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Gemeinsames Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo!

Meine erste FF hier auf Mexx. Ich hoffe, ihr habt Spass beim Lesen. ♥
Ich tue mich schwer mit dem Anfang einer Story. Daher hoffe ich, dass ihr etwas Nachsichtig seit. ;+;
Bin mehr so der Hauptteil-Typ! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huuuuff, Kapitel 2!
Es wurde etwas anders, als ich es geplant hatte... Habs zweimal umgeschrieben. ;w;"

Wünsch euch viel Spass! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huff. Hab das Kapitel nochmals geändert. Bin jedenfalls zufriedener als vorher. °__°"
Noch nicht das Gelbe vom Ei, aber dafür kann ich jetzt beruhigt Kapitel 4 schreiben.

Viel Spass! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 6 ist nach Ewigkeiten und anderer FF's dann doch endlich fertig geworden.
Zwar ist es kein bisschen so geworden, wie ich es geplant hatte, aber irgendwie gefiel mir die Idee dann doch ganz gut.
Einmal mehr weiss ich nicht wirklich, ob ich das so rüber bringen kann, wie ich es gerne möchte. Ich muss mich auch erst wieder richtig in die Schreibwelt einfinden.
In erster Linie schreibt man ja für sich. :D

Für die, die es lesen:

Ich wünsche euch viel Spass. Über Feedback würde ich mich jedenfalls sehr freuen. :3 Komplett anzeigen

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Geheimnis #1

Frühling in Japan.

Was gab es Schöneres als die Kirschblütenbäume in ihrer vollen Pracht zu begutachten und sich für das Jahr neue Ziele zu setzen! Während die meisten Schüler der Karasuno High sich auf den Heimweg machten, war aus der Turnhalle, unmittelbar neben dem Schulgebäude, das Quietschen der Turnhallenschuhe zu hören. Aufschläge und Annahmen waren kraftvoll und energiegeladen. Fast schon beängstigend. Doch neben diesen sonst so harmonischen Klängen gab es dann auch solche, bei denen ganz klar zu hören war, dass da eine Annahme schrecklich schief ging
 

Ein leises Seufzen war am Feldrand zu hören, als die kleine Nummer 10 den Ball ein weiteres Mal nicht richtig annehmen konnte und dieser einmal mehr in seinem Gesicht landete. Es war vorprogrammiert, dass die schon grimmig dreinschauende Nummer 9 auf ihn zugehen und ihm eine Standpauke halten würde. So war das jeden Tag. Mehrmals.
 

„Hiiiinaaaataaaa…“, kam es von Kageyama Tobio, als dieser auf ihn zulief. Der Angesprochene, Hinata Shouyou, war alles andere als begeistert von diesem und wich einige Schritte zurück, als dieser immer näher kam
 

„D..D..Das war keine Absicht! Nächstes Mal klappt das! Versprochen!“ Das angsterfüllte Gesicht des Kleineren stachelte den Schwarzhaarigen nur noch mehr an, welcher ihn nun im Schwitzkasten hatte. Es schien keinen Ausweg mehr zu geben. Hinata schien gedanklich schon mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Mit dem Setter war nicht zu spassen wenn er wütend war.
 

„Kageyama, Hinata. Flirtet gefälligst nach dem Training weiter…“ Der Kapitän des Teams, Sawamura Daichi, stand hinter den Beiden, bereits mit gereizten Gesichtszügen und wenig erfreut darüber, dass sie wieder das Training mittendrin mit solch Albernheiten aufhielten. Entschuldigend verbeugten sich die beiden und nahmen wieder ihre Positionen auf dem Feld ein. Das Gelächter der anderen Teamkameraden war kaum zu überhören, was dem Kleineren irgendwie unangenehm schien. Kageyama sah zu ihm rüber und zuckte zusammen, als er das gerötete Gesicht des Lockvogels erblickte. Mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf und einem „Hinata, Boke!“ verschwand die Röte, doch der Streit fing wieder von vorne an.
 

„KAGEYAMA, HINATA!“, war es nun von Coach Ukai und Sawamura gleichzeitig gekommen. Die beiden fuhren in sich zusammen und entschuldigten sich ein weiteres Mal, ehe das Spiel weitergehen konnte. Nach dem ersten Satz wurde eine kurze Pause eingelegt, was der dunkelhaarige Setter direkt dafür nutzte um mit Hinata über seine Ballannahmen zu sprechen. Die grosse Nummer 11 liess es sich somit auch nicht nehmen, Kageyama aufzuziehen, so wie er es gerne tat.
 

„Oh, eure Majestät. Sie geben sich also mit dem gemeinen Fussvolk ab? Das wir sowas überhaupt erleben dürfen.“ Das Kichern konnte sich der grosse Blonde, Tsukishima Kei, gerade noch verkneifen, als er das wutentbrannte Gesicht des Kleineren sah.
 

„Oh nein, da bekomme ich ja Angst!“ Das Gestichel seinerseits war ebenfalls alltäglich. Sie konnten sich beide gegenseitig nicht leiden und genau das machte es für Tsukishima so unglaublich interessant ihn aufzuziehen.

Hinter den beiden war ein lautes Räuspern zu vernehmen. Langsam drehte sich der Blonde um und fuhr in sich zusammen. Er schien wohl doch zu weit gegangen zu sein, denn nun stand seine Standpauke auf dem Plan. Die Person war zwar kleiner als alle anderen, doch war sie furchterregend wie Sawamura. Weiblich, langes braunes Haar und einen Blick, der jede Seele durchbohrte.
 

„Tsukishima“, fing sie bestimmt an. Dieser sah sie mit einem falschen Lächeln an und fing an einige Schritte zurück zu gehen.
 

„Ja, Prinzess‘chen?“, stichelte er nun auch sie an. Zu seinem Nachteil, wie sich das sofort herausstellen sollte. Sie erwiderte sein falsches Lächeln und warf ihm ein Handtuch entgegen.
 

„5 Runden“, war alles, was sie dazu zu sagen hatte. Das genervte Gesicht Tsukishimas war ihr schon Lohn genug. Er hatte eine sehr schlechte Kondition und mit dieser Strafe hoffte sie, dass er sich vielleicht doch mal verbessern könnte.
 

Da du während des Spiels nur das Nötigste tust, wirst du bestimmt noch genug Energie haben, oder nicht?“ Mit einem lauten Schnalzen machte sich der Blonde daran seine 5 Runden zu laufen, wenn auch mehr als widerwillig. Sie war noch schlimmer als der König höchstpersönlich: Tachibana Yuzuru. Obwohl sie nur eine Managerin war spielte sie sich auf, als wäre sie der Coach!, dachte sich der Blonde immer und immer wieder. Für ihn war das alles nicht mehr als ein einfacher Club. Wieso sich mehr verausgaben als nötig?
 

Nach der dritten Runde Tsukishimas musste sie erneut seufzen, was vor allem ihr Kindheitsfreund Sawamura mitbekam und sie fragend ansah, was denn los sei.
 

„Dai-chan… War ich zu gemein?“, fragte sie unruhig und sah dabei der Nummer 11 weiter beim Rennen zu. Der Angesprochene fing an zu lachen und tätschelte auf ihrem Kopf herum, was sie ganz und gar nicht mochte. Aufgrund ihrer Grösse kam sie sich schon immer vor wie ein kleines Kind. Sie konnte Hinata so gut nachfühlen, wenn er als Highschool Schüler nicht ernstgenommen wurde. Bei ihr war das nicht anders.
 

„Nein. Du hast alles richtig gemacht. Es kratzt einfach an seinem Ego, das ausgerechnet ein Mädchen ihm vorschreibt was er zu tun hat. Kommt etwa mit dem Gleich, wenn Kageyama ihm etwas sagen würde.“ Wirklich aufmunternd waren seine Worte nun auch nicht. Im Gegenteil. Sie fing an daran zu zweifeln, ob es wirklich in Ordnung war ihm diese Strafe aufzuerlegen. Als der Blonde in der vierten Runde völlig ausser Puste an ihr vorbei ging konnte sie nicht mehr anders, als ihm die letzte Runde zu ersparen. Für jemanden ohne Kondition waren 5 Runden vielleicht doch etwas zu viel des Guten. Zumal das Training danach ja auch noch nicht fertig war.
 

Während die anderen mit dem zweiten Satz anfingen, musste sich Tsukishima erst einmal auf der Bank ausruhen. Er wischte sich den Schweiss mit dem Handtuch vom Gesicht, welches Yuzuru ihm vorher zugeworfen hatte und schnalzte bei dem Gedanken ein weiteres Mal, diesmal aber innerlich. Die in Gedanken an geschnalzte stand nun vor ihm und hielt ihm eine Trinkflasche hin, wie es sich für eine Managerin gehörte.
 

„… Woher der Sinneswandel?“, fragte er ungläubig nach. Irgendwie wirkte das alles so surreal.
 

„… Darf ich denn nicht?“ Darauf wusste er keine Antwort. So nahm er also wortlos die Flasche entgegen und trank daraus, ehe er wieder zu ihr aufsah. Ihre fröhlichen Gesichtszüge waren ihm noch suspekter als alles andere was an diesem Tag geschah.
 

„Ist ja ekelhaft“, kam es abschätzig von ihm. Mit zuckendem Mundwinkel sah sie ihn an. Die Kleinere musste sich gerade ziemlich zusammenreissen um nicht auszuflippen. Das Gezanke schien noch länger anzuhalten als es den beiden lieb war.
 

*~~~~*
 

Nachdem das nervenaufreibende Training sein Ende fand, machten sich alle allmählich auf den Nachhauseweg. Yamaguchi, Tsukishima, Sugawara, Sawamura und Yuzuru liefen einen Teil davon zusammen nach Hause. Auch wenn der Blonde und die Brünette nicht immer zusammen harmonierten, so war es zumindest zu diesem Zeitpunkt des Tages sehr entspannt zwischen den beiden gewesen. Vermutlich lag das aber auch eher daran, dass der Grössere seine Kopfhörer aufsetzte und zwischen den beiden noch meist 2 – 4 Leute mehr waren. Somit waren für kurze Zeit die bösen Zungen der Beiden bezwungen.
 

An einer Verzweigung hielten, bis auf die Nummer 11, alle kurz an.
 

„Yuzu, ich gehe noch bei Suga vorbei. Kommst du klar?“, fragte Sawamura und erntete einen entsetzten Blick der Kleineren.
 

„Natürlich. Ich bin doch kein kleines Kind mehr… Vor allem kommt Papa heute wieder nach Hause!“, sagte sie dann leicht eingeschnappt, worauf dieser ihren Kopf kurz tätschelte und sich dann verabschiedete. Insgeheim war sie etwas traurig, dennoch wollte sie ihm das nicht sagen. Er war immer für sie da. Und trotz der Beziehung mit Sugawara zog er sie in allem immer vor. Das schlechte Gewissen plagte sie schon länger. Sie versuchte auch weniger Zeit mit dem Kapitän zu verbringen, damit dieser diese dann für seinen Partner nutzen konnte.
 

Ich kann doch nicht noch länger von ihm erwarten, dass er ständig bei mir ist… Sie musste lernen auf eigenen Beinen zu stehen. In Gedanken versunken registrierte sie Yamaguchi vor sich gar nicht, welcher mit der Hand vor ihrem Gesicht herumfuchtelte, als wäre sie in eine andere Welt abgetreten. Seufzend tippte er ihr dann gegen die Stirn, in der Hoffnung sie aus ihren Träumen wieder aufzuwecken.
 

„Yuzuru… Tsukki ist schon fast nicht mehr zu sehen… Also… Können wir auch los…?“, fragte er dann etwas kleinlaut, was sie dann doch aus ihren Gedanken riss. Sie entschuldigte sich in aller Form bei dem jüngeren, welcher damit nicht umzugehen wusste. Nach all den Formalitäten holten sie Tsukishima dann rennend doch noch ein. Dieser hatte das ganze Tamtam gar nicht mitbekommen und stellte sich dann verwirrt die Frage, warum die beiden so ausser Atem waren. Doch wirklich interessierte es ihn auch nicht wirklich. Gähnend hob er nur seine Hand um so „Tschüss“ zu sagen. Yamaguchi trennte sich danach auch von Yuzuru, welche nun den letzten Teil alleine gehen musste.
 

„Irgendwie ist der Heimweg anstrengender als der Rest vom Tag“, stellte sie seufzend fest, während sie die letzten Schritte bis zu ihrem Zuhause machte. Diese öffnete sie sogleich, stellte dabei aber fest, dass es unerwartet… ruhig war? Sie zog sich ihre Schuhe aus, stellte sie ordentlich hin und machte sich dann mit kleinen und leisen Schritten in Richtung Wohnzimmer auf. Auf dem Sofa sass ihre Mutter, nicht viel grösser als sie selbst und völlig jung geblieben, und starrte in ein Tratschheftchen. Vor lauter Konzentration schien sie ihre Tochter gar nicht gehört zu haben. Während ihre Mutter dieses Magazin so gebannt anstarrte, setzte sie sich neben sie hin, was auch völlig unbemerkt blieb.
 

„Hallo Mama“, sagte sie dann monoton, während die Angesprochene in sich zusammenfuhr. Ihr schien das Herz für einen kurzen Moment stehen geblieben zu sein.
 

„Y…Y….Yuzu…..ru…..?“, fragte sie, als hätte sie eine Geist gesehen.
 

„Ja, Mama - Yuzuru“, neckte die Tochter mit einem herzhaften Grinsen und erntete dafür aufgeplusterte Wangen. Das mochte Yuzuru sehr an ihrer Mutter. Trotz ihres Alters war sie irgendwie ein Kind geblieben. Und gerade das machte sie aus. Wenn die Tochter weinte, dann weinte auch die Mutter. Sie war sehr nah am Wasser gebaut und sehr mitfühlend. Man konnte sie nur lieben.
 

„Sag mal, kommt Papa doch nicht nach Hause?“, wollte sie nun wissen, worauf ihre Mutter nur seufzte und ein etwas trauriges Gesicht machte. Sie schüttelte den Kopf, als Zeichen dafür, dass er wohl auch diesen Monat nicht nach Hause kommen würde.
 

„Na ja, ist ja nichts Neues. Wenn auf der Arbeit so viel läuft können wir das auch nicht ändern. Ist doch gut, wenn er viel zu tun hat.“ Natürlich tat es unglaublich weh, dass er wieder nicht kam. Das war schon der 5. Monat, seit er wieder zur Arbeit gegangen war. Doch sowas wollte sie doch nicht zugeben. Wofür denn? Das würde nur unnötige Probleme machen und ihre Mutter würde sich auch nur noch schlechter fühlen. Das war ganz und gar nicht ihre Art.
 

Besorgt sah die Frau Mutter ihre Tochter an, wollte schon zur Frage ansetzen, ob sie ihren Vater vermissen würde, doch da sprang Yuzuru schon auf, streckte sich und lächelte ihr Gegenüber an.
 

„Ich geh noch ein bisschen Spazieren. Die Kirschblüten sind doch im Moment so unglaublich schön!“
 

*~~~~*
 

Ein lauter Seufzer entwich aus den Tiefen ihres Herzens. Die Nachricht hatte sie doch mehr getroffen als man hätte denken können. Da waren auch die Kirschblüten nicht mehr schön anzusehen.
 

