Agonie von JuPie88 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kat drückte auf ihrem Handy herum und steuerte so die Musik, die den Raum erfüllte. Die Kerzen spendeten das nötige Licht, um eine romantische beinahe erotische Stimmung zu zaubern. Chelsey lag im Arm meines Bruders und hatte ihre Wut darüber, hier aufgewacht zu sein, recht schnell vergraben. Wie konnte sie auch sauer sein? Ich beobachtete die beiden, während ich mit einem Bier in der Hand am Fenster lehnte und der Musik lauschte. Draußen hatte es sich bedrohlich zugezogen. Mein Bruder und seine Freunde waren das Paar schlechthin, eine Jugendliebe, die niemals endete. Nicht mehr lange und ein Gewitter würde über uns hereinbrechen. Was interessierte uns die Welt dort draußen? In diesen Momenten, rein gar nichts. Ich nahm einen Schluck und ließ meinen Blick zu Brad gleiten. Dieser saß lässig, mit einer Kippe zwischen den Lippen auf einer weiteren Couch und schrieb mit irgendeiner Bitch. Ich musterte den gutaussehenden Schwarzhaarigen und verharrte in der Pose. „Wie geil diese Musik ist.“ Meinte Kat und bewegte ihre Hüften zum Rhythmus. Ich sah zu ihrer herüber und grinste. „Wie Recht du hast.“ Nachdem ich die Flasche Bier mit einem großen Schluck geleert hatte, stellte ich sie auf die Fensterbank und ging zu Brad rüber. Die unnötige Schreiberei würde jetzt sein Ende finden. Ohne das er damit rechnete, stieg ich zu ihm auf die Couch und setzte mich auf ihn drauf. Sein zuerst verwunderter Blick, wich einem breiten Grinsen. Ich schnappte mir sein Handy und hob den Arm in die Luft. „Sind wir dir zu langweilig?“ fragte ich provokant und hob eine Augenbraue. „Wie könntest du langweilig sein?“ konterte er immer noch grinsend. Als sein Handy in meiner Hand vibrierte versuchte er danach zu fassen, dabei bäumte er sich ein wenig auf und war mit mir auf Augenhöhe. „Nana, das behalte ich!“ stellte ich ihn vor vollendeten Tatsache und steckte es in meine hintere Hosentasche. Brad lehnte sich wieder zurück und ich legte den Kopf leicht schief. Er hatte keine Ahnung, wie verrückt ich nach ihm war. Das hier war ein großes Spiel, das glaubte zumindest er. Ich ließ mich leicht nach vorne fallen und hielt mich an der Sofalehne fest. Ich mochte sein markantes Gesicht, seine Augen, die mich fixierten als könnte er alles lesen, was durch meinen Kopf ging. Die Musik animierte mich, meine Hüften ein wenig zu bewegen. Diese Aktion schien dem unter mir sitzenden zu gefallen. „Na wie geht’s so?“ fragte ich leise. „Gut und selber?“ fragte nun er und strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Scheiße Allison lass Brad in Ruhe!“ hörte ich Hunter rufen. Augenrollend legte ich den Kopf in den Nacken. „Wir machen nur Spaß!“ stöhnte ich genervt. „Aus Spaß wird Ernst...“ warf er mir entgegen. „Ja blabla und so...“ unterbrach ich ihn direkt und stieg von Brad ab. Dieser gab mir einen Klaps auf den Hintern. „Spielverderber!“ murmelte ich und ging zum Alkohol. Ich schnappte mir eine Flasche und meine Kamera. „Was machst du?“ wollte mein Bruder wissen, der sich wie ein Wachhund benahm. „Ich geh Bilder machen... wie immer.“ Verkündete ich und setzte mich in Bewegung. Mein Weg führte mich heute nicht wie sonst in die Küche, sondern in das Arbeitszimmer. Alte Möbel, stark verstaubt von der Zeit standen hier herum. Ich mochte den Geruch von alten Sachen und war froh, dass hier kein Vandalismus Einzug gehalten hatte. Es war noch wie früher. Jeden Monat fuhren wir hier raus, um unter uns zu sein. Um dem perfekten Leben er Kleinstadt zu entfliehen und die Seele baumeln zu lassen. Andere fuhren an den See oder ins Kino aber wir, waren nicht wie die anderen. Uns trieb der Durst nach neuem an und vor allem nach verbotenen, denn das war das hier auf jeden Fall. Alleine der Gedanke daran, wie mein Onkel ausrasten würde ließ mich heiße Ohren bekommen. Mit einem zufriedenen Lächeln setzte ich mich den Ohrensessel. Im gleichen Augenblick erhellte ein Blitz die Außenwelt. „Super!“ freute ich mich und nahm die Herausforderung an. Ich drehte den Sessel zu dem großzügigen Fenster, das zum Garten führte und wartete ich auf den nächsten Blitz. Ein ohrendbetäubender Donner zog über uns hinweg. Ich mochte Gewitter, man fühlte sich klein und machtlos. Wie oft hatte ich hier gesessen und daran gedacht was Leben bedeutete? Diese Phase überkam mich dann, wenn ich meinen Körper mit Alkohol vergiftete. In diesem wehrlosen Zustand kamen unbeantwortete Fragen ans Licht gekrochen, die ich sonst erfolgreich unterdrückte. Ich ließ meinen Blick nur wenige Momente durch den Raum vor mir gleiten und setzte die Kamera an. Hier hatte seit Jahrzehnten keiner mehr auch nur ein Finger gerührt. Ich blickte durch das Okular und wartete auf den nächsten Blitz. Sobald dieser kam, würde ich abdrücken und die Umgebung in einem atemberaubenden Zustand festhalten. Zu meinem Glück dauerte es nicht lange. Das Gewitter war nah genug um die Chance des perfekten Bildes in nur wenigen Sekunden zu erhalten. Der Blitz ließ die Welt erneut vor mir aufleben und ich drückte ab. Zufrieden über das Geschaffene, nahm ich die Kamera herab und sah auf das Display. „Was zum...?