Beside your bed von NightcoreZorro (Mystrade [BBC]) ================================================================================ Kapitel 2: Alltag ----------------- Mycroft entwich ein leises Seufzen, während sein Blick über sein Spiegelbild glitt. Er sah blasser aus als er es ohnehin bereits tat, leichte Augenringe zeichneten sich unter seinen blauen Augen ab und die Haare standen noch zu allen Seiten ab, war er doch gerade erst aufgestanden. Er senkte den Blick auf das Waschbecken und drehte das Wasser auf, um sich etwas davon ins Gesicht zu spritzen, ehe er die Schultern raffte und sich rascher als gewöhnlich fertig machte. Sonst nahm er sich immer etwas mehr Zeit als er es nötig hatte im Bad. Ebenso war der Braunhaarige früher aufgestanden als gewöhnlich, um vor seinem ersten Termin ins Krankenhaus fahren zu können. Zwar nahmen ihn die Geschehnisse mehr mit, als es dem Politiker lieb war, aber deshalb durfte und vor allem konnte er sich noch lange nicht von seinen Verpflichtungen befreien. Erschöpft rieb Mycroft über seine geschlossenen Augenlider, nachdem er sich auf den Rücksitz seines Wagens fallen gelassen und die Beine überschlagen hatte. Anders als sonst üblich, bemerkte der Braunhaarige nicht, wie sie losfuhren und zuckte auch erst aus seinen Gedanken hoch, als der Wagen vor dem Krankenhaus hielt und ihn sein Fahrer darauf hinwies. Mycroft nickte seinem Angestellten zu und ließ sich die Tür öffnen, bevor er die Beine aus dem Auto schwang und, auf seinen Schirm gestützt, ausstieg. „Warten Sie hier.“, wies er seinen Fahrer noch an, raffte ein letztes Mal die Schultern und betrat dann das Krankenhaus. Gezielt ging er zu dem Zimmer, in welchem Greg untergebracht war und klopfte wieder anstandshalber an, ehe er die Tür öffnete. Wie bereits am Vortag zog sich Mycroft den Stuhl ans Bett und setzte sich, seinen Blick dabei über den Älteren schweifen lassend und einen Moment lang schweigend. Dann atmete er leise aus und drehte den Regenschirm angespannt zwischen seinen Fingern. „Ich hasse Krankenhäuser.“ Seine Stimme war belegt und etwas kratzig, was ihn dazu veranlasste, sich zu räuspern. „Sieh es als Privileg an, dass ich dich hier besuchen komme und lass mich nicht zu lange warten. Das ist äußerst unhöflich, Greg.“ Mycroft legte seine eine Hand auf die des Grauhaarigen und umschloss sie sanft. „Stell meine Geduld nicht auf die Probe. Wie du weißt kann auch ich unsagbar ausfallend werden.“ Leicht presste er die Lippen zusammen, da er keine Antwort, keine Regung bekam. Natürlich nicht. Mycroft wusste selbst, dass es absoluter Nonsense war, so etwas zu erwarten, doch er tat es trotzdem. Ein trockenes Lachen entwich ihm. „Ich verstehe nicht, warum ich überhaupt das Verlangen danach habe, mit dir zu reden. Schließlich kannst du mich weder hören, noch gar antworten. Ich habe mir noch nie jemals so sehr gewünscht, du könntest es..“, murmelte er immer leiser werdend, während seine Mundwinkel verräterisch zuckten, aber er rang um Contenance. Er hatte sie nicht verloren, als unsicher war, ob Greg die operation überleben würde. Warum also sollte er sie jetzt, wo sein Freund doch stabil war, verlieren? Der Politiker schloss die Augen und strich mit seinem Daumen über den Handrücken des Älteren, während er es vorzog, wieder zu schweigen. Lange hielt er diese Stille allerdings nicht aus. Und dabei zog der Braunhaarige die Stille meist einer Konversation vor, strapazierte ihn dahingehend seine Arbeit doch bereits genug. Nicht umsonst hatte er damals den Diogenes Club gegründet. „Die Ärzte haben mich gestern Abend noch angerufen. Es hieß, es sei weder sicher, wann du aufwachen wirst... noch, ob du es überhaupt tust. Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass du dafür unterschrieben hast, dass du, wenn du drei Wochen im Koma lagst...“ Mycroft merkte, wie seine Stimme zu zittern begann und presste die Lippen einen Moment lang fest aufeinander, während er durch die Nase tief Luft holte. „Aber so lange wirst du sicher nicht brauchen...“, versuchte er sich selbst etwas Mut zuzusprechen. Funktionieren tat es allerdings nicht. Als er bemerkte, dass ihn seine Gefühle fast übermannten, erhob er sich, drehte sich um und ging. Bevor er allerdings wieder in seinen Wagen stieg, um sich seiner Arbeit zu widmen, zündete er sich vor dem Gebäude eine Zigarette an, pustete den Rauch aus und verfolgte diesen mit den Augen, bis er sich auflöste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)