, wer da vor ihm stand, und, dass es in den Augen des Daiyoukai förmlich rötlich wetterleuchtete. Er war fähig genug, um Youki zu erkennen – und die Höhe dieser Energie, so direkt vor sich, war erschreckend. Überdies wusste er ebenso, dass diese rötlich schimmernden Augen ein ungutes Zeichen für das jeweilige Gegenüber waren. Izayoi war erschrocken herumgefahren – wegen seines kleinen Übergriffs oder wegen der Geschwindigkeit mit der ihr Ehemann hier aufgetaucht war? Hundedämonen und ihr Beschützerinstinkt. Der Taishou musste sich zusammennehmen. Einem Priester einen Arm auszureißen wäre ein eklatanter Bruch der Verträge. So knurrte er nur zwischen zusammengepressten Fangzähnen: „Wenn Sie sie noch einmal berühren, werde ich höchstpersönlich Sie Izanami-sama vorstellen, haben wir uns verstanden?“ „Die Verträge … “ brachte Miyatsu irgendwie hervor. „Verbieten mir nicht jemanden lebendig und in einem Stück der Totengöttin vorzustellen.“ Der Hoshi nickte lieber. Letzteres stimmte bedauerlicherweise – nur, wie mächtig war dann der Herr der Hunde? Lebendig in der Unterwelt – ihn schauderte. „Sie könnten mich freundlicherweise loslassen, damit ich mich bei Izayoi-sama entschuldigen kann?“   Besagte junge Dame war ein wenig überrascht, ehe sie erkannte, dass das leichte Berühren, dass sie selbst durch die mehreren Kleidungslagen gespürt hatte, wohl dieser Priester gewesen war. Sie wurde etwas rot. Daraus folgte allerdings auch, dass ihr Ehemann sie nicht aus den Augen gelassen hatte. Beschützerinstinkt oder gar Eifersucht? Nein, wohl eher Zorn, dass es jemand wagte die Hand an sein Eigentum zu legen. Natürlich. Er achtete sehr auf seine Ehre, das war es, und sie sollte nicht mehr hinein interpretieren als es war. Allerdings sollte sie auch aufpassen, dass Miyatsu aus der Sache heil heraus kam. Hatte sie sich nicht getäuscht, so hatten die Augen des Daiyoukai sich verändert gehabt, waren rot geworden. War das überhaupt möglich? So nickte sie nur bei der etwas heiser vorgetragenen Entschuldigung des Priesters, hütete sich jedoch zu lächeln. „Ich bin sicher, dass das nur ein Versehen war, hoshi-sama.“ Ihr wurde jäh kalt. Ach du je. Und das, kurz nachdem Sesshoumaru … Für was musste sie ihr Ehemann denn halten? Sie hatte trotz all seiner Freundlichkeit nicht vergessen, dass er sie strafen durfte. Sie musste dringend zeigen, dass sie korrekt blieb. So sah sie etwas zögernd zu ihm. „Darf ich Sie bitten, werter Taishou, mich freundlicherweise weiter zu begleiten? Ich sollte die Gäste nicht vernachlässigen.“ Das war sicher nicht falsch. Der Herr der Hunde bot ihr prompt höflich die Klaue. „Selbstverständlich, meine Liebe.“ Ja, es war wohl besser zu zeigen wem sie gehörte, da hatte sie Recht. Sie war vernünftig.   Miyatsu erkannte an dem schlagartig gesunkenen Youki, dass dieser kleine, fast höfische, Satz der jungen Dame ungefähr die gleiche Wirkung gehabt hatte, als wenn sie zu einer angreifenden Bulldogge erfolgreich „Mach Platz“ gesagt hätte, und machte sich so seine Gedanken.   Naraku kam heran. „Hoshi-sama? Gab es Probleme?“ „Nein, es ist alles in Ordnung. Mir scheint nur, da ist jemand überaus wachsam, wenn es um seine Gemahlin geht.“ „Ja?