vergiss-mein-nicht von Futuhiro (Magister Magicae 11) ================================================================================ Kapitel 4: finnische Weihnacht ------------------------------ Urnue lag windschief auf Victors Bett herum, während dieser drüben am Schreibtisch über einem dicken Wälzer von Buch brütete. Die Füße hatte Urnue noch unten auf dem Boden. Er starrte die Decke der Höhle an und ließ seine Schuhabsätze rhythmisch immer im Wechsel auf den Boden knallen. „Mir ist so laaaaangweilig“, stöhnte er irgendwann. „Ich werd hier noch bekloppt. Es sind Semesterferien und du hängst seit 3 Wochen ununterbrochen mit deiner Nase in diesen Büchern!“ „Lies doch auch was“, schlug Victor sanftmütig vor und schaute zu ihm auf. „Deine Bücher sind ja alle auf Alt-Russisch. Da bin ich aus dem Spiel.“ „Ich hab auch englische Bücher.“ „Ja, die kenn ich entweder schon auswändig oder schlafe drüber ein.“ „Schon gut, ich werde dir gelegentlich einen Trainingsraum einrichten. Gibt ja genug Höhlen hier unten“, versprach der Russe und las weiter. „Es geht auf Weihnachten zu. Überall sind Weihnachtsmärkte. Wieso gehen wir nicht mal auf einen?“ „Ich muss lernen.“ „Wieso sind wir nicht längst in Finnland? Es ist fast einen Monat her, daß du erfahren hast, wer Cord und Third Eye an die Polizei verraten hat. Ich hatte geglaubt, du würdest noch am gleichen Tag losfliegen und den Kerl suchen gehen“, nörgelte Urnue ungeduldig weiter. „Will ich auch. Aber dazu muss ich erst mehr lesen. Wenn ich mich schon bis nach Finnland rauf bequeme, dann werde ich dort auch gleich noch eine ehemalig Motus-Jägerin hopp nehmen. Und die ist nicht ganz ohne.“ „War die Motus auch in Finnland aktiv?“, fragte der Wiesel-Genius verwirrt nach und setzte sich interessiert auf. „Nein. Aber die Jägerin hat sich dort hin verkrochen, nachdem die Motus aufgeflogen ist. Sie dachte wohl, es macht sich keiner die Mühe, bis an den entlegensten Rand der Landkarte zu kommen, um sie zu suchen.“ „Und wer ist sie? „Aiko Brown, eine Engländerin mit eigentlich japanischen Wurzeln. Sie ist ein japanisches Kama-Itachi.“ „Ein Sichel-Wiesel“, meinte Urnue erstaunt. „Ich kenne Geschichten über die, hab aber noch nie eins gesehen. Sollen die nicht immer zu dritt unterwegs sein? Es heißt doch, sie greifen im Schneegestöber Menschen an. Das erste Wiesel bringt sein Opfer zu Fall, das zweite ritzt ihm die Haut auf, und das dritte schmiert irgendeine medizinische Paste auf die Wunden. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, was die Paste bewirkt.“ „Alles abergläubiger Nonsense. Sichel-Wiesel tun nichts dergleichen. Sie mögen Schnee und treten gern in Gruppen auf, okay. Und sie sind sehr flink und greifen mit ihren sichelförmigen Klauen Menschen an, ja. Aber eine Arbeitsteilung haben sie dabei nicht. Und mit Salben oder ähnlichem Zeug haben Kama-Itachi auch nichts am Hut. Sie lecken einem nur das Blut von den Wunden. Und ihr Speichel ist ekelhaft zäh und giftig. Wenn man die Klauenangriffe überlebt, stirbt man an Vergiftung. So kam die Legende von der ominösen Paste, die auf die Wunden geschmiert wird, zustande“, erzählte Victor und faltete die Hände auf dem Buch. „Nette Zeitgenossen“, meinte Urnue. „Aber das ist gar nicht das Schlimmste. Die Fähigkeiten von solchen Kama-Itachi sind sehr zwiespältig zu betrachten. Sie sind Illusionisten. Aiko Brown kann dir absolut glaubhaft alle möglichen Sinneswahrnehmungen einreden, die du sehen, hören oder