Home. von Sunwings ([Zorro x Nami]) ================================================================================ Kapitel 2: Gegenwart. --------------------- Von der Ferne sah Nami dabei zu, wie Chopper seinem Helden in die Arme fiel und lauthals dabei heulte. Bis hierhin konnte sie sein schluchzendes „Zorro“ hören. Warum war er nicht wütend auf ihn? Immerhin war er ihnen jahrelang aus dem Weg gegangen. Er hatte nicht mal einen Brief geschrieben – keinen einzigen! Es war, als hätte es die Zeit, die sie zusammen hier auf Kokos verbracht hatten, niemals gegeben. Jeder schien Verständnis für Zorro zu haben. Lysop hatte ihr viele Male gesagt, dass man jemanden wie Zorro nicht auf einer Insel festhalten konnte. Zorro musste aufs Meer. Er musste reisen, kämpfen und hilflose Menschen beschützen. Das war es, was er immer schon gemacht hatte. Und wenn man ihm diese Dinge wegnahm, fühlte er sich nutzlos und unbeholfen. Auch wenn diese Sachen durchaus logisch für sie klangen, hatte es sich damals wie ein Verrat angefühlt als er ihr diesen Abschiedsbrief auf seinem Kissen hinterlassen hatte und wortlos verschwunden war. Sie hatten sich hier ein Zuhause aufgebaut. Gemeinsam. Und er hatte sie hier zurückgelassen. Wie sollte sie ihm das jemals verzeihen können? Nami war nicht wie Chopper oder Lysop. Vergeben war noch nie ihre Stärke gewesen.   „Er ist also wieder zurückgekehrt“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer älteren Schwester Nojiko. Nami löste sich von dem herzzerreisenden Anblick eines heulenden Choppers und wandte sich ihrer Schwester zu. Sie sah das liebevolle Lächeln auf dem Gesicht von Nojiko und seufzte. „Sag bloß nicht, dass du ihm, genau wie die zwei Knalltüten da drüben, vergeben hast?“ „Warum sollte ich ihm nicht vergeben? Er hat in diesem Brief geschrieben, dass er zurück nach Hause kommen wird. Zurück zu dir. Du hast Jahre auf ihn gewartet und jetzt kannst du es kaum erwarten, dass er endlich wieder verschwindet?“ Nojiko legte ihren Kopf schief und musterte das Gesicht ihrer kleinen Schwester genau. „Du wusstest auf was du dich einlassen würdest, Nami. Einen Mann wie Zorro kann man nicht an eine einzige Insel fesseln.“ Nami schnaubte wütend. „Lass mich raten: Den Spruch hast du von Lysop“, sagte sie zornig. „Ich gebe ihm drei Tage, dann muss er von Kokos verschwinden und das am besten für immer.“ Mit einem letzten Blick zurück auf Chopper, Lysop und Zorro, stürmte Nami an ihrer Schwester vorbei und lief zu ihrem Haus auf dem kleinen Hügel hinter der Orangenplantage.   Kaum hatte sie ihr Haus betreten, rannte sie in den oberen Stock in ihr Schlafzimmer. Sie riss die Türen zu ihrem Schrank auf und packte sich all die Sachen von Zorro, die in den letzten Jahren hier drin eingestaubt waren. Nami fragte sich, warum sie das nicht schon früher getan hatte. Vermutlich weil sie gehofft hatte, dass er endlich zurückkehren würde und alles so sein würde wie früher. Aber so war es nicht. Er war zwar wieder nach Hause gekommen, aber es fühlte sich nicht richtig an. Sie warf seine alte Kleidung aus dem Fenster. Wenn er klug war, würde er seinen Dreck selber wegräumen. Als sie die letzten Teile nach draußen befördert hatte, ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen und versuchte tief durchzuatmen. Es fiel ihr schwer, denn der Kloß in ihrem Hals machte sie atemlos. Die Tränen waren nun unaufhaltbar und Nami ließ sich ergeben in ihr Kissen zurückfallen. Sie legte einen Arm über ihr Gesicht und biss sich schluchzend auf ihre Unterlippe. Er war wieder hier und hatte ihr ganzes Leben innerhalb von einer Stunde auf den Kopf gestellt...   ° ° ° ° ° °   „Ich wusste, dass ich dich hier finden würde.“ Am nächsten Morgen saß Nami am Grab ihrer Mutter Bellmere und blickte gedankenverloren auf das Meer hinaus als sich Genzo mit einem gutmütigen Lächeln neben sie setzte. „Bitte sag mir du nicht auch noch, was ich zu tun habe“, antwortete sie seufzend als sie seinen neugierigen Blick bemerkte. Schon den ganzen Morgen hatte Nojiko versucht sie davon zu überzeugen, das Richtige zu tun. Aber was war das Richtige? Sollte sie ihm verzeihen? Die Vergangenheit vergessen? Würde ihr gebrochenes Herz das zulassen? Sie hatte gehofft, dass sie hier – bei Bellmere – eine Antwort erhalten würde. Stattdessen war sie verwirrter denn je.   „Lass die Vergangenheit ruhen, Nami. Warum willst du nicht endlich glücklich werden?“, fragte Genzo sie und spielte dabei mit der kleinen Windmühle, die immer noch am Grab von Bellmere stand. „Ich bin glücklich“, antwortete Nami, was Genzo ein Lachen entlockte. Er schüttelte amüsiert seinen Kopf und blickte weiterhin auf das Grab von Bellmere. „Nein, das bist du nicht.“ „Ich denke, ich weiß selber am besten ob ich glücklich bin oder nicht!“ Genzo seufzte. „Deine Töchter rauben mir noch die letzten Nerven, Bellmere“, flüsterte er in den Himmel, doch Nami konnte es dennoch hören. Sie überging seinen Kommentar und blickte wieder auf das weite Meer hinaus. Gedankenverloren legte sie ihren Kopf auf die Knie. War sie wirklich glücklich? Sie hatte ihren Traum erfüllt und lebte wieder auf Kokos. Alles, was sie jemals gewollt hatte, hatte sie erreicht. Sie musste also glücklich sein. Genzo schien ihren inneren Kampf zu bemerken und lächelte. „Du solltest ihm vergeben“, riet er ihr. Nami glaubte sich verhört zu haben. „Wie bitte?!“ „Erst dann wirst du glücklich sein“, antwortete ihre Vaterfigur schulterzuckend während er sich aufrichtete und ebenfalls auf das Meer hinaus sah. „Versprich mir wenigstens, dass du darüber nachdenken wirst“, bat Genzo sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich will nur dein Bestes.“ Nami seufzte. „Das weiß ich“, antwortete sie ihm. „Ich verspreche es.“   Als Nami bei ihrer Orangenplantage angekommen war, waren Lysop und Chopper bereits wieder voll bei der Arbeit. Die zwei kümmerten sich wirklich liebevoll um ihre Orangen. Doch als sie ihren Blick von den beiden abwendete und zwei Orangenbäume weiter sah, fiel ihr ein Störenfried ins Auge. Was machte der denn da? Wütend stapfte sie auf ihn zu. Sie wusste, dass er ihre Anwesenheit sofort bemerken würde. Dennoch machte er sich nicht die Mühe, über seine Schulter zu blicken oder sich gar zu ihr umzudrehen. Stattdessen kümmerte er sich weiter um die Orangen, die er vorsichtig von den Bäumen pflückte. „Was tust du hier?!“ Zorro ließ sich nicht von seiner Arbeit abhalten. „Ich helfe Lysop und Chopper.“ „Wer hat dich darum gebeten?!“ „Lysop.“ Nami wandte sich zu ihrem Freund, der sich verstohlen hinter einem der großen Körbe versteckte. Um den würde sie sich später kümmern. „Das hier ist meine Orangenplantage! Ich bestimme, wer hier hilft und wer nicht.“ Nun ließ sich Zorro doch noch dazu herab und drehte sich zu ihr um. „Ihr könnt die Hilfe gut gebrauchen“, sagte er und blickte zu den vielen Bäumen herab, an denen unendlich viele Orangen hingen. Nami folgte seinem Blick. Er hatte ja Recht, sie konnten wirklich jede Hilfe gebrauchen. Besonders, da sie bereits fühlen konnte, das die nächsten Tage ein Sturm hier wüten würde und sie bis dahin gerne alle Orangen in Sicherheit hätte. Trotzig reckte sie ihr Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du erhaltest keinen einzigen Berry für deine Arbeit, kapiert?!