Die Wächterin von G´Hanir von Jinee94 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ihre Präsenz war erloschen. Nur kurz nachdem sie den Smaragdgrünen Traum verlassen hatte. Ysera die Träumerin war tot. Der Smaragdgrüne Traum wandelte sich immer mehr in einen Albtraum und ohne den Zweig von G'Hanir, dem letzten Überbleibsel des Weltenbaums, wird die Verderbnis siegen. G'Hanirs Verbindung mit dem Smaragdgrünen Traum diente Azeroth lange Zeit als heilender, stabiler Einfluss und wurde benutzt, um die Verderbnis zurückzudrängen. Doch nachdem der Zweig von G'Hanir selbst verdorben und nur durch eine Läuterung gerettet werden konnte, musste er den Smaragdgrünen Traum verlassen. Nun ist es meine Aufgabe nach Jahrhunderten den Traum zu verlassen, um den Zweig dorthin zurückzubringen. Es ist meine Pflicht als neue Wächterin von G'Hanir. Kapitel 1: ❊ Kapitel Eins: Jahrhundertschlaf ❊ ---------------------------------------------- Ich hatte vergessen, wielange ich bereits im Traum verweilte. Umso mehr fürchtete ich mich nun davor aufzuwachen. Viele die ich kannte waren nicht mehr Teil dieser Welt und vieles was ich kannte, wurde wahrscheinlich von Neltharion zerstört. Einige Druiden, selbst Ysera, berichteten mir von dem, was er unserem geliebten Azeroth angetan hatte, bevor er mithilfe der Drachenaspekte und unzähligen Helden getötet wurde. Neltharion war, genau wie Ysera ein Drachenaspekt. Um genauer zu sein der Aspekt des Todes. Im Namen der alten Götter brachte er Angst und Schrecken über Azeroth. Doch dies war nicht immer so. Neltharion galt einst als Aspekt der Erde und wachte mit den Aspekten der Zeit, des Lebens, der Träume und der Magie über unsere Welt ehe der Hass ihn verzehrte. Neltharion erhielt für seine Taten viele Namen und Titel die seine Boshaftigkeit und seinen Hass wiedergaben. Der bekannteste von ihnen war: Deathwing der Weltenzerstörer. Wäre ich nicht zu beschäftigt gewesen, der Verderbnis und dem Wahnsinn im Smaragdgrünen Albtraum Einhalt zu gebieten, hätte ich sein Werk wahrscheinlich mit eigenen Augen sehen können. Jedoch bin ich auch froh darüber gerade die jüngsten Ereignisse nicht miterlebt zu haben. Yseras tot... Ich habe mich noch nie so leer gefühlt wie an diesem Tag. Sicher, wir hatten keine enge Bindung zueinander, aber ich habe seit jeher zu ihr aufgesehen. Ich weiß bis heute nicht wie der Aspekt der Träume gestorben ist, doch ich bin mir sicher Ysera hätte etwas Besseres verdient. Seufzend ließ ich mich gänzlich in das grüne Gras inmitten eines Tals mit farbenprächtigen Blumen fallen. Es war ein Teil des Traumes, den die Verderbnis noch nicht erreicht hatte und ich betete, dass es so blieb. "Na Jinee, bereit für die richtige Welt?" Corvass ertappe mich mal wieder dabei, wie ich gedankenverloren in den Himmel starrte. Ich lag noch immer auf der Wiese und hatte meine Arme hinter meinem Kopf verschränkt. Corvass lebte, anders als ich, erst seit ein paar Jahrzehnten in diesem spirituellen Reich. Er war mindestens einen Kopf größer als ich und es wäre untertrieben wenn ich sagen würde, er hätte ein paar Muskeln. Ehrlich gesagt würde ich behaupten, dass dieser Elf aus nichts anderem bestand. Auch wenn ich wusste, dass es nicht stimmte. Corvass war eben mit Leib und Seele ein Bär. Er übte die Rolle des Beschützers und Verteidigers aus. "Eigentlich nicht." gab ich zu und strich eine Strähne meiner Moosgrünen Haare zurück, nachdem ich mich aufgesetzt hatte. "Wahrscheinlich werden die ersten Worte, die ich höre wenn ich aus meiner Höhle gekrochen komme folgende sein: Wer ist das denn? Wo kommt die denn her?" ich verzog das Gesicht. Corvass lachte nur, ehe er sich zu mir setzte. Erst jetzt bemerkte ich das Wesen, welches er in den Händen hielt. Ein Feendrache. Ein Wesen, welches beinahe einer Echse glich. Zusätzlich besaß es noch große farbenprächtige Flügel und Fühler. Ich lächelte als ich sah, wie das verspielte und zerbrechliche Wesen sich an ihn kuschelte. "Das ist gut möglich. Oder sie laufen schreiend davon." Ich runzelte die Stirn und Corvass schien zu verstehen, dass ich seinen Witz nicht verstand. "Na, du sagtest, du schläfst bereits Jahrhunderte. Da ist es doch gut möglich, dass du nun voller klebriger Spinnenweben bist." Ich stöhnte und ließ mich gegen den jüngeren fallen. "Habe ich schon mal gesagt, dass ich dich hasse? Wie kannst du so etwas Grauenvolles sagen, wo es mir schon so schwer fällt, in meinen Körper zurückzukehren?!" Der Nachtelf kicherte nur, ehe er meinen Kopf tätschelte. "Jeden Tag, meine Liebe. Du wirst das schon schaffen. Schließlich bist du nun Wächterin." Mein Blick wurde ernst. Ja, das war ich. Schweigend erhob ich mich von meinem Platz. "Ich muss mir noch etwas ansehen, bevor ich gehe. Allein." "Wann wirst du gehen?" "In einer Stunde." Ich wandte mich wieder zu Corvass. "Und du möchtest sicher nicht mit in die reale Welt kommen?" fragte ich ihn. Wahrscheinlich zum hundertsten Mal. Doch Corvass schüttelte nur den Kopf. "Auch wenn ich dich nur ungerne allein gehen lasse, aber ich muss hier bleiben und gemeinsam mit den anderen die Verderbnis aufhalten. Du weißt, wie stark sie seit Yseras tot ist. Der Smaragdgrüne Traum darf nicht fallen." erklärte er und pflückte eine Blume mit Schwefelgelben Blütenblättern. "Außerdem muss doch jemand dafür sorgen, dass dein Lieblingsort nicht auch noch der Verderbnis erliegt." Ich lächelte und nickte, ehe ich die Lichtung verließ. Bevor ich mich in die reale Welt begab, um mich Blindlinks ins nächste Abenteuer zu stürzen, fiel ich in einen Teil des Smaragdgrünen Traumes, der bereits vollständig von der Verderbnis heimgesucht wurde. Das Tal, dessen Gras einst von so einem saftigen Grün war, existierte nur noch in der Erinnerung. Keine Feendrachen, die - verspielt wie sie waren - uns Nachtelfen Streiche spielten, um uns auf andere Gedanken zu bringen. Keine Geschöpfe, die sich gegenseitig durch all die unzähligen Blumen jagten. Nun fand man nichts weiter als verdorrtes Gras. Die fruchtbare Erde war ausgetrocknet. Die toten Bäume konnte man durch den dichten Nebel nur schwach erahnen, in dem sich die verderben Kreaturen versteckten.Ich spürte ihre Präsenz und das sie mich beobachteten. Sie warteten nur darauf und lechzen sich danach auch meine Seele zu verderben. "Das würde euch so gefallen." murmelte ich. Nach Ysera und Cenarius wäre die Wächterin von G'Hanir gewiss das Sahnehäubchen auf der Torte. Doch ich war nicht hier, um diesen Kreaturen solch eine Chance zu geben. Ich war hier, um mir noch einmal dieses Bild einzuprägen. Sollte ich jemals auf meiner Reise zweifeln, sollte ich an diese Lichtung denken. Wie sie einst war und was die Verderbnis daraus geschaffen hat. Wie es dem Smaragdgrünen Traum ergeht, sollte ich scheitern. "Ich werde nicht scheitern. Ysera, ich verspreche es dir." ❊ Es handelte sich nur noch um Minuten, ehe ich den Smaragdgrünen Traum verlassen würde. Einzig und allein Corvass Abwesenheit hielt mich noch davon ab, zu gehen. Ich wollte mich von ihm verabschieden, denn wer wusste schon, wann und ob wir uns wiedersehen würden. Doch je länger ich auf ihn wartete, umso unsicherer wurde ich. Was, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde? Beruhige dich. Die Druidin sollte den Zweig nach Moonglade bringen. Dort werde ich ihn sicher finden. Versuchte ich mich selbst zu beruhigen, was auch erstaunlicherweise gut funktionierte. "Entschuldige, ich weiß ich bin zu spät." rief Corvass sogleich, als er sich in mein Blickfeld schob. Ich sah auf und schnaubte gespielt "Der pünktlichste Elf in Azeroth den ich kenne und er verspätet sich ausgerechnet heute. Wie kann er nur?" Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich ging ihm entgegen. Ich konnte ihm eh nicht böse sein. Nicht lange jedenfalls. Dafür hatte ich ihn viel zu gern, auch wenn sein Outfit, welches er nur allzu gerne trug, selbst für mich gewöhnungsbedürftig war. Er übernahm nicht nur die Rolle eines Bären, sondern zog sich auch wie einer an. Auf dem Kopf trug er oft einen Bärenkopf und die riesigen Pranken dienten als Handschuhe und Schuhe. Das Fell des Bären hatte er als Umhang über seinen kräftigen Schultern liegen. Ein Druide mit Leib und Seele. Als wir uns erreichten, legte er seine starken Arme um mich und drückte mich fest an sich. Sein Gesicht vergrub er dabei in meinem grünen Haar. Ich hörte nur zu deutlich wie er meinen Duft einsog. Das hatte Corvass noch nie getan. Mein Körper versteifte sich und ich war unfähig mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Obwohl ich kurz davor gewesen wäre, ihm mit einem Na na den Kopf zu tätscheln. Schließlich gab Corvass mich wieder frei und wie immer hatte er sein charmantes Lächeln aufgelegt. "Ich habe etwas für dich." Ich zog verwundert beide Augenbrauen in die Höhe "Dir ist hoffentlich schon klar, dass ich nichts aus dem Smaragdgrünen Traum mitnehmen kann?" "Sei still. Ich weiß, dass du nicht durch ein Portal gekommen bist. Und ich bete inständig, dass du nach all der Zeit zu deinem Körper zurückfindest und wieder aufwachst." Danke, dass du es erwähnst. Dachte ich. "Und was hast du dann für mich?" Er grinste breit und wandte sich um. "Faerie!" Ehe ich meine Verwirrung kundtun konnte, sah ich wie etwas Kleines über die Lichtung geflogen kam. "Ein Feendrache!" War das Verwunderung in meiner Stimme? Corvass nickte. "Er wird dich auf deiner Reise begleiten und auf dich achtgeben. Deinen Körper hat er bereits ausfindig gemacht. Faerie sollte also bereits bei dir sein, wenn du aufwachst." Ich spürte nur allzu deutlich das dämliche Grinsen in meinem Gesicht. "Gib es zu. Du willst ihn doch als Brieftaube verwenden, um mit mir in Kontakt zu bleiben." dadurch, dass Feendrachen in der Lage waren körperlich in die Traumwelt überzugehen, konnten sie auch Gegenstände dort mit hineinbringen. "Vielleicht." druckste er herum. "Aber dir ist schon klar, dass ein Feendrache kein Haustier ist?" ich gab zu, ich hatte gerade Spaß daran, den Klugscheißer zu spielen. "Er wird es schon tun, wenn du ihn darum bittest. Der kleine Kerl hat schließlich eine besondere Bindung zu mir. Ich wette, er kann es genau so wenig abwarten wie du, wieder zu mir in den Smaragdgrünen Traum zu kommen." "Du bist ganz schön von dir überzeugt, Bärchen" "Immer, Bäumchen." Erneut nahm er mich fest in den Arm "Gib auf dich acht." "Das werde ich." Ich schloss die Augen und atmete noch einmal seinen Duft ein, ehe ich mich von ihm löste. "Ich muss jetzt gehen." Er nickte und kam meinem Gesicht immer näher. Mein Herz setzte einen Moment lang aus und ich dachte, er würde mich küssen, doch er tat es nicht. Stattdessen nickte er erneut und trat schweigend zurück. Ich überspielte meine Enttäuschung und trat ebenfalls zurück. Wahrscheinlich war es vorerst auch besser so. Ich atmete tief ein und aus, ehe ich mich hinsetzte und die Augen schloss. Ich benötigte meine ganze Konzentration um meinen Geist langsam von dem Smaragdgrünen Traum zu lösen. Ich musste einen Zustand vollkommener Ruhe erreichen, was, wenn ich ehrlich war, gar nicht so einfach war. Für mich jedenfalls. Ich versuchte alles um mich herum auszublenden und mich voll und ganz auf meine Rückkehr zu konzentrieren. Und dann spürte ich es... Ich spürte, wie sich mein Körper im Traum nach und nach auflöste und wie mein Geist sich auf die Suche nach meinen Körper machte, der bereits seit Jahrzehnten in einen komatösen Zustand versetzt war. Die Wärme, die ich gerade noch empfunden hatte, wandelte sich um in eine eisige Kälte. Und dann fühlte ich nichts mehr. Kapitel 2: ❊ Kapitel Zwei: Erwachen ❊ ------------------------------------- Als ich mich damals in den Smaragdgrünen Traum begeben hatte, hatte ich meinen Körper in einem komatösen Zustand zurückgelassen. Jahrhunderte lang lag er gebettet in einer großen Höhle. Diese bestand aus vielen, unterirdischen Gängen, in die keinerlei Licht fiel. Doch das fehlende Licht störte uns Nachtelfen nicht im geringsten. Das Erste, was ich wahrnahm, war eine unangenehme Kälte die meinen Körper in besitz genommen hatte. Doch ich spürte nicht nur Kälte, sondern auch eine angenehme Wärme und das Gefühl, als würde sich etwas an meinen Oberkörper kuscheln. Faerie... Meine Kehle fühlte sich unglaublich trocken an und jeder Atemzug reizte meinen Hals. Schließlich kehrte ich so weit in meinen Körper zurück, dass ich nun auch meine Augen blinzelnd öffnen konnte. Es drang nur wenig des künstlichen Mondlichts in die Nische, in der ich mich damals zur Ruhe gebettet hatte, weshalb sich meine Augen schnell an die herrschenden Lichtverhältnisse gewöhnten. Die Wärme die ich spürte, kam tatsächlich von Faerie, der meinen Körper bereits gefunden hatte. Er lag an meinem Körper gekuschelt und wachte über meinen Schlaf. Ich lächelte und strich vorsichtig über den Kopf des Wesens. Faerie regte sich und öffnete träge die Augen, nur um sogleich aufzuspringen und seinen Kopf gegen meine Wange zu drücken. "Ja." hustete ich. "Ich habe es geschafft." Gott, ich musste dringend etwas trinken! Ich wandte meinen Kopf zur anderen Seite und befeuchtete meine Lippen mit der Zunge. Jemand hatte meine Ruhestätte die Jahre über gepflegt. Ein leicht durchsichtiger Stoff hing vor meiner Nische. Ich selbst lag auf einem dicken Teppich Moos. Träge rollte ich herum und fiel aus der kleinen Nische in den Gang der Höhle. Dabei fiel mein erster Blick auf die Quelle, die durch das ganze Höhlensystem geleitet wurde, nur wenige Meter entfernt. Wasser! Sofort rappelte ich mich auf und schleppte mich zu der Quelle. Dort angekommen fiel ich auf die Knie und tauchte meine Hände in das kühle Nass, nur um sie zu einer Schale geformt an meine Lippen zu führen. Gierig nahm ich die kalte Flüssigkeit in mich auf, solange bis der Durst den ich verspürte, nach und nach abebbte. Schließlich betrachtete ich mich im Spiegelbild des Wassers und gab mich dem verlangen hin, mich flach auf den Boden zu legen und mein Gesicht unter Wasser zu tauchen. Dieses prickelte auf meiner Haut und ich spürte, wie der Schmutz sich langsam löste, während meine Haare um mein Gesicht tänzelten. Es war ein unglaublich schönes, freies Gefühl. Als ich schließlich wieder auftauchte, bemerkte ich das Faerie mich die ganze Zeit beobachtete. "Warst du schon bei Corvass und hast ihm mitgeteilt, dass ich es geschafft habe?" fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Faerie schüttelte nur energisch den Kopf, machte sich jedoch gleich auf den Weg. Fasziniert sah ich ihm dabei zu, wie sein Körper sich auflöste, nur um direkt in die Traumwelt überzugehen. Ich beschloss, die Zeit die mir allein blieb darin zu nutzen mich ausgiebig zu waschen und erst als Faerie zurückgekehrt war, machte ich mich daran den Ausgang zu finden. Dies stellte sich jedoch als schwieriger heraus als gedacht, denn die Höhle war in all den Jahrhunderten vergrößert worden. Eine Abzweigung führte zur nächsten, weshalb ich mir eher vorkam wie in einem Labyrinth. Einzig und