Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 32: Tag -10 ------------------- Sakura Konditionierung. So nennt sich die schreckliche Phase, die ich jetzt durchlaufen muss. Sasuke hat mich heute Morgen noch hier abgeliefert, bevor er seinen Dienst angetreten ist. Wir haben uns dazu entschieden, dass ich die Hochdosisphase alleine durchstehen werde, zumal er sowieso bei den regelmäßigen Visiten dabei sein wird. Gar nicht sehen, werden wir uns also nicht. Und dennoch möchte ich gar nicht wirklich, dass er ständig an meiner Seite sitzt, merkt, dass mir die Behandlung doch gar nicht so gut tut, wie sie es vielleicht sollte. Aber er weiß von den Nebenwirkungen, er weiß, dass ich Schmerzen haben werde und er weiß, dass die Aplasie, die Phase, nach der Konditionierung, genauso schlimm wird. Und die Chance hoch sein wird, dass ich die Stammzellen des Spenders abstoße. Aber ich werde es schaffen…die letzten Wochen mit Sasuke haben mir unendlich viel Kraft gegeben, ich habe etwas zugenommen und fühle mich auch psychisch bereit, diese Aufgabe zu bewältigen. Denn ich möchte leben. Mit Sasuke. Und Itachi und Sui und Macho…mein lieber Macho. In Gedanken versunken lehne ich mich zurück, bette meinen mit dem zarten Flaum bedeckten Kopf auf das Kissen und schließe meine Augen. Nur noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen, die schmerzlosen Stunden genießen. Doch schneller als gedacht, umhüllt mich der schwarze Tod und ich flüchte dorthin, wo ich mich inmitten meiner Familie befinde, die Geborgenheit erfahre, die mir momentan physisch nur Sasuke bieten kann. Ein kleiner Stich lässt mich aufschrecken, reißt mich aus meinem kleinen Tagtraum…lässt diese scheiß Realität wie ein Damoklesschwert auf mich niederrasen. Träge öffne ich meine Augen, weiß ich doch eh, was passiert ist. Mein Port wurde angestochen- ab geht die Chemoparty! Und obwohl mir der Gedanke innerlich den Arsch aufreißt, vergeht dieses Gefühl binnen Sekunden, denn die Augen, die mich da so liebevoll anschauen, mich am liebsten vor alle dem schützen würden, geben mir Geborgenheit. Und Sicherheit. Und machen alles ein bisschen weniger scheiße. „Hey…ich wollte nicht, dass dich irgendeiner dieser Neulinge hier ansticht“, seine Stimme zittert. Wann wurde Sasuke so zerbrechlich? Hab ich das aus ihm gemacht? Oder ist das diese Krankheit, die nicht nur mich langsam zugrunde rafft? Langsam nehme ich seine Hand, die fahrig meinen Port bearbeitet. „Es wird alles gutgehen…Sasuke.“, sein Blick weicht meinem aus, und ich weiß genau, welcher Gedanke sich jetzt in ihm abspielt. Er wird mir die erste Hochdosis spritzen. Cyclophosphamid und Busulfan. Sollte es mir in den nächsten Stunden und Tagen schlecht gehen…wird er sich als Geber die Schuld geben. Mein dummer, dummer Idiot. „Na dann mal los…fang schon an. Ein letzter Kuss?“, und ehe ich mich versehen kann, stupsen zwei Finger gegen meine Stirn. „Ich liebe dich. Aber ich hab nicht umsonst einen Mundschutz an. Du kannst die Bakterien jetzt nicht gebrauchen. So…ich häng dir jetzt die Infusionen an, ja? Danach gehe ich….wenn irgendwas ist…Sakura, nutz diesen scheiß Knopf und ruf eine Schwester zu dir!