“ Als sie das amüsierte Zucken an Zorros Mundwinkel sah, wurden ihre Wangen rot vor Wut. Er wandte sich von ihr ab. „Hätte mich auch gewundert...“, murmelte er und kümmerte sich wieder um den Baum. Nami überging den bissigen Kommentar und stapfte wieder davon. Sie würde sich jetzt nicht mit ihm streiten! Irgendwie kam es ihr so vor, als würde er es darauf anlegen. Aber diese Genugtuung würde sie ihm nicht verschaffen. Sie schnappte sich einen leeren Korb und entfernte sich so weit von ihm wie möglich.   Als die Sonne am Horizont stand und Kokos in ein orangefarbenes Licht getaucht wurde, wischte sich Nami seufzend den Schweiß von der Stirn während sie zufrieden auf die zwei vollen Körbe vor ihren Füßen blickte. Wenn sie weiterhin so schnell arbeiteten, würden sie es noch rechtzeitig vor dem Sturm schaffen und alle Orangen ernten. Bellmere wäre stolz auf sie. „Nami“, wurde sie von Lysop begrüßt, der einen schweren Korb vor sich hertrug und ihn nun vor sich absetzte. „Hast du Lust mit uns in der Bar ein Feierabendbier zu trinken?“ Der zurückhaltende Blick und die Nervosität in seiner Stimme ließ Nami stutzig werden. „Definiere uns.“ „Naja ... Chopper, Nojiko ... vielleicht auch Genzo“, murmelte Lysop und spielte mit zwei Orangen, damit er ihrem stechenden Blick ausweichen konnte. Nami roch den Braten sofort. „Ich habe zu tun“, war ihre Ausrede, woraufhin Lysop schwerfällig seufzte. „Diese Spannung zwischen euch macht mich wahnsinnig“, sprudelte es aus ihm heraus. „Du magst ihn, er mag dich. Ich behaupte sogar, dass es sich hier um Liebe handelt.“ Nami öffnete perplex ihren Mund, doch Lysop ließ ihr keine Gelegenheit um zu Wort zu kommen. „Ich weiß, Zorro ist nicht gerade ein Mann, der so etwas wie Liebe empfinden kann. Er ist distanziert, unterkühlt und sein teuflischer Blick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber“, betonte er und zeigte mit den Finger auf Nami. „Er ist wegen dir zurückgekehrt. Das heißt, dass er irgendwo, hinter diesem Berg voller Muskeln, ein Herz hat und es eindeutig für dich schlägt.“ Nami schüttelte verwirrt ihren Kopf. „Sei nicht albern. Er hatte seinen Spaß mit mir aber...“, erneut wurde sie von Lysop mitten im Satz unterbrochen. „Ich weiß, dass es dich verletzt hat, als er ohne Worte verschwunden ist. Ich war genauso enttäuscht. Aber so ist er nun mal. Er ist ... Zorro. Niemand versteht was in seinem Kopf vorgeht, vermutlich nicht mal er selbst. Sein ganzes Leben hat er nichts anderes getan, als über die Meere zu segeln. Er hatte nie wirklich ein Zuhause... Bis du ihm eines gegeben hast.“ Nami ließ sich nach diesem Monolog erschöpft auf das weiche Gras unter ihren Füßen fallen. Sie blickte hilflos in den Himmel hinauf. „Aber warum ist er dann gegangen?“, fragte sie Lysop verzweifelt, der im Moment auf sie wirkte, als wäre er allwissend und würde ihr endlich eine Antwort auf diese Frage geben. „Weil er nicht weiß, wie man ein normales Leben, ohne diesem ganzen Irrsinn, den wir die letzten Jahre erlebt haben, lebt. Du musst ihm dabei helfen.“ „Bei was?“, fragte Nami verwirrt nach. „Leben“, antwortete Lysop, während er sich wieder seinen Korb schnappte und sich langsam von ihr entfernte.   Verblüfft über Lysops Worte, sah sie ihm hinterher. Als Chopper zu ihm stoß, reckte er stolz sein Kinn und schmunzelte siegessicher. „Chopper, du darfst mich jetzt den Allwissenden nennen“, sagte er und warf sich in eine Heldenpose. Choppers Augen strahlten. „Lysop der Allwissende?! Das klingt viel cooler als Gott Lysop!