Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 36: Dienstag -------------------- Als der Inu no Taishou bereits spät am Abend in sein Schloss zurückkehrte, wandte er seine Schritte doch zunächst zum Jade-Pavillon. Er musste wissen, wie es Izayoi ging, ob die Verbrennungen wirklich so relativ harmlos waren, wie sie Hotaru einschätzte. Sie war zwar eine anerkannte Katzenheilerin, behandelte auch die anderen Menschen hier im Schloss, aber er wagte zu bezweifeln, dass sie sich Menschen und Drachenfeuer in einem Fall schon einmal gegenüber gesehen hatte. Im Wohnzimmer erkannte er Misako, die dort saß. Offenkundig hatte sie Akiko abgelöst, die wohl auch einmal schlafen musste. Er blieb stehen. „Deine Verletzungen heilen?“ Die alte Zofe war es nicht gewohnt von ihrem Dienstherrn angesprochen zu werden und vergaß fast die Verneigung. „Ja, vielen Dank, oyakata-sama. Es schmerzt nur noch wenig. - Izayoi-sama wird schlafen.“ „Ist Hotaru noch bei ihr?“ „Fast rund um die Uhr, ja, oyakata-sama.“ „Hat meine Gemahlin schon etwas getrunken?“ „Ja, wenngleich nichts gegessen. Genaueres wird Ihnen sicher die Heilerin sagen können, aber das Fieber scheint zu sinken.“ Immerhin etwas. Er ging weiter und schob leise die Tür zum Schlafzimmer beiseite. Hotaru, die das sich nähernde Youki wahrgenommen hatte, verneigte sich nur. Sie saß neben dem Bett ihrer Patientin. Izayoi schlief. „Wie geht es ihr?“ erkundigte sich der Herr der Hunde. „Es hat sich stabilisiert. Diese menschlichen Salben und Sprays gegen Verbrennungen scheinen sehr effektiv zu helfen. Ich hoffe, Izayoi-sama wird sich bald erholen und die Verbrennungen heilen.“ Sie hob etwas den Kopf. „Darf ich eine Bemerkung dazu machen, oyakata-sama?“ „Nun?“ „Sie ist eine Kämpferin. Wenn sie Ihnen einen Sohn zur Welt bringen wird, wird er das sicher auch ... auch von ihrer Seite, meine ich,“ korrigierte sie sich gerade noch, da ihr auffiel, dass sie ansonsten den Anteil des Daiyoukai unterschlagen würde. Dämonenfürsten zu ignorieren war etwas für Lemmingsyoukai. Allein die Gemahlin des Taishou neigte bei so etwas schon dazu die Schuldige stundenlang mit eisigem Wasser übergießen zu lassen. Natürlich im Winter. „Kann sie wieder sprechen?“ „Ja. Die Stimmbänder sind noch überanstrengt, aber morgen sollte das überwunden sein.“ Der Taishou bemerkte, dass seine Ehefrau aufgewacht war und ihn anblickte. Mit drei Schritten stand er neben ihr. „Guten Abend, meine Liebe.“ Sie lächelte ihn an, obwohl er doch dermaßen versagt hatte. „Wie fühlen Sie sich?“ „Besser, als ich sollte,“ Ihre Stimme klang noch immer heiser. „Aber Hotaru meint, es wird schon. Und es bleiben nur wenig Narben.“ „Ich habe übrigens beschlossen eines meiner Schlösser, das so genannte Zedernschloss, modernisieren zu lassen. Dorthin können Sie sich zurückziehen ...“ Er erkannte ihren jäh vollkommen entsetzten Ausdruck. Verdammt, Myouga hatte recht. So erläuterte er eilig: „Falls Ihnen die Stadt aus irgendeinem Grund zu hektisch werden sollte – oder wir zwei einmal eine Woche nur für uns haben wollen. Nach all der Aufregung haben Sie sich Urlaub verdient. Und ich hoffe Sie nehmen mich mit.