A oder B? von Tobiz ================================================================================ Prolog: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel ---------------------------------------------------------------- Es war ein warmer Tag im Sommer. Die Ferien waren nur noch wenige Wochen entfernt und der Unterricht in der Schule bestand immer mehr aus Filmen schauen, die mehr oder weniger mit dem Fach etwas zu tun hatten. Ich saß am Freitagnachmittag in meinem Zimmer und zwang mich, mein alles entscheidende Referat vorzubereiten. Als ich von der Schule kam, war das Erste, was ich von meiner Mutter zu hören bekam: „Toni, nach dem Essen machst dein Referat! Das ist die einzige Chance, wie du das Schuljahr noch bestehen kannst. Vergiss das bitte nicht.“ Sie schwang dabei mit ihrem Zeigefinger auf und ab, was immer bedeutet, dass sie es ernst meint. Meine kritischen Fächer sind Geschichte und Physik, doch mein Geschichtslehrer meinte, dass ein Referat nicht die ganze Leistung vom Schuljahr aufbessern könne. Keine Chance. Meine Physiklehrerin war da schon netter. Und da sie mit ihrem Stoff fast durch war, wies sie mir ein Thema zu, was ihrer Ansicht nach immer zu kurz kommt in der Schule: Die Astronomie. „Stelle alle Planeten des Sonnensystems vor und nenne ein paar Besonderheiten bei ihnen“, erklärte sie, als ich nachfragte, worüber genau ich halten soll. Nach 5 Minuten der Recherche musste ich schockiert feststellen, dass es ganze 8 Planeten gibt. Das war doch unmöglich, die alle an dem Wochenende zu lernen und dann sogar Besonderheiten zu kennen. Ich erinnerte mich, dass es eine Eselsbrücke gibt. Irgendwas mit Vater und Planeten. Doch als ich die Namen aller Planeten durchging und keinen mit P finden konnte, fühlte ich mich nochmals bestätigt, dass ich keine Ahnung von dem Thema hatte. Ich konnte schon das Klatschen hören, wenn meine Lehrerin sich während des Referats auf die Stirn haut. Meine Freundin Lisa - wir sind nur Freunde - hätte mir sicherlich helfen können. Sie und meine Lehrerin fachsimpelten immer miteinander, wenn sie sich sahen, was nur passierte, wenn Lisa mich abholte, denn sie war nicht einmal in ihrem Kurs. Ich kramte mein Smartphone raus, um sie anzurufen, doch ließ es wieder los. Sie war auf der Beerdigung ihrer Großmutter. Sie konnte ich also nicht um Hilfe bitten und alle anderen meiner Freunde hatten etwa so wenig Ahnung wie ich. Doktor Googel und Wikipedia mussten mir genügen. „Also. Wie fange ich an?“, sortierte ich meine Gedanken. „Das mit der Eselsbrücke ist möglicherweise keine so schlechte Idee.“ Meine Finger tippten einen geeigneten Suchbegriff und schon erkannte ich, dass es nicht mehr „Planeten“ heißt, weil irgendeinem der Planetenstatus aberkannt worden ist. Da fiel es mir wieder ein. „Stimmt, da war ja neulich was“, stellte ich mit der wiedergefundenen Erinnerung fest. Naja, „neulich“ war nicht so ganz richtig, da es schon 12 Jahre her war, aber das sollte mir meinen neuen Mut nicht nehmen. Dass sich die Reihenfolge der Anfangsbuchstaben von den inneren zu den äußeren Planeten orientiert, wusste ich ebenfalls nicht. „Dann weiß man ja, welcher Planet an welcher Stelle kommt, wenn man die Eselsbrücke kennt“, fand ich endlich den Sinn der Eselsbrücke heraus. Dass 2 Planeten mit M beginnen, sollte mich auch nicht aufhalten. Ich war nicht zu stoppen. Ich suchte für jeden Planeten ein geeignetes Bild und machte ein Layout das ich für jeden Planeten benutzen konnte. Doch in welcher Reihenfolge? „Meine Lehrerin freut sich bestimmt, wenn ich sie von innen nach außen präsentiere. Dann kann ich auch die Eselsbrücke mit einbauen“, entschied ich. Das war der Moment, an dem ich die Eselsbrücke aber erst einmal lernen musste. Ich konnte sie mir zwar relativ schnell merken, doch die zugehörigen Namen wollten einfach nicht meinen Schädel. Nach 10 Minuten war ich fertig und ging sie als Kontrolle nochmal durch. Alles wieder weg. Ich war am Verzweifeln. „Wie kann man nur so blöd sein und sich nicht 8 Namen merken?“, hämmerte ich gegen meinen Kopf, was nicht sehr produktiv war, bis mir einfiel, dass es vielleicht auch reicht, wenn ich sie auf meine Karteikarten schreibe. Hoffentlich würde meine Lehrerin nicht verlangen, dass ich sie auswendig kenne. Bei dem Layout kam das nächste Problem: Es sollten ein paar Daten zu dem jeweiligen Planeten draufstehen und bei Wikipedia stand wirklich alles. Es zwar zu viel und die meisten Wörter, die dort angegeben waren, kannte ich nicht z.B. Exzentrizität. Die Erklärung davon verstand ich natürlich kein bisschen. Ich schaute auf die Uhr. „Es sind gerade mal 30 Minuten vergangen?“, starrte ich ungläubig mehrmals auf die Anzeige, aber die Zahl änderte sich nicht. Ich verglich die Zeit mit meiner Arbeit. „Wenn ich in dem Tempo weiterarbeite, werde ich nie fertig und nachher ist noch die Party“, stellte ich traurig fest. Den Gedanken, während der Party hier zu sitzen und etwas über Merkirgendwas zu pauken, verwarf ich sofort wieder. Ich würde auf jeden Fall hingehen. Dennoch war zuerst eine Pause angesetzt. Ich ging die Küche, um mir ein Glas Orangensaft zu holen, als mir meine Mutter aus dem Flur entgegenkam. Sie muss gerade schwimmen gewesen sein, denn sie war triefend nass. „Na, wie läuft es mit dem Referat?“, sprach sie genau das Thema an, über das ich reden wollte. „Komme ganz gut voran“, log ich. Sie musste nicht wissen, dass ich Probleme hatte. Sonst stellte sich vielleicht noch heraus, dass auch sie voll die Ahnung von dem Weltraum hat und das hätte ich nicht ertragen. „Ich mache gerade nur eine Pause“, erklärte ich, hob als Bestätigung das Glas mit dem Orangensaft hoch und verschüttete es fast. „Gut. Ich geh dann mal wieder ins Wasser“, grinste sie und drehte sich um. „Danke fürs Salz in die Wunde streuen“, rief ich belustigt hinterher. Sie wank mit ihrer Hand zum Abschied, ohne sich umzudrehen. Man könnte meinen, dass das nicht gerade zu dem guten Verhalten einer Mutter gehörte, aber ich war es gewohnt und liebte sie für ihren fantastischen Sinn für Humor. Dennoch war sie auch ernst, wenn es sein musste. Wie gerne wäre ich jetzt auch in den Pool gegangen. Es war mit 25 Grad zwar nicht sehr heiß, aber wer konnte da schon still bleiben, während jemand anderes 5 Meter weiter schwimmen geht? Allein deswegen wollte ich schnell fertig werden mit dem Referat. Die Party begann in ein paar Stunden. Es war also noch genug Zeit. Mit schnellen Schritten kehrte ich in mein Zimmer zurück. Mein Bett - oder auch der Arbeitsplatz - war voller kleinen unbeschriebenen Karteikärtchen, meinem Laptop und einigen Stiften. Meine Mutter hasste es, wenn ich auf dem Bett arbeitete, aber das war einfach gemütlicher. Mit einem Blick auf den Bildschirm fiel mir wieder ein, warum ich eine Pause wollte. Diese vielen Wörter. Ich wusste nach wie vor nicht, welche davon wichtig sind oder was sie bedeuten. Dazu kommen noch die „Besonderheiten“, die meine Lehrerin noch betont hatte. Mein Blick fiel auf das Smartphone, welches neben meinem Laptop liegt. „Die Beerdigung sollte schon vorbei sein und sie könnte mir das alles sicherlich in wenigen Minuten erklären“, dachte ich darüber nach, Lisa doch zu fragen. „Aber ich will meine Freundschaft nicht riskieren, falls es ihr nicht gut geht und sie Zeit für sich will. Möglicherweise kann mir jemand anderes helfen.“ Wenn du das Referat alleine bearbeiten willst, lies bei Mars weiter. Wenn du Lisa um Hilfe bitten willst, lies bei Charon weiter. Kapitel 1: Mond --------------- Ich versprach Lisa, dass ich es ihr an der Haltestelle erzählen würde. Das gab mir Zeit. Zeit mir eine glaubhafte Geschichte zu erfinden. Aber brauchte ich das? Eigentlich brauchte ich mir bei Lisa keine Sorgen machen, ob sie etwas dagegen hat, wenn ich mit einen anderen Jungen zusammen bin. Sie war es eher, die sich bei jeder Serie wünschte, dass ihre männlichen Lieblingscharaktere ein Paar werden. Wahrscheinlich las sie im Internet eh Fanfics, auch wenn sie es niemals zugeben würde. „So. Jetzt sind wir an der Haltestelle und 10 Minuten zu früh. Gab keinen Grund, uns zu hetzen“, bemerkte Lisa, als wir das Häuschen erkennen konnten. „Was ist jetzt das große Geheimnis?“, hakte sie nach und machte übertriebene Gestiken. Stimmt ja. Sie war nicht ganz nüchtern. „Meinst du überhaupt, dass es sich lohnt? Du scheinst mir dich morgen eh an nichts mehr erinnern zu können“, neckte ich sie. Klar würde sie sich an alle erinnern, denn so betrunken war sie auch wieder nicht, aber es machte mir einfach Spaß. Ihre Reaktion war ein leichter Schlag mit den Ellenbogen, welcher mich verfehlte. Um sicher zu gehen, manövrierte ich sie auf die Sitzbank bei der Haltestelle, was sie dankend über sich ergehen lies. „Na gut“, hob ich an. „Luke war auch drin und hat versucht einen Fleck loszuwerden.“ „Aha und der war so interessant, dass ihr Ewigkeiten da drin sein musstet?“ „Genau. Wie hast du das so schnell herausgefunden?“, antwortete ich ironisch. „Du solltest Detektivin werden.“ „Sei nicht so gemein zu mir“, befahl sie übertrieben gekränkt und machte eine Schmolllippe. „Sag schon, was passiert ist. Es wird ja nicht so heftig sein, dass ihr rumgemacht habt oder so“ Ich empfand, dass Schweigen die beste Antwort war, die ich in dieser Situation geben konnte. Zur Not auch so lange, bis Lisa verstand, denn zunächst schien sie es nicht zu merken wie goldrichtig sie damit lag. Als auch sie mein Schweigen verdächtig fand und zu mir sah, wurden ihre Augen ganz groß. „Ne. Das habt ihr nicht!“, lachte sie laut. Ich nickte. Lisa versuchte ihr Lachen zu unterdrücken, aber es fiel ihr nicht leicht. „Das war ja ein guter Witz. Puh“, kicherte sie, während sie sich eine Träne wegwischte. Danach sah sie zu mir und erwartete offenbar die wahre Geschichte. Wieder reagierte ich nicht, sondern sah sie fragend an. Lisa sah fragend zurück, bis sie ihr Gesicht peinlich wegdrehte. „Das war echt dein Ernst? Oh man...“, gab sie kleinlaut von sich. „Ja und wie findest du das?“, wollte ich wissen. „Denkst du wirklich, dass ich etwas dagegen habe? Nein, nein. Wo die Liebe halt hinfällt oder so heißt es doch immer“, kommentiere sie. Ich hatte von Anfang an keine Angst, dass sie das nicht akzeptieren würde. Ich kannte Lisa. Lisa schien zwar etwas überfordert, aber ich war sicher, dass sie sich daran gewöhnen würde. Der Bus kam kurz darauf, was mich erleichtern ließ. Es war mir immer unangenehm spät unterwegs zu sein, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Wir hatten aber Glück und mussten keine blöde Bekanntschaft machen. Zwar wäre der Bus wegen der Dunkelheit beinahe an uns vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn wir waren die Einzigen im Bus. Während der Fahrt schwiegen wir uns an. Eigentlich fand ich es immer unangenehm, wenn jemand mit mir im Bus ein Gespräch führen möchte, doch diese plötzliche Funkstille kam sehr plötzlich. Als wir an meiner Haltestelle ankamen, stand ich auf und verabschiedete mich von Lisa. Sie musste noch ein Stück weiter fahren. Obwohl ich dachte, dass wir einen schönen Abend hatten, wirkte Lisa traurig. Leider hatte ich keine Zeit, um nachzufragen. Kaum stand ich vor dem Bus, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend meine Müdigkeit. Ich war froh, dass mich und mein Bett nur noch wenige Minuten trennen würden. Doch war da noch etwas. Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus. Ende. Kapitel 2: Callisto ------------------- „Na gut. Ich stehe auf Luke“, sprach ich es endlich aus, wie es halt war. Es heißt immer, dass die Wahrheit das Richtige ist, aber es fühlte sich nicht gut an, Lisa jegliche Hoffnung zu nehmen. Für mich wäre auch kein leichtes, die Ablehnung durch Luke zu erfahren. „Äh wie?“, war ihre Antwort. Danach sah sie zu mir. „Hast du gerade wirklich gesagt, dass du auf Luke stehst?“ Ich nickte. Lisa sah fragend zurück. „Ist das dein Ernst?“, gab sie kleinlaut von sich. „Ja und wie findest du das?“, wollte ich wissen. „Denkst du wirklich, dass ich etwas dagegen habe? Nein, nein. Wo die Liebe halt hinfällt oder so heißt es doch immer“, kommentiere sie. Ich hatte von Anfang an keine Angst, dass sie das nicht akzeptieren würde. Ich kannte Lisa. Lisa schien zwar etwas überfordert, aber ich war sicher, dass sie sich daran gewöhnen würde. „Aber bist du sicher, dass er auch für dich so empfindet?“, hinterfragte sie und drohte, meine perfekte Vorstellung, dass aus Luke und mir mal was wird, zu zerstören. „Ich weiß es nicht“, gab ich zu. „Es ist halt meine Hoffnung. Ich mag ihn sehr.“ „Das nützt nichts, wenn es einseitig ist. Ich bin mir da bei ihm nicht sicher. Wenn es so wäre, hätte er dir sicherlich schon Andeutungen gemacht. Oder hat er das gemacht?“ Sie sah mich fragen aber gleichzeitigt auch fordernd an. „Nein“, stöhnte ich schließlich. „Hat er nicht. Das Projekt in Reli war das einzige Mal, dass wir mehr miteinander gesprochen haben.“ Dass ich auch erst seitdem in ihn verliebt war, wollte ich lieber für mich behalten. Sonst hätte mir Lisa die kurze Zeit auch noch vorgeworfen. „Siehst du? Wie kommst du darauf, dass er auch an dir interessiert sein könnte?“ Ich war mir nicht sicher, wie ich auf Lisas Worte reagieren sollte. Sie machten mich wütend und bei jeder anderen Person hätte ich auch entsprechend gehandelt. Doch war es Lisa, die meine Hoffnung mit Füßen trat. Die Tatsache, dass Lisa das so leicht von der Seele redete, ohne daran zu denken, wie ich mir dabei fühle, war das Schlimmste. Wenn du auf Lisas Worte eingehen willst, ließ bei Uranus weiter. Wenn du dich zurückhalten willst, ließ bei Schwarzes Loch weiter. Kapitel 3: Sedna ---------------- „Okay, ich glaube es ist besser, wenn wir einfach nicht mehr darüber sprechen. Sonst endet das nur im Streit“, versuchte ich das Schlimmste zu verhinder, bevor es passiert. Lisa schien es auch gut zu finde, denn sie sagte daraufhin gar nichts mehr. Ich war natürlich trotzdem durch ihre Reaktion gekränkt, aber ich hoffte, dass es am Alkohol lag. So verbrachten wir den Rest der Busfahrt einfach stumm, was ich an sich unangenehm fand, aber es war besser als sich gegenseitig zu zoffen. Irgendwann hielt der Bus an meiner Haltestelle und ich verabschiedete mich von Lisa. Kaum stand ich vor dem Bus, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend meine Müdigkeit. Ich war froh, dass mich und mein Bett nur noch wenige Minuten trennen würden. Doch war da noch etwas. Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus. Ende Kapitel 4: Io ------------- Nachdem ich die Spülung betätigte, fummelte ich an meinen Haaren herum, auch wenn das wahrscheinlich meine Frisur noch verschlimmerte. Auch wenn ich nicht den ersten Schritt machen wollte, sollte ich dennoch in Lukes Nähe immer nur das Beste von mir zeigen. Das Geräusch von laufendem Wasser von draußen zeigte, dass Luke noch immer da war, doch noch eine Ewigkeit in der Kabine zu bleiben nachdem man gespült hatte, würde sicher komisch kommen. Deswegen ließ ich meine Frisur auf die Gefahr hin völlig hinüber zu sein in Ruhe und öffnete die Tür. Wie erwartet stand Luke noch an Ort und Stelle und rubbelte sich einen ab. Das T-Shirt natürlich. Welches schmutzig war. Und nass. Sehr nass. Eilig ging ich zu einem Waschbecken, welches rechts neben Luke war, und nahm mir extra viel Seife. Ich wollte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen, sondern auf den richtigen Moment warten, welcher hoffentlich irgendwann in den nächsten Monaten sein würde. Nur konnten es meine Augen nicht lassen und huschten für einen kurzen Augenblick zu ihm rüber, doch der Anblick, wie er seinen fast überall mit nassen Flecken übersäten Stofffetzen unter den Wasserstrahl hielt und verzweifelt darauf herum rieb, war mir fast zu viel auf einmal. Auch die Bauchmuskeln, welche dabei frei wurden, waren vor meinen Augen nicht sicher. „Also, was hast du da so lange drin gemacht?“, kam es irgendwann beiläufig von links und direkt spürte ich, wie sich mein Blut an einer gewissen Stelle sammelte. Genau. Mein Kopf. Es war ihm aufgefallen. Dabei wollte ich es extra vermeiden, zu lange in der Kabine zu bleiben, um genau der Frage zu entgehen. Ich schaute in den Spiegel und eine Tomate schaute zurück. „Ähm…naja…ich“ „Agh, so wird das nichts.“ Weiter kam ich mit meiner durchgeplanten Erklärung nicht, denn Luke unterbrach mich und als ich zu ihm sah, zog er gerade sein Shirt für den Kopf. Ein gut definierter Körper kam zum Vorschein, welcher sich auch gleich zu mir umdrehte. Danach glitten Lukes Hände zu seiner Hose und machte Anstalten, sie ebenfalls auszuziehen. Sie klemmte, doch nach einigen Versuchen, lag sie irgendwo auf dem Boden. Während er das tat ließ er seinen Blick nicht von mir ab. Erst jetzt stellte ich fest, dass mein Schwarm gerade dabei war, sich vor mir nach und nach seiner Kleidung zu entledigen. Apropos: Lukes Finger umspielten nun verführerisch den Rand seiner Boxershorts und nach mehrmaligem Andeuten, war auch sie… „Toni? Hallo?