Magische Küsse von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 4: Cho / Ginny ---------------------- Cho seufzte, als Ginny ihren Nacken küsste und sie von hinten umarmte. „Meinst du, es ist noch Zeit für eine kleine Morgenrunde?“, fragte Ginny verführerisch und biss sanft in Chos Haut, während ihre Hände über Chos Oberkörper in Richtung Bettdecke glitten. „Ginevra, unser Spiel steht in wenigen Stunden an. Wir müssen beide zum Stadion und uns aufwärmen. Und du weißt doch, wenn du einmal anfängst, dann wird es Stunden dauern, bis wir endlich das Bett verlassen“, erklärte Cho. Ginny seufzte und lehnte sich dann zurück. Sie wäre gerne noch im Bett geblieben, aber Cho hatte Recht. Schließlich stand heute das Finalspiel der britischen Quidditchmeisterschaft an und sie mussten vorbereitet sein. Cho stand schließlich auf und streckte sich, ehe sie dann ihre Sachen zusammensuchte. „Du kannst ruhig die Dusche hier verwenden!“, meinte Ginny und deutete in Richtung Bad. „Du musst auch noch duschen“, erinnerte Cho sie und setzte sich aufs Bett, um ihre Socken anzuziehen. „Nun, wir könnten zusammen duschen?“, schlug sie grinsend vor und zupfte ein Haar von Chos noch immer nackten Rücken. Langsam zeichnete sie dann mit der Fingerspitze deren Wirbelsäule nach. „Du kannst auch nicht genug von mir kriegen?“, fragte Cho und beugte sich nach unten zu Ginny, um sie zu küssen. „Wie kann ich jemals genug kriegen, von so einer talentierten Quidditch-Spielerin wie du es bist?“, fragte sie grinsend und schob Chos schwarzes Haar zur Seite, um wieder ihren Nacken zu küssen. „Hmmm!“ Cho schloss die Augen und genoss Ginnys sanfte Liebkosungen. Vielleicht konnten sie ja noch ein paar Minuten im Bett verbringen… Doch Ginny hörte abrupt auf sie zu küssen und kletterte dann selbst aus dem Bett. Ohne sich umzublicken, ging sie schnurstracks zum Bad. Sie wusste, dass Cho bei ihr war, sobald sie die Badetür schließen wollte.   Da Ginny das einzige Mädchen unter sieben Kindern war, hatte sie schnell gelernt, dass viel Zeit im Bad verbringen einfach nicht gegeben war. Und deshalb war sie auch schon längst fertig und zog sich an, während Cho noch mit einem Wärmezauber ihre Haare trocknete. „So!“ Schließlich senkte Cho ihren Zauberstab und wirbelte herum. „Jetzt bin ich fertig!“ „Und ich habe in der Zeit, in der du deine Haare getrocknet hast, schon das Spiel gewonnen!“, meinte Ginny neckend und kramte dann aus dem Schrank ihre Sporttasche hervor, in der sie ihre Quidditch-Ausrüstung verstaut hatte. „Ist doch klar, dass du vor mir fertig bist. Deine kurzen Haare könnte man schon fast als Schummeln bezeichnen!“ Ginny grinste und warf ihr eine Kusshand zu. „Also, bist du bereit?“, fragte sie und legte eine Hand auf die Türklinke. Cho zögerte. „Was, wenn uns jemand sieht?“, fragte sie besorgt. „Wir sind zwei Quidditch-Spielerinnen, die vor dem Finale das Hotel verlassen. Was ist denn so schlimm daran, wenn wir das zufälligerweise im gleichen Moment tun?“, wunderte sich Ginny. „Wir kämpfen immer noch in unterschiedlichen Teams“, erinnerte Cho sie. „Und? Heißt das, wir dürfen nicht befreundet sein?“, fragte Ginny nach. „Das schon, aber…“ Cho seufzte und rieb sich ihre Augen. „Bitte, sei nicht sauer auf mich. Ich bin noch nicht bereit, Ginevra.