Gemeinsames Geheimnis von Kai_Tsukishima ================================================================================ Kapitel 1: Geheimnis #1 ----------------------- Frühling in Japan. Was gab es Schöneres als die Kirschblütenbäume in ihrer vollen Pracht zu begutachten und sich für das Jahr neue Ziele zu setzen! Während die meisten Schüler der Karasuno High sich auf den Heimweg machten, war aus der Turnhalle, unmittelbar neben dem Schulgebäude, das Quietschen der Turnhallenschuhe zu hören. Aufschläge und Annahmen waren kraftvoll und energiegeladen. Fast schon beängstigend. Doch neben diesen sonst so harmonischen Klängen gab es dann auch solche, bei denen ganz klar zu hören war, dass da eine Annahme schrecklich schief ging Ein leises Seufzen war am Feldrand zu hören, als die kleine Nummer 10 den Ball ein weiteres Mal nicht richtig annehmen konnte und dieser einmal mehr in seinem Gesicht landete. Es war vorprogrammiert, dass die schon grimmig dreinschauende Nummer 9 auf ihn zugehen und ihm eine Standpauke halten würde. So war das jeden Tag. Mehrmals. „Hiiiinaaaataaaa…“, kam es von Kageyama Tobio, als dieser auf ihn zulief. Der Angesprochene, Hinata Shouyou, war alles andere als begeistert von diesem und wich einige Schritte zurück, als dieser immer näher kam „D..D..Das war keine Absicht! Nächstes Mal klappt das! Versprochen!“ Das angsterfüllte Gesicht des Kleineren stachelte den Schwarzhaarigen nur noch mehr an, welcher ihn nun im Schwitzkasten hatte. Es schien keinen Ausweg mehr zu geben. Hinata schien gedanklich schon mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Mit dem Setter war nicht zu spassen wenn er wütend war. „Kageyama, Hinata. Flirtet gefälligst nach dem Training weiter…“ Der Kapitän des Teams, Sawamura Daichi, stand hinter den Beiden, bereits mit gereizten Gesichtszügen und wenig erfreut darüber, dass sie wieder das Training mittendrin mit solch Albernheiten aufhielten. Entschuldigend verbeugten sich die beiden und nahmen wieder ihre Positionen auf dem Feld ein. Das Gelächter der anderen Teamkameraden war kaum zu überhören, was dem Kleineren irgendwie unangenehm schien. Kageyama sah zu ihm rüber und zuckte zusammen, als er das gerötete Gesicht des Lockvogels erblickte. Mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf und einem „Hinata, Boke!“ verschwand die Röte, doch der Streit fing wieder von vorne an. „KAGEYAMA, HINATA!“, war es nun von Coach Ukai und Sawamura gleichzeitig gekommen. Die beiden fuhren in sich zusammen und entschuldigten sich ein weiteres Mal, ehe das Spiel weitergehen konnte. Nach dem ersten Satz wurde eine kurze Pause eingelegt, was der dunkelhaarige Setter direkt dafür nutzte um mit Hinata über seine Ballannahmen zu sprechen. Die grosse Nummer 11 liess es sich somit auch nicht nehmen, Kageyama aufzuziehen, so wie er es gerne tat. „Oh, eure Majestät. Sie geben sich also mit dem gemeinen Fussvolk ab? Das wir sowas überhaupt erleben dürfen.“ Das Kichern konnte sich der grosse Blonde, Tsukishima Kei, gerade noch verkneifen, als er das wutentbrannte Gesicht des Kleineren sah. „Oh nein, da bekomme ich ja Angst!