Starlight von eternal-shiva ================================================================================ Bonus - Chroniken des Fegefeuers -------------------------------- Starlight – Chronicles of the Purgatory     Adamas senkte traurig ihren Kopf. „Ich habe ihn enttäuscht als er mich am Meisten gebraucht hätte. Sein Geist war krank – und ich war vor Egoismus unfähig das zu erkennen.“ Xenos war sich nicht sicher, ob er der geeignete Zuhörer für Adamas Sorgen war, doch die Göttin des Stahls schien ihm diesen Teil ihrer Vergangenheit anzuvertrauen wollen.   Xenos hatte nur zufällig das Thema um Ares leiblichen Vater angekratzt als er die Familie eines Partners besuchen wollte - nur um festzustellen dass Ares und Khion unterwegs waren und die schwangere Adamas zurückgelassen hatten. Die Göttin langweilte sich furchtbar, da ihr Mann es ihr verboten hatte zu kämpfen – Xenos ging es selbst nicht besser. Er selbst war ein seltsames Mitglied in diesem „Club der werdenden Mütter“ wie er es selbst bezeichnete – er hatte auch nie erwartet schwanger werden zu können – aber scheinbar konnte selbst er mit seinen über 1000 Jahren noch immer wieder etwas über sich selbst lernen.   Jedoch hätte er auf die ständigen Rückenschmerzen, Stimmungsschwankungen und die allgegenwärtige Übelkeit dankend verzichten können. Auf der anderen Seite machte es ihn unglaublich glücklich die Mutter von Ares Kind sein zu dürfen. Er hoffte nur das ihr Kind nicht nach ihm selbst kommen würde, denn einer von seiner Sorte reichte aus. Ares umsorgte ihn die ganze Zeit aufgeregt wie eine Glucke ihre Küken, so war ein Moment der Ruhe durchaus erholsam. Er beneidete Adamas darum das sie scheinbar weniger Probleme mit der Schwangerschaft hatte als er, doch er glaubte das es einfach daran lag das sie eine richtige Frau war und kein Zwitter wie er selbst. Sein Körper wusste scheinbar einfach nicht was er mit dieser Situation anfangen sollte.   So saß der Gott der Sterne nun bei Adamas auf ihrer Couch - sie tranken wie so oft Tee und redeten einfach über verschiedene Sachen. Sie war immer wieder überrascht dass Xenos scheinbar ebenfalls Kinder gebären konnte und stand ihm mit Rat hilfreich zur Seite. Doch irgendwie lenkte das Gesprächsthema auf ihre Schwangerschaft mit Ares um – und Xenos rutschte die Frage heraus wie es eigentlich dazu gekommen war, denn dies hatte ihn insgeheim schon länger beschäftigt. Die Göttin des Stahls schien erst lange zu überlegen, doch dann atmete sie tief durch „Ich… vielleicht sollte ich mich endlich jemanden anvertrauen… ich trage es schon so lange mit mir herum...“ Sie sah Xenos in die Augen und lächelte gequält „Es ist aber eine längere Geschichte, das ist dir hoffentlich bewusst?“ Xenos griff sich ein Kissen und stopfte es hinter seinen Rücken um seine Sitzposition angenehmer zu gestalten „Ich hab Zeit… gibt im Moment ja eh nichts, was ich sonst tun könnte...“ Adamas lachte herzhaft als sie Xenos so beobachtete und begann zu erzählen. „Hmmm… wo fange ich am Besten an?“   „Khion war schon immer sehr ruhig gewesen… er zeigte seine Gefühle selten offen - so war er nun einmal. Aber er war stets so freundlich und höflich, so kamen wir uns näher und verliebten uns schließlich ineinander.“ Ein bitteres Lächeln lag auf den Lippen der silberhaarigen Göttin als sie weitersprach. „Ich war so glücklich als er um meine Hand anhielt, denn ich liebte ihn über alles andere – doch es dauerte nicht lange bis ich erkannte das auch er eine schwere Bürde auf seinen Schultern trug.“ Xenos blickte sie fragend an und Adamas biss sich auf ihre Lippen. „Er litt unter schweren Depressionen. Ich war mir anfangs nicht sicher was der Grund dafür war… später fand ich heraus das es die Last der Gebete war, an der er fast zerbrach. Doch es ist auch egal, es ändert nichts an der Tatsache das ich ihn damit konfrontiert habe.“ Xenos blickte an Adamas vorbei und vermutete an der Art wie sie sprach das diese Aussprache wohl nicht so verlaufen war wie sie damals erhofft hatte. „Ich weis gar nicht mehr worüber ich mich geärgert hatte – es war eine Kleinigkeit, doch es hatte mich so geärgert das Khion erneut eine dieser depressiven Phasen hatte, in der er sich komplett zurückzog und ich gar nicht mehr zu ihm durchdrang. Und dann ist es passiert.“   „Rede doch einfach mit mir!“ ihre Stimme war aufgebracht als Adamas mit ihrem Mann sprach, der sich mit jedem Wort das sie aussprach nur mehr abzuschirmen schien. Es wirkte als würde er nach den richtigen Worten suchen, als die Göttin des Stahls erneut nachhakte „Vertraust du mir so wenig?! Sag etwas! Khion!“ Adamas war so in Rage das ihre Stimme laut wurde – und sie nicht einmal bemerkte wie ihre Worte Khion in die Enge trieben. Doch sie konnte so vieles einfach nicht verstehen. Und all die Dinge platzten einfach so aus ihr heraus, ohne das sie ihre Worte bedachte. Ihre Gedanken überschlugen sich und übersteigerten sich immer mehr während sie sich verselbstständigten. Warum er seine Sorgen in sich hineinfraß und nicht mit ihr darüber sprach. Warum er sich so verändert hatte. War er überhaupt glücklich in ihrer Ehe? Liebte er sie überhaupt wirklich? Als Khion einige Schritte von seiner aufgebrachten Frau zurückwich und sie ihm folgte geschah es. Sie drängte ihn zu antworten als sie ihn erneut anschrie „Rede endlich mit mir!“ Der Gott des Eises kauerte sich zusammen und hielt sich seine Ohren zu, als könnte er all die Vorwürfe nicht länger ertragen als die sonst so sanfte Stimme seiner Frau ihn anschrie.   „Warum….“ Khions Stimme zitterte bis auch seine verzweifelte Stimme schließlich Adamas entgegen schrie „Warum verstehst du nicht das ich das nicht kann!!!“ Adamas wich erschrocken zurück denn es war das erste Mal das Khion seine Stimme gegen sie erhoben hatte.   Sie blickte schuldbewusst auf ihren Mann herab und fragte sich was sie hier eigentlich tat. Sie hatte ihm doch nur helfen und sagen wollen das sie für ihn da war – und nun war ihr Temperament mit ihr durchgegangen und sie hatte ihn wie ein Tier in die Enge getrieben. Ihre Aufgabe wäre es gewesen ihm aus seinen Depressionen zu helfen, nicht ihn noch anzuschreien und zu beschuldigen. Er hatte keine Schuld an seinem Zustand und gab sicherlich schon sein Bestes dagegen anzukämpfen. Sie hatte ihn enttäuscht und verletzt als er ihr Verständnis am meisten gebraucht hätte. Sie hatte kein Recht an seiner Seite zu sein.   Tränen traten in ihre grauen Augen und ihre Stimme zitterte. Khion kauerte noch immer wie erstarrt am Boden und blickte erst auf als Adamas Stimme fast von Tränen erstickt zu ihm sprach. „Ver…verzeih mir… ich… ich wollte nicht...