Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 1: Drei Momente ----------------------- Kalt. Mir ist so unendlich kalt. Mein olivgrüner Pullover hängt an mir wie ein Kartoffelsack. Viel zu groß und viel zu schwer, bedeckt meine viel zu dünnen Ärmchen, und meinen viel zu dünnen Bauch, geschweige denn von der kaum vorhandenen Oberweite. Ich hatte mal von allem mehr, aber dann kam er und nahm mir alles. Ich hätte nie gedacht, dass es im Leben nur einen kleinen Augenblick, nur einen winzigen kleinen Moment braucht, um dein ganzes bisheriges Leben zu verändern. Bis jetzt hatte ich drei dieser Momente erlebt. Der erste, als meine Mutter starb. Ich war vierzehn und von einem Moment auf den anderen auf mich selbst gestellt. Klar, ich hatte noch meinen kleinen Bruder, aber für den musste ich ab dann Sorge tragen und so musste ich lernen, die Schule und das Geldverdienen und meinen Bruder unter einen Hut zu stecken. Irgendwie gelang es mir tatsächlich. Ich konnte meinen Schulabschluss machen und nebenher arbeitete ich in einem kleinen Café, dessen Besitzerin wirklich gutmütig war und mich auch bezahlte, wenn mein Bruder mal krank war und ich deshalb ausfiel. Aber die Krankheitstage häuften sich immer mehr, immer öfter, wenn ich heimkam, lag mein Bruder gekrümmt vor Schmerzen im Bett, hatte Blessuren am ganzen Körper und Platzwunden im Gesicht. Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte, also hab ich mich an meine Chefin gewendet, ihr mein ganzes Leid geklagt, sie um Unterstützung angefleht. Ich wusste nicht, was mit meinem kleinen Bruder passiert war, er redete nicht mit mir und meine Angst um ihn steigerte sich jeden Tag ein kleines Stückchen mehr. Francis, meine Chefin, half mir so gut es ging. Sie unterstützte mich nicht nur finanziell, sondern auch im Umgang mit meinem Bruder. Sie hatte fünf Kinder und wusste sofort, was mit ihm passiert war. Er wurde gemobbt, weil seine Schwester im Alter von vierzehn Jahren arbeiten gehen musste und sie trotzdem zu arm war, um ihm neue Klamotten zu kaufen. Stattdessen zogen wir die alten meiner Mutter und die noch Übrigen ihres Freundes an, da sie groß genug waren und für den Winter reichten. Ich hab nie verstanden, weshalb man ein Kind deswegen so behandeln kann. Und ich hab wirklich alles innerhalb der vier Jahre, bis ich 18 wurde und den Abschluss gemacht habe, versucht, um dem Ganzen entgegenzuwirken, zu zeigen, dass wir auch anders können. Nicht nur er wurde ausgegrenzt, sondern auch ich, aber mir hatte das nie etwas ausgemacht. Ich konnte auf keine der legendären Partys gehen, die Ino, das beliebteste Mädchen der Schule, schmiss, oder mich mit den anderen über die neusten Shows und Schminke unterhalten, denn wir hatten keinen Fernseher und ich konnte mir auch keine Schminke leisten. Alles, was ich an Geld verdiente, steckte ich in die Miete, in den Strom, das Essen und zuguterletzt in Haru, meinen Bruder. Wenigstens er sollte etwas Schönes haben, also bekam er an Weihnachten entweder neue Markenschuhe geschenkt von mir, die ich mühsam über das Jahr angespart hatte oder er bekam andere Kleidung, einen Ranzen oder Schulsachen. Für alles fehlte mehr oder weniger das Geld, aber ich versuchte wirklich immer mein Bestes zu geben. Um das Essen musste ich mir ab meinem 16. Lebensjahr keine Gedanken mehr machen, denn Francis kochte jeden Tag in ihrem Café für uns mit und steckte uns auch Brot und Obst in die Ranzen für die Schule am nächsten Tag. Irgendwie war alles okay so wie es war. Wir kamen ja zurecht und ich machte schließlich einen wirklich guten Abschluss. Ich wollte studieren. Medizin. Das war schon immer mein Traum. Ich wollte Menschen helfen, sodass sie nie wie meine Mutter leiden müssten und auch nicht an ihrer Krankheit sterben. Meine Mutter hatte Leukämie, aggressiv und widerspenstig. Und todbringend für sie. Also setzte ich alle Hebel in Bewegung, beantragte meine Studienförderung, welche ich auch komplett übernommen bekam, bewarb mich mit dieser an der Columbia University in the city of New York und wurde auch an dieser angenommen. Mit mir studierten dort noch einige Leute, aber das interessierte mich nicht, ich ging abermals nicht auf Partys, nahm an keinen Treffen teil und ging nach jedem Vorlesungsende brav in Francis Café arbeiten. Danach ging ich heim und kümmerte mich um meinen Bruder, der mal wieder den ganzen Tag nur vertieft in seinen Büchern verbrachte. Er fand noch immer keine Freunde und das hatten wir wohl einfach gemeinsam. Mein hübscher Haru, 16 Jahre alt und doch so zurückgezogen. Ich merkte nicht, wie er immer mehr zurückgezogen lebte, sich immer mehr verschanzte, denn zu mir war er normal und ich war den ganzen Tag nicht da. Ich bemerkte nicht einmal mehr, dass er nicht mehr ins Café kam, sondern ich das Essen wie selbstverständlich mit nach Hause nahm. Die anrufe der Schule musste ich gekonnt ignorieren, denn ich hatte während den Vorlesungen keine Zeit dort zurückzurufen, noch danach, denn da musste ich ja arbeiten. Umso mehr traf mich der Schock, als ich eines Tages nicht nur einmal von der Schule angerufen wurde, sondern auch sieben weitere Male von der Polizei. Ich hatte mir nichts zu Schulden kommen lassen, und deswegen ging ich auch dieses Mal nicht ran. Ich saß ja eh grade in einer Vorlesung über die Stoffwechselreaktionen in Körper bei Einfluss durch Alkohol. Es war ziemlich interessant und lenkte mich gut von meinem dauernd vibrierenden Handy ab. Ich wäre lieber rangegangen, denn dann hätten mich nicht zwei Polizeibeamte mitten in der Vorlesung abgeholt, mir wären die Blicke der anderen erspart geblieben und ich hätte nicht in einem Streifenwagen davon erfahren, dass sich Haru das Leben genommen hatte. Der zweite Moment. Er hatte das ganze Mobbing nicht mehr ertragen und mir in einem letzten Abschiedsbrief geschildert, weshalb er sich das Leben nimmt und er stolz auf mich ist, dass ich ihn trotzdem immer gut behandelt habe, nie aufgegeben habe. Zuhause war er glücklich, wenn wir abends die Zeit zusammen verbrachten, nur die Tage zogen sich in einer unendlichen Qual. Zwei Monate besuchte ich die Universität nicht mehr, brauchte die Zeit für mich, um das alles zu verdauen, die Beerdigung zu organisieren, für die all mein Geld draufging, aber es war mir viel zu wichtig, dass Haru ein schönes Grab bekam. Nach diesen zwei Monaten hatte ich keine Tränen mehr, die ich vergießen konnte und ich hatte wieder einigermaßen Hoffnung geschöpft, ihm innerlich versprochen, dass ich alles dafür tun werde, dass Menschen nicht mehr leiden müssen, auch Kinder, die Mobbing zum Opfer fielen. Ich schloss mich einer Wohlfahrtsorganisation an, die sich um Kinder kümmerte, die Opfer von Mobbing wurde und den Familien eine psychische Betreuung zur Verfügung stellten. Diese nahm ich in Anspruch, lernte auch meine Angst vor Zurückweisung abzulegen und ich hatte wirklich die Hoffnung, dass ich irgendwann in der Lage wäre, soziale Kontakte zu knüpfen. Diese Zeit lag drei Jahre zurück, als mich der dritte Moment eiskalt erwischte. Ich fiel noch nie in der Universität auf, bis auf das eine Mal, als mich die Polizisten abholten und dann ein weiteres Mal, als ich zwei Monate später wieder zur Vorlesung erschien und der Professor mich mit meinem Namen ansprach und nach meinem Wohlergehen fragte. Er wusste natürlich Bescheid. Aber seitdem fiel ich nie wieder auf. Ich bemerkte zwar immer und das wirklich ständig einen Blick auf mir ruhen, so, als würde jemand über mich wachen wollen, aber ich konnte nicht ausmachen, wer mich da die ganze Zeit beobachtete. Irgendwann in einer Vorlesung über den Konsum von LiquidE und seinen Folgen für die Nervenstränge, bemerkte ich wieder diesen Blick auf mir ruhen. Ich ließ meinen durch den ganzen Vorlesungssaal wandern, bis ich die Person bemerkte, die mich mit ihren schwarzen Augen anstarrte. Eigentlich hätte ich Angst bekommen sollen, aber aus irgendeinem Grund, tat es mir gut zu wissen, dass da jemand auf mich aufpasst, auch wenn er mich die ganze Zeit begafft. Ich stand dem Blick damals stand, lächelte ihn sogar schüchtern an. Ich wollte nicht flirten, einfach nur zeigen, dass ich nett sein konnte. Und er lächelte zurück. Verhalten, aber ein kleines Lächeln war es doch. Und seitdem merkte ich seinen Blick immer öfter, fand ihn immer öfter, bekam ein Lächeln immer öfter. Von einem Tag auf den anderen war er nicht mehr in den Vorlesungen, also bekam ich kein Lächeln mehr und irgendwie kam ich mir sehr unbeschützt vor ohne seinen Blick, der immer auf mir ruhte. Aber er kam nicht mehr. Das ganze Jahr kam er nicht mehr. Und dann am Ende meiner letzten Klausur für das Jahr und somit meiner Abschlussklausur für das Studium, brach ich zusammen. Man brachte mich ins Krankenhaus und untersuchte mich. Leukämie. Wie bei meiner Mutter. Die Anzeichen hatte ich nicht gemerkt, dafür kamen sie zu schleichend und langsam. Sofort fing ich mit der ersten Chemotherapie an, die alles von mir abverlangte. Ich war eh schon nicht die kräftigste Person, eher zierlich und klein, deswegen schlug der heftige Medikamentencocktail noch mal richtig zu. Ich verlor meine Haare, grade zu der Zeit, als uns die Ergebnisse mitgeteilt wurde und die Abschlussfeier mit Zeremonie stattfand. Ich brachte alles hinter mich, meine Glatze mit einem Tuch bedeckt, und auch ein Kleid hatte ich mir angezogen, wobei mein Körper schon da langsam abbaute. Und ich fiel auf. Man sah mir die Krankheit an und ich fiel dermaßen auf. Als ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hielt war ich froh, allerdings wusste ich nicht, ob ich jemals wirklich Ärztin werden könnte, immerhin wusste ich nicht mal, ob ich sterben oder leben werde. Und ich musste da alleine durch. Ich hatte keine Familie mehr, Francis konnte auch nicht dauernd bei mir sitzen und Freunde hatte ich ja schon erst recht nicht. Ich war ein wirklich untypisches Mädchen. Ich war noch nie verliebt, hatte keinen Freund, war somit noch Jungfrau, und ich hatte auch keine normalen Freunde. Mir war es echt vergönnt, ein normales Leben zu führen. Drei Momente. So viele hatte es gebraucht um mich an diesen Punkt zu bringen. Ich resegniere. Grade. Hier im Krankenhaus. Meinen großen Pullover über meinem Körper gezogen, die dicke, viel zu große Jogginghose an den Beinen, welche viel zu dünn waren, um überhaupt eine Hose zu tragen, eine Decke fest um meinen Körper gewickelt. Ich hab grade mein Frühstück verspeist, was mir hoffentlich nicht wieder in einer halben Stunde hochkommt. Ich habe grade eine Woche Pause von der Chemo, erhole mich sozusagen von den Strapazen, versuche etwas an Gewicht zuzulegen, damit die nächste Chemo nicht allzu anstrengend wird. Immer noch wurde kein Stammzellspender für mich gefunden. Wie immer, kein Glück im Leben. Da ich keine Lust habe, meine letzten grauen Zellen im Kopf durch das eintönige Programm im Fernsehen zu zerstören, lese ich in einem Wälzer, den ich damals für die Uni gekauft hatte. Ich will mein Wissen auffrischen, denn hoffentlich wird das alles in einem Jahr vorbeisein und dann werde ich mich hier auf der Onkologie als Assistenzärztin bewerben. Ich hab mich dafür entschieden, Onkologin zu werden. Hier würde ich allen am meisten helfen können. Ich bin dermaßen vertieft in einen Artikel über das Aicardi-Syndrom, dass ich nicht bemerke, wie der Chefarzt, Dr. Dr. Lewis , mit ein paar Studenten in den Raum tritt. „Na, so interessant?“, witzelt er, als ich endlich meinen Blick hebe und ihm ein kleines aber schwaches Lächeln schenke. Ich kenne ihn schon seit meinem ersten Semester, da ich bei ihm hier im Krankenhaus ein Praktikum gemacht habe. Umso erschütterter war er, als er erfuhr, dass ich nun als Patientin hier liege. „Ja, klar, Aicardi-Syndrom. Sagt dir das noch etwas, oder hast du schon alles vergessen, alter Mann?“, witzle ich zurück. Schon lange duzen wir uns, es macht ja eh keinen Sinn meine engste Vertrauensperson zu siezen. Er lacht auf, und setzt sich zu mir auf die Bettkante, eher er meine Hand in seine nimmt und einem der Studenten zu verstehen gibt, meine Daten vorzulesen. Bis dato hab ich mir die Studenten nicht näher angeschaut, es war mir immer egal, ich war eifersüchtig, weil sie das machen konnten, was ich so sehr wollte und nicht durfte. Bevor der äußerst unsichere Brillenheini allerdings anfangen konnte, unterbreche ich ihn harsch und rattere meine Daten runter: „ Haruno, Sakura, geboren am 28.3. 1990, in New York, momentaner Aufenthalt wegen der Diagnose AML, schleichende Symptome, Behandlung mit Cytosin-Arabinosid, kurz ARA-C., Ct-Ergebnisse stehen noch aus, Blutergebnisse stehen noch aus, weil die Deppen im Labor nicht hinne machen. Ok, ich schweife ab…kein Stammzellspender vorhanden, ohne Stammzellspende wird die Patientin nicht überleben, falls die Chemo nicht anspricht.“, damit beende ich meinen Vortrag, und schaue die anderen Studenten an. Doch einer von ihnen scheint kein Student mehr zu sein, er trägt einen langen weißen Kittel, wie die Studis auch, aber er hat seinen Namen schon eingestickt, nicht als Schild umhängen und er hat ebenfalls kein Klemmbrett für Notizen in der Hand. Vorsichtig schaue ich ihm ins Gesicht und erschrecke, als ich in ihm den Jungen erkenne, der mich an der Uni mit seinen Blicken verfolgte. Er scheint genauso überrascht wie ich zu sein, allerdings erkenne ich in seinen Augen nicht nur die Überraschung, dass wir uns wiedersehen, sondern auch Mitleid und Sorge. Es ist schrecklich, so angesehen zu werden, ich könnte jetzt auch an ihrer Stelle stehen, mit meinem 1,0 Abschluss und versuchen den Menschen zu helfen, stattdessen sitze ich hier und kämpfe ums blanke Überleben. „Ach Sakura, ich hab dir ja noch gar nicht unseren neuen Kollegen vorgestellt. Er ist wie du grade fertig mit der Uni und hat sich dazu entschieden, hier seine Assistenzarztzeit abzuleisten. Sie müssen alle wissen, Frau Haruno ist auch Ärztin, allerdings ist sie direkt nach ihren letzten Prüfungen erkrankt, bzw da hat es sich geäußert. Aber sobald wir die Scheiße hier rumhaben, fängst du auch hier an, hm?“, er strahlt mich förmlich an, während ich meinen Blick kaum von dem anderen Mann abwenden kann. „Also, das ist Sasuke Uchiha. Er wird deine Behandlung mit übernehmen, du bist – das hab ich dir ja schon oft gesagt – gottseidank kein allzu schwieriger Fall, solange alles klappt, wie wir es uns vorstellen und deswegen ist das ein guter Einstieg für ihn. Ist das okay für dich?“ ich weiß nicht, ob das so okay für mich ist, denn dieser Junge hätte mir ja damals schon fast den Kopf verdreht, bevor er einfach so verschwunden ist. Aber er ist mir keine Rechenschaft schuldig und er will ja auch ein guter Arzt werden, deswegen kann er an mir üben. Noch bevor ich meine Einwilligung geben kann, drehe ich meinen Kopf zur Seite und kotze im Schwall auf den Boden. Jetzt muss ich nochmal frühstücken. Na ganz toll. Kapitel 2: Fieber. ------------------ Mit großen Augen blickt mich der Brillenheini an und ich glaube, dass er sich grade sehr zusammenreißen muss, um nicht auch gleich zu kotzen. Schade, dass ich ihn nicht getroffen habe. So etwas will Arzt werden?! Wird ja sofort grün um die Nase, wenn er auch nur Erbrochenes sieht…und das ist auf der Onkologie doch nichts Außergewöhnliches. Ja, ich rege mich grade auf, aber das darf ich. Kalter Schweiß klebt an meiner Stirn, mein Nacken ist klatschnass und mein Magen zieht sich unschön zusammen, was mir heftige Schmerzen bereitet. „Könntet ihr bitte rausgehen?!“, presse ich hervor, die Zähne knirschend, die Augen fest verschlossen. Ich vernehme nur noch leise Schritte und meine Tür, die sich wieder schließt, weswegen ich die Augen wieder öffne und den Kampf für mich austragen will. Ich weiß, dass noch mehr kommen wird, aber ich möchte nicht, dass mich jemand dabei sieht, denn Schmerzen beim Erbrechen sind nicht so gewöhnlich und auf weitere Untersuchungen habe ich keine Lust. Aber da jetzt jeder mein Zimmer verlassen hat, drehe ich mich kurz auf die andere Seite des Bettes und kralle mir den kleinen Mülleimer, um mich mit ihm im Schneidersitz hinzusetzen. Mir ist verdammt schwindlig, was nicht nur von den Medikamenten kommt, sondern auch davon, dass ich seit einigen Tagen kaum mehr etwas in mir behalte und langsam aber sicher mein Kreislauf schlapp macht. Meinen Kopf auf meine Hände stützend bemerke ich eine Berührung auf meinem Rücken. Es war doch aber jeder gegangen?! Anscheinend nicht, denn diese Hand reibt mir stetig den Rücken auf und ab, unendlich zärtlich, fast schon vorsichtig. Die Decke muss mir runtergerutscht sein, denn die Hand streichelt meinen Rücken direkt, wurde unter meinen Pullover geschoben. Es kann also nur Dr. Lewis sein, denn er weiß, dass ich das Gefühl nicht mag, wenn man mir über die Klamotten reibt. „Danke Jim, aber du kannst auch gehen, du hast noch anderes zu tun, als mir hier den Rücken zu reiben“, so gut sich die Berührung auch anfühlt, Jim ist Arzt und keine Pflegekraft, er muss auch noch andere Dinge erledigen, als nur bei mir zu sitzen. Das tut er eh schon viel zu oft…und zu oft in seiner Freizeit. Er war auch derjenige, der mir bei der ersten Chemo die Hand gehalten hat…. Die Matratze gibt neben mir nach und kurz darauf spüre ich einen überhitzten Körper neben mir Platz nehmen. Ein kehliges Lachen ertönt, nicht laut, grade laut genug, dass ich es wahrnehmen kann. „Ich bin nicht Jim, aber ich dachte mir, dass es dir guttun würde“, flüstert er, und wieder kann ich seinen Blick ganz deutlich auf mir spüren. Wieso ist er denn hier bei mir geblieben, obwohl ich alle rausgebeten habe? Muss ich das verstehen? „Was hast du heute schon gegessen?“, ich hasse diese Frage, denn irgendwie glaubt mir nie jemand, dass ich wirklich alles esse, was mir vorgesetzt wird. Und heute war es besonders viel. „Zwei Brötchen, einen Apfel und einen Jogurt. Ich hab heute richtig zugeschlagen“, ich versuche das Ganze etwas ins Lächerliche zu ziehen. Es ist mir einfach langsam wirklich unangenehm. Und wieder ertönt dieses leise, raue Lachen, der Körper neben mir vibriert und in mir breitet sich eine wohlige Wärme aus. Ich muss mir eingestehen, dass es mir nichts ausmacht, dass er hier bei mir sitzt, der Boden noch nicht gesäubert ist und er mir sogar meinen nackten Rücken reibt. Irgendwie fühlt sich das in Ordnung an. „Isst du mit Appetit oder ohne?“ „Ohne, ich zwängs mir rein, damit ich überhaupt was drinnen hab. Ich will nicht noch mehr abnehmen, aber ich nehm auch nicht wirklich zu und der nächste Chemoblock steht ja schon wieder an. Ich hab etwas Angst davor…dass ich nicht genug Kraft bis dahin sammeln kann“, zum ersten Mal spreche ich diese Sorge aus, nicht einmal Jim hab ich das erzählt. Normalerweise sollte ich das, immerhin ist er mein Arzt, aber er kann ja auch nichts daran ändern, dass ich einfach nicht zunehme. Da ich nicht das Gefühl habe, noch einmal brechen zu müssen, stelle ich den Mülleimer wieder auf den Boden, wofür Sasuke seine Hand unter meinem Pullover herausziehen muss. „Ist dir kalt?“, er fragt mich zwar, lässt aber keine Antwort zu, sondern deckt mich sofort wieder mit der Decke zu. „Was hast du denn immer am liebsten gegessen? Man kann bei dem Essen hier auch keinen Appetit entwickeln…“, ich muss schmunzeln, als er das sagt, denn das denke ich auch immer. Es wäre wirklich einfacher, wenn es ein Buffet gäbe, an dem ich mich bedienen könnte. “Erdbeeren und alles, in dem diese verarbeitet sind. Die schmecken so schön nach Sommer“, ich traue mich und wende ihm mein Gesicht zu. Seine schwarzen Irden ruhen auf mir, nehmen jede Bewegung von mir wahr, liebkosen mich. Sein Mund verzieht sich zu einem schiefen Grinsen und wieder bebt sein Körper, weil ihn anscheinend meine Aussage belustigt. „Ist das etwa so lustig?“, frage ich gespielt schnippisch, kann mir aber auch ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Grinsen verschwindet langsam und aus seinen schwarzen Augen schimmert mir Sorge entgegen. In diesen Augen könnte man doch glatt versinken, sie scheinen so tief zu sein wie das Meer… Eine Hand, die sich auf meine Stirn legt, reißt mich aus meinen Gedanken. Wohlig seufze ich auf, tut die kalte Hand doch ziemlich gut, scheint mich wieder etwas runterzukühlen. „Du hast Fieber. Warte ich hol kurz das Thermometer“, gesagt getan, so schnell wie er aus dem Zimmer gerast ist, ist er auch wieder da. Von dem Rest bekomme ich nicht mehr viel mit, nur, dass Sasuke mich ziemlich besorgt anschaut, während mir alles schummrig wird und ich langsam in einen traumlosen Schlaf falle. Mein Schädel brummt und mein Magen knurrt, als ich die Augen aufschlage, doch in meinem Zimmer ist es stockdunkel. Es ist also noch mitten in der Nacht. Seit wann habe ich denn geschlafen? Es muss kurz nach der Visite gewesen sein… Blind taste ich nach der Fernbedienung auf meinem Nachtschränkchen und betätige den Knopf für das Leselicht über meinem Bett. Flimmernd schaltet sich das schwache Licht an und ich blinzle ein paar Mal, um mich an die neue Helligkeit zu gewöhnen. Ich muss dringend auf Toilette, weshalb ich mich vom Bett schwinge und in Richtung des anliegenden Badezimmers laufe, doch abrupt stehen bleibe. Warum sitzt er denn hier?! Auf dem Stuhl neben meinem Bett sitzt Sasuke, die Hände im Nacken verschränkt, schlafend. Ich nehme mir einen Moment und mustere ihn, denn er hatte sich schon ein wenig verändert. Seine Haare hingen ihm im Gesicht, reichten bis zum Kinn, wobei sie lange nicht mehr so strubbelig und abstehend waren wie früher. Seine Haut ist immer noch so blass, aber nicht so blass wie meine, die einen ungesunden Farbton angenommen hatte. Er ist auch muskulöser geworden, vielleicht auch größer, aber das kann ich eher weniger gut einschätzen, da wir dafür nie nah genug beieinander gestanden haben. Er ist auf jeden Fall zwei Köpfe größer als ich, und das mag ich ziemlich. Er ist definitiv attraktiv, jede Frau wird ihm zu Füßen liegen. Und er wird das bestimmt ausnutzen, denn er sieht nicht aus wie jemand, der seine Chancen nicht nutzt. Seufzend begebe ich mich ins Badezimmer, erleichtere mich und betrete wieder das Zimmer, um Sasuke leicht an der Schulter zu rütteln. Erschrocken fährt er hoch, ist sofort alarmiert, fragt nach meinem Befinden. „Es ist alles gut, Dr. Uchiha!,“ ich traue mich nicht ihn zu duzen, er hat es mir nicht angeboten und auch bei Jim ist es ein reines Privileg, „Warum sitzen Sie denn hier?“. Erst jetzt bemerke ich, dass er keinen Kittel anhat und seine Kleider auch sonst sehr nach Freizeitbekleidung aussehen. „Ich sterbe doch noch gar nicht“, lache ich kurz und strecke ihm zwinkernd die Zunge raus. Doofe Angewohnheit. „Sakura, du hattest ganz schon hohes Fieber, aber wie es scheint, ist es wieder gesunken, hn? Und ich will doch hoffen, dass du noch nicht stirbst…“, seine Augen taxieren mich, fesseln mich regelrecht. „Und bitte…ich heiße Sasuke. Irgendwann werden wir hier Kollegen sein, und dann siezen wir uns auch nicht mehr, also fangen wir doch schon mal damit an, oder?“ mein Herz schlägt schnell und viel zu kräftig gegen meinen Brustkorb, mir ist schwindlig und kalt. Irgendwann. Doch was ist, wenn dieses Irgendwann nie kommen wird?! Alle reden von einem Jahr…klar, wenn die Kontrolle dann negativ ausfällt und keine Krebszellen nachgewiesen werden können, darf ich Hoffnung haben und laut Regelung auch wieder meine Tätigkeit aufnehmen. Aber was ist, wenn das nicht geschieht? Wütend und auch verletzt über seine Worte, über die falsche Hoffnung, die sich mit ihnen in mir breit macht, zische ich ihm entgegen: „ und was, wenn es nie soweit kommt?! Denkt denn niemand daran?“, ich gehe langsam wieder auf mein Bett zu, setze mich hin, bin total ausgelaugt von dem kurzen Marsch ins Bad, „mach mir doch bitte keine Hoffnung, wo keine ist!“. Ich schäme mich dafür, meine Wut an ihm ausgelassen zu haben, immerhin ist er freiwillig bei mir geblieben, was er nicht hätte tun müssen. Er hat sich anscheinend wirklich sorgen um mich gemacht…mit Fieber ist auch nicht zu spaßen. „Und was, wenn es doch klappt? Wenn du doch noch einen Spender findest und das deine Rettung ist? Was hast du dann vor?“, sein Blick ist gesenkt, seine langen und dichten Wimpern werfen einen Schatten auf seine Wangen. Er ist wirklich ein bildhübscher Mann. „Dann würde ich wirklich gerne hier arbeiten und den Menschen hier zur Seite stehen…“, murmle ich, grade so laut, dass er mich versteht. „Dann musst du aber dran glauben, dass du es schaffst. Und du bist stark genug, um es zu schaffen!“, zum ersten Mal lächelt er mich richtig an. Zeigt seine akkurat sitzenden weißen Zähne, die unverschämt gut aussehen, ihm etwas spitzbübisches verleihen. Ich nicke zaghaft, und nehme einen Schluck aus meinem Wasserglas. Mein Hals brennt wie Feuer und laut macht sich mein Magen bemerkbar. Ich bemerke, wie mir die röte ins Gesicht steigt, etwas peinlich ist es mir, dass ich den ganzen Tag verschlafen habe, ohne nochmal etwas zu essen und deswegen jetzt so ausgemergelt bin. „Das ist doch ein gutes Stichwort“, ertönt Sasukes Stimme, eher er eine Dose aus seiner Tasche hervorzaubert, die hinter seinem Stuhl gelegen hat. Erdbeeren. Die Dose ist voll mit kleinen süßen Erdbeeren. Stumm fordert er mich auf, mir welche zu nehmen, platziert die Dose auf der Matratze zwischen uns und langt auch zu. „Schmecken die gut…“, genüsslich lasse ich die Erdbeere auf meiner Zunge zergehen, nehme ihren Geschmack auf. Ein paar Tränchen verirren sich in meine Augen, doch ich blinzle sie schnell weg, allerdings nicht schnell genug, denn Sasuke hat sie gesehen und schaut mich fragend an. „ich denk nur daran….naja wie es sein wird. So ohne alles. Wenn es nicht klappt, dann kann ich nichts mehr wiedersehen oder wieder schmecken wie die Erdbeere hier…oder Dinge tun, die ich unbedingt noch machen wollte. Und langsam frag ich mich, wie viel Zeit mir noch bleibt…“, wehmütig starre ich auf das Bild auf meinem Nachttisch, auf meine Mutter, Haru und mich. Wenn ich sterbe, wäre ich vielleicht wieder bei ihnen, aber ich will noch nicht sterben. Sonst hätte ich mir nach Haru auch einfach das Leben nehmen können oder hätte nie die Chemo begonnen. Warme Hände umschließen meine, zarte Fingerspitzen streichen über meine kraftlosen. „ich kann dir nicht versprechen, dass du das überlebst. Das weißt du als Ärztin genauso wie ich….die Chancen stehen gut, aber man kann nie wissen…“, ich schätze seine Ehrlichkeit, er heuchelt mir nichts vor wie die anderen Ärzte, „Was würdest du denn gerne noch tun, bevor…Hast du eine Liste?“. Und wieder versinke ich in seinen Augen. Seine Hände umklammern immer noch meine, schenken mir Wärme. „Ja“, und damit beginne ich ihm von meinen Wünschen zu erzählen. Kapitel 3: Aufgeregt. --------------------- „Hn“. „Hn?!“. „Interessant…damit kann man doch arbeiten“, zwinkert mir Sasuke zu und erhebt sich von dem Bett. „Ja…vielleicht. Du gehst jetzt mal nach Hause und schläfst, ja? Ich will keinen übermüdeten Arzt, der mir dann wahrscheinlich noch die falsche Kombi spritzt“, erwidere ich schmunzelnd. Ich seh ihm ja an, dass er total fertig ist und frage mich ja wirklich, warum er die halbe Nacht an meinem Bett gesessen hat…aus reiner Gutmütigkeit wohl nicht oder? „Ich werd noch einmal Fieber messen und dann geh ich nach Hause…“, er blickt kurz auf seine Armbanduhr, „oder ich schlafe hier im Bereitschaftszimmer. Lohnt sich nicht, wenn ich in 2 Stunden wieder arbeiten muss.“ Na ganz toll, jetzt bekomme ich echt ein schlechtes Gewissen und anscheinend sieht er mir das auch direkt an. „Du musst dich nicht schlecht fühlen, das ist dir klar, oder? Ich bin dein Arzt, ich hab mir Sorgen gemacht und mir ist es lieber, ich sitze hier die ganze Nacht und beobachte deinen Zustand, als dich morgen auf der Intensiv begrüßen zu dürfen.“ Beschämt senke ich meinen Blick und murmle ein „Dankeschön“, weiß ich doch, dass ich genauso gehandelt hätte, wenn es einem meiner Schützlinge nicht gut ginge. Und das bin ich ja im Moment für ihn. Sein erster Patient. Mit einem Fieberthermometer bewaffnet kommt Sasuke zurück in mein Zimmer, misst schnell meine Temperatur, um dann zufrieden aufzuseufzen. Anscheinend ist es gut gesunken und nicht mehr besorgniserregend. „So, jetzt schlaf noch ein bisschen, die Schwestern schmeißen dich ja auch bald wieder raus. Wir sehen uns dann später bei der Visite. Schlaf gut“, und noch ehe ich antworten kann, verschwindet er und zieht die Zimmertür hinter sich zu. Ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll…aber irgendwie mag ich ihn. Es ist jetzt nicht so, dass ich ihn super heiß finde und mich direkt in seine Augen verlieben würde, das wollte ich gar nicht, immerhin weiß ich, dass meine Zeit hier befristet ist und die will ich nicht unglücklich verliebt verbringen. Meine Gedanken immer noch um Sasuke kreisend schlafe ich langsam ein und hoffe inständig, dass der Schlaf traumlos bleibt. Die nächsten Tage vergehen recht schnell, jeden Tag begrüßt mich die gleiche Gruppe um Dr. Lewis, wir scherzen alle ein wenig miteinander, wir frischen sogar mein Wissen auf, denn Sasuke und Jim erzählen mir von anderen Fälle, die sie grade behandeln. Ja, ich könnte immer noch mit beiden mithalten. Auch die Blicke der beiden sprechen Bände, denn die hätten wohl nicht erwartet, dass mein Hirn noch kein Sieb ist. So vergehen die Tage bis zum heutigen Tag, einen Tag vor dem neuen Chemoblock. Mir graut es jetzt schon vor morgen, aber ich kann daran auch nichts ändern, ich kann nur hoffen, dass es mir nicht allzu schlecht gehen wird die Tage danach. Dienstag, Donnerstag und Samstag Chemo, die Tage dazwischen sind jeweils frei zum Erholen. Ich esse mein letztes Frühstück vor dem schrecklichen Tag, und wie durch ein Wunder bleibt auch alles in mir. Naja, eher kein Wunder, denn das Essen bleibt schon seit dem Abend, an dem ich so hohes Fieber hatte, wieder in mir. Und ein wenig hab ich auch zugenommen, was mich wirklich mit Freude erfüllt. Gestern war Francis noch einmal zu Besuch gewesen, musste mir aber für Dienstag absagen, das heißt ich würde alleine zur Chemo müssen. Aber das würde ich auch noch rumbekommen. „Guten Morgen, Sakura!“, ertönt die belustigte Stimme von Jim. Ich schenke ihm wie immer ein kleines Lächeln und gaukle ihm damit wieder eine heile Welt vor. „Morgen Jim, Morgen Sasuke, Morgen Anhängsel“, sag ich an alle gerichtet. Ich habe es gehasst, wenn die Patienten nie einen von uns gegrüßt haben, aber sobald wir etwas falsch gemacht haben, wussten sie sofort unseren Namen. „Was liest du denn da schönes? Hat das Fran mitgebracht?“, Jim ist echt neugierig, deswegen drehe ich ihm nur den Buchrücken zu und er kann den Titel des Buches selbst lesen. „Crossfire“ von Sylvia Day. „Irgendeine erotische Story, ich weiß zwar nicht, was Fran sich denkt, was ich gern lese, aber gut. Hauptsache etwas Ablenkung. Wenn es jemand ausleihen will“, ich hebe das Buch hoch und wackle kurz mit meinen nicht mehr vorhandenen Augenbrauen. Aber die Mimik kommt wie gedacht rüber und jedem entfleucht ein kleiner Lacher. „Na dann, ich werd´s auf jeden Fall mal lesen, wenn dir das schon Fran schenkt, muss es gut sein“, skeptisch schaue ich Jim an, nachdem er das gesagt hat, und schüttle lächelnd meinen Kopf. „Kommt sie heute eigentlich nochmal oder morgen?“ oh Jim…er bringt es einfach nicht übers Herz, sie um ein Date zu bitten. „Frag sie endlich Jim…du weißt, sie hat nicht oft Zeit herzukommen….“, ich kann mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken, viel zu süß finde ich es, dass er rot wird, sobald ich etwas in der Richtung andeute. „So, aber mal zum Wesentlichen- mit was pumpt ihr mich morgen voll?!“ „Das Gleiche, wie letztes Mal. Die CT-Ergebnisse sind da, und unauffällig, Blutergebnisse sehen so weit auch okay aus, der Tumormarker sinkt etwas, das heißt du bist auf einem guten Weg!“, Sasuke versucht mich aufzumuntern. Süß. Und trotzdem steht mir morgen eine erneute Qual bevor. Gequält lächle ich ihn an, noch immer ist es komisch, ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll, irgendwie war der Abend komisch. Naja, darüber kann ich mir jetzt aber keine weiteren Gedanken machen, denn Jim richtet sein Wort an mich: „Hör mal zu, ich weiß, du hättest morgen nach der Infusion gerne deine Ruhe, aber du bekommst heute noch eine Zimmergenossin. Sie ist etwas jünger als du…so alt wie Haru. Aber das macht dir nichts aus, oder?“ uff. Irgendetwas in mir sträubt sich dagegen, es zu akzeptieren, aber ich kann daran ja nichts ändern. „Klar, kein Ding. Wann muss ich morgen unten sein?“. Wir besprechen noch die Zeiten der Chemogabe und Jim fragt mich noch einmal, ob ich allein sein werde, oder jemand bei mir ist. Mir ist es im Prinzip egal, sollte ich mal sterben, wird auch niemand meiner Liebsten dabei sein. Nachdem die Gruppe die Visite bei mir beendet hat und Sasuke nochmals eine Dose mit Erdbeeren bei mir hinterließ, stieß eine Schwester die Zimmertür auf und schob ein Bett rein. In diesem lag ein 16-jähriges Mädchen, rote Haare und blasses Gesicht. Sie stellt sich als Jen vor, ist seit vier Monaten an einem Osteosarkom erkrankt und bekommt morgen ihren Unterarm amputiert, da dort der Tumor sitzt und inoperabel ist, sodass nur die Amputation in Frage kommt. Armes Kind, sie tut mir wirklich Leid und wieder kommt das elende Gefühl in mir hoch, dass ich ihr nicht helfen kann, weil ich selbst mit dieser beschissenen Krankheit hier festsitze. Aber hoffentlich kann ihr Leben mit der Amputation gerettet werden und es bilden sich keine Metastasen. Ich komme gut mit ihr zurecht und den restlichen Tag verbringen wir damit, Uno zu spielen, damit sie noch einmal mit beiden Armen spielen kann. Wenigstens nimmt sie das Ganze mit ein wenig Humor und Ironie. Viel zu schnell rückt die Nacht näher und damit der nächste Tag. Um 11.30 Uhr soll ich unten sein, damit mein Port angestochen werden kann, denn das dauert manchmal doch etwas, bis er richtig angestochen ist und kann unter Umständen echt schmerzhaft sein. Aber wahrscheinlich macht es Jim und dann betäubt er es vorher gut mit einem Schmerzpflaster. Ich setzte mich auf einen der sechs Sessel, die hier stehen, lege meine Beine hoch und mache es mir bequem. Ein Buch hab ich mir nicht mitgenommen, lediglich meinen MP3-Player, damit ich etwas Musik hören kann. Ich hoffe, dass mir nicht übel werden wird, weswegen ich versuche, mich mit der Musik etwas abzulenken. Ich merke gar nicht, dass ich schon wieder einschlafe, als jemand mein Tshirt wegschiebt und ein Pflaster auf den Port klebt. Erschrocken fahre ich hoch und blicke in zwei Onyxe, die mich belustigt mustern. „Mensch, erschreck mich doch nicht so…“, murre ich vor mich hin und begutachte das Pflaster auf meinem Schlüsselbein. „Hab ich das gut gemacht, Frau Doktor?“, meint er das ernst? Der macht sich doch tatsächlich über mich lustig! Ich strecke ihm nur die Zunge raus, grinse dabei aber, da ich ihm das nicht wirklich böse nehmen kann. Eine kleine schweigsame Zeit vergeht und endlich sticht er den Port mit der Portnadel an, was gut ziept, aber nicht so höllisch wehtut wie beim letzten Mal. Er schließt die Infusion an und schon läuft der goldrote Medikamentenmix in mich hinein. Es brennt etwas, aber ich beiße die Zähne fest zusammen, ich bin ja kein Jammerlappen. Und wieder wundere ich mich über Sasukes Verhalten. Er setzt sich neben mich auf den Stuhl, und schaut mich auffordernd an. Fragend erwidere ich seinen Blick, ich weiß ja nicht, was er grade von mir will. „Was machen wir die nächsten 4 Stunden?“, kommt es über seine Lippen. Irritiert runzle ich meine Stirn, bis der Groschen fällt. Er bleibt bei mir, die ganze Zeit über. Jetzt komm ich mir wirklich vor, wie ein Jammerlappen, denn mir steigen doch tatsächlich Tränen in die Augen und das obwohl ich das eigentlich unterdrücken will. „Was ist los?“, besorgt mustert er mich. „Nichts…es ist nur…danke. Danke, dass du da bist. Sonst ist immer Fran dabei, aber sie kann heute nicht und irgendwie ist es komisch, hier alleine zu sein, weil ich dann immer wieder spüre, wie es meiner Mutter wohl ging, wenn sie alleine hier war…“, ich kann dir Tränen nicht mehr zurückhalten und Sasuke stört sich anscheinend nicht daran, denn er schnaubt nicht abfällig, sondern reicht mir ein Taschentuch. „Sie hatte auch Leukämie, oder? Jim hat mal soetwas erwähnt…“. „Ja…sie ist aber schon vor vielen Jahren verstorben. Und sie war immer alleine hier…das muss echt schrecklich für sie gewesen sein. Aber wenigstens hatte sie eine Freundin dort, der es genauso schlecht ging…irgendwie haben die beiden zusammengehalten. Ich hab sie aber nie kennengelernt“. Kaum merklich zuckt Sasuke zusammen, hat sich aber gleich wieder im Griff und lenkt das Thema schnell in eine andere Richtung. „Heute Nacht erfüllen wir Punkt 1 auf deiner Liste. Aufgeregt?“ Kapitel 4: Überraschung. ------------------------ „Heute Abend? Was hast du denn genau mit mir vor?“, skeptisch blicke ich Sasuke an, ich bin mir nicht sicher, welchen meiner Wünsche er mir heute Abend erfüllen möchte. Immerhin hatte ich da so einige. Aber etwas wirklich Großes kann es nicht sein, denn sonst hätte er mich ja an einen anderen Tag darauf angesprochen. Immerhin wird es mir nicht gut gehen nach der Chemo heute, das weiß ich aus Erfahrung, mir ist jetzt schon etwas übel und das nach gerade einmal zwei Stunden. Und weitere zwei Stunden muss ich das noch aushalten…und auch Sasuke scheint zu bemerken, dass sich mir mein Magen dreht und er holt mir etwas kaltes Wasser zum Trinken und ein Kühlpad für auf die Stirn. Kälte hilft gegen Übelkeit und grade dann, wenn man vollkommen überhitzt. Dankbar lächelnd lasse ich mich in den Sessel sinken, schließe die Augen und versuche mich darauf zu konzentrieren, dass es bald vorbei sein wird. Die Übelkeit ist mit das Schlimmste an allem und nicht einmal die Musik, die Sasuke leise angemacht hat, lenkt mich wirklich ab. „Erzähl mir etwas, bitte. Ich brauch etwas Ablenkung“, bitte ich Sasuke, der immer noch mit einem sorgenden Blick neben mir auf den Stuhl sitzt. Kurz schaut er verwirrt drein, bevor er nachdenklich wirkt. Ein kleines Schmunzeln umspielt seine Lippen und zum ersten Mal fällt mir ganz bewusst auf, wie gut ihm ein Lächeln doch steht. Sein sonst so gleichgültiges, ja fast schon strenges Gesicht wirkt damit weich und wirklich lieb, so wie er es auch wirklich ist. An der Universität gingen viele Gerüchte über ihn herum, der Junge, der alle Mädchen abweist, das Arschloch, dass die Mädchen nur ausnutzt und jedem gegenüber mies gelaunt und eiskalt ist. Aber das letzte Gerücht kann ich nicht beurteilen, denn zu mir ist er alles andere als kühl, auch zu Jim ist er das nicht und die Praktikanten behandelt er auch fair und freundlich, sogar dann, wenn sie wirkliche Probleme machen oder haben. Die anderen Gerüchte kann ich nicht leugnen oder bestätigen, immerhin habe ich ihn ja nicht auf so einer Basis kennengelernt. Und werde ich auch nie. Er würde sich bestimmt nie mit einem halb toten Patienten einlassen. Patient. Genau das bin ich. Mehr nicht und da brauch ich mir auch nichts weiter einreden oder mir irgendwie falsche Hoffnungen machen. Jen hat mich gestern Abend noch gefragt, ob der „heiße“ Doktor denn noch Single ist und ich auf ihn stehe. Ich konnte ihr keine Antwort geben, auf beides nicht. Sie meinte, ich müsse doch wissen, auf welchen Typ Mann ich stehe, aber wenn man noch nie verliebt war, oder sich wirklich für Männer interessiert hat, ist das schwer zu beurteilen. Aber jetzt, wie er da sitzt, mich mustert und seine schwarzen Augen über mich gleiten lässt, seine Finger, die mich immer wieder federleicht berühren…ja, er ist mein Typ. Er ist verständnisvoll und freundlich, empathisch und zuvorkommend. Und so eine Art Mann habe ich noch nie getroffen. Wenn das mein Typ Mann ist, dann ist er es wohl. Er denkt immer noch nach, fängt dann allerdings an über seinen großen Bruder Itachi zu erzählen, der in L.A. lebt und dort Mode designt. „Wir sind wirklich grundverschieden. Itachi ist eher aufgeschlossen, kann sofort mit jedem gut umgehen, versteht sich mit jedem und ist auch eher für alles künstlerische offen, womit ich wirklich nichts anfangen kann. Ich weiß noch, als er mir erzählt hat, dass er New York verlässt, um in L.A. Modedesign zu studieren. Ich hab ihn wirklich ausgelacht…Sakura, ich dachte er wäre auf einmal schwul und deswegen würde er das jetzt machen wollen, um irgendeinem Klischee zu entsprechen. Ich hab Tage auf ihn eingeredet, immer wieder gesagt, dass er schwul sein kann, ohne so etwas zu machen. Oh Gott, ich war erst 13 und hab mir solche unnötigen „Sorgen“ um ihn gemacht. Er hat mich regelmäßig deswegen ausgelacht und auch heute zieht er mich immer wieder damit auf. Ich denke, dass ich ihn im Endeffekt nur nicht verlieren wollte, und deswegen so einen Blödsinn zusammengesponnen hab, aber er ist halt mein großer Bruder und ich war damals wirklich vernarrt in ihn. Daran musste ich grade denken, wie ich ihm im Haus hinterherrenne, immer wieder anflehe nicht schwul zu sein und nach L.A. zu ziehen. Ich war wirklich blöd , oder?“. Ich breche in schallendes Gelächter aus, dass mir eigentlich übel ist, hab ich schon in der Mitte seiner Erzählung vergessen. Doch eine Frage brennt mir dennoch auf der Zunge: „ Und ist er denn jetzt schwul?“. Sasuke lacht herzhaft auf und mir schießt die Röte ins Gesicht. Sein Lachen klingt wunderschön, und ich finde es wirklich bezaubernd, dass er sich hier so fallen lassen kann. „JA ist er! Aber das hat er erst Jahre später rausgefunden, sich selbst entdeckt. Saku, du glaubst mir nicht, wie peinlich es ihm war, mir an dem Weihnachtsfest damals in die Augen zu schauen, weil ich ja doch Recht hatte…“, immer noch lacht er und überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch. Saku? Noch nie hat mich jemand so genannt, außer mein Bruder. So hat mich nur Haru genannt und irgendwann, es war glaube ich vier Monate bevor er sich das Leben nahm, hat er damit aufgehört. Sasuke bemerkt meine kippende Stimmung, dass mich etwas bedrückt, denn ich schaue längst nicht mehr überrascht, sondern traurig drein, versuche die Gedanken an Haru zu verdrängen. Ein kurzes Räuspern erweckt meine Aufmerksamkeit und ich blicke Sasuke erwartungsvoll an. „Sorry…ich hätte das nicht ansprechen sollen. Ich weiß das ja mit deinem Bruder…nach der Sache mit der Polizei hat es leider das Lauffeuer in der Uni gemacht.“ Das war mir klar. Mir war klar, dass es jeder wusste, als mir immer wieder mitleidige Blicke zugeworfen wurden oder an meinem Platz Broschüren für irgendwelche Therapiegruppen lagen. Aber ich habe es nie von mir aus angesprochen, das Thema existierte für mich einfach nicht. Ich winke auch hier das Thema ab, gebe ihm zu verstehen, dass ich nicht darüber reden möchte. Einzelne Tränen sammeln sich in meinen Augen, die ich leider nicht zurückhalten kann. „Entschuldige, dass ich schon wieder weine. Die letzten Jahre waren einfach wirklich hart…und das hier „ ich mache mit meinen Armen eine ausladende Bewegung, „toppt einfach alles. Der krönende Abschluss. Ich finde es schön, dass du so über das Leben mit deinem Bruder lachen kannst, schöne Erinnerungen an deine Kindheit hast, und natürlich, dass du ihn noch hast. Es macht mich…einfach etwas traurig, dass er nicht mehr hier ist und mir die Chance gab, um es besser für ihn zu machen“. Deshalb war ich wirklich all die Jahre sauer auf Haru. Hätte er mit mir geredet, hätte ich alles in meiner Macht stehende getan, um ihn auf eine andere Schule zu schicken, wäre noch mehr arbeiten gegangen, hätte ihm noch mehr finanziert. Und jetzt hatte keiner von uns beiden etwas davon. „Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden…“. Sasuke nickt. Thema abgeschlossen. „Also, was machen wir nun heute Abend?“, ich bin wirklich ziemlich neugierig und aufgeregt. „Naja…wegen dem Chemoblock können wir noch nicht allzu viel machen und vor allem nichts großes. Aber du hast gesagt, du würdest gerne mal auswärts Essen gehen, weil du dir das nie leisten konntest“, ich nicke kurz zustimmend. Essen gehen würde von der Kraft her gehen, allerdings darf ich das Krankenhaus nicht verlassen, was ich kurz einwerfe. „Deswegen werde ich dich hier auch rausschmuggeln! Und wir werden diesen Wunsch mit einem anderen kombinieren! Mit einem Date, mit einem gutaussehenden Kerl. Da bin ich jetzt einfach mal so eingebildet..“, Sasuke grinst mich verschmitzt an und jetzt erst realisiere ich, was er da gerade sagt. Ich werde ein Date haben. Mit ihm. Kapitel 5: Datenight. --------------------- Sasuke saß noch bis zum Ende der Infusion bei mir, und stöpselte mich auch wieder ab. Mein Port schmerzte etwas, aber das war in dem Moment egal, denn ich würde ein Date mit ihm haben! Nie ist irgendwas Gutes in meinem Leben passiert und auch, wenn Sasuke das hier nur macht, weil ich eventuell bald sterbe, so fühlt es sich wirklich unbeschreiblich gut an. Ich müsste mir noch überlegen, was ich anziehe, da ich gar nicht so viele Klamotten hier dabei habe, aber Fran würde mir bestimmt welche vorbeibringen, wenn ich ihr die Situation erkläre. Ich rief sie direkt, nachdem ich wieder auf der Station war, an und sie willigte ein, mir ein Kleid und passende Schuhe vorbeizubringen. Nämlich das Kleid, das ich bei der Abschlussfeier getragen habe, es ist weinrot, über und über mit Spitze verziert, halblange Ärmel, die selbst nur aus Spitze bestehen und präsentiert wunderbar meinen Rücken. Da es nur bis kurz über die Knie geht, wirke ich auch nicht allzu klein in dem Kleid. Tatsächlich brachte Fran das Kleid und die passenden Stilettos noch vor ihrer Schicht im Laden zu mir und ließ es sich nicht nehmen, mir wie ihrem eigenen Kind in die Wange zu petzen und mir viel Spaß zu wünschen. Die Freude über das Date, über Frans Freude, ja sogar über Jens Freude, die ich natürlich einweihen musste, weil ich ja abhauen müsste, verging mir aber gehörig als ich keine Stunde später anfing zu spucken und auch Fieber bekam. Damit war der Abend endgültig ins Wasser gefallen und mich nervte das extrem. Sasuke schaute an dem Abend noch ein paar Mal nach mir, er vergewisserte mir auch, dass wir es nachholen würde, nur wann, hat er nicht gesagt. Nun wahrscheinlich würde er jetzt einen Rückzieher machen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verging die woche und zog einfach so an mir vorbei. Die zwei weiteren Tage Chemo verbrachte Fran an meiner Seite, durchbohrte mich mit Fragen über Jim und ich nahm mir fest vor, die beiden endlich zu verkuppeln. Diese Liebestragödie konnte sich ja keiner mitansehen. Auch mit Jen wurde ich immer wärmer. Sie war Haru wirklich ähnlich, sie las gerne, vor allem Fantasy, so wie auch mein Bruder, und anscheinend lebt sie etwas zurückgezogener, hat nicht viele Freunde und ein wenig Probleme damit, Freundschaften zu knüpfen. Vielleicht war es diese Gemeinsamkeit, die uns von Anfang an verband und es ihr und mir so leicht machte trotz des Altersunterschieds vertraut miteinander umzugehen, fast, als würden wir uns schon Jahre kennen. Jeden Abend spielten wir mindestens vier Runden Uno, bevor wir stumm in unseren Betten saßen und in unseren Büchern schmökerten. Es war angenehm mit ihr als Zimmergenossin, ihre OP hatte sie auch gut überstanden und gewöhnte sich langsam an den Gedanken erstmal eine Zeit lang keinen zweiten Arm zu haben, zumindest keinen zweiten Unterarm. Die Prothese könnte eh erst nach Abschluss der medikamentösen Behandlung und nach der Heilungsphase angepasst werden, sodass sie jetzt lernte, ihren Alltag so zu bewerkstelligen. Ich genoss die Zeit mit ihr, denn sie lenkte mich bestimmt von den Nebenwirkungen ab, die sich langsam aber sicher überdeutlich zeigten. Nachts bekam ich kaum ein Auge zu, am Tag war mir speiübel, und das ist noch das weniger Schlimme. Und so verging die letzte Woche wirklich rasch und meine chemofreie Woche fing an. Wie immer erwartet mich jetzt die Visite, die immer gleichen Praktikanten, die ich auch die nächsten drei Monate zu Gesicht bekommen werde und in mir keimt doch etwas Freude auf. Freude Jim zu sehen und endlich mit meinem Plan, ihn und Fran zu verkuppeln, anzufangen, und natürlich Freude Sasuke zu sehen. Die ganze Woche hab ich ihn kaum wahrgenommen, immer war ich ziemlich benebelt von den Schmerzmitteln, im Dämmerschlaf oder im Kotzerausch. Lächelnd begrüße ich alle, als sie endlich den Weg in unser Zimmer finden und zuerst Jens Visite durchnehmen. Oh, anscheinend haben sie Metastasen in der Leber gefunden und Jen würde nicht um eine Chemo herumkommen. Scheiße. Große Scheiße. Ganz zu meiner Überraschung nimmt sie es allerdings sehr gelassen auf, sagt, sie habe damit eben schon gerechnet, weil man den Krebs bei ihr so spät entdeckt hat und sie sich mit dem Gedanken schon befasst hat. Immer wieder späht sie dabei zu mir herüber, lächelt mich an und ich weiß, dass sie es durchstehen wird. Wenn nötig, helfe ich ihr durch die schlimme Zeit, gehe mit ihr zur Chemo und bin danach für sie da. Komischerweise haben sich ihre Eltern noch kein einziges Mal blicken lassen, was auch Sasuke grade anspricht, denn als behandelnde Ärzte müssen sie auch irgendwann mit den Eltern reden. Jen allerdings senkt nur ihren Kopf und meint, dass sie nicht weiß, ob die Eltern überhaupt kommen werden. Pff. Das kann ich null nachvollziehen…so eine Scheiße! Sie erinnert mich wirklich in vielen Aspekten an Haru…. Die Matratze neben mir sinkt stark ein und Jim nimmt neben mir Platz. Er grinst mich vielsagend an und da er ohne die Praktikanten, die noch Blutdruck und allerlei bei Jen messen, zu mir kommt, nehme ich an, dass er wegen Fran hier bei mir sitzt. Ohne etwas zu sagen, reiße ich ein Stück Blatt von meinem Block neben dem Bett und schreibe Frans Handynummer darauf. Lachend reiche ich sie ihm und Jim wird knallrot im Gesicht, was auch Sasuke merkt, der sich mittlerweile zu uns gesellt hat. „Jim, hast du etwa Fieber oder warum so rot um die Nase?