fühlen sollst. Wenn sie dir sagt, daß du dir gerade den Hintern abfrierst, dann läufst du bei 35°C los und ziehst dir einen Wintermantel an. Wenn sie dir sagt, daß du einen Apfel in der Hand hast, dann wirst du ihn tatsächlich sehen und in der Hand spüren und kannst auch reinbeißen und wirst ihn schmecken. Wenn sie dir sagt, dein Kollege wäre vom Erdboden verschluckt, dann wirst du ihn nicht mehr sehen, selbst wenn er direkt vor deiner Nase steht. Was sie nicht kann, ist, dir Befehle zu erteilen, wie du auf deine falsche Sinneswahrnehmung reagieren sollst. Sie kann dir einreden, daß du Hunger hast. Aber sie kann dich nicht dazu bringen, zu essen. Sie kann dir einreden, du hättest ein Buch in der Hand. Aber sie kann dich nicht dazu bringen, es zu lesen. Also dein Willen bleibt frei. Aber trotzdem ist ihre Fähigkeit nicht ganz ungefährlich.“ „Mein Gott, wenn man diese Sinneswahrnehmungen wirklich so intensiv fühlen kann, als wären sie echt ...“, überlegte Urnue. „Wenn man das weiterspinnt, würde das ja bedeuten, daß sie dich buchstäblich totquatschen kann. Sie kann dir einreden, die Straße wäre frei und du gehst drüber und wirst überfahren, weil du die Autos nicht siehst. Oder sie kann dir einreden, du würdest an einem Galgen hängen, und du würdest dann wirklich keine Luft mehr kriegen und ersticken. Du würdest aus purem Prinzip sterben, weil du absolut überzeugt davon bist, daß du stirbst! Sie kann dir einreden, du würdest im Eiswasser schwimmen, und du würdest wirklich erfrieren, einfach weil dein Körper und dein Geist überzeugt davon sind. Oder sie redet dir ein, eine Pistolenkugel würde dir das Gehirn durchsieben. Du würdest auf der Stelle tot umfallen.“ „Ich sehe, du hast das Problem erkannt.“ „Okay, ich versteh so langsam, warum du sie aus dem Verkehr ziehen willst.“ „Wenn das so einfach wäre ... So einen unberechenbaren Gegner hatte ich noch nie. Ich darf meinen eigenen Augen und Ohren nicht trauen. Wenn sie clever ist, erzeugt sie nur eine Illusion ihrer selbst, der ich nachjagen kann, während sie mir in Wirklichkeit in Ruhe in den Rücken fällt. Ich kann nie ganz sicher sein, daß ich wirklich sie jage, oder vielleicht doch nur ein Phantom. Deshalb lese ich gerade so viel. Ich hoffe, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Vielleicht finde ich irgendwas, was mich gegen Illusionen immun macht, wenigstens zeitweise. Oder was mich Illusionen durchschauen lässt. Ansonsten muss ich komplett auf den Vorteil des Überraschungs-Angriffs vertrauen und hoffen, daß sie nicht vorher erfährt, daß ich komme.“ Urnue überlegte vor sich hin. „Hast du mal drüber nachgedacht, ihre Fähigkeiten mit einem Fluch zu unterdrücken? Dann ist sie auch unschädlich und du musst sie vielleicht gar nicht mehr umbringen.“ Der Gestaltwandler schaute Urnue einen Moment an wie einen Geist. „Die Idee ist nicht schlecht! Danke, U, du bist immer wieder für rettende Einfälle gut!“, meinte er erfreut und schnippste von seinem Sitzplatz hoch wie eine Sprungfeder. „Nenn mich doch nicht immer U.“, maulte Urnue, fand aber kein Gehör mehr. Victor stellte schon euphorisch seine Bücherregale auf den Kopf und suchte nach passender Literatur zum Thema. „Man kann jemanden durchaus so verfluchen, daß seine magische Gabe lahmgelegt wird. Es gibt auch Bann-Magie, die magische Fähigkeiten abstellt. Flüche und Bann-Zauber kann man zwar auch wieder aufheben, daher ist das keine Dauerlösung, aber zumindest hilft mir das weiter, bis ich sie erledigt habe. Sie wäre für den Moment entwaffnet und ich könnte meinen Augen und Ohren wieder Glauben schenken.