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Let me be your favourite hello and hardest goodbye

von

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Drei Wochen. Sasuke

Sasuke
 

„Itachi, ich kann jetzt nicht so ruhig bleiben, wie du es von mir verlangst!! Gott, das darf doch jetzt alles nicht wahr sein!“, schreie ich den Krankenhausflur entlang. Nachdem der Rettungswagen Sakura einlud und in das Krankenhaus am Ende der Stadt verfrachtet hatte, bin auch ich irgendwie hier gelandet. So wirklich erinnere ich mich daran gar nicht mehr, ich weiß nur, dass ich zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mutter geweint habe. Heiße Tränen, die ich um Gottes Willen nicht zurückhalten konnte, vielleicht auch nicht wollte und die mir so unendlich deutlich gezeigt haben, wie ich wirklich fühle. Jedes Anzeichen hab ich bislang übersehen, all die Male nicht wahrgenommen, in denen mein Herz schneller schlug, während sie mich dafür lediglich anschauen brauchte, jedes Lächeln, das mich ansteckte und auch meiner emotionslosen Maske ein Lachen entlockte. Und wie genau ich mich noch an ihr erstes schüchternes, ja fast verhaltenes Lächeln erinnern kann, ihr fast schon panisches Umherschauen, als hätte sie jeden meiner Blicke auf ihrer Haut brennen spüren. Und irgendwas hat ihr Lächeln in mir verändert…von einem Moment auf den anderen war alles doch gar nicht mehr so schlimm, wie ich immer dachte. Zum ersten Mal war es mir nicht egal, was ein Mädchen von mir dachte und zum ersten Mal machte ich mir wirklich Gedanken um ein Mädchen, wollte ihr durch ihre langen rosa Haare streichen, ihren kleinen, zierlichen Körper an mich schmiegen. Ich hab gefühlt, dass es ihr nicht gut ging, dass irgendwas ganz schlimmes passiert sein muss. Und dann war es da. Das Gefühl, nicht allein auf dieser Welt zu sein.
 

Die Minuten, bis wir am Krankenhaus ankommen, rauschen an mir vorbei, in einer klebrigen Geschwindigkeit, klebrig langsam, klebrig zäh und klebrig schmerzhaft. Schmerzhaft. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt einen solchen emotionalen Schmerz gefühlt habe, aber es muss beim Tod meiner Mutter gewesen sein, die einzige Person, die immer an mich geglaubt hat und mir so viel Zuversicht und Geborgenheit gespendet hat. Wieso Sakuras Zusammenbruch so schmerzhaft für mich ist? Sie besetzt einen ganz wichtigen Platz in meinem Leben, und wenn ich es mir ganz ehrlich eingestehe, dann habe ich mich schon in der Uni in sie verliebt, habe die Gefühle aber durch meine eiskalte Maske nicht durchgelassen, stets den Unnahbaren gespielt, aber so perfekt, dass ich lediglich wie ein laienhafter Beobachter wirkte, nicht wie ein liebeskranker Stalker. Ich würde es nicht verkraften, schon wieder eine Person, der ich so viele Gefühle entgegen bringe, zu verlieren. Mutter, Itachi durch seinen Auszug, Naruto, meinen eigentlich besten Freund seit Kindheitstagen, verloren durch meinen emotionalen Absturz nach Mutters Tod, und jetzt auch noch Sakura…sollte sie jetzt sterben, wäre ihre Zeit jetzt in diesem Moment wirklich abgelaufen…ich würde es nicht verkraften. Ich bin nicht bereit, sie gehen zu lassen. Ich hab ihr noch nicht gesagt, wie wunderschön sie ist, wenn sie lächelt, obwohl sie die größten Schmerzen in diesen Momenten empfindet, wie mutig ich sie finde, dass sie sich dieser Krankheit mit einem solchen Löwenmut widmet, wie unendlich erfrischend ihre Art von Humor ist und wie sehr ihre Witze und kleinen Streiche mir den Tag versüßen. Ich hab ihr noch nicht gesagt, wie sehr ich sie vermisse, wenn ich am Abend nach Hause gehe, dass ich jeden Abend nach Feierabend noch einmal ins Zimmer spähe, um sicherzustellen, dass es ihr gut geht. Ich hab ihr noch nicht gesagt, dass ich mir so verdammt große Sorgen mache, wenn ich sie alleine lassen muss und deswegen kaum mehr schlafe und erst, wenn ich sie wiedersehe, runterkomme, als wäre sie das Antidot dagegen, welches mich am Leben hält. Innerhalb weniger Wochen ist sie zu meinem Lebensmittelpunkt geworden, die Gespräche mit Itachi abends sind weniger geworden, dafür länger und intensiver und nicht gerade selten ist sie dabei das Hauptthema. Und natürlich mein zu schüchternes Ego…eigentlich bin ich nicht schüchtern. Man mag mich sogar für arrogant halten, aber Sakura…sie ruft wirklich ganz verborgene Seiten in mir zum Vorschein.
 

