Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Der Krieg war vorbei. Voldemorts Asche in alle Winde verflogen. Es war endlich Zeit für Frieden. Die Schlacht lag über ein Jahr zurück und theoretisch war eigentlich alles gut. Tja, leider nur in der Theorie und ‘eigentlich’.     Der Krieg mochte durch ihn - Harry Potter - beendet worden sein, doch Voldemorts Spuren und Auswirkungen waren immer noch deutlich spürbar. Der große Frieden bestand immer noch in den Köpfen der gutgläubigen, im Freudentaumel befindlichen einfach gestrickten Menschen. Menschen, welche fest an den Frieden glaubten und die Realität einfach ausblendeten. Die alles was ihren Frieden und das gute, normale Leben bedrohte, ignorierten. Im besten Fall einfach nur ignorierten.   Dass es in der Realität auch ganz anders laufen konnte, dies wusste der junge Held der Nation nur allzu gut. Denn durch den entgültigen Finalkampf hatte er wohl mehr bekommen als gewollt. Oder war ihm mehr genommen worden, als er es sich bisher hatte ausmalen können? Genauso unveränderlich wie Tom Marvolo Riddles Tod, war auch die folgende Tatsache: Harry war nun ein Vampir. Wer es gewesen war, der ihm dieses grausame Schicksal auferlegt hatte, wusste er nicht, aber was machte es auch für einen Unterschied?   Mit stumpfen Augen blickte der Schwarzhaarige über den Rand des Astronomieturms. Lauschte auf die Geräusche der Bauarbeiten, die hier und da immer noch an Hogwarts durchgeführt wurden. Sei es nun von Magiern oder vom Schloss selbst. Das Schloss und die Ländereien mochten mehr als alles andere sein Zuhause sein, doch das familiäre Gefühl war vollkommen verschwunden. Wie leicht wäre es doch für ihn einfach hier herunter zu springen? Aber bei seinem aktuellen Glück würde er diese Aktion auch noch überleben. Es war ja nicht so, dass ihn irgendwer vermissen würde. Vielleicht Remus, so dieser denn irgendwann aus seiner Lethargie kam, oder Luna. Die kleine Ravenclaw hielt immer noch zu ihm. Machte ihre seltsamen Späße über seinen Zustand, behandelte ihn ansonsten normal und versank in ihrer eigenen Welt. Kopfschüttelnd versuchte Harry seine Gedanken von dem Dilemma namens ‘Freunde’ loszureißen. Tief in ihm, verschüttet unter all den bestehenden - deprimierenden - Kriegstraumata, steckte der Wille der Welt zu zeigen, dass er nicht alles mit sich machen ließ. Dass sie ihn nicht so leicht kleinkriegen oder in den Selbstmord treiben würden!   Mit geschlossenen Augen atmete der Potter tief den Geruch des aufgefrischten Windes ein. Er roch nach Leben und Tod zugleich. Dem Leben der Menschen und Tiere, welche vom Wind berührt worden waren. Der Geruch des Todes entstammte mittlerweile nur noch den Pflanzen, welche jetzt im September schon teilweise verblühten oder abstarben. Dazu der leicht salzige Geruch des Schwarzen Sees und der kräftige - ganz eigene Geruch -  des Verbotenen Waldes.      Auch nach beinahe eineinhalb Jahren hatte der Potter noch so seine Probleme mit den vampirischen Eigenheiten. Sei es das Gehör, der Geruchssinn oder der Bluthunger. Vor allem Letzteres machte ihm das Leben schwer. Oder besser gesagt, seine Weigerung das eigeneLeben davon bestimmen zu lassen. Die Weigerung, zu akzeptieren, dass Bluttrinken nun mal jetzt zu seinem Leben gehörte.   Der Blick zum Mond sagte ihm, dass es nach Mitternacht war. Ein Mond, der wieder abnahm, denn gestern war Vollmond gewesen. Kein Wunder also, dass Harry wirklich nicht nach Schlafen war. Alles in ihm schrie danach ‘Gas zu geben’. Die durch den Vollmond gewonnene Kraft auszuschöpfen und etwas zu erleben. Doch er verbot sich, diesem Instinkt nachzugehen. Es war nicht normal und genau das suchte er gerade. Eine Normalität, an der er sich festklammern und entlang hangeln konnte. Aber das war wohl niemals in seinem Lebensplan vorgesehen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Hunger ihm die körperliche Kraft raubte.     Tief seufzend kletterte er auf die Turmbalustrade und ließ den Wind über seinen Körper streichen. Blickte hinab und wunderte sich wieder einmal über das vampirische Sehvermögen. Bei Tag konnte er bestimmt die Inschriften der zahlreichen Gräber von hier oben lesen.   “Haben wir diese Situation nicht längst hinter uns gelassen, Mr. Potter?”, schnarrte es plötzlich hinter ihm. Harry, der vollkommen auf das verbesserte Sehvermögen konzentriert gewesen war, schreckte so stark zusammen, dass er von der kleinen Mauer rutschte und die Schwerkraft ihn augenblicklich hinabzog. Ein leiser Schrei und der Gedanke, ‘Überleb’ ich oder nicht?’, schoss ihm noch durch den Kopf, ehe er abrupt aufgehalten wurde. Verdutzt blickte er nach oben und direkt in die dunklen, funkelnden und geradezu Blitze schießenden Augen von Severus Snape, welcher über der Balustrade lehnte und ihn fest an der Hand hielt. “Finden Sie nicht, Sie übertreiben jetzt nicht doch ein wenig, Mr. Potter? Die Treppe ist doch der deutlich schonendere Weg, um mir aus dem Weg zu gehen. Für uns alle …” Damit wurde Harry entschlossen und ohne große Schwierigkeiten hinauf und über das Mäuerchen gezogen.   “Da … nke, Professor”, krächzte der frisch Gerettete, als er wieder auf der Plattform stand. Die Hand immer noch in der des Professors und ehrlich gesagt, hatte der Junge auch nicht so schnell vor die andere Hand loszulassen. Die Wärme, welche vom Professor ausging, war eine, die er endlich einmal wieder spürte. Dazu dieser Geruch nach Tränken, Kräutern, Aftershave und irgendetwas, was ihm seltsam bekannt vorkam, gaben ihm endlich mal wieder das Gefühl der Normalität und Konstanz in seinem jungen Leben. “Severus …”, schaffte er noch zu hauchen, ehe ihn eine lange nicht gespürte Müdigkeit überkam und er geradezu in die Arme des Lehrers sackte. Den Kopf auf Severus linker Brust, ließ Harry sich durch das kräftig schlagende Herz des Älteren in den Schlaf treiben. Ausgefüllt von dem Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)