“ doch dann wandte sie sich beschämt von ihm ab und öffnete eines der Tore in eine andere Welt. Khion sprang auf und wollte sie zurückhalten, doch seine Finger griffen einfach in die Leere als das Tor sich bereits wieder schloss. Ungläubig starrte der blasse Gott auf die Stelle an der Adamas gestanden hatte. Er hatte sie nicht fortjagen wollen. Es gab so vieles was er ihr hatte sagen wollen, doch er hatte es nicht über seine Lippen gebracht. Er liebte Adamas so sehr und doch hatte er sie zum Weinen gebracht. Erneut rutschte er zu Boden und kauerte sich zusammen als er erneut die Stimmen hörte, die ihn fast in den Wahnsinn trieben. Die Gebete der Sterblichen Wesen waren stark und sollten ein Quell der Hoffnung und Kraft sein – doch jene die ihn erreichten fühlten sich falsch an. Wie ein Schatten lagen sie über seinem Geist und lähmten ihn. Er wollte nach seiner geliebten Frau suchen, doch sein Körper lies es nicht zu. So saß der Gott einfach nur am Boden und verlor sich in seiner eigenen Unfähigkeit etwas zu unternehmen.   Der junge Halbdrache stand auf einer der Anhöhen auf der weitläufigen Grasebene. Er strich sich durch sein blondes Haar und lies den Blick seiner feuerroten Augen über die Ebene schweifen. Sein Körper ähnelte denen von Menschen und doch war er grundverschieden. Tiefschwarze Schuppen bedeckten Teile seiner gebräunte Haut und aus seinem Kopf wuchsen eindrucksvolle Hörner. Seine Beine waren jene eines Drachen und auch seine Hände erinnerten an die der majestätischen Echsen. Er ging in die Hocke sodass sein bodenlanger Schweif auf dem langen Gras auflag. Er schnaubte genervt aus als er beobachtete wie der Wind über das hohe Gras strich. Die dunklen Krallen seiner eher schmalen Hände kratzten nervös über seine Armschuppen, als er sich in erneut in seinen Gedanken verlor.   'Sie sollen mich einfach in Ruhe lassen. Ich will mir meine Partnerin selbst aussuchen und nicht mit Irgendeiner den Bund eingehen, nur um es Vater recht zu machen.' Sein Vater hatte ihn erneut dazu gedrängt eine Braut zu wählen. Er meinte es sicher nur gut und wollte das sein Sohn bald seine Position als Clan-Oberhaupt übernehmen konnte – doch er liebte diese Frauen nicht. Er wollte nicht bis an das Ende seiner Tage mit jemanden zusammen leben müssen, für den er nichts empfand. Er würde nicht mehr er selbst sein und könnte so nicht glücklich sein. Und doch drängte ihn sein Vater immer wieder und immer entschlossener, das er bald eine Wahl treffen müsste. Ein helles Lichtspiel unmittelbar vor ihm riss ihn aus seinen Gedanken, als er auch schon von Jemanden umgeworfen wurde.   „IEEEK!!!“ Adamas Schrei hallte schrill durch die Ebene, als sie erschrocken in den jungen Sterblichen stürzte. Völlig unvorbereitet warf sie ihn um und lag nun der Länge nach auf dem Körper des anderen. Als sie versuchte sich aufzurichten spürte sie die Wärme die der teilweise geschuppte Körper unter ihr ausstrahlte und dann traf ihr Blick den der erstaunten, tiefroten Drachenaugen. Peinlich berührt versuchte sie von dem sterblichen Wesen zu steigen, doch sie rutschte ab und lag erneut auf der starken Brust des Halbdrachen, welcher noch immer wie erstarrt unter ihr lag. „V...v...verzeiht… verzeiht mir!“ stotterte Adamas dem Fremden entgegen.   Es schien als wollte die Frau die auf ihm saß am liebsten im Erdboden versinken. Er konnte sich nicht erklären wer die Frau war oder woher sie kam – sie war anders als alle die er bisher getroffen hatte. Sie gehörte nicht zum Drachenvolk oder zu einer anderen Rasse die in seiner Welt existierten. Er erinnerte sich an alte Legenden über ein Volk das jenseits des Himmels wohnte und über sie alle wachte. Vorsichtig hob er seine geschuppte Hand und strich der Fremden vorsichtig durch eine ihrer silbern schimmernden Haarsträhnen, welche sich aus ihrem geflochtenen Zopf gelöst hatte. „Ihr… ihr seid eine Göttin nicht wahr?“ seine tiefe Stimme richtete sich nur an die wunderschöne Frau, die sich nun leider von ihm löste – die junge Göttin hatte ihn bereits so in ihren Bann gezogen das er sich wünschte noch längere ihre Berührung spüren zu können.   Der leidenschaftliche Blick des Halbdrachen lies Adamas das Blut in ihre blassen Wangen steigen und lies die verschiedensten Gefühle in ihr aufwallen. Doch sie schüttelte sich kurz als wollte sie diese Gedanken abwerfen. Sie stand auf und reichte dem Sterblichen freundschaftlich die Hand „J...ja, verzeiht mir – es war nicht meine Absicht euch zu erschrecken.“ Der junge Halbdrache sah ihr tief in die Augen als er ihre Hand ergriff und Adamas ihn wieder auf die Beine zog. „Es gibt nichts, für das ihr euch entschuldigen müsst. Mein Name ist Rha'Ki – wie ist der eure edle Göttin?“ Adamas Herz machte einen Sprung als der Halbdrache nun in seiner vollen Größe vor ihr Stand und sicher zwei Kopf größer war als sie selbst – und doch fühlte sie sich so seltsam wohl in seiner Nähe, das sie noch immer seine Hand nicht los lies. „Ich… ich bin Adamas. Die Göttin des Stahls.“   „Hey, lach mich nicht aus!“ fauchte Rha'Ki leicht beleidigt, als Adamas herzhaft zu lachen begann. Die Beiden saßen schon so lange dort und redeten, das die Sonne bereits untergegangen war. der Halbdrache hatte bereits ein kleines Lagerfeuer entzündet und schon saßen sie beieinander und genossen die Gesellschaft des anderen. Adamas kam es mit einem Mal seltsam vor das sie nicht öfters die Sterblichen besuchte, denn auch wenn sie anders aussahen wie sie – die meisten waren wirklich so liebenswerte Geschöpfe, wie der junge Drache vor ihr den sie bereits fest in ihr Herz geschlossen hatte. Er brachte sie zum Lachen und überraschte sie immer wieder mit charmanten Komplimenten – sie fühlte seit langem wieder diese Wärme die sich in ihrem Herzen ausbreitete, die sie einst mit Khion verband. Khion. Was er wohl gerade tat? Der Gedanke an ihren Mann lies ihr liebevolles Lächeln aus ihrem Gesicht schwinden. 'Ich habe ihn verletzt… aber… ich habe Angst zurückzukehren. Was soll ich tun falls er mich ablehnt nachdem er diese hässliche Seite von mir gesehen hat?'   „Geht es euch gut?“ Rha'Ki sorgte sich um die Göttin neben ihm – sie hatte all die Zeit in seiner Gegenwart so glücklich gewirkt, doch mit einem Mal schien sie voller Sorge und Zweifel zu sein. Er konnte sich kaum vorstellen, welche Sorgen auf den Schultern der jungen Frau liegen mussten und doch wünschte er sich ihr einen Teil dieser Sorgen abnehmen zu können. Er wusste das sie eine Göttin war, so viel mächtiger und wahrscheinlich älter als er selbst. Doch er konnte es nicht länger verleugnen das er sein sterbliches Herz an die silberhaarige Göttin mit den sanften stahlgrauen Augen verloren hatte. Umso mehr ihm dies bewusst wurde, desto mehr schmerzte es ihn sie so voller Sorge zu sehen.   „Ich… ich habe jemanden sehr verletzt der mir so unglaublich wichtig ist...“ ihre schlanken Hände begannen zu zittern als sie in die Flammen starrte „...ich habe Angst zurück zu kehren...“ Obwohl es eine warme Sommernacht war meinte Adamas zu erfrieren – ihr war mit einem Mal so kalt das ihr ganzer Körper zu zittern begann. „Dann bleibt. Bleibt bei mir.“ verwundert drehte sie sich zu dem Halbdrachen neben sich und sah in seine ernsten Augen. Etwas in ihr fühlte sich zu dem impulsiven jungen Mann hingezogen, der vorsichtig über ihre Wange strich und sie näher zu sich zog. „N...nein… ich kann nicht… wir… dürfen nicht...“ Adamas war zu aufgewühlt um klare Sätze zu bilden. Es war eines der strengsten Gesetzte der Götter sich nicht mit Sterblichen einzulassen. Doch es war ihr in diesem Moment egal. Es war ihr egal das sie bereits vergeben war. In diesem Moment wollte sie nur die Wärme und Nähe des Anderen spüren und für einen Moment ihre Sorgen und Ängste verdrängen.   