“, scherzt er und ich muss ein schallendes Lachen wirklich unterdrücken. Der werte Herr Doktor lässt sich wirklich gut veräppeln und merkt es nicht einmal. „Richt ihr doch bitte Grüße aus, ja? Ich hätte gerne Kürbiskuchen, wenn sie das nächste Mal kommt. Ich werd meine Bestellungen jetzt immer über dich tätigen“, werfe ich ein und zwinkere ihm zu. Ooooh das gefällt ihm gar nicht, denn er zieht die Visite ganz schnell durch, gibt mir nochmal Novalgintropfen gegen die Schmerzen und verlässt dann mit den Praktikanten den Raum. „Ist er jetzt sauer auf dich?!“, etwas entsetzt schaut mich Sasuke an. „Hm, nein glaub ich nicht. Er und Fran tänzeln nur schon echt lange umeinander herum und langsam kann ich es nicht mehr sehen. Ich wollte es nur beschleunigen, und er ist froh und kann es nicht zugeben…“, dabei schwinge ich meine Beine aus dem Bett und bewege mich in Richtung Bad. Ich will Sasuke grade zum Abschied winken, als er mir hinterherruft : „ Heute Abend- 20 Uhr!“. Geschockt reiße ich meine Augen auf und will etwas erwidern, aber er ist schon längst aus dem Zimmer raus. Heute Abend. Ich brauchte nicht lange, um mich fertig zu machen, ich musste nur schnell duschen, Haare gab es ja keine zum Trocknen, ich bedeckte meine Glatze lediglich mit einem schönen schwarzen Samttuch, das ich seitlich zusammengebunden über die Schultern fallen ließ. Das Kleid passte mir immer noch, es war zwar etwas zu groß, aber das störte nicht weiter. Etwas Makeup legte ich auf, zog noch einen Lidstrich, da ich die wenigen Wimpern, die ich noch hatte nicht tuschen wollte, und trug etwas altrosa Lippenstift auf. Alles in Allem sah ich ganz gut aus, fand ich. Und Jen. Und alle Schwestern, die den Raum in der Zwischenzeit betraten. Die Frage, wo ich hinwill, beantwortete ich nur damit, dass ich Besuch bekomme und mit demjenigen einen Kaffee im hauseigenen Restaurant trinken bin. Die wohl schlechteste Ausrede ever. Aber irgendwie nahm mir die jeder ab und jetzt sitze ich hier und warte darauf, dass Sasuke mich abholt, wie auch immer er das gedacht hat. Pünktlich um 20 Uhr steckt Sasuke seinen hübschen Kopf zur Tür rein, legt aber seinen Zeigefinger auf die Lippen und signalisiert mir, ruhig zu bleiben. Jen schläft schon, und anscheinend hat er das schon bemerkt und will sie nicht wecken. „Bist du fertig?“, flüstert er mir leise zu, was ich nur lächeln und nickend quittiere. Ich schalte vorsichtig das Licht aus, schleiche leise zur Tür und zwänge mich an ihm vorbei nach draußen. „Die Schwestern machen grade Übergabe, das heißt, es ist keiner auf den Fluren anwesend und wir können ganz schnell verschwinden“, zwinkert er mir flüsternd zu und nimmt meine Hand in seine, ehe er mich Richtung Aufzug zieht. Er ist ziemlich leger gekleidet, hat einen dünnen schwarzen Pullover an, der wunderbar zu seinem Haar und seiner blassen Haut passt, eine dunkelblaue Jeans, die etwas enger anliegt, aber nicht so eng wie eine skinny Jeans, und dazu trägt er schwarze Wildlederschuhe. Wow. Einfach nur wow. Er sieht wirklich verdammt gut aus, zudem strahlt er eine gewisse ruhe und Eleganz aus, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich hätte es aber auch nie für möglich gehalten, einmal mit so einem Kerl ein Date zu haben. Das Pling des Aufzugs ertönt und wir steigen ein, nur, damit Sasuke einen Schlüssel in das Schloss neben den Knöpfen steckt und den Knopf für den allerletzten Stock wählt, der eben nur mit passendem Schlüssel getätigt werden kann. Im letzten Stock befindet sich die Pathologie, aber auch der Eingang zur Tiefgarage und ich denke, dass Sasuke dorthin mit mir möchte, und das Date nicht in der Leichenhalle stattfindet. Kaum sind wir aus dem Aufzug ausgestiegen, nimmt Sasuke seine Hand in meine und dreht mich, sodass ich eine Pirouette vollziehe und mich ihm schon fast darbiete. Leise und anerkennend pfeift er, bevor er sich zu mir beugt und mir zuraunt: „ Du siehst fantastisch aus! Jetzt komm ich mir underdressed vor!“. Als ob. Ich glaube, Sasuke wäre niemals underdressed, sondern immer perfect dressed. Ich bemerke selbst, wie ich ziemlich rot im Gesicht werde, seine Worte schmeicheln mir ziemlich, aber ich bin es nun wirklich nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen und kann mit welchen von ihm noch weniger umgehen. Es ist zwar nicht so, dass er ein echtes Interesse an mir hätte, aber selbst das gespielte ist viel zu schön. Und diesen Moment möchte ich doch ziemlich auskosten. „Wohin entführst du mich denn jetzt eigentlich?“, die Neugierde in mir keimt wieder auf und ich bin ungeduldig wie ein kleines Kind. Ich hab noch nie auch nur Vergleichbares getan und möchte wirklich jeden Moment genießen. „Lass dich doch überraschen. So ungeduldig?“, er grinst amüsiert, als er uns zu seinem Auto dirigiert. Na klar. Warum war mir klar, dass hier jetzt ein fetter Porsche steht? Ich hab zwar schon gehört, dass die Familie Uchiha ziemlich reich sein soll, aber ich hätte nie gedacht, dass sie so reicht sind. Aber vielleicht unterschätze ich das Ganze ja doch noch mehr. Für mich war jemand schon reich, wenn er sich das allerletzte gebrauchte Auto auf dem Schrottplatz leisten konnte. Gentleman like öffnet Sasuke mir die Beifahrertür des Porsches und ich setze mich so elegant wie möglich auf den Sitz, schnalle mich an und warte auf ihn, damit wir endlich losfahren können. Elegant, wie es sich für ihn gehört, schwingt er sich auf den Fahrersitz und manövriert uns aus der Parklücke, sieht dabei unverschämt gut aus und auch die Brille, die er anscheinend nur zum Fahren tragen muss, steht ihm einfach viel zu gut. „Hier, du kannst gerne die Musik aussuchen. Wir brauchen schon gute zwanzig Minuten, bis wir dort sind.“, er reicht mir sein Handy, auf dem ich die Musik auswählen soll. Ist das etwa meine Wiedergabeliste von meinem MP3-Player?! Das sind exakt die gleichen Songs! Irritiert schaue ich zu Sasuke, doch der grinst schon wieder nur amüsiert. Alles kalkuliert, was ein Schlitzohr. Ich buffe ihn kurz und leicht an den Oberarm- ohje, der ist ja wirklich muskelbepackt. Obwohl man ihm das nicht allzu argh ansieht. Ungeduldig wie ich bin, wippe ich mit meinem Bein hin und her und schaue gespannt aus dem Fenster, als ich eine warme Hand auf meinem Knie spüre. „Hör auf! Du machst mich ganz verrückt. Wir sind gleich da, du ungeduldiges Weib“, flüstert er gespielt bedrohlich, was mich einfach nur lächeln lässt. Es ist gut zu wissen, dass er solche Späße mit mir macht und mich nicht nur mit dem mitleidigen Blick anschaut und in Watte packen will. Die Nähe und sein Umgang mit mir tut mir verdammt gut, so wohl wie in den letzten zwei Wochen habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Die letzten Minuten der Autofahrt genieße ich noch, schaue aus dem Fenster und erblicke den Wald, an dem wir vorbeirauschen, sehne mich nach der Natur, die ich jetzt schon seit einigen Monaten nicht mehr erleben durfte. Sasuke parkt am Waldrand, von welchem ein Weg ins Innere des Waldes führt, den er allen Anscheins nach langgehen möchte, denn er nimmt wieder wie selbstverständlich meine Hand in seine und führt mich den Weg entlang. Ich traue meinen Augen kaum, als wir am Ende des Weges ankommen und sich vor uns ein kleines Restaurant erstreckt, vollkommen aus Holz, umhüllt von vielen Lichterketten und Fackeln, die alles in ein wirklich seichtes Licht hüllen. „Bereit?“, Sasuke blickt zu mir herab, wartet aber nicht auf meine Antwort, sondern zieht mich direkt am Restaurant vorbei. „Wir haben heute die VIP Plätze. Wir essen hier draußen, es ist noch warm genug, und eine Decke hab ich dir auch organisiert. Hunger?!“, er führt mich zu einem Tisch am See hinter dem Restaurant gelegen, welcher bereits für zwei Personen gedeckt ist und auf einem Stuhl eine dicke flauschige Decke liegt. Der Anblick ist wunderschön, der See durch die Beleuchtung des Restaurants in ein wunderschönes Farbenspiel getaucht, der Mond, der sich mittlerweile in diesem spiegelt, spendet uns zusätzlich etwas Licht zu den Kerzen auf dem Tisch. „Gefällt es dir?“, skeptisch blickt mich Sasuke an, nachdem wir uns gesetzt haben und ich mich immer noch leicht ungläubig umschaue. „Wie könnte es denn nicht?!“, meine Wangen glühen und mein Herz rast. Das hier ist genau das, was ich immer gewollt habe. Viel Kitsch und Romantik und doch nicht subtil billig, sondern angenehm normal. „Aber warum haben wir denn VIP Plätze?“, die Frage brennt mir auf den Lippen, scheint es mir doch ziemlich unmöglich, einfach einen Tisch hier draußen zu bekommen. Aber was weiß ich, Geld regiert die Welt. „Ehm…naja..“, seit wann druckst Sasuke denn rum?! „Naja…nimm mir das nicht übel ja, ich bin nicht geizig oder so!!! Das Restaurant gehört meinem Cousin Shisui, deswegen haben wir den Tisch hier und auch keine Karten, sondern bekommen gleich unser eigenes Menü..“, er blickt mich abwartend an, erwartet bestimmt, dass ich ihm jetzt übel nehme, dass wir hierhergefahren sind. „Wieso sollte ich denken, dass du geizig bist? Ich finde es wirklich wunderschön hier…und ganz ehrlich beneide ich jetzt deinen Cousin, dass er sich hier so etwas Schönes aufgebaut hat! Er hat wirklich Geschmack!“, ich weiß zwar nicht, wie das Restaurant innen aussieht, aber von außen trifft es jedenfalls wirklich meinen Geschmack. „Na dann kannst du ihm das ja gleich sagen, er bedient uns nämlich“, und wieder schleicht sich dieses spitzbübische Grinsen auf seine Lippen, lässt ihn jünger wirken, gelöster. Mir schwant, dass Sasuke auch schon einiges durchmachen musste, und das hier sein wahres Ich ist. Und es gefällt mir. Ein junger Kerl, vielleicht etwas älter als Sasuke nähert sich uns mit zwei Tellern, das muss also Shisui sein. Er sieht Sasuke wirklich ähnlich, das sind dann wohl die Uchihagene, die da durchschlagen. „So ihr Turteltäubchen, ein Süppchen für euch! Lasst es euch schmecken!“, er stellt die Teller vor uns ab und wendet sich dann direkt an mich, nachdem er mich ziemlich eingehend gemustert hat :“ Sag mal…wie hast du denn Sasuke rumbekommen? Du bist die erste Frau, mit der er ausgeht! Verstehen kann ich ihn ja, du bist wirklich verdammt hübsch, da hat er nicht gelogen, aber verrat mir doch mal dein Geheimnis!“, verdutzt schaue ich ihm ins Gesicht und muss erst einmal sacken lassen, was er mir da grade erzählt hat. „Ich bin nur seine Patientin“, ich zeige kurz auf meinen Kopf, „ und ehemalige Kommilitonin, die eventuell bald stirbt, also ist mein Geheimnis: Krebs!“, sprudelt es sehr trocken aus mir heraus. Shisui allerdings scheint es verstanden zu haben und grinst mich dümmlich an :“ Jaja, das ist mir schon klar. Aber der da“, er zeigt mit dem Daumen in Richtung Sasuke, „meinte zu mir, dass es nicht deswegen wäre! Also..“. „Shisui, bist du endlich fertig?!“, schnaubend wendet sich der Angesprochene von uns ab und verschwindet wieder im Inneren der großen Waldhütte. Ich bemerke, dass Sasuke die Situation grade wirklich unangenehm war, also fange ich an, meine Suppe zu löffeln und frage ganz unverblümt, weil sich mir der Eindruck geboten hat :“ Ist der auch schwul?“. Sasuke lacht, das Eis gebrochen und das ist gut so. die verbissene Stimmung von vorher ist wie verflogen und Sasuke erzählt immer mehr über seinen Cousin, der Hotelfachmann ist, aber mit einem Freund zusammen dieses exquisite Restaurant eröffnet hat, in welchem nicht jeder eine Reservierung bekommt. Seinen Erzählungen entnehme ich, dass Shisui genauso alt wie Itachi ist, und zusammen mit den beiden Brüdern im Haus aufgewachsen ist, weswegen ihr Verhältnis auch sehr eng ist. Der Tod seiner Mutter hätte alle noch einmal zusammengeschweißt. Und auch Shisui gesellt sich an dem Abend noch ein paar Mal zu uns, kappelt sich verbal ein wenig mit Sasuke und beide bringen mich unentwegt zum Lachen. Das Essen ist spitze und dank der Medikamentenpause kann ich es auch wirklich genießen, ohne, dass mir sofort wieder schlecht wird. „Willst du tanzen?“, ich merke wie ich vom Stuhl hochgezogen werde und sich ein Arm um meine Hüfte legt. Oh Gott, ja das will ich, aber ich bin eine fürchterliche Tänzerin! Seit dem Tod meiner Mutter habe ich nicht mehr getanzt und wundere mich deshalb auch nicht, dass ich Sasuke ein Paar mal zu oft auf die Füße trete. Er stört sich daran allerdings nicht, beschwichtigt mich sogar und sagt, dass ihm mein Fliegengewicht ja nichts ausmacht. Wir tanzen nahe am Ufer des Sees zur Musik, welche im Restaurant gespielt wird, eine ruhige Klaviermusik. Stilvoll. Dieser Abend ist perfekt, die Stimmung durch die Beleuchtung und meine Freude lässt mich strahlen, so wie ich es noch nie tat. „Danke! Das ist ein wirklich wunderschöner Abend…“, hauche ich. Ich hab Angst, wenn ich zu laut spreche, die Stimmung zu zerstören. Doch eine Antwort bekomme ich nicht. Das einzige, was ich spüre, sind seine weichen Lippen auf meinen. Kapitel 6: Itachi ----------------- „Warum hast du mich denn grade geküsst?“ „Macht man das nicht so, bei einem Date?“ Zwei Tage sind seit dem Date vergangen und mir brummt mittlerweile der Schädel, so viele Gedanken mache ich mir über diesen Abend. Ja, er war sehr schön gewesen, und auch Shisui kennenzulernen war ganz schön und dennoch verstehe ich einfach nicht, wie Sasuke auf die Idee kam, mich zu küssen. Er macht das ganze doch nur aus Nettigkeit gegenüber seinem ersten eigenen Patienten und weil ich wahrscheinlich eh sterbe, und er sich dann nichts mehr vorwerfen muss. Seit Tagen hänge ich diesen Gedanken hinterher, aber jetzt muss ich mich davon losreißen, nicht nur, weil ich ihn jetzt eh gleich wieder sehe, sondern weil die nächste Chemo ansteht und ich mit einem positiven Gefühl da reingehen möchte. Die letzten Tage waren schwierig, ich hatte noch in der Nacht, nachdem Sasuke mich wieder hierher gebracht hat, Fieber und das nicht gerade wenig. Außerdem plagt mich seitdem eine stetige Übelkeit, das Essen fällt mir wieder sehr schwer und irgendwie fühle ich mich extrem einsam, obwohl Jen ja jeden Tag bei mir ist und wir uns gegenseitig Trost spenden könnten. Andererseits wäre ich so gerne einfach alleine, ohne irgendwelche Menschen um mich herum, ohne Ärzte, die an mir herumschnippeln, ohne nervige Schwestern, ohne Fran, die sich zu mütterlich um mich kümmert, ohne Jim, der sich immer noch nicht traut sie anzusprechen, ohne Sasuke, der mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will… Frustriert stöhne ich laut auf, schlage die Hände zusammen und schwinge meinen Beine aus dem Bett, um mich in das untere Stockwerk zu begeben und den Giftcocktail zu empfangen. Mir ist kalt, ich bin müde, ich hab so unendlichen Hunger, doch kann ich nichts essen und meine Laune ist einfach auf dem Tiefpunkt. „Macht man das nicht so, bei einem Date?“ das hat er wirklich gesagt….ich kann es echt nicht fassen! Pff. Ich muss mich mit meinen Gefühlen echt zurückhalten, am Ende sind die Gerüchte um ihn noch wahr und dann werde ich traurig und sterbenskrank hier sitzen und das Nachsehen haben. Wie kann ich nur denken oder auch nur einen Gedanken daran verschenken, dass er jemals irgendwie mehr als nur Empathie für mich empfinden könnte?! Mach dich nicht lächerlich, Sakura… Unten angekommen setze ich mich direkt auf meinen Stammplatz, lege die dicke Decke über mich, die Schwester Henrietta extra für mich dahingelegt hat, und stöpsle meine Kopfhörer ein. Ich schaffe es binnen weniger Minuten wegzudösen, eine tiefe Entspannung zu erreichen, die ich die letzten Tage nicht verspürt hatte. Und wie beim ersten Mal weckt Sasuke mich nicht, sondern zieht einfach mein Shirt beiseite, sticht den Port an und schließt die Infusion an. Ich zucke kurz zusammen bei dem Anstechen, die Betäubung hat nicht richtig funktioniert, aber der Schmerz geht relativ schnell wieder vorbei. Trotzdem lasse ich meine Augen geschlossen, richte lediglich die Mütze, die ich trage, wieder richtig, und konzentriere mich voll auf die Musik auf meinen Ohren. Zwischen all meine klassische Musik und die überaus beruhigende Rockmusik hat sich, obwohl ich sehr darauf bedacht war, dass da nicht passiert, ein Liebeslied verirrt, welches natürlich jetzt laufen muss. Die ersten Töne des Songs schlagen an und ich lasse mich fallen, gebe mich der Melodie und dem Text hin, versinke in Träumereien. Ich lasse es ein zweites Mal abspielen, achte genauer auf den Text, finde wie eine verliebte 13-jährige Verbindungen zwischen den Lyrics und meiner Situation mit Sasuke. Frustriert schnaufe ich auf, setze mich gerade hin und öffne meine Augen, während das Lied zum dritten Mal abgespielt wird. Doch ich schaue nicht auf einen leeren Platz neben mir, sondern direkt in zwei Onyxe, die mich schon fast belustigt mustern, dem Blick aber standhalten, ihn sogar intensivieren. „I´m hypnotized and like a stone I´m paralyzed ´cause I can´t look away You find your way under my skin“* Okay, das ist wirklich gruselig, aber wieso passt denn grade alles so genau? Weder er, noch ich sind bereit, den Blickkontakt abzubrechen, ganz im Gegenteil. Unsere blicke werden intensiver, seine Augen fliegen regelrecht über mein Gesicht, als müsse er jede Bewegung und Regung meinerseits aufnehmen. Seine Unnachgiebigkeit jagt mir einen Schauer über den Rücken und treibt mir die Röte ins Gesicht, wie so oft, wenn er mich anschaut. Er streckt seine Hände aus, streicht mir am Kiefer entlang, bevor er mir einen Kopfhörer entfernt und sich selbst ins Ohr stöpselt. Sein Blick ruht weiterhin auf mir, seine Augen scheinen noch dunkler als zuvor zu sein und er ist wesentlich näher an mir, als vorher. Ob ich die Stille brechen soll? „And I´m trying not to love you But I hate the way I keep on giving In to you like I always do, no matter how I try Or maybe could it be, that you´re the part of me That´s keeping me alive?“ Ein Lächeln umspielt seine Lippen, völlig unerwartet und unverhofft grinst er mich an, sein Lächeln erreicht sogar seine Augen, die förmlich strahlen. „Guten Musikgeschmack hast du. Ich hätte ja gedacht, dass du eher Ellie Goulding oder Beyonce hörst, so wie fast 90 % aller Frauen..“, er unterdrückt ein Lachen, welches an seinen Mundwinkeln zupft und grinst mich dabei süffisant an. Ich schüttle meinen Kopf und erwidere gespielt zickig: „ Nein, war noch nie mein Fall. Ich steh eher auf rockiges…“, und schon wieder fühlt sich mein Gesicht extrem heiß an. Oh man, dieser Kerl tut mir nicht gut. „Was machst du hier? Müsstest du nicht noch irgendwas anderes machen, als hier extra Pausen zu schieben?“, ich lache kurz auf, um meinen Witz zu unterstreichen, nicht, dass er mich noch zu ernst nimmt. Anscheinend kam der Witz an, denn auch Sasuke lacht kurz, streicht sich dann aber fahrig durch die Haare und blickt mich ernst an. „Nein, ich hab tatsächlich schon Feierabend..“. Was will er denn dann noch hier? Auch als Arzt, dem seine Patienten wichtig sind, sollte er sich etwas Ruhe gönnen. „Dann fahr heim!“, ich klinge herrischer als gewollt, aber vielleicht ist das auch besser so. „Du bist ganz allein und die Infusion dauert doch nur noch eine Stunde, dann bring ich dich hoch und dann geh ich. Zufrieden?“. Nein. Das bin ich wirklich nicht. Er soll nicht seine gesamte Zeit hierein investieren. „Ich schaff das schon alleine, das weißt du, oder? Ich muss nämlich nicht viel tun, außer hier liegen und ab und zu ein Trinkpäckchen Saft schlürfen und eventuell kotzen, aber das ist doch auch schon alles. Du kannst mich also besten Gewissens alleine lassen.“, wieso ich ihn so zum Gehen versuche zu animieren, verstehe ich selbst nicht, aber irgendwie finde ich es zu egoistisch von mir, ihm seine Freizeit zu stehlen. „Sa-kura…jetzt hör auf. Ich bin gerne hier und außerdem warte ich noch auf Itachi…er kommt zu Besuch und wollte mich hier abholen. Also, alles gut, wie du siehst.“ Ich nicke leicht und senke meinen Blick etwas. Irgendwie fühlt sich diese Stille komisch an und ich hab das ungeheure Bedürfnis eine richtige Konversation zu beginnen, aber ich weiß nicht wie. Itachi, wie er wohl ist? Ob er genauso gut aussieht wie Sasuke, und von der Art auch so ist? Kühl und distanziert und dennoch so unendlich empathisch und liebevoll? Ich muss schmunzeln, als ich daran denke, dass er ja schwul ist und Modedesigner ist. Vielleicht ist er ja auch so eine richtige Tussi, zieht sich sehr weiblich an und verhält sich so. schön, wäre es auf jeden Fall..irgendwie. „Was grinst du denn so?“, will Sasuke wissen, der mich immer noch beobachtet, als wäre ich ein Fohlen, das man auf Schritt und Tritt begleiten muss. „Naja..ich hab nur grade dran gedacht, dass er…naja. Kommt Itachi aus einem bestimmten Grund, oder einfach nur so?“. „Hmm…er hat gemeint, dass wir uns über etwas unterhalten müssen, aber auf was willst du denn jetzt hinaus, Saku?“. Und da schon wieder. Saku. Als wüsste er, wie sehr er mich damit verwirren kann. I´m trying not to love you… „Na, vielleicht will er dir heute jemanden vorstellen und holt dich deswegen auch erst Stunden nach deinem eigentlichen Feierabend hier im Krankenhaus ab?“, sprudelt es grade so aus mir heraus. Ja, vielleicht stellt Itachi ihm heute seinen zukünftigen Schwager vor. Vielleicht ein braungebrannter Latino, mit viel Brustbehaarung und deutlichem Akzent…ich kann mein Lachen nicht mehr unterdrücken und Sasukes fassungsloser Gesichtsausdruck tut sein Übriges. „Mal doch den Teufel nicht an die Wand!!!! Mensch, Sakura!!! Ich hab ja nichts dagegen…aber…Gott nein, dafür bin ich noch nicht bereit!!“. Wie ein kleines Kind. Als hätte er nicht einige Jahre gehabt, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. „Stell dir vor, es ist so ein Sunnyboy, blond, mit geföhnter Mähne und Waschbrettbauch, der Frauenschwarm Nummer eins…“, schneller als ich blicken kann werde ich von Sasuke unterbrochen und gekitzelt, unbarmherzig und trotzdem spielerisch. „Hör auf, den Teufel an die Wand zu malen, hab ich gesagt….wenn das so ein Kerl ist, schlepp ich die beiden noch heute Abend zu dir hier her und dann hast du die beiden an der Backe!“. „Liebend gerne…ich bin gespannt, wie dein Bruder so drauf ist!“, immer noch lachend setze ich mich auf und deute auf den Infusionsbeutel, der mittlerweile leer ist. Sasuke stöpselt mich wortlos ab, das Lächeln ist allerdings nicht aus seinem Gesicht verschwunden und nachdem er mich auf die Station gebracht hat, verabschiedet er sich mit einem geknurrten „Bis heute Abend!“. Mal schauen, ob er das tatsächlich macht. Wie nach fast jedem Tag, wenn ich die Infusion bekommen habe, erbreche ich oft und fühle mich richtig schlapp. Auch meine Temperatur steigt etwas an und ich fühle mich wirklich so schlapp, dass ich bereits um 18 Uhr schlafen gehe und das Abendessen gar nicht mehr zu mir nehme. Allerdings wache ich schon wieder um 20 Uhr auf, weil mich eine innere Unruhe überfällt und ich rapple mich dazu auf, eine runde Uno mit Jen zu spielen, die den ganzen Tag geduldig und ruhig neben mir verbracht hat und ab und zu bei mir im Bett gelegen hat. Sie ist mittlerweile eine echt gute Freundin geworden und ich hoffe, dass ich ihr auch so zur Seite stehen kann, wenn sie mit ihrer Chemo dran ist. Ein lautes Klopfen reißt uns beide aus den Gedanken, unsere Köpfe schnellen gen Tür und innerlich erwarte ich die Nachtschwester zur abendlichen Kontrolle. Doch statt ihr betritt doch wirklich Sasuke unser Zimmer, blickt mich halb wütend, halb belustigt an und verlässt den Raum wieder so schnell, wie er ihn betreten hat. Fragend blicke ich Jen an, doch die zuckt nur mit den Schultern und zeigt auf einen weiteren Mann, der den Raum betritt. Groß, genauso schwarze Haare, wie Sasuke, allerdings zu einen Zopf gebunden, wirre Haarsträhnen, die ihm im Gesicht hängen, schlaksig, aber keinesfalls abgemagert, tiefe Lachfalten im ‚Gesicht und genauso pechschwarze Augen. Das Gesicht nicht allzu kühl und reserviert wie das von Sasuke, ein lächeln umspielt seine Lippen, seine Kleidung modisch einfach einwandfrei. „Ich nehm an , du bist Itachi?“, frage ich leise, zu mehr ist meine Stimme nicht fähig. Er nickt nur und setzt sich zu mir aufs Bett. Zurückhaltung ist hier anscheinend nichts für ihn, denn er kommt mir ziemlich nahe, legt sogar seine Hand auf meine Stirn. „Du hast Fieber!“, nichts neues, weiß ich auch. Das sage ich ihm auch und wieder nickt er nur. „Du bist Sakura, oder? Mein Bruder redet nur noch von dir, wenn wir telefonieren…“, er mustert mich kurz, lächelt dann aber freundlich. „Und du hast ihm wohl auch den Floh ins Ohr gesetzt, dass ich ihm heute seinen zukünftigen Schwager vorstellen könnte, hm?“. Wieder quittiere ich seine Frage nur mit einen Nicken. Irgendwie schüchtert er mich ein, obwohl er sehr freundlich ist und überaus loyal wirkt. Er lehnt seine Stirn gegen meine, Nähe scheint für ihn wohl kein Problem zu sein und haucht mir zu : „ Danke! So war er wenigstens nicht allzu geschockt!“. Ich hatte Recht! Ich lache kurz auf und drücke meine Stirn fester gegen seine, etwas, was ich sonst nur bei Haru gemacht habe. „Ich versteh jetzt, wieso er dich so mag und so viel von dir erzählt. Wie wärs, wenn wir morgen etwas zusammen machen? Sasuke hat frei und er hat dich ja schonmal hier raus geschmuggelt, dann bekommen wir das nochmal hin und du ruhst dich aus, damit du fit bist, hm? Dann lernst du auch mal Suigetsu kennen, den berüchtigten Schwager in spe. Ich würde mich jedenfalls riesig freuen.“ Und wieder nicke ich nur, die Augen vor Rührung ziemlich feucht. __________________________ * Daughtry – Break the spell Danke für die Liederwahl, liebe BijouOMG!!!:) :* Kapitel 7: Get ready -------------------- Itachi ist so ganz anders als Sasuke, irgendwie nicht ganz so in sich gekehrt, obwohl er auch eine ruhige Person ist und trotzdem ist er witzig, auf seine Art und Weise. Und obwohl die beiden auf den ersten Blick so gleich erscheinen, sind sie es wirklich nicht. Sasukes Anwesenheit beruhigt mich jedes Mal, hilft mir, mich zu entspannen, dem ganzen Alltag doch etwas zu entfliehen, aber Itachis Anwesenheit an dem Abend war ganz gegensätzlich. Ich hab mich danach einfach aufgewühlt gefühlt, so hibbelig, vorfreudig auf den nächsten Tag, und konnte meinen restlichen Tag nicht in Ruhe genießen , so wie ich es sonst kann, wenn Sasuke die Zeit nach der Chemo bei mir verbringt. Also hab ich mich gefreut und mir schon die schönsten Dinge für den anstehenden Tag ausgedacht. Ich war wirklich gespannt, was die Drei mit mir vorhatten, aber vor allem fragte ich mich, warum sie gerade mich mitnehmen wollten, und wieso Sasuke anscheinend so viel von mir erzählt. Wirklich viel über mich zu berichten gibt es ja nicht wirklich. Ich machte mir auch Gedanken darüber, wie Suigetsu aussehen mag und wie er wohl so drauf ist. Vielleicht hatte mich Sasuke deswegen so verärgert angeschaut….vielleicht ist Suigetsu ja eine kleine Tussi! Oh wie schön das wäre. Der Abend verlief also ganz anders als geplant für mich, statt der üblichen Übelkeit und der Unruhe verspürte ich zwar dennoch die innere Unruhe, allerdings keine Übelkeit, sondern Vorfreude. Zumal ich nicht einmal wusste, wann Sasuke mich abholen würde, oder Itachi, also würde ich mich direkt nach dem Frühstück fertig machen müssen. Jen war schon recht schnell eingeschlafen, während ich noch wach im Bett lag und die letzten Monate reflektierte. Eigentlich das gesamte letzte Jahr. Vor einem Jahr noch hatte ich meinen Abschluss nicht in der Tasche, versuchte verzweifelt nebenher Geld zu verdienen, um irgendwie überleben zu können und versuchte auch den Tod meiner Liebsten zu verarbeiten. In all dem innerlichen Tumult, war ich für alle anderen unsichtbar, außer für Sasuke, der irgendwie immer ein wachsames Auge auf mich hatte. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich ihn noch nie direkt danach gefragt habe. Ich hatte mich daran gewöhnt unsichtbar zu sein, trotz meiner von Natur aus rosa Haare, und vielleicht war ich ihm auch nur deswegen aufgefallen. Ansonsten gab es ja nichts besonderes an mir zu sehen. Diese Unsichtbarkeit hat sich in genau dem Moment aufgelöst, als ich auf der Bühne beim Abschluss zusammengebrochen bin und dann irgendwie jeder großes Interesse daran hatte, zu wissen, wie es mir geht. Aber wirklich gekümmert hatte es doch niemanden, denn für alle war ich dann todgeweiht und wieder unsichtbar. Für alle außer Fran und Jim, die mittlerweile wirklich zu einer kleinen Familie für mich geworden sind. Und dann war da nur noch Kämpfen und Schmerzen. Monatelang. Und nichts hatte sich großartig geändert, bis Sasuke auftauchte und mich wahrnahm. Die letzten Wochen, egal, wie anstrengend sie waren und wie viel sie mir abverlangt haben, waren die schönsten seit geraumer Zeit. Die schönsten seit etlichen Jahren. Sasuke ist, ob gewollt oder nicht, zu einer Konstanten in meinem Leben geworden, ein Anker, ein richtiger Freund. Er weiss weit mehr über mich, als es Haru wusste oder Fran weiß, und ihm macht es nichts aus, dass es nicht immer Gutes ist oder Spannendes oder höchst Intelligentes. Er nimmt mich, wie ich bin und das ist mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie passiert. Während ich weiterhin über die letzten Wochen sinnierte, mir immer wieder vor Augen rief, was Sasuke alles für mich tut, auslotete, wie ich denn nun zu ihm stand, umhüllte mich der Schlaf und der Morgen zog längst ein. „Sakura!!! Wach endlich auf!!“, ich weiß nicht, wer da meint, mich anschreien zu müssen, aber es nervt mich gewaltig! Widerwillig öffne ich ein Auge, blinze denjenigen vor mir an und staune nicht schlecht, als ich Jen vor mir stehen sehe, die eine Hand in die hüfte gestemmt, den gekürzte, bandagierten Arm tadelnd auf mich gerichtet. „Wach doch endlich auf. Warum warst du denn überhaupt so lange wach?! Sasuke kommt bestimmt gleich, ich hab ihn hier schon rumlaufen sehen!“. Sasuke. Itachi. Ausflug. Heute. Ich reiße meine Augen auf und schwinge mich nicht gerade galant aus dem Bett, hetze ins Badezimmer und dusche mich in Windeseile ab. Da ich ja keine Haare zum Stylen habe, schminke ich lediglich meine Augen etwas, und lege etwas Rouge auf, sonst sehe ich zu blass aus. Meine Glatze decke ich wieder mit einem Tuch ab, welches ich zur Seite binde. Da ich heute keine Lust auf ein Kleid habe, ziehe ich mir lediglich eine schwarze Jeans an und ein weinrotes, langärmliges Shirt. Das sollte genügen und auch passend sein, für, was auch immer wir machen werden. Kaum betrete ich unser Zimmer wieder und ziehe meine Boots an, wird die Zimmertür geöffnet und Itachi betritt den Raum. Seine Aura erfüllt sofort den ganzen Raum und versprüht gute Laune pur. Höflich lächle ich ihn an, als er auf mich zukommt und mich in eine innige Umarmung zieht. Völlig überfordert mir der Situation erwidere ich die Umarmung, schlucke die Tränen, die mir vor Rührung aufsteigen wollen, gekonnt hinunter. „Jen, ich weiß nicht, wann ich komme. Ich weiß ja nicht, was die Jungs mit mir vorhaben. Könntest du..“ „Gott, Sakura, geh bitte Spaß haben! Und bring mir was mit“, zwinkert mir Jen zu und stöpselt erneut ihre Kopfhörer ein. Was wäre dieses Mädchen bloß ohne ihre Musik. Da sie mich wieder komplett ausblendet und in ihrer eigenen Welt versinkt, wende ich mich Itachi zu und grinse ihn bereit zum Gehen an. „Bereit, einen wirklich schönen Tag zu erleben?“, ach wie süß. Zögernd nicke ich, ich weiß ja nicht, was auf mich zukommt. „und Sakura..naja, wegen meinen Partner. Sui ist etwas speziell…er ist, uff, wie soll ich das jetzt sagen?“ „- ne kleine Diva?!“, unterbreche ich ihn frech und lache ihm dabei herzlich ins Gesicht. Ich bete ja förmlich, dass er wirklich eine Diva ist. Ich wollte schon immer so jemanden kennenlernen. Zu meinem Erstaunen nickt Itachi auch noch und läuft etwas rot an. Fröhlich und irgendwie auch erleichtert, dass ich nicht das einzige Mädchen heute sein werde, sondern auch noch Diva sui dabei sein wird, hacke ich mich bei Itachi ein und nicke gen Fahrstuhl, um endlich aus diesem Krankenhaus rauszukommen. „Wir fahren aber nur bis zum EG, ich schmuggel dich hier nicht raus, wie einen Schwerverbrecher!“, lacht Itachi auf und drückt den Knopf zum EG. Sanft lehnt sich Itachi gegen mich und fragt mich leise, wie ich Sasuke kennengelernt habe. Die Frage ist schwer für mich zu beantworten, was soll ich ihm denn sagen? Dass ich das Gefühl hatte, gestalkt zu werden? Also antworte ich, das einzige richtige, wie mir scheint. „Wir kennen uns aus der Uni, vom Sehen. Bis er mein Arzt wurde, hatten wir eigentlich nie Kontakt.“ Gelogen war davon ja nichts. Er quittiert das lediglich mit einem leichten Nicken, ehe der Fahrstuhl anhält und sich die Tür öffnet. Sofort erblicke ich Sasuke am Eingang stehen, bei ihm ein etwas kleinere Mann mit silber-blauen Haaren, engen schwarzen Lederhosen und einen lila Tshirt. Das muss Sui sein, das war eindeutig. Als hätten die beiden uns bemerkt, schauen sie zu uns und Sui grinst Itachi verliebt an, während mein Blick wieder zu Sasuke gleitet. Auch er taxiert mich mit seinen Augen, ein Lächeln auf den Lippen. Kaum wende ich meinen Blick wieder Suigetsu zu, zieht dieser mich von seinem Freund weg und in eine Umarmung. „Du musst Sakura sein!!! Endlich lernen wir dich auch mal kennen, Sasuke erzählt ja nur noch von dir!“, das hatte ich doch schon mal gehört. Etwas freudlos lache ich auf, weiß ich ja, dass er nur von mir als erste Patientin spricht. Also steure ich das Gespräch in die richtige Richtung und frage, wohin wir heute gehen werden. „Nicht gehen. Fahren. An den Strand!“, freudestrahlend fängt Suigetsu an, vom Long Beach zu schwärmen und wie lange er schon nicht mehr dort war. Ein weiterer Wunsch wird mir heute also erfüllt. Kapitel 8: Herzhüpfer --------------------- Fast eine ganze Stunde fahren wir von dem Krankenhaus aus mit Sasukes Porsche zum Long Beach, wobei ich hinter Sasuke sitze und Sui wehrlos ausgeliefert bin. Aber im positiven Sinne. Er ist so lebensfroh und lustig und allen Anscheins nach ergänzt er Itachi wirklich wunderbar. Seine offene Art macht es mir wirklich leicht, mit ihm zu reden und mich auch ihm gegenüber zu öffnen. Itachi und Sasuke streiten sich wie zwei kleine Kinder um den richtigen Weg, jeder der beiden ist der Meinung, den richtigen zu kennen und natürlich auch die beste Abkürzung. Dass wir uns dabei nicht verfahren und die Fahrt noch länger dauert, wundert mich dann doch sehr. „Wohnst du denn schon lange in New York?“, wirft Sui seine Frage in den Raum, er scheint wohl nicht wirklich viel über mich gehört zu haben, so im Gegensatz zu Itachi. Wenn ich seinem Gesagten trauen kann. „Ich bin sogar hier geboren….wieso fragst du?“, kontere ich. Ich weiß, dass er darauf hinaus möchte, dass ich noch nie am Stand war. Obwohl der ja quasi vor der Tür liegt und New York ja sogar für jeden Stadtteil einen besitzt. „Hmm…naja, du wohnst hier, warst aber noch nie an nur einem Strand? Hat die Stadt New York nicht extra für jeden Stadtteil einen Strand fertigen lassen, damit jeder Zugang dazu hat?“ Zustimmend nicke ich. „Ja, aber ich hab nie wirklich Zeit dafür gehabt, und dann kostet fast jeder Strandbesuch auch ziemlich viel Geld. Also für mich ist es viel Geld gewesen, und deswegen war ich dort nie. Und in die Bronx wollte ich dann doch nicht gehen, da hab ich mich schon allein wegen meiner Haarfarbe nicht hin getraut. Keine Ahnung, was die von mir gehalten hätten“, ich lache kurz auf bei der Vorstellung. Ja, das wäre wohl wirklich lustig geworden. Nicht gefährlich für mich, aber wirklich lustig. Fragend schaut mich Suigetsu an, runzelt nachdenklich die Stirn und reißt dann die Augen auf. „Du hattest aber jetzt nicht blaue Haare oder so?! das wäre der Hammer!“. Ich kann mir ein schallendes Lachen nicht mehr verkneifen, schüttle aber dennoch kurz amüsiert meinen Kopf. „Nein, sie waren rosa. Aber von Natur aus. Wirklich schön und lang.“, wehmütig streiche ich mir über den Kopf. Irgendwann sind sie wieder da. Und dann können sich all die kleinen kranken Patienten auf der Kinder-Onkologie über meine Haarfarbe freuen und lustig machen. Ich halte meinen Blick gesenkt, irgendwie ziehen mich meine Gedanken gerade in einen Strudel, aus dem ich nicht herausgezogen werden möchte, denn die Gedanken schweifen immer mehr zu Haru und Mutter ab, Gedanken, denen ich dank Sasuke in letzter Zeit sehr wenig hinterhergehangen habe. „Sui, untersteh dich!“, keift Itachi Suigetsu an. Was war denn jetzt los? Von einer Minute auf die andere hat sich die Stimmung hier mächtig abgekühlt. „Jaja! Ich frag sie ja schon nicht…dass du aber auch immer so sein musst. Sie wäre das perfekte Model…“ Ah, daher weht der Wind. Suigetsu ist Fotograf bei einer renormierten Modelagentur in L.A. und hat schon einige Male angesprochen, wie schön er es fände, mich in Itachis neuer Kollektion abzulichten. Ich bin darauf nicht weiter eingegangen, immerhin würde mir doch eh nichts von all dem passen, ich bin ja eh viel zu dünn für alles. Langsam streife ich mir meine Wollweste über und blicke neugierig aus dem Fenster, da wir dem Strand immer näher kommen. Auf dem dazugehörigen Parkplatz parkt Sasuke galant ein, sodass wir schnell aussteigen und in Richtung Kassenhäusschen gehen können. Dort bezahlen wir 17 $ Eintritt, nur, um den Stand betreten zu dürfen, welcher natürlich auch mit vielen Fressbuden und kleineren Geschäften entlang der Promenade bestickt ist. Herrlicher Weißer Sand erstreckt sich vor mir, als wir die Treppen zum Stand hinunterlaufen. So weit man blicken kann, nur Meer, nur weißer Sand, und eine laue Brise, die weht, trotz der abgekühlten Grade. Kaum betreten wir den Sand, streift sich Sui schon die Schuhe von den Füßen, nimmt diese in die Hand und rennt in Richtung Wasser. Wie ein kleines Kind. Doch auch Itachi macht es ihm nach, holt ihn bald ein und zieht ihn in eine innige Umarmung. Die beiden geben wirklich ein schönes Pärchen ab, und mir wird es etwas schwer ums Herz bei dem Gedanken, dass ich vielleicht nie eine solche Liebe erfahren werde, weil ich davor sterben werde. Ich wäre glücklich, würde ich jemanden so nahe an mich heranlassen können, ihn so bedingungslos lieben könnte, aber ich glaube nicht, dass sich jemand auf mich sterbenden Patienten einlassen würde. Und damit muss ich nun den Rest meines kranken Lebens leben. Gedankenverloren blicke ich den beiden hinterher, als ich bemerke, dass Sasuke sich auch die Schuhe auszieht und mich auffordernd anblickt. Kurz schüttle ich meinen Kopf: „Der Sand ist bestimmt kühl und ich wird doch eh schon so schnell krank…“. Schweigend bückt sich Sasuke nach unten, greift mit der Hand in den Sand und wirft mir eine Ladung entgegen, während er grinsend meint: „Nö, ist doch angenehm, oder?“. Dieser Drecksack! Lachend ziehe nun auch ich meine Schuhe aus und genieße das Gefühl von Sand zwischen meinen Zehen, welcher erstaunlich warm ist und so samtig weich. Schweigend spazieren wir am Strand entlang, immer darauf bedacht, möglichst nahe am Meer entlang zu gehen, sodass die ankommenden Wellen auch unsere Füße umspielen. Das Ganze hat schon fast eine romantische Stimmung, sodass ich mich wundere, wo die anderen beiden geblieben sind, weil wir nun schon eine geraume Zeit nur zu zweit hier herumlaufen. Wahrscheinlich haben sie sich ein ruhiges Plätzchen gesucht und genießen die langsam untergehende Sonne und der damit wunderschöne Blick auf das in orangenes Licht getauchte Meer. Dieses genieße auch ich und die Tatsache, dass Sasuke – zwar schweigend- neben mir entlanggeht, macht das alles noch schöner. So schön der Spaziergang auch ist, langsam geht mir die Puste aus. Das lange Laufen bin ich nicht mehr gewohnt, immerhin liege ich fast nur noch und der meiste Prozentsatz meiner Muskelmasse ist eh schon abgebaut. Frustriert und mit brennenden Waden bleibe ich stehen, sogar meine Seiten stechen und das Atmen fällt mir ein wenig schwer. Ich mache drei Kreuze, falls ich es jemals aus dem Krankenhaus schaffe und endlich wieder etwas Kondition erlangen kann. „Ist alles ok? Hast du Schmerzen?“, sofort dreht sich Sauke zu mir, schaut mich besorgt an. Zu besorgt. „Nein…alles gut. Ich hab einfach keine Ausdauer mehr. So schön es auch hier ist, ich muss mich langsam mal setzen.“, entschuldigend lächle ich und schlage schon den Weg zu einer Bank am Peer ein. „Sag jetzt einfach mal nichts und wehr dich auch nicht. Sonst verpasst du echt noch das Beste!“, kaum entfliehen ihm diese Worte, wirbelt er mich herum und ich finde mich auf seinem Rücken wieder, auf welchem er mich nun Huckepack trägt. Ich möchte loszetern, zanken und zicken, allerdings bleibt mir jedes Wort im Hals stecken, bin ich doch zu gerührt von seiner Geste und dieser liebevollen Fürsorge, mit welcher er mich auf seinem Rücken festhält. Seufzend lasse ich meine Stirn gegen seinen Hinterkopf fallen, lehne mich an ihn und signalisiere ihm nonverbal meinen Dank. Ich hätte nicht mehr weitergehen können und dank ihm werde ich wohl doch noch die schöne kleine Lagune am Ende des Strandes sehen können. Das „Beste“, wie er es nannte. Wieder schweigend bringen wir einige Meter hinter uns, als er auf einmal von selbst ein Gespräch mit mir anfängt. „Hast du eigentlich sehr Angst?“. „Wovor?“ .„Vorm Sterben“. Hm. Hatte ich das? Ja und nein. Ich bin mir da immer noch nicht ganz so sicher, ob es Angst ist, was mich derzeit und bei dem Gedanken an den Tod erfüllt, oder ob es Erleichterung ist oder Enttäuschung. Geplatzte Träume. Geplatzte Hoffnung, verstrichene Chancen. „Angst würde ich es nicht nennen, nein…“. „Wie denn dann?“. „Es ist schwer, das in einem Wort zusammenzufassen. Einerseits ist da natürlich Angst. Angst vor dem ‚Unbekannten, was danach kommt oder ob da überhaupt etwas kommt, Angst vor den Schmerzen, wie das alles zu ende gehen wird. Ob ich ein Pflegefall bin am Ende, oder doch noch Herr meiner Sinne…“, kurz schlucke ich heftig, sammle mich und unterdrücke die Tränen, denen ich noch nie freien Lauf gewährt habe. „Aber dann ist da auch Erleichterung. Vielleicht sehe ich ja meine Familie wieder…so blöd es klingt. Ich vermisse die beiden so sehr…und ich wäre hier nicht mehr so eine Belastung für Fran, die ja wirklich viel Zeit für mich opfert und immer für mich da ist. Sie wäre dann auch befreiter. Klar sind da noch die geplatzten Träume, die die Erleichterung etwas vernebeln, und die verstrichenen Chancen, aber die Erleichterung würde dennoch überwiegen.“ Ich schließe meinen Monolog ab, weiß nicht, ob mir Sasuke überhaupt zugehört hat, so konzentriert wie er in die Ferne starrt. „Würdest du denn keinen vermissen? Oder denkst du, hier würde dich niemand vermissen?“, etwas verbittert kommen die Worte über seine Lippen. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter, in die Kuhle zwischen Hals und Schulter. „Ich weiß es nicht. Meine Familie existiert nicht mehr und Freunde habe ich keine…da ist es schwer so etwas einzuschätzen. Und doch, klar ich würde doch schon ein paar Menschen vermissen…“. „Wieso lügst du?“ . was?! Hab ich etwas verpasst?! „Natürlich hast du Freunde…du hast Fran, Jim, du hast sogar Jen…und mich. Wir würden dich alle ziemlich vermissen.“ Ich spüre einen kleinen Druck auf meinem Kopf, als er seinen gegen mich lehnt, als könnte er damit seine Aussage untermalen. „Ich würde dich auch vermissen…“ Es folgt ein angenehmes Schweigen, unsere Worte schweben noch zwischen uns, verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Und genau so schweigend erreichen wir die kleine Lagune, mit ihrem fast türkisen Wasser und den wunderschönen Felsumrandungen, auf welchen wir uns absetzen. Vorsichtig gleite ich von Sasukes Rücken herunter, ich muss doch furchtbar schwer auf die Dauer gewesen sein, auch, wenn er sich nichts anmerken lässt. Dich beieinander sitzen wir auf einem der Felsen, blicken auf das Meer, das nun eine riesige Sonne reflektiert und kaum Blau erahnen lässt. „Wie findest du Sui?“, versuche ich ein Gespräch zum Laufen zu bringen, auch, wenn mich die Ruhe nicht zwingend stört. Langsam blickt er mich an, zieht eine Augenbraue hoch und bricht in schallendes Gelächter aus. „Eigentlich müsste ich dich wirklich bestrafen! Du hast es heraufbeschworen! Du hast gesagt, Itachi könnte eine Tussi anschleppen und er tuts…als hättest du es gewusst. Aber er ist ganz okay….mal abgesehen von seiner Aufgedrehtheit, und seinem glockengleichen Lachen, was ziemlich nervt, aber Itachi wie ein verliebtes Mädchen grinsen lässt. Solange er glücklich ist, werde ich es akzeptieren und naja…er ist ja wirklich nicht so schlimm.“, grinsend blickt mir Sasuke entgegen. Ich lehne mich mit meinem Kopf gegen seinen Arm, suche Halt, und finde Geborgenheit. Er macht sich noch ein wenig über Suis Eigenarten lustig, aber auch über Itachi und erzählt ein paar lustige Kindheitsgeschichten, von denen ich Itachi aber nichts erzählen darf, sonst würde er mich laut Sasuke erdolchen. Itachi in Frauenkleidung. Das war bestimmt ein sehr lustiger Anblick. Gelöst und glücklich lachen wir zusammen, Sasuke redet über das Erwachsenwerden mit Itachi an seiner Seite und wir lehnen uns gegeneinander, schmiegen uns an den jeweils anderen. Diese Vertrautheit jagt mir einen Schauer über den Rücken, mein Herz klopft und dann: Herzhüpfer. Was passiert hier nur? Leise dringt Sasukes Stimme an mein Ohr: „Bitte…bitte gib nicht auf. Ich würde das nicht verkraften.“ Kapitel 9: Drei Wochen ---------------------- Verblüfft und fassungslos starre ich Sasuke an, meine Augen weit aufgerissen, habe Angst, mich verhört zu haben. Er würde es nicht verkraften, wenn ich sterben würde? Niemals hätte ich gedacht, dass es irgendjemanden wirklich interessieren würde, wenn ich wirklich den Kampf gegen diese Krankheit verliere, all die Scheiße, durch die ich schon durch musste, hinter mir lassen würde… Doch jetzt gab es jemanden, der es sogar zugab, dass es ihm etwas ausmachen würde. Ändert sich jetzt etwas an meinem Willen, diese Scheiße zu besiegen? Definitiv ja. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich tatsächlich etwas wie einen Freund gefunden, jemand, der mich mag, weil ich bin wie ich bin und mich nicht aufgrund meiner Armut gleich ablehnt. Und es tut verdammt noch einmal gut, gut zu wissen, dass er für mich da ist und tatsächlich auch gut zu wissen, dass er es nicht verkraften würde…denn mittlerweile kann auch ich mir kein Leben ohne ihn mehr vorstellen. Sasuke hat es doch tatsächlich geschafft, in so kurzer Zeit einen Platz in meinem Leben zu ergattern, ihn vehement zu besetzen und auch den Weg in mein Herz hat er gefunden und für andere blockiert. Immer noch sitzen wir eng aneinander geschmiegt auf dem Felsvorsprung, sein Kopf lehnt mittlerweile auf meiner Schulter, als würde er den dringend benötigten Halt suchen und bei mir finden. Die Stimmung zwischen uns ist einerseits entspannt und befreiend locker, auf der anderen Seite allerdings zum zerreißen gespannt und aufgewühlt. Ich will das Gesagte nicht so zwischen uns stehen lassen, ich weiß aber auch keine Antwort darauf, würde ich das antworten, was mir die ganze Zeit durch den Kopf geht, würde ich in Tränen ausbrechen und mich ziemlich lächerlich machen. Ich würde ihm sagen, dass er momentan der wichtigste Mensch in meinem Leben ist, obwohl ich ihn noch nicht richtig kenne, dass er mir eine Sicherheit gibt, die ich noch nie hatte und mir so viel Mut zum Weiterkämpfen gibt, den ich so dringend benötige. Ich würde ihm auch sagen, dass ich jede einzelne Sekunde mit ihm so schätze und genieße, dass allein seine Anwesenheit eine Ruhe in mir hervorruft, die ich das letzte Mal bei Haru empfunden habe. Ich würde ihm sagen, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann, weil es dann für mich nicht mehr lebenswert wäre, ohne seinen trockenen Humor und seine passiv-aggressive Art, die er manchmal an den Tag legt. Ich würde ihm sagen, dass ich mich hoffnungslos in ihn verliebt habe. All das kann ich ihm nicht einfach so sagen, also genieße ich seinen Kopf auf meiner Schulter, sein etwas längeres Haar, das mir strähnenweise ins Gesicht fällt, so samtig weich und luftig. Wie kleine Wölkchen. Was er wohl sagen würde, wenn ich ihn so nenne? Wölkchen. Ich kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen, gerade so laut, dass es sich dabei auch um ein kleines Hüsteln handeln könnte. Langsam und ständig darauf bedacht, Sasuke nicht von mir zu stoßen und den wunderschönen Körperkontakt bloß nicht zu unterbrechen, ziehe ich mein Handy aus meiner Wollweste hervor und stöpsle die Kopfhörer ein, suche ein bestimmte Lied aus, welches ich zur gewünschten Stelle vor spule und drücke auf Play, nachdem ich Sasuke einen Hörer ins Ohr gepuhlt habe. „Don´t stop believing, hold on to the feeling*“, schallt es aus den Kopfhörern und Sasukes Kopf ruckt erschreckend schnell hoch. Verdutzt schaut er mich an, bevor er in schallendem Gelächter ausbricht und mich mit seinem Lachen ansteckt. Das schönste Lachen, das ich je gehört habe und je hören werde. Dessen bin ich mir sicher. „Nicht dein Ernst!!!“ , immer noch lachend schlägt er mir gespielt fest mit der Faust gegen den Oberarm, bevor er seine Arme um mich legt und mich näher an sich heranzieht. Er ist sich bewusst, dass ich versuche jede unangenehme Situation mit Humor und Ironie zu begegnen, was ich mit dieser kleinen Musikaktion deutlich gemacht habe. Und er ist der Einzige, der das versteht. Seufzend lehne ich mich stärker an ihn, merke die Müdigkeit, die langsam in mir hochkriecht und mich einzulullen versucht, sein Geruch, der mich umhüllt und mir ein überwältigendes Gefühl von Geborgenheit und Fürsorge vermittelt. Stunden könnte ich noch hier mit ihm sitzen und hätte noch nicht genug davon. „Da seid ihr ja, ihr Turteltäubchen!“, höre ich Suigetsu von Weitem rufen, die Arme ausladend in der Luft schwingend und lachend. Turteltäubchen? Hab ich schon wieder etwas verpasst? „Schließ doch nicht gleich von euch auf uns, mein Lieber!“, kontere ich. Ich weiß nicht, ob es Sasuke unangenehm ist, wenn sie uns so betiteln, deswegen musste ich dagegenrudern. Obwohl mir der Ausdruck ja schon gefiele. „Ach Sakura, Liebes, lass dir nicht zu viel Zeit, das Offensichtliche zu sehen! Und jetzt lasst uns was fettes essen gehen, Mama hat Hunger!“. Oh Gott. Ich merke, wie sich Sasuke neben mir anspannt, seinen Kopf langsam, zu mir dreht und mich amüsiert mit seinen Onyxen fesselt. Mama. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt. Gleichzeitig brechen wir in Gelächter aus, Sasuke lehnt sich dabei so stark gegen mich, dass ich dem Druck nicht mehr standhalten kann und er an mir abrutscht, direkt mit dem Kopf auf meinen Schoß, sich immer noch den Bauch haltend. Ja, manchmal ist er wirklich wie ein kleines Kind. Immer wieder kommt diese Seite an ihm heraus und ich befürchte, dass sie sogar die Überhand nimmt, wenn Itachi in der Nähe ist. In unmittelbarere Nähe. „Wo willst du denn was essen gehen, Mama?“, frage ich gekonnt freundlich und mit strahlenden grünen Augen. Mein Magen knurrt schon, und jetzt wird mir auch mein Hunger bewusst, den ich schon lange nicht mehr als so stark empfunden habe. „Am Pier ist ein kleines Fischrestaurant, da könnten wir doch was essen gehen, oder? Wie wärs mit Calamari oder paniertem Fisch oder..“ „Sui, halblang. Du bekommst, was du möchtest, aber mach dir jetzt nicht noch mehr Hunger, sonst mutierst du richtig zur Diva, nur weil du zu großen Appetit hast!“, ermahnt ihn Itachi halbstreng. Zu süß. Die beiden sind einfach zu süß so zusammen…und unweigerlich sehne ich mich nach jemanden, der mich halbstreng zurechtweist, wenn ich etwas zu verrückt werde. Mein Blick wandert nach unten, wo Sasuke seinen Kopf immer noch auf meinem Schoß gebettet hat und sich richtig einkuschtl, meine lange Weste sogar etwas über sich gezogen hat. „Hey, Mister. Ich bin doch kein Bett…steh auf, ich hab auch Hunger! Führ Frauchen bitte aus..“, gespielt beleidigt verziehe ich meine Schnute, warte darauf, dass er den Scherz versteht und darauf eingeht. „Sorry…hab die Leine vergessen“, murmelt er nur gelassen, richtet sich dann allerdings auf, nur, um mich wieder auf seinen Rücken zu verfrachten. Er bleibt ja immer doch mein Arzt, der weiß, wann ich total fertig bin, und wann nicht. Und der Spaziergang von vorhin hat mich doch mehr geschafft, als ich zugeben möchte…und es fühlt sich wunderbar an, so von ihm getragen zu werden. Sachte lehne ich meinen Kopf auf seinen, während wir den Weg zum Restaurant einschlagen und genieße die Wärme, die sein Körper ausstrahlt. Ich bin müde…viel zu müde. Und ich fühle mich so schwach, viel zu schwach. So schwach, dass ich nicht einmal mehr die Arme um Sasuke schlingen kann, um mich festzuhalten. Das Atmen fällt mir zunehmend schwerer und ein Röcheln entflieht meiner Kehle, die Enge kehrt in meine Brust ein und ich habe das Gefühl, mir würde jeglicher Sauerstoff entzogen werden. Meine Augen kann ich kaum aufhalten, obwohl ich das Bedürfnis habe, sie vor Schreck und Panik aufzureißen, zu weiten, nonverbal um Hilfe zu rufen. Doch die Hilfe bekomme ich schon lange, denn anscheinend ist mein Zusammenbruch nicht unbemerkt geblieben. Alles rauscht an mir vorbei. Sasuke, der verzweifelt versucht, mich wachzuhalten, Sui, der anscheinend den Notruf wählt, Itachi, der immer wieder versucht, Sasuke zu beruhigen, der mittlerweile ein schmerzverzerrtes Gesicht hat. Ob ich ihn verletzt habe? Oder warum weint er denn bloß? Die Sanitäter rauschen an mir vorbei, der Tubus, der mir gelegt wird und mir unangenehm im Rachen drückt, das Sedativum, das langsam anfängt zu wirken und mich in ein traumloses schwarzes Loch reißt. Weg von ihm. ______________ Langsam öffne ich blinzelnd meine Augen, merke den unangenehmen Druck in meinem Hals, erinnere mich an den Tubus, der mir gelegt wurde. Stumm schaue ich mich um, versuche rauszufinden, wo ich mich befinde, doch das Krankenzimmer sieht anders aus, als die in meinem Krankenhaus. Also bin ich in ein andere gebracht worden. Ein Blick neben mich, mehr schlecht als recht, da ich mich aufgrund des Tubus nicht wirklich bewegen kann, weckt ein Dejavú in mir. Sasuke sitzt auf dem Stuhl neben meinem Bett, den Kopf auf meine Matratze gebettet, die Haare schal und tiefe Augenringe, die sein Gesicht zeichnen. Wie lange er wohl schon hier sitzt? Mittlerweile wird der Brechreiz zu stark, sodass ich kurzerhand gegen Sasukes Kopf tippe und ihn so wecke. Schnell schaltet er, drückt den Schwesternknopf, bevor er sich Handschuhe anzieht und mir den Tubus selbst entfernt. Seine Augen sind gerötet, mattschwarz und glitzern, als würden sich wieder Tränen in ihnen sammeln. Wortlos reicht er mir ein Glas Wasser, sodass ich meine Stimmbänder ölen kann, doch es kommt nur Krächzen heraus. „Wie lange bin ich schon hier?“, frage ich ihn unter größter Mühe. Resigniert und traurig schaut er mich an, rückt näher an mich heran mit seinem Stuhl, legt seine Hände auf meine, bevor er mir antwortet: „ Drei Wochen.“ Kapitel 10: Drei Wochen. Sasuke ------------------------------- Sasuke „Itachi, ich kann jetzt nicht so ruhig bleiben, wie du es von mir verlangst!! Gott, das darf doch jetzt alles nicht wahr sein!“, schreie ich den Krankenhausflur entlang. Nachdem der Rettungswagen Sakura einlud und in das Krankenhaus am Ende der Stadt verfrachtet hatte, bin auch ich irgendwie hier gelandet. So wirklich erinnere ich mich daran gar nicht mehr, ich weiß nur, dass ich zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mutter geweint habe. Heiße Tränen, die ich um Gottes Willen nicht zurückhalten konnte, vielleicht auch nicht wollte und die mir so unendlich deutlich gezeigt haben, wie ich wirklich fühle. Jedes Anzeichen hab ich bislang übersehen, all die Male nicht wahrgenommen, in denen mein Herz schneller schlug, während sie mich dafür lediglich anschauen brauchte, jedes Lächeln, das mich ansteckte und auch meiner emotionslosen Maske ein Lachen entlockte. Und wie genau ich mich noch an ihr erstes schüchternes, ja fast verhaltenes Lächeln erinnern kann, ihr fast schon panisches Umherschauen, als hätte sie jeden meiner Blicke auf ihrer Haut brennen spüren. Und irgendwas hat ihr Lächeln in mir verändert…von einem Moment auf den anderen war alles doch gar nicht mehr so schlimm, wie ich immer dachte. Zum ersten Mal war es mir nicht egal, was ein Mädchen von mir dachte und zum ersten Mal machte ich mir wirklich Gedanken um ein Mädchen, wollte ihr durch ihre langen rosa Haare streichen, ihren kleinen, zierlichen Körper an mich schmiegen. Ich hab gefühlt, dass es ihr nicht gut ging, dass irgendwas ganz schlimmes passiert sein muss. Und dann war es da. Das Gefühl, nicht allein auf dieser Welt zu sein. Die Minuten, bis wir am Krankenhaus ankommen, rauschen an mir vorbei, in einer klebrigen Geschwindigkeit, klebrig langsam, klebrig zäh und klebrig schmerzhaft. Schmerzhaft. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt einen solchen emotionalen Schmerz gefühlt habe, aber es muss beim Tod meiner Mutter gewesen sein, die einzige Person, die immer an mich geglaubt hat und mir so viel Zuversicht und Geborgenheit gespendet hat. Wieso Sakuras Zusammenbruch so schmerzhaft für mich ist? Sie besetzt einen ganz wichtigen Platz in meinem Leben, und wenn ich es mir ganz ehrlich eingestehe, dann habe ich mich schon in der Uni in sie verliebt, habe die Gefühle aber durch meine eiskalte Maske nicht durchgelassen, stets den Unnahbaren gespielt, aber so perfekt, dass ich lediglich wie ein laienhafter Beobachter wirkte, nicht wie ein liebeskranker Stalker. Ich würde es nicht verkraften, schon wieder eine Person, der ich so viele Gefühle entgegen bringe, zu verlieren. Mutter, Itachi durch seinen Auszug, Naruto, meinen eigentlich besten Freund seit Kindheitstagen, verloren durch meinen emotionalen Absturz nach Mutters Tod, und jetzt auch noch Sakura…sollte sie jetzt sterben, wäre ihre Zeit jetzt in diesem Moment wirklich abgelaufen…ich würde es nicht verkraften. Ich bin nicht bereit, sie gehen zu lassen. Ich hab ihr noch nicht gesagt, wie wunderschön sie ist, wenn sie lächelt, obwohl sie die größten Schmerzen in diesen Momenten empfindet, wie mutig ich sie finde, dass sie sich dieser Krankheit mit einem solchen Löwenmut widmet, wie unendlich erfrischend ihre Art von Humor ist und wie sehr ihre Witze und kleinen Streiche mir den Tag versüßen. Ich hab ihr noch nicht gesagt, wie sehr ich sie vermisse, wenn ich am Abend nach Hause gehe, dass ich jeden Abend nach Feierabend noch einmal ins Zimmer spähe, um sicherzustellen, dass es ihr gut geht. Ich hab ihr noch nicht gesagt, dass ich mir so verdammt große Sorgen mache, wenn ich sie alleine lassen muss und deswegen kaum mehr schlafe und erst, wenn ich sie wiedersehe, runterkomme, als wäre sie das Antidot dagegen, welches mich am Leben hält. Innerhalb weniger Wochen ist sie zu meinem Lebensmittelpunkt geworden, die Gespräche mit Itachi abends sind weniger geworden, dafür länger und intensiver und nicht gerade selten ist sie dabei das Hauptthema. Und natürlich mein zu schüchternes Ego…eigentlich bin ich nicht schüchtern. Man mag mich sogar für arrogant halten, aber Sakura…sie ruft wirklich ganz verborgene Seiten in mir zum Vorschein. „Sasuke…hier, trink was, bitte“, Itachi reicht mir eine Wasserflasche, in der anderen Hand hält er eine kleine Tablette. Bestimmt Baldrian, damit ich etwas runterkomme. Immerhin hetze ich hier den Flur hoch und runter wie ein HB-Männchen und versuche irgendwie einen Arzt auszumachen, der mir weitere Informationen mitteilen kann. Ich hab den anwesenden Schwestern in der Aufnahme sogar schon mit dem Rechtsbehelf unseres Krankenhauses gedroht, weil sie mir – offiziell ihrem Arzt – die Informationsgabe verweigern wollten. Schließlich, nach langem diskutieren und fluchen und ja, ich gebe es zu, dem ein oder anderen hätte ich sogar einen Kinnhaken verpasst, wäre Itachi nicht eingeschritten, kam ein nicht gerade seriös aussehender, verstrubbelter und müder Arzt zu mir. Er stellte sich als Dr. Ethan Cooper vor, der Chefarzt der Onkologie. Ich wiederhole. Er sah nicht seriös aus! Zuerst brabbelt er einen Mist zurecht, von wegen, dass es gut war, dass Sakura nicht alleine unterwegs war, und wir sofort zur Hilfe eilen konnten, und, dass sie hier her eingewiesen wurde, weil der zuständige Rettungswagen alle Patienten hier herbringt. Ungeduldig fahre ich ihm dazwischen, schaue in mit blitzenden Augen an, während ich ihn betont monoton und doch so eiskalt wie möglich frage : „Wie geht es Sakura Haruno? Sie ist meine Patientin und ich hab das Recht, alle Informationen von Ihnen zu erfahren. Wie sind ihre Blutwerte im Schnelltest? Ist ihr HB gefallen, oder wieso ist der Zusammenbruch so plötzlich gekommen? Hatte sie einen Herzinfarkt, immerhin hat sie ja auch über Atemnot geklagt und konnte kaum atmen?..“. „Ok, Ok, erstmal, wie heißen Sie denn?“. „Sasuke Uchiha. Können sie auch nachprüfen.“ „In Ordnung, ich glaub Ihnen ja. Also Mister Uchiha…Ihrer Patientin geht es äußerst schlecht. Wir müssen die Nacht abwarten, sie entscheidet, ob sie es über den Berg schafft, oder nicht. Miss Haruno hatte vor Kurzem erst wieder eine Chemozufuhr oder? Anscheinend muss sich danach oder währenddessen oder gar erst heute ein Plaque gelöst haben und hat dabei zu einer Lungenembolie geführt. Sie hat gute Chancen, es doch irgendwie zu überstehen, sie wurde grade einer Bronchioskopie unterzogen, um sich dem Ausmaß der Embolie klarer zu werden, das CT zeigt allerdings, dass es sich um einen großen Verschluss handelt, und deswegen wird sie auch sofort mit Marcumar behandelt. Die weitere Behandlung werden wir dann dem weiteren Genesungsverlauf anpassen, aber das wissen Sie ja. Und natürlich werde ich jeden Schritt auch mit Ihnen absprechen, denn Miss Haruno ist leider noch nicht stabil genug, um verlegt zu werden. Sie bleibt heute Nacht auf der ITS, und morgen schauen wir dann mal, ob sie nicht runter auf die Normale verlegt werden kann.“ Scheiße. Einfach nur scheiße. Eine Embolie ist genau das, was Sakura nicht gebrauchen kann, ihr Immunsystem ist eh geschwächt und von ihrem Körper mal gar nicht gesprochen. Ich hoffe, das geht alles gut… Da die Besuchszeiten auf der ITS schon lange vorbei sind, schlagen wir unseren Weg nach Hause ein. Zügig verschwinden Itachi und Sui, der erstaunlich ruhig geblieben war, sich in ihr Gästezimmer zurück, um mir den nötigen Freiraum zu lassen, den ich jetzt so dringend benötige. Immer wieder kreisen meine Gedanken um Sakura, die dort, in einer fremden Umgebung, ganz alleine liegt, innerlich um ihr Leben kämpft, keiner bei ihr, der sie unterstützt. Aber morgen früh, da werde ich der Erste auf Station sein und mich sofort zu ihr setzen. Hoffentlich wacht sie dann auf und wir können den weiteren Therapieplan durchgehen. „Hey…“, langsam senkt sich die Matratze neben mir, als sich Itachi zu mir aufs Bett setzt, einen Arm mich legt und mich fest an sich drückt. „Du hast sie wirklich gern oder?...“, mein großer Bruder, der mich wirklich in und auswendig kennt. In meinem Hals bildet sich ein Kloß, ein ungewohntes Gefühl, einfach, weil ich so lange nicht mehr geweint habe, schnürt mir den Hals ab, sodass ich nur kurz nicken kann. Aber das scheint ihm Antwort genug zu sein. „Sie mag dich auch sehr. Das sieht man in ihren Augen, weißt du?“-nein, nicht wirklich. Wenn ich in ihre Augen sehe, sehe ich zwei blitzende Smaragde, fast, als würden sie zwei fremde Galaxien widerspiegeln, aus längst vergessener Zeit. So mystisch mysteriös und dennoch so erschreckend vertraut und liebevoll. Ob sie mich wirklich mag? Also so mehr als nur als normalen Freund… In tiefen Gedanken versunken, bemerkte ich erst nicht, wie Itachi mein Zimmer wieder verließ, ich mich hinlegte und träge die Augen schloss. Der Schlaf allerdings bliebt aus, und auch der morgen zog komplett an mir vorbei, bis ich schließlich vor Sakuras Zimmer stand. Die Geräte monoton am Piepsen, die Schwestern am Herumwuseln. Und ich dachte, ich sehe Sakura in ihrem Bett, wach, vielleicht dennoch müde und schläfrig, aber bei Bewusstsein. Stattdessen liegt sie dort immer noch intubiert, angeschlossen an Maschinen, die ihr helfen, die Atmung beizubehalten. Sie ist nicht wach. Gottverdammte Scheiße! Sie ist nicht wach… Also renne ich den Gang entlang zum Empfang auf der ITS, dränge eine Schwester, Dr. Cooper hierherzubekommen, was sie erstaunlich schnell hinbekommt und bekomme genau die Nachricht, die ich nicht bekommen wollte. Blutdruckabfall, Tachykardie, neue Embolie, künstliches Koma. Geplant für eine Woche, damit sich ihr Körper in Ruhe ausruhen und erholen kann. Wie in Trance bewege ich mich auf Sakuras Bett zu, ziehe mir den Stuhl an dieses heran, um meinen Platz für die nächsten Wochen zu besetzen. In der ersten Woche war ich auf den Anblick gefasst, wusste, was mich erwartet, wenn ich sie besuche. In der zweiten Woche gab man ihr ein Medikament, um sie langsam wieder zurückzuholen. Als dies nicht funktionierte, steigerte man die Dosis, sagte mir – dessen war ich mir ja bewusst – dass sie daraus alleine erwachen müsse, dass sie es bestimmt schafft und es für sie ja lediglich wie eine Narkose wäre. Währenddessen wurde die Chemo ganz normal weitergegeben, was ich nicht befürwortete, aber Dr. Cooper entschied über mich hinweg. Sakura wurde immer dünner, ihr Gesicht immer eingefallener und fahler. Angst mein ständiger ‚Begleiter, wenn ich abends die Station verließ und zu Hause den Tränen freien Lauf ließ. Ich hatte solche Angst , dass sie stirbt. In der dritten Woche konnte ich auch bei Dr. Cooper langsam Panik erkennen, dass Sakura nicht mehr aufwacht und falls sie es doch täte, dass sie Folgeschäden davon trägt. __________ Und wieder ein Freitagsabend, den ich hier an ihrem Bett verbringe, statt mit ihr Tanzen zu gehen, so wie ich es eigentlich geplant hatte. Ihre zarte, kleine Hand in meine gebettet, mein Kopf auf ihrer Matratze abgelegt, schlafe ich ein, träume davon, dass sie endlich ihre wunderschönen Augen aufschlägt, mir ihr Schalk entgegenblitzt und ich all meine Ängste beiseiteschieben kann. Ein klopfendes Gefühl an meinem Kopf weckt mich, es schmerzt an der Stelle etwas, und unwillkürlich rege ich mich auf, wer es wagt, mich einfach so zu wecken, als wäre ich ein Störenfried. Langsam öffne ich meine Augen und kann es nicht glauben, wer mir da entgegenblickt, die Augen aufreißt und mich hilfesuchend anbettelt. Scheiße. Geistesgegenwärtig stehe ich auf, klaue mir zwei Handschuhe von der Packstation an der Wand, betätige die Klingel, bevor ich Sakuras Hals nach hinten strecke und ihr den Tubus so gefühlvoll wie möglich entferne. Wo bleiben nur die Schwestern? Ich weiß, auf der ITS ist immer viel los, aber ich hab doch schon vor bestimmt fünf Minuten geklingelt, in dieser Zeit wäre ein akuter Notfall längst verstorben. Aber Egal, ich bin da und Sakura scheint es auch einigermaßen gut zu gehen, denn außer ihrem trockenen und schmerzenden Hals, scheint ihr auf den ersten Blick nichts zu fehlen. Langsam setze ich mich wieder auf den Stuhl und rücke näher an sie heran, nehme ihre zarte Hand wieder in meine, so wie die letzten Wochen auch. Ich beantworte ihre Frage, wie lange sie hier ist und ernte ein entsetztes Gesicht. Doch lange Erklärungen will sie anscheinend nicht hören, denn sie rutscht lediglich ein Stück zur Seite, bevor sie auf die leere Bettseite klopft, als würde sie mich einladen, mich zu ihr zu legen. Und das tue ich. Und endlich fühle ich mich angekommen. Sakura. Kapitel 11: Klärungsbedarf -------------------------- Sasukes Nähe fühlt sich so wunderschön an, die Wärme , die er ausstrahlt, der Geruch, den er verströmt, alles fühlt sich so wunderbar an. Sein fester Griff um meine Schulter, als würde ich ihm entgleiten, wenn er etwas lockerer ließe, gibt mir Geborgenheit. Immer wieder, in jeder noch so kleinen Berührung, Behandlung und in jedem Blick spiegelt sich die Geborgenheit wieder, die nur er mir vermitteln kann. Vorsichtig schmiege ich meinen Kopf an seine Schulter, ehe mich diese unendliche Müdigkeit wieder einholt. Ich merke, dass Sasuke erzittert am ganzen Körper und sich ruckartig versteift. Abrupt richte lehne ich mich zurück und murmle eine kleine Entschuldigung, anscheinend war ihm der Körperkontakt zu viel und von mir zu erzwungen und für selbstverständlich angesehen. Allerdings werde ich sofort wieder an ihn herangezogen, seine große Hand an meiner Wange, den Kopf auf meinen gebettet, erklärt er mit zittriger Stimme seine Reaktion von gerade: „Das letzte Mal, als du so arg müde wurdest…Sakura, da hattest du die Embolie und das war einfach…heftig. Ich hatte grade einfach nur Angst, weil das so plötzlich kam…“. Oh. Stimmt, da war ja was. „Embolie? Erklär mir das bitte…was ist passiert?“. „Erinnerst du dich nicht? Du bist müde geworden und von meinem Rücken gekippt, gottseidank konnte Itachi dich noch auffangen. Und dann hast du kaum mehr Luft bekommen. Hier im Krankenhaus haben sie dich dann bronchioskopiert, und direkt mit Marcumar behandelt. Der Verschluss war ziemlich groß und eigentlich sah alles soweit ok aus, aber dann hast du in der Nacht noch Tachykardien bekommen und sie haben dich in das künstliche Koma versetzt. Naja…das sollte für eine Woche geschehen. Aufgewacht bist du jetzt zwei Wochen nach Antidotgabe. Und ich bin heilfroh…“, die letzten Worte sind mehr ein Flüstern als richtiges Reden. Ich muss ihm wirklich viele Sorgen bereitet haben, denn so wie er aussieht, hat er die letzten Wochen mehr Zeit hier verbracht, als wirklich zu leben. „Wie geht es dir denn jetzt?“, frage ich in der Hoffnung, dass er etwas über die letzten drei Wochen erzählt. „Naja…ich bin erleichtert, dass du wach bist. Endlich. Scheiße Sakura, ich hatte wirklich Angst…dass du es nicht schaffst. Aber du hast es mir versprochen und dich daran gehalten. Danke dafür. Ansonsten waren die letzten Wochen anstrengend, ich hab versucht dich verlegen lassen zu können, aber du warst nie stabil genug dafür, dieser dumme Onkologe hier hat dir sogar die Chemo weiterhin verpasst, was ich eigentlich verbieten wollte. Jim und Fran habe ich auf dem Laufenden gehalten, aber sie nicht hergebeten, ich weiß, dass du das nicht gewollt hättest…“, das stimmt. Es hätte mich zerrissen, zu erfahren, dass sie mich so geschwächt und gebrochen erlebt hätten. „…Itachi und Suigetsu sind noch da, sie wollen erst fahren, wenn sie wissen, dass du wach bist und sie dich besuchen konnten. Die beiden haben sich auch ziemlich Gedanken gemacht. Wie du siehst, hast du ziemlich viele Freunde, die wirklich traurig wären, und dich vermissen würden…“, langsam blicke ich zu ihm hoch, finde seine Augen und verliere mich in ihnen. Es ist so schön zu wissen, dass er hier war, als ich aufwachte, und, dass er so viel für mich gemacht hat während des Komas, was ein normaler Arzt niemals getan hätte. Aber hier liegt anscheinend die Quintessenz. Er ist nicht nur mein Arzt, sondern auch ein guter Freund. „Du hast aber nicht die letzten drei Wochen nur an meinem Bett verbracht oder?“, ich lache kurz auf, gehe wirklich davon aus, dass er das nicht tat. Aber sein Schweigen ist mir Antwort genug, stattdessen blickt er mich liebevoll an, und dirigiert meinen Kopf zurück an seine Schulter. Ich weiß nicht, wie lange wir schon hier liegen und ich tatsächlich wach bin, der Druck in meinen Lungen erhöht sich mit jedem Atemzug, ist aber nur unangenehm und schmerzt kaum, als endlich ein Arzt und eine Schwester den Raum betreten. „Ich hab ihr den Tubus schon gezogen…und ihr geht es soweit gut. Blutdruck ist normal, Puls auch und Herzfrequenz auch. Die Sättigung ebenfalls.“, Sasuke rattert alles runter, als wollte er den Arzt so schnell wie möglich wieder loswerden. Ich lasse dagegen all die kleinen Untersuchungen ruhig über mich ergehen, ehe ich wieder in einen erholsamen Schlaf falle, immer noch an Sasuke gelehnt und wohl gewärmt. Sasuke ist auch noch am nächsten Morgen bei mir, liegt immer noch an meiner Seite und weicht auch den Tag über nicht von meiner Seite, obwohl ich immer wieder einschlafe, meine Augen einfach nicht aufhalten kann, egal wie sehr ich es doch möchte. Wir erzählen nicht viel, immer noch ist meine Stimme ziemlich angeschlagen, mein Hals extrem trocken und es stehen einige CT-Aufnahmen und eine weitere Bronchioskopie an, sodass wir nicht wirklich viel Zeit miteinander verbringen. Aber er ist dauernd bei mir. Und das beruhigt mich doch wirklich sehr. Zwei Tage nach meinem Aufwachen werde ich auf die normale Station verlegt und meine Verlegung in unser Krankenhaus wird vorbereitet, da ich stabil genug bin und die Embolie gut auf die Behandlung reagiert, der Pfropfen sich langsam auflöst. Das ist eben der Nachteil an einer so aggressiven Therapie wie der Chemo. Solche Sachen können immer passieren und ich kann wirklich heilfroh sein, dass es zu keiner Lungenentzündung gekommen ist. Vier Tage später liege ich wieder in meinem alten Zimmer, neben Jen, die mich freudenstrahlend empfängt, mir ein Ohr abquasselt, mich mit den neuesten Klatsch und Tratsch vertraut macht. Es ist schön, wieder in meiner relativ vertrauten Umgebung zu sein. Sasuke habe ich nach Hause geschickt und ihn ermahnt, nicht dauernd hier herumzuhängen. Immerhin soll er ja auch sein Leben leben und nicht dauernd hier bei uns kranken Leuten sein. Ich mache mich grade im angrenzenden Badezimmer frisch, als ich höre, wie sich die Zimmertür öffnet und Jen jemanden quietschend begrüßt. Bestimmt ihre Familie, die sie ja wirklich extrem selten hier besucht. Wenn dem so sein sollte, werde ich mich aus dem Zimmer verziehen und in den Aufenthaltsraum wechseln, um ihr ein wenig traute Zeit zu lassen. Aber es ist nicht Jens Familie, sondern Itachi, der es sich auf meinem Bett bequem gemacht hat. Und jetzt ist es Jen, die sich verzieht, um uns etwas Ruhe zu lassen. Zögernd begrüße ich Itachi, immer noch überrascht von seinem Besuch, und umarme ihn stürmisch. „Danke.“, alles, was ich in diesem Moment rausbringe. Ich weiß nicht, wie lange wir uns umarmen, wie lange er mich regelrecht an sich presst, ich den Tränen freien Lauf lasse. Ich weiß nicht einmal, wieso ich grade weine, nicht mal in Sasukes Armen habe ich geweint. Wieso denn jetzt bei Itachi?! „Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass du wieder fit bist…wir waren alle ziemlich fertig. Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt.“, entschuldigend lächle ich ihn unter Tränen an und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. Beruhigend streicht er mir über den Rücken, ehe er mich auf den Platz neben ihn dirigiert, mich platziert und mich ernst anschaut. „Tu sowas nie wieder! Bitte. Wir hatten so viel Angst….du hättest mal Sasuke sehen sollen“, auch ihm steigen jetzt Tränen in die Augen. Kann man jemanden innerhalb weniger Tage so sehr ins Herz schließen? Ich hab Itachi auf jeden Fall so schnell in meines geschlossen, bezeichne ihn gerne als Freund und bin wirklich froh, ihn zu kennen. „Ich versuch es….wieso? war er sauer?“, das wäre wirklich gerechtfertigt, immerhin habe ich ihm vorher noch versprochen zu kämpfen und nicht zu verlieren und dann schwups- falle ich um. „Ach vielleicht auf diesen Arzt, der ihm einfach keine Infos geben wollte…aber doch nicht auf dich! Ich weiß auch von deinem kleinen „Versprechen“…du wirst es halten, das weiß ich und das weiß er auch. Dafür kennen wir dich zu lange!“, ein Lächeln umspielt seine schmalen Lippen, kann die Trauer und auch seine Erschöpfung nicht überspielen. Aber was hat er da gerade gesagt? „Wie…meinst du das? Ihr kennt mich beide schon zu lange dafür?...wir kennen uns doch erst seit ein paar Wochen und Sasuke…kenn ich ja auch noch nicht so lange.“, verwirrt blicke ich ihn an, aber er weicht meinem aus, versucht dem Gespräch zu entfliehen. Aber nicht mit mir! Ich schaue ihn auffordernd an, ergreife seine Hand, sodass er mich erstaunt anschaut. „Du wirst nicht aufgeben oder?...Sasuke wollte nicht, dass ich es dir erzähle…aber gut. Dann mal los.“ Kapitel 12: Früher. ------------------- „Hmm…du hast früher gerne Bücher gelesen, daran erinner ich mich noch ganz gut“, Itachi hat sich mittlerweile zu mir aufs Bett gesetzt, die Hände im Schoß gefaltet, ein Schmunzeln auf den Lippen. Wie ist es möglich, dass er das über mich weiß? Ok, er könnte auch nur gut geraten haben, aber das stimmt ja wirklich. „Woher…woher weißt du das? Und was heißt hier, dass du dich daran noch gut erinnerst?!“, stammle ich, immer noch verblüfft, sogar ein wenig verschreckt, weil ich mit so etwas nicht gerechnet hätte. Lächelnd schaut er mich an, fummelt seine Brieftasche aus seiner Hose und reicht mir ein Bild aus dieser entgegen. „Kennst du sie noch?“. Auf dem Bild sind zwei Frauen abgelichtet, beide ohne Haare, gezeichnet von ihrer Krankheit, dennoch strahlend lächelnd und in reiner Schönheit. Links eine magere Frau mit großen, fast schwarzen Augen, die ihre Hand in die meiner Mutter neben ihr bettet. Meine Mutter sieht zu diesem Zeitpunkt überglücklich, und trotzdem dem Tode so nahe aus. Das Foto muss kurz vor ihrem Tod entstanden sein, denn es zieren sie da schon die unermüdlichen Augenringe, die so dunkel ihre wunderschönen jadegrünen Augen umkreisen, die regelrecht einkesseln und verblassen lassen. Aber in dem festgehaltenen Moment ist die Frau auf dem Bild wieder voll und ganz meine Mutter gewesen, mit dem unerbitterlichen Mut, dem zu guten Herzen und all der Liebe, die sie stets versprühte. Meine Mutter, die ich so sehr vermisse, deren Grab ich momentan nicht besuchen kann, genauso wie Harus, deren Versprechen ich so rückhaltlos gebrochen habe. Ich wollte mich wirklich so gut um ihn kümmern…aber ich war wohl einfach nicht genug in dieser beschissenen Welt und als Strafe für das gebrochene Versprechen habe ich diese Krankheit. Zitternd nehme ich das Foto in meine kleine Hand, fahre mit den Fingerspitzen über meine abgelichtete Mutter, lasse mal wieder den aufsteigenden Tränen freien Lauf. Doch ich verspüre keine Trauer. Sondern endlose Freude, sie noch einmal so ausgelassen zu sehen, wie sie dieser Krankheit getrotzt hat und nie freiwillig aufgegeben hätte. Aufs Neue wird sie mein Vorbild und es gibt auch für mich immer noch etwas, für was sich mein Kämpfen und all die Schmerzen lohnt. Aber wer ist die Frau daneben? Sie wirkt so vertraut mit meiner Mutter, als würden sich beide schon seit Jahren…nein!! Unmöglich! Überrascht schaue ich Itachi an, schlage mir eine Hand vor den Mund, bevor ich hemmungslos weine, all die Trauer und Freude, die Überraschung und auch den Ärger rauslasse. Itachi und Sasuke kennen meine Mutter, und keiner von beiden hat es für nötig erachtet, mir das zu sagen, geschweige denn mir zu sagen, dass Mamas Freundin ihre Mutter war. Noch bevor ich Itachi selbst fragen kann, noch bevor meine Tränen versiegt sind, scheint er einzusehen, dass sie mir eine Erklärung schuldig sind. „Unsere Mutter, Mikoto, sie war ziemlich gut mit deiner Mutter befreundet. Sie haben zusammen im Zimmer gelegen damals…Mum hatte Brustkrebs, eigentlich standen die Chancen ganz gut, und deswegen hat sie sich auch operieren lassen und die Chemo begonnen. Dort hat sie dann deine Mutter kennengelernt und wir auch, immerhin haben wir Mum jeden Tag nach der Schule besucht und so ist uns auch deine Mutter sehr ans Herzen gewachsen. Deswegen auch das Foto von beiden in meiner Brieftasche.“, er mustert mich kurz, wartet bis ich diese Infos verdaut habe. Hatte mein Gehirn all die Erinnerungen an die Zeit im Krankenhaus derart verdrängt, dass ich mich nicht mehr an Sasukes Mutter und an die beiden selbst erinnern kann?! Immerhin habe ich doch auch fast jeden Tag dort verbracht… „Ah, ich sehe es hat klick bei dir gemacht? Anscheinend hast du alles ziemlich gut verdrängt…wir sind uns auch alle begegnet, deinen kleinen Bruder habe ich nur ein paar Mal gesehen, aber dich habe ich ziemlich oft dort getroffen und schon damals hatte Sasuke einen richtigen Narren an dir gefressen. So schüchtern hatte ich ihn noch nie erlebt. Er hat dir jeden Tag einen Apfel mitgebracht, weißt du das nicht mehr? Und auch unsere Hausaufgaben haben wir zusammen gemacht, und dann meistens gegen vier Uhr mittags, da bist du dann gegangen, um deinen Bruder von der Schule abzuholen und zu Hause mit Essen zu versorgen. Deine Mutter war ziemlich stolz auf dich…und Mum auch. Sie hat dich bewundert, dafür, dass du so gut mit der Situation umgegangen bist und das trotz deines Alters. Naja…Mebukis Tod hat uns ganz schön getroffen. Unsere Mutter natürlich mehr als uns, mich wohl eher nur tangiert, weil ich zu der Zeit schon in L.A. war und nicht mehr wirklich einen Bezug zu euch hatte, aber Sasuke und Mum hatte es getroffen. Ich hab jeden Abend mit Sasuke telefoniert und von Tag zu Tag wurde er trauriger, das war noch vor dem Tod deiner Mutter, weil du immer weniger im Krankenhaus warst, ihn immer weniger auf der Straße erkannt hat. Ihr seid euch damals schon immer auf dem Schulweg begegnet, aber dann hast du ihn irgendwann nicht mehr erkannt, oder wolltest es nicht…“, er unterbricht seinen Monolog kurz und sammelt seine Gedanken. Nachdenklich schaut er mich an, ich ihn fassungslos. Ich bin fassungslos, wie sehr mich die Krankheit meiner Mutter und die finanzielle Situation in Beschlag genommen haben mussten, dass ich kein Auge mehr für meine Umwelt hatte…oder Freunde, wenn man uns so nennen durfte. „Und dann kam schon die Nachricht von Mebukis Tod…wir konnten dich nicht finden und auch die Beerdigung hatte meine Mutter dadurch verpasst, weil ihr einfach nicht auffindbar wart. Mum war ziemlich traurig deswegen und auch Sasuke war…sehr geknickt? Er hat dich ziemlich vermisst…ich glaube, dass du die erste und einzige gute Freundin warst, die er je hatte. Ihr habt zwar nie viel miteinander geredet…aber das musstet ihr auch gar nicht. Irgendwie habt ihr euch ganz ohne Worte verstanden, und das hat wohl meinem kleinen Bruder imponiert. Mum wurde dann zwei Jahre später noch einmal richtig krank und der Krebs kam mit voller Wucht zurück, stärker als davor. Und dieses Mal hat sie es auch nicht geschafft, ihn zu besiegen…vier Jahre nach deiner Mutter ist sie dann auch gestorben. Aber davor hat sie doch tatsächlich noch rausgefunden, wo das Grab deiner Mutter ist und wenn du das nächste Mal an dieses gehst, dann schau doch mal nach nebenan…dort liegt sie. Ich glaube die Freundschaft der beiden war wirklich stark. Jahre später hab ich von Sasuke erfahren, dass er ein rosahaariges Mädchen an der Universität hat laufen sehen und dass er unbedingt ihren Namen herausfinden muss. Wie es der Zufall wollte, bist du das gewesen und er hat immer auf dich aufgepasst, immer geschaut, dass dich niemand wegen deine finanziellen Situation demütigt oder dich verletzt. In welcher Hinsicht auch immer. Das hat er meiner Mutter wohl noch versprochen…“. Ich muss das alles erst einmal sacken lassen. Ich kann damit umgehen, dass wir uns wohl schon so lange kennen und auch, dass unsere Mütter so gut befreundet waren, sogar, dass unsere Leben so sehr miteinander verflochten waren, obwohl ich keinerlei Erinnerung mehr daran habe. Hab ich es wirklich derart verdrängt? Wollte ich wirklich einfach diese schreckliche Zeit vergessen?! Eine Frage schwirrt mir dennoch im Kopf herum. „Wieso hat er auf mich aufgepasst? Ich hab ihn doch immerhin…vergessen…“, flüstere ich meine Frage, beschämt und beflügelt zugleich. Einerseits schäme ich mich in Grund und Boden, dass ich ihn vergessen habe, andererseits bin ich einfach froh, dass er immer ein Auge auf mich hatte. „Das fragst du mich nicht ernsthaft, oder?! Sakura….lass dir noch einmal alles, was ich erzählt habe, durch deinen wunderschönen glatzköpfigen Kopf gehen..“. mache ich. Bringt nix. „Du, du meine Liebe warst seine erste Liebe…das Mädchen, in das er so unglaublich verliebt war. Er wusste, dass es dir schlecht geht und er hat immer daran geglaubt, dass du ihn nicht mit Absicht vergessen hast. Deswegen hatte er immer ein Auge auf dich. Es gab immer nur dich, und als er dich gefunden hatte, nachdem er dich jahrelang nicht gesehen hatte…da ist er vor Freude ausgerastet. Er wusste zwar nicht, wie er dir näher kommen sollte, aber ich glaube, es genügte ihm, dass du da warst. Einfach da….als er mir dann vor zwei Monaten erzählt hat, dass du seine Patientin bist…“, er hält kurz inne, seine Augen glitzern verdächtig. Oh nein..ich hab Sasuke wirklich nur emotionale Schmerzen bereitet…und ich komme wirklich nicht drauf klar, dass ich seine erste Liebe gewesen sein soll. Wirklich? hab ich etwa wirklich mal Glück im Leben?... „Er hat geweint. Ihm ist es wohl selbst nicht wirklich aufgefallen, aber die Tränen sind nur so gelaufen, seine Stimme hat gezittert und sein Körper hat regelrecht Panik geschoben. Naja, dann wurde er dein Arzt und ich glaube, ihm ist dann viel Angst und Druck von den Schultern gefallen, weil er sich um dich kümmern konnte und naja helfen kann, dich zu heilen...oder so. ihr seid euch näher gekommen oder? Diese ganzen Wünsche, dir er dir erfüllen möchte…das ist nicht nur irgendein Aufpassen oder so. da ist doch was zwischen euch…und ich glaube auch, dass ich weiß, was..“, nachdenklich tippt er mit dem Finger auf meinem Oberschenkel rum, verzieht sein Gesicht und lächelt mich dann schief an. Ich muss ein Fragezeichen im Gesicht haben, denn jetzt fängt er an laut und schallend zu lachen. „Du wirst es auch noch merken!“. Ach, wird ich das? Kapitel 13: Erzähl mir von der Liebe ------------------------------------ „Sakura…es gab da immer nur dich. Ich weiß nicht, wie er dich die ganzen Jahre nicht vergessen, oder zumindest verdrängen konnte, aber er hat es nun mal nie getan und immer, wenn es mit irgendeinem Mädchen hätte ernster werden können, hat er es beendet. Weil du ja noch existiert hast, er dich so oft gesehen hat und du trotzdem unerreichbar warst…aber nicht aus der Welt und die Tür war eben noch offen. Ich hoffe…dieses Gespräch kann unter uns bleiben…Sasuke wollte wirklich nicht, dass du davon erfährst. Er ist nicht ganz so gut darin…naja…im Umgang mit Gefühlen. Du erweichst ihn, und ich glaube manchmal macht ihm das ziemlich Angst.“, Itachi fährt unbeirrt fort, verwirrt mich immer mehr. Mensch so dumm war ich doch sonst nie und so sehr hab ich auch noch nie auf dem Schlauch gestanden! „Warum sollte ihm das Angst machen?“, frage ich vorsichtig, die Antwort weiß ich vielleicht schon, aber ich würde sie doch so gerne aus seinem Mund bestätigt haben. So schwer es mir auch fällt, diesem Ausgang ins Auge zu schauen. „Ach…das weißt du doch. Die einzige Frau, der er unbeschreibliche Liebe entgegen gebracht hat, hat ihn verlassen und alleine zurückgelassen. Und dann erkrankt auch noch die Frau, der er schon lange sein Herz geschenkt hat, an der gleichen Krankheit und die Möglichkeit besteht, dass auch sie verstirbt und ihn wieder alleine lässt. Ich denke, dass er sich deswegen die ganze Zeit bremst…immerhin benehmt ihr euch ja schon fast wie ein richtiges Paar und Gott, Sakura, ich würde es euch so sehr gönnen. Du glaubst nicht wie sehr ich es mir wünsche, ihn mal wieder glücklich zu sehen. Das war er schon seit Jahren nicht mehr, bis er dich auf dem Campus gesehen hat…und es hat ihm das Herz zerbrochen, dass er kurz vor eurem Abschluss gehen musste, aber es war unvermeidbar. Ich wünsche mir so sehr, dass es ein Happyend für euch beide gibt…wirklich“, traurig schaut er auf meine Decke, friemelt mit seinen Fingern an meiner Bettdecke rum und seine Augen glänzen verdächtig. Langsam greife ich nach seiner Hand und streichle leicht über diese. Unendlich stark kriechen die Gewissensbisse in mir hoch, zerreissen mich fast, immerhin habe ich ihn vergessen. Oder hab ich das wirklich? irgendwo da in der hintersten Ecke meines Chemohirns müsste doch noch eine kleine Erinnerung an ihn sein, immerhin vergisst man Sasuke nicht so schnell. „Aber…aber meinst du, er ist immer noch..naja, in mich…verliebt?“, stotere ich unsicher, ob ich diese Frage wirklich stellen sollte. Ungläubig starrt er mich an, schüttelt kurz den Kopf, ehe er mich schief anlächelt. „Ja. Das merkt man doch…oder ich eben. Ich weiß, wie er dann ist und immerhin war er es bis jetzt nur einmal. Gottseidank hat er richtig gehandelt, und nicht irgendeine Tussi an seiner Seite behalten, sondern immer daran geglaubt und gehofft, dass er dich wiedersieht und dich letztendlich auch irgendwie…ja…erobern kann. Sag mal…hat er denn schon geschafft?“. Hat er das? Mich erobert? Mein Herz: ja. Mich? Keine Ahnung…entweder er macht keine Andeutungen, dass er mich möchte, oder ich bemerke sie einfach nicht…und bin ich denn wirklich verliebt? Ich weiß es wirklich nicht, immerhin war ich es doch noch nie, und ich hatte auch noch nie näheren Kontakt zu Männern… „Itachi….das wird jetzt eine wirklich dumme Frage. Wie…wie merk ich denn, dass ich verliebt bin? Ich mein…Gott, denke jetzt bitte nicht, dass ich davon noch nie etwas gehört hab oder so, aber..ich war es eben noch nie und ich weiß nicht, ob ich in Sasuke verliebt bin oder wie ich das alles deuten soll. Wie hast du es denn bei Sui gemerkt?“, ich traue mich nicht, ihn anzublicken, immerhin hab ich hier grade ganz inoffiziell gesagt, dass ich noch keinerlei Erfahrungen mit Männern gemacht habe…Sasuke aber schon mit Frauen. Er konnte sich bestimmt kaum retten vor lauter Fans. „Hmm..“, er lächelt mich warm an, als ich mich doch traue zu ihm raufzublicken, „ Sui und ich hatten keinen einfachen Start. Wirklich nicht. Er wollte mich, ich hab ihn nicht geachtet…also eigentlich nur einen normalen, vielleicht guten Freund in ihm gesehen. Aber er war hoffnungslos in mich verliebt. Ich hab Typen getroffen, wurde betrogen und hab mich letztendlich zulaufen lassen und mich dann bei ihm ausgekotzt. Irgendwann hab ich ihn dann gesehen, wie er sich wieder an Dates getraut hat und sich auch gut mit diesem verstand. Und auf einmal…es war schlimm für mich. Irgendwie hat es sich angefühlt, als hätte er mich auch betrogen, obwohl wir nicht zusammen waren. Und dann wurde alles ganz kompliziert für mich, weil ich ihm nicht mehr richtig in die Augen schauen konnte, mein Herz gerast hat, wenn er mich umarmte, ich immer seine Nähe gesucht habe und irgendwie immer versucht habe, ihm die ganzen Typen, die ihn angebaggert haben, madig zu reden. Und er hat alles einfach so hingenommen, mich weiterhin ganz normal behandelt. Bis ich ihm irgendwann im Rausch meine Gefühle gestanden hab…naja vielmehr gefragt hab, was das ist, was ich fühle. Sakura…ich konnte nur noch an ihn denken, und dabei ist er sonst nicht mein Typ. Aber er hat mich einfach umgehauen…sein Lächeln ist das schönste für mich auf der ganzen Welt und dabei hab ich noch nichtmal jedes gesehen. Und trotzdem genieße ich seine Nähe einfach so sehr, werde unruhig, wenn er länger arbeiten muss und nachts nicht neben mir liegt…ich weiß einfach, dass er derjenige, welcher ist.“, er greift in seine Hosentasche und zieht ein kleines Samtsäckchen hervor. „Ich schleppe ihn seit geschlagenen drei Wochen mit mir rum, eigentlich wollte ich ihn am Strand vor euch beiden fragen. Ihr solltet doch auch die Trauzeugen werden…aber jetzt muss ich einen anderen Zeitpunkt suchen. Naja…worauf ich hinaus will. Ich hab es einfach gemerkt. Ich kann bei ihm ich sein, ohne mich dafür zu schämen und ich weiß, dass mir auch in vierzig Jahren seine Witze nicht zu unlustig sind und seine quirrlige Art nicht zuwider sein wird. Ich werde mein Leben an seiner Seite führen, denn da sehe ich nur ihn. Und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann war da auch immer nur Platz für ihn und ich nur zu dumm oder zu verbissen, um es nicht zu sehen. Und ich denke, dass du auch gerade einfach zu blind bist, verirrt in dieser Schlammschlacht gegen die Krankheit. Du hast die letzten Jahre genug Mist hinter dich gebracht…lass auch mal etwas schönes zu. Deine Augen sind Herzchen, meine Liebe. Und das sehe nicht nur ich.“, mit diesen Worten steht er auf und will sich von mir verabschieden. So schnell wie es mir möglich ist, stehe ich auf, umklammere ihn und drücke ihn so fest wie ich kann an mich. Ich glaube, grade sind keine Worte nötig, alles , was gesagt werden sollte, gesagt. Lediglich ein „Danke“ kommt über meine Lippen, ehe er mein Zimmer verlässt und ich mich wieder in mein Bett lege, die Augen schließe und anfange, mein Gehirn nach Erinnerungen an Sasuke zu durchforsten. Mein Schlaf war unruhig und immer wieder bin ich weinend aufgewacht, zu stark waren die Erinnerungen an meine Mutter, als es ihr noch gut ging, zu stark der Schmerz, als es ihr immer schlechter ging. Ob sie jetzt stolz wäre, dass ich mich nicht so einfach unterkriegen lasse? Meinen Gedanken nachhängend stehe ich auf und mache mich kurz im Bad fertig, da die Visite gleich wieder ansteht und ich unbedingt wissen muss, wie die Behandlung meiner Embolie weitergeht und wie Jim das alles sieht. Ob die Chemo sich weiterhin lohnt, oder ob es langsam aber sicher dem Ende entgegen geht. Jen ist nicht wachzubekommen, sie war lange weg heute Nacht, hat den Jungen aus Zimmer 488 kennengelernt. Ein netter Kerl, 17 Jahre, non-Hodgin Lymphom. Er wird es schaffen, das sagt Jim, und wenn er so zuversichtlich ist, dann wird das Drew auch schaffen. Die Tür schwingt auf und die kleinen Studenten treten ein. Neue. Nicht mehr meine, die ich so gut kenne und Witze mit ihnen mache. Nein, es sind neue, hochnäsige, das sieht man ihnen schon an. Jim lächelt mich breit an, setzt sich wieder zu mir auf die Bettkante, so wie immer und schlingt einem Arm um mich, während er einer der Studenten zunickt, damit diese vorliest. Sasuke hat sich seinen Stuhl neben meinem Bett zu sich gezogen, hingesetzt und schaut mich warm lächelnd an. Erst jetzt bemerke ich, dass ich meine Glatze nicht bedeckt habe und etwas schäme ich mich…will ich doch auch gut für ihn aussehen. Ich merke, dass ich etwas rot im Gesicht werde und schaue schnell zu der schnatternden Studentin. „…die Patientin hat vor kurzem eine Embolie erlitten, nicht in unserem Haus behandelt, drei Wochen komatöser Zustand, davon eine in künstlichen Koma.