Yearning Looks von Sazzzandora (SeBaek) ================================================================================ Kapitel 3: Date --------------- * Sehun seufzte wieder so genervt wie zuvor schon einmal. Verwirrt sah ich ihn an. Was war denn jetzt los? "Gott, Baekhyun, hör doch mal mit Luhan auf", sagte der Größere ernst. Vor Überraschung weiteten sich meine Augen. Fragend legte ich den Kopf schief. "Aber er ist doch dein-" "Wir sind doch gar nicht mehr zusammen! Ich hab Schluss gemacht, schon vergessen?" Ich blinzelte den Jüngeren perplex an. Schluss gemacht? Aber es hatte doch gut funktioniert zwischen ihnen? Oder nicht? Er hatte mir doch öfter gesagt, dass alles glatt lief. Das... war doch nicht meine Schuld gewesen? Scheinbar bemerkte er meinen verwirrten Blick, denn er zog verdutzt die Augenbrauen zusammen. "Was? Du weißt das doch, oder nicht?" Entsetzt schüttelte ich den Kopf. "Ich weiß von gar nichts, Hunie. W-wann, hä? Was war denn los? Ich- Ihr habt euch getrennt und... und das erfahr' ich erst jetzt?!" Sehun dachte augenscheinlich über meine Äußerung nach. Dann schien er plötzlich etwas zu realisieren. Seine Brauen hoben sich an, seine Augen weiteten sich etwas. "Scheiße...", murmelte er ungläubig, "Oh mein Gott, deshalb hast du nie was dazu gesagt! Ich dachte immer du hackst einfach aus Rücksicht nicht drauf rum, wie jeder andere." "Hä?! Als ob ich das tun- Ich- Ja wie denn auch?! W-Warum sagst du mir sowas nicht? Oh mein Gott du beendest eine Beziehung und-und-und ich war nicht für dich da! Ich- das war doch bestimmt schwer für dich! Ich meine-" "Es war erschreckend einfach", fiel er mir ins Wort, "Wie gesagt, ich hab das beendet. Da war nichts mehr. Beziehungsweise ist das nie was richtiges gewesen, wenn ich so drüber nachdenke. Also... Ich meine damit, dass irgendwas gefehlt hat. Es- kannst du mir mal zuhören, statt in die nächste Woche zu starren?" "Ich hör doch, Mann, sprich weiter! Ich bin nur verwirrt!" "Sorry. Okay. Also, naja, wie gesagt, das war irgendwie nicht richtig. Ich hab mich auch nicht so wohlgefühlt, wie ich gesollt hätte. Weißt du was ich meine? Ich hab zum Ende hin sehr viel drüber nachgedacht und... Das war im Endeffekt so... so... so leer. Es wäre einfach falsch gewesen, mit ihm zusammenzubleiben, weil wir beide was anderes wollen. Wir sind Freunde, ja, aber das war's. Alles andere wäre Schauspielerei. Also die Trennung war nur gerechtfertigt und ich bin auch froh, dass es vorbei ist. Luhan hat jetzt auch eine Freundin, seit drei oder vier Monaten. Und wir sind seit... Anfang oder Mitte Mai getrennt." Ganz plötzlich hatte ich bloß einen Gedanken. Ich hatte ihn geküsst, als er schon getrennt gewesen war. Er war nicht untreu gewesen. Ich war zwar prinzipiell schon ein ignorantes Arschloch gewesen, aber ich hatte keine Beziehung gestört oder zerstört. Seine ganze Reaktion wäre auch total ungerechtfertigt gewesen. Das wäre nicht er selbst gewesen. Sehun war ehrlich, treu, schon immer und hatte das auch immer betont, dass er alles andere nicht ehrbar fand und das merkte man in seinem Verhalten. Natürlich hätte er mich nicht geküsst, wenn er vergeben gewesen wäre. Und irgendwie... machte das die Sache besser. Und jetzt hatte ich das dringende Bedürfnis, etwas loswerden, was mich seit einer gefühlten Ewigkeit unangenehm belastet hatte. Er sah mich schon ganz abwartend an. "Sehun?" "Ja?", fragte er unsicher. Seine Stimme klang etwas wacklig und er zupfte unruhig an seinen Fingern herum. Er war total angespannt. "Ich hab's dir nie gesagt, aber als du mir geschrieben hast, dass du mit Luhan zusammen bist, hab ich geheult." "Nicht ernsthaft?!", fragte er entsetzt und griff plötzlich nach meiner Hand. "D-Doch, bestimmt drei Stunden nonstop. Ich- das ist unfair, dir das jetzt oder überhaupt zu sagen, ich weiß, aber ich hab halt gedacht- ich dachte dass unsere Freundschaft zerbrechen würde, weißt du? Ich hab's bei meiner Mom gesehen, mit ihren Freunden und Freundinnen, deshalb hatte ich richtig Angst." Er musterte mich besorgt und nickte einmal. "Ja... ich hab im ersten Moment auch nicht gedacht, dass ich zwei Jahre später noch mit dir in einem Café diskutiere, ob du mich zumindest gedanklich Daddy nennen darfst oder nicht." Unter dem Tisch trat ich ihn und erwiderte sein dummes Grinsen etwas trist. "Ich mein das ernst, Sehun. Ich- ich war... oder eher bin eifersüchtig. Ich dachte halt dass ich dich kaum noch sehen werde und das war dann auch noch der Fall und- naja ich hatte Schiss, dich aus den Augen zu verlieren und man wird halt eifersüchtig, wenn Freunde plötzlich Partner haben, weil dann- ja, dann hat man nicht mehr deren volle Aufmerksamkeit wie man es gewöhnt ist und so..." Er nickte. "Ich... weiß was du meinst. Es fehlt jemand der sich um