Khion zupfte nervös an seinen Fingern während er wartete das Adamas zurückkehren würde. Der Drang seine Frau zu suchen machte ihn fast wahnsinnig, doch er wollte sie nicht verpassen wenn sie zurückkehren würde. 'Falls sie zurückkommt…' berichtigte er sich selbst in Gedanken. Er sah ein das er einiges wieder gut zu machen hatte. Es gab so vieles was er ihr sagen wollte sobald sie wieder bei ihm war. Doch er konnte nun nichts anderes tun als zu warten und zu hoffen, das es noch immer etwas gab das sie beide verband. Erneut verspürte er wie sich die Hoffnungslosigkeit in ihm ausbreiten wollte, doch dieses Mal würde er nicht nachgeben. Er würde sich aus dieser Dunkelheit befreien die über ihm lag, auch für Adamas die er so sehr liebte.   Die Göttin des Stahls starrte in den klaren Sternenhimmel als sie noch immer in den starken Armen des Halbdrachens lag. Vorsichtig richtete sie sich auf um Rha'Ki nicht zu wecken und versuchte ihr wild durcheinander gebrachtes Haar zu richten. Eben noch hatte sie sich so glücklich gefühlt, doch nun brach ihr schlechtes Gewissen über sie herein wie die Flut. Sie hatte ihren Mann betrogen. Sie hatte mit einem Sterblichen geschlafen und eines der höchsten Gesetze gebrochen die den Göttern auferlegt waren. Doch das sie Khions Vertrauen missbraucht hatte, traf sie viel schwerer als ihr Gesetzesübertritt. 'Ich muss zurück… ich liebe dich so sehr Khion… ich hoffe das du mir jemals verzeihen kannst….' Sie war so in Gedanken das sie nicht bemerkt hatte das Rha'Ki sie die ganze Zeit beobachtet hatte „Du gehst?“ Erschrocken drehte sie sich zu dem jungen Halbdrachen herum, doch wandte beschämt ihren Blick ab „Es tut mir leid… aber ich habe etwas das ich Richtig stellen muss.“ Der Drache streckte sich und sah der Göttin tief in ihre Augen. Zu Adamas Überraschung zog er sie erneut in seine Arme und küsste sie auf ihre Stirn „Dann hoffe ich von ganzem Herzen das du glücklich wirst.“ Tränen brachen aus der Göttin hervor die sich nicht stoppen liesen. Rha'Ki wusste das sie nicht zurückkehren würde und es schmerzte sie das Herz des jungen Sterblichen zu brechen. Doch er schien bereits zu ahnen das sie an die Seite eines Anderen gehörte. „Verzeih mir… ich werde dich nie vergessen...“   und noch bevor er ein Wort des Abschiedes sagen konnte, öffnete sich erneut ein strahlender Riss in der Luft und Adamas flüchtete regelrecht hindurch. Trotz seiner Worte hätte er sie am liebsten aufgehalten, doch noch bevor er sie greifen konnte hatte sich das Tor bereits wieder geschlossen. Rha'Ki biss sich auf seine Lippen bis ein Blutstropfen über seine Lippen rollte. Etwas in dem jungen Drachen sagte ihm das er sie nie wiedersehen würde und es lies sein Herz so sehr schmerzen das er glaubte es würde zerbrechen. „Ich…. ich werde dich auch nie vergessen…. Adamas, Göttin des Stahls… mein Herz wird auf ewig dir gehören.“ Fast schon glaubte er das alles nur ein Traum gewesen war, doch der Schmerz seines gebrochenen Herzens belehrte ihn eines Besseren. Voller Schmerz blickte der blonde Halbdrache in den mondlosen Sternenhimmel und hoffte trotz allem das er eines Tages die Göttin wiedersehen würde, an die er sein Herz verloren hatte.   Als Adamas in ihr Heim schritt hielt sie den Atem an – doch es war kein Laut zu hören. 'Ist… ist Khion nicht da?' fragte sie sich in Gedanken als ihre Stimme unsicher die Stille durchbrach „Khion? Bist du da?“ Doch sie erhielt keine Antwort und schritt vorsichtig in eines der Wohnzimmer. Sie entzündete eine der kleinen magischen Flammen, die nun den Raum etwas erhellte – und Adamas erschrak als sie Khion an dem kleinen Tisch sitzen saß. Besser gesagt schlief er tief und fest – er schien sie noch nicht bemerkt zu haben, denn er rührte sich kaum und hatte seinen Kopf noch immer in seinen Armen vergraben. Vorsichtig trat Adamas näher und strich ihrem Mann liebevoll über sein langes, weißes Haar, welches er zu einem lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden hatte. Auch wenn er immer sehr blass war, schien Khion ausgelaugt und kraftlos, tiefe Augenringe prangten unter seinen Augen und vervollständigten sein kränkliches Erscheinungsbild. Ein kalter Schauer jagte ihren Rücken hinunter als sie seine aufgekratzten und blutigen Finger sah welche er notdürftig verbunden hatte. Von Schuldgefühlen zerfressen legte sie ihre Hand sanft auf die Verletzte ihres schlafenden Mannes, welcher leicht aufstöhnte aber noch immer weiterschlief. 'Verzeih mir… ich hätte für dich da sein müssen…' sie wollte sich bei Khion entschuldigen, doch sie konnte es nicht laut aussprechen. Sie hatte ihn betrogen. Auch wenn Rha'Ki ebenfalls einen Platz in ihrem Herzen hatte – im Moment fühlte sie sich vor Reue schmutzig und wertlos. Doch etwas unter seiner rechten Hand zog ihre Aufmerksamkeit auf sich – vorsichtig zog sie den Papierbogen unter Khion's Hand hervor um ihn nicht zu wecken. Als sie die Handschrift ihres Mannes las, stiegen die Tränen in ihre Augen. Er hatte ihr all das geschrieben das er nicht hatte sagen können. Wie er unter der Last der Gebete beinahe zerbrach. Wie sehr er versuchte dagegen anzukämpfen. Wie sehr er sie liebte. Er bat sie um Verzeihung und wollte sie nicht verlieren.   Adamas wischte sich einige der Tränen aus dem Gesicht und schob das Papier vorsichtig wieder zurück. Einen Moment beobachtete sie ihren tief schlafenden Partner, als sie sich entschlossen umdrehte und aus dem Anwesen eilte. Sie musste einen Weg finden ihrem Geliebten zu helfen – sie würde alles tun um sein Leid zu mindern. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel schrak Khion mit einem Mal auf und blickte verwirrt umher. Er brauchte einen Moment um zu sich zu finden um rieb sich seine Müden Augen. Adamas schien noch immer nicht zurück zu sein und doch glaubte er ihre Nähe spüren zu können. Als er sich versuchte hoch zu stemmen rutschte seine Hand auf dem Blatt Papier fast weg und er schaffte es gerade noch sich zu fangen. Unsicher nahm er den Brief an seine Frau in seine Hände und blickte auf seine geschriebenen Worte. Kopfschüttelnd knüllte er den Papierbogen zusammen und lies ihn achtlos auf den Boden fallen. „Wenn du zurückkehrst werde ich es dir persönlich sagen… bitte… bitte kehr zu mir zurück...“ Doch mit einem Mal ballte er seine Fäuste und blickte mit funkelnden Augen auf. „Ich werde kämpfen. Für dich und unsere Liebe. Ich verspreche es dir.“ Er eilte aus dem Zimmer und stürmte regelrecht aus der Villa in der er sich seit so langer Zeit gefangen fühlte und doch nicht die Kraft hatte sie zu verlassen. Voller neu geschöpfter Kraft rannte er die Straßen hinunter um seine Geliebte zu finden.   „Ich bin überrascht dich hier zu sehen – was kann ich denn für dich tun?“ Asklena schien überrascht das Adamas sie aufsuchte. Als Göttin der Heilung kamen überwiegend Krieger zu ihr um ihre Wunden heilen zu lassen, doch die Göttin des Stahls schien kerngesund zu sein. Jedoch war es kaum zu übersehen das der jungen Göttin etwas große Sorgen bereitete. „Es geht nicht um mich…. es geht um Khion. Ich brauche deine Hilfe Asklena...