Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 1: Verlorener Frieden ----------------------------- Kapitel 1: verlorener Frieden Ich musste von hier verschwinden. Dieser verdammte Narr war hinter mir, meiner Familie und den vier Herrschern her. Wie konnte ich nur seine finsteren Pläne übersehen? Ich hätte es erahnen und verhindern müssen, dass dieser Junge einmal so viel Macht erhält! Warum war ich naiv genug ihm zu glauben? Ich dachte, er würde es ernst meinen, als er zu mir kam und mein Schüler werden wollte. Schnaubend presste ich die Luft aus meinen Lungen. Ich war umgeben von lodernden Flammen und der schwarze Rauch kratzte in meinem Hals. Klar, ich war eigentlich unverwundbar - ein bisschen Qualm würde mich nicht töten, aber ich war geschwächt von den Wunden der vorherigen Schlacht. Nun rannte ich hier um mein Leben - meine neugeborene Tochter im Arm haltend - und suchte Schutz. Ich. Eines der mächtigsten Wesen auf dieser Erde flüchtete vor seinem ehemaligen Schüler. Ich verzog mein Gesicht. Welch Ironie, dass ich dachte, ein Dämon könnte es wirklich ernst meinen. Diese niederträchtigen Kreaturen waren nichts weiter als Boten des Teufels! Wütend schrie ich vor einem stechendem Schmerz auf, als meine Wunde wieder aufriss. Erneut wurde ich von einem Pfeil getroffen. „Argh!“ Verzweifelt zwang ich mich schnell wieder zur Ruhe. Dieses Monster durfte mich nicht so hören. Noch nie in meinem langen Leben war ich so schwach, wie in diesem Moment. Meine kleine Tochter fing nun an unruhig zu zappeln und schon bemerkte ich die aufkommenden Tränen. Verdammt! Sie durfte jetzt nicht anfangen zu schreien. Aber ich konnte es ihr nicht verübeln, sie war gerade einmal zwei Tage alt. Meine Gefährtin und ich sind unglaublich glücklich gewesen, als unsere kleine Prinzessin zur Welt kam. Viel zu lange hatte es gedauert, überhaupt ein Kind zu erwarten. Sorgend schaute ich in die leuchtenden Augen, die mich immer an das weite Meer erinnerten. Die wunderschöne Farbe war so hell, dass sie jeden damit blenden konnte. Ja, mein Mädchen würde einmal das schönste Wesen auf dieser Welt sein, da war ich mir absolut sicher und wahrscheinlich auch das Stärkste. In ihrem kleinen Körper sammelte sich gerade eine riesige Menge an heiliger Energie, was mich darauf schließen lässt, dass sie mich - der Herr über die Natur und Tiere - einmal übertreffen würde. So sollte es auch sein, sie war mein Erbe. Meine Aufgaben würden sich auf das kleine Mädchen übertragen und sie würde einmal meine Platz an der Seite der anderen Götter einnehmen. Das Schicksal eines jeden Erstgeborenen. Sie war jedoch nur zur Hälfte eine Gottheit, da ihre Mutter eine menschliche Fürstin war. Ihre Mutter ... Schwer schluckend rannte ich weiter durch die Wälder und wich weiterhin den Waffen der Verfolger aus. Meine Frau war der schönste, temperamtvollste, tollpatschigste, süßeste und stäkste Mensch dem ich jemals begegnet bin. Pechschwarzes, lockiges Haar schmückte ihr wunderschönes Gesicht. Die pfirsichfarbende Haut war ein guter Kontrast zu ihren dunklen, braunen Augen und ihren roten, vollen Lippen. Kleine Grübchen bildeten sich auf ihren rosigen Wangen wenn sie lächelte. Ihr Lachen war erheiternd und klang wie ein fröhliches Glockenspiel. Die Form von ihrem Körper war perfekt, ihre Rundungen wunderbar