“ Er lächelte, als er sah, wie sie aufatmete. Tatsächlich hatte sie offenbar befürchtet, er wolle sie abschieben. Myouga hatte wirklich recht. Ein Floh und eine Magnolie als Eheberater! Er sollte in Punkto Frauen wahrlich noch eine Menge dazu lernen. Aber, seit frühester Jugend umschwärmt und begehrt, hatte er sich immer nur nehmen müssen, was ihm angeboten wurde. Damit war er dann allerdings ja schon bei seiner ersten Ehe glorreich gescheitert – und, die zweite wäre ebenso verhängnisvoll verlaufen, hätte er nicht aus der ersten gelernt. Und auch da war heute Myougas Rat Gold wert gewesen. Woher wussten das diese ewigen Junggesellen eigentlich? Fehlte nur noch, dass ihm Toutousai einen Tipp zur Hanyouerziehung brachte. Sachlich fuhr er fort: „Das Schloss steht unter Denkmalschutz, es wird also einige Monate dauern, bis es bezugsfertig wird, wenn Sie mir das nachsehen. Die Schlossverwaltung soll Takemaru Setsuna übernehmen, ich glaube, Sie haben ihn bereits kennengelernt. Er ist aus alter Samuraifamilie und kennt die Aufgabe.“ Izayoi nickte. Reden war noch immer sehr schwierig. Hotaru hatte jedoch gemeint, sie habe sich nur die Stimmbänder überanstrengt und das wäre rasch wieder abgeklungen, wenn sie möglichst wenig sprechen würde. Er berührte behutsam die Prellung an ihrem Kiefer. „Ich kann mir vorstellen, dass das Reden und Essen noch schmerzt, aber zumindest zu letzterem sollten Sie greifen. Nicht, dass Sie noch Ihre hübsche Figur verlieren. - Gute Nacht, meine Liebe. Schlafen Sie und erholen Sie sich. Morgen Abend werde ich wieder nach Ihnen sehen.“ Als er ging, überlegte er sich, ob es nicht sinnvoll wäre, nach seinen Patzern Sesshoumaru an die Weiblichkeit heranzuführen. Ja, genau. Ein kleines Fest, wenn sich Izayoi erholt hatte, formal um sie als Hausherrin vorzustellen. Dann würden auch alle eingeladenen Youkai ihre Töchter - nicht ohne Hintergedanken – mitbringen. Aber sein Sohn würde auch einmal jemand anderen als Krieger kennen lernen. Er zeigte zwar noch keinerlei Interesse an Mädchen, aber das kam sicher noch. Er war ja doch noch recht jung.   Naraku erhielt an diesem Abend keinen Besuch, der ihn erfreute, aber er zwang sich lächelnd zu verneigen. „Werter Shishinki, welche Überraschung.“ Wie war der Daiyoukai bloß in sein Arbeitszimmer gekommen? Er hatte, verdammt, nicht die geringste Annäherung bemerkt. Das Warum freilich war keine Frage. Über die Saimyosho hatte dieser sicher von dem missglückten Drachenangriff auf Izayoi gehört. Der Maskierte setzte sich nachlässig auf den Besucherstuhl. „Eine Überraschung?“ „Nun, ich gestehe, eher weniger. Ich vermute, Sie sind über die Dinge im Schloss des Hundes ebenso gut informiert wie dieser selbst.“ „Dann werden Sie mir gewiss erläutern können, was da los war. Sie sagten, Sie wollten mir mein Eigentum unter der unwesentlichen Mithilfe eines Drachen wieder beschaffen. Ich vermute, dieser hat gepatzt?“ „Das kann man wohl sagen.“ Schön, wenn der Daiyoukai auf die Reptilien wütend war und nicht auf ihn. „Er hatte den schlichten Auftrag die Gemahlin des Taishou zu entführen und zu entehren. Anscheinend kann man selbst dabei Fehler begehen.“ „Und zum Beispiel dem Herrn der Hunde vor das Gebiss laufen, ja. Wobei ich vermute, der hätte gar nicht da sein sollen. Ahja. - Nun, Ihr weiterer Plan sieht keine Drachen vor.