“ murmelte ich und erblickte auf dem Bild etwas, das einem Menschen glich. Mit der Zoomfunktion versuchte ich mehr zu erkennen und sah schließlich auf. Ich sah so gut wie nichts. Mein Herz fing an seiner Arbeit schneller nachzugehen als normalerweise. „What the f...“ murmelte ich und rutschte etwas tiefer in den Sessel. Wer auch immer dort draußen stand, die Person konnte mich nicht sehen. Es war viel zu dunkel hier drin. Die Neugier siegte, das Gesehene fungierte wie ein Magnet und zog mich ohne große Mühe an. Langsam erhob ich mich aus dem Sessel. Ein weiterer Blitz ließ das Licht für wenige Sekunden herrschen. Die Person stand mit dem Gesicht zu mir gewandt und schien mich zu fixieren. „Du kannst mich nicht sehen...“ flüsterte ich als die Dunkelheit wieder Einkehr hielt. „Unmöglich...“ war ich mir sicher und ging mit kleinen Schritten zum Fenster. Ich erkannte unbearbeitete, gen Himmel gewachsene Hecken, die sicherlich bis zum ersten Obergeschoss reichten. Die Natur hatte sich ihr Terrain zurückgeholt. Die Person war verschwunden. Ich lachte kurz auf, dabei ging ich mir durch mein Haar. „Meine Fantasie...“ murmelte ich erleichtert. „Was ist denn deine Fantasie?“ hörte ich jemanden hinter mir sagen und spürte kurz darauf zwei Arme, die mich umschlangen. Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzschnell um. Brad stand hinter mir und legte sofort seine Lippen auf meine. Ich brauchte wenige Sekunden um klar zu kommen und mich den gierigen Küssen meines Lovers hinzugeben. Ich vergrub meine Hände in dem weichen Haar und ließ mich mit ihm ziehen. Hinein in die Welt der erotischen Fantasien und des Verlangens nach mehr. „Eines Tages wird er es herausfinden und mich umbringen.“ Hauchte Brad, als er sich kurz von meinem Mund löste. „Dann soll er auch mich umbringen...“ flüsterte ich und spürte diese angenehme Hitze, die meinen Körper ohne Vorankündigung einnahm. „Und mich gleich mit...“ kam es von der Türe, an der Kat Schmiere stand. Ich musste grinsen. „Das ist es wert...“ raunte Brad und drückte meinen Körper noch näher an seinen. Wie ich seine Berührungen vermisste, wenn wir in der Anwesenheit meines Bruders so tun mussten, als wären wir normale Kumpel. Ein lautes Geräusch aus der Etage über uns ließ Kat kurz aufschreien. Sie war eine Dramaqueen. „Leute, habt ihr das auch gehört?!“ „Nein wir sind taub...“ konterte ich und sah zur Decke. „Was weiß ich, sexual Hormone können so manchen Verstand ausschalten...“ maulte die Rothaarige und trat einen Schritt zu uns vor. „Was?“ fragte er leise. Ich schüttelte ebenfalls ahnungslos den Kopf. Aus dem lauten einmaligen Poltern wurden schwere Schritte, die sich gemächlich Richtung Tür bewegten. „Wir sind nicht alleine...“ meinte der Ältere und löste die Umarmung. „Wir müssen den anderen Bescheid sagen.“ Schlussfolgerte ich und legte mir die Kamera um dem Hals. Gemeinsam setzten wir uns in Bewegung und hasteten zu den anderen. Ohne ein Wort fing ich an die Kerzen auszublasen, während Brad die Musik verstummen ließ. „Was ist los?“ fragte Chelsey verständlicherweise verwundert. „Wir sind nicht allein!“ Kats etwas hysterische Aussage brachte auch die anderen dazu sich aufzuraffen und ihre Klamotten zusammenzupacken. Die Schritte waren nun auch hier zu entnehmen. „Wer soll das sein?“ fragte Hunter und schnappte seine Jacke. „Willst du das wirklich herausfinden?“ fragte Chelsey mit ihrer rauchigen Stimme und warf die Tasche über. „Wer auch immer hier rumgeistert, der sollte uns besser nicht sehen.“ Fuhr ich fort und war startklar. Eilig gingen wir zum Ausgang. Die Schritte wurden lauter und als ich kurz stehen blieb um zu lokalisieren wohin sie gingen, sah ich unweigerlich zur Treppe. Die Person würde zu uns runterkommen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und doch war ich wie gelähmt. „Al!“ rief Hunter und schnappte sich meine Hand. Unsanft zog er mich hinter sich her. Wir liefen durch den Regen, der unweigerlich auf ein Gewitter folgte, zum Wagen. Erst als alle vier Türen geschlossen und verriegelt waren, spürte ich eine Erleichterung. Der Fahrer startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen rückwärst um zu wenden. Ich sah zum Haus und erblickte eine Person. Weder sein Gesicht noch seine Klamotten waren zu erkennen und doch war ich mir sicher, das musste der Typ aus dem Garten sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)