“ Ginnys Freundin stand neben dem Bett und wirkte so verloren, dass sie nichts anderes konnte, als wieder zu ihr zugehen und sie in eine feste Umarmung zu ziehen. Sie war nicht sauer auf Cho. Wenn sie noch nicht bereit war, dann war das ebenso. Ginny hatte nicht vor, ihre Entscheidung in Frage zu stellen. Immerhin war auch sie nur wenigen Leuten gegenüber geoutet. Und wenn ans Tageslicht kommen würde, dass ausgerechnet Ginny Weasley und Cho Chang, beides erstklassige Quidditch-Spielerinnen, welche zudem beide während ihrer Schulzeit den berühmten Harry Potter gedatet hatten, nun selbst ein Paar waren, dann würde das definitiv Wellen schlagen. Und nicht nur positive. „Danke!“, entgegnete Cho und drückte dann sanft ihre Hand. „In zehn Minuten verlasse ich dann das Hotel. Und, viel Erfolg beim Spiel!“ „Dir auch. Möge die Bessere gewinnen!“   Nach etwa siebzig Minuten war das Finale beendet, als Cho Chang den Schnatz fing und das Spiel mit gerade einmal zehn Punkten Vorsprung für die Tutshill Tornados entschied. Lauter Jubel brach in den Reihen aus, als der Moderator lauthals schreiend das Ergebnis verkündete. Die Tutshill Tornados hatten gewonnen und das mit so einem winzigen Vorsprung. Triumphierend drehte Cho eine Ehrenrunde über das Feld und lauschte den Stimmen der Fans, die ihr zujubelten. Sie war so stolz auf sich. Immerhin war das ihre erste Saison als Kapitän der Tornados. Schon als Kind war es ihr Traum gewesen einmal als Sucherin dieser Mannschaft für deren Sieg zu sorgen. Und nun hatte sie es endlich geschafft. Lächelnd blickte sie sich nach Ginny um. Für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, dass sie und Ginny ihre Beziehung geheim hielten und wäre beinahe auf sie zugeflogen, wäre sie nicht in genau diesem Moment von ihren Mannschaftskameraden abgefangen worden und bejubelt wurde. „Wo wolltest du denn hin, Cho?“, fragte Jon, einer ihrer Jäger. „Komm, wir gehen im Tropfenden Kessel feiern!“ Stimmt, es wusste niemand Bescheid. Cho war so überglücklich, sie hätte sich auf Ginny gestürzt und damit nicht nur sich, sondern auch sie geoutet. Cho würde garantiert nicht so eine Dummheit begehen. Außerdem würden sie sich heute Abend auch noch sehen. Sie würden die ganze Nacht zusammen verbringen, wilden Sex haben und dann aneinander gekuschelt einschlafen. Und am nächsten Tag würden sie wieder die gleiche Scharade spielen. So tun, als würden sie einfach nur gute Freundinnen sein. Cho hasste es.   Trotz der Tatsache, dass sie verloren hatten, gab es genug Gründe für die Holyhead Harpyies zu feiern. Schließlich konnten sie auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Und selbst wenn sie das Finalspiel nicht gewonnen hatten (und Angelina kündigte ihnen an, dass sie dafür doppelt so hart trainieren würden), hatten sie es sich verdient zu feiern. Und so kam es, dass sich die Tornados und Harpyies im Tropfenden Kessel wiederfanden und dort gemeinsam feierten. Immerhin hatte das Finale auf einem Moor in der Nähe Londons stattgefunden und der Tropfende Kessel war da die nächstbeste Möglichkeit für Zauberer um feiern zu gehen. Die einen den Sieg, die anderen den zweiten Platz. Es wurde gelacht, getanzt, getrunken. Und irgendwann gegen zwei Uhr nachts erklärte Hannah Abbott, die den Tropfenden Kessel von ihrem Großonkel Tom geerbt hatte, dass sie den Laden nun schließen würde und scheuchte die Hexen und Zauberer aus dem Gastraum. Cho und Ginny hatten definitiv zu viel getrunken und so torkelten sie gemeinsam die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Eigentlich hatten sie beide getrennte Zimmer gebucht. Es wäre schließlich aufgefallen, wenn sich die beiden Hexen ein Zimmer geteilt hätten. Zwar vertrauten sie Hannah, dass diese nichts erzählen würden, trotzdem wollten sie lieber Vorsicht walten lassen. Man konnte nie wissen, wer die beiden sonst noch miteinander sah. Doch jetzt waren sie beide betrunken von all dem Feuerwhiskey und sie dachten nicht daran, Vorsicht walten zu lassen. Sie kicherten wie Teenager und wurden mit jedem Glas hemmungsloser. Ein Küsschen hier und dort, sich etwas in Ohr flüstern und viel zu lange die Hand der anderen festhielten. Die meisten bemerkten nichts und wenn doch, dann waren sie selbst zu betrunken, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Erinnerst du dich daran, als du das letzte Mal so betrunken gewesen warst?