Complete Silence von lunnaris1989 ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Sie gaben schon ein seltsames Pärchen ab, als sie so durch den Wald liefen. Van mit zerfetztem Shirt, das vor getrocknetem Blut nur so starrte, den Körper voller Schrammen und Hitomi nur in einen Mantel gekleidet und ohne Schuhe. Der Weg verlief bisher allerdings schweigend, denn jeder der beiden hing seinen eigenen Gedanken nach. Die junge Frau war mittlerweile vollends davon überzeugt, dass der kleine Junge in ihren seltsamen Träumen eindeutig dieser Mann sein musste. Warum sie sich dessen so sicher war, konnte sie sich selbst nicht beantworten. Sie wusste es einfach. Umso mehr schockierte es sie, dass der Zaibacher General augenscheinlich sein Bruder war. Wenn die Geschichten stimmten, die sie in ihrem Leben im Freudenhaus der Roten Dame mitbekommen hatte, war er es gewesen, der das Land Fanelia vor vielen Jahren dem Erdboden gleich gemacht hatte. Ihr Retter – oder was auch immer er war – musste also folglich der einzig noch lebende Nachkomme dieser Königsfamilie sein. Sie schielte zu ihm hinüber. Der schwarzhaarige Mann stapfte still und in sich gekehrt neben ihr her, schob mit seinem Arm herabhängende Äste zur Seite und pflückte hier und da Früchte, von denen er ihr wortlos etwas abgab. Im Freudenhaus hatte sie schon bemerkt, dass er ein Mann war, der nicht dem gewohnten asturianischen Schönheitsideal entsprach. Nicht wie etwa Ritter Allen, mit den langen blonden Haaren, den charismatischen blauen Augen und seinem zuvorkommenden Charme – wenn er es darauf ankommen ließ. Ihr Begleiter, dessen Namen sie noch immer nicht wusste, hatte eine raue und unnahbare Erscheinung. Seine verstrubbelten schwarzen Haare und die dunklen Augen, die jedes Mal wenn er den Kopf bewegte wieder von seinen Haaren verdeckt wurden, sowie sein dunkler Teint, der so ganz anders war als alles, was sie in Pallas bisher gesehen hatte, verliehen ihm eine gewisse Wildheit, die sie nicht ganz unberührt lies. Sie hatte allerdings auch gemerkt, dass er im Umgang mit Frauen nicht viel Erfahrung genossen hatte. Oder sein Benehmen war ihm einfach schlichtweg egal. Denn als sie ihm noch einmal seine Wunden säubern wollte, bevor sie ihren Weg aufnahmen, hatte er sie nur unwirsch beiseitegeschoben und irgendetwas Unverständliches in sich hinein gebrummelt. Und auch sonst war er nicht sonderlich darum bemüht zu erfahren, wie es ihr ging oder war um ihr Wohlergehen besorgt. Der lange Weg durch den Wald hinterließ langsam Spuren an ihren nackten Füßen, die mittlerweile von Blasen und blutigen Striemen überzogen waren. Im Wald war es kühl und der lange Mantel sorgte nicht gerade für Wärme. Ihre Unterschenkel spürte sie schon lange nicht mehr. Doch sie wagte es nicht, ihm gegenüber zu jammern und so ertrug sie stumm die Schmerzen. Schließlich hatte sie ihm höchstwahrscheinlich ihr Leben zu verdanken. Sie dachte an unwillkürlich an Sora. Eine mysteriöse Frau, mit der sie sich jedoch auf seltsame Weise verbunden fühlte. Noch ihren Gedanken nachhängend, den Kopf gen Boden gerichtet, lief sie auf einmal wie gegen eine Wand und landete mit einem lauten Rumms auf ihrem Hintern. „Autsch!“ Ihr empörter Ausruf entlockte Van ein leises, unterschwelliges Lachen. Sie hatte nicht bemerkt, dass er vor ihr stehen geblieben war. „Wir sind da. Steh auf.“, sagte er leise und ging voran. Sie schlang den Mantel wieder fester um sich und rappelte sich mühselig auf. Er hätte ihr wenigstens helfen können, wenn er sie schon zu Fall brachte. „Ungehobelter Klotz.“, brummte sie leise in sich hinein und humpelte ihm hinterher. Als sie ihren Blick nach vorne richtete, erkannte sie einen Mann unter einem Baum am Rand der kleinen Lichtung, auf der sie sich nun befanden. Erschrocken blieb sie stehen. „Keine Sorge. Das ist Fiore – ein Freund von mir. Er wird dir nichts tun.