Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 23: Konfrontation ------------------------- Sasuke „Was willst du hier?“, wiederhole ich meine Frage, barsch und harscher als gewollt, dennoch bewirkt der Unterton genau das, was ich erhofft habe. Mein werter Herr Vater zuckt zusammen. Ich kann es einfach nicht verstehen, was er hier will, nach all den Jahren, nach diesem einen Jahr, in dem ich ihm alles von mir gegeben habe, nichts verlangt habe, außer, dass er sich danach nie wieder bei uns meldet. Und dann auch noch an Mutters Todestag….als wäre dieser Tag nicht schon schlimm genug für uns. Der gestrige Gedanke daran, als Sakura mich gefragt hab, ob ich sie begleite…der hätte mich innerlich beinahe zerrissen. Ich kann nicht an ihrem Grab stehen, ohne in Tränen auszubrechen und die vollkommene Kontrolle über meine Gefühle zu verlieren. Und das wollte ich Sakura erst nicht zeigen, mich nicht noch verletzlicher zeigen, als ich es durch ihre Krankheit eh schon bin. Doch alles an ihr bringt mich dazu, meine Prinzipien über Bord zu werfen…allein schon der Gedanke daran, dass sie mir gestern alles von ihr gegeben hat, sich mir hingegeben hat und es nicht bereut, sondern mich mit offenen Armen empfängt und mir Trost spendet. Mein Blick wandert automatisch zu der wunderschönen Frau neben mir, ihr Kopf bedeckt von einem rosa Schal, als würde sie sich auf ihre Naturhaarfarbe einstellen. Doch irgendetwas stimmt an ihrem Gesichtsausdruck nicht, er ist nicht liebevoll und zärtlich, so wie immer, wenn sie mich anschaut, sondern erschrocken, fast schon perplex. Stimmt, sie kennt Fugaku gar nicht, weiß nicht, was da alles zwischen uns passiert ist und weshalb ich ihn nie wieder sehen möchte. „Ich wollte eure Mutter besuchen…und euch. Ich hab gehört, dass Itachi auch wieder in New York ist und da dachte ich, ich statte euch beiden gleichzeitig einen Besuch ab..“, mit leiser, dunkler Stimme beantwortet er meine Frage. Komischerweise klingt sie normal, nicht kratzig oder langsam geschwollen, nichts, was auf sein Problem hindeuten würde. Ein Jahr lang habe ich wirklich versucht ihm zu helfen, habe meinen Platz an der Uni aufgegeben, meinen Abschluss an einer Privatuniversität gemacht, weil ich dort nicht immer anwesend sein musste, nur, damit ich bei ihm war und ihm durch seine schwere Zeit geholfen habe. Und nicht ein Wort des Dankes kam seitdem von ihm, als wäre es selbstverständlich, was ich für ihn getan habe…nach all dem, was er uns angetan hat. „Was wolltest du? Was willst du von uns? Haben wir nicht vor zwei Jahren die Fronten geklärt und gemerkt, dass es besser ist, wenn wir alle keinen Kontakt mehr mit dir haben? Warum bist du wirklich hier?!“, meine Stimme hebt sich automatisch, ich kann nichts gegen dieses erdrückende Gefühl in meiner Brust tun, den Kloß, der sich in meinem Hals bildet, meine Worte zorniger rausbringt, obwohl ich eigentlich eher enttäuscht bin. Eine kleine Hand packt meine, streichelt sanft darüber, ich fange Sakuras weichen Blick ein. „Meinst ihr, das ist der richtige Ort, um das zu diskutieren?