Katherine von Sky- (Die Geschichte einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 2: Bestrafung --------------------- Der Unterricht hatte sich sehr in die Länge gezogen und es war schwierig für Katherine gewesen, überhaupt mitzukommen. Und es war frustrierend zu erkennen, dass sie nichts von dem verstand, was im Unterricht behandelt wurde. Doch das war nicht das einzige, was die Siebenjährige beschäftigte. Sie war immer noch aufgebracht über die Worte ihres Sitznachbarn und sie konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit galt nur der Uhr. Unruhig begann sie mit ihren hellbraunen Locken zu spielen und als endlich die Glocke ertönte, stand sie auf und ergriff den Arm ihres Sitznachbarn, als dieser nach draußen gehen wollte. „Wer bist du eigentlich und warum sagst du solche Sachen über meine Familie?“ Der Junge schaute sie mit diesen unheimlich wirkenden rubinroten Augen an und für einen Moment überkam sie tatsächlich Angst. Sie konnte nicht einmal sagen warum, aber ihr war, als wäre dieser Junge von einem kalten dunklen Schatten umgeben, der instinktiv bei ihr Beklemmung auslöste. „Ich bin Derian L. Kinsley und das ist mein Cousin Lyndon. Wir sind vom Kinsley-Clan, verstehst du?“ Doch sie verstand überhaupt nichts. Sie konnte mit dem Namen rein gar nichts anfangen. Da sie das Klassenzimmer verlassen mussten, gingen sie nach draußen auf den Schulhof, um dort weiterzureden. Draußen war es bewölkt und kalt. Der Herbst hatte längst begonnen und es sah danach aus, als würde es bald zu regnen beginnen. Katherine folgte den beiden zu einer krumm gewachsenen Eiche, die in der Mitte des Schulhofes wuchs. Schließlich blieben sie stehen und Katherine stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüften und sah die beiden feindselig an. Doch die beiden grinsten nur überlegen und schienen sie eher als Witz zu sehen. „Na und? Was ist denn so tolles daran, zu welcher Familie man gehört?“ „Du bist eine Cohan. Das heißt wir sind Feinde.“ Doch sie verstand immer noch nicht genau, was das heißen sollte und sah die beiden ratlos an. Sie wusste nicht, ob die beiden sie verarschen wollten, oder ob sie es wirklich ernst meinten. Auch Derian merkte es langsam und erklärte sichtlich genervt „Deine Familie ist verrückt und sie haben Leute aus anderen Familien getötet. Und wir hassen euch. Mein Dad sagt, dass alle Cohans mit gelben Augen verrückt sind. Das heißt du bist es auch. Und Verrückte gehören ins Irrenhaus.“ „Ja genau“, pflichtete Lyndon bei und lachte. „Du kommst aus einer kaputten Familie, deswegen sollte man euch wegsperren, hat meine Mum gesagt.“ Das war endgültig zu viel für Katherine. Egal wie schlimm es ihr zuhause auch erging, sie konnte und wollte es nicht akzeptieren, dass man sich über sie und ihre Familie lustig machte. Und so ballte sie ihre Hände zu Fäusten, packte Derian an seinem Hemd und schlug ihn ins Gesicht. „Hör auf, dich über meine Familie lustig zu machen!“ schrie sie und konnte nicht mehr an sich halten. Zwar eilte Lyndon seinem Cousin zu Hilfe und versuchte sie festzuhalten, doch Katherine war nicht aufzuhalten. Sie riss sich los und trat Lyndon direkt vors Schienbein, bevor sie ihn packte und gegen den Baum schubste. Es kam daraufhin zu einem Gerangel und immer mehr Kinder versammelten sich um die drei Raufenden, um alle Details mitzuerleben. Katherine schlug blindlings um sich, Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie konnte sich nicht mehr unter Kontrolle halten. Sie war einfach nur wütend und verletzt. Sie wusste, dass ihre Familie nicht glücklich war, aber es kam ihr nicht in den Sinn, dass ihre Eltern verrückt sein könnten, insbesondere ihr Vater. Sie war zu jung, um dieses Konzept zu verstehen und glaubte einfach, dass sich