“ Im Spiegel sah ein perplexes Ich zu mir rüber. Ich musste in dem Moment echt dämlich geschaut haben, während ich am Träumen war. Meine Gedanken wurden verrückt und spielten mir Bilder von meinem Begehren vor. Super. Als ich sie irgendwo in meinen Kopf verbannte, bemerkte ich, dass Luke immer noch von mir eine Antwort erwartete. Dieser war derweil - zu meinem Bedauern - mit seinem angezogenen Shirt beschäftigt. Komisch, dass er so lange daran rumschrubbte und es nicht einfach nach der Party in die Maschine warf. Seine Frage war ja schon etwas unangebracht, dennoch fühlte ich mich ertappt. „Handy-Kram. Kennst du ja“, spielte ich runter und ließ symbolisch meine Hand fallen, um der Aussage Kraft zu verleihen. Da ich vergessen hatte, wie lange ich nun schon meine Hände wusch, holte ich sie aus dem Wasserstrahl raus und sah mich nach einer Möglichkeit zum Trocknen um. Würde Luke nun auch noch mein langes Händewaschen ansprechen wollen, konnte ich jetzt zumindest mit seinem ewigen Schrubben kontern. Ich war bereit. Glücklicherweise war an der gegenüberliegenden Wand ein Handtrockner angebracht, welchen ich auch gleich betätigte. Weil der Trockner relativ laut war, wurde jede Kommunikationsmöglichkeit zwischen uns im Keim erstickt. Ich genoss die Wärme auf meinen Händen trotzdem und stellte mir vor, dass diese Wärme von Lukes zarten Berührungen kam, anstatt vom Trockner. Dies ließ mich glücklich und traurig zugleich werden. Wieder verlor ich mich gedanklich in dem Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Luke und mir. Warum musste der Weg dahin nur immer so schwer sein? Seine Anwesenheit brachte mir immer Herzrasen und jedes Mal wünschte ich mir, ihn an meiner Haut zu spüren. Zu wissen, dass ich alles habe, was ich begehrte. Irgendwas berührte mich an meinem Arm und ich sah zur Seite. Es war Luke. „Bist du fertig?“, fragte dieser und hob seine nassen Hände hoch. Ein Blick auf sein Shirt bestätigte mir, dass er mit der Säuberung aufgegeben hatte. „Ich mach das zu Hause sauber“, fügte er noch dran, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Ich ging einen Schritt zur Seite und überließ Luke den Handtrockner. Meine Hände waren ganz warm und es fühlte sich an, als wäre jegliches Wasser aus der Haut verdunstet. Wie lange stand ich schon hier? Luke betätigte die Maschine und ließ seine Hände und dem Lufthauch kreisen. Ich blieb noch einen Moment neben ihm stehen, bis ich merkte, dass das sicher komisch wirkte. Schließlich habe ich alles, was es so auf einer Toilette zu tun gibt, erledigt. Als ich meine Hand auf den Türgriff legte, drehte ich mich nochmal zu Luke um und wünschte ihm schreiend noch viel Spaß auf der Party. Er reagierte etwas perplex und ging von dem Handtrockner weg, welcher kurz darauf ausging. „Hast du denn Spaß?“, wollte er wissen. Ich nickte. „Ja, aber nur wegen Lisa. Mit ihr ist es immer lustig egal wohin ich gehe.“ „Sie ist auch da? Ich habe sie noch gar nicht gesehen“, fragte er überrascht. „Stimmt schon. Ist besser, wenn jemand dabei ist, den man gerne hat.“ Ich ließ meine Hand von der Türklinge. Offenbar wurde dies ein längeres Gespräch. „Das klingt, als würdest du sagen wollen, dass du alleine hier bist“, hakte ich nach. „Sind deine Freunde nicht hier?“ „Doch irgendwie schon, aber…“, er hakte ab. „Ich mag sie, aber mehr auch nicht.“ Ich wusste nicht genau was ich darauf sagen sollte. Ebenso war mir unklar, was er mir damit mitteilen wollte. Es war, als hätte er etwas auf dem Herzen und nur mir könnte er sich dazu äußern. Das war bestimmt kein Thema, worüber er mit seinen Freunden reden würde. Nach einer Pause des Schweigens kam Luke auf mich zu und griff zur Klinke. „Vergiss, was ich eben gesagt habe“, war das Einzige, was er noch sagte und schon war er weg. Einen Moment verweilte ich noch bei den Toiletten und fragte mich, warum das eben passiert ist. Luke wollte irgendwas sagen, aber ich war zu blöd, um es zu bemerken. Ich hämmerte mir symbolisch gegen die Stirn. Da es nichts weiter brachte, bei den Toiletten zu verweilen und Lisa bestimmt schon wartete, verließ schließlich auch ich den Raum. Lisa fragte mich wie zu erwarten sofort, warum ich so lange gebraucht habe. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte ich ironisch und Lisa reagierte, wie erhofft. Angeekelt. Wir blieben auf dem Sofa sitzen, doch verlor ich angesichts der Geschehnisse schnell die Lust und sagte Lisa, dass ich mich aufmachen will. Angesprochene trank ihren letzten Schluck und deutete an, dass sie auch gehen will. Nachdem wir durch die Tür nach draußen gelangen war, musste ich leider feststellen, dass es ziemlich frisch geworden war und ich hatte keine wärmende Kleidung an. War ja schließlich Sommer und für die wenigen Momente lohnte es sich nicht eine Jacke oder einen dicken Pullover mitzunehmen. Wir sahen die Reste von einem Lagerfeuer. Das Holz war noch am Glühen, was mich leicht beunruhigte, dennoch hielt ich die Wahrscheinlichkeit eines Brandes für gering. Lisa äußerte ebenfalls keine Sorgen. Außerdem merkte ich auf den Weg zur Bushaltestelle, dass Lisa offenbar mehr getrunken hatte als ich, denn sie torkelte mehr als zu gehen. Ein Glück war sie nicht alleine unterwegs. „Weiß du? Irgendwie glaube ich nicht, dass du so lange auf dem Klo warst und sonst nichts gemacht hast“, lachte sie in den Wissen, mich zu ertappen. „Luke war auch so lange drin. Komm schon. Mir kannst du es erzählen. Was habt ihr so lange gemacht?“ Wenn du Lisa die Wahrheit erzählen willst, lies bei Neptun weiter. Wenn du Lisa nichts erzählen willst, lies bei Deimos weiter. Kapitel 5: Venus ---------------- Das war die Gelegenheit. „Möglicherweise ist er ja so betrunken, dass er sich eh an nichts erinnert“, redete ich mir den Fall einer Ablehnung schön. Probieren wollte ich es aber ganz sicher. Nachdem ich die Spülung betätigte, fummelte ich an meinen Haaren herum, auch wenn das wahrscheinlich meine Frisur noch verschlimmerte. An sich konnte ich mir Zeit lassen, denn das Geräusch von laufendem Wasser von draußen zeigte, dass Luke noch immer da war, doch noch eine Ewigkeit in der Kabine zu bleiben nachdem man gespült hatte, würde sicher komisch kommen. Deswegen ließ ich meine Frisur auf die Gefahr hin völlig hinüber zu sein in Ruhe und öffnete die Tür. Wie erwartet stand Luke noch an Ort und Stelle und rubbelte sich einen ab. Das T-Shirt natürlich. Welches schmutzig war. Und nass. Sehr nass. Eilig ging ich zu einem Waschbecken, welches rechts neben Luke war, und nahm mir extra viel Seife. Ich wollte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen, sondern auf den richtigen Moment warten. Nur konnten es meine Augen nicht lassen und huschten für einen kurzen Augenblick zu ihm rüber, doch der Anblick, wie er seinen fast überall mit nassen Flecken übersäten Stofffetzen unter den Wasserstrahl hielt und verzweifelt darauf herum rieb, war mir fast zu viel auf einmal. Auch die Bauchmuskeln, welche dabei frei wurden, waren vor meinen Augen nicht sicher. „Also, was hast du da so lange drin gemacht?“, kam es irgendwann beiläufig von links und direkt spürte ich, wie sich mein Blut an einer gewissen Stelle sammelte. Genau. Mein Kopf. Es war ihm aufgefallen. Dabei wollte ich es extra vermeiden, zu lange in der Kabine zu bleiben, um genau der Frage zu entgehen. Ich schaute in den Spiegel und eine Tomate schaute zurück. „Ähm…naja…ich“ „Agh, so wird das nichts.“ Weiter kam ich mit meiner durchgeplanten Erklärung nicht, denn Luke unterbrach mich und als ich zu ihm sah, zog er gerade sein Shirt für den Kopf. Ein gut definierter Körper kam zum Vorschein, welcher sich auch gleich zu mir umdrehte. Danach glitten Lukes Hände zu seiner Hose und machte Anstalten, sie ebenfalls auszuziehen. Sie klemmte, doch nach einigen Versuchen, lag sie irgendwo auf dem Boden. Während er das tat ließ er seinen Blick nicht von mir ab. Erst jetzt stellte ich fest, dass mein Schwarm gerade dabei war, sich vor mir nach und nach seiner Kleidung zu entledigen. Apropos: Lukes Finger umspielten nun verführerisch den Rand seiner Boxershorts und nach mehrmaligem Andeuten, war auch sie… „Toni? Hallo?“ Im Spiegel sah ein perplexes Ich zu mir rüber. Ich musste in dem Moment echt dämlich geschaut haben, während ich am Träumen war. Meine Gedanken wurden verrückt und spielten mir Bilder von meinem Begehren vor. Super. Als ich sie irgendwo in meinen Kopf verbannte, bemerkte ich, dass Luke immer noch von mir eine Antwort erwartete. Dieser war derweil - zu meinem Bedauern - mit seinem angezogenen Shirt beschäftigt. Komisch, dass er so lange daran rumschrubbte und es nicht einfach nach der Party in die Maschine warf. Seine Frage war ja schon etwas unangebracht, dennoch fühlte ich mich ertappt. „Handy-Kram. Kennst du ja“, spielte ich runter und ließ symbolisch meine Hand fallen, um der Aussage Kraft zu verleihen. Da ich vergessen hatte, wie lange ich nun schon meine Hände wusch, holte ich sie aus dem Wasserstrahl raus und sah mich nach einer Möglichkeit zum Trocknen um. Würde Luke nun auch noch mein langes Händewaschen ansprechen wollen, konnte ich jetzt zumindest mit seinem ewigen Schrubben kontern. Ich war bereit. Glücklicherweise war an der gegenüberliegenden Wand ein Handtrockner angebracht, welchen ich auch gleich betätigte. Leider wurde dadurch jede Kommunikation zwischen uns im Keim erstickt, weil der Trockner relativ laut war. Ich genoss die Wärme auf meinen Händen trotzdem und stellte mir vor, dass diese Wärme von Lukes zarten Berührungen kam, anstatt vom Trockner. Dies ließ mich glücklich und traurig zugleich werden. Wieder verlor ich mich gedanklich in dem Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Luke und mir. Warum musste der Weg dahin nur immer so schwer sein? Seine Anwesenheit brachte mir immer Herzrasen und jedes Mal wünschte ich mir, ihn an meiner Haut zu spüren. Zu wissen, dass ich alles habe, was ich begehrte. Irgendwas berührte mich an meinem Arm und ich sah zur Seite. Es war Luke. „Bist du fertig?“, fragte dieser und hob seine nassen Hände hoch. Ein Blick auf sein Shirt bestätigte mir, dass er mit der Säuberung aufgegeben hatte. „Ich mach das zu Hause sauber“, fügte er noch dran, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Ich ging einen Schritt zur Seite und überließ Luke den Handtrockner. Meine Hände waren ganz warm und es fühlte sich an, als wäre jegliches Wasser aus der Haut verdunstet. Wie lange stand ich schon hier? Luke betätigte die Maschine und ließ seine Hände und dem Lufthauch kreisen. Ich musste mich ranhalten, wenn ich ihm noch sagen wollte, was ich für ihn empfand. Lange würde er nicht mehr hier bleiben und dann wäre er wieder von seinen Freunden umgeben. Vor ihnen wäre das Aussichtslos. Ich sammelte im Kopf die Worte und formte sie zu einem Satz, den ich mehrmals wiederholte. Gerade als ich zum Wort ansetzen wollte, kam Luke mir schon zuvor. „Hey, weißt du noch, als wir das Projekt in Religion gemacht haben?“ Niemals hätte ich das vergessen können und nickte ihm zu. Schließlich fing da doch alles an. „Ich habe da gemerkt, dass du eigentlich ein cooler Typ bist und fand es nach dem Projekt schade, dass wir nie etwas zusammen gemacht haben.“ Ich sollte in dem Moment extrem glücklich sein, dass Luke offenbar mehr Zeit mit mir verbringen wollte, doch irgendwie war ich dies nicht. Ich wäre ein cooler Typ. Hieß das nicht, dass er mich nur als Kumpel um sich haben wollte und nicht mehr? Jemand, mit dem man mal irgendwas unternimmt und sich austauscht, welche Frauen man heiß findet? War es noch klug, ihm meine Gefühle zu offenbaren? Ich hätte das Angebot annehmen und sein Kumpel sein können und wer weiß. Vielleicht hätten sich irgendwann noch bessere Gelegenheiten geboten. „Finde ich auch. Ich habe die Zeit ziemlich genossen“, antwortete ich. Ich wollte es ihm in diesem Moment sagen und nicht irgendwann mit ihm über Frauen reden, während ich die ganze Zeit hoffe, dass er auch so empfindet wie ich. Mir war eine frühe Abfuhr lieber als jahrelanges Hoffen und Bangen. „Um ehrlich zu sein glaube ich, dass ich dich sehr mag“, begann ich. Er blickte überrascht zu mir. „Oh wirklich? Ich mag dich auch.“ „Ich mag dich aber auf eine andere Art. Mehr als nur Freund“, erzählte ich weiter. Das Ganze war für mich auf einmal richtig peinlich und ich wünschte mir, dass ich das gar nicht gesagt hätte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihn nur als Kumpel zu haben, aber dann wäre ich zumindest immer bei ihm. Er könnte angewidert von mir sein und mich niemals wieder in seine Nähe lassen. „Vergiss, was ich gesagt habe“, flossen die Worte aus mir raus und ich wollte schnell gehen. Weg von dieser Party und in mein Bett verkriechen. „Warte“, packte er mich an meinem Arm, als ich gerade zur Türklinke greifen wollte. „Wenn ich richtig verstehe, was du mitteilen wolltest, dann…wäre ich nicht abgeneigt.“ Meinte er das ernst? War es möglich, dass all meine Sorgen und Befürchtungen endlich der Vergangenheit angehörten? „Verstehe mich nicht falsch. Ich habe dich noch nie auf diese Weise gesehen, aber ich würde mich darauf einlassen“, stellte er klar. Die ganze Zeit, als er das sagte, spielte er nervös mit seinen Fingern. Wie süß er war. „Heißt das, wir wollen es mit uns versuchen?“, fragte ich sicherheitshalber nach. „Ja. Gerne“, lächelte er mir zu. Ich war mir nicht so sicher, ob er wirklich nichts von mir wollte, wie er vorher betont hatte, denn er strahlte, als wäre sein größter Traum in Erfüllung gegangen. Genau wie bei mir. Als einige Sekunden des Schweigens vergingen, kam er auf mich zu und berührte mich an meinen Schultern. Uns trennten nur noch wenige Zentimeter und ich merkte, worauf er hinaus wollte. Auch wenn die Partytoiletten zum einen nicht sehr romantisch waren und zum anderen jederzeit jemand herein konnte, überwand ich die Distanz und drückte meine Lippen auf seine. Der Erste Kuss war sehr schüchtern und schnell wieder vorbei, doch der Zweite war sicherer und gefühlvoller. Es fühlte sich an, als wären alle Probleme verschwunden und ich genoss die Zweisamkeit mit Luke. Nach dem Kuss trennten wir uns wieder und Luke begann, mich den Hals hinunter zu küssen. Außerdem ließ er seine Hand langsam unter mein Shirt gleiten. Ich weiß, dass ich es genoss, dennoch hielt es hier für den falschen Ort und drückte ihn von mir, bevor es zu etwas wurde, was ich bereuen würde. „Ich bin sehr glücklich gerade, dennoch möchte ich das hier gerne auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Außerdem fragt sich Lisa bestimmt schon, was ich hier so lange mache“, flüstere ich in sein Ohr. Luke war zum Glück verständnisvoll und schlug vor, dass ich jetzt den Raum verlasse und er erst in 10 Minuten, damit kein Verdacht aufkommt. Das würde sich schnell in der Schule rumsprechen und ich wollte nicht das Thema anderer sein. Ich lächelte ihm noch zum Abschied zu und verließ die Toiletten. Lisa fragte mich wie zu erwarten sofort, warum ich so lange gebraucht habe. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte ich ironisch und Lisa reagierte, wie erhofft. Angeekelt. Wir blieben auf dem Sofa sitzen, doch verlor ich schnell die Lust und sagte Lisa, dass ich mich aufmachen will. Angesprochene trank ihren letzten Schluck und deutete an, dass sie auch gehen will. Nachdem wir durch die Tür nach draußen gelangen war, musste ich leider feststellen, dass es ziemlich frisch geworden war und ich hatte keine wärmende Kleidung an. War ja schließlich Sommer und für die wenigen Momente lohnte es sich nicht eine Jacke oder einen dicken Pullover mitzunehmen. Wir sahen die Reste von einem Lagerfeuer. Das Holz war noch am Glühen, was mich leicht beunruhigte, dennoch hielt ich die Wahrscheinlichkeit eines Brandes für gering. Lisa äußerte ebenfalls keine Sorgen. Außerdem merkte ich auf den Weg zur Bushaltestelle, dass Lisa offenbar mehr getrunken hatte als ich, denn sie torkelte mehr als zu gehen. Ein Glück war sie nicht alleine unterwegs. „Weiß du? Irgendwie glaube ich nicht, dass du so lange auf dem Klo warst und sonst nichts gemacht hast“, lachte sie in den Wissen, mich zu ertappen. „Luke war auch so lange drin. Komm schon. Mir kannst du es erzählen. Was habt ihr so lange gemacht?“ Wenn du Lisa die Wahrheit erzählen willst, lies bei Mond weiter. Wenn du Lisa nichts erzählen willst, lies bei Pluto weiter. Kapitel 6: Sonne ---------------- Durch die wachsende Erregung war meine Lust zu groß, um Luke jetzt abzuweisen. Er war hier. Bei mir. Und bereit, mir meinen Wünsch zu erfüllen. Zwar wäre es übertrieben, zu sagen, dass ich mir das schon immer in meinen Träumen gewünscht habe, aber die letzten drei Wochen war sehr intensiv, was das angeht. Das hier war perfekt. Es war schnell egal, das wir auf den Toiletten einer abgeranzten Partyhütte waren. Solange ich Luke auf meiner Haut spüre, wäre mir jeder Ort recht gewesen. Zwar mussten wir aufpassen, dass keiner herein kam, allerdings hat das den Nervenkitzel noch weiter gesteigert. Luke war es scheinbar aber irgendwann zu riskant und zog mich in eine der Kabinen. Dort zog er sowohl sein als auch mein Shirt aus. Er drückte mich an die Wand und wir küssten uns süchtig. Als ich spürte, wie er sich an meiner Hose zu schaffen machte, hörte ich mein Smartphone vibrieren. „Keine Sorge. Bestimmt nur ein Kontrollanruf von meiner Mutter“, sagte ich schnell zwischen den Küssen und schaltete es aus. Luke ließ sich dadurch nicht irritieren und knöpfte weiter meine Hose auf. Ein Glück, sonst hätte meine Mutter was erleben können. Oder auch nicht, denn das hier würde ich ihr niemals erzählen. Endlich war meine Hose aus dem Weg und Luke hockte sich auch sogleich hin. Ich fand nicht schlimm, dass Luke die ganze Zeit bestimmte, wo es lang geht. Solange es sich gut anfühlte, war alles gut. Und das tat es. Angenehm fuhr er mit seiner Hand auf meiner Erregung auf und ab. Ich schloss meine Augen, während meine Hände seinen Kopf streichelten. „Gefällt es dir?