Verfluchter Valentinstag von aosakana ((Zo x Ro)) ================================================================================ Kapitel 1: Verfluchter Valentinstag ----------------------------------- „Ich brauche keine Blumen.“ Das war der Satz mit dem seine Misere begonnen hatte. „Blumen einfach abzureißen oder abzuschneiden nur um ihre Pracht in eine Vase zu stecken, wo sie einzig noch auf ihr Verwelken warten, ist geradezu grausam“, sprach die dunkelhaarige, hochgewachsene, und zudem verflucht ansehnliche, Archäologin neben ihm, während die Navigatorin der Sunny, an der gegenüberliegenden Seite des Esstisches, hellauf begeistert den Strauß aus Rosen und Schleierkraut an sich drückte und ihre Nase in die süßlich duftenden Blüten versenkte. „Wenn man sie wenigstens mit Wurzeln in einem Topf übergeben würde, dann hätte man viel länger was von der Schönheit dieser Pflanzen.“ Die sonst angenehm schweigsame Frau neben ihm stocherte etwas zu lustlos in ihrem Essen herum. Normalerweise wäre dies ein Grund gewesen, für den Küchenkasper sofort anzutanzen und ihr Essen schmackhafter zu gestalten, doch seitdem er nur noch Augen für seine Nami hatte, gab es ein gewisses Präferenzgefälle bei den weiblichen Crewmitgliedern. Auch wenn dieses weniger stark ausgeprägt war, als das zu den männlichen Mitgliedern. So musste sich Robin dennoch nur mit dem Zweitbesten abgeben. Natürlich nur, was das Essen anging. Er selbst war für sie der Hauptgewinn! Was das anging, hatte Nami eindeutig kein glückliches Händchen bewiesen als sie irgendwann Sanjis ständigen Avancen nachgegeben hatte. „Außerdem kann eine lebende Pflanze sogar zusätzliche Blüten bilden“, erklang es neben ihm. Ohne den Kopf zu bewegen, wanderten seine Pupillen seitlich zu ihr und fixierten sie. Nun, was das mit den Geschenken zum Valentienstag anging, musste er zugeben, dass ihr Kochlöffel doch etwas aufmerksamer war. Vielleicht sogar eher zu aufmerksam. Hätte er Nami nicht Blumen und Pralinen, letztere natürlich selbstgemacht, geschenkt, würde Robin wohl jetzt etwas ruhiger ihr Essen genießen können. Aber vor allen Dingen müsste er sich nun nicht Robins Rede über Pflanzen anhören! Und davon mal ganz abgesehen: Wer erfand überhaupt solche dämlichen Tage wie den Valentienstag?! Der Tag für Verliebte. Pah! Man könnte sich auch das ganze Jahr jeden Tag etwas schenken. Man tat es nicht, aber man könnte! Dafür braucht man aber auf jeden Fall keinen extra Tag. Nicht für ein paar dämliche Geschenke und erst recht nicht um zu mosern, wenn man diesem gesellschaftlichen Zwang nicht nachkam. Das sah Robin mit Sicherheit ganz ähnlich. „Und dann hätte man sogar noch mehr Blüten, die man bewundern könnte“, schmollte es neben ihm. Naja wenn man davon mal absah, dass sie aktuell aus diesem Grund eher etwas verstimmt war. „Nein ich brauche wirklich keine Blumen.“ Woher hatte der Gemüseschäler bei diesem Wetter überhaupt solche Blumen? Sie lagen schon seit Tagen vor einer Winterinsel. Es neigte sich hier zwar langsam dem Frühling zu, doch bis auf verschneite Bäume und ein paar rote Kamelienblüten hier und da, hatte er hier noch keine großartige Pflanzenwelt gesehen. Er warf dem verliebten Idioten einen bösen Blick zu. Nach Robins Pladoyer für Topfpflanzen, würde er wohl keine Kamelienblüten abreißen können und damit die trübe Stimmung der Person an seiner Seite erhellen können. Außerdem würde es wie eine billige Nachmache aussehen, wenn er dies dem Kochlöffel gleich