„Sasuke…hier, trink was, bitte“, Itachi reicht mir eine Wasserflasche, in der anderen Hand hält er eine kleine Tablette. Bestimmt Baldrian, damit ich etwas runterkomme. Immerhin hetze ich hier den Flur hoch und runter wie ein HB-Männchen und versuche irgendwie einen Arzt auszumachen, der mir weitere Informationen mitteilen kann. Ich hab den anwesenden Schwestern in der Aufnahme sogar schon mit dem Rechtsbehelf unseres Krankenhauses gedroht, weil sie mir – offiziell ihrem Arzt – die Informationsgabe verweigern wollten. Schließlich, nach langem diskutieren und fluchen und ja, ich gebe es zu, dem ein oder anderen hätte ich sogar einen Kinnhaken verpasst, wäre Itachi nicht eingeschritten, kam ein nicht gerade seriös aussehender, verstrubbelter und müder Arzt zu mir. Er stellte sich als Dr. Ethan Cooper vor, der Chefarzt der Onkologie. Ich wiederhole. Er sah nicht seriös aus! Zuerst brabbelt er einen Mist zurecht, von wegen, dass es gut war, dass Sakura nicht alleine unterwegs war, und wir sofort zur Hilfe eilen konnten, und, dass sie hier her eingewiesen wurde, weil der zuständige Rettungswagen alle Patienten hier herbringt. Ungeduldig fahre ich ihm dazwischen, schaue in mit blitzenden Augen an, während ich ihn betont monoton und doch so eiskalt wie möglich frage : „Wie geht es Sakura Haruno? Sie ist meine Patientin und ich hab das Recht, alle Informationen von Ihnen zu erfahren. Wie sind ihre Blutwerte im Schnelltest? Ist ihr HB gefallen, oder wieso ist der Zusammenbruch so plötzlich gekommen? Hatte sie einen Herzinfarkt, immerhin hat sie ja auch über Atemnot geklagt und konnte kaum atmen?..“. „Ok, Ok, erstmal, wie heißen Sie denn?“. „Sasuke Uchiha. Können sie auch nachprüfen.“ „In Ordnung, ich glaub Ihnen ja. Also Mister Uchiha…Ihrer Patientin geht es äußerst schlecht. Wir müssen die Nacht abwarten, sie entscheidet, ob sie es über den Berg schafft, oder nicht. Miss Haruno hatte vor Kurzem erst wieder eine Chemozufuhr oder? Anscheinend muss sich danach oder währenddessen oder gar erst heute ein Plaque gelöst haben und hat dabei zu einer Lungenembolie geführt. Sie hat gute Chancen, es doch irgendwie zu überstehen, sie wurde grade einer Bronchioskopie unterzogen, um sich dem Ausmaß der Embolie klarer zu werden, das CT zeigt allerdings, dass es sich um einen großen Verschluss handelt, und deswegen wird sie auch sofort mit Marcumar behandelt. Die weitere Behandlung werden wir dann dem weiteren Genesungsverlauf anpassen, aber das wissen Sie ja. Und natürlich werde ich jeden Schritt auch mit Ihnen absprechen, denn Miss Haruno ist leider noch nicht stabil genug, um verlegt zu werden. Sie bleibt heute Nacht auf der ITS, und morgen schauen wir dann mal, ob sie nicht runter auf die Normale verlegt werden kann.“ Scheiße. Einfach nur scheiße. Eine Embolie ist genau das, was Sakura nicht gebrauchen kann, ihr Immunsystem ist eh geschwächt und von ihrem Körper mal gar nicht gesprochen. Ich hoffe, das geht alles gut…
 

