Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 23: Naraku ------------------   Naraku konnte sich in den folgenden Tagen nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Er versuchte herauszufinden, was er tatsächlich wusste, was ihm sein Vater verschwiegen hatte – und wie die finanzielle Lage im Endergebnis aussah. Zu seinem größten Bedauern musste er feststellen, dass sie tatsächlich so katastrophal war, wie Onigumo gesagt hatte. Der Vorteil war nur, dass außer Vater niemand den kompletten Überblick gehabt hatte, also auch keiner plaudern konnte. Die zehn Millionen für dessen Unfalltod waren zwingend notwendig, um die Hypotheken der neuen Kette auslösen zu können, da der Inu no Taishou keine Anzeichen gegeben hatte darauf warten zu wollen. Nun, warum sollte er auch. Es war DIE Chance an die gut da stehende alte Kette zur Hälfte des Wertes zu gelangen. Der Hanyou gab zu, dass der Plan durchaus bewies, warum der Kerl ein Heerführer und dann Herr der Youkai geworden war und jetzt auch im Geld schwamm. Aber auch er war clever und das würde der Hund als erstes zu spüren bekommen. Der achtete also auf seine Ehefrau und seine Ehre, ja? Nun gut. Ehefrau Nummer Eins hockte in einem Schloss in der Pampa, aber selbst Ryuukossusei war nicht angetan von einem Besuch bei ihr. Der hatte etwas von: sie ist eine Hexe gemurmelt. Gerüchten zufolge, die Naraku aufschnappte, als er sich daraufhin umhörte, war sie eine schöne Inuyoukai und aus äußerst gutem Haus, angeblich sogar sehr zauberkundig – und kalt wie Eis. Die meisten Youkai, die er fragte, meinten nur, Sesshoumaru sei wahrhaft ihr Sohn. Nun ja. Jedenfalls wurde auch immer erwähnt, dass sie loyal zum Taishou stehe. Blieb also Ehefrau Nummer Zwei – seine so genannte Schwester. Izayoi war ein Mensch, sie lebte allerdings gut bewacht in dem Schloss und es wäre schwer an sie heranzukommen. Was für eine Schande für den Taishou würde sie fremd gehen – oder auch nur entführt werden. Das konnte zu wirklichem Ärger in der Youkaiwelt führen. Und ihn entmachten. Fremd gehen, ja, aber mit wem? Sie hielt ihn ja für ihren Bruder und auf Drachen stand sie sicher nicht mal in Menschenform. Ein Youkai? Hm. Wer sollte so todessehnsüchtig sein und sich an die gute Matratze des Taishou heranmachen? Shishinki hatte da auch kein Interesse, nur an seinen dämlichen Schwertern. Also blieb nur ein Mensch. Oder doch ein Drache, allerdings auf andere Art? Er sollte sich mal die letzten Ausgaben der Drachenpost besorgen. Bis zur Testamentseröffnung hatte er jedenfalls bei den privaten Finanzen Luft. Und bis dahin sollte auch die Versicherung zumindest sich zur Zahlung bereit erklärt haben. Wenn es da auch Ärger gab und die genau nachprüfen wollten, müsste er zumindest auf den zwei Millionen bestehen, die er so oder so bekommen würde. Das war anstrengender, als er gedacht hatte. Das nächste Mal müsste er auch an die Folgen denken und ... Ah, der Ehevertrag zwischen Izayoi und dem Taishou. Vater hatte da doch irgendwo eine Kopie. Was bekam sie, wenn er vor ihr starb, was stand ihm selbst als Erbe zu, wenn Izayoi vor dem Taishou das Zeitliche segnete? Das Brautgeschenk, das der Taishou ihr überlassen hatte, würde auf jeden Fall ihr gehören. Wie viel erbte dann ihr Ehemann? Und, was stand ihr eigentlich als Schmerzensgeld zu, wenn die Ehe aufgelöst wurde, weil sie gar nicht vollzogen worden war? Hm. Leider konnten die Saimyosho, so nützlich sie als Spione auch waren, nicht die Zofe befragen. Da musste er wohl selbst in einem geschwisterlichen Gespräch ran. Hoffentlich sagte Izayoi etwas zu diesem doch heiklen Thema.   