Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 19: Ewigkeit -------------------- Blinzelnd schlage ich meine Augen auf, doch alles, was ich erhaschen kann, ist Dunkelheit. Wärme umgibt mich und erst jetzt bemerke ich, dass ich zugedeckt bin, gebettet auf einem weichen Kissen. Nicht im Krankenhaus. Langsam dringt die Realität wieder zu mir durch und mir fällt ein, wo ich mich befinde. Ein dümmliches Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht, während ich dem tiefen Schnaufen neben mir lausche. Sasukes Atemzüge klingen wie Musik in meinen Ohren, die Wärme, die er abstrahlt, lullt mich komplett ein, gibt mehr das Gefühl, dass nichts mehr Schlimmes da draußen auf mich warten könnte. Und doch wartet dort noch etwas Schlimmes…in drei Wochen muss ich noch einmal durch die Hölle, dann durch die zweite, die gleichzeitig der Himmel auf Erden ist und dann kommt die allerschlimmste Zeit. Wenn ich denn so weit komme…..es kann immer noch irgendetwas passieren. Doch ich möchte die Zeit, die mir mit Sasuke bleibt, so gerne nutzen, und gestern war ein guter Schritt in die richtige Richtung. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass Sasuke der erste Mann ist, der mich DA berührt, mir solche Laute entlockt und mir ein so unbeschreiblich tolles Gefühl bereiten kann. Und doch war er es….und ich würde immer wieder so lange warten, nur um diese Erfahrung mit ihm zu machen. Langsam robbe ich mich zu Sasuke, vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken, der mal nicht von seinen langen Haaren verdeckt wird. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es noch mitten in der Nacht ist. Anscheinend sind wir direkt nach unserem Techtelmechtel eingeschlafen und seitdem nicht mehr aufgewacht…ich hab ja nicht ahnen können, dass mich danach ein so starkes Gefühl der Entspannung übermannt. Ein Brummen schreckt mich aus meinen Gedanken auf und Sasuke dreht sich zu mir, legt seinen Arm um mich, um mich noch näher an sich heran zuziehen, streicht mir immer wieder über meinen nackten Rücken, während seine Lippen die meinen suchen. Langsam streichen seine Lippen über meine Wangen, berühren hauchzart meine Nasenspitze, hauchen federleichte Küsse auf meine Augenlider, bis sie meine Lippen streifen, sie umgarnen, immer wieder mit ihnen schmusen. Kein Kuss, nur Schmusen, mehr gibt mir Sasuke nicht und doch bin ich zufriedener, als ich es jemals war. Ich kuschle mich enger an seine Brust, mir dessen bewusst, dass wir beide nichts anhaben und wir nun alles voneinander kennen. Wieder ein Grinsen, ein sehr dümmliches sogar. Sakura, du bist wirklich im Himmel! „Wie viel Uhr ist es?“, seine Stimme klingt wie Reibeisen, rau und doch samtig weich. „Halb fünf…morgens. Wie haben ziemlich lange geschlafen…“, ich kann mir ein Kichern nicht mehr verkneifen, als Sasuke das Nachtlicht anschaltet und seine Haare ganz zerzaust von seinem Kopf abstehen. Mit einem Rumms liege ich wieder unter ihm vergraben, seine Lippen an meinem Hals, seine Hände verdächtig nahe an meiner Hüfte. „Kicher nicht so süß….sonst fall ich wirklich noch über dich her!....Komm, ich hab Hunger. Du auch? Ich kann jetzt eh nicht mehr schlafen“. Ehe ich reagieren kann, springt er auf, zieht sich seine Boxershorts an und verschwindet aus dem Zimmer. Anziehen. Prima Idee. Auch ich ziehe mir meine Unterhose an und seinen Pullover über, der mir eh bis zu den Oberschenkeln reicht und begebe mich zu ihm in die Küche, wo er uns schon Kaffee und lecker belegte Sandwiches gemacht hat. „Warum hast du nicht gewartet, ich hätte dir doch geholfen…“, murre ich. Wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich so etwas Normales, Alltägliches wie Broteschmieren und Wäschewaschen und so wirklich vermisst. Belustigt schüttelt er den Kopf und murmelt etwas, was ich nicht verstehe. Pff. Dann eben nicht. Trotzig setze ich mich neben ihn an den Tisch und verschlinge mein Essen regelrecht. Kaum bin ich aus dem Krankenhaus draußen, kehrt mein Appetit zurück und vielleicht nehme ich ja jetzt etwas zu. Und dennoch kostete alles meinen Körper immer noch so viel Kraft, dass ich mich doch tatsächlich noch einmal hinlege und erst wieder aufwache, als Itachi und Sui wieder da sind und Macho mich weckt, indem er zu