“ Tränen stiegen erneut in die geröteten Augen der Göttin des Stahls und die grünhaarige Göttin der Heilung legte nur ihre Arme als sie begann beruhigend auf sie einzureden. „Am Besten du erzählst mir alles von Anfang an meine Liebe...“ Und das tat Adamas, jedoch lies sie geschickt ihre romantische Begegnung mit dem Halbdrachen außen vor, denn dieses Geheimnis würde sie mit in ihr Grab nehmen. Die Heilgöttin mit den grasgrünen Augen folgte ihren Worten aufmerksam und schien angestrengt zu überlegen. „Ich glaube auch das es die Gebete sind, die Khion so krank machen. Eine solche Reaktion ist zwar ausgesprochen selten, doch in der Geschichte der Götter ist er kein Einzelfall. Es gibt einige magische Runen die den Fluss der Gebete stören und unterbinden können – ich kann sie zwar herstellen, doch ich brauche ein geeignetes Medium auf das ich ihre Macht übertragen kann…“ Adamas grübelte angestrengt nach, doch mit einem Mal kam ihr eine Idee – und noch als sie Asklena davon erzählte, nickte die grünhaarige Göttin begeistert und klatschte in ihre Hände „Das ist eine hervorragende Idee Adamas! Das könnte funktionieren!“ „Dann lass uns bitte keine Zeit verlieren… Ich brauche sie so schnell wie möglich!“ auf Adamas Bitte nickte Asklena nur eifrig und die beiden Göttinnen machten sich ans Werk.   „Ich danke dir Asklena. Ich werde sie ihm sofort überbringen.“ Nervös umklammerte sie das kleine Satinbeutelchen, in dem sich das Ergebnis der Arbeit der letzten Stunden befand. Mehrere mit dünnen Ketten verbundene Ohrringe – gestärkt durch die Macht der uralten Runen sollten sie hoffentlich fähig sein Khion zu helfen. Die Göttin des Stahls verbeugte sich dankbar und wollte sich gerade auf den Weg machen als die Göttin der Heilung noch ein anderes Thema ansprach. „Du kannst übrigens auch gerne zu mir kommen, falls du dich schlecht fühlen solltest. Es ist schließlich auch für Göttinnen nicht leicht ein Kind auszutragen. Ich freue mich für euch Beide!“   Adamas entglitten ihre Gesichtszüge und mit Entsetzen in ihrem Gesicht starrte sie die andere Göttin an. „….W…. was sagst du da?“ stotterte Adamas ihr ungläubig mit einem nervösen Lachen entgegen. Asklena hielt sich erstaunt ihre Hand vor den Mund „Oh verzeih – ich dachte du wüsstest es bereits! Ich spüre so etwas - du… du erwartest ein Kind! Das ist doch etwas Wundervolles! Ich würde zu gerne Khion sehen wenn du es ihm erzählst! Er wird sicher außer sich sein vor Freude!“ Trotz Asklenas Worten brach in diesem Moment eine Welt für die Göttin des Stahls zusammen. Es war nur eine Nacht gewesen und doch schien das Schicksal darauf aus zu sein, ihr immer größer werdende Steine in den Weg zu legen. Sie würde ihren Fehltritt nicht verheimlichen können. Zuvor war sie voller Hoffnung und Zuversicht, doch nun legte sich erneut der Schatten der Angst über den Geist der jungen Göttin, die das uneheliche Kind eines Sterblichen in sich trug. Erneut nagte in ihr die Angst ihrem Mann gegenüber zu treten. „Ja… er wird… sicher überrascht sein...“ 'Bei den Schöpfern… was soll ich nur tun?' fragte sie sich verzweifelt als sie den kleinen Stoffbeutel an ihre Brust drückte und zögerlich in Richtung ihres Zuhauses aufbrach.   Adamas war kaum durch die Tür geschritten, als Khion auf sie zustürmte und sie fest in seine Arme schloss. Als sie ihn anblickte, sah sie nur seine wässrigen Augen und sein freundliches Lächeln als er sie begrüßte „Willkommen daheim… Ich bin so froh das du wieder da bist.“ Seine Frau rang mit ihren Gefühlen, doch schließlich rollten Tränen der Erleichterung über ihre zarten Wangen als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und seine Umarmung erwiderte „Ich… ich bin daheim...“ Khion kämpfte mit sich selbst als er versuchte die Worte die ihm auf der Zunge lagen über seine Lippen zu bringen. „Ich muss dich um Verzeihung bitten… ich… ich werde mit dir über alles reden… das hätte ich schon längst tun sollen...“   Als hätte seine Geliebte einen Geistesblitz, löste sie sich jedoch aus der Umarmung und sah betreten zu Boden. „Nein, du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Glaub mir… ich bin diejenige die ihre Schuld nie wieder gutmachen kann...“ Khion verstand nicht worauf seine geliebte Frau hinaus wollte, doch so wie sie sprach breitete sich in ihm immer mehr Unbehagen aus. „Was… was redest du da? Was sollte ich dir denn nie verzeihen können?“ Doch anstatt darauf zu antworten streckte ihm seine Frau einen kleinen Beutel aus glänzendem Satin entgegen. Verwundert öffnete Khion das Bändchen und lies den Inhalt auf seine Handfläche rutschen. Irritiert starrte er auf die beiden Schmuckstücke aus Metall welche eine seltsame Aura verströmten. „Für dich… sie… sie sind ein Geschenk...“ doch Adamas Stimme klang noch immer so sorgenvoll, das Khion sich gar nicht richtig über ihr Geschenk freuen konnte.   „Für mich?“ Khion starrte auf auf die beiden Ohrringe, die seine Frau ihm in seine Hand gedrückt hatte. „Ja. Ich habe sie mit Hilfe von Asklena für dich geschmiedet. Sie sollten dir helfen die Gebete zu verdrängen. Sie… sie machen dich so krank das ich es nicht ertrage dich länger leiden zu sehen… bitte leg sie an!“ Khion schien überrascht das Adamas nicht nur scheinbar herausgefunden hatte was seinen Geist so kränkte, sondern auch noch etwas erschaffen hatte um ihm zu helfen. Und doch sah er in ihren nervösen Augen das sie etwas vor ihm verbarg.   „Warum jetzt?… Was ist wirklich geschehen als du fort warst?“ Adamas fürchtete sich ihrem Mann in die Augen zu sehen, doch als sie ihn flüchtig ansah sah sie nur die Sorge in seinen Augen. Die hellen, klaren Augen die sie so sehr liebte und trotz allem hintergangen hatte. Khion streckte seine freie Hand nach ihr aus, doch seine Frau zuckte nur zurück „Nicht!“ Verstört blickte der Gott des Eises seine Frau an, denn er verstand nicht was vor sich ging. „Was?… Ist meine Berührung denn so unerträglich für dich? Verzeih mir...“ Der Eisgott blickte niedergeschlagen zu Boden doch dann platzte es aus Adamas heraus „Nein ich liebe dich über alles!… Aber… ich… ich bin es nicht wert von dir geliebt zu werden!“ Sie schlang ihre Arme schützend um ihren Oberkörper als sie weitersprach „Ich bin unrein… ich verstehe es wenn du mir das nie verzeihen kannst… doch ich… ich trage ein Kind in mir.“   Khions Augen weiteten sich vor Entsetzen und starrten seine Frau fassungslos an. 'Sie… hat … mich… betrogen?…' Khions Gedanken waren wie gelähmt als er versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Seine Fäuste ballten sich voller Zorn und zitterten vor Anspannung. „Ich... verstehe.“ dies waren die einzigen Worte die knapp über die Lippen des Weißhaarigen kamen, denn anschließend biss er sich auf Lippen und wandte seinen Blick ab. Adamas konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und versuchte trotz ihrer bebenden Stimme sich zu erklären. „Es.. es tut mir so leid Khion… das… das war nie meine Absicht gewesen!