Es war kalt geworden und Izayoi beschloss am Freitag, nachdem sie an einem kleinen provisorischen Altar in ihrem Wohnzimmer das tägliche Totenritual für ihren Vater abgehalten hatte, nach Tokyo zu fahren, um sich einen Anorak mit Kapuze zu kaufen. Der Taishou wollte mit ihr ja wieder einen Waldspaziergang machen, da sollte sie vorbereitet sein, auch, wenn er gesagt hatte, das würde sie weniger anstrengen. Nun, das hoffte sie schwer. Taro, der Katzenyoukai, der sie gewöhnlich fuhr, war bereits mit dem Taishou und Sesshoumaru in Tokyo und so stellte sich der Hausherrin ein junger Menschenmann vor. „Takemaru Setsuna, Izayoi-sama.“ „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Misako wird mit mir fahren.“ „Natürlich, wie Sie wünschen.“ Und beileibe sollte eine Fürstengemahlin nicht allein mit einem doch fremden Mann im Auto sitzen, Chauffeur hin oder her. Takemaru war der erste Mann seiner Familie, der in die Dienste eines Youkai getreten war – sie waren über lange Jahrhunderte als gnadenlose Kämpfer gegen Dämonen berühmt geworden. Nun ja, es wurde gut bezahlt, und er gab zu, dass der Taishou seine Leute unter Kontrolle hielt. Es passierte nichts Tragisches zwischen den Arten, soweit er wusste, mit Ausnahme dieser Wurmyoukai. Und er hatte sich umgehört. Allerdings hatte ihn diese Ehe mit einer Menschenfrau doch überrascht, zumal, weil sie eindeutig nett wirkte und in keinster Weise verschreckt. Allerdings wusste er inzwischen von verschiedenen derartigen Mischehen. Nicht viele, aber doch. „Oh, ich werde mich anschließend noch mit meinem Bruder treffen. Haben Sie zufällig eine Nummer, unter der der … oyakata-sama zu erreichen ist?“ „Die des Vorzimmers, ja, Izayoi-sama.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und nannte sie ihr. „Danke.“ Sie wählte. „Ich bin Izayoi. - Wäre mein Gemahl kurz zu sprechen? Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich mich heute noch gegen vier mit meinem Bruder im Ichigiku-Café treffe. Danke.“ So, damit hatte sie ihre Versprechen eingelöst, mit Chauffeur und einer Dame zu fahren, und ihm Bescheid zu geben, wenn sie sich mit jemandem aus ihrer Familie treffen wollte. Es war wichtig korrekt zu bleiben, die Youkai achteten noch viel mehr als die Menschen auf richtiges Benehmen. Und ihr Verhalten fiel stets auf den Taishou zurück. Er war sehr freundlich gewesen, gerade auch jetzt beim Tod ihres Vaters, das konnte sie ihm nicht damit vergelten, dass sie ihn vor seinen Leuten bloßstellte. Zum Einen, weil sie doch angefangen hatte ihn zu mögen, zum Zweiten jedoch auch nicht vergessen hatte, vergessen konnte, dass er sie jederzeit bestrafen durfte. Sie stieg in das Auto und wartete, bis ihre Zofe sich auf den Beifahrersitz niedergelassen hatte. „Misako, kennst du einen Laden für Anoraks, ich meine, Sportkleidung.