allein das künstliche Mondlicht, welches von Elunes Priesterinnen erschaffen worden, erhellten die Wände. Erst bestanden die Wände aus nichts weiter als aus kahlen Stein und Erde, doch je höher ich stieg, umso grüner wurde es. Einige Pflanzen und Pilze hatten es die Jahre über geschafft hier zu überleben und zu gedeien. Besonders belebt war es an der Quelle, die durch die ganze Höhle führte. Kurz fragte ich mich, ob ich Corvass auch hier in dieser Höhle finden würde, aber das wäre wohl eher unwahrscheinlich. Es gab wahrscheinlich inzwischen mehr als tausend solcher Höhlen. Gerade als ich wieder zu einer Abzweigung kam entdeckte ich in einem Gang eine junge Elfe. "Verzeihung!" sagte ich, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Die Elfe wirkte noch recht jung. Sie hatte feine Gesichtszüge, die an eine Puppe erinnerten und ihre langen schneeweißen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Nur einzelne Strähnen umrahmten ihr feines Gesicht. Sofort überkam mich das Verlangen sie beschützend in den Arm zu nehmen. Die junge Druidin sah mich einen Augenblick verwirrt an, doch nachdem sie mich von oben bis unten gemustert hatte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, dass ich aus meinem Schlaf aufgewacht sein musste. "Wieso seit Ihr allein?" fragte sie sogleich verwundert und trat auf mich zu. Ich runzelte nur die Stirn. Was sollte denn die dämliche Frage? Obwohl ich zugeben musste, dass ein Höhlenführer wirklich etwas praktisches gehabt hätte. Ich antwortete schließlich mit einer Gegenfrage "Könntet Ihr mir bitte den Ausgang aus diesem Labyrinth hier zeigen?" bat ich und war unglaublich froh, als die junge Elfe gleich einwilligte. "Wer hatte eigentlich die bescheuerte Idee, mich ganz nach unten zu verlegen?" murrte ich, als wir nach fünf Minuten noch immer in der Höhle herumspazierten und ich mich fragte, ob meine selbsternannte Höhlenführerin auch wirklich den Weg zum Ausgang wusste. Inzwischen wusste ich hingegen schon, dass die Elfe Raika hieß und gerade erst die Wege des Heildruiden lernte. Eine Weise Entscheidung, wie ich fand. "Der hier heimische Erzdruide hat es so angeordnet." sagte sie nur vorsichtig. Na den werde ich mir Vorknöpfen, wenn ich ihm über den Weg laufe. Als wir den Ausgang erreichten, blieb ich erst einmal stehen und ließ meinen Blick über die Landschaft gleiten. Jetzt fiel mir auch endlich ein, wo ich mich eigentlich befand. Feralas! Wo man auch hinsah, man war umgeben von Bäumen, die kaum zuließen das Licht durch ihre dichten Baumkronen drang. Für viele war diese eher dunkle Umgebung unheimlich, doch für mich war sie wunderschön. "Es sieht nicht wirklich anders aus." stellte ich überrascht fest. "Ich dachte, der Kataklysmus hätte vieles zerstört." "Oh, das hat er auch. Das Nachbarland steht komplett unter Wasser." "Was ist mit Darnassus?" fragte ich vorsichtig, doch das Lächeln der Elfe verriet mir, dass meine neue Heimat noch immer existierte. Sofern ich es überhaupt noch Heimat nennen konnte, nach so vielen Jahren der Abwesenheit. "Was habt Ihr nun vor?" "Ich muss nach Moonglade." "Ihr wollt nach all der Zeit den Weg nach Moonglade auf Euch nehmen? Ihr seit noch viel zu schwach dafür! Ihr habt lange Zeit geschlafen!" Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. "Ich habe keine Zeit für Schwäche!" Augenblicklich tat es mir leid, dass ich sie so harsch anging. Das arme Mädchen wollte schließlich nur mein bestes und konnte nichts dafür, dass es so schlecht um den Smaragdgrünen Traum stand. "Dann..." fing sie an und lächelte mir vorsichtig zu. Scheinbar hatte sie gemerkt, dass ich es nicht böse gemeint hatte. "... nehmt wenigstens einen Hippogryph und fliegt nicht selbst in Eurer Flugform." Na, das gefiel mir schon eher. "Ich kann euch dennoch noch nicht gehen lassen. Nicht bevor ihr wenigstens etwas gegessen habt."Ich seufzte ergeben. "Ich werde wohl nicht drum herum kommen. Na schön, Ihr habt eine Stunde." Raika führte mich zu einem kleinen Haus, welches sich ganz in der Nähe der Höhle befand. Viel befand sich nicht darin. Ein Bett mit einem kleinen Nachtisch in einer Nische, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen an einem Fenster, eine Kochstelle sowie einen Kleiderschrank. Das Einzige, wovon es zu viel in diesem Haus gab, waren Pflanzen, aber das störte mich nicht im geringsten. "Jinee? Möchtet Ihr vielleicht etwas von mir anziehen?"fragte die Elfe, während sie einige Zutaten klein schnippelte. Ich runzelte die Stirn und sah an mir herunter. "Was stimmt mit meiner Kleidung nicht?" "Nun, sie ist etwas ... altmodisch." "Ich hätte gedacht, Blattschultern kommen nie aus der Mode und wären eher zeitlos." Raika schnalzte mit der Zunge. "Die Zeiten sind schon lange vorbei. Heute macht man sich eher darüber lustig. Die Leute würden Euch fragen, ob man die Blätter rauchen kann oder ob die Hecke mal wieder geschnitten werden muss." Ich verzog das Gesicht "Das ist nicht Euer ernst?" "Wollt Ihr es herausfinden?" Nein ... Eigentlich nicht. Erneut seufzte ich ergeben. "Na dann zeigt mal was Ihr habt." Während das Essen vor sich hin köchelte, zog ich verschiedene Kleidungsstücke an und entschied mich schließlich für etwas, was ich wahrscheinlich vor 100 Jahren nicht angezogen hätte. Statt meinem Kleid kleidete mich nun einen modischen Zweiteiler, wie Raika es nannte. Der Rock, den ich nun trug war vorne wesentlich kürzer als hinten und ermöglichte es mir, mich schneller und geschickter fortzubewegen. Das Oberteil selbst war rückenfrei und ging jeweils hinten am Nacken sowie am Steiß zusammen. Meine Blattschultern hatte ich gegen Schulterstücke eingetauscht, die beinahe die Form einer Blüte besaßen. Nur das sie diesmal aus Leder waren. Das Einzige, woran ich mich gewöhnen musste, war der Schmuck der Rüstung. Federn und Talismane. Sie waren einfach überall. An meinen Stiefeln, meinem Rock, meinem Lederband, welches ich um den Arm trug, sowie an meinen Schulterstücken.Es war nicht so, dass es nicht gut aussah. Wenn ich ehrlich war, hatte ich mich noch nie besser gefühlt. Es war einfach nur ungewohnt. „Ich wünschte, mir würde das Outfit so gut stehen..." hörte ich Raika hinter mir seufzen, während sie den Tisch deckte. „Oh, ich bin sicher, das tut es." „Schon. Aber nicht so gut wie Euch. Seht nur! Durch eure Haarfarbe geht euer Haar direkt in die Federn über. Es wirkt, als würden sie richtig zu Euch gehören. Ich bin sogar versucht ein paar davon in euer Haar zu flechten." kicherte sie. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. Raika war innerlich wirklich noch ein Kind. „Ich finde, das ist mehr als genug Schmuck. Und mehr als genug Federn. Die Federn am hinteren Teil des Rocks sind beinahe schon länger als der Stoff selbst. Wenn du mich weiterhin so schmückst, gehe ich bald als Eule durch." Plötzlich herrschte Stille zwischen uns und ich fragte mich, ob ich etwas falsches gesagt hatte. "Kann ich Euch etwas fragen, Jinee?" fragte Raika nach einigen Sekunden als sie zwei Schüsseln auf den Tisch stellte. Sie wartete gar nicht darauf, dass ich reagierte, sondern sprach weiter. "Wieso habt Ihr den Traum niemals verlassen, seit Ihr ihn betreten habt?" fragte sie schüchtern. "Seit ich lebe, habe ich Euch immer nur schlafen sehen. Lange habe ich gedacht, Ihr wärt nicht mehr in der Lage aufzuwachen" erzählte sie schließlich weiter und machte mir etwas von dem Essen in die Schüssel. Es roch genauso gewöhnungsbedürftig, wie es aussah und ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich essen wollte. Aber ich würde wahrscheinlich auf Dauer nicht drum herum kommen. "Ich habe den Traum niemals verlassen, weil es für mich keinen Grund dafür gab. Meine Familie hält nicht viel von dem Weg den ich eingeschlagen habe und jemanden der auf mich wartet hat es damals nie gegeben." gab ich ehrlich zu. "Aber ich gebe auch zu... Nachdem die ersten Jahre vergangen sind, hatte ich auch zu große Angst nicht mehr in meinen Körper zu finden. Und dann habe ich es vor mir hergeschoben." Ich schwieg einen Moment. "Ihr sagtet, damals hat es keinen gegeben, der auf Euch gewartet hat. Heißt das, es gibt jetzt jemanden?" Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und zum ersten Mal verspürte ich den Drang, einen Löffel zu essen. Zu meiner Überraschung war es sogar genießbar. Ich konnte zwar nicht genau sagen, nach was es schmecke, aber man konnte es essen. Oder aber meine Geschmacksnerven waren noch nicht so zuverlässig wie früher. Aber das war für den Moment egal. Wahrscheinlich würde ich momentan eh alles essen, was man mir vor die Nase stellte. Raika kicherte nur und klatschte begeistert in die Hände. "Also gibt es jemanden." "Nei... ja. Ich weiß nicht so recht." gab ich ehrlich zu. "Dann wird es höchste Zeit es herauszufinden." Ich runzelte die Stirn "Wie?" "Ihr habt damit bereits begonnen, Jinee." sie lächelte. "Doch herauszufinden was ich damit meine, liegt ganz bei Euch." Nachdem mein Magen gefüllt war und Raika mich neu eingekleidet hatte, erlaubte sie mir schließlich, mich nach Moonglade zu begeben. Sie hatte mir einen Hippogryph besorgt, der mich sicher dorthin bringen würde. Das Tier wirkte wie eine Mischung aus einem Hirsch und einem Raben. Die Hinterläufe und das mächtiges Geweih des Hirsches, vereint mit dem mächtigen Schnabel, gewaltigen Schwingen und scharfen Klauen eines Raben. Ich lächelte der jungen Elfin zu, die noch immer die Zügel des Tieres festhielt. "Vielen Dank für alles." "Ich hoffe, Ihr findet, wonach Ihr sucht und schafft es sicher damit in den Smaragdgrünen Traum zurück." erwiderte sie lächelnd. Ich nickte nur. Ja, das hoffte ich auch. Ich wandte meinen Blick zu dem mystischen Tier und strich vorsichtig über das Gefieder, ehe ich aufstieg. Faerie folgte mir und ich richtete die Kapuze meines Umhangs, sodass er es sich darin gemütlich machen konnte. Bevor ich die Zügel von Raika entgegen nahm, kontrollierte ich, dass meine Füße fest im Steigbügel lagen. Auch wenn ich mich jederzeit in einen Raben verwandeln konnte, wollte ich es nach so einem langen Schlaf ungerne riskieren. Schließlich gab ich dem Hippogryph den Befehl zum Abheben. Elegant erhob er sich in die Lüfte und ich lächelte, als der Wind mir durch die Haare fuhr und die vielen Federn meiner Kleidung meine Haut kitzelten. Instinktiv ergriff ich die Zügel fester. "Bring mich nach Moonglade!" befahl ich. Die Reise nach Moonglade erwies sich als ausgesprochen langatmig. Kein Wunder, schließlich lag Moonglade im Norden des Kontinents. Ich dagegen bin weit im Süden gestartet. Das Schlimme an dem Flug war jedoch nicht mein Hintern, der nach all den Stunden ungeheuer schmerzte, sondern der Anblick, der sich mir bot. Thousand Needles stand wirklich komplett unter Wasser. So wie Raika gesagt hatte. Ein Land, in dem es zuvor nicht einmal eine richtige Wasserquelle gegeben hatte. Ein Land, welches so trocken gewesen war, dass es nur wenige Pflanzen gab, die dort überlebt hatten. The Barrens, einst ein großes Land, war in zwei Hälften geteilt. Selbst Ashenvale und Darkshore waren vom Kataklysmus nicht verschont geblieben. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Was hatte Deathwing nur getan? Moonglade dagegen sah aus wie immer. Der große See inmitten des Gebiets leuchtete durch das einfallende Mondlicht und auch der dichte Wald existierte noch immer. Ein kleiner Trost nach dem, was ich gesehen hatte. Ich wollte gar nicht wissen, wie der Rest von Azeroth aussah und ich hoffte, ich würde es nie erfahren. Als der Hippogryph in der einzig existierenden Siedlung Moonglades landete, umringten mich sogleich mehrere Druiden und ließen weder mich noch den Hippogryph aus den Augen. "Mein Name ist Jinee."fing ich sogleich an und zog an den Zügeln, um meinen gefiederten Begleiter davon abzuhalten, wieder in die Luft zu steigen. Diese Wesen waren äußerst sensible Geschöpfe und ihr schien es nicht zu gefallen, dass man sie umstellte. "Ich bin die Wächterin von G'Hanir und bin hier um den Zweig zurück in den Smaragdgrünen Traum zu bringen." Ein Mann löste sich aus der Menge und trat hervor. "Der Stab ist nicht hier, Wächterin." Oh, das durfte doch nicht wahr sein. "Die Druidin, die den Traum mit dem Stab verlassen hatte, sollte ihn hierher bringen! Wieso ist das nicht geschehen?" "Oh, sie ist hergekommen." Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. "Aber?" Ich sah, wie der Mann zusammenzuckte. Gut so. Schließlich sah mich dieser vorsichtig an, bevor er allen Mut zusammennahm, um mir zu antworten. "Er wurde nur wenige Tage später von einem anderen Druiden entwendet." Augenblicklich sprang ich von meinem Hippogryph und all die Schmuckketten und Talismane an meiner Kleidung klimperten. "Wollt ihr mir etwa damit sagen, dass der Stab gestohlen wurde und keiner weiß, wo er ist?" Meine Stimme war so ruhig und kalt zugleich, dass alle aus Angst einen Schritt zurücktraten. Am liebsten hätte ich aufgeschrien. Ich hatte dafür keine Zeit! Wie sollte ich diese Person denn finden? Sie konnte sich überall aufhalten! Wütend drückte ich dem Mann die Zügel in die Hand, ehe ich an den Leuten vorbeiging. "Was habt Ihr vor? Wo wollt Ihr hin?" rief er mir nach. Augenblicklich blieb ich stehen und wandte mich um. "Ich werde den Zweig finden. Und meine Suche beginnt in Goldhain." "Goldhain?" ich hörte die Verwirrung deutlich heraus. Ich lächelte trocken. "Ich nehme doch stark an, dass Goldhain noch immer der Treffpunkt der Angeber ist, die mit ihren Abenteuern und Heldentaten prahlen. Der perfekte Ort um ein Team zusammenzustellen, das mir bei der Suche hilft. Findet Ihr nicht?" Soooo da sind wir: erneut am Ende des Kapitels. Ich hoffe es hat euch gefallen und seit auch nächstes Wochenende wieder mit dabei wenn Jinee sich der Herausforderungen stellt, ihr Team zusammenzustellen. =) Ich weiß das es bisher wahrscheinlich keine leichte Kost war, die ich euch da geliefert habe, aber ich hoffe das ändert sich im neuen Kapitel. Denn: ich hatte noch nie so viel Spaß beim Schreiben :D und ich hoffe ihr lest es nächste Woche auch heraus. Doch bis dahin wünsche ich euch eine schöne Woche *Wink* :) Kapitel 3: ❊ Kapitel Drei: Das Duell ❊ -------------------------------------- Das Portal nach Stormwind war meine Rettung gewesen. Besser gesagt: Es war IHRE Rettung gewesen, denn wer wusste schon, was ich diesen Taugenichtsen angetan hätte, nachdem sie den Stab haben stehlen lassen. Sie mit herbeigezauberten Ranken zu erwürgen wäre wohl die am naheliegendste Methode. Wie konnte man nur zulassen, dass ein so mächtiges Artefakt gestohlen wurde und keiner fühlte sich verantwortlich, es zurückzuholen? Stattdessen musste ich erst kommen. Und nun saß ich hier. In Goldhain. Einem Dorf außerhalb der Mauern von Stormwind, der Hauptstadt der Menschen, und war nur von Idioten umgeben, die meinten, sich die Köpfe einschlagen zu müssen. Wie kam ich nur auf die bescheuerte Idee hier Leute anzuheuern, die mich auf meiner Suche unterstützten? Verdammt! Wenn