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Let me be your favourite hello and hardest goodbye

von

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Herzhüpfer

Fast eine ganze Stunde fahren wir von dem Krankenhaus aus mit Sasukes Porsche zum Long Beach, wobei ich hinter Sasuke sitze und Sui wehrlos ausgeliefert bin. Aber im positiven Sinne. Er ist so lebensfroh und lustig und allen Anscheins nach ergänzt er Itachi wirklich wunderbar. Seine offene Art macht es mir wirklich leicht, mit ihm zu reden und mich auch ihm gegenüber zu öffnen. Itachi und Sasuke streiten sich wie zwei kleine Kinder um den richtigen Weg, jeder der beiden ist der Meinung, den richtigen zu kennen und natürlich auch die beste Abkürzung. Dass wir uns dabei nicht verfahren und die Fahrt noch länger dauert, wundert mich dann doch sehr.
 

„Wohnst du denn schon lange in New York?“, wirft Sui seine Frage in den Raum, er scheint wohl nicht wirklich viel über mich gehört zu haben, so im Gegensatz zu Itachi. Wenn ich seinem Gesagten trauen kann. „Ich bin sogar hier geboren….wieso fragst du?“, kontere ich. Ich weiß, dass er darauf hinaus möchte, dass ich noch nie am Stand war. Obwohl der ja quasi vor der Tür liegt und New York ja sogar für jeden Stadtteil einen besitzt. „Hmm…naja, du wohnst hier, warst aber noch nie an nur einem Strand? Hat die Stadt New York nicht extra für jeden Stadtteil einen Strand fertigen lassen, damit jeder Zugang dazu hat?“ Zustimmend nicke ich. „Ja, aber ich hab nie wirklich Zeit dafür gehabt, und dann kostet fast jeder Strandbesuch auch ziemlich viel Geld. Also für mich ist es viel Geld gewesen, und deswegen war ich dort nie. Und in die Bronx wollte ich dann doch nicht gehen, da hab ich mich schon allein wegen meiner Haarfarbe nicht hin getraut. Keine Ahnung, was die von mir gehalten hätten“, ich lache kurz auf bei der Vorstellung. Ja, das wäre wohl wirklich lustig geworden. Nicht gefährlich für mich, aber wirklich lustig. Fragend schaut mich Suigetsu an, runzelt nachdenklich die Stirn und reißt dann die Augen auf. „Du hattest aber jetzt nicht blaue Haare oder so?! das wäre der Hammer!“. Ich kann mir ein schallendes Lachen nicht mehr verkneifen, schüttle aber dennoch kurz amüsiert meinen Kopf. „Nein, sie waren rosa. Aber von Natur aus. Wirklich schön und lang.“, wehmütig streiche ich mir über den Kopf. Irgendwann sind sie wieder da. Und dann können sich all die kleinen kranken Patienten auf der Kinder-Onkologie über meine Haarfarbe freuen und lustig machen. Ich halte meinen Blick gesenkt, irgendwie ziehen mich meine Gedanken gerade in einen Strudel, aus dem ich nicht herausgezogen werden möchte, denn die Gedanken schweifen immer mehr zu Haru und Mutter ab, Gedanken, denen ich dank Sasuke in letzter Zeit sehr wenig hinterhergehangen habe.

„Sui, untersteh dich!“, keift Itachi Suigetsu an. Was war denn jetzt los? Von einer Minute auf die andere hat sich die Stimmung hier mächtig abgekühlt. „Jaja! Ich frag sie ja schon nicht…dass du aber auch immer so sein musst. Sie wäre das perfekte Model…“
 

Ah, daher weht der Wind. Suigetsu ist Fotograf bei einer renormierten Modelagentur in L.A. und hat schon einige Male angesprochen, wie schön er es fände, mich in Itachis neuer Kollektion abzulichten. Ich bin darauf nicht weiter eingegangen, immerhin würde mir doch eh nichts von all dem passen, ich bin ja eh viel zu dünn für alles.

Langsam streife ich mir meine Wollweste über und blicke neugierig aus dem Fenster, da wir dem Strand immer näher kommen. Auf dem dazugehörigen Parkplatz parkt Sasuke galant ein, sodass wir schnell aussteigen und in Richtung Kassenhäusschen gehen können. Dort bezahlen wir 17 $ Eintritt, nur, um den Stand betreten zu dürfen, welcher natürlich auch mit vielen Fressbuden und kleineren Geschäften entlang der Promenade bestickt ist. Herrlicher Weißer Sand erstreckt sich vor mir, als wir die Treppen zum Stand hinunterlaufen. So weit man blicken kann, nur Meer, nur weißer Sand, und eine laue Brise, die weht, trotz der abgekühlten Grade. Kaum betreten wir den Sand, streift sich Sui schon die Schuhe von den Füßen, nimmt diese in die Hand und rennt in Richtung Wasser. Wie ein kleines Kind. Doch auch Itachi macht es ihm nach, holt ihn bald ein und zieht ihn in eine innige Umarmung. Die beiden geben wirklich ein schönes Pärchen ab, und mir wird es etwas schwer ums Herz bei dem Gedanken, dass ich vielleicht nie eine solche Liebe erfahren werde, weil ich davor sterben werde. Ich wäre glücklich, würde ich jemanden so nahe an mich heranlassen können, ihn so bedingungslos lieben könnte, aber ich glaube nicht, dass sich jemand auf mich sterbenden Patienten einlassen würde. Und damit muss ich nun den Rest meines kranken Lebens leben.
 