die beiden über sie lustig machten, weil sie sie nicht leiden konnten. Als sie die beiden endgültig zu Boden gerungen hatte, blieb sie vor ihnen stehen und atmete schwer. Sie war erschöpft und ihre Arme taten weh, vor allem ihre Hände. Lyndon lag auf dem Boden und hielt sich den linken Arm, während er schmerzerfüllt stöhnte. Derian hatte eine blutende Kopfwunde und versuchte seinem Cousin zu helfen. Immer noch standen die Kinder um sie herum und Katherine, die sich langsam wieder beruhigte, realisierte langsam, was sie da gerade getan hatte. Ihre Arme, die schon vorher mit blauen Flecken übersät waren, waren voller Schrammen. Ihre Knie waren aufgescheuert und bluteten und ihr Kleid war gerissen. Doch sie bemerkte die Schmerzen nicht mal sonderlich. Was sie wirklich aus der Fassung brachte, waren die Blicke der anderen Kinder, die auf sie ruhten. Sie schauten sie mit Furcht und Ablehnung an. Obwohl sie nur versucht hatte, ihre Familie zu verteidigen, hatte sie nur bewirkt, dass alle jetzt Angst vor ihr hatten. Es war, als würden sie sie als eine Art Monster ansehen. Dabei wollte sie das doch gar nicht. Sie wollte nicht, dass man sie für verrückt hielt oder schlecht über ihre Familie dachte. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und sie stand kurz davor zu weinen. „Ich bin nicht verrückt“, rief sie. „Und ich will nicht, dass ihr solche Sachen über meine Familie sagt!“ Schließlich kam ein Lehrer dazu und schickte Katherine zum Rektor, während Derian und Lyndon ins Krankenzimmer gebracht wurden. Immer noch war das kleine Mädchen vollkommen aufgewühlt und schluchzte, während Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Auch wenn sie wütend gewesen war und die beiden Jungs für ihre gemeinen Kommentare bestrafen wollte, fühlte sie sich trotzdem kein Stück besser. Sie wusste zwar nicht, was sie falsch gemacht hatte, aber sie hatte definitiv nicht gewollt, dass die anderen Kinder Angst vor ihr bekamen und tatsächlich dachten, sie wäre verrückt. Zwar wusste sie nicht, was Verrücktsein genau bedeutete, doch es schien etwas mit der Tatsache zu tun zu haben, dass es das Töten von Menschen beinhaltete. Und so etwas würde sie nie und nimmer tun. Sie verstand auch nicht, warum man so etwas über sie und ihre Familie sagte. Als sie das Büro des Rektors erreichte, war sie immer noch am Weinen und sie musste knapp eine halbe Stunde vor dem Büro warten, bis sie endlich hereingerufen wurde. Inzwischen hatte sie sich wieder beruhigen können, doch sie fühlte sich immer noch schlecht und wollte am liebsten gehen. Doch es lag nicht in ihrer Natur, einfach so wegzulaufen und so ging sie in das Büro des Rektors. Dieser hatte bereits aschgraues Haar, einen Vollbart und war stark untersetzt. Sein rundliches Gesicht mit den rosigen Wangen ließen ihn wie einen Weihnachtsmann ohne Berufskleidung aussehen, doch der Anblick täuschte. Mr. Thornwood war ein fürchterlicher Mensch, der von den Kindern dieser Schule gefürchtet wurde. Wie ein Despot herrschte er an dieser Schule und machte kein Geheimnis daraus, dass er Kinder hasste. Seine dunkelbraunen Augen schauten Katherine durch die Nickelbrille an, die er auf der Nase trug und man sah ihm sofort an, dass er bereit war, diesem kleinen Mädchen das Leben schwer zu machen, wenn ihm danach war. Als Katherine diesen Blick sah, glaubte sie für einen Moment, ihren Vater vor sich zu sehen und Angst überkam sie. Abrupt blieb sie im Türrahmen stehen und erstarrte. Doch der Rektor winkte sie zu sich und forderte sie in einem barschen Ton auf „Nähertreten und hinsetzen!“ Kleinlaut folgte sie der Aufforderung und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Mr. Thornwood und schaffte es nicht, ihm in sie Augen zu sehen. Nervös verkrallte sie ihre Hände in ihr Kleid und saß zusammengekauert auf dem Stuhl. Der Schulrektor seufzte entnervt und rieb sich die Augenbrauen. „Wie ist dein Name?