“ Das Gestichel seinerseits war ebenfalls alltäglich. Sie konnten sich beide gegenseitig nicht leiden und genau das machte es für Tsukishima so unglaublich interessant ihn aufzuziehen. Hinter den beiden war ein lautes Räuspern zu vernehmen. Langsam drehte sich der Blonde um und fuhr in sich zusammen. Er schien wohl doch zu weit gegangen zu sein, denn nun stand seine Standpauke auf dem Plan. Die Person war zwar kleiner als alle anderen, doch war sie furchterregend wie Sawamura. Weiblich, langes braunes Haar und einen Blick, der jede Seele durchbohrte. „Tsukishima“, fing sie bestimmt an. Dieser sah sie mit einem falschen Lächeln an und fing an einige Schritte zurück zu gehen. „Ja, Prinzess‘chen?“, stichelte er nun auch sie an. Zu seinem Nachteil, wie sich das sofort herausstellen sollte. Sie erwiderte sein falsches Lächeln und warf ihm ein Handtuch entgegen. „5 Runden“, war alles, was sie dazu zu sagen hatte. Das genervte Gesicht Tsukishimas war ihr schon Lohn genug. Er hatte eine sehr schlechte Kondition und mit dieser Strafe hoffte sie, dass er sich vielleicht doch mal verbessern könnte. Da du während des Spiels nur das Nötigste tust, wirst du bestimmt noch genug Energie haben, oder nicht?“ Mit einem lauten Schnalzen machte sich der Blonde daran seine 5 Runden zu laufen, wenn auch mehr als widerwillig. Sie war noch schlimmer als der König höchstpersönlich: Tachibana Yuzuru. Obwohl sie nur eine Managerin war spielte sie sich auf, als wäre sie der Coach!, dachte sich der Blonde immer und immer wieder. Für ihn war das alles nicht mehr als ein einfacher Club. Wieso sich mehr verausgaben als nötig? Nach der dritten Runde Tsukishimas musste sie erneut seufzen, was vor allem ihr Kindheitsfreund Sawamura mitbekam und sie fragend ansah, was denn los sei. „Dai-chan… War ich zu gemein?“, fragte sie unruhig und sah dabei der Nummer 11 weiter beim Rennen zu. Der Angesprochene fing an zu lachen und tätschelte auf ihrem Kopf herum, was sie ganz und gar nicht mochte. Aufgrund ihrer Grösse kam sie sich schon immer vor wie ein kleines Kind. Sie konnte Hinata so gut nachfühlen, wenn er als Highschool Schüler nicht ernstgenommen wurde. Bei ihr war das nicht anders. „Nein. Du hast alles richtig gemacht. Es kratzt einfach an seinem Ego, das ausgerechnet ein Mädchen ihm vorschreibt was er zu tun hat. Kommt etwa mit dem Gleich, wenn Kageyama ihm etwas sagen würde.“ Wirklich aufmunternd waren seine Worte nun auch nicht. Im Gegenteil. Sie fing an daran zu zweifeln, ob es wirklich in Ordnung war ihm diese Strafe aufzuerlegen. Als der Blonde in der vierten Runde völlig ausser Puste an ihr vorbei ging konnte sie nicht mehr anders, als ihm die letzte Runde zu ersparen. Für jemanden ohne Kondition waren 5 Runden vielleicht doch etwas zu viel des Guten. Zumal das Training danach ja auch noch nicht fertig war. Während die anderen mit dem zweiten Satz anfingen, musste sich Tsukishima erst einmal auf der Bank ausruhen. Er wischte sich den Schweiss mit dem Handtuch vom Gesicht, welches Yuzuru ihm vorher zugeworfen hatte und schnalzte bei dem Gedanken ein weiteres Mal, diesmal aber innerlich. Die in Gedanken an geschnalzte stand nun vor ihm und hielt ihm eine Trinkflasche hin, wie es sich für eine Managerin gehörte. „… Woher der Sinneswandel?“, fragte er ungläubig nach. Irgendwie wirkte das alles so surreal. „… Darf ich denn nicht?