1998 - nach der Schlacht - Dramione von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Nach der Party... ---------------------------- Hermine verstand die Welt nicht mehr. Dieser Abend kam ihr vor wie ein Film; als wäre sie gar nicht dabei gewesen. Als sie unter Tränen zurück zum Gemeinschaftsraum gerannt war, hatte sich in ihrem Kopf alles überschlagen und sie war zusammen gebrochen. Sie lag auf dem Boden des Gemeinschaftsraums; vielleicht fünf Minuten, vielleicht fünf Stunden. Sie bekam keine Luft und schien in ihren Tränen zu ertrinken. Schließlich wurde sie von Ginny gefunden und ins Bett gebracht. An diesem Abend hatte Hermine einfach nur in den Armen ihrer Freundin gelegen und geweint. Sie wollte Ginny so viel sagen, doch sie konnte nicht. Ginny drängte sie nicht und fragte sie nicht aus; sie war einfach nur da und gab ihr Halt. Hermine war unter Tränen eingeschlafen und wachte vollkommen verkrampft und gerädert auf. „Guten morgen.“ Ginny lag noch immer neben ihr und lächelte sie an. Hermine konnte nichts sagen, sie lächelte nur gequält zurück. „Ich lasse dir jetzt ein Bad ein und danach gehe ich zu McGonagall und melde dich krank.“ Hermine sah sie mit erschrockenen Augen an. „Keine Widerrede!“, meinte Ginny gespielt ernst und erhob mahnend ihren Zeigefinger. „Nach dem Bad legst du dich wieder ins Bett und ruhst dich aus, ich hole dir noch einen Tee und etwas zu essen. Nach dem Unterricht komme ich wieder vorbei.“ Danach verschwand Ginny im Bad und Hermine hörte Wasser rauschen. Sie krümmte sich zusammen und zog die Bettdecke bis zum Kinn. Sie hatte noch nie im Unterricht gefehlt... doch heute war es ihr egal... so musste sie zumindest Drac... sofort entfuhr ihr ein lautes Schluchzen und Tränen rollten bereits wieder ihre Wangen herunter. Wenig später kam Ginny zurück ins Zimmer und eilte sofort Hermine; sie strich ihr sanft über den Rücken. „Ich bleibe bei dir Hermine, ich bin für dich da!“ „Danke.“, krächzte Hermine; ihr Hals war trocken und schmerzte. „Aber ich möchte jetzt etwas schlafen.“ Die Worte brachte sie kaum heraus, doch Ginny nickte. „Du willst deine Ruhe. Ich bringe dir nur noch etwas zu trinken.“ Hermine schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht zur Hälfte unter der Bettdecke. Sie schreckte leicht hoch, als Ginny klappernd eine Kanne Tee und eine Tasse, sowie einen Teller Gebäck auf den Nachttisch stellte. „Trink jetzt am besten gleich eine Tasse Tee, das wirkt Wunder!“ Hermine schüttelte den Kopf, doch Ginny ließ nicht locker. Sie zog die Decke etwas beiseite und lächelte sie an. „Vertau mir, trink etwas Tee.“ Hermine hatte verstanden; wahrscheinlich war der Tee verzaubert oder aus einem speziellen Kraut aufgegossen worden. Sie wollte nicht undankbar sein, also richtete sie sich auf und nahm die Tasse entgegen. Sie rümpfte die Nase; der Tee roch beißend und herb. »Die bitterste Medizin ist die beste...«, dachte sich Hermine und nahm einen kleinen Schluck, an dem sie sich gleich die Zunge verbrannte. Der Tee war wirklich bitter und gleichzeitig sauer. Sie verzog das Gesicht, was Ginny zum Lachen brachte. „Ich habe nicht gesagt, dass er gut schmeckt. Nimm noch einen Schluck.“ Hermine fühlte inzwischen eine wohltuende Wärme in der Magengegend, also trank sie noch etwas mehr. Die Wärme breitete sich nach oben aus, bis sie sich schwer auf ihre Augen legte. „Gib mir die Tasse.