“ „Katherine Cohan“, antwortete die Siebenjährige verunsichert. „Ich wollte nur…“ „Ich interessiere mich nicht für Ausreden und habe auch nicht die Erlaubnis zum Sprechen erteilt“, erwiderte der Rektor barsch und schlug mit der Hand auf den Tisch, woraufhin das Mädchen erschrocken zusammenzuckte. „Also du bist diejenige, die in den Sprachkurs geschickt wurde. Wie kann es sein, dass du gleich an deinem ersten Tag in dieser Schule bereits eine Prügelei anfängst und einem Jungen den Arm brichst und einem anderen eine schwere Kopfverletzung verpasst? Nein, ich will keine Antworten und Entschuldigungen hören. Eigentlich hätte ich es mir gleich denken können. Ich bin schon seit über zwanzig Jahren Rektor an dieser Schule und hatte schon oft genug Schwierigkeiten mit dieser ganzen Bagage.“ Katherine schwieg und verstand nicht, was Mr. Thornwood mit „Bagage“ meinte, doch dem Tonfall nach zu urteilen schien es nichts Positives zu bedeuten. „Wann immer einer von dieser Familie hier eingeschult wird, gibt es tagtäglich nur Schwierigkeiten. Unglücklicherweise kann ich den Cohans nicht den Schulbesuch untersagen, aber eines sage ich dir: ich werde nicht zulassen, dass du und der Rest deiner missratenen Verwandtschaft den Ruf meiner Schule ruiniert.“ „Aber die haben angefangen!“ rief Katherine, ungeachtet ihrer Angst vor dem jähzornigen Rektor. „Sie haben sich über mich und meine Familie lustig gemacht. Sie haben meine Familie verrückt genannt.“ „Besser du lernst es jetzt als später“, gab Mr. Thornwood kalt zurück. „Deine Familie ist verrückt und das war schon immer so. Die ganze Familie ist kaputt und du bist ebenso kaputt geboren. Deine Augen sind der Beweis dafür, dass du eines Tages genauso verrückt werden wirst wie deine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Die Prügelei auf dem Pausenhof ist der Beweis dafür, dass du nicht anders bist wie deine Familie. Und ich werde keinerlei Nachsicht walten lassen nur weil deine Familie denkt, sie könne noch mehr geisteskranke Sprösslinge in die Welt setzen und sich hier in dieser Stadt ausbreiten wie ein Krebsgeschwür. Ich werde dir schon deine Zukunft zerstören und dir das Leben schwer machen, das kannst du mir glauben. Die anderen mögen zwar Angst vor euch haben, aber ich tue es nicht. Und ich werde nicht zulassen, dass ihr mir das Ansehen meiner Schule zerstört! Und nun raus aus meinem Büro! Ich will dich heute nicht mehr in der Schule sehen. Und solltest du es wagen, wieder Probleme zu machen, dann gnade dir Gott.“ Wortlos verließ Katherine das Büro des Rektors und kaum, dass sie wieder draußen auf dem Flur war, kamen ihr wieder die Tränen. Sie begann wieder zu weinen, doch dieses Mal konnte sie sich nicht mehr so leicht beruhigen. Warum nur sagte man nur so gemeine Sachen über sie und ihre Familie? Sie hatte doch niemandem etwas getan und die Prügelei auf dem Schulhof war auch nicht wirklich von ihr gewollt. War es denn so falsch, sich gegen solche Hänseleien zur Wehr zu setzen? War sie wirklich so ein hoffnungsloser Fall wie man ihr sagen wollte? Aber warum nur sagte selbst der Rektor so etwas über ihre Familie? Wieso hassten denn alle die Cohans? Lag es etwa wirklich an den Augen? Katherine war vollkommen ratlos und wusste nicht was sie tun sollte. Sie wollte nicht, dass die anderen Kinder Angst vor ihr hatten oder dachten, irgendetwas würde nicht mit ihr stimmen. Doch was sollte sie tun? Leider wusste sie nicht wirklich, wie man nett zu anderen war. Von zuhause hatte sie das nie gelernt und sie wusste auch nicht, wie sie sich eigentlich verhalten sollte. Warum nur sagte man ihr, sie und ihre