dich kümmert. Eine Bezugsperson weniger. Meine achte, deine zehnte, du mit deinem ersten Kerl da, der mich nicht mochte, erinnerst du dich?" Langsam schüttelte ich den Kopf, auch wenn ich wusste, was er meinte. "Hey... ich hätte dir dieses Arschloch im Traum nicht vorgezogen, nicht meinem Liebling", maulte ich, noch immer etwas angeschlagen. "Ich weiß ja. Es war trotzdem komisch, ich kam mir auch vernachlässigt vor, weil du nicht immer Zeit hattest. Ich... werde dir niemanden mehr vorziehen, Baekhyun. Ich bin sowieso viel lieber bei dir, alles entspannt, nichts verklemmt, nichts peinlich, das mag ich. Du machst alles einfacher, ich muss ja nicht einmal drauf achten, höflich zu sein." "Natürlich musst du! Verdammt, Sehun... Wie äh habt ihr das denn beendet?" "Luhan nimmt 's mir nicht übel, er hat es sogar vorher mal als erster angesprochen, dass er merken würde, dass ich mit unserer Beziehung nichts mehr anfangen konnte. Er meinte, als es dann soweit war, dass er wüsste, was mit mir los sei, weil es ihm genauso gehen würde. Er hat sich in dieses Mädchen verguckt. Noch vor K-Soo hyungs und Jongins Geburtstagsparty dieses Jahr hat es angefangen und bei Minnie hyung war's eigentlich schon vorbei. Kurz vor Junmyeon hyungs Geburtstag haben wir uns getrennt. Es wäre wirklich Schwachsinn gewesen, zusammenzubleiben, wenn wir beide ja nicht mehr verliebt sind. Es war überhaupt schwachsinnig, das nicht sofort zu beenden." "Hätte euch krank gemacht, wenn das noch länger so gelaufen wäre", murmelte ich. "Das hat Luhan auch gesagt. Er meinte es wäre natürlich irgendwie schon scheiße gelaufen, aber da er ja nicht besser sei... haben wir das beendet. Alle sind jetzt soweit zufrieden, niemand wurde verletzt. Sofern seine Mutter nicht doch auf mich losgeht und mich kastriert, nach dem ganzen Ärger den wir mit seinem Outing als bisexuell verursacht haben. Die ist schwer pissig mit mir, aber Luhan meinte, sie würde seine neue Freundin sehr gern mögen und so langsam auch nicht mehr täglich über mich herziehen." Ich nickte knapp, trank einen Schluck und drehte danach das Glas in meinen Händen hin und her. "Ist sie denn süß?", fragte ich nun wieder etwas neugierig. "Luhans Mutter? Nein, dagegen ist 'ne Hydra ein Scheiß-" "Seine Freundin", lachte ich und stellte das Glas zurück, "Um Gottes Willen, ich kenn seine Mom, mit der ist wirklich nicht zu spaßen, wenn man querschießt." "Allerdings. Sie hat mich einen schwanzlosen Bastard genannt und eine volle Suppenschale nach mir geworfen, als wir ihr erzählt haben, dass wir uns getrennt hatten. Als hätte ich ihm irgendwie großartig das Herz gebrochen oder so. Die hat total überreagiert." Ich lachte. "Oh mein Gott! Obwohl die dich so geliebt hat! Dass die ausgeflippt ist, kann ich mir lebhaft vorstellen! Ich weiß noch wie sie mich angeschrien hat und bei Gewitter aus dem Haus geworfen hat, weil ich mit ihrem Sohn nicht offen über Sex sprechen sollte. Sie war wirklich fies. Aber hey, ich weiß ja, dass du wirklich alles andere als schwanzlos bist." Ich zwinkerte, Sehun verdrehte belustigt die Augen. "Also die war wirklich so richtig sauer, das hab ich so dann doch noch nie erlebt. Jedenfalls hat Mulan in der Mensa nebenher kassiert, daher kannte Luhan sie. Süß ja, aber manchmal sehr... eigen. Er meinte ich dürfe mich nicht beschweren, bei meinem Geschmack, aber ganz ehrlich, die ist an manchen Tagen nicht ohne." "Was, wie heißt sie?" "Mulan." "Ach laber", ich begann erneut zu lachen, "Wie im Disneyfilm?" "DAS hab ich Luhan auch gefragt, aber dafür ist sie ja schon zu alt und der Name ist tatsächlich weiter verbreitet als ich dachte. Ich glaube, die ist so alt wie du. Er meinte mehr dieses Yuefu über Hua Mulan. Keine Ahnung, einmal gelesen, abgeheftet, weggepackt." Grinsend nickte ich. "Aus den Augen aus dem Sinn. Aber süß, ich hatte schon lang nichts gehört, außer letzte Woche, dass er zumindest noch leben würde. Freut mich, wenn es jetzt gut ist." Ich zog den Teller mit dem Kuchen zu mir, aß nun wieder ein Stück. Sehun trank etwas von seinem Kaffee. Ich nahm einen Schluck Kakao, hielt Sehun zeitgleich meine volle Gabel hin. Genau dann, als ich mir über die Lippen leckte, sah er mich an und dann runter auf sein Handy, das er nun ausschaltete. "Oh mein Gott!" Verwirrt sah ich auf das gerade ausgeschaltete iPhone. Kratzer? Macke? "Was?" "Der Zug kommt jetzt!" Ich schnaubte belustigt. Zu dumm, aber jetzt musste er bleiben. Aber krass, dass wir schon zwei Stunden hier waren. Das war mir überhaupt nicht aufgefallen. Es ließ sich nicht verhindern, dass ich erneut zu lachen begann, ihn regelrecht auslachte. "Das ist nicht lustig!" Ich hielt ihm mehr Kuchen hin. "Na komm schon, reg dich ab. Der nächste kommt in... nochmal zwei Stunden." "Ja, in zwei Stunden!", schnauzte er. "Hunie, ich hab das auch nicht gemerkt, sorry, aber ich bin jetzt nicht irgendwie enttäuscht, dass du noch bleibst. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich froh drüber. Auch wenn es eventuell Schadenfreude ist." Er seufzte tief. "Fuck... Ich muss telefonieren-" Er machte schon Anstalten, aufzustehen, doch ich hielt ihn an seiner Hand fest. "Handy. Weg. Solange du hier bist. Jetzt setz dich hin und bleib locker. Dann kommst du halt mal zwei Stunden zu spät. Passiert, chill." Sein langsames Kopfschütteln wurde zu einem Nicken. "Okay. Gut, sorry. " Ich hielt ihm den Kuchen hin, er nahm mir die Gabel ab. Dann aß er das kleine Stück und setzte sich wieder. Ich lächelte ihm zu, unterdrückte ein freches Grinsen. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. "Ich meine es ist jetzt kein Weltuntergang, dass du Zeit mit mir verbringen musst." "Hyung...", murrte er schon, als wüsste er genau, was jetzt kam. Nachdenklich stützte ich meine Ellenbögen auf die Tischplatte, faltete die Hände und bettete den Kopf darauf. Ich sah an die Decke, schürzte die Lippen und sah zurück zu Hunie. "Ist dir auch schon aufgefallen, wie verdammt viel Zeit du dir heute für mich nimmst? Ich meine wenn man das mal so hochrechnet, hebt das den Jahresschnitt auf satte drei-", machte ich, doch wurde unterbrochen. "Kein Wort mehr über Zeit!", fauchte der Jüngere "Ah ja, sorry~. Komm schon, entspann dich." Über den Tisch griff ich nach seiner Hand, drückte sie einmal zur Beruhigung und lächelte schmal. Mit dem Daumen streichelte ich seinen Handrücken. Sehun lehnte sich endlich wieder zurück und entspannte wieder. Er rieb über mit zwei Fingern seine Augen, fuhr mit der Hand durch seine Haare. "Tut mir leid", murmelte er, "Dass ich so ein Idiot bin." Ich schüttelte den Kopf. "Quatsch, bist du nicht, kein Stress. Ich weiß, dass du's denen nur recht machen willst. Jetzt erzähl mir wie dein Studium läuft. Hast du noch Spaß? Wann sind Prüfungen? Und Tanzen? Modeln allgemein? Ich hab viel, was ich wissen will, Baby, keine Sorge, wir kriegen die nächsten zwei Stunden locker voll." Sehun ließ seine Hand plötzlich flach auf den Tisch fallen. "Zwei Stunden, ist doch Bullshit. Mach vier draus. Ich nehm den letzten Zug, die können mich jetzt mal. Ich will's allen recht machen? Ja. Dann will ich dir gegenüber aber auch kein Idiot mehr sein." "Das ist Bullshit, mein Lieber, nenn dich noch einmal in meiner Gegenwart einen Idioten und ich kick dich persönlich wieder über die Grenze. Dass du bleibst ist voll perfekt, Sehun. Und weißt du was noch perfekt ist? Die Bar macht in zwei Minuten auf, also hast du jetzt die Möglichkeit mich abzufüllen." Er schnaubte belustigt. "Mit was? Einem Bier? Weil du mehr nicht verträgst?" "Pfui, immer so gemein, Sehunie, benimm dich mal. Mach zwei draus." "Jaja~ Gehen auch Shots?" "Dann vielleicht nur einer", ich zwinkerte ironisch, er lachte. "Ich hab dich vermisst, Baekhyun." "Ich weiß, Hunie. Geh Shots bestellen, hopp. Ich will nicht nochmal zwei Jahre warten." Sofort stand er auf, ging zur Bar. Durch die Lamellenwand sah ich, wie meine Kollegin mit einer Zeitschrift in der Hand zu ihm lief. Sie zeigte ihm das zuvor angesprochene Cover, drückte ihm grinsend einen Edding in die Hand. Bevor er auf das Cover schrieb, bestellte er zwei Shots. Nahezu liebevoll lächelnd beobachtete ich ihn. Sehun lächelte, verbeugte sich sogar höflich und tauschte dann mit ihr die Shots gegen das Magazin und bezahlte. Dann kam er zurück, stellte mir ein Schnapsglas hin und seins vor sich. Er setzte sich wieder auf die Bank mir gegenüber, lächelte etwas beschämt. "Was denn?", fragte er. "Was mach ich?", stellte ich die Gegenfrage und grinste. "Du starrst schon wieder, hyung." "Naja, du hast meiner Kollegin gerade ein Autogramm gegeben und sahst dabei aus wie ein A-Promi, der seine Groupies belustigt." Mit vorgehaltener Hand lachte er leise und schüttelte den Kopf. "Sorry, sie hat es nur extra rausgesucht gehabt und meinte wenn ich 'nen internationalen Durchbruch haben sollte, könnte sie es teuer verkaufen." Ich grinste breiter. "Ja, das klingt nach ihr. Ich könnte mit noch viel mehr prahlen~, sofern du mich nicht vergisst und leugnest." Er schüttelte erneut den Kopf, diesmal ernster. "Niemals würde ich dich vergessen oder leugnen, hyung. Du hast dich eingebrannt", er tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. Ich lachte. "Das klingt so, als wäre ich ein traumatisches Ereignis für dich!" "Das mag makaber klingen, aber Traumata schweißen zusammen, findest du nicht?", er zog eine Braue an, lächelte schief. "Aw, wie kannst du so süß reden und mich gleichzeitig angucken, als würdest du mich gedanklich ausziehen?" "Und flachlegen", der Jüngere zwinkerte. Ich lachte, stieß mein Glas