“ „Ich bin sicher, wir werden in dem großen Einkaufszentrum etwas für Sie finden, Izayoi-sama. Wenn ich Ihnen allerdings vorschlagen dürfte auch Handschuhe einzukaufen. Es soll am Wochenende schneien.“ „Oh, ja, und einen Schal.“ Froren Youkai eigentlich nicht? Sie hatte noch keinen der Krieger mit einem Mantel oder einer Jacke herumlaufen gesehen. Auch ihr Ehemann war immer nur in seiner üblichen Seidenkleidung zu ihr gekommen. Nachdem sie sich bei ihrem letzten Spaziergang, nun ja, der letzten Querfeldeinwanderung, so blamiert hatte, wollte sie sich gründlich vorsehen und lieber auch mehr zu trinken mitnehmen. Andererseits war sie sehr neugierig auf einen alten Freund des Taishou, zumal einen Baumgeist. Außer im Fernsehen hatte sie noch nie einen gesehen, und auch da nur in einem Spielfilm. Und, das gab sie auch zu, sie war interessiert, wie ER als Hund aussah. Er hatte ja gesagt, dass sie erschrecken würde, aber das hoffte sie doch nicht. Es wäre vermutlich schrecklich unhöflich, zumal er sich seit Wochen redlich bemühte sie zu beruhigen.   Naraku war alles andere als begeistert, als seine angebliche Halbschwester mit Tüten schleppender Zofe im Café eintraf. Das würde kaum etwas mit dem intimen Gespräch werden. Immerhin hatte er die Kopie des Ehevertrages gefunden. Starb der Taishou vor ihr, erhielt sie eine gute Witwenpension, das musste man dem Daiyoukai lassen. Natürlich war das extrem unwahrscheinlich bei der unterschiedlichen Lebenserwartung von Menschen und Youkai. Interessanter war freilich der Passus, dass bei Izayois vorzeitigem Ende ihr Vermögen, das ihr als Brautgeschenk oder als Taschengeld ausbezahlt worden war, zu zwei Dritteln an Onigumo no Gumo oder seine Rechtsnachfolger fiel. Also an ihn. Vater hatte sich anscheinend schon gut abgesichert. Und der Taishou hatte sich nichts dabei gedacht. Oder doch? Das würde erklären, warum Schwesterchen nie allein auf die Straße durfte. Oh, da stand ja auch ein Chauffeur, diesmal allerdings ein Mensch, draußen. Hm. Ein recht junger Mann. Und der fuhr Izayoi spazieren? Der Herr der Hunde hatte auf ihn nicht so naiv gewirkt. Oder sah der in einem Menschenmann keine Konkurrenz für sich? Schön, das erklärte jedenfalls auch, warum diese alte Frau hier mit an den Tisch kam, allerdings wie ein Wachtposten hinter dem Stuhl ihrer Herrin stehen blieb. „Guten Tag. Ich sehe, du hast eingekauft, Schwesterchen,“ erklärte er mit freundlichem Lächeln. Izayoi setzte sich. „Ja, Winterkleidung, Naraku. Ich habe ja keine gehabt, und da der … oyakata-sama mit mir morgen einen Ausflug machen will ...“ Der … also, vermutlich der Taishou und oyakata-sama. Wurde das von ihr der Form halber verlangt? Youkai waren schrecklich altmodisch. Oder, das wäre die für ihn günstigere Alternative: das Ehepaar stand sich fremd gegenüber. „Er scheint sich gut um dich zu kümmern.“ „Ja, danke.“ Sie lächelte unwillkürlich etwas. „Hattest du viel zu tun? Sicher, in der Bank und so?“ „Ja, ich muss alles sichten und aufräumen. Immerhin macht die Finanzabteilung die ganzen Bilanzen. Es ist etwas schwierig.