weiblich, genau wie ich es mochte. Diese menschliche Frau war wie für mich gemacht - meine Seelenverwandte! Das genaue Gegenteil von meinem dunklen und manchmal schrecklichen Gemüt. Man könnte meinen sie wäre meine Sonne, die jedes Herz erwärmte. Meine bessere Hälfte, die die guten Seiten in mir hervorbrachte und erstrahlen ließ. Natürlich waren die anderen Götter überhaupt nicht erfreut, als sie hörten, dass ich einen Menschen zur Frau nahm, dennoch konnten sie überzeugt werden und fingen schnell an, sie zu akzeptieren. Inari, die Göttin der Fruchtbarkeit freundete sich sogar mit ihr an und unterstützte sie in vielen Lebenslagen als Herrin an meiner Seite. Dafür war ich ihr mehr als dankbar, ich hoffte wirklich das die anderen vier rechtzeitig flüchten konnten, meine Frau jedoch ... Sie schaffte es nicht. Sie opferte ihr Leben, für das unserer Tochter. Sie schmiss sich vor der Kleinen hin und wurde umgebracht. Mit letzter Kraft drückte sie mir unser Kind in die Arme und bat mich, sie zurück zu lassen, da sie aufgrund ihrer Wunden sowieso sterben würde. Wie ich mich dafür verabscheute! Ich konnte meine große Liebe nicht beschützen und musste mit ansehen, wie ihr Körper erschlaffte und der unbarmherzige Tod jedes Leben aus ihr heraus saugte. Eine unangenehme Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut, als sich die schrecklichen Bilder vor meinem inneren Auge abspielten. Dieses Schwein würde es bereuen, unseren heiligen Tempel betreten und angegriffen zu haben! Solch ein Geschöpf, voll von Hass und Zorn, voran getrieben von den bösartigsten Gefühlen, hatte kein Recht weiter zu leben! Meine Wut ihm gegenüber wurde immer weiter angestachelt. Als ich dann auch noch die Stimme von ihm wahrnahm, versank ich regelrecht in meinem Zorn und sah nur noch rot. „Ihr entkommt mir nicht, Sensei.“ Ich knurrte auf. Es widerte mich an, in seine roten Augen zu schauen, die das pure Böse ausstrahlten. Kein Funken Hoffnung hatte ich noch für ihn übrig. Mein ehemaliger Schüler zwang mich dazu, stehen zu bleiben, indem er direkt vor mir erschien. Schnell bremste ich ab und sprang einige Meter zurück um etwas Distanz aufzubauen. „Gebt mir das Kind!“, Seinen Befehlston ignorierend schnaubte ich nur verächtlich. „Was bildest du dir eigentlich ein?“, brüllte ich.  Er lachte darauf nur. „Ihr habt es mir doch beigebracht“, erwiderte er belustigt. Ich musste mich wirklich zusammen reißen. „Habe ich dir beigebracht deinen Meister anzugreifen und deren Frau zu töten?“, fragte ich. „Nein in der Tat, dass habt Ihr versäumt, Sensei. Aber wisst ihr was? Eure Hoffnung an das Gute und die Belehrungen, immer an mich und meine Ziele zu glauben, haben mir sehr geholfen“, erzählte er mir, als saßen wir gemütlich bei einer Tasse Tee. „Fudo!“, schrie ich wütend. Sein gehässiges Lachen jedoch verebbte nicht. Niemals hätte ich gedacht, dass er uns, die Götter dieser Welt, überfallen könnte und zur Gefahr werden würde. Er hielt in seiner linken Hand eine kleine, rosa farbende Kugel, die er von mir hinterhältig geklaut hatte. Eigentlich war dieses Juwel eine wichtige Waffe für meine Tochter, ich war dumm genug, ihm davon und von den Kräften welche der Träger erhält, zu erzählen. Ich hatte ihm vertraut und er ... Das Juwel sollte mit dem Körper meiner Tochter verschmelzen und ihr zusätzlich mit ihrem natürlichen Erbe eine enorme Kraft schenken, damit sie meinen Platz einnehmen könnte. In seiner anderen Hand hielt er das stärkste Schwert der Welt fest und hob es angriffslustig in die Höhe. „Ich sagte, gib mir das Kind!