Magische Küsse von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: Hermine / Luna ------------------------- „Ist alles in Ordnung?“ Hermine Granger blickte auf, als sie angesprochen wurde. Sie fühlte sich elendig und wahrscheinlich war es keine allzu gute Idee auf den kalten Treppenstufen zu sitzen. Doch zurück in den Gryffindorturm wollte sie nicht. Sie brauchte ihre Ruhe und den würde sie im Schlafsaal sicherlich nicht bekommen. Das war der Nachteil, mit mehreren in einem Raum zu schlafen. „Hier, für dich!“ Ihr wurde ein Taschentuch gereicht – wahrscheinlich war es nur allzu deutlich, dass sie geweint hatte. Ohne ein Wort zu sagen nahm sie es entgegen und schnäuzte sich dann, ehe sie schließlich ihren Kopf hob um zu sehen, wer dort vor ihr stand. Eine junge Hexe, gekleidet in der Schuluniform mit einer blau und bronzefarbenen gestreiften Krawatte, stand einige Stufen unter ihr und blickte sie besorgt an. Ihr weißblondes Haar hatte sie zu einem lockeren Zopf geflochten, von dem einige Strähnen ihr ins Gesicht fielen. Hermines Blick fiel schließlich auf die Schuhe der anderen Hexe – oder eher gesagt ihre in Regenbogensocken steckende Füße. „Ist dir nicht kalt?“, fragte Hermine besorgt und verfluchte sich, weil sie ihren Zauberstab im Schlafsaal liegen gelassen hatte. Aber ihr Festumhang hatte keine Taschen gehabt, in dem sie diesen hätte verstauen können und sie hatte nicht damit gerechnet, diesen benutzen zu müssen. Aber gut, sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass der Abend damit enden würde, dass sie heulend auf einer Treppenstufe saß. „Es geht schon, danke. Professor Flitwick hat uns letztes Jahr den Wärmzauber beigebracht, meinen Füßen geht es also prächtig“, winkte sie ab. „Trotzdem solltest du dir Schuhe anziehen“, meinte Hermine bestimmt. „Ich bin es gewohnt, dass meine Sachen auf mysteriöse Weise verschwinden“, entgegnete sie und lächelte dann verträumt. Hermine runzelte die Stirn, denn sie ahnte, dass die Sachen dieser jungen Hexe nicht einfach so verschwunden waren. „Du solltest mit Professor Flitwick darüber sprechen“, schlug sie vorsichtig vor. „Vielleicht kann er ja…“ Sie verstummte, denn in dem Moment kam ihr eine bessere Idee. „Hm?“ „Hast du schon probiert, deine Sachen einfach herzuzaubern?“, fragte Hermine nach. „Es gibt da einen Zauber, mit dem du deine Sachen zu dir rufen kannst.“ „Du meinst den Zauber, den Harry Potter bei der ersten Aufgabe benutzt hat?“ „Genau. Accio.“ Ihr fiel ein, dass die andere Hexe wahrscheinlich noch nicht diesen Zauber gelernt hatte und sie runzelte nachdenklich die Stirn. Aber immerhin war sie eine Ravenclaw. Und man sagte Ravenclaws doch nach, wissbegierig zu sein. Dazu zählte sicherlich auch einen Zauberspruch zu lernen, der noch gar nicht auf ihrem Lehrplan stand. „Wenn du willst, dann kann ich ihn dir beibringen“, schlug Hermine schließlich vor und sie blickte die junge Gryffindor überrascht an. „Wirklich?“ „Es sind doch gerade Ferien. Und ich bin mit meinen Hausaufgaben schon längst fertig, also habe ich nichts zu tun und könnte dir helfen.“ Eigentlich hatte sie Harry angeboten, ihm bei dem Rätsel der zweiten Aufgabe zu helfen. Doch nachdem wie er sich heute Abend aufgeführt hatte, war ihr das Ganze vollkommen egal. Sollte er selbst zurecht sehen, wie er die Lösung für dieses Problem fand. „Ich will dir aber keine Umstände machen“, meinte sie besorgt und Hermine schüttelte bestimmt ihren Kopf. „Das geht schon in Ordnung. Wir haben doch jetzt frei und ich bin mir sicher, dass du den Zauber schnell gelernt hast… Entschuldige, aber ich glaube, ich habe noch gar nicht deinen Namen erfahren.