gegen seins und sah ihm dabei auch brav in die Augen. Beide kippten wir die Shots runter. Angewidert verzog ich das Gesicht. Das Zeug brannte mir gefühlt den ganzen Hals aus. "Bah, was war das bitte?!" Er schnaubte. "Das schmeckt doch voll geil, was willst du?" Energisch schüttelte ich den Kopf. "Schmeckt nicht, nein." Ich nahm Sehuns Glas, trank einen Schluck und wurde prompt ausgelacht. Unter dem Tisch wollte ich ihn wieder treten, doch er fing mit seinen Beinen meines ab und hielt es fest. "Sehun, nein!", meckerte ich direkt. Er ließ mich los. "Erzähl endlich. Wie läuft's?", hakte ich weiter nach. "Joa, Studium geht gut und macht auch Spaß, aber es ist sau viel. Ich muss jetzt noch zwei Klausuren und eine Hausarbeit schreiben und... ich glaub ich muss ein Referat dazu halten. Willst du drüber lesen, wenn ich's fertig hab?" "Ja gerne. Ich kann's nur nicht korrigieren-" "Ist auf Koreanisch. Zusatzfach", er nickte knapp, "Ähm... ja und sonst... Ich wäre ganz gerne wieder in der alten Crew. Die jetzt sind gut, ja, aber so anders. Das hab ich dir schon mal erzählt, als ich so pissig mit denen war, ich weiß, aber das hat sich nicht gebessert. Die sind immer noch total bescheuert, wenn die 'nen Wettbewerb nicht gewinnen. Klar, das ist verdammt ärgerlich, wenn man sich den Arsch so für 'ne gute Show aufreißt, aber dann ärgert man sich einmal und gut ist. Man trainiert danach einfach gewissenhafter und gewinnt dann vielleicht das Ding. Da muss ich nicht noch den ganzen restlichen Zeitraum auf denen rumhacken, die Fehler gemacht haben oder die anderen Truppen haten." Ich rollte mit den Augen. Ganz am Anfang hatte sich ein jüngeres Mitglied verletzt gehabt und hatte damit bei einem Auftritt eben einen "Fehler" gemacht gehabt. Ohne irgendwelche Rücksicht hatten fast alle anderen total auf ihm herumgehackt, er habe die Verletzung verdient und so weiter. Hier in der Gruppe mit Yixing und Jongin wäre sowas nie passiert und ich war auch froh, dass sowas Sehun noch nicht passiert war. "Das sind so Arschlöcher, komm wieder heim. Wäre besser für dich." "Ja, ich weiß... Ansonsten geht's ja eigentlich und die sind voll in Ordnung und ich hab schon Spaß, aber hier war schon cooler... Ach so und Modeln wolltest du wissen?" "Ja, aber ich kann es mir denken", seufzte ich, "Viel unterwegs, coole Orte, einflussreiche Leute, wenig Zeit?" "Nicht nur einflussreich, sondern verfickt abgebrüht. Aber sind auch einige bei, die voll okay sind. Du musst total aufpassen, was du sagst und ob du überhaupt was sagst, je nach Gegenüber", er seufzte leise, "Ich find den Job echt cool, aber es ist einfach viel zu viel. Wenn ich weiter studieren will - und das will ich - muss ich das Modeln beenden oder wenigstens zurückstellen und ich denke... ich denke darauf läuft es hinaus. Ich hab ja keine Zeit mehr für irgendwas." Ich nickte zustimmend. "Hast zwei Vollzeitjobs." "Gefühlt, ja", er lachte leise auf, seufzte noch einmal, "Und was macht deine Arbeit?" Ich spielte mit dem leeren Schnapsglas in meiner Hand herum, balancierte es auf seinem Rand auf der Tischplatte. Es fiel mir aus der Hand, sollte über den Tisch und ich fing es wieder ein. Ich schund etwas Zeit, nicht antworten zu müssen, einfach, weil ich ungern drüber sprach. Sehun nahm mir das kleine Glas nun ab und stellte es auf unser Tablett, auf dem der leere Kuchenteller und seine Tasse standen. Dann nahm er meine Hände, drückte sie sanft auf den Tisch und sah mich an. "Ausbildung und Nebenjob muss hart sein, ich hoffe, du passt auch nebenher auf deine Gesundheit auf? Und hast du Spaß, hattest du dir das von der Ausbildung erhofft oder-" "Nein... Ich pass auf, ja. Wenn ich krank werde, hab ich nichts mehr von euch in China und Seoul. Ich weiß nicht, ob es so hart ist, wie Klausurenphase und Modeln, aber naja, es nervt. Es läuft ganz gut, aber... Ich bin halt immer noch total unzufrieden. Ich wollte... ich wollte mein Studium ja nie abbrechen, erst recht nicht mitten im fünften Semester! Ich hatte so viel Spaß dran und jetzt häng ich hier mit meiner dummen Ausbildung, alles weil mein Vater so ein Mistkerl ist! Ich bin so sauer auf ihn, aber keine Ahnung... Das ist einfach mega scheiße. Sehun, ich bin vierundzwanzig und wenn ich mein Studium irgendwann mal wieder aufnehmen kann, bin ich bis zum Abschluss gefühlt schon tot und werde niemals meinen Traumjob haben! Ich hab überhaupt nichts von dieser Ausbildung, weil ich einfach nicht in dem Job bleiben will. Und nicht einmal das Geld kann ich komplett nutzen." "Bist du manchmal sauer auf deine Mom oder deinen Dad? Weil sie dich quasi gezwungen haben, die Ausbildung zu machen?", fragte er besorgt. Fuck. Ich liebte es, wenn er sich um mich kümmern wollte. Es gab kaum ein besseres Gefühl. "Ich... will