“ Sie griff ihrem schockierten Mann an seine Weste und krallte ihre schmalen Hände hinein „Ich war so wütend… so traurig… und … und dann habe ich diesen Sterblichen getroffen-“ Adamas konnte ihren Satz gar nicht beenden, da Khion sie fest in seine Arme schloss. „Sprich nicht weiter. Es… es ist auch meine Schuld…“ Doch dann löste es sich von seiner Frau und sprach mit zitternder Stimme weiter „Ich... werde das Kind als das meine annehmen. Aber das ist auch alles, das ich dir versprechen kann...“ Sein schneeweißes Haar wirbelte umher, als er seinen Blick von seiner Ehefrau abwandt und aus dem Zimmer eilte ohne noch einmal zurück zu blicken. Weinend sank die sonst so starke Göttin in die Knie, ihre Arme fest um ihren zitternden Körper geschlungen. „...Das ist mehr als ich verdiene… Khion... es tut mir so leid...“ Ihre Stimme wurde von ihrem bitterlichen Weinen erstickt und so saß sie nun am Boden und verteufelte ihre eigene Dummheit. „...Ich... ich habe dich nicht verdient.... Khion... bitte vergib mir.....“   Khion stand im Zentrum des Eissturms – was nicht weiter ungewöhnlich gewesen wäre, hätte er nicht inmitten in einem der abgelegenen Gästezimmer seines Hauses gestanden. Die eisige Luft peitschte durch seine Haare, doch selbst die unnatürliche Kälte in der er sich befand, konnte sein aufgebrachtes Herz nicht beruhigen. Hatte seine Schwäche letztendlich bewirkt das Adamas sich in die Arme eines Anderen geflüchtet hatte und nun auch noch dessen Kind in sich trug? Ihm war durchaus bewusst, dass er alles andere als gut seine Gefühle zeigen konnte. Er wusste das er sich die letzte Zeit sehr zurückgezogen hatte, doch er hatte nichts Anderes tun können. Zuletzt hatte ihm die Kraft gefehlt seine Missionen anzutreten und es hatte nichts gegeben das er dagegen tun konnte. Einzig Adamas hatte für ihn noch einen Grund dargestellt weiter zu leben. Doch auch wenn vielleicht nur für einen Moment, hatte selbst sie sich nun schlussendlich von ihm abgewandt. Er war wahrhaftig allein.   Erst als blutige Tropfen von seiner Hand perlten sah Khion das er die Ohrringe in seiner Hand zusammen gekrampft hatte und das sich das kalte Metall in seine Haut gebohrt hatte. Von einer Sekunde auf die andere herrschte absolute Stille. Fast schwerelos fielen vereinzelt Schneeflocken auf den Boden, als der Gott des Eises seinen Rücken scheinbar kraftlos gegen die Zimmertür drückte. Langsam rutschte er an der Tür entlang auf den Boden, während seine Beine immer mehr nachgaben. Vereinzelt rannen kalte Tränen über seine Wangen während seine eisblauen Augen auf die blutverschmierten Ohrringe in seiner Hand blickten. „Warum? WARUM VERDAMMT?! WARUM...?“ sein wütender Aufschrei wurde von seinen Tränen erstickt, die nun einfach aus ihm herausflossen. Khion kauerte sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Armen. „Ich will dich nicht verlieren… ich liebe dich doch…“ Es war kaum mehr als ein Flüstern als Khion erneut seinen Kopf in seinen Armen vergrub „...ich brauche dich… ohne dich… bin ich nichts...“   Die Zeit verging, die Jahreszeiten wechselten und jedes Jahr erblühte die Natur immer wieder aufs Neue. Rha'Ki liebte diese Zeit besonders, wenn sich die ersten Knospen der Bäume und Sträuche öffneten und die letzten Überreste des harten Winters vertrieben. Er hatte seinen Stamm verlassen und lebte sein Leben als Einzelgänger, doch das reichte ihm. Er schuldete niemanden Rechenschaft für Dinge die er tat oder nicht. Sein Haar war inzwischen so lang gewachsen, dass er es zu einem langen Zopf geflochten trug und selbst dieser schon fast den Boden berührte. Er saß wie so oft am Ufer eines kleinen Flusses auf dessen Oberfläche die letzten Eisschollen losgerissen und flussabwärts getrieben wurden. Der Halbdrache genoss sichtlich die absolute Stille die ihn umgab. Es störte ihn nicht allein zu sein, doch es verging auch kein Tag an den er nicht an sie dachte. Adamas. Die Göttin an die er sein Herz verloren hatte, hatte er seit dieser Nacht vor vielen Jahren nie wieder gesehen. Es war kurze Zeit nachdem sie ihn verlassen hatte, das er erneut einen Streit mit seinem Vater hatte – das Ergebnis war das er seinen Clan verlassen hatte um sein eigenes Leben nach seinem Willen zu leben. Er bereute nichts. Nicht, das er sein altes Leben hinter sich gelassen hatte. Nicht, das er Adamas diese Nacht geliebt hatte.   Das Knacken eines Astes durchriss die Stelle und Rha'Ki wirbelte herum, nur um zwei kalte Stahlklingen an seinem Hals zu spüren. „Keine Bewegung, Sterblicher.“ Er blickte in die kalten Augen zweier gepanzerten Krieger. Auf den Stellen der sichtbaren Haut verliefen leicht glühende Linien und formten unterschiedliche Muster. Rha'Ki schluckte angespannt, doch sprang vor den Klingen zurück und überraschte seine Angreifer, welche scheinbar nicht mit Gegenwehr gerechnet hatten. Flammen brachen aus seiner geschuppten Haut hervor und schmiegten sich an seinen Körper. Die starken Flammen welche die Fremden zurückschrecken liesen, waren ein Teil von ihm. Nie würde das magische Feuer ihm Schaden zufügen. Wer auch immer diese Fremden waren – sie hatten den Zorn eines Erben der Fegefeuer-Drakaan auf sich gezogen. Er würde nicht kampflos aufgeben. So stürzte sich Rha'Ki sich auf seine Gegner noch während er voller Kampflust aufbrüllte.   Adamas hielt das kleine Stoffbündel in ihren Armen. Sanft strich sie über den kleinen Körper, den der weiche Stoff umwickelte. Sie hatte einen Sohn geboren. Sie hatte teilweise große gesundheitliche Probleme durchstehen müssen, doch am Ende war alles gut überstanden und sie hatte einen gesunden Halbgott geboren.   Die winzige Hand ihre Sohnes griff nach ihrem Finger und klammerte sich fest an seine Mutter. Der kleine Junge hatte seidenweiches, blondes Haar und hatte einen sonnengebräunten Hautton – doch sein linker Arm war geradezu abstrakt. Im Gegensatz zu seinem Rechten war er nicht menschlich, es war die kleine schwarze Pranke eines Drachen und auf seinem Kopf waren bereits jetzt die Ansätze winziger Hörner erkennbar. Adamas schmerzte ihr Herz als ihr immer wieder bewusst wurde wie ähnlich ihr Sohn seinem Vater sah. Er konnte seinen Erzeuger nicht verleugnen, auch wenn auf seinem Körper ebenso feuerrote, göttliche Symbole verliefen. Sie hatte ihm den Namen Ares gegeben. Den starken Namen eines Kriegers – denn er würde es alles andere als leicht haben.   Doch im Moment stand ihr ganzes Leben auf Messers Schneide. Natürlich hatte sie es nicht lange verheimlichen können, das Ares der Sohn eines Sterblichen war. Sie hatte ich der Anklage des Hochgottes stellen müssen, das Gesetz gebrochen und ihr Volk entehrt zu haben. Für all die Anderen Götter war sie nun nicht mehr als ein Schandfleck, ein Flittchen das ihren Mann betrogen hatte und nun auch noch einen Bastard geboren hatte. Doch Khion hatte es genauso, wenn nicht noch schwerer getroffen.   