Die Abende blieben immer länger im Licht der Sonne eingetaucht, so dass selbst nach dem Training ein Spaziergang bei Tageslicht drin lag. Doch diesmal war sie nicht wirklich motiviert gross umherzugehen. Eine Sitzgelegenheit hätte ihr vollkommen gereicht um eine Runde im Selbstmitleid zu versinken, ehe sie sich wieder auf den Weg nach Hause machen würde. Es schien auch so, dass sie ein ruhiges Plätzchen auf einer Bank unter einem Kirschblütenbaum fand. Niemand weit und breit. Nur das Rascheln der Blätter der Gebüsche und die umherschwirrenden Kirschblütenblätter. Zumindest schien es so. Sie hatte sich noch gar nicht richtig hingesetzt, da hörte sie plötzlich ein Rumpeln, lautes Geraschel und ein dumpfer Aufschlag. Als sie dann zu ihrer Linken sah, staunte sie nicht schlecht über den Fund. Da lag ein Blondschopf mit dem Gesicht auf dem Boden. Und nicht irgendein Blondschopf. Es war Tsukishima. Also… DIESER Tsukishima. Gerade, als sie Luft holte um etwas zu sagen, fiel ihr etwas auf den Kopf. Dieses Etwas kam auf ihrem Schoss zur Ruhe. Mit einem völlig entgeisterten Gesicht notierte sie die Sachlage.
 

Auf dem Boden neben ihr lag Tsukishima. Ihr war etwas auf den Kopf gefallen. Dieses fühlte sich hart an. So hart wie ein Ball. Das auf ihrem Schoss war eindeutig ein Volleyball.
 

„Regnet es jetzt schon Volleybälle?“, fragte sie mit ernster Miene.
 

„Natürlich nicht!“, antwortete darauf der gefallene Blondschopf, bevor er überhaupt realisierte, wem er eine Antwort gab. Völlig entsetzte sah er Yuzuru an, welche selbst nicht glauben konnte, was hier gerade vorgefallen war.
 

„Uhm… Was machst du da…?“

Geheimnis #2

“Uhm… Was machst du da…?“
 

Das entgeisterte Gesicht der Brünetten war kaum zu übersehen. Und egal wie oft sie das Geschehene im Kopf durch ging, sie kam auf keine Lösung für all das.

Tsukishima, welcher mit geballten Fäusten immer noch auf dem Boden lag und sich eine Ausrede überlegte, war so darin vertieft, das er gar nicht bemerkte, dass sie sich zu ihm runter kniete, um ihn nach Verletzungen zu untersuchen. Oder aber sie wollte nur überprüfen, ob er noch lebte. Denn sie fing an mit einem Stock auf ihm rum zu pieksen, als würde sie eine halbtote Krähe vor sich liegen haben.
 

Überrascht und überfordert zugleich nahm er den Stock aus ihrer Hand und zerbrach ihn vor ihren Augen in kleinste Einzelteile.
 

„Dir geht’s wohl zu gut…“

„Sagt der, der wie ein Sack Reis durch das Gebüsch geflogen kam“, merkte sie unbeeindruckt an, während er sich immer mehr über die Tatsache aufregte, dass er ausgerechnet ihr begegnen musste! Selbst Kageyama wäre ihm lieber gewesen. Oder dieser Zwerg auf Speed. Alles wäre besser gewesen als diese… Raaaaaaaaah!
 

Ihm war im Gesicht abzulesen, dass er sie am liebsten nicht getroffen hätte. Im Fluss versenken oder im Wald vergraben! Vorallem nicht auf diese Art und Weise. Wie uncool war das allgemein, Kopf voran durch ein Gebüsch zu fliegen und dann direkt auf dem Gesicht zu landen? Das war nicht nur uncool sondern auch ziemlich lahm.
 

„Sag mal… Du trainierst heimlich, oder?“, schoss es dann direkt aus Yuzuru heraus. Es war für sie die einzig plausible Erklärung für regnende Volleybälle. Für den Blonden ist damit der Zug abgefahren. Seine Suche nach den Ausreden konnte er stecken lassen. Auch wenn sie nur geraten hatte, so würde sie nicht mehr von dieser Meinung abzubringen sein. Das war zumindest seine Einschätzung gegenüber seiner Managerin.
 

Nachdem eine gewisse Zeit lang betretenes Schweigen herrschte, setzte sich Tsukishima langsam wieder auf und blickte in das Gesicht der Kleineren. Irgendwie war sie ja schon ganz niedlich solange sie ihren Mund nicht aufmachte. Leider öffnete sie diesen aber viel zu oft, seiner Meinung nach. Das Einzige, was er immer wollte, war Ruhe. Nichts anderes auf dieser Welt war angenehmer als die Stille. Dennoch zog es ihn immer wieder unter die Leute. Wenn auch eher gezwungenermaßen.
 

Während sich die beiden stillschweigend ansahen, wurde Yuzuru irgendwann doch sehr unruhig. Sie war kein Mensch mit großer Geduld. Ruhig sein war auch nicht ihre Stärke. Der Blonde war so zu sagen das genaue Gegenteil von ihr. Sie war stets fröhlich, gut gelaunt, hilfsbereit und fand schnell Freunde. Er hingegen war wenig zu beeindrucken, hatte kein Interesse an seinen Mitmenschen und behandelte meist alle von oben herab. Zumindest nach außen hin hab er sich so.
 

„Hab ich irgendwas im Gesicht?“, fragte sie dann kleinlaut nach, weil er immer noch gebannt in ihr Gesicht starrte. Ehe sie noch mehr sagen konnte, stand er bereits kopfschüttelnd auf und seufzte, als er oben ankam. So sah sie noch kleiner aus als ohnehin schon. Bei dem Gedanken musste er innerlich lachen. Wieso er es nicht ausgesprochen hatte, das wusste er nicht. Normalerweise nahm er kein Blatt vor den Mund, schon gar nicht bei ihr. Diesmal schien aber doch etwas anders zu sein. Vielleicht, weil er dabei erwischt wurde, dass er heimlich trainierte und im Club immer den desinteressierten Middleblocker spielte? War sein Interesse an Volleyball doch größer, als man annahm?
 

„Zeigst du mir, wo du trainierst?“ Mittlerweile war sie auch wieder aufgestanden und sah ihn eindringlich an. Wenn es um Volleyball ging war sie Feuer und Flamme.
 

Verdammt..., dachte er sich und tippte sich mit dem Zeigefinger auf der Stirn rum, bis er an eine Schürfwunde tippte, die ein brennendes Ziehen auslöste. Seufzend setzte er zum Gehen an, ohne ihr eine Antwort zu geben. Schnurstracks streckte die Brünette die Hand aus und hielt den Blonden am Shirt-Zipfel fest, so dass er innehalten musste. Was blieb ihm denn anderes übrig? Er winkte mit der Hand, als Zeichen dafür, dass sie ihm folgen sollte – wenn auch eher widerwillig. Augenblicklich ließ sie los, strahlte über beide Ohren hinweg und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Das war ihm merklich unangenehm. Denn wenn auch nicht viele Leute da waren, so sah es sehr ulkig aus. Tsukishima fiel mit seinen 1.90 immer schnell auf, doch mit Yuzuru daneben mit ihren 1.59 fiel er noch viel mehr auf, als sonst schon. Vereinzelt fielen auch Bemerkungen einiger Passanten recht harsch aus.
 

„Was ist denn das? Führt er seine kleine Schwester etwa Gassi?“

„Das sieht ja lustig aus.“

„Ein Highschoolschüler und eine Mittelschülerin? Ist das legal?“
 

Dem Größeren waren die Bemerkungen ja sichtlich egal. Über seine Größe wurden schon immer Bemerkungen gemacht, wenn er mit kleineren Leuten unterwegs war. Dennoch waren die niemals so negativ ausgefallen wie diese mit Yuzuru.

Die Kleinere interessierte sich aber auch nicht dafür. Sie summte vor sich hin, als wäre sie froh über die Begegnung mit Tsukishima gewesen.

Was ihn noch mehr verdutzte als ihr Verhalten, war die Tatsache, dass sie mit ihm Schritt halten konnte. Für so kleine Beine war sie doch sehr flink.
 

Am Ziel angekommen musste Yuzuru kichern. Hinter all dem Dickicht der Bäume gab es einen kleinen freien Platz. Ein Ast eines Baumes ragte genau auf der Höhe eines Volleyballnetzes heraus und war optimal für Aufschläge gemacht.

Während sie sich auf dem Platz weiter umsah, machte sich der Blonde langsam Gedanken darüber, was passieren würde, wenn sie dem Team ausplauderte, was sie gesehen hatte. Yamaguchi wäre garantiert sehr traurig, Kageyama würde sich daran ergötzen und ihn auslachen, Zwerg auf Speed würde darauf beharren mit ihm zu trainieren. Durch seine Gedankengänge hatte er gar nicht mitbekommen, dass die Kleinere ihm schon die ganze Zeit in die Seite stupste um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Erst, als sie reinkniff und er sein Gesicht verzog schaute er zu ihr herunter.
 

„Was...?“, fragte er pampig nach, während er ihre Hand wegschob.

„Ich werd’s niemandem erzählen.“ Er traute seinen Ohren nicht. Das war doch bestimmt nur eine Falle. Welchen Grund hätte sie gehabt, das für sich zu behalten? Das wäre die Gelegenheit gewesen ihm eins auszuwischen.

Noch bevor er einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, flog der Volleyball auf ihn zu. Für ihn als Blocker war das kein großes Problem diesen zu halten. Ehe er etwas sagen konnte, blickte er in ein Gesicht voller Trauer. Zwar lächelte die Kleinere, doch es schien aufgezwungen und falsch. Ihr Blick wanderte am Boden entlang. Von den kleinen Ameisen, die ihre Beute in den Ameisenbau bringen wollten, über kleine Spinnen die durch das Gras huschten, bis hin zu Tsukishimas Schuhen.

Sogleich wanderten ihre Augen Stück für Stück seinen langen Körper hinauf, bis sie schlussendlich bei seinem entnervten Gesicht ankam. Ein leises Lachen entfuhr ihr, ehe sie sich bei ihm entschuldigte. Der Angesprochene seufzte einmal aus tiefstem Herzen und setzte sich danach auf den Boden. Yuzurus verwunderter Ausdruck war zwar amüsant mit anzusehen, dennoch hatte er keine Lust sie aufzuziehen.
 

„Irgendwas stimmt nicht mit dir und das ist unheimlich. Was willst du von mir?“, stellte er ihr nun die Frage, worauf sie zuerst verdutzt dreinschaute, danach aber kichern musste.
 

„Bist du dir sicher, dass du dir anhören willst, was ich zu sagen habe?“, entgegnete sie ihm, die Antwort schon wissend.
 

„Eigentlich will ich es nicht, aber wenn ich es nicht tue, nervst du nur noch mehr rum.“

„Ja, da könntest du recht haben…“, merkte sie an und sah bedrückt zu Boden. Dieser Anblick löste im Grösseren ein seltsames Gefühl aus. Er konnte es nicht beschreiben, da er nie solch ein Gefühl verspürte. Ohne darüber nach zu denken klopfte er mit der rechten Hand neben sich auf den Boden, als Zeichen dafür, dass sie sich neben ihn setzen sollte. Kurz nachdem er das tat, verfluchte er sich innerlich dafür. Verwundert über diese Geste, setzte sie sich langsam neben ihn, sein Gesicht beobachtend. Der Blonde schien verwirrt über seine eigenen Handlungen gewesen zu sein, das amüsierte sie für einen kurzen Augenblick.
 

„Wieso zanken wir uns eigentlich immer, Tsukishima?“, wollte sie nun von ihm wissen. Ihre Stimme klang unsicher, schon fast wie bei einem kleinen Kind.

Für den Angesprochenen kam die Frage zu unerwartet. Solche Konversationen war er sich nicht gewohnt. Nicht einmal Yamaguchi konfrontierte ihn mit solchen Sachen, geschweige denn mit seinen Problemen. Das interessierte ihn auch nie, schliesslich war jeder für sein eigenes Leben verantwortlich, so eigentlich auch Yuzuru für ihres. Doch es fing an sich etwas in ihm zu verändern. Das war doch bestimmt die Schuld vom König und seinem Hofnarr! Zwerg auf Speed hatte es schliesslich geschafft, dass der grosse Diktator weich wurde. Das würde mit ihm auch passieren, würde er weiter mit ihr reden!
 

„Weil wir grundverschieden sind?“, entgegnete er ihr und kratzte sich am Hinterkopf, da er keine bessere Antwort auf ihre Frage hatte. Er wusste doch selber nicht, warum sie sich immer und überall zofften. Irgendwie und irgendjemand hatte damit angefangen und damit war das Ganze schon passiert. Die Kleinere winkelte ihre Beine etwas an, damit sie diese mit ihren Armen umschliessen konnte.

Irgendwie fand sie keine passenden Worte, um mit dem Blonden weiter darüber zu reden. Alle Dinge, die ihr in den Sinn kamen, die sie hätte sagen wollen, wären nur wieder zu einem Problem geworden, da Tsukishima sonst wütend gewesen wäre. Dennoch wollte sie es nicht einfach so stehen lassen. Selbst wenn es Ärger gegeben hätte.
 

„Ich denke eher, dass ich das Problem bin, weil ich nicht nachvollziehen kann, wieso man nicht vollen Einsatz zeigen kann…“

Da schien sich der Grössere beim Atmen verschluckt zu haben, als er realisierte, was sie ihm unterschwellig damit sagen wollte. Hustend versuchte er das aufgenommene richtig in seinem Kopf zu ordnen, bevor er etwas darauf antwortete. Verwirrt darüber, dass er plötzlich hustete, klopfte die Kleinere ihm auf den Rücken, um ihm irgendwie dabei zu helfen. Dass es nur noch schlimmer wurde konnte er ihr nicht mal sagen, daher schob er sie einfach ein Stück zur Seite.

Nachdem das Ganze ein Ende fand, er wieder normal atmen konnte, blickte er zur Seite und seufzte einmal kräftig, als er die gedankenverlorene Yuzuru ansah.
 

„Und was genau willst du mir damit nun sagen?“, fragte er, als wäre nichts gewesen. Dass das Sprechen dennoch etwas im Hals kratzte, wollte er sich nicht anmerken lassen. Er zeigte sich schon zu viel von seiner uncoolen Seite.

Die Brünette sah zu ihm auf. Ihre Augen trafen mit seinen zusammen, was dem Grösseren wieder ein seltsames Gefühl bescherte. Er schien krank zu werden, anders konnte er sich das nicht erklären.
 

„Was ich damit sagen will… Nun, ich denke, dass ich damit zugebe, dass ich neidisch auf euch alle bin, dass ihr unbeschwert Volleyball spielen könnte – ohne jegliche Einschränkungen. Und… Es tut mir leid, dass ich deswegen immer mit dir einen Streit anfange…“ Ihr Blick löste sich von seinem und richtete sich auf ihre angewinkelten Beine. Es fiel ihr schwer darüber zu reden. Jedoch war ihr bewusst, dass sich der Blonde nicht grossartig dafür interessieren und es einfach ignorieren würde. Zu ihrem Erstaunen jedoch lag sie mit dieser Annahme daneben. Seine Augen weiteten sich ein kleines Stück. Nach den richtigen Worten suchend fing er an mit einem Zeigefinger wieder gegen seine Stirn zu tippen und kam wieder an seine Schürfwunde an, welche erneut ein brennendes Ziehen auslöste. Er verzog sein Gesicht kurz, ehe das Ziehen wieder in Vergessenheit geriet. Weiter in seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass die Kleinere neben ihm etwas aus ihrer Jackentasche kramte und etwas Kleines heraus zog. Während er grübelte, klebte sie ihm ein Pflaster auf die Schürfwunde.

Überrascht von der Geste sah er ihr wieder ins Gesicht – Diesmal lächelte sie ihm ehrlich entgegen. Dafür, dass sie sonst eine lausige Managerin war, hatte sie schon immer ziemlich viele Pflaster und Verbandszeug bei sich, dabei war es nur Hinata, welcher sich permanent Verletzungen zuzog. Das wunderte ihn schon zu Beginn, als sie neu auf die Karasuno High kamen. Schon da hatte sie so viele Pflaster dabei.