nicht, aber... schon, irgendwie bin ich sauer. Ich bin so sauer auf beide, dass sie mir nicht zugehört und sich vorher dieses beschissene Haus gekauft haben, statt sich in Bucheon um ne Therapie zu kümmern. Ich weiß, dass sie es nicht kann, aber ich will, dass sie mich wieder mehr unterstützt, dass sie mir entgegenkommt. Ich hasse es, so zu denken, aber ich bin einfach so gestresst davon, dass ich nicht immer anders kann, verstehst du das? Ich fühl mich total alleingelassen, von allen Seiten." "Ja. Das muss schwer sein", er streichelte mit den Daumen über meine Handrücken, "Es tut mir leid, Baek. Was noch? Erzähl es mir. Braucht ihr sicher keine Unterstützung? Du weißt, ich würde-" "Ich weiß, danke, aber nein. Das geht bald. Ich bin nur total angepisst von meinem Dad, weil er so eine Scheiße abgezogen hat. Ich hoffe, die ganzen Verfahren sind einfach bald durch und wir kriegen Geld von ihm, damit ich mich wieder nach Seoul verziehen kann. Ich will fertig studieren und was cooles machen, statt mich zu Tode in dieser Scheiße zu langweilen." "Gibt es irgendwas Positives dran? Also an der Ausbildung?" "Meine Kollegen sind ganz nett, nur denen kann man nichts erzählen, weil alle direkt lästern. Das ganze Dorf hier lästert nur. Ansonsten macht es während der Arbeit schon Spaß, also zumindest in dem Maß, dass ich mich nicht immer durchquälen muss, bis Feierabend ist. Aber hier der Job nebenher ist cool. Wenn ich wieder in Seoul bin, geh ich auf jeden Fall in ein Café oder in eine Bar zum Arbeiten. Ich könnte ja auch einfach eine eigene Bar eröffnen, wäre bestimmt cool." "Ich wäre Stammkunde", versicherte Sehun mur und ich lächelte etwas aufgemuntert, "Apropos, willst du noch was trinken?" "Bitte, ja." Sehun stand auf, ging direkt an die Bar und ließ auch nicht lang auf sich warten. Die nächsten Shots stellte er wieder auf unseren Tisch, sah mich an und verzog den Mund. "Was?", fragte ich. Er wuschelte plötzlich durch meine Haare, woraufhin ich locker nach seinen Händen schlug. Lächelnd setzte er sich wieder hin. Er stieß mein Glas an seins, trank es aus. Auch ich kippte den zweiten Shot runter, stellte das Glas auf das Tablett zum übrigen Geschirr. "Alles gut, hyung? Ich wollte dich nicht irgendwie... ich wollte deine Laune nicht verderben." "Hast du nicht, Hunie. Okay, Themenwechsel, sonst werd' ich depressiv!", Ich trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum, "Ähm... Äh~m- Fancy Dinner, tiefsinnige Konversation oder... multiple Orgasmen?" Ich wusste, dass ich mit Sehun sehr offen über sowas reden konnte, sonst hätte ich das gar nicht angesprochen. Vielleicht hatte ich echt sehr plötzlich ein ganz anderes Thema eingeleitet, aber ich wusste auch, dass er nicht sofort weiter auf das vorige eingehen würde, sondern sich auf den abrupten Wechsel einlassen würde. Sehun hob nun die Augenbrauen und lehnte sich auf der Sitzbank zurück. Er schürzte nachdenklich die Lippen. Ich beobachtete jede Regung seines makellosen Gesichts. Es sah schon süß aus, wie er die Wangen aufblies und seine Lippen hin und her bewegte. Nebenher rührte er sinnloserweise in seinem zweiten Kaffee herum. Er atmete ein, als würde er etwas sagen wollen, nahm dann aber nur den Löffel aus der Tasse und leckte ihn ab. Daraufhin hielt er ihn vor meine Nase, hatte sich wieder vorgelehnt und stützte sich auf den Tisch. "Manchmal bist du echt unberechenbar, mit deinen sprunghaften Gedanken. Ehrliche Antwort oder so, dass es jugendfrei bleibt?" "Ehrlichkeit schätze ich sehr, Hunie." Er lächelte schief. "Alles drei in der Reihenfolge an einem Abend, wobei ich letzteres gegebenenfalls am längsten ziehen würde. Klingt das angemessen?" Ich nickte zustimmend. Dann zwinkerte er plötzlich. "Oh mein Gott, du Miststück!", entfuhr es mir. Er lachte auf. "Trotzdem, es alles klingt gut. Ich nehm alles." "Alles was du kriegen kannst?", ich wippte mit den Brauen. Er schüttelte direkt den Kopf. "Nein, ich bin ziemlich wählerisch. Nicht viele kommen so nah an mich ran, wie du. Erst recht nicht für ein Date." Fast instant kam der Gedanke, an ein perfektes Date mit Sehun. Das würde ich zu gern erleben. Erst natürlich mit ihm essen zu gehen. In einem teuren Restaurant wäre da genauso gut, wie, keine Ahnung, Pizza bestellen oder so. Sehun zählte, nicht das Restaurant. Oder mich wie auch jetzt mit ihm gut zu unterhalten, über alles, ohne Hemmungen. Beziehungen, Stress, Familie, Freunde, Interessen, Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Wünsche und Ängste... Sex... et cetera. Wir flirteten ja auch viel, auch wenn es einfach aus Spaß war. Meistens. Aber auch der Gedanke an Sex mit Sehun war mal wieder ziemlich präsent. Mit dem Schwarzhaarigen zu schlafen stellte ich mir wahnsinnig gut vor. Leidenschaftlich, heiß, stellenweise vielleicht