“ „Ich seh schon, aus dem Weihnachtsmarkt wird wohl nichts.“ Keine Reaktion. „Lass uns doch auf einen finnischen Weihnachtsmarkt gehen, wenn wir dort fertig sind. Der von Helsinki soll schön sein. Finnland ist das Land der Weihnacht.“, bohrte Urnue weiter. Abermals keine Antwort. Victor hatte bereits ein Buch aufgeschlagen und sich gleich im Stehen darin vertieft, ohne erst zum Tisch zurück zu gehen. „Manchmal bist du echt furchtbar.“ „Die Motus hab ich nicht mit Glühwein und Plätzchen besiegt“, klärte Victor ihn humorvoll auf, um zu verdeutlichen, daß er ihm sehr wohl noch zuhörte. „Hast du schonmal bedacht, daß dieser Niilo Mäkinen vielleicht bloß Finnisch redet? Wie willst du mit ihm sprechen, wenn du ihn wirklich finden solltest?“ „Eins nach dem anderen. Jetzt kümmere ich mich erstmal um das Kama-Itachi.“ Zwei Tage später hockten sie tatsächlich in einem Hotel in Kittilä. Diese 6'300-Einwohner-Stadt war einfach das nächstgelegene, was sich zu Nuorgam finden ließ und auch nur ansatzweise sowas wie Gastgewerbe vorhielt. Es lagen 360 Kilometer zwischen hier und Nuorgam und selbst mit dem Auto brauchte man mindestens 4,5 Stunden dort hin. Bei guter Witterung wohlbemerkt. Jetzt war tiefster Winter. Urnue war mächtig angefressen und zweifelte am Sinn dieser Unternehmung und an Victors Verstand, aber er hatte es schon längst aufgegeben, zu meckern. Victor ließ sich nicht umstimmen. Aus Nuorgam war ein Hinweis gekommen, der Cord und Third Eye verraten hatte, und Victor würde ergründen, was es damit auf sich hatte, komme was wolle. Und wenn er dafür 360 Kilometer zu Fuß durch eine Eiswüste marschieren musste, weil die Straßen in den Schneestürmen des finnischen Winters unpassierbar waren, schön, dann würde er das tun. Urnue ärgerte sich inzwischen nur noch über sich selber, daß er´s einfach nicht über´s Herz brachte, Victor alleine loszuschicken. Egal was kam, er würde mitgehen. Er würde Victor in Finnland nicht alleine lassen. Mit groben Bewegungen warf Victor gerade seinen Ledermantel ab, nahm dabei ganz bewusst in Kauf, daß seine im Hosenbund steckende Pistole gut sichtbar wurde, zerrte sich eine dicke Fleece-Weste über und zog dann seinen Mantel wieder darüber. „Meine Fresse, was haben die hier für ein furchtbares, nass-kaltes Klima?“, beschwerte er sich dabei etwas unwillig. „In Sibirien habe ich bei Minus 20 Grad nicht so gefroren wie in diesem finnischen Schmuddelwetter!“ „Wer von uns beiden wollte denn unbedingt hier her?“, maulte Urnue zurück. „Ja-ja. Schon gut.“ „Ich hoffe, es schneit in der Nacht nicht weiter. Sonst haben wir morgen ein echtes Problem, wenn wir nach Nuorgam aufbrechen wollen.“ Victor sah zum Fenster. „Ja“, seufzte er. „Wenigstens müssen wir uns um die Schneewehen auf den Straßen keine Sorgen machen. Wir fliegen ja. Solange wir noch sehen, wo die Straßen überhaupt sind, damit wir den Weg finden ...“ „Es wird trotzdem eine harte Reise, Dragomir. Du bist noch nie bei so einer Kälte und bei Schneegestöber in deiner Greifengestalt geflogen. Du wirst zu tun haben, nicht mitten in der Luft zu einem Eisklumpen zu erstarren. Von den beschwerlichen Luftverhältnissen ganz zu schweigen. Kalte Luft fällt physikalischerweise immer nach unten. Du wirst beim Fliegen keinerlei Aufwinde haben. Das wird echt anstrengend, glaub mir.“ „Ja. Wahrscheinlich würde uns jeder Reiseleiter mit einem Fünkchen Verstand davon abraten.