Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 28: Tage ohne Sakura ---------------------------- Sasuke Tag 1 Endlose Gespräche haben wir über dieses Szenario geführt. Darüber, dass du hier liegst und ich hier sitze und alles genauso beschissen ist, wie es nunmal gerade ist. „Saku…du schaffst das. Bitte…“, meine Hand bekommt langsam deine zu fassen, doch ich kann nicht zudrücken, denn in ihr steckt ein Zugang, dein Port ist schon belegt und auch der ZVK an deinem Hals pumpt Unmengen an Zeug in dich hinein. Deine Haut ist noch weißer und fahler als sonst, hat gänzlich ihren Glanz verloren. Dein kleiner Flaum, der dir da wieder wächst- dein kleines Wunder, wie du es nanntest- verleiht dir etwas magisches. In dieser absolut beschissenen und perfiden Situation…da schaffst du es trotzdem, magisch zu sein. „Sasuke…komm. Lass uns etwas frühstücken, du musst gleich mit deinem Dienst anfangen“, Itachi legt seine Hand auf meine Schulter, holt mich in die Gegenwart zurück. Frühstück. Ich bekomm doch eh nichts runter. Warum soll ich etwas essen, wenn es doch eh nach nichts schmeckt? Ohne Saku schmeckt es einfach nach nichts…nichts macht mehr Spaß. Fast, als hätte mein Leben seinen Sinn verloren. „Itachi, nicht jetzt. Ich kann einfach nicht. Was mach ich denn, wenn sie nicht mehr aufwacht, verdammt, was mach ich, wenn sie stirbt, was..“, meine Atmung kann ich schon lange nicht mehr kontrollieren. Unkontrolliert vibriert mein Zwerchfell, meine Atmung wird flacher und hektischer, hysterisch versuche ich so viel Sauerstoff wie möglich in mich hineinzupumpen, werde dabei jedoch nur schneller und hektischer. Das Aussprechen meiner Gedanken und die Angst, Saku zu verlieren, steigern die in mir hervorkriechende scheiß Panik nur noch mehr und ich fange richtig an zu hyperventilieren. Warum kann dieser Horror denn nicht ein Ende finden? Womit haben wir es denn verdient, dass uns das Schicksal nochmal so an den Karren pisst? Um mich herum wird alles schwarz und ich finde ungewollt den so dringend benötigten Schlaf. Tag 2 immer noch müde schlage ich meine Augen auf und blinzle gegen das Licht an. Anscheinend habe ich die ganze Zeit auf meinem Arm gelegen, weshalb ich den jetzt kaum mehr spüre und den Drang verspüre, mich auf den Rücken zu drehen. Doch die eine Robbe liege ich da und schaffe es einfach nicht, meine Körpermasse zu bewegen. Undefinierbare Laute verlassen meinen Mund und ich erwische mich dabei, wie mir das wirklich vollkommen egal ist. Der einzige Gedanke, der mich binnen Sekunden aufrichtet und mich zu meinen Klamotten auf dem Stuhl neben mir hechten lässt, ist der an Sakura. Sakura... Tränen steigen in meinen Augen auf, und der Kloß in meinem Hals lässt sich nicht herunterschlucken. Warum habe ich die Anzeichen nicht gesehen? Das Zwicken in der Seite, dass sie so schnell schlapp wurde und ihr so oft schlecht war. Aber all das sind doch auch Nebenwirkungen der Chemo, also in ihrer Situation mehr als nur eindeutig gewesen für mich. Wieso bin ich kein besserer Arzt und habe gemerkt, wie schlecht es ihrem Körper gehen muss. Gefangen in einer Lethargie ziehe ich meine Kleidung an, schlurfe zur Tür hinaus und erwarte einen stets gut gelaunten Macho. Allerdings ist auch dieser außer Haus. Wahrscheinlich hat ihn Itachi mal ausgeführt. Itachi. Wie hab ich denn gestern überhaupt meinen Dienst über die Bühne gebracht? Nach ihm suchend laufe ich durch meine Wohnung, allerdings ist auch von ihm keine Spur, also ist er wirklich mal unterwegs. Also mache ich mich auf den Weg... Als hätte die Zeit stillgestanden. Die gleichen Schläuche, das gleiche Piepsen des Monitors, die gleiche Blässe in deinem Gesicht. Dieser Anblick erinnert mich an die drei Wochen, die ich an deinem Bett verbracht habe. Bitte lass es nicht wieder eine so lange Zeit sein. Langsam schlurfe ich zu dem Stuhl in der Ecke, ziehe ihn zu deinem Bett, extra klaut, als könne ich dich mit den Geräuschen wecken, und setze mich hin. Meine Position. An deiner Seite. Tag 7 „Das könnt ihr nicht machen! Ich brauche nur noch ein wenig Auszeit, dann bin ich doch wieder einsatzbereit. Lewis, das können Sie jetzt wirklich nicht bringen, ich-“. „Sasuke, es reicht. Sie sind am Ende. Sakura wird überleben, aber wenn ich Sie nicht zwangsbeurlaube, wacht sie auf und hat keinen Sasuke mehr an ihrer Seite. Auch ein Sasuke Uchiha ist kein Superheld.