“, fragte Ginny lallend und betrat Chos Zimmer. Natürlich hatte Cho es nicht vergessen. Es war jetzt zehn Jahre her, dass sie mit einer Flasche Elfenwein am Tresen im Tropfenden Kessel gesessen hatte. Ihr Leben war gerade an einem Tiefpunkt gewesen. Sie hatte das Aufnahmespiel für die Tutshill Tornados verpatzt und Roger Davies hatte sich einige Stunden danach von ihr getrennt gehabt. Sie würde nicht wirklich Interesse an ihm zeigen, hatte er ihr damals gesagt und sie dann vor die Tür gesetzt. Also hatte sie sich eine Flasche Elfenwein bestellt und dann die nächste und dann war durch Zufall ausgerechnet Ginny Weasley aufgetaucht. Was genau die damals Dreiundzwanzigjährige dazu gebracht hatte, Cho die Flasche aus der Hand zu nehmen und sie dann in ihr Zimmer zu bringen. Und anstatt sie dort alleine zurückzulassen, hatte Ginny die Nacht bei ihr verbracht. Ihr das Haar aus dem Gesicht gehalten, wenn sie sich über der Kloschüssel übergeben musste und sie getröstet, wann immer sie in Tränen ausgebrochen war. Und am nächsten Morgen waren sie dann auf einmal Freundinnen gewesen. Bis sich aus dieser Freundschaft etwas Tieferes entwickelt hatte. Zunächst hatten beide nicht gewusst, wie sie damit umgehen sollten. Und wieder war es der Alkohol gewesen, der die beiden zusammenbrachte. Denn Ginny hatte sich Mut antrinken wollen um ihrer Familie zu gestehen, dass sie bisexuell war. Doch stattdessen hatte sie an Chos Appartementtür in Edinburgh geklopft und sie angefleht, dass sie eine Beziehung mit ihr wollte. Es war merkwürdig gewesen, jedenfalls die erste Zeit. Keine von ihnen hatte so richtig gewusst, wie sie sich verhalten sollten. Sie hatten lange gebraucht, um ihre Gefühle füreinander zu ergründen. Und irgendwann war dann aus der Freundschaft eine Beziehung entstanden.   Nach dem Alkohol kam bekanntlich der Kater mit morgendlicher Übelkeit und Kopfschmerzen. Ginny war die Erste, die wach wurde. Verschlafen blickte sie sich um und versuchte sich daran zu erinnern, was letzte Nacht vorgefallen war. Cho grunzte neben ihr im Schlaf. Die junge Hexe lag, die Decke zwischen ihre Beine geklemmt, schlafend neben ihr. Richtig, das Finale gestern. Ginny war wirklich stolz auf Cho. Sie hatte während des Spiels immer mal wieder zu ihr geschielt und sie heimlich angefeuert. Müde schleppte sich Ginny ins Badezimmer und trank aus dem Wasserhahn. Ihr war speiübel und sie versuchte sich vergebens an einen Zauberspruch zu erinnern, der ihre Kopfschmerzen verschwinden ließ. Vielleicht könnte sie Hannah nachher bitten, ein Schmerzmittel zu besorgen. Möglicherweise war Cho auch so umsichtig gewesen und hatte welches mitgebracht. Sie wollte nicht in ihren Sachen wühlen, also beschloss Ginny sich wieder zum Schlafen hinzulegen. Sie füllte einen Zahnputzbecher mit Leitungswasser, den sie neben das Bett stellen wollte. Am Fenster klopfte es und als sie aufblickte, entdeckte sie eine Adlereule mit der neuesten Ausgabe des Tagespropheten. Bestimmt hatten die Tutshill Tornados es auf die Titelseite geschafft. Cho würde sich bestimmt freuen, den Artikel zu lesen, also öffnete Ginny das Fenster und gab der Eule im Austausch für die Zeitung einige Sickel. Sie wollte die Zeitung ungelesen auf den Nachttisch werfen, als das Bild ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Neugierig schlug Ginny die Zeitung auf.   