ich kein Heiler wäre, dann wäre ich nicht in dieser Misere. Dann wäre ich nicht einmal für den Stab verantwortlich und könnte noch immer mit Corvass im Traum verweilen. "Hey Püppchen, warum sitzt du allein in der Ecke und guckst so grimmig drein?" fragte ein Mann, der sich lässig gegen einen Holzbalken im Inneren des Gasthauses lehnte. Er besaß einen eher quadratischen Kiefer, hellblaue Augen und braunes, seidiges Haar. Von den teuflischen Grübchen, den Muskeln, die sich unter seiner Kleidung abzeichneten und den Bartstoppeln wollte ich gar nicht erst sprechen. Gott, dieser Mann sah gut aus! Aber das eigentlich Schlimme daran war: Er wusste es auch! Dennoch warf ich ihm nur einen kurzen Seitenblick zu, ehe ich aus meinem Krug trank. "Vielleicht sind Sie ja der Grund dafür." antwortete ich schließlich trocken. Der Fremde zog eine Schnute. "Sie sind aber charmant." Auf diese Antwort hob ich nur meinen Krug und versuchte ihn zu ignorieren. Doch der Mann ließ nicht locker und setzte sich neben mich auf die Bank, während er seinen Arm um meine Schulter legte. "Sieh doch mal. Alle hier amüsieren sich. Deshalb kommen sie her. Bier, hübsche, willige Frauen und genug Betten um, ... Du weißt schon, ... Sich den fleischlichen Gelüsten hinzugeben." "Bitte was?" Ich hatte mich doch gerade verhört, oder? Er grinste mich an und kam mir noch ein bisschen näher. Ich verdrehte nur innerlich die Augen. Wie konnte man nur so von sich überzeugt sein? Und wann hatte ich ihm eigentlich das Du angeboten? "Ich dachte, hier kommen Männer und Frauen her, um ein neues Abenteuer zu suchen und um ihre Geschichten zu erzählen." Der Fremde lachte auf. "Ach Püppchen, die Zeiten sind doch schon lange vorbei." Schließlich spürte ich, wie sich die Hand des Mannes um meine Schulter legte und er mich näher zu sich zog. "Also? Was hältst du davon, wenn ich dir zeige, wie es hier nun ab ..." Er kam gar nicht dazu, den Satz auszusprechen, denn mehrere Ranken legten sich um den Unbekannte und nahmen ihn in die Mangel. "Vielleicht solltest du einfach lernen, die Klappe zu halten." sagte ich nur, ehe ich mich von meinem Platz erhob. Plötzlich ertönte ein Grölen, als die anderen Besucher des Gasthauses mitbekamen, was gerade geschehen war. Ich selbst zog meine Kapuze über den Kopf, tief ins Gesicht, um mein Grinsen zu verbergen. Außerhalb des Gasthauses war es nicht wirklich besser. Während drinnen ein Bier nach dem anderen über die Theke ging, fanden draußen einige Duelle statt. "Das hat noch niemand mit Thorne gemacht." hörte ich schließlich eine Stimme hinter mir. "Thorne?" Fragte ich verwirrt, ehe mir bewusst wurde, dass der Mann von eben gemeint war. Ich zuckte nur mit den Achseln. "Er ist einfach zu weit gegangen." "Ja, dadurch, dass er bereits bei vielen Frauen Erfolg hatte, besitzt er ein ziemlich großes Ego." Ich beobachtete einen Gnom und einen Mensch bei ihrem Duell, während ich mich gegen ein stabiles Holzzaunfeld lehnte. "Ein viel zu großes Ego." Der Mann lachte. "Also? Warum seit Ihr wirklich hier?" erst jetzt musterte ich den Mann neben mir. Er war um einiges älter als die meisten. Sein Haar war inzwischen schlohweiß und das Gesicht war gezeichnet von Narben und einigen Fältchen. Er machte auf mich einen eher väterlichen Eindruck. "Ich bin eigentlich hergekommen, um an Informationen zu gelangen und einige Leute zu rekrutieren." "Eigentlich?" Er klang amüsiert. Ich zuckte mit den Achseln. "Ich befürchte, Goldhain ist inzwischen die falsche Anlaufstelle." Er grunzte. "Vielleicht ist es das, aber ein Versuch kann ja nicht schaden, oder?" Da hatte er recht. Ich wartete noch einige Minuten, ehe ich das Gasthaus mit dem Entschluss, nur nach Informationen zu fragen, betrat. Ich würde mir in einer anderen Stadt Gefährten suchen. Somit bahnte ich mir meinen Weg zu einem leeren Tisch, an dem nur zwei Personen passten, und stieg auf einen der Holzstühle. Dabei entdeckte ich Thorne, der mich neugierig beobachtete. Wie ich sah, hatte er sich inzwischen aus den Ranken befreit und machte einen eher belustigten Eindruck. Ehrlich gesagt hatte ich eher gedacht, ihn damit wütend zu stimmen. Ich räusperte mich in der Hoffnung, auf mich aufmerksam zu machen, doch das rege treiben ging weiter. Es wurde gelacht und gegrölt und niemand schenkte mir Beachtung. Ich räusperte mich etwas lauter, gefolgt von einem "Meine Herren!" doch auch dies drang nicht zu ihnen durch. Seufzend stieg ich schließlich von meinem Stuhl herunter, nur um mich mit einem lauten Brüllen in einen Bären zu verwandeln. Augenblicklich wurde es ruhig und alle Augenpaare lagen auf mir. Sehr schön! Als ich wieder meine richtige Gestalt angenommen hatte, stieg ich wieder auf den Stuhl. "Mein Name ist Jinee. Ich bin geschickt worden, um den Stab von G'Hanir zurück in den Smaragdgrünen Traum zu bringen. Jedoch wurde dieser Stab gestohlen." Ich fuhr mit der Hand durch die Luft und erschuf mit Magie eine Illusion des Stabes. "Es ist von höchster Dringlichkeit, diese Person zu finden. Und das so schnell wie möglich! Deshalb bitte ich Euch, solltet Ihr den Stab oder die Person gesehen haben, mir alles zu sagen, woran Ihr euch erinnern könnt." Als ich endete, war der ganze Raum in Schweigen gehüllt. Niemand rührte sich. Scheinbar war ich hier wirklich falsch. "Ich habe jemanden mit solch einem Stab gesehen." sagte schließlich ein Mann hinter mir. Sofort drehte ich mich um und mustere ihn. Er war ebenso staatlich gebaut wie Thorne und ebenfalls ein Mensch. Sein Haar hatte die Farbe von Kupfer und seine olivgrünen Augen saßen leicht schief. 3 Narben zogen sich über seine rechte Gesichtshälfte. "Können Sie mir die Person beschreiben? Wie lange ist es her?" Der Mann hob nur den Zeigefinger. "Ich möchte etwas für diese Information." Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Was?" "10.000 Goldmünzen" Solch eine Ratte! "So viel Gold habe ich nicht." Der Mann zuckte mit den Schultern. "Wie Sie meinen " sagte er nur und wandte mir den Rücken zu. Wütend biss ich mir auf die Lippe, bevor ich knurrte: "Wartet!" Er blieb stehen und drehte sich mit einem Langem: "Jaaaa?" wieder zu mir um. Ich selbst sprang von dem Stuhl. "Wenn ich Euch im Duell besiege, beantwortet Ihr dann meine Fragen?" Ein Raunen ging durch den Raum und der Mann begann zu grinsen. "Und was gebt Ihr mir, wenn ich Gewinne?" Das war eine gute Frage. "Dann zahle ich Euch die 10.000 Goldmünzen." antwortete eine bekannte Stimme. Als ich mich umdrehte, sah ich in Thornes Augen, die mich amüsiert beobachteten. Augenblicklich verstand ich die Welt nicht mehr, deshalb fragte ich nur "Warum?" Der Mann mit dem kupferroten Haar grunzte amüsiert "Es ist doch egal warum. Fest steht, dass er zu viel getrunken hat, wenn er glaubt, dass eine Heilerin mich besiegen kann." Ich ging darauf gar nicht ein, sondern reichte dem Fremden meine Hand. "Steht der Deal oder nicht?" Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, ehe er einschlug. Das Duell fand außerhalb des Gasthauses auf dem Hauptplatz von Goldhain statt. Gut, ich musste dazu sagen, dass Goldhain außer dem Gasthaus und einer Schmiede nicht viel zu bieten hatte. "Streng dich an, Püppchen." rief Thorne, was dazu führte, dass ich innerlich die Augen verdrehte. "Kann ich auch etwas von dir verlangen, wenn ich Gewinne?" fragte ich den Brünetten, der daraufhin breit grinste und sich lässig gegen einen Holzzaun lehnte. "Alles, was du willst, Püppchen." "Gut. Dann hör auf mich Püppchen zu nennen." Ich zögerte einen Moment. "Generell sind Spitznamen tabu." Thorne schüttelte nur grinsend den Kopf. "Du bist komisch, Püppchen. Aber einverstanden." Gut, dann wäre das ja schon einmal geklärt. "Seit ihr zwei jetzt fertig?" fragte der Mann genervt und ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er mich unterschätzte. Etwas, was ich zu meinem Vorteil nutzen sollte. Ich zog meinen Umhang aus und legte ihn über den Zaun, ehe ich nickte. Ein weiterer Mann stellte sich zwischen uns und zog sein Schwert. "Das Duell beginnt in 3 ... 2... 1..." Er ließ das Schwert sinken und sprang schnell zurück. Kaum war er aus meinem Sichtfeld verschwunden, stürmte bereits mein Gegner auf mich zu. Ich sprang instinktiv zurück und wich so seinem Angriff aus. Doch ehe ich überhaupt etwas tun konnte, schlug er bereits wieder auf mich ein. Ich muss mehr Abstand zwischen uns bringen, dachte ich und teleportierte mich einige Meter fort, ehe das Schwert mich beim nächsten Hieb treffen konnte. Ich zögerte keine Sekunde und drehte mich um. Augenblicklich leuchtete meine Hand grün auf, und als ich sie in die Höhe streckte, brachen Wurzeln durch den Boden und schlangen sich in Sekundenschnelle um die Beine des Mannes. "Verflucht!" knurrte er und zerstörte die Wurzeln mit seinem Schwert. Diese Sekunden der Unachtsamkeit nutzte ich und rannte auf ihn zu. Kurz bevor ich ihn erreichte, verwandelte ich mich in eine große pantherartige Wildkatze und riss ihn zu Boden. Das Schwert rutschte scheppernd außerhalb seiner Reichweite. Thorne pfeifte auf, während er das Schauspiel beobachtete. "Sie ist gut..." Ich spitzte die Ohren und grinste innerlich bei dieser Bemerkung. Auch wenn er diese nur leise von sich gegeben hatte, hörte ich es durch meine Katzenohren, als würde er direkt neben mir stehen. Doch viel konnte ich in der Katzengestalt nicht tun, ohne den Mann ernsthaft zu verletzen. Die Kehle durchbeißen war zum Beispiel keine Option. Somit sah ich dem Mann nur in die Augen, während meine riesigen Pfoten auf seiner Brust lagen und ihn somit nach unten drückten. Ich gab ihm die Chance aufzugeben. Doch stattdessen legte sich nur ein hinterhältiges Grinsen auf sein Gesicht und ehe ich realisieren konnte, was geschah, spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Magengegend. Ich schrie auf und sprang wankend zurück. Dabei entdeckte ich den Dolch in seiner Hand, den er wohl irgendwo versteckt haben musste. Ich verwandelte mich zurück und presste meine Hand auf die Wunde, während ich Abstand zwischen uns brachte. Die Wunde war nicht sehr tief, was gut war, denn so konnte ich sie in der kurzen Zeit so weit heilen, dass sie aufhörte zu bluten und mich nicht weiter störte. Ich näherte mich dem Zaun, an dem Thorne lehnte, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen und griff nach meinem Stab. Scheinbar musste ihn jemand aufgehoben haben, als ich ihn durch meine Verwandlung verloren hatte. Der Mann hatte sich inzwischen wieder erhoben und sein Schwert aufgenommen. "Interessant, wie schnell du so eine Wunde heilen kannst." bemerkte er und musterte mich erneut. Den blutigen Dolch hielt er noch in der Hand. "Übung macht ja bekanntlich den Meister." brummte ich. "Geht es dir wirklich gut?" hörte ich Thorne besorgt fragen. Ich nickte, auch wenn ich glaubte, dass er sich weniger um mich sorgte, als um sein Gold. "Warum hast du auf mich gewettet?" fragte ich, kurz bevor ich erneut angegriffen wurde. Ich parierte den Schlag und drehte mich zur Seite weg, damit ich nicht mehr das Zaunfeld im Rücken hatte. Wahrscheinlich hätte das Duell auch nie stattgefunden, wenn Thorne sich nicht eingemischt hätte, denn ich musste zugeben: Es war eine wahrhaftig dumme Idee gewesen. Wir Druiden konnten uns zwar in verschiedene Wesen verwandeln, jedoch beherrschte jeder Druide nur eines davon richtig. Und was konnte ich als Heiler am besten? Definitiv nichts was mir aus dieser Misere helfen würde. Ich musste also erneut in die Trickkiste greifen. So wie bei Thorne vorhin. "Jetzt beenden wir aber das Ganze, Elflchen." "Ja, da wäre ich auch dafür." Erneut schlug der Mann mit einem lauten Schrei auf mich ein. Ich hob meinen Stab und fing das Schwert erfolgreich ab. Jedoch hatte mein Gegner um einiges mehr Kraft als ich, weshalb es ihm leicht fiel, mich beinahe in die Knie zu zwingen. Verdammt, denk nach Jinee! Dein Stab hält das nicht mehr lange durch! Schließlich sah ich Corvass in dem Mann vor mir und augenblicklich wurde mein Herz schwer. Wir hatten im Traum oft trainiert, denn Corvass wollte nicht, dass ich ohne kleinere Tricks durch das Leben stolpere. Moment mal... "Deine Ranken sind als Heiler deine beste Waffe, um zu gewinnen. Jedoch sind sie auch schnell zu zerstören." Es sei denn... Es sei denn, man kam gar nicht dazu, sie zu zerstören! Augenblicklich verwandelte ich mich in einen Bären. Auch wenn ich nicht viel in dieser Gestalt tun konnte, war ich dennoch ein ganz schönes Kraftpaket, weshalb ich Kupferkopf ohne Probleme zurückstoßen konnte. Sofort verwandelte ich mich zurück und hob meinen Stab auf, der bei der Verwandlung zu Boden gefallen ist. Sofort holte mein Gegner zum finalen Schlag aus, doch ehe er diesen ausführen konnte, teleportierte ich mich erneut hinter ihn und rammte ihm das Holz meines Stabes in den Rücken. Als er sich mit einem schnellen Hieb umdrehte, ging ich in die Hocke und benutze meinen Stab dazu, ihm die Füße wegzureißen. Bevor er es auch nur wagen konnte aufzustehen, brachen Dutzende Ranken aus der Erde und schlangen sich um ihn, sodass dieser sich nicht mehr bewegen konnte. "Was für ein hinterhältiger Trick! Mich bewegungsunfähig zu machen! Ohne diese dämlichen Wurzeln, könntet Ihr mich nie besiegen." fauchte er und versuchte noch immer freizukommen. Scheinbar kratzte das hier gerade ganz schön an seinem Ego. "Da gebe ich Euch recht." gelassen stützte ich mich auf meinen Stab ab. "Aber ich durfte nicht verlieren. Daher war mir jedes Mittel recht. Und nun sagt mir, was Ihr wisst!" Der Mann brummte, ehe er in den Himmel starrte. Nach einigen Sekunden des Schweigens sagte er schließlich: "Es war ein Mädchen. Eine Elfe wie Ihr mit langem weißen Haar. Anders als die meisten hatte sie keinerlei Tätowierung im Gesicht. Sie hat nicht mit dem Stab geprahlt, aber ich habe gespürt, dass er etwas Mächtiges an sich hatte." "Das ist alles? Und dafür habe ich meinen Kopf hingehalten?" knurrte ich. "Wo und wann war das?" "In Ironforge. Vor 3 Tagen. Sie kam gerade durch ein Portal. Mehr weiß ich nicht." Ich seufzte und zog meine Zauber zurück, damit der Mann aufstehen konnte. Ironforge also. Die Hauptstadt der Zwerge. Die Stadt habe ich schon immer gehasst, was jedoch daran lag, dass die Zwerge ein eher seltsames Völkchen waren. "Und? Welche Route wählen wir? Machen wir eine unterirdische Spritztour mit der Tiefenbahn? Oder fliegen wir?" fragte Thorne heiter, sowie er zu mir gelaufen kam. Als ich mich zu ihm umdrehte, grinste er über das ganze Gesicht. Ich runzelte die Stirn. "Was meinst du mit ''wir'' ?" "Ich werde dich begleiten." "Was? Nein, das kommt gar nicht infrage!" wehrte ich ab. "Und wie das infrage kommt, Pü... Jinee. Ich kann dich unmöglich alleine gehen lassen. Du weißt gar nicht, wie sehr sich die Welt verändert hat. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du in einem der neuen Länder verloren gehst." Thorne legte seine Hand auf seine Brust und sah traurig drein. So ein mieser Schauspieler ... Ich seufzte ergeben. "Wir fahren mit der Tiefenbahn." ❊ So da wären wir wieder am Ende des Kapitels angelangt :) es hat sich doch etwas hingezogen, da ich von meiner besseren Hälfte zur Probe- und Korrekturleserin auserkoren wurde. :) Danke dafür mein Schatz :* Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Dennoch bin ich neugierig: Wie findet ihr Thorne? Kapitel 4: ❊ Kapitel Vier: Nach Ironforge ❊ ------------------------------------------- "Guck gefälligst weg!" "Jetzt stell dich nicht so an, Jineelein." Eine Stunde ... Ich hatte ihn bereits eine Stunde ... der Backe und schon stand ich oben ohne da. "Warum genau musstest du mich jetzt hierher bringen?" fragte ich, während ich mich hinter einer Abtrennwand vor meinem Begleiter versteckte. Thorne war auf die schwachsinnige Idee gekommen, mich zu einem Lederverarbeiter zu bringen und nun stand ich hier. "Weil du ein Messer im Bauch stecken hattest! Wolltest du etwa die ganze Zeit mit einem löchrigen und blutigen Oberteil herumlaufen?" antworte Thorne und machte es sich Rittlinks auf einem Stuhl bequem. "Das nicht.." gab ich zögerlich von mir: "Aber es gibt doch Magier, die das hätten erledigen können." Thorne stöhnte theatralisch auf. "Und dann leiden die kleinen Leute darunter. Die Magier können mit so vielen Sachen ihr Geld verdienen, da finde ich es nur richtig auch den kleinen Leuten zu helfen." Ich runzelte die Stirn und trat ans Ende der Abtrennwand, nur um Thorne mit hochgezogener Augenbraue anzusehen. "Du hast gar kein Gold für einen Magier, richtig?" "Verdammt richtig." "Und die 10.000 Gold die du als Siegerpreis versprochen hattest?" fragte ich schließlich etwas gereizt nach. Thornes Blick wanderte zu der Holzdecke des Hauses, während sich seine Fingerspitzen immer wieder kurz berührten. "Nun ... Was das angeht ... Habe ich vielleicht ein bisschen geflunkert." gab er zu. "Geflunkert? Wie viel Gold hast du?" War ich etwa wirklich gerade schockiert über dieses Exemplar von Mann? "So knapp um die 100. Mehr oder weniger." "Bitte WAS?" schrie ich auf und trat hinter der Abtrennwand hervor. Dabei vergaß ich für einen Augenblick, dass ich oben herum mehr preisgab, als mir lieb war. Ein Grinsen legte sich auf Thornes Gesicht, während er mich eingehend musterte. "Sexy Unterwäsche, Jineelein! Jetzt kann ich mir auch vorstellen, was unter deinem Rock ist" zog er mich auf. Sofort schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper, auch wenn es eh schon zu spät dafür war. "Lenk jetzt bloß nicht vom Thema ab! Wie kannst du behaupten, dass du so viel Gold hast und auch noch auf mich Wetten?" "Ganz einfach." Thorne erhob sich von seinem Stuhl und trat langsam auf mich zu. "Weil es Bestimmung war. Man sagte mir, du würdest kommen. Ich wusste bereits, dass du diesen Mann besiegen wirst." Nun stand er ganz nah vor mir und seine großen Hände lagen auf meinen Schultern und fuhren schließlich hinab zu meinen Oberarmen. "Deshalb, Jinee, habe ich ohne Bedenken auf dich gewettet." Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Er hatte es gewusst? Hatte ich deshalb dieses unbändige Gefühl in mir gehabt, dass mich gedrängt hatte nach Goldhain zu gehen? Weil es unsere Bestimmung war? Augenblicklich suchte ich seinen Blick, und als ich ihn fand, sah ich nur Schelm in seinen Augen. Der verarschte mich! Sofort riss ich mich von ihm los und zog ihm das Erste über den Kopf, was ich zu fassen bekam. "Du Idiot!" Thorne lachte und hielt sich den Kopf. "Das habe ich wohl verdient." Ich antwortete nicht darauf, die konnte er sich wahrscheinlich eh denken. Stattdessen fragte ich einfach "Warum?" "Warum was? Warum habe ich geflunkert? Warum begleite ich dich? Warum sehe ich so verdammt gut aus?" "Gott, was stimmt nicht mit dir?" platzte es aus mir heraus. "Das sollte ich dich lieber fragen. Jede Frau wäre mir schon längst verfallen. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mit dir gehe. Ich glaube, hinter deiner Mauer steckt eine Jinee die es kaum erwarten kann auch mir das Hemd auszuziehen." Bevor ich auch nur die Chance hatte ihm wieder etwas über den Kopf zu ziehen, trat eine ältere Frau mit meinem Oberteil herein. Feine Fältchen zogen sich über ihr blasses Gesicht und ihre grauen Haare hatte sie zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Sofort nahm ich es dankend entgegen und zog es an, ehe ich ein freundliches Lächeln aufsetzte, dass für meine Verhältnisse etwas gezwungen wirkte. "Vielen Dank! Mein Begleiter wird die Rechnung übernehmen und Ihnen ein dickes Trinkgeld da lassen." sagte ich und klopfte Thorne auf die Schulter, ehe ich das Geschäft verließ. Außerhalb des kleinen Geschäftes wartete ich auf meinen Begleiter. So wie ich Thorne verstanden hatte, befanden wir uns am Rande des Handelsdistriktes und die Tiefenbahn wäre nur noch ein Katzensprung entfernt. Er hatte mir erklärt, dass die Bahn eine direkte Verbindung zwischen den zwei großen Hauptstädten wäre und dank der Technologie der Gnome auch die schnellste. Man könnte sagen: ich war richtig neugierig auf diese Konstruktion. Während ich meinen Blick über den Kanal schweifen ließ, der die Distrikte voneinander trennte, nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel war. "Faerie." lächelnd nahm ich das Wesen auf den Arm und kraulte sein Köpfchen. "Dafür, dass du Corvass nur kurz eine Nachricht überbringen solltest, warst du ganz schön lange weg." bemerkte ich und sah das Wesen streng an "Hast du ihn etwa wieder geärgert?" Augenblicklich machte sich Faerie kleiner und ich wusste, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte. Doch statt ihn zu tadeln, näherten sich meine Lippen dem kleinen Kopf und flüsterten mit einem Lächeln: "Gut gemacht." "Das war echt fies. Die alte Dame hat wegen dir wirklich auf ein dickes Trinkgeld bestanden." beschwerte sich Thorne, als er sich schließlich wieder zu mir gesellte. "Tut mir leid, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen." gab ich belustigt von mir, während ich Faerie weiter kraulte. "Gibt es noch etwas, was ich über dich wissen sollte, Thorne? Falls du überhaupt so heißt." Er schnaubte und nahm mir kurzerhand Faerie aus den Armen. Dieser war keinesfalls begeistert davon und wandte sich aus dem festen Griff. Schließlich flüchtete er in meine Arme. Beschützend drückte ich ihn an meine Brust. "Nur weil ich einmal gelogen habe, heißt das nicht, dass du mir nicht vertrauen kannst." "Drei Mal.." "Ein Mal, drei Mal. Ist doch alles das Gleiche." Ich rollte nur mit den Augen. "Wie du meinst. Können wir jetzt bitte endlich nach Ironforge?" bat ich und war froh als Thorne darauf einging. Während wir am Kanal am Rande der Altstadt entlangliefen, musste ich mich beherrschen, nicht in meine Eulengestalt zu wechseln. Mir ging das alles viel zu langsam, vor allem da ich wusste, dass ich schon lange hätte da sein können. "Wie kommt es eigentlich, dass du keinen Greifen besitzt? Oder wenigstens etwas Ähnliches.." fragte ich, während ich die Verbündeten der Allianz auf ihren Greifen und Drachen beobachtete, die über uns hinwegflogen. Thorne grunzte. "Dass du diese Frage überhaupt stellst, nachdem wir gerade von einem billigen Lederverarbeiter kommen." "Dass habe ich wohl schon wieder verdrängt." Er lachte. "Ach Jineelein.." Ich unterbrach ihn "Hatten wir nicht einen Deal, dass du aufhörst, mir komische Namen zu geben?" nörgle ich, während ich Faerie so anhob, dass er über meine Schulter in meine Kapuze kriechen konnte. Ich hatte gespürt, dass der kleine Kerl kurz davor gewesen war, in meinen Armen einzuschlafen. "Ja, und als Ehrenmann halte ich mich auch daran. Ich gebe dir ja keinen komischen Namen, sondern verniedliche deinen nur. Das ist etwas völlig anderes. Aber zu deiner Frage stelle ich dir eine Gegenfrage: Weißt du überhaupt, was so ein Tier kostet?" Was für eine dämliche Frage. Ich war eine Druidin... Ich brauchte keine Greifen, Drachen oder was weiß der Geier. "Nein." antwortete ich daher nur knapp. "Neben den Flugstunden, die alleine schon mehrere Tausend Gold kosten, muss das Tier gefüttert und unterhalten werden. Der Stallmeister kostet je nach Tier auch ein kleines Sümmchen am Tag. Und dann ist da noch..." "Schon gut, ich habe es ja verstanden. Es ist zu kostspielig." Ich seufzte. Wieso hatte ich nur gefragt? "Aber wenn wir dir zu langsam sind, musst du einfach nur in deine Katzen- oder Hirschgestalt wechseln. Ich habe nichts dagegen, auf dir zu reiten." Ich verzog keine Miene. "Und genau deswegen wirst du das niemals erleben." Im Augenwinkel bemerkte ich, wie sich ein Grinsen auf Thornes Gesicht schlich. "Charmant wie immer, Jineelein." Als wir im Zwergenviertel ankamen, war es nicht mehr weit bis zum Eingang der Tiefenbahn. Diese entpuppte sich schließlich als ein weitläufiges unterirdisches Schienensystem. Viel Licht gab es im Inneren der Tiefenbahn nicht, was mich als Nachtelfe keineswegs störte. Meine Augen hatten sich sogleich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt, als wir den unterirdischen Eingang passiert hatten. Da keine Bahn auf uns wartete, folgte ich meinem Begleiter, der sich zwischen den zwei Vertiefungen positionierte. Genauso wie es an Licht mangelte, mangelte es, wie ich bemerkte auch an Sitzplätzen. Die wenigen, die es gab, waren allesamt von anderen Reisenden belegt. Ich sah mir diese Vertiefung schließlich genauer an, doch als ich nichts Außergewöhnliches feststellen konnte, wanderte mein Blick nach oben. So wie es aussah, fuhr die Bahn mit magnetischen Kräften. Bevor ich Thorne jedoch darüber fragen konnte, fuhr die erste Bahn so schnell ein, dass der plötzlich aufkommende Luftstoß meine Haare durcheinanderbrachte. Ebenso schnell bremste sie jedoch, und als ich sie betrachtete, wurde mir etwas flau im Magen. "Keine Sitzplätze?" fragte ich Thorne verwirrt, als ich mit ihm auf den Vordersten Abteil stieg. Allgemein mangelte es an Sicherheitsvorkehrungen, denn die Bahn besaß keinerlei Wände oder Fenster. "Und du bist dir sicher, dass wir lebend ankommen?" fragte ich etwas unsicher. "Nur wenn du dich festhältst." antwortete der Braunhaarige belustigt und führte mich ganz nach vorn, um auch den anderen Passagieren Platz zu machen. Ich hörte ausnahmsweise auf ihn und umklammerte eine der wenigen Stangen gerade, als die Bahn losfuhr. Dank der Gnomtechnologie beschleunigte diese so schnell, dass ich mein Gleichgewicht verloren hätte, hätte ich nicht auf Thornes Rat gehört. Doch das flaue Gefühl in meinem Magen wich nicht. Stattdessen wurde es umso stärker als ich die plötzlichen Schrägen vor mir erblickte, die weiter nach unten in die Erde führten. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, als es im rasanten Tempo nach unten ging. Stattdessen klammerte ich mich umso mehr an das Einzige, was mir halt bot und presste mich dagegen, während mein Herz in meiner Brust hämmerte. Dabei wagte ich es nicht, hinter mich zu sehen. Wahrscheinlich amüsierten sich alle köstlich darüber, was ich für ein Theater veranstaltete wegen etwas, was für diese Leute selbstverständlich war und zum Alltag gehörte. Doch ich kannte es nun einmal nicht und wurde hier buchstäblich ins kalte Wasser geworfen. Als es plötzlich nicht mehr abwärts ging vernahm ich in der Ferne ein bläulich-grünes, schwaches Licht. Wie gebannt starrte ich darauf und lockerte meinen Griff. Als ich schließlich erkannte, um was es sich handelte, löste ich mich gänzlich von der Stange und trat vor an das kurze Geländer. Vor uns erstreckte sich ein riesiges Unterwasserpanorama. Fasziniert beobachtete ich die verschiedenen Fischschwärme, die über unseren Köpfen umherschwammen, die riesigen Unterwasserpflanzen mit dem Schiffswrack auf dem Grund zu meiner linken. Wir selbst waren ebenso in dieses schöne Licht getaucht und unzählige Kaustiks tänzelten über unseren Körper. In diesem Moment war alles so wunderschön und plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde die Bahn, die Zeit, einfach alles stillstehen. ❊ In Ironforge angekommen musste ich mich erst einmal setzen, während die anderen Reisenden Richtung Ausgang strömten. Die Fahrt saß mir, trotz des Schauspiels des Panoramas noch tief in den Knochen, die sich inzwischen mehr wie Gummi anfühlten. Thorne dagegen lehnte sich lässig gegen die Säule neben meinem Platz. "Es war schön mal eine andere Jinee zu sehen. Ich muss sogar gestehen, dass die Bahnjinee mir deutlich besser gefällt und ich glaube jetzt wirklich, dass du nicht so hart bist, wie du tust." Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Ach?" antwortete ich in einem Ton, der leider nicht so Schroff war, wie ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Thorne schien das zu bemerken und löste sich amüsiert von seiner Säule und setzte sich neben mich. "Ja. Deine Augen hatten einen Ausdruck angenommen, den ich bei dir nicht erwartet hätte. Ich kann es schlecht beschreiben, aber in dem kurzen Moment wirktest du auf mich ziemlich zerbrechlich. Auf eine gewisse Art und Weise jedenfalls." Stille. Was sollte ich darauf antworten? Dass er sich dringend eine Brille anfertigen lassen sollte? Dass er sich das nur eingebildet hatte? Oder das er recht hatte? Denn das hatte er. Ich war nicht so, wie ich mich zur Schau stellte .. Soo... Ich habe es endlich geschafft. Es tut mir leid sehr das es länger als gewöhnlich gedauert hat, aber ich hatte viel Stress. Ich hoffe euch haben das Kapitel und Thorne und Jinees Raufereien gefallen :3 Kapitel 5: ❊ Kapitel Fünf: Auf hoher See ❊ ------------------------------------------ Ironforge war, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Eine Stadt inmitten eines Berges. Die Zwerge hatten zweifelsohne ein Talent dafür. Dennoch empfand ich die Hauptstadt alles andere als schön. Sicher, die Dunkelheit störte mich nicht im geringsten, doch es wirkte alles so trist, farblos und kalt. Anders als meine Hauptstadt, die von Leben nur so strotzte. Würde ich hier leben, würde ich eingehen wie eine Blume, die weder Licht noch Wasser bekam. Ich presste meine Lippen zusammen, als ich meinen Blick durch die große Halle des Militärviertels schweifen ließ. "Was hat eine Druidin nur hier gewollt?" fragte ich und schüttelte den Kopf. "Wie soll man sich denn hier wohlfühlen?" Thorne grunzte neben mir amüsiert auf. "Vielleicht hat sie nach dem besten Bier in Azeroth gesucht." "Thorne..." Ich seufzte. "Was denn? Weißt du, was man über euch Nachtelfen sagt? Gerade über euch Druiden Nachtelfen?" "Ich kann es mir durchaus vorstellen." murmelte ich und dachte an die Bemerkung zu ihren Schulterstücken zurück. "Okay. Warte hier und pass auf Faerie auf. Ich flieg einmal die Gegend ab und verschaffe mir einen Überblick. Vielleicht fällt mir etwas ins Auge." beschloss ich und wartete darauf, dass Thorne Faerie aus meiner Kapuze nahm. Augenblicklich verwandelte ich mich in eine blauschwarze Eule und flog los. Doch während meinem Rundflug entdeckte ich nichts, das mich auf eine gewisse Art und Weise anzog. Vielleicht war sie auch nur auf der Durchreise und hat gar nicht hier campiert.. Doch dann wäre ihre Information für die Katz. Ich verwandelte mich zurück, als ich wieder im Militärviertel ankam. Von Thorne und Faerie fehlte jede Spur. "Thorne?" rief ich und sah mich in der großen Halle nach dem attraktiven Mann um. Hatte ich mich nicht zu deutlich ausgedrückt, als ich sagte, er solle hier warten? Verzweifelt strich ich mir über das Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein, dass ich nun zwei Leute suchen musste. ❊ Ich fand Thorne schneller als gedacht wieder. Er hatte sich in einem Wirtshaus niedergelassen und saß nun an einem langen Tresen, gemeinsam mit einem Zwerg und einer weiblichen Draenai. "Weißt du Jungchen, dass mit den Frauen ist keine einfache Sache." lallte der Zwerg und nahm einen großen Schluck aus seinem Krug. Augenblicklich zog ich die Augenbrauen zusammen und beschloss, mich in dem Schatten zu verstecken. "Was der Zwerg dir damit sagen tut.." fing die Draenaidame an, wurde jedoch sogleich von dem Zwerg mit einem "Will" unterbrochen. Doch sie tat so, als hätte sie es nicht gehört und sprach weiter. "ist, dass sie dich beeindrucken tut." "Will" korrigierte der Zwerg erneut. "Das heißt, sie ist so abweisend zu mir, weil sie nicht erobert werden will, sondern lieber mich erobert?" Gott, das durfte doch nicht wahr sein. "So, dass reicht jetzt! Hört auf ihm so einen Müll zu erzählen!" platzte es aus mir heraus, als ich zu ihnen trat. Sofort drehten sich alle zu mir um, sodass ich sie betrachten konnte. Der Zwerg hatte eine große breite Nase, wuchernde Augenbrauen und stechend grüne Augen. Wie für einen Zwerg typisch, trug er einen langen schwarzen Bart. Das, was er jedoch untenrum zuviel hatte, fehlte ihm auf dem Kopf. Den Schnauzbart hatte er links und rechts unterhalb des Kinns mit goldenen Ringen versehen. Ein deutlich breiterer Ring war an den Haaren unterhalb der Mundpartie befestigt. Unterhalb der Halterung hatte er den Bart geflochten. Die Draenaidame dagegen war sehr zierlich und hatte einen hellblauen Teint. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, sodass man die kleinen tentakelartigen Dinger gut sehen konnte, die aus ihrem Hals traten. "Jineelein! Darf ich vorstellen, dass sind Nimrodd und Fuentes. Komm, setz dich zu uns und trink ein Bierchen." "Ich verzichte.." gab ich gepresst hervor. "Habe ich dir nicht gesagt, dass du auf mich warten sollst." "Das habe ich doch. Nun gut, ich habe zwar nicht dort gewartet, wo ich warten sollte, aber hier ist es doch viel einladender. Außerdem habe ich unseren neuen Freunden nach der Elfe gefragt." "Und hast du wenigstens etwas herausgefunden?" Wahrscheinlich nicht.. Doch statt Thorne antwortete der Zwerg. "Ich kann mich an eine Elfe erinnern. Wer kann das nicht." Er grunzte. "Sie war echt heiß. Hatte einen echten Knackpo in ihrer Lederhose." Ich warf dem Zwerg einen warnenden Blick zu. Dieser räusperte sich und lehnte sich zu Thorne. "Ich nehme alles zurück. Sie ist eine Zicke." flüsterte er ihm ins Ohr. "Elfen haben übrigens sehr gute Ohren. Wo habt ihr sie gesehen?" brummte ich. "Wir haben sie beim Schmied gesehen" antwortete die Draenai. Ich nickte und wusste sofort, wo sich der Schmied befand. "Danke. Dann werde ich dem Schmied mal einen Besuch abstatten." sagte ich und machte kehrt. "Jinee, warte auf mich!" hörte ich Thorne rufen, doch ich ignorierte ihn. Sollte er doch weiter an seinem Bier nuckeln. Thorne holte mich schnell außerhalb des Wirtshauses ein. "Bist du sicher, dass du nicht bei deinen neuen Freunden bleiben willst?" fragte ich. "Mensch, jetzt werd mal locker und habe ein bisschen Spaß. Wo ist meine Tiefenbahnjinee von vorhin hin?" "Ich weiß ja nicht, ob du es mitbekommen hast, aber es steht viel auf dem Spiel! Ich habe keine Zeit für Spaß, während sich alle die ich kenne in Gefahr befinden." Thorne schwieg. Anscheinend schien er langsam zu verstehen, was in mir vorging. "Es ist nicht so, dass ich keinen Spaß haben kann. Aber jetzt..." Ich schüttelte den Kopf. "Es geht halt nicht. Versteh das bitte." ich sah ihn entschuldigend an. ❊ "Entschuldigen Sie bitte. Man sagte mir, dass vor einigen Tagen eine junge Druidin bei Ihnen war." sprach ich den Zwerg an, der wie wild auf einem Schwert herumhämmerte. Doch dieser reagierte nicht auf meine Frage, sondern widmete sich weiter seiner Arbeit. Erst als er das Schmerz in kaltes Wasser tauchte, beantwortete er meine Frage. "Eine Druidin? Keine Ahnung, wovon Ihr sprecht." "Aber..." "Hör mal, Spitzohr. Wenn eine Druidin hier gewesen wäre, würde ich mich daran erinnern!" "Sei doch nicht so griesgrämig." mischte sich nun ein weiterer Schmied ein, der geradewegs auf uns zutrat. "Die Druidin war hier und wollte, dass ich Ihr ein Messer anfertige. Aus irgendeinen bestimmten Stahl." Ich runzelte die Stirn. "Ein Messer? Warum das?" Er zuckte mit den Schultern "Sie hat mich nur gebeten eine Waffe zu erschaffen, die das Holz ihres komischen Stabes durchdringen kann." Ich spürte, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Was? Sie wollte eine Waffe, die G'Hanir schaden konnte? "Ich glaube, mir wird schlecht.." murmelte ich und taumelte nach hinten. "Wisst Ihr, wo sie hinwollte?" hörte ich nun Thorne fragen. Der Zwerg kratzte sich am Kinn. "Ich meine mich zu erinnern, dass sie in die Sholazar Basin wollte." Ich sah zu Thorne. "Weißt du wie man dorthin kommt?" fragte ich. "Von Stormwind fährt ein Schiff in die Borean Tundra. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung." Ich seufzte. "Dann lass uns zurück." Plötzlich spürte ich eine warme, große Hand auf meiner Schulter, und als ich aufsah, sah ich in Thornes Augen. "Mach dir keine Sorgen. Wir werden sie finden." Ich hoffte es. Ich hoffte es so sehr. ❊ Wir nutzten die Tiefenbahn erneut für den Rückweg und machten uns so schnell wie möglich zum Hafen Stormwinds. Tatsächlich hatte das Schiff in die Tundra noch nicht abgelegt, sodass wir uns zwei Plätze darauf erkaufen konnten. Allerdings unter Bedingungen, die mir überhaupt nicht gefielen. Ich musste mir mit Thorne ein kleines Zimmerchen teilen, in dem sich nur zwei Stühle, ein Tisch und zwei Hängematten befanden. Ein kleines Zimmer... MIT Thorne. Seufzend ließ ich mich in eine der Hängematten fallen. Das Schiff würde bald ablegen und dann würde es wer weiß wie lange dauern. Ich fragte mich ernsthaft, ob es nicht wirklich eine schnellere Möglichkeit gegeben hätte. Doch ich musste Thorne, was das anging, vertrauen. "Hey Jinee? Ich weiß, du bist aktuell eine kleine große Spaßbremse, aber was hältst du davon, wenn wir uns amüsieren? Ich meine, wir sind unterwegs und es wird etwas dauern, bis wir im Fjord ankommen. Wir können also nichts anderes tun als hier rumzusitzen und zu warten." Ich verzog das Gesicht. Das waren echt tolle Aussichten. "Thorne.." "Komm schooooon." Er zog einen Flunsch und erinnerte mich dabei fast schon an ein Kind. Ich seufzte ergeben. "In Ordnung." Wir begaben uns in einen großen Gemeinschaftsraum unterhalb des Decks, der wie ich feststellen musste, bereits gut gefüllt war. Thorne jedoch schien das nicht zu stören und ging zielstrebig auf einen der freien Tische zu, nachdem er zwei Krüge Bier geholt hatte. Ich setzte mich zu ihm und beäugte das Getränk skeptisch. Auch Faerie flog auf den Tisch und spähte in den Krug. Doch als das Wesen daran roch, wich es wie eine Katze zurück. "Und das schmeckt wirklich?" fragte ich und mein Gegenüber hob seinen Krug grinsend an. "Das erfährst du, wenn du davon kostest." Ich sah zwischen meinem Getränk und Thorne hin und her, ehe ich meinen Krug nahm und mit ihm anstieß. Der erste Schluck ließ mich geradezu das Gesicht verziehen während Thorne anfing zu lachen. "Das ist ja richtig bitter!" "Warte. Ich glaube ich weiß was dir schmecken würde." Thorne nahm augenblicklich einen großen Schluck zu sich und füllte seinen Krug mit meinem Bier auf. Daraufhin ging er zurück zur Theke. Ich fragte mich, was er nur vorhatte, doch ich ließ ihn einfach mal machen. Als er wieder an meinen Tisch trat, war mein Krug wieder gefüllt und die Flüssigkeit im Inneren sah etwas heller aus als zuvor. Das Getränk war um einiges süßer, doch es schmecke mir nun um einiges besser. "Was hast du damit gemacht?" fragte ich überrascht und nahm erneut einen Schluck. "Das Geheimnis ist Zitronensaft." "Zitronensaft.." flüsterte ich vor mir her. "Aber sag mal.. Du hast doch auch etwas in Goldhain getrunken. Was war denn da in deinem Krug?" "Mondbeerensaft." Der Brünette runzelte die Stirn. "Seit wann hat der Alte Mondbeerensaft?" "Hat er nicht. Ich hatte selbst etwas davon mit." Thorne boxte mich leicht gegen den Oberarm. "Jinee, du Fuchs." Nun war ich es, die grinste. ❊ "Kann ich dich mal etwas fragen?" sagte Thorne, als wir einige Stunden später in unsere Hängematten fielen. Von dem ganzen Bier war mir ganz duselig im Kopf. Ich wollte jetzt nur noch schlafen. "Du fragst doch eh.." Als ich zu ihm sah, bemerkte ich das er über meine Antwort grinste. Doch so schnell, wie es gekommen war, verschwand es wieder. Seine Augen wirkten auf mich so klar wie ein wolkenloser Sternenhimmel. Allgemein deutete nichts an Thorne daraufhin, dass er ein wenig getrunken hatte, seinen leicht schwankenden Gang mal ausgenommen. "Wieso hat er dich alleine gehen lassen?" Ich runzelte die Stirn über den abrupten Stimmungswechsel. "Von wem redest du?" "Dem, zu dem du dieses fliegende etwas immer schickst." "Woher willst du wissen, dass es ein er ist?" Thorne schnaubte. "Ach komm.. Dein Lächeln sagt alles, wenn die Schlafmütze mit einer Nachricht wiederkommt. Oder ist es doch eine sie? Bist du vom anderen Ufer? Das würde nämlich so einiges erklären." Gott, könnte mir jemand bitte ein Kissen ins Gesicht drücken? Doch ich reagierte nicht auf diese Frage, sondern beantworte die eigentliche. "Er muss den Traum beschützen. Deshalb ist er nicht hier." Er schnaubte erneut. "Er ist ein Idiot." Sofort fuhr ich auf und wäre beinahe aus der Hängematte gefallen. "Wie kannst du es wagen so etwas zu sagen?" fauchte ich und meine Augen nahmen für einen Augenblick die Farbe meiner Katze an. "Weil du diejenige bist, die beschützt werden sollte! Du bist eine Heilerin! Gegen kleine Feinde hast du wahrscheinlich noch eine Chance aber nicht gegen einen mächtigen. Noch dazu hast du lange geschlafen. Verdammt, du kennst nicht mal die Tiefenbahn! Er hat dich in den Sicheren tot geschickt!" Ich verstummte. Meine Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an und erst jetzt bemerkte ich, dass auch bereits die Krallen hervorgetreten waren und die Hängematte aufgerissen hatten. Er will doch nur mein Zuhause beschützen. ❊ Hallöchen. Lange hats gedauert, ich weiß. Und es tut mir auch ehrlich leid. Ich hoffe ich schaffe es wieder in meinen Rhythmus reinzukommen. Aber jetzt bin ich neugierig wegen des letzten Gesprächs zwischen Thorne und Jinee. Findet ihr Thorne hat recht und Corvass hat Jinee in den sicheren tot geschickt? Oder seht ihr es wie Jinee? Und, hihihi, was sagt ihr zu Nimrodd und Fuentes? =) LG Eure Jinee Kapitel 6: ❊ Kapitel Sechs: Zurück in den Traum ❊ ------------------------------------------------- Anders als Thorne schlief ich nach unserem Gespräch nicht ein. Wie könnte ich auch? Das, was er gesagt hatte, hatte mich innerlich aufgewühlt, denn tief im Inneren hatte ich auch so gedacht. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Bereits vor wenigen Tagen im Traum, als ich Corvass immer wieder zu überreden versucht habe, mit mir den Traum zu verlassen. Ich seufzte und rieb mir mit dem Handrücken über die Augen. Verdammt! Ich sollte nach diesem ereignisreichen Tag müde sein, doch sobald ich meine Augen schloss, kreisten Tausende Gedanken und Szenarios in meinem Kopf herum. Ich wandte meinen Kopf und sah zu Thorne rüber, der tief und fest schlief. Seine Brust hob und senkte sich mit seinen gleichmäßigen Atemzügen. Ich beneidete ihn dafür, dass er so ruhig schlafen konnte. Wieso mussten es Männer immer einfach haben, was das anging? Es war, als würden sie nie von Gedanken geplagt werden, sobald sie im Bett lagen. Als könnten sie ihren Kopf einfach ausschalten. Ich fasste den Beschluss, in die Traumwelt überzugehen. Die ganze Grübelei brachte nicht viel, wenn ich keine Antwort darauf erhielt! Ich musste mit Corvass sprechen... Ich musste ihn sehen. Somit atmete ich noch einmal tief durch, ehe ich die Augen schloss und meinen Geist darauf konzentrierte, sich von meinem Körper zu lösen. Dadurch, dass dieser noch nicht lange in meinem Körper verweilte, ging es einfacher als gedacht und ich lief erneut in den Traum über. Mein Traumkörper manifestierte sich, und als ich das saftige grüne Gras auf meiner Haut spürte musste ich lächeln. „Bäumchen?" vernahm ich sogleich die vertraute Stimme hinter mir. Ich wandte mich um und betrachtete den hochgewachsenen Druiden, der mir gegenüberstand. „Hallo Bär." antwortete ich und lächelte zaghaft „Du warst schneller hier als gedacht." Er zuckte lächelnd mit den Achseln. „Ich habe dich gespürt." „Hmm." „Was ist los, dass du schon wieder hier bist? Sehnsucht nach dem Traum?" „Wieso bist du nicht mit mir gekommen?" fragte ich geradewegs heraus. Corvass stöhnte auf. „Jinee. Das Gespräch haben wir schon so oft geführt." „Ich weiß. Und es tut mir auch leid, dass ich schon wieder damit anfange. Aber ich verstehe es nicht." Ich setzte eine bedrückte Miene auf. „Du wusstest, dass Azeroth sich verändert hat und das ich mich nie ohne Hilfe ganz zurechtfinden würde. Verdammt, ich bin auf dem Weg in irgendeine Tundra, von der ich noch nie gehört habe!" Er schmunzelte „Klingt für mich nach einem Abenteuer" Ich zuckte mit den Achseln. „Das einzige Abenteuer ist bisher Thorne." Erneut lachte mein Gegenüber auf „Das glaube ich. Aber das kommt schon noch. Bisher wart ihr immer nur in friedlichen Zonen unterwegs." Das stimmte allerdings. Schließlich trat Corvass näher zu mir und nahm mich in den Arm, während ich die Augen schloss. Ich sog seinen Duft ein und legte ebenfalls die Arme um ihn „Du weißt, ich wäre gerne mitgekommen. Ich würde Lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aber wir alle haben es uns am Anfang zu leicht vorgestellt. Wir dachten, du würdest nur nach Moonglade fliegen und den Stab holen. Keiner von uns hätte wissen können, dass er gestohlen wurde." Ich schwieg, denn ich wusste, er hatte recht. Augenblicklich kam ich mir mit meiner Aktion völlig kindisch vor. „Aber selbst jetzt geht es nicht. Ich kann dir nicht helfen. Nicht mehr, Jinee... die Verderbnis gewinnt immer mehr an Kraft." Ich erblasste und löste mich aus der Umarmung. „Aber wir hatten sie doch unter Kontrolle!" Corvass Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. „Sie hat sich nach deinem verschwinden stark ausgebreitet. Beinahe als hätte sie darauf gewartet." Mir wurde schlecht und ich spürte, wie sich mein innerstes zusammenzog. „Was ist, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe?" flüsterte