“ „Luna.“ „Das ist ein hübscher Name“, meinte Hermine und stellte sich dann selbst vor. Luna errötete und blickte verlegen zur Seite und Hermine konnte nicht anders, als sie anzulächeln. „Oh, wie toll. Du lächelst!“ Ungeniert trat Luna auf sie zu und griff nach ihren Händen. „Huh?“ „Du hast so traurig ausgesehen“, meinte Luna leise. „Es ist schön zu sehen, dass es dir wieder besser zu gehen scheint. Und der blaue Umhang steht dir wirklich gut. Warum bist du also hier und vergnügst dich nicht mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsball?“ Sie deutete in Richtung der Großen Halle. „Weil meine Freunde dämliche Idioten sind“, entgegnete Hermine verärgert. „Harry ist sauer, weil er nicht das Mädchen mit auf den Ball nehmen konnte, auf welches er steht und Ron ist sauer, weil ich mit einem Durmstrang gekommen bin.“ „Aber, das ist doch kein Grund sauer zu sein“, meinte Luna verwundert. „Nur weil Harry nicht mit diesem Mädchen zum Ball gehen konnte, heißt das nicht, dass er nicht noch eine andere Gelegenheit finden wird, mit ihr auszugehen. Und Ron… nun, vielleicht ist er ja einfach eifersüchtig? Was natürlich nicht heißt, dass sein Verhalten zu entschuldigen ist“, fügte sie hastig hinzu. Stimmt, das war es nicht. Er hätte sie fragen können und nicht erst in letzter Sekunde als allerletzten Ausweg. „Mich hat niemand gefragt“, entgegnete Luna nach einigen Minuten, in denen sie beide nichts gesagt hatten. Hermine hob fragend eine Augenbraue an. „Ob ich mit ihm zum Ball gehe“, erklärte sie. „Aber wenn ich gekonnt hätte, dann wäre ich auch ohne Begleitung hingegangen. Ich verstehe sowieso nicht, wieso jeder eine Begleitung mitbringen musste.“ Sie verstummte und ihr Blick wich ins Leere, so als könnte sie etwas sehen, was Hermine verborgen blieb. Einem Instinkt folgend griff nun sie nach Lunas Hand und strich ihr sanft über den Handrücken. Luna blickte sie erstaunt an. „Ich wäre gerne mit dir zum Ball gegangen“, erklärte Hermine dann lächelnd. Sicher hätte es Spaß gemacht. Diese Luna schien eine interessante Person zu sein. „Aber weißt du, vielleicht ist es auch ganz gut, dass wir beide nicht da sind. Ich hatte Professor Flitwick gewarnt, als ich gesehen habe, wie viele Mistelzweige dort unten aufgehangen sind“, meinte Luna besorgt. „Weshalb denn das?“ Hermine runzelte verwirrt die Stirn. „Nun, weil sie voller Nargel sind“, erklärte Luna ihr ruhig, als würde jeder wissen, was Nargel sind. „Nargel?“ „Magisches Ungeziefer. Wenn man sich unter einem mit Nargeln verseuchten Mistelzweig küsst, dann passieren schlimme Dinge.“ „Was für schlimme Dinge?“ „Das weiß ich nicht. Ich habe noch niemanden geküsst. Weder unter einem Mistelzweig noch sonst wo. Und ich hoffe, dass ich, wenn ich mal die richtige Person zum Küssen treffe, auch geistesgegenwärtig genug bin und vorher überprüfe, dass über uns kein Mistelzweig hängt.“ „Bist du dir sicher, dass diese Nargel existieren?“, fragte Hermine skeptisch. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals etwas über diese Nargel gelesen habe.“ „Oh, aber nur weil du nichts von ihnen gelesen hast, heißt es doch nicht, dass sie nicht existieren, oder? Wenn man Muggelstämmigen vor ihrem elften Geburtstag sagt, dass Magie existiert, dann würden sie es doch auch nicht glauben. Aber das heißt nicht, dass sie nicht existiert.