Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 20: Ansprache --------------------- Was für eine Nacht! Sein Verstand hatte noch in soweit funktioniert, dass er vor der Eroberung des Badezimmers nach Luna gesehen, ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht und die weg gestrampelte Decke hochgezogen hatte. Dann ging es schnellst möglich ins Bad um sich dem Problem zwischen den Beinen zu widmen. Das Ergebnis war, dass er sich dabei so ausgepowert hatte, dass er vor lauter Hunger nur noch rot sah. Auch wenn sein Verstand nur noch Matsche war, war er doch so geistesgegenwärtig gewesen Winky zu rufen und um Blut zu bitten. Nur zu gern hatte die Elfe gleich einen Fünf Liter Eimer voll magisch gekühltem Blut gebracht und Harry hatte es bis zum Morgen komplett leer getrunken. Erschöpft, aber glücklich, war er am frühen Morgen unter die Dusche getreten und hatte sich Blut und Sperma vom Körper gewaschen. Heilfroh, dass Luna die ganze Nacht über geschlafen hatte und nicht auf Klo musste. So sollte sie…  sollte niemand ihn sehen, denn es war bestimmt ein verstörende Anblick. Doch wofür er sich früher geschämt hätte, das nahm er jetzt einfach hin. Er tat niemanden weh dabei und fühlte sich auch noch unglaublich gut danach. “Du grinst wie Daddy, wenn er einen Beweis für ein magisches Wesen findet”, holte ihn Luna aus den Erinnerungen an die letzte Nacht. “Ich hatte gestern ein Gespräch mit Severus. Wir waren sogar zu ekelig für Draco, der ist geflüchtet.” Grinsend steckte er sich eine Stück frische Blutwurst in den Mund. Sie hatten entschieden hier schon mal zu essen. In der Halle würden sie vor lauter Blicken und nervigen Fragen eh nicht dazu kommen. “Das hätte ich gerne miterlebt”, kam es von der grinsenden Ravenclaw, die sich gerade über ein Brötchen mit japanischer, sehr süßer, Erdbeermarmelade hermachte. Ein Geschenk von Lucius der Lunas Vorliebe für süße Aufstriche bemerkt hatte. Harry trank erst noch einen Schluck Kaffee, ehe er erneut zum Reden ansetzte.    “Luna … weißt du was gestern los war?” Nachdenklich legte Gefragte den Kopf zur Seite. “Ich weiß, dass wir zur neuen Wohnung gegangen sind und dann Draco sowie den Professor trafen.” “Weißt du auch, was dann war?” “Hmm … ich habe etwas gesehen?” Eine Frage, keine Aussage. “Du hast den armen Draco vollkommen überfordert, indem du dich einfach auf seinen Schoß gesetzt hast und in seinem Gesicht sowie auf dem Kopf herum getascht hast”, klärte Harry seine Freundin auf. Konnte dabei allerdings nicht ganz den Schalk aus der Stimme halten. Dracos geschocktes Gesicht war einfach zu herrlich. “Hmmm … nun wollen wir los zur Großen Halle?” Plötzlich sehr geschäftig erhob sich Luna und trug ihren Teller zur Spüle. Drehte ihm damit den Rücken zu. Doch Harry hatte nicht vor so schnell aufzugeben. “Luna, du weißt dass du mit mir reden kannst, wenn dich irgendwas bedrückt? Du weißt dass ich nicht lache?” Ruhig erinnerte er die Blonde daran, während er dem Mädchen ihren Freiraum ließ und am Küchentisch sitzen blieb. Leider war er sehr schlecht darin, etwas anderes als panische Angst geruchlich war zu nehmen und somit war ihm dieser Sinn keine große Hilfe. “Luna, ich weiß, dass du keine Ahnung hast was genau passiert ist. Erinnerst du dich daran, dass du mit mir die Küche eingeräumt hast und so?” Stocksteif stand Luna an der Anrichte und folterte ein Küchenhandtuch mit den Händen. “Du hast noch mit uns gegessen, geredet …” “Der Trank war total ekelig. Dein Professor muss am Geschmack arbeiten”, vernahm Harry dank seines guten Gehörsinn.    