Familie wären verrückt, wenn sich wirklich niemand die Mühe machte, ihr zu sagen, wie sie sich eigentlich verhalten sollte? Niedergeschlagen holte Katherine ihre Schultasche und machte sich auf den Rückweg zur Blackavar Farm. Sie hatte das Gefühl, als würde sie wirklich nirgendwo dazugehören und als wäre irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung. Immer noch klangen die Worte des Rektors in ihrem Kopf nach und sie begann sich zu fragen, was ihre Familie denn so schlimmes getan hatte, dass jeder sie hasste. Und stimmte das wirklich? Würde sie später genauso werden wie ihr Vater und andere Menschen schlagen wenn sie wütend war? Aber was hätte sie denn tun sollen, um sich gegen Derian und Lyndon zur Wehr zu setzen? Hätte sie sich alles gefallen lassen müssen? Was wäre denn richtig gewesen? Nach knapp einer Stunde Fußmarsch hatte sie endlich die Blackavar Farm erreicht und sah ihre kleine Schwester Tabitha auf der Veranda sitzen und mit ihrem großen Bruder Nigel streiten. Dieser versuchte, ihr die kleine Stoffpuppe wegzunehmen, mit der sie spielte. Nigel war trotz der Tatsache, dass er jünger war als Katherine, genauso groß wie sie und hatte die gleichen goldgelben wie sein Vater und seine beiden Schwestern. Sein dunkelbraunes Haar war kurz geschnitten und er trug ein kurzärmeliges Hemd, welches er sich in seine Hose gestopft hatte. Obwohl er erst sechs Jahre alt war, hatte er bereits den gleichen finsteren Gesichtsausdruck wie sein Vater und war mindestens genauso streitlustig wie er. Wann immer seine Schwestern es wagten, sich ihm zu widersetzen, schlug er sie und er hatte eine besonders große Freude daran, seine jüngste Schwester Tabitha zu quälen. Als Katherine sah, wie ihre kleine Schwester weinte und verzweifelt versuchte, ihre geliebte Puppe festzuhalten, fasste sie sich ein Herz und ging dazwischen. „Lass sie in Ruhe, Nigel!“ rief sie und ging auf ihren Bruder los und schaffte es mit etwas Mühe, ihn dazu zu bringen, Tabithas Puppe loszulassen, woraufhin er sich umdrehte und seiner großen Schwester einen Tritt vors Schienbein gab. „Fick dich und stirb!“ gab er zurück und bevor Katherine reagieren konnte, wurde sie nach hinten gestoßen und wäre beinahe die Verandatreppen hinuntergefallen, doch sie konnte sich noch am Geländer festhalten. „Warum musst du immer so gemein zu Tabby sein?“ wollte die Siebenjährige wissen und rappelte sich wieder auf. „Lass sie endlich in Ruhe.“ „Dad sagt, dass ihr ein Haufen Scheiße seid“, gab Nigel zurück und begann Tabitha nun an den Haaren zu ziehen, woraufhin die Dreijährige anfing zu schreien. „Und er hat gesagt, ich soll das machen.“ Dagegen kam Katherine nicht an. Also ging sie rein ins Haus und suchte nach ihrer Mutter. Diese befand sich in der Küche und war dabei, das Geschirr zu waschen. Ihr Erscheinungsbild glich mehr dem einer Leiche und nicht selten hatte Katherine Angst vor ihr. Nicht wegen ihres Charakters sondern allein wegen ihres Aussehens. Helen Cohans Haar war trotz der Tatsache, dass sie gerade erst 32 Jahre alt war, am Ergrauen und ihre Haut war blass und eingefallen. Sie war sehr mager und die Haut spannte sich über ihre Knochen und ließ ihren Körper knochig und unförmig erscheinen. Ihre Arme und Beine waren so dürr, dass sie mehr einer Spinne glich und ihre trüben und leblosen Augen waren von dunklen Schatten umrandet, was ihr Gesicht beinahe wie einen Totenschädel aussehen ließ. Es steckte wirklich kein Leben mehr in dieser Frau. Sie war innerlich so tot, dass ihr Körper nur noch dahinvegetierte und sie die Welt wie eine lebende Leiche durchwanderte und vollkommen unempfänglich für alles geworden war. Sie reagierte weder auf Liebe noch Schmerz, Bedrohung oder Zuwendung. Trotzdem musste Katherine mit ihr sprechen. „Mum, Nigel ärgert Tabby wieder und er lässt sie nicht in Ruhe.