“ Darauf wusste er keine Antwort. So nahm er also wortlos die Flasche entgegen und trank daraus, ehe er wieder zu ihr aufsah. Ihre fröhlichen Gesichtszüge waren ihm noch suspekter als alles andere was an diesem Tag geschah. „Ist ja ekelhaft“, kam es abschätzig von ihm. Mit zuckendem Mundwinkel sah sie ihn an. Die Kleinere musste sich gerade ziemlich zusammenreissen um nicht auszuflippen. Das Gezanke schien noch länger anzuhalten als es den beiden lieb war. *~~~~* Nachdem das nervenaufreibende Training sein Ende fand, machten sich alle allmählich auf den Nachhauseweg. Yamaguchi, Tsukishima, Sugawara, Sawamura und Yuzuru liefen einen Teil davon zusammen nach Hause. Auch wenn der Blonde und die Brünette nicht immer zusammen harmonierten, so war es zumindest zu diesem Zeitpunkt des Tages sehr entspannt zwischen den beiden gewesen. Vermutlich lag das aber auch eher daran, dass der Grössere seine Kopfhörer aufsetzte und zwischen den beiden noch meist 2 – 4 Leute mehr waren. Somit waren für kurze Zeit die bösen Zungen der Beiden bezwungen. An einer Verzweigung hielten, bis auf die Nummer 11, alle kurz an. „Yuzu, ich gehe noch bei Suga vorbei. Kommst du klar?“, fragte Sawamura und erntete einen entsetzten Blick der Kleineren. „Natürlich. Ich bin doch kein kleines Kind mehr… Vor allem kommt Papa heute wieder nach Hause!“, sagte sie dann leicht eingeschnappt, worauf dieser ihren Kopf kurz tätschelte und sich dann verabschiedete. Insgeheim war sie etwas traurig, dennoch wollte sie ihm das nicht sagen. Er war immer für sie da. Und trotz der Beziehung mit Sugawara zog er sie in allem immer vor. Das schlechte Gewissen plagte sie schon länger. Sie versuchte auch weniger Zeit mit dem Kapitän zu verbringen, damit dieser diese dann für seinen Partner nutzen konnte. Ich kann doch nicht noch länger von ihm erwarten, dass er ständig bei mir ist… Sie musste lernen auf eigenen Beinen zu stehen. In Gedanken versunken registrierte sie Yamaguchi vor sich gar nicht, welcher mit der Hand vor ihrem Gesicht herumfuchtelte, als wäre sie in eine andere Welt abgetreten. Seufzend tippte er ihr dann gegen die Stirn, in der Hoffnung sie aus ihren Träumen wieder aufzuwecken. „Yuzuru… Tsukki ist schon fast nicht mehr zu sehen… Also… Können wir auch los…?“, fragte er dann etwas kleinlaut, was sie dann doch aus ihren Gedanken riss. Sie entschuldigte sich in aller Form bei dem jüngeren, welcher damit nicht umzugehen wusste. Nach all den Formalitäten holten sie Tsukishima dann rennend doch noch ein. Dieser hatte das ganze Tamtam gar nicht mitbekommen und stellte sich dann verwirrt die Frage, warum die beiden so ausser Atem waren. Doch wirklich interessierte es ihn auch nicht wirklich. Gähnend hob er nur seine Hand um so „Tschüss“ zu sagen. Yamaguchi trennte sich danach auch von Yuzuru, welche nun den letzten Teil alleine gehen musste. „Irgendwie ist der Heimweg anstrengender als der Rest vom Tag“, stellte sie seufzend fest, während sie die letzten Schritte bis zu ihrem Zuhause machte. Diese öffnete sie sogleich, stellte dabei aber fest, dass es unerwartet… ruhig war? Sie zog sich ihre Schuhe aus, stellte sie ordentlich hin und machte sich dann mit kleinen und leisen Schritten in Richtung Wohnzimmer auf. Auf dem Sofa sass ihre Mutter, nicht viel grösser als sie selbst und völlig jung geblieben, und starrte in ein Tratschheftchen. Vor lauter Konzentration schien sie ihre Tochter gar nicht gehört zu haben. Während ihre Mutter dieses Magazin so gebannt anstarrte, setzte sie sich neben sie hin, was auch völlig unbemerkt blieb. „Hallo Mama“, sagte sie dann monoton, während die Angesprochene in sich zusammenfuhr. Ihr schien das Herz für einen kurzen Moment stehen geblieben zu sein. „Y…Y….Yuzu…..ru…..?