“ „Nein. Nur einen Menschen. Aber ich hoffe, mit besserem Erfolg.“ „Das hoffe ich auch, für Sie, lieber Naraku.“ Der Hanyou spürte kurz das Youki aufflackern und verstand das zurecht als gewisse Drohung. So lächelte er verbindlich. „Ich mag Fehler machen, werter Shishinki, manchmal auch in der Auswahl meiner Verbündeten, aber diesmal wird es funktionieren. Es ist nur ein Mensch, manipulierbar. Und er wird bis zum Ende nicht einmal wissen, dass er manipuliert wurde oder gar im Auftrag handelt. So kann er, falls dennoch etwas schief gehen sollte, auch nichts plaudern. Bei den Drachen musste ich mit der Sprache heraus. Ich weiß nicht, ob Sie bereits das Vergnügen hatten Ryuukossusei kennen zu lernen ...“ Der maskierte Daiyoukai hob die Hand. „Ja, Drachen. Ich hegte sowieso gewisse Zweifel an der Zuverlässigkeit. Sie sind impulsiv. Und der gute Taishou wird jetzt ein wachsames Auge auf sie haben. Umso besser. Dann achtet er nicht mehr auf die Menschen in seiner Nähe. - Wie geht es Ihrer Schwester?“ Das klang fast interessiert. „Ihre Hofdame sagte mir am Telefon, dass sie einen Schock erlitten hat und sich erholen solle. Der Taishou hat für drei Tage striktes Telefon- und Besuchsverbot verhängt.“ Shishinki blickte mit fast menschlicher Neugier sein Gegenüber an. „Sie kennen Menschen besser – Schock? Oder wurde sie verletzt? Hat der Drache doch seinen Auftrag erfüllt?“ Naraku brauchte nicht nachzudenken. Er mochte Ryuukossusei nicht wirklich, aber dieser kannte den Taishou seit Jahrhunderten, also würde der mit seiner Einschätzung richtig liegen. „Nein, da bin ich sicher. Izayoi wäre nicht mehr am Leben, wenn Ryuutsubasa das getan hätte, was er sollte. Der Taishou ist gnadenlos, wenn es um seine Ehre geht. Schock – sicher. Sie ist sehr behütet erzogen worden und einem Kampf zwischen einem Drachen und dem eigenen Ehemann in Hundeform zusehen zu müssen hat sie garantiert erschreckt. Deswegen auch drei Tage Pause. Die Verletzungen, so sie überhaupt welche hat, können nicht schwer sein, denn so was heilt nicht in drei Tagen. Ich vermute tatsächlich Schrecken. Menschen sind nun einmal schwächliche Geschöpfe, werter Shishinki.“ „Und falls auch dieser, Ihr zweiter, Plan missglückt?“ „Dann muss ich erneut nachdenken.“ Naraku hielt es für besser seinem doch recht unheimlichen Verbündeten nichts davon zu sagen, dass er begonnen hatte die Firmen, die er geerbt hatte, umzubauen, die neue Kette mit allen finanziellen Verpflichtungen aufzulösen, die alte Kette stückweise zu verkaufen, ein besseres Angebot als sein Schwager es vorgelegt hatte, vorausgesetzt, oder, wenn möglich in die Bank zu überführen. Er würde daraus eine Stiftung machen, wo das Geld unangetastet von Staat oder Youkai liegen konnte. In dem Fall, in dem er für fünfzig Jahre von der Bildfläche verschwinden sollte, hatte er dann dort noch immer eine Geldquelle, erst recht, wenn er wieder auftauchen konnte. Vorsicht war in seinen Augen stets der bessere Teil der Tapferkeit. „Nun ja. Wann wollen Sie den Plan mit dem Menschen und Izayoi durchziehen?“ „Sobald ich mit meiner Schwester reden konnte, kann ich dazu genaues sagen. Augenblicklich wäre alles nur Vermutung. Damit möchte ich Sie nicht belästigen.