“, leise ertönt ihre Stimme, erinnert mich an den Ort, an dem wir uns befinden. Fuck! Wie konnte ich das vergessen? Wenn mein Vater anwesend ist, brennen bei mir die Sicherungen durch und ich habe einen Tunnelblick…abschalten kann ich den Scheiß nicht und verdammt, ärgert mich das. Doch Sakura hat recht, deswegen nicke ich nur kurz und drehe mich dann um, um den Friedhof zu verlassen, Sakura an meiner Hand im Schlepptau, auf Fugaku achte ich nicht weiter. Entweder er folgt uns, und wir diskutieren unsere Probleme aus, oder er bleibt dort stehen und dann wars das aber auch. Ich kann nicht ewig auf seine immer gleichen Worte warten, immer darauf bedacht, ihm ja nicht wehzutun. Seine schwierige Phase ist vorbei, er ist kein kranker Mensch mehr, er wird alles überleben und es werden kaum Folgeschäden bleiben, also liegt es nicht bei mir, mich noch um sein Wohlergehen zu kümmern! Kaum, dass wir den Ausgang des Friedhofs erreicht haben, um die Ecke gebogen sind und vor meinem Auto stehen, holt uns mein Vater ein, stoppt mich, in dem er das Unpassendste sagt, was er in diesem Moment hätte sagen können. „Und wer sind Sie, dass Sie sich erlauben, sich hier einzumischen? Es kann Ihnen egal sein, was am Grab meiner Frau passiert und was nicht!“. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt? Sein Blick fixiert Sakura, wandert an ihr entlang, Verachtung, ja, fast ekel spiegelt sich in ihm wieder. Der Hass, den ich in den letzten Jahren auf ihn bekommen habe, wird grade noch gesteigert, seine Dummheit muss sehr hoch sein, wenn er nicht versteht, was es zu bedeuten hat, wenn Sakura meine Hand hält. Ich will grade dazu ansetzen, ihn anzuschreien, was er denkt, wie er mit meiner zukünftigen Frau umgeht, dass es ihn nicht zu interessieren hat, wer sie ist und dass sie mit allem Recht hat. Ja, zukünftige Frau. Irgendwann wird sie es sein, auch, wenn sie es vielleicht selbst nicht glaubt und immer noch die schlimmsten Todesszenarien im Kopf hat….irgendwann werden wir diesen Punkt erreichen, wenn wir diese ganze Scheiße hinter uns haben. Doch Sakura lässt mir gar keine Möglichkeit, sie zu verteidigen, für sie einzustehen, wie ein Fisch muss ich meinen Mund wieder zuklappen, mich geschlagen geben. Wut. Zum ersten Mal sehe ich geballte Wut in ihren funkelnd grünen Augen blitzen, ihre Stirn krausgezogen, die Lippen zu einem schmalen Strich. „Mein Name ist Sakura Haruno, ich bin Sasukes Freundin. Das zu der Frage, wer ich bin.“, mit ruhiger Stimme kontert sie Fugaku, immer wieder bin ich überrascht, wie sehr sie ihre Stimme und ihre Stimmung unter Kontrolle hat. Etwas, was ich in solchen Situationen nicht mehr habe. „Und es geht mich sehr wohl etwas an, was an Mikotos Grab geschieht, denn neben ihr liegen meine Mutter und mein Bruder begraben, die sie mit ihrem Geschrei und Gefluche stören würden! Außerdem gehört es sich nicht, als erwachsener Mann, nicht die Eier in der Hose zu haben, seine beiden Söhne zu Hause zu besuchen, sondern ihnen auf dem Friedhof auflauern zu müssen! Entweder Sie kriegen sich wieder ein, oder hier redet niemand mehr mit Ihnen!“, ihre Stimme nicht mehr als ein bösartiges Knurren. Ohja, Sakura hat definitiv mehr Eier in der Hose, als mancher Mann. Manchmal auch mehr, als ich. Wie in diesem Moment. Ich hätte es mich nicht getraut, meinem Vater so derbe entgegenzutreten. „Sagst du auch was dazu, Sasuke?!“, zischt er mir entgegen, worauf ich lediglich meine Augen verdrehe und stolz zu Sakura hinunterblicke. „Hn. Meine Freundin hat alles gesagt“, damit drehe ich mich weg und überlasse ihn seinem Schicksal. Entweder er taucht bei mir zu Hause auf und sucht das Gespräch noch einmal, oder eben nicht. Die Fahrt nach Hause verläuft ruhig, Sakura spricht mich nicht während des Fahrens auf die Hintergründe meiner Wut an, aber ich weiß, dass ein Gespräch daheim fällig sein wird. Meinen Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet, finde ich mit meiner Hand ihre, verschränke unsere