auch mal etwas grob oder bestimmend, vielleicht dadurch, dass er auch eifersüchtig werden konnte, wie ich wusste - und stille Wasser waren nun einmal tief -, aber auch liebevoll und sehr innig, weil er so ein fürsorglicher, warmherziger Typ war UND verdammt intensiv, weil ich auch gleichzeitig durch den ein oder anderen Unfall im Badehaus wusste, was Sehun unter der Gürtellinie zu bieten hatte und das war echt nicht wenig und ich sollte besser aufhören, daran zu denken, was wir theoretisch, so rein theoretisch, miteinander anstellen könnten und bei der Chance ja vielleicht auch würden, weil ich zu Sehun ganz sicher nicht nein sagen würde- "Hyung bist du taub?!" Erschrocken sah ich ihn an und blinzelte. Ich beugte mich etwas vor, sah einmal in den Bereich hinter uns. Ein paar Gäste hatten sich zu uns umgedreht. Sehun presste seine Lippen zu einer schmalen Linie. "Sorry", sagte er und war dabei laut genug, dass zumindest die uns nächsten Gäste ihn gehört haben mussten. "Was? Sorry. Nochmal bitte." "Was du davon aussuchst", entgegnete er. Ich begann zu grinsen. "Weiß nicht, eins davon reicht. Vielleicht die Konversation. Braucht man." "Tz", machte Sehun und setzte sich wieder gerade hin und schüttelte den Kopf, "Antworte ehrlich, nicht so wie du denkst, dass andere es sittlich finden. Musste ich auch. Nur reden ist dir auf Dauer doch viel zu langweilig." "Ja~, ABER Konversation ist der wichtigste Grundbaustein jeder Beziehung, Hunie." Er nickte. "Ja, da stimm ich dir zu, aber ich weiß, dass dir ohne anständigen Sex in regelmäßigen Abständen unglaublich schnell langweilig wird." Ertappt lachte ich auf. Ich biss auf meine Zunge, grinste ihn an und merkte, wie meine Wangen heiß wurden. Kichernd griff ich nach seinen Händen und drückte sie in meinen. Mein Blick fiel ebenso wie seiner auf unsere Hände. Seine waren zwar auch gepflegt wie meine, aber seine Finger waren nicht so feingliedrig und auch nicht ganz so lang wie meine und auf den Handrücken traten die Adern mehr hervor als bei mir. Ich lachte leise beim Anblick auf. "Was?" "Das sieht aus, als würdest du mit deiner Freundin Händchen halten." Sehun folgte meinem Blick. "Blödsinn", machte der Jüngere, grinste aber, "Du hast keine Frauenhände." "Gegen deine schon. So ein Bisschen." Leise auflachend verdrehte er die Augen. Dann verhakte er unsere Finger und schaukelte unsere Hände hin und her. "Stell dich nicht so an. Deine Hände sind völlig in Ordnung." "Aber du hast Männerhände und ich nicht!", empörte ich mich. "Hyung, du hast perfekte und für dich dementsprechend genau richtige Hände, okay?" Ein breites, fast schmerzvolles Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. "Du bist immer so süß, du weißt wirklich, wie man Komplimente macht, du mieser Gentleman. Kein Wunder lieben die Chinesen dich so sehr! Kannst du mir bitte öfter sowas sagen?" "Dass du gut aussiehst?", er hob eine Braue an. "Ja!" "Täglich, wenn du willst. Baekhyun hyung, egal wie gestylt oder ranzig du rumläufst, siehst du noch weitaus mehr als fantastisch aus", antwortete er wie aus der Pistole geschossen, "Ich kenne keinen anderen Mann, der in jeder Lebenslage so attraktiv ist, wie du." Ich blinzelte. "Woooaaah... Okay, krass, das klang wirklich ernst gemeint. Du bist gut! Lernt man sowas in China?" Er lachte auf, schüttelte den Kopf. Dann lehnte er sich etwas vor, legte den Kopf schief, während er direkt vor sich auf dem Tisch an seinen Fingern zupfte. "Nein, das klang so ehrlich, weil es ernst gemeint war, Baek. Du siehst wirklich immer gut aus, ich sag das nicht nur so." Ich lehnte mich ebenfalls vor, lächelte herausfordernd. "Soll ich dir auch nochmal sagen, dass du von Jahr zu Jahr heißer wirst?" Er biss auf seine Unterlippe, nickte ganz leicht. "Das hör ich gerne, aber verbrenn dich nicht, hyung. Und jetzt weich nicht weiter aus, sondern gib zu, dass dich nur Konversation auf Dauer langweilen würde. Ich kenn dich doch." "Das klingt, als wäre ich nur auf Sex aus." "Ich weiß, das bist du nicht, aber du weißt, wie ich das meine. Du brauchst das... das was wir haben, plus Sex und Küsse aller Art." Nun biss ich angetan auf meiner Lippe herum, dann nickte ich zustimmend. "Ja~. Also... in einer Beziehung auf jeden Fall, da stimm ich deiner heißen Idee voll und ganz zu, aber ich wollte ja nur wissen, was von den drei du bevorzugst und nicht, wie du dir deine Beziehungen oder gute Dates ausmalst." "Ah~", machte er, "Dann...", er hob die Schultern, "Keine Ahnung. Kommt auf mein Gegenüber an." "Was davon bei mir?", fragte ich sofort neugierig und wippte mit den Augenbrauen, während ich provokant lächelnd auf meine Unterlippe biss. Sehun schnippte seinen Zeigefinger gegen meine Stirn und sah mich ernst an. "Das bleibt mein Geheimnis, hyung." Theatralisch