“ Shishinki schloss kurz die Augen. Er wartete seit Jahrzehnten, Jahrhunderten, da machte ein Jahr mehr oder weniger nichts aus. Wichtig war nur, dass er Tenseiga erhielt – und den Meidou-Stein. „Schön. Ich werde Sie in einer Woche wieder aufsuchen. Falls Sie bis dahin keinen Termin nennen können, habe ich anderes zu tun. Ich werde Ihnen in diesem Fall einige Saimyosho zur eigenen Verfügung lassen.“ Und sich selbst zurückziehen. Irgendwann würde sogar der Herr der Hunde einen strategischen Fehler begehen und er bekäme seine Chance. Sich Ryuukossusei durch die Ermordung seines Bruders zum Todfeind zu machen war bestimmt schon nicht taktisch klug gewesen. Aber zugegeben, der Taishou hatte kaum eine Wahl gehabt als auf den jungen Drachen loszugehen, um seine Ehefrau und damit seine Ehre zu verteidigen. Der war ein Narr gewesen. Drache, eben. Nun ja. Sollte dieser Hanyou noch einmal sein Glück versuchen. Wenn das auch nicht funktionierte, würde er sich eben wieder zurückziehen und einige Jahrzehnte abwarten. Im günstigsten Fall war der Taishou bis dahin durch Ryuukossusei erledigt und diesem Sesshoumaru konnte man Tenseiga sicher einfach wieder abnehmen. Der war noch kein Daiyoukai und würde es auch einstweilen kaum werden. „Schön, Naraku. Ich erwarte Ihre Planung – und natürlich eine Erfolgsmeldung.“ „Ja. Allerdings – es mag Monate dauern.“ „Auch, wenn Sie nur ein Hanyou sind – auch Sie haben Zeit. Ich noch viel mehr.“ Der junge Bankier hütete sich seine Erleichterung zu zeigen, als sein Besucher aufstand und den Raum verließ, nicht, ohne mit einer Handbewegung seine Hölleninsekten wieder zu sich zu rufen. Reizend, dachte Naraku. Aber schön, diese Saimyosho waren wirklich nützlich. Nun gut, jetzt musste er sich mal vertrauensvoll an diesen Takemaru Setsuna wenden und den fragen, so als besorgter Bruder, wie es Izayoi denn gehe und warum er keine Informationen erhalte. Dabei könnte man auch fallen lassen, dass sie wohl von ihrem Mann kaum richtig beschützt würde, wenn da schon Drachen durch den Vorgarten liefen. Ja, genau. Ein wenig Zweifel säen. Mehr brauchte es einstweilen nicht, um diesen ach so treuen Chauffeur nicht misstrauisch zu machen. Nur besorgter Bruder, mehr nicht. Der Rest würde sich dann schon von allein ergeben. Wo hatte er nur die Telefonnummer von dem Kerl? Dann sollte er ihm mal eine kurze Nachricht schicken. „Ich hörte von dem Drachenzwischenfall und bin überaus besorgt, da meine Schwester drei Tage weder telefonieren noch Besuch empfangen darf. Wissen Sie, wie es ihr geht?“ Das klang doch harmlos genug, hoffte Naraku. Wenn der Gute anbiss konnte man im Gespräch ja die Zweifel anbringen. Menschen waren einfacher zu manipulieren als Daiyoukai oder Drachen. Und sicher nicht so gefährlich.   Um acht Uhr Abends saß Naraku im Schneetreiben an einer recht einsamen Bushaltestelle im Norden Tokyos. Nicht ganz freiwillig, jedoch begeistert. Seine Kurznachricht hatte fast unverzüglich Folgen gezeigt und Takemaru Setsuna ihn hier zu einem Treffen eingeladen. Natürlich bestand immer noch ein gewisses Risiko, dass der seinen Arbeitgeber informiert hatte, aber so sehr der Hanyou auch spürte, er konnte nirgends um sich Youki feststellen. Er sah auf, als ein Auto stoppte. „Steigen Sie schon ein,“ sagte der Chauffeur, die Scheibe runterlassend. Nun gut. Immerhin konnte er auf gewisse körperliche Überlegenheit vertrauen, dachte Naraku, als er sich auf die Beifahrerseite setzte. „So konspirativ,“ fragte er jedoch, getreu seiner Rolle. „Also ist etwas mit Izayoi?