Auch erst in diesem Moment ist ihm aufgefallen, dass sie selbst einige Pflaster an der Hand trug. Bestimmt waren an anderen Körperstellen noch mehr zu finden, jedoch waren diese mit Jacke und langen Jogginghosen verdeckt. Während er gebannt auf ihre Hände starrte und sich fragte, woher sie sich diese zuzog, stand diese auf und nahm den Volleyball im selben Zug auch hoch.

Da fiel ihm auch auf, dass er Yuzuru bisher noch nie ohne ihre Karasuno Jacke oder der Winter Schuluniform gesehen hatte. Deswegen hatte er sich aber nun wirklich noch nie unnötige Gedanken darüber gemacht.
 

„Für mich war Volleyball immer alles…“, sagte sie, mit dem Blick von Tsukishima abgewendet.
 

„‘War‘?“, fragte er nach, da es schien, als wäre dies Vergangenheit. Mit einem Ruck drehte sie sich wieder zum Blondschopf, schickte ihm den Ball zu und öffnete ihre Jacke. Ihr Gegenüber verstand die Welt für einen kurzen Moment nicht. Wieso zum Geier zog sie sich vor ihm aus?!

Dieser Gedanke war nur von kurzer Dauer. Als Yuzuru die Jacke von ihren Armen streifte war sein Kopf wie leer gefegt.
 

„Durch einen Unfall ist es mir nicht mehr möglich Volleyball zu spielen…“ Ihre Oberarme waren vernarbt, insbesondere der rechte Arm schien gelitten zu haben.
 

„Wir haben alle möglichen Operationen durchgeführt, damit ich wenigstens reguläres Training mitmachen könnte, doch leider waren alle Behandlungen umsonst… Ich sollte laut den Ärzten froh sein, dass ich diese überhaupt noch bewegen und sie spüren kann.“ Sie verkrampfte sich, ballte ihre Hände zu Fäusten und versuchte nicht wütend zu werden.
 

„Wieso erzählst du mir das alles? Wir sind weder Freunde noch sonst irgendwas. Du hast also keinen Grund mir das zu erzählen“, bemerkte der Grössere an. Es schien, dass seine Aussage sie irgendwie beruhigte. Ihre Haltung löste sich schlagartig und sie schien erleichtert.
 

„Weil wir dasselbe Geheimnis teilen. Wir sind also sowas wie Partner“ antwortete sie ihm lächelnd und zeigte dabei auf den Volleyball. Der Grössere verstand nicht, worauf sie hinauswollte und warf ihr diesen wieder zu. Kurz innehaltend sah sie den Ball in ihren Händen an, holte tief Luft, drehte sich zum Ast mit dem Tsukishima trainierte und setzte zum Aufschlag an. Auch wenn dieser nicht viel Kraft hatte, so flog er gezielt auf die andere Seite.
 

„Ich trainiere heimlich. Wüsste Daichi davon, würde er mir die Hölle heiss machen. Verstehst du jetzt, wieso ich den anderen nichts sagen werde?“ Mit einem breiten Lächeln drehte sie sich wieder zum Grösseren und streckte ihm eine Hand entgegen. Der Blonde war sichtlich verwirrt von all ihren Stimmungswechseln, doch konnte er es ihr nun nicht ausschlagen die Hand anzunehmen. Also nahm er ihre Hand, wobei er merkte, dass sie ihn hochziehen wollte. Er gab nach und stand dann wieder vom Boden auf. Sie konnte noch so nervig sein, diesen Zug musste er ihr hoch anrechnen. Es schien nicht einfach gewesen zu sein damit umzugehen. Damit klar zu kommen, dass sie nie wieder diesen Sport ausüben konnte, welcher Tsukishima nach aussenhin immer nur halbpatzig anging.

Ein kleines Lächeln entwich ihm, während er ihr den Kopf tätschelte. Das schien ihr zwar keineswegs zu gefallen, da sie Daichi schon immer wie ein kleines Kind behandelte, doch bei ihm wollte sie es nun zulassen – Wann würde er denn als nächstes so nett zu ihr sein?

Als sie sein Lächeln sah, verschlug es ihr ohnehin die Sprache. Sie hätte ihm gar nichts entgegnen können. Wer hätte das bei diesem seltenen, ehrlichen Lächeln Tsukishimas noch gekonnt? Ihr selbst entwich ein leises Kichern, als sie sich diese Gedanken machte. Irgendwie war es nun anders zwischen den Beiden, aber es war ihr keinesfalls zuwider. Im Gegenteil, sie fand dieses neue Gefühl des Vertrauens sehr angenehm.
 

„Da wir nun Komplizen sind… Könnten wir doch ab sofort zusammen trainieren!“, schoss es plötzlich aus ihr heraus. Als hätte sie die brillanteste Idee des Jahrhunderts gehabt, strahlte sie den Grösseren an. Ob er das wirklich hätte verantworten können? Er schien jedenfalls nicht sonderlich begeistert von dieser Sache. Zumal das heissen würde, er hätte sie 4 Mal am Tag an der Backe. Da sie so viel und gerne redete, wurde ihm schon beim Gedanken ganz schwindelig.
 

„Gut, dann ist es abgemacht!“

„WAS?!“ Über seine Reaktion wenig verwundert musste sie loslachen. Im nächsten Moment hörte man ein ‚Klick‘-Geräusch und vernahm ein noch entsetzteres Gesicht als zuvor.
 

„Das lass ich als Poster drucken und häng das im Umkleideraum auf“, kicherte sie neckisch und zeigte mit ihrem Handy das Foto, welches sie von Tsukishima geschossen hatte. Dieser nahm sämtlich gut gemeinten Worte im selben Moment wieder zurück und wollte nach ihrem Handy greifen. Jedoch war sie ihm zuvorgekommen und steckte es wieder in ihre Hosentasche zurück.

Mit seinem Schicksal abfindet seufzte er einmal kräftig aus sich heraus. Das war der schrecklichste Tag seines Lebens.
 

Die Beiden bemerkten erst einige Zeit später – sie zankten sich noch ein paar Mal – dass es schon ziemlich spät geworden und es zum Trainieren effektiv zu dunkel geworden war. Mittlerweile hatten sich die beiden darauf geeinigt, dass sie zusammen jeden Tag trainieren würden, jedoch nur unter der Bedingung, dass es unter ihnen blieb und Yuzuru jeden Abend etwas zum Knabbern mitbrachte.
 

Der Blonde packte seine Sachen zusammen und verabschiedete sich danach von der Kleineren. Auch wenn diese schien, als würde sie nicht nach Hause wollen, so musste er dennoch nach Hause. Seine Mutter würde sich bestimmt schon Sorgen machen.

Etwas niedergeschlagen von der ‚Trennung‘ machte sich auch diese langsam auf den Heimweg, wenn auch ohne ein gutes Gefühl dabei. Ihre Mutter machte sich ganz bestimmt Sorgen. Einerseits wegen ihrem Vater, andererseits weil sie so spät nach Hause kam.
 

Zuhause angekommen kam ihr am Eingang auch schon ihre Mutter entgegen. Und wie sie es sich dachte, sie machte sich wahnsinnige Sorgen. Mit etwas gespieltem Lächeln erklärte sie ihr, dass sie die Zeit beim Spazieren völlig vergessen hatte, es ihr aber sehr gut getan hat und dies nun jeden Abend tun würde, damit sie von ihren Gedanken etwas wegkommen würde. Die Antwort schien ihre Mutter zwar weniger zu befriedigen, doch sie konnte ihr nichts mehr entgegnen.
 

„Daichi hat vorhin noch angerufen und nach dir gefragt. Du warst auf dem Handy nicht erreichbar“, richtete sie ihrer Tochter noch aus, bevor sie wieder im Wohnzimmer verschwand, während Yuzuru die Treppen zu ihren Zimmer hochstieg.
 

Selbst wenn er bei Suga-chan ist denkt er immer daran sich jeden Abend zu melden… Wenn er so weiter macht hat auch er keine Geduld mehr mit Dai-chan… Ich will das nicht… Ihre positiven Gefühle während sie mit Tsukishima zusammen war, waren plötzlich wie weggeblasen. Als wären diese niemals dagewesen.

Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, machte das Licht an und schloss hinter sich wieder ab. An diesem Tag wollte und konnte sie sich Zuhause nicht wohlfühlen. Am liebsten wäre sie wieder nach draussen gegangen, doch es war recht kühl geworden und bei diesem geringen Lichtverhältnis hätte sie nichts unternehmen können. So war sie gezwungen im Zimmer zu verweilen.

Sie griff nach ihrem Handy in der Hosentasche und schaltete den Flugmodus wieder ab, damit sie wieder Nachrichten entgegennehmen konnte.
 

7 verpasste Anrufe

11 neue Nachrichten
 

Davon waren sieben Anrufe und neun Nachrichten alleine von Daichi. Seufzend las sie sich die Nachrichten durch.

- Wieso hast du dein Handy ausgemacht?

- Bist du sauer auf mich?

- Es tut mir leid…

- Morgen komm ich zu dir!
 

Und noch fünf weitere, seltsame Nachrichten. Anstatt darauf zu antworten rief sie ihn direkt an. Auch wenn es ihr nicht wirklich danach war, aber lieber sofort die Diskussion als am nächsten Morgen.

Sie wählte seine Nummer, hörte einmal das Anrufgeräusch bevor er abhob und antwortete.
 

„Ja?“

„Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wieso ich anrufe. Du und deine Überfürsorge.“

„Es hätte wieder etwas sein können…“

„Ist es aber nicht. Mal nicht immer gleich den Teufel an die Wand.“

„Ich mache mir doch nur Sorgen.“

„Das ist mir auch klar, und ich bin auch sehr froh um deine Sorge. Aber so schnell passiert mir nicht irgendwas.“

„…“

„Bist du noch bei Suga-chan?“

„Ja, wollte eigentlich gerade los um bei dir vorbeizuschauen.“

„Bleib bitte über Nacht bei ihm…“

„Was?“

„Ich möchte heute allein sein. Er würde sich bestimmt freuen, wenn du bei ihm bleiben würdest…“

„Nimmst du etwa Rücksicht auf uns? Das musst du doch nicht, ich meine…“

„Bitte, Daichi.“

„… So nennst du mich nur, wenn du es ernst meinst.“

„Dann verstehst du ja, was das heisst...“

„Hah… Na schön. Aber morgen reden wir nochmal.“

„Bitte nicht.“

„Haha, oh doch, das werden wir.“

„Ich geh dann mal ins Bett. Wünsche euch eine gute Nacht und bis morgen, Dai-chan…“

„Dir auch. Bis morgen.“
 

Yuzuru warf das Handy neben sich auf das Kopfkissen, liess sich selber darauf fallen und seufzte tief, während sie das Foto auf dem Schreibtisch ansah.
 

„… Könnte ich doch nur die Zeit zurück drehen und das ungeschehen machen, was letztes Jahr vor den Inter-High passiert ist…“

Auf dem Foto war das Mädchenvolleyballteam der Karasuno High. Yuzuru war auf dem Foto im ersten Jahr der Highschool und schien glücklicher denn je darauf zu sein. Bei dem Gedanken an die Zeit vor dem Unfall, drehte sie sich auf die andere Seite zu ihrem Handy und blickte auf dieses. Es blinkte immer noch nervös, weil sie noch ungelesene Nachrichten hatte.

Diese las sie sogleich und öffnete verwundert die Augen ein Stück weiter.
 

Hey., war die erste Nachricht von einer unbekannten Nummer.

Wenn du die Snacks vergisst, bist du richtig lahm., die zweite. Sie musste lachen – Es schien so typisch Tsukishima zu sein, dennoch tat es ihr in diesem Moment so unglaublich gut.
 

Die nächsten Tage schienen interessant zu werden…

Geheimnis #3

3 Monate später…
 

Wie jeden Morgen machte der Wecker einen riesen Lärm, nur um Yuzuru aus dem Bett zu bekommen. Es gab wohl niemanden auf dem Planeten Erde, der einen so lauten Klang benötigte um wach zu werden.

Langsam räkelte sie sich in Richtung ihres Weckers, damit dieser endlich Ruhe gab. Völlig erledigt legte sie sich wieder flach auf das Bett, eher sie anfing wie ein kleines Kind zu strampeln. Ein Morgenmuffel durch und durch.

Während ihre Eltern richtige Frühaufsteher waren, konnte sie sich in den ersten zwei Stunden kaum motivieren etwas zu tun. Egal welcher Event anstand – sie hasste es aufstehen zu müssen. Das warme, weiche und wohlige Bett voller Geborgenheit zu verlassen widerstrebte ihr schon von klein auf.

Diesmal schien die Morgenzicke besonders widerwillig zu sein. Da war dann wohl die Kraft der Frau Mutter gefragt!

Diese trat in das Zimmer ihrer Tochter, riss die Vorhänge mit einem schönen Schwung auf und sah zu dem sich kullernden Bettdecken-Burrito neben sich. Sie schnappte sich eine Ecke der Bettdecke, zog einmal kräftig und liess die darin eingewickelte über das Bett direkt an die Wand rollen. Mit dem Gesicht direkt dagegen geknallt fluchte Yuzuru innerlich und strampelte erneut mit ihren Beinen.

Seufzend stemmte ihre Mutter die Hände in die Hüften und ermahnte diese, dass sie augenblicklich aufstehen solle, ansonsten würde sie zu spät zur Schule kommen.

Nörgelnd setzte sie sich im Schneidersitz auf, kratzte sich am Bauch und gähnte einmal tief aus der Seele. Der Drache des Hauses zog wieder von dannen und liess eine kaputte Kreatur zurück.

Ich will schlafen…, meckerte sie gedanklich weiter, ehe sie sich langsam aus dem Bett hob und in Richtung Badezimmer schlenderte.
 

In diesem angekommen gähnte sie ihren Spiegel an, bevor sie nach ihrer Zahnbürste griff, Zahnpasta drauf schmierte und diese dann in ihren Mund steckte. Mit der anderen Hand rieb sie sich ihre Augen, welche immer noch mit Schlaf versehen waren. Die Gedanken konnten noch gar nicht geordnet werden, da diese noch im Standby-Modus waren. Nach der Mundspülung wusch sich die Schlafmütze das Gesicht, blickte erneut in den Spiegel und verfluchte die Welt dafür, dass man zur Schule musste.
 

Nachdem sie mit allem im Bad fertig war, ging sie zurück in ihr Zimmer um die Schuluniform anzuziehen und ihre Haare zu einem Zopf zu flechten, welcher an der rechten Schulter runterhing. Zufrieden damit ging sie dann in Richtung Küche, wenn auch immer noch sehr träge und müde.
 

Kaum betrat sie diese, war ihre Müdigkeit wie weggefegt. Auf ihrem Platz sass jemand. Jemand, der nicht hätte dort sitze sollen. Einmal ungläubig die Augen reibend, blickte sie erneut hin. Es war entsetzlich. Keine Einbildung!
 

„… Was machst du hier…?“, stellte sie diesem die Frage, worauf sie nur einen desinteressierten Blick erntete. Die Augen, welche durch eine schmale Brille direkt zu ihr hinsahen, schienen schon fast schadenfreudig zu lachen.
 

„Das kann ja heiter werden…“ Sie dachte in dem Moment daran, dass Daichi ihr die Hölle heiss machen würde, sobald er Tsukishima entdecken würde. Die ewige Fragerei, wieso der Blonde in ihrem Haus war und wieso dieser sie abholte. Es schien nicht wirklich so, als wolle dieser die ganze Sache mit dem Training verheimlichen. Das machte die ganze Sache nicht einfacher es vor ihrem besten Freund zu verheimlichen.
 

„Yamaguchi ist krank, deswegen bin ich hier.“
 

„Tu nicht so, als würdest du Gesellschaft brauchen.“
 

“Wie herzlos von dir.“ Genervt von der Aussage setzte sich Yuzuru doch auch mal auf einen Stuhl, die Zeit blieb schliesslich nicht stehen, auch wenn das manchmal besser gewesen wäre.