“ Ginny stellte die Tasse beiseite und Hermine sank wie benommen auf die Kissen; doch sie fühlte sich warm und wohl. Dass Ginny ihr Zimmer verließ, bekam sie gar nicht mehr mit. Ginny erklärte Professor McGonagall, dass es Hermine wirklich schlecht ging und sie sich trotzdem mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, im Bett zu bleiben. Da dies wirklich nach Hermine klang, war Professor McGonagall schnell überzeugt. Irgendwie schaffte es Ginny auch, einen Krankenbesuch durch Madam Pomfrey abzuwehren. Als Hermine am Abend aufwachte, fühlte sie sich merkwürdig erholt. »Das muss der Tee gewesen sein.« Sie richtete sich auf und entdeckte Ginny, die neben ihrem Bett saß und in einem Buch blätterte. „Lass mich raten, der Tee hat Wunder gewirkt?“ Sie lachte Hermine an und legte das Buch beiseite. Hermine rang sich ein Lächeln ab und nickte. Ginny‘s Lächeln wurde noch etwas breiter. „Übrigens ist das Badewasser von heute morgen immer noch warm, also ab mit dir!“ Hermine suchte nach einer Ausrede, um liegen bleiben zu können, doch da hatte Ginny ihr schon die Bettdecke weggezogen. „Keine Ausreden! Das Bad wird dir gut tun. In der Zwischenzeit besorge ich etwas zu essen für dich.“ Mit einem hämischen Grinsen verließ sie das Zimmer, Hermine’s Bettdecke unter den Arm geklemmt. Langsam quälte sich Hermine aus dem Bett, streckte sich ausgiebig und schlurfte dann ins Badezimmer. Dort war es schön warm und es roch angenehm nach Rosen. Sie kam nicht umhin an einem großen Spiegel vorbei zu laufen. Es war sicher Einbildung, doch sie hätte schwören können, dass die seit gestern noch dünner geworden war. Ihr Gesicht war blass-grau, die Augen verheult und die Haare standen in alle Richtungen ab. »Was für ein Häufchen Elend.« Sie trat einen Schritt zur Seite und legte ihre Kleidung ab. Die große Wanne war mit rosa schäumenden Wasser gefüllt und verströmte einen betörenden Duft. Vorsichtig ließ Hermine ihren Fuß hinein gleiten; tatsächlich war das Wasser angenehm warm. Es umspielte ihre Haut und sie tauchte einmal ganz unter, um ihre Haare einzuweichen. Sie badete ausgiebig und konnte tatsächlich ihre Gedanken für diese Zeit beiseite schieben. Danach wickelte sie sich in ihren kuscheligen Bademantel und ging zurück in den Schlafsaal. Ginny hatte inzwischen etwas zu Essen besorgt und auf den Tisch gestellt. „Du siehst gleich viel besser aus!“, lächelte sie und hielt Hermine ein Glas Kürbissirup entgegen. „Die Hauselfen haben sofort angefangen zu kochen, als sie gehört haben, dass es für dich ist.“ Hermine rang sich ein Lächeln ab und nahm einen Schluck. „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“, hauchte sie. „Doch, war es!“, wurde sie von Ginny unterbrochen. „Du bestehst nur noch aus Haut und Knochen! Außerdem ist Essen das beste Mittel gegen Liebeskummer.“ Hermine verschluckte sich an ihrem Kürbissirup. Sie setzte sich hustend auf ihr Bett und stellte das Glas beiseite. „Schon gut, Hermine. Liebeskummer ist vielleicht das falsche Wort. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß was mit dir los ist.“ Sie nahm einen der Teller vom Tisch und stellte ihn auf Hermine‘s Schoß. „Toast mit Rührei und gebackenen Bohnen.“ Sie reichte Hermine eine Gabel. „Es gibt auch noch Würstchen im Schlafrock, Nudelauflauf, Suppe...