“ Er hoffte besorgt und atemlos zu wirken. „Nein. Ich bin nur auf dem Heimweg. - Sie wissen natürlich, dass da ein Drache war, und dass oyakata-sama ihn tötete, da er ihn und seine Gemahlin angriff.“ Takemaru fuhr an. „Das kam ja in allen Nachrichten. Übrigens auch, dass Ryuukossusei alles andere als begeistert darüber ist. Allerdings kann er sich wohl das törichte Verhalten seines Bruders nicht erklären. Also, Takemaru, spannen Sie mich nicht auf die Folter. Wie geht es ihr?“ „Gut, soweit ich sagen kann. Essen, also Frühstück, Mittag, Abend, wurde regelmäßig in den Pavillon gebracht. Ja, sie geht nicht aus und Telefon ist wohl auch abgehängt, aber, um Sie zu beruhigen: ich habe mit ihrer Hofdame gesprochen. Akiko ist sich sicher, dass die Fürstengemahlin bereits wieder morgen arbeiten kann und wird. Sie meinte nur, es sei nicht jedermenschs Sache einen gigantischen Drachen vor sich zu haben.“ „Der einen noch dazu wohl fressen will, ja.“ Naraku klang nachdenklich, um seinen Plan umzusetzen. „Konnten Sie vielleicht auch in Erfahrung bringen, warum der Drache überhaupt im Park des Taishou war? Ich meine, man sollte annehmen, dass allein die mächtige Ausstrahlung eines Daiyoukai abschreckend wirkt. Entweder der Drache war wirklich ein Narr oder der Taishou wird schwächer.“ Takemaru zuckte etwas die Schultern, als er seinen Wagen um eine Ecke lenkte. „Ich weiß nur, dass der Taishou gestern Abend noch Musterung mit den Youkaikriegern hielt – und die monatelang Straftraining haben, inklusive Tetsuya, das ist ihr Befehlshaber. Immerhin hat der Drache wohl auch zwei von denen getötet und konnte sich dadurch anschleichen.“ Straftraining. Dieser schlaue alte Hund hielt sich an seine Nicht-ganz-Lüge, um seine Ehre und auch Izayoi zu schützen. In der Tat. Wer gegen den Taishou in den Ring stieg sollte lernen rechtzeitig abzuducken. Oder einen Sündenbock präsentieren können. Ryuukossusei bot sich momentan dafür gerade immerhin als Ablenkung an. Der Herr der Hunde würde den der Drachen kaum aus den Augen lassen. Und der eigentliche Schlag würde von dem netten jungen Mann neben ihm kommen. So blickte Naraku seitwärts. „Sie glauben also ihr ist nichts geschehen. Nun, immerhin. Ich werde es dann morgen noch einmal versuchen. Aber, Sie verstehen meine Besorgnis. Sie ist da doch allein mit einem Daiyoukai, und, nein, die Dienerinnen zählen nicht. Ein Wink und sie gehen. Und dann auch noch ein Drachenangriff ...“ „Nun, der Drache kam wohl kaum zum Angriff. Sie sollten sich von der Autobahn aus mal den Kampfplatz ansehen. Da merkt man, was für Energien in diesen Wesen steckt. Übrigens erhielt ich heute einen Auftrag des Taishou in Bezug auf Ihre Schwester. Das brachte mich zu dieser Autofahrt, um Sie zu beruhigen.