Langsam erhob sich der Vampir und trat ebenso langsam auf Luna zu, welche inzwischen mühsam zu versuchen schien, ein Zittern zu unterdrücken. Das sie irgendetwas quälte, dies sah ein Blinder und Harry zerriss es beinahe das Herz, die zarte, herzensgute Luna so zu sehen. Sanft legte er beide Hände auf die bebenden Schultern. “Kleines, es ist ok. Hörst du? Du lachst, überspielst alles, aber du belügst nicht nur alle andere, sondern vor allem dich selbst. Wenn einer weiß, dass das nicht gut ist, dann ich. Auch dank deiner Hilfe habe ich verstanden, dass ich einfach mehr an mich denken muss. Das ich nicht immer nur der Strahlemann sein muss. Wenn ich dir also irgendwie helfen kann, scheu dich nicht zu fragen. Ok?” Einen Augenblick geschah nichts, dann drehte sich die Kleinere erstaunlich schnell herum und warf sich Harry in die Arme. Ihre Tränen nässten sein Hemd, drangen bis auf seine Haut, doch es störte ihn nicht. Er ließ Luna einfach weinen, murmelte ihr verschiedenste Dinge zu und strich beruhigend über ihren Rücken. Harry wusste, weinen konnte helfen und heilen. Insgeheim fragte Harry sich, wie oft Luna schon alleine in ihrem Bett lag und Tränen vergoss, ohne das es jemand mitbekam. Mehr als das Beben und Zittern des Körpers sowie das Knirschen der zusammengepressten Zähne war nicht wahrzunehmen dabei.    Irgendwann spürte Harry wie sich das gebrochene Bündel Mensch in seinen Armen beruhigte. “Danke”, murmelte Luna an seiner Brust und Harry hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf. “Gern geschehen. “Meinst du, dein Professor gibt mir nochmal so einen Trank? So gut habe ich lange nicht geschlafen.” “Wenn du vorher mit ihm sprichst, bestimmt. Er hat mich gestern versucht auszufragen, aber ich konnte ihm nicht sagen was er hören wollte. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht richtig gemerkt habe, dass es dir auch schlecht geht.” Erneut drückte er das Mädchen an sich und verpasste ihr noch eine Kuss auf den Schopf. “Sehr gerne würde ich ebenso für dich da sein, wie du für mich. Keiner wird es wagen, dich irgendwie zu nerven und wenn du irgendein neues Wesen siehst, dann sag mir einfach Bescheid. Dann können wir es gemeinsam erforschen. Brauche da ja eh deine Hilfe, denn mit Hippogreifen und Drachen komm ich klar, aber alles was kleiner ist....” Kichernd schmiegte sich das Mädchen an ihn. “Wir kriegen das schon hin.” “Wenn nicht wir, wer dann?” Es waren die unausgesprochenen Versprechungen, welche den Moment besonders machten. Die beiden Leidgeplagten noch enger zusammenschweißte. “Und Severus hat gesagt wir müssen das wirklich ertragen?” Verkniffen lächelte Harry zu Luna hinab. “Mit dieser Rede beim Frühstück will McGonagall wohl gleich sämtliche Gerüchte zerstören. Es irgendwie erklären, dass ich wieder da bin und vor allem dass ich im Keller wohne.” “Ist vielleicht wirklich nicht verkehrt”, stimmte Luna zu. Wirkte allerdings trotzdem, als wenn sie gleich ohne Narkose alle Weisheitszähne gezogen bekam. “Du kannst auch ohne mich reingehen und ich warte noch einen Moment. Oder halt anders herum.” Es war immerhin ein Versuch wert, Luna die Laune zu bessern. “Und mir entgehen lassen, dass mir angedichtet wird eine Beziehung mit dir zu haben? Wenn die rauskriegen, dass wir zusammen wohnen …” “... Dann gehen die Wettquoten hoch, wann du schwanger bist, wir uns trennen und son Kram.” Breit grinste Luna und nickte. “Siehst du. Es wird lustig werden, nur diese Rede muss ich nicht haben.” Abwertend wedelte Luna in Richtung Große Halle. Ein schlechter Versuch der Blonden, allem eine positive Note zu geben. Entschlossen schnappte sich Harry die kleinere Hand. “Na dann wollen wir denen was zum Tratschen geben!” Als Luna nickte, öffnete er behutsam das große Portal. Man musste ja trotzdem nicht alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. “Wir sind nur solange Thema, bis das mit dir und deinem Professor herauskommt”, kam es leise glucksend von der Blonden. Und zack, hatten Sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich liegen, denn Harry hielt Luna den Mund zu und rief laut: “Luna!”     Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es, für sonstige Verhältnisse, gespenstig still war in der Halle. Immerhin saßen hier sämtliche Schüler und nahmen das Frühstück zu sich. Wer kurz vorher noch kaum über den Tassenrand blicken konnte, wurde vom Sitznachbar angestoßen und schon ging das große Flüstern los.   Luna wollte sich von ihm lösen, doch Harry hielt sie fest. “Nichts da Fräulein, du bleibst schön hier und wirst neben mir sitzen. Brust raus, Kopf hoch.” Die Antwort bestand darin, dass die kleine Ravenclaw lächelte, sich straffte und Harry kurzerhand zum Gryffindortisch zog. Ganz am Rand, in der Nähe des Lehrertisches, fanden sie Platz. “Dein Professor guckt ganz grimmig”, flüsterte Luna und stupste ihm in die Rippen. Ertappt zuckte der Vampir zusammen und drehte den Kopf herum. Augenblicklich zuckte er erneut zusammen. Severus’ Blick war finster und doch mit einem leicht goldenen Schimmer. Der Mann war alles andere als begeistert von diesem Auftritt. Entschuldigend lächelte Harry ‘seinen’ Professor an, der daraufhin nur eine Augenbraue hochzog.   “Harry stimmt es wirklich, dass du nicht mehr im Turm wohnst?” “Seit ihr zusammen?” “Warum sitzt eine Ravenclaw hier?” “Stimmt es, dass du einen Nervenzusammenbruch hattest?” “Hast du wirklich für das Ministerium als Auror geholfen und flüchtige Todesser gejagt?” “Luna, wie ist es mit ihm zusammen zu sein?” “Ist er gut im Bett?” Diese und viele weitere Fragen prasselten auf sie ein. Sogar Schüler anderer Häuser kamen wie Bienen auf der Suche nach Nektar zu ihnen. Um essen, ging es hier schon lange nicht mehr. Dies schien auch die Direktorin so zu sehen.   “Liebe Schüler”, rief die Frau mit magisch verstärkter Stimme. Nur so war es auch nur ansatzweise möglich, lauter als das Stimmenmeer zu sein. Gab ihr trotzdem nicht die gewünschte Aufmerksamkeit. “RUHEEEEEEE!”, brüllte die Direktorin und zeigte damit ganz deutlich, dass sie einiges von Dumbledore übernommen hatte. Denn genauso wie bei ihm, verstummten augenblicklich sämtliche Gespräche und die Köpfe wandten sich zum Lehrertisch. “So, da ich nun endlich Ihrer aller Aufmerksamkeit besitze … setzen Sie sich hin.” Nur wenige folgten der Aufforderung. “Na, mal wieder der Star im Rampenlicht”, zischte Ron ihm zu, welcher sich an ihn herangeschoben hatte. Harry ignorierte ihn. “Die arme Luna, jetzt vergreifst du dich an ihr. Beschmutzt sie.” Rons Stimme war nur hörbar, wenn man das Ohr direkt an den Mund hielt … oder einen verbesserten Gehörsinn hatte. “Ich denke, Sie haben die Direktorin alle gehört. Setzen Sie sich hin und halten augenblicklich den Mund. Sie auch, Mr. Weasley!” Severus musste nicht einmal die Stimme erheben. Jeder von ihnen hörte die Drohung in der dunklen Stimme. Dankbar lächelte Harry dem Mann zu, als sich die Schüler eiligst an ihre Tische verzogen, auf dem Boden Platz nahmen oder einfach den erstbesten Bankplatz an irgendeinem Haustisch beanspruchten.   Draco quetschte sich mit zu ihnen an den Tisch neben Harry und wurde umgehend begafft. “Guckt nicht mich an, sondern McGonagall!”, knurrte Draco und drehte sich demonstrativ in Richtung Lehrertisch. Auch Harry und Luna folgten diesem Beispiel. Die Hände die ganze Zeit miteinander verschränkt, sodass Luna nun zwischen Harry und Draco saß. “Nun, wie Sie alle mitbekommen haben, ist Mr. Potter wieder in Hogwarts. Jedoch war er nicht verschwunden um dem Ministerium zu helfen, sich auf die faule Haut zu legen oder sonstigen Gründen. Mr. Potter hat, ebenso wie einige andere Schüler, Hausunterricht genommen. Während dieser Zeit hat