Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 51: Finstere Tiefen --------------------------- Kapitel 51: Finstere Tiefen Kagomes Sicht: So schnell mich meine Beine auch trugen ich hatte ein schreckliches Gefühl. Die Vorahnung, dass ich zu spät kommen würde, nagte an meinem Herzen und erdrückte beinahe meine Brust. Es war ein unangenehmes Ziehen, sodass ich nicht mehr richtig wusste wie ich atmen sollte. Den Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen fiel mir sehr schwer. Zwischendurch hielt ich den Atem an und vergaß einfach wieder anzufangen. Aber was brachte mir das im Moment? Mein Mann wurde von einem sadistischen Gott gefoltert und er hing mit Gedärmen gefesselt an einer Felswand. Oh, nur bei dem bloßen Gedanken an die Bilder in meinem Kopf stieg die Wut in mir ins Unermessliche. Er würde es bereuen… diese Worte wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf. Wieder beschleunigte ich mein Tempo und bekam nur am Rande mit, wie mein Vater nach mir rief. Doch es war mir egal. Alles war gerade unwichtig. Ich liebte beide so sehr, ich könnte es nicht ertragen, wenn mich nur einer von ihnen verlassen würde… Halt! Kagome hör auf so etwas zu denken! Sesshoumaru war immer noch ein mächtiger Daiyoukai und würde nicht so einfach sterben. Aber würden seine Kräfte auch gegen einen Gott ankommen? Schnell schüttelte ich meinen Kopf, wahrscheinlich versuchte ich damit die negativen Gedanken abzuwerfen. Er würde durchhalten – er musste es einfach! „Verdammt Kagome, jetzt warte doch einmal kurz“, forderte mein Vater mich auf und hielt dabei meinen Arm fest. Ich drehte mich schnell zu ihm um und fixierte ihn mit einem bösen Blick. „Lass mich los, ich muss zu ihm!“, schrie ich ihm ins Gesicht. Susanoo schluckte, schüttelte aber danach den Kopf. „Nicht so. Du machst dich gerade kaputt“, meinte er ruhig. Wie bitte? Mein Mann hing an der Klippe des Todes und mein Vater machte sich Sorgen um mich? War er jetzt verrückt geworden? „Nimm deine Finger weg, oder ich breche sie dir“, drohte ich ihm. Egal ob es mein Vater war, egal ob er es eigentlich nur gut mit mir meinte, es war mir gleich. Ich konnte nur noch an Sesshoumaru denken. „Nein“, widersprach er. Ich wurde noch wütender. „Du machst dich gerade so fertig, schau dich doch mal an, du kannst nicht einmal mehr auf deinen eigenen Beinen stehen“, erklärte er schnell, nachdem er meinen Blick gesehen hatte. Langsam fing ich an nachzudenken. Ich zog tief die Luft in meine Lungen und erst jetzt bemerkte ich, dass mein Körper den Sauerstoff dringend benötigte. Hatte ich etwa wieder nicht geatmet? Mir wurde etwas schwindelig und ich wankte hin und her, aber mein Vater hielt mich fest. „Du hast recht“, gab ich leise zu. Meine Knie gaben nach und ich sackte auf den Boden. Ich war so schnell gerannt, dass ich die Erschöpfung gar nicht bemerkte. Das Adrenalin in meinem Körper ließ mich über meine Grenzen hinaus gehen, weshalb ich die Signale nicht bemerkte. Wie leichtsinnig ich gerade handelte, wurde mir schlagartig bewusst. „Entschuldige“, murmelte ich. Susanoo nickte und half mir langsam auf die Beine. „Es nützt Sesshoumaru nichts, wenn du am Ende bist“, sagte er. Ich nickte nur. Kurz danach kam Tsukuyomi zu uns und hockte sich vor mich hin. Ich schaute etwas verwirrt auf seinen Rücken. „Steig auf, so sind wir schneller und du schonst deinen zerbrechlichen Körper.