“ Ein Moment Ruhe, als würde er überlegen. „Danke, daß du trotzdem mitkommst“, fügte er dann noch an. „Sag mal, warum genau rennst du im Hotelzimmer eigentlich mit Knarre und Ledermantel rum?“, fasste Urnue schließlich die Beobachtung in Worte, die er schon die ganze Zeit als störend empfand. „Ich geh gleich wieder.“ „Lass mich raten ...“ „Ich werde jagen. Auf mich wartet ein Kama-Itachi.“ „Diese Aiko Brown ist hier in Kittilä?“ „Was glaubst du, warum ich mich sonst in einem 360 Kilometer entfernten Nest einquartieren soll?“ „Du sagtest, das wäre das nächstgelegene, was man findet“, hielt Urnue ihm vor. „Das auch. Aber daran alleine hätte ich es nicht fest gemacht. Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich auch gleich non stop bis Nuorgam durchgereist.“ Es wurde langsam Abend. Nicht, daß das einen Unterschied gemacht hätte. Im Winter ging hier in Finnland die Sonne ja nie wirklich auf, es war Dauernacht. Sie hatten in Kittilä einen Weihnachtsmarkt gefunden und Victor hatte dem Betteln seines Getreuen nachgegeben. Sie schlenderten gerade über den hübsch beleuchteten Platz voller verschneiter Holzhütten, zwischen denen überall kleine Lichter wie magisch funkelten. Als hätte jemand eine Ladung Sterne über den Markt gestreut. Urnue wärmte sich die Hände an einem Glühwein, Victor selbst hatte eine Packung gebrannter, noch heißer Mandeln in Arbeit, während sie gemütlich herumspazierten. An jeder Ecke konnte man Rentier-oder Husky-Schlitten anmieten wie Droschken, und sich herumfahren lassen. An den Buden ließ sich von warmer Pelzkleidung über Pfefferkuchen bis Deko-Schnulli alles kaufen. Und die Stille war direkt betörend. Auf anderen Weihnachtsmärkten, die Victor kannte, wurde man aus jeder Ecke mit dröhnender, schauriger Weihnachtsmusik beschallt. Hier fand man nichts dergleichen. Die Leute sprachen auch nicht mehr als unbedingt nötig. Man hörte fast die Schneeflocken fallen, nur hier und da unterbrochen von brennendem Holz, das in einem Kamin knackte, oder dem Klirren eines Rentier-Zaumzeugs. Und die dicke Schneeschicht deckte alle weiteren Geräusche einfach zu. Das hatte etwas unglaublich Andächtiges und Friedliches. Victor war vor lauter Besinnlichkeit beinahe versucht, zu vergessen, warum er eigentlich hier war. Mit einem „Oh!“ schnappte der Gestaltwandler Urnue plötzlich am Arm und zog ihn in eine Gasse zwischen den Buden. „Was ist denn?“, wollte der erschrocken wissen, noch hellauf damit beschäftigt, seinen Rest Glühwein nicht zu verschütten. „Das ist sie. In der Bude da vorn arbeitet Aiko Brown. Wenn wir da einfach vorbeilaufen, erkennt sie mich wahrscheinlich.“ „Denkst du, sie rechnet hier mit dir?“ „Braucht sie nicht. Sie wird mich trotzdem sehen. Ich bin mit meiner Statur und den langen Haaren ja nicht gerade unauffällig“, meinte Victor. „Ich hatte nicht gedacht, daß ich sie ausgerechnet hier finde. Ich wollte ganz wo anders nach ihr suchen.“ „Wirst du sie kalt machen?“, wollte Urnue etwas unglücklich wissen. „Hier, mitten auf dem Weihnachtsmarkt? Natürlich nicht. Wo denkst du hin?“ Er schaute wieder vorsichtig um die Ecke der Holzhütte, hinter der sie sich versteckt hatten, und musterte die Asiatin aus der Ferne. Ja, sie war es. Ganz eindeutig. Sie jobbte also als Verkäuferin in einer Weihnachtsmarkt-Bude. Nun, warum nicht!? Wenn er das von hier aus richtig erkannte, verkaufte sie Edelsteine. „Wir werden sie am besten auf dem Weg nach Hause verfolgen. Da findet sich schon eine Gelegenheit, sie auszuschalten. Hast du eine Ahnung, wie lange der Weihnachtsmarkt abends geöffnet hat?