“, oh Gott, die ist wirklich schlecht. Sie kann nichts wirklich zusammenfassen und auch die Fragen von Jim kann sie nicht beantworten. Bravo. Mami und Papi haben dir dein Traumstudium erkauft. Jim erklärt mir noch, dass meine Chemo erstmal weitergeführt wird, und die Embolie soweit im Griff ist. Ich aber das Haus erstmal nicht verlassen darf. Nun gut, damit kann ich auch leben. Die Visite bei Jen wird auch das Ende verschoben, da diese erst jetzt aufwacht und noch total daddelig in der Birne ist. Jim erhebt sich und bittet sie störrigen Studenten, ihm zu folgen, immerhin habe er nicht den ganzen Tag Zeit. Jetzt macht er einen auf Chef, um nicht wie der Kumpeltyp dazustehen. Typisch. Sasuke erhebt sich als letztes von seinem Stuhl, um den Raum zu verlassen, sodass ich mich schnell zu meinem Tisch rüberbeuge und einen Apfel aus meinem Obstkorb entwende und ihm hinstrecke. Schüchtern lächle ich ihn an, vielleicht versteht er meine Nachricht dahinter. Einige Momente lang schaut er mich verdutzt an, ehe er überrascht die Augenbrauen hebt und den Apfel in seine Hand nimmt. Ich habe mit keiner Reaktion gerechnet und umso mehr freut es mich, dass er zwischen den Zeilen gelesen hat und es ihn wohl verblüfft und erfreut. Doch das bleibt nicht seine einzige Reaktion. Leicht beugt er sich zu mir hinab und presst seine Lippen gegen meine Stirn. Ein letztes Mal nimmt er mich mit seinem Augen gefangen, ehe er aus dem Zimmer verschwindet. Er ist derjenige, welcher. Mein Suigetsu, dessen bin ich mir sicher. Kapitel 14: Überwältigend ------------------------- Sasuke Der Morgen hatte schon scheiße begonnen, nachdem Itachi mich schon beim Kaffeetrinken über Sakura ausgefragt hatte. Und da ist ihm doch tatsächlich rausgerutscht, dass er mit ihr über unsere gemeinsame Vergangenheit geredet hat, dabei hab ich ihm doch gesagt, dass er genau das nicht machen soll! Sakura ist meine Patientin…ok! Sie ist viel mehr als das für mich, aber sie muss mir vertrauen können, wahrscheinlich kann sie es jetzt nicht mehr, weil sie sich belogen fühlt oder so. ich könnte es ihr nicht einmal übel nehmen, immerhin hab ich ihr ganz bewusst nicht davon erzählt, dass wir uns eigentlich schon so lange kennen. Mebuki war so viel mehr für Itachi und mich, mehr als nur die beste Freundin meiner Mutter, mehr als nur ihre Leidensgenossin. Sie war fast wie eine Tante, stets besorgt um uns, dass wir vielleicht nicht mit der Krankheit unserer Mutter zurecht kämen, dass wir in der Schule absacken oder gar uns von unseren Freunden distanzieren. Letzteres war bei mir der Fall, meinen besten Freund Naruto hab ich zu dem Zeitpunkt wirklich immer weiter weg von mir geschoben, immer mehr Distanz zwischen uns gebracht, zu groß war die Angst, dass ich ihn verlieren könnte, dass ich noch einmal den Schmerz durchmachen muss, den ich zu dem Zeitpunkt durchlief. Und auch da hatten Mutter und Mebuki immer ein offenes Ohr für mich, ihnen gegenüber waren mir auch damals meine Tränen nicht peinlich. So viele hatte ich vergossen, aus Angst, sie eines Tages wegen meiner Mutter vergießen zu müssen. Dass das letztendlich auch eintrat…irgendwie war es von Anfang an klar. Die Zeit mit ihr wurde intensiver, jeder Tag wurde mehr gelebt als vorher, jedes Gespräch tiefgründiger und immer mehr auf die Zukunft ohne sie gelenkt. Sie wollte, dass wir glücklich werden, dass wir nicht die Fehler machen, die sie gemacht hat, es war auch sie, die mich ermahnte, auf Sakura böse zu sein. Es wäre ihr gegenüber nicht fair, immerhin hätte sie nicht nur ihre Mutter verloren, sondern müsste auch noch arbeiten gehen mit 14 Jahren, um ihren Bruder und sich durchzufüttern, die Miete zu zahlen und auch noch die Schule nebenbei meistern. Ich war einfach verletzt, als Sakura nicht mehr zu uns kam, nach dem Tod ihrer Mutter ließ sie sich nicht mehr blicken. Ein paar Mal hab ich sie auf dem Schulweg getroffen…doch kein einziges Mal schenkte sie mir ihre Aufmerksamkeit. Und immer hab ich mich gefragt, was ich falsch gemacht habe…ob es daran lag, dass ich ein paar Jahre älter war oder sie mich einfach dafür hasste, dass meine Mutter noch lebte. Ich hab mir damals wirklich Gedanken gemacht…noch heute hallen immer wieder die Worte meiner Mutter in meinem Inneren wider. Immer wieder höre ich ihre Worte, dass ich ihre Zeit geben soll, dass sie doch noch ein Kind ist, das mit der ganzen scheiß Situation umzugehen lernen muss, dass ich auf sie aufpassen soll. Mit einer ihrer letzten Wünsche, immerhin war Sakura wie eine Tochter für sie geworden, die sie nie hatte. Ich hab es mir wirklich zu Herzen genommen und umso schwächer und machtloser fühle ich mich heute. Ich kann ihre nicht helfen, wenn sich kein Stammzellspender für sie finden lässt. Verdammt…was mache ich nur, wenn ich sie verliere?! Die Visite lief ganz gut, bis wir an Sakuras Zimmer ankamen und diese dummen, neuen Studenten aus dem 4. Semester meinten, ihr ganzes Wissen zeigen zu können. Nur zu dumm, dass sie kaum etwas wussten und Sakura innerlich schon brodelte. Man sah es ihr wirklich an, wie sehr sie ihren Job liebte, dass sie so gerne an deren Stelle stehen würde, oder an meiner Sitzen würde, dass sie so gerne einfach wieder ein normales Leben führen würde. Und ich kann nur hoffen, dass es irgendwann auch so sein wird…und dass ich ein Teil von diesem sein werde. Immer wieder bleibt mein Blick an Sakura hängen, die in dem Armen von Jim hängt, ihre Glatze nicht bedeckt, ihren Kopf stolz erhoben, als wollte sie diesen Dümmlingen vorne zeigen, dass sie sich von dieser Scheißkrankheit nicht runterziehen lässt. Ein dümmliches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Ja, ich bin verdammt stolz auf sie. Ich bin so stolz, dass sie dem Ganzen so entgegentritt. Ihre Augen ruhen auf mir und langsam erwache ich aus meiner Trance, ehe ich in ihren grünen Irden versinke. Sie ist wahrlich mein Kryptonit. Sie war, ist und wird es immer bleiben. Itachi schrie mich heute Morgen regelrecht an, dass ich meine Augen öffnen soll, dass ich ihr endlich gestehen soll, was ich fühle. Aber wie soll ich das machen? Wenn ich es ihr gestehe, und sie vielleicht auch so fühlt – denn das meinte er natürlich auch noch – dann muss ich dieses Risiko eingehen, wieder verlassen zu werden…dann stehe ich komplett alleine da. Sie war doch immer meine Hoffnung auf ein normales Leben…auf ein Leben, in dem wir uns gegenseitig Trost spenden könnten, ein Leben, das wir uns selbst aufgebaut hätten, nach unseren Vorstellungen, aber vor allem gemeinsam. Denn das will ich. Eine gemeinsame Zukunft. Alle erheben sich und verlassen das Zimmer, noch bevor ich gänzlich aus meiner Trance erwache und mich auch erhebe, um rauszugehen. Allerdings wirkt Sakura plötzlich sehr hektisch, was meinen Blick natürlich wieder auf sie lenkt. Ein Apfel. Sie hält mir einen Apfel entgegen. Erinnert sie sich?! Bitte, liebes Schicksal, verarsch mich dieses Mal nicht und lass sie sich einfach erinnern. Ich nehme ihr den Apfel aus der Hand, am liebsten hätte ich sie in meine Arme gezogen, erbärmlich geheult wie ein kleines Kind, mich einfach gefreut, dass doch noch Hoffnung besteht, zumindest in emotionaler Hinsicht dieses Leben zu bekommen, das ich mir so sehr mit ihr wünsche. Doch stattdessen beuge ich mich zu ihr hinab, und gebe ihr einen stummen Kuss auf die Stirn, fest und besitzergreifend. So war ich nie und ich weiß wirklich nicht, was es an ihr ist, das mich seit mehr als zehn Jahren nicht loslässt. Einen letzten Blick schenke ich ihr noch, oder eher mir, denn sie starrt mich genauso an, ihre Wangen in einem wunderschönen Rosaton. Erleichtert, erfreut und unendlich verwirrt, begebe ich mich schlussendlich nach draußen, musste mich regelrecht losreißen von ihren Irden, von ihrer Präsenz, die mich immer wieder in ihren Bann zieht. Wann bin ich noch mal so geworden?! Achja…damals. „Sasuke…kommst du später kurz in mein Büro? Nach der Visite? Wir müssten Sakuras Fall mal besprechen, die nächste Knochenmarkspunktion steht an.“, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Bei dieser werden wir sehen, ob Sakura auf die Chemo anspricht oder nicht, ob die Krebszellen zunehmen oder abnehmen. Letzteres wäre natürlich erwünschenswert. Ich nicke nur kurz, gehe dann aber zu den Schwestern, um mir einen Kaffee zu holen. Leider werde ich dort wie ein wie ein Stück Fleisch angeglotzt und begafft, von den meisten Tussen hier hab ich sogar die Handynummer. Meisten aufgeschrieben auf Post-its, die dann an Sakuras Akte klebten, oder an meiner Tasse im Schrank, oder meinem Spind. Die ließen sich wirklich viel einfallen, aber keine einzige hörte auch nur ein Wort von mir. Ich hatte kein Interesse an ihnen und das muss denen doch langsam mal klar werden. Den Kaffee in der einen Hand, einen weiteren Post-it in der anderen, laufe ich schnurstracks auf Jims Büro zu, klopfe kurz und laut an, ehe ich die Tür öffne. Jim sitzt schon hinter seinem Schreibtisch, ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen. „Hast du etwa den Studenten die Drecksarbeit aufgebrummt?“, frage ich ihn amüsiert, weiß ich doch, dass er grade anfangs gerne den Macker raushängen lässt. Er nickt lediglich, eher er laut anfängt zu lachen. Ebenso schweigend zeigt er auf den Stuhl vor sich, bitte mich nonverbal, mich zu setzen. Kaum habe ich mich gesetzt, wirft er mir einen Brief zu. Der Absender: Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Kurz überfliege ich die wenigen Zeilen, die dort auf Englisch stehen, ungläubig, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Grade zweifle ich wirklich an mir uns meinen Kenntnissen in meiner Muttersprache. Möglicher Spender gefunden…warten auf Kontaktaufnahme….weitere Untersuchungen notwendig…möglicher Spender für Patientin Sakura Haruno gefunden. Möglicher Spender. Möglicher Spender. MÖGLICHER SPENDER! Ich springe auf, schaue in Jims Augen, die längst sehr verdächtig glitzern, bemerke erst jetzt meine eigenen Tränen, die mir in Wasserfällen die Wangen runterlaufen. Ein möglicher Spender wurde also in Deutschland für Sakura gefunden, einer, der ihr Leben retten könnte. Der meine Liebe retten könnte. „Darf ich es ihr schon sagen?“, eigentlich soll man Patienten keine unnötige Hoffnung machen. Aber Jim nickt hektisch. „Der Brief wurde dort schon vor einer Woche abgeschickt, also hab ich heute Morgen dort angerufen, der potentielle Spender hat sich bereits gemeldet, und die Untersuchungen wurden auch schon durchgeführt. Sie wollten uns heute die Ergebnisse schicken. 90 % Kompatibilität. Sasuke…Sakura hat jetzt wirklich eine Chance….“, er schluckt kurz sehr hart, ehe er seinen Monolog fortführt: „ Morgen machen wir die Knochenmarkspunktion, und ich hoffe, dass sie anspricht auf die Chemo. Dann können wir in ein paar Wochen die Hochdosis-Chemo beginnen und dann die Stammzelltransplantation durchführen. Endlich…“, er atmet erleichtert aus. Ihm sind glaube ich auch grade etliche schwere Steine vom Herzen gefallen, eine immense Last von den Schultern und während des Lesens ist er bestimmt auch beinahe tausend Tode gestorben. Hektisch nicke ich, nehme die Beine in die Hand und renne schon fast aus seinem Büro. Auf dem Gang wedle ich ein paar Schwestern von mir ab, stürme auf Sakuras Zimmer zu und öffne abrupt die Tür, ohne auch nur anzuklopfen. Erschrocken blickt mir diese entgegen, eingekuschelt in meinem großen Pullover, den ich mal hier vergessen habe, auf dem Bett sitzend und ein Buch lesend. Ein göttlicher Anblick, so viel Anmut liegt in diesem Augenblick, in ihrer Gestalt, in ihrem Anblick. Viel zu dünn ist sie geworden, ihr Gesicht eingefallen, aber so voll Leben und Liebe, dass sie nie richtig krank erscheinen würde…sie ist einfach perfekt. Wie sie hier ganz einfach sitzt, nicht geschminkt und aufgetarkelt, sodass man ihr bloß nicht ihren Kampf ansieht. Nein, Sakura versteckt sich nicht, sie ist so eine starke Persönlichkeit. Genau diese Frau brauche ich an meiner Seite. „Sasuke…ist alles ok? Du bist ziemlich blass…setz dich mal hin“, langsam kommt sie auf mich zu, schlingt ihren dünnen, kleinen Arm um meine Taille, ehe sie mich sanft zu ihrem Bett führt, auf welches ich mich auch gleich setze. Sofort setzt sie sich neben mich, hält mir ein Glas Wasser entgegen. Egal, wie schlecht es ihr selbst geht, die ist und bleibt fürsorglich, immer stets darum bemüht, dass es ihren Freunden gut geht. Dankend nehme ich das Glas an, nehme einen kräftigen Schluck, ehe ich allen Mut zusammen fasse und ihre Hände in meine Hand nehme. Sie reißt ihre Augen leicht überrascht auf, drückt meine Hand aber sogleich. „Saku…wir haben heute Post bekommen. Wir suchen ja jetzt schon lange nach einem Spender…und..“, sie unterbricht mich harsch mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Damit hab ich längst abgeschlossen, Sasuke. Ich glaube leider nicht mehr daran, dass sich jemand finden lässt.“, oh, wenn du nur wüsstest. Es stimmt mich etwas traurig, dass sie schon so resignierte, das muss ich zugeben. Und trotzdem funkeln ihre Augen…Hoffnung schimmert mir entgegen. „Saku…wir haben einen gefunden! Heute kam der Brief…wir müssen morgen noch eine Untersuchung machen, damit wir dann eventuell bald, mit der Hochdosis-Chemo beginnen können und dann die Stammzell..“, und wieder werde ich unterbrochen, als Sakura mir weinend in die Arme fällt, mich umschlingt, ihren Kopf in meinen Nacken drückt. Nur zu gerne erwidere ich die Umarmung, drücke sie fest und bestimmt an mich, streiche ihr langsam und sanft über ihren knöchrigen Rücken. Bald wird das alles hoffentlich ein Ende haben. Vielleicht geht es ihr bald so viel besser. Ihre Bucketlist kann erstmal ruhen, viele neue Erfahrungen ihren Weg auf sie finden und abgehakt werden, Erfahrungen, die wir vielleicht zusammen machen können. Gott, Sasuke, jetzt reiß dich mal am Riemen und zeig Eier! Du bist doch sonst nie so ein verweichlichter und ängstlicher Kerl! „Sasuke…du verarschst mich hier nicht, oder?!“, kaum verständlich, unter Tränen, die mittlerweile meinen Nacken herablaufen, fragt sie mich das, will ihre Hoffnungen nicht zerbrechen sehen. „Ich würde dich nie verarschen…es kommen noch einige wirklich harte Monate auf dich zu, aber die schaffen wir auch noch gemeinsam, ja? Saku…du wirst wieder gesund!! Du hast es mir ja auch versprochen…“, nuschle ich am Ende, eher zu mir selbst, aber sie wird es gehört haben. Langsam löst sie sich aus meiner Umarmung, immer noch an mir lehnend, viel zu nah an meinem Gesicht. „Gemeinsam? Ich wird kämpfen…das verspreche ich dir. Aber ich möchte davor noch einmal raus aus dem Krankenhaus…“, flüsternd sieht sie mir in die Augen, ihren warmen Atmen kann ich an meinen Wangen spüren, ihren Geruch ganz deutlich wahrnehmen. Sie ist perfekt. Einfach perfekt. „Ja…gemeinsam! Saku…ich werde dich nicht mehr alleine lassen und wenn es nötig ist, werde ich keine Sekunde mehr von deiner Seite weichen!“, leichter Unglauben macht sich in ihrem Anlitz breit. Die einzige Möglichkeit, meinen Ernst zu unterstreichen, ist es, ehrlich zu ihr zu sein. „Zusammen…wir schaffen es zusammen…weil ich dich nie wieder auch nur einmal aus meinem Leben verschwinden lassen werde. Verstanden?! Denn dafür liebe ich dich zu sehr….“. Kapitel 15: Sag es mir noch einmal ---------------------------------- „Sag es mir noch mal..“, bitte ich ihn, mein Gesicht immer noch so nahe an seinem , dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren kann, seinen Geruch ganz genau wahrnehme. Ob es ihm genauso geht? Ein leichtes Schmunzeln schleicht sich auf seine Lippen, ehe er mir zuflüstert : „Ich liebe dich…“. Ich kann nicht anders, als dies mit einem breiten Lächeln zu quittieren. „Sag es mir noch mal…“, wieder bitte ich ihn darum, kann es immer noch nicht fassen, dass er diese drei Worte wirklich zu mir gesagt hat…dafür bin ich es nicht gewohnt, dass man mir Aufmerksamkeit, gerade nicht in dieser Hinsicht, schenkt. Sein Schmunzeln geht ebenfalls in ein Lächeln über, seine strahlenden Zähne blitzen durch und erst jetzt fällt mir auf, dass sein rechter Eckzahn an der Spitze leicht abgebrochen ist, seinem perfekten Erscheinen aber keinesfalls einen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil…es macht ihn noch viel hübscher. Denn genau das ist er, hübsch. Wunderschön. Perfekt. Seine Hand verirrt sich an meine Wange, liebkost diese, streichelt unentwegt über diese. „Ich liebe dich..“, ein Hauch, nicht mehr als ein ganz seichtes Flüstern. Dieses spiel gefällt mir langsam, und ich frage ihn noch einmal, bitte ihn förmlich darum, mir noch einmal diese schmeichelnden Worte zuzuhauchen, sodass wir uns wie bei den vorangegangenen Malen immer näher kommen, sodass sich unsere Nasenspitzen mittlerweile berühren. Seine Lider sind halb geschlossen, sein verträumter Blick liegt auf mir, brennt mir förmlich auf der Seele. Dieser Mann geht mir doch tatsächlich und wortwörtlich unter die Haut. „Vergiss es…“, er lacht kurz auf, beendet mein kleines spiel und ich bilde mir ein, dass sich ein wenig Enttäuschung in seinen Blick verirrt, seine Augen scheinen noch schwärzer als zuvor. Matt und lange nicht mehr so glänzend wie vorher. „Sag mir, dass ich mich grade nicht vollkommen zum Affen mache…“, wieder nicht mehr als ein Flüstern, die Bitte aber deutlich rauszuhören, als würde er diese mitten in den Raum schreien. Leicht schüttle ich meinen Kopf, streiche mit meiner Nasenspitze seine entlang, stupse ihn an und murmle leise : „ Ich hab mich in dich verliebt, Sasuke…“. Anscheinend hat er nur darauf gewartet, dass ich sein Geständnis erwidere, denn sogleich legt er seine Lippen auf meine, fährt mit der anderen Hand in meinen Nacken, zieht mich näher an sich heran. Gott! Das hier fühlt sich besser an, als ich es mir hätte in meinen kühnsten Träumen ausmalen können! Besitzergreifend umschließt er mit seinen Lippen meine Unterlippe, saugt sachte an ihr, um dann wieder meine Oberlippe in Anspruch zu nehmen. Ich könnte Stunden mit ihm hier sitzen, es einfach genießen, wie er mich verwöhnt, doch ich will ihm genauso das Gefühl geben, ihn zu begehren. Nicht so einfach, wenn es der erste richtige Kuss für einen ist…und dann noch mit seinem Traummann, bei dem man eh nichts falsch machen will. Zögerlich erwidere ich seinen Kuss und ihm entflieht ein leiser Seufzer, mehr ein Keuchen, erstickt von weiteren Küssen, dem Versprechen auf Mehr. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, die wir hier auf meinem Bett sitzen, eng umschlungen, die Lippen kaum voneinander lösend. Schmerzend zieht sich meine Brust zusammen, die Luft zum Atmen wird mit jedem Kuss weniger, dadurch jeder Kuss kürzer. Sasuke bemerkt dies gottseidank sehr schnell und ist nicht sauer oder enttäuscht, als ich den Kuss, die Küsse, löse und hektisch nach Atem ringe. Ich will nicht von ihm loslassen, aber mein Körper macht mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Immer noch ruht seine Hand auf meiner Wange, streichelt diese, die andere Hand mittlerweile verflochten mit meiner. Elektrische Blitze zucken durch meinen Körper, jede Berührung von ihm zieht eine brennende Spur hinter sich her, lässt mich alles um uns herum vergessen. „Du bist so wunderschön, Sakura..“, seine Worte treiben mir einen unangenehme Röte ins Gesicht, allerdings schmeicheln sie mir auch sehr und unwillkürlich drängt sich mir die Frage auf, weshalb er sich genau in mich verliebt hat. So sehr ich mich meistens beherrschen kann, so sehr spielt grade meine Gehirn nicht mit und ich stelle die Frage schneller, als ich mir auf die Zunge beißen kann. „Hmm…kannst du dich noch an unsere erste Begegnung erinnern?“. Niedergeschlagen senke ich meinen Blick und schüttle leicht den Kopf. Vielleicht kann ich irgendwann die Barriere in meinem Kopf überwinden, die die Erinnerungen an die Zeit meiner Mutter im Krankenhaus dermaßen von mir abschirmt. „Naja…du hast alleine das Zimmer betreten, gehetzt von der Schule, aber mit dem strahlendsten Lächeln auf den Lippen, das ich je gesehen habe. Deine Augen haben mich damals schon in deinen Bann gezogen, und ich hab jedes Mal, wenn wir bei Mutter waren, gehofft, dass du auch kommst. Wenn du nicht da warst, dann war der Tag einfach nur halb so schön, und wenn du da warst, konnte sogar aus einem sehr schlechten Tag ein wirklich schöner werden. Ich hab mich eben zuerst in dein strahlendes Lächeln verliebt…ganz einfach. Und das hast du heute noch, wenn du wirklich und aus ganzen Herzen lachst. Dann bist du die unbeschwerte Sakura von früher. Aber das ist nur ein Teil von dir, den ich so liebe…“, seine Stirn gegen meine gelehnt, atmet er schwerfällig aus. „Und so gerne ich jetzt noch mit dir hier sitzen würde…ich muss noch arbeiten…und Jim will glaube ich auch noch mit dir reden. Er ist genauso aufgeregt wie ich und wie du es sicher auch bist. Ich hol ihn gleich mal, ok? Sonst kann ich mich gar nicht mehr von dir trennen…“, ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen, setzt er mich wieder auf meinem Bett ab und verlässt mein Zimmer, um Jim zu holen. Gedankenverloren schaue ich ihm hinterher, kann mein Glück immer noch nicht fassen. Gott, ich bin mit dem Gott persönlich zusammen! Moment…sind wir das denn? Oh Sakura, du Dussel! Ein Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken, als Jim eintritt und augenblicklich auf mich zugestürmt kommt, mich in eine feste Umarmung zieht, mich gar nicht mehr richtig loslassen will. „Ich bin so froh…so so froh…das glaubst du gar nicht, Kleine!“, leise dringen seine Worte an mein Ohr, gewispert. Meine Tränen zurückhaltend, nicke ich nur kurz, streiche ihm über den Rücken, beobachte Sasuke, der das Ganze grinsend von seinem Stuhl aus beobachtet. Dieser Mann ist wirklich mein Unter- und Aufgang. „Du weißt, wie wir jetzt vorgehen? Morgen steht die Knochenmarkspunktion an, dann sehen wir, wie die Chemo gearbeitet hat. Und dann können wir, in zwei, drei Wochen alles für die Hochdosis-Chemo vorbereiten, wenn wir auch die Zusage haben aus Deutschland, dass die Stammzellen da sind. Sasuke hatte erwähnt, dass du in dieser Zwischenzeit noch einmal aus dem Krankenhaus rauswillst?“, wieder nicke ich nur kurz. Momentan wünsche ich mir nichts sehnlicher, als endlich mal wieder hier rauszusein, die Luft da draußen zu genießen, dann einkaufen zu gehen, wann ich mag oder abends auch mal wegzugehen. In Frans Café gehen, an Mutters und Harus Grab…. „Gut, das werden wir dann morgen sehen, ob es geht, ja? Aber wenn die Untersuchung positiv ausfällt, dann steht dem Ganzen nichts mehr im Wege…schau nur, dass du die Zeit nicht alleine in deiner Wohnung verbringst, sondern immer jemandem um dich herum hast, ja?“, langsam lässt Jim mich los, hat mich die ganze Zeit fest an sich geklammert. „So und jetzt lass ich euch Turteltäubchen alleine, ich bin eh verabredet…“, er lächelt mich verschmitzt an, ein ungesunder Rotton ziert seine Wangen. Ach Gott, ist das niedlich. Gespielt gehetzt werfe ich ihn raus, wünsche ihm viel Spaß mit Fran, da nur sie es sein kann, die ihm diese Röte ins Gesicht treibt. Sasuke findet auch wieder seinen Weg zu mir aufs Bett, verschränkt sogleich seine Hand mit meiner, streichelt diese mit seinem Daumen, gibt mir die Wärme, die ich so dringend notwendig habe. „Wo wohnst du jetzt eigentlich? Ich muss dich ja besuchen, wenn du nicht alleine sein darfst“, zwinkert mir dabei zu. Leicht senke ich den Blick und sage dazu nichts. Er weiß ja gar nichts von meiner Wohnsituation. Kurz nach dem Abschluss und als klar wurde, dass ich einige Zeit im Krankenhaus verbringen muss, da wurde mir die Wohnung gekündigt und Fran hat sie für mich geräumt und alle Sachen bei ihr untergestellt. Das Geld, das ich mit der Miete eingespart habe, hab ich in eine vernünftige Krankenversicherung investiert. Deswegen hab ich auch kein richtiges Zuhause momentan, außer das Krankenhaus… „Du hast keine Wohnung mehr, hm?“, seine Stimme klingt kein bisschen traurig, kein bisschen mitleidig. Nein, sie klingt sogar richtig fröhlich. Was stimmt denn jetzt mit dem nicht? „Ich hab meine Sachen bei Fran stehen, bei ihr kann ich auch nach der Therapie wohnen, bis ich eine Wohnung gefunden habe…ich wird also nicht alleine sein. Keine Sorge.“, erwidere ich schon fast pampig. „Kommt gar nicht in Frage….Fran ist doch eh die meiste Zeit in ihrem Café, deswegen haben Jim und sie sich auch erst jetzt treffen können!“. „Und was soll ich sonst machen? Ich will nicht die ganze Zeit hier verbringen…also gehe ich zu ihr. Ich will einfach hier raus…“. Sasuke schlingt seinen Arm um mich, zieht mich näher an sich heran, sodass ich mit meinem rücken an seine Brust lehne. „Und wie wäre es, wenn du für die Zeit zu mir kommst? Itachi und Sui sind nicht mehr lange hier, sie würde bestimmt auch gerne noch etwas Zeit mit dir verbringen…und du wärst nicht allein. Und du wärst bei mir, für mich das allerwichtigste. Ich kann mir für die Zeit auch Urlaub nehmen und wir können viel unternehmen, damit du Kraft tanken kannst für die Zeit danach…wie wärs?“. Wochenlang mit Sasuke alleine in seiner Wohnung….klingt verlockend. Ich kuschle mich enger an ihn heran und nicke zaghaft, streichle ihm dabei über seinen Arm, der dieses sofort mit einer Gänsehaut belohnt. Ich hab auf ihn also die gleiche Wirkung, wie er auf mich. „Weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dich endlich an meiner Seite zu wissen?!“, ein entzückter Laut entfleucht meiner Kehle, woraufhin Sasuke in leisen Lachen ausbricht. Seine Brust vibriert dabei, jede Vibration an meinem Rücken spürbar. „Ich liebe dich, Sakura.“ Kapitel 16: Freiheit. --------------------- Er liebt mich. Daran muss ich mich erst gewöhnen und trotzdem zaubert mir dieser Gedanke ein dümmliches Grinsen auf meine Lippen. Nie im Leben hätte ich mir erträumen lassen, dass ich eines Tages einen so perfekten Mann wie Sasuke abbekomme, der mich auch wirklich will mit all meinen Fehlern und auch mit dem Kampf gegen meine Krankheit. Und auch mit der Möglichkeit, dass ich trotz Stammzellspende nicht überlebe und den Kampf letztendlich doch verliere. Aber sein Geständnis, die tollen Stunden danach, die Küsse, sein Begehren, seine Zuneigung, all das gibt mir Mut. Mut dafür, noch einmal richtig zu kämpfen, alles zu geben, um vielleicht irgendwann ein normales Leben führen zu können und endlich meinem Beruf nachgehen zu können, vielleicht auch Patienten mit meiner Geschichte zum Kämpfen zu animieren. Das wäre wirklich schön und würde meinem Leben einen wirklichen Sinn geben. Aber nur mit Sasuke an meiner Seite. Und dafür werde ich kämpfen. Entschlossen nicke ich meinen Spiegelbild zu, fahre mir noch einmal über mein Gesicht und mache mich mental für die nächste Untersuchung bereit. Denn die wird mir noch mal alles abverlangen, meine Nerven aufs Äußerste reizen und mit vielen Schmerzen verbunden sein. Seit meine Mutter gestorben war, habe ich ein großes Problem mit Schmerzmitteln…nicht, dass ich je abhängig war, aber ich habe immer mehr gegen Kopfschmerzen genommen, als notwendig, selbst dann, wenn nur ein kleiner Schmerz vorhanden war. In allem hab ich einen Grund gefunden irgendwas gegen Schmerzen zu nehmen, damit ich irgendwie die Gefühle in mir abtöten konnte…irgendwann haben die nicht mehr gewirkt und mir wurde auch bewusst, dass ich langsam aber sicher drohte, abhängig zu werden. Das alles hat zu meiner jetzigen Situation geführt…nämlich, dass ich jegliche Untersuchungen ohne Schmerzmittel oder, wenn es nicht sein musste, ohne Sedativum durchzog. Und so wird es auch jetzt sein, bei der Knochenmarkspunktion durch den Beckenkamm…eine schmerzliche Angelegenheit, zwar nur kurz und dann, wenn der Arzt es gut macht, ist es schnell vorbei. Und trotzdem graut es mir davor. Aber nichtsdestotrotz muss ich da durch und deswegen begebe ich mich schnellen Schrittes und erhobenen Hauptes- denn meine Würde wird mir der Krebs nicht rauben- zum Untersuchungsraum im 4. Stock. Jim ist längst dort, wartet vor der Tür auf mich, schon in OP Kleidung, die aufgrund der Hygiene Vorschrift ist. Ich nicke ihm kurz zu, umarme ihn auch kurz, während er mir aufmunternd über den Rücken streicht. Zusammen betreten wir den Raum und sogleich lege ich mich bäuchlings auf die Liege, werde von den Schwestern vorbereitet und schließe vorsorglich meine Augen. Mit ansehen muss ich das ganze wirklich nicht…auch wenn ich davon nichts wirklich sehen kann. Trotzdem ist es mir unangenehm. „Hey…sorry ich bin etwas spät. Ich wurde noch von Dr. Cotturi aufgehalten…immer kommt der mit unwichtigen Sachen, wenn ich dringend wohin muss..“. Schlagartig öffne ich meine Augen und blicke in zwei sehr amüsierte Onyxe. Ich schaue ihn nur blinzelnd an, kann es wirklich nicht fassen, dass er hier ist und mir mal wieder beisteht. Es ist wirklich keine angenehme Untersuchung, das weiß er…und ich bin einfach heilfroh, dass er hier bei mir ist. „Hey…“, sehr klug und wortgewandt antworte ich ihm. Seine Lippen berühren kur und zaghaft meine Stirn, seine Hand streicht mir liebevoll über die Glatze, die schon längst unter einer Haube steckt. „Was machst du denn hier? Musst du nicht arbeiten?...“, immer noch überrascht und fassungslos zugleich starre ich ihn an, blinzle immer wieder, nicht, dass ich mir das hier doch noch einbilde. Wunschdenken und so. „Ich hab meine Mittagspause vorgezogen…ich hab doch gesagt, dass ich das mit dir durchziehe und dir nicht mehr von der Seite weiche. Das hier gehört doch dazu, Liebes.“. Der Herzmonitor piept ungewöhnlich laut und schnell, mein Herz rast und diese verdammte Maschine verrät mich grade extrem, sodass ich es nicht verhindern kann und rot anlaufe. Die Schwestern halten sich mit ihrem dummen Gekicher nicht zurück und auch Sasuke schmunzelt mir entgegen, flüstert mir aber zu, dass ich mich beruhigen soll, sonst kann Jim nicht anfangen. Irgendwann bekommen die das alles zurück, das schwöre ich mir. Langsam und tief atme ich ein und aus, beruhige meinen Puls damit, mein Herz schlägt augenblicklich nicht mehr wie auf Speed, während meine Hand die von Sasuke sucht, sich automatisch mit ihr verflechtet, die Wärme genießt und mich ein wohliges Gefühl durchfließt. Jim beginnt mich zu desinfizieren, das merke ich, der Geruch steigt mir beißend in die Nase, denn Jod riecht einfach extrem eklig. Ich schließe wieder meine Augen, mache mich auf den stechenden Schmerz gefasst, der mich daraufhin durchzieht, spanne mich unwillkürlich zusammen, drücke Sasukes Hand immer fester. Der stechende Schmerz geht in einen ziehenden über, wird nicht stärker, aber auch nicht weniger, bis Jim die Kanüle zieht und die Prozedur vorbei ist. Hat nicht wirklich lange gedauert, aber sich wie Ewigkeiten angefühlt, die ich Sasukes Hand gefoltert habe, ihm wahrscheinlich alles Blut abgedrückt habe. Meine Befürchtung wird bestätigt, denn mein Freund hat sein Gesicht schmerzlich verzogen und schüttelt sogleich seine Hand aus, als ich sie loslasse. „Sorry..“, murmle ich entschuldigend, bevor mich die Erschöpfung kurz übermannt. Ich wache wieder auf der Station auf, in meinem Bett, anscheinend bin ich nach der Untersuchung eingeschlafen, und wurde danach hergebracht. Jen ist wieder nicht da, bestimmt ist sie wieder bei Drew, der ihr gehörig den Kopf verdreht hat. Dieses Mal ist auch Sasuke nicht an meiner Seite, aber er muss arbeiten und das weiß ich ja, also drehe ich mich kurz auf die Seite und gebe mich meiner Müdigkeit erneut hin, lasse mich von Morpheus mitziehen. Ihn habe ich jetzt wirklich nötig. Den Tag verschlafe ich ziemlich, zwänge mir nur kurz unter allergrößter Mühe, nicht wieder einzuschlafen, mein Essen rein, nur , um dann wieder zu schlafen und das sogar die ganze Nacht durch, bis ich am frühen Morgen von alleine aufwache. Heute sollten die Ergebnisse schon da sein, Jim hat die Probe bestimmt mit einem ´Dringend´ markiert, sodass es schnell gehen sollte. Bis zur Visite mache ich mich fertig, dusche mich schnell und esse brav mein Frühstück, während mir Jen nebenbei erzählt, wie toll sie Drew findet und wie sehr sie sich doch ähneln. Da ich ihr noch nicht von den großen Neuigkeiten erzählen konnte, hole ich es schnell nach und kann mich dann nicht mehr vor einer einarmigen Umarmung von ihr retten. Sie fällt mir regelrecht um den Hals, freut sich aus ehrlichem Herzen mit mir, was mir schon fast die Tränen in die Augen treibt. Ihr Mitgefühl ist einfach immens. Ein Klopfen reißt uns aus unserer Zweisamkeit, und die Studis treten gefolgt von Jim und Sasuke ein. Jim besetzt wieder seinen Stammplatz und auch Sasuke setzt sich neben mir aufs Bett. Ein warmes Lächeln umspielt seine Lippen, berührt direkt mein Herz, lässt es ungewöhnlich schnell schlagen, sodass sich der Studi, der grade meinen Blutdruck misst, erheblich wundert und an seinen Fähigkeiten zweifelt. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, sein Gesichtsausdruck ist einfach zum Schießen. „Die Ergebnisse von gestern sind da, Sakura“, fängt Jim an, „es sind zur Zeit keine Krebszellen mehr nachweisbar, aber wir wollen jetzt natürlich die Spende durchziehen, damit du eine höhere Heilungschance hast. Immerhin kam der Krebs letztes Mal viel zu schnell zurück und das riskieren wir jetzt nicht noch einmal. Also machen wir in drei Wochen die Hochdosis-Chemo, damit die Zellen besser wachsen können. Der Spender hat nämlich nur eine Kompatibilitätsrate von 90 %. Aber das reicht uns, denn das wirst du schaffen, nicht?“, er schenkt mir ein ehrliches und aufmunterndes Lächeln. Glücklich nicke ich und erhalte zugleich die Info, auf die ich sehnsüchtig gewartet habe. „Und bis dahin…möchte ich dich hier nicht mehr sehen. Bitte check doch morgen hier aus, ja? Die Vollpension wird langsam echt teuer…“, feixt er. Ich bin ihm gerade so dankbar, dass ich ihm doch tatsächlich um den Hals falle, egal, dass mir alle hierbei zusehen. Immer wieder flüstere ich ihm ein ´Danke´ ins Ohr, möchte mich gar nicht mehr aus der Umarmung lösen. Doch die Visite muss weitergehen und er verlässt mir seinen Entchen im Schlepptau das Zimmer. Nur Sasuke bleibt zurück, schaut mich stolz an. „Ich hol dich morgen ab, ja? Jim hat es hinbekommen, dass ich die nächsten drei Wochen Urlaub habe und danach bin ich ja eh hier bei dir…schaffst du es alleine, deine Sachen zu packen, oder soll ich dir später helfen?“. „Ach, das schaffe ich…du musst mich auch nicht holen, ich kann auch Fran fragen, dann musst du nicht früh aufste..“. „Sakura, jetzt hör auf. Ich hole dich, basta. Fran kommt eh morgen zu mir, sie will dich natürlich auch sehen. Und Itachi kommt morgen früh auch mit, das lässt er sich nicht nehmen. Also, brauchst du Hilfe?“. Dankend verneine ich, denn das kann ich wirklich alleine. Entschuldigend verabschiedet er sich von mir, denn er hat noch viel zu tun, küsst mich davor aber noch einmal kurz, aber intensiv. Ich werde wirklich Wachs in seinen Händen…wie das wohl wird, wenn wir die ganzen drei Wochen dauernd zusammen sind…hui. „Na der geht aber ran!“, foppt Jen von neben, sobald Sasuke das Zimmer verlassen hat. Ich quittiere das nur mit einem verlegenen Lachen…er ist aber auch perfekt und jeder darf gerne neidisch auf mich sein, dass ich ihn bekommen habe! Der Abend zieht an mir vorbei, genug hab ich schließlich zu tun, meine ganzen Sachen müssen irgendwie in den Koffer passen und nur mit Jens Hilfe bekomme ich es hin, sodass ich pünktlich um 22 Uhr schlaggskaputt ins Bett falle und sogleich einschlafe. Der Schlaf hält nicht lange, immer wieder wache ich auf und frage mich, wie Sasukes Wohnung wohl aussieht, ob sie modern ist, oder eher klassisch, oder ob er viel von seiner Mutter bei sich hat. Immerhin hat er sie quasi vergöttert. Auch der Gedanke drängelt sich mir auf, wie es wohl wird mit ihm in einem Bett zu schlafen….immerhin ist er nur ein Mann und – oh Gott Sakura! Stopp mal. Soweit sind wir ja noch gar nicht. Oder? Der Morgen ist schneller da, als es mir wirklich lieb ist und ich sitze fertig angezogen und mit einem fetten Entlassungsbrief in meiner Hand auf dem Bett, warte sehnsüchtig auf Sasuke und Itachi. Ich verspreche Jen, dass ich sie einmal pro Woche besuchen komme, immerhin bekommt sie sonst keinen familiären Besuch und…ja, wir sind so etwas wie eine kleine Familie, hier auf der Onko. Also halten wir auch da zusammen. Ein letztes Mal nehme ich sie fest in meine Arme, knuffe ihr in ihre Wange, was sie wirklich nicht leiden kann, als mein Freund schon mein Zimmer betritt, gefolgt von seinem Bruder. Freundlich begrüßen sie Jen, während Sasuke mich in eine innige Umarmung zieht, mir einen zärtlichen Kuss gibt und ich dann von Itachi in eine feste Umarmung gezogen werde. „Du hast sie jetzt lange genug, nimm sie doch nicht jetzt schon so in Beschlag!“, murrt er etwas genervt. Sasuke nimmt meinen Koffer schmollend und verlässt vor uns das Zimmer, da mich Itachi nicht loslassen möchte und zusammen begeben wir uns zu seinem Porsche, den er frech direkt vor dem Eingang geparkt hat. Denkt er, ich kann keine fünf Meter laufen? Zu süß, wirklich… Lange fahren wir nicht, unser Weg führt uns nach Brooklyn, aber genaueres kann ich nicht wirklich erkennen, zu sehr lenkt mich Itachi ab, der mir erzählt, dass Suigetsu längst wach ist und ein mega Willkommensfrühstück vorbereitet. Die beiden sind wirklich zu lieb. Innerhalb kürzester Zeit habe ich die beiden wirklich in mein Herz geschlossen. Sasuke fährt in eine Tiefgarage, in welcher er einen festen Parkplatz hat und parkt mühelos ein, sodass wir schnell aus dem Auto aussteigen können und einen Aufzug nach oben nehmen. Der Aufzug selbst ist durch einen Kartenleser nutzbar, dh dass nur die Bewohner des Hauses diesen nutzen können. Bestimmt ist das ein ganz teures Haus, und die Wohnung einfach eine erstklassige Bude, die ich mir nie im Leben leisten könnte, egal, wie hart ich arbeiten würde… Im dritten Stock hält der Aufzug und Sasuke bittet mich diesen zu verlassen, geht aber vor mir vor, führt mich zu einer roten Tür, mit der Zahl 2 darauf. Innerlich bin ich extrem gespannt, was mich hinter dieser Tür erwartet und ich versuche schon, als Sasuke die Tür öffnet, einen Blick hinein zu erspähen. Doch sein breiter Rücken und seine Größe lassen das nicht wirklich zu. Endlich macht er mir Platz, sodass ich mich an ihm vorbeimogeln kann und ganz neugierig anfange mich umzusehen. Was ich da zu sehen bekomme, übertrifft allerdings alles, was ich mir ausgemalt habe um Längen. Ist das sein Ernst?! Kapitel 17: Waffeln und Macho ----------------------------- Fasziniert bleibe ich im Flur seiner Wohnung stehen und versperre Itachi den Weg nach innen, was dieser mir aber augenscheinlich nicht übel nimmt, denn er steht noch im Türrahmen und grinst breit vor sich hin. Ob er weiß, was ich gerade denke? Ich hab wirklich mit vielem gerechnet, immerhin weiß ich, dass Sasukes Familie wirklich reich ist…aber das hier…ist das komplette Gegenteil davon. Ich war wohl etwas geblendet von seinem Porsche und dem Aufzug mit den Entschlüsselungskarten. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich erwartet, dass ich eine Wohnung betrete, die über zwei Stockwerke geht, hell ist und große, loftartige Räume beinhaltet. Aber das hier ist kein Loft, sondern ähnelt unserer alten Wohnung, nur im Großformat. Sie ist – so weit ich es von meinem Standpunkt aus beurteilen kann- zwar groß, aber so bodenständig, das hätte ich mir niemals erträumen lassen. Langsam wandert mein Blick zu Sasuke, der mich mit hochgezogener Augenbraue anschaut. „Du hast wirklich ein Luxusappartement erwartet, oder? Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht…“, ist das etwa Enttäuschung in seiner Stimme? Niemals würde er mich wegen dieser Wohnung enttäuschen, egal, welche Vorstellungen ich hatte. Je bodenständiger, desto besser! Er hat grade meinen Koffer neben den Schuhschrank gestellt, als ich seine Hand fasse und um eine kleine Wohnungsführung bitte. Immerhin möchte ich alles von meinem Zuhause auf Zeit sehen. Er führt mich durch den Flur, öffnet die Tür zu seiner rechten Seite und prompt kommt mir Suigetsu entgegen, gekleidet in eine wirklich schicke Schürze und pflaumt uns an, dass wir noch nicht hier rein dürfen. Das war wohl die Küche und Sui noch nicht fertig….er ist wirklich eine Diva! Das Zimmer gegenüber ist das Gästezimmer, welches er mir noch nicht zeigt, weil die beiden grade drinnen wohnen und er deren Privatsphäre wahren möchte. Die blauen Wände seines Flures sind mit Bildern geschmückt, die ihn und seine Mutter zeigen, aber auch Bilder von Itachi und ihm in L.A., in kurzen Hosen und Tanktops. Es muss schon länger her sein, denn seine Haare waren da noch kürzer und strubbeliger, sein Körper noch nicht so trainiert wie jetzt und er war deutlich kleiner als Itachi. Jetzt ist er fast so groß wie sein Bruder und viel trainierter, hübscher und..anmutiger. Ja, Sasuke hat etwas sehr Anmutiges an sich…etwas, was ihm sofortigen Respekt einbringt, ungeheure Attraktivität ausstrahlt. Und dem bin ich voll und ganz erlegen. Sasuke ist längst am Ende des Flures angekommen, dreht sich zu mir um und schaut mich skeptisch an, weil ich immer noch neben der Küche stehe und die Bilder an der Wand mustere. Sie machen seinen sonst so lieblos eingerichteten Flur wirklich heimisch und gemütlich…sofort bekommt man einen Einblick in seine liebevolle kleine Familie, fast, als würde man selbst dazu gehören… Ich steuere Sasuke an, welcher mich leicht anlächelt und die Zimmertür vor sich öffnet. Ein Bild hängt noch an der Wand, welches ich erblicke, bevor ich die Tür erreiche, durch welche Sasuke grade ging. Ich stocke kurz und starre fassungslos auf das Bild vor mir. Die ganze Zeit hatte er uns alle bei sich…während ich nicht einmal eine Erinnerung an ihn hatte, weil mein Hirn meinte, alles verdrängen zu müssen. Meine Mutter in den Armen seiner, neben ihr Itachi, welcher Haru den Kopf zerstrubbelt, in die Kamera grinst und die Zunge rausstreckt…und neben meiner Mutter Sasuke und ich. Ich hab meine Arme um ihn gelegt, drücke seine Wange an meine und kneife grinsend die Augen zusammen, während Sasuke mich verstohlen anschaut, einen leichten Rotschimmer auf den Wangen, dieses Blitzen in den Augen. Das gleiche Blitzen, das er jetzt immer hat, wenn er mich anschaut. Und jetzt glaube ich es auch, was Itachi zu mir gesagt hat…dass es immer ich war. Meine Sicht wird verschwommen, das Bild vor mir zerfließt regelrecht und doch kann ich meinen Blick nicht abwenden. Kaum registriere ich die warmen Arme, die sich um meine Schultern legen, der Kopf, der an meiner Halsbeuge Platz findet, die Lippen, die meinen Hals federleicht berühren. „Ihr wart immer bei mir….du, Haru und Mebuki. Und das werdet ihr immer sein..“, sanft dreht mich Sasuke in seinen Armen, sodass ich mit meiner Nase gegen seine feste Brust stupse. „Die andere Wand“, er zeigt auf die hinter sich, „hab ich freigelassen….sie ist für uns. Für unsere Erinnerungen, für unsere Erlebnisse. Und ich hoffe, es werden ganz viele!“. Mein Herz rast bei seinen Worten, mein Körper reagiert von ganz allein, als hätte ich keine Gewalt mehr über ihn und ich ziehe ihn zu mir herunter, verschränke meine Arme in seinem Nacken und lege meine Lippen auf seine. Kurz, aber liebevoll umgarne ich seine Lippen, schmecke seinen Geschmack, der mich einlullt und süchtig macht, fast wie eine Droge. Mit einem kurzen Räuspern löst Sasuke den Kuss und zieht mich in Richtung des letzten Zimmers. Das muss wohl das Schlafzimmer sein, auch, wenn ich noch kein Wohnzimmer gesehen habe. „Ich muss dir noch jemanden vorstellen“, flüstert e mir zu, ehe er die Tür öffnet und mir ein großer, weißer Hund entgegen springt, seine Rute freudig hin- und herschwingend. Überrascht weiche ich erst einen Schritt zurück, immerhin ist der Hund doch ganz schön groß und ich den Umgang mit Tieren wirklich nicht gewohnt. „Du brauchst keine Angst haben…“, Sasuke zieht den Hund zu sich, streichelt über seine Flanken, wuschelt ihm über den Kopf, „Macho ist ein ganz Lieber. Er freut sich, dich zu sehen…er hat dich bestimmt schon gerochen. Er hat letztens auf meinem Shirt geschlafen, das nach dir gerochen hat“. Er lacht kurz auf, als Macho ihm übers Gesicht schleckt, sich dann aber losreißt und seine Streicheleinheiten von mir fordert. Meine anfängliche Scheu hat sich langsam gelegt, immerhin sieht dieser Hund wirklich nicht aus, als könnte er einer Menschenseele was tun. Vorsichtig strecke ich ihm meine Hand entgegen, lasse ihn mich erstmal abchecken, bevor ich ihm sanft über den Kopf streiche, mich dann aber auf die Knie beug, um ihn besser streicheln zu können. Sofort legt sich Macho mit seinem vollen Gewicht auf meine Oberschenkel, streckt mir seinen Bauch hin und wartet geduldig hechelnd auf seine Liebkosungen. Na, da weiß einer, aber genau, was er möchte. Sein Fell ist verdammt flauschig und schneeweiß, es beruhigt mich, ihn zu streicheln und meine Nervosität legt sich immer mehr. Ein spitzer Pfiff reißt sowohl Macho als auch mich aus unserem Tun und dieser sprintet sofort zu Sasuke, der ihn seines Körbchens verweist. „Du musst etwas aufpassen, er hängt dir sonst die ganze Zeit am Rockzipfel…er ist noch nicht so alt, und noch ziemlich wild.“ Ich richte mich wieder auf und laufe durch den Raum zu ihm, lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Er hat Geschmack, das muss ich ihm lassen, das graue Sofa in der einen Ecke ist riesig, eine richtige Kuschelecke und der schwarze Teppich davor rahmt das Ganze ziemlich gut ein, der Flachbildschirm an der Wand vollendet die Fernsehecke. Viel befindet sich auch in diesem Raum nicht, lediglich ein großes Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand, welches zum Bersten voll ist, und ein großer Ebenholztisch, der die Essecke markiert. Das große Hundekörbchen liegt neben dem Sofa, die Wände sind in einem warmen Sandton gestrichen, verleihen der gemütlichen Atmosphäre etwas Schickes. Obwohl das Zimmer mit vielen teuren Sachen ausgestattet scheint, kommt es nicht überheblich rüber, als wolle Sasuke mit seinem Reichtum prahlen. Zu meiner Linken fällt mir noch eine Tür ins Auge, dort muss es wohl zum Schlafzimmer gehen. Als hätte Sasuke meine Gedanken gelesen, öffnet er die Tür und lässt mich in Ruhe auch dieses Zimmer begutachten. Schneller als ich hätte reagieren können, rast Macho an mir vorbei uns schmeißt sich mit voller Wucht auf das große Bett, welches in der Mitte des Zimmers steht, bedeckt von einer dunkelblauen Tagesdecke, zu jeder Seite versehen mit einem Nachttisch. Die Lampe an der Decke scheint dimmbar zu sein, denn plötzlich wird es heller, als Sasuke einen Regler bedient, und ich das Zimmer so nun besser wahrnehmen kann. Dunkelrote Vorhänge zieren die Fenster, ein großer schwarze Schrank steht an der linken Wand, scheint genug Platz für zwei Leute zu beherbergen….oh Gott Sakura! Es ist nur ein Zuhause auf Zeit!! Die Wände sind auch hier in einem Sandsteinton gestrichen, harmonieren perfekt mit den roten Vorhängen. Geschmack hat er wirklich. von dem Schlafzimmer folgt noch eine Tür ins Badezimmer. Praktisch. Und natürlich ist dieses auch gut ausgestattet, in weißen und schwarzen Fließen gehalten, modern geschnitten, mit Badewanne, Urwalddusche und zwei Waschbecken. Es ist nicht sonderlich groß, aber das ist auch gar nicht nötig. Ich drehe mich zu Sasuke um, der mir unauffällig gefolgt ist und lächle ihn breit an : „ Wow…deine Wohnung ist wirklich wunderschön! Du hast wirklich Geschmack. Und…“, ich schreite schnell an ihm vorbei uns setze mich zu Macho auf das Bett, welcher sofort seinen Kopf auf meine Schenkel legt, „deinen Macho hier mag ich auch. Ich hätte nicht gedacht, dass du einen Hund hast!“. Ich bin immer noch ziemlich verblüfft, immerhin hab ich damit wirklich nicht gerechnet. „Das freut mich…bei der Einrichtung hat mir Mutter noch geholfen…ansonsten würde es hier weitaus steriler aussehen, fast wie im Krankenhaus. Aber Mum war immer der Meinung, dass ich nicht zuhause auch noch wie im Krankenhaus leben müsste…“, er lacht kurz auf, ehe er Macho tätschelt, und ihn sanft vom Bett stoßt. „Er soll nicht aufs Bett, das weiß er eigentlich auch. Oder willst du später ganz viele Haare auf deinem Kissen haben?“. Daran hab ich gar nicht mehr gedacht und plötzlich kommt meine Nervosität wieder zurück…die Nächte mit Sasuke hier in einem Bett. In diesem riesen Bett. Mit ihm alleine. Hitze steigt in mir hoch und ich laufe rot an, was auch Sasuke nicht verborgen bleibt. „Ich werde schon nicht über dich herfallen…“, zwinkert er mir zu und verlässt das Zimmer, gibt mir aber noch zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Und was, wenn ich genau das will?! Doch den Mut, genau das zu sagen, hab ich nicht. Mürrisch und enttäuscht von mir selbst schlurfe ich zur Küche, denn dort wird er wohl hingegangen sein, von dort tönt auch ein lautes Bellen zu mir durch. Langsam betrete ich die Küche, schwarzes Hochglanz strahlt mir entgegen und ich frage mich wirklich, ob Sasuke so oft in der Küche steht, dass er so eine Luxusküche überhaupt benötigt? Aber wahrscheinlich hat das auch nur Mikoto gewollt… Der Tisch in der Küche ist gedeckt mit vielen Leckerrein, von Waffeln bis Rührei und Speck, bis hin zu Früchtejogurt und Obstsalat. Da hat sich Sui aber wirklich ausgetobt und noch bevor ich mich setzen kann, geschweigedenn Sui begrüßen kann, legt mir dieser schon ein Brötchen auf den Teller und befiehlt mir zu Essen. Sein Gemurmel danach bekomme ich schon nicht mehr mit, als Itachi mich bestimmt zu meinem Stuhl dirigiert und mir empfiehlt langsam mal loszulegen, bevor Sui richtig loslegt. Das Frühstück, oder mittlerweile Lunch, vergeht relativ ruhig, wir sprechen über den gefundenen Stammzellspender und darüber, was wir die Woche, die die beiden noch hier verbringen, anstellen wollen. Wir einigen uns nach mehreren Vorschlägen darauf, morgen Abend in einen Club zu gehen, den Sui ausgesucht hat. Ich wollte schon immer mal Tanzen gehen und auch wenn ich keinen Alkohol trinken darf, wird das dort bestimmt ein Spaß werden. Zusammen räumen wir den Tisch noch ab, und erst jetzt bemerke ich an meinen Füßen Macho sitzen, der wohl sehnsüchtig darauf wartet, dass etwas von meinem Essen auf dem Boden landet. „Mach es bloß nicht…wenn du es machst, sitzt er nächstes mal auf deinem Schoß und bedient sich am Teller selbst!