“ Schön strikt an den Plan halten, harmlos wirken. Im Zweifel forderte der Taishou von ihr einen Bericht über das Treffen. Zofe und Chauffeur würden bestimmt plaudern, dass sie sich gesehen hatten. „Vater kannte sich als Einziger wirklich aus. Das ist ein gewisses Problem. Aber noch ist Zeit. Übrigens, nächste Woche ist dann Donnerstag oder so die Testamentseröffnung. Da werden dich die Anwälte sicher auch einladen.“ Ein Termin, den sie sich aufschreiben sollte. „Oh, wann genau?“ „Ich weiß es nicht. Die Einladungen sollten heute rausgehen. Ich habe auch noch keine. - Sag mal, nur so aus Interesse, weil man ja sagt, einer kommt, einer geht … Du hast mir zufällig nicht eine erfreuliche Nachricht zu machen?“ Ah, sie starrte ihn irritiert an, dann wurde sie rot. Hm. Und was bedeutete das jetzt? Izayoi war verlegen, aber mit Misako und Naraku hier ... und außerdem wollte sie ihren Ehemann schützen. „Naraku, gerade du müsstest doch wissen, wie schwierig das mit Hanyou ist. Und ich bin kaum vier Wochen verheiratet.“ „Schwesterchen, ich bin der lebende Beweis, dass es sie gibt.“ Aber er lächelte beruhigend. „Das wird schon, irgendwann.“ „Ja, irgendwann.“ Sie atmete tief durch. Auf so eine Frage war sie wirklich nicht gefasst gewesen. Ein Baby? Ein Hanyou? Von einem Daiyoukai? Nun ja, jungverheiratete Frauen sollten mit solchen Nachfragen rechnen. Mehr um auszuweichen erklärte sie: „Ich weiß nicht, ob oyakata-sama nicht dafür einfach zu viel Youki besitzt. Ich meine, ich habe keines.“ „Ja, natürlich, tut mir Leid, Schwesterchen, wirklich.“ Das war kaum der geeignete Zeitpunkt um darüber zu philosophieren, wie hoch die Sterbewahrscheinlichkeit bei Menschenmüttern von Hanyou war. Beeindruckend hoch. Nette Idee so an ihr Geld zu kommen. Aber, wenn ein Kind da wäre, würde das doch erben? Hm. Müsste er auch noch einmal überprüfen. „Ich wollte dich nicht ärgern. Zeig mir doch, was du eingekauft hast.“ Bingo! Damit hatte er noch jede Frau ablenken können. Nicht, dass ihn der Anorak mit fellumsäumter Kapuze interessierte, geschweige denn, wie schön lang der wäre. Er registrierte nur, dass sein lieber Schwager seine Schwester am Wochenende offenbar zu Ausflügen mitnahm. Eingesperrt wurde sie wohl nicht, aber immer unter Kontrolle gehalten. Sie schien allerdings nicht unglücklich damit zu sein. Vater hatte sie ja auch zum Gehorsam erziehen lassen. Leider bedeutete das auch, dass ihre Loyalität vermutlich nicht ihrer Familie und damit ihm galt, sondern ihrem Ehemann. Na schön. „Äh, Naraku, wenn du noch Fotos oder anderes von meiner Mutter findest, kannst du sie mir geben?“ „Ja, natürlich. Ich brauche sie ja nicht. Aber, ehrlich gesagt, ich bin noch nicht dazu gekommen Vaters private Sachen anzusehen. Die Leute von der Bank und die ganzen Anwälte und so ….“ Er seufzte ein wenig theatralisch. „Ich hätte nie gedacht, dass man so viel zu tun bekommt. Oder auch, was Vater da eigentlich immer alles gemacht hat.“ „Das kann ich mir vorstellen.“ Izayoi dachte an den Taishou, der ja auch seinen Konzern lenken musste und zugleich noch als Fürst sicher mit diversen Youkaiangelegenheiten beschäftigt war und auch noch Regierungsmitglied. „Du solltest ein wenig ausspannen.“ „Ja, mache ich. Aber das geht eben erst frühestens nach der Testamentseröffnung. Sag mal, ist das dein Auto da draußen? Mit dem Chauffeur?“ „Ich denke, ja.“ Sie drehte sich um. „Ja. Wieso?