Auch wenn die beiden sich nach wie vor mehr zankten als sich richtig zu unterhalten, so genoss es die Brünette trotzdem, so viel Zeit mit ihm zu verbringen. In diesen 3 Monaten hatte sie den Blonden ziemlich lieb gewonnen. Doch ihr war auch bewusst, dass sie ihn mehr oder weniger als Ersatz für ihren Kindheitsfreund benutzte, da dieser immer weniger Zeit für sie hatte als zuvor. Daran war sie aber ganz klar selberschuld, da sie darauf bestand, dass dieser mehr Zeit mit Sugawara verbrachte. Bis in alle Ewigkeit konnte Daichi nun mal nicht bei ihr sein, und das war ihr bewusster als jedem anderen.
 

Seufzend verschlang sie ihre zwei Toastscheiben. Ihr verging nach ihren Gedankengängen die Lust auf die Schule und den Club. Trotzdem musste die Kleinere durch das Ganze durch, ob es ihr nun lieb war oder nicht. Da die Schule kein Wunschkonzert war, mussten die beiden sich allmählich auf den Weg machen.
 

*~~~~~*
 

Schule und Clubaktivitäten waren endlich überstanden und der Nachhauseweg konnte angetreten werden. Daichi und Sugawara schickten Tsukishima und Yuzuru vor, da sie noch etwas zu erledigen hatten. Die Enttäuschung in ihr breitete sich immer mehr aus, doch sie wollte sich nach wie vor nichts anmerken lassen. Ihre Selbstsucht ging ihr selbst schon viel zu weit. Irgendetwas musste sich ändern, so schwer es ihr auch fiel.
 

„Er verbringt ja echt kaum noch Zeit mit dir“, kommentierte der zu gross geratene Middleblocker unbeeindruckt und setzte seine Kopfhörer auf. Egal wie sehr es die Kleinere versuchte, sie wurde nicht schlau aus ihm. Erst kommt er sie morgens abholen weil Yamaguchi krank sei und trotzdem hatte er kein Wort mit ihr geredet. Zwar war ihr das mehr als recht, aber sie verstand ihn einfach nicht, egal wie sehr sich Yuzuru auch anstrengte. Ihre Antwort verkniff sie sich daher und ging einfach stillschweigend neben ihm her. Mit der Zeit hatte sich der Grössere dem Tempo seiner Trainingspartnerin angepasst. Alleine durch die langen Beine seinerseits war er generell schneller, auch wenn er für seine Verhältnisse langsam lief.
 

Der Weg gabelte sich, wie jeden Tag, und die beiden verabschiedeten sich für wenige Minuten. Das geheime Training der beiden fand nach wie vor statt. In dieser Zeit schienen sie wie ein Herz und eine Seele. Solange beide den Mund nicht öffneten.
 

Daheim stellte sie fest, dass ihre Mutter nicht zu Hause war, aber auch keine Nachricht hinterliess. Diese war sicherlich einkaufen gegangen, so dachte sich Yuzuru. Sie schnappte sich ihre Sachen, mit unter einen Volleyball und machte sich bereits auf den Weg zu ihrem Treffpunkt.
 

Ich bin zu früh…, dachte sie sich, setzte sich auf die Bank und seufzte einmal tief aus. Tsukishima würde erst einige Minuten später eintreffen, so wusste sie nicht, was in der Zwischenzeit anzustellen. Sie zückte ihr Handy hervor, checkte ihre Nachrichten und machte das Display daraufhin wieder aus. Niemand hatte ihr geschrieben. Nicht einmal Daichi, welcher sonst jeden Tag schrieb. Ohne ihn schien die Brünette ziemlich aufgeschmissen zu sein, zumindest machte es den Eindruck danach.
 

„Oi, Sawamura ist nicht dein Freund, also komm runter.“ Yuzuru zuckte heftig zusammen. Die Stimme Tsukishimas kam zu überraschend, so gedankenversunken wie sie war. Doch seine Worte sprachen die Wahrheit.
 

„Ja, ich weiss… Ich arbeite daran…“, entgegnete sie ihm, den Blick auf den Boden gerichtet. So konnte sie ihm nicht in das Gesicht sehen. Dieser hingegen seufzte nun auch, setzte sich neben die Kleinere hin und setzte ihr eine Dose mit Limonade auf den Kopf. Überrascht blickte diese dann doch in sein Gesicht, welches nach wie vor von Desinteresse gezeichnet war. Obwohl er immer den Eindruck machte, als wäre ihm alles egal, so hatte er auch seine netten und fürsorglichen Seiten. Zwar sehr selten, aber sie waren da. Langsam schlich sich endlich wieder ein Lächeln auf die Lippen der Betrübten. Zufrieden nickte der Grössere, stand auf und reichte ihr die Dose nun hin. Sie bedankte sich leise bei ihm, nahm die Dose etwas zögerlich an sich. Diese Fürsorge seinerseits war seltsam, aber doch so angenehm und wohltuend.
 

Doch dafür war keine Zeit zum Nachdenken. Je mehr Zeit für solche Dinge verstrich, umso weniger blieb für das Training! So machten sich die beiden daran ihrem Trainingsplan nachzugehen. Hauptsächlich dafür, dass der Blonde seine Fähigkeiten verbessern konnte. Für die Brünette war das Training mehr eine Gelegenheit um nicht aus dem Takt zu fallen und das Volleyballspielen zu verlernen. Zwar sagte Daichi immer, dass es wie Fahrradfahren wäre und sobald ihre Wunden geheilt seien sie wieder wie gewohnt spielen könnte. Doch diesen Worten schenkte sie kein Gehör. Ihr war mehr als bewusst, dass dies nicht der Fall sein würde, so nahm sie die Sache selbst in die Hand und trainierte seit dem Unfall heimlich selbst. Mit Tsukishimas Zusammenspiel fühlte sie sich besser.

Jedoch…
 

Den Ball, welcher der Grössere ihr zuspielte, konnte sie nur schlecht annehmen. Dieser flog bei der Annahme erst einmal davon.

Ihre Schulter schmerzte schon seit längerer Zeit, doch wollte sie unter keinen Umständen das Training deswegen beenden.

Wissend, welche Konsequenzen auf sie zukommen könnten, konnte und wollte die Brünette ihrem blonden Trainingspartner nichts von all dem erzählen. Diesen würde es ohnehin herzlich wenig stören, würde dieses gemeinsame „Ding“ zwischen ihnen nicht mehr sein, schätzte sie ihn ein.
 

Dem davon geflogenem Ball ging sie dann etwas zögerlich hinterher. Dummerweise war dieser durch das Gebüsch auf den eher belebten Gehweg gerollt. Nicht weiter nachdenken bahnte sie sich den Weg zu jenem, wollte ihn aufgehen, doch wurde dieser ihr vor der Nase weggeschnappt. Völlig entnervt sah sie zuerst zum Ball, danach wanderte ihr Blick weiter in Richtung Gesicht, welches ihr jegliche Worte aus dem Wortschatz fegte, die sie jemals gelernt hatte. Yuzuru sass ziemlich in der Scheisse.
 

„… Ist das dein Ball, Yuzuru?“ Jegliche Hoffnung, dass ihr Gegenüber einfach ohne ein Wort wieder gehen würde war mit einem Schlag zerstört.
 

„J… Ja. Danke, Tobio…“ Da ihr sonst nichts einfiel, was sie ihm entgegnen könnte, streckte sie die Hände aus, als Zeichen dafür, dass der Ball doch gerne wieder zu ihr möchte. Oder sowas in der Art jedenfalls! Diesen legte er ihr auch ohne jeglichen Widerstand in jene, die sie aussteckte. Sich erneut bedankend nahm sie den kugelrunden Freund entgegen, wollte sich gerade verabschieden.
 

„Wo bleibst du, Dummkopf?“, war es dann unerwartet von der anderen Seite des Gebüschs zu hören. Dieser Idiot! Kageyama ging auf die Stimme zu, die ihn dunkel an Tsukishimas erinnerte. Noch bevor er diese jedoch erreichen konnte, stellte sich die Kleinere in den Weg. Nur konnte sie ihm nun keine plausible Ausrede auftischen. So geriet alles aus dem Ruder.
 

Der Blondschopf trat genervt aus dem Gebüsch heraus, weil ihm das alles viel zu lange dauerte. Schliesslich musste sie doch bloss einen Ball holen, und keine halbe Weltreise machen

Als er sich die Sachlage anschaute, wurde ihm langsam bewusst, wieso das alles so lange gedauert hatte.
 

„… Was macht denn unser König hier?“, fragte er dann monoton nach, während er mit dem Finger auf jenen zeigte, den er meinte. Mit einem Reflex hatte Yuzuru ihm den Finger bereits nach unten gedrückt und ihn eindringlich angesehen. Er durfte auf gar keinen Fall irgendwas sagen! Tsukishima war amüsiert darüber, dass sie solch ein Theater veranstaltet, nur damit niemand davon mitbekam.
 

„Das könnte ich dich auch fragen“, sagte Kageyama etwas entnervt. Er konnte mit diesem arroganten Kerl einfach nichts anfangen. Alleine, dass er niemals 100% gab störte ihn schon grundlegend an ihm.
 

„Na, ich habe ein Date mit Yuzuru. Das sieht man doch.“ Seine Aussage kam selbst für die Kleinere sehr unerwartet. Er scherzte ja gerne, aber selbst für seine Verhältnisse ging dieser Scherz zu weit. Doch dieser Blödsinn seitens Tsukishima löste etwas in ihr aus. Ihre Wangen wurden enorm heiss und ihr Herz raste, als wolle es einen Marathon gewinnen. Und gerade das machte sie unglaublich nervös und verlegen. Sie holte daher einmal mit der Hand aus und schlug diese geradewegs in seine Hüfte. Irgendwie musste die Verlegenheit tuschiert werden.
 

„Dir geht’s wohl etwas zu gut heute…“, merkte sie dann schnaubend an, als dieser sich die Stelle hielt, gegen die sie zur wenige Sekunden vorher so brutal geschlagen hatte. Zumindest sah es so aus. Da sie selber kaum Kraft hatte, machte es Tsukishima herzlich wenig aus. Trotzdem tat er so, als wäre es der Mörderschlag schlechthin gewesen.
 

Sie schob den etwas zu gross geratenen Kerl wieder in Richtung Trainingsplatz. Es schien ihr nicht gerade vorteilhaft mit dem Schwarzhaarigen zu reden, wenn der blonde Volltrottel dabei war.
 

„Uhm… Ihr datet euch also…“
 

„Nenenenenenenenenenein!!“ Er musste sich das unbedingt wieder aus dem Kopf schlagen! Sowas war nicht zwischen ihnen und sollte auch nicht sein! Trotzdem färbten sich ihre Wangen leicht rosa bei dem Gedanken. Attraktiv war er ja schon, das musste sie zugeben. Dennoch sollte es nicht mehr sein, als das, was sie jetzt waren. Einfache Club- und Trainingskollegen.

Sie musste das Thema wechseln.
 

„Aber sag mal, Tobio… Was machst du eigentlich hier? Du siehst nicht aus, als würdest du nur spazieren gehen“, deutete sie nun auf seine Tasche, welche er in der Hand hielt. Nervös hielt er diese fest.
 

„Uhm… Also… Hinata hat das vergessen…“
 

„Verstehe“, entgegnete sie ihm lächelnd. Irgendwie waren die zwei zusammen schon sehr speziell, aber irgendwie ergänzten sie sich auch sehr gut.

Es schien, dass Kageyama den kleinen Lockvogel doch ganz gern hatte, auch wenn es bei den Clubaktivitäten oftmals anders aussah.
 

„A… Also, Yuzuru… Ich…-“, begann er seinen Satz, wurde jedoch von Tsukishima unterbrochen, welcher aus dem Gebüsch eindringlich in Yuzurus Richtung sah.
 

„Könnten wir vielleicht weiter machen? Ich muss nachher noch zu Yamaguchi.“
 

„Machen wir für heute einfach Schluss, Tsukki? Dann hast du genug Zeit um bei Yamaguchi zu sein.“ Wirklich zufrieden schien der Blonde damit nicht zu sein, dennoch winkte er ab, als Zeichen dafür, dass er nun gehen würde. Dieser brachte ihr noch ihre Tasche, den Volleyball hielt sie nach wie vor noch in der Hand.
 

„Wann morgen?“

Die Kleinere überlegte kurz. Das Wochenende stand vor der Tür, da hatten sie zwar auch mit dem Club Training, dieses fand aber morgens statt.
 

„Hmmm, so wie immer?“
 

„Gut, dann morgen um 13 Uhr“, sagte er, nachdem er sich von ihnen abwandte und seines Weges ging. Verdutzt über die Uhrzeit blieb sie sprachlos stehen und sah jenem nach. Normalerweise trainierten sie erst gegen 16 Uhr. Wieso fragte er überhaupt, wenn er einfach eine eigene festlegte?

Sie seufzte kurz, steckte ihren Ball in die halbleere Tasche. Danach wand sie sich an Kageyama, welcher dem ganzen Geschehen wenig Beachtung schenkte, da er selber in Gedanken versunken war. Die Ältere tippte ihm auf die Handoberfläche, lächelte ihn sanft an.
 

„Du wolltest was sagen.“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Er brachte den Mut nicht mehr auf, darüber zu sprechen. Er winkte hektisch ab, damit sie nicht weiter danach fragte und wandte sich zur Hälfte von ihr ab. Es war ihm furchtbar peinlich.
 

„Wenn du es dir doch anders überlegst, kannst du mich jederzeit anrufen“, entgegnete sie lächelnd, verabschiedete sich jedoch im nächsten Moment auch. Es wurde doch langsam spät und irgendwie hatte sie das Gefühl, nach Hause gehen zu müssen. Sie verspürte den Drang Daichi anzurufen um mit ihm zu reden.
 

*~~~~~*
 

Zuhause angekommen stellte sie fest, dass ihre Mutter nicht alleine da war. Beunruhigt lauschte sie den Stimmen in der Küche, atmete dann aber doch erleichtert aus, als sie feststellte, dass es Daichi war, welcher mit ihr sprach. Nachdem Yuzuru ihre Sachen beim Eingang abgestellt hatte, betrat sie mit leisen Schritten den Raum des Geschehens. Auch wenn die Schritte leise waren, so blieben sie nicht unbemerkt. Der Ältere drehte sich zu ihr hin, lächelte sanft wie eh und je.
 

„Bin wieder Zuhause…“ Mit diesen Worten ging sie auf ihren Kindheitsfreund zu, drückte ihren Kopf gegen seine Brust, legte ihre Arme um seinen Rücken. Dieser erwiderte diese ohne einen Kommentar, strich ihr leicht über den Hinterkopf.
 

„Willkommen zurück.“ In seiner Nähe fühlte sie sich einfach am wohlsten. In ihr sprudelten Worte hoch, die sie unbedingt loswerden wollte, ohne dass sie selber wirklich davon gewusst hatte was in ihr vorging. Langsam löste sich die Umarmung, fand sich aber anschliessend bei ihrer Mutter wieder. Diese drückte sie einmal kräftig, glücklich darüber, dass sie so kuschelbedürftig schien.
 

„Ich würde gerne einen Moment mit Daichi allein sein, Mama. Ist das in Ordnung?“
 

„Aber natürlich. Dann essen wir später alle gemeinsam mit Papa.“ Über die Nachricht, dass ihr Vater nach Hause kommen würde, freute sie sich. So sehr, dass ihre Mutter anfing zu lachen, als diese kugelrunden, vor Freude glitzernden Augen sie anstarrten. Er war schon viel zu lange in Tokyo, es war Zeit nach Hause zu kommen.

Yuzuru liess von ihrer Mutter ab, griff nah Daichis Hand. An dieser zupfte sie, als Zeichen, dass sie gerne in ihr Zimmer gehen würde um mit ihm unter vier Augen zu reden. Dieser zögerte auch keinen Moment und folgte ihr dahin.
 