“, fragte mich Luke zwischendurch. Ich gab ein bejahendes Geräusch und nickte eilig. Luke konnte das wirklich so gut, als ob er das nicht zum ersten Mal gemacht hat. Irgendwann hielt er inne und ich wollte mich schon beschweren, doch dann spürte ich eine feuchte Wärme. Er hat ihn tatsächlich in den Mund genommen. Sofort fing ich vor Geilheit an zu stöhnen.  Immer, wenn ich dachte, es kann nicht mehr besser werden, beweist mir Luke das Gegenteil. Als der Druck immer stärker wurde, wollte ich ihm deuten, dass es nicht mehr lange dauern würde, aber er ignorierte mich und machte einfach weiter, sodass ich kurze Zeit später in seinen Mund gekommen bin. Während ich außer atmen war und keuchte, hörte ich das laute Schlucken von Luke. „Hey, das tut weh“, kam es von unten. Zuerst wusste ich gar nicht, was er meinte, aber dann bemerkte ich meine Finger, welche sich in seinen Haaren verkrampft hatten. „Mist. Tut mir leid“, sagte ich schnell und nahm meine Hände weg. „Ist doch nicht schlimm. Das zeigt mir, wie sehr es dir gefallen hat“, lächelte er und sah zu mir hoch. Er stand auf und lehnte sich an die überliegende Kabinenwand. Zuerst habe ich seinen auffordernden Blick nicht verstanden, doch  dann sah ich, dass er immer noch seine Hose anhatte und möchte, dass ich daran etwas ändere. Ich lachte verlegen, begab mich dann aber in dieselbe Position wie er zuvor bei mir. Zuerst machte ich die Hose auf und zog sie und die darunterliegende Boxershorts mit einem Ruck runter. Sein steifes Glied kam sofort hervor. Es freute mich, es so zu sehen, weil ich wusste, dass ich dafür verantwortlich war. Leider hatte ich was das angeht noch gar keine Erfahrung und hatte Angst etwas falsch zu machen. Dass Luke sowas scheinbar nicht zum ersten Mal gemacht hat, setzte mich zusätzlich unter Druck. „Hey. Es ist okay“, flüstere er beruhigend zu mir runter. Er hatte meine Nervosität also bemerkt. „Mach einfach das, was ich auch gemacht habe“, fuhr er fort. Ich fasste ihn vorsichtig mit meinen Fingern und versuchte einfach, die Bewegungen von Luke nachzuahmen. Als ich das erste Stöhnen von Luke hörte, fiel mir ein Stein von meinem Herzen. Es gefiel ihm. Und sein Stöhnen klang richtig sexy. Als ich meinen Mund dazu nahm, hörte ich es an der Stimme, dass er kurz vor dem Höhepunkt stand. Da ich es ihm gleichtun wollte, nach ich meinen Mund auch nicht zurück und wartete einfach ab. Es dauerte nicht lange und ich spürte sein Sperma, welches ich natürlich auch runterschluckte. Als ich fertig war, kam Luke nochmal zu mir runter und gab mir einen ganz langen Kuss. Ich konnte kaum glauben, dass das wirklich passiert ist. Es war so toll! Zugegeben. Ein Ort wäre mir dennoch lieber gewesen, aber wir waren nun einmal auf dieser Party unterwegs. Nach dem Kuss, zog sich Luke wieder an. Ich machte es ihm gleich. Zu schade, dass das schon so schnell enden musste. „Wie spät ist es eigentlich?“, murmelte ich und sah auf den Bildschirm meines Smartphones. Es war gerade kurz vor eins. Bei der Gelegenheit sah ich auch nach, von wem der Anruf vorhin, der mich beinahe um mein Glück betrogen hätte. Es war von Lisa. Sie hatte ich voll vergessen. Sie hat sogar zweimal versucht, mich zu erreichen. Hoffentlich war es nichts Ernstes. „Hey, ich werde jetzt wohl verschwinden. Lisa hat mich angerufen und…es geht ihr momentan nicht so gut“, erklärte ich Luke. Luke war zum Glück verständnisvoll und schlug vor, dass ich jetzt den Raum verlasse und er erst in 10 Minuten, damit kein Verdacht aufkommt. Das würde sich schnell in der Schule rumsprechen und ich wollte nicht das Thema anderer sein. Ich lächelte ihm noch zum Abschied zu und verließ die Toiletten. Draußen war es leider noch kälter geworden. Ein Grund mehr, schnell heim zu gehen. Da um die Uhrzeit nur noch selten ein Bus fuhr, musste ich eine Weile an der Haltestelle stehen. Sowas war mir immer unangenehm, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Ich hatte aber Glück und musste keine blöde Bekanntschaft machen. Als ich im Bus saß, holte ich noch einmal mein Smartphone raus. Lisa hatte mir bei jedem Anruf eine Nachricht hinterlassen. Die erste war von 23:40. „Hey, scheinbar bist du gerade auf der Party mehr als beschäftigt. Ich wünschte ich wäre auch da. Meine Familie saß seit der Beerdigung hier rum und keiner sagte etwas. Es war die Hölle. Dann waren alle weg und ich war alleine mit meinen Eltern, welche weiterhin stumm blieben. Wenn du doch nur da gewesen wärst. Dann wäre der Tag erträglicher gewesen.“ Mir wurde augenblicklich kalt. Die zweite Nachricht kam eine Stunde später. „H…Hey nochmal“, begann sie. „Weiß du noch, dass heute die B…Beerdigung von meiner O…Oma war? Schade, dass du vorhin nicht rangegangen bist.“ Lisas Vorwurf fühlte sich wie Schlag ins Gesicht an. Ich habe ihn gehört, aber ignoriert. „Ich will dich deswegen aber nicht anmotzen“, erwiderte sie. „Es ist n…nur so, dass ich gerade vor deiner Tür stehe und dringend etwas Auf…munterung brauche, sonst tu ich noch vielleicht etwas Dummes.“ Sofort verstand ich. Anscheinend ist sie von zu Hause weggelaufen, weil sie es nicht mehr aushielt. Ich erstarrte. Ging es ihr wirklich so schlecht? Aber sie hat es ja mit dem letzten Satz angedeutet. Ich konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich so etwas machen würde. Panik breitete sich aus. Die Nachricht war bereits 20 Minuten alt. Sofort rief ich meine Mutter an. „Geh schon ran…“, hetzte ich ungeduldig. „Toni? Warum weckst du mich so spät? Hast du etwa eine von meinen unguten Taten aus meiner Vergangenheit nachgemacht?“, sprach sie schläfrig in den Hörer. „Hast du was von Lisa gehört?“, ging ich nicht auf ihre Frage ein. „Heute? Nein. Ist was passiert?“, klang sie deutlicher wacher. „Sie mir eine Nachricht geschickt, bei der sie andeutet, etwas dummes zu machen wie sie es genannt hat. Ich glaube, sie denkt wirklich daran, sich umzubringen. Sie ist durch die Beerdigung ihrer Oma richtig fertig gewesen. Ihre Familie ist auch und alles anderes als eine Hilfe und von mir fühlt sie sich wahrscheinlich in Stich gelassen, während ich auf einer Party meinen Spaß habe. Ich weiß nicht, wo sie ist, aber wir müssen sie finden.“ „In Ordnung, Toni. Komm sofort nach Hause. Ich rufe in der Zeit bei ihren Eltern an. Du kannst es bei Lisa versuchen“, war ihr Vorschlag. Hoffentlich würde sich das Ganze nur als grundlose Panik entpuppen, aber ich wollte nichts riskieren. Lisa ging nicht ran. So muss sie sich wohl gefühlt haben, als ich nicht rangegangen bis. Wenn sie wüsste, dass ich sie wegen Luke weggedrückt habe. Als der Bus meine Haltestelle erreichte, rannte ich direkt los. Lisa hat selbst gesagt, dass es ihr nicht gut ging. Also musste ich jetzt für sie da sein. Ich öffnete die Haustür und meine Mutter auf der Couch sitzend vor. „Hast du sie gefunden?“, fragte ich meine Mutter sofort. Sie sah mich emotionslos an. „Es ist zu spät“, flüsterte sie und kam auch mich zu. „Was?“, erwiderte ich unwissend, während mich meine Mutter umarmte. Das machte sie nur, wenn es ernst war. „Sie ging auf eine Brücke und hat von dort aus ihre Eltern angerufen. Sie haben aber geschlafen, wodurch sie ihn nicht gehört haben.“ Ich verstand nicht und sah sie fragend an. „Sie hat auf den Anrufbeantworter gesprochen wie sie sich fühlt. Danach ist sie einfach gesprungen. Es ist alles aufgezeichnet.“ Als ich das hörte, löste ich mich aus der Umarmung. „Sie haben die Nachricht erst gehört, nachdem ich angerufen habe. Tut mir leid…“, ergänzte sie. Danach ging ich in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 7: Charon ----------------- Ich dachte lange darüber nach, aber letztendlich entschied mich, es zu probieren. Mein Smartphone hatte ich schnell griffbereit und schon wählte es ihre Nummer. „Hey, Toni“, grüßte sie mich mit einer sehr traurigen Stimme. Direkt bereute ich, es angerufen zu haben hätte das gerne rückgängig gemacht. „Na Lisa? Wie geht es dir?“, erwiderte ich den Gruß. Wegen ihrer traurig klingenden Stimme beschloss ich, sie nicht meinem Referat zu nerven und einfach nur kurz zu plaudern. „Es wird besser werden“, war ihre Antwort, welche besser klang, als ich erwartet hatte. „Ich weiß, dass es ihr jetzt gut geht.“ „Mit Sicherheit“, bestätigte ich sie. Eine peinliche Stille entstand. Ich durchsuchte meinen Kopf nach tröstenden Worten, doch war ich in der Situation nicht in der Lage normal zu denken. „Was macht dein Referat?“, fragte sie irgendwann. Offenbar war ihr die Stille auch peinlich. Dass sie den eigentlichen Grund meines Anrufens ansprach, war nicht geplant und ich wusste nicht, ob ich ihr von den Problemen erzählen sollte. „Komme nicht voran. Zu kompliziert.“ Mein Mund war mal wieder schneller, als mein Kopf und ich verfluchte ihn dafür. „Ich kann in 20 Minuten bei dir sein und helfen…“, schlug sie auf einmal vor. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie von sich aus Hilfe anbieten wird. Zwar sollte ich mich freuen, dass mein Schuljahr anscheinend doch noch gerettet wird, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem. „Ist das denn okay für dich?“, fragte ich sicherheitshalber nach. Nicht, dass sie mir später vorwerden würde, sie mit dem Anruf indirekt dazu gedrängt zu haben. „Ja, ist es. Meine Familie sitzt seit der Beerdigung hier rum und keiner sagt etwas. Es ist die Hölle“, erfuhr ich den Grund dafür. Ich hörte etwas Rauschen, was darauf hindeute ließ, dass Lisa sich bereits fertig machte. „Okay, dann bis gleich“, verabschiedete ich mich. „Bis gleich.“ Gut, damit war meine missliche Lage wohl erledigt und die Aussicht, ihr damit vielleicht auch helfen zu können, stellte mein Gewissen zufrieden. Ich packte das Smartphone zurück in die Hosentasche und machte mich auf in den Garten. Meine Mutter sollte wissen, dass Lisa kam und eben ihre Großmutter beerdigt hat, damit sie nichts dummes sagt oder tut. Wie zu erwarten war, fand ich meine Mutter im Pool vor. Sie schaute sofort zu mir auf, als ich in den Garten gelaufen kam. „Wolltest du nicht nur eine Pause machen?“, fragte sie etwas überrascht und lehnte sich an die Poolwand. Sie trug ihre Taucherbrille, welche sie immer wie ein Chamäleon aussehen ließ. Ich ging die Hocke, um mit ihr besser reden zu können. „Lisa kommt gleich vorbei“, sagte ich kurz und knapp Sie machte eine überraschende Geste und blinzelte kurz. „Hast du nicht vorhin gesagt, dass du gut voran kommst?“, hakte sie nach. Ihr entging auch nichts. Ich sagte nichts und schaute mit den Augen beschämt zur Seite. Meine Mutter verstand sofort. „Okay, schon vergessen“, ließ sie mich glücklich lächeln. Sie schwamm zur nahegelegenen Treppe und kam aus dem Wasser heraus. „Vorhin war die Beerdigung von ihrer Großmutter“, teilte ich ihr mit. Meine Mutter nahm endlich die Taucherbrille ab und warf sie auf ein Handtuch, welches einige Meter vom Pool entfernt im Gras ausgebreitet war. „Ich hoffe nicht, dass du sie dazu gezwungen hast und stattdessen Zeit für sich bräuchte “, mahnte mich meine Mutter, hob ihren Zeigefinger und ging an mir vorbei auf das Handtuch zu. Na super. Als ob mir nicht eh schon Vorwürfe gemacht hätte. „Nein nein, sie hat es angeboten“, stellte ich klar, als sie sich auf dem Handtuch breit machte. Meine Mutter nickte. „Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt“, sagte ich und machte mich auf den Weg ins Haus. „Wird sie auch hier übernachten? Wie du es sagst, klingt es, als sie vor etwas flüchten will“, rief sie mir hinterher. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um. Sie lag inzwischen auf dem Handtuch in verteilte die Sonnencreme über ihre Haut. „Ich…weiß nicht“, gab ich verwirrt zurück. Kurz danach klingelte es auch schon an der Tür. Als ich ihr aufmachte, konnte ich direkt sehen, dass es ihr nicht gut geht, sie es aber nicht zeigen will. Es war auch nicht ihre Art, Schwäche zu zeigen.  Während ich ein Glas Wasser für sie holte, kam meine Mutter und sprach ihr Beileid aus. Sie betonte außerdem, dass Lisa immer bei uns willkommen ist. Danach gingen wir wegen des Referats in mein Zimmer. Lisa machte sich einen Überblick, was ich bisher erarbeitet hatte. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich über mich lustig machte. Das konnte aber nicht über ihre Traurigkeit hinwegtäuschen. „Das mit der Eselsbrücke ist ein guter Einstieg“, gab sie schließlich von sich. „Und mit den Begriffen weiß ich, was wichtig und was zu viel ist…“, ergänzte sie und brach in Tränen aus. 5 Minuten später saßen wir gemeinsam an der Bettkante. Ich hielt sie die ganze Zeit fest in meinen Armen, während sie sich ausweinte. „Ich vermisse sie so sehr…“, schluchzte sie vor sich hin. Ich klopfte ihr ein paar Mal auf die Schulter. „Das ist auch gut so. Nimm dir die Zeit und trauere um sie“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Wichtig ist nur, dass du nach vorne siehst und nicht die Menschen vergisst, denen du etwas bedeutest.“ Das war alles, was ich ihr sagte. Die nächste halbe Stunde saßen wir einfach so da und sie weinte. Wir brauchten nicht zu reden. Es war gut, dass sie sich einfach ausweinte und nicht mehr. Als ihr schluchzen leiser wurde, blickte ich zu ihr. Sie war gerade dabei, ihre Tränen wegzuwischen. Sie sah schon definitiv besser aus, als vorhin bei der Haustür. Ok, weinend sieht keiner gut aus, aber ich fühlte, dass es ihr gut getan hat. „Tut mir leid“, lachte sie kurz auf. „Machen wir jetzt dein Referat?“, schlug sie vor. Ich nickte. Es war unnötig, noch Worte darüber zu verlieren, denn das Wichtige waren die Gefühle. Mit Lisa als Hilfe war das Referat gar kein Problem mehr. Sie nannte, welche Daten zu den Planeten wichtig sind. Sogar „Exzentrizität“ konnte sie mir ganz einfach erklären.  Die Besonderheiten zu den Planeten fasste sie mir kompakt zusammen und verwies dabei hin und wieder auf die Daten. Zum Beispiel, dass ein Tag auf der Venus länger als ein Venus-Jahr ist und dass sie der heißeste Planet des Sonnensystems ist, obwohl ein anderer Planet noch näher an der Sonne ist. Zum Schluss übte ich das Präsentieren und Lisa prüfte, ob ich das Thema auch definitiv verstanden habe.  „Ich denke, du hast es“, bestätigte Lisa und räumte alle Karteikarten auf einen Stapel. „Danke. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft“, sagte ich glücklich und legte meine Hand auf ihre Schulter. „Wie geht es dir?“ „Mir geht es inzwischen wieder gut“, lächelte sie mir zu. Das war das Wichtigste für mich. Natürlich war es ein tolles Gefühl, mit dem Referat, was mein Schuljahr retten kann, endlich fertig zu sein, dass Lisa wieder gut drauf ist, freute mich aber ein klein wenig mehr. „Heute Abend ist doch die Party. Wollen wir hin?“, schlug Lisa nach einer stillen Pause vor.  Auf die Party wollte ich sowieso gehen, auch wenn das mit dem Referat nicht geklappt hätte. „Gern“, bejahte ich. Wir packten ein wenig Geld ein und verabschiedeten uns von meiner Mutter, welche uns ermahnte, es nicht zu übertreiben, wie sie es in ihrer Jugend getan hatte. Ja, spezieller Humor. Mit dem Bus kamen wir relativ schnell am Treffpunkt an. Mein Jahrgang hatte eine kleine, aber geräumige Hütte gemietet. Die Musik konnte man schon von weitem hören. Eigentlich war sie überhaupt nicht mein Geschmack, aber zum Glück gab es ja Alkohol. Wir gingen durch den Eingang und fanden uns inmitten einer Menschenmenge wieder, die mehr oder weniger rhythmisch zu der Musik tanzte. Lisa huschte schnell durch die Menschen, um uns ein paar Getränke zu holen und meinte, dass sie bei der Couch in der Ecke auf der anderen Seite des Raums warten würde. Mein Blick glitt über die Menschen. Die meisten von ihnen kannte ich nicht, weil sie nicht aus meinem Jahrgang waren. Anscheinend hatte sich die Party gut rumgesprochen oder mein Jahrgang hatte viele Leute einfach mitgebracht. Etwas riss mich aus meinen Gedanken. Wobei es nicht „etwas“ war, sondern jemand. Weiter hinten im Raum entdeckte ich Luke, welcher mit anderen mir unbekannten Leuten Bierpong spielte. Warum mich das aus den Gedanken riss? Naja…ich stand auf ihn. Seit 3 Wochen um genau zu sein, als wir im Religionsunterricht ein Projekt hatten. Wir sollten aus Gegenständen unsere Interpretation des Paradieses darstellen. Dazu konnten wir alle Gegenstände benutzen, die wir auf dem Schulgelände fanden. Die Gruppen wurden gelost und ich kam mit Luke in eine. Da habe ich mich ein klein wenig in seine nette und süße Art verknallt. Ich wäre gerne zu ihm rübergegangen, doch leider hatten wir über die Gruppenarbeit hinaus nie miteinander gesprochen und außerdem wartete Lisa auf mich. Ich entdeckte sie am Ende der Couch und sie hielt mir ein Becher zu. An dem anderen Ende knutschte ein Paar rum. Vielleicht war es auch gar kein Paar, zumindest knutschen da welche rum. Kurz nachdem ich mich setzte, wurde Lisa von einem in unserem Alter angesprochen. Es war offensichtlich worauf dieser Typ aus war. Er lächelte die ganze Zeit, als er sie nach belanglosen Dingen ausfragte, auf welche Lisa nur knapp antwortete. Sie war also nicht interessiert, nur merkte der Typ das nicht. Außerdem wunderte ich mich, dass Lisa überhaupt angesprochen wurde, denn schließlich waren wir zusammen auf der Party. Gut, sie war nicht meine feste Freundin, aber das konnte man ja nicht direkt wissen. 