“. Ich bringe nur ein kurzes Nicken zustande, die Panik kriecht wieder in mir hoch und am liebsten würde ich Sasuke unter meine Decke stecken und nie wieder gehen lassen. Aber das kann ich nicht und wir haben uns dazu entschieden, dass ich das hier alleine durchziehen werde. Ein Ploppen, ein Drehen, ein leises Tropfen. Tag -10 beginnt. __________________________________________ Irgendwo zwischen MCP-Tropfen und abstöpseln bin ich eingeschlafen, habe das Gefühl genossen, wie die Übelkeit verschwindet, die ruhe zugelassen und endlich etwas Erholung bekommen. Etwas, das mein Körper gebrauchen kann. Mir ist schwindlig, ich fühle mich schlapp und träge, als ich das kleine Licht über meinem Bett anmache, merke, wie mein Magen rebelliert. Kotzen, das schlimmste an der Chemo. Und doch bleibt es kaum aus… Und schwallartig verlässt die Brühe, die ich heute Mittag getrunken habe, meinen Magen, verteilt sich auf dem Boden, wie ein fließendes Gemälde. Pf. Perfide Situation. Kraftlos betätige ich den Schwesternknopf, schäme mich unendlich, dass ich nicht mal die Kraft habe, ihr zu sagen, dass es mir leid tut, sondern direkt wieder einschlafe und sie ihrer Arbeit überlasse. Sonnenstrahlen fluten mein Zimmer, kitzeln meine Nase und wecken mich sanft aus einem tiefen Schlaf. Doch ich fühle mich erschlagen, als hätte ich einen Marathon absolviert. Und da sind wieder Hände, die an meinem Port nesteln, ein Ploppen, ein Drehen, ein leises Tropfen. Die nächste Dosis. Ich versuche meine Augen zu öffnen, muss sie allerdings erstmal reiben, die Tränen der letzten Nacht haben sie zunehmend verklebt. „Sakura, ich hab dir einen Tee hingestellt. Bitte trink etwas. Ich hab dir nochmal NaCl angeschlossen, weil du gestern so viel Flüssigkeit verloren hast, aber bitte nimm das auch oral zu, damit alles geölt bleibt“. Susen, eine sehr liebe und hilfsbereite Schwester. Mit einen kurzen Nicken quittiere ich ihre Aussage. Mein Hals brennt wie Feuer, meine Zähne tun weh. Das Ziehen in meinem Bauch wird stärker und ich frage mich, wie schlimm es wohl noch werden wird. Meine Tür öffnet sich, und Jim, Sasuke und zwei weitere Ärzte, deren Namen ich nicht kenne, betreten den Raum. Visite…schon? Wie lange hab ich bloß geschlafen? Ich versuche zu lächeln, meine Beschwerden runterzuschlucken. Sie sind noch nicht so stark, dass die beiden sich sorgen um mich machen dürfen. „Guten Morgen Sakura…wie geht’s dir?“, Jims kühle Hand legt sich auf meine Stirn, bring mich ein wenig zum Frösteln. Ein Lachen geht durch die Runde. „Sehr gut…Fieber hast du schon mal keins! Jetzt sag…wie geht’s dir?“. „Mein Hals tut weh,“ krächze ich, „weil ich heute Nacht gebrochen habe, aber ansonsten…wie immer nach einer Chemo! Alles in Butter“. Sasukes blick liegt schwer auf mir, seine Sorge sehe ich ihm an, dass er wenig geschlafen hat ebenfalls. „Wie geht es denn euch?“, frage ich keck zurück. Ich weiß, dass es den beiden nicht wirklich gut geht.. „Fran macht sich große Sorgen um dich, und sich Vorwürfe, weil sie dich kaum besucht…hat sie die ganze Nacht wachgehalten. Unruhiges Weib…“, ein verhaltenes Lachen, die Schamesröte im Gesicht. Ich kann es nicht fassen. Hinter meinem Rücken sind die beiden ein Paar geworden. Meine Freude darüber lässt mir nichts anderes zu, als ihn zu umarmen, mich fest an ihn zu drücken. Gott, wie sehr ich es den beiden gönne!! „Aber jetzt kann ich ihr ja sagen, dass es dir soweit gut geht. Und die nächste Einheit hängt ja auch schon…nicht mehr lange, dann kommen deine neuen Zellen. Dann bist du nicht mehr die Alte“. Unter dem Mundschutz erkenne ich ein Lächeln und auch Sasukes Augen strahlen. Bald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)