“ „Nicht jetzt“, sagte Helen tonlos. „Rede mit deinem Vater.“ „Aber Nigel sagte, Dad hat es ihm erlaubt!“ „Dann lass ihn“, gab ihre Mutter zurück, ohne sie auch nur ein einziges Mal anzusehen. „Wenn dein Vater es entschieden hat, dann lass deinen Bruder machen.“ Katherine überkam eine Mischung aus Frust und Enttäuschung. Wieso konnte sie denn nicht ein einziges Mal irgendetwas tun um ihr zu helfen? Egal was auch war, ständig sagte ihre Mutter nur, sie solle zu ihrem Vater gehen. War es denn nicht Aufgabe der Eltern, dazwischen zu gehen, wenn sich ihre Kinder stritten? So einfach wollte Katherine jedenfalls nicht aufgeben und so beharrte sie „Aber Mum! Nigel…“ In dem Moment wandte sich Helen zu ihr um und ergriff ihren Arm. Katherine zuckte erschrocken zusammen, als die eiskalte und knochige Hand ihrer Mutter sich wie ein Schraubstock um ihren Arm legte. Und es überkam sie Ekel vor dieser Berührung. Ja, sie ekelte sich regelrecht davor, von ihrer Mutter angefasst zu werden weil es sich anfühlte, als würde eine tote kalte Hand sie berühren. „Dein Vater entscheidet hier!“ erklärte Helen und ihr Blick wurde finster. „Und eine gute Tochter hört auf das, was ihr gesagt wird. Also fang nicht an, mit mir zu diskutieren. Hast du verstanden?“ „Ja, habe ich“, antwortete Katherine schnell und spürte, wie ein eiskalter Schauer sie überkam. Sie hätte jede Antwort gegeben, wenn ihre Mutter sie dafür endlich losgelassen hätte. Es fühlte sich so unheimlich und beklemmend an und sie bekam Angst. „Bitte lass mich los!“ Nun lockerte sich der schraubstockartige Griff ihrer Mutter wieder und Katherine riss sich sofort los. Sie war zwar kein Feigling oder Angsthase, aber wenn sie sich vor etwas wirklich fürchtete, dann waren es ihre eigenen Eltern. Schnell verließ sie die Küche wieder und wollte eigentlich so schnell wie möglich in ihr Zimmer gehen und sich dort am besten einschließen, doch dazu sollte es leider nicht mehr kommen. Denn gerade als sie wieder hinaus auf den Flur getreten war und die Treppe hinauf in ihr Zimmer gehen wollte, kam ihr auch schon ihr Vater entgegen. Gilbert Cohan war ein Hüne von einem Mann mit Armen so dick wie Baumstämmen. Sein dunkelbraunes Haar, welches langsam licht zu werden begann, war unfrisiert und ungewaschen und sein Bart verlieh ihm etwas Wildes, fast schon animalisches. Trotz seiner leichten Beleibtheit war er dennoch eine äußerst respektvolle Erscheinung und seine Hände waren so groß wie Schaufeln. Sein Hemd war fleckig und war ihm ohnehin etwas zu eng. Seine Hose war mit Schmutz überzogen und es sah aus, als hätte er bis vorhin noch auf dem Feld oder in den Ställen gearbeitet. Seine goldgelben Augen fixierten Katherine, deren Herz augenblicklich einen Schlag lang aussetzte. Für sie wirkte er wie ein unüberwindbarer wandelnder Berg, der sie jederzeit wie eine Fliege zerquetschen konnte, wenn ihm danach war. Vor Angst erstarrt blieb sie stehen. Mit donnernder Stimme fragte er sie schließlich „Was treibst du dich hier rum? Solltest du nicht in der Schule sein?“ „Ich…“, begann Katherine zitternd, schaffte es aber nicht gleich, den Rest hervorzubringen. Sofort traf sie eine schallende Ohrfeige, die sie von den Füßen riss. Sie stolperte nach hinten und fiel zu Boden. Für einen Moment sah sie schwarz und hatte das Gefühl, als würde ihr der Kopf vom Körper gerissen werden. „Rede gefälligst vernünftig, wenn man mit dir spricht! Wozu warst du denn im Kurs für dumme Kinder, wenn du nicht einmal eine einzige Frage beantworten kannst, du verdammtes Drecksbalg?!