“ Doch Hermine hatte schon angefangen zu essen und Ginny war sichtlich stolz. Sie selbst bediente sich an den Würstchen und goss den beiden Kürbissirup nach. Sie saßen beieinander, aßen und tranken und sagten nichts. Hermine fühlte sich sehr wohl dabei, sie war Ginny wirklich dankbar. „Ich schau mal, ob ich noch was Süßes besorgen kann.“, meinte Ginny. „Und danach reden wir endlich!“ Bei diesem Satz wurde Hermine schlecht. Gestern wollte sie so gern mit Ginny reden, doch in der Zwischenzeit war so viel passiert... ...Draco... Sie konnte ihre Tränen einfach nicht unterdrücken. Eigentlich müsste sie ein schlechtes Gewissen gegenüber Ron haben... immerhin hatte sie einen anderen geküsst. Oh Gott, was war nur mit ihr los?! Seit der großen Schlacht hatte sich alles so sehr verändert; sie sich natürlich auch. Und ihre Gefühle hatten sich geändert. Sie liebte Ron nicht mehr. Doch sie hatte es ihm noch nicht gesagt; sie war immer noch mit ihm zusammen. .... und warum gerade Draco Malfoy?! Es fühlte sich an, als hätte eine Faust ihr in die Magengegend geschlagen. Sie erinnerte sich nur noch dunkel an den Kuss, doch... er war... wirklich... schön... Ginny kam zurück ins Zimmer und Hermine schreckte zusammen. „Hast du gerade einen Geist gesehen?“ Ginny stellte zwei große Eisbecher auf den Nachttisch. „Du bist ja kreidebleich.“ Besorgt strich sie Hermine eine Strähne aus der Stirn und sah ihr ernst in die Augen. „Was ist los Hermine?“ Hermine schlug das Herz bis zum Hals. Ihre Ohren dröhnten und sie konnte für einen Moment nur noch ihre Gedanken hören. »Ich habe Malfoy geküsst. Ich habe Malfoy geküsst. Ich habe Malfoy geküsst. Ich habe Draco Malfoy geküsst.« „Was ist los, Hermine?“ Hermine schluckte. „Ich habe M..“ Nein, das konnte sie Ginny nicht einfach so sagen. „Ich habe... mir Gedanken gemacht.“, heuchelte sie. „Hermine, kann ich dir etwas vorschlagen?“, wurde sie von Ginny unterbrochen. Hermine war überrascht, aber auch glücklich, dass sie nicht weiter reden musste. Sie nickte. „Ich werde dich jetzt etwas fragen und du wirst einfach nur Nicken oder den Kopf schütteln, ok?“ Hermine nickte. „Wirst du ehrlich sein?“ Hermine nickte. „Gut.“ Ginny lächelte. „Hast du schon einen Brief an Ron geschrieben?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Liebst du in noch?“ Hermine wandte ihren Blick ab und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Genau das dachte ich mir.“ Zu Hermine‘s Verwunderung lächelte Ginny verständnisvoll. „Du wirst es ihm bald sagen, oder?“ Hermine fühlte sich plötzlich so erleichtert und nickte. „Gleich morgen früh?“ Hermine atmete schwer aus und nickte. „Sehr gut.“ Ginny zog ihre Freundin in eine feste Umarmung und Hermine erwiderte diese. „Wenn du Hilfe brauchst, bin ich natürlich für dich da. Ich werde Ron nichts sagen, versprochen. Aber allzu lange kann ich nicht mehr schweigen.“ Die Umarmung löste sich und die beiden sahen sich in die Augen; Hermine nickte. „Jetzt gibt es erstmal Eis.“ Hermine‘s Appetit schien wieder vollkommen vorhanden zu sein, denn sie schlang das Eis regelrecht herunter. Es ging ihr jetzt so viel besser. „Danke Ginny.“, sagte Hermine, als sie den leeren Eisbecher beiseite stellte. „Nichts zu danken. Ich gehe gleich zurück in meinen Schlafsaal, damit du dich noch etwas ausruhen kannst. Aber...“ Sie räusperte sich. „...eine Sache möchte ich dich noch fragen.“ Hermine wurde nervös. „Warum hast du Malfoy geküsst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)