er jedoch die Weichen für neue Ideen gestellt. Ideen die den Lehrstoff verändern und auch hoffentlich das Miteinander.” Kurz hielt die Direktorin inne um den Blick schweifen zu lassen. “Hogwarts und auch wir alle, vor allem diejenigen welche beim Finalkampf dabei waren, haben uns noch nicht von diesem Erlebnis erholt. Wir, auch ich, haben uns in die fadenscheinige Illusion der Normalität geflüchtet.” Erneut holte die Lehrerin inne und holte tief Luft. “Ich werde euch etwas sagen. Selbst ich wache Nachts schweißgebadet auf, weil mich Bilder der Schlacht quälen. Erinnerungen die sich nicht bändigen lassen und nicht mal Schlaftränke ausreichen, um zur Ruhe zu kommen.    Experten sagen, dass es hilft wieder besser klar zu kommen, wenn man feste Strukturen hat, an welchen man sich entlanghangeln kann. Das ein ganz normaler Alltag helfen kann. Darum habe ich Hogwarts zum schnellstmöglichen Zeitpunkt wieder für euch geöffnet. Alles sollte seinen normalen, alten Gang gehen. Doch dabei vergaß ich, dass wir nicht mehr die Selben sind. Wir haben uns verändert und ihr seid in eine Umgebung geworfen worden, die vertraut und doch komplett neu ist. Ich habe euch letztendlich im Stich gelassen, auch im Bezug der Unstimmigkeiten in den Häusern. Mobbing und Hetze ist nichts, mit dem ich einverstanden bin. Genau so auch nicht mit Rassismus oder der Diffamierung von Wesen. Ich habe in den letzten Tagen erfahren, dass nicht nur der herzensgute Grawp mit Steinen beworfen wurde, sondern auch Zauber auf den Schwarzen See. Mit dem Ziel den Kraken zu treffen.”     Nun ging das Flüstern und Quatschen wieder los. Keiner wollte es gewesen sein oder auch nur einen Hauch davon gewusst haben bisher. Das übliche also. “Ich sage euch, das wird ein Ende haben! Darum wird es auch bald ein neues Fach geben. Einmal die Woche und es Pflicht, meine Damen und Herren”, intonierte die Direktorin und versuchte noch Grawps Rolle im Krieg zu veranschaulichen, doch Stöhnen und Motzen erfüllten die Halle. “Luna, bitte bleib kurz bei Draco, Ok?” “Pass auf sie auf”, forderte Harry seinen Blutsbruder auf, der diesem sofort nachkam und näher an Luna rückte, sobald Harry aufgestanden war. “Was hast du vor?”, wollte Luna wissen. Sanft lächelte Harry zurück. “Gerüchte vermeiden … und für Stimmung Sorgen.” Ein gehässiges Lachen war Dracos Antwort, gepaart mit einer scheuchenden Handbewegung.     Langsam ging Harry die wenigen Stufen zum Lehrertisch empor und stellte sich davor. “Mr. Potter”, flüsterte die Direktorin leise. “Was haben Sie vor?” “Keine Sorge. Ich weiß was ich tue”, besänftigend lächelte Harry die Frau an. Ein Schnauben kam von Severus, gefolgt von einem “Seit wann?”, doch der junge Vampir ging nicht darauf ein. Lieber drehte er sich herum und ließ stumm den Blick über die Schüler wandern. Warten war eine Eigenschaft, die er nicht gut beherrschte, aber das Glück war auf seiner Seite. Nach nur wenigen Momenten hatte es sich unter den Schülern herumgesprochen, dass Harry vorne stand. Gebanntes Schweigen senkte sich über die Halle.    “Liebe Mitschüler, ja ich bin wieder da. Live und in Farbe.” Verlegenes Kichern ertönte hier und da. “Ich spreche hier zu euch, damit es gar keine großen Gerüchte gibt. Ja, ich war einige Zeit weg. Ja, jetzt bin ich wieder da und ebenfalls ja, ich wohne nicht mehr im Gryffindorturm. Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Vielmehr ist es das Klima dort, welches mich massiv stört.” Tief atmete Harry dreimal durch. Eine Atemtechnik zur Beruhigung, welche Lucius ihm gezeigt hatte. Er hörte Ron sehr genau darüber flüstern, dass er einfach nur ein weinerliches Muttersöhnchen war. Und so wie Weasley grinste wusste der es auch.   “Die Direktorin hat es schon gesagt: Der Krieg war grausam. Wer von euch dabei war, kennt dieses Gefühl der nagenden Angst. Die Angst wenn man aus dem Schlaf aufschreckt, wegen irgendeinem Geräusch. Der automatische Griff zum Zauberstab und auch die pure Erleichterung, wenn man feststellt dass man das Fenster nicht zugemacht hat und der Windstoß etwas umgekippte. Jeder kennt wohl die Sorge, hat man in den Ferien überhaupt noch ein Zuhause, wohin man zurückkehren kann? Jeder, der einen Menschen vor seinen Augen sterben sah, wird sich auf ewig an diesen Moment erinnern. Von einem auf den anderen Moment erlischt das Licht in den Augen. Die Welt dreht sich anders, vor allem wenn es eine für einen selbst wichtige Person war. Dieses Loch kann niemand füllen oder den Schmerz nehmen.”    Harry biss die Lippen zusammen. Bei den Worten war Sirius Bild vor seinen Augen erschienen. Hier und da hörte er Schüler schniefen. “Doch, wir leben. Haben irgendwie überlebt, dank derer die für uns und eine bessere Welt gekämpft haben.” Erneut legte er eine kurze Redepause ein. “Warum also, benehmen wir uns dann auch nicht dementsprechend? Warum können wir den Frieden, für den wir so viel in Kauf nahmen und zugleich entbehrten, nicht genießen? Fasst euch an die eigene Nase, ich habe es auch getan. Seid ihr irgendwann aufgewacht und habt euch genau daran erfreut? Eure Eltern verbieten euch etwas? Freut euch, ihr habt Eltern die leben und auch noch für euch da sein können. Nicht durch Gitterstäbe wie bei einigen eurer Mitschülern. Die Lehrer nerven? Glückwunsch, ihr könnt nach Hogwarts gehen. Versteht ihr? Hört auf, euch wie offene Hose zu benehmen. Erfreut euch an Kleinigkeiten und vor allem, lasst eure Mitschüler in Ruhe. Wenigstens hier sollten wir es hinbekommen uns nicht gegenseitig Steine in den Weg zu legen und den Alltag unerträglich zu machen. In nur einem Wimpernschlag kann die Welt eine andere sein. Ich sage es euch jetzt ganz direkt und nehmt euch daran ein Beispiel: Ich zog in den Keller, denn es waren Slytherin, welche mich, als es mir wirklich schlecht ging, auffingen und davor bewahrten durchzudrehen. Darum wohne ich dort unten. Dort wurde ich einfach akzeptiert und als Mensch, nicht als Held gesehen. Ihr könnt uns gern besuchen kommen. Schickt einfach eine Eule an Luna oder mich. Schließlich wohnt sie auch dort.” Harry hatte erwartet, dass jetzt wieder das große Raunen und Flüstern los ging. Doch es hielt sich in Grenzen, zu sehr waren viele in die eigenen Gedanken verwickelt. “Nun, ich denke es ist alles gesagt: Bewahrt den Frieden für den wir alle gekämpft haben. Ich denke das war's.”    Schief grinsend und plötzlich irgendwie unsicher zuckte Harry mit den Schultern. Doch dann fiel ihm noch etwas ein, was er besser jetzt noch einmal ganz direkt ansprach. “Freunde, da wäre doch noch etwas, wenn ihr mir noch einen Moment zuhören wollt?” Letztendlich ließ er ihnen keine Wahl, da er nonverbalen die Türen versiegelte. Was jedoch nur von der Direktorin bemerkt wurde, da diese in Verbindung mit dem Schloss stand. Der zweite Zauber musste von ihm leise gemurmelt werden, während er die Hand von der linken zur rechten Wand bewegte. Er hörte Severus’ verdutztes “Was soll das, Potter?”    Die Luft flimmerte und ging dann wie sanfter Regen auf jeden einzelnen Schüler nieder. Ein Verschwiegenheitszauber der verhinderte, dass einer der Anwesenden über das Folgende sprechen konnte. “Gut, nun noch etwas ganz privates von mir, damit es alle gleich wissen: Erstens kriege ich mit dass einer von euch einen anderen verleumdet, Hetze oder Mobbing betreibt, dann werde ich einschreiten. Das zweite ist: Der letzte Kampf hat mich mehr verändert als man meinen mag. Ja  ich sehe immer noch all die Toten im Schlaf. Ich rieche immer noch den verbrannten Geruch vermischt mit dem Geruch des Blutes. Ich sehe immer noch Voldemorts Lebenslicht erlöschen und für immer wird eine gewisse Schuld an all den Toten meine Seele belasten. Aber damit komme ich immer besser klar. Die Veränderung welche ich durchmachen musste, ist die, dass einer der gegnerischen Vampire mich in die Finger bekam.”    