5 Minuten redeten die beiden, dann hörte Lisa auf und machte ihm klar, dass sie nichts von ihm will. Ich lächelte zu ihr rüber, als der Typ Richtung Toilette verschwunden war. Er hatte außerdem extrem nach Alkohol gestunken und war ziemlich dicht. Wir saßen so eine Weile auf der Couch und unterhielten uns. Dabei trank ich 2 Becher. Als ich die Wirkung des Alkohols langsam spürte, entschied ich kurzerhand, für den Rest des Abends nur noch Cola zu trinken. Schließlich hatte ich es meiner Mutter versprochen. Mit Lisa auf der Party zu sein, machte sehr viel Spaß. Es wäre nicht halb so lustig, wenn sie nicht dabei gewesen wäre. Außerdem empfand ich es als richtig, sie aufzuheitern. Ich merkte, dass auch Lisa irgendwann auf Cola umstieg. Meine Mutter mit ihrer fast Drohung muss ihr ja noch richtig präsent sein, dabei ist sie nicht mal ins Detail gegangen. Sie hatte schon so manche Geschichten von früher erzählt und erhoffte so insgeheim, dass ich nicht ihre Fehler machen würde. Bisher war ich ihr dafür immer sehr dankbar. Irgendwann sah ich auf eine Uhr an der gegenüberliegenden Wand und stellte fest, dass es zwei Stunden vor Mitternacht war. Komisch, dabei fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, mit Lisa auf der Couch zu sitzen. Auch die Party schien gerade, ihren Höhepunkt zu erreichen, denn es wurde immer voller und immer mehr unbekannte Menschen tummelten sich hier. Nach einer weiteren Stunde meldete sich meine Blase. Ich war überrascht, dass Lisa so lange durchhielt, denn sie trank viel mehr als ich. Als ich den Raum mit den Toiletten betrat, verfiel ich in eine Starre. Luke war gerade da und schrubbte an seinem Shirt unter dem Wasserhahn herum. Es ist wohl schmutzig geworden. Natürlich musste er auch noch mit nassem Shirt vor mir stehen. Bei meinem Eintreten sah es kurz zu mir rüber. „Hey“, grüßte es mich freundlich. Er hatte seine Haare seitlich über der Stirn, was ihn noch viel süßer machte, als er eh schon war. Ich schmolz dahin. „Hey“, gab ich zurück und ging schnell in die Kabine. Irgendwann wollte ich ihm von meinen Gefühlen zu ihm gestehen. Möglicherweise ist das der richtige Moment. „Aber was ist, wenn er sie nicht erwidert?“, führte mit meinem Kopf einen Ehestreit. „Das würde ich nicht verkraften.“   Wenn du Luke deine Gefühle gestehen willst, lies bei Venus weiter Wenn du Luke deine Gefühle verheimlichen willst, lies bei Io weiter.   Kapitel 8: Phobos ----------------- Der Kuss hielt sehr lange an, was nicht zuletzt an meiner völligen Paralyse lag. Ich ließ es einfach über mich ergehen. Weder empfand ich etwas für Lisa noch habe ich etwas in dieser Richtung je angedeutet. Oder? Wie lange Lisa wohl schon in mich verliebt war? Da sie erst ihre Großmutter beerdigt hatte, hoffte ich, dass sie deswegen mit den Gefühlen möglicherweise etwas durcheinander war. Ich wollte nichts von Lisa und würde es ihr mit Sicherheit auch nicht vormachen. Während ich wie in einer Starre mich mehr oder weniger nicht rührte, schien Lisa, den Kuss sehr zu genießen. Sie merkte anscheinend gar nicht, dass die totale Initiative von ihr ausging, während ich mir schon passende Worte zurechtlegte, um ihr mein nicht-Interesse zu vermitteln. Ich wollte es vielleicht nicht gleich sofort machen, aber bevor sich Lisa etwas Größeres davon versprach, sollte sie es wissen. Es blieb ja auch noch die Chance, dass sie von selbst ablässt und nur aus Verzweiflung wegen ihrer Großmutter gehandelt hatte. Irgendwann ließ Lisa von meinem Mund ab und lächelte mich glücklich an. Ihr Augen starrten wie besessen in meine, als würde sie eine entsprechend positive Reaktion erwarten. „Und? Wie fandest du es?“, erhob sie schließlich nach ewiger Stille in meinem Zimmer das Wort. Sie schien es wirklich nicht bemerkt zu haben, dass der komplette Kuss von ihr ausging. Da ich einerseits noch unter Schock stand und andererseits nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, blieb ich still. „Warte, sag nichts“, fiel sie mir ins nicht existierende Wort und stand von meinem Bett auf. „Ich will, dass wir das erst einmal sacken lassen und in der Schule darüber reden.“ Offenbar war im Begriff, zu gehen und mich hier einfach sitzen zu lassen, was ich im Falle von Gefühlen meinerseits nicht sehr nett finden würde. Dies war aber nicht der Fall, weswegen es mir ganz recht kam. Möglicherweise würde sie in der Zeit wieder zu Vernunft kommen und sehen, dass das mit uns keine Zukunft hat. Schließlich war wir beste Freunde, welche über alles Mögliches lästern, und von mir ging nicht aus, dass ich mehr haben wollen würde. Wir waren nicht füreinander bestimmt. Lisa kramte, während ich darüber nachdachte, ihre Sachen zusammen und schritt zur Tür. Bevor sie die Tür endgültig schloss, warf sie mir noch einen Kuss zu. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und betrachtete die Zimmerdecke. „Mist“, dachte ich. „Sie wirkte so glücklich. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie von alleine wieder ablässt?“ Nach ein paar Minuten Trübsal blasen setze ich mich an meinen Laptop. Google war in jeder Situation dein Freund. Ich suchte und schnell fand ich eine Seite, wo Leute Fragen stellen und darauf antworten konnten. Es gab viele Fragen von unerwiderte Liebe und eine Antwort schlug ein klärendes Gespräch in einer Eisdiele vor. Bei diesem Lösungsvorschlag befürchtete ich, dass sie es falsch verstehen würde, wenn ich sie in eine Eisdiele einlade. Wahrscheinlich würde sie das komplette Gegenteil erwarten. Also suchte ich weiter. Eine andere Antwort schlug vor, durch indirekte Aussagen mitzuteilen, dass man nichts von der Person will. Am Besten das Schwärmen zu jemand anderes. Das war schon eher meine Vorgehensweise, auch wenn diese natürlich nicht die Netteste war. Jedoch glaubte ich, dass es für mich schon zu spät war, das auf diese Weise zu lösen. Ich beschloss, dass diese Seite mir nicht wirklich weiterhelfen konnte und ich mich selbst darum kümmern muss. Lisa war keine von diesen Personen, die sich hoffnungslos ich jemanden verliebt. Man konnte mit ihr über alles normal reden. Mit einem Gähnen, bemerkte ich plötzlich, dass ich schon sehr müde war, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Sie hat mir noch bei meinem Referat geholfen“, antwortete ich. „Wie? Du bist auf die Party, ohne dass dein Referat fertig war? Ich dachte, ich war deutlich“, reagierte sie sichtlich gereizt. Komisch, dass sie sonst immer so entspannt war, aber kaum geht es um meine Schule, ist sie todernst. „Ich kam nicht weiter, aber jetzt ist es ja fertig“, versuchte ich, sie zu beruhigen. Meine Mutter kam tatsächlich wieder runter, denn sie begann wieder in diese eine Richtung zu fragen. „Habt ihr nur das Referat gemacht?“, setzte sie erneut an. Ich hatte keine Lust mehr darauf. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Sie hat mich geküsst“, gab ich schließlich zu. Es hatte kein Sinn, das zu verheimlichen. „Aha. Ich hoffe nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert. Sie hat mich geküsst und ist dann gegangen“, teilte ich mit. „Ich will aber nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „In der Lage war ich auch mal. Die Wahrheit ist besser, als alles andere, glaub mir.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Sie bekam ihre geforderte Antwort. Also konnte sie gehen. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 9: Erde --------------- Ich trank die letzten Reste von meiner Cola und kämpfte mir anschließend einen Weg durch die Menge voller rumspringender Menschen. Ich wollte an die frische Luft und dann der Party eine 2. Chance geben. „Oh, du willst schon gehen?“, fragte auf einmal ein Mädchen von der Seite. Überraschendeweise kannte ich sie, denn sie kam aus meinem Jahrgang. Leider war ihr betrunkener Zustand schon von Weitem zu erkennen, weshalb ich mir keine Mühe machte, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen. Sie würde sich nicht mal an den Abend erinnern. „Nein, ich gehe nur kurz raus“, gab ich zurück in der Hoffnung, sie zufriedenzustellen. Offenbar klappte dies nicht, denn formte ihre Augen zu Schlitzen und legte ihren Arm um meine Schulter. „Hm…ich glaube dir nicht“, antwortete sie und wollte mich mit ihr ziehen. Ich musste mir was einfallen lassen. „Okay, aber kannst du mir einen Gefallen tun?“, sprach ich zu ihr und schaute sie ganz ernst an. Das Mädchen tat es mir gleich und wurde augenblicklich ruhiger. Sie sah aus, als würde sie gleich einen Masterplan für das Erobern der Welt erklärt bekommen und schien ihre ganze Konzentration auf meine Worte zu richten. „Ich habe auf der Toilette 10 Euro vergessen. Kannst du sie mir bitte bringen? Vielleicht bekommst du 5 davon als Finderlohn“, fügte ich grinsend hinzu und das Mädchen fing auch an zu grinsen. Kurz darauf war sie in der Menge verschwunden und ich konnte endlich aus dem Gebäude gehen. „Wahrscheinlich wird sie vergessen haben, warum sie zu den Toiletten gegangen ist, wenn sie dort ankommt“, versuchte ich mir einzureden, denn ich hatte ein kleines, schlechtes Gewissen. Nachdem ich durch die Tür nach draußen gelangen war, musste ich leider feststellen, dass es ziemlich frisch geworden war und ich hatte keine wärmende Kleidung an. War ja schließlich Sommer und für die wenigen Momente lohnte es sich nicht eine Jacke oder einen dicken Pullover mitzunehmen. Ein Glück hatte jemand vor dem Gebäude ein Lagerfeuer entzündet, um das auch einige Leute standen und sich unterhielten. Bei genauerem Betrachten stellte ich fest, dass sie aus meinem Leistungskurs waren. Sie winkten mich rüber. „Hast du auch genug von der Menge da drinnen?“, fragte mich ein Mädchen, als ich mich ihnen näherte, und nickte mit ihrem Kopf zum Gebäude. Ihr Name war Lea und was ich im Unterricht mitbekam eine sehr gute Schülerin. „Ja und die Hälfte kenne ich nicht einmal“, bejahte ich und dachte an das Mädchen, das ich wegen den 10 Euro auf die Toilette geschickt habe. Wie es ihr wohl erging? „Eigentlich sollte nur der Jahrgang kommen, aber anscheinend hat es jemand rumgeschickt“, erklärte ein Junge, dessen Name Benni war. „Und ich sage euch: Das war Jessica“, lachte Lea und erntete belustigte Blicke. „Ihr letztes Mal ist schon Ewig her und sie will sicher gehen, dass heute was passiert, hat mir Franzi gesagt.“ Jessica war die Jahrgangshure. Zumindest war das ihr inoffizieller Titel, denn angeblich schlief sie jeden Monat mit einem anderen Typen, weil sie sich das als Ziel gesetzt hat. Ich wusste nicht, ob an dem Gerücht was dran ist, denn mit der Zeit gab es auch Variationen, dass Jessica damit ein Ritual vollenden will, um irgendwelche Dämonen zu beschwören oder ein Außerirdischer ist und sich jedes Mal schwängern lässt, um eine Armee von Jessicas aufzubauen. Jedenfalls landete man immer bei Jessica, wenn es um Sex ging. Dementsprechend war auch die Reaktion auf Leas Geschichte. Lea lachte ausgiebig. „Hältst du in Physik nicht dein Referat?“, fragte schließlich ein anderer Junge, dessen Namen Jakob war. „Ja, leider…“, antwortete ich. Jakob freute sich. „Super! Kein Unterricht.“ „Bist du noch nicht fertig?“, fragte Benni interessiert. „Ich habe heute angefangen, aber kam nicht sehr weit.“ „Das schaffst du schon“, gab Lea Mut. Ihre positive Art überraschte mich immer wieder. Vielleicht spielte jetzt Alkohol eine nicht unwichtige Rolle, aber auch in der Schule war sie stets gut drauf. „Ich stelle am Ende eine Frage, die dich gut dastehen lässt“, bot Benni an und grinste dabei. „Wo ist eigentlich Lisa? Ihr seid doch sonst immer zusammen unterwegs“, fragte Lisa nach einer ruhigen Pause. „Es ist was Familiäres.“ Lea verstand und wirkte leicht betroffen. Ihnen zu erzählen, was genau passiert war, empfand ich als nicht richtig, wenn Lisa nichts davon weiß. „Hm, ich frage sie einfach mal selbst, wenn ich sie sehe“, beschloss Lea. Gut, das war mir auch recht. Es war gut gewesen, draußen mit den Leuten in einer kleinen Gruppe zu stehen. Im Gegensatz zu vorher, als ich alleine von den fremden Leuten umgeben war und von der nervigen Musik beschallt wurde, wollte ich nur noch so schnell wie möglich von der Party verschwinden. Das hier draußen war im Vergleich eine echte Steigerung, auch wenn ich mit Lea, Benni und Jakob nur sporadischen Kontakt in der Schule hatte. Sie waren richtig nett und ich hoffte, dass sich das in der Schule nicht verlieren würde. Nur schade, dass Lisa nicht dabei war. Ich nahm mir vor, sie gleich am nächsten Morgen anzurufen und zu erkundigen, wie es ihr nach der Beerdigung erging. Ich hatte das Glück und habe noch nie erlebt, wie jemand aus meinem engeren Kreis gestorben ist. Mitfühlen konnte ich nicht, aber für sie da sein. Ich beschloss außerdem, mich am Samstag nochmal hinzusetzen und mein Referat zu machen. Es konnte doch nicht sein, dass daran meine Versetzung scheitern würde. Es musste ja nicht klasse sein, sondern nur für 5 Punkte im Zeugnis reichen. Und im nächsten Jahr würde ich mich mehr anstrengen, damit es nicht erst so weit kommen kann. Ich lachte innerlich ein wenig über meine Gedanken. Als ob ich das durchziehen würde. „Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich will langsam rein. Ist ziemlich kühl geworden und neue Getränke brauchen wir auch“, kam es irgendwann von Lea und der Rest stimmte ihr zu. Ich hatte bei dem Gespräch von ihnen gar nicht mehr zugehört und war froh, nicht angesprochen worden zu sein. Das wäre unangenehm gewesen. Wir schlenderten langsam zur Tür. Das Feuer ließen wir an, damit es sich jemand anderen daran gemütlich machen konnte. Klar, Feuer und alleine lassen und so, aber darum kümmerten wir uns in dem Moment nicht. Benni hielt uns allen die Tür auf und schon waren wir wieder von der stickigen Luft umgeben. Lea und Jakob gingen direkt zu den Getränken und meinte, wir treffen uns bei der Couch am anderen Ende des Raumes. Welch Ironie. Nur war die Situation dieses Mal um Welten besser als vorher. Als Benni und ich uns setzten, kam auch schon Lea mit Jakob mit einigen Bechern und stellten sie auf der Ablage vor der Couch ab. Da nicht genug Platz war, setzt sich Lea einfach auf Jakob drauf. Praktisch, dass sie nicht sehr groß war. Anscheinend wurde das Gespräch von draußen einfach weitergeführt, weswegen es mir zunächst schwerfiel, dem zu folgen, doch irgendwann ging es. Wir saßen so eine Weile auf der Couch und unterhielten uns. Dabei trank ich 2 Becher. Als mir ich die Wirkung des Alkohols langsam spürte, entschied ich kurzerhand, für den Rest des Abends nur noch Cola zu trinken. Schließlich hatte ich es meiner Mutter versprochen. Irgendwann meldete sich meine Blase. Ich war überrascht, dass die anderen so lange durchhielten, denn sie tranken viel mehr als ich. Als ich den Raum mit den Toiletten betrat, verfiel ich in eine Starre. Luke war gerade da und schrubbte an seinem Shirt unter dem Wasserhahn herum. Es ist wohl schmutzig geworden. Natürlich musste er auch noch mit nassem Shirt vor mir stehen. Bei meinem Eintreten sah es kurz zu mir rüber. „Hey“, grüßte es mich freundlich. Er hatte seine Haare seitlich über der Stirn, was ihn noch viel süßer machte, als er eh schon war. Ich schmolz dahin. „Hey“, gab ich zurück und ging schnell in die Kabine. Irgendwann wollte ich ihm von meinen Gefühlen zu ihm gestehen. Möglicherweise ist das der richtige Moment. „Aber was ist, wenn er sie nicht erwidert?“, führte mit meinem Kopf einen Ehestreit. „Das würde ich nicht verkraften.“   Wenn du Luke deine Gefühle gestehen willst, lies bei Europa weiter Wenn du Luke deine Gefühle verheimlichen willst, lies bei Triton weiter. Kapitel 10: Deimos ------------------ Ich versprach Lisa, dass ich es ihr an der Haltestelle erzählen würde. Das gab mir Zeit. Zeit mir eine glaubhafte Geschichte zu erfinden. Aber brauchte ich das? Eigentlich brauchte ich mir bei Lisa keine Sorgen machen, ob sie etwas dagegen hat, wenn ich mit einem anderen Jungen zusammen bin. Sie war es eher, die sich bei jeder Serie wünschte, dass ihre männlichen Lieblingscharaktere ein Paar werden. Wahrscheinlich las sie im Internet eh Fanfics, auch wenn sie es niemals zugeben würde. „So. Jetzt sind wir an der Haltestelle und 10 Minuten zu früh. Gab keinen Grund, uns zu hetzen“, bemerkte Lisa, als wir das Häuschen erkennen konnten. „Was ist jetzt das große Geheimnis?