“ Und diese Gespräche sein zu lassen. Es widerstrebte seiner Ehre über seinen Herrn zu plaudern. Aber er hatte Izayoi als reizende Frau kennengelernt und konnte verstehen, dass sich der Bruder Sorgen machte. Jedoch sollte das aufhören, er den Kontakt zu dem unterbrechen. Der Taishou vertraute ihm, das durfte er nicht enttäuschen. Und allein die Vorstellung, dass diese junge Frau seinem Schutz anheimgegeben wurde, nicht dem von Youkai, hatte ihm doch sehr geschmeichelt. „Und?“ drängte Naraku. „Er lässt das Zedernschloss renovieren. Es liegt in den nördlichen Wäldern, abseits von allen Menschen. Ich soll dort die Schlossverwaltung übernehmen. Und er möchte es Ihrer Schwester schenken.“ „Oh, so wie schon seine erste Frau? Nach einer höflichen Zeit ab in die Pampa mit der Gemahlin? Da würde ich doch zusehen, dass ich Izayois Scheidung durchsetzen kann ….“ Und natürlich gebührenden Schadenersatz für sie herausschlagen, den er selbst dann seiner dummen, kleinen, Schwester hilfsbereit verwalten würde. „Soweit ich weiß ist das besagte Schloss in der Pampa der Geburtsort der Dame und ihr Erbe. - Nein, er sagte, und jetzt hören Sie gut zu, Naraku: sie solle sich dahin zurückziehen können, wenn sie der Ruhe bedürfe. Oder sie beide von Tokyo genug hätten. Dazu, das weiß ich zufällig, weil ich sie fuhr, war Misako, Izayoi-samas Zofe, in einem Einkaufszentrum und interessierte sich auffällig für Kinderwägen. Sie nahm Prospekte mit. Und sie ist an die Sechzig und unverheiratet.“ „Oh.“ Naraku war in seinen heimlichen Wünschen gerade mehr als verletzt. Das würde natürlich auch erklären, warum der Taishou so übermäßig besorgt war und erst einmal diese Kontaktsperre verhängt hatte. Hatte Ryuutsubasa etwa mitbekommen, dass sie schwanger war und darum mit der Vergewaltigung gezögert? Solange, bis es zu spät war? Sensibilität gehörte zwar eigentlich nicht zu den Wörtern, die er im Zusammenhang mit einem Drachen verwenden würde, aber … Ja, aber. Bei Drachen und Youkai war Nachwuchs etwas Besonderes, da sehr Seltenes. War das der wahre Grund für diesen absoluten Fehler Ryuutsubasas gewesen? Konnte denn nie etwas glatt gehen? Dann konnte er auch Ansprüche Izayois wegen Nichtvollzug der Ehe definitiv knicken. Nun gut, damit hatte seine so genannte Schwester jeden praktischen Nutzen für ihn verloren und er sollte das mit Takemaru irgendwie durchziehen „Das freut mich jetzt doch,“ lächelte er. „Onkel. Das habe ich mir kaum vorstellen können.“ „Dabei sind Sie doch selbst ein Hanyou.“ „Meine Mutter war keine Daiyoukai. Das ist doch noch einmal etwas anderes. Hoffentlich geht das gut.“ „Wir werden sehen.“ Takemaru stoppte an einer U-Bahn- Haltestelle. „So. Das war es. Von hier aus können Sie sicher zurückfahren.“ Der junge Bankier war solches Benehmen wahrlich nicht gewohnt, aber er wollte seinen Informanten bei Laune halten. So stieg er aus, während er meinte: „Wie Sie wollen. Vielen Dank jedenfalls, ich fühle mich doch deutlich beruhigter.“ „Oh. Und ich habe Ihre Nummer auf meine schwarze Liste gesetzt. Sparen Sie es sich noch einmal anzurufen.“ Takemaru wartete nicht auf Antwort, sondern neigte sich hinüber und zog die Beifahrertür zu. Er war angefahren, noch ehe der Hanyou sein aufgewalltes Youki beruhigt hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)