Unerwartet: Feuer frei! von abgemeldet (Geburtstagsgeschenk für Daelis) ================================================================================ Kapitel 1: Feuer und Flamme --------------------------- Häuser, von Menschen gebaut, sind sterbenslangweilig und stinken nach Elementen, die die Natur nicht ehrwürdig sind. Der Geruch von nassen Gras und die frische Bergluft besinnen den Körper eines Vampirs, solange das Herrlichste nicht dazwischen funkt, der süßliche Duft von Blut. In den letzten Jahren veränderte sich nicht nur die Menschheit, sondern auch in der Welt, wo Leben und Tod sich sehr nah stehen. Jetzt liegt er hier auf ein unbequemes Bett aus Holz und mit zusammengestopften Daunen Bettwäsche. Warum hat er sich überreden lassen? Genervt runzelt er die Stirn, so sehr sehnt er sich nach Ruhe, doch ein alter und treuer Freund hat andere Pläne. Zu dem muss er auf ihn warten, hier im stinkenden Haus, welche sie sich für einige Tage bewohnen, weit weg von der fernen Welt, die er schon lange bereist. Ein bedauerliches Seufzen füllt den Raum, nach dem stundenlang die Stille sich hier einnistete - genau wie in nächster Zeit. Innerlich tobt er schon vor Ungeduld, viel lieber bewegt er sich wie ein Schatten draußen durch die Länder und fühlt die kalte Nachtluft in seinen schwarzen Haaren bis hin zu den Zehnspitzen. Es gleicht einem Glücksgefühl. Niemals verrät die Nacht ihre Geschöpfe, denn sie sind ein Teil davon, schon seit dem ersten Vampir, der auf Erden wandert. Wieder seufzt er schwer. Hinter den dicken, dunklen Vorhänge lauert der helllichte Tag. Er wendet seinen Kopf zum verschlossenen Fenster, dass sich auf der anderen Seite des Raumes befindet. Eigentlich erinnert er sich, wie Regis – sein loyaler Vampirbegleiter – am vorherigen Abend sich verabschiedete und er hier auf ihn warten soll. Um sich die Zeit zu vertreiben, schlief der Vampir mehr, als sich im Haus umzusehen. Nichts hat sich seit seinem Einschlaf verändert, außer das nervtötende Geräusch von draußen. Die ganze Zeit versucht er es auszublenden, wickelt sogar das Kissen um seinen Kopf, damit er das Geräusch gedämpft wird. Kein Erfolg! Knapp eine halbe Stunde regnet es wie aus Eimern und der Geruch von nasser Erde steigt empor auf. Nachts liebt er den Regen. Kalt und unvorhersehbar. Langsam grummelt er vor sich hin. Wie lange muss er hier noch warten? Als mächtiger Vampir verfügt er über unglaubliche Fähigkeiten von Geruchssinn bis zur Körperkraft. Leider kann er die Zeit zwischen Tag und Nacht nicht beeinflussen, daher besitzt er große Ehrfurcht vor der Natur, dagegen sind Menschen nichts weiter als Menschen. „Dettlaff!“, die Stimme von Regis reißt ihn aus den Gedanken. Wie von der Tarantel gestochen – auch wenn Vampire eher zu stechen/beißen – sitzt er aufrecht im Bett und blickt zu der Tür, die Regis öffnet. Endlich löst sich das Warten von ihm, statt dessen verlangt seine Ungeduld einen guten Grund, weshalb es so lange dauerte. „Und?“, spricht Dettlaff ihn direkt an. „Welcher Anreiz führt zu deiner Entscheidung, mich hier lange warten zu lassen?“ Bevor er ihm eine Antwort schenkt, zieht Regis den Kapuzenmantel nach hinten, zwingt den Schaum des Stoffes ordentlich aus, wobei Wassertropfen auf den Holzboden dunkle Flecken hinterlassen. Das Regenwetter dient als hervorragender Schutz vor Sonnenlicht, aber auf der anderen Seite spürt man den eisigen Wind bis auf die Knochen. Auch Vampire werden von den Naturelementen geprägt, denn sie haben ebenfalls Gefühle, die von den Menschen nicht anerkannt sind. „Geduld mein Freund! Zuerst schlaf dich noch aus, dann beantworte ich deine Fragen.