In diesem setzte sie sich auf ihr Bett, seufzte kräftig aus. Sie hatte irgendwie den Drang mit ihm über die letzten Monate zu rede, wie sie sich fühlte und was so alles passiert war. Doch sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Trotzdem tat sie es, weil sie nicht wirklich überlegte.
 

„Dai-chan… Ich glaube, ich hab mich verliebt…“, fing sie an, noch bevor Daichi sich hingesetzt hatte. Das führte dazu, dass er die Bettkante nicht erwischte, an dieser vorbeiglitt und auf dem Boden landete. Mit entsetztem Blick starrte er sie an. Das war so, als würde die eigene Tochter sagen, dass sie heiraten wird. Ungläubig winkte er ab. In wen denn? Das schien mehr als surreal zu sein.
 

„… In wen?“ Sie druckste rum. Es war ihr peinlich. So peinlich, dass sie rot anlief.
 

„Naaaaa jaaaa…“
 

„Yuzuru.“ Er rückte ihr mehr auf die Pelle. Das war der Pseudo-Bruderkomplex, welcher in ihm aufkam.
 

„… Tsukki…“, murmelte sie leise, kaum hörbar. Er bat sie um eine Wiederholung, schliesslich sagte sie es viel zu leise. Peinlich berührt rutschte sie etwas weiter von ihm weg.
 

„… Tsukishima.“ Nun war es deutlicher. Da sonst keine Geräusche vorhanden waren, konnte er es klar und deutlich verstehen. Ein leises Lachen war zu hören, er schien es ihr nicht abzukaufen. Über seine Reaktion verärgert kniff sie ihm in die Taille. Es war ihr wirklich ernst.

Dieser seufzte, wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Schliesslich war sie zum ersten Mal verliebt.
 

„Wieso ausgerechnet er?“ Es klang schon fast vorwurfsvoll, dabei konnte er einfach nicht nachvollziehen, wie es dazu kommen konnte. Schliesslich zankten sie sich nur, so hatte er zumindest ihr Verhältnis in Erinnerung.

Sie kniff ihre Augen ein wenig zusammen. Angst davor, wie er auf die Trainingsgeschichte reagieren würde. Doch auch das wollte und musste sie loswerden.
 

„Ich habe nach dem Club mit ihm trainiert… Die letzten 3 Monate.“ Gefasst auf eine Standpauke wartete sie ab, während sie auf den Boden sah. Doch es kam und kam einfach nichts Seitens Daichi. Ihr Blick wanderte langsam in seine Richtung. Zu ihrer Überraschung lächelte er, wenn auch etwas gequält.
 

„Sowas dachte ich mir schon. Einerseits bin ich schon etwas wütend, dass du entgegen aller trotzdem trainierst. Andererseits kann ich trotzdem nicht böse sein, schliesslich war Volleyball bis zu jenem Tag alles für dich. Es ist zum Teil auch meine Schuld, dass das alles passiert ist…“
 

„Red‘ keinen Unsinn… Du hast keinerlei Schuld daran. Ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort…“ Sie nahm seine Hand um ihm zu verstehen zu geben, dass er nicht so denken sollte. Für Yuzuru war er immer der Halt in ihrem Leben. Bei jeder Niederlage war er an ihrer Seite. Und auch als sie dachte, sie wolle mit ihm reden, war er einfach da. Als hätte er gewusst, was sie sich wünschte. Auch wenn das alles nur Zufälle waren, so stimmte es sie glücklich.
 

„Ich hab’s aber beim Training mit Tsukishima übertrieben… Werde das Ganze an den Nagel hängen und als Managerin weiter machen müssen…“ Daichi zog die Kleinere zu sich hin in eine Umarmung. Ihm war bewusst, wie viel Überwindung es gekostet haben musste, diese Worte auszusprechen. Beide verloren kein Wort mehr darüber, blieben schweigend in dieser Haltung.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit löste Yuzuru sich jedoch aus der Umarmung, sie vernahm das Klacken des Schlosses der Eingangstür. Ihr Vater schien nach Hause gekommen zu sein. Ihre Augen glänzten vor Freude, was Daichi auflachen liess. Auch wenn das Thema grundlegend unangenehm war, so versuchte sie es so positiv wie möglich zu sehen.
 

Während die beiden sich auf den Weg zur Küche machten, ging bei Yuzuru auf dem Handy ein Anruf ein…

Geheimnis #4

„Ich wusste es…“

Tsukishima stand bereits seit über 30 Minuten am vereinbarten Treffpunkt, doch von Yuzuru war weit und breit nichts zu sehen. Ihm kam es schon seltsam vor, dass sie nicht beim Morgentraining aufgetaucht war. Sawamura schien auch ziemlich verärgert darüber gewesen zu sein.

Der Blondschopf ärgerte sich oft über die Unpünktlichkeit ihrerseits. Schlimmer war es jedoch trotzdem, dass er sich ziemlich daran gewöhnt hatte.
 

Genervt verschränkte er die Arme. Jeder Anruf bewirkte nichts. Sie schien zu schlafen wie ein Stein.
 

„… Bestimmt hat sie wieder bis tief in die Nacht Monster Hunter gezockt“, entfuhr es ihm, woraufhin er bei dem Gedanken seufzte und sich auf die Parkbank unmittelbar neben sich setzte. Er würde wohl noch einige Minuten auf sie warten müssen, oder aber sie selber aus dem Bett ziehen. Doch darauf hatte er wenig Lust. Ihm war ohnehin seit einigen Tagen seltsam, wenn er sie sah. Es schien schon fast so, als würde er sich auf ihre Treffen freuen und sie an Tagen vermissen, an denen sie nichts zusammen unternehmen konnten. Aber jedes Mal, wenn ihm dieser Gedanke aufkam, schüttelte er so sehr mit seinem Kopf, dass er davon Kopfschmerzen bekam. Ihm wollte nicht in den Kopf, dass er sie auf irgendeine Art und Weise lieb gewonnen hatte.
 

Dennoch hatte er immer und immer wieder ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn er an sie dachte. Denn trotzallem, Yuzuru war ein netter und liebevoller Mensch. Nie hatte er jemals jemanden kennengelernt, welcher sich so oft und so fürsorglich um ihn kümmerte. Das dies nicht daran lag, weil er etwas Besonderes für sie war, wurde ihm jedes Mal schmerzlich bewusst, wenn er sie in ihrer Managerrolle sah. Auch den anderen gegenüber war sie sehr fürsorglich. Doch am allermeisten wohl einfach zu Sawamura. Jeden Tag hatte Tsukishima immer mehr das Gefühl, dass Sawamura mehr für sie war, als einfach nur ihr bester Freund. So wie sie sich verhielten. So wie sie miteinander sprachen. Und auch die künstliche Zurückhaltung gegenüber Sugawara. Doch trotzdem konnte er nicht behaupten, dass es Liebe war, was sie für ihn empfand, denn er selber kannte sich damit viel zu wenig aus, bzw so ziemlich gar nicht.
 

Überfordert mit seinen Gedanken fasste er sich mit der rechten Hand an die Stirn, stützte sich mit der Linken auf seinem Bein ab und seufzte einmal tief. All diese Gedanken waren einfach nur furchtbar. Es hätte doch einfach alles bei einer gewöhnlichen Freundschaft bleiben können, warum also ist es auf einmal darauf hinaus gelaufen?

Die Fragen überschlugen sich schon in seinem Kopf, so dass er gar nicht bemerkte, dass seine Gefühlsfolter direkt vor ihm stand, völlig ausser Atem, mit knallrotem Gesicht. Diese tippte ihm auf den Kopf, als Zeichen, dass sie es doch endlich mal aus dem Bett und zum Treffpunkt geschafft hatte. Mit einem bösen Funkeln in den Augen starrte er sie durch seine Brille an, sorgte dafür, dass sie kurz zusammenzuckte und sich entschuldigend verbeugte.
 

„… Es tut mir leid, ich war gestern zu lange auf…“ Er schnalzte kurz mit der Zunge, stand auf und schnippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
 

„Ich weiss.“ Verwirrt hielt sie sich die Stelle, die er soeben so tyrannisch geschnippt hatte. Auch ihr ist nicht entgangen, dass er etwas anders war, als sonst. Doch darauf wollte sie ihn nicht ansprechen, lächelte einfach. Es reichte ihr schon, dass er so lange auf sie gewartet hatte, obwohl gerade der Blonde sehr ungeduldig mit ihr war.
 

„Sag mal, ist das alles, was du dabei hast?“, fragte der Grössere nach, während er auf ihre rechte Hand deutete, welche ihr Handy umschloss.
 

„Und was hast du da eigentlich an?“ Sein Blick sprach Bände. Fassungslos über ihr Outfit runzelte er ungewöhnlicher weise seine Stirn. Peinlich berührt von beiden Fragen versuchte sie etwas abzulenken, doch gelang es ihr nicht. Die eindringlichen Augen Tsukishimas durchbohrten sie förmlich, so dass sie kapitulierte und antwortete.
 

„Ich hab mich so beeilt, dass ich einfach irgendwas angezogen habe… Und nicht daran gedacht habe, dass ich vielleicht noch was mitnehmen sollte. Dachte sowieso, dass du wieder nach Hause bist…“, stammelte sie leise vor sich hin, zupfte dabei an dem Ärmel ihres olivgrünen Pullovers, blickte beschämt zu Boden. Tsukishima seufzte lautstark, nahm kurz seine Brille ab um dieses Fiasko nicht mehr mit ansehen zu müssen. Er warf ihr seine Jacke über, damit wenigstens dieser Pullover nicht mehr sichtbar war.
 

„Wir gehen jetzt in die Stadt.“ Völlig entsetzt riss Yuzuru ihre Augen auf, zog dabei an seinem Shirt.
 

„Niemals!“
 

„Doch. Du bist selber schuld. Wenn du früher aufgestanden wärst, wäre es nur halb so peinlich – für uns beide.“ Fassungslos starrte sie in dessen Gesicht, welches die Brille wieder aufgesetzt bekam, nachdem sie die Jacke übergezogen und zugemacht hatte. Insgeheim genoss er diesen Moment. Allgemein machte es ihm unheimlich viel Spass sie aufzuziehen. Da es bei ihr so unglaublich einfach war, konnte er sich tagtäglich daran ergötzen.
 

„Moment! Was ist mit Training?“, lenkte sie nun ein, um zu verhindern, dass sie tatsächlich in die Stadt gingen. Dieser sah sie unbeeindruckt an, packte sie am rechten Arm. Schmerzerfüllt zog sie ihr Gesicht zusammen, riss sich von ihm los und sah ihn eingeschüchtert an.
 

„Damit willst du noch trainieren?“ Erneut seufzte er und legte ihr eine Dose Limonade auf den Kopf, nach welcher sie griff. Natürlich wollte sie selber nicht mehr trainieren, aber ihm wenigstens noch etwas helfen. Trotzdem schüttelte sie den Kopf zur Antwort, was ihn zufrieden stimmte.
 

Da beide nichts mehr zu dem ganzen Thema sagen wollten, griff er nach ihrer linken Hand, zog sie zwar bestimmt, aber trotzdem sanft hinter sich her. Zwar war sie über die Tatsache, dass sie in die Stadt aufbrachen, nicht sonderlich begeistert, doch ihr schoss eine enorme Hitze in den Kopf, als er ihre Hand nahm. Gerade auch, weil er diese etwas fester hielt als es aussah. Leise kicherte sie, während er sie hinter sich her zog.
 

„Ich hab dich lieb…“, flüsterte sie leise, für ihn nicht hörbar. Trotzdem sah er kurz über die Schulter zu ihr, weil er dachte, etwas von ihr gehört zu haben. Doch schien er sich zu täuschen, wenn er auch etwas überrascht war, dass sie so rote Wangen hatte. Konnte sich aber nicht erklären warum, liess es einfach dabei. Sein Schritttempo drosselte er jedoch, damit sich Yuzuru nicht schon vollkommen verausgabt hatte, bevor sie da überhaupt angekommen waren.
 

In der Stadt von Sendai angekommen, spürte Tsukishima, dass Yuzuru zitterte. Er sah zu ihr herunter, sah sie fragend an. Sie drückte seine Hand etwas fester, griff mit der freien Hand nach einem Arm und drückte diesen etwas an sich. Überrascht über die Reaktion legte er beruhigend seine noch freie linke Hand auf ihren Kopf, tätschelte diesen etwas.
 

„Panik vor Menschenmassen?“ Mit einem hastigen Kopfnicken gab sie ihm zu verstehen, dass sie genau deswegen an einem Samstagnachmittag nicht in die Stadt wollte. Sie ging schon so oft verloren, dass es seine Spuren hinterlassen hatte.

Tsukishima lachte kurz auf, als sie ihm das in ihrer Panik erzählt hatte. Verärgert plusterte sie ihre Wangen auf, hämmerte mit der rechten Hand auf seinen Arm ein, doch liessen beide die jeweils andere Hand nicht los. Der Blonde wollte diese nicht loslassen, weil er sie sonst aus den Augen verloren hätte, die Brünette aus reiner Zuneigung.

Nachdem sie sich fertig gezankt und einige neugierige Blicke auf sich zogen, entschieden sie sich dafür, einfach weiter zu gehen.
 

„Was… Machen wir eigentlich hier?“, fragte sie dann doch endlich mal nach, auch wenn sie etwas bammel vor der Antwort hatte. Für den Moment antwortete er nicht, zog sie einfach in ein Kleidergeschäft. Nun verstand sie die Welt noch weniger als vorher, versuchte ihn daran zu hindern noch weiter in dieses Geschäft vorzudringen, doch sie hatte kaum Kraft dafür.
 

„Brauchst du etwa neue Klamotten, Tsukki…?“ Verunsichert sah sie ihn von unten an, hoffte endlich auf Antwort. Er blickte zu ihr herunter, tätschelte ihren Kopf erneut, lächelte kurz und bat dann eine Verkäuferin zu sich. Dieses Lächeln, welches er Yuzuru zeigte, war dieses sadistische Lächeln, welches er ihr nur zeigte, wenn er etwas im Schilde führte. Das gefiel ihr gar nicht.
 

„Nein, aber du.“ Aus ihr wichen alle Geister. Wie kam er nur dazu, dass sie Kleider benötigte. Dabei hatte sie doch mehr als genug Zuhause. Doch noch bevor sie etwas erwidern konnte, stand die freundlich aussehende Verkäuferin vor ihnen. Diese schien von Tsukishimas Aussehen ziemlich angetan zu sein, denn sie hatte von Yuzuru gar keine Notiz genommen. Dieser winkte sie ab, dass er nichts bräuchte, jedoch aber für seine Begleitung gerne ein weisses Sommerkleid hätte. Nun sah sie dann doch endlich zur Brünetten, musterte diese und lächelte sanft.
 

„Ich glaube, da hätte ich etwas Niedliches für Ihre Schwester“, entgegnete sie ihm, wohl ernstmeinend, dass sie seine Schwester sei, und ging die passenden Kleider suchen. Entsetzt über diese Aussage stand Yuzuru mit offenem Mund da, während Tsukishima sich das Lachen wirklich verkneifen musste. Ihm tat schon der Bauch weh. Die Reaktion ihrerseits war einfach nur zu köstlich. Und dennoch hatte er so ein unbeschreiblich warmes und wohliges Gefühl, wenn er sie dabei beobachtete, wie sie sich künstlich darüber aufregte.
 

„Wie wäre es damit?“ Die Verkäuferin hatte ein schlichtes, mit Spitzen versehenes weisses Sommerkleid heraus gesucht und ihr entgegengestreckt. Das warme Lächeln dieser, liess die aufgesetzte Wut davor sofort verfliegen. Etwas verlegen nahm sie das Kleid entgegen, wurde von der Verkäuferin zu einer Umkleidekabine begleitet. Zögerlich betrat sie diese, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl. Doch da konnte sie sich wohl nicht mehr herausreden. So fügte sie sich ihrem Schicksal und begann sich umzuziehen.
 