“ Die sanfte Stimme des Schwarzhaarigen beruhigte sie ein wenig und sie folgte ihm zögerlich in Richtung des Fremden. „Van! Na endlich!“, rief dieser und kam ihnen nervös entgegen. „Ihr seid spät dran. Wir dachten schon euch wäre etwas passiert, weil es so lange gedauert hat.“ Hitomi trat nun leicht hinter Van hervor und musterte den Mann argwöhnisch. Er sah aus wie jemand, der auf der Straße lebt. Seine Kleidung teilweise zerrissen und dreckig und auch sonst hatte er kein gepflegtes Erscheinungsbild. Die hellbraunen Haare fielen ihm vollkommen zerzaust über die Schultern. Doch seine grauen Augen, die sie nun ebenfalls musterten, sprachen eine andere Sprache. „Ich bin Fiore.“, begrüßte er sie und kam einen kleinen Schritt auf sie zu. „Hitomi.“, antwortete sie mit fester Stimme und beugte dabei leicht ihren Oberkörper, ehe sie sich leicht lächelnd aufrichtete. Sie beschloss, ihrem Begleiter und dessen Freund vorerst zu vertrauen und sich auf ihr Gefühl zu verlassen, dass er ihr nichts antun würde. Und sie wusste nun endlich, wie er hieß. Van… Seichtes Sonnenlicht fiel in die ansonsten dunkle, etwas staubige Kabine, in der ein silberhaariger Mann wie ein eingesperrter Tiger immer im selben Muster auf und ablief. Diese Magie. Er war ihr nicht gewachsen gewesen. Warum? Die Hexer hatten ihm immer wieder eingeredet, er sei der mächtigste Soldat auf Gaia. Der einzige, der über Magie dieser Art verfügte. Und nun war er aufgekreuzt. Dieser Abschaum und Anhänger der Abaharaki. Seine Faust ballte sich, die Adern auf seinem Handrücken stachen hervor, die Haut um die Fingerknöchel färbte sich weiß. Die Strafe des Generals für sein Versagen war hart gewesen. Nur, weil er und seine Leute sich hatten besiegen lassen, war der Eindringling ins Labor vorgedrungen und hatte sich die junge Frau, die scheinbar die Seele des Drachen in sich trug, geschnappt. Mit einem wütenden Aufschrei schlug er seine Faust gegen die Wand. Der andere Arm hing schlaff herunter. Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass die Schulter wohl ausgerenkt war. Dunkelrotes Blut tropfte ihm vom Gesicht und seine Faust hatte einen leichten Abdruck in der Wand aus Stahl hinterlassen. Fieser Schmerz zuckte ihm durch die geschundene Hand, doch er ließ ihn nicht an sich heran. Was waren schon gebrochene Finger im Gegensatz zu seiner gebrochene Ehre. Sie hatten ihn eingesperrt. Eingesperrt in diesen Raum, der nur schwach von vereinzelten Sonnenstrahlen erhellt wurde und außer einer schmalen, von seinem Blut besudelten Pritsche nichts beherbergte. Er musste noch einmal mit den Hexern sprechen. Bei ihrem Experiment war definitiv etwas schiefgelaufen. Das Blut, das sie in seinen Kreislauf gebracht hatten, musste verunreinigt gewesen sein. Seine Magie war fehlbar. Das machte ihn auf eine Weise verwundbar, die er sich nicht gestatten konnte. Je mehr er darüber nachdachte, desto zorniger wurde er. Zähneknirschend richtete er diesen Zorn gegen den schwarzhaarigen Mann, den der General seinen Bruder nannte. Nur wenige wussten von ihm und Dilandau schätzte sich glücklich, dass er zu diesem eingeweihten Kreis zählen durfte. Sie wussten, er war nur ein Experiment. Ein gefährliches und dunkles Experiment, das noch nicht gänzlich vollendet war. Sein Körper war zweigeteilt, beherbergte zwei Seelen. Er war weder weiblich, noch männlich. Er war ein Wesen ohne Geschlecht, von den Zaibachern Hexern geschaffen. Ihm fehlten jegliche Art von positiven Gefühlen. Dilandau empfand kein Glück. Er kannte nicht das Gefühl von Freundschaft, von Liebe, von Kameradschaft. Dieser Mann empfand nur Zorn, Hass und hatte eine Vorliebe für Gewalt und Brutalität. Grausamkeit war sein zweiter Vorname. Der Soldat hatte keine normalen menschlichen Bedürfnisse. Er empfand weder Hunger, noch Müdigkeit. Er sollte die perfekte Waffe sein. Eine menschliche Waffe. Doch nun war er gescheitert – und zwar erbärmlich. „Dieser sinnlose Abschaum…“, flüsterte er hasserfüllt. Das verhaltene Klopfen an seiner Kabinentür bemerkte er in seiner Rage nicht. Doch als sich die Tür langsam öffnete, hob er den Kopf. „Jujuka. Warum haben sie dich geschickt?