“ „Oh, ich bin nur überrascht, dass das ein menschlicher Fahrer ist.“ „Es arbeiten viele Menschen für die Taishou-Holding. Oyakata-sama macht da keinen Unterschied.“ Nun ja, fast keinen. Soweit sie mitbekommen hatte, waren gewisse Positionen, wie der Finanzchef mit Youkai besetzt. Aber, vielleicht konnte dieser Kitsune auch mehr? Wie alt war der eigentlich? Oder gar ihr Ehemann? Aussehen tat er wie höchstens um die Vierzig, sein Sohn wie sechszehn, siebzehn, aber das konnte kaum stimmen, denn er hatte doch vor siebzig Jahren die Verträge ausgehandelt. Und damals war er bereits der Herr der Youkai gewesen. Oh ihr Götter, war sie etwa mit einem uralten Mann verheiratet? Sollte sie ihn fragen? Oder würde er das als Beleidigung auffassen? Oder sollte sie sich einfach an das halten, was sie sah, und es nicht hinterfragen? Sie sollte sich jetzt lieber wieder ihrem Bruder zuwenden. „Du hast mich gerade völlig irritiert,“ erklärte sie. „Was machst du denn, wenn du nicht arbeitest? Ich meine auch, was machst du mit den Angestellten im Haus?“ Er wollte schon sagen, den Rest auch noch entlassen, da er sie nicht brauchen konnte, aber das stimmte nicht. Der Garten musste gepflegt werden, wenn Gäste kamen sollten sie empfangen werden können, also brauchte er eine Haushälterin … Er musste nach außen hin Höflichkeit und Reichtum zeigen, um die gesellschaftliche Stellung zu halten. Die Mitgliedschaft im Billionaire kostete auch nur noch die Hälfte, weil Vaters Beitrag ja wegfiel, und das machte in dieser Preiskategorie schon einiges aus, dafür konnte er sich einen Gärtner gut leisten. „Ich werde sie behalten, warum? Siehst du mich staubsaugen?“ „Nein, stimmt schon. Ich dachte nur, Mariko ist so lange schon bei uns … ich meine, im Haus der Gumos.“ „Stimmt. Und sie kann eine richtige Nervensäge sein, erinnerst du dich?“ Er zwinkerte. Ganz auf freundlicher Bruder machen, beschwor er sich, zumal er als Hanyou durchaus abschätzen konnte, was da an Youki durch die Tür kam. „Aber sie ist nun einmal eine gute Haushälterin. Nein, nein, sie soll nur weiter machen. - Oh, mein teurer Schwager.“ Der Taishou neigte anscheinend zum Kontrollwahn. Konnte man das irgendwie verwenden? Izayoi strahlte allerdings förmlich auf, durchaus nicht erstaunt, dass er kam. Verflixt. Wenn diese Ehe glücklich war, konnte er das nicht gegen den Herrn der Hunde benutzen. Es wäre auch zu schön gewesen, wäre sie noch unberührt und man könnte Zweifel an der Männlichkeit des Daiyoukai säen. Das sah nur leider nicht so aus. Dass sie sich in der Öffentlichkeit nicht berührten war ja quasi selbstverständlich. „Schwager,“ grüßte der Taishou höflich zurück, durchaus besänftigt von der Tatsache, dass vor dem Café der Chauffeur wartete und Misako sich hier bei seiner Frau befand. Überdies war deren Willkommenslächeln für ihn einfach entzückend gewesen. Sein Youki sank. „Guten Tag, meine Liebe. Wie ich sehe, haben Sie eingekauft.“ „Oh, Kleidung, für unseren Ausflug morgen.“ Izayoi deutete auf den Stuhl neben sich, ehe ihr einfiel, dass sie ihm keine Vorschriften zu machen habe. Er nahm allerdings Platz. „Nun, Naraku, haben Sie sich schon einen Überblick verschaffen können?