„Eine wirklich entzückende Schwester.“ Tsukishima musste sich erneut das Lachen verkneifen, was die Verkäuferin etwas stutzig werden liess.
 

„Zum Glück ist sie nicht meine Schwester“, entgegnete er. Peinlich berührt, dass sie so etwas gesagt hatte, entschuldigte sie sich bei ihm, worauf dieser abwinkte. Ihm war das ohnehin ziemlich egal. Solche Dinge amüsierten ihn nur nochmehr.

Da fiel ihm jedoch unabhängig davon noch etwas ein, worum er die Verkäuferin noch bitten wollte, während Yuzuru sich umzog. Diese machte sich auf den Weg, das zu suchen, worum er sie bat, worauf dieser kurz Zeit hatte um nach dem Wohlempfinden der Kleineren nachzufragen.
 

„Oi. Kommst du klar?“ Ein kurzes „Hiiiiieh“ war zu vernehmen, was Tsukishima kurz zusammenzucken liess, weil er nicht darauf gefasst war, dass sie erschrecken würde. Sie schien nervöser als er sich gedacht hatte.
 

„… Wieso willst du, dass ich sowas anziehe…?“
 

„… Weil dein Outfit einfach schrecklich war“, antwortete er monoton und ernst zugleich. Sie fuchtelte gegen den Vorhang, ihre Verlegenheit war kaum zu übersehen. Doch sie sagte dazu nichts mehr, tat, was er wollte, wenn auch ungewollt.
 

Die Verkäuferin übergab ihm das, wonach er noch zusätzlich verlangte. Dieser fragte darauf Yuzuru, ob diese sich angezogen hätte. Ein kleinlautes „ja“ war zu vernehmen, worauf er seine gefüllte Hand am Vorhang vorbei in die Kabine streckte. Sie zuckte kurz zusammen, nahm zögerlich das, was man ihr hinstreckte.
 

„Muss ich wirklich…?“
 

„Ja, also hopp jetzt.“ Zögerlich zog sie es an, wie ihr befohlen. Mit etwas zögerlicher Stimme verkündete sie, dass sie fertig sei, sich aber nicht hinaus traute. Der eindringliche Unterton Tsukishimas machte ihr klar, dass sie endlich raus kommen sollte, schliesslich waren sie schon zeitlich im Verzug ihretwegen.

Sie zog den Vorhang zur Seite und trat aus der Kabine aus. Das Spitzenkleid sass wie angegossen, sah elegant an ihr aus. Die passenden weissen, offenen Schuhe, mit einem kleinen Absatz, welche er ihr vorhin gab, harmonierten hervorragend zum Kleid. Für einen kurzen Moment verschlug es Tsukishima die Sprache. Bisher hatte er sie nur in Schuluniform und Trainingsklamotten gesehen.

Er war sehr zufrieden über das Ergebnis, auch die Verkäuferin war entzückt von dem Anblick.
 

„Gut, wir nehmen das. Kann sie es gleich anbehalten?“ Überfordert wusste Yuzuru nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Eigentlich benötigte sie keine solchen Kleider. Doch der durchdringende Blick seiner gab ihr zu verstehen, dass jeglicher Widerstand zwecklos war.
 

„Ich hab aber meinen Geldbeutel daheim…“, versuchte sie sich noch zu retten, doch dieser winkte ab.
 

„Es war nie die Rede davon, dass du bezahlst.“ Er liess sie mit offenem Mund stehen, ging mit der Verkäuferin zur Kasse, um das Angezogene zu bezahlen. Sie verstand die Welt im Moment gar nicht. Auch wenn sie es genoss mit ihm Zeit zu verbringen, und das auf andere Art als sonst, so war sie sichtlich verwirrt über die Geste. Zumal sie den Grund dafür nicht wusste. Es war ihr etwas unheimlich.
 

Die Klamotten, welche sie vorher trug, wurden in eine Tasche gepackt. Tsukishima reichte ihr seine Hand, er war sich sicher, dass sie eine Stütze brauchte um nicht zu stolpern. Diese nahm sie zögerlich, fühlte sich etwas unsicher mit den Schuhen. Daraufhin verliessen sie das Geschäft, doch war anscheinend noch kein Ende in Sicht.
 

Er steuerte langsam einen Friseur an. Yuzuru konnte sich erneut nicht aus seinem Griff befreien. Seufzend liess sie es geschehen, auch wenn sie es nicht verstand.

Bei diesem angekommen ging es lediglich darum, ihr schöne Locken zu verpassen, welche zu dem Sommerkleid passen sollten. Dauerte auch nicht sonderlich lange, worauf sie dementsprechend schnell aus dem Geschäft raus war.
 

„Ich versteh das alles nicht…“
 

„Musst du nicht. Mir war einfach danach.“ Das verstand sie noch viel weniger. Und noch weniger verstand sie, dass Tsukishima ständig auf seine Uhr schaute. Es schien, als hätte er noch etwas zu erledigen. Erneut bot er ihr seine Hand an, welche sie skeptisch ansah, nicht sofort danach griff. Sie wollte nicht wieder in ein Geschäft gezerrt werden. War so schon genug Aufregung.
 

„Ich bring dich nach Hause.“ Wofür war das alles, wenn er sie doch dann nur noch nach Hause brachte? Das machte doch alles überhaupt gar keinen Sinn. Doch sie kommentierte es nicht. Sie war ohnehin schon viel zu verwirrt um das alles jetzt verstehen zu wollen. So legte sie ihre Hand in die seine und ging erneut, Hand in Hand mit ihm ihrer Wege. Die beiden schwiegen sich an. Keiner der beiden wusste wirklich, worüber sie hätten reden können. Yuzuru versuchte vergeblich zu verstehen, was los war. Tsukishima war sichtlich überrascht darüber, dass ihr das Sommerkleid so gut stand. Wenn er ehrlich mit sich war, wollte er nur ihre Hand halten, damit niemand auf die Idee kam, sie anzumachen. Niemand hatte das Recht sie anzusprechen, ausser ihm selbst. Doch diesen Gedanken verwarf er wieder. Er verstand das ganze innerliche Chaos seinerseits nicht. Sie verwirrte ihn durchs Band durch. Eine einfache Freundin sollte man nicht so sehen. Oder etwa doch…?
 

Sie standen plötzlich vor dem Haus. Keiner wusste so wirklich, wie sie da ankamen, da sie beide so vertieft in ihren Gedanken waren. Doch da standen sie, nicht wissend, was sie sagen sollten. Yuzuru gab sich dann aber einen Schubs.
 

„Nun… Auch wenn ich es nicht ganz verstehe… Danke für vorhin…“ Sie zupfte etwas am Kleid herum. Es war ihr etwas peinlich, dass er sowas für sie ausgesucht hatte, doch so war es nun mal.
 

„Möchtest du… Vielleicht noch mit reinkommen?“ Sie war verlegener als sie dachte. Ihre Stimme zitterte leicht, obwohl es nicht das erste Mal war, dass sie ihn herein bat. Tsukishima lächelte, liess ihre Hand los und verbeugte sich wie ein Buttler. Sprachlos blieb sie stehen, wusste nicht, was vor sich ging.
 

„Milady. Dürfte ich Sie bitten einzutreten?“ Nun reichte er ihr ein weiteres Mal die rechte Hand.

Geheimnis #5

„Milady. Dürfte ich Sie bitten einzutreten?“

Diese Worte hallten einige Sekunden in Yuzurus Kopf, bevor sie überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte. Die Hand, welche Tsukishima ihr entgegen streckte, verwirrte sie. Was ging hier nur vor sich?

Der Blonde verlor langsam die Geduld mit ihr, sah sie aus seiner Verbeugung her eindringlich an. Diese zuckte kurz zusammen, als sie den mürrischen Blick ihres Gegenübers registrierte. Es war ihr furchtbar peinlich, was dieser tat.
 

„Lass mich jetzt nicht wie einen Idioten dastehen und spiel einfach mit…“ Wenn auch widerwillig gab sie nach, nahm seine bereits ausgestreckte Hand an. Dieser geleitete sie langsam die wenigen Stufen zur Eingangstüre des Hauses empor, öffnete diese und liess sie in dieses eintreten. Es war stockdunkel, dabei war es draussen noch hell. Nur aus der Küche schien ein sehr, sehr schwacher Lichtschimmer erkennbar gewesen zu sein.

Tsukishima betrat das Haus erst, nachdem Yuzuru bereits einige Schritte in Richtung Küche machte, um endlich heraus zu finden, was gespielt wurde. Unzählige Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch nichts davon konnte für eine logische Erklärung herhalten. So war sie gezwungen die Küche zu betreten, wenn sie wirklich herausfinden wollte, was los war.
 

Zögerlich setzte sie einen Fuss vor den anderen, dachte, der Blonde wäre weiterhin an ihrer Seite. Als sie die Küche zu ihrer Rechten erreichte, ging plötzlich das Licht im ganzen Haus an, Konfettiknaller und Tröten ertönten. Erschrocken wich sie ein paar Schritte zurück, liess sich auf den Boden sacken, konnte gar nicht fassen, was vor sich ging. Mit Konfetti und Luftschlangen übersät fing sie an zu weinen.
 

„Happy Birthday, Yuzuruuuuu!“ Fassungslos blickte sie in die Gesichter der Karasuno- und Nekomajungs.
 

„Alles Gute zu deinem 17. Geburtstag.“ Tsukishima kniete sich zu ihr runter, wischte ihr mit einem Taschentuch zuerst den ganzen Schnodder weg, holte ein neues hervor und wischte damit noch die unkontrollierten, herabkullernden Tränen hinfort. Während er dies tat, hatte Yuzuru wahnsinniges Herzklopfen. Diese Fürsorglichkeit und dann auch noch dazu an ihrem Geburtstag… Sie war sichtlich überfordert, aber auch glücklich damit. Für sie hätte dieser Augenblick eine Ewigkeit dauern können.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass Sawamura Recht hat… Du hast wirklich deinen eigenen Geburtstag vergessen.“ Peinlich berührt sah Yuzuru in das Gesicht ihres Gegenübers. Etwas an ihm war anders. Seine Gesichtszüge strahlten Ruhe und Gelassenheit aus, ebenfalls waren diese freundlicher. Schon fast so, als wäre er froh gewesen, dass sie so verplant war.

Mit einem Ruck zog er sie jedoch wieder auf die Beine. Es war nicht der Moment um zu weinen. Nun sollte sie sich amüsieren und ihren Geburtstag feiern.
 

Daichi klopfte ihm auf die Schulter, bedankte sich bei ihm für die Bemühungen, damit die Kleinere nichts mitbekommen sollte. Dieser winkte ab, da es nicht sonderlich schwierig war, wenn sie es selbst völlig vergessen hatte.
 

„Na komm, Yuzu. Die Jungs aus Tokyo sind extra angereist um mit dir zu feiern. Also hör auf zu weinen“, sagte ihr Kindheitsfreund, während er ihr mit seinem Ärmel die restlichen Tränen wegwischte. Sie lächelte breit, erfreut darüber, dass sie sich so viel Mühe gaben sie zu überraschen.

Zufrieden damit, dass er seine Pflichten erledigt hatte, zog sich Tsukishima langsam vom Getümmel zurück und setzte sich im Wohnzimmer auf das Sofa.
 

Yuzuru gesellte sich zu den anderen in die Küche, begrüsste alle und bedankte sich im selben Atemzug für die Geburtstagsüberraschung. Auf dem Tisch war eine grosse Erdbeertorte, welche sie sofort schmunzeln und an jemand bestimmten denken liess, welcher diese ganz besonders mögen würde. Auch wenn es ihr immer noch etwas peinlich war, dass sie ihren eigenen Geburtstag vergessen hatte, so war sie umso glücklicher. All ihre Freunde haben sich so wahnsinnig Mühe gegeben, alles festlich einzurichten, für Snacks und Getränke gesorgt.

Als sie alles so betrachtete, fing sie an zu kichern.
 

„Ihr seid echt einfach viel zu niedlich“, flüsterte sie vor sich hin, erntete verwunderte Blicke. Diese ignorierte sie fröhlich. Es schien alles perfekt zu sein.
 

„Aber sagt mal… Ist Yaku nicht mitgekommen?“ Ihr fiel auf, dass nicht alle von Nekoma anwesend waren. Haiba Lev und Yaku Morisuke fehlten. Etwas verlegen kratzte sich Kuroo Tetsuro am Hinterkopf.
 

„Nun ja. Die beiden liegen mit Grippe im Bett, da konnten wir sie nicht mitnehmen. Aber wir sollen dir trotzdem sein Geschenk an dich überreichen“, erzählte er, worauf sie seufzte. Es war schade, denn gerade mit Yaku konnte sie sich so unglaublich gut austauschen. Dennoch freute sie sich über das kleine Geschenk, welches sie zu den anderen legte. Diese wollte sie in aller Ruhe erst später, oder gar am nächsten Tag aufmachen. Sie wusste, wie nah sie am Wasser gebaut war. Ob das gut ging, diese vor ihnen zu öffnen?
 

Viele Gespräche fanden innerhalb dieser Küche statt. Mit den Jungs von Karasuno alberte sie mehr rum, als das sie redeten. Doch genau das war es, was sie so sehr an ihnen mochte. Diese positive und kindliche Art ausserhalb des Spielfeldes war immer wieder Balsam für die Seele.

Jedoch war von Tsukishima die ganze Zeit über nichts zu sehen. Besorgt machte sie sich langsam auf die Suche nach ihm. Schliesslich war auch er ein Hauptbestandteil dieser Überraschung gewesen. Bevor sie aber zu ihm ging, nahm sie noch einen Teller mit einem Stück Erdbeerkuchen mit. Schliesslich würde er sich bestimmt freuen etwas davon zu essen.
 

*~~~~~*
 

Tsukishima sass derweil immer noch auf dem Sofa.
 

… Irgendwas stimmt nicht mit mir, stellte dieser seufzend fest, fasste sich dabei an die Stirn. Langsam machten sich die Kopfschmerzen vom Vormittag bemerkbar, welche er verdrängt hatte. Er wusste nicht, wie lange er da sass und einfach nur den Tisch vor sich anstarrte, ohne noch grossartig nachzudenken und nur dem Schmerz Aufmerksamkeit zu schenken. Irgendwann liess er sich vor Erschöpfung zur Seite kippen, drehte sich auf den Rücken, schloss seine Augen und atmete tief aus. Nicht einmal Yamaguchi hatte wohl bemerkt, dass Tsukishima nicht da war.
 

Einige Zeit verstrich. Die anderen hatten ihren Spass bei der Party, kaum überhörbar, was die Kopfschmerzen nicht unbedingt besser machten. Trotzdem versuchte er das Beste daraus zu machen.
 

„Tsuuuuukkiiiiii!“ Mit einem Mal riss er die Augen auf, blickte direkt in die rehbraunen, runden Augen von Yuzuru, welche ihn herzlich anlächelte. Seine zu hastige Reaktion rächte sich mit einem pulsierenden Schmerz an der linken Schläfe, worauf er reflexartig seine Hand legte.

Besorgt legte sie ihre Hand auf seine Stirn, sie befürchtete Fieber. Doch so heiss war diese nicht, was sie wenigstens etwas beruhigte.
 

„Dir geht’s nicht so gut, oder?“ Ihr besorgter Gesichtsausdruck verärgerte ihn nur, worauf er ihr Gesicht wegdrückte und sich wieder aufsetzte. Unbeeindruckt von seiner Art setzte sie sich neben ihn, was ihn noch mehr nervte. Doch lange hielt es nicht an, denn sie streckte ihm den Teller mit dem Erdbeerkuchen entgegen, was ihn eher entzückte, als nervte. Kommentarlos nahm er den Kuchen an sich, ass diesen genüsslich. Leise kicherte sie, sah ihm dabei zu. Trotzdem war es Tsukishima nicht wohl dabei, dass sie nun neben ihm sass.
 