Rivalinnen auf dem Feld und Freundinnen im Bett? Eine geheime Liaison zwischen den beiden Exfreundinnen des Jungen, der überlebt hat!   lautete die Schlagzeile. Und da drunter war ein Bild von ihr und Cho abgebildet, wie sie Cho ganz deutlich etwas ins Ohr flüsterte und dann für einen kurzen Moment hatte sie Chos Nacken geküsst. „Bei Merlins Bart, verdammt!“, fluchte Ginny und sank auf das Bett. Wie hatten sie nur so sorglos sein können? Der Tagesprophet wurde von jedem gelesen, es würde also nur ein paar Stunden dauern, bis die Neuigkeit bei ihrer Familie ankam. Schon bald würde Harry Bescheid wissen. Nach ihrer Trennung waren sie immer noch gute Freunde gewesen. Nur über Ginnys Bisexualität hatten sie nie gesprochen. Und dann war da noch Cho. Cho war ein sehr anhängiger Mensch, der jede Minute mit ihr knuddeln konnte – wenn sie alleine waren. In der Öffentlichkeit beschränkten sie sich darauf, so zu tun als wären sie gute Bekannte. Keine von ihnen wollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn sie sich öffentlich outen würde, dann würde sich so vieles ändern. Alles würde sich ändern, korrigierte sich Ginny, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung mitbekam und Cho ihre Arme um Ginnys Bauch schlang. „Warum bist du schon wach, Ginevra?“, fragte Cho verschlafen. „Komm her, und schlaf noch ein bisschen mit mir.“ „Cho…“, setzte Ginny zögernd an und verstummte dann. Wie sollte sie ihr erklären, dass sie beide nun wegen einer Unachtsamkeit von ihr geoutet waren? „Was ist los?“, fragte Cho und setzte sich dann auf. Ginny überlegte für einen winzigen Moment, ob sie einfach so tun solle, als wäre nichts geschehen. Als hätte sie den Zeitungsartikel noch nicht gelesen. Aber irgendwann würde Cho die Zeitung sehen. Mit größter Wahrscheinlichkeit tummelten sich schon unten im Gastraum unzählige Journalisten, die nur darauf warteten, eine Exklusivstory mit ihnen zu bekommen. Da war es doch besser, wenn Ginny gleich mit der Wahrheit herausrückte. Cho griff nach dem Becher und nahm einige Schlucke Wasser, ehe sie ihre Freundin wieder ansah. „Die Zeitung ist da“, stellte sie fest. „Steht was über das Spiel drin?“ „Nicht wirklich.“ Sicher hatte man das Spiel irgendwo kurz im Artikel erwähnt. Oder irgendwo am Seitenrand stand ein winziger Artikel darüber, dass die Tutshill Tornados die britische Meisterschaft gewonnen hatten. Aber die Frage, ob da zwischen den beiden Exfreundinnen von Harry Potter etwas lief, war natürlich viel interessanter als so ein Quidditch-Finale. „Alles okay?“ Cho legte besorgt ihre Hand auf Ginnys Schulter. Also gut. Ginny atmete tief durch und reichte ihr dann zögernd den Tagespropheten. „Es steht etwas drin“, erklärte Ginny ihr. „Über… uns.“ Jetzt hatte sie es gesagt. „Uns?“ „Sieh selbst!“ Ginny deutete auf das magische Foto, auf dem sie und Cho in einer Szene zu erkennen, die eindeutig zu interpretieren war. „Es tut mir leid, Cho!“ Die andere sagte nichts, sondern las langsam den Artikel durch. Ginny wagte nicht, etwas zu sagen, sondern wartete einfach. Schließlich legte Cho die Zeitung zur Seite. „Sag doch bitte etwas“, bat Ginny vorsichtig, als Cho einige Minuten später noch immer nichts gesagt hatte. „Ich wünschte wirklich, ich könnte es ungeschehen machen. Und wenn du jetzt wütend auf mich bist, dann kann ich das vollkommen verstehen. Wenn du mir einen Fluch auf den Hals hetzen willst, dann nur zu. Ich habe es verdient, Cho.