Weil er an ihrer Seite geblieben war. Er hatte sie weder abgelehnt noch verurteilt und dies lag außerhalb des Verständnisses der meisten Götter. Zwar war die Beziehung zwischen ihnen deutlich abgekühlt, doch Adamas war ihrem Mann dankbar, das er noch immer an ihrer Seite geblieben war. Auch wenn zwischen ihnen nichts mehr so war wie zuvor – es stimmte sie glücklich zu sehen wie es ihrem Mann stetig besser ging. Zuerst war sie überrascht gewesen, das Khion tatsächlich die Ohrringe trug die sie ihm geschmiedet hatte – sie hatte erwartet gehabt das er sie weggeworfen hatte. Erst schien es jedoch, als hätten sie keinerlei Wirkung – doch nach einiger Zeit wurde es offensichtlich das es dem Gott des Eises jeden Tag etwas besser ging. Manchmal waren die Veränderungen kaum merkbar und dann glaubte sie wieder den jungen Gott vor sich stehen zu haben in den sie sich einst als Junggöttin verliebt hatte. Auch wenn ihr Fehltritt wie ein Schatten über ihrer Beziehung hing, liebte sie ihren Mann über alles – ebenso wie ihren neugeborenen Sohn, der schlafend ihn ihren Armen lag.   Khion stand am Fenster des Wohnzimmers und starrte in die Ferne während Adamas mit dem kleinen schlafenden Ares auf der kleinen Sitzgruppe saß, als ein lautes Hämmern an ihrer Türe alle zusammenfahren lies. „Bleib hier – ich gehe nachsehen.“ antwortete Khion kühl während Adamas versuchte ihren Sohn zu beruhigen, welcher vor Schreck das Weinen angefangen hatte. Sie blickte Khion hinterher, doch bereits jetzt schnürte die Angst ihre Brust so zusammen, das sie glaubte nicht mehr atmen zu können. Sie drückte ihren kleinen Sohn verängstigt an sich, als Khion von zwei Wächtern gefolgt wieder ins Zimmer trat.   „Ist… es soweit?“ ihre Stimme war kaum hörbar, den die Angst vor dem was sie erwartete lähmte sie. Khion nickte nur angespannt „Sie haben ihn. Es ist Zeit.“ Adamas Körper zitterte als sie aufstand und auf ihren Mann zuschritt. Der Hochgott Arc würde über Sie und Ares richten. Ebenso über den Sterblichen, der sie angeblich entehrt hatte. Adamas wusste weder was sie erwarten würde, noch was geschehen würde wenn Arc sie und Ares verurteilen würde. Doch als sie zwischen den Wachen sich zum Weißen Palast begab, spürte sie wie Khion nach ihrer Hand griff. Zwar sah er sie nicht an, doch sie konnte in seinem Gesicht sehen das er genauso in Sorge war vor dem was geschehen würde. Sie drückte die Hand ihres Mannes fester und war erneut dankbar noch immer an seiner Seite sein zu dürfen.   Rha'Ki Arme waren hinter seinem Rücken gefesselt und trotz aller Bemühungen schaffte er es nicht sich zu befreien. Er hatte die Beiden Angreifer gut in Schach gehalten, doch wie aus dem Nichts waren aus einem Lichttor noch weitere Krieger erschienen und überwältigten ihn schlussendlich. Zu seiner Verwunderung töteten ihn die fremden Wesen nicht – sie fesselten ihn mit Magie und schleppten ihn mit sich. Für seine Versuche sich zu befreien oder sonstige Gegenwehr erntete Rha'Ki nur schmerzhafte Hiebe und Tritte – irgendwann fehlte dem Fegefeuerdrakaan einfach die Kraft sich weiter zu widersetzen und bis auf ein gelegentliches Knurren hatte er seinen Angreifern nichts mehr zu entgegnen. Die magischen Fesseln unterdrückten seine Magie, so blieb ihm nichts anderes übrig als den Anweisungen der fremden Wesen folge zu leisten.   Sein Körper sträubte sich als sich vor ihm eines der seltsamen, leuchtend weißen Tore auftat und die Fremden ihn anwiesen hindurch zu schreiten. Er taumelte etwas zurück als er auch schon spürte wie ihn einer der Männer nach vorne stieß und ihn in das helle Licht schubste. Erst von dem hellen Licht geblendet riss Rha'Ki seine Augen auf als er erneut weitergeschoben wurde „Bewegung Drache – Du wirst bereits erwartet.“ knurrte ihn die tiefe Stimme von einem der Krieger genervt an. Sein Körper fühlte sich an als wäre er gelähmt, jede Faser seines Körpers warnte ihn das er nicht an diesem Ort sein sollte. Es war eine strahlend weiße Stadt, erbaut auf dunklem Fels. Die hohen Türme der Gebäude erstreckten sich in den klaren Sternenhimmel der sich über alles erstreckte was sein Auge erblickte. Er wusste nicht was dies für ein Ort war – doch er fühlte instinktiv das er nicht hier sein sollte. Kein sterbliches Wesen sollte das sein. Mit jedem Schritt den er auf den weißen Stein setzte spürte er das dies Alles kein gutes Ende nehmen würde.   Der Weg führte in das große Gebäude im Zentrum der fremden Stadt – entlang der angelegten Wege wurde er durch die riesigen Gärten in den Palast hinein geschoben. Seine Wachen zerrten ihn durch verschiedene Korridore und Zimmer und der Drache wusste nicht wo er zuerst hinschauen sollte. Alles das er hier erblickte erschien ihn so fremd das seine Vermutung ihm immer sicherer erschien – er musste sich in der Stadt der Götter befinden. Der Heimat seiner geliebten Adamas. „Wohin bringt ihr mich?“ Rha'Ki erwartete eigentlich keine Antwort auf seine Frage, denn bisher hatten ihm die Fremden auch nie geantwortet, doch einer der Krieger seufzte schließlich bevor er zu sprechen begann. „Du wirst für deine Taten von unserem obersten Gott vor Gericht gestellt. Unserem Hochgott, Lord Arc.“ Rha'Ki verstand es nicht „M… meine Taten? Was… was soll ich denn bitte getan haben?!“ seine Stimme wurde laut, denn er war sich keinerlei Schuld bewusst die all dies rechtfertigen würde. Er hatte noch nie auch nur davon gehört das jemand von Göttern entführt und gerichtet wurde. Die kalte Stimme eines Anderen verunsicherte den jungen Drachenkrieger jedoch erneut „Mäßige deinen Ton. Du solltest dem höchsten der Götter mit Respekt entgegentreten… sonst wirst du es bereuen.“ Der Tonfall des Gottes lies keinen Zweifel offen dass Rha'Ki es wohl mit seinem Leben bezahlen würde, wenn er sich vor ihrem mysteriösen Anführer nicht angemessen verhalten würde. Der blonde Drache schluckte angespannt als die großen Torflügel geöffnet wurden und er in den großen Saal geführt wurde. Auf beiden Seiten standen einige Götter, die ihn kritisch musterten. Manche Blicke waren voller Abscheu, andere wirkten neugierig und manche sogar überrascht oder beeindruckt. „Auf die Knie Sterblicher.“ Rha'Ki leistete verunsichert den Anweisungen seiner Entführer folge, als er den Fuß der Marmorstufen erreichte. Als drückte ihn eine unsichtbare Macht zu Boden konnte er kaum seinen Kopf heben um die Stufen hinauf zu dem Thron zu blicken. Fliederfarbene, ausdruckslose Augen starrten ihn an während die Person gelangweilt durch sein kurzes, feuerrotes Haar strich. Aus der Stirn des Fremden wuchsen amethystfarbene Kristalle die ein sanftes Glühen ausstrahlten, ebenso die Linien die sein Gesicht zierten. Doch Rha'Ki war viel mehr von den großen Schwingen beeindruckt, welche aus dem Rücken des Gottes wuchsen. Drei Flügelpaare ragten aus dessen Körper und strahlten eine Erhabenheit aus, die selbst Rha'Ki Respekt einflöste. Doch der kalte ausdruckslose Blick des Gottes lies eine Kälte durch seinen Körper jagen die er noch nie verspürt hatte. Er kannte sich mit Göttern nicht aus – doch sein Instinkt sagte ihm das etwas mit diesem Rotschopf nicht stimmte.   „Willkommen in unserem Reich Drache. Mein Name ist Arc, Gott der Leere. Wie nennt man euch sterbliches Wesen?“ Die Stimme des Gottes war überraschend weich und sanft, doch Rha'Ki spürte darin nichts. Zwar versuchte er wohl freundlich zu klingen, doch selbst er konnte spüren das keinerlei Emotion in seiner Stimme steckte. Doch Rha'Ki wagte es nicht sich diesem Hochgott zu widersetzen „Man… man gab mir den Namen Rha'Ki, Sohn des Shkar'Ki, Stammesführer der Fegefeuer-Drakaan.