Finger miteinander und streiche mit meinem Daumen über ihren. Körperkontakt. Das ist, was ich jetzt brauche. Keinen Sex oder irgendwelche lustvolle Befriedigung. Nein, ich brauche lediglich die Bestätigung, dass sie hier ist und mich nicht alleine lässt. Und ich lasse ihre Hand kaum mehr los, nicht, als wir aus dem Auto aussteigen, oder als wir in den Aufzug steigen, nicht, als ich die Wohnungstür aufschließe und mir ein besorgter Itachi entgegen kommt, nicht, als uns Macho anspringt und seine Streicheleinheiten fordert, nicht, als ich sie auf mein Bett bugsiere und meinen Kopf an ihrer Brust vergrabe. Ich weiß…wie ein kleines Kind, aber im Moment bin ich verletzlich und fühle mich wie ein kleines Kind, das sich einfach nach etwas Nähe sehnt. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, leise dringen ihre Worte an meine Ohren. Nein…grade will ich das nicht. Ihre Augen schimmern im gebrochenen Licht, welches durch mein Fenster fällt, wie ein fein geschliffener Smaragd, jeder Blick mit Liebe erfüllt, als könne sie mich gar nicht anders ansehen. Ein wunderschöner Rosaton liegt auf ihren Wangen, gibt ihrem Gesicht die rosige Farbe, die es eigentlich haben sollte, wäre da nicht diese Krankheit. Wie in Trance lecke ich mir leicht über die Lippen, hab das Gefühl, dass ich sie immer noch dort schmecken kann. Ich komm nicht darum herum zu grinsen, als die Erinnerungen an gestern Nacht mein Gehirn fluten. Der Tag hat so stürmisch begonnen, da hab ich das irgendwie wirklich aus den Augen verloren….obwohl es das Schönste war, was ich bisher mit irgendjemandem teilen durfte. Da hab ich wieder gemerkt, wie sehr wir doch füreinander geschaffen sind. „Warum grinst du denn so?“, samtweich ist ihre Stimme, weich und doch bestimmend, frech und lustig zugleich. Langsam ziehe ich sie auf meinen Schoß, auf den sie perfekt passt, als wären wir wirklich füreinander gemacht worden. Schon gestern Nacht, als sie schon lange eingeschlafen war und ich noch wach und fasziniert, ja fast berauscht, wachgelegen habe, kam mir der Gedanke, dass ich sie eigentlich gar nicht verdient habe. Nach all der Scheiße mit Fugaku, bin ich eigentlich gar nicht mehr ein guter Mensch, der einen so tollen wie Sakura verdient haben könnte. Im Gegenteil, vielleicht bin ich sogar viel zu schlecht für sie, grade gut genug, an ihrer Seite zu sein, bis sie die Krankheit besiegt hat. Dann wird sie es auch bemerken und mich verlassen….vielleicht wird es so kommen, aber ich kann darum kämpfen, dass es nicht so wird und sie keinen schlechten Menschen in mir sieht, sondern mich und meine Reaktionen verstehen kann. Bisher war sie immer ehrlich zu mir, hat aus nichts ein Geheimnis gemacht, nicht aus Harus Tod, nicht aus ihrer Trauer, nicht aus ihrer finanziellen Lage und Wohnsituation. Immer hat sie mir die Wahrheit gesagt. „Ich hab an gestern denken müssen“, wieder bildet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht, ihres läuft hochrot an. Gott, wie sehr ich diese Frau doch liebe und begehre. Am liebsten würde ich wieder über sie herfallen… „Und dann hab ich daran gedacht, dass du immer ehrlich zu mir warst…und ich dir vielleicht auch mal ehrlicherweise die Sache mit meinem Vater erläutern sollte.