tun würde. Noch dazu wäre der Moment extrem peinlich! Es blieben momentan zwei Optionen für ihn. Option eins: Er wartet bei Robin mit etwas viel Besserem auf als der Rosenkavalier, was die Verspätung des Geschenkes entschuldigte. Oder Option zwei: Er beließ es einfach dabei und behielt das Nichtsschenken konsequent bei. Würde seinem Geldbeutel eh sehr entgegen kommen, wenn Robin sich gar nicht erst dran gewöhnte, von ihm teure Geschenke zu bekommen. Ohne ein Wort zu sagen, oder die ach so glückliche Navigatorin weiter zu beachten, stand er auf und griff nach seinen drei treuen Weggefährten, die tatsächlich nur dann redselig waren, wenn er es für sich nutzen konnte. Und positiv hinzu kam, dass seine Schwerter ihm nicht widersprachen. Als er hinaus trat umfing ihn eine eisige, trockene Kälte. Selbst das Deck der Sunny zierte eine dünne Schneeschicht und ihr neuestes Crewmitglied, ein krüppeliger, aber dennoch heißgeliebter Schneemann, grinste ihm dämlich entgegen. „Warts ab!“, knurrte er. „Wenn wir wieder in See stechen und die Sonne an Kraft gewinnt, vergeht dir das Lachen.“ Damit setzte er zu einem knappen Sprung über die Reling an und landete an Land. Schnee stob glitzernd um ihn herum auf. Doch man gewöhnte sich nach einer Weile an alles. Sei es die klirrende Kälte, oder das alles überspannende Weiß. Sein Weg führte ihn den Hügel zum Dorf hinauf. Links und rechts zeugten tiefe Spuren von den harten Schneeballschlachten, gefallenen Schneeengeln und den Schlittenrennen der anderen. Gerade Chopper fühlte sich hier äußerst heimisch. Mit seinem dichten Fell war er aber auch klar im Vorteil. Die aufsteigenden dichten Rauchschwaden der Schornsteine lotsten ihn jedoch schließlich zum Dorf. Doch bevor er jenes betrat, blieb er stehen und schnaubte genervt. Das also hatten sie in den letzten Tagen, wo sie hier bereits vor Anker lagen, vorbereitet. Für den verdammten Tag der Verliebten hatten sie ernsthaft Unmassen von roten und rosa Papierblumen angefertigt und zu Herzen und Girlanden zusammengesteckt. Wahrscheinlich hatte sich der Schnitzelklopfer doch nicht so sehr mit seinem Valentinsgeschenk anstrengen müssen. Er durchstreifte argwöhnisch die lebendigen Straßen des Dörfchens. Valentinskitsch in jedweder Form sprang ihm entgegen: Herzen, Blumen, Engel mit Pfeil und Bogen, Pralinen. Dieser ganze Tag wurde hier so himmelhochjauchzend gefeiert, dass ihn seine Schritte ohne es zu wollen zu seiner Kneipe geführt hatten. Mit verschwommenen Blick sah man dieses Martyrium nicht mehr. Und mit genug Alkohol würde ihm irgendwann eh alles egal sein. Dann konnte er auch mit einer Pralinenschachtel in Herzform zu ihr gehen. Doch als Zoro schließlich vor seiner Herz- und Leberapotheke, in Form einer Kneipe, stand, hinderte ihn ein Papierfetzen am Eintreten. Jenes zeigte ein fettes rotes Herz mit einem schmerzhaft süßen Gruß und dem fürchterliche Hinweis, dass man hier aufgrund des Feiertages erst am nächsten Tag wieder ausschenken würde. Seine Augenbraue zuckte nervös. Doch leider schien dieser Zettel weder in Flammen aufgehen zu wollen, noch sich einfach auf zu lösen. Er hatte bislang wirklich noch keinen anderen Ort gefunden, wo dieser Tag so gnadenlos gefeiert wurde wie hier. Eine uralte, hutzelige, kleine Frau mit Spazierstock lief wackelnd hinter ihm entlang. „Na, auch frustriert von diesem Tag?“, krächzte sie. Zoro knurrte. „Fremd hier, hm?