“ „Einen groben, ja. Es ist sehr mühsam. Außer meinem, unserem, verstorbenen Vater hatte wohl niemand den Überblick. Es sind ja im Endeffekt drei verschiedene, getrennte, Firmen, die nur von einem Dach zusammengehalten werden. Die Bilanzen werden gerade erstellt, schon wegen der Erbschaftssteuer. - Meine Schwester erkundigt sich soeben, ob ich die Dienstboten entlassen werde, sie ist stets sehr besorgt um die Mitarbeiter. Aber ich muss sie wohl behalten. Garten und Haus pflegen sich nicht von allein.“ „Ja,“ warf Izayoi ein, die nicht so ganz sicher war, was das Auftauchen ihres Ehemannes hier bedeuten sollte. Ja, sie hatte ihm gesagt, wo sie wäre, aber dass er so prompt auch kam …? Hatte er überprüfen wollen, ob sie sich an die Absprachen hielt? Oder wollte er einfach nur mit ihr nach Hause fahren? „Mariko war schon im Haus als ich geboren wurde.“ „Ich kann mich auch an keinen Tag ohne sie erinnern,“ murmelte Naraku, scheinbar in Gedanken. Nur schön Gemeinsamkeiten mit Izayoi herausstellen. „Und der alte Gärtner ist ja auch noch da. Auch so etwas, was ich erst lernen muss. Bislang hatte sich ja meine oder dann deine Mutter und dann Vater um die ganzen Sachen mit den Dienstboten gekümmert. Immerhin laufen die Zahlungen automatisch.“ „Es wird Zeit, dass Sie heiraten, Schwager,“ schlug der Taishou vor. „Ich kann Ihnen versichern, dass man als verheirateter Mann doch Unterstützung findet.“ „Oh, danke,“ hauchte Izayoi rot werdend. Und das auch noch vor ihrem Halbbruder! Naraku sah von ihr zu dem Daiyoukai. „So sehr ich mich freue, dass Sie mit Izayoi so zufrieden sind, Frauen, die einen Hanyou auch nur ansehen, wachsen nicht auf Bäumen. Für Menschen wirke ich wohl ein wenig fremdartig, für Youkai zu schwach. Nun ja, irgendwann einmal ….“ Ja, da würde er vermutlich aus sich selbst Abkömmlinge erschaffen müssen, wenn das so weiterging. Oder sich jemanden einkaufen. Geliebte hatte er durchaus gehabt, diese Affären auch immer auf eine solide finanzielle Basis gestellt und geschäftsmäßig abgeschlossen. Der Taishou musterte ihn. Ja, das mochte sogar sein. Das Leben für einen Hanyou war vermutlich zwischen den Arten nicht sonderlich einfach. Nun ja, sie wurden nicht mehr gejagt, das war schon einmal ein Vorteil der Verträge. Noch einige Mischehen in den nächsten Jahrhunderten mehr und Halbdämonen, Halbmenschen, würden vollkommen normal sein. So gesehen war er mit gutem Beispiel vorangegangen. Nun ja, bis auf den Hanyou. „Ihr Polizist ist gar nicht mit hier?“ „Nein, er wurde abgezogen. Die Bewachung kostet ja den Staat auch etwas. Und da bislang nichts passiert ist, und ich auch versicherte, dass ich mir schon zu helfen wisse ...“ Naraku zuckte die Schultern. „Danke für Ihr Interesse.“ Hm. Der Inu no Taishou achtete auf seine Frau. Ehre oder Besitzanspruch – oder Notwendigkeit, um als Dämonenfürst bestehen zu können? Alles? Izayoi war der Hebel. Jetzt musste er nur noch seine Theorie überprüfen und eine kleine Intrige spinnen. Allerdings sollte er sich keine derartigen Fehler wie bei seinen Planungen um Vaters Tod mehr erlauben. Vor allem nicht, wenn da ein menschlicher Chauffeur und ein Drache mit ins Spiel kämen. Möglichst beides zugleich, um sicher zu gehen? Er musste noch einmal gut nachdenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)