Langsam schloss er die Augen, ließ die Gedanken in Richtung Blut, vor allem zu Severus’ wandern. Malte sich aus wie er die Kraft und Essenz des Mannes in sich aufnahm. Als er die Augen wieder öffnete, waren sie in rot getaucht. “Die Folgen davon seht ihr hier!” Raunen und erstickte Schreie sowie ungläubige Rufe erfüllten den Raum. Snape murmelte “Idiot”, McGonagall und Flitwick “Immer für eine Überraschung gut”. Was ihm am Gemurmel jedoch sehr wohl freute, war die Sorge bezüglich Luna. Besorgte Stimmen um ihre Gesundheit wurden laut. Eben jene hatte sich vom Gryffindortisch gelöst und war zu ihm gerannt. Dankbar für ihre Unterstützung, legte er einen Arm um die schmalen Schultern. “Bevor euch graue Haare vor lauter Sorge um die Kleine hier wachsen, ihr passiert nichts. Sie ist auch nicht meine Sklavin oder der laufende Blutbeutel. Sie hat nicht den passenden Bluttyp. Wer von euch mit dieser Information nichts anfangen kann, dem rate ich zu einem Besuch unserer Schulbibliothek.”    “Was für ein gequirlter SCHEIß!”, brüllte Ron über die Aufregung hinweg und besaß sofort sämtliche Aufmerksamkeit. “Du…”    “Mr. Weasley, wollen Sie das wirklich noch weiterführen?”, schaltete sich Severus mit lauernder Stimme ein. Verdutzt blickte Harry nach rechts, wo unbemerkt Severus an sie heran getreten war. “Er ist doch nichts weiter, als ein Monster!”, brüllte Ron wider besseren Gewissens. Harry wusste, dass sein ehemaliger bester Freund so dachte, es jedoch laut ausgerufen zu hören … vor all den anderen, war etwas ganz anderes. Es tat schrecklich weh. Draco sah gar nicht ein, sich da raus zu halten. “Und du bist ein dämlicher, verbohrter Hornochse!” “Was hast du gesagt, du Mistschlange?”, brauste der rothaarige auf und baute sich vor Draco auf um auf ihn hinabzustarren.    Doch als dieser sich von der Bank erhob, waren sie auf Augenhöhe. Harry sah die Anspannung in Dracos Haltung, doch er war Malfoy durch und durch. “Und taub ist er auch noch. Wirklich, ich vermisse die alten Zwillingszeiten, das war noch unterhaltsam. Das Gute endet leider immer als erstes.” Harry, und jeder der Ron kannte, wusste, dass dies das Tröpfelchen auf dem I war. Schneller als Draco wusste wie ihm geschah, hatte er eine Zauberstabspitze am Hals. Knurrend machte sich Harry bereit dazwischen zu springen. Niemand, vor allem nicht dieses Schandbild eines Weasleys, bedrohte seinen Blutsbruder. Jedoch wurde er durch die Hand des Slytherin Oberhaupt aufgehalten. “Nicht. Du hast schon genug Trubel verursacht. Lass das die Direktorin klären.”    Und tatsächlich sauste in diesem Moment ein Entwaffnungszauber in Richtung Ron und kurz darauf der Zauberstab des Jungen in McGonagalls Hand. Eis war noch warm, aufjedenfall im Vergleich zu ihrer Stimme. “Mr. Weasley, halten Sie augenblicklich Ihr loses Mundwerk und setzen sich auf Ihren Hintern!  So meine Damen und Herren, vor wenigen Momenten sagte ich klar und deutlich, dass ich kein Mobbing und keine Hetze dulde. Egal ob Mensch, Wesen oder von mir aus Tannenbaum. Mr. Weasley, Sie haben hiermit die Ehre, als leuchtendes Beispiel voran zu gehen.” “Aber Professor …” “Nein, sein Sie einfach still. Ihren Zauberstab bekommen Sie für den Unterricht wieder, danach geht er wieder in die Obhutnahme der Lehrer. Desweiteren bin ich an einigen Rüstungen vorbei gekommen, welche noch nicht wieder im alten Glanz erstrahlen. Auch dagegen werden Sie unter der Aufsicht von Mr. Filch etwas unternehmen.”    