“, zischte er misslaunig. „Kommandant Dilandau! Die Hexer müssen Euch noch einmal in den Schlaf schicken. Sie wollen Eure Magie verstärken und Euren Körper noch weiter verbessern.“ „Das sind doch wenigstens mal gute Neuigkeiten.“ Seine blutroten Augen begannen zu leuchten. Das nächste Mal würde er diesen Mann zertreten wie einen Wurm. Er würde ihm alle Körperteile einzeln ausreißen und seine Schmerzensschreie würden seine neue Lieblingsmelodie sein. Mit einem irren Grinsen im Gesicht stand er auf und folgte Jujuka aus dem Raum in Richtung der noch übrig gebliebenen Labore. Der Bastard hatte bei seiner Flucht einen guten Teil der fliegenden Festung zerstört. Sie hatten nur Glück, dass er keine ernsthaften Schäden in der Technik verursacht hatte und die Festung noch immer flugtauglich war. Als er mit Jujuka durch die schwach beleuchteten Gänge der Festung lief, hatte er nur noch die Gedanken an Rache im Kopf. Rache für seine Schmach und Niederlage. In seinem Geist ging er bereits die Szenerien durch, wie dieser Abschaum halb tot vor ihm um Gnade winseln würde. Oh, diese Genugtuung die ihn hierbei erfüllte. Jujuka lief neben Dilandau und warf ihm ab und an traurige Seitenblicke zu. Der Mann, der eher einem Hund als einem Menschen ähnlich sah, verdammte die elenden Hexer dazu, was sie aus seinem Schützling gemacht hatten. Und er verflcuhte den Mann, der diese Experimente zuließ. Dieser Ritter, der seine liebenswürdige Schwester für seinen eigenen Ruhm geopfert hatte. Er ballte seine Fäuste, als er an den Ritter des Himmels dachte. „Allen Schezar…“ Die Prinzessin Asturias huschte leise durch die Gänge des Schlosses. Es war bereits später Abend, die Gänge waren von vereinzelten Fackeln erhellt, die nur geringfügig Licht spendeten. Sie hatte ihre Gestalt in ein Gewand ihrer Bediensteten gehüllt, die Haare von einer Art Haube bedeckt. Wenn sie jemand bei ihren spätabendlichen „Ausflügen“ entdeckte, würde sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. So hielt Millerna den Kopf gesenkt, ihre Schritte waren plump und laut – ungleich ihrer normalen, sanften und wiegenden Schritte. Die Prinzessin näherte sich der Küche und den Hinterausgängen des Schlosses. Das Glück war ihr hold, es war niemand der Bediensteten mehr zu sehen. Auf leisen Sohlen schlich sie durch die Gänge ihrer Quartiere und nahm den erstbesten Ausgang, den sie erreichte. An der frischen Luft atmete sie tief ein und aus. Doch sie wagte es nicht, die Haube von ihren Haaren zu nehmen und machte sich auf den Weg in die Stadt. Sie musste ihn sehen. Musste wissen, was passiert war. Sorge um Van erfüllte sie, diesen hitzköpfigen und stoischen Idioten, den sie über die Jahre in ihr Herz geschlossen hatte. Fiore hatte ihr mitgeteilt, was sie sich ausgedacht hatten und als sie die Nachricht über den Angriff auf die Festung der Zaibacher erhalten hatte, war ihr kurzzeitig die Luft weggeblieben. Vans Auftrag lautete eigentlich, unbemerkt und schnell ohne großes Aufsehen zu handeln. Millerna hätte sich denken können, dass das nicht gerade Vans Naturell entsprach. Als sie an Drydens Haus ankam, klopfte sie dreimal in langen Abständen an die Tür und wartete dann geduldig. Das junge Katzenmädchen öffnete ihr die Tür und ließ sie schnell herein. „Wir haben heute nicht mehr mit Euch gerechnet, Prinzessin Millerna.