“ Von weiten konnte Nami noch Lysops siegessichere Lachen und Choppers Applaus hören. Amüsiert schüttelte sie ihren Kopf und stand auf um sich ihren Korb zu packen, doch da kam ihr jemand zuvor. Zorro hievte sich beide Körbe mühelos auf seine Schultern und folgte Lysop und Chopper. Nami sah ihm irritiert hinterher. „Ich kann die auch selber tragen“, wollte sie ihn aufhalten, doch Zorro ging stur weiter geradeaus. Nami starrte auf seinen breiten Rücken und hätte ihn am liebsten eine Kopfnuss auf seinen Dickschädel verpasst, doch da sie zu müde war, um sich darüber zu ärgern, folgte sie ihm wortlos. „Du hast meine Sachen aus dem Haus geschmissen“, stellte er plötzlich fest und riss Nami, die über Lysops Worte nachgedacht hatte, aus den Gedanken. Etwas rot um die Nase erinnerte sie sich an ihren Wutausbruch von gestern Abend zurück. Aber er hatte es nicht anders verdient! Wenn sie ihn schon nicht von der Insel verbannen konnte, seine Sachen aus ihrem Haus zu schmeißen war dennoch wie ein kleiner Sieg für sie gewesen. „Schon gut“, sagte er, bevor sie antworten konnte. „Es wundert mich, dass du sie überhaupt noch behalten hast.“ Er blieb stehen und warf ihr einen Blick über seine Schulter zu. „Und das obwohl du mich am liebsten mit deinen Blicken töten würdest.“ Das amüsierte Blitzen in seinen Augen und die zuckenden Mundwinkel verrieten Nami, dass er sich über ihren Wutausbruch lustig machte. Als sie ihm einen wütenden Blick zuwarf, drehte er sich lachend wieder um und ging weiter hinter Lysop und Chopper her. Nami nahm sich vor, seine Klamotten noch heute zu verbrennen. Mal sehen, wer zuletzt lachen würde.   ° ° ° ° ° °   Als Nami am nächsten Tag zu den Orangenplantagen ging, waren Chopper, Lysop und Zorro bereits bei der Arbeit und hatten ihre Körbe schon halb gefüllt. Erstaunt sah sie zu Chopper, der jedoch nur mit seinen Schultern zuckte. Nickend verwies er auf Zorro, der anscheinend der Grund dafür war, warum sie so früh schon bei der Arbeit waren. „Zorro hat uns dazu gezwungen, früher anzufangen. Er meinte, das ein Sturm auf uns zukommt.“ Nami stemmte die Hände in die Hüfte. „So, hat er das“, murmelte sie und konnte nicht verhindern, dass ihr Herz verräterisch flatterte. Er hatte also nicht vergessen, wie wichtig ihr die Orangen waren und sie es umbrächte, wenn sie nicht rechtzeitig fertig werden würden. Woher Zorro allerdings wusste, dass ein Sturm auf sie zukam, war ihr ein Rätseln. Sie tippte aber auf Nojiko, die vermutlich mit Lysop ein Team gebildet hatte, dessen Aufgabe es war, Zorro so gut wie möglich dastehen zu lassen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, stellte sie sich neben Zorro und kümmerte sich um einen der Bäume. Sie beobachtete ihn dabei, wie er behutsam die Orangen in den Korb legte. Er würdigte sie keines Blickes und sie wusste, dass er dies mit totaler Absicht tat um sie zu ärgern.   „Ich weiß, was du vorhast“, sagte sie und beobachtete seine Reaktion aus den Augenwinkeln. Wie üblich, reagierte er aber kaum. Lediglich seine zuckenden Mundwinkel verrieten ihn. „Achja?“, hakte er stirnrunzelnd nach. „Du versuchst in mein Herz zurück zu schleichen“, erwiderte sie und verschränkte beschützend die Arme vor ihrer Brust. „Aber das wird dir nicht gelingen.“ Zorro schnaubte amüsiert. „Das muss ich nicht“, sagte er schlicht und ging einen Schritt auf sie zu. Es kostete Nami eine Menge Kraft, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Lächelnd tippte er leicht auf die Stelle über ihrem Herzen. „Weil ich immer noch einen Platz in deinem Herzen habe, genau wie du in meinem.