„Solltest du nicht bei den anderen sein?“ Sie seufzte.
 

„Solltest du nicht auch dabei sein? Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Yuzuru zupfte dabei an seinem Ärmel. Dieser schob die Hand wieder weg, sah sie ausdruckslos an.
 

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, also geh jetzt.“
 

„Aber… Haaah, na gut… Ich wollte mich aber noch bei dir bedanken…“
 

„Wofür denn?“ Er konnte sich nicht erklären, was er getan hätte um sich sowas zu ‚verdienen‘.
 

„Für das Kleid, die Schuhe und die Frisur vielleicht?“ Er winkte, wie so oft, ab. Das hatte keine tiefere Bedeutung, so sollte sie sich auch nicht weiter dafür bedanken und ihren Geburtstag geniessen. Er war nicht der Typ für solche Dinge. Das alles war Sawamuras Idee, nicht seine. So wollte er auch keinen Dank ihrerseits.
 

Gerade, als Yuzuru noch etwas sagen wollte, klingelte es an der Tür. Waren denn noch nicht alle da? Ihre Eltern machten auf Wunsch von Sawamura einen Ausflug zu zweit, wer also konnte noch fehlen? Neugierig stand sie auf, blickte nochmals zu Tsukishima, welcher seufzte. Er verstand diesen Blick, wollte diesem eigentlich gar keine Beachtung schenken. Doch er war so eindringlich, dass er ihr diesen letzten Wunsch an ihrem Geburtstag noch erfüllen wollte. So erhob er sich von seinem Platz, begab sich zu ihr in den Flur, auf welchem sie nervös hin und her schaukelte.
 

„Das sollte dann wohl auch unser Stargast sein.“ Stargast? Yuzuru sah fragend zu Daichi, welcher sich ebenfalls neben sie stellte, während Sugawara die Tür öffnete.

Ein riesiger Blumenstrauss betrat das Haus. Ein Blumenstrauss auf… Beinen? Weiter überlegte sie, wer noch fehlen könnte. Bevor sie jedoch selbst auf die Antwort kam, tat es die Person hinter dem Blumenstrauss selbst.
 

„Mir scheint, dass die Überraschung gelungen ist?“ Diese überaus vertraute Stimme liess sie sofort verstummen. Unkontrolliert flossen erneut Tränen. Obwohl sie die Person dahinter noch gar nicht gesehen hatte, wusste sie, wer es war. Tsukishima verwirrte das. Er wusste ebenfalls nichts von einer zusätzlichen Person, die unabhängig der Teams dabei sein würde. Noch mehr verwirrte ihn aber die Reaktion ihrerseits. Was musste das für eine Person sein, die Yuzuru einzig alleine mit der Stimme zum Weinen bringen würde? In ihm breitete sich ein ungewöhnliches Unwohlsein aus. Kaum definierbar, wie sich das anfühlte, hielt er sich erneut den Kopf. Der Strauss wurde von Sugawara abgenommen, worauf auch endlich sichtbar war, wer diese Person dahinter sein sollte.
 

Yuzuru legte ihre Hände auf ihren Mund, weinte wie ein Schlosshund und ging langsam auf diesen zu.
 

„Iwa-chaaaaaaan…“, murmelte sie kaum verständlich durch ihre Hände und das Schluchzen. Der Grössere, mit den schwarzen, etwas wilderen Haaren, musste lachen. Vorsichtig nahm er sie in den Arm, gratulierte ihr zum Geburtstag. Nachdem sich diese etwas beruhigt hatte begleitete er sie in die Küche. Dieser Anblick löste in Tsukishima ein ihm unbekanntes Gefühl aus. Jedenfalls war es nicht von positiver Natur. Als Sawamura dann auch noch seinen Kommentar dazu abgab, war es ohnehin um ihn geschehen.
 

„Genauso wie früher. Wenn sie Iwaizumi gesehen hat, hat sie erst mal geweint“, redete er vor sich hin, nichts Böses wollend und sah den beiden weiter zu. Sugawara stand neben ihn, lächelte zufrieden und kommentierte das Ganze damit, dass sie immer noch scheinen, als wären sie wie ein frisch verliebtes Paar gewesen.
 

„Hast du das Sommerkleid ausgesucht?“, wollte Iwaizumi von Yuzuru wissen, worauf sie den Kopf schüttelte und mit den Armen versuchte zu erklären, was alles passiert war. Doch sie verhaspelte sich und beliess es dann bei Worten.
 

„Nein, das war Tsukishima hi…er?“ Sie sah in die Runde, konnte ihn aber nicht ausfindig machen. Auch hinter ihr stand er nicht, Daichi schüttelte den Kopf, als sie in den Flur sah. Dieser stand mit Sugawara alleine dort. Verzweifelt ging sie ins Wohnzimmer, in der Hoffnung ihn auf dem Sofa zu finden, doch auch da war er nicht.
 

„D… Daichi?“ Der Angesprochene seufzte, schüttelte erneut den Kopf. Er versuchte sie damit zu beruhigen, dass es ihm wohl nicht gut ging und bestimmt einfach nur nach Hause ist. Sie wusste schliesslich, wie seine Art war, dass er sich nicht gerne mit grossem TamTam verabschiedete. Dabei wollte sie den Abend vor allem mit ihm verbringen. Auch wenn Iwaizumi da war. Doch es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen, woraufhin sie aufgab. Etwas enttäuscht darüber begab sie sich wieder zurück in die Küche, versuchte sich noch eine schöne Zeit mit den anderen zu haben. Schliesslich waren diese extra von Tokyo angereist nur um ihren Geburtstag zu feiern.
 

Auf einem kleinen Möbel im Flur lag ihr Handy, welches Tsukishima beim Betreten des Hauses hinlegte. Dieses vibrierte kurz. Eine Nachricht schien eingegangen zu sein…

Geheimnis #6

Was hatte Yuzuru getan, dass Tsukishima sie seit ihrem Geburtstag geschnitten hatte? Egal wann sie ihn ansprach, er ignorierte sie, winkte ab oder lief gar einfach davon. Normale Gespräche schienen undenkbar. Selbst Yamaguchi, welcher seinen besten Freund sonst so gut kannte, konnte sich dieses Verhalten nicht erklären.

Mittlerweile war dieser ebenfalls in die ganze Geschichte mit dem heimlichen Training eingeweiht. Auch wenn sie nicht wusste, ob der ignorante Kerl wollte, dass dieser es wusste. Irgendwann war es ihr doch sichtlich egal geworden, was dieser wollte und was nicht. Oder was er gar dachte.
 

Seufzend liess sie sich auf die Bank am Spielfeldrand sinken, stellte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und legte ihren Kopf in die Handflächen. Es war anstrengend, sich alleine um ihre Freundschaft zu bemühen. Langsam aber sicher war für sie auch der Punkt gekommen, an dem sie nicht mehr weiter auf ihn zugehen würde. Auch wenn dieser Schritt viel Überwindung kosten würde.
 

„Ich versteh das alles nicht…“, seufzte sie, blickte dabei durch die Sporthalle, welche mit so vielen Erinnerungen an ihn gebunden war. Ob sie sich irgendwann wieder so streiten konnten, wie sie es immer taten? Diese Frage war Hauptbestandteil ihrer Gedanken geworden, seit er an diesem Samstagabend ohne ein Wort die Geburtstagfeier verliess.
 

„Was machst du denn hier?“, erklang es plötzlich hinter ihr, worauf sie zusammenzuckte und sich langsam zur Stimme hindrehte. Sie blickte in das grimmige Gesicht von Coach Ukai, welches klar ausdrückte, dass er nicht erfreut darüber war, dass sie die Schulstunde schwänzte. Irgendwie versuchte sie sich rauszureden, doch dazu fehlten ihr die Ausreden. Auf sowas war sie nicht vorbereitet, zumal der Coach eigentlich noch im Laden hätte sein sollen.
 

„U… Und was machst du hier…?“ Etwas genervt von der Gegenfrage zog er eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme vor seiner Brust.
 

„Dir fehlt wirklich der nötige Respekt, du Balg. Der Laden ist heute zu, weil noch Vorbereitungen fürs Training gemacht werden müssen.“
 

„Sowas kannst du dir leisten…?“, kam es unüberlegt aus ihrem Mund. Mit knirschenden Zähnen gab er ihr einen Klaps auf den Hinterkopf. Wenn die kleine Managerin etwas hatte, dann war das ein vorlautes Mundwerk. Ukai stemmte seine Hände in die Hüften, seufzte einmal gut hörbar. Auch wenn er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte, so konnte er nicht zulassen, dass sie den Unterricht einfach so schwänzte.
 

„Wie kommt es, dass du den Unterricht schwänzt?“ Auf diese Frage wollte sie gar nicht grossartig eingehen. Schon gar nicht, wenn er diese stellte. Schmollend blickte Yuzuru zur Seite, gab darauf keine Antwort. Etwas brachte ihn das zum Seufzen, worauf er sich neben sie auf die Bank setzte. Doch das schien nicht in ihrem Interesse zu sein?
 

„Wowowow. Immer mit der Ruhe. Ich kann deine Zuneigung ja förmlich spüren“, entgegnete er. Sie zuckte daraufhin zusammen, blickte langsam über ihre Schulter zum Coach.
 

„Du kannst mich wirklich nicht leiden, oder?“ Yuzuru rutschte bis ganz ans andere Ende der Bank, als sich Ukai neben sie setzte. Es geschah automatisch, ohne dass sie es selber wirklich realisiert hatte. Dafür schämte sie sich ein bisschen, da sie eigentlich nicht wollte, dass er davon wusste. Beschämt schüttelte sie leicht den Kopf, nickte danach aber trotzdem.

Verwirrt über dieses Verhalten legte Ukai seufzend eine Hand auf seine Stirn. Er konnte dieses Mädchen einfach nicht verstehen. Noch weniger als Kageyama oder Tsukishima. Sie war völlig eigen, kompliziert, aber doch so kompetent wenn es um Volleyball ging.
 

„D… Das ist es nicht!“, fing sie an, nahm all ihren Mut zusammen!

Überrascht hob er erneut eine Augenbraue, fixierte ihr Gesicht. Was da wohl aus ihrem Mund kommen würde, stellte er sich die Frage.
 

„Dein Gesicht…“ Sein Gesicht? Das wurde ja immer merkwürdiger.
 

„… Es macht mir Angst!“ Verdutzt, mit dem Mund offen und völlig abwesend sah er ins Leere. Warum machte er ihr Angst?
 

„Ist das der Grund, wieso Shimizu immer die ganzen Unterlagen bringen muss?“ Leicht nickte die Schülerin zu seiner Linken. Erneut - schon viel zu oft tat er das - seufzte Ukai. Es kam ihm schon immer so seltsam vor, aber dass das der Grund sein würde, hätte er noch nicht einmal im Traum dran gedacht. Doch irgendwie konnte er sie schon verstehen. Manchmal bemerkte er selbst, wie grimmig er aussah, versuchte krampfhaft das zu ändern. Jedoch brachte das nichts.

Versöhnend legte er seine linke Hand auf ihren Kopf, war etwas zu ihr rüber gerutscht. Überrascht von dieser Geste, blickte Yuzuru dann doch endlich einmal in sein Gesicht. Seine Gesichtszüge waren so ungewöhnlich weich, so wie sie sie gar nicht kannte. Sonst waren diese immer sehr angespannt und angsteinflössend. Gab er sich wohlmöglich Mühe, ihr keine Angst zu machen?

Bei dem Gedanken fing sie an etwas zu kichern, was ihren Coach hingegen sehr verwirrte. Darauf ging er jedoch nicht weiter ein, er würde diese Stimmung bestimmt nur wieder zerstören. So lächelte er sie an, in der Hoffnung sie nicht damit zu erschrecken.
 

„Ich bin aber doch etwas erstaunt, dass ich dir Angst einjage, Tsukishima und Kageyama hingegen nicht.“ Sie überlegte kurz, woran es liegen könnte. Die Antwort war simpel.
 

„Nun ja. Das liegt wohl am Altersunterschied. Die beiden sind jünger als ich, du hingegen könntest mein Grossvater sein.“ Von der Aussage genervt zog er sie in den Schwitzkasten um ihr eine Lektion zu erteilen.
 

„Du und dein fehlender Respekt gegenüber dem Alter.“
 

„Siehst du? Du klingst wie ein alter Mann!“
 

„Jetzt reicht‘s aber!“ Und so zankten sie sich noch einige Minuten hin und her, vergassen dabei, dass Yuzuru den Schulunterricht schwänzte und ihre vorherige Angst gegenüber ihrem Coach. Plötzlich schien es, als wäre diese Furcht und Unsicherheit niemals da gewesen. Manchmal brauchte es nur ein Ereignis, damit sie aus sich heraus kam. Auch als sie als Managerin anfing hatte sie anfangs ihre Probleme damit sich in das Team einzuleben. Gerade auch die Art, wie sie spielten, versetzte sie teilweise in Paralyse, was ihr schlussendlich Angst einjagte. Doch Daichi nahm ihr diese irgendwann, sie wusste gar nicht mehr, wie das passiert war. Mit neuen Situationen und Menschen hatte sie manchmal ihre Auseinandersetzungen. Das lag aber auch gerne mal in ihrem Charakter. Auf den Mund hocken würde die Gute wohl niemals.
 

Nachdem sich die beiden völlig ausgepowert hatten, setzten sie sich lockerer auf die Bank, lachten darüber, was sie nur wenige Augenblicke vorher taten. Für Ukai waren die Schüler eine schöne, menschliche Erfrischung. Das Erwachsenenleben konnte einen doch ziemlich ausnehmen.
 

„Das kann ja was werden, wenn wir dieses Wochenende nach Natori fahren“, merkte er an, erntete daraufhin einen sehr verwirrten Blick Yuzurus.
 

„Sag mir nicht, du hast mir nicht zugehört…“ Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. An einen Ausflug nach Natori war ihr nicht bekannt. Und das mit dem ganzen Team? Dann musste es ein Trainingswochenende sein. Aber wieso ausgerechnet nach Natori verstand sie hingegen kein bisschen.

Ukai fasste sich ungläubig an die Stirn, wusste nicht, wie er darauf nun reagieren sollte.
 

„Wir haben mit den Nekomas aus Tokyo ein Trainingswochenende am Strand in Natori. Strandtraining so zu sagen.“ Nun blickte er in ein nicht sehr erfreutes Gesicht. Was er nicht wirklich verstehe konnte, da sich alle sehr darüber gefreut hatten, dass sie ans Meer fahren.
 

„Das ist nicht dein Ernst… Wieso ausgerechnet am Strand? Kann es nicht einfach hier sein?“ Verwundert sah er sie an, konnte sie nicht lesen.
 

„Was ist denn das Problem?“ Yuzuru griff sich instinktiv an ihren rechten Arm. Es war so schon warm genug in der Winteruniform. Genau so war es auch in der Trainingsjacke warm, und diese noch am Strand zu tragen wäre blanker Selbstmord gewesen. Doch das konnte sie ihm nicht sagen. Nur Daichi, Suga und Tsukishima wussten davon. Auch wenn Ukai es hätte wissen sollen, so wollte sie es ihm nicht sagen.
 

„Nichts… Vergiss es wieder. Ist alles in Ordnung“, sagte sie, rang sich zu einem Lächeln. Irgendwie würde sie ihren Job als Managerin schon hinbekommen. Auch wenn sie selber nicht davon überzeugt war.

Ukai brachte noch knapp ein Seufzen hervor, liess sie mit der Fragerei bezüglich dem Trainingswochenende in Ruhe. Doch dafür kam ihm eine andere in den Sinn.
 