Gedankenverloren blicke ich den beiden hinterher, als ich bemerke, dass Sasuke sich auch die Schuhe auszieht und mich auffordernd anblickt. Kurz schüttle ich meinen Kopf: „Der Sand ist bestimmt kühl und ich wird doch eh schon so schnell krank…“. Schweigend bückt sich Sasuke nach unten, greift mit der Hand in den Sand und wirft mir eine Ladung entgegen, während er grinsend meint: „Nö, ist doch angenehm, oder?“. Dieser Drecksack! Lachend ziehe nun auch ich meine Schuhe aus und genieße das Gefühl von Sand zwischen meinen Zehen, welcher erstaunlich warm ist und so samtig weich.

Schweigend spazieren wir am Strand entlang, immer darauf bedacht, möglichst nahe am Meer entlang zu gehen, sodass die ankommenden Wellen auch unsere Füße umspielen. Das Ganze hat schon fast eine romantische Stimmung, sodass ich mich wundere, wo die anderen beiden geblieben sind, weil wir nun schon eine geraume Zeit nur zu zweit hier herumlaufen. Wahrscheinlich haben sie sich ein ruhiges Plätzchen gesucht und genießen die langsam untergehende Sonne und der damit wunderschöne Blick auf das in orangenes Licht getauchte Meer. Dieses genieße auch ich und die Tatsache, dass Sasuke – zwar schweigend- neben mir entlanggeht, macht das alles noch schöner. So schön der Spaziergang auch ist, langsam geht mir die Puste aus. Das lange Laufen bin ich nicht mehr gewohnt, immerhin liege ich fast nur noch und der meiste Prozentsatz meiner Muskelmasse ist eh schon abgebaut. Frustriert und mit brennenden Waden bleibe ich stehen, sogar meine Seiten stechen und das Atmen fällt mir ein wenig schwer. Ich mache drei Kreuze, falls ich es jemals aus dem Krankenhaus schaffe und endlich wieder etwas Kondition erlangen kann.

„Ist alles ok? Hast du Schmerzen?“, sofort dreht sich Sauke zu mir, schaut mich besorgt an. Zu besorgt. „Nein…alles gut. Ich hab einfach keine Ausdauer mehr. So schön es auch hier ist, ich muss mich langsam mal setzen.“, entschuldigend lächle ich und schlage schon den Weg zu einer Bank am Peer ein.
 

„Sag jetzt einfach mal nichts und wehr dich auch nicht. Sonst verpasst du echt noch das Beste!“, kaum entfliehen ihm diese Worte, wirbelt er mich herum und ich finde mich auf seinem Rücken wieder, auf welchem er mich nun Huckepack trägt. Ich möchte loszetern, zanken und zicken, allerdings bleibt mir jedes Wort im Hals stecken, bin ich doch zu gerührt von seiner Geste und dieser liebevollen Fürsorge, mit welcher er mich auf seinem Rücken festhält. Seufzend lasse ich meine Stirn gegen seinen Hinterkopf fallen, lehne mich an ihn und signalisiere ihm nonverbal meinen Dank. Ich hätte nicht mehr weitergehen können und dank ihm werde ich wohl doch noch die schöne kleine Lagune am Ende des Strandes sehen können. Das „Beste“, wie er es nannte. Wieder schweigend bringen wir einige Meter hinter uns, als er auf einmal von selbst ein Gespräch mit mir anfängt.
 

„Hast du eigentlich sehr Angst?“. „Wovor?“ .„Vorm Sterben“.