“ Perplex sah Nami ihm dabei zu, wie er sich von ihr abwandte und sich, als wäre nichts geschehen, wieder den Orangen widmete. Entweder hatte sie gerade geträumt, oder Zorro hatte ihr wirklich gesagt, dass er Gefühle für sie hatte. Nami schüttelte verwirrt ihren Kopf. Das musste sie sich eingebildet haben. Immerhin war sein Tonfall so locker gewesen, als hätte er mit ihr über das Wetter geplaudert. Und nicht über seine Gefühle. Zorro redete nicht über Gefühle. Nicht mal vor vier Jahren, als sie sich endlich näher gekommen waren, hatte er über seine Gefühlswelt gesprochen. Nicht mal, als sie eng umschlungen in ihrem Bett lagen und ihr federleichte Küsse auf die Haut gehaucht hatte. Und auch nicht, als er sie wieder verlassen hatte. Also, warum jetzt? Hatte er sich in den vier Jahren wirklich so sehr verändert? In Gedanken ging sie seine Worte nochmal durch. Hatte es sich wirklich so abgespielt? Nein, das musste sie sich einbilden. Mit einen letzten Blick auf Zorro, entfernte sie sich von der Truppe um sich weiter weg um ein paar Bäume kümmern konnte. Sie brauchte definitiv Abstand.   Bevor Lysop sie wieder belehren konnte, hörte Nami heute früher auf und schnappte sich ihren Korb, den sie dieses Mal selbst bis zu ihrem Haus trug. Von Zorro war keine Spur. Nicht, dass sie nach ihm gesucht hätte. Es war ihr lediglich aufgefallen, als sie an Chopper und Lysop vorbeigegangen war. Als sie vor ihrem Haus stand, hörte sie ein allzu bekanntes Geräusch. Sie ließ den Korb fallen und lugte um die Ecke. Auf der Veranda, einem ihrer Lieblingsplätze, lag Zorro. Er lehnte gegen die Hauswand und hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt. Seine Schwerter lagen dicht neben ihm und Nami beobachtete wie hypnotisiert, wie der leichte Wind sanft durch seine grünen Haare wehte. Dieser Anblick war ihr so vertraut, dass ihr Herz anschwoll und sie beinahe nicht dem Drang widerstehen konnte, sich neben ihn zu setzen und dem leisen Meeresrauschen, das man hier hören konnte, zu lauschen. So lästig sein Schnarchen auch war, sie hatte es vermisst. Mit gemischten Gefühlen ging sie auf ihn zu und blickte auf ihn herab. Sie hatte sich immer darüber gewundert, wie friedlich er aussah, wenn er schlief. Von dem gefürchteten Piraten war keine Spur mehr. Bevor sein Anblick sie noch weiter in seinen Bann zog, kickte sie ihn mit ihrem Fuß in die Seite. Zorro murmelte etwas Unmissverständliches vor sich hin, bevor er langsam die Augen öffnete.   „Was tust du hier?“, fragte sie ihn irritiert, als er seine Augen wieder schloss und sich entspannt zurücklehnte. „Schlafen.“ „Das sehe ich! Aber warum hier?“ „Meine Sachen liegen hier verstreut herum“, war seine Ausrede. „Das ist noch lange kein Grund dafür, vor meinem Haus zu schlafen!“ Zorro zuckte nur mit seinen Schultern und einen Augenblick später konnte Nami ihn bereits leise schnarchen hören. So wie sie ihn kannte, tat er nur so als würde er schlafen, damit sie ihn in Ruhe ließ. Seufzend tat sie ihm den Gefallen und verschwand in ihrem Haus. Als sie die Tür abgesperrt hatte, ließ sie sich mit den Rücken dagegen fallen und schloss für einen Moment die Augen. Durch jeden weiteren Tag, den er hier verbrachte, wurde sie mehr und mehr verunsichert. Sie wusste nicht mehr, ob sie das Richtige tat. Lysops Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Stöhnend rieb sie sich die Augen und fasste einen Entschluss. Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, riss sie die Tür auf. „Komm rein.“ Es klang mehr nach einem Befehl als einer Bitte, doch Zorro schien sich daran nicht zu stören, sondern stand auf und blickte sie verblüfft an. Nami war ebenso verblüfft über ihr Angebot. Aber sie ließ es sich nicht anmerken. Ohne weitere Worte ging sie wieder in ihr Haus und ließ die Tür offen, damit Zorro eintreten konnte. Nach wenigen Sekunden folgte er ihr und Nami sah ihm dabei zu, wie er sich neugierig umsah. „Es hat sich nicht viel geändert“, stellte er fest. „Rede“, befahl Nami ihm, woraufhin er sich zu ihr umdrehte und sie verwirrt ansah. Er verschränkte die Hände vor der Brust. „Was willst du hören?