“ Ein Nicken. Ich soll also fortfahren. Wie einfach es ist, mit ihr zu kommunizieren…. „Er hat uns verlassen, als Mutter krank wurde…einfach so. die Diagnose wurde Mittwochs erhoben, meine Mutter hat es uns am gleichen Tag noch erzählt, wollte keine Geheimnisse vor uns haben. Und Freitags war er weg….angeblich konnte er es nicht ertragen, meine Mutter leiden zu sehen, dabei hatte die da noch keine Chemo oder sonst was. Ihr ging es ja relativ gut, weswegen der Krebs so lange unentdeckt blieb. Scheiße, ich hab jeden Tag gehofft, dass er zurückkommt, den Helden spielt und jemanden dabei hat, der meine Mutter retten kann…dass alles wieder wird, wie es vorher war. Gut, vorher war es auch nicht berauschend, aber es war okay, wie es war, meine Eltern waren halbwegs glücklich miteinander, uns ging es gut, die Geschäfte liefen prima, aber vor allem, war Mutter da nicht krank. Naja…so mussten wir das alle alleine durchstehen, und nachdem Shisui dann auch noch bei uns gewohnt hat, wurde es noch chaotischer, aber er hat eine Lücke ganz gut gefüllt, wenn nicht sogar noch mehr Freude und Leben bei uns reingebracht. Mum war also immer von fröhlichen Gesichtern umgeben, nie haben wir ihr unsere Trauer gezeigt, ihr immer das Gefühl gegeben, das es so, wie es ist, gut ist. Aber er hat und verdammt noch mal gefehlt…seine scheiß Art hat einfach gefehlt, wie er rational und sachlich an manches herangegangen ist, ohne, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Das hat Itachi definitiv von ihm geerbt. Irgendwann hab ich in ihn nur noch ein gefühlloses Arschloch gesehen, das uns alleine gelassen hat, als wir Kinder ihn am Dringendsten gebraucht hätten. Und dann – ein Jahr vor unserem Abschluss – kommt er angekrochen. Leberzirrhose, weil er aus Trauer und Wut gegenüber meiner Mutter, weil sie uns alleine gelassen hat, gesoffen hat wie ein Weltmeister. Also sind wir beide zu ihm gefahren, haben uns der gesamten Situation vor Ort gestellt. Innerlich tat es mir gut, ihn leiden zu sehen, dafür, dass er nicht für seine Frau da war. Aber…und wahrscheinlich ist das unserem Beruf geschuldet, hab ich Mitleid mit ihm bekommen und ich war auch wieder wütend und hab mir gedacht, dass er es sich nicht so einfach machen kann, sich aus dem Leben zu verabschieden, sondern mit dem Schmerz und dem Gewissen leben sollte, was er uns da angetan hat.“, mein Blick wandert nach oben, sucht ihren, allerdings hat sie ihre Augen geschlossen, während ihre Lippen auf meiner Stirn liegen. Der Himmel. Definitiv. „Die Therapie hat nicht mehr angeschlagen…also kam nur noch eine Transplantation in Frage. Tja, für uns war es scheiße, immerhin haben wir mit ihm übereingestimmt, aber irgendwie ist er ja auch immer noch unser Vater. Also kam wieder mein schlechtes Gewissen und ich hab mich dazu bereiterklärt, ihm ein Stück meiner Leber zu schenken, unter der Prämisse, dass er sich dann nie wieder meldet, er uns unser Leben leben lässt und sich nicht einmischt. Ich hab ihn quasi aus meinem verbannt…das macht mich doch zu einem schlechten Menschen, oder? Ich mein…ich hab ihm nur geholfen, damit er weiter leiden kann…“, irgendwas nasses läuft meine Wangen herab, was Sakura mit ihren Fingerspitzen wegstreicht. Toll…wieder breche ich in Tränen aus vor ihr…. „Nein…macht es dich nicht. Ich kann dich da wirklich gut verstehen.“, keine weitere Erläuterung, keine Gründe, warum sie es verstehen kann, einfach nur Verständnis. Dankbar schmiege ich mich näher an sie heran. Egal welche Worte, sie wären zu viele in diesem Moment. „Warum hat Itachi ihm nicht gespendet, wenn ihr doch beide übereinstimmt mit ihm?“. Hm. Ob verschuldet, wie in Vaters Fall, oder nicht, unsere Familie ist nicht mit Gesundheit gesegnet. „Er ist krank. Deswegen war keine Spende möglich“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)