seufzte ich und lehnte mich zurück. "Natürlich, was frag ich auch. Ich geh zur Toilette, in der Zeit kannst du dir überlegen, wie du dich entschuldigst, dass du Geheimnisse vor mir hast." "Ich kann's dir ja zeigen." Ich stand auf und lief an ihm vorbei. Dabei ließ ich es mir nicht nehmen, ihm über die Wange und mit leichtem Druck über den Hals zu streichen. Dabei legte er den Kopf in den Nacken und sah mir nach. Sein Kehlkopf sah nicht nur zum Küssen und Beißen gut aus, sondern fühlte sich auch so an. Zeigen klang immer vielversprechend, selbst wenn es nur ein bisschen Flirten war. Im Badezimmer nutzte ich die Toilette, wusch meine Hände und stützte mich daraufhin auf das Waschbecken und sah in den Spiegel. Bis vorhin hatte ich noch gedacht, Hunie sei einfach mein bester Freund, in den ich mich verliebt hatte. Aber seine Antworten, die er gab und alles was er drum herum zu mir sagte... Etwas ungewollt grinsend verließ ich das Bad wieder. Zurück an unserem Tisch wollte ich gerade zu meinem Stuhl laufen, da spürte ich eine Hand auf meinem Hintern, die mir binnen Sekunden auch noch einen festen Klaps gab. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich Sehun an, der mich unschuldig ansah. "Alles okay, Baekhyun hyung?" "Äh~ Sehun?" "Mhm? Ah, ich hab noch was bestellt." Ich ging näher auf ihn zu, legte eine Hand auf seine Wange und zwang ihn, mich anzusehen. "Schön für dich. Sag mal, was war das gerade?", säuselte ich. "Ich weiß nicht, wovon du redest." Breit lächelnd beugte ich mich herunter. Meinen zweiten Arm legte ich um seinen Hals. Ich seufzte leise und streichelte seine Haare im Nacken. "Hunie. Hier hinten ist außer uns zwei keiner mehr, die sind vorne oder weg und im Gegensatz zu Pussy-Tao glaube ich nicht an Geister. Ich weiß, dass ich es nicht war. Du weißt, dass ich es nicht war. Ergo weiß ich, dass du es warst und du weißt, dass du es warst, also lüg mich nie wieder an. Versuch's gar nicht erst." Er schürzte die Lippen, lächelte ertappt. Dann griff er hinten an meine Oberschenkel, direkt unter meinen Hintern und drückte sie mehrfach, strich sie fest entlang. "Naja, das sah alles so stramm aus und das wollte ich mir nur bestätigen. Immer noch Hapkido sagtest du?" "Jahrelanges Dir-Hinterherrennen ist das", lachte ich und zwickte seine weiche Wange, wofür ich einen weiteren Schlag auf den Hintern bekam, "Naw, fester, Daddy, schlag mich!" "Baekhyun, ich sagte nein! Und um Gottes Willen, die an der Bar kriegen gleich Herzinfarkte", lachte der Jüngere, "Die haben eben schon so dumm getuschelt." Ich grinste zärtlich, kicherte. Meine Hand strich über seine Wange. Er war so süß, wenn er lachte. "Was sollen die machen? Meiner Mom zum hundertsten Mal erzählen, dass sie glauben, dass ich schwul bin? Entspann dich, Hun." Kurzerhand setzte ich mich auf seinen Schoß und schlag die Arme um seinen Nacken. Ich lehnte mich etwas weiter vor, sodass mein Gesicht recht nah vor seinem war. Dabei merkte ich auch den immer guten Duft, der von Sehun ausging, deutlicher. Gott, der Junge roch immer so gut, richtig betörend. Er legte einen Arm um meinen Rücken, um mich festzuhalten und die freie Hand locker auf meine überschlagenen Beine. Zärtlich fuhr ich mit einer Hand durch seine Haare und sah lächelnd in seine Augen. "Oh, hi", machte er leise, sah einmal auf meine Lippen und zurück in meine dunklen Augen. "Na~", kicherte ich und stieß meine Stirn spielerisch an seine, "Öfter hier?" "Ich wünschte, ich könnte ja sagen", entgegnete er ebenso süß und strich mir eine Strähne aus der Stirn. "Aw~ du bist Zucker, Hunie!", ich gab ihm einen kleinen Klaps auf die Schulter, gefolgt von einem flüchtigen Küsschen auf die Wange, bevor ich ihm weiter zuflüsterte, "Ich wünschte auch, du wärst öfter hier-" Ein Räuspern erklang. Meine Kollegin stand neben uns, lächelte matt. Auf einem kleinen Teller standen zwei volle Schnapsgläser. Ich nahm beide an und hielt Sehun eines hin. "Danke dir", grinste ich meine Kollegin an. Sie nickte uns zu. "So benimmst du dich also bei Dates in der Öffentlichkeit, du Flittchen", sagte sie gespielt enttäuscht zu mir. Ich schüttelte den Kopf. "Nur bei Dates mit Hunie, schließlich kriegt nicht jeder dieses Meisterwerk", ich deutete mit der Hand auf meinen Körper, "Ich bin sehr wählerisch." "Dann will ich dich und dein exklusiv gewähltes Date nicht weiter stören. Viel Spaß noch", sie verschwand wieder nach vorn. Sehun unter mir trank sein Glas leer. Ich tat es ihm gleich, stellte dann beide weg und musterte den Jüngeren. Behutsam streichelte ich seinen Kopf. Er sah etwas nachdenklich aus, wie er konzentriert auf den Tisch starrte. "Hey, Hunie, ist alles okay?", fragte ich besorgt. Er sah auf, nickte. "Klar. Ich hab dich auf dem Schoß, was will ich da mehr, außer weniger Kleidung