“ Ruhig nimmt er den Umhang ab, falten ihn zusammen und legt das Kleidungsstück auf den Tisch. Aufmerksam mustert Dettlaff seinen Freund. Keine Tasche, kein Beutel und keine fremden Gegenstände befinden sich bei ihm, somit kein Hinweis – wo er in den letzten Stunden war. Die Augen formen sich zu Schlitzen. „Ohne ein Anliegen verlässt du das Haus, wo ich stundenlang auf dich warte und mich dabei zu Tode langweile ...“, stellt er Regis zur Rede, bis er ihn bewusst unterbricht. „Nicht so neugierig! Die Neugier ist der Katze Tod!“ Verwirrt hebt Dettlaff eine Augenbraue hoch. Irgendetwas scheint mit Regis nicht zu stimmen, weil er ihn so nicht kennt. Oder bildet er es sich ein? Seine Haltung entspricht seinem Verhalten, also dient sein Misstrauen für etwas anderes, dass er nicht auf den ersten Blick bemerkt. „Du hast wieder diesen Gesichtsausdruck.“ Blitzschnell richten sich Dettlaffs Augen auf Regis Gesicht. Ein mildes Lächeln bildet sich auf den Lippen des Vampirs und er schüttelt den Kopf. „Was meinst du?“, fragt der höhere Vampir. Nach seiner Meinung schaut er wie immer. „Aus deiner Sicht stört dich etwas an mir. Jetzt überlegst du, woher die plötzliche Skepsis kommt und schmiedest einen Plan, der bestimmt nach hinten los geht“, erklärt er gleichmütig. „Du bist für mich wie ein offenes Buch.“ Der Angesprochene zieht seine Lippen zu einem schmalen Strich. Seit er ihn rettete – wo er nur ein Haufen Asche war – weicht Regis in nicht von der Seite. Aus Dankbarkeit entwickelte sich wahre Loyalität und Freundschaft. „Vielleicht“, brummt Dettlaff und verschränkt die Arme vor der Brust. Ein Nicken folgt von Regis, der dann das Zimmer ohne ein weiteres Wort verlässt, zurück bleibt mehr als ein neben sich stehender Vampirfreund. Am frühen Abend geht die Sonne wie ein blutroter Ball am Horizont unter. Der Himmel sieht einem Blutmeer ähnlich aus und das tiefe Rot färbt die wolkige Fläche zu einer Abendröte. Die grauen Wolken zogen am späten Nachmittag zu den Bergen. Dort oben thronen die Nadelbäume in der Nähe der Bergspitzen wie stolze Gewächse, an Orten mit schwierigen Bedingungen zu wachsen. Zwischen den schweren Vorhängen dringt ein orangefarbener Lichtstreifen in das Zimmer ein, berührt knapp Dettlaffs Körper, der von einem lauten Poltern wach wird. „Eindringlinge!“, vermutet er und presst die Kiefer fest zusammen. Lautlos schleicht er sich zu der Tür, horcht durch sein starkes Gehör nach weiteren verdächtigen Geräusche, bis er mit einem übermütigen Gefühl aus den Raum stürmt direkt in den leeren Flur. Kein Sichtkontakt zu den Feinden führt Dettlaff weiter nach vorne zum Treppengeländer. Blutgeruch verteilt sich im Haus aus. Sofort erkennt er das Blut von Regis, der unten ein raues Zischen von sich gibt. Ohne lange zu zögern, eilt er nach unten und findet ein halb verwüstetes Zimmer vor sich. Sämtliche Papierblätter und abgefackelte Gegenständen liegen verteilt auf dem Boden, im Mitten des Chaos steht Regis, der etwas festhält. „Was ist hier los?“, raunt der Vampir. Ein Stein in zwei Hälften entdeckt er auf dem Tisch liegend, sogar ein Brandfleck ist dazwischen. Regis experimentiert hier mal wieder - diesmal mit einem Knall als Erfolg. „Er beruhigt sich nicht.“ Regis klingt selten so rasant, daher kommt Dettlaff zu ihm und traut seinen Augen nicht, als eine Flamme ihn beinah die Haare abfackelt. Schnell geht er in Deckung. Sein Instinkt warnt ihn, das es sich um keine normale Flamme handelt. „Sag bloß ...