“, wirft Itachi lachend ein, obwohl ich gar nicht die Intention hatte, ihm etwas zu geben. Aber er ist auch wirklich ein Süßer, mit seinen Kulleraugen und dem Gefiepse…telepathisch versuche ich ihm zu befehlen, damit aufzuhören, aber seine Augen ziehen mich immer mehr in ihren Bann. Aww, ich verliebe mich grade in einen weiteren Uchiha! Das gibt’s doch nicht!!! Bevor ich allerdings weicht werden kann und Macho doch etwas zustecke, zieht mich Sasuke aus der Küche raus, nimmt meinen Koffer in die Hand und macht sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Schnell räume ich meine paar Habseligkeiten aus, verstaue meine Sachen in Schrank und Badezimmer, bevor ich ins Schlafzimmer zurückkehre und Sasuke auf dem Bett liegend vorfinde. Seine Augen ruhen auf mir, seine Hand ausgestreckt, mich zu sich bittend. Nur zu gerne gehe ich dieser Bitte nach, nehme seine Hand und steige auf das Bett, ehe er mich schon in eine innige Umarmung gezogen hat. „Was stellen wir heute noch an?“, haucht er mit rauchiger Stimme. Fuck. Ich bin im Himmel ________________________________ https://www.google.de/search?q=samoyed+dog&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjwiJmj_7nYAhUSUlAKHZqtB48Q_AUICigB&biw=1600&bih=768#imgrc=qPCQStRg2w421M: Das ist unser toller Macho, bei der Auswahl und auch Charaktererstellung hat mir BijouOMG geholfen, da ich mich nicht wirklich mit Hunden auskenne:) Danke dafür Kapitel 18: Heiß, heiß, Baby ---------------------------- Sasuke Ich hab sie bestimmt verschreckt mit meiner Frage, dabei hab ich nicht mal zweideutige Gedanken gehabt. Das ist mir erst im Nachhinein aufgefallen…ein leichtes Schmunzeln zuckt an meinem Mundwinkeln, bleibt auch von Sakura nicht ganz unbemerkt. „Du….du magst es mich in Verlegenheit zu bringen, oder?“, murrt sie, kuschelt sich aber noch enger an mich. Das macht die Situation für mich aber grade nicht wirklich besser, zu lange hab ich lediglich davon geträumt, mit Sakura das Bett zu teilen. Jetzt tue ich es tatsächlich!! Ist ja klar, dass mein Körper, der mich bei anderen Frauen immer so im Stich gelassen hat, jetzt auf einmal zum Leben erwacht und Feuer und Flamme ist für die Ideen, auf die mein Hirn kommt… Tatsächlich war es so, dass ich mit nur wenigen Frauen wirklich intim werden konnte, immer ist mir Sakura im Hirn herumgegeistert, hat mir meine Sinne vernebelt und sind wir ehrlich…ohne sie in meinen Gedanken hätte ich den Abschluss auch nie machen können…oder eher Abschuss. Mein Gedanke lässt mich kichern, oh Gott, wann hab ich denn das letzte Mal gekichert? Kurz schüttle ich meinen Kopf, vertreibe die lüsternen Gedanken, immerhin weiß ich, dass Sakura noch keinerlei Erfahrungen gemacht hat und möchte sie jetzt auch nicht überfordern oder anfallen, wie ein triebgesteuertes Tier. Ich gebe ihr einen liebevollen Kuss auf ihre Glatze, die sie gottseidank bei mir nicht mehr verdeckt. Irgendwie hat mich der Gedanke immer gestört, dass sie sich bei mir nicht wohlfühlen könnte und deswegen immer eine Beanie oder ein Tuch getragen hat, um ihre Glatze zu verdecken….dabei finde ich nicht, dass sie ihrer Schönheit einen Abbruch tut, oder ihr gar etwas Unschönes verleiht. Obwohl Sakura so dünn geworden ist und all ihre Haare verloren hat, hat sie wirklich nichts an ihrer Attraktivität eingebühst…ganz im Gegenteil. Alles an ihr verzaubert mich und katapultiert mich noch einmal Jahre zurück…als hätte mein Körper nicht damit umzugehen gelernt, neben einer Frau zu liegen. Naja…es war ja nie Sakura gewesen. Bei ihr ist alles anders. Bei ihr bin ich anders. „Ich muss noch mit Macho raus…magst du mitkommen?“, ich weiß nicht, ob sie zu kaputt ist, oder ob ihr die Entlassung aus dem Krankenhaus nochmal einen richtigen Energyboost gegeben hat. Sie hebt ihren Kopf und schaut mich kurz an, ehe sie nickt und auch gleich aufsteht, um sich wärmer einzupacken. Der Dezember ist mit sehr großen Schritten näher gekommen und hat uns mit all seiner Kälte erfasst. Vor vier Wochen waren wir noch in Long Beach, da war es noch herbstlich angenehm, aber jetzt ist es wirklich bitterlich kalt. Mir ist schon aufgefallen, dass Sakura erstaunlich wenig Kleidung besitzt, was aber auch daran liegen muss, dass sie ihr Geld immer für andere, wichtigere Dinge ausgeben musste. Wie gut, dass Weihnachten ja eh naht… Ich springe auf und schlüpfe aus meinem Pullover, den ich Sakura reiche. Sie blickt mich fragend an, anscheinend hat sie sich noch nicht daran gewöhnt, dass ich jetzt alles mit ihr teilen werde…aber vielleicht schaut sie auch so, weil ich es ihr nur noch nie gesagt habe…. „Zieh ihn an, deine Sachen sind nicht warm genug, und mein Pulli ist sogar vorgewärmt“, ich tätschle ihr kurz im Vorbeigehen auf ihren Hintern und ziehe dann im Flur meine Schuhe an. Ob meine zwei Kakerlaken noch da sind? Ich weiß, dass sie heute weg wollten, aber nicht, wann. Kurz aber bestimmt klopfe ich an ihre Tür, warte einen Moment, bis mir Suigetsu in Boxershorts die Tür öffnet. „Oh man…zieh dir doch was an!“, pflaume ich ihn a. ich hab ja wirklich nichts dagegen…es ist ihr Gästezimmer, aber kann er nicht wenigstens etwas anziehen, wenn er die Tür aufmacht? „Ach Gott, jetzt hab dich nicht so! was wolltest du denn?“ „Ich wollte nur fragen, wann ihr geht. Ihr wolltet doch weg oder?“ Itachi kommt aus dem Badezimmer zu mir an die Tür gelaufen und hat ein Grinsen auf den Lippen, das mir nicht wirklich geheuer ist. „Klar gehen wir…haben wir ja gesagt. In einer Stunde sind wir weg…kannst du dich so lange noch zurückhalten, du Hengst?“ In welchem Film bin ich denn jetzt gelandet? „Tu mir nur einen Gefallen, und verhütet, ja? Ich glaube das wäre jetzt kontraproduktiv…“. „Wir sehen uns morgen“, schnaubend drehe ich mich um und möchte zum Schlafzimmer zurücklaufen. Allerdings steht Sakura an der Tür zum Wohnzimmer und unterdrückt ein Lachen. Anscheinend hat sie alles mitbekommen… „Was ist denn so lustig?“, frage ich sie, während ich langsam auf sie zugehe, schleichend wie ein Tiger. Ihre Augen blitzen förmlich, auf ihren Wangen liegt ein verdächtiger Rotton. Ich beschleunige meine Schritte, sodass ich sie schneller in meine Arme ziehen kann, und meine Lippen fest auf ihre presse. Ich fühle mich, als hätte ich sie schon Jahre nicht mehr geküsst, dabei ist es gar nicht so lange her…langsam möchte ich meine Lippen von ihren lösen, als ich merke, dass Sakura den Kuss erwidert, leicht an meiner Unterlippe zu saugen beginnt. Gott, ich bin wirklich im Himmel…ich weiß nicht, wann ich jemals einen so guten Kuss bekommen habe, wann mich ein Mädchen so schnell dermaßen umhauen und um den Finger wickeln konnte…. Wie von selbst findet meine Hand ihren Weg zu ihren Wangen, streichelt diese, liebkost sie. Ihre unfassbar weiche Haut unter meinen Fingerspitzen, ihre vollen Lippen, die meine umgarnen, ihr Geschmack auf meiner Zunge, als ich mit meiner über ihre Unterlippe fahre, um Einlass bitte. Vielleicht war ich wieder zu forsch, hab sie überfordert, denn sie öffnet ihre Lippen nicht für mich, beißt mir stattdessen in meine, leckt dann sanft darüber, um dann mich um Einlass zu bitten. Nur zu gerne gewähre ich ihr diesen, empfange ihre heiße Zunge, die schüchtern und drängelnd zugleich meine umspielt, sie regelrecht massiert, nur um sie dann mit ihren Lippen einzufangen und frech an ihr zu saugen. „Geht doch bitte in euer Zimmer…ich steh nicht so auf Heten-Pornos! Komm, Macho“, kurz pfeift Sui schrill, sodass Macho direkt angesaust kommt, „wir nehmen den Kleinen mit, sonst ist der morgen ja vollkommen verstört! Jetzt könnt ihr in Ruhe weitermachen!“. Itachi wartet bereits fertig angezogen and er Tür auf ihn, und die beiden verschwinden mit einem Winken und Macho an der Leine aus der Tür. Langsam drehe ich mich wieder zu Sakura, die mich mit rotem Gesicht und lustverschleierten Augen anschaut. Ihre kleine Hand packt meine und ich ehe ich mich versehe, zieht sie mich ins Schlafzimmer zurück, legt ihre Hände auf meine Brust, zieht mich wieder in einen verlangenden Kuss. Was vorhin noch ruhig und langsam begann, wird nun viel wilder, forscher, drängender. Meine Zunge schnellt ohne um Einlass zu bitten in ihren Mund, wird freudig begrüßt, von Sakuras Zunge und ihrem tiefen Stöhnen. Der Klang ihres Stöhnens in meinem Ohr fährt mir direkt in meine Lendengegend, lässt das Blut dort pulsieren. Ich hab nicht vor, heute über sie herzufallen, immerhin möchte ich ihr nicht ihr erstes Mal nehmen, ohne, es wirklich schön für sie gemacht zu haben. Also gedulde ich mich in dieser Hinsicht noch etwas, aber ich kann es ihr ja schön machen, uns beiden anders ein gutes Gefühl bescheren. Genüsslich schließe ich meine Augen, gebe mich ganz den Empfindungen hin, möchte Sakura mit jedem meiner Sinne wahrnehmen . Ihr unverwechselbarer Duft steigt mir in die Nase, ich kann ihre Wärme überdeutlich wahrnehmen, meine Hände gehen von selbst auf Wanderschaft. Warme Hände stehlen sich unter mein Tshirt, streichen langsam über meine Bauchmuskeln, lassen mich erzittern. Wann hat sich eine Berührung jemals so gut angefühlt, jemals so viel in mir bewegt? Kurz löse ich den Kuss, streife mir mein Tshirt ab und blicke zu Sakura, die ebenfalls den Pullover ausgezogen hat und lediglich einen BH trägt…obwohl sie noch so viel trägt, ist das schon der erotischste Anblick, den mir eine Frau je geboten hat. Wieder fange ich ihre Lippen ein, greife in ihre Kniekehlen und hebe sie hoch, um sie aufs Bett zu legen, ich will mehr. Mehr von allem, mehr Körperkontakt, mehr Laute, die ihr entfliehen, einfach mehr von all dem. Ich hauche federleichte Küsse auf ihren Hals, wandere über ihr Dekolleté, streife mit meinen Lippen ihre zarte Haut entlang. Vorsichtig ziehe ich ihren BH etwas zur Seite, lege ihre rosa Brustwarzen frei, die schon vor Erregung erhärtet sind, sich mir quasi anbieten. Flink lasse ich meine Zungenspitze über ihre Knospe schnellen, ergötze mich an dem überraschten Keuchen, das Sakuras Mund entflieht. Ich setze meine Erkundungstour fort, lasse meine Zungenspitze über ihren flachen Bauch streifen, necke ihren Bauchnabel, sauge leicht an ihrem hervorstehenden Hüftknochen. Ihre Hand verirrt sich in meinen Haaren, scheint selbst nicht zu wissen, ob sie mich wegziehen oder doch näher heranziehen soll. Ich nehme ihr die Entscheidung ab und streife ihr die Jeans samt Unterwäsche ab, die so locker sitzt, dass ich keinen Knopf zu öffnen brauche. Stolz lasse ich meinen Blick über ihren entblößten Körper gleiten, bleibe an ihrer Unterlippe hängen, die von ihren Zähnen gequält wird. Noch nie ist mir eine so schöne Frau begegnet…mein Stolz, ihr Freund sein zu dürfen, ist wirklich gerechtfertigt. Beschämt, errötet und von der Leidenschaft erregt schaut mich Sakura an, versucht meinen Blick an ihrem Gesicht heften zu lassen….ich weiß, wie sie den Verfall ihres Körpers sieht, aber ich finde ihn nicht hässlich oder widerlich… Den Blick standhaltend, streife ich mir meine letzten Kleidungsstücke ab, lege mich seitlich neben Sakura, nur um meine Hände wieder um ihr Kinn zu legen und sie für einen süßen Kuss zu mir zu ziehen. Sanft lasse ich meine Hände ihren Körper nach unten wandern, streichle sie immer wieder mit meinen Fingerspitzen, ehe ich zärtlich über ihren Venushügel streichle und den Punkt finde, der sie zum Stöhnen bringt. Mit aufgerissenen Augen schaut sie mich an, nickt aber, sodass ich weitermache und ihren Kitzler in sanften, kreisenden Bewegungen stimuliere. Meine eigene Erregung vergesse ich bei dem Anblick, den mir Sakura bietet. Die Augen glasig vor Lust, den Mund ein wenig geöffnet, immer wieder schnellt ihre Zunge hervor, um diese zu befeuchten, ihr Kopf, der in den Nacken fällt, sobald sie aufstöhnt. Ich presse mich näher an sie heran, versuche so viel wie möglich von ihrer Haut mit meiner zu berühren, hauche Küsse auf ihre Stirn, ihren Mund, ihre Wange, merke, wie sie immer feuchter wird. Und wieder schließe ich genüsslich die Augen, verwöhne Sakura aber weiterhin, hauche ihr weiterhin Küsse auf. Eine kleine Hand schließt sich um meine Erektion und ich öffne blitzartig meine Augen, starre in zwei Smaragde, die mich verführerisch anblitzen. Sie fährt meinen Schaft entlang und entlockt nun auch mir ein lautes Stöhnen. Wann habe ich denn mal laut gestöhnt? Nie war etwas so erregend, wie es mit Sakura ist! Meine Stirn an ihre gelehnt, die Augen geschlossen und ihren heißen Atem an meinen Lippen spürend, merke ich, dass wir beide allmählig dem süßen Tod entgegen kommen. Mit einem tiefen Knurren komme ich, presse mich dabei noch fester an Sakura, die unter meiner Hand erzittert und meinen Namen stöhnt. „Ich liebe dich, Sasuke..“ Kapitel 19: Ewigkeit -------------------- Blinzelnd schlage ich meine Augen auf, doch alles, was ich erhaschen kann, ist Dunkelheit. Wärme umgibt mich und erst jetzt bemerke ich, dass ich zugedeckt bin, gebettet auf einem weichen Kissen. Nicht im Krankenhaus. Langsam dringt die Realität wieder zu mir durch und mir fällt ein, wo ich mich befinde. Ein dümmliches Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht, während ich dem tiefen Schnaufen neben mir lausche. Sasukes Atemzüge klingen wie Musik in meinen Ohren, die Wärme, die er abstrahlt, lullt mich komplett ein, gibt mehr das Gefühl, dass nichts mehr Schlimmes da draußen auf mich warten könnte. Und doch wartet dort noch etwas Schlimmes…in drei Wochen muss ich noch einmal durch die Hölle, dann durch die zweite, die gleichzeitig der Himmel auf Erden ist und dann kommt die allerschlimmste Zeit. Wenn ich denn so weit komme…..es kann immer noch irgendetwas passieren. Doch ich möchte die Zeit, die mir mit Sasuke bleibt, so gerne nutzen, und gestern war ein guter Schritt in die richtige Richtung. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass Sasuke der erste Mann ist, der mich DA berührt, mir solche Laute entlockt und mir ein so unbeschreiblich tolles Gefühl bereiten kann. Und doch war er es….und ich würde immer wieder so lange warten, nur um diese Erfahrung mit ihm zu machen. Langsam robbe ich mich zu Sasuke, vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken, der mal nicht von seinen langen Haaren verdeckt wird. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es noch mitten in der Nacht ist. Anscheinend sind wir direkt nach unserem Techtelmechtel eingeschlafen und seitdem nicht mehr aufgewacht…ich hab ja nicht ahnen können, dass mich danach ein so starkes Gefühl der Entspannung übermannt. Ein Brummen schreckt mich aus meinen Gedanken auf und Sasuke dreht sich zu mir, legt seinen Arm um mich, um mich noch näher an sich heran zuziehen, streicht mir immer wieder über meinen nackten Rücken, während seine Lippen die meinen suchen. Langsam streichen seine Lippen über meine Wangen, berühren hauchzart meine Nasenspitze, hauchen federleichte Küsse auf meine Augenlider, bis sie meine Lippen streifen, sie umgarnen, immer wieder mit ihnen schmusen. Kein Kuss, nur Schmusen, mehr gibt mir Sasuke nicht und doch bin ich zufriedener, als ich es jemals war. Ich kuschle mich enger an seine Brust, mir dessen bewusst, dass wir beide nichts anhaben und wir nun alles voneinander kennen. Wieder ein Grinsen, ein sehr dümmliches sogar. Sakura, du bist wirklich im Himmel! „Wie viel Uhr ist es?“, seine Stimme klingt wie Reibeisen, rau und doch samtig weich. „Halb fünf…morgens. Wie haben ziemlich lange geschlafen…“, ich kann mir ein Kichern nicht mehr verkneifen, als Sasuke das Nachtlicht anschaltet und seine Haare ganz zerzaust von seinem Kopf abstehen. Mit einem Rumms liege ich wieder unter ihm vergraben, seine Lippen an meinem Hals, seine Hände verdächtig nahe an meiner Hüfte. „Kicher nicht so süß….sonst fall ich wirklich noch über dich her!....Komm, ich hab Hunger. Du auch? Ich kann jetzt eh nicht mehr schlafen“. Ehe ich reagieren kann, springt er auf, zieht sich seine Boxershorts an und verschwindet aus dem Zimmer. Anziehen. Prima Idee. Auch ich ziehe mir meine Unterhose an und seinen Pullover über, der mir eh bis zu den Oberschenkeln reicht und begebe mich zu ihm in die Küche, wo er uns schon Kaffee und lecker belegte Sandwiches gemacht hat. „Warum hast du nicht gewartet, ich hätte dir doch geholfen…“, murre ich. Wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich so etwas Normales, Alltägliches wie Broteschmieren und Wäschewaschen und so wirklich vermisst. Belustigt schüttelt er den Kopf und murmelt etwas, was ich nicht verstehe. Pff. Dann eben nicht. Trotzig setze ich mich neben ihn an den Tisch und verschlinge mein Essen regelrecht. Kaum bin ich aus dem Krankenhaus draußen, kehrt mein Appetit zurück und vielleicht nehme ich ja jetzt etwas zu. Und dennoch kostete alles meinen Körper immer noch so viel Kraft, dass ich mich doch tatsächlich noch einmal hinlege und erst wieder aufwache, als Itachi und Sui wieder da sind und Macho mich weckt, indem er zu mir aufs Bett springt. Viel zu erschöpft und viel zu träge, immerhin ist es auch viel zu gemütlich in diesem großen, weichen Bett, lasse ich es zu, dass Macho hier liegen bleibt, kuschle etwas mit ihm. Der Tag vergeht relativ ruhig, ich ruhe mich viel aus, um am Abend nicht schlags-k.o. im Bett zu liegen und mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Sasuke geht trainieren, nutzt seine freie Zeit auch etwas, um mal etwas für sich zu tun. Hat er ja auch Recht, er muss ja nicht die ganze Zeit mit mir im Bett liegen oder mir beim Schlafen zuschauen. Was er übrigens macht, ich hab ihn dabei erwischt! Jetzt lasse ich das Wasser über meinen Körper prasseln, bevor ich mich etwas schminke und mir eine Jeans und ein schwarzes Top anziehe. Nichts Besonderes, doch mir passt sonst nichts mehr großartig, und alles hängt an mir, wie ein Kartoffelsack. Ich wickle mir wieder ein Tuch um den Kopf und stürme in Sui und Itachis Zimmer, in der Hoffnung, die beiden auch etwas zu beschämen, so wie sie es gestern mit Sasuke gemacht haben. Doch leider sind die beiden in der Küche, von wo Gesprächsfetzen zu mir durchdringen. „Hast du keine Angst….dass es nicht klappt und du sie wie Mutter verlierst?“, Itachis Stimme. Fragt er Sasuke? Ist er schon wieder da? Tatsächlich antwortet ihm Sasuke, reißt mir mit seiner Antwort fast den Boden unter den Füßen weg. „Hn. Nein. Hab ich nicht…und weißt du warum? Ich hab noch nie einen stärkeren Menschen als Sakura getroffen…und bei Mutter hatte ich immer das Gefühl, dass ich die Zeit mit ihr, die uns noch geblieben ist, nicht richtig genutzt habe. Aber mit Saku ist es einfach anders…die Zeit mit ihr ist von Anfang an so intensiv gewesen…manchmal hab ich das Gefühl, dass sie mich besser kennt, als ich mich selbst kenne, obwohl sie sich nicht mehr ans uns erinnert. Wenn ich hier bin…also als sie noch im Krankenhaus war, hm irgendwie hat sich das nicht mehr wie ein Zuhause angefühlt, obwohl es das immer war, weil so viel von Mutter hier drin steckt. Aber jetzt wo sie hier ist…ich glaube einfach ziemlich fest daran, dass sie es schafft und das hier unser Zuhause wird. Hier, wo jeder wieder vereint ist…ich weiß nicht, ob ihr die Sachen von Mebuki aufgefallen sind. Verstehst du, was ich meine, Ita? Nach Mamas Tod wollte ich immer ein normales Leben…und obwohl es grade nicht wirklich normal anfängt mit ihr und mir…doch. Wir werden eins haben. Und deswegen hab ich keine Angst, dass sie es nicht schafft. Sollte der schlimmste Fall eintreten…dann weiß ich, dass ich ihr mein Innerstes geschenkt hab, mich ihr komplett geöffnet und ja…mich voll und ganz auf sie eingelassen hab. Eine intensive Zeit eben….“. Mir fehlen die Worte…automatisch stehlen sich Tränen der Rührung in meine Augen. Genau das habe ich von ihm erwartet, keine Rührseligkeiten, keine Trauer. Nur endlose Freude über die verbrachte Zeit. „Man belauscht keine Gespräche!“, kurz zucke ich zusammen, weil Sui hinter mir erscheint. „Aber ich verrate dich nicht“, er zwinkert mir kurz zu. Dankbar lächle ich ihn an, ehe ich mir die Ohren zuhalten muss, weil dieser Spast meint, er müsse durch die kleine Wohnung brüllen, dass wir jetzt gehen. Jetzt schaue ich ihn böse an. Der Weg zu dem Club, den die beiden ausgesucht haben, ist nicht weit, allerdings fahren wir trotzdem mit einem Taxi, damit die anderen etwas alkoholisches trinken können. Auf mich muss da niemand Rücksicht nehmen, hab ich ja eh noch nie getrunken. Also nichts hartes. __________________________ „Nein, da geh ich nicht rein. Kannste knicken!“, zickt Sasuke, ich verstehe immer noch nicht wieso eigentlich. Fragend schaue ich ihn deshalb an, lege meinen Kopf etwas schief. „Checkst du nicht, was das für ein Club ist?“. Wieder nur Fragezeichen. Okay, der Club ist von außen rosa gestrichen und Flamingos darauf abgebildet, aber vielleicht ist das ja so ein Club mit Strand drinnen? Was weiß ich denn schon. „Das ist ein Schwulenclub! Sorry, aber da drinnen bin ich wirklich nur Frischfleisch….ich kann es nicht ab, wenn man mir auf den Arsch glotzt!“. Ich fange laut an zu lachen, ziehe dann eine Augenbraue hoch und schaue verstohlen auf seinen Prachthintern. Von wegen, er genießt das doch richtig! Amüsiert schauen uns Ita und Sui zu, bezahlen ihre Bändchen und verschwinden im Club. Wenn Sasuke da nicht rein möchte, dann müssen wir etwas anderes machen…zwingen kann ich ihn ja nicht. „Komm, wir gehen….tanzen können wir auch woanders und wannanders!“, ich packe seine Hand und drehe mich um, laufe Richtung Times Square. Ich winke schnell ein Taxi herbei und ziehe Sasuke mit in dieses, teile dem Fahrer eine Adresse mit und schaue dann in Saukes fragendes Gesicht. „Lass dich überraschen…nichts Besonderes.“ Den Weg über reden wir nichts, hüllen uns in angenehmes, erwartungsvolles Schweigen, unsere Hände ineinander verschränkt. Wo ich ihn hingeführt habe? Zu meiner alten Wohnung. Natürlich können wir dort nicht rein, doch in der Nähe, wo wir locker hinlaufen können von dort aus, gibt es ein kleines Waldstück, wo ich immer mit Haru hin bin, eine kleine Lichtung, die perfekt für solche Nächte ist. Die Kälte nimmt zwar stetig zu, aber wir sind dick eingepackt und unter einer der Sandkisten, die nicht mehr genutzt werden, haben Haru und ich immer Decken in Plastiksäcken versteckt, damit wir uns zu jeder Jahreszeit dorthin setzen können. Unter einer großen Eiche mache ich halt, lasse Sasuke kurz warten, weil ich die Decken hole und gebe ihm dann zu verstehen, dass er sich hinsetzen soll. Eine Decke lege ich auf den Boden, damit wir uns daraufsetzen können, die andere breite ich über uns aus. „Wir hatten nicht viel und konnten ja nicht feiern gehen oder so, deswegen haben wir uns immer hierher verzogen…die Nächte und den Sternenhimmel genossen“, erkläre ich kurz, kuschle mich näher an ihn, schmiege mich in seine Arme, die mir so viel Wärme spenden, dass mir fast zu heiß wird. „Es ist wunderschön hier…ich wusste gar nicht, dass es hier so schöne Plätze gibt…“. Verstehend nicke ich. Hätte ich auch nie gedacht, so was würde man nicht von einer so großen Stadt wie New York denken. „Ich hab vorhin eurer Gespräch mitbekommen…“, kleinlaut fange ich das Gespräch an , welches ich so gerne mit ihm führen will und auch muss. Ertappt zuckt er kurz zusammen, wendet sich dann zu mir, schaut mir mit seinen Sternen direkt in die Seele. Ich hab mich wirklich verloren. Anfangs wollte ich es gar nicht, wollte mir einreden, dass ich ihn nicht heiß finde, mich nicht in seinen Augen verlieren würde, mich nicht unsterblich in ihn verlieben könnte…aber ich hab mich die ganze Zeit selbst belogen. „Danke..“, kommt es schließlich über meine Lippen. Wieder ein fragender Blick, der so viel mehr enthält als nur seine Frage, vielmehr noch Sorge und Liebe. „Danke…dass du keine Angst hast. Das würde mich wirklich fertig machen. Es ist nicht selbstverständlich, dass du dich so auf mich eingelassen hast, mich trotz dieser Krankheit so nimmst, mich liebst….umso schöner finde ich es, dass du die Zeit mit mir einfach genießen willst. Danke dafür…“, ich hauche einen leichten Kuss auf seine Lippen. Der erste heute. Und wie ich es vermisst habe… „Wie stellst du dir eigentlich dein Leben nach der Stammzellspende vor? Wenn alles gut geht…?“. Darüber hab ich mir oft Gedanken gemacht…und immer wieder bin ich an einem Punkt angekommen. Bei ihm. Ehrlich und offen, so wie ich ihm gegenüber sein möchte, flüstere ich: „Mit dir.“ „Wie…wie bitte?“, Unglauben tritt in sein Gesicht, lässt seine verborgene Hoffnung aufschimmern. „Ich möchte einfach mit dir zusammen sein…ich weiß nicht, ob ich jemals wirklich Ärztin werden kann…wenn nicht, dann werde ich da schon irgendwas draus machen. Aber vor allem, möchte ich die Zeit meines Lebens mit dir verbringen…viel zu lange hab ich nach dieser Person gesucht, die mein Leben durcheinander bringt und zugleich wieder heilt. Mir irgendwie hilft, alles zu überwinden…und das bist du. Wenn ich ganz ehrlich bin, bist du der Einzige, den ich mir an meiner Seite vorstellen kann…ich hab das Gefühl, einfach angekommen zu sein. Und es fühlt sich richtig an.“, ich schließe meine Augen, konzentriere mich auf Sasukes Herz, das in seiner Brust rast. „Ich könnte ewig hie mit dir sitzen…“. „Eine Ewigkeit mit dir?...Hört sich gut an!“. Sasukes Lippen auf meinen, seine Hand an meiner Wange, meine auf seiner Brust. Ja, er hat recht. Eine Ewigkeit zusammen hört sich verdammt gut an. Kapitel 20: Geschenk -------------------- „Lass uns heimfahren…es wird langsam kalt.“, bibbere ich. Keine Ahnung, wie lange wir schon hier sitzen, die Hände ineinander verschränkt, so viel Körperkontakt wie möglich suchend. Leicht stupse ich mit meiner Nase gegen seinen Kiefer, merke, wie seine Brust vibriert, ein Lachen aus seiner Kehle hervordringt. „Gut…muss Frauchen ins Bett?“. Lachen nicke ich, schmiege mich aber wieder enger an ihn, atme seinen Duft ein, welcher mir jetzt nach diesen paar Tagen schon so vertraut ist. Alles ist so schnell gegangen mit uns, alles, was die letzten Jahre einfach nicht geklappt hat, weil ich zu sehr in meiner Trauer gefangen war, in meiner Lethargie. Knausrig erhebe ich mich, falte die eine Decke zusammen, während Sasuke die andere zusammenfaltet und verstaue sie wieder in dem Sandkasten. Irgendjemand wird sie schon finden und einen Nutzen darin finden. Dankend nehme ich Sasukes Hand, welche er mir hinstreckt und verlasse mit ihm an meiner Seite den Platz, den ich immer mit Haru aufgesucht habe. „Ich wollte morgen vielleicht auf den Friedhof gehen…ich war schon ein Jahr nicht mehr an den Gräbern…“, lasse ich Sasuke wissen. Er versteift sich neben mir, entzieht sich sogar meiner Hand. Fragend schaue ich ihn an, lege meinen Kopf schief. „Was ist denn los?“. Keine Antwort, nur ein starrer Blick geradeaus. „Du musst doch nicht mitkommen…ich weiß, dass es dir schwerfällt…ich leg gerne ein paar Blumen an das Grab deiner Mutter. Das bin ich ihr auch schuldig..“. Ein Lächeln und eine warme Hand, die wieder nach meiner greift. Ich weiß, dass er mir dafür nicht danken kann, dass sich ein dicker Kloß in seinem Hals gebildet hat, der einfach nicht verschwinden will und ich weiß auch, dass er am liebsten in Tränen ausbrechen würde, aber sein Stolz das unterbindet. Sauer bin ich ihm deswegen aber nicht…ich kann ihn einfach viel zu gut verstehen. Ich schlinge meinen Arm um seinen Bauch, auch, wenn es sich so nicht wirklich gut laufen lässt. Die Nähe zu ihm brauche ich jetzt, auch mich kostet der Besuch auf dem Friedhof eine Menge Überwindung und auch das Festlegen des Besuchs. Allein, dass ich weiß, dass ich da morgen hingehe, mir jegliche Fluchtmöglichkeiten damit nehme, beunruhigt mich. Aber ich muss es tun, auch, wenn ich danach sehr deprimiert sein werde…vielleicht kann ich ja Itachi mitnehmen. Er war auch schon lange nicht mehr an Mikotos Grab. „Wir müssen noch einen kurzen Abstecher machen. Eigentlich wollte ich dir dieses Geschenk erst später geben, aber da wir schon mal hier sind…“, flüstert Sasuke. Ein Geschenk? Wieso will er mir denn etwas schenken? Alles, was ich will, habe ich, wenn ich bei ihm bin und alles, was ich für die Zukunft möchte, wird mir in ein paar Wochen per Infusion zugeführt. Der Weg, den Sasuke einschlägt ist mir nur zu gut bekannt, weckt Erinnerungen in mir, nicht nur gute, und trotzdem reiße ich mich zusammen, laufe mit ihm die kleine Allee durch. „Hier sind wir uns immer begegnet…das war dein Schulweg, oder?“, ich nicke, bin beeindruckt, dass er das noch weiß. „Und…da vorne hast du gewohnt, oder?“. Mein Blick wandert zu dem blauen Haus auf der Ecke, dessen ersten Stock wir damals bewohnt haben, selbst nach Mutters Tod. „Ja…“, hauche ich, mein Atem bildet in der kalten Luft ein kleines Wölkchen, ein eiskalter Schauer läuft meinen rücken hinab. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, die Wohnung, die ich niemals verlassen wollte, aber keine andere Wahl hatte. Die Wohnung, die ich niemandem gönne, weil dort noch alles so ist, wie meine Mutter es uns hinterlassen hat…stets hab ich sie gehegt und gepflegt. Viel zu spät bemerke ich, dass wir schon vor dem roten, kleinen Tor stehen, welches Sasuke schon durchschreitet, einen Schlüssel aus seiner Jacke zieht. Was hat er denn jetzt vor? Überrascht und skeptisch zugleich folge ich ihm, steige hinter ihm die Treppen rauf und sehe, wie er die Tür zu meiner alten Wohnung öffnet, mit einem Schlüssel, der an seinem Schlüsselbund hängt. Wie…wo..was? was passiert denn jetzt hier? „Fran hat mir gesagt, dass die Wohnung noch immer leer steht…und da ich wusste, dass sie dir fehlt, naja…ich hab sie gekauft. Als Geschenk für dich. Du kannst mit ihr machen, was du willst. Auch hier einziehen…falls du das willst…“, mit jedem Wort wird er leiser, seine Stimme unsicherer. Er hat was? Mein blick schweift durch den Raum, der noch fast alles beinhaltet, was wir uns damals angeschafft haben. Das Wohnzimmer, sieht noch genauso aus, wie ich es verlassen hatte, mein altes Schlafzimmer auch. Schnell renne ich durch alle Räume und schaue nach, lediglich meine persönlichen Sachen fehlen, die Fran damals geholt hat. „Sasuke…warum? Warum….machst du so etwas für mich?“, meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, längst bin ich an ihn herangetreten, habe sein Gesicht mit meinen Fingern umfasst. Gequält schaut er mich an, weicht meinem Blick aus…seine Augen glitzern. „Was ist denn los?..“, wieder nur ein Hauchen von mir, zu mehr bin ich nicht im Stande. „Ich hab doch gemerkt, wie sehr dir dein Zuhause fehlt…deswegen hab ich die Wohnung gekauft. Damit du wieder etwas glücklicher wirst…“, seine Augen so schwarz wie noch nie, glitzern, wie ein See im Mondschein, fast wie flüssiges Obsidian, so gefühlvoll wie noch nie. „Aber ich bin doch glücklich…bei dir!“. Natürlich bin ich glücklich hier in der Wohnung, sogar erleichtert, dass sie Sasuke gehört und nicht irgendjemand anderem….aber es ist schon seit einem Jahr nicht mehr mein Zuhause und obwohl ich es mir nicht gerne eingestehe…mein Zuhause ist jetzt bei Sasuke. Und darüber bin ich verdammt froh. Unsicher schaut er mich an, lehnt seine Stirn gegen meine. „Trotzdem hab ich sie gekauft…sie gehört jetzt dir. Was hast du mit ihr vor?“, Erleichterung schwingt in seiner Stimme mit. Natürlich werde ich bei ihm bleiben und nicht wieder hierher zurückkehren. Das möchte ich wirklich nicht. „Ich weiß es noch nicht…“, gelogen, aber das muss er nicht wissen. Ich hab mir schon Monate vor meiner Diagnose, als klar war, dass ich wirklich Ärztin werde, fest vorgenommen, die Wohnung zu kaufen und zu vermieten. An wen, das bleibt noch offen, aber mir schwebt jemand Bestimmtes vor. Sanft und so viele Gefühle wie möglich in ihn legend, drücke ich meine Lippen gegen seinen, ziehe ihn in einen innigen Kuss, bedanke mich so für sein Geschenk, für das Unglaublichste, was ich je bekommen habe. So unfassbar wertvoll…so emotional. Ich weiß nicht, wie lange wir für den Weg nach Hause gebraucht haben, aber ich bin froh, als wir durch die Tür in die warme Wohnung treten und diese immer noch verlassen scheint. Die Beiden sind wohl noch unterwegs und so können wir den restlichen Abend noch miteinander verbringen, ohne von ihnen gestört zu werden. Im Schlafzimmer entledige ich mich meiner nassen Kleidung, die Luft war dermaßen vom Nebel eingehüllt, dass sich der Niesel auf uns legte. Macho liegt vor unsrem Bett, als hätte er uns gehört und wollte bloß keinen Ärger bekommen. Sachte schiebe ich ihn ins Wohnzimmer, wo er sich sofort in sein Körbchen legt und wieder fest einschläft. Dieser Hund ist wirklich eine Sache für sich. Immer noch nur in Unterwäsche, meine Kleidung auf einen Haufen werfend, spüre ich zwei starke Arme, die sich um meinen Bauch schlingen, einen nackten Oberkörper, der sich gegen meinen Rücken drückt, heißen Atem, der meinen Nacken entlang streift. „Ich liebe dich, Sakura…ich hätte es nicht ertragen, wenn du gegangen wärst…aber ich wollte dir die Wohnung nicht vorenthalten…“, nicht mehr als ein Wispern kommt von Sasuke, seine Erleichterung und Scham deutlich hörbar. „Ich wäre nie gegangen…du bekommst mich nicht mehr so schnell los…“, ich drehe mich in seinen Armen, verschränke meine Hände in seinem Nacken, genieße seine feuchte Haut, die meine berührt. Wann war er denn duschen? Einzelne Wassertropfen fließen seine Brust entlang, tropfen von seinen Haaren herab auf uns, kühlen meine erhitzte Haut ab. Sanft streicht er mit seinen Händen meinen Bauch entlang, zieht eine Spur zu meiner Brust, verweilt aber noch vor dieser. Seine Augen hat mein Liebster genüsslich geschlossen, leises Keuchen erfüllt den Raum, die Luft zum Schneiden dick. „Hör jetzt bloß nicht auf…bitte…“, meine Einwilligung. In alles. Würde ich heute Nacht sterben, würde ich es verdammt nochmal bereuen, diese Atmosphäre mit ihm nicht genutzt zu haben, ihm nicht alles von mir gegeben zu haben, so wie er mir alles von sich gibt. Heiße Lippen finden meinen, umschließen sie, freche Zähne knabbern leicht an ihnen. Niemals, niemals werde ich genug von diesem Mann bekommen. Hitze steigt in mir auf, verlangt nach mehr. Ich löse den Kuss, streiche mit meinen Fingerspitzen sanft über seine Lippen, fahre diese fasziniert nach, gefangen von dem Anblick, den er mir bietet. „Ich liebe dich, Sasuke…“, meine Augen finden seine, lustverschleiert, ein Feuer in ihnen lodernd. „Schlaf mit mir“, kaum entfliehen mir diese Worte, krallen sich seine Hände in meinen Nacken, ziehen mich näher an ihn heran, seine Lippen umfangen meine ungestüm, leidenschaftlich, ungeduldig. Und das sind wir beide, ungeduldig, viel zu hungrig nach den Berührungen, die wir uns beide wohl schon so lange wünschen… schon damals, in der Uni kam mir immer wieder der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn er mich berühren würde… Schnell hebt er mich hoch, legt mich sanft auf dem Bett ab, entledigt mich meiner Unterwäsche. Seine Hände sind überall, streifen mich immer wieder hauchzart, als wäre ich aus Porzellan, etwas viel zu Kostbares. Ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen, drücke mich tiefer in die Decke unter mir, kralle meine Finger in diese, als ich Sasukes Zunge über meinen Bauch fahren spüre, eine freche Zunge, die eine heiße Spur hinterlässt. Zart pustet er über die feuchte Spur, reizt meine erhitzte Haut noch mehr, lässt mich jede Berührung um ein vielfaches stärker spüren. Stöhnend bäume ich mich auf, reiße meine Augen auf, kann nicht glauben, dass er das grade wirklich macht. Verdammt langsam, ja schon quälend langsam fährt seine Zunge meinen Venushügel hinab, streift meinen Kitzler, versenkt sich in mir. Wann war mir jemals so heiß, wann brannte mein Körper jemals so sehr, dass ich am liebsten aus diesem ausbrechen würde, und dann doch wieder nicht, weil das Gefühl das lebendigste ist, das ich je gefühlt habe?! Schon wieder entflieht mir ein lautes Stöhnen, immer wieder streift seine Zunge neckend meinen Kitzler, entlockt mir seinen Namen, den ich keuche, dem erlösenden Punkt viel zu nahe. „Stopp…Gott..Sasuke..bitte!“, ich greife in sein Haar, ziehe ihn fast grob zu mir nach oben. Ich will kein Vorspiel mehr, ich will ihn. Seit wann bin ich denn so ungeduldig und vor allem so…needy? Uff Sakura…du bist wirklich im Himmel angekommen. Wieder umschließen seine Lippen meine, mein eigener Geschmack liegt mir auf der Zunge, vermischt mit seinem…viel zu gut! Ich klammere mich an ihn, schlinge meine Beine um ihn, spreize sie lasziv weiter, gebe ihm so zu verstehen, dass ich nicht mehr warten möchte. Allein der Gedanke daran, dass er…dabei hab ich gestern ja erlebt, wie groß er ist…und sofort rattert mein Hirn, ob ich ihn aufnehmen kann? Anscheinend bemerkt er , dass ich in Gedanken zu versinken drohe und küsst mich wieder, fordernder, drängelnder. Gott ja, nichts will ich jetzt lieber, als seine große Erektion, die mittlerweile an meinem Bein reibt, in mir zu spüren. Kurz wendet er sich von mir ab, holt aus seiner Nachttischschublade ein Kondom und zieht es sich über. Schneller als ich blicken kann, beugt er sich wieder über mich, zieht mich noch einmal in einen leidenschaftlichen Kuss, flüstert mir süße Worte ins Ohr, beteuert mir immer wieder, wie sehr er mich liebt. Sein Blick findet meinen, seine Augen glasig vor Lust, seine Lippen von unseren Küssen geschwollen, seine Hände, die meinen Kopf umfassen, meinen Rücken umfassen, mir so auf jegliche Art und Weise Halt und Schutz bieten. Wieder finden meine Finger den Weg in sein Gesicht, fahren seine Augenbrauen nach, streichen seine gerade Nase entlang, so viel Liebe steckt in diesem Moment, so viel, was nicht ausgesprochen werden muss. Ich strecke mich ihm wieder entgegen, fahre mit meiner Zunge über seine Lippen, tauche in seinen Mund ein, lasse mich von dem Gefühl überrollen, nur ihm zu gehören, als ich merke, wie er langsam in mich eindringt. Getrieben von der Leidenschaft umklammere ich mit beiden Armen seinen Kopf, vertiefe den Kuss noch weiter, ziehe an seinen Haaren, während er sich ganz in mir versenkt. Kein Schmerz, nur unbändige Lust empfinde ich, stöhne laut auf, heize ihn damit weiter an, fordere ihn auf, sich zu bewegen. Sanfte Stöße folgen, treiben mich immer wieder an den Rand der Klippe, seine Lippen zittern, auch ihn hat die Erregung schon zu sehr gepackt. Die Stöße werden fester, rauer, besitzergreifender. Ich lasse mich fallen, wie im freien Fall liege ich in seinen Armen, die Beine fest um ihn geschlungen, bewegt durch die unaufhaltbaren Stöße. Seine Stirn an meine pressend, seine Hand fest in meinen Rücken krallend, kneift er die Augen zusammen, keucht leise meinen Namen, als er kommt, mich mit in die Tiefe reißt.. _____________________ Sanfte Kreise ziehen meine Finger auf seiner Brust, sein Atem geht immer noch schnell, sein Arm immer noch um mich geschlungen, als wollte er mich nie wieder loslassen. Die Zeit rast an uns vorbei, draußen zieht schon die Morgenröte ein. „Lass uns ein paar Tage wegfahren…nur wir beide“, leise dringen seine Worte an meine Ohren. Nur zu einem Nicken fähig schaue ich zu ihm hinauf. „Wie wäre es mit Island?“ Kapitel 21: Geschenk. zensiert ------------------------------ „Lass uns heimfahren…es wird langsam kalt.“, bibbere ich. Keine Ahnung, wie lange wir schon hier sitzen, die Hände ineinander verschränkt, so viel Körperkontakt wie möglich suchend. Leicht stupse ich mit meiner Nase gegen seinen Kiefer, merke, wie seine Brust vibriert, ein Lachen aus seiner Kehle hervordringt. „Gut…muss Frauchen ins Bett?“. Lachen nicke ich, schmiege mich aber wieder enger an ihn, atme seinen Duft ein, welcher mir jetzt nach diesen paar Tagen schon so vertraut ist. Alles ist so schnell gegangen mit uns, alles, was die letzten Jahre einfach nicht geklappt hat, weil ich zu sehr in meiner Trauer gefangen war, in meiner Lethargie. Knausrig erhebe ich mich, falte die eine Decke zusammen, während Sasuke die andere zusammenfaltet und verstaue sie wieder in dem Sandkasten. Irgendjemand wird sie schon finden und einen Nutzen darin finden. Dankend nehme ich Sasukes Hand, welche er mir hinstreckt und verlasse mit ihm an meiner Seite den Platz, den ich immer mit Haru aufgesucht habe. „Ich wollte morgen vielleicht auf den Friedhof gehen…ich war schon ein Jahr nicht mehr an den Gräbern…“, lasse ich Sasuke wissen. Er versteift sich neben mir, entzieht sich sogar meiner Hand. Fragend schaue ich ihn an, lege meinen Kopf schief. „Was ist denn los?“. Keine Antwort, nur ein starrer Blick geradeaus. „Du musst doch nicht mitkommen…ich weiß, dass es dir schwerfällt…ich leg gerne ein paar Blumen an das Grab deiner Mutter. Das bin ich ihr auch schuldig..“. Ein Lächeln und eine warme Hand, die wieder nach meiner greift. Ich weiß, dass er mir dafür nicht danken kann, dass sich ein dicker Kloß in seinem Hals gebildet hat, der einfach nicht verschwinden will und ich weiß auch, dass er am liebsten in Tränen ausbrechen würde, aber sein Stolz das unterbindet. Sauer bin ich ihm deswegen aber nicht…ich kann ihn einfach viel zu gut verstehen. Ich schlinge meinen Arm um seinen Bauch, auch, wenn es sich so nicht wirklich gut laufen lässt. Die Nähe zu ihm brauche ich jetzt, auch mich kostet der Besuch auf dem Friedhof eine Menge Überwindung und auch das Festlegen des Besuchs. Allein, dass ich weiß, dass ich da morgen hingehe, mir jegliche Fluchtmöglichkeiten damit nehme, beunruhigt mich. Aber ich muss es tun, auch, wenn ich danach sehr deprimiert sein werde…vielleicht kann ich ja Itachi mitnehmen. Er war auch schon lange nicht mehr an Mikotos Grab. „Wir müssen noch einen kurzen Abstecher machen. Eigentlich wollte ich dir dieses Geschenk erst später geben, aber da wir schon mal hier sind…“, flüstert Sasuke. Ein Geschenk? Wieso will er mir denn etwas schenken? Alles, was ich will, habe ich, wenn ich bei ihm bin und alles, was ich für die Zukunft möchte, wird mir in ein paar Wochen per Infusion zugeführt. Der Weg, den Sasuke einschlägt ist mir nur zu gut bekannt, weckt Erinnerungen in mir, nicht nur gute, und trotzdem reiße ich mich zusammen, laufe mit ihm die kleine Allee durch. „Hier sind wir uns immer begegnet…das war dein Schulweg, oder?“, ich nicke, bin beeindruckt, dass er das noch weiß. „Und…da vorne hast du gewohnt, oder?“. Mein Blick wandert zu dem blauen Haus auf der Ecke, dessen ersten Stock wir damals bewohnt haben, selbst nach Mutters Tod. „Ja…“, hauche ich, mein Atem bildet in der kalten Luft ein kleines Wölkchen, ein eiskalter Schauer läuft meinen rücken hinab. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, die Wohnung, die ich niemals verlassen wollte, aber keine andere Wahl hatte. Die Wohnung, die ich niemandem gönne, weil dort noch alles so ist, wie meine Mutter es uns hinterlassen hat…stets hab ich sie gehegt und gepflegt. Viel zu spät bemerke ich, dass wir schon vor dem roten, kleinen Tor stehen, welches Sasuke schon durchschreitet, einen Schlüssel aus seiner Jacke zieht. Was hat er denn jetzt vor? Überrascht und skeptisch zugleich folge ich ihm, steige hinter ihm die Treppen rauf und sehe, wie er die Tür zu meiner alten Wohnung öffnet, mit einem Schlüssel, der an seinem Schlüsselbund hängt. Wie…wo..was? was passiert denn jetzt hier? „Fran hat mir gesagt, dass die Wohnung noch immer leer steht…und da ich wusste, dass sie dir fehlt, naja…ich hab sie gekauft. Als Geschenk für dich. Du kannst mit ihr machen, was du willst. Auch hier einziehen…falls du das willst…“, mit jedem Wort wird er leiser, seine Stimme unsicherer. Er hat was? Mein blick schweift durch den Raum, der noch fast alles beinhaltet, was wir uns damals angeschafft haben. Das Wohnzimmer, sieht noch genauso aus, wie ich es verlassen hatte, mein altes Schlafzimmer auch. Schnell renne ich durch alle Räume und schaue nach, lediglich meine persönlichen Sachen fehlen, die Fran damals geholt hat. „Sasuke…warum? Warum….machst du so etwas für mich?“, meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, längst bin ich an ihn herangetreten, habe sein Gesicht mit meinen Fingern umfasst. Gequält schaut er mich an, weicht meinem Blick aus…seine Augen glitzern. „Was ist denn los?..“, wieder nur ein Hauchen von mir, zu mehr bin ich nicht im Stande. „Ich hab doch gemerkt, wie sehr dir dein Zuhause fehlt…deswegen hab ich die Wohnung gekauft. Damit du wieder etwas glücklicher wirst…“, seine Augen so schwarz wie noch nie, glitzern, wie ein See im Mondschein, fast wie flüssiges Obsidian, so gefühlvoll wie noch nie. „Aber ich bin doch glücklich…bei dir!“. Natürlich bin ich glücklich hier in der Wohnung, sogar erleichtert, dass sie Sasuke gehört und nicht irgendjemand anderem….aber es ist schon seit einem Jahr nicht mehr mein Zuhause und obwohl ich es mir nicht gerne eingestehe…mein Zuhause ist jetzt bei Sasuke. Und darüber bin ich verdammt froh. Unsicher schaut er mich an, lehnt seine Stirn gegen meine. „Trotzdem hab ich sie gekauft…sie gehört jetzt dir. Was hast du mit ihr vor?“, Erleichterung schwingt in seiner Stimme mit. Natürlich werde ich bei ihm bleiben und nicht wieder hierher zurückkehren. Das möchte ich wirklich nicht. „Ich weiß es noch nicht…“, gelogen, aber das muss er nicht wissen. Ich hab mir schon Monate vor meiner Diagnose, als klar war, dass ich wirklich Ärztin werde, fest vorgenommen, die Wohnung zu kaufen und zu vermieten. An wen, das bleibt noch offen, aber mir schwebt jemand Bestimmtes vor. Sanft und so viele Gefühle wie möglich in ihn legend, drücke ich meine Lippen gegen seinen, ziehe ihn in einen innigen Kuss, bedanke mich so für sein Geschenk, für das Unglaublichste, was ich je bekommen habe. So unfassbar wertvoll…so emotional. Ich weiß nicht, wie lange wir für den Weg nach Hause gebraucht haben, aber ich bin froh, als wir durch die Tür in die warme Wohnung treten und diese immer noch verlassen scheint. Die Beiden sind wohl noch unterwegs und so können wir den restlichen Abend noch miteinander verbringen, ohne von ihnen gestört zu werden. Im Schlafzimmer entledige ich mich meiner nassen Kleidung, die Luft war dermaßen vom Nebel eingehüllt, dass sich der Niesel auf uns legte. Macho liegt vor unsrem Bett, als hätte er uns gehört und wollte bloß keinen Ärger bekommen. Sachte schiebe ich ihn ins Wohnzimmer, wo er sich sofort in sein Körbchen legt und wieder fest einschläft. Dieser Hund ist wirklich eine Sache für sich. Immer noch nur in Unterwäsche, meine Kleidung auf einen Haufen werfend, spüre ich zwei starke Arme, die sich um meinen Bauch schlingen, einen nackten Oberkörper, der sich gegen meinen Rücken drückt, heißen Atem, der meinen Nacken entlang streift. „Ich liebe dich, Sakura…ich hätte es nicht ertragen, wenn du gegangen wärst…aber ich wollte dir die Wohnung nicht vorenthalten…“, nicht mehr als ein Wispern kommt von Sasuke, seine Erleichterung und Scham deutlich hörbar. „Ich wäre nie gegangen…du bekommst mich nicht mehr so schnell los…“, ich drehe mich in seinen Armen, verschränke meine Hände in seinem Nacken, genieße seine feuchte Haut, die meine berührt. Wann war er denn duschen? Einzelne Wassertropfen fließen seine Brust entlang, tropfen von seinen Haaren herab auf uns, kühlen meine erhitzte Haut ab. Sanft streicht er mit seinen Händen meinen Bauch entlang, zieht eine Spur zu meiner Brust, verweilt aber noch vor dieser. Seine Augen hat mein Liebster genüsslich geschlossen, leises Keuchen erfüllt den Raum, die Luft zum Schneiden dick. „Hör jetzt bloß nicht auf…bitte…“, meine Einwilligung. In alles. Würde ich heute Nacht sterben, würde ich es verdammt nochmal bereuen, diese Atmosphäre mit ihm nicht genutzt zu haben, ihm nicht alles von mir gegeben zu haben, so wie er mir alles von sich gibt. Heiße Lippen finden meinen, umschließen sie, freche Zähne knabbern leicht an ihnen. Niemals, niemals werde ich genug von diesem Mann bekommen. Hitze steigt in mir auf, verlangt nach mehr. Ich löse den Kuss, streiche mit meinen Fingerspitzen sanft über seine Lippen, fahre diese fasziniert nach, gefangen von dem Anblick, den er mir bietet. „Ich liebe dich, Sasuke…“, meine Augen finden seine, lustverschleiert, ein Feuer in ihnen lodernd. „Schlaf mit mir“, kaum entfliehen mir diese Worte, krallen sich seine Hände in meinen Nacken, ziehen mich näher an ihn heran, seine Lippen umfangen meine ungestüm, leidenschaftlich, ungeduldig. Und das sind wir beide, ungeduldig, viel zu hungrig nach den Berührungen, die wir uns beide wohl schon so lange wünschen… schon damals, in der Uni kam mir immer wieder der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn er mich berühren würde… ----------- Sanfte Kreise ziehen meine Finger auf seiner Brust, sein Atem geht immer noch schnell, sein Arm immer noch um mich geschlungen, als wollte er mich nie wieder loslassen. Die Zeit rast an uns vorbei, draußen zieht schon die Morgenröte ein. „Lass uns ein paar Tage wegfahren…nur wir beide“, leise dringen seine Worte an meine Ohren. Nur zu einem Nicken fähig schaue ich zu ihm hinauf. „Wie wäre es mit Island?