„Aber sag mal, Yuzuru. Was ist mit dir und Tsukishima los? Seit 3 Tagen geht ihr euch aus dem Weg. Sowas sind wir uns von euch beiden nicht gewohnt. Auch sonst ist seine scharfe Zunge mächtig ruhig geworden.“ Bedrückt sah sie zu Boden. Sie wusste das doch selber nicht. Das versuchte sie ja endlich aus dem Vollidioten raus zu prügeln. Doch diese liess sie ja gar nicht mehr an sich heran. Egal was sie auch tat, er blockte ab oder ignorierte vollständig jegliche Annäherungsversuche.

Er legte einmal mehr seine Hand auf ihren Kopf.
 

„Wenn ich das wüsste, würden wir uns nicht so anschweigen…“ Es würde alles einfacher machen, hätte dieser Trottel ihr einfach gesagt, was sein Problem war. Jemanden von einem Moment auf den nächsten so zu schneiden war keinesfalls die beste Art.

Ihr betrübter Gesichtsausdruck gab Ukai zu verstehen, dass sie Tsukishima sehr mochte. Auch wenn er es immer noch nicht richtig verstehen konnte. Da dieser doch sonst immer so kühl und emotionslos wirkte.
 

Besorgt legte er seine linke Hand auf ihren Hinterkopf, zog sie zu sich hin und drückte ihren Kopf gegen seine Schulter. Überrascht von der Handlung musste Yuzuru kurz kichern. Dass sie ausgerechnet vom Coach wie ein Highschool-Mädchen behandelt wurde, erstaunte sie dann etwas sehr. Doch auch wenn sie nur kurz vorher noch Angst vor ihm hatte, so fühlte sie sich in diesem Moment sehr wohl. Er war im Grunde schon immer ein guter Mensch gewesen, das wusste sie auch.
 

„Tut mir leid…“
 

Sie holte Luft, wollte gerade etwas sagen, hielt jedoch inne, als sie hörte, wie die Tür aufging. Erstarrt blieb sie in dieser Haltung. Wollte nicht, dass jemand erkannte, dass sie es war.

Ukai hingegen blickte in das eher schockierte Gesicht der Nummer 11. Dieser würde das garantiert falsch verstehen. Und doch versuchte er nicht, das irgendwie einzuräumen. Im Gegenteil. Sein schelmisches Grinsen sollte ihn dazu auffordern, um sie zu kämpfen. Doch darauf würde dieser nicht eingehen. Der Weg mit dem geringsten Widerstand war ihm immer lieber, als unnötig Kraft zu verschwenden. So schloss Tsukishima wieder die Tür hinter sich, liess die beiden alleine. Etwas enttäuscht über diese Reaktion seines Schützlings, seufzte er auf.
 

„Wer war das…?“ Ukai schüttelte den Kopf.
 

„Da hat sich nur jemand in der Tür geirrt.“ Auch wenn er wusste, dass sie es irgendwann herausfinden würde, so log er sie lieber an. Es schien interessant zu werden, würde er die beiden noch etwas weiter beobachten und dies während dem Wochenendtraining ganz besonders.
 


 

*~~~~~~~~~~~~~*
 


 

Das Training begann gerade, alle versammelten sich in ihren aufgestellten Teams auf dem Spielfeld und zeigten vollsten Elan. Nur einer stand regungslos da, hielt den Volleyball in seinen Händen, doch tat nichts damit. Tsukishima war in seinen Gedanken versunken, seit er Yuzuru in den Armen Ukais sah. Nicht nur, dass es eine verbotene Liebe gewesen wäre… Tief in seinem Inneren fühlte es sich so schwer und unerträglich an. Trotzdem konnte er sich nicht erklären, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte. Nie fühlte er sich so, wie er sich nun fühlte. Als würde sein Körper nicht mehr das tun wollen, was er ihm signalisierte.
 

Sie hatte aber nie etwas gesagt. Eine Auszeit vom Training abends wollte sie nie. War das alles nur wenige Tage zuvor passiert? An ihrem Geburtstag vielleicht?

Egal wie er es sich auch auslegte, auf die Antwort, die seinen Körper zufriedenstellte, damit er wieder normal funktionierte, kam er nicht.
 

„Uhm… Tsukki… Du solltest aufschlagen…“, sprach Yamaguchi in schüchtern von der Seite an, worauf Tsukishima aus seinen Gedanken aufschreckte. Von sich und seinen Gedankengängen selbst erschrocken, starrte er den Volleyball in seinen Händen an. Woran dachte er da nur die ganze Zeit? Das war nicht er!

Zähne knirschend drückte er dieses Ding in die Hände seines besten Freundes. Verwirrt sah dieser ihn an, brachte keinen Ton heraus.
 

„Ich setze heute aus.“ Mit diesen Worten begab er sich auf die Bank, auf welcher zwar der Coach sass, ihn jedoch keines Blickes würdigte. Genervt davon setzte er sich hin, musterte den Kerl von oben bis unten, worauf sein Blick dann zur danebenstehenden Yuzuru wanderte, welche ihn besorgt ansah. Nun war er noch genervter als zuvor. Als würden all diese Hirngespinste nicht reichten. Ihre mitleidigen Blicke waren dann doch noch das Tüpfelchen.

Ignorierend sah er auf den Boden vor sich. Keinesfalls wollte er in ein Gespräch mit ihr verwickelt werden. Egal was kommen mag. Seit dem vergangenen Samstag konnte und wollte er nicht mit ihr reden. Etwas in ihm schien sich einfach vehement dagegen zu wehren. Und doch glitten seine Augen immer und immer wieder zu ihr hin. Seine Neugier war grösser.
 

„Hast du alles aufgeschrieben?“ Die Stimme seines Coaches hallte in seinen Ohren wieder.
 

„Ja. Ich denke, dass wir am Wochenende das Eröffnungsmatch gewinnen werden.“ In ihrer lang ganz klar die Ruhe, die sie immer besass, wenn es um Volleyball ging. Vielleicht irrte er sich einfach nur. Sie schienen keine Beziehung zueinander zu haben. So wandte er den Blick wieder von ihnen ab. Seufzte kaum hörbar.
 

„Gehen wir heute Abend aus?“ Tsukishima riss die Augen auf, als er die Worte Ukais vernahm. So blickte er blitzschnell in das Gesicht Yuzurus, wurde kreidebleich. Sie war hochrot angelaufen, verhaspelte sich mehrfach, als sie eine Antwort darauf geben wollte. Also führten sie doch ‚solch‘ eine Beziehung.

Da die beiden so sehr damit beschäftigt waren, sich aufzuziehen, der Rest am Spielen war, bemerkte niemand, dass Tsukishima die Sporthalle verliess. Sich in der Umkleide seine Kleider nahm und im Clubraum seine Schultasche holte um sich daraufhin umgehend auf den Heimweg zu machen. Mittlerweile war im schlecht geworden. Sein Magen konnte dem Anblick der Beiden kaum standhalten. Langsam musste er sich selber eingestehen, dass er eifersüchtig auf seinen Coach war. Er nicht verstehen konnte, wieso sie sich für diesen entschied. Und auch wenn er es ignorierte… Es war ihm bewusst geworden…
 

Er war… In sie verliebt. Doch würde er das niemals aussprechen. Es war ihm schon peinlich genug, dass er es sich in solch einem Moment eingestehen musste. Zudem fragte er sich, wie es dazu kam. Dazu kam, dass es ausgerechnet Yuzuru sein musste. Nur, weil sie Zeit miteinander verbracht hatten, musste das nicht automatisch heissen, dass er sich in sie verschoss. Doch so war es wohl gewesen. Wenn es auch schwierig war, sich das selber einzugestehen, so sah er es ein. Seine Liebe zu ihr schien unbemerkt herangewachsen zu sein.
 

„Scheissdreck…“, murmelte er vor sich hin, während er die letzten Schritte nach Hause tat. Wo sollte das Ganze hinführen? Yamaguchi würde er kein Sterbenswörtchen davon verraten. Das wäre nur unnötige Aufregung seitens diesem gewesen, die er keinesfalls gebrauchen konnte. Alleine seine Gedanken waren ihm schon zu viel. Sein Verlange, Yuzuru nur für sich zu haben.

Schon an ihrem Geburtstag verspürte er diesen unbändigen Drang. Doch ignorierte er es, tat es als Fieber ab. Schob es auf die Kopfschmerzen, die er bekam.

Aber würde es ihm reichen, wenn er es einfach nur ignorieren würde? Seine Gefühle tief in sich vergraben? Wohl kaum. Irgendwann würde er explodieren. Probleme werden sich anbahnen, ihm den Weg nur zusätzlich erschweren.
 

Dennoch entschloss er sich klar für den Weg der Ignoranz. Würde er ihr die Aufmerksamkeit schenken, die er ihr sonst gab, käme er nicht mehr von ihr und diesen Gefühlen los. Diese Gefühle, die er bisher nicht kannte. Nicht wusste, dass sie in ihm existieren konnten. Und doch waren sie da. Kämpften sich aus den tiefsten Tiefen hervor.
 

Zuhause angekommen ging er schnurstracks auf sein Zimmer. Wollte nichts essen, nichts reden. Einfach nur seine Ruhe, seinen Frieden haben.

Soll sie doch mit diesem Kerl ausgehen, dann würden wieder ruhigere Tage einkehren, so seine Gedanken.
 

„Ich… Bin nicht in die blöde Kuh… verliebt…“, brachte er knapp aus sich heraus, liess sich dabei nach hinten auf sein Bett fallen. Die weisse Decke über sich anstarrend, ging er seine ausgesprochenen Worte immer wieder im Kopf durch. Irgendwann würde er diese bestimmt glauben. Mit genug einreden hätte das bestimmt geklappt…
 

Das Wochenendtraining schien der blanke Horror zu werden. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als einfach krank zu sein.
 

„Verdammt…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ihr habt es geschafft!

Haltet euch mit konstruktiver Kritik bitte nicht zurück. Und auch sonstige Kommis sind sehr gerne gesehen. ^-^

Bis zum nächsten Kapi! <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uuuuuund da habt ihrs wieder geschafft!
Danke fürs Lesen. *3*
Langsam entwickelt sich das Ganze, aber es wird noch sooooo viel passieren. Hach. Ich bin im Kopf schon so weit, dass es manchmal schwierig ist sich einige Kapitel weiter hinten wieder einzufinden. x3x

Bis dann! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Yuwa
2020-06-09T13:15:47+00:00 09.06.2020 15:15
Hab damit auch absolut nicht gerechnet, zuerst dachte ich in Kapitel 4 so "OH DAS PACING NOO", "Das geht zu schnell ~_~", aber dem war dann doch nicht so, hat mich gefreut. Dieser Geburtstag hat mir bisher am besten gefallen o/
Von:  Starplayer24
2018-05-18T07:50:51+00:00 18.05.2018 09:50
Er versteht alles falsch aber ich kann ihm nachetfinden und jetzt sieht er sie auch noch jeden Tag ja das tut weh ob Ukai nur ein one nad staint will mit ihr und sie dann fallen läst währe fraglich oje ein Liebesdrama aller Rome und Julia lg Starplayer24
Antwort von:  Kai_Tsukishima
18.05.2018 19:07
Na, mal sehen was Ukai noch so für uns bereit hält. ;)
Lass dich überraschen! (und ich mich auch...)
Von:  Starplayer24
2018-05-13T11:58:34+00:00 13.05.2018 13:58
o ein Centelmann galant der Brillenträger ach wie süß die beiden aber welche Dame währe da nicht hin und weg von einenm
Mann ein Geschenck zu bekommen er hat nen guten Geschmack was Frauen angeht grins da steht selbst Tooru blass aus nur mit seinen Fangirls hi geniale idee lg Starplayer24
Antwort von:  Kai_Tsukishima
13.05.2018 20:27
Jaa, auch wenn Tsukki nicht oft auf Gentleman macht, manchmal tuts ihm doch gut. :p
Von:  Starplayer24
2018-05-12T13:13:40+00:00 12.05.2018 15:13
wow super genial geschrieben supie ja es sieht bestimmt merkwürdig aus der 1.90 Riese und die kleine zirliche Mangerin hach wie süß lg Starplayer24
Antwort von:  Kai_Tsukishima
12.05.2018 21:56
Danke dir! <3
Von:  Feuchen
2018-05-10T20:41:16+00:00 10.05.2018 22:41
hrhr...armer Tsukki? x'D
oder Ukai ist einfach gerade sehr fies, oder? wie er nichtmal was gesagt hat, als er ihn bemerkt hat... ^^
Antwort von:  Kai_Tsukishima
12.05.2018 21:56
Ukai ist ein bisschen fies. :')
Und das wird er wohl noch ab und zu sein. XD
Von:  Feuchen
2018-04-02T08:24:16+00:00 02.04.2018 10:24
Das war ... überraschend? XD
und ich glaube, da ist jemand eifersüchtig und will's nicht einsehen *huuust* :3
ach Tsukki eh~ X3
Antwort von:  Kai_Tsukishima
02.04.2018 11:23
Jaaa, genau das ist der Fall. :D

<3
Von:  Starplayer24
2018-04-01T11:43:03+00:00 01.04.2018 13:43
ach wie süß sie passen zusammen die szene ist so liebevoll wie er sie im Arm hat ach Tuskihima ist ja voll der nervistste Typ und wo kamm Kagayama aufeinmal her ich finde das Kapitel schön lg starplayer24
Antwort von:  Kai_Tsukishima
01.04.2018 19:09
Danke dir für den Kommentar. <3
Von:  Feuchen
2018-03-31T20:02:04+00:00 31.03.2018 22:02
Süß! :3
Irgendwie kann ich mir Tsukki sogar vorstellen, wie er auch mal so ... förmlich wäre :D
*findet sich gerade echt darin es einfach nur knuffig zu finden*
jaaah~ <3 bin gespannt, was du noch so vor hast ^^
Von:  Feuchen
2018-03-31T14:38:11+00:00 31.03.2018 16:38
Das ist schnuffig >//<
(okay eventuell hast du mich gerade ein bisschen zum fangirlen gebracht? ;3)
hmhm, ich mag's, wie Tsukki zu ihr is und wie er so einfach sagt, dass sie daten xD
(*shippt im hintergrund TsukkiKage, oki?* xd)
Antwort von:  Kai_Tsukishima
31.03.2018 18:37
Ich hab während dem Kapitel ja selbst kurz überlegt, ob ich Tsukki nicht einfach mit Tobio shippe. XD Also absolut oki!

Danke. <3
Von:  Mako-chi
2018-02-02T12:37:32+00:00 02.02.2018 13:37
Huiii, da hat jemand aber ganz spezielle Gefühle. :D

Yuzuru hatte also einen Unfall und daraus resultierend eine schwere Verletzung... Was war das für ein Unfall? Klärst du uns irgendwann darüber auf? Würde mich sehr interessieren, was passiert ist!

Irgendwie passen die zwei schon ganz gut zusammen. Viel besser als Sousuke oder Makoto. °__°"
Stimmt mich etwas traurig mein Baby fremdgehen zu sehen. ;333;
Aber das ist schon gut so!!

Du scheinst wahrlich in Schreiblaune zu sein, das gefällt mir. *^*
Dann dürfen wir uns bestimmt bald auf das 3. Kapitel freuen! Hrrhrrrrrrr!

Liebste Grüsse
Deine Mako
Antwort von:  Kai_Tsukishima
02.02.2018 15:11
Das wird irgendwann noch erzählt, ja! Ist aber nichts weltbewegendes.

Ihre Beziehung wird sich durch die Kapitel hinweg noch sehr stark verändern. Und das mindestens 2 Mal. xwx"
Habe irgendwie zu viele Mangas gelesen, bei denen es immer ein Auf und Ab gibt. Und das fand ich immer so toll.

Im Moment habe ich eine grosse kreative Phase, in der Tat! Ich hoffe sehr, dass es anhält... Mir liegt schon sehr viel an der Story, da wärs schade, wenn ich mittendrin wieder aufhören würde. TwT"

Biiiiis dann. <3


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