“ „Ehrlich gesagt, hätte ich uns beide gestern beinahe schon viel früher geoutet“, erwiderte Cho. Ginny sah sie verwirrt an. „Nach dem Spiel war ich so glücklich über unseren Sieg, dass ich am liebsten zu dir geflogen und dich geküsst hätte!“ „Oh!“ Cho kicherte verlegen. „Hätten mich meine Mannschaftskameraden nicht abgefangen, dann hätte ich es wohl auch gemacht.“ Sie legte eine Hand auf Ginnys Schulter. „Und du warst schließlich betrunken, als du mich geküsst hast. Mach dir keine Vorwürfe, Ginevra. Ich bin dir nicht böse.“ „Aber jetzt wird sich alles ändern. Sobald wir aus der Tür gehen, werden sie sich auf uns stürzen und ausfragen wollen. Wir werden keine ruhige Minute mehr haben.“ „Wir hatten auch vorher schon selten eine ruhige Minute.“ „Und jetzt wird unsere Sexualität immer ein Gesprächsthema sein. Unsere Freunde könnten sich von uns abwenden, unsere Familien uns verstoßen. Denk an all den Hass, den manche uns entgegenbringen werden. All die Vorurteile, mit denen wir uns auseinandersetzen werden müssen.“ „Das sind all die Gründe, weshalb ich unsere Beziehung immer geheim halten wollte“, stimmte Cho ihr zu. „Aber wenn wir jetzt behaupten, dass das nur ein Kuss zwischen zwei guten Freundinnen war, die vielleicht etwas zu viel Elfenwein intus hatten, denkst du wirklich, dass sie uns einfach so glauben werden? Du weißt, wie hartnäckig Rita Kimmkorn ist. Sie wird keine ruhige Minute geben, bis sie nicht alles aus uns herausgepresst hat. Und mit ihrem Schreibstil, wer weiß, wie sie uns und unsere Beziehung zueinander darstellt.“ Ginny nickte. Sie konnte sich noch allzu gut an Ritas Artikel während ihres dritten Schuljahres erinnern, als in Hogwarts das trimagische Turnier stattgefunden hatte. „Wir müssten noch mehr aufpassen“, fuhr Cho fort. „Denn Rita Kimmkorn würde bestimmt jede Gelegenheit nutzen, um zu vermuten, dass wir doch etwas am Laufen haben. Selbst wenn wir nur zufälligerweise im gleichen Laden sind.“ Cho hatte recht. Sich zu verstecken, war nun keine Option mehr. „Ich wünschte nur, wir hätten die Chance gehabt, uns selbst zu outen. Auf unsere Art und Weise. Und nicht durch so einen Zeitungsartikel, von dem wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte stimmt.“ „Sie behauptet, dass wir schon während Bills und Fleurs Hochzeit miteinander angebandelt hätten und bezieht sich darauf, dass wir dort miteinander gesprochen haben“, berichtete Cho ihr. „Aber du hattest mich doch nur nach dem Weg zum Bad gefragt!“, erinnerte sich Ginny und beide kicherten, als sie sich daran erinnerten. „Nun, so sind Ritas Artikel halt.“ Ginny seufzte und lehnte ihren Kopf dann gegen Chos Hand. Sie schloss ihre Augen, während Cho sanft mit dem Daumen über ihre Wange strich. Für einen kurzen Moment war alles perfekt. Es gab nur sie und Cho. „Bist du bereit?“, fragte Ginny schließlich und sah ihrer Freundin ernst in die dunklen Augen. „Nein“, gestand Cho ihr. „Ich wollte selbst entscheiden, wann ich meinen Eltern, meinen Freunden, der Öffentlichkeit sage, dass ich mit dir zusammen bin. Aber manchmal passieren die Dinge einfach und man kann sie nicht mehr ändern.“ „Wir könnten jedem, der den Artikel gelesen hat, einen Vergessenszauber auf den Hals hetzen?“, schlug Ginny vor. „Das wäre zu viel Arbeit, Ginevra!“ Cho hatte recht. Es gab keinen Ausweg mehr. Von jetzt auf gleich war Schluss mit dem Versteckspiel. „Trotzdem wünschte ich mir, dass ich mich hier für immer mit dir einsperren könnte!