“, fragte sie, als hätte sie eine Geist gesehen. „Ja, Mama - Yuzuru“, neckte die Tochter mit einem herzhaften Grinsen und erntete dafür aufgeplusterte Wangen. Das mochte Yuzuru sehr an ihrer Mutter. Trotz ihres Alters war sie irgendwie ein Kind geblieben. Und gerade das machte sie aus. Wenn die Tochter weinte, dann weinte auch die Mutter. Sie war sehr nah am Wasser gebaut und sehr mitfühlend. Man konnte sie nur lieben. „Sag mal, kommt Papa doch nicht nach Hause?“, wollte sie nun wissen, worauf ihre Mutter nur seufzte und ein etwas trauriges Gesicht machte. Sie schüttelte den Kopf, als Zeichen dafür, dass er wohl auch diesen Monat nicht nach Hause kommen würde. „Na ja, ist ja nichts Neues. Wenn auf der Arbeit so viel läuft können wir das auch nicht ändern. Ist doch gut, wenn er viel zu tun hat.“ Natürlich tat es unglaublich weh, dass er wieder nicht kam. Das war schon der 5. Monat, seit er wieder zur Arbeit gegangen war. Doch sowas wollte sie doch nicht zugeben. Wofür denn? Das würde nur unnötige Probleme machen und ihre Mutter würde sich auch nur noch schlechter fühlen. Das war ganz und gar nicht ihre Art. Besorgt sah die Frau Mutter ihre Tochter an, wollte schon zur Frage ansetzen, ob sie ihren Vater vermissen würde, doch da sprang Yuzuru schon auf, streckte sich und lächelte ihr Gegenüber an. „Ich geh noch ein bisschen Spazieren. Die Kirschblüten sind doch im Moment so unglaublich schön!“ *~~~~* Ein lauter Seufzer entwich aus den Tiefen ihres Herzens. Die Nachricht hatte sie doch mehr getroffen als man hätte denken können. Da waren auch die Kirschblüten nicht mehr schön anzusehen. Die Abende blieben immer länger im Licht der Sonne eingetaucht, so dass selbst nach dem Training ein Spaziergang bei Tageslicht drin lag. Doch diesmal war sie nicht wirklich motiviert gross umherzugehen. Eine Sitzgelegenheit hätte ihr vollkommen gereicht um eine Runde im Selbstmitleid zu versinken, ehe sie sich wieder auf den Weg nach Hause machen würde. Es schien auch so, dass sie ein ruhiges Plätzchen auf einer Bank unter einem Kirschblütenbaum fand. Niemand weit und breit. Nur das Rascheln der Blätter der Gebüsche und die umherschwirrenden Kirschblütenblätter. Zumindest schien es so. Sie hatte sich noch gar nicht richtig hingesetzt, da hörte sie plötzlich ein Rumpeln, lautes Geraschel und ein dumpfer Aufschlag. Als sie dann zu ihrer Linken sah, staunte sie nicht schlecht über den Fund. Da lag ein Blondschopf mit dem Gesicht auf dem Boden. Und nicht irgendein Blondschopf. Es war Tsukishima. Also… DIESER Tsukishima. Gerade, als sie Luft holte um etwas zu sagen, fiel ihr etwas auf den Kopf. Dieses Etwas kam auf ihrem Schoss zur Ruhe. Mit einem völlig entgeisterten Gesicht notierte sie die Sachlage. Auf dem Boden neben ihr lag Tsukishima. Ihr war etwas auf den Kopf gefallen. Dieses fühlte sich hart an. So hart wie ein Ball. Das auf ihrem Schoss war eindeutig ein Volleyball. „Regnet es jetzt schon Volleybälle?“, fragte sie mit ernster Miene. „Natürlich nicht!“, antwortete darauf der gefallene Blondschopf, bevor er überhaupt realisierte, wem er eine Antwort gab. Völlig entsetzte sah er Yuzuru an, welche selbst nicht glauben konnte, was hier gerade vorgefallen war. „Uhm… Was machst du da…?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)