“ Tag 8 „Lewis, entschuldigen Sie, dass ich nochmal anrufe, aber gibt es denn nun schon genauere Ergebnisse? Wie sind die Blutergebnisse und...wie schlägt die Dialyse an?“, mein dritter Anruf bei ihm. Irgendwann bringt er mich noch um. „Die Dialyse schlägt an, das Blutbild sieht ganz gut aus, jetzt heißt es abwarten, okay? Sie ist wunderbar hier aufgehoben. Fahr ein paar Tage weg, tanke Kraft, die werdet ihr benötigen, wenn sie wieder aufwacht. Den ZVK haben wir gezogen, der war nicht mehr nötig, du siehst, es geht bergauf. Und jetzt will ich einige Tage nichts von dir hören !“ Tuut. Legt der einfach auf... Vielleicht sollte ich wegfahren. Nicht zu weit weg, damit ich jederzeit wieder schnell im Krankenhaus bin, aber doch etwas Abstand gewinne. Itachis Hand auf meiner Schulter, wie ein Mantra, immer wiederkehrend. „Lass uns fischen gehen“. Er hat doch immer die besten Ideen. Ein bisschen abzuschalten könnte mir echt guttun, Sakura dominiert sowieso meine Gedanken, Ängste überrollen mich jede Sekunde aufs Neue. Kapitulierend vor Itachi, Sakura, meiner Welt, verschwinde ich in mein Zimmer, packe alles notwendige für ein paar Tage Camping zusammen und fische in den Untiefen meines Schrankes mein Anglerset hervor, das mir unser Vater vor etlichen Jahren geschenkt hat. „Lass uns gehen“, meine Füße tragen mich zum Auto, doch ich spüre nichts. Wir bewegen uns von zu Hause weg, doch ich spüre nichts. Die Tage mit Itachi sind schön, doch ich spüre nichts. Staten Island ist wunderschön, doch ich spüre nichts. Tag 15 Ich betrete Sakus Zimmer und sehe sie da liegen, friedlich atmend und mit einer gesunden Farbe im Gesicht. Und zum ersten Mal seit Tagen spüre ich wieder etwas. Diese Vertrautheit, ihr einzigartiger Duft, der das Zimmer durchflutet, jedes Desinfektionsmittel und Jod übertüncht. Sie zieht mich magisch an, meine Hände suchen automatisch ihre, meine Lippen pressen sich auf ihre Stirn, als könne mein Kuss sie aufwecken. Sie wird es schaffen. Tag 16 „Sasuke, es sieht sehr gut aus. Allerdings müssen wir Sakura einen Tumorstent legen. Ihre Harnleiter verstopfen immer wieder und du weißt, kann nichts abfließen, kommt es zur Stauung und letztlich zur Vergiftung des Körpers. Und das wollen wir dieses mal verhindern. Wir werden die Stents morgen legen, aber sei beruhigt. Ok?“, Lewis Nachricht auf meinem AB. Eine weitere Operation. Na ganz toll. Tag 17 Das Zimmer ist leer, als ich komme. Sakura muss wohl schon im OP sein, und der Stent wird gelegt. Also warte ich jetzt die drei Stunden, bis die OP und die Verwaltungszeit abgeklungen sind. Ob die Schiene dem Körper die Möglichkeit gibt, sich zu erholen? Eine Dialyse ist auch immer wieder eine große Belastung und vielleicht kann sie nicht gleichzeitig wachwerden und kämpfen, vielleicht ist sie zu abgeschlagen dafür. Mir bleibt nur das Hoffen. Tag 19 Die letzten Tage waren stressig, ich konnte kaum zu Sakura, denn mein Dienst hatte wieder begonnen und wie ein Anfänger wurde ich in die Ambulanz geschickt. Hochgradiger Stress, aber viel Ablenkung, und deswegen auch gut getaktet von Lewis. Ich trockne mich ab, denn ich war grade trainieren, um ein wenig körperliche Auslastung zu erreichen und mich frisch wieder in den Dienst stürzen zu können. Heute würde ich auch wieder zu Sakura können, ihre Werte sehen super aus und wenn ich sehr ehrlich zu mir selbst bin, dann weiß ich, dass es wirklich gut aussieht. Kurz bevor ich das Fitnessstudio verlasse, schaue ich kurz auf mein Handy. 5 verpasste Anrufe von Lewis. Scheiße. Panik macht sich in mir breit und auf einmal kommt mir mein Optimismus, den ich so unverfroren an den Tag gelegt habe, lächerlich und redundant vor. Panisch stürme ich aus dem Studio, versuche mit zitternden Händen die Rückruftaste zu wählen und hoffe, dass er so schnell wie möglich abnimmt. Kaum, dass der Anruf angenommen wird, sprudeln die Fragen aus mir heraus. Doch die Antwort, die ich bekomme, reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)