“ Mit diesen Worten bot er mir an, mich zu tragen. Ich hatte nichts gegen den Vorschlag einzuwenden, weshalb ich aufstieg und er sich wieder aufrichtete. „Wir müssen das Siegel schnell brechen“, sagte mein Vater. Meine Tante gab ihm recht und mit einem Nicken liefen sie los. Bitte lass uns noch rechtzeitig ankommen, dachte ich aufgebracht und schloss für kurze Zeit meine Augen, um mich zu konzentrieren. Da erschien eine weitere Vision. Shinigami stand vor meinem Mann und schnitt ihm erneut weitere Wunden in die sonst so feste Haut. Sesshoumaru knurrte auf, seine Augen glühten vor Zorn, seine Markierung verlief zackig über seine Wangen. Shinigami lachte gehässig und flüsterte Sesshoumaru etwas zu. Danach schnippte er mit seinen Fingern und daraufhin erschienen zwei Drachenschlangen, die Kikyous Seelenfänger ähnelten. Was hatte der Typ jetzt schon wieder vor? Das Vieh schlängelte sich um den Körper meines Mannes und schien ihm etwas zu entziehen. Sesshoumaru wollte sich wehren, doch es kam mir so vor, als würde Shinigami seine Verwandlung stoppen. Warum nur? Was hatte dieses kranke Monster denn nur vor? Ich wurde urplötzlich aus meiner Trance gerissen, als ich auf den Boden abgesetzt wurde. „Verdammt, hier ist er nicht“, fluchte Tsukuyomi. Ich riss meine Augen auf und starrte auf meine Familie. Wir waren mittlerweile in einer Höhle angekommen, doch sie war leer. Bis auf einige Käfer und Spinnen war hier nichts zu finden. Hatten wir uns geirrt? „Wo ist er?“, fragte mein Vater. Ich stand auf und rannte wie eine Irre umher. „Sesshoumaru!“, rief ich laut. Amaterasu packte meine Schultern und zog mich an sich heran. „Er ist nicht hier, Kagome“, erklärte sie mir. Ich wollte das aber nicht glauben, es nicht wahrhaben. „Ich habe gerade gesehen…“, fing ich an und zog damit die Aufmerksamkeit aller auf mich, „… dass Shinigami eine Art Drachenschlange auf Sesshoumaru gehetzt hat.“ Sofort zog Susanoo scharf die Luft ein. „Oh nein…“, sagte er. Mit gespitzten Ohren lauschte ich seinen Worten und starrte dabei zu ihm. „Was meinst du damit?“, fragte ich leicht gereizt. Warum gab er mir nicht mehr Informationen? „Das ist …“, stotterte er. Ich verlor die Geduld und rannte zu ihm. Mit meiner kleinen Faust schlug ich gegen seinen goldenen Brustpanzer. „Sprich“, forderte ich. Die Tränen schossen mir ins Gesicht und liefen an meinen Wangen hinab. „Das sind seine Todesboten“, erklärte Amaterasu anstelle von meinem Vater. Ich erstarrte. Wie eine Statue stand ich da und bohrte Löcher in die Luft. „Was heißt das genau?“ Meine Stimme war viele Oktaven zu hoch, sie glich einem Quietschen. „Er wird ihm die Seele entziehen. Er kann über den Tod entscheiden und hat viel Macht.“ Dieser Satz brachte mich um den Verstand. Ein lauter Schrei ertönte an meinen Ohren. Ich suchte nach der Quelle, aber fand sie nicht. Die Einzigen um mich herum sahen voller Mitleid zu mir. Warum nur? Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich bemerkte, das ich diejenige war die hier schrie. „Kannst du versuchen ihn nochmal zu sehen?“, fragte mich Amaterasu. Ich nickte schwach und schloss meine Augen. Konnte ich mich nochmal konzentrieren? Ich wusste es nicht, aber ich musste es versuchen! Nach einigen Minuten tauchten Bilder auf, die mich an ein Gebirge erinnerten. Unbewusst rief ich nach Sesshoumarus Biest. Würde es mich hören? //Ich … höre … dich.// Wo seid ihr? Hier im Palast? //N…ein … Erde … Höhle …// Wo genau? Bitte hilf mir! Danach brach der Kontakt ab und ich konnte das Biest nicht mehr hören. Mein Blut gefror sofort, die Panik ergriff Besitz von mir und ich fing an höllisch zu schwitzen. Sesshoumaru verdammt, bitte höre mich! Gib nicht auf! Ich zog meine Stirn kraus und suchte nach irgendeiner Aura, die seiner glich. Doch von hier oben war es nicht möglich. Ich schlug meine Augen auf und starrte in das Blau meines Vaters. „Sie sind nicht hier, sondern unten auf der Erde“, berichtete ich sofort. Alle drei nickten und mein Onkel kam sofort zu mir und hob mich auf seine Arme. Ich lehnte mich erschöpft gegen seine Brust und atmete dir Luft hektisch ein. „Lasst uns aufbrechen“, beschloss mein Vater und alle drei rannten los. An der Grenze der fliegenden Insel machten sie halt. Ich schaute auf und erkannte, dass wir nun fliegen mussten. Tsukuyomi setzte mich wieder ab und ich lief zur Klippe. Vorsichtig blickte ich hinunter und schaute in die Wolken. „Wie kommen wir hinunter?“, fragte mein Onkel. Susanoo klatschte und die Eule erschien. „Na wir flie… Kagome!