mir aufs Bett springt. Viel zu erschöpft und viel zu träge, immerhin ist es auch viel zu gemütlich in diesem großen, weichen Bett, lasse ich es zu, dass Macho hier liegen bleibt, kuschle etwas mit ihm. Der Tag vergeht relativ ruhig, ich ruhe mich viel aus, um am Abend nicht schlags-k.o. im Bett zu liegen und mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Sasuke geht trainieren, nutzt seine freie Zeit auch etwas, um mal etwas für sich zu tun. Hat er ja auch Recht, er muss ja nicht die ganze Zeit mit mir im Bett liegen oder mir beim Schlafen zuschauen. Was er übrigens macht, ich hab ihn dabei erwischt! Jetzt lasse ich das Wasser über meinen Körper prasseln, bevor ich mich etwas schminke und mir eine Jeans und ein schwarzes Top anziehe. Nichts Besonderes, doch mir passt sonst nichts mehr großartig, und alles hängt an mir, wie ein Kartoffelsack. Ich wickle mir wieder ein Tuch um den Kopf und stürme in Sui und Itachis Zimmer, in der Hoffnung, die beiden auch etwas zu beschämen, so wie sie es gestern mit Sasuke gemacht haben. Doch leider sind die beiden in der Küche, von wo Gesprächsfetzen zu mir durchdringen. „Hast du keine Angst….dass es nicht klappt und du sie wie Mutter verlierst?“, Itachis Stimme. Fragt er Sasuke? Ist er schon wieder da? Tatsächlich antwortet ihm Sasuke, reißt mir mit seiner Antwort fast den Boden unter den Füßen weg. „Hn. Nein. Hab ich nicht…und weißt du warum? Ich hab noch nie einen stärkeren Menschen als Sakura getroffen…und bei Mutter hatte ich immer das Gefühl, dass ich die Zeit mit ihr, die uns noch geblieben ist, nicht richtig genutzt habe. Aber mit Saku ist es einfach anders…die Zeit mit ihr ist von Anfang an so intensiv gewesen…manchmal hab ich das Gefühl, dass sie mich besser kennt, als ich mich selbst kenne, obwohl sie sich nicht mehr ans uns erinnert. Wenn ich hier bin…also als sie noch im Krankenhaus war, hm irgendwie hat sich das nicht mehr wie ein Zuhause angefühlt, obwohl es das immer war, weil so viel von Mutter hier drin steckt. Aber jetzt wo sie hier ist…ich glaube einfach ziemlich fest daran, dass sie es schafft und das hier unser Zuhause wird. Hier, wo jeder wieder vereint ist…ich weiß nicht, ob ihr die Sachen von Mebuki aufgefallen sind. Verstehst du, was ich meine, Ita? Nach Mamas Tod wollte ich immer ein normales Leben…und obwohl es grade nicht wirklich normal anfängt mit ihr und mir…doch. Wir werden eins haben. Und deswegen hab ich keine Angst, dass sie es nicht schafft. Sollte der schlimmste Fall eintreten…dann weiß ich, dass ich ihr mein Innerstes geschenkt hab, mich ihr komplett geöffnet und ja…mich voll und ganz auf sie eingelassen hab. Eine intensive Zeit eben….“. Mir fehlen die Worte…automatisch stehlen sich Tränen der Rührung in meine Augen. Genau das habe ich von ihm erwartet, keine Rührseligkeiten, keine Trauer. Nur endlose Freude über die verbrachte Zeit. „Man belauscht keine Gespräche!“, kurz zucke ich zusammen, weil Sui hinter mir erscheint. „Aber ich verrate dich nicht“, er zwinkert mir kurz zu. Dankbar lächle ich ihn an, ehe ich mir die Ohren zuhalten muss, weil dieser Spast meint, er müsse durch die kleine Wohnung brüllen, dass wir jetzt gehen. Jetzt schaue ich ihn böse an. Der Weg zu dem Club, den die beiden ausgesucht haben, ist nicht weit, allerdings fahren wir trotzdem mit einem Taxi, damit die anderen etwas alkoholisches trinken können. Auf mich muss da niemand Rücksicht nehmen, hab ich ja eh noch nie getrunken. Also nichts hartes. __________________________ „Nein, da geh ich nicht rein. Kannste knicken!“, zickt Sasuke, ich verstehe immer noch nicht wieso eigentlich. Fragend schaue ich ihn deshalb an, lege meinen Kopf etwas schief. „Checkst du nicht, was das für ein Club ist?“. Wieder nur Fragezeichen. Okay, der Club ist von außen rosa gestrichen und Flamingos darauf abgebildet, aber vielleicht ist das ja so ein Club mit Strand drinnen? Was weiß ich denn schon. „Das ist ein Schwulenclub! Sorry, aber da drinnen bin ich wirklich nur Frischfleisch….ich kann es nicht ab, wenn man mir auf den Arsch glotzt!