“, hakte sie nach und machte übertriebene Gestiken. Stimmt ja. Sie war nicht ganz nüchtern. „Meinst du überhaupt, dass es sich lohnt? Du scheinst mir dich morgen eh an nichts mehr erinnern zu können“, neckte ich sie. Klar würde sie sich an alle erinnern, denn so betrunken war sie auch wieder nicht, aber es machte mir einfach Spaß. Ihre Reaktion war ein leichter Schlag mit den Ellenbogen, welcher mich verfehlte. Um sicher zu gehen, manövrierte ich sie auf die Sitzbank bei der Haltestelle, was sie dankend über sich ergehen lies. „Na gut“, hob ich an und machte eine lange Pause. „Oh man du solltest dein Gesicht sehen. Glaubst du wirklich, dass ich es auf einer ekligen Partytoilette machen würde? Mit Luke?“ Meine Lache, die darauf folgte, sollte so gut wie möglich das Bild unterstreichen, dass ich sie verarscht habe, indem ich eine Story zu erzählen hätte. „Wie jetzt? Du hast nur so getan als ob?“ „Genau. Ich dachte mir, wenn sie es schon glaubt, gönne ich mir den Spaß“, antwortete ich mit einem Grinsen. „Zu gut.“ „Sei nicht so gemein zu mir“, befahl sie übertrieben gekränkt und machte eine Schmolllippe. „Ich habe echt gedacht, dass da was los ist. Tja, dann sollte ich Luke wohl sagen, dass er bei dir keine Chance hat.“ „Das wir er schon verkraften. Vielleicht“, gab ich zurück mit der Angst, dass sie es ihm wirklich sagen will. Heute wollte es zwar nicht funktionieren, aber wer weiß, was die Zukunft bringt. „Nein, vielleicht gibt es da jemanden, bei dem es was werden könnte, aber das braucht noch Zeit.“ Lisa sah fragend zurück. „Wirklich?“, fragte sie neugierig. „Ja. Bist du überrascht?“, log ich weiter. „Sonst weiß ich immer alles über dich“, kommentiere sie. Ich hatte von Anfang an Angst, dass sie mir nicht glauben würde. Ich kannte Lisa. Sie gab sich erst mit etwas zufrieden, wenn es ihrer Vorstellung entspricht. Vielleicht hatte der Alkohol auch geholfen dabei. Der Bus kam kurz darauf, was mich erleichtern ließ. Es war mir immer unangenehm spät unterwegs zu sein, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Wir hatten aber Glück und mussten keine blöde Bekanntschaft machen. Zwar wäre der Bus wegen der Dunkelheit beinahe an uns vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn wir waren die Einzigen im Bus. Während der Fahrt schwiegen wir uns an. Eigentlich fand ich es immer unangenehm, wenn jemand mit mir im Bus ein Gespräch führen möchte, doch diese plötzliche Funkstille kam sehr plötzlich. Als wir an meiner Haltestelle ankamen, stand ich auf und verabschiedete mich von Lisa. Sie musste noch ein Stück weiter fahren. Trotz der Stille im Bus vorhin lächelte sie glücklich. Kaum stand ich vor dem Bus, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend meine Müdigkeit. Ich war froh, dass mich und mein Bett nur noch wenige Minuten trennen würden. Doch war da noch etwas. Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 11: Titan ----------------- Ich trank die letzten Reste von meiner Cola und kämpfte mir anschließend einen Weg durch die Menge voller umherspringender Menschen. Ich beneidete sie nicht. „Sollen sie doch hier rumhängen, bis sie sich gegenseitig alle ankotzen“, dachte ich und lachte gleichzeitig über das ungewollte Wortspiel. „Oh, du willst schon gehen?“, fragte auf einmal ein Mädchen von der Seite. Überraschendeweise kannte ich sie, denn sie kam aus meinem Jahrgang. Leider war ihr betrunkener Zustand schon von Weitem zu erkennen, weshalb ich mir keine Mühe machte, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen. Sie würde sich nicht mal an den Abend erinnern. „Ja, ich gehe. Viel Spaß noch“, gab ich zurück in der Hoffnung, sie zufriedenzustellen. Offenbar klappte dies nicht, denn machte einen Schmollmund und legte ihren Arm um meine Schulter. „Aber die Party fängt doch gerade erst richtig an!“, schrie sie und fing wieder an, wie die anderen zu tanzen. Ich hatte die Nase voll und wollte mich nicht mit diesem Kinderkram herumschlagen. „Okay, aber kannst du mir einen Gefallen tun?“, sprach ich zu ihr und schaute sie ganz ernst an. Das Mädchen tat es mir gleich und wurde augenblicklich ruhiger. Sie sah aus, als würde sie gleich einen Masterplan für das Erobern der Welt erklärt bekommen und schien ihre ganze Konzentration auf meine Worte zu richten. „Ich habe auf der Toilette 10 Euro vergessen. Kannst du sie mir bitte bringen? Vielleicht bekommst du 5 davon als Finderlohn“, fügte ich grinsend hinzu und das Mädchen fing auch an zu grinsen. Kurz darauf war sie in der Menge verschwunden und ich konnte mich endlich aus dem Staub machen. „Wahrscheinlich wird sie vergessen haben, warum sie zu den Toiletten gegangen ist, wenn sie dort ankommt“, versuchte ich mir einzureden, denn ich hatte ein kleines, schlechtes Gewissen. Nachdem ich durch die Tür nach draußen gelangen war, musste ich leider feststellen, dass es ziemlich frisch geworden war und ich hatte keine wärmende Kleidung an. War ja schließlich Sommer und für die wenigen Momente lohnte es sich nicht eine Jacke oder einen dicken Pullover mitzunehmen. Ein Grund mehr, schnell heim zu gehen. Vor dem Gebäude hatten einige Leute ein Lagerfeuer entzündet und unterhielten sich. Ein Glück bemerkten sie mich nicht und konnten mich nicht mit nervigen Fragen aufhalten, warum ich schon so früh ginge. Da um die Uhrzeit nur noch selten ein Bus fuhr, musste ich eine Weile an der Haltestelle stehen. Sowas war mir immer unangenehm, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Aber da es glücklicherweise noch relativ früh war und die meisten Menschen noch auf den Partys waren, habe ich keine blöde Bekanntschaft gemacht. Bis auf mir und zwei weiteren Leuten, war der Bus vollkommen leer. Einer von ihnen - ein Mann - trug einen Anzug und hatte einen Aktenkoffer bei sich. Bestimmt ein Anwalt oder so, der noch bis spät bei der Arbeit saß. Muss wichtig gewesen sein. Er kramte sein Smartphone raus und hielt sich daraufhin an die Stirn, als ob er es nicht glauben könnte, wie lange er bei der Arbeit gewesen ist. Der anderen von ihnen war eine Frau. Ich konnte sie aber nicht sehen, weil auf einem der hinteren Sitzen Platz genommen hat. Nach der ersten Haltestelle der Buslinie spürte ich mein Smartphone vibrieren. Ich erwartete einen „Kontrollanruf“ von meiner Mutter. Diese machte sie immer, wenn ich auf Partys ging. Ein Blick auf das Display ließ mich jedoch überraschen. Es war Lisa. Ich ging schnell ran. „Hallo? Lisa?“ Am anderen Ende der Leitung hörte ich Lisa, welche gerade kräftig am Schluchzen war. „H…Hey“, begann sie. „Hast du Spaß auf der Party?“ Mir wurde augenblicklich kalt. „Klar. Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich wollte dir erst Zeit lassen“, erklärte ich und bekam Angst. Hätte ich mich doch melden sollen? „Kein Ding. Kein Ding“, erwiderte sie. „Ich würde dich jetzt gerne nur sehen. Ist das okay? Bei dir?“  „Ist gut. Ich bin auf dem Weg. Klingle am besten der Tür, dann lässt dich meine Mutter rein“, schlug ich vor. „O…Okay“, war ihre Antwort und legte danach auf. Als der Bus meine Haltestelle erreichte, ging ich schnell zu meinem Haus. Lisa schien, es nicht wirklich gut zu gehen. Also musste ich jetzt für sie da sein. Ich öffnete die Haustür und fand Lisa mit meiner Mutter auf der Couch sitzend vor. Lisa kam direkt zu mir gerannt und warf sich in eine lange Umarmung. Meine Mutter deutete mir, dass wir am besten in mein Zimmer gehen. Nach der Umarmung peilte Lisa von selbst mein Zimmer an. Offenbar hatte meine Mutter ihr das auch schon gesagt. Einen Moment später saßen wir gemeinsam an der Bettkante. Ich hielt sie die ganze Zeit fest in meinen Armen, während sie sich ausweinte. „Ich vermisse sie so sehr…“, schluchzte sie vor sich hin. Ich klopfte ihr ein paar Mal auf die Schulter. „Das ist auch gut so. Nimm dir die Zeit und trauere um sie“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Wichtig ist nur, dass du nach vorne siehst und nicht die Menschen vergisst, denen du etwas bedeutest.“ Das war alles, was ich ihr sagte. Die nächste halbe Stunde saßen wir einfach so da und sie weinte. Wir brauchten nicht zu reden. Es war gut, dass sie sich einfach ausweinte und nicht mehr. Als ihr schluchzen leiser wurde, blickte ich zu ihr. Sie war gerade dabei, ihre Tränen wegzuwischen. Sie sah schon definitiv besser aus, als vorhin mit meiner Mutter. Ok, weinend sieht keiner gut aus, aber ich fühlte, dass es ihr gut getan hat. „Tut mir leid“, lachte sie kurz auf und blickte auf meine Karteikarten für das Referat. „Wie läuft es so?“, fragte sie und deutete auf die Karten. Ich verstand. Sie will sich ablenken. Es war unnötig, noch Worte darüber zu verlieren. „Du kennst mich“, antwortete ich und zuckte mit den Schultern. „Na los. Ich helfe dir. Es ist doch erst 23 Uhr“, lachte Lisa. Ihr Angebot konnte ich nicht ablehnen. Mit Lisa als Hilfe war das Referat gar kein Problem mehr. Sie nannte, welche Daten zu den Planeten wichtig sind. Sogar „Exzentrizität“ konnte sie mir ganz einfach erklären.  Die Besonderheiten zu den Planeten fasste sie mir kompakt zusammen und verwies dabei hin und wieder auf die Daten. Zum Beispiel, dass ein Tag auf der Venus länger als ein Venus-Jahr ist und dass sie der heißeste Planet des Sonnensystems ist, obwohl ein anderer Planet noch näher an der Sonne ist. Zum Schluss übte ich das Präsentieren und Lisa prüfte, ob ich das Thema auch definitiv verstanden habe.  „Ich denke, du hast es“, bestätigte Lisa und räumte alle Karteikarten auf einen Stapel. „Danke. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft“, sagte ich glücklich und legte meine Hand auf ihre Schulter. „Wie geht es dir?“ „Mir geht es inzwischen wieder gut“, lächelte sie mir zu. Das war das Wichtigste für mich. Natürlich war es ein tolles Gefühl, mit dem Referat, was mein Schuljahr retten kann, endlich fertig zu sein, dass Lisa wieder gut drauf war, freute mich aber ein klein wenig mehr. „Und wie war die Party so?“, fragte Lisa und legte sich auf mein Bett. „Irgendwas klargemacht?“ Fügte sie grinsend hinten dran. „Es war die Hölle“, gab ich kurz und knapp zu, was Lisa irgendwie zu freuen schien. „Naja, was nicht ist, kann ja noch werden“, sprach sie und schon spürte ich ihre Lippen sich auf meine drücken. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war auch total überfordert und wusste nicht, wie ich handeln sollte. Hatte Lisa etwa Gefühle für mich? Und wenn ja, seit wann?   Wenn du den Kuss erwidern willst, lies bei Phobos weiter. Wenn du den Kuss abbrechen willst, lies bei Merkur weiter. Kapitel 12: Triton ------------------ Nachdem ich die Spülung betätigte, fummelte ich an meinen Haaren herum, auch wenn das wahrscheinlich meine Frisur noch verschlimmerte. Auch wenn ich nicht den ersten Schritt machen wollte, sollte ich dennoch in Lukes Nähe immer nur das Beste von mir zeigen. Das Geräusch von laufendem Wasser von draußen zeigte, dass Luke noch immer da war, doch noch eine Ewigkeit in der Kabine zu bleiben nachdem man gespült hatte, würde sicher komisch kommen. Deswegen ließ ich meine Frisur auf die Gefahr hin völlig hinüber zu sein in Ruhe und öffnete die Tür. Wie erwartet stand Luke noch an Ort und Stelle und rubbelte sich einen ab. Das T-Shirt natürlich. Welches schmutzig war. Und nass. Sehr nass. Eilig ging ich zu einem Waschbecken, welches rechts neben Luke war, und nahm mir extra viel Seife. Ich wollte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen, sondern auf den richtigen Moment warten, welcher hoffentlich irgendwann in den nächsten Monaten sein würde. Nur konnten es meine Augen nicht lassen und huschten für einen kurzen Augenblick zu ihm rüber, doch der Anblick, wie er seinen fast überall mit nassen Flecken übersäten Stofffetzen unter den Wasserstrahl hielt und verzweifelt darauf herum rieb, war mir fast zu viel auf einmal. Auch die Bauchmuskeln, welche dabei frei wurden, waren vor meinen Augen nicht sicher. „Also, was hast du da so lange drin gemacht?“, kam es irgendwann beiläufig von links und direkt spürte ich, wie sich mein Blut an einer gewissen Stelle sammelte. Genau. Mein Kopf. Es war ihm aufgefallen. Dabei wollte ich es extra vermeiden, zu lange in der Kabine zu bleiben, um genau der Frage zu entgehen. Ich schaute in den Spiegel und eine Tomate schaute zurück. „Ähm…naja…ich“ „Agh, so wird das nichts.“ Weiter kam ich mit meiner durchgeplanten Erklärung nicht, denn Luke unterbrach mich und als ich zu ihm sah, zog er gerade sein Shirt für den Kopf. Ein gut definierter Körper kam zum Vorschein, welcher sich auch gleich zu mir umdrehte. Danach glitten Lukes Hände zu seiner Hose und machte Anstalten, sie ebenfalls auszuziehen. Sie klemmte, doch nach einigen Versuchen, lag sie irgendwo auf dem Boden. Während er das tat ließ er seinen Blick nicht von mir ab. Erst jetzt stellte ich fest, dass mein Schwarm gerade dabei war, sich vor mir nach und nach seiner Kleidung zu entledigen. Apropos: Lukes Finger umspielten nun verführerisch den Rand seiner Boxershorts und nach mehrmaligem Andeuten, war auch sie… „Toni? Hallo?“ Im Spiegel sah ein perplexes Ich zu mir rüber. Ich musste in dem Moment echt dämlich geschaut haben, während ich am Träumen war. Meine Gedanken wurden verrückt und spielten mir Bilder von meinem Begehren vor. Super. Als ich sie irgendwo in meinen Kopf verbannte, bemerkte ich, dass Luke immer noch von mir eine Antwort erwartete. Dieser war derweil - zu meinem Bedauern - mit seinem angezogenen Shirt beschäftigt. Komisch, dass er so lange daran rumschrubbte und es nicht einfach nach der Party in die Maschine warf. Seine Frage war ja schon etwas unangebracht, dennoch fühlte ich mich ertappt. „Handy-Kram. Kennst du ja“, spielte ich runter und ließ symbolisch meine Hand fallen, um der Aussage Kraft zu verleihen. Da ich vergessen hatte, wie lange ich nun schon meine Hände wusch, holte ich sie aus dem Wasserstrahl raus und sah mich nach einer Möglichkeit zum Trocknen um. Würde Luke nun auch noch mein langes Händewaschen ansprechen wollen, konnte ich jetzt zumindest mit seinem ewigen Schrubben kontern. Ich war bereit. Glücklicherweise war an der gegenüberliegenden Wand ein Handtrockner angebracht, welchen ich auch gleich betätigte. Weil der Trockner relativ laut war, wurde jede Kommunikationsmöglichkeit zwischen uns im Keim erstickt. Ich genoss die Wärme auf meinen Händen trotzdem und stellte mir vor, dass diese Wärme von Lukes zarten Berührungen kam, anstatt vom Trockner. Dies ließ mich glücklich und traurig zugleich werden. Wieder verlor ich mich gedanklich in dem Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Luke und mir. Warum musste der Weg dahin nur immer so schwer sein? Seine Anwesenheit brachte mir immer Herzrasen und jedes Mal wünschte ich mir, ihn an meiner Haut zu spüren. Zu wissen, dass ich alles habe, was ich begehrte. Irgendwas berührte mich an meinem Arm und ich sah zur Seite. Es war Luke. „Bist du fertig?“, fragte dieser und hob seine nassen Hände hoch. Ein Blick auf sein Shirt bestätigte mir, dass er mit der Säuberung aufgegeben hatte. „Ich mach das zu Hause sauber“, fügte er noch dran, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Ich ging einen Schritt zur Seite und überließ Luke den Handtrockner. Meine Hände waren ganz warm und es fühlte sich an, als wäre jegliches Wasser aus der Haut  verdunstet. Wie lange stand ich schon hier? Luke betätigte die Maschine und ließ seine Hände und dem Lufthauch kreisen. Ich blieb noch einen Moment neben ihm stehen, bis ich merkte, dass das sicher komisch wirkte. Schließlich habe ich alles, was es so auf einer Toilette zu tun gibt, erledigt und die Party war es nicht wert, eine Minute länger bei ihr zu sein. Als ich meine Hand auf den Türgriff legte, drehte ich mich nochmal zu Luke um und wünschte ihm schreiend noch viel Spaß auf der Party. Er reagierte etwas perplex und ging von dem Handtrockner weg, welcher kurz darauf ausging. „Hast du denn Spaß?“, wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ohne Lisa ist es immer doof. Sie kann jede öde Unterrichtsstunde in Bruchteilen in ein Erlebnis verwandeln. Mit ihr ist es immer lustig egal wohin ich gehe.“ „Jetzt wo du es sagst. Ich habe sie noch gar nicht gesehen“, fragte er überrascht. „Stimmt schon. Ist besser, wenn jemand dabei ist, den man gerne hat.“ Ich ließ meine Hand von der Türklinge. Offenbar wurde dies ein längeres Gespräch. „Das klingt, als würdest du sagen wollen, dass du auch alleine hier bist“, hakte ich nach. „Sind deine Freunde nicht hier?“ „Doch irgendwie schon, aber…“, er hakte ab. „Ich mag sie, aber mehr auch nicht.