Da die Besuchszeiten auf der ITS schon lange vorbei sind, schlagen wir unseren Weg nach Hause ein. Zügig verschwinden Itachi und Sui, der erstaunlich ruhig geblieben war, sich in ihr Gästezimmer zurück, um mir den nötigen Freiraum zu lassen, den ich jetzt so dringend benötige. Immer wieder kreisen meine Gedanken um Sakura, die dort, in einer fremden Umgebung, ganz alleine liegt, innerlich um ihr Leben kämpft, keiner bei ihr, der sie unterstützt. Aber morgen früh, da werde ich der Erste auf Station sein und mich sofort zu ihr setzen. Hoffentlich wacht sie dann auf und wir können den weiteren Therapieplan durchgehen.
 

„Hey…“, langsam senkt sich die Matratze neben mir, als sich Itachi zu mir aufs Bett setzt, einen Arm mich legt und mich fest an sich drückt. „Du hast sie wirklich gern oder?...“, mein großer Bruder, der mich wirklich in und auswendig kennt. In meinem Hals bildet sich ein Kloß, ein ungewohntes Gefühl, einfach, weil ich so lange nicht mehr geweint habe, schnürt mir den Hals ab, sodass ich nur kurz nicken kann. Aber das scheint ihm Antwort genug zu sein. „Sie mag dich auch sehr. Das sieht man in ihren Augen, weißt du?“-nein, nicht wirklich. Wenn ich in ihre Augen sehe, sehe ich zwei blitzende Smaragde, fast, als würden sie zwei fremde Galaxien widerspiegeln, aus längst vergessener Zeit. So mystisch mysteriös und dennoch so erschreckend vertraut und liebevoll. Ob sie mich wirklich mag? Also so mehr als nur als normalen Freund…

In tiefen Gedanken versunken, bemerkte ich erst nicht, wie Itachi mein Zimmer wieder verließ, ich mich hinlegte und träge die Augen schloss. Der Schlaf allerdings bliebt aus, und auch der morgen zog komplett an mir vorbei, bis ich schließlich vor Sakuras Zimmer stand. Die Geräte monoton am Piepsen, die Schwestern am Herumwuseln. Und ich dachte, ich sehe Sakura in ihrem Bett, wach, vielleicht dennoch müde und schläfrig, aber bei Bewusstsein. Stattdessen liegt sie dort immer noch intubiert, angeschlossen an Maschinen, die ihr helfen, die Atmung beizubehalten. Sie ist nicht wach. Gottverdammte Scheiße! Sie ist nicht wach…
 

Also renne ich den Gang entlang zum Empfang auf der ITS, dränge eine Schwester, Dr. Cooper hierherzubekommen, was sie erstaunlich schnell hinbekommt und bekomme genau die Nachricht, die ich nicht bekommen wollte. Blutdruckabfall, Tachykardie, neue Embolie, künstliches Koma. Geplant für eine Woche, damit sich ihr Körper in Ruhe ausruhen und erholen kann. Wie in Trance bewege ich mich auf Sakuras Bett zu, ziehe mir den Stuhl an dieses heran, um meinen Platz für die nächsten Wochen zu besetzen. In der ersten Woche war ich auf den Anblick gefasst, wusste, was mich erwartet, wenn ich sie besuche. In der zweiten Woche gab man ihr ein Medikament, um sie langsam wieder zurückzuholen. Als dies nicht funktionierte, steigerte man die Dosis, sagte mir – dessen war ich mir ja bewusst – dass sie daraus alleine erwachen müsse, dass sie es bestimmt schafft und es für sie ja lediglich wie eine Narkose wäre. Währenddessen wurde die Chemo ganz normal weitergegeben, was ich nicht befürwortete, aber Dr. Cooper entschied über mich hinweg. Sakura wurde immer dünner, ihr Gesicht immer eingefallener und fahler. Angst mein ständiger ‚Begleiter, wenn ich abends die Station verließ und zu Hause den Tränen freien Lauf ließ. Ich hatte solche Angst , dass sie stirbt. In der dritten Woche konnte ich auch bei Dr. Cooper langsam Panik erkennen, dass Sakura nicht mehr aufwacht und falls sie es doch täte, dass sie Folgeschäden davon trägt.