“ Kapitel 22: Schwarz wie die Nacht. ---------------------------------- Ich kuschle mich weiter an den warmen Körper neben mir, nehme mir jede Zeit der Welt, um aufzuwachen, lasse die Augen aber geschlossen, genieße die Nähe zu Sasuke, seine warme Haut auf meiner. Seinen Arm hat er wieder um mich geschlungen, mich ziemlich besitzergreifend an sich gezogen, sodass ich meine Wange an seine feste Brust lehnen kann, seinen betörenden Geruch einatme. Er hat mir meine alte Wohnung gekauft…die, in der ich noch mit Mum und Haru gewohnt habe, wo alles noch irgendwie gut war und dann ganz plötzlich und ruckartig schlimm wurde. Die Wohnung, in der sich Haru das Leben genommen hatte, die Wohnung, die ich deswegen nur noch zum Schlafen betreten habe. Meine Tage hab ich immer in der Uni verbracht von früh bis spät, einfach, damit ich nicht in die vier Wände treten muss, in denen ich immer wieder an diesen grausamen Anblick erinnert werde. So viele Jahre ist es jetzt her und trotzdem vergeht dieser stechende Schmerz in meiner Brust nicht, wenn ich daran denke. Wenn ich an Mum denke…durchflutet mich ein warmes Gefühl, kaum mehr Trauer, eher Erleichterung. Da ich nun selbst in der Situation stecke und ziemlich gut nachfühlen kann, wie sie sich gefühlt hat, wie sehr sie gelitten hat, kann ich Erleichterung über ihren Tod spüren, dass sie endlich nicht mehr diese quälenden Schmerzen ertragen muss. Wie oft habe ich mir im letzten Jahr gewünscht, dass die Qualen endlich ein Ende finden mögen… Doch bei Haru….ich kann keine Erleichterung verspüren. Ich weiß, dass er gelitten hat, aber ich hätte ihm helfen können oder wir hätten ihm helfen lassen, von einer anderen Person, wir hätten die Schule wechseln können und dann wäre vielleicht alles etwas anders geworden…aber er hat resigniert und sich einfach gegen dieses Leben entschieden. Das Leben, für welches ich so hart kämpfe, diese Qualen auf mich nehme, so wie es Mum schon gemacht hat…und er hat einfach alles weggeworfen. Am Anfang war ich einfach nur wütend auf ihn, dass er das gemacht hat, in der Wohnung, wo wir so viele tolle gemeinsame Stunden verbracht haben, dass er mich einfach hier alleine zurückgelassen hat. Und seine letzten Worte in dem Abschiedsbrief haben mir damals komplett den Boden unter den Füßen weggezogen. „Jetzt kannst du dein Leben leben, ohne eine weitere Belastung. Sei endlich frei.“ Er ahnt gar nicht, wie sehr mich diese Worte verletzt und motiviert zugleich haben. Dadurch hatte ich die Kraft doch mit dem Studium weiterzumachen, mich nicht gehen zu lassen und etwas aus meinem Leben zu machen. Ich weiß, dass er das gewollt hätte… Sasuke schnarcht immer noch fröhlich vor sich hin, sodass ich mich aus seinem Griff befreie, immer darauf bedacht, ihn nicht zu wecken und ins Badezimmer verschwinde, um mich langsam für den Tag fertig zu machen. Der Gang zu den Gräbern ist schwer für mich, zu viele Erinnerungen, die auf mich einprasseln werden. Wie das Leben wohl jetzt aussähe, wenn all das nicht passiert wäre? Einerseits fänd ich es natürlich verdammt schön, wenn meine Mutter noch leben würde, es ihr gut ginge und sie einfach jederzeit für mich erreichbar wäre...und auch Haru wäre noch da, hätte mich vielleicht, wenn unser Leben normal verlaufen wäre, wie ein kleiner Bruder eben genervt und mir den letzten Nerv geraubt. Aber er würde jetzt studieren und vielleicht sogar Bücher schreiben, kreativ und talentiert war er ja immer. Und andererseits finde ich dieses Wunschdenken nicht nur total absurd, sondern auch beängstigend. Allein der Gedanke, dass ich Sasuke wahrscheinlich nie kennengelernt hätte….wenn Mus Krankheit nicht gewesen wäre, und Sasuke nicht so viel Ausdauer bewiesen hätte, der Gedanke daran lässt mich erschaudern. Nein, ich wüsste wirklich nicht, wo ich jetzt stehen würde, ganz ohne ihn. Egal, wie mein Leben seit Harus Tod verlaufen ist, die Ziele, die ich erreicht habe und die Hürden, die ich überwunden habe, nichts hat in mir jemals so viel Freude und Glückseligkeit gebracht wie die Begegnung mit Sasuke. Seit dieser Nacht, die er an meinem Bett verbracht hat, sind einige Monate vergangen, Monate, die mein Leben und auch mein Denken über die Zukunft wirklich stark verändert haben. Denn jetzt zählt für mich nur noch eins : ein Leben mit Sasuke. Egal wie. Das zufriedene Gesicht von Sasuke betrachtend schließe ich die Tür hinter mir, ermahne Macho leise, damit er nicht laut bellt und Sasuke so doch noch weckt. Ich nehme mir die Zeit und streichle ihn ausgiebig, ziehe ihn näher an mich heran, einfach, weil er so warm und flauschig ist und ich ihn einfach viel zu lieb gewonnen habe. Der Welpe im Körper eines fast ausgewachsenen Rüden. Macho immer noch im Schlepptau ziehe ich im Flur meine Schuhe an, als mich eine Hand an der Schulter berührt. „Morgen, Kirschblütchen. Wo willst du denn hin?“, Itachi steht hinter mir, ebenfalls schon angezogen und anscheinend wollte auch er gerade aus dem Haus gehen. „Du willst dich doch nicht nach eurer lauten Nacht einfach davonstehlen und auf Nimmerwiedersehen über alle Berge verschwinden?“, er lacht zwar kurz auf, schaut mich aber dann wieder ernst an, als wolle er mir drohen, das lieber zu lassen. Manchmal kann er wirklich ein süßer, großer Bruder sein. „Nein…ich wollte auf den Friedhof. Ich war lange nicht an Mums und Harus Grab….willst du vielleicht mit?“, ich widme mich wieder meinen Schuhen. Irgendwie hab ich im Gefühl, dass auch er nicht mitgehen will und meine Enttäuschung, die darauf folgen wird, muss er nicht zu Gesicht bekommen. „Du hast Glück…da wollte ich heute auch hin. Also komm, ich nehm dich gütig, wie ich bin, mit. Im kuschlig warmen Auto!“, sein Lachen erfüllt den Raum, lässt mich für einen winzigen Moment die düsteren Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren, vergessen. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir seine Anwesenheit nicht gut tut, aber mir wäre es wirklich lieber, Sasuke an meiner Seite zu wissen. Der Weg zum Friedhof ist nicht lang, jedoch ziemlich bucklig und war meine Übelkeit vorher der Nervosität und den Gedanken geschuldet, ist sie es jetzt den ganzen Schlaglöchern in den Straßen und itachis verqueerten Fahrstil. Die frische Luft, die ich einatmen kann, als wir endlich geparkt haben und ich aussteigen kann, lindert diese nur minimal, der Gedanke daran, jetzt gleich die Lilien, welche ich grade auf dem Weg noch besorgt habe, an den Gräbern niederzulegen, steigert sie gleich wieder. Der Kiesel unter unseren Füßen knirscht bei jedem Schritt, dröhnt immer lauter in meinen Ohren, scheint explosionsartig laut zu werden, je näher, wir dem Grab kommen und schon jetzt steigen die Tränen in meinen Augen auf, laufen meine Wangen herab, als ich die Grabsteine erblicke. Harus Grab halb verdeckt von einer anderen Person, die sich aber schnell nach weiter hinten verzieht, wohl den Weg zwischen den Gräbern genutzt hat. Mechanisch bewege ich mich auf die Grabsteine zu, bemerke fast nicht, dass wir angekommen sind, einzig Itachis große Hand signalisiert mir dies. Vorsichtig beuge ich mich nach unten, lege zwei Lilien auf Mums und Harus Grab. Ein Familiengrab, in dem auch noch Platz für mich ist. Damals, als ich meine Diagnose bekam, hab ich alles soweit geregelt, falls der schlimmste Fall eintreten würde, damit Fran sich damit nicht beschäftigen muss und ich mit meiner Familie vereint bin. Direkt daneben ist Mikotos Grab, reichlich bepflanz mit winterharten Pflanzen, aber auch kleine Weihnachtssterne sind dort eingepflanzt. Das Familiengrab von uns ist gepflegt, kein Unkraut zu sehen und auch dort sind Christrosen gepflanzt, welche ein wirklich schönes Bild mit dem Grabstein ergeben. Ruhig und andächtig stehen wir hier, Itachis Hand immer noch auf meiner Schulter ruhend, die Tränen immer noch meine Wange herabfließend. Ich war nie ein Mensch großer Worte und deswegen werde ich vor allem nicht hier am Grab welche schwingen, allerdings ist Itachi derjenige, der das Schweigen zwischen uns bricht. „Willst du mir erzählen, was mit Haru passiert ist?“, seine Hand verlässt meine Schulter, meine Hände haken sich verbissen nach Halt suchend ineinander. Noch nie habe ich jemanden davon erzählt…wem denn? Fran hatte alles ziemlich live mitbekommen, sie wusste, das Thema wird nicht angeschnitten und sonst hatte ich ja keine Freunde, denen ich mich anvertrauen konnte. Und auch in den Therapiestunden habe ich nie über die Art und Weise des Suizids gesprochen. Flatternd lasse ich die Luft aus meinem Mund heraus, atme zittrig wieder ein, um dann meine Gedanken zu ordnen und meine Worte richtig zu wählen. „Er….wurde schwer gemobbt. Wir hatten beide keine Freunde, aber, so wie ich mit der Situation gut zurecht gekommen bin, dass ich arbeiten musste und dauernd unter Druck stand, so wurde er für das, was ich meiner Meinung nach leistete, gemobbt. Dafür, dass wir zu arm waren, dass er nicht immer das Neuste hatte, es hat ihm einfach schwer zugesetzt. Immer mehr Prügel hat er eingesteckt, wurde erpresst, immer mit der Drohung, noch mehr einstecken zu müssen. Irgendwann – aber die Story kennst du ja bestimmt- wurde ich aus der Vorlesung geholt von zwei Polizisten. Er hatte sich erhängt. In dem Zimmer unserer Mutter…in seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er ihr so wieder nahe sein kann. Ich war so wütend auf ihn, ich war so verdammt wütend…das macht mich zu einem schlechten Menschen, oder?“, meine Stimme bebt, zittert, überschlägt sich unter all den Tränen, die sich den Weg über mein Gesicht bahnen, den Kloß in meinem Hals verdichten. „Nein, das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen“, zwei Arme schlingen sich um meine Taille, ein Kuss landet auf meinem Kopf. Wann ist Sasuke hierhergekommen? „Du hattest jedes Recht, wütend zu sein…aber was ist jetzt? Bist du immer noch sauer?“. Bin ich das denn? Tief in mir weiß ich, dass Haru es nie böswillig getan hat, mir damit auch die Möglichkeit gab, mich weiterzuentwickeln, alles wirklich mal hinter mir zu lassen, den Absprung zu schaffen. Sachte schüttle ich meinen Kopf, lehne mich dabei stärker gegen die größte Stütze in meinem Leben. Mein Freund, der immer wieder für eine Überraschung gut ist und mir dies jetzt auch wieder zeigt. „Hey Mum…ich war lange nicht mehr hier, ich weiß. Ich weiß, ich schlafe zu wenig und ich ernähre mich nicht gesund genug. Das hast du mir immer wieder vorgehalten…aber als Arzt hat man nicht mehr so viel Freizeit. Und die möchte ich mit den zwei Liebsten in meinem Leben verbringen….schon gesehen, wen ich dir mitgebracht habe? Oder eher…wer mich zu dir gebracht hat? Ich hatte immer ein Auge auf sie…wie ich es dir versprochen habe…ich versuch es wirklich. Ich werd nie wieder von ihrer Seite weichen…egal, wie hart die Zeit wird, das was uns danach in Aussicht steht, ist viel zu verlockend, als jetzt aufzugeben.“, er dreht mich in seinen Armen, nimmt mein Gesicht in seine Hände, streichelt meine Wangen entlang, immer bedacht, die Bäche von meinen Wangen zu streichen. „Ich lasse dich nie wieder alleine…genauso wenig, wie ich meine Mum alleine gelassen habe. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, nach ihr.“, wissend nicke ich, verstehe vollkommen, was er damit meint. Mum und Haru werden auch immer die Nummer eins für mich bleiben. Sein Blick zärtlich liebevoll, die schwarzen Augen wässrig, bebend schließen sie sich, während dicke Tränen seinen Wimpernkranz entlang laufen, sich ebenfalls ihren Weg über seine Wange bahnen, auf mich herabtropfen, mein Herz berühren. „Heute….heute ist ihr Todestag…“, seine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, seine Finger krallen sich regelrecht in meine Jacke, als müsse er bei mir den nötigen Halt suchen, um sich nicht vollkommen in seinen Emotionen zu verlieren. Ich bette seinen Kopf in meiner Halsbeuge, das heiße Nass läuft mein Schlüsselbein herunter, streift meinen Port und macht mir wieder deutlich, dass mir noch grauenhaftes bevorsteht und ich vielleicht bald auch hier liegen könnte… „Sasuke…“, eine Stimme reißt uns aus unserer Zweisamkeit, ein tiefes Timbre, das unangenehm in mir widerhallt. Der Mann, den ich vorhin noch hier gesehen habe, der aber zu den anderen Gräbern gelaufen ist, steht auf einmal vor uns. Sasukes Blick klärt sich wieder, und ich sehe etwas in seinem Gesicht, das ich noch nie gesehen habe….in dessen Genuss ich gottseidank noch nie gekommen bin. Abscheu. Nichts anderes als Abscheu. „Was willst du hier, Vater?“. Kapitel 23: Konfrontation ------------------------- Sasuke „Was willst du hier?“, wiederhole ich meine Frage, barsch und harscher als gewollt, dennoch bewirkt der Unterton genau das, was ich erhofft habe. Mein werter Herr Vater zuckt zusammen. Ich kann es einfach nicht verstehen, was er hier will, nach all den Jahren, nach diesem einen Jahr, in dem ich ihm alles von mir gegeben habe, nichts verlangt habe, außer, dass er sich danach nie wieder bei uns meldet. Und dann auch noch an Mutters Todestag….als wäre dieser Tag nicht schon schlimm genug für uns. Der gestrige Gedanke daran, als Sakura mich gefragt hab, ob ich sie begleite…der hätte mich innerlich beinahe zerrissen. Ich kann nicht an ihrem Grab stehen, ohne in Tränen auszubrechen und die vollkommene Kontrolle über meine Gefühle zu verlieren. Und das wollte ich Sakura erst nicht zeigen, mich nicht noch verletzlicher zeigen, als ich es durch ihre Krankheit eh schon bin. Doch alles an ihr bringt mich dazu, meine Prinzipien über Bord zu werfen…allein schon der Gedanke daran, dass sie mir gestern alles von ihr gegeben hat, sich mir hingegeben hat und es nicht bereut, sondern mich mit offenen Armen empfängt und mir Trost spendet. Mein Blick wandert automatisch zu der wunderschönen Frau neben mir, ihr Kopf bedeckt von einem rosa Schal, als würde sie sich auf ihre Naturhaarfarbe einstellen. Doch irgendetwas stimmt an ihrem Gesichtsausdruck nicht, er ist nicht liebevoll und zärtlich, so wie immer, wenn sie mich anschaut, sondern erschrocken, fast schon perplex. Stimmt, sie kennt Fugaku gar nicht, weiß nicht, was da alles zwischen uns passiert ist und weshalb ich ihn nie wieder sehen möchte. „Ich wollte eure Mutter besuchen…und euch. Ich hab gehört, dass Itachi auch wieder in New York ist und da dachte ich, ich statte euch beiden gleichzeitig einen Besuch ab..“, mit leiser, dunkler Stimme beantwortet er meine Frage. Komischerweise klingt sie normal, nicht kratzig oder langsam geschwollen, nichts, was auf sein Problem hindeuten würde. Ein Jahr lang habe ich wirklich versucht ihm zu helfen, habe meinen Platz an der Uni aufgegeben, meinen Abschluss an einer Privatuniversität gemacht, weil ich dort nicht immer anwesend sein musste, nur, damit ich bei ihm war und ihm durch seine schwere Zeit geholfen habe. Und nicht ein Wort des Dankes kam seitdem von ihm, als wäre es selbstverständlich, was ich für ihn getan habe…nach all dem, was er uns angetan hat. „Was wolltest du? Was willst du von uns? Haben wir nicht vor zwei Jahren die Fronten geklärt und gemerkt, dass es besser ist, wenn wir alle keinen Kontakt mehr mit dir haben? Warum bist du wirklich hier?!“, meine Stimme hebt sich automatisch, ich kann nichts gegen dieses erdrückende Gefühl in meiner Brust tun, den Kloß, der sich in meinem Hals bildet, meine Worte zorniger rausbringt, obwohl ich eigentlich eher enttäuscht bin. Eine kleine Hand packt meine, streichelt sanft darüber, ich fange Sakuras weichen Blick ein. „Meinst ihr, das ist der richtige Ort, um das zu diskutieren?“, leise ertönt ihre Stimme, erinnert mich an den Ort, an dem wir uns befinden. Fuck! Wie konnte ich das vergessen? Wenn mein Vater anwesend ist, brennen bei mir die Sicherungen durch und ich habe einen Tunnelblick…abschalten kann ich den Scheiß nicht und verdammt, ärgert mich das. Doch Sakura hat recht, deswegen nicke ich nur kurz und drehe mich dann um, um den Friedhof zu verlassen, Sakura an meiner Hand im Schlepptau, auf Fugaku achte ich nicht weiter. Entweder er folgt uns, und wir diskutieren unsere Probleme aus, oder er bleibt dort stehen und dann wars das aber auch. Ich kann nicht ewig auf seine immer gleichen Worte warten, immer darauf bedacht, ihm ja nicht wehzutun. Seine schwierige Phase ist vorbei, er ist kein kranker Mensch mehr, er wird alles überleben und es werden kaum Folgeschäden bleiben, also liegt es nicht bei mir, mich noch um sein Wohlergehen zu kümmern! Kaum, dass wir den Ausgang des Friedhofs erreicht haben, um die Ecke gebogen sind und vor meinem Auto stehen, holt uns mein Vater ein, stoppt mich, in dem er das Unpassendste sagt, was er in diesem Moment hätte sagen können. „Und wer sind Sie, dass Sie sich erlauben, sich hier einzumischen? Es kann Ihnen egal sein, was am Grab meiner Frau passiert und was nicht!“. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt? Sein Blick fixiert Sakura, wandert an ihr entlang, Verachtung, ja, fast ekel spiegelt sich in ihm wieder. Der Hass, den ich in den letzten Jahren auf ihn bekommen habe, wird grade noch gesteigert, seine Dummheit muss sehr hoch sein, wenn er nicht versteht, was es zu bedeuten hat, wenn Sakura meine Hand hält. Ich will grade dazu ansetzen, ihn anzuschreien, was er denkt, wie er mit meiner zukünftigen Frau umgeht, dass es ihn nicht zu interessieren hat, wer sie ist und dass sie mit allem Recht hat. Ja, zukünftige Frau. Irgendwann wird sie es sein, auch, wenn sie es vielleicht selbst nicht glaubt und immer noch die schlimmsten Todesszenarien im Kopf hat….irgendwann werden wir diesen Punkt erreichen, wenn wir diese ganze Scheiße hinter uns haben. Doch Sakura lässt mir gar keine Möglichkeit, sie zu verteidigen, für sie einzustehen, wie ein Fisch muss ich meinen Mund wieder zuklappen, mich geschlagen geben. Wut. Zum ersten Mal sehe ich geballte Wut in ihren funkelnd grünen Augen blitzen, ihre Stirn krausgezogen, die Lippen zu einem schmalen Strich. „Mein Name ist Sakura Haruno, ich bin Sasukes Freundin. Das zu der Frage, wer ich bin.“, mit ruhiger Stimme kontert sie Fugaku, immer wieder bin ich überrascht, wie sehr sie ihre Stimme und ihre Stimmung unter Kontrolle hat. Etwas, was ich in solchen Situationen nicht mehr habe. „Und es geht mich sehr wohl etwas an, was an Mikotos Grab geschieht, denn neben ihr liegen meine Mutter und mein Bruder begraben, die sie mit ihrem Geschrei und Gefluche stören würden! Außerdem gehört es sich nicht, als erwachsener Mann, nicht die Eier in der Hose zu haben, seine beiden Söhne zu Hause zu besuchen, sondern ihnen auf dem Friedhof auflauern zu müssen! Entweder Sie kriegen sich wieder ein, oder hier redet niemand mehr mit Ihnen!“, ihre Stimme nicht mehr als ein bösartiges Knurren. Ohja, Sakura hat definitiv mehr Eier in der Hose, als mancher Mann. Manchmal auch mehr, als ich. Wie in diesem Moment. Ich hätte es mich nicht getraut, meinem Vater so derbe entgegenzutreten. „Sagst du auch was dazu, Sasuke?!“, zischt er mir entgegen, worauf ich lediglich meine Augen verdrehe und stolz zu Sakura hinunterblicke. „Hn. Meine Freundin hat alles gesagt“, damit drehe ich mich weg und überlasse ihn seinem Schicksal. Entweder er taucht bei mir zu Hause auf und sucht das Gespräch noch einmal, oder eben nicht. Die Fahrt nach Hause verläuft ruhig, Sakura spricht mich nicht während des Fahrens auf die Hintergründe meiner Wut an, aber ich weiß, dass ein Gespräch daheim fällig sein wird. Meinen Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet, finde ich mit meiner Hand ihre, verschränke unsere Finger miteinander und streiche mit meinem Daumen über ihren. Körperkontakt. Das ist, was ich jetzt brauche. Keinen Sex oder irgendwelche lustvolle Befriedigung. Nein, ich brauche lediglich die Bestätigung, dass sie hier ist und mich nicht alleine lässt. Und ich lasse ihre Hand kaum mehr los, nicht, als wir aus dem Auto aussteigen, oder als wir in den Aufzug steigen, nicht, als ich die Wohnungstür aufschließe und mir ein besorgter Itachi entgegen kommt, nicht, als uns Macho anspringt und seine Streicheleinheiten fordert, nicht, als ich sie auf mein Bett bugsiere und meinen Kopf an ihrer Brust vergrabe. Ich weiß…wie ein kleines Kind, aber im Moment bin ich verletzlich und fühle mich wie ein kleines Kind, das sich einfach nach etwas Nähe sehnt. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, leise dringen ihre Worte an meine Ohren. Nein…grade will ich das nicht. Ihre Augen schimmern im gebrochenen Licht, welches durch mein Fenster fällt, wie ein fein geschliffener Smaragd, jeder Blick mit Liebe erfüllt, als könne sie mich gar nicht anders ansehen. Ein wunderschöner Rosaton liegt auf ihren Wangen, gibt ihrem Gesicht die rosige Farbe, die es eigentlich haben sollte, wäre da nicht diese Krankheit. Wie in Trance lecke ich mir leicht über die Lippen, hab das Gefühl, dass ich sie immer noch dort schmecken kann. Ich komm nicht darum herum zu grinsen, als die Erinnerungen an gestern Nacht mein Gehirn fluten. Der Tag hat so stürmisch begonnen, da hab ich das irgendwie wirklich aus den Augen verloren….obwohl es das Schönste war, was ich bisher mit irgendjemandem teilen durfte. Da hab ich wieder gemerkt, wie sehr wir doch füreinander geschaffen sind. „Warum grinst du denn so?“, samtweich ist ihre Stimme, weich und doch bestimmend, frech und lustig zugleich. Langsam ziehe ich sie auf meinen Schoß, auf den sie perfekt passt, als wären wir wirklich füreinander gemacht worden. Schon gestern Nacht, als sie schon lange eingeschlafen war und ich noch wach und fasziniert, ja fast berauscht, wachgelegen habe, kam mir der Gedanke, dass ich sie eigentlich gar nicht verdient habe. Nach all der Scheiße mit Fugaku, bin ich eigentlich gar nicht mehr ein guter Mensch, der einen so tollen wie Sakura verdient haben könnte. Im Gegenteil, vielleicht bin ich sogar viel zu schlecht für sie, grade gut genug, an ihrer Seite zu sein, bis sie die Krankheit besiegt hat. Dann wird sie es auch bemerken und mich verlassen….vielleicht wird es so kommen, aber ich kann darum kämpfen, dass es nicht so wird und sie keinen schlechten Menschen in mir sieht, sondern mich und meine Reaktionen verstehen kann. Bisher war sie immer ehrlich zu mir, hat aus nichts ein Geheimnis gemacht, nicht aus Harus Tod, nicht aus ihrer Trauer, nicht aus ihrer finanziellen Lage und Wohnsituation. Immer hat sie mir die Wahrheit gesagt. „Ich hab an gestern denken müssen“, wieder bildet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht, ihres läuft hochrot an. Gott, wie sehr ich diese Frau doch liebe und begehre. Am liebsten würde ich wieder über sie herfallen… „Und dann hab ich daran gedacht, dass du immer ehrlich zu mir warst…und ich dir vielleicht auch mal ehrlicherweise die Sache mit meinem Vater erläutern sollte.“ Ein Nicken. Ich soll also fortfahren. Wie einfach es ist, mit ihr zu kommunizieren…. „Er hat uns verlassen, als Mutter krank wurde…einfach so. die Diagnose wurde Mittwochs erhoben, meine Mutter hat es uns am gleichen Tag noch erzählt, wollte keine Geheimnisse vor uns haben. Und Freitags war er weg….angeblich konnte er es nicht ertragen, meine Mutter leiden zu sehen, dabei hatte die da noch keine Chemo oder sonst was. Ihr ging es ja relativ gut, weswegen der Krebs so lange unentdeckt blieb. Scheiße, ich hab jeden Tag gehofft, dass er zurückkommt, den Helden spielt und jemanden dabei hat, der meine Mutter retten kann…dass alles wieder wird, wie es vorher war. Gut, vorher war es auch nicht berauschend, aber es war okay, wie es war, meine Eltern waren halbwegs glücklich miteinander, uns ging es gut, die Geschäfte liefen prima, aber vor allem, war Mutter da nicht krank. Naja…so mussten wir das alle alleine durchstehen, und nachdem Shisui dann auch noch bei uns gewohnt hat, wurde es noch chaotischer, aber er hat eine Lücke ganz gut gefüllt, wenn nicht sogar noch mehr Freude und Leben bei uns reingebracht. Mum war also immer von fröhlichen Gesichtern umgeben, nie haben wir ihr unsere Trauer gezeigt, ihr immer das Gefühl gegeben, das es so, wie es ist, gut ist. Aber er hat und verdammt noch mal gefehlt…seine scheiß Art hat einfach gefehlt, wie er rational und sachlich an manches herangegangen ist, ohne, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Das hat Itachi definitiv von ihm geerbt. Irgendwann hab ich in ihn nur noch ein gefühlloses Arschloch gesehen, das uns alleine gelassen hat, als wir Kinder ihn am Dringendsten gebraucht hätten. Und dann – ein Jahr vor unserem Abschluss – kommt er angekrochen. Leberzirrhose, weil er aus Trauer und Wut gegenüber meiner Mutter, weil sie uns alleine gelassen hat, gesoffen hat wie ein Weltmeister. Also sind wir beide zu ihm gefahren, haben uns der gesamten Situation vor Ort gestellt. Innerlich tat es mir gut, ihn leiden zu sehen, dafür, dass er nicht für seine Frau da war. Aber…und wahrscheinlich ist das unserem Beruf geschuldet, hab ich Mitleid mit ihm bekommen und ich war auch wieder wütend und hab mir gedacht, dass er es sich nicht so einfach machen kann, sich aus dem Leben zu verabschieden, sondern mit dem Schmerz und dem Gewissen leben sollte, was er uns da angetan hat.“, mein Blick wandert nach oben, sucht ihren, allerdings hat sie ihre Augen geschlossen, während ihre Lippen auf meiner Stirn liegen. Der Himmel. Definitiv. „Die Therapie hat nicht mehr angeschlagen…also kam nur noch eine Transplantation in Frage. Tja, für uns war es scheiße, immerhin haben wir mit ihm übereingestimmt, aber irgendwie ist er ja auch immer noch unser Vater. Also kam wieder mein schlechtes Gewissen und ich hab mich dazu bereiterklärt, ihm ein Stück meiner Leber zu schenken, unter der Prämisse, dass er sich dann nie wieder meldet, er uns unser Leben leben lässt und sich nicht einmischt. Ich hab ihn quasi aus meinem verbannt…das macht mich doch zu einem schlechten Menschen, oder? Ich mein…ich hab ihm nur geholfen, damit er weiter leiden kann…“, irgendwas nasses läuft meine Wangen herab, was Sakura mit ihren Fingerspitzen wegstreicht. Toll…wieder breche ich in Tränen aus vor ihr…. „Nein…macht es dich nicht. Ich kann dich da wirklich gut verstehen.“, keine weitere Erläuterung, keine Gründe, warum sie es verstehen kann, einfach nur Verständnis. Dankbar schmiege ich mich näher an sie heran. Egal welche Worte, sie wären zu viele in diesem Moment. „Warum hat Itachi ihm nicht gespendet, wenn ihr doch beide übereinstimmt mit ihm?“. Hm. Ob verschuldet, wie in Vaters Fall, oder nicht, unsere Familie ist nicht mit Gesundheit gesegnet. „Er ist krank. Deswegen war keine Spende möglich“. Kapitel 24: Reunion. -------------------- Itachi ist krank? Das ist mir an ihm noch gar nicht aufgefallen…natürlich, nicht jedem sieht man sofort an, dass er krank ist, im Gegensatz zu mir, aber Itachi sieht gesund und munter aus. Nichts an ihm lässt erahnen, dass er eine Krankheit hat, die es ihm nicht möglich macht, zu spenden. Dafür in Frage kämen aber auch nur Krankheiten, die schwerwiegend genug sind. Immer noch sitze ich auf Sasukes Schoß, sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben, wo seine Lippen heiße Spuren hinterlassen. Dieser Mann macht mich noch fertig…und doch ist es genau das, alles, was er mit sich zieht, alles, was um ihn herumschwirrt, etwas, was ich so sehr möchte. Ein richtiges Leben, mit Problemen und Konflikten und viel Liebe darin. Denn das ist hier vorhanden. Egal, wie sauer Sasuke auf seinen Vater sein mag, egal, wie grausam die Zeit ohne ihn war und wie verletzt beide sind, zwischen ihnen herrscht noch so viel Klärungsbedarf und so viel Liebe, die gezeigt werden möchte, und das, ohne, dass es ihnen wirklich auffällt. Die Zwei haben sich heute so aufgewiegelt, dass die Emotionen einfach hochgekocht sind und beide nicht mehr wirklich klar denken konnte. Deswegen hab ich ihm das indirekte Angebot gemacht, heute noch hier vorbeizuschauen, und das Gespräch mit beiden zu suchen, statt auf dem Friedhof zu streiten. Das war unter aller Sau und wenn Sasukes Vater heute noch einmal auftauchen sollte, werde ich ihm das auch sagen. Verdammt…beide tun mir unendlich leid, beide haben mit der Krankheit und dem Verlust umgehen müssen, und dass man dabei eben auch Fehler macht, ist doch wohl ganz normal. Sasuke liebt seinen Vater, sonst hätte er ihm auch nicht einen Teil seiner Leber gespendet, denn sowas macht Sasuke nicht aus Mitleid. Mitleid…ich glaube, das ist ein Fremdwort für ihn. Sasuke ist empathisch, aber Mitleid, das zeigt er nun wirklich nicht oft, nur dann, wenn es wirklich angebracht ist. „Diabetes Mellitus I“, nuschelt er an meinen Hals, was ein wenig kitzelt und ich wirklich ein Kichern unterdrücken muss. Wieder nicke ich nur kurz. Gut, dann muss ich mir keine allzu großen sorgen um Itachi machen. Es ist zwar scheiße und natürlich auch eine schlimme Sache, aber er wird jetzt nicht sterben, oder total im Leben eingeschränkt, was doch sehr erfreulich ist. Es ist nicht einmal Mittag, die Sonne draußen strahlt durch den halb geöffneten Rollo fahrig ins Zimmer, der Staub tanzt in den Lichtstrahlen. Ein wirklich schöner Anblick, die Ruhe ein Genuss, die Wärme, die Sasuke verströmt, lullt mich ein, sein Geruch umgibt mich so herrlich. Ein wahres Paradies. Sachte streiche ich seinen muskulösen Rücken entlang, schlüpfe frech mit meiner Hand unter sein Shirt und berühre seine zarte, weiche Haut. Die Erinnerungen an gestern wallen auf, und automatisch steigt in mir eine Hitze hoch, lässt ein brennendes Gefühl in meinem Körper zurück. Immer hab ich mir vorgestellt, dass ich mein erstes Mal mit einem Mann haben werde, den ich wirklich liebe, den ich schätze und dem ich über aller Maßen vertraue. Doch nie hab ich da auch wirklich dran geglaubt, immer gedacht, dass so etwas nur in Hollywoodstreifen und Geschichten passiert, aber nie im realen Leben, wenn man dann noch mit Leukämie im Krankenhaus liegt und eh so attraktiv wie eine Stange Lauch ist. Und doch ist es mir passiert…kein Schmerz war da, vor dem ich mich so gefürchtet habe, keine Scham, meinen Körper zu zeigen, der so knöchrig und sehnig geworden ist. Keine Zurückhaltung, nicht von ihm und nicht von mir, und wie von Selbst höre ich wieder das Stöhnen und Keuchen der letzten Nacht, spüre seinen heißen Atem, der über meine Lippen wandert, eine angenehme Feuchte hinterlässt. Anscheinend denke nicht nur ich an unsere Nacht, sondern auch mein Liebster, der seine Hände nicht auf meinem Rücken lassen kann, sondern meine Seiten entlang fährt, bis er den Saum meines Pullis erreicht hat, nur, um dann darunter zu schlüpfen, meinen flachen Bauch nachzufahren, meinen Bauchnabel zu necken. Genießerisch lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, recke ihm mein Becken entgegen, stoße sehr gewollt an seine Mitte, die mittlerweile ebenso hart ist. Ihm muss diese Nacht wohl auch ziemlich gefallen haben… Eine heiße Zunge fährt meinen Hals entlang, hinterlässt eine feuchte Spur, über die dann ein kühler Atem weht, eine Hand wandert mein Rückgrat entlang nach oben, packt mich im Nacken und zieht mich zu dem wunderschönen Gesicht herunter, so nahe, dass ich seinen Atem wieder auf meiner Haut spüren kann. Heiß und schwer wiegt er, ich hab gar nicht bemerkt, wie ich angefangen habe, mit meiner Hüfte auf meiner zu kreisen, ihn so unbewusst zu stimulieren. Seine andere Hand fährt meinen Hintern entlang, zupft ungeduldig an meiner Jeans, die er mir anscheinend sofort vom Leib reißen möchte. So gerne ich ihn jetzt auch wieder spüren möchte, kann ich nicht, denn die Nacht gestern war schon etwa wild und heftig, weswegen ich dezent seine Hände von meinem Hosenbund wegschiebe und einen fragenden Blick kassiere. „Du warst gestern etwas forsch, mein Lieber“, säusle ich ihm zu, sein Gesicht nimmt eine ungewöhnliche Röte an und seine Augen weiten sich einen Moment. Doch bevor er noch auf die Idee kommt, sich für etwas wirklich tolles zu entschuldigen, beuge ich mich zu ihm, kralle mich in seinem Nacken fest und presse meine Lippen hungrig auf seine. Ein kehliges Stöhnen entweicht ihm, stachelt mich an, weiter an seinen Lippen zu saugen, meine Zunge frech zwischen diese zu schieben. Wenn ich nur wüsste, wo mein Mut für solche Aktionen herkommt…eigentlich konnte ich mir nie vorstellen, mal aktiv zu werden, das Ruder zu übernehmen und den Mann zu verführen, oder ihn gar zu beglücken, ohne, dass es auf normalen, für mich peinlichen Sex hinausläuft. Und doch schreit mein Körper nach Sasuke, lässt mich alle Selbstzweifel über Bord werfen und ich hab das Gefühl, neue Dinge – zumindest für mich – mit ihm testen zu können, mich einfach an all das herantrauen zu können, egal ob ich es von Anfang an gut mache, oder nicht. Langsam löse ich den Kuss, dirigiere seinen Oberkörper auf das Bett, sodass ich ungeniert an seiner Hose nesteln kann. Verlangend beiße ich mir auf die Unterlippe, bei dem Anblick, der sich mir bietet, als ich seine Hose geöffnet und ein Stück hinuntergezogen habe, atme ich zittrig aus, Vorfreude macht sich in mir breit. Sasuke verdirbt mich wirklich, dabei war ich immer anständig und hatte nie solche Gedanken…und jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken, als die nächsten zwei Wochen mit ihm im Bett zu verbringen und uns in den Laken zu wälzen. Bevor ich wieder ins Krankenhaus muss…weg von zu Hause.. Quälend langsam verteile ich hauchzarte Küsse auf seinem Bauch, fahre mit meiner Zungenspitze jeden einzelnen hervortretenden Muskel nach, spüre, wie er unter dieser Berührung erzittert und allmählig beginnt auch das Feuer in mir zu lodern. Aber heute möchte ich nur ihn verwöhnen, mich so auch für alles, was er für mich tut, bedanken. Ich kann ihm nichts schenken, und ´Danke´ hab ich schon so oft gesagt, das verliert an Bedeutung. Aber was ich jetzt vor habe, ist für mich mal wieder eine Premiere und ich hoffe, es wird ihm zumindest ein wenig gefallen und ich stelle mich nicht allzu dumm an. Mit halboffenen Augen und lusterfülltem Blick schaue ich zu ihm hoch, seine schwarzen Irden fixieren mich, weiten sich, als er merkt, welchen Weg meine Zunge da einschlägt und dass meine Hände nebenbei seine Boxer herunterziehen, immer mehr Fläche für weitere Küsse freilegen. Fast panisch versucht er mich abzuhalten, weiter runter zu fahren, versucht mich vehement nach oben zu ziehen. „Saku..du musst nicht!...Gott, Sakura!“, ein lautes Stöhnen entfleucht ihm, während ich seine Erektion umfasse und aufreizend massiere. Nein, mein Lieber, davon hältst du mich jetzt nicht mehr ab. Es gibt Dinge, die ich noch ausprobieren wollte, und das hier ist eines davon.. Wieder finden seine Augen meine, sein Blick verklärt, pure Lust strahlt mir entgegen. Ich halte dem Stand, streiche mit meinem Daumen über seine Eichel, verstreiche seine Feuchte. Wieder ein kehliges Stöhnen, sein Atem geht schneller und die Schenkel unter mir spannen sich mächtig an. „Ich hab das noch nie gemacht…aber vielleicht gefällt es dir ja..“, hauche ich, ehe ich seine feuchte Spitze mit meiner Zunge umspiele, den herben Geschmack auf meiner Zunge wahrnehme, von purer Ekstase erfasst werde. Samtig weich und doch so fest, ein salziger Geschmack verteilt sich in meinem Mund, als ich sein Glied weiter aufnehme, immer noch meine Zunge um seine Eichel kreisend. Sein Körper bäumt sich auf und unerwartet ruckt sein Becken nach vorne, sodass seine gesamte Erektion in meinem Mund landet, an meinen Rachen stoßt, seine Hände krallen sich ins Laken neben mir. Niemals hätte ich gedacht, dass es sich so verdammt gut anfühlen kann, das hier zu machen! Langsam ziehe ich mich zurück, fahre dabei wieder seinen Schaft entlang, nur um seinen Penis wieder komplett aufzunehmen, leicht zu saugen und wohlig aufzubrummen. Ohja, mir gefällt das hier wirklich. Sasuke windet sich unter mir, stets darum bemüht, mir nicht hemmungslos in den Rachen zu stoßen, worüber ich wirklich dankbar bin. Die Bewegungen wiederholend, suche ich wieder seinen Blick, schaue in sein lustverzerrtes Gesicht, als ich seine Spitze necke, saugend und leckend, seinen Schaft mit meiner Hand entlangfahrend, immer mehr des salzigen Geschmacks schmeckend. Sein Atem wird fahriger, mehr ein Keuchen als ein richtiges Stöhnen entkommt seiner Kehle, meine Bewegungen werden schneller, forscher, drängender. Was kommt, weiß ich, und doch bin ich überrascht, als er sich aufbäumt, laut stöhnt und meinen Namen keucht, während die klebrig dickflüssige Masse in meinen Mund strömt, einen herben Geschmack dort hinterlässt und doch vollkommen von mir geschluckt wird. Ungewohnt, aber nicht vollkommen eklig, wie ich finde. Kaum, dass ich von ihm loslassen will, zieht er mich nach oben, begräbt mich sogleich unter sich, lehnt seine verschwitzte Stirn an meine. Frech grinse ich ihn an, hauche ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Du bist vollkommen….der Wahnsinn..“, kaum hörbar, sichtlich erschöpft murmelt er das. Ich lasse ihm die Zeit, die er braucht, um sich von den Wellen seines Höhepunkts zu erholen. „Ich liebe dich“, säusle ich ihm noch zu, ehe er sich neben mich rollt, mich an sich heranzieht und wir beide noch ein wenig Schlaf finden. Es ist schon relativ spät, als wir aufwachen und uns in die Küche begeben, um etwas zu kochen. Itachi und Sui sitzen auch schon dort, schnippeln Gemüse und grinsen uns wissend an, als wir diese betreten. „Spart euch die Kommentare!“, sage ich laut und deutlich, kassiere dafür lediglich kindisches Gekicher, und trotzdem kann ich es ihnen nicht wirklich übel nehmen. Zu sehr überwiegt meine Freude, bald mit Sasuke eine Woche auf Island zu sein, weit weg von all dem hier und so Zweisamkeit in einem verschneiten Land, in einer warmen Hütte, vor dem Karmin… Huch, war das die Klingel? Perplex schauen wir uns alle an, Sasukes Gesichtsausdruck verfinstert sich allerdings etwas. „Ist das Vater?“, woher weiß Itachi denn davon? Oder kann er sich das einfach zusammenreimen, immerhin muss er ihn auch auf dem Friedhof gesehen haben. Sasuke nickt lediglich und begibt sich ganz gemütlich zur Tür, um ihm auch unten zu öffnen. Ein paar Minuten später stehen die beiden im Wohnzimmer, wo ich schnell Gläser und etwas zu Trinken hingestellt habe, damit die Drei ein ruhiges Gespräch führen können. Zurück in der Küche nehme ich schnell Sui beiseite. „Komm, wir verschwinden hier und gehen etwas Essen. Die Drei sollten sich mal aussprechen…da sind wir nur im Weg, ist ja eh eine Familienangelegenheit, hm?“, flüstere ich ihm zu und ernte nur ein grimmiges Nicken, ein Gesichtsausdruck, den ich an ihm noch gar nicht kenne. Er macht sich Sorgem um Itachi, das weiß ich, aber die Beiden sind groß und alt genug, das selbst zu regeln. Nur kurz verabschieden wir uns von den beiden, nehmen unsere Mäntel und gehen in einem Thailaden um die Ecke etwas leckeres essen. Wir lassen uns ziemlich viel Zeit, gehen sogar noch ins Kino, ziehen uns eine Liebeskomödie rein, essen sehr viel Popcorn, wobei mir langsam aber sicher schlecht ist, ehe wir uns wieder auf den Weg nach Hause machen. Schon vor der Wohnungstür hören wir Gelächter, sehr lautes und teilweise auch Gegröle. Ohje, hoffentlich ist da jetzt nichts schlimmes. Vorsichtig öffnen wir die Haustür, darauf bedacht, dass uns niemand hört und finden den Weg ins Wohnzimmer, wo uns schon Macho entgegen kommt, freudig mit der Rute wedelnd. Liebevoll streichle ich ihn, lasse meinen Blick durch den Raum wandern, doch im Wohnzimmer ist niemand. Das Gelächter verfolgen wir bis in unser Schlafzimmer, wo die Drei auf unserem Bett liegen und im Fernseher gegenüber alte Videos schauen, auf denen alle Vier zu sehen sind. Die glückliche Familie bei irgendwelchen Ausflügen. Eng aneinander gekuschelt liegen sie dort auf dem Bett, Tränen lachend, sodass wir uns ganz leise zurückziehen und unseren Abend im Gästezimmer ausklingen lassen. Kapitel 25: Reunion. zensiert ----------------------------- Itachi ist krank? Das ist mir an ihm noch gar nicht aufgefallen…natürlich, nicht jedem sieht man sofort an, dass er krank ist, im Gegensatz zu mir, aber Itachi sieht gesund und munter aus. Nichts an ihm lässt erahnen, dass er eine Krankheit hat, die es ihm nicht möglich macht, zu spenden. Dafür in Frage kämen aber auch nur Krankheiten, die schwerwiegend genug sind. Immer noch sitze ich auf Sasukes Schoß, sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben, wo seine Lippen heiße Spuren hinterlassen. Dieser Mann macht mich noch fertig…und doch ist es genau das, alles, was er mit sich zieht, alles, was um ihn herumschwirrt, etwas, was ich so sehr möchte. Ein richtiges Leben, mit Problemen und Konflikten und viel Liebe darin. Denn das ist hier vorhanden. Egal, wie sauer Sasuke auf seinen Vater sein mag, egal, wie grausam die Zeit ohne ihn war und wie verletzt beide sind, zwischen ihnen herrscht noch so viel Klärungsbedarf und so viel Liebe, die gezeigt werden möchte, und das, ohne, dass es ihnen wirklich auffällt. Die Zwei haben sich heute so aufgewiegelt, dass die Emotionen einfach hochgekocht sind und beide nicht mehr wirklich klar denken konnte. Deswegen hab ich ihm das indirekte Angebot gemacht, heute noch hier vorbeizuschauen, und das Gespräch mit beiden zu suchen, statt auf dem Friedhof zu streiten. Das war unter aller Sau und wenn Sasukes Vater heute noch einmal auftauchen sollte, werde ich ihm das auch sagen. Verdammt…beide tun mir unendlich leid, beide haben mit der Krankheit und dem Verlust umgehen müssen, und dass man dabei eben auch Fehler macht, ist doch wohl ganz normal. Sasuke liebt seinen Vater, sonst hätte er ihm auch nicht einen Teil seiner Leber gespendet, denn sowas macht Sasuke nicht aus Mitleid. Mitleid…ich glaube, das ist ein Fremdwort für ihn. Sasuke ist empathisch, aber Mitleid, das zeigt er nun wirklich nicht oft, nur dann, wenn es wirklich angebracht ist. „Diabetes Mellitus I“, nuschelt er an meinen Hals, was ein wenig kitzelt und ich wirklich ein Kichern unterdrücken muss. Wieder nicke ich nur kurz. Gut, dann muss ich mir keine allzu großen sorgen um Itachi machen. Es ist zwar scheiße und natürlich auch eine schlimme Sache, aber er wird jetzt nicht sterben, oder total im Leben eingeschränkt, was doch sehr erfreulich ist. Es ist nicht einmal Mittag, die Sonne draußen strahlt durch den halb geöffneten Rollo fahrig ins Zimmer, der Staub tanzt in den Lichtstrahlen. Ein wirklich schöner Anblick, die Ruhe ein Genuss, die Wärme, die Sasuke verströmt, lullt mich ein, sein Geruch umgibt mich so herrlich. Ein wahres Paradies. Sachte streiche ich seinen muskulösen Rücken entlang, schlüpfe frech mit meiner Hand unter sein Shirt und berühre seine zarte, weiche Haut. Die Erinnerungen an gestern wallen auf, und automatisch steigt in mir eine Hitze hoch, lässt ein brennendes Gefühl in meinem Körper zurück. Immer hab ich mir vorgestellt, dass ich mein erstes Mal mit einem Mann haben werde, den ich wirklich liebe, den ich schätze und dem ich über aller Maßen vertraue. Doch nie hab ich da auch wirklich dran geglaubt, immer gedacht, dass so etwas nur in Hollywoodstreifen und Geschichten passiert, aber nie im realen Leben, wenn man dann noch mit Leukämie im Krankenhaus liegt und eh so attraktiv wie eine Stange Lauch ist. Und doch ist es mir passiert…kein Schmerz war da, vor dem ich mich so gefürchtet habe, keine Scham, meinen Körper zu zeigen, der so knöchrig und sehnig geworden ist. Keine Zurückhaltung, nicht von ihm und nicht von mir, und wie von Selbst höre ich wieder das Stöhnen und Keuchen der letzten Nacht, spüre seinen heißen Atem, der über meine Lippen wandert, eine angenehme Feuchte hinterlässt. Anscheinend denke nicht nur ich an unsere Nacht, sondern auch mein Liebster, der seine Hände nicht auf meinem Rücken lassen kann, sondern meine Seiten entlang fährt, bis er den Saum meines Pullis erreicht hat, nur, um dann darunter zu schlüpfen, meinen flachen Bauch nachzufahren, meinen Bauchnabel zu necken. Genießerisch lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, recke ihm mein Becken entgegen, stoße sehr gewollt an seine Mitte, die mittlerweile ebenso hart ist. Ihm muss diese Nacht wohl auch ziemlich gefallen haben… Eine heiße Zunge fährt meinen Hals entlang, hinterlässt eine feuchte Spur, über die dann ein kühler Atem weht, eine Hand wandert mein Rückgrat entlang nach oben, packt mich im Nacken und zieht mich zu dem wunderschönen Gesicht herunter, so nahe, dass ich seinen Atem wieder auf meiner Haut spüren kann. Heiß und schwer wiegt er, ich hab gar nicht bemerkt, wie ich angefangen habe, mit meiner Hüfte auf meiner zu kreisen, ihn so unbewusst zu stimulieren. Seine andere Hand fährt meinen Hintern entlang, zupft ungeduldig an meiner Jeans, die er mir anscheinend sofort vom Leib reißen möchte. So gerne ich ihn jetzt auch wieder spüren möchte, kann ich nicht, denn die Nacht gestern war schon etwa wild und heftig, weswegen ich dezent seine Hände von meinem Hosenbund wegschiebe und einen fragenden Blick kassiere. „Du warst gestern etwas forsch, mein Lieber“, säusle ich ihm zu, sein Gesicht nimmt eine ungewöhnliche Röte an und seine Augen weiten sich einen Moment. Doch bevor er noch auf die Idee kommt, sich für etwas wirklich tolles zu entschuldigen, beuge ich mich zu ihm, kralle mich in seinem Nacken fest und presse meine Lippen hungrig auf seine. Ein kehliges Stöhnen entweicht ihm, stachelt mich an, weiter an seinen Lippen zu saugen, meine Zunge frech zwischen diese zu schieben. Wenn ich nur wüsste, wo mein Mut für solche Aktionen herkommt…eigentlich konnte ich mir nie vorstellen, mal aktiv zu werden, das Ruder zu übernehmen und den Mann zu verführen, oder ihn gar zu beglücken, ohne, dass es auf normalen, für mich peinlichen Sex hinausläuft. Und doch schreit mein Körper nach Sasuke, lässt mich alle Selbstzweifel über Bord werfen und ich hab das Gefühl, neue Dinge – zumindest für mich – mit ihm testen zu können, mich einfach an all das herantrauen zu können, egal ob ich es von Anfang an gut mache, oder nicht. Langsam löse ich den Kuss, dirigiere seinen Oberkörper auf das Bett, sodass ich ungeniert an seiner Hose nesteln kann. Verlangend beiße ich mir auf die Unterlippe, bei dem Anblick, der sich mir bietet, als ich seine Hose geöffnet und ein Stück hinuntergezogen habe, atme ich zittrig aus, Vorfreude macht sich in mir breit. Sasuke verdirbt mich wirklich, dabei war ich immer anständig und hatte nie solche Gedanken…und jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken, als die nächsten zwei Wochen mit ihm im Bett zu verbringen und uns in den Laken zu wälzen. Bevor ich wieder ins Krankenhaus muss…weg von zu Hause.. ________________ Es ist schon relativ spät, als wir aufwachen und uns in die Küche begeben, um etwas zu kochen. Itachi und Sui sitzen auch schon dort, schnippeln Gemüse und grinsen uns wissend an, als wir diese betreten. „Spart euch die Kommentare!