“ Ich konnte nur noch hören, wie er meinen Namen schrie. Ich war so besessen darauf so schnell zu meinem Mann zu kommen, wie nur irgendwie möglich, weshalb ich an der Kante stand. Durch meine Erschöpfung und meine Müdigkeit schätzte ich den Abstand nicht genau ab und nahm die Konsequenz leichtsinnig in Kauf, dass ich fallen könnte. Ein starker Windzug kam auf und zog mich in die Tiefe. Ich fiel in einer rasanten Geschwindigkeit hinab und schaute nur noch in die entsetzten Gesichter meiner Familie. Verzweifelt versuchte ich meinen Körper in der Luft zu drehen, was mir auch nach einiger Zeit gelang. Der Wind schlug mir regelrecht ins Gesicht, doch es war mir egal. Ich ignorierte die eisige Kälte um mich herum, konzentrierte mich auf mein Reiki. Es musste mich einfach retten. Ich konnte hier schließlich nicht aufgeben! Leider konnte ich kaum noch meine Augen offen halten, da der Wind so stark war. Ich wollte noch mehr Geschwindigkeit, weshalb ich meine Arme näher an meinen Körper presste und meinen Hals lang machte, denn ich war mir nicht mehr sicher wie lange ich die Barriere halten konnte, da meine Kräfte nur noch Reserven waren. Ich errichtete eine Barriere um mich herum in der Hoffnung, dass sie nicht schwinden würde. Ich flog weiter in einer unbeschreiblich schnellen Geschwindigkeit durch die Wolken, der Boden kam immer näher. Langsam bekam ich es etwas mit der Angst zu tun, was wäre wenn die Barriere mich nicht auffing? Nein, daran durfte ich nicht denken. Es würde klappen, weil ich Sesshoumaru so sehr liebte. Die Gefühle für ihn übertrumpften die Angst vor dem Aufprall. Ich musste nur stark genug sein. Der Boden kam immer näher, es würde nicht mehr lange dauern. Nun kniff ich die Augen zusammen und hoffte auf ein Wunder. Ich hoffte, dass ich nicht aufklatschte wie ein Regentropfen. Denn der prallte auf und zersprang in alle Richtungen, dieses Schicksal wollte ich unbedingt vermeiden. Ich drückte meine Barriere weiter nach vorn, um eine Art Kissen zu bilden. Es würde klappen, ich war mir absolut sicher! Dann kam der Moment, schneller als mir lieb war. Ich konnte es nicht beschreiben, doch ich klatschte nicht auf dem Boden auf, sondern landete relativ sanft auf etwas. Als ich ein Gefühl der Sicherheit wahrnehmen konnte, lugte ich vorsichtig durch einen kleinen Spalt meiner Augen. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Mein Körper landete auf der Barriere, die sich unter mir verfestigt hatte und als Sprungfeder diente. Verdattert, dass mein Wunsch erhört wurde schaute ich meine Barriere an. Es hatte wirklich geklappt! Im nächsten Moment zerplatzte sie unter mir und ich fiel unsanft auf mein Hinterteil. Schnell strich ich über die schmerzhafte Stelle und zitterte am ganzen Körper. Nach einigen Minuten erschien mein Vater vor mir und sah mich wütend an. Warum sah er so böse aus? War er nicht stolz? „Sag mal spinnst du?“ War das eine rhetorische Frage? Er reichte mir seine Hand, die ich dankend ergriff. Danach zog er mich auf die Beine und sie fühlten sich ehrlich gesagt an, als lief ich auf Wackelpudding. „Ich konnte dich nicht mehr einholen! Du hättest sterben können“, schrie er mich an. Verwundert über seinen Zorn sah ich zu ihm. „Das war ja keine Absicht“, antwortete ich ernst. Susanoo schaute mich ungläubig an, danach zog er die Luft tief ein. „Ich weiß. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich mich erschreckt habe“, sagte er nun etwas ruhiger. Ich sah bedrückt auf den Boden. „Ich weiß, es tut mir leid“, entschuldigte ich mich. Susanoo seufzte, strich über meine Wange und zog mich danach in seine Arme. „Ich will dich einfach nicht verlieren, Kagome.“ Diese Worte waren wahr, dass spürte ich. Ich erwiderte die Umarmung und als wir uns voneinander lösten, konzentrierte ich mich wieder auf die verschiedenen Auren. Einige Youkai waren in der Nähe, ich ignorierte sie einfach. Doch am Ende fand ich was ich suchte. Ein kleiner Hauch von seinem Youki war im Gebirge Richtung Westen. Es war aber sehr weit weg. „Das nächste Gebirge Richtung Westen“, berichtete ich. Amaterasu und Tsukuyomi waren nun auch angekommen und schauten mich ungläubig an. „Wie kommen wir so schnell dahin?