“, flüsterte Cho und küsste sanft Ginnys Lippen. „Nur du und ich.“ „Das wäre wunderbar!“ Für einen kurzen Moment einfach nur alle Sorgen vergessen. Für einen kurzen Moment die Illusion aufrechterhalten, dass alles in Ordnung war. Nur sie beide zählten. Der Moment wurde zerstört, als Ginnys Magen sich mit einem lauten Knurren zu Wort meldete. „Vielleicht sollten wir nach unten gehen und etwas essen“, schlug Cho grinsend vor. „Ich bin sicher, der Raum unten ist gefüllt mit Journalisten.“ „Dann klettern wir aus dem Fenster? Oder apparieren in die Küche und holen uns da schnell etwas?“ „Warst du nicht eine Ravenclaw? Du solltest wissen, dass wir es nicht ewig aufschieben können uns der Öffentlichkeit zu zeigen!“ „Stimmt. Wobei es mich doch etwas irritiert, dass noch niemand hier angeklopft hat, denkst du nicht auch?“ „Hannah wird ihnen sicherlich nichts verraten haben“, vermutete Ginny. Hannah Abbott war ein Jahr älter als sie und sie kannte die ehemalige Hufflepuff nur von den Treffen der DA. Aber sie hatte sie als einen loyalen Menschen in Erinnerung, der ein Geheimnis für sich behalten konnte. „Wir sollten es nicht mehr aufschieben!“, meinte Cho dann schließlich und drückte Ginnys Hand. „Wenn wir es nicht mehr ändern können, dann will ich wenigstens, dass die Zaubererwelt auch die komplette Wahrheit erfährt. Und nicht nur das da!“ Sie deutete verärgert auf die Zeitung. „Was schlägst du vor?“ „Lass uns unsere Version erzählen und veröffentlichen. Damit die Leute die Wahrheit kennen. Wir könnten sie im Klitterer abdrucken lassen. Luna wird sicher keine Veränderungen vornehmen.“ „Liebes, bist du dir da auch wirklich sicher?“ „Nein, Ginny. Aber es die einzige Möglichkeit, die uns bleibt. Wir können uns nicht mehr verstecken. Und vielleicht wird es Hexen und Zauberer geben, die uns so akzeptieren, wie wir sind.“ Ginny blickte Cho besorgt an. Sie wusste, wie schwer dieser Schritt vor allem für ihre Freundin war. Und sie war unendlich stolz, dass Cho nun dazu bereit war. „Ich habe genau zwei Menschen von uns beiden erzählt!“, gestand sie schließlich. „Luna ist meine beste Freundin und sie kennt mich besser als kein anderer Mensch. Genau genommen war sie es, die es erraten hat. Erinnerst du dich daran, dass ich den Sommer bei Charlie verbracht habe? Es war damals, als wir noch Freunde waren und ich nicht wusste, was ich mit den Gefühlen mache, die ich für die empfinde. Also bin ich nach Rumänien geflohen. Charlie war immer mein Lieblingsbruder, aber erzähl das bloß keinem. Dort erfuhr ich dann allerdings, dass Charlie und Mom sich zerstritten hatten. Sie war sauer, weil er immer noch keine Freundin mit nach Hause gebracht hatte. Und dann hat er mir gestanden, dass er einfach kein Empfinden daran hat eine Beziehung einzugehen. Charlie hat mich inspiriert, mich meinen Gefühlen zu stellen und ich hatte den Mut, ihm zu sagen, dass ich Frauen und Männer attraktiv finde.“ Ginny verstummte kurz und dachte über ihre nächsten Worte nach. „Wenn ich den Sommer nicht bei Charlie verbracht hätte, dann hätte ich es mir niemals eingestanden, Cho“, fuhr sie schließlich fort. „Er hat mich inspiriert. Und ich will, dass wir beide auch jemanden inspirieren und eine junge Hexe oder ein junger Zauberer den Mut finden wird zu seiner Sexualität zu stehen.“ „Du meinst, wir könnten die Welt zu einem besseren Ort machen?“ Ginny nickte. „Der Gedanke gefällt mir, Ginevra.“ Sie beugte sich nach vorne und küsste ihre Freundin sanft. „Wir schaffen das schon, Cho!“, versprach Ginny ihr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)