“ Der Drache meinte in den leblosen fliederfarbenen Augen des Andern etwas wie Neugierde zu sehen, doch es war genauso schnell fort wie es aufgeblitzt hatte.   „Nun denn Rha'Ki… ist dir bekannt weshalb du hier bist? Du darfst frei sprechen… es gibt keinen Grund für Förmlichkeiten.“ Rha'Ki war überrascht ebenso wie die anderen Götter im Saal das Arc keinen Wert auf irgendwelche Sitten und Förmlichkeiten hielt. „Nun, kannst du meine Frage beantworten Drache?“ Rha'Ki fühlte sich wie ein Tier vor der Schlachtbank und machte es ihm fast unmöglich klare Worte zu fassen. Das alle Anwesenden ihn voller Erwarten beobachteten, machte dies auch nicht leichter. „Nein...“ presste der Drache aus seiner trockenen Kehle. Kalter Schweiß rannte seine Stirn hinab und sein Atem ging unnatürlich schwer. Als spürte er einen unerträglichen Druck auf seinen Lungen, war es mehr ein schwerfälliges Keuchen das aus seinem Körper stieß.   Auf Arcs Lippen legte sich etwas, das einem Lächeln ähnelte. „Dann lass es mich dir zeigen Drache.“ Er schnippte mit seinen dünnen Fingern und aus einer Tür hinter ihm wurde eine Frau vorgeführt. Rha'Ki glaubte das sein Herz stehen bleiben würde. Nie könnte er dieses sanfte Gesicht und das glänzende Haar wie aus Silber vergessen. Nach all den Jahren schien sie keinen Tag gealtert und war noch schöner als in seiner Erinnerung an sie. Unmittelbar neben Arc stand die Göttin des Stahls. Adamas. Die Frau die er all die Zeit nie vergessen konnte und noch immer so sehr liebte wie in dieser schicksalshaften Nacht.   Doch das was sie in ihren Armen hielt weckte seine Aufmerksamkeit. Es war ein Kind. Als würde er in einen Spiegel blicken erkannte er es als das Seine. Das blonde Haar, die kleine schwarzgeschuppte Hand eines Drakaan… und doch erkannte er das göttliche das durch die Adern des Kindes pulsierte. Die feuerroten Symbole die sich über die gebräunte Haut zogen. Das Kind öffnete die Augen und sah in seine Richtung. Rha'Ki konnte es nicht fassen. Er hatte ein Kind, von dem er all die Jahre nichts gewusst hatte. Die kleinen bernsteinfarben, pupillenlosen Augen sahen ihn neugierig an, doch dann kuschelte es sich erneut an die Brust seiner Mutter, die es fest in ihren dünnen Armen hielt.   „Dies ist Ares… euer Sohn, Drache.“ Arcs harte Stimme durchdrang hart die Stille. „… Und euer Verbrechen. Ihr habt es gewagt eine Göttin zu entehren. Darauf steht seit Urzeiten die Todesstrafe. Für euch, die Göttin die dieses Vergehen aus freien Willen begangen hat und das Mischlingskind das nicht existieren dürfte. Das ist die Strafe für jene, die eines unserer wichtigsten Gesetze gebrochen haben.“ Rha'Ki wollte aufspringen, doch die fesselnde Macht hielt ihn noch immer regelrecht am Boden gekettet „NEIN!! DAS KÖNNT IHR NICHT MACHEN!!!“ brüllte der Drache Arc entgegen. „Kann ich nicht?“ Arc schien amüsiert über Rha'Kis Gefühlsausbruch und sprach weiter „Ich kann es… aber ich möchte unnötiges Töten der Meinen gerne vermeiden. Daher mache ich dir ein Angebot...“   Rha'Kis Blick wechselte flink zwischen dem Hochgott und seiner Geliebten, die ihn schmerzerfüllt anblickte und ihren gemeinsamen Sohn fest umklammerte. Egal was Arc verlangen würde, Rha'Ki würde es tun. Er würde alles aufgeben wenn er dadurch nur Adamas und seinen kleinen Sohn retten könnte. „Und das wäre?“ zischte der Drachenkrieger in die Richtung des Hochgottes. Das Getuschel und Raunen das durch den Raum ging erstarb als der Gott erneut sprach „Beweise mir deinen Wert Drache. Ich werde über die Stärke deiner Seele und deines Herzens richten.“ „W… wie bitte?!“ Rha'Ki verstand es nicht was Arc von ihm verlangte 'Die Stärke meiner Seele? Wie… wie soll ich das bitte machen?!' verzweifelt blickte er Adamas an, die jedoch mit Tränen in ihren Augen seinem Blick auswich. Wie sollte er sie retten können wenn er nicht einmal wusste wie der diese Forderung erfüllen sollte?   „Khion, tritt hervor.“ wies Arc an und ein junger Krieger trat neben dem Hochgott einige Schritte vor. Langsam näherte er sich Rha'Ki und der Drache konnte die unwirkliche Kälte spüren die der Gott ausstrahlte. Seine weißes Haar glich frisch gefallenem Schnee und der klare Blick der eisblauen Augen fixierte ihn angespannt. Er erkannte den Zorn der in den kalten Augen loderte. Doch da war noch etwas anderes - Unsicherheit und Angst. Rha'Ki spürte das dieser weißhaarige Gott dies hier weder guthieß noch als gerecht empfand. Die Augen des Gottes zuckten nervös als sich in seiner rechten Hand eine Klinge aus Eis formte. Der Drachenkrieger konnte an Adamas verzweifelten Augen erkennen, was sie und diesen Eisgott verband. Rha'Ki erkannte das dies Adamas Gemahl sein musste. Es war seine Frau, die er in jener Nacht geliebt hatte. Er war diese unglaublich wichtige Person in Adamas Leben gewesen, die sie an jenem Abend erwähnt hatte. Beide Hände des Gottes legten sich um den Griff seines Schwertes und er holte aus – Rha'Ki kniff seine Augen zusammen und konnte schon den Schmerz spüren wie die Eisklinge durch seinen Körper gestoßen wurde. Doch nichts geschah, es folgte kein Schlag. Verwirrt öffnete der Halbdrache die Augen und sah in die verunsicherten Augen des zitternden Gottes.   „Warum zögerst du? Es... ist mein Kind das deine Frau austrug.“ Rha'Kis Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Das hier ging niemanden etwas an außer sie Beide. „Es.. ist genauso meine Schuld… dass Adamas sich in deine Arme flüchtete… ich will das hier nicht… ich… ich hege keinen Groll gegen dich Sterblicher.“ Rha'Ki war wahrhaftig erstaunt. Immerhin sprach er hier mit dem Mann, mit dessen Frau er ihn betrogen hatte und nun auch noch seinen Sohn geboren hatte. Doch als er dem blassen Gott in seine eisblauen Augen starrte konnte Rha'Ki sehen, das er es ernst meinte. Der weißhaarige Gott sprach jedoch noch weiter „...Aber wenn ich es nicht tue, werden sie und Ares verurteilt. Weil sie unser Volk 'entehrt' haben.“ Hin und Hergerissen zwischen seinen eigenen Gefühlen fasste Rha'Ki einen Entschluss. Dies war ein guter Mann mit einem großen Herzen – er würde über seine Geliebte und seinen Sohn wachen, dessen war er sich sicher. Mit all seiner Kraft stemmte er sich gegen die fesselnde Magie und griff mit seinen Pranken nach der Eisklinge.   Geschockt blickte Khion auf den Drachen unter sich und starrte auf das helle, rote Blut das aus der Wunde in seiner Brust strömte. Der Drache brüllte auf, als er Khions Klinge nur noch weiter durch seinen Körper trieb. Khion konnte hören wie seine Frau voller Schmerz schrie und weinte, doch er konnte seinen Blick nicht von dem Mann vor sich abwenden. Erst als ein Schwall Blut über seine Hand lief, welche noch immer den Griff der Waffe festhielt lösten sich seine verkrampften Finger. „W...wieso?“ Khion verstand es nicht warum der Andere das getan hatte, warum er sich selbst die Klinge durch die Brust gejagt hatte und doch sah er das Feuer das in den roten Augen des anderen glühte, das Feuer eines unbeugsamen Willens.   