“. Ich fange laut an zu lachen, ziehe dann eine Augenbraue hoch und schaue verstohlen auf seinen Prachthintern. Von wegen, er genießt das doch richtig! Amüsiert schauen uns Ita und Sui zu, bezahlen ihre Bändchen und verschwinden im Club. Wenn Sasuke da nicht rein möchte, dann müssen wir etwas anderes machen…zwingen kann ich ihn ja nicht. „Komm, wir gehen….tanzen können wir auch woanders und wannanders!“, ich packe seine Hand und drehe mich um, laufe Richtung Times Square. Ich winke schnell ein Taxi herbei und ziehe Sasuke mit in dieses, teile dem Fahrer eine Adresse mit und schaue dann in Saukes fragendes Gesicht. „Lass dich überraschen…nichts Besonderes.“ Den Weg über reden wir nichts, hüllen uns in angenehmes, erwartungsvolles Schweigen, unsere Hände ineinander verschränkt. Wo ich ihn hingeführt habe? Zu meiner alten Wohnung. Natürlich können wir dort nicht rein, doch in der Nähe, wo wir locker hinlaufen können von dort aus, gibt es ein kleines Waldstück, wo ich immer mit Haru hin bin, eine kleine Lichtung, die perfekt für solche Nächte ist. Die Kälte nimmt zwar stetig zu, aber wir sind dick eingepackt und unter einer der Sandkisten, die nicht mehr genutzt werden, haben Haru und ich immer Decken in Plastiksäcken versteckt, damit wir uns zu jeder Jahreszeit dorthin setzen können. Unter einer großen Eiche mache ich halt, lasse Sasuke kurz warten, weil ich die Decken hole und gebe ihm dann zu verstehen, dass er sich hinsetzen soll. Eine Decke lege ich auf den Boden, damit wir uns daraufsetzen können, die andere breite ich über uns aus. „Wir hatten nicht viel und konnten ja nicht feiern gehen oder so, deswegen haben wir uns immer hierher verzogen…die Nächte und den Sternenhimmel genossen“, erkläre ich kurz, kuschle mich näher an ihn, schmiege mich in seine Arme, die mir so viel Wärme spenden, dass mir fast zu heiß wird. „Es ist wunderschön hier…ich wusste gar nicht, dass es hier so schöne Plätze gibt…“. Verstehend nicke ich. Hätte ich auch nie gedacht, so was würde man nicht von einer so großen Stadt wie New York denken. „Ich hab vorhin eurer Gespräch mitbekommen…“, kleinlaut fange ich das Gespräch an , welches ich so gerne mit ihm führen will und auch muss. Ertappt zuckt er kurz zusammen, wendet sich dann zu mir, schaut mir mit seinen Sternen direkt in die Seele. Ich hab mich wirklich verloren. Anfangs wollte ich es gar nicht, wollte mir einreden, dass ich ihn nicht heiß finde, mich nicht in seinen Augen verlieren würde, mich nicht unsterblich in ihn verlieben könnte…aber ich hab mich die ganze Zeit selbst belogen. „Danke..“, kommt es schließlich über meine Lippen. Wieder ein fragender Blick, der so viel mehr enthält als nur seine Frage, vielmehr noch Sorge und Liebe. „Danke…dass du keine Angst hast. Das würde mich wirklich fertig machen. Es ist nicht selbstverständlich, dass du dich so auf mich eingelassen hast, mich trotz dieser Krankheit so nimmst, mich liebst….umso schöner finde ich es, dass du die Zeit mit mir einfach genießen willst. Danke dafür…“, ich hauche einen leichten Kuss auf seine Lippen. Der erste heute. Und wie ich es vermisst habe… „Wie stellst du dir eigentlich dein Leben nach der Stammzellspende vor? Wenn alles gut geht…?“. Darüber hab ich mir oft Gedanken gemacht…und immer wieder bin ich an einem Punkt angekommen. Bei ihm. Ehrlich und offen, so wie ich ihm gegenüber sein möchte, flüstere ich: „Mit dir.“ „Wie…wie bitte?“, Unglauben tritt in sein Gesicht, lässt seine verborgene Hoffnung aufschimmern. „Ich möchte einfach mit dir zusammen sein…ich weiß nicht, ob ich jemals wirklich Ärztin werden kann…wenn nicht, dann werde ich da schon irgendwas draus machen. Aber vor allem, möchte ich die Zeit meines Lebens mit dir verbringen…viel zu lange hab ich nach dieser Person gesucht, die mein Leben durcheinander bringt und zugleich wieder heilt. Mir irgendwie hilft, alles zu überwinden…und das bist du. Wenn ich ganz ehrlich bin, bist du der Einzige, den ich mir an meiner Seite vorstellen kann…ich hab das Gefühl, einfach angekommen zu sein. Und es fühlt sich richtig an.“, ich schließe meine Augen, konzentriere mich auf Sasukes Herz, das in seiner Brust rast. „Ich könnte ewig hie mit dir sitzen…“. „Eine Ewigkeit mit dir?...Hört sich gut an!“. Sasukes Lippen auf meinen, seine Hand an meiner Wange, meine auf seiner Brust. Ja, er hat recht. Eine Ewigkeit zusammen hört sich verdammt gut an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)