“ Ich wusste nicht genau was ich darauf sagen sollte. Ebenso war mir unklar, was er mir damit mitteilen wollte. Es war, als hätte er etwas auf dem Herzen und nur mir könnte er sich dazu äußern. Das war bestimmt kein Thema, worüber er mit seinen Freunden reden würde. Nach einer Pause des Schweigens kam Luke auf mich zu und griff zur Klinke. „Vergiss, was ich eben gesagt habe“, war das Einzige, was er noch sagte und schon war er weg. Einen Moment verweilte ich noch bei den Toiletten und fragte mich, warum das eben passiert ist. Luke wollte irgendwas sagen, aber ich war zu blöd, um es zu bemerken. Ich hämmerte mir symbolisch gegen die Stirn. Da es nichts weiter brachte, bei den Toiletten zu verweilen und ich immer noch so schnell wie möglich weg wollte, verließ schließlich auch ich den Raum. Ich trank die letzten Reste von meiner Cola und kämpfte mir anschließend einen Weg durch die Menge voller umherspringenden Menschen. Ich beneidete sie nicht. „Sollen sie doch hier rumhängen, bis sie sich gegenseitig alle ankotzen“, dachte ich und lachte gleichzeitig über das ungewollte Wortspiel. Draußen war es leider noch kälter geworden. Ein Grund mehr, schnell heim zu gehen. Da um die Uhrzeit nur noch selten ein Bus fuhr, musste ich eine Weile an der Haltestelle stehen. Sowas war mir immer unangenehm, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Ich hatte aber Glück und musste keine blöde Bekanntschaft machen. Noch während ich an der Haltestelle wartete, spürte ich mein Smartphone vibrieren. Ich erwartete einen „Kontrollanruf“ von meiner Mutter. Diese machte sie immer, wenn ich auf Partys ging. Ein Blick auf das Display ließ mich jedoch überraschen. Es war Lisa. Ich ging schnell ran. „Hallo? Lisa?“ Am anderen Ende der Leitung hörte ich Lisa, welche gerade kräftig am Schluchzen war. „H…Hey“, begann sie. „Weiß du noch, dass heute die B…Beerdigung von meiner O…Oma war?“ Mir wurde augenblicklich kalt. „Klar. Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich wollte dir erst Zeit lassen“, erklärte ich und bekam Angst. Hätte ich mich doch melden sollen? „Ach deswegen bist du vorhin nicht ran gegangen oder wie?“ Lisas indirekter Vorwurf fühlte sich wie Schlag ins Gesicht an. Ich musste den Anruf wegen der lauten Musik überhört haben. Lisa ließ keine Zeit, mich zu erklären, sondern redete weiter. „Kein Ding. Kein Ding. Ich will dich deswegen nicht anmotzen“, erwiderte sie. „Es ist n…nur so, dass ich gerade vor deiner Haustür stehe und dringend etwas Auf…munterung brauche.“ Sofort verstand ich. Anscheinend ist sie von zu Hause weggelaufen, weil sie es nicht mehr aushielt. „Ist gut. Ich bin gleich da. Klingle am besten, dann lässt dich meine Mutter rein“, schlug ich vor. „O…Okay“, war ihre Antwort und legte danach auf. Der Bus wäre wegen der Dunkelheit beinahe an mir vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn ich war der Einzige im Bus. Meinte Gedanken kreisten sich die ganze Zeit um Lisa und ich hätte fast den Busfahrer gefragt, ob er etwas schneller fahren könnte. Gleichzeitig hielt es aber für lächerlich, weil ich so höchsten ein paar Minuten früher da gewesen wäre. Als der Bus meine Haltestelle erreichte, rannte ich direkt los. Lisa hat selbst gesagt, dass es ihr nicht gut ging. Also musste ich jetzt für sie da sein. Ich öffnete die Haustür und fand Lisa mit meiner Mutter auf der Couch sitzend vor. Lisa kam direkt zu mir gerannt und warf sich in eine lange Umarmung. Meine Mutter deutete mir, dass wir am besten in mein Zimmer gehen. Nach der Umarmung peilte Lisa von selbst mein Zimmer an. Offenbar hatte meine Mutter ihr das auch schon gesagt. Einen Moment später saßen wir gemeinsam an der Bettkante. Ich hielt sie die ganze Zeit fest in meinen Armen, während sie sich ausweinte. „Ich vermisse sie so sehr…“, schluchzte sie vor sich hin. Ich klopfte ihr ein paar Mal auf die Schulter. „Das ist auch gut so. Nimm dir die Zeit und trauere um sie“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Wichtig ist nur, dass du nach vorne siehst und nicht die Menschen vergisst, denen du etwas bedeutest.“ Das war alles, was ich ihr sagte. Die nächste halbe Stunde saßen wir einfach so da und sie weinte. Wir brauchten nicht zu reden. Es war gut, dass sie sich einfach ausweinte und nicht mehr. Als ihr schluchzen leiser wurde, blickte ich zu ihr. Sie war gerade dabei, ihre Tränen wegzuwischen. Sie sah schon definitiv besser aus, als vorhin mit meiner Mutter. Ok, weinend sieht keiner gut aus, aber ich fühlte, dass es ihr gut getan hat. „Tut mir leid“, lachte sie kurz auf und blickte auf meine Karteikarten für das Referat. „Wie läuft es so?“, fragte sie und deutete auf die Karten. Ich verstand. Sie will sich ablenken. Es war unnötig, noch Worte darüber zu verlieren. „Du kennst mich“, antwortete ich und zuckte mit den Schultern. „Ich würde dir ja gerne helfen, aber es ist schon Mitternacht und kippe fast um vor Müdigkeit. Wir machen das gemeinsam, wenn du willst, aber heute nicht mehr“, lachte Lisa. Ich verstand sie natürlich. Wäre Lisa nicht da, wäre wahrscheinlich selbst innerhalb von Sekunden einfach umgekippt. „Abgemacht. Wie geht es dir jetzt?“ „Mir geht es inzwischen wieder gut“, lächelte sie mir zu. Das war das Wichtigste für mich. Natürlich war es ein tolles Gefühl, dass Lisa wieder gut drauf war. „Und wie war die Party so?“, fragte Lisa und legte sich auf mein Bett. „Irgendwas klargemacht?“ Fügte sie grinsend hinten dran. „Es war die Hölle“, gab ich kurz und knapp zu. So unterhielten wir uns noch ein bisschen, bis sich Lisa irgendwann von selbst auf den Weg machte. Sie dankte mir, dass ich sie aufgeheitert habe, obwohl ich den ersten Anruf überhört hatte. Ich gähnte und wollte einfach nur noch ins Bett, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 13: Europa ------------------ Das war die Gelegenheit. „Möglicherweise ist er ja so betrunken, dass er sich eh an nichts erinnert“, redete ich mir den Fall einer Ablehnung schön. Probieren wollte ich es aber ganz sicher und der Abend wäre vielleicht doch noch mal spannend geworden. Nachdem ich die Spülung betätigte, fummelte ich an meinen Haaren herum, auch wenn das wahrscheinlich meine Frisur noch verschlimmerte. An sich konnte ich mir Zeit lassen, denn das Geräusch von laufendem Wasser von draußen zeigte, dass Luke noch immer da war, doch noch eine Ewigkeit in der Kabine zu bleiben nachdem man gespült hatte, würde sicher komisch kommen. Deswegen ließ ich meine Frisur auf die Gefahr hin völlig hinüber zu sein in Ruhe und öffnete die Tür. Wie erwartet stand Luke noch an Ort und Stelle und rubbelte sich einen ab. Das T-Shirt natürlich. Welches schmutzig war. Und nass. Sehr nass. Eilig ging ich zu einem Waschbecken, welches rechts neben Luke war, und nahm mir extra viel Seife. Ich wollte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen, sondern auf den richtigen Moment warten. Nur konnten es meine Augen nicht lassen und huschten für einen kurzen Augenblick zu ihm rüber, doch der Anblick, wie er seinen fast überall mit nassen Flecken übersäten Stofffetzen unter den Wasserstrahl hielt und verzweifelt darauf herum rieb, war mir fast zu viel auf einmal. Auch die Bauchmuskeln, welche dabei frei wurden, waren vor meinen Augen nicht sicher. „Also, was hast du da so lange drin gemacht?“, kam es irgendwann beiläufig von links und direkt spürte ich, wie sich mein Blut an einer gewissen Stelle sammelte. Genau. Mein Kopf. Es war ihm aufgefallen. Dabei wollte ich es extra vermeiden, zu lange in der Kabine zu bleiben, um genau der Frage zu entgehen. Ich schaute in den Spiegel und eine Tomate schaute zurück. „Ähm…naja…ich“ „Agh, so wird das nichts.“ Weiter kam ich mit meiner durchgeplanten Erklärung nicht, denn Luke unterbrach mich und als ich zu ihm sah, zog er gerade sein Shirt für den Kopf. Ein gut definierter Körper kam zum Vorschein, welcher sich auch gleich zu mir umdrehte. Danach glitten Lukes Hände zu seiner Hose und machte Anstalten, sie ebenfalls auszuziehen. Sie klemmte, doch nach einigen Versuchen, lag sie irgendwo auf dem Boden. Während er das tat ließ er seinen Blick nicht von mir ab. Erst jetzt stellte ich fest, dass mein Schwarm gerade dabei war, sich vor mir nach und nach seiner Kleidung zu entledigen. Apropos: Lukes Finger umspielten nun verführerisch den Rand seiner Boxershorts und nach mehrmaligem Andeuten, war auch sie… „Toni? Hallo?“ Im Spiegel sah ein perplexes Ich zu mir rüber. Ich musste in dem Moment echt dämlich geschaut haben, während ich am Träumen war. Meine Gedanken wurden verrückt und spielten mir Bilder von meinem Begehren vor. Super. Als ich sie irgendwo in meinen Kopf verbannte, bemerkte ich, dass Luke immer noch von mir eine Antwort erwartete. Dieser war derweil - zu meinem Bedauern - mit seinem angezogenen Shirt beschäftigt. Komisch, dass er so lange daran rumschrubbte und es nicht einfach nach der Party in die Maschine warf. Seine Frage war ja schon etwas unangebracht, dennoch fühlte ich mich ertappt. „Handy-Kram. Kennst du ja“, spielte ich runter und ließ symbolisch meine Hand fallen, um der Aussage Kraft zu verleihen. Da ich vergessen hatte, wie lange ich nun schon meine Hände wusch, holte ich sie aus dem Wasserstrahl raus und sah mich nach einer Möglichkeit zum Trocknen um. Würde Luke nun auch noch mein langes Händewaschen ansprechen wollen, konnte ich jetzt zumindest mit seinem ewigen Schrubben kontern. Ich war bereit. Glücklicherweise war an der gegenüberliegenden Wand ein Handtrockner angebracht, welchen ich auch gleich betätigte. Leider wurde dadurch jede Kommunikation zwischen uns im Keim erstickt, weil der Trockner relativ laut war. Ich genoss die Wärme auf meinen Händen trotzdem und stellte mir vor, dass diese Wärme von Lukes zarten Berührungen kam, anstatt vom Trockner. Dies ließ mich glücklich und traurig zugleich werden. Wieder verlor ich mich gedanklich in dem Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Luke und mir. Warum musste der Weg dahin nur immer so schwer sein? Seine Anwesenheit brachte mir immer Herzrasen und jedes Mal wünschte ich mir, ihn an meiner Haut zu spüren. Zu wissen, dass ich alles habe, was ich begehrte. Irgendwas berührte mich an meinem Arm und ich sah zur Seite. Es war Luke. „Bist du fertig?“, fragte dieser und hob seine nassen Hände hoch. Ein Blick auf sein Shirt bestätigte mir, dass er mit der Säuberung aufgegeben hatte. „Ich mach das zu Hause sauber“, fügte er noch dran, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Ich ging einen Schritt zur Seite und überließ Luke den Handtrockner. Meine Hände waren ganz warm und es fühlte sich an, als wäre jegliches Wasser aus der Haut verdunstet. Wie lange stand ich schon hier? Luke betätigte die Maschine und ließ seine Hände und dem Lufthauch kreisen. Ich musste mich ranhalten, wenn ich ihm noch sagen wollte, was ich für ihn empfand. Lange würde er nicht mehr hier bleiben und dann wäre er wieder von seinen Freunden umgeben. Vor ihnen wäre das Aussichtslos. Ich sammelte im Kopf die Worte und formte sie zu einem Satz, den ich mehrmals wiederholte. Gerade als ich zum Wort ansetzen wollte, kam Luke mir schon zuvor. „Hey, weißt du noch, als wir das Projekt in Religion gemacht haben?“ Niemals hätte ich das vergessen können und nickte ihm zu. Schließlich fing da doch alles an. „Ich habe da gemerkt, dass du eigentlich ein cooler Typ bist und fand es nach dem Projekt schade, dass wir nie etwas zusammen gemacht haben.“ Ich sollte in dem Moment extrem glücklich sein, dass Luke offenbar mehr Zeit mit mir verbringen wollte, doch irgendwie war ich dies nicht. Ich wäre ein cooler Typ. Hieß das nicht, dass er mich nur als Kumpel um sich haben wollte und nicht mehr? Jemand, mit dem man mal irgendwas unternimmt und sich austauscht, welche Frauen man heiß findet? War es noch klug, ihm meine Gefühle zu offenbaren? Ich hätte das Angebot annehmen und sein Kumpel sein können und wer weiß. Vielleicht hätten sich irgendwann noch bessere Gelegenheiten geboten. „Finde ich auch. Ich habe die Zeit ziemlich genossen“, antwortete ich. Ich wollte es ihm in diesem Moment sagen und nicht irgendwann mit ihm über Frauen reden, während ich die ganze Zeit hoffe, dass er auch so empfindet wie ich. Mir war eine frühe Abfuhr lieber als jahrelanges Hoffen und Bangen. „Um ehrlich zu sein glaube ich, dass ich dich sehr mag“, begann ich. Er blickte überrascht zu mir. „Oh wirklich? Ich mag dich auch.“ „Ich mag dich aber auf eine andere Art. Mehr als nur Freund“, erzählte ich weiter. Das Ganze war für mich auf einmal richtig peinlich und ich wünschte mir, dass ich das gar nicht gesagt hätte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihn nur als Kumpel zu haben, aber dann wäre ich zumindest immer bei ihm. Er könnte angewidert von mir sein und mich niemals wieder in seine Nähe lassen. „Vergiss, was ich gesagt habe“, flossen die Worte aus mir raus und ich wollte schnell gehen. Weg von dieser Party und in mein Bett verkriechen. Immerhin habe ich mir die ganze Zeit nur gelangweilt und wollte heim. „Warte“, packte er mich an meinem Arm, als ich gerade zur Türklinke greifen wollte. „Wenn ich richtig verstehe, was du mitteilen wolltest, dann…wäre ich nicht abgeneigt.“ Meinte er das ernst? War es möglich, dass all meine Sorgen und Befürchtungen endlich der Vergangenheit angehörten? „Verstehe mich nicht falsch. Ich habe dich noch nie auf diese Weise gesehen, aber ich würde mich darauf einlassen“, stellte er klar. Die ganze Zeit, als er das sagte, spielte er nervös mit seinen Fingern. Wie süß er war. „Heißt das, wir wollen es mit uns versuchen?“, fragte ich sicherheitshalber nach. „Ja. Gerne“, lächelte er mir zu. Ich war mir nicht so sicher, ob er wirklich nichts von mir wollte, wie er vorher betont hatte, denn er strahlte, als wäre sein größter Traum in Erfüllung gegangen. Genau wie bei mir. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn ich vorher gegangen wäre und diese Gelegenheit verpasst hätte. Als einige Sekunden des Schweigens vergingen, kam er auf mich zu und berührte mich an meinen Schultern. Uns trennten nur noch wenige Zentimeter und ich merkte, worauf er hinaus wollte. Auch wenn die Partytoiletten zum einen nicht sehr romantisch waren und zum anderen jederzeit jemand herein konnte, überwand ich die Distanz und drückte meine Lippen auf seine. Der Erste Kuss war sehr schüchtern und schnell wieder vorbei, doch der Zweite war sicherer und gefühlvoller. Es fühlte sich an, als wären alle Probleme verschwunden und ich genoss die Zweisamkeit mit Luke. Nach dem Kuss trennten wir uns wieder und Luke begann, mich den Hals hinunter zu küssen. Außerdem ließ er seine Hand langsam unter mein Shirt gleiten. Ich weiß, dass ich es genoss, dennoch hielt es hier für den falschen Ort und drückte ihn von mir, bevor es zu etwas wurde, was ich bereuen würde. „Ich bin sehr glücklich gerade, dennoch möchte ich das hier gerne auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Lass es uns nicht überstürzten“, flüstere ich in sein Ohr. Von Luke kam zunächst keine Reaktion. Er küsste mich weiterhin am Hals betastete mit seiner Hand meinen Bauch. „Hey, hast du gehört?“, fragte ich nochmal nach und Luke hielt mit seiner Liebkosung vorerst auf. „Ja schon, aber warum aufhören, wenn es doch gerade am Schönsten ist?“, erwiderte er und sofort spürte ich wieder seine Lippen auf meinen. Lukes Hände waren inzwischen bei meinen Brustwarzen angekommen und umspielten sie zart. Durch diese Berührungen spürte ich langsam aber sicher meine Erregung aufkommen. Was war schon dabei?   Wenn du weitermachen willst, lies bei Kapitel Sonne weiter. Wenn du aufhören willst, lies bei Kapitel Jupiter weiter. Kapitel 14: Saturn ------------------ „Ich finde es gerade gar nicht okay, was du sagst und ich hoffe, das liegt am Alkohol“, begann ich. Solche Kommentare von meiner besten Freundin lasse ich mir nicht gefallen. „Warum? Ich glaube wirklich, dass du dich da in etwas hineinsteigerst. Wahrscheinlich stehst du auch gar nicht auf Jungs und bildest dir das nur ein. Du bist noch zu jung, um das zu wissen“, kam ihre schnippische Antwort.  Ich wurde langsam wirklich wütend. Ich teilte ihr meine Gefühle mit und sie dementierte, dass sie echt sind. „Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mit dir darüber rede. Du hast schließlich keine Ahnung“, versuchte ich, den Streit ausklingen zu lassen. Lisa macht ein genervtes Seufzen. „Hast du nicht zugerhört? Ich habe dir eben erklärt, dass du zu jung bist, um einschätzen, was dir gefällt.“ „Warum ist es dir eigentlich so wichtig? Warum kannst du dich nicht einfach für mich freuen, dass ich jemanden toll finde?“ Lisa verstummte. „Oder bist du eifersüchtig?“ „Ja okay. Ich wäre gerne mit dir zusammen. So, jetzt hab ich es gesagt. Und deshalb finde ich es furchtbar zu hören, wie du von einer anderen Person schwärmst, welche zusätzlich auch noch männlich ist.“ Obwohl mich der Satz eigentlich noch weiter verletzen sollte, war ich nur verwundert. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Lisa auch mich stehen könnte. Schließlich kannten wir uns schon so lange und ich war immer der Ansicht, wenn sie etwas von mir wollen würde, würde sie das irgendwie andeuten. Allerdings kam all die Jahre nichts von ihr, weshalb ich das irgendwann ausgeschlossen hatte. „Meinst du nicht, dass du es doch mit mir versuchen könntest? Deine Mutter würde es wahrscheinlich viel mehr freuen, eine Schwiegertochter zu haben als einen Schwiegersohn.