“, sage ich laut und deutlich, kassiere dafür lediglich kindisches Gekicher, und trotzdem kann ich es ihnen nicht wirklich übel nehmen. Zu sehr überwiegt meine Freude, bald mit Sasuke eine Woche auf Island zu sein, weit weg von all dem hier und so Zweisamkeit in einem verschneiten Land, in einer warmen Hütte, vor dem Karmin… Huch, war das die Klingel? Perplex schauen wir uns alle an, Sasukes Gesichtsausdruck verfinstert sich allerdings etwas. „Ist das Vater?“, woher weiß Itachi denn davon? Oder kann er sich das einfach zusammenreimen, immerhin muss er ihn auch auf dem Friedhof gesehen haben. Sasuke nickt lediglich und begibt sich ganz gemütlich zur Tür, um ihm auch unten zu öffnen. Ein paar Minuten später stehen die beiden im Wohnzimmer, wo ich schnell Gläser und etwas zu Trinken hingestellt habe, damit die Drei ein ruhiges Gespräch führen können. Zurück in der Küche nehme ich schnell Sui beiseite. „Komm, wir verschwinden hier und gehen etwas Essen. Die Drei sollten sich mal aussprechen…da sind wir nur im Weg, ist ja eh eine Familienangelegenheit, hm?“, flüstere ich ihm zu und ernte nur ein grimmiges Nicken, ein Gesichtsausdruck, den ich an ihm noch gar nicht kenne. Er macht sich Sorgem um Itachi, das weiß ich, aber die Beiden sind groß und alt genug, das selbst zu regeln. Nur kurz verabschieden wir uns von den beiden, nehmen unsere Mäntel und gehen in einem Thailaden um die Ecke etwas leckeres essen. Wir lassen uns ziemlich viel Zeit, gehen sogar noch ins Kino, ziehen uns eine Liebeskomödie rein, essen sehr viel Popcorn, wobei mir langsam aber sicher schlecht ist, ehe wir uns wieder auf den Weg nach Hause machen. Schon vor der Wohnungstür hören wir Gelächter, sehr lautes und teilweise auch Gegröle. Ohje, hoffentlich ist da jetzt nichts schlimmes. Vorsichtig öffnen wir die Haustür, darauf bedacht, dass uns niemand hört und finden den Weg ins Wohnzimmer, wo uns schon Macho entgegen kommt, freudig mit der Rute wedelnd. Liebevoll streichle ich ihn, lasse meinen Blick durch den Raum wandern, doch im Wohnzimmer ist niemand. Das Gelächter verfolgen wir bis in unser Schlafzimmer, wo die Drei auf unserem Bett liegen und im Fernseher gegenüber alte Videos schauen, auf denen alle Vier zu sehen sind. Die glückliche Familie bei irgendwelchen Ausflügen. Eng aneinander gekuschelt liegen sie dort auf dem Bett, Tränen lachend, sodass wir uns ganz leise zurückziehen und unseren Abend im Gästezimmer ausklingen lassen. Kapitel 26: Stell die Uhr mal ne Stunde zurück ---------------------------------------------- Blinzelnd schlage ich die Augen auf uns versuche einen Blick auf Sasukes Nachttischuhr zu erhaschen, doch dort, wo ich es gewohnt bin, steht kein Wecker, kein Bild von uns Zweien und auch kein Glas Wasser, wie es Sasuke sonst immer dort stehen hat. Etwas entnervt schließe ich nochmal die Augen, versuche mich daran zu erinnern, was gestern passiert ist. Immer häufiger fällt mir auf, dass ich Dinge, die noch nicht allzu lange zurück liegen, vergesse, oder sie wie in einer Schublade verborgen irgendwo in meinem Hirn versteckt sind, und ich sie erst noch suchen muss. Aber auch damit werde ich zurechtkommen…Chacka, Saku, bis jetzt hast du alles verdammt gut gemeistert!! Vorsichtig starte ich einen neuen Versuch, öffne meine Augen und suche den Wecker neben mir. Doch wieder steht da kein verdammter Wecker, nur ein Nagelknipser und die neuste Ausgabe der „Vogue“. Seit wann liest Sasuke denn so eine Zeitschrift?! Das ist doch alles nicht normal grade… Völlig genervt drehe ich mich um, taste blind mit der Hand nach meiner besseren Hälfte. Das kann nicht sein…ist Sasuke etwa über Nacht geschrumpft?! Schlagartig öffne ich meine Augen, erblicke einen kleinen Körper, eingewickelt in die große Bettdecke, einzig die silbrig-weißen Haare, die nach oben herausschauen. Sui. Wie verdammt bin ich denn bei Sui im Bett gelandet?! Langsam lasse ich meine Gedanken schweife, während ich Sui weiterhin betrachte, versuche meine derzeitige Lage zu reflektieren. Noch vor wenigen Monaten hatte mich jegliche Hoffnung verlassen, dass ich jemals dieses Krankenhaus auch nur ansatzweise lebend verlasse, vielleicht noch etwas von der Welt sehen kann, dass sich wirklich ein Spender für mich finden lässt. Und jetzt liege ich hier, in dieser verdammt schönen Wohnung, habe die wohl besten Menschen an meiner Seite, die ich mir vorstellen könnte, und die Aussicht auf ein normales Leben….vielleicht sogar komplett mit Sasuke an meiner Seite, vielleicht mit Kindern, einem eigenen Haus…alles, was ich früher nie hatte. Eine richtige Familie. Klar, ich hatte Mum und ich hatte Haru…aber irgendwas hat immer gefehlt, und vielleicht haben wir uns auch erst durch den Kontakt mit den Uchihas wirklich als Familie gefühlt. Und jetzt hat uns das Schicksal wieder zusammengeführt, uns die erneute Chance gegeben, die Situation zu nutzen. Und dieses mal werde ich es. Versprochen. Nicht nur für mich, sondern auch für Mum und Haru, denn meine Zeit hier ist noch lange nicht abgelaufen. „Seh ich so schön aus, meine Liebste?“, verschlafen blinzelt mich Sui an, schnurrt mir die Worte regelrecht entgegen. Ein kehliges, für mich sehr ungewohntes Lachen entfleucht Sui, während er sich den Schlaf aus den Augen reibt. Ich kann nicht anders, als zu lächeln, selbst diesen winzigen Moment zu genießen, auszukosten, das hier sehen zu dürfen. Lachend werfe ich mich auf ihn, ziehe ihm die Decke wieder über den Kopf, nur, um mich dann eng an ihn zu kuscheln. Familie. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Ja, du bist wunderschön, meine Prinzessin!“, rufe ich etwas zu laut aus, während mir ein lauter Gähner entfleucht und die Decke unter mir zu vibrieren beginnt. Ein von der Decke gedämpftes „Danke“ dringt zu mir durch, ehe ich mit voller Wucht auf die andere Bettseite geschleudert werde, Sui sich die Decke vom Kopf reißt und mich panisch anschaut. „SAKU!“. „SUI?“. „SAKU!!“. „SUI??“. „SAKU!!!!!!“. „SUI verdammt, sag was ist los!!!!!!!“. „Wir müssen einkaufen gehen!!! Ihr fliegt doch morgen. Und du brauchst noch Pullover und Bikinis und Shirts und Kleider..“, ohne Luft zu holen, fängt Sui an, meinen Einkauf zu planen, wohl überhaupt nicht darüber informiert, wo wir überhaupt hinfliegen werden. Ehe ich mich versehe, ist er schon aufgestanden, steht in einer weinroten, engen Boxershorts vor mir, gestikuliert wild umher und seine Augen leuchten. Sobald dieser Mann shoppen kann, ist seine Welt wohl sehr heile. „Sui, stopp mal. Wir fliegen auf Island…da brauche ich keine Shirts, die hauchdünn sind und auch keine Sommerkleidchen. Zudem ist mir doch eh immer kalt, also wärmeres muss es schon sein.“, versuche ich ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, ich brauche nur das Nötigste, so viel Geld zum ausgeben hab ich nun auch nicht. Und Sasuke muss nicht immer alles bezahlen. Ein verdächtiges Lächeln huscht über Suis Gesicht, hinterlässt eine Fratze, der ich nicht allzu oft begegnen möchte. „Komm mal mit…!“, schallt mir sein Befehl entgegen, doch er hat längst die Tür aufgerissen und stürmt in Sasukes Schlafzimmer, in welchem die drei Uchihas wahrscheinlich immer noch friedlich schlummernd liegen. „Wer keine Hose trägt, bekommt von mir einen Pokneifer!“, brüllt Sui, reißt die Schlafzimmertür auf und wird prompt von Macho umgerannt. Der Arme, er muss wahrscheinlich schon längst mal Gassi gehen. „Um dich kümmer ich mich sofort!“, hauche ich ihm zu und streichle ihm kurz über den Rücken, ehe ich ins Zimmer linse und mein Herz mit Liebe erfüllt wird. Ein Bild für die Götter, wie die drei dort liegen, Itachi und Sasuke an Fugaku gekuschelt, die Haare der beiden wirr auf den Kissen verteilt, die Sabber im Mundwinkel hängend. Ein Bild, das ich nicht allzu schnell zerstören möchte und deswegen Sui aus dem Zimmer zerre, gewillt bin ihm auch den Mund zuzuhalten, falls er sich großartig wehren sollte. Doch auch zu meiner Verwunderung bleibt das aus, und er geht sogar freiwillig mit Macho Gassi. Dabei scheint er Macho gar nicht so gut leiden zu können, vielleicht ist er aber auch nur neidisch auf die Größe des Hundes. Währenddessen bereite ich das Frühstück zu, brate Eier und schneide frisches Obst und Gemüse auf, damit die Suffnasen auch ein ordentliches Katerfrühstück bekommen. Außerdem lege ich jedem eine Aspirin neben ihr Wasserglas, damit sie heute auch keine Kopfschmerzen als Ausrede einsetzen können. Auf leisen Sohlen schleiche ich in unser Schlafzimmer, setze mich auf die Bettkante neben Sasuke und streiche ihm behutsam die Haare aus dem Gesicht, streiche dabei so oft es geht über seine Wange, die wegen seinem Bart ganz rau ist, sich trotzdem so wunderbar anfühlt. „Ich liebe dich, Sasuke…“, ganz leise flüstere ich die Worte, mehr zu mir selbst, mehr zu der schlafenden Schönheit vor mir, als zu Sasuke selbst. Meine Hand lasse ich dabei seine Schultern entlang fahren, streife seine Seiten und finde meinen Weg unter sein Shirt, wo mich heiße glatte Haut empfängt. Geborgenheit. Ein Gruscheln von hinten allerdings reißt mich aus den aufkommenden Gedanken, Gedanken an die Zukunft, die ich mit ihm verbringen darf, Gedanken über meinen Beruf, Gedanken darüber, ob ich jemals genug für ihn sein werde. Hastig ziehe ich meine Hand aus seinem Shirt, decke ihn dabei aber leicht auf. „Morg´n Saku…“, nuschelt mir Itachi entgegen, den Kopf etwas angehoben, sodass er mich anschauen kann, die Haare genauso zerzaust, wild abstehend und den Schlaf in den Augen hängend. „Wie spät ist es?!“, abrupt richtet sich Fugaku auf, die Augen weit aufgerissen, wie ein Huhn auf Speed. „Kurz vor 12, wieso?“, antworte ich ihm kurz, denn er sieht noch viel zu schlaftrunken aus. „Muss um drei zu Hause sein…hab noch nen Termin“, nun weiß ich auch, woher Itachi dieses Nuscheln am Morgen hat. Wie der Vater, so der Sohn, hm? „Wie wärs, wenn ihr euch frisch machen geht und dann frühstücken wir alle zusammen?“, schlage ich ruhig vor, möchte die beiden nicht noch mehr aus dem Konzept bringen. Doch eine richtige Antwort erhalte ich nicht, lediglich ein verwirrtes Nicken und zwei Uchihas, die sich aus dem Bett quälen, der eine sich den Kopf haltend, der andere den Rücken stützend. ----- Kaum, dass die Tür ins Schloss fällt, öffnet Sasuke seine Augen, grinst mich frech an und zieht mich auf sich, sodass ich rittlings auf ihm sitze, bemerke, dass nicht nur er mittlerweile aufgewacht ist. Hart und nach Aufmerksamkeit gierend pulsiert sein Schwanz zwischen uns, fest an mich gepresst, wahrscheinlich auch, weil ich mich ihm immer weiter entgegenpresse. Sasuke strahlt eine Hitze aus, als stünde sein ganzer Körper in Flammen, der Cortex gebündelt in seiner Unterhose. Lasziv reibe ich mein Unterleib an seinem Schwanz, meine Hände seinen Nacken umfassend, damit ich etwas an Stabilität gewinne und ich genüsslich an seinen Haaren ziehen kann. „Saku..ra…wenn du nicht aufhörst, geschieht ein Unfall…“, stöhnend haucht mir Sasuke diese Worte entgegen, hebt dabei sein Becken an und streift dabei meine empfindlichste Stelle. Doch ich möchte ihm nicht geben, was er will, und ich weiß, dass er mich richtig möchte. Aber das wird er sich für heute Abend aufheben müssen, wenn er nicht mehr betrunken ist und auch ich das in vollen Zügen genießen darf. Fahrig finden meine Hände ihren Weg zu Sasukes Gesicht, umfassen dieses und nach einem letzten Blick in seine schwarzen Irden senke ich meine Lippen auf seine, genieße es, seine weichen Lippen zu berühren, ein Stromstoß, der direkt in meinen Schoß fährt und die Feuchte in mein Höschen treibt. Mein Mund scheint staubtrocken und trotzdem verteilt sich der Speichel zwischen unseren Lippen, schmatzt bei jeder Bewegung, erinnert mich an ein anderes Geräusch. Mein Becken schiebe ich immer noch auf und ab, reite ihn und reite ihn doch wieder nicht. Nichts Halbes und nichts Ganzes ist das momentan und dennoch so gut. Tastend schiebe ich meine Zunge in seinen Mund, werde von seiner rauen empfangen, welche ich gekonnt mit meinen Lippen schnappe und leicht an ihr sauge. Immer wieder lutsche ich an ihr, als würde ich gerade seinen Penis in meinem Mund haben, ihn verwöhnen. Seine Hand wandert zu meiner Brust, die andere packt beherzt meinen Hintern an, dirigiert mein Becken so, bestimmt den Rhythmus, mit dem ich ihn verwöhne, mir dabei aber auch ziemliche Lust bereite. Fuck…das hier fühlt sich so bombastisch an, so nahe, obwohl wir uns körperlich kaum berühren, immer noch Stoffe zwischen uns liegen. Und dennoch hab ich das Gefühl, hier so mit ihm ewig sitzen zu können, ewig dieses Gefühl, diese Liebe, die er mir entgegenbringt…Am liebsten würde ich ihn bitte, die Uhr eine Stunde zurückzustellen, damit wir das hier länger genießen können. Sasuke beschleunigt den Rhythmus, entzieht meinem Mund seinen, nur, um seine Stirn gegen meine zu lehnen, mir stöhnend in die Augen zu schauen, unsere Becken gegeneinander klatschend. Rasend schnell überrollt mich die Woge des Glücks, stöhnend presse ich mich fest an Sasuke, kralle meine Finger in seine Haare, gebe mich den letzten Wellen hin. Befriedigt öffne ich meine Augen und blicke in zwei lusterfüllte Onyxe. „Ich liebe dich auch, Sakura..“, er hat mich vorhin also gehört. Schwer schnaufend presst er mich an sich, hält mit seinem Arm mein Becken fest und rammt sich immer wieder heftig gegen mich, bis er sich laut stöhnend zwischen uns entlädt, die Wärme sich zwischen uns beiden ausbreitet und wir regelrecht aneinanderkleben. ------ Schwer atmend kuschle ich mich an Sasuke, versuche einen normalen Atem zu finden und genieße den Geruch, der von ihm ausgeht, seine Wärme und sein schneller Atem. Alles an ihm verzaubert mich jedes Mal aufs Neue. „Ich möchte nicht nach Island…“, leiser beginnt Sasuke zu reden. Kein Urlaub? Hat er es sich doch anders mit mir überlegt und möchte seine freie Zeit doch nicht mit mir verbringen? Verstehen würde ich es ja, immer wieder werde ich krank, immer wieder kann ich gewisse Dinge nicht tun, weil ich zu schwach bin. Wieso sollte man dann mit mir auf eine Insel fliegen, die verdammt schön zum Wandern ist, ich wahrscheinlich aber keine 3 Kilometer wandern könnte... Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zu ihm, versuche die aufkommenden Tränen irgendwie zu vermeiden, doch er hat sie längst entdeckt. So, wie er immer alles an mir entdeckt, vorausschauend, wie er nun mal ist. „Keine Angst, ich will und werde mit dir wegfahren! Aber ich möchte ans Meer, wo es warm ist, ich will dich im Bikini und knappen Kleidern, ich will dich ausgelassen sehen uns nicht eingemummelt im Schnee, wo du halb erfrierst…“, seine Finger streicheln über meinen Oberschenkel, so zart und sanft, dass sich jedes noch so kleine Härchen aufstellt und sich eine Gänsehaut bildet. „Wir haben ein Haus auf Koh Lanta Yai. Mein Vater hat angeboten, dass wir das nutzen können…direkt am Meer, nur wir zwei, erstmal keine Menschen um uns herum, Privatstrand…wir müssten nichtmal was anziehen“, das Lächeln kann ich in seiner Stimme genaustens wahrnehmen und auch mir zaubert diese Vorstellung ein Lächeln auf die Lippen. Koh Lanta Yai. Sonne. Meer. Sasuke. Was brauche ich denn noch, um glücklich zu sein? Kapitel 27: Stell mal die Uhr ne Stunde zurück.zensiert ------------------------------------------------------- Blinzelnd schlage ich die Augen auf uns versuche einen Blick auf Sasukes Nachttischuhr zu erhaschen, doch dort, wo ich es gewohnt bin, steht kein Wecker, kein Bild von uns Zweien und auch kein Glas Wasser, wie es Sasuke sonst immer dort stehen hat. Etwas entnervt schließe ich nochmal die Augen, versuche mich daran zu erinnern, was gestern passiert ist. Immer häufiger fällt mir auf, dass ich Dinge, die noch nicht allzu lange zurück liegen, vergesse, oder sie wie in einer Schublade verborgen irgendwo in meinem Hirn versteckt sind, und ich sie erst noch suchen muss. Aber auch damit werde ich zurechtkommen…Chacka, Saku, bis jetzt hast du alles verdammt gut gemeistert!! Vorsichtig starte ich einen neuen Versuch, öffne meine Augen und suche den Wecker neben mir. Doch wieder steht da kein verdammter Wecker, nur ein Nagelknipser und die neuste Ausgabe der „Vogue“. Seit wann liest Sasuke denn so eine Zeitschrift?! Das ist doch alles nicht normal grade… Völlig genervt drehe ich mich um, taste blind mit der Hand nach meiner besseren Hälfte. Das kann nicht sein…ist Sasuke etwa über Nacht geschrumpft?! Schlagartig öffne ich meine Augen, erblicke einen kleinen Körper, eingewickelt in die große Bettdecke, einzig die silbrig-weißen Haare, die nach oben herausschauen. Sui. Wie verdammt bin ich denn bei Sui im Bett gelandet?! Langsam lasse ich meine Gedanken schweife, während ich Sui weiterhin betrachte, versuche meine derzeitige Lage zu reflektieren. Noch vor wenigen Monaten hatte mich jegliche Hoffnung verlassen, dass ich jemals dieses Krankenhaus auch nur ansatzweise lebend verlasse, vielleicht noch etwas von der Welt sehen kann, dass sich wirklich ein Spender für mich finden lässt. Und jetzt liege ich hier, in dieser verdammt schönen Wohnung, habe die wohl besten Menschen an meiner Seite, die ich mir vorstellen könnte, und die Aussicht auf ein normales Leben….vielleicht sogar komplett mit Sasuke an meiner Seite, vielleicht mit Kindern, einem eigenen Haus…alles, was ich früher nie hatte. Eine richtige Familie. Klar, ich hatte Mum und ich hatte Haru…aber irgendwas hat immer gefehlt, und vielleicht haben wir uns auch erst durch den Kontakt mit den Uchihas wirklich als Familie gefühlt. Und jetzt hat uns das Schicksal wieder zusammengeführt, uns die erneute Chance gegeben, die Situation zu nutzen. Und dieses mal werde ich es. Versprochen. Nicht nur für mich, sondern auch für Mum und Haru, denn meine Zeit hier ist noch lange nicht abgelaufen. „Seh ich so schön aus, meine Liebste?“, verschlafen blinzelt mich Sui an, schnurrt mir die Worte regelrecht entgegen. Ein kehliges, für mich sehr ungewohntes Lachen entfleucht Sui, während er sich den Schlaf aus den Augen reibt. Ich kann nicht anders, als zu lächeln, selbst diesen winzigen Moment zu genießen, auszukosten, das hier sehen zu dürfen. Lachend werfe ich mich auf ihn, ziehe ihm die Decke wieder über den Kopf, nur, um mich dann eng an ihn zu kuscheln. Familie. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Ja, du bist wunderschön, meine Prinzessin!“, rufe ich etwas zu laut aus, während mir ein lauter Gähner entfleucht und die Decke unter mir zu vibrieren beginnt. Ein von der Decke gedämpftes „Danke“ dringt zu mir durch, ehe ich mit voller Wucht auf die andere Bettseite geschleudert werde, Sui sich die Decke vom Kopf reißt und mich panisch anschaut. „SAKU!“. „SUI?“. „SAKU!!“. „SUI??“. „SAKU!!!!!!“. „SUI verdammt, sag was ist los!!!!!!!“. „Wir müssen einkaufen gehen!!! Ihr fliegt doch morgen. Und du brauchst noch Pullover und Bikinis und Shirts und Kleider..“, ohne Luft zu holen, fängt Sui an, meinen Einkauf zu planen, wohl überhaupt nicht darüber informiert, wo wir überhaupt hinfliegen werden. Ehe ich mich versehe, ist er schon aufgestanden, steht in einer weinroten, engen Boxershorts vor mir, gestikuliert wild umher und seine Augen leuchten. Sobald dieser Mann shoppen kann, ist seine Welt wohl sehr heile. „Sui, stopp mal. Wir fliegen auf Island…da brauche ich keine Shirts, die hauchdünn sind und auch keine Sommerkleidchen. Zudem ist mir doch eh immer kalt, also wärmeres muss es schon sein.“, versuche ich ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, ich brauche nur das Nötigste, so viel Geld zum ausgeben hab ich nun auch nicht. Und Sasuke muss nicht immer alles bezahlen. Ein verdächtiges Lächeln huscht über Suis Gesicht, hinterlässt eine Fratze, der ich nicht allzu oft begegnen möchte. „Komm mal mit…!“, schallt mir sein Befehl entgegen, doch er hat längst die Tür aufgerissen und stürmt in Sasukes Schlafzimmer, in welchem die drei Uchihas wahrscheinlich immer noch friedlich schlummernd liegen. „Wer keine Hose trägt, bekommt von mir einen Pokneifer!“, brüllt Sui, reißt die Schlafzimmertür auf und wird prompt von Macho umgerannt. Der Arme, er muss wahrscheinlich schon längst mal Gassi gehen. „Um dich kümmer ich mich sofort!“, hauche ich ihm zu und streichle ihm kurz über den Rücken, ehe ich ins Zimmer linse und mein Herz mit Liebe erfüllt wird. Ein Bild für die Götter, wie die drei dort liegen, Itachi und Sasuke an Fugaku gekuschelt, die Haare der beiden wirr auf den Kissen verteilt, die Sabber im Mundwinkel hängend. Ein Bild, das ich nicht allzu schnell zerstören möchte und deswegen Sui aus dem Zimmer zerre, gewillt bin ihm auch den Mund zuzuhalten, falls er sich großartig wehren sollte. Doch auch zu meiner Verwunderung bleibt das aus, und er geht sogar freiwillig mit Macho Gassi. Dabei scheint er Macho gar nicht so gut leiden zu können, vielleicht ist er aber auch nur neidisch auf die Größe des Hundes. Währenddessen bereite ich das Frühstück zu, brate Eier und schneide frisches Obst und Gemüse auf, damit die Suffnasen auch ein ordentliches Katerfrühstück bekommen. Außerdem lege ich jedem eine Aspirin neben ihr Wasserglas, damit sie heute auch keine Kopfschmerzen als Ausrede einsetzen können. Auf leisen Sohlen schleiche ich in unser Schlafzimmer, setze mich auf die Bettkante neben Sasuke und streiche ihm behutsam die Haare aus dem Gesicht, streiche dabei so oft es geht über seine Wange, die wegen seinem Bart ganz rau ist, sich trotzdem so wunderbar anfühlt. „Ich liebe dich, Sasuke…“, ganz leise flüstere ich die Worte, mehr zu mir selbst, mehr zu der schlafenden Schönheit vor mir, als zu Sasuke selbst. Meine Hand lasse ich dabei seine Schultern entlang fahren, streife seine Seiten und finde meinen Weg unter sein Shirt, wo mich heiße glatte Haut empfängt. Geborgenheit. Ein Gruscheln von hinten allerdings reißt mich aus den aufkommenden Gedanken, Gedanken an die Zukunft, die ich mit ihm verbringen darf, Gedanken über meinen Beruf, Gedanken darüber, ob ich jemals genug für ihn sein werde. Hastig ziehe ich meine Hand aus seinem Shirt, decke ihn dabei aber leicht auf. „Morg´n Saku…“, nuschelt mir Itachi entgegen, den Kopf etwas angehoben, sodass er mich anschauen kann, die Haare genauso zerzaust, wild abstehend und den Schlaf in den Augen hängend. „Wie spät ist es?!“, abrupt richtet sich Fugaku auf, die Augen weit aufgerissen, wie ein Huhn auf Speed. „Kurz vor 12, wieso?“, antworte ich ihm kurz, denn er sieht noch viel zu schlaftrunken aus. „Muss um drei zu Hause sein…hab noch nen Termin“, nun weiß ich auch, woher Itachi dieses Nuscheln am Morgen hat. Wie der Vater, so der Sohn, hm? „Wie wärs, wenn ihr euch frisch machen geht und dann frühstücken wir alle zusammen?“, schlage ich ruhig vor, möchte die beiden nicht noch mehr aus dem Konzept bringen. Doch eine richtige Antwort erhalte ich nicht, lediglich ein verwirrtes Nicken und zwei Uchihas, die sich aus dem Bett quälen, der eine sich den Kopf haltend, der andere den Rücken stützend. ----- ------ Schwer atmend kuschle ich mich an Sasuke, versuche einen normalen Atem zu finden und genieße den Geruch, der von ihm ausgeht, seine Wärme und sein schneller Atem. Alles an ihm verzaubert mich jedes Mal aufs Neue. „Ich möchte nicht nach Island…“, leiser beginnt Sasuke zu reden. Kein Urlaub? Hat er es sich doch anders mit mir überlegt und möchte seine freie Zeit doch nicht mit mir verbringen? Verstehen würde ich es ja, immer wieder werde ich krank, immer wieder kann ich gewisse Dinge nicht tun, weil ich zu schwach bin. Wieso sollte man dann mit mir auf eine Insel fliegen, die verdammt schön zum Wandern ist, ich wahrscheinlich aber keine 3 Kilometer wandern könnte... Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zu ihm, versuche die aufkommenden Tränen irgendwie zu vermeiden, doch er hat sie längst entdeckt. So, wie er immer alles an mir entdeckt, vorausschauend, wie er nun mal ist. „Keine Angst, ich will und werde mit dir wegfahren! Aber ich möchte ans Meer, wo es warm ist, ich will dich im Bikini und knappen Kleidern, ich will dich ausgelassen sehen uns nicht eingemummelt im Schnee, wo du halb erfrierst…“, seine Finger streicheln über meinen Oberschenkel, so zart und sanft, dass sich jedes noch so kleine Härchen aufstellt und sich eine Gänsehaut bildet. „Wir haben ein Haus auf Koh Lanta Yai. Mein Vater hat angeboten, dass wir das nutzen können…direkt am Meer, nur wir zwei, erstmal keine Menschen um uns herum, Privatstrand…wir müssten nichtmal was anziehen“, das Lächeln kann ich in seiner Stimme genaustens wahrnehmen und auch mir zaubert diese Vorstellung ein Lächeln auf die Lippen. Koh Lanta Yai. Sonne. Meer. Sasuke. Was brauche ich denn noch, um glücklich zu sein? Kapitel 28: Tage ohne Sakura ---------------------------- Sasuke Tag 1 Endlose Gespräche haben wir über dieses Szenario geführt. Darüber, dass du hier liegst und ich hier sitze und alles genauso beschissen ist, wie es nunmal gerade ist. „Saku…du schaffst das. Bitte…“, meine Hand bekommt langsam deine zu fassen, doch ich kann nicht zudrücken, denn in ihr steckt ein Zugang, dein Port ist schon belegt und auch der ZVK an deinem Hals pumpt Unmengen an Zeug in dich hinein. Deine Haut ist noch weißer und fahler als sonst, hat gänzlich ihren Glanz verloren. Dein kleiner Flaum, der dir da wieder wächst- dein kleines Wunder, wie du es nanntest- verleiht dir etwas magisches. In dieser absolut beschissenen und perfiden Situation…da schaffst du es trotzdem, magisch zu sein. „Sasuke…komm. Lass uns etwas frühstücken, du musst gleich mit deinem Dienst anfangen“, Itachi legt seine Hand auf meine Schulter, holt mich in die Gegenwart zurück. Frühstück. Ich bekomm doch eh nichts runter. Warum soll ich etwas essen, wenn es doch eh nach nichts schmeckt? Ohne Saku schmeckt es einfach nach nichts…nichts macht mehr Spaß. Fast, als hätte mein Leben seinen Sinn verloren. „Itachi, nicht jetzt. Ich kann einfach nicht. Was mach ich denn, wenn sie nicht mehr aufwacht, verdammt, was mach ich, wenn sie stirbt, was..“, meine Atmung kann ich schon lange nicht mehr kontrollieren. Unkontrolliert vibriert mein Zwerchfell, meine Atmung wird flacher und hektischer, hysterisch versuche ich so viel Sauerstoff wie möglich in mich hineinzupumpen, werde dabei jedoch nur schneller und hektischer. Das Aussprechen meiner Gedanken und die Angst, Saku zu verlieren, steigern die in mir hervorkriechende scheiß Panik nur noch mehr und ich fange richtig an zu hyperventilieren. Warum kann dieser Horror denn nicht ein Ende finden? Womit haben wir es denn verdient, dass uns das Schicksal nochmal so an den Karren pisst? Um mich herum wird alles schwarz und ich finde ungewollt den so dringend benötigten Schlaf. Tag 2 immer noch müde schlage ich meine Augen auf und blinzle gegen das Licht an. Anscheinend habe ich die ganze Zeit auf meinem Arm gelegen, weshalb ich den jetzt kaum mehr spüre und den Drang verspüre, mich auf den Rücken zu drehen. Doch die eine Robbe liege ich da und schaffe es einfach nicht, meine Körpermasse zu bewegen. Undefinierbare Laute verlassen meinen Mund und ich erwische mich dabei, wie mir das wirklich vollkommen egal ist. Der einzige Gedanke, der mich binnen Sekunden aufrichtet und mich zu meinen Klamotten auf dem Stuhl neben mir hechten lässt, ist der an Sakura. Sakura... Tränen steigen in meinen Augen auf, und der Kloß in meinem Hals lässt sich nicht herunterschlucken. Warum habe ich die Anzeichen nicht gesehen? Das Zwicken in der Seite, dass sie so schnell schlapp wurde und ihr so oft schlecht war. Aber all das sind doch auch Nebenwirkungen der Chemo, also in ihrer Situation mehr als nur eindeutig gewesen für mich. Wieso bin ich kein besserer Arzt und habe gemerkt, wie schlecht es ihrem Körper gehen muss. Gefangen in einer Lethargie ziehe ich meine Kleidung an, schlurfe zur Tür hinaus und erwarte einen stets gut gelaunten Macho. Allerdings ist auch dieser außer Haus. Wahrscheinlich hat ihn Itachi mal ausgeführt. Itachi. Wie hab ich denn gestern überhaupt meinen Dienst über die Bühne gebracht? Nach ihm suchend laufe ich durch meine Wohnung, allerdings ist auch von ihm keine Spur, also ist er wirklich mal unterwegs. Also mache ich mich auf den Weg... Als hätte die Zeit stillgestanden. Die gleichen Schläuche, das gleiche Piepsen des Monitors, die gleiche Blässe in deinem Gesicht. Dieser Anblick erinnert mich an die drei Wochen, die ich an deinem Bett verbracht habe. Bitte lass es nicht wieder eine so lange Zeit sein. Langsam schlurfe ich zu dem Stuhl in der Ecke, ziehe ihn zu deinem Bett, extra klaut, als könne ich dich mit den Geräuschen wecken, und setze mich hin. Meine Position. An deiner Seite. Tag 7 „Das könnt ihr nicht machen! Ich brauche nur noch ein wenig Auszeit, dann bin ich doch wieder einsatzbereit. Lewis, das können Sie jetzt wirklich nicht bringen, ich-“. „Sasuke, es reicht. Sie sind am Ende. Sakura wird überleben, aber wenn ich Sie nicht zwangsbeurlaube, wacht sie auf und hat keinen Sasuke mehr an ihrer Seite. Auch ein Sasuke Uchiha ist kein Superheld.“ Tag 8 „Lewis, entschuldigen Sie, dass ich nochmal anrufe, aber gibt es denn nun schon genauere Ergebnisse? Wie sind die Blutergebnisse und...wie schlägt die Dialyse an?“, mein dritter Anruf bei ihm. Irgendwann bringt er mich noch um. „Die Dialyse schlägt an, das Blutbild sieht ganz gut aus, jetzt heißt es abwarten, okay? Sie ist wunderbar hier aufgehoben. Fahr ein paar Tage weg, tanke Kraft, die werdet ihr benötigen, wenn sie wieder aufwacht. Den ZVK haben wir gezogen, der war nicht mehr nötig, du siehst, es geht bergauf. Und jetzt will ich einige Tage nichts von dir hören !“ Tuut. Legt der einfach auf... Vielleicht sollte ich wegfahren. Nicht zu weit weg, damit ich jederzeit wieder schnell im Krankenhaus bin, aber doch etwas Abstand gewinne. Itachis Hand auf meiner Schulter, wie ein Mantra, immer wiederkehrend. „Lass uns fischen gehen“. Er hat doch immer die besten Ideen. Ein bisschen abzuschalten könnte mir echt guttun, Sakura dominiert sowieso meine Gedanken, Ängste überrollen mich jede Sekunde aufs Neue. Kapitulierend vor Itachi, Sakura, meiner Welt, verschwinde ich in mein Zimmer, packe alles notwendige für ein paar Tage Camping zusammen und fische in den Untiefen meines Schrankes mein Anglerset hervor, das mir unser Vater vor etlichen Jahren geschenkt hat. „Lass uns gehen“, meine Füße tragen mich zum Auto, doch ich spüre nichts. Wir bewegen uns von zu Hause weg, doch ich spüre nichts. Die Tage mit Itachi sind schön, doch ich spüre nichts. Staten Island ist wunderschön, doch ich spüre nichts. Tag 15 Ich betrete Sakus Zimmer und sehe sie da liegen, friedlich atmend und mit einer gesunden Farbe im Gesicht. Und zum ersten Mal seit Tagen spüre ich wieder etwas. Diese Vertrautheit, ihr einzigartiger Duft, der das Zimmer durchflutet, jedes Desinfektionsmittel und Jod übertüncht. Sie zieht mich magisch an, meine Hände suchen automatisch ihre, meine Lippen pressen sich auf ihre Stirn, als könne mein Kuss sie aufwecken. Sie wird es schaffen. Tag 16 „Sasuke, es sieht sehr gut aus. Allerdings müssen wir Sakura einen Tumorstent legen. Ihre Harnleiter verstopfen immer wieder und du weißt, kann nichts abfließen, kommt es zur Stauung und letztlich zur Vergiftung des Körpers. Und das wollen wir dieses mal verhindern. Wir werden die Stents morgen legen, aber sei beruhigt. Ok?“, Lewis Nachricht auf meinem AB. Eine weitere Operation. Na ganz toll. Tag 17 Das Zimmer ist leer, als ich komme. Sakura muss wohl schon im OP sein, und der Stent wird gelegt. Also warte ich jetzt die drei Stunden, bis die OP und die Verwaltungszeit abgeklungen sind. Ob die Schiene dem Körper die Möglichkeit gibt, sich zu erholen? Eine Dialyse ist auch immer wieder eine große Belastung und vielleicht kann sie nicht gleichzeitig wachwerden und kämpfen, vielleicht ist sie zu abgeschlagen dafür. Mir bleibt nur das Hoffen. Tag 19 Die letzten Tage waren stressig, ich konnte kaum zu Sakura, denn mein Dienst hatte wieder begonnen und wie ein Anfänger wurde ich in die Ambulanz geschickt. Hochgradiger Stress, aber viel Ablenkung, und deswegen auch gut getaktet von Lewis. Ich trockne mich ab, denn ich war grade trainieren, um ein wenig körperliche Auslastung zu erreichen und mich frisch wieder in den Dienst stürzen zu können. Heute würde ich auch wieder zu Sakura können, ihre Werte sehen super aus und wenn ich sehr ehrlich zu mir selbst bin, dann weiß ich, dass es wirklich gut aussieht. Kurz bevor ich das Fitnessstudio verlasse, schaue ich kurz auf mein Handy. 5 verpasste Anrufe von Lewis. Scheiße. Panik macht sich in mir breit und auf einmal kommt mir mein Optimismus, den ich so unverfroren an den Tag gelegt habe, lächerlich und redundant vor. Panisch stürme ich aus dem Studio, versuche mit zitternden Händen die Rückruftaste zu wählen und hoffe, dass er so schnell wie möglich abnimmt. Kaum, dass der Anruf angenommen wird, sprudeln die Fragen aus mir heraus. Doch die Antwort, die ich bekomme, reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Kapitel 29: Nochmal. -------------------- Eins. Zwei. Drei. Einatmen. Ausatmen. Die Grundregeln des Überlebens, etwas, was sich in das Hirn einbrennt, unwillkürlich stattfindet und doch in Situationen wie diesen in Vergessenheit gerät. Eine Situation, die dir den Atem raubt, deine Welt einen kleinen Moment lang stillstehen lässt. Einatmen. Ausatmen. Das Brennen in den Augen akzeptieren, die Tränen rollen lassen, die Scham überwinden. Jeder kann mich sehen, sehen, wie ich den Halt verliere und auf meine Knie presche. Meine Hände zittern und meine Lippen fangen an zu beben, Spucke verteilt sich auf jenen, vermischt sich mit den herabrinnenden Tränen. Einatmen. Ausatmen. „Sag das nochmal…“. Einatmen. Ausatmen. „Sag es nochmal..“. Einatmen. Ausatmen. „Nochmal…“ Mit jeder Bitte werden meine Schritte schneller, mein Atem hektischer und mein Puls schneller. „Nochmal!“, ein Keuchen, mehr bleibt von meiner Stimme nicht mehr. Panik bricht in mir aus. Bitte, lass das kein Scherz sein. Meine Lunge brennt, meine Augen brennen, meine Wangen von salzigen Tränen und meine Nase läuft. Wie in Trance erreiche ich den Haupteingang des Krankenhauses. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Die Übelkeit herunterschlucken, die Tränen wegwischen, Nase säubern und einatmen. Ausatmen. Beruhigen. Die Tür der Intensivstation. Das Handy hab ich immer noch am Ohr. „Nochmal…bitte..“. keine Ahnung, wie oft ich diese Bitte schon geäußert habe, wie oft ich in den Imperativ verfallen bin und wie oft ich geschrien habe. Doch immer sind dabei Tränen in meinen Augen aufgestiegen und mein Herz wurde ein Stück größer. Ich öffne sachte die Tür zu Sakus Zimmer. „Nochmal…bitte..“, mein Handy lasse ich langsam sinken und schaue die zierliche, eingefallene Schönheit im Bett vor mir an, ein Lächeln auf den Lippen. Ihr Mund verzieht sich zu einem schüchternen Lächeln, ihre Wangen glühen förmlich, als ich mit schnellen Schritten den abstand zwischen ihrem Bett und mir hinter mich bringe. Einatmen. Ausatmen. Gierig, schnell, hastig, verlangend, besitzergreifend, sorgend, angsterfüllt, dankbar. Liebevoll. So umschließe ich ihr schmales Gesicht, presse meine Lippen auf ihre und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Ihre Tränen mischen sich mit meinen, der salzige Geschmack nimmt Überhand und ich kann es nicht unterbinden, mich mit meinen eigenen Händen zu vergewissern, dass sie wach ist. Berühre immer wieder ihr Gesicht, zeichne ihre lächelnden Lippen nach, streiche die Tränen aus ihrem Gesicht. Das Grün ihrer Irden wird dunkler, strahlender, intensiver, als sie mein Kinn in die Hand nimmt und mich fordernd anschaut. Wie eine Mutter ihren kleinen, wehrlosen Sohn, den sie beschützen muss. „Ich bin noch nicht bereit, dich zu verlassen. Ich liebe dich, Sasuke. Ich werde das so oft, wie du möchtest, wiederholen. Ich bin noch lange nicht dazu bereit…dafür hatte ich zu wenig Zeit mit dir!“. Perfektion. So perfide diese Situation gerade ist, so schrecklich die Stimmung auf dieser Station wirkt, umso erfüllter ist dieser Raum, die Luft zwischen uns, das Knistern zwischen uns. Wenn ich nie an eine wahre Liebe zwischen Mann und Frau geglaubt habe, und immer dachte, die gibt es nur zwischen einer Mutter und ihrem Kind…dieser Moment hat mein Weltbild komplett gewendet. Liebe. Bedingungslose Liebe. Die Glückseligkeit, welche wir im Leben zu erreichen versuchen, habe ich schon immer in meinem Leben gehabt. *~*~*~~~~~~~~~ Ich weiß nicht, wie lange wir hier sitzen, uns gegenseitig einfach nur festhalten, immer wieder küssen uns streicheln. Jim war auch schon da, die Stents haben ihren Zweck erfüllt, durch den Abfluss konnte sich ihr Körper erholen. Ein paar Tage wird sie noch hier verbringen müssen, aber die Aussicht auf die normale Station ist gut. „Sasuke…“, ihre liebliche Stimme lässt mich aufhorchen. Leicht stupse ich ihre Nase mit meiner an, versuche immer wieder so viel Körperkontakt wie möglich herzustellen. „Ich muss mal wohin..“, das Unwohlsein ist ihr deutlich anzusehen. Der Katheter wurde ihr schon gezogen? Nun ja…gut. „Ich lass dich raus…“, schnell stehe ich vom Bett auf, möchte ihr Platz machen. „Ach Sasuke..“, ihr Lachen erfüllt den Raum, bringt das Leben in mein Leben zurück. „Meine Beine sind Wackelpudding…bitte klingel mal, ich brauch da Hilfe“, leise und doch bestimmt. Sakura. Sie ist dünn geworden, selbst die Shirts, die wir neu gekauft haben, sind ihr zu gross, ihre Knochen zeichnen sich ab und ihre Augen wirken noch größer und mystischer. Ich beuge mich zu ihr vor, umschließe ihren Torso mit meinen Armen und hebe sie vorsichtig und mit viel Bedacht hoch. „Ah! Was machst du denn da?! Lass mich runter, Sasuke…!!“, doch auch ihre Keifen und Zetern helfen ihr jetzt nicht weiter. „Lass mich bitte runter. Du sollst mich nicht auf Toilette begleiten! Das ist unangenehm!“. Noch bevor sie weiterer solcher stupiden Sätze rausballern kann, hab ich sie auf den Klositz verfrachtet und mich vor sie gestellt, ihren Kopf an meinen Bauch gelehnt, als Stütze dienend. „Darüber machst du dir Gedanken? Dass du hier pinkelst, während ich dabei bin?? Ich hab dich erbrechen sehen, habe dein Blut aufgewischt, du bist in meinen Armen zusammengeklappt und fast gestorben. Und du machst dir Gedanken wegen etwas Urin? Urin? Wir wissen beide, dass das sowas von unnötig ist.“, meiner Kehle entflieht ein Lachen. Das erste seit Wochen. Sie bringt die Freude zurück in mein Leben. Lachend vergräbt sie ihr Gesicht an meinem Bauch, fragt vorsichtig nach den anderen, wie die letzten Tage waren und was jetzt noch so auf sie zukommt. Auf manches habe ich eine Antwort, auf vieles aber nicht. Auf die Frage, was ich die letzten Tage gemacht habe, antworte ich mit einer Lüge. Nie könnte ich ihr erzählen, dass ich die letzten Tage immer wieder am Gab meiner Mutter verbracht habe, dann bei Haru und ihrer Mutter war. Dass ich die drei immer wieder angefleht habe, Sakura zurückzuschicken und nicht schon zu sich zu holen. Denn da gehört sie noch nicht hin. Gedankenverloren spiele ich mit einem abgeschnittenen Infusionsschlauch, drehe ihn und wickle ihn, binde ihn zusammen und betrachte mein Werk. Mein Blick wandert wieder zu Sakura, die mich mit ihren Smaragden anfunkelt, einen roten Schimmer auf ihren Wangen. Und er wandert wieder zu meiner Bastelei. Ein Ring. Sakura. Ein Ring. Und plötzlich fühlt sich alles nicht mehr so verdammt scheiße an. Kapitel 30: Ein Lächeln. ------------------------ Sasuke Wärme. Alles, was ich fühle ist Wärme, die mich umgibt, sich an mich schmiegt, mich einnimmt. Die letzten zwei Wochen waren hart, durchwachsen und nervenaufreibend, aber als Jim uns vor drei Tage gesagt hat, dass Saku das Krankenhaus verlassen darf, war all das vergessen. Endlich. Wieder neben ihr einschlafen und aufwachen, ihren Körper an meinem zu spüren, wissen, dass es ihr gut geht und zwar zu jeder Tageszeit. Doch auch die Freude hierüber wird etwas getrübt, denn in nicht mal zwei Wochen muss ich Sakura wieder im Krankenhaus zurücklassen und dieses mal kann ich ihr nicht zu jeder Zeit beistehen. Die Transplantation rückt immer näher, ihre Blutwerte sind wieder optimal und Isolationszeit bereitet mir jetzt schon Bauchschmerzen. Aber davon darf ich mich nicht herunterziehen lassen, denn grade jetzt, in diesem Moment, liegt dieser wundervolle Mensch hier neben mir, an mich geschmiegt, ihren Po verdächtig nahe an meinem Schoß und schlummert noch friedlich. Ihr Duft steigt mir in die Nase, süßlich und ein wenig nach Pfirsichblüte riecht sie und das zu jeder Zeit. Sogar im Krankenhaus hat sie so gerochen. Ein Geruch, der mir immer für Sakura anhängig bleiben wird. Sanft male ich kleine Kreise auf ihrem Oberarm, oder das, was noch davon übrig ist. Sie ist so verdammt dünn geworden. Aber selbst das, die hervorstehenden Knochen und die Blässe, die immer mehr Einzug hält, machen sie nicht weniger schön. Ganz im Gegenteil. Langsam fahre ich ihren Arm entlang, lasse meine Fingerspitzen auf ihrem Hüftknochen tanzen, zeichne sanft ihre Leiste nach. Dünn. Alles an ihr ist so unendlich dünn geworden. „mmh“, brummt es neben mir, ihre Hand findet meine, streicht vorsichtig darüber, als könne sie sonst den Augenblick zerstören. Ich neige meinen Kopf und vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, atme ihren Duft tief ein und bedecke ihren Hals mit federleichten Küssen. Das leise Stöhnen, das ihr entrinnt, zeigt mir, dass es ihr definitiv gefällt und ich jetzt nicht aufhören sollte. Aber nicht nur ihr gefällt dieses Gefühl, auch mir, ihre Haut auf meinen Lippen zu spüren, die gleisende Hitze, die sie ausstrahlt, meine Hand, die sich ihren Weg immer weiter nach unten bahnt. Stöhnend streckt sie ihren Hals durch, drückt ihren Kopf liebevoll an meinen, als ich mit zwei Fingern durch ihre Mitte streife, ihre Feuchte verteile und beginne, ihren Kitzler zu massieren. Eine Welle heißer Blitze durchfährt mich, das Gefühl meiner immer nasser werdenden Finger zwischen ihren Beinen droht mich zu übermannen, mein Herz pocht so schnell, mein Puls rast. Gierig raube ich mir einen Kuss von ihr, dann noch einen und noch einen, fahre mit meiner Zunge ihre Lippen entlang, drücke sie näher an mich heran und versenke meine Finger in ihr. Fest stoße ich mit ihnen zu, lasse meinen Daumen dabei auf ihrem Kitzler kreisen, sodass sie sich aufbäumt, mir ihre Brust dabei verführerisch darbietend entgegenstreckt und ich nicht anders kann, als an ihren harten, erregten Nippeln zu saugen, sie dabei immer weiter der Erlösung nahe zu treiben. Immer wieder zieht es sich verdächtig um meine Finger zusammen, ihr Stöhnen wird lauter, flehender, ihr Lust geschwängerter Blick fesselt mich, treibt meinen Puls noch weiter in die Höhe. „Sasuke…hör auf mich zu ärgern!“, ihre Stimme ist fast nur ein Zittern, ihr Körper bebt und ich möchte ihr dieses tolle Gefühl nicht verweigern, möchte sie selbst spüren, mit ihr verschmelzen. „Sag mir, was du willst“, raune ich in ihr Ohr, presse sie fester an mich heran, erhöhe den Druck auf ihre Klitoris, spüre ihre Fingernägel, die sich in meinen Oberschenkel schlagen. Ihr Antwort macht mich stutzig, denn sie packt meine Hand, zieht meine Finger aus sich heraus und schafft Distanz zwischen uns. Allerdings nur, um mich lüstern anzuschauen, sich über die Lippen zu lecken und meinen harten Schwanz mit ihren grünen Irden zu taxieren. Ihre kleine Hand umschlingt meinen besten Freund, und erst, als ihre heiße Zunge meinen Schaft entlang fährt, verstehe ich, dass sie grade dabei ist, mir zum ersten Mal einen zu blasen. Heiße und kalte Schauer überhäufen meinen Körper, ihre Zunge schnellt über meine Eichel, entlockt mir einen Lusttropfen nach dem anderen. Ich weiß nicht, wo sie das gelernt haben sollte, aber es fühlt sich unbeschreiblich gut an. Dazu der Anblick ihrer perfekten Lippen, die sich um meinen Schwanz stülpen, während ihre Augen meine einfangen. So schön es sich in ihrem heißen Mund anfühlt, brodelt das Bedürfnis in mir, sie zu küssen und fest an mich zu ziehen. Also fahre ich mit meiner Hand in ihren Nacken und ziehe sie bestimmt zu mir hoch, sodass sie rittlings auf mir sitzt und mir der Zugang zu ihrem Mund nicht mehr verweigert bleibt. Wild fällt sie über mich her, bedeckt mein Gesicht mit Küssen, saugt an meiner Zunge, beißt leicht in meine Lippen. „Do me…“, hauche ich ihr entgegen, äußere meinen Wunsch, sie endlich zu spüren. Sie presst sich näher an mich heran, verschlingt ihre Arme in meinem Nacken und sinkt auf mich nieder, bewegt sich wie eine Göttin auf mir. Alles um mich herum verschwimmt und ich spüre nur noch die Verbindung zwischen Saku und mir, ihre Augen, die meine fesseln und das brennende Gefühl in mir, das Bedürfnis für immer mit ihr verbunden zu bleiben. Verloren in den Gedanken, den Emotionen und der Lust, ergieße ich mich heiß in ihr, flüstere ihren Namen, vergrabe mein Gesicht an ihrer Schulter und lasse den Tränen freien Lauf. Ich bin im Himmel. ~~~~~~~~~~~~~~~****~~~~*****~~~~~~******~~~~~~ Sakura Nach den letzten Wochen war das Aufwachen heute neben Sasuke unglaublich schön und befreiend. Dass er mich nicht abstoßend findet und genauso attraktiv und anziehend wie vorher, beeindruckt mich, deswegen habe ich mich auch etwas über meinen Schatten getraut. Sasuke…was ich nur ohne diesen Mann machen würde? Langsam und in Ruhe schnipple ich Tomaten, möchte uns ein Frühstück vorbereiten und dafür Sasukes Lieblingsessen zubereiten. Nachdem Sasuke gekommen war, brachen die Tränen nur so aus ihm heraus….ich weiß, die letzte Zeit muss ein herber Schlag in die Fresse für ihn gewesen sein. Ewig haben wir ineinander verschlungen dagesessen, ich habe seine Tränen weggewischt und ihm beteuert, dass ich alles dafür geben werde, dass wir eine Zukunft aufbauen können. An der Tür klingelt es und ich höre Macho aus dem Wohnzimmer zur Tür rennen. Auch er ist wohl froh, dass endlich wieder Leben in die Bude kommt. „Sakuu, schaust du mal, wer da klingelt?!“, schallt es aus dem Badezimmer. Kurz verdrehe ich meine Augen, ja natürlich schaue ich nach. Ein leises Lachen entfleucht meiner Kehle und ich frage mich wirklich, wer da jetzt vor der Tür steht, zumal ich immer noch in den Schlafklamotten stecke und völlig zerzaust bin. Macho kratzt schon sabbernd und bellend an der Tür, das macht er doch sonst nicht. Vorsichtig öffne ich die Tür und kaum erblicke ich die Person, zaubert sich ein Lächeln in mein Gesicht. Kapitel 31: Ein Lächeln.zensiert -------------------------------- Sasuke Wärme. Alles, was ich fühle ist Wärme, die mich umgibt, sich an mich schmiegt, mich einnimmt. Die letzten zwei Wochen waren hart, durchwachsen und nervenaufreibend, aber als Jim uns vor drei Tage gesagt hat, dass Saku das Krankenhaus verlassen darf, war all das vergessen. Endlich. Wieder neben ihr einschlafen und aufwachen, ihren Körper an meinem zu spüren, wissen, dass es ihr gut geht und zwar zu jeder Tageszeit. Doch auch die Freude hierüber wird etwas getrübt, denn in nicht mal zwei Wochen muss ich Sakura wieder im Krankenhaus zurücklassen und dieses mal kann ich ihr nicht zu jeder Zeit beistehen. Die Transplantation rückt immer näher, ihre Blutwerte sind wieder optimal und Isolationszeit bereitet mir jetzt schon Bauchschmerzen. Aber davon darf ich mich nicht herunterziehen lassen, denn grade jetzt, in diesem Moment, liegt dieser wundervolle Mensch hier neben mir, an mich geschmiegt, ihren Po verdächtig nahe an meinem Schoß und schlummert noch friedlich. Ihr Duft steigt mir in die Nase, süßlich und ein wenig nach Pfirsichblüte riecht sie und das zu jeder Zeit. Sogar im Krankenhaus hat sie so gerochen. Ein Geruch, der mir immer für Sakura anhängig bleiben wird. Sanft male ich kleine Kreise auf ihrem Oberarm, oder das, was noch davon übrig ist. Sie ist so verdammt dünn geworden. Aber selbst das, die hervorstehenden Knochen und die Blässe, die immer mehr Einzug hält, machen sie nicht weniger schön. Ganz im Gegenteil. Langsam fahre ich ihren Arm entlang, lasse meine Fingerspitzen auf ihrem Hüftknochen tanzen, zeichne sanft ihre Leiste nach. Dünn. Alles an ihr ist so unendlich dünn geworden. „mmh“, brummt es neben mir, ihre Hand findet meine, streicht vorsichtig darüber, als könne sie sonst den Augenblick zerstören. Ich neige meinen Kopf und vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, atme ihren Duft tief ein und bedecke ihren Hals mit federleichten Küssen. Das leise Stöhnen, das ihr entrinnt, zeigt mir, dass es ihr definitiv gefällt und ich jetzt nicht aufhören sollte. Aber nicht nur ihr gefällt dieses Gefühl, auch mir, ihre Haut auf meinen Lippen zu spüren, die gleisende Hitze, die sie ausstrahlt, meine Hand, die sich ihren Weg immer weiter nach unten bahnt. ~~~~~~~~~~~~~~~****~~~~*****~~~~~~******~~~~~~ Sakura Nach den letzten Wochen war das Aufwachen heute neben Sasuke unglaublich schön und befreiend. Dass er mich nicht abstoßend findet und genauso attraktiv und anziehend wie vorher, beeindruckt mich, deswegen habe ich mich auch etwas über meinen Schatten getraut. Sasuke…was ich nur ohne diesen Mann machen würde? Langsam und in Ruhe schnipple ich Tomaten, möchte uns ein Frühstück vorbereiten und dafür Sasukes Lieblingsessen zubereiten. Nachdem Sasuke gekommen war, brachen die Tränen nur so aus ihm heraus….ich weiß, die letzte Zeit muss ein herber Schlag in die Fresse für ihn gewesen sein. Ewig haben wir ineinander verschlungen dagesessen, ich habe seine Tränen weggewischt und ihm beteuert, dass ich alles dafür geben werde, dass wir eine Zukunft aufbauen können. An der Tür klingelt es und ich höre Macho aus dem Wohnzimmer zur Tür rennen. Auch er ist wohl froh, dass endlich wieder Leben in die Bude kommt. „Sakuu, schaust du mal, wer da klingelt?!