“ Der Hanyou folgte dem Paar mit den Augen. Der Hebel, diesen Daiyoukai zu knacken, war wirklich Izayoi? Was hatte seine kleine, dumme, Schwester denn an sich, dass sie diesen Eisblock bezirzt hatte? Oder war das nur der Hundetrieb permanent Wache halten zu müssen? Nun, gleich. Sie war der Hebel und er sollte ihn nutzen Zunächst allerdings benötigte er leider noch ein Gespräch mit seinem ungeliebten Schwager, um den bei der Stange zu halten. Nach dem kleinen Zwischenfall hier sollte er allerdings mindestens, nun, fünfzehn Minuten, warten. Und sich konzentrieren. Inuyoukai galten als lebende Lügendetektoren, da sollte ihm kein Fehler passieren, auch, wenn er als Hanyou sich besser beherrschen konnte, zumal durch die Spinnengene, als Menschen. Er sollte jetzt aber erst einmal seine Rolle als trauernder Sohn – und Bruder - gut spielen. „Oh, hoshi-sama, darf ich Sie noch auf etwas aufmerksam machen? Wenn Sie meine Schwester noch einmal belästigen sollten, haben Sie schneller ein sehr schwarzes Loch in der Hand, als Sie glauben. Und zwar durch mich.“ „Ein unglückseliger Erbteil der Männer meiner Familie“ gestand Miyatsu. „Aber ich habe Sie und auch den Taishou durchaus verstanden.“ Lieber ein schwarzes Loch in der Hand als Izanami! Nun ja, es gab auch andere hübsche Frauen, die nicht dermaßen bewacht wurden. Eines Tages würde er schon eine finden, die ihm einen Sohn zur Welt bringen würde.   Naraku nutzte die Gelegenheit, als sich Izayoi einmal ins Haus zurückzog und der Herr der Hunde allein stand. „Verzeihung, werter Schwager, auf ein Wort, unter vier Augen?“ „Privat oder geschäftlich?“ „Private Dinge, die wir gemeinsam haben ...“ Der Hanyou lächelte etwas. „Ich würde mich in derartiges nur einmischen, wenn ich sehen würde, dass Sie meine Schwester nicht gut behandeln. Nein, etwas Geschäftliches, das anscheinend sehr wichtig ist. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich bislang in der Bank gearbeitet und mit den so genannten Ketten, den Finanzagenturen, wenig zu tun gehabt. Mich rief heute allerdings einer der Vorstände der einen Kette an, kaum dass er die Todesnachricht erhalten hatte, und teilte mir mit, dass Sie eine Forderung von zehn Millionen an sie gestellt haben. Wie Sie sich unschwer vorstellen können, kam ich heute nicht dazu auch nur einen Brief zu lesen, geschweige denn Konferenzen einzuberufen. Ich habe alle an die Anwälte verwiesen, da es Regelungen gibt, bevor es zur Testamentseröffnung kommt. Ich hoffe, Sie sehen es daher nach, wenn unter Umständen die Frist, in der Sie die zehn Millionen haben wollen, etwas überschritten wird.“ Das war doch schön formuliert. Der Wahrheit entsprechend sogar, er hatte nur verschwiegen, das er sehr genau wusste, wie lange die Frist war. „Nach allem, was mir unsere Anwälte sagten, nun ja, also jetzt meine, dauert es gewiss vierzehn Tage bis zur Testamentseröffnung, weil alle Bilanzen gemacht werden müssen.“ Das war ebenfalls eine unangenehme Nachricht für ihn gewesen, da er diesen Fakt komplett übersehen hatte. Hoffentlich war die Schieflage einigermaßen zu verstecken. Nun ja, wenn nicht, musste er die alte Kette verkaufen, die jüngere abwickeln – und er wäre immer noch der ehrenwerte Bankier, ja, der Retter der Bank, dessen Vater diesen Schlamassel begonnen hatte. Er würde nach wie vor gut und oben in der Gesellschaft stehen. Jedenfalls würde er aus seinen Fehlern lernen und bei seinem nächsten Plan, der ihm einiges bringen sollte, deutlich umsichtiger planen und alle Eventualitäten einbeziehen. „Fünf Wochen, Naraku. Die Frist beträgt noch fünf Wochen. Übrigens liegt auch ein Kaufangebot meinerseits für die alte Kette vor. Sehen Sie sich das alles nur ruhig an. Bis in fünf Wochen werden Sie wissen, was Sie tun werden. Und auch das Testament ist eröffnet.