“ Nach der anfänglichen Verwirrung folgte wieder die Wut. Die Wut auf ihre Ignoranz. „Ich glaube, ich will mit dir nie wieder etwas zu tun haben“, antwortete ich auf ihre  unverschämte Frage. Meine Mutter wäre die erste Person der Welt, die mich so akzeptieren würde, wie ich bin. Glücklicherweise hielt der Bus in diesem Moment an meiner Haltestelle und ich konnte mich endlich von dieser schlimmen Person entfernen. Kaum stand ich vor dem Bus, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend meine Müdigkeit. Ich war froh, dass mich und mein Bett nur noch wenige Minuten trennen würden. Doch war da noch etwas. Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut“, gab ich zurück. Sie musste von unserem Streit ja nichts erfahren. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 15: Merkur ------------------ Schon als ich ihre Lippen auf meinen spürte, wich ich nach hinten aus. Weder empfand ich etwas für Lisa noch habe ich etwas in dieser Richtung je angedeutet. Oder? Wie lange Lisa wohl schon in mich verliebt war? Da sie erst ihre Großmutter beerdigt hatte, hoffte ich, dass sie deswegen mit den Gefühlen möglicherweise etwas durcheinander war. Ich wollte nichts von Lisa und würde es ihr mit Sicherheit auch nicht vormachen. Sie schien, direkt zu verstehen, als sie mir nach meinem Ausweichmanöver ins Gesicht sah, wirkte aber nicht sonderlich traurig. „Ich verstehe“, begann sie. „Das kam plötzlich.“ Da ich einerseits noch unter Schock stand und andererseits nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, blieb ich still. „Willst du denn gar nichts dazu sagen?“, fiel sie mir ins nicht existierende Wort und stand von meinem Bett auf. „Das war eine große Überwindung für mich.“ Ich wünschte mir in dem Moment, dass sie einfach geht und wir uns erst in der Schule wieder sehen. Möglicherweise würde sie in der Zeit wieder zu Vernunft kommen und sehen, dass das mit uns keine Zukunft hat. Schließlich war wir beste Freunde, welche über alles Mögliches lästern, und von mir ging nicht aus, dass ich mehr haben wollen würde. Wir waren nicht füreinander bestimmt. „Willst du weiterhin nur da sitzen und mich anschweigen?“, sprach Lisa inzwischen etwas gereizt. Sie hatte Recht. Ich musste mit ihr Reden. Ihr sagen, dass das ihre Gefühle nicht erwidert werden. Einfach gehen und darüber schlafen kam für sie anscheinend nicht infrage. „Seit wann fühlst du schon so?“, fragte ich. Direkt mit der Tür ins Haus fallen wollte ich nun doch nicht. „Noch nicht so lange. Wir waren ja immer nur Freunde, aber seit einigen Monaten wurde es mehr“, gab sie zu und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. „Deine ganze Art hat mich angezogen und ich setzte es mir als Ziel, es dir noch vor den Sommerferien zu sagen.“ Darüber zu reden, half ihr sich merklich zu entspannen. Wenn sie es auch dabei beließ, war mir ganz recht. „Hast du solche Gefühle schon einmal zu jemand anderem gehabt?“, fuhr ich mit meinen Fragen fort. Sie grinste. „Okay, wenn dir Reden hilft, soll es so sein. Geschwärmt haben wir alle ja mal, aber solche Gefühle wie bei dir, hatte ich sonst noch bei keinem. Und bei dir? Ich befürchtete, dass es bei dieser Frage kein Richtig gibt. „Habe ich dir mal von Maria erzählt?“, versuchte ich vom Thema abzulenken.  Lisa dachte dachte nach. „Glaube nicht. Was war mit ihr?“ Ich stöhnte innerlich auf, weil sie angebissen hat. „Maria war eine Klassenkameradin von mir in der Grundschule. Du weiß ja. Die Zeit in der ich richtig dumm war“, fing ich an und Lisa lachte einmal auf. Die Geschichte war sogar nicht gelogen und ich war dankbar, dass ich sie jetzt erzählen konnte. Für solche Dinge mochte ich Lisa. Ich liebte es, mit ihr zu lästern oder über alte Sachen zu reden. Freundschaftliches halt und nicht mehr. „Jedenfalls habe ich irgendwann einfach so vor der Klasse geküsst und dachte, wir wären jetzt zusammen oder so“, hob ich an. „Was passierte danach?“, fragte sie neugierig. „Ich sah sie in der Pause mit einem anderen rumlaufen und dann war es für mich vorbei“, beendete ich die Geschichte. Lisa tat überrascht. „Bisschen sehr eifersüchtig. Findest du nicht?“ „Ich war 7 Jahre alt oder so und dumm wie ich schon sagte“, rechtfertigte ich mich und Lisa grinste. Danach kehrte eine unangenehme Stille ein und ich befürchtete, dass Lisa diese nutzen wird, um zum eigentlichen Thema zurückkehren. Ich hatte nicht unrecht. „Jetzt sag schon. Wie fandest du es?“, drängte sie mich weiter zu einer Antwort, die ich so lange wie möglich hinauszögern wollte. Ich kratzte mich verlegen am Nacken und suchte nach einer guten Antwort. „Wollen nicht erst drüber schlafen?“ Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, ich will es jetzt wissen.“ „Okay. Ich weiß es noch nicht. Ich muss mich erst daran gewöhnen“, erklärte ich ihr und der Hoffnung, dass sie zufrieden sein wird. Lisa verzog das Gesicht. „Warum fällt es dir so schwer, mir einfach zu sagen, ob du mich auch liebst oder nicht?“, fragte sie leicht gereizt. Ich war mir sicher, dass das der Anfang vom Ende war. „Es ist nicht einfach“, sagte ich. „Wieso nicht? Sag mir doch endlich, was los ist!“   Wenn du Lisa sagen willst, dass du sie nicht liebst, lies bei Ganymed weiter. Wenn du Lisa sagen willst, dass du auf Luke stehst, lies bei Callisto weiter. Kapitel 16: Uranus ------------------ „Ich finde es gerade gar nicht okay, was du sagst und ich hoffe, das liegt am Alkohol“, begann ich. Solche Kommentare von meiner besten Freundin lasse ich mir nicht gefallen. „Warum? Ich glaube wirklich, dass du dich da in etwas hineinsteigerst. Wahrscheinlich stehst du auch gar nicht auf Jungs und bildest dir das nur ein. Du bist noch zu jung, um das zu wissen“, kam ihre schnippische Antwort.  Ich wurde langsam wirklich wütend. Ich teilte ihr meine Gefühle mit und sie dementierte, dass sie echt sind. „Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mit dir darüber rede. Du hast schließlich keine Ahnung“, versuchte ich, den Streit ausklingen zu lassen. Lisa macht ein genervtes Seufzen. „Hast du nicht zugerhört? Ich habe dir eben erklärt, dass du zu jung bist, um einschätzen, was dir gefällt.“ „Warum ist es dir eigentlich so wichtig? Warum kannst du dich nicht einfach für mich freuen, dass ich jemanden toll finde?“ Lisa verstummte. „Oder bist du eifersüchtig?“ „Ja okay. Ich wäre gerne mit dir zusammen. So, jetzt hab ich es gesagt. Und deshalb finde ich es furchtbar zu hören, wie du von einer anderen Person schwärmst, welche zusätzlich auch noch männlich ist.“ Obwohl mich der Satz eigentlich noch weiter verletzen sollte, war ich nur verwundert. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Lisa auch mich stehen könnte. Schließlich kannten wir uns schon so lange und ich war immer der Ansicht, wenn sie etwas von mir wollen würde, würde sie das irgendwie andeuten. Allerdings kam all die Jahre nichts von ihr, weshalb ich das irgendwann ausgeschlossen hatte. „Meinst du nicht, dass du es doch mit mir versuchen könntest? Deine Mutter würde es wahrscheinlich viel mehr freuen, eine Schwiegertochter zu haben als einen Schwiegersohn.“ Nach der anfänglichen Verwirrung folgte wieder die Wut. Die Wut auf ihre Ignoranz. „Ich glaube, ich will mit dir nie wieder etwas zu tun haben“, antwortete ich auf ihre  unverschämte Frage. Meine Mutter wäre die erste Person der Welt, die mich so akzeptieren würde, wie ich bin. Lisa schien zu verstehen und packte aggressiv ihre Sachen und stürmte aus meinen Zimmer heraus. Ein Glück. Länger mit ihr hätte ich nicht mehr ausgehalten. Mit einem Gähnen, bemerkte ich plötzlich, dass ich schon sehr müde war, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut.“, gab ich zurück. Sie musste von unserem Streit ja nichts erfahren. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Sie hat mir noch bei meinem Referat geholfen“, antwortete ich. „Wie? Du bist auf die Party, ohne dass dein Referat fertig war? Ich dachte, ich war deutlich“, reagierte sie sichtlich gereizt. Komisch, dass sie sonst immer so entspannt war, aber kaum geht es um meine Schule, ist sie todernst. „Ich kam nicht weiter, aber jetzt ist es ja fertig“, versuchte ich, sie zu beruhigen. Meine Mutter kam tatsächlich wieder runter, denn sie begann wieder in diese eine Richtung zu fragen. „Habt ihr nur das Referat gemacht?“, setzte sie erneut an. Ich hatte keine Lust mehr darauf. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Sie hat mich geküsst“, gab ich schließlich zu. Es hatte kein Sinn, das zu verheimlichen. „Aha. Ich hoffe nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert. Sie hat mich geküsst und ist dann gegangen“, teilte ich mit. „Ich will aber nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „In der Lage war ich auch mal. Die Wahrheit ist besser, als alles andere, glaub mir.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Sie bekam ihre geforderte Antwort. Also konnte sie gehen. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 17: Pluto ----------------- Ich versprach Lisa, dass ich es ihr an der Haltestelle erzählen würde. Das gab mir Zeit. Zeit mir eine glaubhafte Geschichte zu erfinden. Aber brauchte ich das? Eigentlich brauchte ich mir bei Lisa keine Sorgen machen, ob sie etwas dagegen hat, wenn ich mit einen anderen Jungen zusammen bin. Sie war es eher, die sich bei jeder Serie wünschte, dass ihre männlichen Lieblingscharaktere ein Paar werden. Wahrscheinlich las sie im Internet eh Fanfics, auch wenn sie es niemals zugeben würde. „So. Jetzt sind wir an der Haltestelle und 10 Minuten zu früh. Gab keinen Grund, uns zu hetzen“, bemerkte Lisa, als wir das Häuschen erkennen konnten. „Was ist jetzt das große Geheimnis?“, hakte sie nach und machte übertriebene Gestiken. Stimmt ja. Sie war nicht ganz nüchtern. „Meinst du überhaupt, dass es sich lohnt? Du scheinst mir dich morgen eh an nichts mehr erinnern zu können“, neckte ich sie. Klar würde sie sich an alle erinnern, denn so betrunken war sie auch wieder nicht, aber es machte mir einfach Spaß. Ihre Reaktion war ein leichter Schlag mit den Ellenbogen, welcher mich verfehlte. Um sicher zu gehen, manövrierte ich sie auf die Sitzbank bei der Haltestelle, was sie dankend über sich ergehen lies. „Na gut“, hob ich an und machte eine lange Pause. „Oh man du solltest dein Gesicht sehen. Hast du wirklich geglaubt, dass ich es auf einer ekligen Partytoilette machen würde? Mit Luke?“ Meine Lache, die darauf folgte, sollte so gut wie möglich das Bild unterstreichen, dass ich sie verarscht habe, indem ich eine Story zu erzählen hätte. „Wie jetzt? Du hast nur so getan als ob?“ „Genau. Ich dachte mir, wenn sie es schon glaubt, gönne ich mir den Spaß“, antwortete ich mit einem Grinsen. „Zu gut.“ „Sei nicht so gemein zu mir“, befahl sie übertrieben gekränkt und machte eine Schmolllippe. „Ich habe echt gedacht, dass da was los ist. Tja, dann sollte ich Luke wohl sagen, dass er bei dir keine Chance hat.“ „Das wir er schon verkraften. Vielleicht“, gab ich zurück mit der Angst, dass sie es ihm wirklich sagen will und er sich verplappert. „Nein, momentan gibt es keinen in meinem Leben, mit dem ich es mir vorstellen könnte.“ Lisa sah fragend zurück. „Wirklich niemanden?“, fragte sie neugierig. „Nein. Noch nicht“, log ich weiter. „Wo die Liebe halt hinfällt oder so heißt es doch immer“, kommentiere sie. Ich hatte von Anfang an Angst, dass sie mir nicht glauben würde. Ich kannte Lisa. Sie gab sich erst mit etwas zufrieden, wenn es ihrer Vorstellung entspricht. Vielleicht hatte der Alkohol auch geholfen dabei. Der Bus kam kurz darauf, was mich erleichtern ließ. Es war mir immer unangenehm spät unterwegs zu sein, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Wir hatten aber Glück und mussten keine blöde Bekanntschaft machen. Zwar wäre der Bus wegen der Dunkelheit beinahe an uns vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn wir waren die Einzigen im Bus. Während der Fahrt schwiegen wir uns an. Eigentlich fand ich es immer unangenehm, wenn jemand mit mir im Bus ein Gespräch führen möchte, doch diese plötzliche Funkstille kam sehr plötzlich. Als wir an meiner Haltestelle ankamen, stand ich auf und verabschiedete mich von Lisa. Sie musste noch ein Stück weiter fahren. Obwohl ich dachte, dass wir einen schönen Abend hatten, wirkte Lisa traurig. Leider hatte ich keine Zeit, um nachzufragen. Kaum stand ich vor dem Bus, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend meine Müdigkeit. Ich war froh, dass mich und mein Bett nur noch wenige Minuten trennen würden. Doch war da noch etwas. Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 18: Ganymed ------------------- „Na gut. Ich empfinde nichts für dich“, sprach ich es endlich aus, wie es halt war. Es heißt immer, dass die Wahrheit das Richtige ist, aber es fühlte sich nicht gut an, Lisa jegliche Hoffnung zu nehmen. Für mich wäre auch kein leichtes, die Ablehnung durch Luke zu erfahren. Lisa reagiert überraschend gelassen oder sie konnte die Enttäuschung gut verstecken. „Das war mir schon klar, als du dich so komisch herausreden wolltest“, meinte sie und war dabei, ihre Sachen zu nehmen. „Tja, da kann ich leider nichts machen. Wo die Liebe halt hinfällt.“ „Aber wir sind doch noch Freunde, oder? Auch wenn ich leider nicht so fühle wie du, mag ich dich sehr.“ Lisa überlegte kurz, bevor sie zum Glück nickte. „Hey, tut mir leid...“, meinte ich zum Schluss. Sie lächelte und ging zur Tür hinaus. Ich hoffe sehr, dass sie sich nicht noch umentscheidet. Sie war meine beste Freundin und eine so enge Freundschaft hatte ich sonst mit keinem. Mit einem Gähnen, bemerkte ich plötzlich, dass ich schon sehr müde war, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Sie hat mir noch bei meinem Referat geholfen“, antwortete ich. „Wie? Du bist auf die Party, ohne dass dein Referat fertig war? Ich dachte, ich war deutlich“, reagierte sie sichtlich gereizt. Komisch, dass sie sonst immer so entspannt war, aber kaum geht es um meine Schule, ist sie todernst. „Ich kam nicht weiter, aber jetzt ist es ja fertig“, versuchte ich, sie zu beruhigen. Meine Mutter kam tatsächlich wieder runter, denn sie begann wieder in diese eine Richtung zu fragen. „Habt ihr nur das Referat gemacht?“, setzte sie erneut an. Ich hatte keine Lust mehr darauf. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Sie hat mich geküsst“, gab ich schließlich zu. Es hatte kein Sinn, das zu verheimlichen. „Aha. Ich hoffe nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert. Sie hat mich geküsst und ist dann gegangen“, teilte ich mit. „Ich will aber nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „In der Lage war ich auch mal. Die Wahrheit ist besser, als alles andere, glaub mir.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Sie bekam ihre geforderte Antwort. Also konnte sie gehen. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 19: Mars ---------------- Ich hätte es mir nicht verziehen, Lisa als Freundin auf diese egoistische Weise zu verlieren. Wie konnte ich eigentlich auf die Idee kommen, jemanden für ein Referat von einer Beerdigung zu klingeln? Ich wusste, dass für Lisa ihre Großmutter sehr wichtig war. Dennoch war mir auch klar, dass ich alleine nicht weiterkommen würde. „Vielleicht ist meine Mutter wirklich ein Genie“, hoffte ich und stand vom Bett auf. Wie zu erwarten war, fand ich meine Mutter im Pool vor. Sie schaute sofort zu mir auf, als ich in den Garten gelaufen kam. „Wolltest du nicht nur eine Pause machen?“, fragte sie etwas überrascht und lehnte sich an die Poolwand. Sie trug ihre Taucherbrille, welche sie immer wie ein Chamäleon aussehen ließ. Ich ging die Hocke, um mit ihr besser reden zu können. „Kannst du mir bei dem Referat helfen?“, bat ich und wollte sie mit meinen Hundeaugen überreden. Sie machte eine überraschende Geste und blinzelte kurz. „Hast du nicht vorhin gesagt, dass du gut voran kommst?“, hakte sie nach. Ihr entging auch nichts. Ich sagte nichts und schaute mit den Augen beschämt zur Seite. Meine Mutter verstand sofort. „Na gut. Um was geht es?“, ließ sie mich glücklich lächeln. Sie schwamm zur nahegelegenen Treppe und kam aus dem Wasser heraus. „Die Planeten des Sonnensystems“, teilte ich ihr mit. Meine Mutter nahm endlich die Taucherbrille ab und warf sie auf ein Handtuch, welches einige Meter vom Pool entfernt im Gras ausgebreitet war. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich dir da helfen könnte?“, lachte meine Mutter kurz und ging an mir vorbei auf das Handtuch zu. Na super. Diese Antwort habe ich nicht erhofft. Warum konnte sie nicht einfach „Aber hey, ich helfe auf jeden Fall“ sagen und mein Schuljahr retten? Stattdessen zerfiel gerade meine Zukunft in tauschen Scherben. „Tut mir leid, aber ich kenne mich damit wirklich nicht aus“, betonte sie nochmal, als sie sich auf dem Handtuch breit machte. Ich fuhr mir durch die Haare. Von ihr hatte ich keine Hilfe zu erwarten. „Schade. Hatte gehofft, du kannst helfen“, nickte ich ihr zu und machte mich auf den Weg ins Haus. „Weiß Lisa nicht viel darüber?