Das Ron alles aus dem Gesicht fiel, war eine nette Umschreibung dafür, dass der junge Weasley kalkweiß wurde. Im Schnee würde man nur noch Kleidung, Sommersprossen und Haare sehen. Doch leider hielt dieser Anblick nicht lange, denn nur wenige Wimpernschläge später biss sich das rote Gesicht mit den Haaren. Harry wusste, wäre es ein Schüler als Gegenüber, dann hätte der Jenige schon längst eine Faust im Gesicht. “Oh und natürlich wird auch ihre Mutter hiervon erfahren. Und jetzt alle man Abmarsch in den Unterricht. Mr. Potter, wenn Sie so gütig wären … ?”  Schnell nickte Angesprochener und machte innerlich drei Kreuze den Schweigezauber nicht beendet zu haben. Das hier wollten bestimmt alle an die Eltern schreiben. Jeder Schüler leuchtete noch einmal, unter japsen und erstaunten Ausrufen auf und der Verschwiegenheitszauber war beendet. Nichts was zwischen dem Beginn und Ende des Zaubers gesprochen wurde oder geschehen war, konnte in irgendeinerweise die Halle verlassen. Somit konnten die Schüler auch nur hier darüber reden. Ja, er wusste, dass war ein drastischer Schritt gegen die Redefreiheit, aber für mindestens eine Woche würde er diesen Zauber bestehe lassen. Einfach um wenigstens ein klein bisschen Kontrolle über die Lage zu haben.   Während er über richtig und falsch nachdachte, strömten die Schüler aus der wieder entriegelten Tür. Nicht wenige warfen ihm Blicke zu, die er nicht deuten konnte. Es war keine Panik oder kopflose Angst, eher Neugierde und Skepsis bis Abneigung. Aber, so stellte er fest, dies waren alltägliche Dinge für ihn und somit vollkommen in Ordnung.   Draco kam breit grinsend auf sie zu. “Na das nenn ich doch mal gelungen. Du kennst auch nur die ‘Kopf durch die Wand’- Methode, oder? Herrlich!” Entschuldigend zuckte Harry mit den Schultern. “Würdest du aufhören ihn auch noch zu ermutigen?”, schnarrte Severus. “Wieso? Das war …” “Mutig, selbstlos und eine gute Idee”, kommentierte Luna und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.   Nun schaltete sich auch die Direktorin ein. Inzwischen waren sie nur noch zu viert, da der Rest von den anderen Lehrern hinausgetrieben worden war. “Wie meinen Sie das, Miss Lovegood? Im Moment bin ich mir noch nicht schlüssig, ob ich Mr. Potter auf den Mond hexe, oder doch lieber einen Orden verleihe.” “Er hat es allen gezeigt in dem er offenen zu seinem neuen Wesen steht. Er hat Schülern, welche in ähnlichen Situationen sind gezeigt, dass man sich nicht verstellen sein soll. Ebenso hat er diesen Schülern indirekt eine Anlaufstelle gegeben. Es würde mich nicht wundern, wenn Harry jetzt dauernd Post bekommt.” “Hey, ich hab nicht gesagt, dass ich ein Kummerkasten bin.” Eigentlich war es reiner Egoismus gewesen. “Wow, da steckt ja richtig was unter den blonden Haaren. Nicht nur irgendwelche Tiere.” “Bist du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise, dann machst du dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die Reise”, konterte Luna Dracos Ausruf. “Bevor ihr euch jetzt die Sprüche des sprechenden Hutes an den Kopf werft: Abmarsch. Meine Herren, wir haben die nächsten Stunden das Vergnügen miteinander. Miss Lovegood, Sie haben?”, unterbrach Severus genervt die Flapsereien. “Freistunde”, grinste sie Blonde und bekam neidische Blicke von ihren beiden Mitschülern. “Ich werde in der Zeit mit der Direktorin daran arbeiten, was wir FÜR die Schüler tun können.” “Ach ja?”, erkundigte sich die ältere Frau überrascht. Harry konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Doch schon im nächsten Moment wurde er ebenso wie Draco am Kragen gepackt und in Richtung Ausgang geschoben. Severus’ Geduld war aufgebraucht.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)