“, flüsterte sie und verbeugte sich dann tief. „Merle, lass das. Ich habe dir schon oft gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst. Und verbeugen brauchst du dich erst recht nicht.“, wies Millerna sie leicht schimpfend zurecht und tätschelte ihren Kopf. „Entschuldige…“, wisperte diese leise. „Van und Fiore sind erst vor ein paar Stunden angekommen. Sie sind mit Dryden in der Küche.“ Merle erwähnte kein Wort von der Frau, die die beiden mitgebracht hatten. Vom ersten Augenblick an, als Merle sie sah, war sie ihr verhasst gewesen. Wegen ihr war Van in unnütze Gefahr geraten und nur wegen ihr waren sie jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten. Die Prinzessin bemerkte den kalten Unterton in der Stimme des Mädchens und wunderte sich kurz darüber, eilte dann jedoch in Richtung Küche. Van und Fiore fielen ihr zuerst ins Auge, sie hockten in Gedanken versunken am Esstisch. Am anderen Ende saß ihr Verlobter und wer das neben ihm war, wusste sie nicht. Interessiert fiel ihr Blick auf die junge Frau und sie musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie bemerkte, dass sie eins von Vans Shirts trug. Es war ihr natürlich viel zu groß und behelfsmäßig mit einer Kordel um ihren Oberkörper enger gemacht worden. „Da seid ihr ja! Gott sei Dank ist dir nichts passiert, Van. Ich habe mir Sorgen gemacht, als mich die Nachricht gestern im Schloss erreicht hat.“, redete sie munter drauf los und legte ihre Hand auf seine Schulter. Ein kleines Lächeln huschte auf Vans Lippen, ehe er antwortete. „Es lief nicht alles nach Plan, aber wir haben es trotzdem geschafft. Millerna, neben Dryden sitzt Hitomi. Der Zaibacher General hatte sie entführt.“ Die junge Frau wich ihrem Blick nicht aus, als sie sie musterte. „Du bist also der Grund für den ganzen Aufruhr.“ Millerna ging um den Tisch herum und blieb vor ihr stehen. „Woher kommst du?“ Sie hörte die Frage, doch Hitomi war müde. Sie war so unendlich müde. Die lange Reise auf Fiores Karren war ungemütlich gewesen und ihr ganzer Körper, vor allem aber ihre geschundenen Füße, schmerzte. Umso glücklicher war sie, als sie endlich in Pallas ankamen. Durch ein unterirdisches Tunnelsystem ähnlich dessen, das sie aus dem Haus der Roten Dame kannte, führte Fiore sie unter dem äußeren Teil Pallas‘ hindurch, bis sie im Händlerviertel angekommen waren. Dort hatte sie zum ersten Mal das stille Katzenmädchen mit dem hasserfüllten Blick getroffen. Die blauen Augen des Mädchens hatten sie kalt gemustert, als sie ihr wortlos ein paar Kleidungsstücke und ein Paar abgenutzter Stiefel hingeworfen hatte. Van war zwischenzeitlich bereits verschwunden, nachdem er eine innige Umarmung des Katzenmädchens über sich ergehen lassen musste. Hitomi beobachtete das Verhältnis der beiden mit verstecktem Interesse. Das Mädchen mit den pinken Haaren schien ihm sehr zugetan zu sein, doch was Van für sie empfand, war ihr noch nicht ganz klar. Sie wusste auch gar nicht, warum sie das eigentlich beschäftigte… Suchend sah sie sich in dem kleinen Raum der Schenke um, in dem sie angekommen waren, allerdings fand sie nichts, hinter dem sie sich umziehen konnte. Fiore und Merle waren sowieso gerade in einer leisen Unterhaltung verwickelt, also entledigte sie sich des Mantels einfach an Ort und Stelle. Nacktheit machte ihr nach den langen Jahren im Haus der Roten Dame nichts mehr aus. Da sie mit dem Rücken zu den beiden stand, bemerkte sie nicht, wie Fiore begann, sie anzustarren und dafür von Merle eine ordentliche Kopfnuss und ärgerliche Blicke kassierte. Hitomi zog sich das kurze Kleid über – das ihr viel zu kurz war und gerade mal so das nötigste bedeckte. Auch sonst saß es viel zu eng, aber es war besser als nichts. Sie entschloss sich trotzdem, den Mantel wieder überzuziehen. Die Stiefel waren ebenfalls viel zu klein und sie zwängte nur mit Mühe ihre blutigen Füße hinein. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht drehte sie sich zu den beiden um und bemerkte Fiores rotes Gesicht und die kleine Beule auf dem Kopf. Bei seinem Anblick musste sie trotz der Umstände kurz leise lachen. Dafür erntete sie noch mehr hasserfüllte Blicke von dem Katzenmädchen. Sie verließen die Schenke über einen Hinterausgang und waren nach einigen, für Hitomi qualvollen, Minuten an einem etwas größeren Haus in einer Nebenstraße angekommen. Hier hatte sie Dryden kennengelernt, der wohl so etwas wie der Geldgeber und strategische Kopf der Abaharaki war. Mehr wurde ihr nicht erzählt und sie wurde umgehend in ein heißes Bad gestopft – nicht, dass sie dagegen etwas einzuwenden hätte – und ein junges Mädchen, das wohl eine Bedienstete war, kümmerte sich um ihre Füße und schüttelte immer wieder den Kopf, wie man die junge Frau ohne Schuhe durch den Wald und die Tunnel schicken konnte, während sie vorsichtig einen Verband anlegte. Das Mädchen hieß Adeley, hatte Hitomi nach kurzer Zeit herausgefunden, und war ebenfalls Mitglied der Abaharaki. Und jetzt saß sie in der Küche an dem großen Esstisch, umringt von Männern, die sie wenig und gar nicht kannte und einem Katzenmädchen, das warum auch immer einen großen Groll gegen sie hegte. Als wäre das nicht schon genug, kam jetzt auch noch diese Frau daher, die sie ausfragen wollte. Anstatt ihr zu antworten stand sie auf. „Es tut mir leid, aber ich bin wirklich erschöpft.“, erwiderte sie und blickte zu Dryden. „Darf ich mich irgendwo zurückziehen, Dryden? Ich kann auch gerne auf einem Sofa im Wohnzimmer schlafen, das macht mir nichts aus.“ Doch Dryden schüttelte unwirsch den Kopf. „Das kommt gar nicht in Frage. Eine junge Frau in meinem Haus schläft auf keinem Fall auf einem Sofa. Adeley zeigt dir ein Zimmer.“ Dankbar lächelte sie und folgte dem Mädchen durchs Haus. Die Prinzessin blieb zurück, ihre Frage unbeantwortet. Sie wandte sich an Van und starrte ihn fragend an. Dieser seufzte genervt. „Ich habe sie im Haus der Roten Dame kennengelernt. Mein Bruder hatte wider ihres Wissens großes Interesse an ihr und sie von dort „freigekauft“. Die Zaibacher haben sie dann nackt in irgendeine Maschine gesteckt und wer weiß was mit ihr angestellt, bis ich dort angekommen bin…“ Millerna zog die Augenbrauen hoch und setzte sich. „Das wird ja immer interessanter. Eine Maschine?“ Ihr Blick ging zu Dryden, doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, was sie mit Hitomi vorhatten. Aber es ist ihr gutes Recht, sich nach den ganzen Strapazen erst einmal auszuruhen.“ „Sie hat uns alle in Gefahr gebracht.“, fauchte Merle aus dem Hintergrund. „Ist euch klar, dass wir jederzeit hier entdeckt werden könnten? Die Soldaten unter Schezars Kommando suchen seit gestern unentwegt nach Van. Sie wissen, dass er hinter dem Angriff auf die Festung steckt. Wir sind hier nicht mehr sicher! Und das alles nur wegen dieser… Hure!“ Ihre Stimme wurde schrill. Sie hatte Angst. Angst um die Sicherheit, die sie seit einiger Zeit hinter diesen Mauern von Drydens Haus gefunden hatten. „Merle, ich verbiete mir diesen Ton. Wir haben keine Ahnung, was sie bei den Zaibachern erleiden musste. Im Gegenteil, ich muss ihr dankbar sein, dass sie mich Folken endlich einen Schritt näher gebracht hat!“ Vans Zurechtweisung traf sie schlimmer als eine schallende Ohrfeige. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie stürzte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Sie würde diese Frau umbringen, wenn auch nur einem von ihnen irgendetwas zustoßen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)