Rha'Kis sterbender Körper spuckte Blut als er in Khions verständnisloses Gesicht starrte. Trotz seiner Qualen lachte der Drachenkrieger kurz auf. „ Ich bereue nichts... aber ich bitte dich... Pass auf sie auf… und… auf.. meinen Sohn… ihn trifft keine Schuld...“ Rha'Kis Sicht begann zu verschwimmen und sein Blick wanderte ein letztes Mal zu Adamas und seinem Sohn. Wie gerne hätte er ihn wenigstens einmal in seinen Armen gehalten. Er konnte die Beiden kaum noch erkennen als er vornüber fiel und in einem See seines eigenen Blutes lag. Er glaubte das es jeden Moment vorbei wäre, doch die Stimme des Hochgottes durchdrang die Stille in seinem Kopf. „Du hast die Stärke deiner Seele bewiesen Drache.“ Rha'Ki meinte zu spüren wie schlanke Finger sanft durch sein Haar strichen und er versuchte schwerfällig seine Augen zu öffnen. Der rothaarige Gott saß vor ihm in der Hocke und schien sehr zufrieden zu sein. „Ein unbeugsamer Wille, nicht zögernd alles zu opfern um die Seinen zu beschützen. Adamas und das Kind dürfen Leben – du hast weder sie noch unser Volk entehrt.“ Rha'Ki versuchte den Worten des Hochgottes zu lauschen, doch er war so unglaublich müde und wollte nur noch seine Augen schließen als Arc ihm erneut über seinen Kopf strich. Eine eigenartige, fremde Macht strömte durch seinen Körper doch es war nicht länger von Bedeutung.   Rah'Kis Körper wurde hoch in die Luft getragen und Arcs Magie durchflutete die sterblichen Überreste des Drachenkriegers. „Tut mir leid, aber du wirst nicht zum Ursprung zurückkehren. Auch wenn Adamas und Khion freigesprochen sind, musst du trotz allem deine Strafe erfahren. Du wirst bis ans Ende der Zeit über deinen Sohn wachen.“ Sein toter Körper wurde von einem hellen Licht verschlungen und mit einem Mal verblasste das Licht um eine stetig glühende Sphäre zurück zu lassen. Arc griff sie aus der Luft und sprach weiter „Ich meine es ist eine ertragbare Strafe für immer mit denen zusammen zu sein die man liebt.“ Die Macht in der Sphäre flammte auf und Flammenzungen griffen auf Arcs Arme über. Der Hochgott verzog leicht das Gesicht als sich das Feuer in seine Haut brannte, doch trotz allem schien er sehr zufrieden. „Ich kann es dir nicht übelnehmen, das du trotz allem einen Groll gegen mich hegst… unsterbliche Seele des Fegefeuers… Verbrenne alles zu Asche was sich in deinen Weg stellt.“ Sein Grinsen verzog sich kurzfristig zu einer gehässigen Fratze nur um gleich wieder in seine ausdruckslose Mimik zu wechseln.   Arc drehte sich um und gab seinen Wachen ein Zeichen und die Zeugen wurden aus dem Saal geführt, nur noch Adamas, Khion und der kleine Ares verblieben in dem Saal. Adamas hielt noch immer Ares in ihren Armen und Khion stand betreten an ihrer Seite. Der Gott des Eises schrak auf als sein Hochgott ihm mit einem Mal die feurige Sphäre in die Hände warf - doch zu seinem Erstaunen fühlte er keinen Schmerz. Kleine Flammen züngelten sich zwar um seine Hände, doch sie verbrannten ihn nicht. Adamas Blick lag traurig auf der Sphäre während sie in Gedanken bei dem Fegefeuer-Drakaan zu verweilen schien. Er wollte sie und ihre Familie nicht verletzen. Er würde sie beschützen, bis ans Ende der Zeit.   Rha'Kis Seele wachte über seinen Sohn, eingeschlossen in einem kleinen Ball. Er zerschmetterte und versengte seine Feinde als flammender Morgenstern. Egal wohin Ares auch gehen würde – sein leiblicher Vater würde immer bei ihm sein und über ihn wachen.   Xenos rührte in seinem Tee herum, der inzwischen schon eiskalt geworden war. Er war damals nicht anwesend – auch wenn er dankbar war, das er diesen Teil der Vergangenheit nun endlich erfahren hatte stimmte es ihn traurig. Adamas, die zu unrecht verteufelt worden war weil sie ihrem Herzen gefolgt war. Khion der so sehr unter der Last der Gebete gelitten hatte ohne sich jemanden anvertrauen zu können. Ares, der in all dies hineingeboren wurde von von Geburt an von den Anderen als Schande betrachtet worden war. Arc… dessen Beweggründe wie damals während ihrem Kampf ein einziges Rätsel waren. Wenn er damals selbst nicht so egoistisch in Selbstmitleid versunken wäre und nur versucht hätte mit anderen zu interagieren hätte vieles anders verlaufen können. Manche Personen, die ihnen wichtig waren könnten noch leben. Anderen hätte vielleicht viel früher geholfen werden können. Ihnen hätte überhaupt geholfen werden können.   Er spürte wie seine Hände sich zornig verkrampften und stellte die Tasse lieber auf den schlichten Tisch bevor er sie noch zerbrechen würde. Adamas schien ihn die ganze Zeit beobachtet zu haben, denn sie lächelte ihn sanft an und legte ihre Hand behutsam auf die von Xenos. „Ich bin inzwischen sehr glücklich, und ich bin mir sicher Ares ist es auch. Die Vergangenheit ist ein Teil von uns – sie ist das was uns ausmacht und antreibt. Verliere dich nicht in Gedanken was du hättest ändern können. Ich denke oft das ich nie einen so wundervollen Sohn hätte, wenn ich damals nicht davon gestürmt wäre. Khion wäre vielleicht nie wieder gesund geworden. Du wärst wahrscheinlich nie ein Teil unserer Familie geworden.“ Xenos blickte erstaunt in die stahlgrauen Augen der anderen Göttin „Ich bin mit dem was ich habe überglücklich. Und ich denke du bist es auch.“   Xenos war es peinlich das die Göttin des Stahls so offensichtlich sehen konnte, welche Gedanken durch seinen Kopf gingen. „J...ja… ich bin es… ich bin es wirklich… ich bin so glücklich euch alle zu haben…. ughhh….“ stotterte der Gott der Sterne heraus, während Tränen über seine Wangen rollten und es immer mehr in ein verschnupftes Heulen überging. Irritiert aufgrund seines Gefühlsausbruches versuchte er die Tränen fort zu wischen, doch es hörte einfach nicht auf. Mit laufender Nase fluchte er nur vor sich hin „Ich werd' noch wahnsinnig… diese… diese verdammten Stimmungsschwankungen… ich glaub ich halt das nicht mehr lange aus...“ Adamas setzte sich neben ihn und strich ihm lachend über den Rücken und der Gott der Sterne schien sich scheinbar auch zu beruhigen. Das Geräusch der sich öffnenden Tür lies die Beiden aufhorchen. Als Ares und Khion eintraten staunten sie, ihre Partner zusammen sitzen zu sehen. Xenos sprang auf und rannte Ares so schwungvoll in die Arme das dieser kurz glaubte zu stürzen – doch dann schloss er den Gott der Sterne fest in seine Arme und küsste ihn sanft auf die Stirn „Ich bin zurück...“   Adamas lehnte sich an Khions Brust, welcher sich hinter ihr über das Sofa gebeugt hatte. „Wie geht es dir meine Liebe?“ erkundigte sich der Eisgott liebevoll. „Mir geht es gut – ich glaube nur das meine alte Geschichte Xenos etwas emotional aufgewühlt hat...“ lachte sie ihren Mann verlegen an. Khion beobachtete nur irritiert wie Xenos die ganze Zeit auf sich selbst wütend war das er nicht aufhören konnte zu weinen, während Ares ihn die ganze Zeit damit neckte. Er ging herum und setzte sich neben seine Frau auf die Sitzgruppe und lächelte sie nur an. „Wenn ich die Möglichkeit hätte in der Vergangenheit etwas zu ändern… ich würde alles genauso machen.“ Adamas sah ihren Mann etwas verwundert an, doch dann nickte sie zustimmend. „Es ist alles gut so wie es ist, nicht wahr?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)