“ Doch Katherine hatte Angst davor, ihm zu antworten. Denn sie wusste ganz genau, was ihr blühen würde, wenn sie ihm die Wahrheit gestand. Aber lügen würde auch nichts bringen. Und wenn sie es wagte, ihn anzulügen, würde ihr noch viel Schlimmeres blühen. Wahrscheinlich würde er sie endgültig totprügeln. Da war es doch besser, ihm gleich die Wahrheit zu sagen und die Strafe hinzunehmen. Schlimmer konnte es eh nicht mehr werden. Also nahm sie ihren Mut zusammen und gestand ihm „Ich bin nach Hause geschickt worden weil ich mich mit zwei Jungs geprügelt habe.“ „DU HAST WAS?!“ brüllte Gilbert und sein Gesicht lief hochrot an. Die Adern traten an den Schläfen hervor und es sah aus, als würde er gleich explodieren. „Du prügelst dich? Was fällt dir ein, dich zu prügeln? Ich dulde hier keine Frauen in meinem Haus, die meinen, sie können aufmucken, nur weil man ihnen eine scheuert. Ich werde dir noch beibringen, was es heißt, gegen meine Regeln zu verstoßen. Ich schlage dich grün und blau, bis du Blut spuckst, du verdammtes Blag!!!“ „Es tut mir leid, Daddy. Es tut mir leid, ich werde es nie wieder tun!“ flehte Katherine in Panik, doch da wurde sie an den Haaren gepackt und hochgezerrt. Vor Schmerz und Angst schreiend wurde sie schließlich die Treppen hinunter in den Keller gebracht und zu Boden gestoßen. Im Keller war es stockfinster, doch dann schaltete Gilbert die Lampe an und erhellte den Raum ein wenig. Es lag überall Gerümpel herum und darunter auch unheimliche Werkzeuge wie Zangen, Messer und allerhand andere Dinge, die Katherine nur vom Sehen her kannte, ihnen aber noch keinen Namen geben konnte. Ängstlich zitternd kauerte sie auf dem Boden, während ihr Vater aus einer Ecke einen langen dunklen Rohrstock hervorholte und damit zurückkam. „Ausziehen.“ Das kleine Mädchen zitterte am ganzen Körper und schaffte es erst nicht, dem Befehl ihres Vaters zu folgen. Aber dann zwang sie sich dazu und legte ihre Kleidungsstücke ab, bis sie vollkommen nackt vor ihm stand. „Runter auf alle viere!“ Stumm folgte Katherine der Anweisung und ging runter auf alle viere, während sie mit Furcht den ersten Schlag erwartete. Sie wusste, dass das hier schlimmer war als das, was man in der Schule zu spüren bekam. Viel schlimmer! Aber es würde wenigstens vorbeigehen. Es ging immer vorbei. Spätestens dann, wenn ihr Vater seinen Frust abgebaut und das Interesse daran verlor, sie zu bestrafen. Der erste Schlag traf sie direkt auf ihrem Gesäß und ein stechender Schmerz jagte durch ihren Körper, gefolgt von einem weiteren Schlag, der sie dieses Mal auf dem Rücken traf. Katherine schrie auf und hatte das Gefühl, der Stock würde ihr die Haut aufreißen und sich tief durch ihr Fleisch bis in den Knochen graben. Es tat entsetzlich weh und sie schaffte es kaum, Luft zu holen, denn es folgte Schlag auf Schlag, jeder schmerzhafter als der letzte. Nach nur wenigen Schlägen war ihr, als würde ihr Körper jeden Augenblick unter diesen entsetzlichen Schlägen zerbrechen oder sie würde sterben. Ihre Haut glühte wie Feuer und sie konnte kaum Luft holen, weil der Schmerz ihr die Brust zuschnürte. Tränen rannen ihre Wangen hinunter und sie fühlte, wie etwas Warmes und Flüssiges ihre nackte Haut hinunterfloss. Ein heftiger Schlag auf die Stelle, die ihr am meisten wehtat, ließ sie alle Kontrolle verlieren und ihre Blase entleerte sich. „Wer hat dir erlaubt, mir den Boden vollzupissen? Bist du ein verdammtes Baby? Soll ich dir wieder Windeln anziehen?“ Katherine wollte sich entschuldigen, doch es kam nicht dazu, denn weitere Schläge erfolgten und so erstarben ihre Worte in einem schmerzerfüllten Geschrei. Es war eine scheinbar nie endende Hölle aus Schmerzen, Angst und Erniedrigung und es brauchte fast eine halbe Stunde, bis sie endlich von einer rettenden Ohnmacht erlöst wurde und bewusstlos unter den Schlägen ihres Vaters zusammenbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)