ich leise, während ich mich auf das Gras sinken ließ. Nur Sekunden später spürte ich die Hand des Druiden auf meinem Kopf. „Höre ich da etwa Selbstzweifel?" Ich zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht." War das etwa verwerflich? Schließlich lag das Schicksal des Traumes, eventuell auch von Azeroth in meinen Händen. Die Last auf meinen Schultern drohte mich beinahe zu erdrücken. Corvass lächelte und reichte mir die Hand. „Komm Bäumchen, gehen wir ein Stück." Ich zögerte, doch ich ergriff die Hand und er zog mich wieder auf die Beine. „Wohin gehen wir?" fragte ich etwas verunsichert. „Ich möchte dir jemanden vorstellen." Gemeinsam verließen wir diesen Teil des Smaragdgrünen Traums und gingen in den Alptraum über. Einen Ort an dem es nach tot und verderben nur so stank. Ich rümpfte die Nase, wie immer, wenn ich diesen Ort betrat. Doch ich spürte etwas in diesem Teil des Alptraums, der mir neu war. Er pulsierte förmlich vor Macht. So sehr, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. Wie war das nur möglich? Vor allem in so kurzer Zeit. Gleich darauf bekam ich die Antwort auf meine Frage. Es war, als hätte Corvass meine Gedanken gelesen. „Xavius gewinnt immer mehr Anhänger. Auch er wird von Stunde zu Stunde stärker. Man sagte mir, dass er schon längst kein Satyr mehr ist, sondern irgendeine abscheuliche Kreatur." Ich schnaubte. „Dann passt sein Aussehen ja zu seinem Charakter." Corvass lachte und bemerkte schnell, dass ich plötzlich stehen geblieben war. Mein Blick lag auf einem kleinen Wesen. Ein Feendrache. Oder besser gesagt: ein ehemaliger Feendrache. Doch nichts zeugte mehr von der verspielten Natur dieses unschuldigen Wesens. Der grüne Körper war nun von einem Kraftvollen rot und auch die Augen leuchteten in dieser unheilvollen Farbe. Mein Herz zog sich zusammen und ein Kloß bildete sich in meinem Hals, bei dem Gedanken, dass das dort Faerie sein könnte. Sicher, das kleine Kerlchen war noch nicht lange bei mir, dennoch habe ich ihn durch seine Art sichtlich lieb gewonnen. Als das Wesen mich erblickte, bemerkte ich, wie sich der Ausdruck in seinen Augen augenblicklich veränderte und der Hass die Oberhand gewann. Sofort stürzte es in meine Richtung, bereit mich zu töten. Doch so weit kam das kleine geflügelte Wesen nicht, denn Corvass trat vor mich und schlug mit seiner Pranke zu, ehe er dem Wesen die Kehle durchbiss. Ich schluckte und dachte einen Moment darüber nach, das Wesen wieder zum Leben zu erwecken, doch ich entschied mich dagegen. Das Wesen wäre dennoch verdorben und würde unbeschreibliche Qualen leiden. Nun konnte es wenigstens in Frieden ruhen. „Alles in Ordnung?" fragte Corvass besorgt und ich nickte, während ich beobachtete, wie sich der kleine Körper langsam in schwarzen Rauch auflöste. So wie die meisten verdorbenen Kreaturen, sobald ihr Leben erloschen war. „Solange du es nicht bist, der sich vor meinen Augen auflöst, kann ich alles ertragen." ❊ Ich erblickte eine Gruppe von Druiden, als wir weiter ins Innere des Alptraums gelangten. „Jinee, darf ich dir Kheay vorstellen.." sagte mein Begleiter, als wir uns ihnen näherten. Die junge Elfe sah auf, als sie ihren Namen hörte und löste sich aus der Gruppe, die die Verderbnis weiter in Schach hielt. Die vielen Rauchwolken verdeutlichten, wie erfolgreich sie bisher gewesen waren. Alles an ihr zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ihre beinahe leuchtend wirkenden türkisen langen Haare und diese silbernen stechenden Augen. Ein heller Sichelmond prangte auf ihrer Stirn und ihre Kleidung war in den Farben rot und ocker gehalten. Azurblaue Federn ragten aus ihren Schulterstücken hervor und waren genauso auffällig wie ihre Haare. Und.... sie war barfuß. Ich runzelte die Stirn. „Haben Sie nicht Angst um Ihre Füße?" fragte ich, doch Kheay winkte lässig ab. „Die meiste Zeit bin ich eh in meiner Katzengestalt. Und bitte sieze mich nicht. Da komm ich mir so schrecklich alt vor. Ich bin Kheay." „Jinee.." erwiderte ich knapp und bemerkte erst jetzt die Waffen, die die Druidin trug. Die Fänge von Ashamane Ich riss die Augen auf und starrte die Frau verblüfft an. „Du bist im Besitz der Fänge?" Was für eine doofe Frage, wo ich die Dolche doch genau vor Augen hatte. Kheay aber grinste nur und hob die Dolche hoch. „Japp. War gar nicht so einfach sie in die Finger zu kriegen." Das glaubte ich gern. Soweit ich wusste, hatte ein anderer Druide die Dolche besessen und er war sicher nicht begeistert darüber gewesen, sie abzugeben. „Kheay hat angeboten dich zu begleiten, als ich ihr von deiner Mission erzählt habe." mischte sich nun Corvass in die Unterhaltung ein und wechselte damit abrupt das Thema. Ich zog verblüfft die Augenbrauen in die Höhe. „Wirklich?" Sie nickte. „Ich schlafe aktuell in Val'Sharah. Ich könnte in kurzer Zeit bei dir sein." „Wie das?" „Ich benutze ein Portal. Corvass sagte mir bereits, wohin ihr unterwegs seid." Es gab also doch ein Portal... Thorne konnte etwas erleben! Wie konnte man nur so geizig sein? Es war ja nicht so, dass ich auch kein Geld besaß. Ich musste lediglich Wissen, dass es diese Möglichkeit gab. Doch ich konzentrierte mich wieder ganz auf Kheay. „Wann könntest du da sein?" fragte ich neugierig. Sie überlegte. „Wenn ich mich jetzt auf den Weg mache in 3, spätestens 4 Stunden." Ich glaube, mich tritt ein Pferd. 3 Stunden?! DREI STUNDEN! Ich nickte und seufzte. „Wir werden in knapp 7 Stunden da sein." „Wieso fahrt ihr eigentlich mit dem Schiff?" fragte Kheay. „Glaub mir, dass Frage ich mich gerade auch." Corvass lachte nur und Kheay stieg kurzerhand in das Lachen mit ein. ❊ „Ich freue mich, dass du hergekommen bist." sagte Corvass, als wir zurück zu der noch unverdorbenen Lichtung gingen. Kheay war gleich nach unserem Gespräch verschwunden. Wahrscheinlich wollte sie noch einige Dinge erledigen, bevor sie zu uns stieß. „Ich musste. Ich konnte nicht schlafen, weil mir all die Fragen im Kopf herumschwirrten." "Wann musst du zurück?" Ich zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ich habe noch etwas Zeit." Er nickte verstehend und blieb an einem kleinen Teich stehen. Ich tat es ihm gleich und betrachtete die regungslose Oberfläche des Wassers. Die Wasseroberfläche zu betrachten hatte wirklich etwas ungeheuer Beruhigendes. Es war, als würde alle Anspannung, all die Last von meinen Schultern fallen. "Du siehst übrigens sehr schön aus." hörte ich Corvass neben mir sagen. Verwirrt über diesen plötzlichen Themenwechsel sah ich zu ihm auf. "Deine neue Kleidung. Sie steht dir!" ergänzte er und lächelte mir dabei zu. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und wandte das Gesicht ab. "Danke.." murmelte ich verlegen, während ein unbeschreibliches Kribbeln durch meinen Körper jagte. Doch ich erwiderte nichts darauf, auch wenn ich es nur zu gern getan hätte. Doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was in diesem Moment richtig war... In dieser Situation.. "Weißt du schon, was du tun willst, wenn deine Aufgabe erfüllt ist?" "Nein, denn ich bezweifle, dass sie schnell erfüllt sein wird." Denn Wächterin zu sein bedeutete, die Waffe zu beschützen, bis ein neuer, geeigneterer Kandidat auserkoren wurde. "Niemand verlangt von dir, dass du dein Leben wegen eines Titels und G'Hanir hintenanstellst. Du könntest den Traum verlassen und nur für ein paar Stunden am Tag mit dem Stab zurückkehren." Ich schmunzelte. "Du stellst dir das ziemlich einfach vor." "Es ist ja auch einfach. Du musst es nur wollen." Plötzlich spürte ich zwei große Hände auf meinen Schultern ruhen, ehe diese zu meinen Oberarmen wanderten. Immer wieder ließ Corvass seine Hände so über meine Haut fahren, während er so dicht hinter mir stand, dass ich seinen Duft einatmen, seine Wärme spüren konnte. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. "Stell dir vor: ein Haus an einem See im Wald von Val'Sharah. Wir zwei.." Plötzlich wanderten seine Hände weiter nach unten, ehe sie auf meinem Unterleib liegen blieben. "..und kleine Druidenzwerge." Ich lächelte. Es war eine schöne Vorstellung und innerlich wünschte ich, dass sie bereits Wirklichkeit wäre. "Kleine Bärchen und Bäumchen?" "Ja Bäumchen. Kleine Bärchen und Bäumchen." Ich drehte mich zu ihm herum und suchte seinen Blick. "Wünschst du dir das wirklich?" fragte ich flüsternd, während ich mich innerlich für diese Frage ohrfeigte. Doch ich empfand diese Frage als berechtigt, denn ich war bei Weitem nicht einfach. Etwas, was Corvass schon oft zu spüren bekommen hatte. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, ehe er meine Frage beantwortete und mich küsste. ❊ Soo da sind wir wieder. Und wieder habe ich mich nicht an meine wöchentliche Frist gehalten. Ich entschuldige mich vielmals dafür, aber aktuell ist in meinem Leben so viel los, dass ich kaum Zeit zum Schreiben gefunden habe. Urlaub, ein neuer Job, der bevorstehende Umzug... Ich hoffe es wird besser, sobald ich alles hinter mich gebracht habe =) Und natürlich hoffe ich, dass euch dieses Jinee-Corvass Kapitel gefallen hat. Bis dahin! =) Kapitel 7: ❊ Kapitel Sieben : Der kleine Elekk ❊ ------------------------------------------------ Das Rauschen des Meeres. Die Laute der Möwen. Der angenehme kühle des Windes. Es war so schön wieder in der realen Welt zu sein. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, damit ich die Sonne auf meinem Gesicht spüren konnte, während ich mich an der Reling festhielt. "Hier bist du also!" Ich öffnete die Augen und sah nur kurz über meine Schulter, ehe ich mein Gesicht wieder der Sonne zuwandte. "Sag nicht, du bist immer noch sauer?" "Nach was sieht es denn deiner Meinung nach aus?" fragte ich zurück. "Dass du mir aus Spaß an der Freude aus dem Weg gehst. Hör Mal Jinee... ich habe mir sorgen gemacht! Du hast im Schlaf so ein richtig seltsames Geräusch von dir gegeben und deine Atmung war so flach und dein Körper eiskalt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du in den Traum übergegangen bist." "Ich hänge mir das nächste Mal ein Schild um den Hals." gab ich schnippisch zurück. "Das wäre klasse!" Ich kniff die Augen zusammen. Meinte der Idiot das gerade wirklich ernst? "Ich hänge mir natürlich keines um den Hals. Verdammt, Thorne!" Er warf die Hände in die Luft. "Mein Gott, ich kann doch nicht ahnen, dass du gerade wild rumknutschst. Weißt du, wie das normale Leute im Schlaf machen? Sie murmeln das was sie im Traum sagen, Spitzen die Lippen oder sowas in der Art." Ich warf ihm einen tödlichen Blick zu, beschloss aber das Thema zu wechseln. Das, was zwischen Corvass und mir gewesen war, ging ihm einen feuchten Kehricht an und ich war ja nicht nur deswegen auf Thorne sauer. Ich lehnte mich lässig gegen die Reling und spähte zu ihm, während meine Haare um mein Gesicht tänzelten. „Sag mal Thorne, wusstest du, dass es eine schnellere Route gibt. Eine die nur ... sagen wir mal ... 3 Stunden dauert?" Er stockte und kratzte sich verlegen im Nacken. „Ähh..." „Also doch." ich warf die Arme in die Luft. „Gott! Das kann doch nicht dein ernst sein? Warum sagst du mir das nicht? Und jetzt sag nicht weil du kein Geld hast mein Freund! Sag es ja nicht! Diese Fahrt wirft uns beinahe einen Tag zurück. Der Stab könnte bereits sonst wo sein. Wir dürfen es uns nicht erlauben, wertvolle Zeit zu verschwenden." Plötzlich wurde mein Ausdruck von Traurigkeit erfüllt und ich flüsterte: „Es sterben täglich Menschen und unschuldige Wesen, Thorne. Bitte ... verheimliche mir nichts mehr, nur weil du nicht verstehst in welcher Lage wir uns befinden." sofort dachte ich zurück an den Feendrachen, der gestern vor meinen Augen gestorben war. Wie er sich aufgelöst hatte. Dieser kleine Körper. Und bald würde es auch die reale Welt befallen und viele unschuldige in den Wahnsinn treiben und verderben. Thornes Miene wurde weich und man konnte deutlich in seinen Augen sehen, dass er sich schuldig fühlte. Ich seufzte und drehte ihm wieder den Rücken zu. „Geh jetzt bitte." Für mich war das Gespräch beendet. Ich wollte einfach alleine sein, bis das Schiff endlich das Land erreichte. Auch Thorne seufzte und ich vernahm, wie er auf dem Absatz kehrt machte und mir den Freiraum gab den ich brauchte. ❊ Ich betrachtete die endlose Weite des Meeres. Fast wie in Trance starrte ich darauf und dachte zurück an letzte Nacht. Meine Gedanken wanderten in den Traum und zu Corvass. Zu dem kurzen Moment am See, als er mich geküsst hatte und als ich in seinen Armen gelegen hatte. Ich hatte mir schon oft vorgestellt, wie es sein könnte. So oft gewünscht. Aber ich hätte nie gedacht, dass es wirklich geschehen würde. Es kam mir so surreal vor. Auch das, was er gesagt hatte. Was er sich wünschte, und ich fragte mich, ob er schon lange diesen Wunsch hegte. Nur warum hatte er vorher nie etwas gesagt? Meine Gedanken drifteten weiter ab, zurück zu dem Kuss. Ich erinnerte mich an jedes Detail. Sein Duft erinnerte mich an den Wald. An Wind, der durch die Blätter der Bäume wehte und der Geschmack seiner Lippen... der Geschmack von Beeren. Es war, als spürte ich seine Wärme auf meinen Lippen und seine starken Hände an meinem Rücken. Kurz fragte ich mich, ob er es überhaupt irgendwie angedeutet hatte, dass er solch Interesse für mich hegte und das ich einfach nur zu blind und zu blöd gewesen war, um es zu begreifen. Wir waren vertraut gewesen ja, aber irgendwie mehr wie sehr gute Freunde. Von seiner Seite aus kam es jedenfalls so rüber. Wahrscheinlich waren wir beide aber auch nur geschickt darin, solche Gefühle zu verstecken. Schließlich waren wir alle in irgendeiner Weise von der Zeit gezeichnete Seelen. Ein Grund, warum ich die Menschen beneidete. Sie hatten eine maximale Lebensspanne von ca 100 Jahren. Eher weniger in Zeiten wie diesen. Doch wenn sie verletzt wurden, jemanden verloren, dann wehrte ihr Schmerz nicht allzu lang auf dieser Welt. Ich seufzte und dachte an Thorne. Er würde auch nicht ewig auf dieser Welt verweilen, was mich, wenn ich ehrlich war, traurig stimmte. Sicher, er war eine totale Nervensäge und sehr von sich überzeugt, aber auch er hatte ein gutes Herz. Das wusste ich spätestens seit unserem Gespräch in der Tiefenbahn. Und seit letzter Nacht. Sicher, ich war etwas angefressen wegen dem, was er getan hatte, auch wenn er es nur gut gemeint hatte. Er hatte sich sorgen gemacht. Und das er es wirklich schaffte mich aus dem Smaragdgrünen Traum zu holen war irgendwie beeindruckend. Allerdings wollte ich nicht wissen, was er alles ausprobiert hatte, um das zu erreichen. Allerdings fragte ich mich, was ich für einen Laut von mir gegeben haben soll.. Und vor allem wann genau? Das war etwas sehr Ungewöhnliches. Aber es war ja auch eine ungewöhnliche Situation gewesen. „Land in Sicht!" hörte ich es plötzlich rufen und wandte mich um, während ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper jagte. Ich trat auf die andere Seite und betrachtete das Land vor meinen Augen. Die riesigen Eisplattformen, die im Wasser vor der Küste trieben, die steilen Klippen, die Berge in der Ferne. Die Neugier packte mich. Ich wollte dieses Land erkunden. Nur kurz ein Blick von oben erhaschen und herausfinden, was Fauna und Flora zu bieten hatte. Doch was würde Thorne dazu sagen? Er muss es ja nicht erfahren, dachte ich mir und gab diesem Drang nach. Augenblicklich begann mein Körper sich zu wandeln. Er wurde kleiner und verformte sich, während endlos viele Federn hervortraten und ich binnen Sekunden die Gestalt einer Eule annahm. Eine Sekunde später war ich frei. Jedenfalls fühlte es sich so an, als ich mich in die Lüfte erhob und auf dem Wind davonglitt. Auf den Eisplattformen entdeckte ich zahlreiche Pinguine, die herumwatschelten, umherschwammen oder einfach nur... dastanden. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie überkam mich das verlangen einen von den kleinen Knirpsen mitzunehmen. An der Küste brandete das Meer gegen meterhohe Felsen, an denen kein Schiff vor Anker gehen konnte. Ein Teil der Landschaft war vereist und verschneit und nur wenige Bäume durchbrachen diese schiere Trostlosigkeit. Selbst im Nordwesten, weiter entlang der Felsklippen wurde es nur wenig besser. Zwar verschwand der Schnee, doch stattdessen fand man nur verdorrtes Gras und Stein. Ich war ehrlich: Mir gefiel es hier kein Stück. Einige Minuten später stockte ich in meiner Bewegung und sah hinunter. Mir gefror das Blut in meinen Adern, als ich sah, was dort geschah. Ein kleiner Elekk, ein elefantenartiges Wesen, war in einer für ihn ausgelegten Falle Schnappfalle gefangen und die Spitzen der Falle bohrten sich in das Fleisch des Dickhäuters. Ich zögerte keine Sekunde und flog nach unten. Dabei verwandelte ich mich bereits in der Luft, kurz über dem Boden, zurück und landete sicher auf meinen Beinen. Aus der Nähe sah das Szenario noch schlimmer aus. Diese Falle war riesig und ich fragte mich, ob ich es schaffen würde, sie zu öffnen und den kleinen zu befreien. Doch erst musste ich das Tier beruhigen, welches sichtliche Todesangst verspürte. Langsam ging ich zu ihm und legte meine Hand auf seinem Kopf ab.„Hey... keine Angst." sprach ich leise auf den kleinen Elekk ein. „Ich hole dich hier raus, aber du musst stillhalten, ja?" Seine dunklen Augen waren auf mich gerichtet und ich erkannte in seinen Blick, dass er mich verstand. Nun wandte ich mich der Falle zu und suchte eine Stelle, die ich gut umfassen konnte. Doch so sehr ich mich auch bemühte und mich dagegenstemmte, dieses Drecksding bewegte sich keinen Zentimeter. Verdammt! „Ich habs gleich. Keine Sorge. Gleich bist du bei Mama und Papa" beruhigte ich das kleine Wesen weiter. Plötzlich jedoch vernahm ich hinter mir ein vertrautes Geräusch. Ein Bogen, der gespannt wurde. Augenblicklich ließ ich das Eisen der Falle los und wandte mich um. Ich stand einem Mann gegenüber. Sein Gesicht war verhüllt und er war gänzlich in braune Lederkleidung gekleidet. Er hatte eine recht kräftige Statur und zielte mit Pfeil und Bogen auf mich. Mein Blick verfinsterte sich und ich hob die Hände, während ich von der Falle wegtrat, um den kleinen nicht noch mehr zu gefährden. Ich fragte gar nicht erst, was sie mit diesem unschuldigen Wesen vorhatten. Es ging natürlich um Gold. Es ging immer nur um Gold. Das man damit ein Leben auslöschte, war vielen egal. „Eine Nachtelfe? Es ist echt immer wieder ungewöhnlich, Euer Volk hier zu sehen. Allerdings ist es auch immer wieder schön. Wisst Ihr eigentlich, wie viel Elfenohren in dieser Gegend wert sind?" "Nein, aber ich bin sicher, Ihr werdet es mir gleich sagen." antwortete ich, den Blick auf den Pfeil fokussiert. "Pro Ohr bekommt man 150 Goldstücke." Ich runzelte die Stirn. "Ist das nicht ein bisschen Übertrieben?" Der Mann lachte. "Angebot und Nachfrage." Ich wandte meinen Blick zu dem kleinen Elekk. "Und warum tut Ihr ihm so etwas grauenvolles an?" fragte ich, weil ich es nicht verstehen konnte, wie man solch ein unschuldiges Wesen foltern und töten konnte. "Die Haut und das Elfenbein der Elekks ist unsere Haupteinnahmequelle. Da es jedoch schwer ist die Bullen zu fangen, konzentrieren wir uns auf das Geschäft mit der Haut." "Ihr seit also mit Leib und Seele Wilderer.." stellte ich fest und ballte die Hände zu Fäusten. "Ganz recht." Ich schwieg einige Sekunden und beobachtete den Elekk, der sich schon aufgegeben hatte. Inzwischen lag er völlig reglos in der Falle und wartete auf den Gnadenstoß. Ich musste handeln. Sofort! "Ich möchte eine Gegenfrage stellen. Sie fragten mich, ob ich wüsste, wieviel meine Ohren wert sind. Wissen Sie denn, was Ihre wert sind?" Augenblicklich schnellte ich nach vorn und verwandelte mich dabei in meine Katzengestalt, während der Wilderer den Pfeil losließ. Ich wusste instinktiv, dass sie klein genug war und der Pfeil über mich hinwegfliegen würde. „W-was?" hörte ich den Mann sagen, als er zurückstolperte. Genau in diesen Moment erreichte ich ihn und fuhr mit meinen ausgefahrenen Krallen über seine Kehle. Keine Sekunde später vernahm ich erneut das Geräusch eines gespannten Bogens und ich spürte die präsenz eines weiteren Mannes. Doch gerade, als ich mich umdrehte und der Mann schießen wollte, wurde er von etwas zurückgeschlagen. Ich sah erstaunt zu dem Elekkbullen, der sich um den zweiten Jäger kümmerte. Ich war so auf das Kalb und den ersten Jäger fokussiert gewesen, dass ich garnicht wahrgenommen hatte, wie er sich uns genähert hatte. Scheinbar ging es dem Mann genauso. Dennoch fragte ich mich, warum der Bulle nicht eher eingegriffen hatte um sein Kind zu befreien. Als sich der Bulle gleich darauf mir zuwandte, legte ich die Ohren nach hinten und senkte den Blick. Anschließend legte ich mich flach und ergeben auf den Boden. Ich musste ihm zeigen, dass ich keine Bedrohung darstellte. Dass ich ihnen nur helfen wollte. Ich spürte, wie die riesige Kreatur näherkam und als ich seinen Rüssel auf meinem Kopf spürte, wusste ich, dass er verstanden hatte. Somit hob ich den Blick und entdeckte erst jetzt einige Verletzungen an dem Bullen, die darauf deuteten, dass auch er gefangen genommen worden war. Scheinbar hatte er sich von selbst befreien können. Ich verwandelte mich zurück und rappelte mich auf. Dabei wandte ich mich nun dem toten Jäger zu und tastete ihn ab, in der Hoffnung etwas zu finden, was mir bei der Falle helfen würde. Doch ich fand nichts, was mir irgendwie weiterhelfen konnte. Ein frustriertes Seufzen verließ meine Lippen, und als ich zu dem Wesen sah, setzte mein Herz einen Schlag aus. Der Vater des Kleinen, nun jedenfalls nahm ich an, dass es der Vater war, legte seinen Rüssel um das Eisen der Falle und drückte sie ohne Probleme auf. Das Kalb jedoch blieb liegen. Ich zögerte keine Sekunde und rannte sofort zu ihm. Es lebte noch, doch es blutete stark aus den zugefügten Wunden. „Shhh... Alles wird gut.." flüsterte ich und strich immer wieder über den schwachen Körper. Dabei ließ ich meine Magie in das Wesen eindringen. Ich schenkte ihm Kraft und heilte es. Dabei konzentrierte ich mich jedoch auf die bereits offenliegenden Wunden. Schließlich lag das Wesen noch mitten in der Falle und hatte auf der anderen Seite genau dieselben Verletzungen vorzuweisen. Es wäre sinnlos gewesen, sie zu heilen, wenn die Ursache noch immer darin steckte. Nein, erst musste das Kalb kräftig genug sein, um aufstehen zu können. Die offenen Wunden schlossen sich außergewöhnlich schnell, was jedoch auch daran lag, dass ich kein Anfänger im Kunst der Heilung war. Sonst wäre ich auch nie Wächterin geworden. Dennoch spürte ich während des Heilungsprozesses ein Merkwürdiges ziehen, doch ich ignorierte es. „Gleich hast du es geschafft ... Du musst nur ganz kurz aufstehen. Schaffst du das?" Ich sah in den Augen des kleinen Elekks, dass der mich verstand, denn nur gleich darauf rappelte er sich schwerfällig auf. Doch so sehr ich mich über den Erfolg freute, so sehr litt ich auch, denn das Kalb schrie vor Schmerzen auf, als es sich nach und nach aus der Falle befreite. „Du machst das sehr gut, Kleiner. Gleich ist es vorbei" sagte ich und lockte den kleinen von der Falle herunter. Erst dann lief ich um ihn herum und betrachtete die anderen Wunden, ehe ich auch diese heilte. Als ich aufblickte, sah ich in die dunklen Augen des Elekks, der mich beobachtete. In seinen Augen sah ich deutlich die Dankbarkeit die er mir gegenüber empfand. Ich lächelte und strich liebevoll über den Kopf des Kalbs. „Pass gut auf dich auf ja? Die Welt ist gefährlich." Kurz streifte die Rüsselspitze meine Wange, ehe er seinen großen, breiten Kopf gegen mich drückte. Erst dann wandte er sich von mir ab und lief zu seinem wartenden Vater, der die ganze Szene genau beobachtet hatte. Auch ich machte mich auf den Rückweg, denn das Schiff würde sicher bald anlegen und Thorne hatte keine Ahnung, wo ich mich überhaupt befand. Wahrscheinlich hatte er bereits das ganze Schiff auseinandergenommen. Ein wahrhaft amüsanter Gedanke. ❊ Ich landete auf dem Deck des Schiffes, kurz bevor es anlegte. Das Erste, was ich aufsuchte, war ein Eimer mit Wasser, worin ich das Blut des Jägers und des Elekks von meinen Händen waschen konnte. Auch Thorne kam nur wenige Minuten später auf das Deck. Scheinbar hatte er mein Verschwinden gar nicht mitbekommen, denn er sprach mich nicht darauf an. „Sag mal, weißt du, wo der kleine Scheißer ist?" damit meinte er eindeutig Faerie. „Keine Ahnung. Er wird schon irgendwann auftauchen." Ich war recht optimistisch, was das anging. Der Feendrache wusste besser als die anderen auf sich aufzupassen, auch wenn es mich innerlich zermürbte, dass er so oft die Phasen wechselte. „Wie kommen wir dann auf schnellsten Weg ins..." ich hielt inne, da ich nicht mehr wusste, wie dieses Gebiet hieß. „..na dubweißt schon." Thorne grinste. „Ja ich weiß genau, was du meinst." er zwinkerte mir zu und lachte dann auf. „Wir nehmen einen Greifen." antworte er schließlich. Na, das klang natürlich logisch. „Vielleicht könnten wir uns auch einen Teilen." Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und warf Thorne einen skeptischen Blick zu. Dieser hob nur die Hände. „Natürlich nur um Geld zu sparen." „Klar..." „Aber du bist nicht mehr wütend auf mich?" „Ich überlegs mir gerade." Er grinste. ❊ Hallo meine Lieben. Ich weiß euch hat bestimmt dieser plötzliche Wechsel total irritiert und ihr hättet bestimmt gerne gewusst, wie es bei Corvass und Jinee weitergegangen ist und wie Thorne es geschafft hat sie aus dem Traum zu holen, doch leider müsst ihr darauf noch etwas warten, denn wie bereits in dem Kapitel angedeutet ist etwas passiert, was ich ungerne jetzt schon auflösen möchte ;) Ich hoffe euch hat das Kapitel trotzdem gefallen =) Kapitel 8: ❊ Kapitel Acht: Experimentierstätte Sholazar Basin ❊ --------------------------------------------------------------- Ich erblickte deutlich mehr Gesichter als erwartet. Neben Kheay lungerten auch Fuentes und Nimrodd in der Valiance Keep und warteten augenscheinlich auf unsere Ankunft. Mit den beiden hatte ich am wenigsten gerechnet. „Was macht ihr denn hier?" fragte ich perplex, als ich gemeinsam mit Thorne das Schiff verließ. „I dochte, ihr könntet meine Hilfe guad gebrauchn." Sagte Fuentes mit ihrem eher untypischen Akzent. Ich nickte zögernd und wandte mich an den Zwerg, der gemütlich auf dem Boden saß und eine Pfeife rauchte. „Und was ist dein Grund?" „Ich bin hier, damit ihr die da versteht." antwortete er und nickte zu der Draenai. „Sei ned so vorlaut, kleiner Zwerg! I bin guad zu verstehn!" Mischte sich Fuentes nun ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Besagter Zwerg zog noch einmal genüsslich an seiner Pfeife. „Dann bin ich halt hier, um Thorne vor euch verrückten Weibern zu schützen..." „Guter Mann..." nickte Thorne zustimmend und ich strich mir stöhnend über das Gesicht, ehe ich ausdruckslos vor mich hinstarrte. Ich durchlebte einen Augenblick nackter Panik. Was hatte ich nur getan? Was würde ich noch tun? Eine unbestimmte Zeit lang. Mit einem Rudel von Leuten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Ruhig bleiben, Jinee!, dachte ich und wandte mich schließlich an Kheay. „Schön, dass du es geschafft hast." Sie stand etwas abseits und lehnte an einem Holzpfahl. Erst jetzt entdeckte ich das vertraute Geschöpf in ihrer Kapuze. Faerie! Dieser Schlingel! Er war also die ganze Zeit bei ihr gewesen! Und ich hatte mir sorgen gemacht! Naja, gegen Ende jedenfalls. Ich hatte gemeinsam mit Thorne das Schiff auseinandergenommen, um sicherzugehen, dass der kleine Kerl nicht längst wieder bei uns war und nur irgendwo schlief. Kheay nickte. „Ich habe doch gesagt, dass es nur ein Katzensprung ist." Ich verzog das Gesicht. „Musst du das so betonen?" Sie lachte, ehe sie mir auf die Schulter klopfte. „Keine Sorge. Ich kenne mich hier aus. Mit mir an deiner Seite nimmst du nun immer die schnellsten Routen." Sie griff in ihre Tasche und holte eine Pergamentrolle heraus, auf der eine Karte dieses Kontinents abgebildet war, der sich in neun Gebiete unterteilte. Erneut juckte es in meinen Fingern. Ich wollte diesen Kontinent erforschen. Nun, zumindest einiges davon, denn so wie es aussah, war die Hälfte bedeckt von Schnee und Eis. Beinahe hätte ich mich an dem Gedanken der eisigen Kälte geschüttelt. Die Sholazar Basin lag tatsächlich nicht weit von uns entfernt. Wenigstens etwas womit Thorne recht behalten hatte. Und zu meiner Freude war dies das Gebiet, welches mich am meisten lockte. Seine grüne Färbung auf der Karte schrie beinahe nach Leben und Wald. „Hast du eine Idee, wo sie hingegangen sein könnte?" fragte ich Kheay. „Lasst mich mal sehen." mischte sich Nimrodd ein und wollte gerade nach der Karte greifen, als Kheay ihre Arme nach oben nahm und den Zwerg belustigt ansah. „Na? Zu klein?" fragte sie amüsiert, ehe sie ihm die Karte reichte. Grummelnd nahm der Zwerg sie an sich. „Was für ein Teil sucht ihr noch mal?" „G'Hanir." „Aha...." Er überlegte, ehe er mich mit hochgezogener Augenbraue ansah. Irgendwie machte er dabei einen ziemlich grimmigen Eindruck. „Das ist doch dieser komische Stock, oder?" Ich hatte mich doch gerade verhört, oder? „Das ist ein berühmtes Artefakt! G'Hanir war einst der Mutterbaum!" kam es schließlich entrüstet aus meinem Mund. Der Zwerg zuckte mit den Achseln und antwortete in einem gleichgültigen Ton. „Wenn du das sagst." Also... betrunken war er mir irgendwie sympathischer. „Ich vermute, sie wird irgendwo in der Nähe der verlorenen Lande sein. Ungefähr..." Er kreiste mit dem Finger über der Karte, ehe er den Punkt fand, von dem er gesprochen hatte. „..hier." Ich runzelte die Stirn, als ich bemerkte, dass es gerade der unschöne Teil der Sholazar Basin war. „G'Hanir ist ein Artefakt des Lebens, warum sollte sie gerade dorthin?" fragte ich. „Ganz einfach, Püppchen" Oh jetzt fing der auch noch damit an. „Dort befindet sich aktuell der Avatar von Freya." Ich weitete die Augen und Kheay schlug sich die Hand gegen die Stirn. „Aber natürlich." sagte