“, fragte mein Onkel. Amaterasu räusperte sich, trat vor und klopfte mit ihrem Stab auf die Erde. „Hier kann ich ein Portal öffnen, da wir auf der Erde sind“, erklärte sie. Sofort drehte ich mich zu ihr und fiel meiner Tante um den Hals. „Danke“, flüsterte ich in ihr Ohr. Sie schaute mich nur ernst an und lächelte danach. „Wir müssen los, deinen Gemahlen retten“, sagte sie. Ich lächelte ebenfalls und kurz danach öffnete sich das besagte Portal. Ohne zu zögern rannte ich vor und die anderen kamen nach. Am anderen Ende trat ich heraus und vor mir erschien sofort ein Höhleneingang. „Da ist es“, stellte Susanoo fest. Ich lief weiter darauf zu und ging hinein. Mir wurde sofort kalt, es war eisig hier drin und es erinnerte sofort an den Todesgott. „Er ist uns definitiv eine Erklärung schuldig“, murmelte Tsukuyomi. „Mehr als das …“, erwiderte meine Tante. „Wird er uns angreifen … dann …“, sagte mein Vater. Ich brauchte kein Genie zu sein um zu wissen, was er damit befehlen wollte. Ich wusste es bereits. Doch das laute schlucken und seufzen von meinem Onkel entging mir nicht. Meine Beine trugen mich immer schneller nach vorn, wir rannten durch enge Gänge, bis wir endlich am Ziel ankamen. Und der Anblick erschütterte mich zutiefst. Vor mir hing mein Mann und Shinigami saß entspannt daneben, auf einem Felsen. „Shinigami“, rief mein Vater wütend. Der Gott des Todes lachte gehässig und klatschte in seine Hände. „Seid ihr auch endlich da?“ Nach diesen Worten schaute er mir direkt in die Augen. „Herzlich Willkommen, doch leider kommst du zu spät. Es ist jeden Augenblick vorbei“, sagte er lachend. Meine Wut schäumte über, das Adrenalin floss unmenschlich schnell durch meine Blutbahn. „Was soll das heißen?“, schrie ich voller Zorn. Shinigami schien das zu gefallen, denn er lächelte zufrieden. „Genau diese Reaktion hatte ich mir erhofft“, meinte er spöttisch. „Du widerlicher…“ Mir fehlten die Worte, am liebsten würde ich ihm sofort den Kopf umdrehen, doch Sesshoumaru war wichtiger. Ich rannte an dem Todesgott vorbei und mithilfe meines Reikis schnitt ich die Gedärme durch. Den Gestank ignorierte ich, denn das war mir egal. Sesshoumarus Körper fiel mir entgegen, durch die Wucht flog ich mit ihm nach hinten. Sofort drehte ich uns herum und sah in das Gesicht von meinem Gefährten. Er hatte seine Augen geschlossen und sah an sich ziemlich friedlich aus. Vorsichtig strich ich über sein Gesicht, bis mir auffiel das er nicht mehr atmete. Panisch legte ich meinen Kopf auf seine Brust und horchte nach seinem Herzschlag. Doch der blieb aus. Ich überprüfte den Puls, er war nicht vorhanden. Seine Brust hob und senkte sich nicht, was mir erneut die Tränen in die Augen brachte. „SESSHOUMARU“, schrie ich verzweifelt. Ich begann eine Herzmassage, danach versuchte ich Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, doch meine Bemühungen wurden nicht belohnt. „Es wird nichts mehr bringen“, sagte Shinigami und danach ertönte ein Klatschen. Wahrscheinlich hatte ihn mein Vater gerade zum Schweigen gebracht. Wie sollte ich ihm nur helfen? Da fiel mir Tensaiga ein. Schnell suchte ich an den Hüften von meinem Gefährten nach der Waffe und zog sie aus der Scheide. Danach stand ich auf und umschlang den Griff mit beiden Händen. Bitte Tensaiga … hilf mir! Aber die Klinge blieb reglos. Kein Pulsieren, keine Aura, nichts. Wie Tessaiga, wenn es sich nicht verwandelte. Nein … Voller Angst und Trauer ließ ich mich auf die Knie fallen und umschlang den leblosen Körper von Sesshoumaru. „Nein“, schrie ich und ließ meinen Kummer damit hinaus. Mein Mann war tot, ich konnte nichts mehr für ihn tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)