“ Der Stratege überlegte rasch. Was wollte Naraku? Wenn er von diesem Angebot und der Kündigung der Darlehen wusste – wollte er Aufschub um … ja, um was zu tun? Neue, bessere, Angebote für die alte Kette erhalten? Wusste der tatsächlich nichts und musste sich wirklich erst einlesen? Immerhin hatte er, wenngleich verhüllt, angesprochen, dass er sich in die Ehe Izayois mit ihm selbst nur dann einmischen würde, würde seine Schwester schlecht behandelt. Er hielt sie also dafür, wusste nichts von dem Plan, den sein Vater und der alte Fürst Toko ausgeheckt hatten. Nun gut. Das war privat, das andere geschäftlich. „Aber gut, ich bin informiert.“ „Danke.“ Vorsichtiger alter Hund. Naraku, der durchaus gehofft hatte eine Zusage zu erhalten, dass die Forderung zurückgezogen wurde, sah sich getäuscht. Er hatte gedacht, wenn der Taishou nur wegen der kleinen Erpressung auf Vater wütend wäre, würde er das ihm gegenüber fallen lassen. Aber nein, der sah jetzt natürlich die Chance billig an die alte Kette zu kommen, und würde nicht nachlassen. „Bis in fünf Wochen weiß ich sicher, wie ich weiter vorgehen muss.“ Nun ja, zunächst einmal musste er tatsächlich alles sichten, was Vater womöglich vor ihm verborgen hatte, jemanden aber auch darauf ansetzen, welche finanziellen Rechte Izayoi bei Auflösung der Ehe hatte. Wenn die Gute noch immer Jungfrau war, würde es sich der Taishou etwas kosten lassen müssen diesen Skandal aus der Öffentlichkeit zu halten. Zweifel an der Männlichkeit des Fürsten bildeten unter Youkai rasch die Grundlage für einen Aufstand. Er neigte höflich den Kopf. „Danke für Ihre wertvolle Zeit, teurer Schwager. Ich muss mich um die anderen Gäste kümmern.“ Er benötigte dringend ein vertrauliches Geschwistergespräch mit Izayoi. Immerhin schien weder sie noch gar ihr Ehemann etwas von dem Betrug Vaters an ihr zu ahnen, da würde sie doch wohl offen sein. War da alles in geordneten Bahnen, musste er doch einmal seinen anderen Plan überdenken, und sich erkundigen, was eigentlich im Ehevertrag bei einem vorzeitigen Tod Izayois zu ihrem Erbe drin stand. Er brauchte mehr Geld, um die Firmen und vor allem seine gesellschaftliche Position halten zu können, ja, ausbauen zu können. Eines Tages würde er dort stehen, wo der Taishou jetzt war, dachte er mit gewissem Zorn, als er sah, wie überaus höflich andere Menschen dessen Nähe suchten. Die Saimyosho mussten dessen Schloss und diesen Pavillon, in dem Izayoi lebte, deutlich besser überwachen.     Bei der Rückkehr in das Schloss begleitete der Hausherr Izayoi zuvorkommend zu ihrem Pavillon. Im Wohnzimmer wartete Misako neben der Tür, wie er zufrieden feststellte. „Ich wünsche Ihnen noch etwas Entspannung,“ sagte er. „Und, natürlich, eine gute Nacht.“ „Danke, werter Taishou. Auch für Ihre Begleitung, heute. Es war mir angenehmer so,“ versicherte sie ihm mit einem Lächeln. Oh, und wie dankbar sie ihm war. So sah sie zu ihm auf. Er mochte es ja gern, wenn sie ihn direkt anblickte, statt den Kopf nach der Etikette zu senken. Sie lächelte und blickte ihn vertrauensvoll an. Wenn diese Zofe nicht zwei Meter neben ihnen gesessen hätte … Nein, er durfte dieses Vertrauen nicht enttäuschen, sie nicht in die Arme reißen und wild küssen. Der Herr der Hunde nahm sich zusammen, lächelte jedoch ebenfalls. Izayoi spürte irgendwie, wie ihr heiß wurde. Wenn er so lächelte, seine Augen so funkelten, war jetzt immer irgendetwas mit ihrem Atem los. Sie sollte sich zusammennehmen. „Wann wünschen Sie den Ausflug zu Bokuseno zu machen?“ erkundigte sie sich nur, ganz die brave Ehefrau. „Samstag, dann haben Sie Sonntag Zeit zur Erholung, wobei ich Ihnen versichern möchte, dass diese Strecke einfacher für Sie wird.“ „Danke, ja.“ Er wandte sich ab und ging. Obwohl Misako sich sofort etwas aufrichtete und sie fragend anblickte, schickte sie ihre Zofe nach einem heißen Tee, denn ihr war plötzlich sehr kalt und sie fühlte sich allein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)