und mehr Temperatur?" "Ach und ich bin das Flittchen?", fragte ich und zog an seinem Ohr, gab ihm einen weiteren Klaps auf die Wange. Der Größere legte seinen Kopf einmal kurz gegen meine Schulter. "Dein erstes Date seit Luhan?", fragte ich leise und lehnte mich etwas mehr in die Berührung seiner Hand in meinem Rücken, die diesen auf und ab strich. Sehun nickte. "Ich wollte einfach keine Fehler mehr machen. Du... meinst du wirklich, dass das ein Date ist?" "Für dich nicht? I-ich meine... Hunie, das-", ich schüttelte sachte den Kopf, "das war nur Spaß-" "Nein- Also, doch, ich denke Date ist die richtige Bezeichnung. Ob Spaß oder Ernst, das ist ein Date. Einverstanden?" Sofort strahlte ich ihn wieder an. "Klar! So~, dann, ähm, kannst du's mir jetzt gerne zeigen, Sehun", raunte ich in sein Ohr und schlang die Arme wieder fester um seinen Nacken und küsste seine Wange erneut ganz leicht. Er lachte heiser auf, hob mein Kinn mit der Hand an. "Hyung, du bist ein Bisschen betrunken, oder? Ich meine drei Shots... Respekt, hast du geübt?" Ich streichelte durch seine weichen Haare, er tippte auf meine Nase. "Witzig. Ich bin nur angetrunken. Wäre ich voll, würden wir schon lang rummachen, Süßer", ich fuhr mit dem Zeigefinger über seine Unterlippe. "Mit jedem?" "Mit dir. Wählerisch, vergessen?" Der Jüngere schüttelte langsam den Kopf. "Gut... Aber nein, würden wir nicht. Vielleicht ein bisschen, aber danach würde ich dich ins Bett bringen, weil ich kein Arschloch bin und weil ich weiß, dass du betrunken sowieso zu nichts zu gebrauchen wärst, sobald du jegliche Polster berührst. Du pennst doch direkt ein." "Na~ nicht mehr so oft! Hey, wer hat dir das erzählt, dass das früher so war?" "Ich weiß das", lachte er und tippte auf meine Nase, "Hab ich alles schon erlebt, hyung. Plus die ein oder andere Erzählung von den Jungs." "Ach tatsächlich? Diese Hunde!" "Ja. Das erste Mal in einem Club, erinnerst du dich?" "Ja, als Jongdae den Türsteher bestechen und dann verhauen wollte, weil du nicht rein kamst?" Er schüttelte den Kopf. Wovon sprach er dann? "Das warst du, Baekhyun, aber das meine ich nicht. Als wir zum ersten Mal zusammen in einem Club waren meine ich. Irgendwann später war das." "Nuh uh, gelogen! Das war Jongdae!" "Das warst du und das weißt du ganz genau! Es gibt drei Videos!", warf Sehun ein, "Und Fotos von dem Handabdruck den du noch dreieinhalb Stunden lang im Gesicht hattest! Und ich weiß zu hundert Prozent, dass du das Material kennst, ich hab's dir nämlich persönlich gezeigt und geschickt!" "Hey, ich hätt 's gemacht und gewonnen, ja?", maulte ich trotzig. "Ja~ natürlich und dann wärst du aus deinem Verein geflogen. Danke vielmals für den Einsatz, aber ich meine wie gesagt das andere erste Mal. Wo ich dann auch aktiv mit im Club war." Skeptisch guckte ich den Schwarzhaarigen an. "Hä?" "Ja, das dachte ich mir. Du warst schwer voll, sodass ich dich einfangen sollte, weil du niemanden an dich ran lassen wolltest. Der Besitzer hat dich nicht gekriegt, also hat er Chanyeol gefragt aber der war selbst so voll, dass Kyungsoo mit ihm draußen warten musste und der aufgepasst hat, dass Chanyeol nicht an seiner eigenen Kotze erstickt." Angewidert verzog ich das Gesicht. Was war denn an dem Abend gewesen? Als würde mir ein ganzer Tag fehlen. "Bah~! Ich weiß von dem Abend nichts mehr, oh mein Gott!" "Ich will nichts sagen, aber als ich dich festgehalten hab, hast du noch wie 'n Stripper an mir rumgetanzt, aber als wir dann gefühlt eineinhalb Stunden später zu Fuß bei mir zu Hause ankamen, weil du so verdammt lahmarschig warst, da bist du direkt eingeschlafen, als du meinen Schreibtischstuhl nur berührt hast." "Das war... ein Ausrutscher. Also, was ist?" "Jongins Geburtstag, als wir alle bei ihm übernachtet haben und du geprahlt hast, gegen Junmyeon noch eine Runde Bullet-Schach gewinnen zu können und du nur auf dem Sofa warten wolltest, bis er das Brett und die Stoppuhr geholt hatte." "O~kay, ich versteh 's ja." "Chanyeols Geburtstag auf seinem Sofa, als wir nachts noch Saw gucken wollten. Nach diversen Bars in Minseok hyungs Auto, die Gartenliege an Junmyeonies Siebzehnten, obwohl du mir versprochen hattest, mich heim zu bringen und das letzte Silvester was wir zusammen gefeiert haben, als du in meinem Zimmer nur schnell dein Handy ans Ladekabel hängen wolltest und dann halb auf dem Bett, halb auf dem Boden-" "Ich hab's verstanden, oka-hay!", fiel ich ihm lautstark ins Wort. "Du verträgst immer noch nicht viel, wetten?" "Mehr als früher, jetzt lenk nicht weiter ab." Er grinste mich an. Dann biss er auf seiner Zungenspitze herum, sah zum Tisch und dann wieder zu mir auf. "Na gut, ich zeig dir... wie gut ich Konversationen halten kann." * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)