“ „Nein, keine Ahnung. Aber willst du sie wirklich umlegen?“ Mit einem Lächeln erinnerte sich Victor an die e-mail zurück, die Seiji von den FABELS ihm geschrieben hatte. So abgrundtief bestialisch, daß sie wirklich nichts anderes als den Tod verdient hätte, war diese Aiko Brown eigentlich gar nicht. Ach, es war Weihnachten. Tat er Urnue und Seiji den Gefallen. „Mal sehen. Wenn wir sie irgendwie lebend zu fassen kriegen, können wir sie ja auch der Polizei übergeben.“ „Danke“, meinte der und kippte sich den Rest seines Glühweins hinter die Bühne. Dann zeigte er die leere Tasse vielsagend hoch. „Ich geh meinen Tassenpfand abholen und frag dabei gleich mal nach den Öffnungszeiten von diesem Markt. Mal sehen, ob der Budenbetreiber Englisch versteht. Bin gleich zurück.“ „Urnue, wie schnell kannst du rennen?“ „Als Wiesel? Schon ganz schön schnell, wieso?“ „Wenn sie versucht, wegzurennen, würdest du sie wieder einfangen können?“ „Ein Kama-Itachi?“, überlegte Urnue, während sie beide der Asiatin in unverdächtigem Abstand nachliefen und auf eine gute Chance für den Übergriff warteten. Im Moment waren hier einfach überall viel zu viele Passanten. „Schwierig. Die sind verflucht flink, soviel ich weiß. Könntest du sie von der Luft aus verfolgen? Wie schnell bist du in deiner Greifengestalt?“ „Nicht schneller als ein Kama-Itachi am Boden. Und hier unten gibt es auch zu viele Schlupflöcher und Verstecke.“ Sein Getreuer nickte verstehend. „Dann müssen wir sicherstellen, daß sie gar nicht erst wegrennt. Soll ich sie einholen und ihr von vorn den Weg abschneiden?“ „Ja, tu das.“ Mit einem Nicken verwandelte sich Urnue in den Wiesel-Geist, der er abseits seiner menschlichen Form wirklich war, und sprang in langen Sätzen davon, in eine Seitengasse hinein. Victor wusste, daß Urnue so bald nicht wieder auftauchen würde. Er würde sich irgendwo in der Umgebung versteckt halten, bis die Gelegenheit besser war. Bis keine anderen Leute mehr dabei waren und zuschauten. Dazu bedurfte es inzwischen keiner Absprachen mehr. Sie beide hatten schon oft genug zusammen Verbrecher gejagt. Victor selbst blieb der Asiatin direkt auf den Fersen und verfolgte sie bis zum SnowVillage. Dieser Hotel-Komplex war DIE Touristen-Attraktion von Kittilä. Alle Gebäude bestanden komplett aus Eis, die Zimmer und sogar die Möbel darin waren aus Eis und Schnee, und es sollte überall effektvolle Eisskulpturen und Schnitzereien in den Eiswänden geben. Da drin schlief man in Thermo-Schlafsäcken. Der Speisesaal war ein 10 Meter hohes Iglu. Der einzige beheizte Raum war das unterirdische Gemeinschaftsbad. Victor bekam schon Angst, als sein Opfer auf diesen Hotel-Komplex zuhielt, daß sie darin verschwinden würde. Dort hätte er sie niemals unbeobachtet festnageln können. Aber dann drehte sie doch im letzten Moment bei und folgte der Straße noch ein Stück weiter. Zwei Gassen weiter kam Urnue ihnen, wieder in seiner menschlichen Gestalt, frontal entgegen, wenn auch zunächst noch sehr desinteressiert und unauffällig wie ein x-beliebiger Passant. Dennoch wertete Victor das als Signal. Urnue würde Aiko Brown nicht vorbei lassen. An Victor war es nun, den Kampf zu eröffnen. „Aiko!“, rief der Russe ihr nach, um sie dazu zu bringen, stehen zu bleiben und sich umzudrehen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)