“, rief sie mir hinterher. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um. Sie lag inzwischen auf dem Handtuch in verteilte die Sonnencreme über ihre Haut. „Ihre Großmutter wurde heute beerdigt“, erklärte ich ihr den Grund, warum ich Lisa nicht fragen konnte. „Oh, das wusste ich nicht“, nuschelte sie vor sich hin. Meine Mutter schaute traurig und bat mich, Lisa ihr Beileid auszurichten. Die nächsten 20 Minuten versuchte ich, das Referat irgendwie weiterzubringen, doch ich scheiterte immer wieder an Begriffen, die ich nicht verstand. Mir fehlte einfach das Verständnis dafür. Ich gab endgültig auf und nahm mir vor, am nächsten Tag zu hoffen, dass mir dir Erkenntnis kommt. Ich räumte meinen Laptop auf den Schreibtisch und sammelte alle Karteikarten wieder ein. Die meisten waren immer noch leer und die wenigen, auf denen etwas draufstand, waren voller Kritzeleien oder durchgestrichenen Wörtern. Die umherliegenden Stifte waren inzwischen alle zerkaut. Ich kaute bei Denkblockaden immer auf ihnen herum. Die restliche Zeit entspannte ich mich, bis es Zeit für die Party war. Ich packte ein wenig Geld ein und verabschiedete mich von meiner Mutter, welche mich ermahnte, es nicht zu übertreiben, wie sie es in ihrer Jugend getan hatte. Ja, spezieller Humor. Mit dem Bus kam ich relativ schnell am Treffpunkt an. Mein Jahrgang hatte eine kleine, aber geräumige Hütte gemietet. Die Musik konnte man schon von weitem hören. Eigentlich war sie überhaupt nicht mein Geschmack und normalerweise war es unmöglich, mich bei so einer Musik zu amüsieren. Zum Glück gab es Alkohol. Ich ging durch den Eingang und fand mich inmitten einer Menschenmenge wieder, die mehr oder weniger rhythmisch zu der Musik tanzte oder wie man das auch nennen mochte. Mein Blick glitt über die Menschen. Die meisten von ihnen kannte ich nicht, weil sie nicht aus meinem Jahrgang waren, und mit den anderen hatte ich zu wenig Kontakt, um mich einfach zu ihnen zu gesellen. Ich suchte einen Durchgang zu einem Tisch, auf dem mehrere Getränke standen. Ich schnappte mir ein Plastikbecher und griff nach der erstbesten Flasche. „Einfach die Hemmschwelle senken, dann wird das schon“, wiederholte ich mehrmals wie ein Mantra in meinem Kopf. „Du kennst zwar die meisten nicht und hast noch keinen deiner Freunde gesehen, aber…“, etwas riss mich aus meinen Gedanken, welche mir vormachen sollten, dass das ein ganz toller Abend wird. Wobei es nicht „etwas“ war, sondern jemand. Weiter hinten im Raum entdeckte ich Luke, welcher mit anderen mir unbekannten Leuten Bierpong spielte. Warum mich das aus den Gedanken riss? Naja…ich stand auf ihn. Seit 3 Wochen um genau zu sein, als wir im Religionsunterricht ein Projekt hatten. Wir sollten aus Gegenständen unsere Interpretation des Paradieses darstellen. Dazu konnten wir alle Gegenstände benutzen, die wir auf dem Schulgelände fanden. Die Gruppen wurden gelost und ich kam mit Luke in eine. Da habe ich mich ein klein wenig in seine nette und süße Art verknallt. Ich wäre gerne zu ihm rübergegangen, doch leider hatten wir über die Gruppenarbeit hinaus nie miteinander gesprochen und außerdem war er mit dem Trinkspiel beschäftigt. Durch den Alkohol ein bisschen benommen - während ich schwärmte trank ich ganz 2 Becher leer – ging ich zu einer Couch rüber, an deren einem Ende gerade keiner war. An dem anderen knutschte ein Paar rum. Vielleicht war es auch gar kein Paar, zumindest knutschen da welche rum. Ich saß erst einen Augenblick, als ich einige laute Rufe von der Seite vernahm. Ich sah genauer hin und sah, dass sich ein Kreis um zwei sich schlagende Typen gebildet wurde. Sie mussten sehr betrunken gewesen sein, denn nur jeder fünfte Schlag ging nicht in die Leere. Zum Glück kannte ich auch die beiden nicht. Von daher konnte es mir egal sein, wie das endet, solange sich niemand ernsthaft verletzte. Dennoch blieb mein Blick stets auf die beiden haften, nur um sicher zu gehen. Irgendwann bekam ich mit, dass der Grund für die Prügelei ein Mädchen ist. Wie typisch. „Sie findet es bestimmt super, als eine Art Siegesprämie betrachtet zu werden“, vermutete ich. Eigentlich war das kein Grund, Gewalt anzuwenden, aber mit einer gesenkten Hemmschwelle wird sowas ja noch begünstigt. Ich stellte meinen Becher auf den Tisch ab und beschloss, für den Rest des Abends nur noch Cola zu trinken. Schließlich hatte ich es meiner Mutter versprochen. Mein Vergnügen auf der Party voller fremder Leute hielt sich sowieso schon sehr in Grenzen und ich überlegte mehrmals, ob ich nicht einfach gehen sollte. Es scheint, als würde mich hier niemand vermissen und mit den komischen Leuten hier wollte ich auch keinen Kontakt knüpfen. Sie wirkten auf mich wie Leute, die von Party zu Party rennen und sich dann den Abend und die Musik schöntrinken. Ich sah auf eine Uhr an der gegenüberliegenden Wand und stellte fest, dass es zwei Stunden vor Mitternacht war. Ich war noch nicht sehr lange da und ich könnte zu Hause den restlichen Tag bestimmt schöner verbringen als hier. Dazu kam, dass ich das Referat am nächsten Tag beenden wollte. Die Prügelei endete übrigens damit, dass beide irgendwann erschöpft waren und sich auf den Boden übergaben, was aber keinen gekümmert hat.   Wenn du auf der Party bleiben willst, lies bei Erde weiter. Wenn du nach Hause gehen willst, lies bei Titan weiter. Kapitel 20: Jupiter ------------------- „Nein“, sagte ich entschlossen und sah Luke ernst an. Dieser bemerkte wohl gerade, was Sache war und ging sofort einen Schritt zurück. „Tut mir leid“, stammelte er sofort. So erschrocken wie er guckte, konnte ich ihm gar nicht böse sein. „Ist schon okay. Zu einem anderem Zeitpunkt ja?“, schlug ich vor. Luke nickte sofort. Luke war zum Glück verständnisvoll und schlug vor, dass ich jetzt den Raum verlasse und er erst in 10 Minuten, damit kein Verdacht aufkommt. Das würde sich schnell in der Schule rumsprechen und ich wollte nicht das Thema anderer sein. Ich lächelte ihm noch zum Abschied zu und verließ die Toiletten. Draußen war es leider noch kälter geworden. Ein Grund mehr, schnell heim zu gehen. Da um die Uhrzeit nur noch selten ein Bus fuhr, musste ich eine Weile an der Haltestelle stehen. Sowas war mir immer unangenehm, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Ich hatte aber Glück und musste keine blöde Bekanntschaft machen. Noch während ich an der Haltestelle wartete, spürte ich mein Smartphone vibrieren. Ich erwartete einen „Kontrollanruf“ von meiner Mutter. Diese machte sie immer, wenn ich auf Partys ging. Ein Blick auf das Display ließ mich jedoch überraschen. Es war Lisa. Ich ging schnell ran. „Hallo? Lisa?“ Am anderen Ende der Leitung hörte ich Lisa, welche gerade kräftig am Schluchzen war. „H…Hey“, begann sie. „Weiß du noch, dass heute die B…Beerdigung von meiner O…Oma war?“ Mir wurde augenblicklich kalt. „Klar. Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich wollte dir erst Zeit lassen“, erklärte ich und bekam Angst. Hätte ich mich doch melden sollen? „Ach deswegen bist du vorhin nicht ran gegangen oder wie?“ Lisas indirekter Vorwurf fühlte sich wie Schlag ins Gesicht an. Ich musste den Anruf wegen der lauten Musik überhört haben. Lisa ließ keine Zeit, mich zu erklären, sondern redete weiter. „Kein Ding. Kein Ding. Ich will dich deswegen nicht anmotzen“, erwiderte sie. „Es ist n…nur so, dass ich gerade vor deiner Haustür stehe und dringend etwas Auf…munterung brauche.“ Sofort verstand ich. Anscheinend ist sie von zu Hause weggelaufen, weil sie es nicht mehr aushielt. „Ist gut. Ich bin gleich da. Klingle am besten, dann lässt dich meine Mutter rein“, schlug ich vor. „O…Okay“, war ihre Antwort und legte danach auf. Der Bus wäre wegen der Dunkelheit beinahe an mir vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn ich war der Einzige im Bus. Meinte Gedanken kreisten sich die ganze Zeit um Lisa und ich hätte fast den Busfahrer gefragt, ob er etwas schneller fahren könnte. Gleichzeitig hielt es aber für lächerlich, weil ich so höchsten ein paar Minuten früher da gewesen wäre. Als der Bus meine Haltestelle erreichte, rannte ich direkt los. Lisa hat selbst gesagt, dass es ihr nicht gut ging. Also musste ich jetzt für sie da sein. Ich öffnete die Haustür und fand Lisa mit meiner Mutter auf der Couch sitzend vor. Lisa kam direkt zu mir gerannt und warf sich in eine lange Umarmung. Meine Mutter deutete mir, dass wir am besten in mein Zimmer gehen. Nach der Umarmung peilte Lisa von selbst mein Zimmer an. Offenbar hatte meine Mutter ihr das auch schon gesagt. Einen Moment später saßen wir gemeinsam an der Bettkante. Ich hielt sie die ganze Zeit fest in meinen Armen, während sie sich ausweinte. „Ich vermisse sie so sehr…“, schluchzte sie vor sich hin. Ich klopfte ihr ein paar Mal auf die Schulter. „Das ist auch gut so. Nimm dir die Zeit und trauere um sie“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Wichtig ist nur, dass du nach vorne siehst und nicht die Menschen vergisst, denen du etwas bedeutest.“ Das war alles, was ich ihr sagte. Die nächste halbe Stunde saßen wir einfach so da und sie weinte. Wir brauchten nicht zu reden. Es war gut, dass sie sich einfach ausweinte und nicht mehr. Als ihr schluchzen leiser wurde, blickte ich zu ihr. Sie war gerade dabei, ihre Tränen wegzuwischen. Sie sah schon definitiv besser aus, als vorhin mit meiner Mutter. Ok, weinend sieht keiner gut aus, aber ich fühlte, dass es ihr gut getan hat. „Tut mir leid“, lachte sie kurz auf und blickte auf meine Karteikarten für das Referat. „Wie läuft es so?“, fragte sie und deutete auf die Karten. Ich verstand. Sie will sich ablenken. Es war unnötig, noch Worte darüber zu verlieren. „Du kennst mich“, antwortete ich und zuckte mit den Schultern. „Ich würde dir ja gerne helfen, aber es ist schon Mitternacht und kippe fast um vor Müdigkeit. Wir machen das gemeinsam, wenn du willst, aber heute nicht mehr“, lachte Lisa. Ich verstand sie natürlich. Wäre Lisa nicht da, wäre wahrscheinlich selbst innerhalb von Sekunden einfach umgekippt. „Abgemacht. Wie geht es dir jetzt?“ „Mir geht es inzwischen wieder gut“, lächelte sie mir zu. Das war das Wichtigste für mich. Natürlich war es ein tolles Gefühl, dass Lisa wieder gut drauf war. „Und wie war die Party so?“, fragte Lisa und legte sich auf mein Bett. „Irgendwas klargemacht?“ Fügte sie grinsend hinten dran. „Es war die Hölle“, gab ich kurz und knapp zu. Ich wollte ihr in der Situation nicht von Luke erzählen. Das wäre mir unpassend vorgekommen. So unterhielten wir uns noch ein bisschen, bis sich Lisa irgendwann von selbst auf den Weg machte. Sie dankte mir, dass ich sie aufgeheitert habe, obwohl ich den ersten Anruf überhört hatte. Ich gähnte und wollte einfach nur noch ins Bett, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde. „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.   Ende. Kapitel 21: Neptun ------------------ Ich versprach Lisa, dass ich es ihr an der Haltestelle erzählen würde. Das gab mir Zeit. Zeit mir eine glaubhafte Geschichte zu erfinden. Aber brauchte ich das? Eigentlich brauchte ich mir bei Lisa keine Sorgen machen, ob sie etwas dagegen hat, wenn ich auf einen anderen Jungen stehe. Sie war es eher, die sich bei jeder Serie wünschte, dass ihre männlichen Lieblingscharaktere ein Paar werden. Wahrscheinlich las sie im Internet eh Fanfics, auch wenn sie es niemals zugeben würde. „So. Jetzt sind wir an der Haltestelle und 10 Minuten zu früh. Gab keinen Grund, uns zu hetzen“, bemerkte Lisa, als wir das Häuschen erkennen konnten. „Was ist jetzt das große Geheimnis?“, hakte sie nach und machte übertriebene Gestiken. Stimmt ja. Sie war nicht ganz nüchtern. „Meinst du überhaupt, dass es sich lohnt? Du scheinst mir dich morgen eh an nichts mehr erinnern zu können“, neckte ich sie. Klar würde sie sich an alle erinnern, denn so betrunken war sie auch wieder nicht, aber es machte mir einfach Spaß. Ihre Reaktion war ein leichter Schlag mit den Ellenbogen, welcher mich verfehlte. Um sicher zu gehen, manövrierte ich sie auf die Sitzbank bei der Haltestelle, was sie dankend über sich ergehen ließ. „Na gut“, hob ich an. „Luke war auch drin und hat versucht einen Fleck loszuwerden.“ „Aha und der war so interessant, dass ihr Ewigkeiten da drin sein musstet?“ „Genau. Wie hast du das so schnell herausgefunden?“, antwortete ich ironisch. „Du solltest Detektivin werden.“ „Sei nicht so gemein zu mir“, befahl sie übertrieben gekränkt und machte eine Schmolllippe. „Sag schon, was passiert ist. Es wird ja nicht so heftig sein, dass ihr rumgemacht habt oder so“ „Nein nein, das haben wir ganz sicher nicht“, bestätigte ich mit einem traurigen Unterton. „Das würde ich dir auch nicht glauben“, lachte sie laut. „Naja. Es ist zwar nicht passiert, aber um ehrlich zu sein finde ich Luke schon ganz süß“, konfrontiere ich sie damit einfach. Und das war kein Witz. „Äh wie?“, kicherte sie, während sie sich eine Träne wegwischte. Danach sah sie zu mir. „Hast du gerade wirklich gesagt, dass du auf Luke stehst?“ Ich nickte. Lisa sah fragend zurück. „Ist das dein Ernst?“, gab sie kleinlaut von sich. „Ja und wie findest du das?“, wollte ich wissen. „Denkst du wirklich, dass ich etwas dagegen habe? Nein, nein. Wo die Liebe halt hinfällt oder so heißt es doch immer“, kommentiere sie. Der Bus kam kurz darauf, was mich erleichtern ließ. Es war mir immer unangenehm spät unterwegs zu sein, weil da einem die merkwürdigsten Personen begegnen konnten. Auch betrunkene. Wir hatten aber Glück und mussten keine blöde Bekanntschaft machen. Zwar wäre der Bus wegen der Dunkelheit beinahe an uns vorbeigefahren, doch im letzten Moment hielt er noch an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass um die Uhrzeit jemand mit dem Bus fährt, denn wir waren die Einzigen im Bus. Ich hatte von Anfang an keine Angst, dass sie das nicht akzeptieren würde. Ich kannte Lisa. Lisa schien zwar etwas überfordert, aber ich war sicher, dass sie sich daran gewöhnen würde. „Aber bist du sicher, dass er auch für dich so empfindet?“, hinterfragte sie und drohte, meine perfekte Vorstellung, dass aus Luke und mir mal was wird, zu zerstören. „Ich weiß es nicht“, gab ich zu. „Es ist halt meine Hoffnung. Ich mag ihn sehr.“ „Das nützt nichts, wenn es einseitig ist. Ich bin mir da bei ihm nicht sicher. Wenn es so wäre, hätte er es bei den Toiletten doch sicher versucht oder nicht? Ihr zwei, alleine, eine gefühlte Ewigkeit. Und was ist passiert? Er ist nahezu aus der Tür gerannt.“ Ich war mir nicht sicher, wie ich auf Lisas Worte reagieren sollte. Sie machten mich wütend und bei jeder anderen Person hätte ich auch entsprechend gehandelt. Doch war es Lisa, die meine Hoffnung mit Füßen trat. Machte sie das, weil sie angetrunken war? Galt das überhaupt als Entschuldigung? Die Tatsache, dass Lisa das so leicht von der Seele redete, ohne daran zu denken, wie ich mir dabei fühle, war das Schlimmste.   Wenn du auf Lisas Worte eingehen willst, ließ bei Saturn weiter. Wenn du dich zurückhalten willst, ließ bei Sedna weiter. Kapitel 22: Schwarzes Loch -------------------------- „Okay, ich glaube es ist besser, wenn wir einfach nicht mehr darüber sprechen. Sonst endet das nur im Streit“, versuchte ich das Schlimmste zu verhinder, bevor es passiert. Lisa schien es auch gut zu finde, denn sie sagte daraufhin gar nichts mehr. Ich war natürlich trotzdem durch ihre Reaktion gekränkt, aber ich hoffte, dass es am Alkohol lag. So verbrachten wir einen Moment lang einfach stumm, was ich an sich unangenehm fand, aber es war besser als sich gegenseitig zu zoffen. Lisa packte irgendwann ihre Sachen, wir verabschiedeten uns und sie ging. Mit einem Gähnen, bemerkte ich plötzlich, dass ich schon sehr müde war, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung öffnete ich die Tür und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde.  „Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte. „Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück.  „Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie abgelenkt hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen. „Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter. „Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen. „Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei. „Es ist nichts weiter passiert. Ich verspreche es“, beteuerte ich. „Ich glaube dir. Und falls du doch lügst, hoffe ich nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“ Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde. „Es ist nichts passiert.“, teilte ich mit. „Ich will aber auch nichts von ihr.“ „Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „Na wenn du meinst.“ Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Ich konnte es nicht sehen, aber wahrscheinlich musste sie verhindern, dass sie einfach drauf loslacht. Das Gespräch war verwirrend. Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.     Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)