“, schallt es aus dem Badezimmer. Kurz verdrehe ich meine Augen, ja natürlich schaue ich nach. Ein leises Lachen entfleucht meiner Kehle und ich frage mich wirklich, wer da jetzt vor der Tür steht, zumal ich immer noch in den Schlafklamotten stecke und völlig zerzaust bin. Macho kratzt schon sabbernd und bellend an der Tür, das macht er doch sonst nicht. Vorsichtig öffne ich die Tür und kaum erblicke ich die Person, zaubert sich ein Lächeln in mein Gesicht. Kapitel 32: Tag -10 ------------------- Sakura Konditionierung. So nennt sich die schreckliche Phase, die ich jetzt durchlaufen muss. Sasuke hat mich heute Morgen noch hier abgeliefert, bevor er seinen Dienst angetreten ist. Wir haben uns dazu entschieden, dass ich die Hochdosisphase alleine durchstehen werde, zumal er sowieso bei den regelmäßigen Visiten dabei sein wird. Gar nicht sehen, werden wir uns also nicht. Und dennoch möchte ich gar nicht wirklich, dass er ständig an meiner Seite sitzt, merkt, dass mir die Behandlung doch gar nicht so gut tut, wie sie es vielleicht sollte. Aber er weiß von den Nebenwirkungen, er weiß, dass ich Schmerzen haben werde und er weiß, dass die Aplasie, die Phase, nach der Konditionierung, genauso schlimm wird. Und die Chance hoch sein wird, dass ich die Stammzellen des Spenders abstoße. Aber ich werde es schaffen…die letzten Wochen mit Sasuke haben mir unendlich viel Kraft gegeben, ich habe etwas zugenommen und fühle mich auch psychisch bereit, diese Aufgabe zu bewältigen. Denn ich möchte leben. Mit Sasuke. Und Itachi und Sui und Macho…mein lieber Macho. In Gedanken versunken lehne ich mich zurück, bette meinen mit dem zarten Flaum bedeckten Kopf auf das Kissen und schließe meine Augen. Nur noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen, die schmerzlosen Stunden genießen. Doch schneller als gedacht, umhüllt mich der schwarze Tod und ich flüchte dorthin, wo ich mich inmitten meiner Familie befinde, die Geborgenheit erfahre, die mir momentan physisch nur Sasuke bieten kann. Ein kleiner Stich lässt mich aufschrecken, reißt mich aus meinem kleinen Tagtraum…lässt diese scheiß Realität wie ein Damoklesschwert auf mich niederrasen. Träge öffne ich meine Augen, weiß ich doch eh, was passiert ist. Mein Port wurde angestochen- ab geht die Chemoparty! Und obwohl mir der Gedanke innerlich den Arsch aufreißt, vergeht dieses Gefühl binnen Sekunden, denn die Augen, die mich da so liebevoll anschauen, mich am liebsten vor alle dem schützen würden, geben mir Geborgenheit. Und Sicherheit. Und machen alles ein bisschen weniger scheiße. „Hey…ich wollte nicht, dass dich irgendeiner dieser Neulinge hier ansticht“, seine Stimme zittert. Wann wurde Sasuke so zerbrechlich? Hab ich das aus ihm gemacht? Oder ist das diese Krankheit, die nicht nur mich langsam zugrunde rafft? Langsam nehme ich seine Hand, die fahrig meinen Port bearbeitet. „Es wird alles gutgehen…Sasuke.“, sein Blick weicht meinem aus, und ich weiß genau, welcher Gedanke sich jetzt in ihm abspielt. Er wird mir die erste Hochdosis spritzen. Cyclophosphamid und Busulfan. Sollte es mir in den nächsten Stunden und Tagen schlecht gehen…wird er sich als Geber die Schuld geben. Mein dummer, dummer Idiot. „Na dann mal los…fang schon an. Ein letzter Kuss?“, und ehe ich mich versehen kann, stupsen zwei Finger gegen meine Stirn. „Ich liebe dich. Aber ich hab nicht umsonst einen Mundschutz an. Du kannst die Bakterien jetzt nicht gebrauchen. So…ich häng dir jetzt die Infusionen an, ja? Danach gehe ich….wenn irgendwas ist…Sakura, nutz diesen scheiß Knopf und ruf eine Schwester zu dir!“. Ich bringe nur ein kurzes Nicken zustande, die Panik kriecht wieder in mir hoch und am liebsten würde ich Sasuke unter meine Decke stecken und nie wieder gehen lassen. Aber das kann ich nicht und wir haben uns dazu entschieden, dass ich das hier alleine durchziehen werde. Ein Ploppen, ein Drehen, ein leises Tropfen. Tag -10 beginnt. __________________________________________ Irgendwo zwischen MCP-Tropfen und abstöpseln bin ich eingeschlafen, habe das Gefühl genossen, wie die Übelkeit verschwindet, die ruhe zugelassen und endlich etwas Erholung bekommen. Etwas, das mein Körper gebrauchen kann. Mir ist schwindlig, ich fühle mich schlapp und träge, als ich das kleine Licht über meinem Bett anmache, merke, wie mein Magen rebelliert. Kotzen, das schlimmste an der Chemo. Und doch bleibt es kaum aus… Und schwallartig verlässt die Brühe, die ich heute Mittag getrunken habe, meinen Magen, verteilt sich auf dem Boden, wie ein fließendes Gemälde. Pf. Perfide Situation. Kraftlos betätige ich den Schwesternknopf, schäme mich unendlich, dass ich nicht mal die Kraft habe, ihr zu sagen, dass es mir leid tut, sondern direkt wieder einschlafe und sie ihrer Arbeit überlasse. Sonnenstrahlen fluten mein Zimmer, kitzeln meine Nase und wecken mich sanft aus einem tiefen Schlaf. Doch ich fühle mich erschlagen, als hätte ich einen Marathon absolviert. Und da sind wieder Hände, die an meinem Port nesteln, ein Ploppen, ein Drehen, ein leises Tropfen. Die nächste Dosis. Ich versuche meine Augen zu öffnen, muss sie allerdings erstmal reiben, die Tränen der letzten Nacht haben sie zunehmend verklebt. „Sakura, ich hab dir einen Tee hingestellt. Bitte trink etwas. Ich hab dir nochmal NaCl angeschlossen, weil du gestern so viel Flüssigkeit verloren hast, aber bitte nimm das auch oral zu, damit alles geölt bleibt“. Susen, eine sehr liebe und hilfsbereite Schwester. Mit einen kurzen Nicken quittiere ich ihre Aussage. Mein Hals brennt wie Feuer, meine Zähne tun weh. Das Ziehen in meinem Bauch wird stärker und ich frage mich, wie schlimm es wohl noch werden wird. Meine Tür öffnet sich, und Jim, Sasuke und zwei weitere Ärzte, deren Namen ich nicht kenne, betreten den Raum. Visite…schon? Wie lange hab ich bloß geschlafen? Ich versuche zu lächeln, meine Beschwerden runterzuschlucken. Sie sind noch nicht so stark, dass die beiden sich sorgen um mich machen dürfen. „Guten Morgen Sakura…wie geht’s dir?“, Jims kühle Hand legt sich auf meine Stirn, bring mich ein wenig zum Frösteln. Ein Lachen geht durch die Runde. „Sehr gut…Fieber hast du schon mal keins! Jetzt sag…wie geht’s dir?“. „Mein Hals tut weh,“ krächze ich, „weil ich heute Nacht gebrochen habe, aber ansonsten…wie immer nach einer Chemo! Alles in Butter“. Sasukes blick liegt schwer auf mir, seine Sorge sehe ich ihm an, dass er wenig geschlafen hat ebenfalls. „Wie geht es denn euch?“, frage ich keck zurück. Ich weiß, dass es den beiden nicht wirklich gut geht.. „Fran macht sich große Sorgen um dich, und sich Vorwürfe, weil sie dich kaum besucht…hat sie die ganze Nacht wachgehalten. Unruhiges Weib…“, ein verhaltenes Lachen, die Schamesröte im Gesicht. Ich kann es nicht fassen. Hinter meinem Rücken sind die beiden ein Paar geworden. Meine Freude darüber lässt mir nichts anderes zu, als ihn zu umarmen, mich fest an ihn zu drücken. Gott, wie sehr ich es den beiden gönne!! „Aber jetzt kann ich ihr ja sagen, dass es dir soweit gut geht. Und die nächste Einheit hängt ja auch schon…nicht mehr lange, dann kommen deine neuen Zellen. Dann bist du nicht mehr die Alte“. Unter dem Mundschutz erkenne ich ein Lächeln und auch Sasukes Augen strahlen. Bald. Kapitel 33: Tag -7 ------------------ Sakura Mein Magen krampft, meine Hände zittern und mein Mund ist trocken. Meine Lippen sind spröde und mit tiefen Rissen versehen, bluten ein und jede Berührung schmerzt. Die ganzen Medikamente, die in mich gepumpt werden, können längst nicht mehr den Schmerz stillen, der in mir wütet. Und ich muss mir eingestehen, dass ich nach drei Tagen Hochdosis resigniere. Ich sitze hier, genauso fertig und schlapp wie beim ersten Treffen mit Sasuke, und wieder hängen meine Kleider an mir wie Säcke, meine dünnen Arme versinken förmlich in ihnen und mir ist unendlich kalt. Ich muss durchhalten, für Sasuke, für unsere Zukunft, für Mama und Haru. Heiße Tränen rinnen meine Wangen herab, immer wieder schweifen meine Gedanken in den letzten Tagen zu den beiden. Ich wünschte, ich hätte sie retten können…und mir kommen die Gedanken, dass ich das gute Leben, das ich mit Sasuke abseits dieser Krankheit lebe, nicht verdient habe. Aber vielleicht ist es auch deren Geschenk für mich, dafür, dass ich mein Bestes gegeben habe, dafür, dass ich auch jetzt mein Bestes gebe. Ich würde gerne noch viel mehr tun, aber das liegt nicht in meiner Macht…denn ich mache schon, was ich kann, versuche so gut es geht mit der Übelkeit zurecht zu kommen, mich nicht in den Strudel der Depressionen hinabreißen zu lassen oder gar das Ziel aus den Augen zu verlieren. Mein Kopf sinkt zur Seite, denn ich suche mein Wasserglas, habe Durst und weiß, dass jeder Schluck unendlich wehtun wird. Und dennoch trinke ich das halbe Glas zügig aus, mein Körper verlangt nach immer mehr und ich gebe es ihm. Gottseidank bin ich noch nicht so geschwächt, dass ich alltägliche Dinge alleine bewältigen kann. Ich bin nur kraftlos. Was liegt denn da auf meinem Tisch? Eigentlich wollte ich das nicht bei mir haben, nicht mit allen in Kontakt stehen und immer wieder antworten müssen, dass es mir gut geht, obwohl es nicht so ist. Mein Handy…Sasuke muss es dahin gelegt haben. Ach Sasuke…nicht mal die paar Tage, wobei wir uns täglich bei der Visite sehen, kann er ohne Kontakt zu mir verbringen. Neugierig, ob er mir schon geschrieben hat, nehme ich das Handy in die Hand und entsperre es. 56 Nachrichten. Und nur zwei davon sind von Sasuke selbst. Sui schreibt mir ganz viel, welche Klamotten er entwerfen möchte und was ich über jeweilige Farbkombinationen denke. Und auch Itachi schreibt mir, dass er genervt von Sasukes hibbeliger Art ist, und er schickt mir ein Bild eines Tattoos, das er sich aufs Handgelenk hat stechen lassen. Eine kleine Welle…als Erinnerung an den Tag am Long Beach. Unweigerlich steigen mir die Tränen in die Augen…ein Mensch, der vorher keine Bedeutung in meinem Leben hatte, bedeutet mir nun so viel, dass ich ihn als Familie bezeichne. Und es schmerzt, dass er sich um mich Sorgen macht und es schmerzt noch viel mehr, dass Sasuke nicht mehr er selbst ist. Diese Krankheit zwingt uns in die Knie…und ich hoffe, wir können uns wieder aufrichten. Ich öffne zitternd die Nachrichten von Sasuke, zwei seit gestern Abend. Also hat er mir das Handy schon bei der Visite irgendwie auf den Tisch gelegt und auf stumm geschaltet. So ein Fuchs. Die erste Nachricht ist eine Textnachricht. Eine wunderschöne Textnachricht…eine, die mir die Tränen vor Glück und Trauer zugleich in die Augen treibt. Simple gewählte Worte, und doch habe ich das Gefühl, dass es genau diese Worte waren, die ich hören musste, um neuen Mut zu schöpfen. „Du bist eine genauso starke Frau wie deine Mutter. Doch du wirst siegen.“ Die zweite Nachricht ist ein Bild von Sasuke, wie er in unserem Bett liegt, die Haare völlig zerzaust, wahrscheinlich grade morgens nach dem Aufstehen geschossen und Macho, der neben ihm liegt. Auf meiner Seite des Bettes, eingerollt wie ein kleiner Rollmops. Mit diesen beiden Männern möchte ich den Rest meines Lebens verbringen, dessen bin ich mir sicher. Langsam beginne ich Sasuke eine Nachricht zu schreiben, frage ihn nach seinem Tag, lasse nicht aus, dass mir mein Mund höllisch wehtut, aber ich guter Dinge bin und nicht aufgeben werde. Und genauso schicke ich ihm ein Bild von mir, ein schmerzverzerrtes Lächeln ziert meine Lippen und ich präsentiere ganz „Bingo“-mäßig den Infusionsbeutel mit der Chemo. Spaß muss sein, das sollte man nicht vergessen. kaum hab ich es versendet, kommt auch schon eine Reaktion von ihm. Entweder arbeitet er noch nicht, oder er hat sein Handy einstecken, um sofort mitzubekommen, wenn ich ihm schreibe. Mensch. Die Schmerzmittel zwingen mich leider in die Knie, sodass ich einschlafe, und mich etwas erholen kann. Seine Nachrichten bekomme ich dann nicht mehr mit, erst, als ich wieder aufwache. Sasuke: Bist du eingeschlafen? -Ja, sorry. Habt ihr die Medikation geändert? Irgendwie hat mich das Schmerzmittel ziemlich weggeballert… Sasuke: Sorry, ja. Morphin, alles andere hat ja leider nicht gegen deine Schmerzen geholfen. Tramal hast du nicht vertragen, letzte Nacht hast du davon ziemlich heftig erbrochen, falls du dich erinnern kannst. -Nee…nicht wirklich. Aber ist schon gut, so konnte ich mal etwas schlafen. Wie geht’s dir heute? Und bitte antworte ehrlich… Sasuke: Körperlich gut, wirklich. mir macht es nur zu schaffen, dass ich dich nicht sehen kann, wenn ich möchte. Weisst du…als du im Koma lagst, da war ich die ganze Zeit bei dir, ohne heimgeschickt zu werden. Ich konnte dich berühren, wie ich mochte und jetzt…seh ich dich nur, wenn ich zur Visite komme. Darf dich nicht küssen, dich nicht im Arm halten. Das schmerzt irgendwie sehr… Dass ihm diese Situation so an die Nieren geht, hätte ich nicht gedacht. Dass es Wehtut, ja…aber nicht so sehr. -Sasuke…das tut mir so unendlich leid. Erst musst du den ganzen Mist mit deiner Mutter durchmachen, jetzt mit mir. Ich hab ein echt schlechtes Gewissen deswegen… Wenn…wenn ich das alles hier rumhabe…verschwinden wir von hier? Sasuke: Wohin möchtest du? -Egal…Hauptsache weg von hier und all den schlechten Erinnerungen. Wir können die Wohnungen vermieten, uns irgendwo ein neues Häuschen zulegen. Was hältst du davon? Sasuke: Das klingt fabelhaft. Ich denke, ein Neustart tut uns ganz gut. Vielleicht bei Itachi, dann hätten wir die zwei Idioten auch in unserer Nähe? -das würde mich freuen! Wirklich…ich freue mich auf die Zeit nach der Transplantation. Und ich hätte dann tatsächlich einen ausgefallenen, Luxuswunsch. Sasuke: Ich höre? -Ich möchte in die Karibik und einfach einen Strand mit dir entlang laufen…sehr simple, aber genau das möchte ich. Sasuke: Was hältst du davon, wenn wir dort heiraten? Kapitel 34: Tag 0 ----------------- Tag 0 Die letzten Tage waren der blanke Horror. Die Chemo habe ich zwar ganz gut vertragen, allerdings wüten die Nebenwirkungen ganz schön, mein Magen rumort, meinen Beinen fehlt jede Kraft und meine Nieren schmerzen bei jedem Toilettengang. Es laugt mich aus. Ich möchte aufgeben. Gerade möchte ich wirklich aufgeben. Heute ist Tag 0, das heißt, mir werden die neuen Stammzellen verabreicht. Eigenes Knochenmark ist schon nicht mehr vorhanden dank der Hochdosis, also bitte ich darum: man möge mir Neues einflößen! Aber sollte es nicht funktionieren, sollte mein Körper die neuen Stammzellen nicht annehmen…dann möchte ich aufgeben. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht noch eine Chemo durchlaufen, nicht noch einmal all diese Qualen auf mich nehmen. Und Sasuke soll das auch nicht. Vielleicht wird es einfacher für ihn, einmal einen großen Schmerz zu durchleiden, als immer und immer wieder tausend Tode zu sterben, weil etwas mit mir ist und ich im Krankenhaus lande. Also hoffe ich. Ich hoffe, dass die Spende heute klappt, dass mein Retter wirklich mein Retter ist, dass er erfolgreich ist und mir ein neues Leben schenken kann. Und ich hoffe, ihn irgendwann einmal treffen zu dürfen, sollte alles funktionieren. Denn dann möchte ich ihm um den Hals fallen, ihm meine Dankbarkeit zeigen und ihn vor allem in meinem Leben integrieren. Noch ist meine Zeit einfach nicht gekommen. Mama hat Haru, Haru hat Mama. Die beiden schaffen das vorerst ohne mich. Eine Krankenschwester betritt mein Zimmer, in der einen Hand einen Infusionsbeutel NaCl, in der anderen einen mit Alubeschichtung ummantelten Infusionsbeutelmit meinem Namen darauf. Zuerst spült sie meinen Port mit der NaCl-Mischung. Ein komisches Gefühl bildet sich in meinem Bauch…ist das Aufregung? Immerhin weiß ich nicht, was jetzt auf mich zukommt. Werde ich die Transplantation ohne große Komplikationen überstehen, wird mein Körper mit voller Bandbreite darauf reagieren? Wie lange werde ich in Isolation verbringen müssen? Erneut öffnet sich meine Zimmertür und Sasuke betritt dieses. Wieso ist er hier? Gekleidet in Schutzkittel, Handschuhe hat er an und auch einen Mundschutz. „Was machst du hier?“, die Freude in meiner schwachen Stimme möchte ich überhaupt nicht unterdrücken. Ich hab ihn so lange nicht gesehen. „Na, gleich bekommst du doch die Super-Stammzellen transfundiert. Da möchte ich dabei sein und deine Hand halten, wenn auch mit Gummibezug.“, ein Lächeln ziert seine Lippen, das kann ich ganz genau sehen. Seine Augen leuchten, wie an dem Tag, als wir uns vor so vielen Jahren zum ersten Mal gesehen haben. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern wie unser Aufeinandertreffen damals ablief und wie sehr mich seine schwarzen Irden damals schon in ihren Bann gezogen haben. Ganz groß und glänzend waren sie, voll Tatendrang und Freude am Leben. Trotz all dem Schmerz, den er durchleben musste, strahlten sie genau eben jenes aus. Bitte, Mama, lass zu, dass ich noch ganz lange in diese wunderschönen Augen blicken darf! Sanft streiche ich mit meinen Fingern Sasukes bedeckte Wange und spüre selbst durch den Mundschutz seine Wärme, die mir so ungeheuerlich fehlt. Seine Wärme und Nähe bringen mich immer noch aus der Fassung, obwohl ich nach all der Zeit an sie gewohnt sein sollte. Sein Blick liegt schwer auf mir, die Augen blutunterlaufen und rot. Wieder einmal ist er viel lange wach gewesen, überarbeitet und voller Sorge. Also bitte ich Sasuke, seinen Kopf auf meinen Schoß zu legen, die Infusion Infusion sein zu lassen und sich der Ruhe und dem Frieden, den diese Infusion grade mit sich bringt, hinzugeben. Scheinbar hat er diese Ruhe dringend gebraucht, denn sein Kopf wird schnell schwer und seine Atemzüge entspannt und gleichmäßig. Und wieder finden meine Finger ihren Weg zu seinem Körper, streichen sanft durch sein Haar, zwirbeln die kleinen Löckchen, die entstanden sind, weil er sich keine Zeit für den Friseur nimmt, wirbeln seinen Duft auf und verteilen ihn im ganzen Raum. Der beste Duft, den ich je riechen werde. Aber wird das in der Zukunft auch so sein? Wenn ich all das überstehe, kann ich Sasuke die Frau sein, die er so gerne um sich wissen möchte? Selbst, wenn ich die fünf Jahre überstehe und das Risiko, erneut zu erkranken, recht gering ist, werde ich mir dann eine Familie mit ihm aufbauen können? Wie wird es, wenn wir näher zu Itachi und Sui ziehen? Gedanken stürmen meinen Kopf, ziehen mich in ihren Bann, während meine Finger sich in Sasukes Haaren vergraben, die neuen Stammzellen ihren Weg in mich finden und mein zweites Leben beginnt. Ich fühle mich gut. Solange habe ich mich nicht mehr gut gefühlt, aber grade im Moment könnte es mir nicht besser gehen. Also ja, klar, ich könnte krebsfrei sein und als Ärztin tätig sein, aber wer weiß, ob Sasukes und mein Weg sich dann je gekreuzt hätten. „Hey du Schlafmütze…na, wieder unter den Lebenden?“, ich muss auflachen, als Sasuke seine schlaftrunkenen Augen ein paar Stunden später wieder öffnet, mich anblinzelt und verwirrt reinschaut. Ein paar geschnuschelte Fetzen kommen bei mir an, allerdings nichts verbal verwertbares. Die Schwester, welche mir die Infusion an- und abgehängt hat, hatte sich überreden lassen, dass Sasuke noch ein paar Stunden bei mir bleiben darf. Immerhin hat er so schön geschlafen, da wollten wir ihn beide nicht wecken. Und ihrem Blick nach, war sie eine der Schwestern, die Sasuke hinterherschauen, wenn er den Raum verlässt. „Wie geht’s dir?“, der erste Satz, der seinen Mund verlässt. Nicht einmal nach Wasser fragt er mich, obwohl er sichtlich Durst hat. „Gut. Du hast alles verschlafen“, zwinkere ich ihm zu und lache kurz auf. „Es tut so gut, dich lachen zu hören, das glaubst du mir gar nicht!“. „Doch. Genauso gut, wie dich atmen zu hören“. Augenblicklich muss ich lachen. Wenn jemand dieses Gespräch mitbekäme, würde er auch nur denken, das wäre einer schnulzigen Liebeskomödie entflohen. Mittlerweile glaube ich, dass Sasuke und ich eine Art Telepathie entwickelt haben, denn er fängt ebenso an zu lachen, als wüsste er, welcher Gedanke mir gerade durch den Kopf schoss. „Saku…“, Sasukes Stimme wird ruhiger, gleichzeitig aber zittrig und nervös, als müsse er mir gleich Schlimmes berichten. „Wenn die Tests in 100 Tagen in Ordnung sind, du keine chronische GvHR hast und sonst keine immunologischen Komplikationen auftreten, dann fliegen wir weg und heiraten. Ich hab das nicht aus Spaß geschrieben, Saku. Du bist die Frau, mit der ich alt werden möchte, die mein schlechtes Gehör irgendwann ertragen muss und meine Alte-Mann-Fürze“, an dieser Stelle kann ich mir ein Lachen nicht unterdrücken. „ Aber ich möchte dich heiraten, wenn es dir gut geht. Ich nehm dich auch krank und lädiert, aber noch lieber möchte ich, dass du all das in vollen Zügen genießen kannst. Und ich werde dir diese Frage jetzt nicht stellen, denn ich weiß, dass du mich liebst und natürlich ja sagen wirst“. Mein überheblicher Sasuke. Meiner. 100 Tage. Körper, das sollten wir hinbekommen, oder? Kapitel 35: Retrospektive ------------------------- Retrospektive Kirschblüten rieseln langsam und leise auf meine Schultern, meine ebenso rosa Haare werden sanft mit ihnen bedeckt. Wie kleine Federn legen sie sich sanft auf mein Haar und doch nehme ich jede Berührung ihrerseits wahr, atme tief ein und absorbiere den Duft duftiger Kirschblüten, vernehme das Summen der vielen Hummeln, die sich an den Kirschblüten laben, und den Geruch herzhaft leckerer Dangos, die am Stand nebenan zubereitet werden. Ganz versunken in meinen Gedanken, werde ich unsanft herausgerissen, als Sasuke mich am Arm packt und Richtung Bahnhof zerrt. Natürlich sind wir wieder etwas zu spät dran dank mir. Doch nun sehe ich die Welt mit anderen Augen, sehe mir alles genauer an, versuche alles aufzunehmen, was geht. Eine zweite Chance bekommt nicht jeder, aber mir wurde sie gegeben. Mit Sicherheit haben Mama und Haru ihre Finger im Spiel gehabt, das Schicksal doch noch einmal für mich ausgetrickst und einen guten Deal ausgehandelt. Man nehme mir etwas, dafür schenke man mir etwas noch Größeres. Mama. Haru. Ihr beiden habt mir immer alles von euch gegeben und versucht, mir das Dasein hier etwas erträglicher zu machen. Jeder Gedanke an euch, jede Erinnerung hat mir Kraft gegeben. Eines Tages werde ich euch wiedersehen und in meine Arme schließen…aber noch nicht jetzt. Jetzt hetze ich erstmal mal meinem Mann hinterher, der sich mal wieder etwas verrückt macht, da ich trödele und die Züge hier in Japan viel zu pünktlich kommen. Na gut, vielleicht haben wir bisher einige Züge verpasst, aber sie fahren hier auch wirklich regelmäßiger als in den USA und damit gönne ich mir die Zeit zum Staunen und Bestaunen unseres Heimatlandes. „Saku, bitte mach hinne. Ich möchte diesen Zug nicht schon wieder verpassen. Er wartet bestimmt schon auf uns!“. Er. Dieser Jemand, der mir vor genau 5 Jahren eine neue Chance geschenkt hat. Der, der einige Strapazen für einen komplett fremden Menschen auf sich genommen hat, den Deal des Schicksals für mich eingegangen ist. Ihn treffen wir heute, genau 5 Jahre nach der Stammzelltransplantation, 5 Jahre nach Tag 0, 5 Jahre nach all diesen unsagbaren Schmerzen. 5 Jahre nach so viel aufgeholtem verpassten Lebens. Fünf Jahre. So lange muss man warten, bis man Kontakt aufnehmen darf zu seinem Spender, vorausgesetzt, dieser möchte das dann auch. Fünf Jahre, um Distanz zu wahren, falls die Transplantation nicht erfolgreich war, fünf Jahre, um den Datenschutz aufrechtzuerhalten. Doch, wenn der Spender früher Kontakt möchte, im Fall, dass die Transplantation erfolgreich war, darf auch der Empfänger früher Kontakt aufnehmen. Und das habe ich getan, denn ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wer mir das Leben gerettet hat. Ich reiße mich vom Anblick der rosafarbenen Kirschblüten, die gerade ganz Japan in einen rosa Glanz hüllen, los und renne zu Sasuke, ergreife seine Hand und renne mit ihm zum JR Zug Richtung Ueno-Park. Gerade noch so erreichen wir den Bahnsteig pünktlich, steigen ein und fahren los. Außer Atem lassen wir uns auf den bequemen Sitzen des Zuges nieder und meine Augen suchen sofort meine geliebten schwarzen Irden. In ihnen versinke ich jeden Tag, erinnere mich jeden Tag an eine sehr harte und dennoch verdammt schöne Zeit zurück… _______________________________________________________________________________________ Tag 1 Meine Lippen brennen, mein Mund fühlt sich taub an und meine Augen sind unsagbar schwer. Ich fühle mich wie ausgekotzt, verprügelt und gesteinigt. Und dennoch unheimlich gut. Gestern war der Tag, mir wurden die neuen Stammzellen eingeflößt, neues Leben für meinen geschundenen Körper. Essen geht gerade so, aber wirklich nur Suppe und sehr weiches Brot, alles andere ist selbst meinen Magen noch zu viel. Mir wurden zwar erst gestern die neuen Zellen zugeführt, allerdings aktiviert sich schon heute mein Immunsystem wieder zum Teil, wenn auch noch unterdrückt durch Tabletten, versucht zu analysieren, was denn da von Statten gegangen ist und ob es das auch wirklich so gut findet. Bitte, liebes Immunsystem, nimm die Zellen an und bekämpfe nicht immer alles Gute in meinem Leben. Die Tür meines Einzelzimmers, in dem ich immer noch liegen muss, bis wir sehen, dass die Zellen gut angenommen werden, öffnet sich und Jim betritt mein Zimmer. Jim, die gute Seele. „Na Liebes, wie geht es dir heute? Ist dir schlecht, hast du Schmerzen?“, seine Stimme enthält aufrichtige Sorge. Sorge, die man nur für ein Familienmitglied aufbringen kann, für einen geliebten Menschen. „Mir geht es den Umständen entsprechenden wirklich gut, Jim. Meine Lippen brennen etwas, aber ich habe schon Salbe bekommen und schmiere sie ordentlich ein. Das Brennen im Mund ist scheiße. Ich hoffe nur, dass die Schleimhaut nicht vollends aufreißt und dann nichts mehr möglich ist.“, antworte ich ihm müde. Müde bin ich den ganzen Tag, Schlaf mein bester Freund. Aber mein eigentlicher bester Freund übernimmt gerade die Visite von Jim. „Das hoffe ich auch. Aber du weißt ja, wir Götter in Weiß tun alles, damit es dir besser geht!“, ein lautes Lachen entfleucht Jim. So strahlend wie zur Zeit habe ich ihn wirklich selten gesehen. Mit Fran scheint es wirklich gut zu laufen, die beiden verbringen sehr viel Zeit miteinander und planen fröhlich ihre Zukunft. Schön, dass die beiden dieses Privileg haben. „Jim, wie geht’s euch beiden? Wie läuft eure Beziehung? Ich war die letzte zeit so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht nachgefragt habe, wie es euch geht. Das tut mir sehr leid“, das tut es wirklich. Auch, wenn ich nun Sasuke habe, der wirklich versucht, mir mein Leben so schön wie möglich zu machen und mich bei allem unterstützt, so darf ich nicht vergessen, wer vorher immer für mich da war und jetzt auch noch über mich wacht. „Sakura. Hörst du bitte auf, so einen Stuss zu erzählen. Du hast dich um deine Gesundheit gekümmert und um deine Zukunft, die du nun hoffentlich haben wirst. Wie oft haben wir denn darüber gesprochen, dass du so vieles nicht machen kannst und urplötzlich ist Sasuke da und versucht, dir alles zu ermöglichen. Und dann entschuldigst du dich bei mir? Du Nuss.“, mittlerweile hat sich Jim, eingepackt in Schutzkleidung, auf meine Bettkante gesetzt und meine Hand ergriffen. „Aber ich möchte dir natürlich nichts vorenthalten. Ich liebe Fran. Aufrichtig. Und…“, ich kann die Tränen in Jims Augen aufsteigen sehen und befürchte schon Schlimmes. „Und…sobald deine Therapie hier abgeschlossen ist….Sakura. Wir brauchen beide einen kleinen Neuanfang. Ich kann überall wohnen, überall arbeiten. Krankenhäuser gibt es doch überall und auch Fran möchte sich mehr um Kinder in Not kümmern. So wie sie es bei dir und Haru gemacht hat. Also haben wir beschlossen, dass wir wegziehen werden und eine gemeinnützige Stiftung gründen in Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfewerk. Aber erst, wenn´s dir gut geht, und du die 12 Monats-Marke geknackt hast.“, er meidet meinen Blick. Ob er Angst hat, dass ich sauer bin? Ich mobilisiere meine allerletzten Kräfte, die ich gerade zur Verfügung habe, richte mich auf und schlinge meine Arme um seinen Hals. „Das klingt wunderbar“, und nun fließen bei mir die Tränen. Weil ich glücklich bin. Mich freue. Weil Fran und Jim anderen Kindern helfen werden, damit sie vielleicht nie eine solche Scheiße wie Haru und ich durchmachen müssen. Weil ich solche tolle Menschen in meinem Leben haben darf. Ich schließe meine Augen und finde an Jims Schulter friedlich in meinen Schlaf, den ich nun wirklich brauche. Tag 1, du bist rum. Und die restlichen 99 Tage wird mein Körper auch noch rocken. _______________________________________________________________________________________ Tag 50 Tage wie Berg und Tal liegen hinter uns. Mein Körper meinte doch allen Ernstes, er müsse die Zellen abstoßen. Zu meiner Erleichterung bis jetzt allerdings nur im Mundbereich, was ein Brennen und eine kleine Pilzinfektion hervorruft. Da ich aber den besten Arzt der Welt an meiner Seite weiß, wurde dies rechtzeitig mit Kortison und der richtigen Kombination Immunsupressiva behandelt, damit nicht noch mehr abgestoßen wird und der Körper sich von der GvHD erholen kann. Dabei handelt es sich „lediglich“ um Abstoßungen des Körpers, die innerhalb der ersten 100 Tage -und natürlich auch danach- auftreten können und akut behandelt werden müssen. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass es so reibungslos läuft. Immerhin hatte mich doch jedes Mal, wenn irgendein Fortschritt zu sehen war, irgendwas heftiges zurückgeworfen. Welchen Deal haben denn da bitte Haru und Mama für mich ausgehandelt? Leide erstmal richtig, damit dir dann alles zufliegt und du einfach leben kannst? Wenn´s doch so einfach wäre… Noch bin ich im Krankenhaus, ich bin unruhig, mir ist unfassbar kalt. Ich dachte, das würde vielleicht bald ein Ende finden, aber selbst jetzt, wo die Sonnenstrahlen mein Zimmer fluten, ist mir unendlich kalt. Sasuke sitzt jeden Tag bei mir, wärmt mich mit seiner Körperwärme und schreibt mir Nachrichten, die mir Wärme und Schamesröte eintreiben. Meine Tage verlaufen alle sehr ähnlich. Untersuchungen, Freude, dass nichts schief läuft, Medikamentenanpassungen, Unruhe, Schlaf- davon sehr viel!- Lernen, Vermissen. Ich vermisse es, neben Sasuke einzuschlafen und aufzuwachen, seine Nähe auch ohne Mundschutz und Schutzkleidung spüren zu dürfen. Viel zu lange habe ich ihn nicht küssen dürfe, aber wir wussten, dass diese Zeit auf uns zukommen würde. Ich vermisse Macho, vermisse die Spaziergänge mit ihm und seine Pfote auf meinem Bein, wenn er mal wieder etwas von meinem Essen wollte. Ich vermisse Itachi und Sui, und ich vermisse Mama und Haru. Sasuke kümmert sich gut um das Grab der beiden, pflegt und hegt es. Hoffentlich kann ich auch bald wieder dorthin und es besuchen. Und solange nutze ich die Zeit und frische mein Wissen auf. Wenn alles gut geht, und ich weiterhin von allem Schlimmen verschont bleibe, dann werde ich in 4 Monaten endlich meine Zeit als Assistenzarzt antreten. Ich werde dann zwar nicht so lange arbeiten, wie andere, die ihre Stelle antreten, und meine Ausbildung wird auch 6 Monate länger dauern, aber das ist es mir definitiv wert. _______________________________________________________________________________ Tag 100 100 Tage. 100 Tage voll Bangen und Hoffen, kleineren Abstoßungen, die aber sofort in den Griff bekommen wurden, und 100 Tage voller Veränderungen. Da meine Werte wirklich gut waren und Jim es endlich mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, wurde ich an Tag 73 aus dem Krankenhaus entlassen und durfte wieder nach Hause. Dort wurde ich empfangen von Itachi und Sui, die extra angereist waren. Auch Fugaku war da, was mich sehr wunderte. Macho konnte seine Freude, mich zu sehen, gar nicht zurückhalten und flitzte durch die Wohnung, bellte und wedelte mit dem Schwanz. Auch Fran und Jim waren zu Besuch gekommen und feierten meine Rückkehr nach Hause mit mir. Nach Hause kommen und das als gesunde Sakura. Ein Ziel, das ich nie für erreichbar hielt. Wir holten sehr viel auf. Unternahmen viele Ausflüge als Familie, Itachi und Sui waren extra für einige Wochen in der Stadt untergekommen, sodass wir wirklich viel Zeit miteinander verbringen konnten. Ich redete viel mit Fran über ihren Plan, das Jugendhilfewerk zu unterstützen und bot meine Hilfe an, wenn diese hilfreich wäre. Immerhin kannte ich die Situation, in der viele dieser Kinder steckten, am besten. Sasuke und ich mussten natürlich auch einiges aufholen. Doch wir mussten uns sehr zusammenreißen und zurückhalten. Durch die Medikamente kamen viele Nebenwirkungen zum Vorschein. Meine Knochendichte war angegriffen, sodass diese leichter brechen können, und auch meine Regel schien ihren Weg zurück in mein Leben zu finden. Sehr unregelmäßig, aber es war ein gutes Zeichen. Nichtsdestotrotz hatten wir eine sehr intensive Zeit, als würden wir den Körper des anderen neu entdecken. Noch einmal von Neuem starten. Auch meine Haare waren wieder gewachsen. Sie waren zwar noch recht kurz, aber schon intensiv in der Farbe und griffig. Sehr zu meinem Leidwesen, denn Sasuke hatte einen neuen Faible dafür, sich daran festzuhalten, wenn wir miteinander schliefen. „Sakura Haruno.“, ich werde aufgerufen und aus meinen Gedanken gerissen. Hektisch lasse ich meine Augen durch den Raum gleiten. Mist. Sasuke war noch nicht hier, aber ich wollte das Gespräch, DAS Gespräch, nicht ohne ihn führen. Die Krankenschwester kommt langsam zu mir herüber und versuchte mich zu beruhigen, da sie die Panik in mir aufsteigen sieht: „ Sakura, Sasuke ist schon unterwegs. Er hat schon auf der Station angerufen und gesagt, dass er noch ungefähr 5 Minuten braucht. Geh schon mal ins Behandlungszimmer, Dr. Lewis braucht auch noch ein paar Minuten“. Sasuke denkt wirklich immer an alles. Langsam beruhige ich mich wieder und begebe mich in das Behandlungszimmer, das ich sonst nie zu Gesicht bekam, als ich noch stationär war. Kurz nachdem ich mich gesetzt habe, geht die Tür hinter mir auf uns Sasuke begibt sich zu mir. „Hey, du hast doch nicht gedacht, dass ich den Termin vergessen habe, oder?“, er drückt mir einen Kuss auf die Stirn, nimmt meine Hand in seine und lässt sich im Stuhl neben mir nieder. „Nein, das habe ich nicht. Und trotzdem habe ich Angst, Sasuke. Was, wenn doch irgendwas nicht stimmt mit meinen Werten und wir wieder von vorne beginnen müssen? Du weißt, ich möchte nicht, dass du das alles nochmal durchmachen musst.“, ich merke, wie die Panik in mir hochkriecht, versucht, mich einzunehmen. „Saku. Beruhig dich. Es wird alles gut werden…und wenn nicht...“, auch Sasukes Stimme verliert hierbei sein Timbre, seine Standfestigkeit. Ihm geht es die letzten Monate mit dieser Ungewissheit auch nicht gut. Jeden Abend liegen wir im Bett und umarmen uns, sagen uns, dass wir dankbar sind, uns zu haben und den Tag miteinander erleben zu dürfen. Doch noch bevor wir rührselig werden dürfen, schwingt die Tür erneut auf und Jim betritt den Raum. Gebannt schauen wir beide ihn an, während er schnellen Schrittes zu seinem Schreibtisch geht, meine Akte auf diesen wirft, mich ansteuert, in seine Arme zieht und weint. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Mit Sicherheit war das Gefühl, dass alles gut geht, dass alles ZU gut geht, richtig und der Krebs ist zurück. Keine gesunden Blutzellen, die anwachsen, oder nicht genügend. Kranke Zellen, die sich wieder bilden, mein Immunsystem, das gegen mich arbeitet. Tränen schießen mir in die Augen, heiße flüssige Bäche rinnen meine Wangen herab. Ich klammere mich an Jims Kittel und kann es einfach nicht glauben, dass es nicht geklappt hat. Dass mein Körper schon wieder versagt hat. Jim löst sich von mir, nimmt mein Gesicht in seine riesigen Hände und spricht. Dumpfe Worte, die nicht bei mir ankommen, einzig und allein seine Lippen, die sich bewegen. Ich will es nicht hören, ich will meine Niederlage nicht auch noch verbal verkraften müssen. Ich sehe Sasuke, der aufspringt, selbst hässliche Tränen vergießt und Jim und mich umarmt. Meine Stirn küsst. Beide klammern sich an mich und langsam dringt durch, was beide unter Tränen sagen. „Gesund“. Kapitel 36: Stranger -------------------- Wir steigen an der Uguisudani Station aus und folgen unserem GPS Richtung Ueno-Park. Die Straßen sind sauber, überall wehen uns Kirschblüten entgegen und Sasuke umfasst meine Hand mit einer Stärke, als hätte er Angst, ich könnte weglaufen. Mein Blick fällt auf unsere Ringe, zwei einfache Silberringe, geprägt durch einen Farnabdruck. Wunderschön zart verspielt und dennoch schlicht. Die Hochzeit war der schönste Tag in meinem neuen Leben, abgesehen von dem Tag, als Jim uns sagte, dass ich gesund bin. An diesen Tag werde ich mich immer erinnern… ___________________________________________________________ Hochzeit Ich bin unglaublich nervös. Vor nicht einmal 6 Monaten hat Jim uns gesagt, dass ich endlich gesund bin und mein Leben und meine Zukunft planen darf. Natürlich nehme ich immer noch viele Medikamente, meine Zeit ist auch weiterhin sehr hart, immerhin muss ich noch einmal grundimmunisiert werden und auch das bringt eben so seine Wehwehchen mit sich. Aber ich möchte nicht meckern. Die Schmerzen sind nichts im Vergleich zu denen vorher. Auch meine Assistenzarztzeit habe ich gut begonnen. Mein Ausbilder ist zunächst ein Kollege von Jim, dessen Station ich als erstes durchlaufe. Doch Ziel ist natürlich immer noch die Onkologie. Und jetzt stehe ich hier vor dem Spiegel in meinem Ankleidezimmer. In einem weißen Kleid mit langen Ärmeln aus feiner Spitze, die Korsage formt einen schönen Ausschnitt, obwohl ich seit der Behandlung nicht wesentlich viel zugenommen habe und immer noch recht wenig zu bieten habe. Die A-Linie schmiegt sich sanft an meinen Körper und betont ihn genau an den Stellen, die ihn weiblich aussehen lassen. Alles in allem ist es sehr schlicht, lediglich die Spitze an den Ärmeln und der Brust lassen es verspielt aussehen. Meine kurzen Haare habe ich mit einem weißen Haarband geschmückt, eine kleine Strähne fällt mir ins Gesicht. Schmuck trage ich keinen, auch keinen Verlobungsring. Diese Frage hatte mir Sasuke nämlich tatsächlich nie gestellt, er war ja einfach davon ausgegangen, dass ich Ja sage. Überheblicher Sasuke. Meiner. Und leider gelingt auch an diesem Tag nicht alles, wie es soll und wie wir es uns vorgestellt haben. Wir hatten uns vorgestellt auf den Malediven zu heiraten am Strand, dort, wo es schön warm ist. Allerdings verträgt meine Haut noch nicht die hohe Belastung der UV-Strahlen und das Risiko einer chronischen Abstoßung wäre zu groß. Also mussten wir umdisponieren und einen anderen Ort für eine Hochzeit finden. Wie es der Zufall wollte, besitzt Sasukes Vater auf Gotland ein Ferienhäuschen. Nichts Riesiges und dennoch groß genug, um unsere Familien unterzubringen. Gotland, eine wunderschöne Insel in der Ostsee, um das Häuschen nur Natur gelegen. Standesamtlich hatten wir noch zu Hause geheiratet, sodass eine freie Trauung vor Ort vollzogen werden konnte. Im engsten und persönlichsten Kreise. Den Garten des Hauses, der sehr weitläufig war und in das offene Feld mündete, hatten wir mit ein paar Stühlen, einem kleinem mit Teppich ausgelegten Gang zum Trauredner und vielen Lichterketten und Fackeln dekoriert. Nichts Auswendiges, aber mehr haben wir uns gar nicht gewünscht. Die Nervosität in mir steigt immer mehr. Wie Sasuke wohl aussehen wird und ob ich ihm gefalle? Alles Fragen, um die ich mir eigentlich keine Gedanken machen müsste, denn seien wir ehrlich, egal, was dieser Mann anzieht und wären es Lumpen- ich würde ihn attraktiv finden! „Hey, bist du bereit?“, Fran streckt ihren Kopf zur Tür hinein, bevor sie gänzlich eintritt. „Ich denke schon. Seh ich okay aus?“, ich werde rot, das merke ich selbst. Das erste Mal seit meiner Krankheit und all dem Stress fühle ich mich schön. Schön genug für Sasuke. Gut genug. „Du siehst fantastisch aus. Mebuki wäre sehr, sehr stolz auf Dich. Du hast so vieles geschafft, das hier jetzt- das habt ihr beide euch wirklich verdient. Und Gott, du siehst so wunderschön aus“, spätestens jetzt können wir beide unsere Tränen nicht mehr zurückhalten. Gestern Abend hatten wir noch ein Gespräch, in dem ich mich bei Fran bedankt habe. All die Jahre hatte ich keine große Chance, mich richtig zu bedanken. Aber jetzt kann ich es und habe es direkt in die Tat umgesetzt. Sie ist meine Ersatzmutter geworden und bedeutet mir mindestens genauso viel wie Mama und Haru es getan haben. „Wir sollten vielleicht los…nicht, dass Sasuke denkt, dass ich nun doch keine Lust mehr habe“, ich kann nicht anders, als zu lachen. Noch vor ein paar tagen hatte Sasuke wirklich Angst, dass ich ihn doch nicht mehr möchte und trotz standesamtlicher Hochzeit keine freie Trauung mehr absolvieren mag. Wie kann dieser wunderbare Mensch nur denken, dass ich ihn jemals wieder loslassen würde. Ich übertrete die Schwelle zum Garten, Sui spielt sanft Gitarre. Nicht zu laut, sanft und begleitend, während ich mit Fran an der Seite meinen Weg zu Sasuke bahne. Einen Blick zu ihn gewagt, stockt mir der Atem. Da vorne steht ein Gott. Gehüllt in einem smaragdgrünen Anzug, der sich so wunderbar betörend an seinen Körper schmiegt. Sein weißes Anzugshemd geschmückt mit einer Anstecknadel. Eine Kirschblüte. Unsere Augen finden sich und ich weiß in diesem Moment, dass ich nie wieder auch nur eine Minuten ohne diesen Menschen verbringen möchte. Ich lasse unseren Blickkontakt nicht abbrechen, auch nicht, als ich schon längst vor dem Trauredner angekommen bin und Sasuke gegenüberstehe. Ich versinke.. Ein kleiner Kniff in meine Seite weckt mich aus meiner Trance und der Trauredner macht mich darauf aufmerksam, dass es Zeit wird, unsere Gelübde vorzutragen. Oh, das Gelübde. Stimmt. Ich räuspere mich, schaue Sasuke erneut in die Augen und versuche, meine Stimme zu finden. Mein Hals ist trocken, so nervös bin ich. Sasuke ist meine Welt, das, was das Schicksal mir gegeben hat. Ich habe keinerlei Grund, auch nur ansatzweise nervös zu sein. „Sasuke,“, mein Blick fest verwoben mit seinem, „mein Leben war beschissen. Es war der reinste Horror, aufzuwachsen und ständig einen geliebten Menschen zu verlieren. Kurz vor Harus Tod hatte ich ein sehr emotionales Gespräch mit ihm, abends, unten am Spielplatz.“ Ich erzähle einfach. Etwas auswendig Gelerntes wäre nicht ich und für Sasuke verstelle ich mich nicht. „Er hat mich damals gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn man das Glück auf jemandes Seite ist. Damals wusste ich die Antwort nicht, konnte ihm keine Hoffnung geben, dass er irgendwann das Glück in seinem Leben finden könnte- immerhin wusste ich selbst nicht, was es heißt‚ Glück zu erfahren. Heute weiß ich die Antwort auf seine Frage. Ich würde ihm sagen: „Haru, Glück bedeutet, dass du wertgeschätzt wirst. Dass du tust, was du liebst und anderen helfen kannst. Dass du die Möglichkeit bekommst, dies zu tun. Und dass dir jemand zeigt, dass deine Vergangenheit nicht deinen Wert bestimmt, sondern dein Ich geliebt wird. Dass du morgens aufwachst neben der Person, neben der du auch einschlafen möchtest. Dass du Fehler machen darfst und dir verziehen wird und dass du verzeihst. Dass du dich jederzeit blindlings fallen lassen kannst und weißt, dass du sicher landest. Glück besteht darin, Personen zu finden, die dich wertschätzen und dass du die eine Person in deinem Leben findest, der du die Welt bedeutest.“ Sasuke, in dir habe ich diese Person gefunden. Du zeigst mir jeden Tag, dass ich deine Welt bin. Du kämpfst Kämpfe mit mir, die zum Scheitern verurteilt sind und dennoch gewinnen wir. Nur mit dir möchte ich kämpfen.“ Ich schließe meine Augen kurz und sammle mich. Von diesem Gespräch habe ich nie jemandem erzählt. Irgendwie glaube ich, dass Haru mir in diesem schon andeutete, dass er nicht mehr kann, aber ich habe es überhört. Als ich Sasuke wieder in die Augen schaue, sehe ich, dass sie feucht sind und er mit sich ringt. Aber er bleibt stark, so wie immer. „Sakura,“, Sasukes tiefes Timbre erfüllt die Luft um uns und lässt jedes andere Geräusch verblassen. „Wir kennen uns schon so lange und gut und mussten uns dennoch noch einmal neu kennenlernen. Nicht zu wissen, wo etwas hinführt, oder wie es sich entwickelt, macht mich nervös und unsicher. Als ich dich aber wiedergetroffen habe und die Chance bekam, dich neu kennenzulernen, war mir der Kampf und die Chancen, die uns blieben, vollkommen egal. Du warst wichtig und dass wir einander haben. Ich werde jeden Kampf mit dir kämpfen, jedes Abenteuer mit dir antreten und auch mit ans Ende der Welt gehen. Mit dir. Ich war viel zu lange ohne dich, viel zu lange nicht für dich da. Das ändern wir jetzt.“ Bis zum bitteren Ende. Und das mit Sasuke. Hört sich ziemlich gut an! Und noch einmal geben wir uns das Ja-Wort vor unserer Familie, schließen alle in unsere Arme und haben einen wunderschönen Abend unter dem sternenbesetzten Himmel. Ein Abend, der mit manchen der letzte sein wird, aber in unseren Herzen für immer festgehalten ist. ________________________________________________________________________ „Ich weiß, ich bin zum Anbeißen, aber wir sind gleich da, Saku“, Sasukes Stimme reißt mich aus meinen Erinnerungen. Oh, wir sind schon am Park angekommen und sind dem Treffpunkt, einem kleinen Nudelsuppen-Restaurant, schon sehr nahe. „Was denkst du, wie er so ist?“, frage ich Sasuke, der meine Hand ungewöhnlich fest hält. „Hm. Schwer zu sagen. Du ist aufmüpfiger geworden, seit der Transplantation, vielleicht ist er ja etwas aufgedrehter und frecher“. Das hat er nicht gesagt?! Spaßig boxe ich ihm in die Seite und wir lachen beide. Aufmüpfiger bin ich wirklich geworden. Oder nicht aufmüpfiger. Selbstbewusster, und das habe ich Sasuke zu verdanken. Wir biegen um die Ecke und da steht jemand, der eine Flasche Sake in der Hand hält und uns bereits winkt. Das muss er sein. Ich habe zwar schon ein Bild von ihm gesehen, aber in Realität ist das natürlich immer eine andere Sache. Kaum sind wir bei ihm angekommen, zieht er mich in seine Arme, umschließt mich fest und lacht herzlich dabei. „Sakura! Du siehst wunderbar aus!! Oh, und du musst Sasuke sein“, er streckt seine Hand Sasuke entgegen und fasst sich verschmitzt grinsend an den Hinterkopf. „Ich hab´s nicht so mit Namen, sei mir nicht böse“, das widmet er ganz deutlich Sasuke, „aber Sakura kann ich mir natürlich sehr gut merken!“, er deutet auf meine Haare und die vielen Kirschbäume um uns herum. „Hallo,“, ich verbeuge mich leicht vor ihm und begrüße ihn kulturell angemessen, „schön, dass wir Dich hier in Tokio besuchen dürfen! Wenn es schon in Amerika nicht mehr geklappt hat“. Kurz vor unserer Kontaktaufnahme hatte er nämlich noch in San Francisco gelebt. Ich hatte mir diesen Augenblick wirklich lange vorgestellt und etliche Szenarien in meinem Kopf gebildet. Aber, dass es sich anfühlen würde, als würde ich einen Teil meiner Familie besuchen, damit hätte ich nie gerechnet. Und scheinbar geht es nicht nur mir so, denn auch er scheint sehr entspannt und erleichtert zu sein. „Wollen wir nicht etwas Essen gehen und uns unterhalten, Naruto?“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)