“ „Aber man kann beweisen, dass Magie existiert“, erklärte Hermine. „Während Nargel…“ „Nur weil man es bisher nicht beweisen konnte, heißt das noch lange nicht, dass es nicht existiert“, unterbrach Luna sie. Hermine wollte erwidern, dass das Blödsinn war, doch etwas hielt sie davon ab. Sie erinnerte sich plötzlich daran, dass auch niemand geglaubt hatte, dass im Schloss eine Riesenschlange gelebt hatte. Jahrtausendelang war der Basilisk nur ein Gerücht gewesen. Zwar hatte man danach gesucht, doch nie etwas gefunden. Und irgendwann dann einfach angenommen, dass der Basilisk doch nicht existierte. Und doch hatte dieses Wesen tausend Jahre lang in den Abflussrohren von Hogwarts gelebt. Und möglicherweise würde es ja auch tausend Jahre dauern, bis jemand die angebliche Existenz dieser Nargel bewies. Doch die rationale Seite ihres Seins sagte ihr erneut, dass das Blödsinn war. „Du musst nicht daran glauben, wenn du es nicht willst“, erklärte Luna, der Hermines skeptischer Gesichtsausdruck keineswegs entgangen war. „Ich wollte dich nur gewarnt haben. Wenn du vorsichtig bist und dich nicht unter einem Mistelzweig küssen lässt, dann wird dir auch nichts geschehen.“ Sie seufzte laut. Ob Viktor sie küssen wollte? Sie mochte ihn, auch wenn sie ihn anfangs für einen arroganten Angeber, dem nur Quidditch im Kopf herumgeisterte, gehalten hatte. Nur auf diese eine ganz bestimmte Art und Weise? Hermine war sich da nicht mehr ganz so sicher. „Ich… es tut mir leid“, murmelte sie schließlich leise. „Es ist nur so, dass ich einfach einen Beweis brauche, um an etwas zu glauben.“ „Aber wenn du einen Beweis hast, dann weißt du ja, dass es existiert und dann kannst du nicht mehr daran glauben“, erwiderte Luna und brachte Hermine erneut zum Schmunzeln. Irgendwie hatte Luna ja recht. „Danke dir!“, sagte sie plötzlich aus einer Laune heraus. „Gern geschehen. Aber wofür?“, hakte Luna nach. „Dafür, dass du so nett zu mir bist. Du kanntest mich nicht und bist trotzdem stehen geblieben, um mich zu trösten. Und dabei müssen deine Füße doch eiskalt sein. Das war wirklich das Netteste, was heute Abend jemand für mich getan hat.“ Hermine blickte nervös auf ihre eigenen Hände. Vorhin waren diese selbst noch so kalt gewesen. Doch dann hatte Luna sie gewärmt. Sie lächelte glückselig und bemerkte viel zu spät, dass Luna sich auf einmal zu ihr beugte. „Ist etwas?“, fragte Hermine erstaunt, da spürte sie auch schon, wie ihre neu gewonnene Freundin auf einmal ihre Lippen gegen ihre Stirn drückte. Nur für einen kurzen Moment spürte Hermine Lunas Atem auf ihrer Haut und ihre warmen Lippen, die ihre Stirn für einen kurzen Moment berührten. Einzelne Haarsträhnen berührten Hermines Wangen und kitzelten sie leicht und sie konnte den frischen Duft nach Zitronengras wahrnehmen. Und dann war es auch schon wieder vorbei. Luna zuckte erschrocken zurück, als hätte sie erst jetzt bemerkt, was sie da tat und blickte dann nervös auf ihre Füße. „Wollen wir uns dann morgen nachmittag in der Bibliothek treffen und ich bringe dir den Zauber bei?“, fragte Hermine schließlich. Überrascht blickte Luna sie an. Sorge stand groß in ihrem Gesicht geschrieben, ehe sie Hermines warmen Gesichtsausdruck sah. „Gerne.“ Luna nickte eilig und wippte grinsend auf und ab. Und erneut lächelte Hermine wieder. Als sie heute Morgen aufgestanden war, hätte sie nicht gedacht, dass sie sich am Abend mit ihren zwei besten Freunden verkrachen würde. Aber sie hatte auch nicht gedacht, dass sie dafür eine neue Freundin kennenlernen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)