“ Nami stapfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Warum war er nur so ein Idiot?! Fragte er wirklich gerade, was sie hören wollte?! Zorro seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. „Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich hätte mit dir reden sollen. Aber das war noch nie meine Stärke“, fügte er wehmütig hinzu. „Warum bist du gegangen?“, fragte Nami ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. Zorro stöhnte qualvoll.   „Für euch war es kein Problem wieder zurück zur Normalität zu kehren. Es war, als hätte es das Piratenleben nie gegeben!“, sprudelte es aus ihm heraus. Nami konnte es einfach nicht fassen. „Es war nicht leicht! Aber im Gegensatz zu dir, haben wir uns Mühe gegeben!“ Zorro seufzte und raufte seine Haare. „Ich habe es versucht, Nami! Aber ich war einfach noch nicht bereit dazu.“ „Bereit für was?“ „Ein normales Leben zu führen.“ „Das nennst du ein normales Leben?“, hakte sie ungläubig nach. „Ruffy darf Alabasta nicht verlassen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt die Hauptstadt verlassen darf, ohne in die Arme der Marine zu laufen! Auch wir anderen müssen uns jeden Tag davor fürchten, dass wir plötzlich von der Marine oder Kopfgeldjägern angegriffen werden! Wir verstecken uns hinter falschen Namen, damit sie uns nicht auf die Schliche kommen“, fügte sie zornig hinzu und schmiss wütend ein Kissen nach ihm, das er lediglich mit einem Stirnrunzeln auffing. Fieberhaft suchte sie nach einem anderen Gegenstand, der ihm mehr Schmerzen zufügen würde. Damit er nur ansatzweise das fühlen würde, was sie gerade durchmachte. Sie ging zu der kleinen Kommode neben dem Bücherregal und schnappte sich einen Kerzenständer, den sie wütend nach ihm warf. Zorro wich mühelos aus und ging auf sie zu. Nami versuchte ihn mit Büchern, die sie nach ihm warf, von sich fernzuhalten. Doch leider waren ihre Mühen umsonst. Zorro ließ sich nicht davon abhalten. „Geh weg!“, schrie sie. Mittlerweile war sie so verzweifelt, dass sie die Tränen, die über ihr Gesicht liefen, gar nicht bemerkte. Er trat an sie heran, legte eine Hand an ihr Gesicht und wischte ihr zärtlich mit seinen Daumen eine Träne von der Wange. Ihre Gedanken schrien, dass sie ihn von sich stoßen sollte, doch ihr Körper und ihr Herz, das so schnell in ihrer Brust schlug, sehnten sich nach seinen Berührungen. Sie hatten ihn so sehr vermisst. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie leer das Haus ohne ihn gewirkt hatte. Ohne die Kontrolle darüber zu haben, schlangen sich ihre Arme um seine Mitte und ihre Finger krallten sich in sein T-Shirt. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust und ließ sich von seinen starken Armen trösten. Beruhigend strich er ihr über das Haar und ihren Rücken. „Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe...“, flüsterte er in ihr Haar. Namis Herz setzte einen Schlag aus als sie diese Worte hörte. Sie drückte sich ein wenig von ihm weg und blickte zu ihm auf. In seinem gesunden Auge konnte sie sehen, dass er seine Taten ehrlich bereute, aber sie war noch nicht bereit dazu, alles zu vergeben und zu vergessen. Sie lehnte ihre Stirn an die seine und schloss ihre Augen. „Gib mir noch ein wenig Zeit“, bat sie ihn wispernd. Zorro atmete tief durch. „Ich werde warten“, versprach er ihr und gab Nami zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)