“ Er schielte aus dem Augenwinkel zu ihr. Die weißen Haare der Frau waren in einem dicken Dutt zusammengerafft, welcher fast so groß war, wie ihr Kopf selbst. Die vielen Falten hingen Kaskadenartig über ihr Gesicht, so dass man kaum ihre kleinen Augen erkennen konnte. Wieder zuckte seine Augenbraue nervös. Diese alte Frau hatte etwas äußerst Unheimliches. „Geschenk vergessen, hm?“ Sein Blick verfinstere sich. Diese Alte! Doch sie lachte nur krächzend. „Keine Sorge mein Kleiner, die Zeit wird die Dinge ändern.“ Damit drehte sie sich wieder zum Gehen. „Deine Süße wird nicht ewig sauer sein. Spätestens wenn der Frühling in ihr Herz scheint, wird sie anders denken.“ Wieder lachte sie, dass ihm die Ohren vibrierten. Schnurstracks stampfte er hinaus aus dem rosaroten Wahnsinn. Die weiße Märchenlandschaft und die durch jeden Stoff dringende Kälte, wirkten geradezu erholsam auf ihn ein. Natürlich würde sie ihm das nicht ewig nachtragen. Es war schließlich Robin. Sie würde es nicht vergessen, aber sie wäre nicht sauer auf ihn. Nicht ewig zumindest. Nein, böse wäre sie nicht auf ihn, aber enttäuscht - und das erschien ihm mit einem mal viel schlimmer, als wenn sie einmal richtig wütend auf ihn war. Einmal Sachen nach ihm werfen, ihn anschreien, heulen und weinen. Er blieb stehen und sah zu Boden. Am Wegesrand erhoben sich an einem Zaun einige abgeknickte Grashalme. Wenn der Frühling in ihr Herz schien würde sie anders denken. Plötzlich war die Idee da. Seine Laune hellte auf. Ein paar Tage später hatten sie wieder von der Winterinsel abgelegt. Die Temperaturen stiegen langsam an und der Schnee schmolz dahin. Die Wintermäntel wurden längst gegen leichtere Jacken getauscht. Zoro hatte freiwillig in den letzten Tagen die Nachtwachen übernommen und mehr trainiert als sonst. Immer wieder war dabei sein Blick unauffällig übers Deck geglitten. Er schien etwas zu suchen. Doch auf ihre Fragen hin bekam Robin nie mehr als ein Knurren. Sie hatte ihren Frust eigentlich schon am Tag darauf abgelegt als sie bemerkte, dass Zoro sich auffällig abwesend verhielt. Normalerweise hatte er immer mal ein Auge und ein offenes Ohr für sie, während er trainierte. Sie war an diesem Morgen die Erste die wach wurde und an Deck ging. Wie üblich wanderte ihr Blick zuerst zu ihm hoch. Überrascht schoben sich ihre Augenbrauen zusammen. Lässig stützte Zoro einen Ellenbogen auf dem offenen Fenster ab und sah mit einem Lächeln hinab. Irritiert starrte sie ihn an. Als er sie bemerkte drehte er sich zum Fenster, verschränkte die Arme auf dem Fensterrahmen und bettete sein Kinn auf diesen. „Was zum ...?“, flüsterte sie und ganz automatisch trugen sie ihre Füße vorwärts. Doch mitten auf dem Rasen des Hauptdecks sah sie, einer Ahnung folgend, hinab und erstarrte. Fassungslos wanderte ihr Blick übers Deck. Sie spürte deutlich, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Eine unglaubliche Wärme und ein Kribbeln legten sich auf Bauch, Wangen und Ohren. Über Nacht hatte sich der Rasen der Sunny in eine Blumenwiese verwandelt. Dem besonderen Klima war es wohl zu verdanken, dass ein Meer aus weißen Märzbechern, gelben und violetten Krokussen und einer kleinen Form der goldgelben Narzissen plötzlich aus ihren Zwiebeln geschlüpft waren und die ihnen innewohnende Schönheit mit der Welt teilten. Ruckartig sah sie wieder hoch zum Krähennest. Doch das Fenster war wieder geschlossen. „Danke“, flüsterte sie und lächelte glücklich. Er hatte ihr also mehr als nur zugehört. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)