“ Wiederholte er sich. Ich presste meine Augen zusammen. „Nur über meine Leiche!“ Meine Antwort klang ruhiger als ich dachte, aber die Verachtung war nicht zu überhören. „Nichts leichter als das, Ihr habt es mich schließlich gelehrt“, antwortete er und stürmte auf mich zu. Ich wich ihm aus, musste mich wirklich anstrengen dieser absoluten tödlichen Klinge auszuweichen. Meine Tochter im rechten Arm haltend, zog ich mein Amulett aus der Tasche und streckte ihm dies entgegen. Damit konnte ich die Elemente Wasser, Wind und Erde kontrollieren. Ich stieß ihn mit einem starken Luftzug von mir weg, auf eine sichere Distanz. Fudo sah mich zornig an und seine brünetten Haare flogen durch die Gegend. Die Sommersprossen und seine Augen  leuchteten durch die Flammen des entzündeten Schwertes. „Hör auf dich zu wehren, alter Mann!“, schrie er. Ich zischte mit der Zunge und fauchte ihm entgegen: „ich habe dir Respekt beigebracht. Jedenfalls dachte ich das.“ Mein ehemaliger Schüler lachte und umschloss das rosa leuchtende Juwel mit seinen Händen. Ein pulsieren verriet mir, dass er die Kraft einsetzen würde. Er hob die Hand und die heilige Energie der Kugel wurde plötzlich schwarz, besudelt mit der Wut und dem Hass in seinem Herzen. Blitzschnell war er bei mir und traf mich am Arm, der meine Tochter fest hielt. Ich knallte zusammen mit ihr auf den Boden und schrie vor Schmerzen auf. „Verdammt!“ Leise fluchend schnappte ich mir wieder mein Kind. Fudo stand schon vor uns und war gerade dabei, die Klinge auf uns nieder zu lassen. Ich drückte mein Mädchen fest an die Brust und flüsterte ihr zu: „Verzeih mir, mein Engel!“ Der kommende Schmerz blieb jedoch aus. Langsam öffnete ich die Augen und sah eine Frau vor mir stehen. Etwas weiter weg kniete Fudo auf dem Boden und hatte sein Gesicht verzogen. Ich besah die Frau vor mir und spürte ihr Reiki, sie musste eine Priesterin sein. Sie drehte sich zu mir um und ihre braunen Augen erinnerten mich an meine Frau. „Flieht!“, flüsterte sie und ich stand auf. „Vielen dank. Sagt Ihr mir Euren Namen?“, fragte ich vorsichtig und sie lächelte daraufhin. „Das tut nichts zur Sache“, sprach sie und wendete sich wieder an Fudo. Plötzlich kam Tadashi zu ihr und umarmte sie. „Zum Glück ist dir nichts passiert“, stellte er fest. Ich schaute meinen Freund fassungslos an. Er war auch eine Gottheit, Gott der Gerechtigkeit, er stand jedoch unter den vier mächtigsten Herrscher. Auch war er ein Daiyoukai der Fuchsdämonen und außerdem der Bruder von Inari. Tadashi wendete sich in meine Richtung und sah mich skeptisch an. „Dir gehts gut mein Freund“, sprach er und schaute sich mein Kind an. Sie hatte einige Kratzer abbekommen, die leider bluteten. „Bring sie hier weg, Susanoo!