“, staunt Dettlaff nicht schlecht. In Regis Armen zappelt ein junger Drache herum, schnappt andauernd nach seiner Nase und speit Feuer aus. „Ich bin genau so überrascht wie du, Dettlaff.“ Das Geschöpf mit goldbraunen Schuppen und Stacheln am Schwanz faucht wild herum, drängelt darauf, aus Regis Fängen befreit zu werden. Nach dem Staunen reagiert Dettlaff und packt den Drachen am Nacken. „Sei vorsichtig! Sonst wird es noch unruhiger.“ Davon lässt sich der höhere Vampir nicht abschrecken, zerrt das Wesen von Regis weg und betrachtet es genauer. Eine Minute später – während Regis das Chaos im Raum beseitigt und Dettlaff unfreiwillig Drachensitter spielt – entspannt das Jungtier sich. Gegen den kräftigen Griff des Vampirs hat es keine Chance. „Woher … wo um alles in der Welt hast du diese Ratte aufgegriffen?“, fordert er endlich Antworten von Regis. Nach dem Regis mit Aufräumen fertig ist, gesellt er sich zu den anderen beiden und berichtet über sein gescheitertes Vorhaben. „Unterwegs fand ich einen Sonnenstein und wollte mehr über das seltene Element erfahren. Am Ende entpuppt es sich als ein Drachenei.“ Dies klärt so einiges auf. Statt mehr über den Sonnenstein in Erfahrung zu bringen, haben sie jetzt das kleine Biest an der Backe. „Verstehe! Warum hast du mich nicht darüber informiert?“ Zuerst verhält sich Regis auf geheimnisvoller Art, so dass er direkt misstrauisch wird, dann wäre beinah ein Brand im Haus entstanden und zum Schluss wirft der Drache ihn einen tödlichen Blick zu. „Ich respektiere deine Launen sehr, mein Freund. Bei wichtigen Entdeckungen brauche ich meine Ruhe und viel Konzentration, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.“ Ein missgelauntes Murren gleitet aus Dettlaffs Kehle. Daraus hat er so ein großes Geheimnis gemacht? Auf einmal windet sich der Drache und beißt Dettlaff in die Hand. „Argh!“ An seiner Schläfe pocht schon eine Ader, die kurz vor dem Platzen ist. „Dieses kleine Biest! Na warte ...“, droht der Vampir. Als Winzling kann der Drache ganz schön zu beißen und klammert sich mit seinen Klauen an Dettlaffs Arm. „Nein!“ Regis hält ihn davon ab, einen großen Fehler zu machen, in dem er ihn an der Schulter packt und ihn aufdringlich anblickt, das Drachenbaby nicht zu töten. „Was ist?“ Kochend vor Wut knirscht er mit den Zähnen. Von sich aus knurrt der Drache zurück. „Wenn du einen Schritt weiter gehst, dann sieht es für dich übel aus“, warnt ihn sein Freund. Als ob ein Drachenwinzling ihn in die Knie zwingt, so leicht verliert er nicht gegen ihn. „Soll er etwas meine Hand abbeißen oder was?“ Den Abend stellte sich Dettlaff nicht so vor. „Ich beende es schnell.“ Kaum umfasst seine freie Hand den Schweif des Drachen, da lässt das Wesen ihn los und dreht sich so um, dass es von Angesichts den Vampir gegenüber steht. „Sei vorsichtig“, flüstert Regis leise. Zu spät nimmt Dettlaff die Gefahr wahr: Der Drache holt tief Luft und zielt direkt ins Schwarze. Dettlaffs Haare fangen an zu brennen, sogleich schüttelt Regis ein Eimer Wasser über seinen Freund. „Das war knapp.“ Erleichterung taucht in Regis Stimme auf. Das Feuer eines Drachen sollte man nicht unterschätzen, genau das war Dettlaffs Fehler. „Wie werden wir es los?“ Seine Stimme bebt vor Zorn und ist kurz davor, ein Blutbad anzurichten. „Hm? Bestimmt sind noch einige seiner Artgenossen in der Nähe. Am Besten wir bringen ihn zurück, wo ich den Stein … das Ei fand“, schlägt Regis vor. „Dann lass uns aufbrechen. Dieses Vieh funkelt mich schon wieder so bösartig an“, regt sich der Vampir auf. Regis seufzt leicht. „Da kenne ich noch jemanden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)