meine Druidenkameradin. „Ich versteh nur Bahnhof.."schaltete sich nun auch Thorne in die Unterhaltung ein und beugte sich hinter Nimrodd nach vorn, um ebenfalls einen Blick auf die Karte erhaschen zu können. Ich rollte mit den Augen. „Das kommt davon, weil du nur Weiber im Kopf hast." „Tja, Jineelein, ich weiß einfach, wo meine Stärken und Reize liegen." „Entschuldige mich, wenn ich gleich kotze.", antwortete ich ausdruckslos, doch Thorne sah nur auf und grinste mich schelmisch an. Dabei kamen seine Grübchen zum Vorschein, die sein Aussehen, wie ich fand, noch attraktiver machten. Ich seufzte, beantwortete dann jedoch seine Frage. „Freya war einst die Beschützerin aller Lebewesen. Sie war es, die den Smaragdgrünen Traum und G'Hanir erschaffen hat." "Sie hat einen Stock erschaffen?" "Du Idiot... G'Hanir war einst ein Baum. Der Prototyp aller Bäume. Es gab zwar noch mehr Lebensbäume, die von Freya erschaffen wurden, aber G'Hanir war der erste, der strahlenste..." "Und der höchste." fügte Kheay hinzu. Ich nickte. "Ja. Der Baum war einst der Quell der Heilung und des Gleichgewichts. Seine Auswirkungen erstreckten sich bis hinaus in die physische Welt." Thorne stieß einen pfiff aus. "Und jetzt will sie zu ihr, damit Freya ihr hilft?" Ich zuckte mit den Achseln. "Wahrscheinlich. Bei was auch immer." Wäre ich als Wächterin zu ihr gegangen, wäre das Ganze weitaus logischer. "Aber das werden wir sicherlich erfahren, wenn wir bei ihr sind." antwortete ich und hob Faerie aus Kheays Kapuze. Es juckte mich förmlich in den Fingern, den kleinen Kerl in meinen Armen zu halten. Dies war jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits innerhalb weniger Sekunden wandte er sich panisch in meinem Griff und biss in meine Hand. „Au!" schrie ich erschrocken auf und gab Faerie frei, der sich sogleich wieder in Kheays Kapuze versteckte. Grummelnd schüttelte ich die Hand, während ich die kleine Wunde heilte. Elender Verräter... ❊ Thorne, Nimrodd und Fuentes liehen sich jeweils einen Greifen als wir uns anschließend auf den Weg machten. Kheay und ich dagegen verwandelten uns in unsere Eulengestalten und flogen voraus, hinweg über verdorrtes Gras und Stein auf direkten Weg in die Sholazar Basin. Es war erstaunlich, wie sich augenblicklich das Klima veränderte, als wir über die Gebirgskette flogen, die das Gebiet umgab. Aus der kalten Tundra wurde ein tropischer Dschungel. Es war unglaublich, dass so etwas in Nordend existierte. Vor allem wenn es fast nur umgeben war von Ländern aus Eis und Schnee. Wo man auch hinsah, überall strotzte das Gebiet nur so vor Leben. Die Flora breitete sich in alle Richtungen aus und brachte Pflanzen hervor, die ich noch nie im Leben gesehen hatte. Gigantische Bäume, die mit ihren Baumkronen einen Blick in den Himmel beinahe unmöglich machten, Lianen, die von den Ästen hingen und ein ausgeprägtes Wurzelgebilde, die zum Teil höher waren als unser zwergischer Begleiter. Genauso verhielt es sich mit der Fauna. Unterschiedliche Tiere, wohin man auch sah. Vom kleinen Insekt bis zu großen Pflanzen- und Fleischfressern entdeckte ich alles, während ich nur einen Teil des Gebietes umflog. Ich brach aus den Baumkronen, sobald es mir erlaubt war und entdeckte aus der Höhe fünf Flüsse, die aus den Meeren und Seen durch das Land zogen und in der Mitte in einem riesigen Becken aufeinandertrafen. Sie unterteilten das Gebiet in beinahe 5 gleichgroße Teile. Kein Wunder, dass es hier vor Leben nur so strotzte. Nicht nur, dass es mehr als genug Wasser gab, nein auch die Erde musste extrem Nährreich und fruchtbar sein. Ich spürte, wie meine Katzengestalt an die Oberfläche wollte. Sie wollte durch den Dschungel jagen, auf Bäume klettern und sich in der Erde suhlen. Das hier war wahrlich das Paradies. Plötzlich entdeckte ich etwas im Augenwinkel und landete sofort auf einem breiten Ast eines Baumes. Dort wandelte ich mich zurück und hielt mich an einem etwas höher gelegenen Ast fest, während ich mich sicher aufrichtete. Kheay hatte anscheinend gemerkt, dass ich den Weg nicht weiter fortsetzte, denn sie landete gleich neben mir. „Was ist das?" fragte ich sie und deutete auf etwas, dass wie ein großes Tor aussah. „Jemand sagte mir einst, es wäre ein Tor zum Un'Goro Krater." Ich blinzelte und verstand erst jetzt, woran mich dieser Ort erinnerte. Die Sholazar Basin war wie der Un'Goro Krater eine riesige Senke, in dem sich ein tropischer Urwald befand. Plötzlich machte alles einen Sinn. Nicht nur, dass diese zwei Gebiete miteinander verbunden waren, sondern auch, dass sich Freya hier befand. Oder zumindest ihr Avatar. „Freya hat diesen Ort hier erschaffen.." murmelte ich. „Ja." „Darum ist er so voller Leben. So ganz anders als der restliche Kontinent." Dann musste es etwas geben, was diesen Ort schützte. Die Geißel hätte das Land schon längst befallen, wenn dem nicht so wäre. „Komm, wir müssen weiter." Riss Kheay mich jedoch aus meinen Gedanken. Ich sah sie einen Augenblick schweigend an, ehe ich zustimmend nickte. Auch wenn ich mehr über dieses Land herausfinden wollte, durfte ich nicht vergessen, dass wir aus einem anderen Grund hergekommen waren. ❊ Wir landeten im Herzen des Gebietes. Dem Ort, an dem alle Flüsse eins wurden. Rivers Heart. Ein Bild, welches mir den Atem verschlug. Die braune, fruchtbare Erde war weichem, weißen Sand gewichen, in dem man beinahe schon zu versinken drohte. Aus den sonst gewohnten Bäumen dieser Gegend waren riesige Palmen geworden und ein Wasserfall stürzte in jeder Himmelsrichtung hinab und vereinten die Flüsse in einem See. Das Wasser wirkte unglaublich klar und blau, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Es war einfach nur wunderschön... „Ich frage mich echt, warum die Greifenmeister immer solche Mimosen sind." Brummte Thorne hinter mir und zog seine Hose zurecht, nachdem er von seinem Greifen gestiegen war. „Immer müssen wir die geliehenen Greifen sofort am Ziel abgeben und dürfen nur auf bestimmten Routen fliegen. Es wäre doch viel effizienter, wenn wir einfach direkt zu Freya fliegen würden." Ich musste schmunzeln und drehte mich zu ihm um. „Seit wann interessiert es gerade dich, wie lange wir bis zu unserem Ziel brauchen? Du hast doch nur keine Lust den ganzen Weg zu laufen. Sozusagen bist du die Mimose hier." Thorne schnalzte nur missbilligend mit der Zunge. „Ich kenne genug Ladys, die etwas anderes behaupten. Und dich überzeuge ich auch noch." Na das würde ich gerne sehen. ❊ Nimrodd behielt mit seiner Aussage recht, dass sich Freya im Osten aufhielt. Genau in dem Gebiet der von der Geißel heimgesucht wurde. Inzwischen verstand ich auch warum. Die Titanen hatten zum Schutz Pylonen erschaffen, die das Gebiet vor der Kälte und der Geißel schützten. Durch sie war all das Leben in diesem Gebiet überhaupt möglich. Doch gerade der Pylon im Osten war zerstört worden. Eine Chance, die die Geißel nutzte. Von Meter zu Meter starb das Land. Die Baumkronen wurden immer lichter, das Holz starb ab. Genauso wie all die Pflanzen und Tiere. Was blieb, war Stein und verdorrtes Gras. „Verfluchte Geißel." knurrte Kheay und Nimrodd brummte zustimmend. Doch nicht alles war tot. Dort wo Freyas Avatar sich befand, wurde das Leben bewahrt und die Pflanzen kämpften an ihrer Seite gegen die Schergen der Geißel. Die Wächterin befand sich auf einer kleinen Insel, die umgeben war von seichtem Wasser, welches hinter ihr in kleine Wasserfälle überging und somit einen der fünf Flüsse bildete. Ich sprang von Stein zu Stein, bis ich die kleine Insel erreichte, auf der Freya sich befand. Sicher hätte es mir auch nicht geschadet, durch das Wasser zu waten, doch ich glaubte nicht, dass meine Schuhe das aushielten. Freya war geschätzt fünf Mal größer als ich und ich hatte selbst mit genügend Abstand mühe, in ihr Gesicht zu sehen. Ihre Haut war grünlich und nur ein paar Nuancen heller als ihr Haar, während ihre Augen von einem leuchtenden Blau waren, die wirkten, als ob sie mitten in meine Seele sehen konnte. „Sieh an. Die Wächterin von G'Hanir, richtig?" ertönte die Stimme der Hüterin und ich spürte ihren strengen Blick auf mir. „Ja." Antwortete ich und war erstaunt darüber, wie sicher meine Stimme unter ihrem Blick klang, denn wenn ich ehrlich war, war sie etwas einschüchternd. „Ich nehme an, Ihr sucht Euren Stab." „Ja." Ich schwieg einen Moment. „Da Ihr davon wisst, heißt das, dass jemand mit G'Hanir hier war?" Die Titanin nickte und ich konnte fast schon Nimrodds Selbstsicheres grinsen in meinem Nacken spüren. „Das heißt, ihr wisst, WER den Stab hat? Könnt Ihr die Person beschreiben? Wann war sie hier und wo wollte sie hin?" „Wieso sollte ich Euch diese Information geben? Eine Wächterin, die den Stab stehlen lässt, den sie beschützen soll." Oho, da drückte also der Schuh. Ich schnaubte. „Der Stab wurde gestohlen, bevor ich überhaupt Wächterin wurde. Von dieser ...ach was weiß ich.." Der Avatar schwieg und musterte mich einige Sekunden. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, ob ich die Wahrheit sprach. Vielleicht nahm sie auch telephatisch Kontakt mit der echten Freya auf. Konnte doch sein, oder? „Ich werde Eure Fragen beantworten." sagte sie schließlich und klang noch immer wenig begeistert. In mir allerdings breitete sich die Begeisterung so plötzlich aus, dass ich am liebsten himmelhoch jauchzend in die Luft gesprungen wäre. Doch der Avatar nahm mir meine Euphorie gleich, nachdem sie entflammt war. "Aber erst müsst Ihr etwas für mich tun. Zwei was, um genau zu sein." Ein Brummen stieg in meiner Kehle auf. Natürlich war ich alles andere als begeistert, doch ich hatte keine andere Wahl. „In Ordnung." willigte ich ein. „Nördlich von hier findet Ihr einen See. Dort befindet sich eine Insel und eine Störung, die die Wirksamkeit der Pylonen beeinflusst. Beseitigt diese Störung." „Und was ist die zweite Aufgabe?" „Seht Euch um. All dieses Leben umgeben von Kälte und Tod. Was denkt Ihr, was das hier ist?" Ich musste mich gar nicht umsehen, um diese Frage zu beantworten. „Ein Versuchslabor von den Titanen. Ein Brutkessel für neues Leben." Ich vernahm einen Laut von Freya, den ich nicht erwartet hatte. Lachte sie etwa? „Nun, so kann man das auch sagen. Dann wisst Ihr sicher auch von unseren anderen Experimentierstätten." „Nun, ich weiß jedenfalls, dass mich das Ganze hier ziemlich an den Un'Goro Krater erinnert." Sie nickte. „Richtig. So wie dieses Land umgeben ist von Eis, ist der Krater umgeben von Wüste. Keine besten Voraussetzungen für solch tropische Orte. Die Titanen erschufen eine Waffe. Einen Verteidigungsmechanismus um diese Orte zu schützen." Sie schwieg einen Moment und betrachtete das tropische Paradies. „Ich kann hier nicht fort. Ich wurde von Freya erschaffen, um das Leben hier um jeden Preis zu schützen. Ich muss diesen Schandfleck vertreiben, bevor sie dieses makellose Land noch mehr zerstören. Und wenn ich jeden einzelnen Knochen dieser klapprigen Gestelle selbst in Staub verwandeln muss!" Die Hüterin wandte sich wieder mir zu und sah auf mich herab. „Hier im Becken gibt es ein Wegtor in den Un'Goro Krater." Ich nickte zustimmend. „Ich habe es bereits gesehen." „Gut. Schreitet durch das Portal, Wächterin. Reist in den Krater und bringt die Waffe in das Becken, die am anderen Ende des Wegtores verborgen ist. Habt Ihr diese Aufgaben erledigt, gebe ich Euch die Informationen, nach denen Ihr verlangt." ❊ „Und was hat sie gesagt?" fragte Thorne, der sich lässig auf einen Fels niedergelassen hatte. Ich setzte mich zu ihm und erklärte ihm und den anderen, was Freya von uns verlangte. „Und welcher Aufgabe wollen wir uns zuerst widmen?" fragte Kheay. Ich überlegte. „Wir sollten erst die Störung beseitigen. Die anderen Pylonen haben eine höhere Priorität. Sind auch diese erst einmal zerstört oder außer Funktion, kann auch Freya nichts mehr gegen die Geißel ausrichten." „Aber wie wollen wir auf die Insel gelangen?" fragte Thorne. „Kheay und ich könnten euch mit unserer Fluggestalt rüber bringen." schlug ich vor und sofort war Thorne Feuer und Flamme für diese Idee. „Oh, kann ich bei dir mitfliegen Jineelein?" „Ich komme wohl nicht drum herum." „Ich denke scho. Ich bin Schamane, scho vagessn? Ihr kennts mid moana Hilfe üba des Wossa laufn." „Was hat sie gesagt? Ich habe den mittleren Teil nicht so ganz verstanden." gab Thorne ehrlich zu. „Sie hat gesagt, dass ihr mit ihrer Hilfe über das Wasserlaufen könnt. Hör zu, Mann!" kommentierte Nimrodd, unser zwergischer Freund und zog an seiner Pfeife. Wieso wunderte es mich nicht, dass er sie wieder angezündet hatte? ❊ Der See lag nicht sehr weit von unserem Standpunkt entfernt, weshalb wir ihn mühelos und schnell erreichten. „Wollen wir rüberfliegen?" fragte mich Kheay, doch ich schüttelte nur grinsend den Kopf, während ich meinen Blick über den See schweifen ließ. „Ehrlich gesagt würde ich auch gerne über das Wasser laufen." „Okay. Da Zauba hält 10 Minudn. Allerdings valiad ea sei Wirkung, sobald Ihr ongegriffa werdet." „Ich glaube nicht, dass das hier der Fall sein wird." Fuentes zuckte nur mit den Achseln. „Ich wolls nur gsogt hom." Schließlich berührte sie nacheinander unsere Stirn und augenblicklich spürte ich... nichts. Gar nichts. Keine Veränderung. Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, dass ich mich so leicht wie eine Feder fühlen würde. Aber so wirklich gar nichts? Das war etwas unspektakulär. Dennoch vertraute ich auf die Fähigkeiten unserer Schamanin und setzte als Erstes meinen Fuß vorsichtig auf die Wasseroberfläche. Doch statt in das Wasser einzutauchen, wirkte die Oberfläche wirklich, wie ein fester Boden auf dem man laufen konnte. Selbst meine Schuhe nahmen keine Feuchtigkeit auf. Ein Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht und ich machte weitere Schritte und sah hinab auf die Wasseroberfläche, ehe ich in die Hocke ging und die zahllosen kleinen Fische beobachtete, die im Wasser umherschwammen. „Ist ja irre!" ❊ Es gab neben einer Menge Sand nicht sehr viel mehr auf der kleinen Insel zu sehen. Palmen, die man an einer Hand abzählen konnte und eine Luke. Darunter musste sich höchstwahrscheinlich die Ursache der Störung befinden. Allerdings entdeckte ich nichts, womit man diese öffnen konnte. Kein Griff, kein Knopf. Nichts... Ich ging vor der Luke auf die Knie und strich mit der Hand darüber um den Sand wegzuwischen, der sich darauf gesammelt hatte. Schnell jedoch zog ich sie zischend zurück. Verdammt war die heiß. „Man sollte nichts anfassen, was den ganzen Tag von der Sonne beschienen wurde." hörte ich Nimrodd amüsiert hinter mir sagen. „Klugscheißer.", kommentierte ich nur, ehe ich auf meine Handfläche pustete. Doch meine ungeschickte Aktion hatte tatsächlich etwas gebracht. Ich hatte etwas freigelegt, was wie eine Zahl aussah. Eine 7. Ich beugte mich nach vorn und pustete den Sand in der Nähe der 7 weg und legte somit noch mehr Zahlen frei. 5, 9, 16, 17, 24, 43. ❊ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)