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Und wieder ein Freitagsabend, den ich hier an ihrem Bett verbringe, statt mit ihr Tanzen zu gehen, so wie ich es eigentlich geplant hatte. Ihre zarte, kleine Hand in meine gebettet, mein Kopf auf ihrer Matratze abgelegt, schlafe ich ein, träume davon, dass sie endlich ihre wunderschönen Augen aufschlägt, mir ihr Schalk entgegenblitzt und ich all meine Ängste beiseiteschieben kann. Ein klopfendes Gefühl an meinem Kopf weckt mich, es schmerzt an der Stelle etwas, und unwillkürlich rege ich mich auf, wer es wagt, mich einfach so zu wecken, als wäre ich ein Störenfried.
 

Langsam öffne ich meine Augen und kann es nicht glauben, wer mir da entgegenblickt, die Augen aufreißt und mich hilfesuchend anbettelt. Scheiße. Geistesgegenwärtig stehe ich auf, klaue mir zwei Handschuhe von der Packstation an der Wand, betätige die Klingel, bevor ich Sakuras Hals nach hinten strecke und ihr den Tubus so gefühlvoll wie möglich entferne. Wo bleiben nur die Schwestern? Ich weiß, auf der ITS ist immer viel los, aber ich hab doch schon vor bestimmt fünf Minuten geklingelt, in dieser Zeit wäre ein akuter Notfall längst verstorben. Aber Egal, ich bin da und Sakura scheint es auch einigermaßen gut zu gehen, denn außer ihrem trockenen und schmerzenden Hals, scheint ihr auf den ersten Blick nichts zu fehlen.

Langsam setze ich mich wieder auf den Stuhl und rücke näher an sie heran, nehme ihre zarte Hand wieder in meine, so wie die letzten Wochen auch. Ich beantworte ihre Frage, wie lange sie hier ist und ernte ein entsetztes Gesicht. Doch lange Erklärungen will sie anscheinend nicht hören, denn sie rutscht lediglich ein Stück zur Seite, bevor sie auf die leere Bettseite klopft, als würde sie mich einladen, mich zu ihr zu legen. Und das tue ich. Und endlich fühle ich mich angekommen. Sakura.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sama-chan
2018-10-28T21:13:38+00:00 28.10.2018 22:13
Ich bin weiterhin baff! Allein die Vorstellung, wie Sasuke wie ein HB-Männchen durch die Flure sprintet ist urkomisch! 😂
Und dann diese liebenden Worte und wie du die Gefühle beschreibst - göttlich!😍
Von:  twunicorn
2018-10-03T18:53:00+00:00 03.10.2018 20:53
Was ich mich gerade frage ist ob du auch im medizinischen Bereich tätig bist?
Finde du schreibst und beschreibst die Abläufe usw sehr genau. Gefällt mir. Und auch Sasukes Sicht kam gut rüber.
Antwort von:  Nuessjen
10.12.2018 21:47
Jetzt hab ich endlich Zeit die Kommentare richtig zu beantworten.
Nur bedingt, aber ich habe etwas Ahnung. Würde mir aber ein erweitertes wissen nie anmaßen :)
Von:  Silberwoelfin
2018-01-05T11:51:52+00:00 05.01.2018 12:51
Hallo,
Hab heute deine Fanfiction gefunden und bin echt begeistert.
Sie behandelt ein nicht gerade einfaches Thema und erinnert mich ein bisschen an den Film "Das Schicksal ist ein Mieserverräter"
Weder sie aufjedenfall weiter verfolgen

Gruß
Antwort von:  Nuessjen
05.01.2018 13:04
Ich danke dir:) werde heute die restlichen 10 Kapitel hochladen und dann ist die FF hier genauso weit wie auf fanfiction.de:)

Es ist ein sensibles Thema, das weiß ich, aber etwas awarness schadet nicht und so kann da auch eine wundervolle Liebesgeschichte Einzug halten :)

Gruß


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