“ Sein Befehlston würde mir unter anderen Bedingungen nicht gefallen und ich wäre wütend darüber gewesen. Er hatte kein Recht, mir Befehle zu erteilen. Ich nickte ihm zu und wollte gerade verschwinden, als mich ein Schmerz durchzuckte. Ich schrie auf und presste die Zähne aufeinander. Fudo hatte es mithilfe des Juwels geschafft so schnell zu reagieren, dass er mir sein Schwert durch die Schulter stechen konnte. Tadashi war sofort da und auch die ungewöhnliche Miko. Sie zwang ihn zur Seite, dabei ließ er das Juwel meiner Tochter fallen. Die Miko sammelte die Perle auf und reinigte sie sofort. Die Aura wurde wieder normal und ich atmete erleichtert auf. Tadashi sah mich voller Sorgen an, plötzlich knickte ich weg und mir wurde schwindelig. Der Gott der Gerechtigkeit stützte mich sofort und die Miko fing mein Mädchen auf. „Soll ich sie in Sicherheit bringen?“, fragte die Priesterin und ich sah sie schockiert an. „Was?“ Tadashi‘s Blick ging zwischen mir und der Miko hin und her. „Ich weiß, wo sie sicher sein wird, Fudo wird sie dort niemals erreichen“, erklärte sie weiter und ich begann diese Idee tatsächlich in Erwägung zu ziehen. Tadashi sah sie an: „Wo?“ Kurz tauschten sie sich stumm aus und mir war es ein Rätsel. Auf einmal nickte er und die Miko schaute mich an. „Habe ich Eure Erlaubnis?“, fragte sie und ich zögerte noch. Ich sah aber die Realität vor Augen, mir war bewusst, dass ich mein Mädchen niemals in Sicherheit bringen könnte, da ich zu geschwächt war. „Kann ich Euch trauen?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage und sie lächelte. „Natürlich.“ Ich nickte. Aus irgendeinem Grund schenkte ich ihren Worten Glaube. „Habt Ihr ein Stück Pergament?“, fragte ich nach und sah direkt in die braunen Augen der Miko. Sie nickte und zückte ein Stück Papier aus ihrem Kimono. Sie reichte mir dieses und ich schrieb mithilfe meiner letzten Kraft und meinem Amulett den Namen meiner Tochter auf, reichte es der unbekannten Priesterin. Sie schaute drauf und lächelte sanft. „Ich schwöre bei meinem Leben, dass sie sicher sein wird“, sagte sie und aus irgendeinem Grund schenkte ich ihr meinen Glauben. Ich strich meiner weinenden Tochter über die Wange, versiegelte ihre Kräfte und drückte der Priesterin mein Leben in die Hand. Sie wollte mir gerade das Juwel geben, ich verneinte aber. „Das Juwel...“, ich wurde von Fudo unterbrochen. Die Miko baute eine Barriere um ihn, machte ihn damit bewegungsunfähig. Fudo schrie wütend auf, ich ignorierte ihn dabei. Endlich beendete ich den Satz. „Das Juwel ist für meine Tochter bestimmt. Sie wird es brauchen um ihre Kräfte zu befreien. Ich habe alles in ihr versiegelt. Sie darf das Juwel nicht verlieren!“ Die Miko nickte verständlich. „Wo bringst du sie nun hin?“, fragte Tadashi und die Priesterin, gekleidet im üblichen Gewand, fing an zu sprechen: „Der Brunnen.“ Tadashi nickte. Ich drückte meiner Tochter schnell einen Kuss auf die Stirn und hoffte innerlich, dass sie überleben würde. Ich vermisste sie jetzt schon. Mein Schmerz in der Brust nahm nicht ab, er wurde immer schlimmer. Mein Herz war gerade gebrochen. Wahrscheinlich würde ich sie niemals mehr Wiedersehen. „Verratet Ihr mir jetzt Euren Namen?“, fragte ich an die Miko gewandt. Erneut lächelte sie sanft und beantwortete danach meine Frage: „Mein Name lautet Midoriko.“ „Ihr habt mein vollstes Vertrauen. Ich Danke Euch Lady Midoriko“, verabschiedete ich und sie verbeugte sich vor mir. Danach verschwand sie, zusammen mit meinem Mädchen. Zurück blieben nur noch Fudo, Tadashi und ich. Mir war klar, dass die Welt nun ins Chaos stürzen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)