Hm. Hatte ich das? Ja und nein. Ich bin mir da immer noch nicht ganz so sicher, ob es Angst ist, was mich derzeit und bei dem Gedanken an den Tod erfüllt, oder ob es Erleichterung ist oder Enttäuschung. Geplatzte Träume. Geplatzte Hoffnung, verstrichene Chancen. „Angst würde ich es nicht nennen, nein…“. „Wie denn dann?“. „Es ist schwer, das in einem Wort zusammenzufassen. Einerseits ist da natürlich Angst. Angst vor dem ‚Unbekannten, was danach kommt oder ob da überhaupt etwas kommt, Angst vor den Schmerzen, wie das alles zu ende gehen wird. Ob ich ein Pflegefall bin am Ende, oder doch noch Herr meiner Sinne…“, kurz schlucke ich heftig, sammle mich und unterdrücke die Tränen, denen ich noch nie freien Lauf gewährt habe. „Aber dann ist da auch Erleichterung. Vielleicht sehe ich ja meine Familie wieder…so blöd es klingt. Ich vermisse die beiden so sehr…und ich wäre hier nicht mehr so eine Belastung für Fran, die ja wirklich viel Zeit für mich opfert und immer für mich da ist. Sie wäre dann auch befreiter. Klar sind da noch die geplatzten Träume, die die Erleichterung etwas vernebeln, und die verstrichenen Chancen, aber die Erleichterung würde dennoch überwiegen.“ Ich schließe meinen Monolog ab, weiß nicht, ob mir Sasuke überhaupt zugehört hat, so konzentriert wie er in die Ferne starrt.

„Würdest du denn keinen vermissen? Oder denkst du, hier würde dich niemand vermissen?“, etwas verbittert kommen die Worte über seine Lippen. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter, in die Kuhle zwischen Hals und Schulter. „Ich weiß es nicht. Meine Familie existiert nicht mehr und Freunde habe ich keine…da ist es schwer so etwas einzuschätzen. Und doch, klar ich würde doch schon ein paar Menschen vermissen…“.
 

„Wieso lügst du?“ . was?! Hab ich etwas verpasst?! „Natürlich hast du Freunde…du hast Fran, Jim, du hast sogar Jen…und mich. Wir würden dich alle ziemlich vermissen.“ Ich spüre einen kleinen Druck auf meinem Kopf, als er seinen gegen mich lehnt, als könnte er damit seine Aussage untermalen. „Ich würde dich auch vermissen…“

Es folgt ein angenehmes Schweigen, unsere Worte schweben noch zwischen uns, verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Und genau so schweigend erreichen wir die kleine Lagune, mit ihrem fast türkisen Wasser und den wunderschönen Felsumrandungen, auf welchen wir uns absetzen. Vorsichtig gleite ich von Sasukes Rücken herunter, ich muss doch furchtbar schwer auf die Dauer gewesen sein, auch, wenn er sich nichts anmerken lässt. Dich beieinander sitzen wir auf einem der Felsen, blicken auf das Meer, das nun eine riesige Sonne reflektiert und kaum Blau erahnen lässt.

„Wie findest du Sui?“, versuche ich ein Gespräch zum Laufen zu bringen, auch, wenn mich die Ruhe nicht zwingend stört. Langsam blickt er mich an, zieht eine Augenbraue hoch und bricht in schallendes Gelächter aus. „Eigentlich müsste ich dich wirklich bestrafen! Du hast es heraufbeschworen! Du hast gesagt, Itachi könnte eine Tussi anschleppen und er tuts…als hättest du es gewusst. Aber er ist ganz okay….mal abgesehen von seiner Aufgedrehtheit, und seinem glockengleichen Lachen, was ziemlich nervt, aber Itachi wie ein verliebtes Mädchen grinsen lässt. Solange er glücklich ist, werde ich es akzeptieren und naja…er ist ja wirklich nicht so schlimm.“, grinsend blickt mir Sasuke entgegen. Ich lehne mich mit meinem Kopf gegen seinen Arm, suche Halt, und finde Geborgenheit. Er macht sich noch ein wenig über Suis Eigenarten lustig, aber auch über Itachi und erzählt ein paar lustige Kindheitsgeschichten, von denen ich Itachi aber nichts erzählen darf, sonst würde er mich laut Sasuke erdolchen. Itachi in Frauenkleidung. Das war bestimmt ein sehr lustiger Anblick. Gelöst und glücklich lachen wir zusammen, Sasuke redet über das Erwachsenwerden mit Itachi an seiner Seite und wir lehnen uns gegeneinander, schmiegen uns an den jeweils anderen. Diese Vertrautheit jagt mir einen Schauer über den Rücken, mein Herz klopft und dann: Herzhüpfer.

Was passiert hier nur?
 

Leise dringt Sasukes Stimme an mein Ohr: „Bitte…bitte gib nicht auf. Ich würde das nicht verkraften.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sama-chan
2018-10-28T21:00:13+00:00 28.10.2018 22:00
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in einer FF glaubwürdig einen aus tiefstem Herzen netten Sasuke verkauft bekomme und das tatsächlich auch glaube. Kompliment! 😮

Nächster Verdacht: Als Sasuke gefehlt hat - war er selbst in Behandlung? Leukämie? Oh man - warum versuche ich immer Sherlock Holmes zu spielen 😬


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